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Helmut Schlegel Der Sonnengesang Exerzitien im Alltag mit Franz und Clara von Assisi ISBN 978-3-8367-1077-0

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Helmut Schlegel

Der Sonnengesang

Exerzitien im Alltag mit Franz und Clara von Assisi

ISBN 978-3-8367-1077-0

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Über das Buch

Der „Sonnengesang“ des Franz von Assisi, den der Papst als Leitfaden für seine jüngste Enzyklika wählte, steht einzigartig da unter den Gebeten des Christentums. In seiner kindlich- unbefangenen Empfänglichkeit für die Natur ist der „Poverello“ aktueller denn je, ja vielleicht „der einzige Abendländer, der die Erde retten kann“ (A. Toynbee). Helmut Schlegel hat Exer-zitien dazu ausgearbeitet, die auch jeder für sich selbst mitten im Alltag durchführen kann.

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Über den Autor

Helmut Schlegel OFM, geb. 1943, 1988 bis 1998 Leiter des Exer-zitien- und Bildungshauses in Hofheim/Taunus; bis 2007 Pro-vinzial der Thüringischen Franziskanerprovinz; seither Leiter des Zentrums für christliche Meditation und Spiritualität in Frankfurt/M.-Bornheim; Buch- und Rundfunkautor.

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Inhalt

Vorwort 9

Einführung in den Sonnengesang des Franz von Assisi 11Der Sonnengesang 11Wie und wo entstand der Sonnengesang ?

Zeugnisse aus den ersten Biographien 14Die Architektur des Sonnengesangs 19Die heilende Kraft des Sonnengesangs 21

Einführung in die Exerzitien im Alltag 23Der Exerzitienweg des Franz von Assisi 23Was sind Exerzitien im Alltag ? 24So können Sie die Exerzitien im Alltag gestalten 26Der Rhythmus der Tage und Wochen 27

Fünf Wochen mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi 31Erste Woche : Das Loblied des Kosmos 33Sonntag : Treffen in der Gruppe – Einführung

in die Exerzitien im Alltag 34Montag : Gott loben – Höchster Herr,

dein ist das Lob ! 36Dienstag : Beten mit der Bibel – Gott sah,

dass das Licht gut war 39Mittwoch : Beten mit Franziskus – Gelobt seist du,

mein Herr, mit Bruder Sonne, welcher der Tag ist 41

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Donnerstag : Beten mit Clara – Christus, in dich, den Spiegel meines Lebens, will ich schauen 44

Freitag : Was in mir lebt – Licht und Dunkel 47Samstag : Das Geheimnis der Verwandlung –

Auf, werde licht, denn dein Licht kommt 50Sonntag : Auferstehung – Christus, du Sonne,

die nicht untergeht 53

Zweite Woche : Das Loblied der Elemente 56Sonntag : Treffen in der Gruppe –

Einführung in die zweite Woche 57Montag : Gott anbeten – Allmächtiger,

dir sei die Ehre ! 59Dienstag : Beten mit der Bibel – Preist den Herrn,

alle Werke des Herrn ! 62Mittwoch : Beten mit Clara und Franziskus –

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser 65

Donnerstag : Beten mit Clara und Franziskus – Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer 68

Freitag : Was in mir lebt – Das Feuer des Geistes 71Samstag : Das Geheimnis der Verwandlung –

Die Seele will heil werden 74Sonntag : Auferstehung – Wir werden

zum Leib Christi 77

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Dritte Woche : Das Loblied der Erde 80Sonntag : Treffen in der Gruppe –

Einführung in die dritte Woche 81Montag : Gott lieben – Dein sind das Lob,

die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen 83

Dienstag : Beten mit der Bibel – Gott sprach : Das Land lasse junges Grün wachsen 86

Mittwoch : Beten mit Franziskus – Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde 89

Donnerstag : Beten mit Clara – Den Himmel erden 92Freitag : Was in mir lebt – Ist die Erde

meine Mutter ? 95Samstag : Das Geheimnis der Verwandlung –

Ich suche meinen Lebensrhythmus 98Sonntag : Auferstehung – Jesus sagt : Wer in mir

bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht 101

Vierte Woche : Das Loblied des Menschen 104Sonntag : Treffen in der Gruppe – Einführung

in die vierte Woche 105Montag : Gott danken – Lobt und preist

meinen Herrn und dankt ihm 107Dienstag : Beten mit der Bibel – Gott, der Herr,

formte den Menschen 110Mittwoch : Beten mit Franziskus – Gelobt seist du,

mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen 113

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Donnerstag Beten mit Clara – Nur in der Gemeinschaft kommen sie ans Ziel 116

