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medianet.at health economy PLA-Geschäftsführer Roland Huemer und Thomas Grassler diskutierten mit dem Internetexperten Tim Cole und dem Forscher Markus Paulmichl (beide Mitte) über Zukunft der Medizin. Investitionen Private Ge- sundheitseinrichtungen bauen kräftig aus 67 Verordnung Der Medizin- produktebranche stehen Änderungen ins Haus 68 Innovationen Forschende Industrie sieht Einspa- rungen durch F&E 70 Wartezeiten Mediclass und Blue Motion disku- tieren Versorgung 71 Investition Croma-Phar- ma baut die Produktion kräftig aus 72 Freitag, 2. Oktober 2015 COVER 65 © www.christian-husar.com Digitale Revolution zeigt neue Wege für Gesundheit Internetguru Tim Cole und Forscher Markus Paulmichl diskutierten bei Event der Pharma Logistik Austria über E-Health und Präzisionsmedizin. 66 Neuer Boss für Ordensspitäler Frater Joachim Mačejovský wurde zum neuen Provinzial der Österreichischen Ordenspro- vinz der Barmherzigen Brüder ernannt. Er ist verantwortlich für 43 Ordensbrüder sowie etwa 7.600 Beschäftigte, die an 30 Standorten in Österreich, Ungarn, der Slowakei und Tschechien im Gesundheits- und Sozialsystems tätig sind. Offensive für Forschung Gernot Erlach hat vor Kurzem die Geschäfts- führung von Vita 34, Österreichs größter Nabelschnurblutbank, übernommen. Der gebürtige Steirer verfolgt ehrgeizige Ziele und startet noch im Herbst eine „Informationsoffensive“ mit ös- terreichweiten Veranstaltungen. © Barmherzige Brüder © Vita34/KatharinaSchiffl lächeln – trotz Migräne Einfach wieder www.omni-biotic-migraene.com Institut Allergosan Pharmazeutische Produkte Forschungs- und Vertriebs GmbH Diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diät) WELT NEU HEIT Liebe(r) LeserIn, schlafen Sie gut! Ein beruhigendes Gefühl zu wissen: fachlich präzise, verlässlich und verfügbar. So arbeiten wir für Ihren Erfolg. PHARMAINDUSTRIE Günstige Arzneien für ärmere Länder WIEN/GENF. Der Pharmakonzern Novartis will Medikamente gegen weitverbreitete Krankheiten in armen Ländern leichter zugäng- lich machen. Das Unternehmen bietet in einem ersten Schritt Regierungen und Nichtregierungs- Organisationen in Kenia, Äthio- pien und Vietnam insgesamt 15 seiner Arzneien zur Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankun- gen und Brustkrebs an. Die WHO wiederum will günstige Generika verfügbar machen. Seite 70 © Cromapharma

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health economy

PLA-Geschäftsführer Roland Huemer und Thomas Grassler diskutierten mit dem Internetexperten Tim Cole und dem Forscher Markus Paulmichl (beide Mitte) über Zukunft der Medizin.

Investitionen Private Ge-sundheitseinrichtungen bauen kräftig aus 67

Verordnung Der Medizin-produktebranche stehen Änderungen ins Haus 68

Innovationen Forschende Industrie sieht Einspa-rungen durch F&E 70

Wartezeiten Mediclass und Blue Motion disku-tieren Versorgung 71

Investition Croma-Phar-ma baut die Produktion kräftig aus 72

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Digitale revolution zeigt neue Wege für Gesundheit Internetguru Tim Cole und Forscher Markus Paulmichl diskutierten bei Event der Pharma Logistik Austria über E-Health und Präzisionsmedizin. 66

Neuer Boss für OrdensspitälerFrater Joachim Mačejovský

wurde zum neuen Provinzial der Österreichischen Ordenspro-vinz der Barmherzigen Brüder ernannt. Er ist verantwortlich für 43 Ordensbrüder sowie

etwa 7.600 Beschäftigte, die an 30 Standorten in Österreich,

Ungarn, der Slowakei und Tschechien im Gesundheits- und Sozialsystems tätig sind.

Offensive für Forschung

Gernot erlach hat vor Kurzem die Geschäfts-

führung von Vita 34, Österreichs größter Nabelschnurblutbank, übernommen. Der gebürtige

Steirer verfolgt ehrgeizige Ziele und startet noch im Herbst eine „Informationsoffensive“ mit ös-terreichweiten Veranstaltungen.

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www.omni-biotic-migraene.comInstitut Allergosan Pharmazeutische Produkte Forschungs- und Vertriebs GmbHDiätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diät)

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Liebe(r) LeserIn,schlafen Sie gut!

Ein beruhigendes Gefühl zu wissen: fachlich präzise, verlässlich und verfügbar. So arbeiten wir für Ihren Erfolg.

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PharmaInDustrIe

Günstige Arzneien für ärmere LänderWIEN/GENF. Der Pharmakonzern Novartis will Medikamente gegen weitverbreitete Krankheiten in armen Ländern leichter zugäng-lich machen. Das Unternehmen bietet in einem ersten Schritt Regierungen und Nichtregierungs-Organisationen in Kenia, Äthio-pien und Vietnam insgesamt 15 seiner Arzneien zur Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankun-gen und Brustkrebs an. Die WHO wiederum will günstige Generika verfügbar machen. Seite 70

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medianet.at66 Coverstory Freitag, 2. Oktober 2015

••• Von Martin Rümmele

WIEN/WELS. „Das Internet nimmt dem Arzt seinen wichtigsten Hei-lungseffekt – den Plazeboeffekt“, sagte der deutsche Internetguru und Fachjournalist Tim Cole beim jährlichen Event der Pharma Lo-gistik Austria und skizzierte damit auch einen grundlegenden Wandel im Gesundheitswesen durch den Einsatz von Informationstechnolo-gien. Heute zeige das Internet viel mehr Behandlungsoptionen und alternative Behandlungsmethoden. „Und Patienten informieren sich vor einem Arztbesuch zunehmend genau und erwarten dann vom

Arzt, dass dieser auch diese Be-handlungsmethoden kennt und be-herrscht.“ Tue er das nicht, verliere er an Glaubwürdigkeit.

