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Sara (27) aus Peckeloh berei- tet Apfelpfannkuchen zu. »Aua, tut das weh!«: Der etwas zu geschwätzige Herold Josef (51) ist der üblen Nachrede überführt worden. Graf Otto III. zu Ravensberg hat den Fall sofort abgeurteilt: 100 Schläge mit der »siebenschwänzi- gen Katze«. Endress von Middelhofen (27) führt die Strafe aus. Gottfried von Hasselbach schäkert mit der Annika. Heerscharen auf Zeitreise »Anno 1280« erlebt am Donnerstag einen Rekord-Auftakt – 7000 Gäste am Reiherbach Von Carsten B o r g m e i e r Gütersloh (WB). Warte- schlangen an beiden Zugängen, Wirte müssen mehrfach Speis und Trank nachordern: »Anno 1280« auf dem Hof Kruse in Is- selhorst ist am Donnerstag er- folgreicher denn je gestartet. »Wir sind quasi überrannt wor- den«, sagt Felix Morkes, Sohn des Veranstalters Norbert Morkes, zum furiosen Auftakt des noch bis Sonntag laufenden Mittelalter- Spektakels am Reiherbach 88 in Gütersloh-Isselhorst. Genaue Besucherzahlen stehen zwar noch nicht fest, zu Fron- leichnam aber sollen bis zu 7000 Besucher das weitläufige Areal be- völkert haben. »Gleich heute früh haben wir zwei zusätzliche Kas- senhäuschen aufgestellt, um dem Ansturm Herr zu werden«, berich- tet der Junior am Freitag. Hier ein schottischer Kämpfer aus den Highlands, dort ein Ritter in klirrender Rüstung, hier ein Landsknecht des 17. Jahrhunderts, dort ein adeliges, blond gelocktes Mägdelein in purpurnem Kleide: In den mehr als 80 Lagern der Mittelalter-Fans werden längst vergangene Epochen wieder le- bendig. Gäste und Akteure schei- nen es zu lieben, für einige Stun- den in diese doch eher rauhen Zeiten voller Gewalt, Willkür und Ungemach abzutauchen. So sitzt die 27-jährige Sara von der Gruppe »Treibholz« aus Vers- mold-Peckeloh als Magd gewan- det an einem Lagerfeuer und be- reitet für ihre kämpfenden Man- nen Apfelpfannkuchen zu. In di- rekter Nachbarschaft hat es sich Katharina in einem mit Schaffell ausgelegten Holzsessel gemütlich gemacht: Es ist Flickstunde, und die 30-Jährige von »Komturei Westphalen« aus dem Sauerland weiß ganz ausgezeichnet mit Na- del und Faden umzugehen. Schräg gegenüber haben drahti- ge »Wikinger« wie Matthes (42), Ranga (51), Jodis (39) und Einar (53) aus Hildesheim ihre Zelte aufge- schlagen: »Zeitlich passen wir zwar nicht hierher, denn Wikinger hat es ja Anno 1280 schon nicht mehr gegeben. Aber das ist uns nicht so wichtig«, meint Ranga und fügt an: »Wir haben von dem super Ambiente hier gehört und wollten unbedingt dabeisein.« Mittendrin Nadine de Schepper (21) aus Soest und ihr gleichaltri- ger Freund Tim Kirchhoff aus Bie- lefeld: Das Paar schlendert ge- mächlich an den Lagern vorbei und ist begeistert. »Ich war 2015 erstmals hier und beeindruckt von der dargebotenen Vielfalt mittelalterlichen Lebens«, meint der junge Student und blickt zu einem Herrn herüber, der in voller Rüstung an ihnen vorübergeht. Es handelt sich um Anselm von Berg, einem Veteranen der Schlacht von Worringen anno 1288. »Da ging es ganz schön zur Sache«, brüllt der derbe Kerl im Kettenhemd und schwingt seinen Streitkolben. »Anno 1280«, von Norbert »Nob- by« Morkes anno 2009 erstmals veranstaltet, lässt das 500 000 Quadratmeter große Areal des Landwirts Bernhard Kruse für vier Tage zu einem fantastischen Ort einer Zeitreise, zu einem Kurz- urlaub werden. Immer größerer Beliebtheit erfreut sich das Spek- takel bei Familien mit kleinen Kin- dern: »Hier gibt es viel zu sehen und die Kleinen können sich so richtig austoben«, meinen Sven (44) und Maja (37) Deppendorf aus Gütersloh. Sie sind am Donners- tag mit ihrem Nachwuchs Lenni (7), Hanna (8) und Keke (5) erstmals dort und setzen sich nach um- fangreichem Bummel einfach ins Gras unter einen Baum. Alltäglicher Besuchermagnet ist übrigens unter anderem die Rei- ter-Show von »Heimdalls Erben«. Sie treten die Nachfolge von »Mandshur Tengri« würdig an. Das gesamte Programm im Web: @ ____________________________ www.anno1280.de Kein helles, sondern ein heißes Köpfchen: Die Reitertruppe »Heimdalls Erben« hinterlässt bei ihrer »Anno 1280«-Premiere einen actiongelade- nen Eindruck. Fotos: Carsten Borgmeier Ritter Anselm von Berg behagt es so gar nicht, dass er ungefragt mit seiner Wikingerbraut Sibylla Hanna abgelichtet wird. Flickstunde: Katharina (30) weiß mit Nadel und Faden umzugehen. Die holde Magd gehört zur Gruppe »Kompturei Westphalen«. Video und mehr Fotos im Internet www.westfalen-blatt.de »Kinder-Turney«: Jona und Toni (beide 5) aus Bielefeld lassen sich von Manuela Rehage aus Gütersloh die Regeln erläutern. Eva Oswald reitet freihändig und verschießt dabei Pfeile. Ein Herold kündigt auf der Turnierbahn die Reiter an.

