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HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Karlstraße 4 69117 Heidelberg Telefon 0 62 21 | 54 32 65 | 54 32 66 Telefax 0 62 21 | 54 33 55 [email protected] www.haw.baden-wuerttemberg.de Speerspitzen Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften fördert junge Forscherinnen und Forscher HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg

HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ...2 3 SPEERSPITZEN Eine Akademie der Wissenschaften, auch die Heidelberger Akademie, ist zuvörderst eine Versammlung ausgewiesener Wissenschaftlerinnen

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HEIDELBERGER AKADEMIE

DER WISSENSCHAFTEN

Karlstraße 469117 HeidelbergTelefon 0 62 21 | 54 32 65 | 54 32 66Telefax 0 62 21 | 54 33 [email protected]

Speerspitzen

Die Heidelberger Akademie

der Wissenschaften fördert junge

Forscherinnen und Forscher

HEIDELBERGER AKADEMIE

DER WISSENSCHAFTEN

Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg

Speerspitzen

Die Heidelberger Akademie

der Wissenschaften fördert junge

Forscherinnen und Forscher

HEIDELBERGER AKADEMIE

DER WISSENSCHAFTEN

Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg

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SPEERSPITZEN

Eine Akademie der Wissenschaften, auch die Heidelberger Akademie,

ist zuvörderst eine Versammlung ausgewiesener Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftler. Die Selbsterneuerung der Akademie durch Zuwahl

ermöglicht den Zutritt in diese Gelehrtengesellschaft vorwiegend den

etablierten Wissenschaftlern und damit nur selten jüngeren Kolleginnen

und Kollegen. Gleichwohl ist für die Pfl ege der Wissenschaft der

Kontakt zwischen allen Wissenschaftlergenerationen unverzichtbar.

Die Heidelberger Akademie, die Akademie der Wissenschaften des

Landes Baden-Württemberg, engagiert sich deshalb seit geraumer Zeit

dafür, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Speerspitzen

der Wissenschaft von morgen, in die Arbeit der Akademie einzubin-

den. Sie versucht dies, indem sie diese einerseits in die Vorträge und

Diskussionen der Akademiesitzungen und -konferenzen einbezieht und

andererseits in die Forschung der Akademie einbindet. – Von beson-

derem Interesse, und damit Verpfl ichtung für uns, mag in diesem

Zusammenhang sein, dass die der Gründung der Heidelberger Akademie

vorangehenden Pläne einer großherzoglich-badischen Akademie

der Wissenschaften als eine zentrale Aufgabe die Förderung des wissen-

schaftlichen Nachwuchses beinhalteten.

Heute sind wir zunächst dem Land Baden-Württemberg sehr zu Dank

verpfl ichtet, dass es uns mit der Finanzierung des WIN-Programms

seit 2002 schon sehr früh in die Lage versetzt hat, junge Forscherinnen

und Forscher mit größtenteils selbst konzipierten interdisziplinären

Vorhaben großzügig zu unterstützen. Und gleichermaßen sind wir den

Freunden der Akademie, den Mitgliedern des Fördervereines, dankbar,

dass sie die Durchführung von Symposien, die junge Wissenschaftle-

rinnen und Wissenschaftler selbst konzipiert haben, fi nanziell ermög-

lichen. – Die Arbeit der Akademie ist in großem Maße befruchtet

durch diese Aktivitäten.

Vorwort

Hermann H. Hahn

Präsident der

Heidelberger Akademie

der Wissenschaften

Der Vorstand der Akademie ist glücklich darüber, dass viele Mitglieder

der Akademie dieses Engagement der Jüngeren begleiten, sei es durch

Mithilfe bei der Organisation, sei es durch wissenschaftliche Begleitung,

sei es durch Teilnahme an den Veranstaltungen. Insbesondere gilt der

Dank den für die wissenschaftliche Betreuung des WIN-Programms

verantwortlichen Akademiemitgliedern Willi Jäger, Wolfgang Reinhard

und Bernhard Zimmermann. Auch die von den jungen Kolleginnen

und Kollegen gelobte unbürokratische organisatorische Betreuung

durch die Geschäftsstelle der Akademie ist dankbar zu erwähnen.