Big Data ist RealitätMan wolle zeigen, wie sich das Gesundheitswesen und damit die Versorgungsstruktur entwickelt, erklärte PLA-Geschäftsführer Ro-land Huemer den Hintergrund für die jährliche Veranstaltungsreihe. Gerade die Kombination von Inter-net beziehungsweise Big Data und die Fortschritte in der Entschlüs-selung des menschlichen Genoms beeinflussen zukünftig das Ge-samtsystem. Cole sieht im Einsatz

moderner IT viele grundlegende Veränderungen auf die Branche zukommen. Big Data im Dienste der Gesundheit sei längst Realität, die Entwicklung könne aber auch in ungewollte Richtungen gehen. „Computer werden bald sehr, sehr leistungsfähige Berater von Ärzten sein. Kein Arzt kann heute die ge-samte Fachliteratur in kurzer Zeit analysieren. Vor allem in der Krebs-medizin kann es für die Therapeu-ten hilfreich sein, sich rasch auf den neuesten Stand zu bringen.“ Parallel bringen Computer enorme Vorteile in der Forschung, wo sich vor allem durch die Entschlüsse-lung genetischen Codes viele Mög-

lichkeiten für die Arzneimittelfor-schung auftun, betonte auch Mar-kus Paulmichl, Institutsvorstand für Pharmakogenetik und Phar-makogenomik der PMU Salzburg. Umgekehrt lernen aber auch die IT-Systeme von der Medizin. Cole: „Man schätzt dass schon heute pro Patient ein Gigabyte an Daten an-fallen. So eine unglaubliche Menge ist künftig nicht zu verarbeiten, da-zu braucht es leistungstarke Syste-me – neuronale Computersysteme, die wie ein Gehirn arbeiten.“

Zukunft Präzisionsmedizin Das Internet führe auch zu einer Demokratisierung der Medizin. „In den USA gibt es bereits Systeme von crowd diagnostics. Da stellt je-mand Symptome ins Netz und das Netz sucht Lösungen. Da arbeiten Ärzte mit, aber vielleicht auch Pa-tienten selbst oder Selbsthilfegrup-pen“, zeigte Cole Entwicklungen auf. Paulmichl zeigte wiederum, welches Potenzial die Entwicklung der personalisierten Medizin er-möglicht. Kein Mensch ist gleich und um die richtige Medikamenten-auswahl zu treffen, ist es sinnvoll, auch genetische Voraussetzungen analysieren zu können. Damit kön-nen künftig Therapien geschärft und Nebenwirkungen einge-schränkt oder sogar vermieden werden. Dazu arbeitet Paulmichl in seiner Funktion als Vice-Chair der Pharmacogenomic-Working-Party der EMA an der Erstellung einer „Good Genomic Practice Gui-deline“, die 2016 publiziert werden soll. Sein Institut ist eines von fünf europäischen Zentren zur Analyse von genetischen Faktoren zur Me-dikamentenwirkung.

Auch für Pharma Logistik Aust-ria sind maßgeschneiderte Dienst-leistungen zentral für die tägliche Arbeit. Als spezialisierter Partner – vor allem für hochsensible Arz-neimittel – übernimmt PLA die Dis-tribution für über 50 nationale und multinationale Pharmahersteller. Darüber hinaus sind es vor allem unsere produktspezifischen value-added-services, die uns zu einem einzigartigen Partner der Industrie machen, betonte Huemer.

Medizin steht vor digitaler revolutionModerne Informationstechnologien werden das Gesundheits-wesen grundlegend verändern, sagt der deutsche Internetguru Tim Cole bei der Veranstaltung der Pharma Logistik Austria.

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WIEN/BUDAPEST. Von 20.-22. Oktober dieses Jahres findet in Budapest die internationale GS1 Healthcare-Konferenz statt. Un-ter dem Motto „The Power of Glo-bal Standards in Healthcare“ sind auch diesmal wieder hochrangige Vertreter aus dem Gesundheitswe-sen anwesend und berichten über Neuerungen im Bereich der Stan-dardisierung.

„Anwender aus allen Bereichen der Supply Chain sowie Behörden-vertreter zeigen in der dreitägigen Konferenz weltweite Anwendungs-beispiele des GS1-Systems zur Steigerung der Patientensicherheit sowie der Supply Chain-Sicherheit und -Effizienz“, teilt GS1 in einer Aussendung mit.

Neben Best-Practice-Beispielen aus dem Krankenhausbereich wer-

den bei der Konferenz auch neue globale und EU-weite Verordnun-gen und Richtlinien und ihre Fol-gen näher beleuchtet.

Qualität der Prozesse verbessernErfahren können Besucher bei der Konferenz, wie GS1-Standards die Qualität der Prozesse erhöhen kön-nen, was wiederum in einer Steige-rung der Patientensicherheit und in einer Reduzierung der medizini-schen Fehler resultiert.

Neben Praxisbeispielen von Im-plementierungen betreffend die Rückverfolgbarkeit von Medizin-produkten werden auch verschie-dene andere Projekte in den Be-reichen von Krankenhäusern und anderen Unternehmen aus dem Gesundheitswesen präsentiert. GS1 stellt ein weltweit eindeutiges

Identifikationssystem für Standor-te, Artikel, Versandeinheiten und vieles mehr zur Verfügung. Das System ist nach eignen Angaben die Grundlage für den elektroni-schen Geschäftsdatenaustausch und die Standardisierung von Nachrichten und Geschäftspro-zessen zwischen einzelnen Unter-nehmen.

GS1 verbindet laut eigener Defi-nition den Warenfluss mit dem In-formationsfluss, Geschäftsprozesse sollen damit schneller, günstiger und sicherer werden. Weltweit hat GS1 in über 150 Ländern knapp zwei Millionen Mitglieder. Mehr als fünf Milliarden Strichcodes werden jeden Tag weltweit gescannt. GS1 Austria besteht seit 1977 und ist eine neutrale Non-Profit-Organisa-tion. (red)

Waren und InformationenIn rund einem Monat startet die internationale GS1 Healthcare-Konferenz; die Branche diskutiert dabei neue Entwicklungen.

GS1 verbindet den Warenfluss mit dem Informationsfluss.

