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Heinrich Albert Der Mai, des Jahres Herz¼hlingszeit.pdf · Heinrich Albert (1604-1651) Der Mai, des Jahres Herz beginnt (1640) (Text: Simon Dach) Der Mai, des Jahres Herz beginnt

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Programm

Heinrich Albert Der Mai, des Jahres Herz Musikalische Kürbishütte

Franz Schubert Frühlingstraum Robert Schumann Sommerlied

Fanny Hensel O Herbst Winterseufzer

Felix Mendelssohn-Bartholdy Frühzeitiger Frühling

Johannes Brahms Sommerabend

Felix Mendelssohn-Bartholdy Herbstlied

Franz Schubert Gefrorne Tränen

Christoph Splittstößer Frühlingslied (UA) Sommer (UA) Herbststimmung (UA) Winternacht (UA)

Zeichnung auf Titelseite: Daniel P. Dwyer (www.danielpdwyer.com)

Ausführende

Ferienkammerchor des Collegium musicum: Sopran: Mirjam Brandt, Kathrin Heim, Dina Hess, Marion Huppmann, Corinna Jörres, Esther Klingenberg, Cherry Ny, Katja Weber, Nina WesterholtAlt: Alexandra Einmahl, Anne Gäbler, Sigrun Krüger, Magdalena Möhlenkamp, Myriam Schafigh, Juliane Slotta, Fiona Stewart, Karin Walker Tenor: Philipp Haug, Andreas Grabowski, Federico Marighetti, Matthias Putzke, Frank ZickenheinerBass: Jörg Artmann, Sebastian Brandt, Jan Oliver Jörgens, Valentin Krasontovitsch, Klaus Piesche, Sebastian Steinmetz, Valentin Wolf

Ferienkammerorchester des Collegium musicum:

Violine I: Elisa Volmering, Violine II: Anna WinterVioloncello: Marika Gonther, Kontrabass: May-binh LanBlockflöte: Luise Fischer, Oboe: Tobias Rolfes, Fagott: Regina Jucknies, Orgel & Cembalo: Michael Riedel Klavier: Xenia Spilioti

Leitung: Christoph Splittstößer

Einführung

Nicht erst seit Schumanns Dichterliebe wird „Im wunder-schönen Monat Mai“ die Freude über den endlich einkeh-renden Frühling besungen. Auch der Vetter und Schüler von Heinrich Schütz, Heinrich Albert, der in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs als Organist und Komponist in Königsberg tätig war, verfasste ein Vorjahrsliedchen, welches vom Wiedererwachen der Natur nach dem Winter erzählt. Nach dieser kurzen Begrüßung folgt unversehens die Musikalische Kürbshütte, ein zwölfteiliger dreistimmiger Liederzyklus Alberts, mit dem Untertitel „welche uns er-innert menschlicher Hinfälligkeit“. Der Titel geht auf eine Hütte in Alberts Garten zurück, in der sich der Königsber-ger Dichterkreis regelmäßig traf und, so wird es tradiert, u.a. Sinnsprüche in Kürbisse schnitzte. Dies diente wohl als Inspiration für die Komposition über die Vergänglichkeit des Lebens, die vor allem in der düsteren Herbstmetaphorik zum Ausdruck kommt.

Originaltitelblatt des Faksimiles (Königsberg, 1645)

Heinrich Albert (1604-1651)Der Mai, des Jahres Herz beginnt (1640)(Text: Simon Dach)

Der Mai, des Jahres Herz beginntDurch Kraft der SonnenstrahlenFeld, Berg und Tal zu malen,Dass alles neuen Schmuck gewinnt.Der Baum, ein Speisemarkt der BienenTrägt Laub und edlen Saft,Der Ärzte Wissenschaft.Die Feld- und Gartenkräuter grünen.

Und du, mein Herz, bist träg und kalt,Gibst noch dich zu versteckenDer faulen Winterdecken,Der Wollust Schirm und Aufenthalt?Mein lass dich die Natur bewegen!Des höchsten GnadenscheinWird deine Sonne sein,Sein teures Wort dein güldner Regen.

Verjünge dich, und brich herfürMit deinem TugendkleideAls Gottes Seelenweide.Nimm an die lilienweiße Zier.Der Heiligkeit, recht fromm zu leben.Wo nicht, so wird der BaumDes Lebens keinen RaumSein Zweig hinfort zu sein, dir geben.

Musikalische Kürbshütte (1645)

I. Mit der Zeit ich kommen bin,Fall auch mit der Zeit dahin.

II. Mensch, hierinnen sind wir gleich:Du magst schön sein, jung und reich.Unser Pracht kann nicht bestehn,Beide müssen wir vergehn.

III. Nun ich jung noch bin und grüne,O, so hält man mich im Wert.Bin ich welk und nicht mehr diene,Wer ist dann, der mein begehrt.