Heerscharen auf Zeitreise - anno-1280.de · die Jungs nur ein bisschen grum-melten angesichts der gestriche- ... handelt sich um Anselm von Berg, einem Veteranen der Schlacht von

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EINER GEHTDURCH DIE STADT

. . . und wird in der Innenstadtunfreiwillig Zeuge einer Prügelei. Vor einer Außengastronomie ge-raten zwei Männer derart an-einander, dass am Ende Polizei und Rettungswagen anrücken. Was die Herren wohl derart auf die Palme gebracht hat, dass sie sich prügeln wie bockige Klein-kinder?, fragt sich EINER

SO ERREICHENSIE IHRE ZEITUNGGeschäftsstelle GüterslohStrengerstraße 16-18, 33330 GüterslohTelefon 0 52 41 / 87 06-0Fax 0 52 41 / 87 06-48AbonnentenserviceTelefon 0 52 41 / 87 06-24Fax 0 52 41 / 87 06-55Lokalredaktion GüterslohStrengerstraße 16-18, 33330 GüterslohMichael Delker 0 52 41 / 87 06-30Stephan Rechlin 0 52 41 / 87 06-34Elke Westerwalbesloh 0 52 41 / 87 06-35Stefanie Winkelkötter 0 52 41 / 87 06-36Alexander Gionis 0 52 41 / 87 06-38Julian Stolte 0 52 41 / 87 06-33Carsten Borgmeier 0 52 41 / 87 06-40Wolfgang Wotke 0 52 41 / 87 06-47SekretariatMarion Klein 0 52 41 / 87 06-42Fax 0 52 41 / 87 [email protected] Lokalsport GüterslohDirk Heidemann 0 52 41 / 87 06-50Christian Bröder 0 52 41 / 87 [email protected]

@ ____________________________www.westfalen-blatt.de

GUTEN MORGEN

TrampolinSchon seit einiger Zeit liebäu-

geln Gütsel und seine Frau da-mit, für den Nachwuchs ein Trampolin zu kaufen und im hei-mischen Garten aufzubauen. Und zwar ein richtig großes Trampo-lin – damit auch Gütsel sich da-rauf sportlich betätigen kann, wie er sich heimlich vorgenom-

men hat. Vorseinem geistigenAuge sah er sichbereits abends,wenn die Kinderim Bett sind,waghalsigeSprünge üben.Als Gütsel undseine Frau aller-dings losfahrenwollten, um das

Gerät zu kaufen, meinten die Söhne, sich streiten, hauen und beschimpfen zu müssen, so dass Gütsels Angetraute kurzerhand erklärte: »Wenn ihr euch so schlecht benehmt, bekommt ihr halt kein Trampolin.« Während die Jungs nur ein bisschen grum-melten angesichts der gestriche-nen neuen Freizeitbeschäftigung, war einer aufgrund des harten pädagogischen Durchgreifens der Dame des Hauses richtig traurig:

Gütsel

Zeitung für Gütersloh

28.Mai

Samstag

Neumond erstes Viertel Vollmond letztes Viertel

05.06. 12.06. 20.06. 29.05.

149. Tag des Jahres 2016217 Tage bis Jahresende

Kalenderwoche 21

05:15 Uhr21:32 Uhr

01:31 Uhr11:39 Uhr

Sara (27) aus Peckeloh berei-tet Apfelpfannkuchen zu.

»Aua, tut das weh!«: Der etwas zu geschwätzige Herold Josef (51) istder üblen Nachrede überführt worden. Graf Otto III. zu Ravensberg

hat den Fall sofort abgeurteilt: 100 Schläge mit der »siebenschwänzi-gen Katze«. Endress von Middelhofen (27) führt die Strafe aus.

Gottfried von Hasselbachschäkert mit der Annika.

Heerscharen auf Zeitreise»Anno 1280« erlebt am Donnerstag einen Rekord-Auftakt – 7000 Gäste am Reiherbach

Von Carsten B o r g m e i e r

G ü t e r s l o h (WB). Warte-schlangen an beiden Zugängen, Wirte müssen mehrfach Speis und Trank nachordern: »Anno 1280« auf dem Hof Kruse in Is-selhorst ist am Donnerstag er-folgreicher denn je gestartet.