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Internetexperte Tim Cole zeigte bei der PLA-Kundentagung die Möglichkeiten und Grenzen von E-Health auf.

Arzneimittel: Wer den Ton angibtMartin rümmele

Die Pharmabranche ist nicht nur Liebkind von Anlegern, jetzt übernehmen sie zunehmend auch das Sagen: In den USA sorgt derzeit das kleine Unter-nehmen Turing Pharmaceuticals für Diskussionen. Über Nacht wurde der Preis für eine Tablet-te eine Arzneimittels, das zur Behandlung von Toxoplasmose und seltener Malaria eingesetzt wird von 13,5 US-Dollar auf 750 US-Dollar erhöht. Dabei hat die Entwicklung des Wirkstoffs das Unternehmen nicht viel gekostet, und bereits 1953 hat es die Arzneimittelbe-hörde FDA zugelassen. Es gilt als Mittel zur Behandlung von Toxoplasmose, einer durch Pa-rasiten übertragenen Infektions-krankheit, die für Schwangere oder Menschen mit geschwäch-tem Immunsystem – etwa HIV-Infizierte oder Krebskranke – gefährlich werden kann.Das Mittel wurde ursprünglich von GlaxoSmithKline hergestellt und wechselte nach 2010 in den USA mehrmals den Besitzer. Im August ging es an Turing Pharmaceuticals; der dortige Hauptinvestor – ein Finanzinves-tor – argumentiert die Preiser-höhung damit, dass man das Geschäft profitabel machen müsse. Bereits 2011 gründete er eine Firma, die alte, vernach-lässigte Arzneien aufkaufte und dann die Preise erhöhte. Insge-samt hat er der Pharmabranche damit wenig Gutes getan. Wenn Unternehmen für echte Innova-tionen nämlich höhere Preise fordern, halten ihnen die Kassen derartige Negativbeispiele vor die Nase.

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medianet.at Freitag, 2. Oktober 2015 HEALTH:CARE 67

••• Von Ulli Moschen

WIEN/WOLFSBERG. Um den ho-hen Erwartungen, die an die Priv-atmedizin gestellt werden, gerecht zu werden, nehmen gleich mehrere Einrichtungen Geld in die Hand. Rund eine Mio. € ließ sich die Pre-miQaMed Gruppe die Moderni-sierung der Infrastruktur seiner Confraternität-Privatklinik Josef-stadt kosten. Neben einem neuen Terrassencafé wurde der Eingangs-bereich erneuert und der Komfort in den Zimmern durch neue sani-täre Einrichtungen erhöht. „Unsere Patienten legen großen Wert auf ein ansprechendes Ambiente“, sagt Werner Fischl, Geschäftsführer der PremiQaMed Privatklinken GmbH. „Das geht natürlich nur mit konti-nuierlichen Qualitätsverbesserun-gen.“

Vor Kurzem eröffnete auch das Thermalbad Weissenbach in der Nähe von Wolfsberg, eine Einrich-tung der Dr. Dr. Wagner Gruppe, seinen modernen Neubau. Insge-samt wurden 12 Mio. € in den Bau eines modernen, viergeschossigen Hoteltrakts mit neuem Wohlfühl-bereich und Speisesaal investiert. Die räumlichen Erneuerungen sol-len die heilsame Atmosphäre des Hauses nun noch sichtbarer nach außen tragen.

Ordensspital erweitertAuch das gemeinnützige Kranken-haus Göttlicher Heiland in Wien Hernals, ein Unternehmen der Vin-zenz Gruppe, soll um einen fünfstö-ckigen Zubau erweitert werden. Vor Kurzem legten Gesundheitsstadträ-tin Sonja Wehsely, Bezirksvorstehe-rin Ilse Pfeffer und der Geschäfts-führer der Vinzenz Gruppe, Stephan Lampl, gemeinsam den Grund-

stein dazu. Die Einrichtung hat sich bisher auf Gefäßmedizin und Akutmedizin für ältere Menschen spezialisiert. Der Zubau soll nun nicht nur eine bessere Infrastruk-tur bieten, sondern auch wichtige medizinische Schwerpunkte setzen, etwa durch den Ausbau der Neuro-

logie, betont die Vinzenz Gruppe. 54 Mio. € sollen bis zur geplanten Fertigstellung bis Ende 2017 in den Neubau fließen, rechnet das Unter-nehmen vor; 80% davon werden von der Stadt Wien subventioniert, 20% trägt das Krankenhaus aus eigenen Mitteln.

67 Mio. für private EinrichtungenGleich mehrere private Gesundheitseinrichtungen investie-ren derzeit kräftig. Ziel ist in allen Projekten, die Qualität zu erhöhen, denn die Ansprüche der Kunden steigen.

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InvEsTITIon

Hilde Umdasch stiftet für KinderAMSTETTEN. Erstmals in Öster-reich bietet ein neuartiges Wohn- und Pflege-Modell zehn Plätze für die temporäre oder dauerhafte Pflege und Betreuung von Kin-dern und Jugendlichen mit einer lebensverkürzenden Diagnose. Der Bau des Hauses wurde durch eine von Hilde Umdasch errichtete Stiftung finanziert. Betrieben wird die Einrichtung von der Malteser Kinderhilfe. Das Leistungsspekt-rum ist breit: Es erstreckt sich von Kurzzeit- über Langzeitpflege bis hin zu einem Hospiz- und einem Bedarfskrisenplatz. Das „Hilde Umdasch Haus“ schließt damit erstmalig eine Lücke, die betrof-fene Eltern in Österreich bisher regelmäßig vor ein unlösbares Problem gestellt hat. „Der Bedarf an einer solchen Einrichtung schlummert im Verborgenen und wird kaum öffentlich themati-siert“, erklärt die Unternehmerin Hilde Umdasch.

Die Dr. Dr. Wagner Gruppe hat in Kärnten das Thermalbad Weissenbach ausgebaut.