Die Akademie erwartet sich von diesen vielfältigen Kontakten zur

nächsten Wissenschaftsgeneration eine Befruchtung aller ihrer

Bemühungen zur Pfl ege der Wissenschaften und hofft, dass sich die

jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Akademie

mit Freude einbringen.

Hermann H. Hahn

Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

SPEERSPITZEN

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SPEERSPITZEN

Der wissenschaftliche Nachwuchs ist das Fundament und die Zu-

kunft eines leistungsfähigen Forschungssystems. Von der Qualität, dem

Leistungswillen und dem Entwicklungspotenzial der jungen Wissen-

schaftlerinnen und Wissenschaftler lebt die Innovationskraft unserer

Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Nach wie vor wird in

Deutschland auf höchstem Niveau geforscht und gelehrt; aber andere

Länder holen mit mächtigen Schritten auf. Es gibt keinen Anlass, vor

deren Dynamik Angst zu haben. Aber es gibt allen Anlass, im eigenen

Land und in Europa die eigene Dynamik zu steigern. Denn der Bedarf

der Hochschulen an exzellentem Nachwuchs wird weiter zunehmen.

Das Land unterstützt gezielt exzellente Nachwuchswissenschaftle-

rinnen und Nachwuchswissenschaftler – von der Promotion über

die Postdoktorandenzeit bis zur Habilitation. Dafür gibt es zahlreiche

verschiedene Programme, denen ein hoher Qualitätsanspruch

gemeinsam ist. So fi nanziert etwa das Land aus Mitteln der Landes-

graduiertenförderung mit rd. 7,5 Mio. Euro jährlich Promotions-

vorhaben von besonders qualifi zierten wissenschaftlichen und

künstlerischen Nachwuchskräften. Seit 2004 ist neben einer Indivi-

dualförderung auch eine Förderung im Rahmen strukturierter

Promotionskollegs möglich, mit dem Ziel einer intensiveren und

interdisziplinären Doktorandenbetreuung.

Darüber hinaus fördern wir herausragende Postdoktorandinnen und

Postdoktoranden. Diese unterstützen wir auf ihrem Weg zum Beruf der

Hochschullehrerin bzw. des Hochschullehrers durch die Bereitstellung

von Infrastrukturmitteln für neue Forschungsvorhaben. Träger des

Programms ist die Baden-Württemberg-Stiftung, das Wissenschafts-

ministerium fungiert als Dienstleister.

Die Juniorprofessur wird in Baden-Württemberg gestärkt durch ein

zusätzliches „Juniorprofessoren-Programm“. Ziel dieses Programms ist

es, qualitätsvolle neue Forschungsprojekte von Juniorprofessorinnen

und Juniorprofessoren an den Universitäten, Pädagogischen Hoch-

Grußwort

Theresia Bauer MdL

Ministerin für Wissenschaft,

Forschung und Kunst

des Landes

Baden-Württemberg

schulen sowie den Kunst- und Musikhochschulen des Landes zu

fördern. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden für

maximal drei Jahre mit Infrastrukturmitteln von bis zu 150.000 Euro

gefördert. Für die Jahre 2006 bis 2011 stehen jährlich 2,6 Mio. Euro,

insgesamt 13 Mio. Euro bereit.

Die Landesregierung hat zudem das Margarete von Wrangell-Habilita-

tionsprogramm für Frauen ins Leben gerufen, um gezielt Frauen in der

Wissenschaft zu fördern und die Zahl der Professorinnen zu erhöhen.

Qualifi zierte Wissenschaftlerinnen sollen zur Habilitation ermutigt und

materiell in die Lage versetzt werden, dieses Vorhaben auszuführen. Die

Förderung erfolgt über Mittel für TV-L 13-Stellen, die in die Hoch-

schulen integriert sind. Die Förderdauer beträgt bis zu fünf Jahre: Drei

Jahre übernimmt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und

Kunst Baden-Württemberg unter Kofi nanzierung durch den Europä-

ischen Sozialfonds, zwei weitere Jahre die jeweilige Universität. Bisher

konnten 102 Wissenschaftlerinnen eine Bewilligungszusage erhalten,

das Fördervolumen beträgt nach derzeitigem Stand 17,3 Mio. Euro.