Freitag Was in mir lebt – Schmerzen erdulden in Frieden ? 119

Samstag Das Geheimnis der Verwandlung – Mich selbst annehmen 122

Sonntag Auferstehung – Das Wunder der Versöhnung weitergeben 125

Fünfte Woche : Das Loblied der Erde 128Sonntag : Treffen in der Gruppe – Einführung

in die fünfte Woche 129Montag : Gott dienen – Mit großer Demut 132Dienstag : Beten mit der Bibel – Wähle das Leben 135Mittwoch : Beten mit Franziskus – Gelobt seist du,

mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod 138

Donnerstag : Beten mit Clara – Für mein Leben danken 141

Freitag : Was in mir lebt – Leben im Sterben, Sterben im Leben 144

Samstag : Das Geheimnis der Verwandlung – Das Weizenkorn 147

Sonntag : Auferstehung – Lasst uns das Ja zum Leben feiern 150

Anhang 153Anregungen 153Texte 160Quellen- und Literaturangaben 166

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Vorwort

Das Wort »Exerzitien« kommt aus dem Lateinischen und geht zurück auf »ex arce ire« – aus der Burg hinausgehen. Soldaten gehen aus der Burg hinaus, um zu »exerzieren«. Das ist Trai-ning, Stärkung der Kampfkraft.

Exerzitien haben weder mit Krieg noch mit Soldaten zu tun, wohl aber mit Training. Es geht darum, eine intensive, mit Gott gelebte Existenz zu trainieren. Exerzitien sind eine Zeit, in der Menschen ihren Glauben auf die »Alltagstauglichkeit« prüfen und ihre geistlichen Wurzeln vertiefen.

Ex arce ire – aus der Burg hinausgehen. Das bedeutet, Räu-me zurückzulassen, die zur Gewohnheit geworden sind, in denen man sich etabliert hat. Allzu leicht wird auch ein geist-liches Leben zum Trott und zur Routine.

Das bedeutet, Distanz zu gewinnen und seine »Burg« einmal aus einiger Entfernung anzuschauen.

Das bedeutet, die hart gewordene Sprache aufweichen zu las-sen, damit neue Worte ankommen.

Das bedeutet, sich aufs freie Feld zu begeben. Dort sind wir ungeschützt. Keine Mauern sind um uns. Aber dies ist die Chance, Neuland zu entdecken. Dies ist die Chance, dass uns Gott antrifft und berührt.

Das bedeutet auch, den Panzer abzulegen, damit ich mein Herz schlagen höre, damit ich leichtfüßig und wendig werde.

Exerzitien – ein Übungsfeld für ein erfülltes Leben. Der Son-nengesang des heiligen Franz von Assisi eignet sich gut als

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»Proviant« für diesen Übungsweg. Er bringt uns in Verbindung mit der Schöpfung. Er lenkt unseren Blick auf die Wunder der Natur. Für Franziskus ist alles durchsichtig. Hinter der Schöp-fung erscheint das Gesicht Gottes.

Es ist gut, nicht nur Franziskus, sondern auch Clara von As-sisi, die seine Gefährtin war, sprechen zu lassen. Beide sind zu-sammen zu sehen. Clara ist das weibliche Element der franzis-kanischen Spiritualität. Der Sonnengesang ist ein kontempla-tives Lied, die Texte der heiligen Clara bilden eine wichtige Er-gänzung in dieser Anleitung für die Exerzitien im Alltag. Neben dem Sonnengesang laden andere Texte des heiligen Franz zum Gebet ein, ebenfalls Texte der heiligen Clara.

Dieser Übungsweg ist aus der Praxis entstanden. Dabei hat sich eine Gruppe von etwa 20 Frauen und Männern wöchent-lich getroffen, um sich gegenseitig anzuregen und zu stärken. In diesem Buch ist auch die Struktur dieser Treffen festgehal-ten. Dies kann eine Anregung für ähnliche Gruppen sein.

Danken möchte ich in besonderer Weise Frau Angelika Um-lauf, die mit mir die Konzeption dieser Exerzitien im Alltag entwickelt hat. Von ihr stammen vor allem die Ideen für die kreative Gestaltung der gemeinsamen Treffen.