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medianet.at68 Medizin:Technik Freitag, 2. Oktober 2015

••• Von Ina Schriebl und Martin Rümmele

Denkt man an Un-t e r n e h m e n d e r Gesundheitswirt-schaft, so ist es meist die Pharma-industrie, die einem einfällt. Aber größer

und in einigen Bereichen auch dy-namischer ist die heimische Me-dizinproduktebranche. Neben OP-Handschuhen, Blutdruckmesser, Atemmasken, Verbandstoffe sowie Implantaten – vom Herzschrittma-cher bis zum Silikonpolster und dem künstlichen Kniegelenk – ge-hören dazu auch medizintechni-sche Geräte bis zum Computerto-mografen und genauso ein simpler Nasenspray, bestimmte Augentrop-fen oder Abführmittel.

Insgesamt sind rund 500.000 verschiedene Medizinproukte auf dem Markt. Knapp 500 Unterneh-men gibt es in Österriech mit na-hezu 24.000 Beschäftigten. Der Branchenumsatz wird auf rund sieben Milliarden Euro geschätzt. Das ist etwa das Doppelte der Pharmabranche. Die steigenden medizinischen Anforderungen an Diagnostik und Therapie, die de-mografische Entwicklung, aber auch die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und somit auch nach Medizinprodukten ver-sprechen der Branche für die Zu-kunft rosige Zeiten.

EU macht DruckTrotz dieser Aussichten herrscht in der Branche allerdings kräftige Anspannung: Im Gefolge des von Frankreich ausgehenden Brustim-plantate-Skandals vor einigen Jahren und anderer Probleme mit Medizinprodukten will die EU über eine Verordnung die Zulassung und den Gebrauch neu regeln. Seit drei Jahren wird über eine neue Medi-zinprodukteverordnung in der EU beraten, jetzt wird es ernst. „Die Regelung wird alle Medizinpro-dukte betreffen – vom Zulassungs-verfahren über Studien, gefährliche Substanzen bis zur Wiederaufbe-reitung von Einmalprodukten“, sagt Philipp Lindinger, Geschäfts-führer des heimischen Branchen-verbandes Austromed.

Der EU-Ministerrat hat sich nun auf eine gemeinsame Linie verstän-digt, im Oktober sollen nun die wei-teren Prozesse für die Ausarbeite-rung der Verrodnung starten, 2016 sollen die neuen Regeln via Verord-nung in Kraft treten und für alle Unternehmen und Mitgliedsländer bindend sein. Im Kern sind strenge-re Regeln vor allem bei der Markt-überwachung vorgesehen. Nach der neuen Regelung müssen sogenann-te Hochrisiko-Medizinprodukte künftig klinische Studien durch-laufen, die deren Sicherheit und Wirksamkeit belegen – erst dann sollen sie zugelassen werden. Viele Experten haben sich eine zentrale

europäische Zulassungsstelle für Medizinprodukte gewünscht, ähn-lich wie es sie für Arzneimittel gibt. Doch dazu konnte sich der EU-Rat nicht durchringen. Lindinger: „Das Ziel ist sicherlich, die Patienten-sicherheit zu erhöhen. Aber es darf nicht zu einer überbordenden Bü-rokratie führen.“ Derzeit seien auch einige Regelungen angedacht, die den Patienten nichts brächten, aber vor allem die Unternehmen belas-ten, sagt der Branchensprecher. „Die Frage wird sein, wie praktika-bel die Verordnung sein wird.“

Sorge um SicherheitsstandardsLindinger hat unter anderem Sorge, dass im „Trialog“ zwischen Kom-mission, EU-Rat und dem EU-Par-lament aus ökonomischen Gründen eine Art Tauschhandel mit Verrin-gerung der Sicherheitsstandards bei den Einwegprodukten erfolgen könnte. Hier gebe es Bestrebungen, an sich für den einmaligen Ge-brauch in Krankenhäusern, Ordina-tionen und anderen Gesundheits-einrichtungen bestimmte Produkte leichter wiederverwertbar zu ma-chen. „Mundspatel, OP-Handsuche und Co. bald mehrfach verwend-bar?“, titelte die Austromed in einer Presseaussendung.

EU-Kommission, -Rat und -Par-lament haben laut Lindinger hier unterschiedliche Vorstellungen. „Die EU-Kommission steht auf dem Standpunkt, dass bei Wiederaufbe-reitung eines Einwegprodukts die wiederaufbereitende Stelle zum neuen Hersteller wird. Das wäre

in Ordnung“, sagte der Austromed-Geschäftsführer. Diese Regelung, die dem österreichischen Medizin-produktegesetz entspricht, verhin-dert sozusagen über auch über die Verlagerung der Haftung, dass Ein-wegprodukte in der Medizin groß-flächig erneut sterilisiert, gereinigt und dann wiederverwertet werden.

Kritisch werde es bereits bei den Vorstellungen des EU-Rats, wonach die Mitgliedsländer selbst eigene Regeln für die Wiederaufberei-tung von Einwegprodukten erstel-len sollten. „Da würde aus einem Originalprodukt eine Vielzahl von Varianten mit unterschiedlichen Sicherheitsniveaus entstehen.“ Krankenhäuser könnten von einzel-nen Sicherheitsanforderungen gar

ausgenommen werden. Lindinger: „Das widerspricht auch dem Ge-danken einer einheitlichen europä-ischen Vorgangsweise. Ein Produkt könnte in einem Land mit niedrigen Auflagen aufbereitet werden und in einem anderen Land Verwendung finden.“ Zum Teil sind solche Ten-denzen bereits jetzt zu beobachten.

Am potenziell gefährlichsten dürften Überlegungen im EU-Par-lament sein, die laut Lindinger da-rauf hinaus laufen, medizinische Einwegprodukte nach dem Erst-gebrauch an Patienten für grund-sätzlich wieder aufbereitbar zu erklären. Nur nachweislich nicht wieder aufbereitbare Produkte ei-ner Negativliste sollten dann davon ausgenommen werden.

kritiker wie Austromed-Geschäftsführer Philipp Lindinger fürchten, dass die Gespräche auf EU-Ebene am Ende sogar zu ei-ner Verwässerung der Sicherheitsbe-stimmungen und gleichzeitig mehr Bürokratie führen könnten.

Man kann kri-minelle Machen-schaften mit Re-gelwerken wie der geplanten EU-Verordnung nicht wirklich verhindern.