Das besondere Engagement der Heidelberger Akademie der Wissen-

schaften ergänzt in ganz hervorragender Weise die Aktivitäten und

Anstrengungen des Landes im Bereich der Förderung des wissenschaft-

lichen Nachwuchses. Dies verdient unseren Respekt, unsere Anerken-

nung und unseren Dank.

Theresia Bauer MdL

Ministerin für Wissenschaft, Forschung

und Kunst des Landes Baden-Württemberg

SPEERSPITZEN

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Willi Jäger

Koordinator des

Nachwuchsprogramms

Bernhard Zimmermann

Koordinator des

Nachwuchsprogramms

SPEERSPITZEN

Nachwuchswissenschaftler

an der Akademie im Porträt

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften (HAW), die Akademie

des Landes Baden-Württemberg, sieht es als ihre zentrale Aufgabe an,

herausragende Wissenschaftler des Landes zum fächerübergreifenden

Gespräch und zu gemeinsamer Grundlagenforschung zusammen-

zuführen. Dabei nutzt sie wie ihre nationalen und internationalen

Schwesterakademien ihre strukturellen Vorteile und Chancen. Sie gibt

Disziplingrenzen überschreitende Denkanstöße und regt Kooperati-

onen an. Die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen, die in der

Akademie traditionell in der Philosophisch-historischen Klasse zusam-

mengefasst sind und den Geisteswissenschaften zugeordnet werden,

einerseits sowie den Natur-, Medizin- und Technikwissenschaften der

Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse andererseits spielt eine

zentrale Rolle.

Dass Akademien hervorragende Möglichkeiten auch für die Förderung

exzellenter junger Wissenschaftler und deren Forschung bieten, weist

das vorliegende Buch nach. Es liefert Porträts junger Wissenschaftler

und stellt deren Forschungsprojekte vor, für die diese in den Jahren

2000 bis 2010 von der HAW ausgezeichnet wurden bzw. die von ihr

direkt gefördert wurden.

Akademien eröffnen den unmittelbaren Zugang zu Top-Experten in

den unterschiedlichsten Bereichen und Institutionen und die Mög-

lichkeit zum fächerübergreifenden wissenschaftlichen Gespräch und

Gedankenaustausch, wie dies nur selten in anderen Einrichtungen

geschehen kann. Sie sind enorm wichtige Katalysatoren für inno-

vative Wissenschaft. Dabei ist die Beteiligung der Besten der jungen

wissenschaftlichen Generation nicht nur eine Chance, sondern eine

Notwendigkeit.

„Zukunft bauen“ bedeutet, auch auf die junge Generation an der

Spitze der Forschung bauen.

„Wir brauchen die Herausforderung der jungen Generation, sonst würden

uns die Füße einschlafen.“ (Willy Brandt) Dies gilt für alle gesellschaft-

lichen Bereiche, insbesondere aber für die Bereiche Wissenschaft,

Zukunft bauen – an der Spitze der Forschung

SPEERSPITZEN

Kultur und Bildung, die zentralen Themenbereiche der Akademien.

Die Akademien haben eine lange und erfolgreiche Tradition in deren

Förderung, die auf die hervorragende Expertise vor allem ihrer Mit-

glieder mit langer wissenschaftlicher Erfahrung aufbaut.

Die Akademien der Wissenschaften können auch auf eine Tradition

der Förderung herausragender junger Wissenschaftler durch Vergabe

spezieller Preise verweisen. Sie haben sich vor allem in den letzten

Jahren dafür eingesetzt, die junge Generation verstärkt in ihre Arbeit

einzubeziehen. Die HAW kann auf eine sehr erfolgreiche Förderung

des wissenschaftlichen Nachwuchses und dessen Integration in ihre Ar-

beit verweisen, wofür die Beiträge dieses Buches gute Belege liefern.