IV. Mensch, ich kann es leichtlich gläuben,Dass du wünschst, ich möchte bleiben.Nicht dein Will, auch meiner nicht,Gottes Wille, der geschicht.

V. Wenn der rauhe Herbst nun kommt,Fall ich ab und muss verderben.Wenn dein Ziel dir ist bestimmt,Armer Mensch, so musst du sterben.

VI. Sieh mich an und denke dran:Ich muss fort von diesem Ort.Mit dir hält auch Gott solchen Brauch.

VII. Dem Herbst verlangt nach mir,Mich zu verderben, dem Tod, o Mensch, nach dir, Auch du mußt sterben.

VIII. Wer wird nach kurzen Tagen mich beklagen,Wenn ich verwelkt nun bin?Auch dir wird’s widerfahrenNach wenig Jahren,Wenn dich der Tod nimmt hin.

IX. Die Zeit und wir vergehn!Was wir hier sehen stehnIn diesem grünen Garten,Verwelkt in kurzer Zeit,Weil schon des Herbstes NeidScheint drauf zu warten.

X. Ich und meine Blätter wissen,Dass wir dann erst fallen müssen,Wenn der rauhe Herbst nun kömmt:Aber du, Mensch, weißt ja nicht,Ob’s nicht heute noch geschicht,Dass dir Gott das Leben nimmt.

XI. Ob ich gleich muss bald von hier,Kriegst du dennoch Frucht von mir.Wenn man dich, Mensch, wird begraben,Was wirst du für Früchte haben?

XII. O ich habe schon vernommen,Dass mein Feind, der Herbst, wird kommen,Dessen Raub ich werden soll,Lieber Mensch, gehab dich wohl.

Franz Schubert (1797-1828) (Chorbearbeitung: Christoph Splittstößer)

Frühlingstraum (aus der Winterreise) (Text: Wilhelm Müller)

Ich träumte von bunten Blumen, So wie sie wohl blühen im Mai; Ich träumte von grünen Wiesen, Von lustigem Vogelgeschrei.

Und als die Hähne krähten, Da ward mein Auge wach; Da war es kalt und finster, Es schrien die Raben vom Dach.

Doch an den Fensterscheiben, Wer malte die Blätter da? Ihr lacht wohl über den Träumer, Der Blumen im Winter sah?

Ich träumte von Lieb‘ um Liebe, Von einer schönen Maid, Von Herzen und von Küssen, Von Wonne und Seligkeit.

Und als die Hähne kräten, Da ward mein Herze wach; Nun sitz ich hier alleine Und denke dem Traume nach.

Die Augen schließ‘ ich wieder, Noch schlägt das Herz so warm. Wann grünt ihr Blätter am Fenster? Wann halt‘ ich mein Liebchen im Arm?

Robert Schumann (1810-1856) (Text: Friedrich Rückert)

Sommerlied (aus:Romanzen und Balladen 4, op.146)

Seinen Traum, Lind wob,Frühling kaum, Wind schnob.Seht, wie ist der Blütentraum verweht!

Wie der Hauch kalt weht,Wie der Strauch alt steht,Der so jung gewesen ist vorher!

Ohne Lust schlägt Herz,Und die Brust trägt Schmerz,O, wie hob sie sonst sich frei und froh!

Als ich dir lieb war,O wie mir trieb klarVor dem Blick ein Freudenlenz empor!

Als ich dich gehn sah,Einsam mich stehn sah:O wie trug ich‘s, dass mein Leben floh!

Wo ist dein Kranz, Mai?Wohnt dir kein Glanz bei,Wann der Liebe Sonnenschein zerrann?

Nachtigall, schwing dichLaut mit Schall, bring michAb, hinab zur Ros‘ ins Grab!

Fanny Hensel (1805-1846) O Herbst (1846) (Text: Joseph von Eichendorff)

O Herbst, in linden TagenWie hast du rings dein ReichPhantastisch aufgeschlagen,So bunt und doch so bleich!Wie öde, ohne Brüder,Mein Tal so weit und breit,Ich kenne dich kaum wiederIn dieser Einsamkeit.So wunderbare WeiseSingt mir dein bleicher Mund,Es ist, als öffnet leiseSich unter mir der Grund.Und ich ruht überwoben,Du sängest immerzu,Die Linde schüttelt‘ obenIhr Laub und deckt‘ mich zu.

Winterseufzer (1836) (Text: August H. von Platen)

Der Himmel ist so hell und blau,O wäre die Erde grün!Der Wind ist scharf, o wär er lau!Es schimmert der Schnee, o wär es Tau!O wäre die Erde grün!