Branche zittert: neue Regeln für 500.000 MedizinprodukteDie EU will Medizinprodukte nach dem französischen Silikonskandal vor ein paar Jahren sicherer machen. Bereits 2016 sollen neue Regeln gelten, doch einige schießen übers Ziel hinaus.

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Kritik kommt auch von der In-teressengemeinschaft Österrei-chischer Heilmittelhersteller und Dispositeure (IGEPHA). Geschäfts-führerin Christina Nageler: „Wir haben mehrfach auf nationaler Ebene und auf EU-Ebene darauf hingewiesen, dass eine Verschär-fung der regulatorischen Anforde-rungen große Teile der bewährten und sicher angewendeten stoffli-chen Medizinprodukte vom Markt verdrängen könnte. Den Verbrau-chern würden dann Produkte wie bestimmte Augen- und Nasentrop-fen, Lutschbonbons gegen Hals-schmerzen, Abführmittel und Mit-tel gegen Blähungen nicht mehr als rezeptfreie Therapieoption zur Verfügung stehen.“

Anhebung der RisikogruppenDie IGEPHA setze sich dafür ein, dass die stofflichen Medizinpro-dukte im Rahmen der Verordnung nicht von der Gruppe der Low-Risk-Produkte in die höchste Ri-sikoklasse III verschoben werden. „Auch die Anwendung arzneimit-telspezifischer Anforderungen für Medizinprodukte lehnen wir ab, da bei Medizinprodukten per definiti-onem keine pharmakologische Wir-kung vorliegen kann.“

Ausgehend von Frankreich, hat der Skandal um mangelhafte Silikonpräparate in der EU zu einem Umdenken bei Medizinprodukten geführt.

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Branchentreff Das europäische MedTech Forum ist die größte Konferenz für Gesundheits- und Medizintechno-logie in Europa. Heuer organisiert MedTech Europe – die europäische Handelsorganisa-tion für medizini-sche Geräte und In-vitro-Diagnosti-ka – die achte Edi-tion des europäi-schen Forums von 2.–4. Dezember in Brüssel.

2.–4. Dez.

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Wunden sind schlecht versorgtWIEN. 250.000 Österreicher leiden an chronischen Wun-den – und nur 15% werden mit innovativen Produkten behandelt. Die Folgen: Schmer-zen beim Verbandswechsel, Geruchsbelästigung und ein längerer Heilungsverlauf, kritisierte am Mittwoch die Initiative „Wund? Gesund!“ bei einem Pressetermin in Wien.Der Zusammenschluss von Me-dizinprodukte-Unternehmen aus dem Bereich Verbandsstof-fe ging bisher von 400.000 Be-troffenen aus. Eine von ihr in Auftrag gegebene IFES-Studie ergab jedoch die deutlich ge-ringere Zahl. Deren chronische Wunden rühren zu 80% von einer anderen Krankheit wie Diabetes. Wer mit modernen Produkten behandelt wird, be-richtete laut IFES-Projektleiter Gert Feistritzer von weniger Schmerzen und Geruchsbeläs-tigung sowie einer positiveren Wundentwicklung.

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Mobile Lösungen helfen PatientenWIEN/STOCKHOLM. Mobile Gesundheitslösungen sowie neue Konzepte für das Ma-nagement und die integrierte Versorgung bei chronischen Erkrankungen gewinnen zu-nehmende Bedeutung und eröffnen neue Möglichkeiten des Diabetes-Managements. Studien zeigen, dass nur rund 50% der Diabetestagebücher als genau und verlässlich gel-ten. Zudem vergessen Patienten häufig, ihr Diabetestagebuch zum Arzttermin mitzubringen. Bei einer Fachkonferenz zeigte Roche Diabetes Care nun neue Möglichkeiten eines effekti-veren Therapiemanagements. Außerdem entwickelt das Unternehmen integrierte Kon-zepte, die effiziente Funktionen zur Auswertung individueller Blutzuckerprofile bieten und dadurch Feedbackschleifen und effektive, fundierte Ent-scheidungen sowie einen bes-seren Arzt-Patienten-Dialog ermöglichen.

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Neue Norm für TeststreifenWIEN. Veränderungen für Diabetiker: Im kommenden Jahr wird die neue Norm ISO 15197:2013 wirksam und führt dazu, dass viele Diabetiker für ihre zum Teil seit Jahren verwendeten Blutzuckermess-geräte keine Teststreifen mehr erhalten. Geschätzt jeder dritte Diabetiker wird vom Wegfall seiner Teststreifen betroffen sein. Das Unternehmen A. Me-narini Diagnostics sieht sich aber gut gerüstet. Die Versor-gung der Patienten mit Test-streifen sei weiter gesichert, denn man habe ein neues Messsystem, das alle Anforde-rungen der neuen Norm erfüllt und gleichzeitig sehr einfach zu bedienen sei, so das Unter-nehmen.

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medianet.at70 PHARMA:REPORT Freitag, 2. Oktober 2015

••• Von Ina Karin Schriebl

ZÜRICH/BRÜSSEL. Der Schwei-zer Pharmakonzern Novartis will Medikamente gegen weitverbrei-tete Krankheiten in armen Län-dern leichter zugänglich machen. Das Unternehmen bietet in einem ersten Schritt Regierungen und Nichtregierungs-Organisationen in Kenia, Äthiopien und Vietnam insgesamt 15 seiner Arzneien zur Therapie von Herz-Kreislauf-Er-krankungen, Diabetes, Atemwegs-erkrankungen und Brustkrebs an.

Die Behandlung soll einen Dol-lar pro Monat kosten, wie Novartis

kürzlich mitteilte. Abhängig von den Erfahrungen in diesen drei Staaten, soll das Programm in den nächsten Jahren dann auf 30 Län-der ausgedehnt werden.

Die WHO ist in SorgeDie Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jüngst die Sorge geäu-ßert, ob Entwicklungsländer die Zunahme chronischer Erkrankun-gen meistern können. Nach Daten der UN-Organisation sind 85% der vorzeitigen Todesfälle aufgrund dieser Krankheiten in diesen Län-dern zu finden. Vier Fünftel der weltweit 350 Mio. Diabetespatien-

ten lebten in armen Staaten, und es wird geschätzt, dass in vielen afri-kanischen Ländern mehr als 40% der Erwachsenen einen zu hohen Blutdruck haben.