Sie vergibt zurzeit jährlich folgende vier Preise für herausragende

wissenschaftliche Leistungen, mit denen junge Forscher ausgezeichnet

werden:

p Akademiepreis

im Jahr 1984 vom Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie

der Wissenschaften e.V. zur Förderung des wissenschaftlichen Nach-

wuchses in Deutschland gestiftet;

p Karl-Freudenberg-Preis

im Jahr 1986 von der Firma Freudenberg (Weinheim) zur Förderung

des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg aus

dem Bereich der Naturwissenschaften, insbesondere aus Chemie und

Biologie gestiftet;

p Walter-Witzenmann-Preis

im Jahr 1997 von Dr. Walter Witzenmann zur Förderung des kul-

turwissenschaftlichen Nachwuchses im Land Baden-Württemberg

gestiftet;

p Dulger-Preis

im Jahr 2006 von der Sigrid-und-Viktor-Dulger-Stiftung zur Förde-

rung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Land Baden-Württem-

berg vorzugsweise für wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der

Technikwissenschaften einschließlich technikbezogener Arbeiten aus

benachbarten Fächern gestiftet.

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SPEERSPITZENSPEERSPITZEN

Die Porträts von 34 Preisträgern zeigen, dass junge Spitzenkräfte aus-

gezeichnet und gefördert wurden, die sich bestens bewährt haben und

an unterschiedlichen Positionen „Zukunft bauen“. Der überzeugende

Erfolg der Preisträger in ihrer weiteren Entwicklung ist der beste Dank

an die großzügigen Stifter der Preise.

Mit der Einrichtung des Akademiekollegs für den Wissenschaftlichen

Nachwuchs (WIN-Kolleg) 2002 verfolgten die HAW und das Land

Baden-Württemberg eine Förderung des Nachwuchses besonderer

Art, die in dieser Form neu war: Das WIN-Kolleg bietet jungen,

fachlich herausragenden und engagierten Forschern ein Forum für die

wissenschaftliche Kooperation an, das es in dieser Form vorher nicht

gab. Es ermöglicht ihnen, eigenständig fächerübergreifende Projekte

im Team zu initiieren. Diese werden in einem offenen Wettbewerb be-

wertet und zur fi nanziellen und ideellen Förderung ausgewählt. Dank

der großzügigen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg steht

jährlich fast 1 Mio. Euro für die Arbeit im WIN-Kolleg bereit.

Das WIN-Kolleg entwickelte sich zu einer echten Win-Win-Part-

nerschaft zwischen der jungen Generation und der Akademie. Dabei

stellte es sich heraus, dass die geforderte fächerübergreifende Forschung

im Team nicht nur als Herausforderung angenommen, sondern auch

als Chance gesehen und genutzt wird, um an innovativen Themen-

stellungen zu arbeiten. Die Akademie unterstützt die Kollegiaten bei

ihrer Teamarbeit insbesondere auch durch Mentoren und bietet ihnen

an, sich in die wissenschaftlichen Diskussionen der Akademie einzu-

bringen. Dieses Angebot wird gut angenommen, was den Gedanken-

austausch allgemein, insbesondere aber zwischen den Generationen,

belebt.

Die gemeinsam mit den jungen Wissenschaftlern ausgewählten

Forschungsschwerpunkte in den jeweiligen Förderperioden waren

bisher:

p Gehirn und Geist: Physische und psychische

Funktionen des Gehirns

(Juli 2002 – Juni 2007)

p Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung

(Juni 2003 – Mai 2008)

p Der menschliche Lebenszyklus –

Biologische, gesellschaftliche, kulturelle Aspekte

(Juli 2007 – Juni 2012)

Für die Periode Juni 2008 bis Juli 2013 erfolgte eine Ausschreibung

ohne Festlegung eines Generalthemas, wobei folgende Einzelthemen

in die Förderung aufgenommen wurden:

p Prinzipien der Entwicklung und Formgebung in der Biologie

p Protein kinase D-regulierter Abbau der extrazellulären Matrix

erfasst durch einen optischen Biosensor

p Raumordnung, Norm und Recht in historischen Kulturen

Europas und Asien

Bereits im WIN-Programm gefördert werden wissenschaftliche

Tagungen, die von den Kollegiaten durchgeführt werden.

Ergänzend dazu führte die Akademie mit Unterstützung durch den

Förderkreis der HAW Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler ein

mit dem Ziel, diesen die Möglichkeit zu geben, in eigener Regie und

Verantwortung eine hochkarätige Konferenz in aktuellen Forschungs-

feldern zu organisieren. Die Themenbereiche der hier dargestellten

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SPEERSPITZEN

neun Nachwuchskonferenzen reichen von Kulturwissenschaften bis

zu den Technikwissenschaften, von der Staatlichkeit und Staatwerdung

in Spätantike und früher Neuzeit bis zu den Herausforderungen an

die Multicore-Systeme, die neuen Rechnersysteme mit mehrskaligen,

parallelen Strukturen, deren optimale Nutzung ansteht.