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)Frühzeitiger Frühling (1847-1843) (aus: Lieder im Freien zu singen, op. 59) (Text: Johann Wolfgang von Goethe)

Tage der Wonne, kommt ihr so bald?Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald? Reichlicher fließen Bächlein zumal.Sind es die Wiesen? Ist es das Tal? Bläuliche Frische! Himmel und Höh‘!Goldene Fische wimmeln im See. Buntes Gefieder rauschet im Hain;Himmlische Lieder schallen darein. Unter des Grünen blühender KraftNaschen die Bienen summend am Saft. Leise Bewegung bebt in der Luft,Reizende Regung, schläfernder Duft. Mächtiger rühret bald sich ein Hauch,doch er verlieret gleich sich im Strauch. Aber zum Busen kehrt er zurück.Helfet, ihr Musen, Tragen das Glück! Saget, seit gestern wie mir geschah?Liebliche Schwestern, Liebchen ist da!

Johannes Brahms (1833-1879) (Chorbearbeitung: Christoph Splittstößer)

Sommerabend (aus 6 Lieder für eine Singstimme und Pia-noforte, op. 85, Nr.1, 1878) (Text: Heinrich Heine)

Dämmernd liegt der SommerabendÜber Wald und grünen Wiesen;Goldner Mond im blauen HimmelStrahlt herunter, duftig labend.An dem Bache zirpt die Grille,Und es regt sich in dem Wasser,Und der Wandrer hört ein PlätschernUnd ein Atmen in der Stille.Dorten, an dem Bach alleine,Badet sich die schöne Elfe;Arm und Nacken, weiß und lieblich,Schimmern in dem Mondenscheine.

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)Herbstlied (1846) (1839) (aus: Lieder im Freien zu singen, op. 46) (Text: Nikolaus Lenau)

Holder Lenz, du bist dahin!Nirgends, nirgends darfst du bleiben! Wo ich sah dein frohes Blüh‘nBraust des Herbstes banges Treiben.Wie der Wind so traurig fuhrDurch den Strauch, als ob er weine; Sterbeseufzer der NaturSchauern durch die welken Haine,Wieder ist, wie bald, wie bald,Mir dahin ein Jahr geschwunden.

Fragend rauscht es durch den Wald:Hat dein Herz sein Glück gefunden?Waldesrauschen, wunderbarHast du mir das Herz getroffen!Treulich bringt ein jedes JahrNeues Laub wie neues Hoffen.

Franz Schubert (1797-1828) (Chorbearbeitung: Christoph Splittstößer)

Gefrorne Tränen (aus der Winterreise) (Text: Wilhelm Müller)

Gefrorne Tropfen fallen Von meinen Wangen ab: Ob es mir denn entgangen, Dass ich geweinet hab‘?

Ei Tränen, meine Tränen, Und seid ihr gar so lau, Dass ihr erstarrt zu Eise Wie kühler Morgentau?

Und dringt doch aus der Quelle Der Brust so glühend heiss, Als wolltet ihr zerschmelzen Des ganzen Winters Eis!

Christoph Splittstößer (*1984) Vier Gesänge zu den Jahreszeiten (Uraufführung)

1. Frühlingslied (Text: Heinrich Heine)

Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute. Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite! Kling hinaus bis an das Haus, Wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose siehst, Sag, ich soll sie grüßen.

2. Sommer (Text: Johann Wolfgang von Goethe)

Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze, Und von den Auen dränget uns die Glut; Doch dort am Wasserfall, am FelsensitzeErquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut. Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze,Die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut, Dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern;Doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.

3. Herbststimmung (Text: Rainer Maria Rilke)

Die Luft ist lau, wie in dem Sterbezimmer, An dessen Türe schon der Tod steht still; Auf nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer, Wie der der Kerze, die verlöschen will.

Das Regenwasser röchelt in den Rinnen, Der matte Wind hält Blätterleichenschau; - Und wie ein Schwarm gescheuchter Bekassinen Ziehn bang die kleinen Wolken durch das Grau.

4. Winternacht (Text: Joseph von Eichendorff)

Verschneit liegt rings die ganze Welt,Ich hab‘ nichts, was mich freuet,Verlassen steht der Baum im Feld,Hat längst seien Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller NachtUnd rüttelt an dem Baume,Da rührt er seine Wipfel sachtUnd redet wie im Traume.

Er träumt von künft‘ger Frühlingszeit,Von Grün und Quellenrauschen,Wo er im neuen BlütenkleidZu Gottes Lob wird rauschen.

Konzerthinweise:

Samstag, 12.05.2012, 20 Uhr s.t, Festsaal der Uni BonnKonzert des Gastchores „Coro Misto da Universidade de Coimbra“

Klassisches portugiesisches Repertoire

Leitung: Rodrigo Carvalho

Mittwoch, 11.07.2012, 20 Uhr c.t., Aula der Uni BonnSemesterabschlusskonzert

Carl OrffCarmina Burana

Antonín DvořákSinfonie Nr.9 op.95 „Aus der neuen Welt“

Chor und Orchester des Collegium musicumLeitung: Walter L. Mik