Die Pharmabranche wird we-gen hoher Arzneimittelpreise seit Längerem kritisiert. Praktisch al-le Hersteller haben Programme, bei denen sie Präparate in den Entwicklungsländern zum Teil deutlich günstiger abgeben als in den Industriestaaten. So arbei-tet der Schweizer Roche-Konzern seit Anfang dieses Jahres mit der Regierung der Elfenbeinküs-te zusammen, um Frauen aus ar-

men Verhältnissen den Zugang zu Brustkrebs- und Hepatitis-Be-handlungen zu ermöglichen. Für Aufsehen sorgte vor sechs Jahren GlaxoSmithKline, als der britische Pharmariese die Preise für viele seiner Arzneien in armen Ländern drastisch senkte.

Novartis will nun in den drei Start-Ländern Erfahrung sammeln, bevor das Programm auf andere Staaten ausgedehnt wird. Kenia, Äthiopien und Vietnam seien aus-gewählt worden, weil es dort ver-schiedene große Hürden beim Zu-gang zu Medikamenten gebe, wie der Konzern aus Basel erklärte.

Die EU will ebenfalls helfenAuch die EU-Kommission will die medizinische Versorgung in armen Ländern erleichtern. Daher werde der Aufruf der ärmsten Entwick-lungsländer für eine unbefriste-te Ausnahme von den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zum geistigen Eigentum bei Phar-maprodukten unterstützt, erklärte die Kommission in Brüssel.

Dadurch könnten die betroffenen Länder Generika unabhängig von bestehenden Patenten importieren und im Land herstellen, beispiels-weise wenn es keine Lizenzen gibt, hieß es weiter. Zudem können Her-steller von Generika und interna-tionale Hilfsprogramme zum Bei-spiel Medikamente gegen HIV-Er-krankungen verteilen, ohne wegen Patentverletzungen Prozesse be-fürchten zu müssen. Generika sind Nachahmungen von bereits unter einem Markennamen gehandel-ten Medikamenten mit denselben Wirkstoffen; sie sind in der Regel billiger als die Originalpräparate.

Die EU-Regierungen müssen nun über den Vorschlag der Kommissi-on entscheiden. Stimmen sie zu, kann die EU-Kommission bei der WTO in Genf auf die Ausnahme-regelung dringen. Das Thema steht laut Kommission am 15. und 16. Oktober bei der WTO auf der Tagesordnung.

Die ärmsten Entwicklungsländer sind in der Gruppe der „least deve-loped countries“ zusammengefasst: 50 Länder, die meisten in Afrika.

Besserer Zugang zu ArzneimittelnNovartis startet ein Hilfsprogramm für arme Länder mit nur einem Dollar Behandlungskosten pro Monat. Auch die EU setzt einen Schritt in Richtung Generika für arme Länder.

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WIEN. Die Produktivitätsverluste infolge gesundheitlicher Probleme sind in Österreich hoch: 18% der Menschen beenden ihre Beschäf-tigung wegen Krankheit. „Damit liegen wir in Europa an vierter Stelle. Das muss sich ändern“, kon-statierte Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Ge-sundheit in der WKO, bei einer Po-diumsdiskussion, zu der FOPI-Prä-sident Ingo Raimon geladen hatte.

Debatte über InnovationenInvestitionen in innovative Arz-neimittel seien für die Kranken-kassen wirtschaftlich von Vorteil, erklärten seine Mitdiskutanten Helmut Ivansits, Leiter der Abtei-lung Sozialversicherung in der AK Wien, Jan Pazourek, Generaldirek-tor der NÖ Gebietskrankenkasse,

sowie Christian Thonke, Vizeob-mann des Pharmaausschusses: Auch die Pensionsversicherungen profitierten davon, dass die Versi-

cherten länger im Erwerbsleben bleiben – wenngleich es gar nicht die Alterspensionen seien, die dem System zusetzen, sondern der frühe

Zugang zur Invaliditäts- oder Be-rufsunfähigkeitspension. Im ersten Halbjahr 2015 lag dieser im Schnitt bei 54 Jahren und 10 Monaten.

An Innovationen fehle es nicht, erklärte Raimon, jedoch: „Innovati-ve Arzneien werden vielfach auf ih-re Kosten reduziert. Diese werden dann als Argument benutzt, um In-novationen nicht zuzulassen oder nicht für alle Patienten verfügbar zu haben.“ Laut Ivansits gebe es hier „Handlungsbedarf im Gesund-heitswesen“, speziell im präventi-ven und rehabilitativen Segment. Und Thonke erinnerte daran, dass der Wert von Innovationen enorm sei: „Ehemals lebensgefährliche Krankheiten können heute oft ge-heilt oder in chronische Erkran-kungen verwandelt werden.“

Pazourek jedoch wies darauf hin, dass nur finanziell gesunde Kassen für stabile Umsätze der Pharmawirtschaft sorgen können. „Die Aufwendungen der Kassen für Heilmittel steigen gegenwärtig um mehr als acht Prozent, was die Fi-nanzierbarkeit der sozialen Kran-kenversicherung gefährdet. Grund dafür ist die problematische Preis-politik einiger weniger Firmen. (red)

Lohnende InvestitionenInnovative Arzneimittel sind nicht nur ein Segen für die Patienten, sie entlasten auch Krankenkassen und Pensionsversicherung.

FOPI-Präisdent Ingo Raimon diskutierte mit Experten über die Pharmaforschung.

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Pharmaunternehmen und die WHO wollen die medizinische Versorgung in ärmeren Ländern verbessern.

INVESTMENTCHANCE

Der Zinssatz ist frei wählbarSALZBURG. Biogena, nach eigenen Angaben Marktfüh-rer bei ärztlich empfohlener Mikronährstoffsubstitution, lädt zu einer innovativen Un-ternehmensfinanzierung ein. Ab sofort kann man dem Un-ternehmen Geld anbieten und dabei frei entscheiden, wie viel Zinsen man bekommt. Diese neue Art der Finanzierung ba-siert auf dem Alternativfinan-zierungsgesetz, das erst seit 1. September in Kraft ist. Die seit einem Jahrzehnt bestehende Salzburger Unternehmens-gruppe erwirtschaftet mit 200 Mitarbeitern einen Jahresum-satz von 20 Mio. € und jährli-che Wachstumsraten von 30%. Zur weiteren internationalen Expansion wird das Logistik-zentrum modernisiert.

