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KMU-Magazin Nr. 11, November 2014 16 Strategie & Management Der typische Tagesablauf ist schon heute bei vielen Menschen durch und durch di- gitalisiert. Aussehen könnte er in etwa so: Nachdem wir vom Smartphone-Wecker geweckt werden, beantworten wir kurz die neuesten Whatsapp-Nachrichten und hören beim Duschen die aktuellsten Ra- dio-Hits via Internetradio oder Spotify. Auf dem Weg zur Arbeit lesen wir auf dem Smartphone die Zeitung, und auch die Reservation für den Lunch mit dem Chef erfolgt mobile – ebenso wie die Bestel- lung der Blumen für den Muttertag. Digital unterwegs Dank den Smartphones ist die Anzahl der E-Mails im Büro nicht mehr so gross wie zu Zeiten vor dem iPhone. Somit können wir uns via Facebook über die News aus unserem beruflichen Umfeld informieren oder auch via Xing mit bestehenden be- ziehungsweise neuen Kunden austau- schen. Die abgehaltene Präsentation am Nachmittag teilen wir via Dropbox mit dem Interessentenkreis, und schon ist der Arbeitstag vorbei. Am Feierabend gehts ins Einkaufscenter, wo wir aber nicht die Kasse benutzen (wer will da schon anste- hen?), sondern die Ware selbstständig an der Self-Service-Station eintippen. Be- zahlt wird mit einer NFC-Kreditkarte. Später begleichen wir noch letzte Rech- nungen mit dem Mobile Banking-App, bevor wir am Abend im Restaurant mit Freunden anstossen, wo die Tischreser- vation auf dem Tablet koordiniert wurde. Bevor wir schliesslich ins Bett gehen, che- cken wir noch einmal die Facebook-Posts von Freunden auf dem Smartphone. Doch nicht nur im privaten Alltag, son- dern auch im Job arbeiten, kommunizie- ren und wirtschaften wir im digitalen Zeitalter. Die digitale Transformation ist somit eines der wichtigsten gesellschaft- lichen und wirtschaftlichen Themen der heutigen Zeit. Und wie wir sind auch unsere Kunden im Alltag digital unter- wegs. Damit verändern sich die Erwar- tungen der Kunden rasant und die An- sprüche an Unternehmen werden grösser. Für Unternehmen bedeutet dies, sich auf strategischer Ebene verstärkt mit moder- nen Märkten, Lebens- und Arbeitswelten auseinanderzusetzen und somit selbst eine Transformation hin zu digitalen Ge- schäftsmodellen zu vollbringen. Dieser Veränderungsprozess beginnt bei der In- teraktion mit Kunden, beeinflusst opera- tive Geschäftsprozesse fundamental und schliesst die Mitarbeitenden eines Unter- nehmens ebenfalls ein. Der digitale Wandel eröffnet bisher unge- ahnte Möglichkeiten. Dies allerdings nur, wenn Unternehmen diese erkennen und auch ausschöpfen. Zur richtigen Zeit in die richtige Lösung zu investieren, das braucht fundiertes Know-how, die opti- male digitale Strategie und eine ausge- prägte Innovationskultur. Eine grosse He- rausforderung auf allen Ebenen, welcher kurz & bündig Bei der digitalen Transformation geht es um die Planung, Steue- rung, Optimierung und Umset- zung der Wertschöpfungskette eines Unternehmens im digitalen Zeitalter. Bei der digitalen Transformation geht es nicht nur um neue Tech- nologien, sondern auch um ei- nen grundlegenden Wandel der Unternehmenskultur, das soge- nannte Change Management. Die Geschäftsleitung muss in der Lage sein, bewährte Führungs- und Erfolgsrezepte zu abstrahie- ren, sie mit den neuen Werten und Erfolgsmodellen aus der digitalen Welt abzugleichen und diese dann erfolgreich zu implementieren. ! Manuel P. Nappo Unternehmensentwicklung Herausforderungen der digitalen Transformation Sie ist unaufhaltbar und verändert unseren Alltag schon heute grundlegend – die digitale Transformation. Der rasante Veränderungsprozess ist für KMU aber nicht nur eine Heraus- forderung, er bietet auch spannende Chancen.