Helmut Schlegel

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Die Architektur des Sonnengesangs

1. Strophe : Anbetung GottesFranziskus wendet sich in dreifacher Anrede an Gott :Höchster, allmächtiger, guter Herr,dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.Theologische und anthropologische Aussage : Gott ist unser Maß und unsere Mitte.

2. und 3. Strophe : Loblied des KosmosFranziskus lädt das Taggestirn und die Nachtgestirne zum Lob Gottes ein :»Gelobt seist du, mein Herr, mit … Bruder Sonne …, durch Schwester Mond und die Sterne …«Theologische Aussage : Licht und Dunkel loben Gott. Anthropologi-sche Aussage : Licht und Dunkel existieren in uns.

4. bis 6. Strophe : Loblied der ElementeFranziskus lädt die vier Elemente zum Lob Gottes ein : »Gelobt seist du, mein Herr, durchBruder Wind …, Schwester Wasser …, Bruder Feuer …, Schwes-ter Mutter Erde …«Theologische Aussage : Alle Elemente loben Gott. Anthropologische Aussage : Alle Elemente existieren in uns.

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7. Strophe : Loblied der ErdeFranziskus lädt die Erde und das Leben auf ihr zum Lob Got-tes ein :»Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält … und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.«Theologische Aussage : Die Erde und ihre Geschöpfe loben Gott.Anthropologische Aussage : Der Rhythmus von Werden, Wachsen und Vergehen ist auch der Rhythmus menschlichen Lebens.

8. Strophe : Loblied des MenschenFranziskus lädt die Menschen zum Lob Gottes ein :»Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um dei-ner Liebe willen und Krankheit ertragen und Drangsal. Selig jene, die solches ertragen in Frieden …«Theologische Aussage : Als Menschen sind wir verwiesen auf Gott. Wenn wir Frieden und Versöhnung suchen, loben wir Gott.Anthropologische Aussage : Als Menschen sind wir verwiesen auf-einander. Wir werden reif, wenn wir das Leben in Liebe und Frie-den gestalten.

9. Strophe : Loblied der LiebeFranziskus lädt selbst den Tod zum Lob Gottes ein :»Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leib-lichen Tod ; … Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Wil-len, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.«Theologische Aussage : Auch der Tod steht im Dienst Gottes und kann dessen Lebenswillen nicht stören. Anthropologische Aussage : Wer nach Gottes Willen lebt, den verwandelt Gott durch den Tod ins neue Leben.

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10. Strophe : Lebensübergabe an GottFranziskus sieht einen dreifachen Sinn im menschlichen Leben :»Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.«Theologische und anthropologische Aussage : Gott loben und ihm danken heißt, ihm dienen, den Menschen lieben und die Schöpfung bewahren.

Die heilende Kraft des Sonnengesangs

Durch das Lob Gottes im Sinn des Sonnengesangs erfahren wir vielfältige Heilungen :

Die erste Strophe – Anbetung Gottes – spricht von der Heilung unseres Gottesbildes :Wer Gott Maß und Mitte seines Lebens sein lässt, erfährt Heilung.

Die zweite und dritte Strophe – Loblied des Kosmos – sprechen von der Heilung der Polarität :Wer Licht und Schatten in sich annimmt, erfährt Heilung.

Die vierte bis sechste Strophe – Loblied der Elemente – spre-chen von der Heilung der Temperamente :Wer allen Teilkräften in sich Lebenschancen gibt, erfährt Heilung.

Die siebte Strophe – Loblied der Erde – spricht von der Heilung des Lebensrhythmus :Wer den von Gott gegebenen Rhythmus des Werdens, Wachsens und Vergehens bejaht, erfährt Heilung.

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Die achte Strophe – Loblied des Menschen – spricht von der Heilung des Selbstwertgefühls :Wer (sich und anderen) vergeben kann, erfährt Heilung.

Die neunte Strophe – Loblied der Liebe – spricht von der Hei-lung der Existenzangst :Wer lernt, Abschied zu nehmen und auch sein Sterben in Gottes Wil-len zu legen, erfährt Heilung.

Die zehnte Strophe – Lebensübergabe an Gott – spricht von der Heilung der Identität :Wer lernt, sein ganzes Menschsein anzunehmen (gratia und humi-litas – Gnade und Schwachheit), erfährt Heilung.

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So können Sie die Exerzitien im Alltag gestalten

Finden Sie Ihre Zeit und halten Sie daran fest• Es ist wichtig für Sie, an jedem Tag eine feste Zeit (Zeitpunkt

und Zeitdauer) zu haben, die Sie sich für die Übungen frei-halten : am Morgen 30 Minuten für den Einstieg, am Abend wenigstens 15 Minuten für den Tagesabschluss.