Die äußerst positiven Erfahrungen mit diesen Instrumenten der

Förderung hervorragender junger Wissenschaftler haben die Akade-

mie motiviert, aus Preisträgern, WIN-Kollegiaten und Gewinnern des

Wettbewerbs für Akademiekonferenzen ein Akademiekolleg zu bilden,

das die Brückenbildung der Akademie zur jungen Generation stärken

wird, wie sie bereits im WIN-Kolleg begonnen wurde.

Die Urteile der geförderten jungen Wissenschaftler der Akademie sind

bisher eindeutig positiv und bestätigen den hohen Gewinn für deren

persönliche und wissenschaftliche Entwicklung. Besonders erfreulich

ist die Tatsache, dass der Anteil der jungen Wissenschaftlerinnen im

WIN-Kolleg und bei den Nachwuchskonferenzen bei fünfzig Prozent

liegt, was sich ganz ohne besondere Regelungen ergab.

Die intensive Förderung junger Wissenschaftler ist inzwischen an der

Heidelberger Akademie der Wissenschaften eine zentrale Aktivität, de-

ren Erfolge sich auch in der Öffentlichkeit sehen lassen können. Späte-

stens nach Durchsicht dieses Buches sollte es klar sein, dass Akademien

Senioren und Junioren in der Wissenschaft verbinden können und so

helfen, an der Spitze der Forschung Zukunft zu bauen.

Heidelberg, im Juni 2011

Die Koordinatoren des Nachwuchsprogramms

Willi Jäger Bernhard Zimmermann

Preisträger 13

WIN Kollegiaten 83

Konferenzen 253

SPEERSPITZEN

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KOLLEGIATEN JENS STARKE

225

Mathematik komplexer Systeme in Naturwissenschaft und Technik

... Problemstellungen der Dynamik bei Modellierung, Analyse, Numerik, Simulation und Optimierung komplexer S

ysteme ...

224

Jens Starke

Jahrgang 1969

Technical University of Denmark

Department of Mathematics

226

KOLLEGIATEN JENS STARKE

Jens Starke | Mathematiker und Physiker

Jahrgang 1969

Technical University of Denmark

Department of Mathematics

Matematiktorvet, Bdg. 303 S

DK-2800 Kongens Lyngby | Denmark

http://www.mat.dtu.dk/people/J.Starke/

[email protected]

STUDIUM UND WISSENSCHAFTLICHER WERDEGANG

1988 Abitur, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen

1989–1994 Studium der Physik, Abschluss Diplom, Universität Stuttgart

1991–1997 Parallelstudium in Mathematik, Abschluss Diplom, Universität Stuttgart

1994–1997 Wissenschaftlicher Angestellter, Universität Stuttgart

1997 Promotion, Universität Stuttgart

1997–2002 Wissenschaftlicher Angestellter, Universität Heidelberg

2001–2006 Nachwuchsgruppenleiter und ab 2002 Wissenschaftlicher Assistent, Universität Heidelberg

AUSZEICHNUNGEN / STIPENDIEN / FORSCHUNGSFÖRDERUNGEN

seit 1986 mehrere Auszeichnungen und Preise (z. B. Bundeswettbewerb für Mathematik, DAAD, Society of Instrument and Control Engineering, Erasmus)

seit 1995 Forschungsaufenthalte an zahlreichen Forschungsstätten (z. B. University of Tokyo, Princeton, Fritz-Haber-Institut der MPG, UC Berkeley, Nagoya University, Toyota CRDL)

seit 2001 zahlreiche Forschungsförderungen erhalten (z. B. Toyota CRDL, DFG, Danish Research Council FTP)

2002–2007 WIN-Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

seit 2002 Mitglied mehrerer Komitees (z. B. Advisory Board Dyn. Days Europe, Gutachter für NSF)

AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN

»Interacting many-particle systems of different particle types converge to a sorted state« (mit Kokkendorff, S.L., Hummel, N.) SIAM J. on Appl. Mathematics 70 (7). 2534–2555. 2010