Herausforderungen der digitalen Transformation

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Artikel im KMU-Magazin Nr. 11 von Manuel P. Nappo, Leiter Center for Digital Business

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KMU-Magazin Nr. 11, November 2014

16 Strategie & Management

Der typische Tagesablauf ist schon heute bei vielen Menschen durch und durch di-gitalisiert. Aussehen könnte er in etwa so: Nachdem wir vom Smartphone-Wecker geweckt werden, beantworten wir kurz die neuesten Whatsapp-Nachrichten und hören beim Duschen die aktuellsten Ra-dio-Hits via Internetradio oder Spotify. Auf dem Weg zur Arbeit lesen wir auf dem Smartphone die Zeitung, und auch die Reservation für den Lunch mit dem Chef erfolgt mobile – ebenso wie die Bestel-lung der Blumen für den Muttertag.

Digital unterwegs

Dank den Smartphones ist die Anzahl der E-Mails im Büro nicht mehr so gross wie zu Zeiten vor dem iPhone. Somit können wir uns via Facebook über die News aus unserem beruflichen Umfeld informieren oder auch via Xing mit bestehenden be-ziehungsweise neuen Kunden austau-schen. Die abgehaltene Präsentation am Nachmittag teilen wir via Dropbox mit dem Interessentenkreis, und schon ist der Arbeitstag vorbei. Am Feierabend gehts ins Einkaufscenter, wo wir aber nicht die Kasse benutzen (wer will da schon anste-hen?), sondern die Ware selbstständig an der Self-Service-Station eintippen. Be-zahlt wird mit einer NFC-Kreditkarte.

Später begleichen wir noch letzte Rech-nungen mit dem Mobile Banking-App, bevor wir am Abend im Restaurant mit Freunden anstossen, wo die Tischreser-vation auf dem Tablet koordiniert wurde. Bevor wir schliesslich ins Bett gehen, che-cken wir noch einmal die Facebook-Posts von Freunden auf dem Smartphone.

Doch nicht nur im privaten Alltag, son-dern auch im Job arbeiten, kommunizie-ren und wirtschaften wir im digitalen Zeitalter. Die digitale Transformation ist somit eines der wichtigsten gesellschaft-lichen und wirtschaftlichen Themen der heutigen Zeit. Und wie wir sind auch unsere Kunden im Alltag digital unter-wegs. Damit verändern sich die Erwar-tungen der Kunden rasant und die An-sprüche an Unternehmen werden grösser. Für Unternehmen bedeutet dies, sich auf strategischer Ebene verstärkt mit moder-nen Märkten, Lebens- und Arbeitswelten auseinanderzusetzen und somit selbst eine Transformation hin zu digitalen Ge-schäftsmodellen zu vollbringen. Dieser Veränderungsprozess beginnt bei der In-teraktion mit Kunden, beeinflusst opera-tive Geschäftsprozesse fundamental und schliesst die Mitarbeitenden eines Unter-nehmens ebenfalls ein.

Der digitale Wandel eröffnet bisher unge-ahnte Möglichkeiten. Dies allerdings nur, wenn Unternehmen diese erkennen und auch ausschöpfen. Zur richtigen Zeit in die richtige Lösung zu investieren, das braucht fundiertes Know-how, die opti-male digitale Strategie und eine ausge-prägte Innovationskultur. Eine grosse He-rausforderung auf allen Ebenen, welcher

kurz & bündig

› Bei der digitalen Transformation geht es um die Planung, Steue-rung, Optimierung und Umset-zung der  Wertschöpfungskette  eines Unternehmens im digitalen Zeitalter.

› Bei der digitalen Transformation geht es nicht nur um neue Tech-nologien, sondern auch um ei-nen grundlegenden Wandel der Unternehmenskultur, das soge-nannte Change Management.