BLUTGERINNUNG

Neue Arznei ist vor ZulassungLONDON. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat eine positive Einschätzung für die EU-Zulassung des spezifi-schen Blutgerinnungshemmers Idarucizumab von Boehringer Ingelheim abgegeben. Das An-tidot ist für Notfallsituationen vorgesehen, in denen eine ra-sche Aufhebung der Pradaxa-induzierten, gerinnungshem-menden Wirkung benötigt wird. Dies betrifft mit Pradaxa behandelte Patienten, die eine Notoperation oder Interventi-on benötigen, sowie Patienten mit nicht beherrschbaren oder lebensbedrohlichen Blutungs-komplikationen. Insbesondere bei Schlaganfallpatienten kann das Medikament lebensrettend sein. Auch in den USA läuft ein Zulassungsverfahren.

NEBENWIRKUNGEN

Sterilisation steht am PrangerWASHINGTON. In den USA werden Forderungen nach einem Verbot des Bayer-Ver-hütungsmittels Essure laut. Bei einer öffentlichen Sitzung des Beraterausschusses der US-Gesundheitsbehörde FDA forderten Dutzende Frauen, das Produkt müsse aus dem Verkehr gezogen werden, die schädlichen Nebenwirkungen seien nicht ausreichend er-forscht. Der für Medizinfragen zuständige Bayer-Manager Michael Devoy sagte, Bayer sei „nach wie vor davon überzeugt, dass der Nutzen von ‚Essure‘ die mit der Anwendung ver-bundenen Risiken überwiegt“. Essure ist eine operative Me-thode zur dauerhaften Sterili-sation: Spiralen werden in die Eileiter eingesetzt, das Gewebe vernarbt, Samenzellen können die Eizelle nicht mehr errei-chen. Eine Entscheidung der FDA steht noch aus.

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medianet.at Freitag, 2. Oktober 2015 HEAltH:cArE 71

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Wenn Anspruch und Wirk­lichkeit auseinanderklaffen, wird es bei Gesundheitsthemen meist ungesund. Zwar scheint Gesund­heit bei allen Umfragen als wich­tiges Thema für die Menschen auf, doch die Realität sieht anders aus. Herr und Frau Österreicher geben von ihrem frei verfügbaren Ein­kommen mehr als 13% für ihr Auto aus, für die eigene Gesundheit we­niger als 4%; Gesundheitsvorsorge wird von vielen in Österreich noch nicht so ernst genommen. Viele ge­hen erst zu einer Untersuchung, wenn sie bereits krank sind. Da­gegen wird ein Jahrescheck beim Auto (Pickerl) selbstverständlich durchgeführt, betont Christoph Sauermann, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Mediclass.

Wartezeiten als Problem Als einen Grund für die Zurück­haltung ortet Sauermann auch die angespannte Versorgungssituation und lange Wartezeiten. Jeder ken­ne die Schwierigkeit der Arztsuche, Terminorganisation, Pünktlichkeit oder die Dauer des Arztgesprächs. „Arztbesuche kosten die Patienten nicht nur wenige Stunden, sondern halbe Tage“, kritisiert Sauermann.

Neben den Problemen für den Einzelnen steigt damit aber auch die Belastung für Unternehmen. Mitarbeiter sind meist der größte Kostenposten in einem Unterneh­men – durch verlängerte Warte­zeiten auf Ordinationstermine bei Ärzten steigen Krankenstände und Fehlzeiten und damit die Kosten. Dass sich umgekehrt gesunde Mit­arbeiter in einem Unternehmen auf die Umsatzzahlen positiv auswir­ken, sei unumstritten. Daher ent­

wickeln viele Unternehmen ihre ei­genen Vorsorgeprogramme für ihre Mitarbeiter, betonte Markus Mair von der Blue Motion Group, die Un­ternehmen in diesem Bereich berät.

Mediclass wiederum bietet mit schnellen und pünktlichen Arzt­terminen eine Lösung, ist Sauer­

mann überzeugt. Patientenanwalt Gerald Bachinger ortet aber auch eine „Gesundheitsmüdigkeit“ der Bevölkerung. Hier müssten die Rahmenbedingungen des öffent­lichen Systems verbessert werden und da ist das Thema Wartezeit er­neut eines der Hauptprobleme.

„Auto ist mehr wert als Gesundheit“Eine Expertenrunde zum Thema Vorsorge zog in Wien einen ungewöhnlichen Vergleich: Die Österreicher geben offenbar mehr fürs Auto als für ihre Gesundheit aus.

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PflEGE

Bessere Ausbildung für BetreuerinnenWIEN. Personen in der 24­Stun­den­Betreuung leisten Erhebli­ches. Ohne sie wäre das Pflege­system in der jetzigen Form nicht denkbar. Viele dieser Betreuungs­kräfte pendeln aus dem Ausland, oft aus der Slowakei, nach Öster­reich. Um diese Betreuungskräfte zu unterstützen, gibt es „Train to care“: Das 2014 von der Caritas ins Leben gerufene Programm bietet maßgeschneidert Qualifizierungen für Fachkräfte in der Personenbe­treuung – vom besseren Umgang mit Demenz und Konflikten über Sprachkenntnisse und Fachkom­petenz bis zur Förderung der Gesundheitskompetenz. Mit Wirt­schaftskammer Österreich, WK Wien und SVA wird es nun ausge­baut. So werden durch das Pilot­projekt rund 150 Personenbetreu­erinnen slowakischer Herkunft in ihrem Heimatland geschult.

Diskutierten über Gesundheitsvorsorge: Sauermann (re.), Mair (Mitte) und ihre Gäste.