• Setzen Sie nach Möglichkeit die täglichen Übungen immer zur gleichen Zeit an. Der Rhythmus, die Gewohnheit im gu-ten Sinn, erleichtert Ihnen das Durchhalten und erspart Ih-nen die Überforderung durch eine jeweils neu zu treffende Entscheidung.

Finden Sie Ihren Ort und gestalten Sie ihn• Suchen Sie einen Ort, an dem Sie ungestört sind und sich

wohl fühlen : die Gebetsecke in Ihrem Zimmer, einen Medi-tationsraum, eine Kirche …

• Es ist gut, wenn es Anhaltspunkte für die Sinne gibt : eine Kerze, ein einladendes Bild, ein Kreuz.

Schützen Sie sich vor Störungen• Schalten Sie das Telefon ab oder um.• Weisen Sie Ihre Angehörigen darauf hin, dass Sie in dieser

Zeit nicht gestört werden wollen (vielleicht mit einem Schild an der Tür : Bitte jetzt nicht stören !).

• Stellen Sie einen Wecker, damit Sie während der Medita-tionszeit nicht auf die Uhr sehen müssen.

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• Legen Sie einen Zettel mit Bleistift neben sich. Wenn Ihnen etwas Wichtiges einfällt, können Sie eine Notiz machen.

Gehen Sie mit Ihrem Körper wohlwollend und ehrfürchtig um• Achten Sie während der Exerzitien im Alltag besonders auch

auf Ihren Körper und seine Erfahrungen. Lassen Sie ihn zur Wohnung für Ihre Seele werden. Gönnen Sie ihm genug Schlaf und frische Luft. Legen Sie Wert auf Körperpflege und gesunde Essgewohnheiten.

• Achten Sie darauf, dass Ihr Körper während der Gebetszei-ten entspannt und aufmerksam ist.

• Durch guten Bodenkontakt während der Meditation ent-steht das Gefühl, geerdet zu sein und getragen zu werden.

Der Rhythmus der Tage und Wochen

Der Beginn am Morgen• Schaffen Sie die äußeren Bedingungen für eine stille Zeit :

Suchen Sie eine ruhige Ecke in Ihrer Wohnung, schalten Sie Störungen aus, achten Sie auf Ihren Körper.

• Beginnen Sie mit einem Kreuzzeichen oder einem anderen Ritual, das Sie bewusst in den Raum der Gottesbegegnung führt.

• Sprechen Sie langsam ein Gebet – ein gewohntes und gleich-bleibendes Gebet oder das Gebet für den Tag, das Sie in die-sem Buch finden.

• Halten Sie einige Augenblicke inne und verweilen Sie in der Gegenwart Gottes.

• Lesen Sie langsam den Text für den jeweiligen Tag.

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• Nehmen Sie sich Zeit – wenigstens 15 Minuten –, um den Text auf sich wirken zu lassen. Es geht nicht um das Begrei-fen mit dem Verstand, sondern um das innere »Kosten der Seele« (Ignatius von Loyola). Vielleicht ist es nur ein Wort, das in Ihr Herz fällt, oder ein Bild, bei dem Sie verweilen möchten.

• Lesen Sie die Fragen und Anregungen für unterwegs. Auch da ist weniger oft mehr als viel.

• Sprechen Sie ein Gebet zum Abschluss.• Schreiben Sie sich wichtige Eindrücke (in Stichworten) auf.• Beenden Sie die Gebetszeit wieder mit einem Ritual (z. B. mit

einer tiefen Verneigung).

Zwischen Morgen und Abend• Halten Sie während des Tages mitunter kurz an, um sich zu

vergewissern, dass Sie in der Gegenwart Gottes leben.• Wiederholen Sie im Herzen immer wieder das Wort oder er-

innern Sie sich an das Bild, das die Meditation am Morgen geprägt hat.

• Leben Sie bewusst und sinnenhaft : schauen, hören, riechen, schmecken, fühlen Sie.

• Nehmen Sie auch wahr, was in Ihrer Seele vorgeht : Freude, Ärger, Schmerz, Dankbarkeit …

• Arbeiten Sie ruhig und konsequent. Tun Sie das, was Sie tun, ganz.

• Nehmen Sie die Menschen um sich herum wahr. Achten Sie auf ihre Stimme, ihr Gesicht, ihren Gefühlsausdruck.