»Wir sind quasi überrannt wor-den«, sagt Felix Morkes, Sohn desVeranstalters Norbert Morkes,zum furiosen Auftakt des noch bisSonntag laufenden Mittelalter-Spektakels am Reiherbach 88 inGütersloh-Isselhorst.

Genaue Besucherzahlen stehenzwar noch nicht fest, zu Fron-leichnam aber sollen bis zu 7000Besucher das weitläufige Areal be-völkert haben. »Gleich heute frühhaben wir zwei zusätzliche Kas-senhäuschen aufgestellt, um demAnsturm Herr zu werden«, berich-tet der Junior am Freitag.

Hier ein schottischer Kämpferaus den Highlands, dort ein Ritterin klirrender Rüstung, hier einLandsknecht des 17. Jahrhunderts,

dort ein adeliges, blond gelocktesMägdelein in purpurnem Kleide:In den mehr als 80 Lagern derMittelalter-Fans werden längstvergangene Epochen wieder le-bendig. Gäste und Akteure schei-nen es zu lieben, für einige Stun-den in diese doch eher rauhenZeiten voller Gewalt, Willkür undUngemach abzutauchen.

So sitzt die 27-jährige Sara vonder Gruppe »Treibholz« aus Vers-mold-Peckeloh als Magd gewan-det an einem Lagerfeuer und be-reitet für ihre kämpfenden Man-nen Apfelpfannkuchen zu. In di-rekter Nachbarschaft hat es sichKatharina in einem mit Schaffellausgelegten Holzsessel gemütlichgemacht: Es ist Flickstunde, unddie 30-Jährige von »KomtureiWestphalen« aus dem Sauerlandweiß ganz ausgezeichnet mit Na-del und Faden umzugehen.

Schräg gegenüber haben drahti-ge »Wikinger« wie Matthes (42),Ranga (51), Jodis (39) und Einar (53)aus Hildesheim ihre Zelte aufge-schlagen: »Zeitlich passen wirzwar nicht hierher, denn Wikingerhat es ja Anno 1280 schon nichtmehr gegeben. Aber das ist uns

nicht so wichtig«, meint Rangaund fügt an: »Wir haben von demsuper Ambiente hier gehört undwollten unbedingt dabeisein.«

Mittendrin Nadine de Schepper(21) aus Soest und ihr gleichaltri-ger Freund Tim Kirchhoff aus Bie-lefeld: Das Paar schlendert ge-mächlich an den Lagern vorbeiund ist begeistert. »Ich war 2015erstmals hier und beeindrucktvon der dargebotenen Vielfaltmittelalterlichen Lebens«, meintder junge Student und blickt zueinem Herrn herüber, der in vollerRüstung an ihnen vorübergeht. Eshandelt sich um Anselm von Berg,einem Veteranen der Schlacht vonWorringen anno 1288. »Da ging esganz schön zur Sache«, brüllt derderbe Kerl im Kettenhemd undschwingt seinen Streitkolben.

»Anno 1280«, von Norbert »Nob-by« Morkes anno 2009 erstmalsveranstaltet, lässt das 500 000Quadratmeter große Areal desLandwirts Bernhard Kruse für vierTage zu einem fantastischen Orteiner Zeitreise, zu einem Kurz-urlaub werden. Immer größererBeliebtheit erfreut sich das Spek-takel bei Familien mit kleinen Kin-dern: »Hier gibt es viel zu sehenund die Kleinen können sich sorichtig austoben«, meinen Sven(44) und Maja (37) Deppendorf ausGütersloh. Sie sind am Donners-tag mit ihrem Nachwuchs Lenni(7), Hanna (8) und Keke (5) erstmalsdort und setzen sich nach um-

fangreichem Bummel einfach insGras unter einen Baum.

Alltäglicher Besuchermagnet istübrigens unter anderem die Rei-ter-Show von »Heimdalls Erben«.

Sie treten die Nachfolge von»Mandshur Tengri« würdig an.Das gesamte Programm im Web:

@ ____________________________www.anno1280.de

Kein helles, sondern ein heißes Köpfchen: DieReitertruppe »Heimdalls Erben« hinterlässt bei

ihrer »Anno 1280«-Premiere einen actiongelade-nen Eindruck. Fotos: Carsten Borgmeier

Ritter Anselm von Berg behagt es so gar nicht, dass er ungefragtmit seiner Wikingerbraut Sibylla Hanna abgelichtet wird.

Flickstunde: Katharina (30) weiß mit Nadel und Faden umzugehen.Die holde Magd gehört zur Gruppe »Kompturei Westphalen«.

Video und

mehr Fotos

im Internet

www.westfalen-blatt.de

»Kinder-Turney«: Jona und Toni (beide 5) aus Bielefeld lassen sichvon Manuela Rehage aus Gütersloh die Regeln erläutern.

Eva Oswald reitet freihändigund verschießt dabei Pfeile.

Ein Herold kündigt auf derTurnierbahn die Reiter an.

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„Unsere helle,behindertengerechte

Dusche ist eine große Erleichterung

im Alltag!“Fam. Ott, Borchen