»Analytical solutions of jam pattern formation on a ring for a class of optimal velocity traffi c models« (mit Gaididei, Y., Berkemer, R., Caputo, J., Christiansen, P., Kawamoto, A., Shiga, T., Sørensen, M.) New Journal of Physics 11, 073012, 2009

»Effi cient computation of quasiperiodic oscillations in nonlinear systems with fast rotating parts« (mit Schilder, Rübel, Osinga, Krauskopf, Inagaki) Nonlin. Dyn. 51(4), 529–539, 2008

»Model of calcium oscillations due to negative feedback in Olfactory Cilia« (mit Reidl, J., Borowski, P., Sensse, A., Zapotocky, M., Eiswirth, M.) Biophys. J. 90, 1147–1155, 2006

»Fluctuation-induced pattern formation in a surface reaction« (mit Reichert, C., Eiswirth, M., Rotermund, H., Ertl, G.) Europhysics Letters 73 (6), 820 – 825, 2006

POSITION 2011

seit 2006 Associate Professor an der Technical University of Denmark, Department of Mathematics

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Mit Mathematik komplexe Systeme verstehen

Die Forschung von Jens Starke beschäftigt sich mit mathematischen

Methoden zur Analyse und Konstruktion komplexer Systeme in

Naturwissenschaft und Technik. Der Begriff »komplex« wird für

Systeme verwendet, die aus vielen wechselwirkenden Teilen bestehen,

d. h. die eine große Zahl von Freiheitsgraden besitzen. Viele dieser

Systeme zeigen jedoch in ihrer Gesamtheit ein niederdimensionales

Verhalten, was sich in Struktur- bzw. Musterbildungsprozessen

ausdrückt. Mathematisch kann diese Strukturbildung durch die

Konvergenz des Systems gegen eine sogenannte niederdimensionale

Mannigfaltigkeit formuliert werden. Dies ist symbolisch auf der

vorangestellten Grafi k gezeigt: Trotz der völlig verschiedenen

Anwendungsgebiete erlauben abstrakte mathematische Formulie-

rungen und Methoden häufi g eine sehr ähnliche Vorgehensweise,

um ein besseres Verständnis komplexer Systeme zu erlangen und

dieses für technische Anwendungen nutzen zu können.

Die dargestellte Auswahl der Forschungsresultate von Jens Starke

reicht von der robusten Steuerung verteilter Robotersysteme

durch Selbstorganisationsprinzipien und Wachstumsanalysen in der

Kieferorthopädie, über stochastische Modellierung katalytischer

Oberfl ächenprozesse und die Ableitung deterministischer Grenz-

gleichungen und deren Bifurkationsanalyse sowie neurowissen-

schaftliche Fragestellungen, wie Analyse biochemischer Netzwerke,

Sortierungsprozesse bei der axonalen Wegfi ndung und raumzeit-

licher Musterbildung in neuronalen Netzen bis zur Vibrationsana-

lyse und Optimierung rotierender Maschinen.

In diesem Forschungsgebiet führt nur die interdisziplinäre Kombi-

nation des Wissens aus der jeweiligen Anwendung mit einer Vielzahl

mathematischer Methoden zum Ziel, was den besonderen Reiz

dieser Forschung ausmacht. Dabei kommen sowohl analytische als

auch numerische Werkzeuge aus den Bereichen Modellierung,

dynamische Systeme, angewandte Analysis, Stochastik und Numerik

zum Einsatz. In den meisten Fällen können mathematische Me-

thoden entscheidend zum Verständnis in den Anwendungsgebieten

beitragen. Im Gegenzug werden sehr häufi g neue mathematische

Ideen und die Entwicklung neuer mathematischer Methoden durch

Anwendungen initiiert. Die Wissenschaftsgeschichte belegt den

Erfolg dieser gegenseitigen Befruchtung durch die sehr förderlichen

Wechselwirkungen zwischen Mathematik und Physik. Bei seiner

interdisziplinären Forschung setzt Jens Starke in seinen zahlreichen

internationalen Kooperationen mit Wissenschaftlern aus Mathematik,

Informatik, Ingenieurwissenschaften, Chemie, Physik, Biologie und

Medizin den Schwerpunkt vor allem auf die Untersuchung der

Dynamik komplexer Systeme.