• Um Beziehung aufzunehmen, braucht es nicht immer ein Gespräch. Eine innere Verbundenheit kann mehr sein : ein Gedanke, ein guter Wunsch, ein Gebet …

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Der Rückblick am Abend• Beginnen Sie wie am Morgen.• Lesen Sie noch einmal den Text für den Tag.• Lassen Sie den Tag wie einen Film in Gedanken an sich vo-

rüberziehen.• Danken Sie Gott und verabschieden Sie den Tag.(Hilfreich für die Gestaltung der abendlichen Meditation ist vor allem das ig-

natianische »Gebet der liebenden Aufmerksamkeit«. Sie finden es im Anhang,

S. 158 f.).

Der Rhythmus einer WocheJede Woche hat denselben Rhythmus.

Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe der Exerzitanten zur Einführung, zum Austausch und zum Gebet. Am Montag richten wir uns an Gott selbst. So wie Franziskus jedes Gebet beginnt, so beginnen auch wir die Woche mit dem Lob Gottes, mit der Anbetung, mit dem Dank. So können wir zum Aus-druck bringen, dass wir die Kraft für die Woche aus Gott schöpfen. Gott selbst ist der Anfang des Gebetes.

Am Dienstag steht ein Bibeltext im Mittelpunkt der Medita-tion. Die Bibel ist das erste und wichtigste Gebetbuch.

Am Mittwoch beten wir mit Franziskus. Die jeweilige(n) Strophe(n) des Sonnengesangs wird/werden in den Blick-punkt gerückt. Mit Franziskus suchen wir durch das Ge-schöpf den Schöpfer. Weil es Franziskus auch um die Erhal-tung der Schöpfung geht, steht an diesem Tag immer auch ein aktueller Text, der uns diese Verantwortung ins Bewusst-sein ruft.

Am Donnerstag beten wir mit Clara von Assisi. Ihre (meist) mystischen Texte führen noch weiter in die Tiefe des Gebetes.

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Am Freitag ist unsere eigene Existenz in den Blick gerückt. Die Geschöpfe spiegeln unser eigenes menschliches Sein wider. In uns ist die Polarität von Tag und Nacht, in uns wirken die Elemente, wir sind wie die Geschöpfe dem Wechsel von Wer-den und Vergehen unterworfen. Das prägt nicht nur unseren Leib, sondern auch unsere Seele und unser Leben mit Gott.

Am Samstag wird dieser Gedanke fortgesetzt. Leben ist Wachstum und Wandlung. Auch das Gebet dient diesem Weg, auf dem wir Menschen nach dem Bild Gottes werden. Die Tex-te der Samstage sprechen das Geheimnis der Wandlung an und enthalten Anregungen zum Lebenswachstum.

Der Sonntag ist der Tag des auferstandenen Christus. Er ist das Alpha und das Omega der Schöpfung. Auf ihn weist auch der Sonnengesang hin.

Die Texte dieses Buches laden am Sonntag zu einer morgend-lichen Meditation ein, die als Einstimmung zur Eucharistiefei-er gedacht ist.

Die Treffen in der Gruppe finden, wenn es möglich ist, am Sonntagabend statt. Dabei wird die vergangene Woche im Ge-spräch und im Gebet abgeschlossen und in die Texte für die neue Woche eingeführt.

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Fünf Wochen mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi

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Erste Woche

Das Loblied des Kosmos

Höchster, allmächtiger, guter Herr,dein sind das Lob, die Herrlichkeitund Ehre und jeglicher Segen.Dir allein, Höchster, gebühren sie,und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.

Gelobt seist du, mein Herr,mit allen deinen Geschöpfen,zumal dem Herrn Bruder Sonne,welcher der Tag istund durch den du uns leuchtest.Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr,durch Schwester Mond und die Sterne;am Himmel hast du sie gebildet,klar und kostbar und schön.(Sonnengesang 1–3)

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1. Woche – Treffen in der Gruppe

Treffen in der GruppeEinführung in die Exerzitien im Alltag

Raum• Im Raum sind bunte Tücher in den Farben des Regenbogens

ausgelegt.• Auf jedem der Tücher liegen Symbole der Schöpfung, dem

Sonnengesang entsprechend.• Im Zentrum steht eine brennende (Oster-)Kerze.

Beginn• Lied : »Ausgang und Eingang« (Sonnenmusikant Nr. 2).• Die Teilnehmer werden begrüßt und eingeladen, sich ein

Symbol, das ihnen gefällt, aus der Mitte zu holen und sich damit vorzustellen.