Bei akuten und chronischen Erkrankungen ist es unumgänglich, die beste Medizin zu bekommen. Die medikamentöse Fürsorge erleichtert den Alltag. Mehr Info unter www.pharmig.at

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medianet.at72 Menschen & Karriere Freitag, 2. Oktober 2015

JUBiLÄUM

hanusch feiert 100 JahreFESTAKT. Das Hanusch-Krankenhaus feiert sein 100-Jahr-Jubiläum: Am 28. September 1915 eröff-nete der spätere Kaiser Erzherzog Karl Franz Jo-seph das k.k. Erzherzog Rainer Militärspital im 14. Wiener Gemeindebezirk. Für die Wiener Gebiets-krankenkasse (WGKK), heute Eigentümerin des Spitals, war dies Anlass für einen Festakt.

WGKK-Generaldirektor Erich Sulzbacher, der ärztliche Direktor Klaus Klaushofer und WGKK-Obfrau Ingrid Reischl begrüßten Ehrengäste aus Bundes- und Landespolitik, Sozialpartnerschaft und Sozialversicherung. In ihrer Ansprache blick-te Reischl auf die Geschichte des Spitals zurück und unterstrich, dass es neben den 100 Jahren einen weiteren Grund zum Feiern gebe: 70 Jahre Partnerschaft zwischen WGKK und Hanusch-Kran-kenhaus. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gebietskrankenkasse mit der Leitung des Hauses betraut, das zu Ehren des Sozialpo-litikers Ferdinand Hanusch umbenannt wurde. 1981 ging das Spital schließlich in das Eigentum der WGKK über. Heute ist das Krankenhaus ein Schwerpunktspital, in dem neben der optimalen Patientenversorgung auch Ausbildung und For-schung eine wichtige Rolle spielen. Pro Jahr wer-den an die 40.000 Patienten stationär sowie rund 380.000 Personen ambulant betreut. (red)

investition

ein nationaler championNEUBAU. Croma-Pharma gewann bei den Eu-ropean Business Awards den Titel „Nationaler Champion“ in der Kategorie „Unternehmen mit 26 bis 150 Millionen Euro Umsatz”. Dabei handelt es sich um einen prestigereichen Wettbewerb, der von führenden Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik aus Europa verliehen wird.

Das international tätige österreichische Famili-enunternehmen hat sich auf ästhetische Dermato-logie spezialisiert und will mehr: Dieser Tage er-folgte auch der Spatenstich für eine Investition von mehr als 30 Millionen Euro, die eine Verdoppelung der Produktionskapazitäten, Modernisierung und Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungs-abteilung sowie Ausweitung der Büroflächen brin-gen soll. Damit positioniert sich das Unternehmen für die globale Expansion. (red)

Lange tradition Das Hanusch Krankenhaus ist heute Re-ferenzspital für alle Gebietskrankenkassen und wird von der WGKK geführt. Obfrau Ingrid Reischl, GD Erich Sulzbacher und der ärztliche Direktor Klaus Klaushofer feierten mit Gästen.

spatenstich Croma-Grün-der Gerhard Prinz, seine Söhne CEO Martin Prinz und CEO Andreas Prinz gaben den Startschuss für eine Großinvestition in Niederösterreich. Zahlreiche Landes- und Wirtschafts-prominenz war beim Festakt anwesend.

Karriere

Chefin für SelbsthilfeMaria Grander ist zur neuen Bundesvorsitzen-den der ARGE Selbst-hilfe Österreich gewählt worden. „Eine verant-wortungsvolle, wichtige und vor allem erfüllende Aufgabe, der ich mit großer Leidenschaft und Entschlossenheit nach-gehen werden“, sagt Grander, die unter dem Schlagwort ARGE nicht nur Arbeitsgemeinschaft versteht, sondern auch „Allianzen, Respekt, Geschlossenheit und Effizienz“.

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Oberarzt für SchilddrüsenKarl Franz Wollein ist neuer Oberarzt am Evan-gelischen Krankenhaus-Wien. Er gilt als Spezi-alist für endoskopische Eingriffe und Schilddrü-senerkrankungen. Der Wiener bewährte sich die letzten 16 Jahre als Oberarzt für Chirurgie am Krankenhaus Göttli-cher Heiland in Wien, wo er sich bei Schilddrüsen-operationen und auch bei der kontinuierlichen Nachbetreuung von Schilddrüsen-Patienten einen Namen machte.

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Award für Offenheitsabine oberhauser, Gesundheitsministerin, erhielt beim Madonna Leading Ladies Award in Wien den prestige-trächtigen Preis in der Kategorie „Gesund-heit“. Überreicht wurde der Award von Anita Frauwallner, CEO und Forschungsleiterin des Institut Allergosan, ein führendes Zentrum für Mikrobiomforschung. Oberhauser erhielt den Preis für ihren Umgang mit ihrer Krebskrankheit.

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sport für herz und ZuckerBENEFIZ. Der Fußballklub FK Austria Wien startet anlässlich des Weltherztags eine neue Spendenkam-pagne unter dem Motto „Herz & Sport“ zugunsten des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und des Österreichischen Herzfonds. Neben der Bewerbung bei Heimspielen des FK Austria Wien in der Bundesliga-Saison 2015/2016 wird ebenso eine gezielte Imagekampagne gestartet. Das Hauptziel der Fundraising-Kooperation ist die finanzielle Unterstützung der Herzforschung am IMBA, die in Kooperati-on mit Ärzten der Medizinuni Innsbruck erfolgt.

Fußball-Spaß mit einem anderen Gesundheitshintergrund fand erst kürzlich im Wiener Stadion Hohe Warte statt. Dort spielte der FC Nationalrat mit Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) gegen ei-ne prominente Fußballmannschaft, den FC Diabetes. Mit dem Match wurde auf die Situation von 190.000 chronisch kranken Kindern in Österreich aufmerksam gemacht, die von den Krankenkassen keinen Kostenersatz für Rehabilitations-Aufenthalte erhalten. Am Rasen waren Nikolaus Berlakovich, Andreas Schieder, Dieter Brosz, Christoph Fälbl, Erwin Spindelberger und andere.

Fußball ist gesund Gleich mehrere Spendenkampa-gnen nutzen die aktuelle Beliebtheit des Fußballs. Gesundheitsministerin Oberhauser spielte ebenso wie der FK Austria Wien. ©

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