• Die Grundidee der Exerzitien im Alltag wird vorgestellt (sie-he Einführungstexte, S. 23 ff.).

Übung• Der Sonnengesang wird langsam vorgelesen, der Text kann

durch eine gesungene Version ergänzt werden.• Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen die Gegensät-

ze dunkel und licht in einer Übung erfahren. Das Licht wird für eine Minute gelöscht, es herrscht Stille.

• Der Anfang des Schöpfungsberichtes wird vorgelesen : Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde ; die Erde aber war

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wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach : Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wur-de Abend, und es wurde Morgen : erster Tag (Gen 1,1–5).

• Eine Kerze wird angezündet. Wir lassen eine Minute lang ihr Licht auf uns wirken.

• In freier Form wird erzählt, wann, wo und unter welchen Umständen Franziskus den Sonnengesang geschrieben hat (siehe Einführungstexte, S. 14 ff.).

EinführungDie Einführungstexte und die Texte für die Woche werden aus-geteilt und vorgestellt.

Liturgie• Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten eine Kerze,

die sie in den fünf Wochen begleiten soll. Sie werden einge-laden, diese Kerze an der Kerze in der Mitte zu entzünden und in den Kreis zu stellen. Es ist möglich, dabei eine Für-bitte oder ein Dankgebet zu sprechen.

• Lied : »Gottes Wort ist wie Licht in der Welt« (Sonnenmusi-kant Nr. 27).

• Das gemeinsame Vaterunser und ein Segensgebet bilden den Abschluss.

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1. Woche – Montag

Gott lobenHöchster Herr, dein ist das Lob !

EinstimmungGott loben – das ist die natürliche Haltung des Menschen vor Gott. Gott allein ist groß. Menschen wachsen zu ihrer wirkli-chen Größe, wenn sie nicht sich selbst vergöttern, sondern Gott Gott sein lassen.

Franziskus beginnt den Sonnengesang mit dem Lobpreis : »Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.«

Kurz vor seinem Sonnengesang hat Franziskus auf dem Berg La Verna ein Gebet verfasst, das er Bruder Leo schenkte. Die-ser war von Schwermut geplagt, weil er nicht dieselbe mysti-sche Höhe wie Franziskus erreichte. Franziskus hat dieses Ge-bet auf Pergament geschrieben und Bruder Leo geschenkt. Der Lobpreis Gottes schaut nur auf die Größe und Schönheit Got-tes. So wird der Mensch gesund – wenn er über sich selbst thinausschaut und auf das Du Gottes blickt. Gott loben ist ein Gebet und eine Therapie. Es lässt uns Menschen das sein und zu dem werden, was wir wirklich sind : Geschöpfe und Gelieb-te Gottes.

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Gebet und Text für den Tag

Du bist der heilige Herr, der alleinige Gott,der du Wunderwerke vollbringst.Du bist stark, du bist groß.Du bist der Höchste.Du bist allmächtig,du heiliger Vater, König des Himmels und der Erde.Du bist dreifaltig und einer ; Herr, Gott der Götter.Du bist das Gute, jegliches Gut, das höchste Gut,der Herr, der lebendige und wahre Gott.Du bist die Liebe, die Minne.Du bist die Weisheit.Du bist die Demut.Du bist die Geduld.Du bist die Schönheit.Du bist die Sicherheit.Du bist die Ruhe.Du bist die Freude und Fröhlichkeit.Du bist unsere Hoffnung.Du bist die Gerechtigkeit und das Maß.Du bist alles, unser Reichtum zur Genüge.Du bist die Schönheit.Du bist die Sanftmut.Du bist der Beschützer.Du bist der Wächter und Verteidiger.Du bist die Stärke.Du bist die Zuflucht.Du bist unsere Hoffnung.Du bist unser Glaube.

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Du bist unsere Liebe.Du bist unsere ganze Wonne.Du bist unser ewiges Leben :großer und wunderbarer Herr,allmächtiger Gott, barmherziger Retter.(Franziskus, Lobpreis Gottes, FQ 37 f.)

Fragen und Anregungen für unterwegs• Welche Anrufung Gottes spricht Sie besonders an ? Nehmen

Sie diese mit in den Tag und wiederholen Sie sie.• Welchem Menschen tut heute ein Lob besonders gut ?• Was hilft Ihnen in Zeiten der Schwermut ?• Was bedeutet es für Sie zu loben ? Gott zu loben ?