› Die Geschäftsleitung muss in der Lage sein, bewährte Führungs- und Erfolgsrezepte zu abstrahie-ren, sie mit den neuen Werten und Erfolgsmodellen aus der digitalen Welt abzugleichen und diese dann erfolgreich zu implementieren.

!

› Manuel P. Nappo

Unternehmensentwicklung

Herausforderungen der digitalen TransformationSie ist unaufhaltbar und verändert unseren Alltag schon heute grundlegend – die digitale

Transformation. Der rasante Veränderungsprozess ist für KMU aber nicht nur eine Heraus-

forderung, er bietet auch spannende Chancen.

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KMU-Magazin Nr. 11, November 2014

Strategie & Management

sich jedes Unternehmen – ob KMU oder Grossunternehmen – stellen muss.

Veränderungen mit Folgen

Doch was genau bedeutet die digitale Transformation? Es geht dabei um Pla-nung, Steuerung, Optimierung und Um-setzung der Wertschöpfungskette eines Unternehmens im digitalen Zeitalter. Im Mittelpunkt steht die Identifikation von den Auswirkungen der Digitalisierung auf bestehende Geschäftsmodelle, die Umsätze und Differenzierungsmerkmale eines Unternehmens im Markt. Dabei sind jedoch nicht nur einzelne Funktio-nen und Unternehmensbereiche betrof-fen, auch ganze Wertschöpfungsketten verändern sich. Die nachhaltige Verände-rung und Neuausrichtung von Kommuni-kation, Marketing, Vertrieb und Service sind ebenfalls essenziell.

Die digitale Transformation nutzt die Vorteile und Potenziale der Integration und Implementierung neuer Technolo-gien als Chance für einen Wandel beste-hender Geschäftsmodelle und für die Ge-nerierung neuer Geschäftspotenziale aus technischen und funktionalen, nutzen-orientierten Innovationen heraus. Die di-gitale Transformation ist aber nicht allein ein Thema von Technologien, sondern verstärkt auch von Prozessen. Sie ist dann erfolgreich, wenn die Veränderungspro-zesse zielgerichtet und kundenorientiert angestossen werden.

Doch genau diese Transformation vom klassischen zum digitalen Unternehmen zu meistern, ist alles andere als trivial. Es geht nicht nur um neue Technologien, sondern auch um einen grundlegenden Wandel der Unternehmenskultur, das sogenannte Change Management. Der Wille zur Veränderung muss im Unter-nehmen stark vorhanden und vor allem kommuniziert sein. Führungskräfte müs-sen sich ganzheitlich und im Sinne der Kunden bewusst werden, wie sich die Welt, die Konsumenten und damit ihre gesamte Wertschöpfungskette verändert – und dazu müssen sie noch die richtigen

Schritte einleiten. Es gehört zu ihrer Auf-gabe, die Kultur eines Unternehmens in die neue digitale Welt zu führen, alte Strukturen aufzulösen und eine neue Transparenz sowie eine standortüber-greifende Vernetzung der Mitarbeiten-den zu schaffen.

Eine Führungsaufgabe

Seit geraumer Zeit dominieren Themen wie «Social Media» oder «Mobile First» in Unternehmen, um die vermeintliche In-novationsstarre zu durchbrechen. Doch das alleine reicht nicht. Geschäftsmo-delle zu konservieren und «nur» mit einer Facebook-Seite oder einer mehr oder weniger nützlichen App zaghafte erste Schritte ins digitale Zeitalter zu wagen, ist keine zielführende Lösung. Unterneh-men sollten die digitalen Realitäten wie Social, Mobile und Data stattdessen viel-mehr leben.

Jedes Unternehmen hat das Potenzial zum digitalen Business. Ob Einkaufskette, Autokarosserie oder der sympathische Blumenladen um die Ecke; es ist an der Zeit, das Thema digitale Transformation aktiv an die Hand zu nehmen. Essenziell dabei ist die Unterstützung und Bereit-schaft der Geschäftsleitung. Diese muss in der Lage sein, bewährte Führungs- und Erfolgsrezepte zu abstrahieren, sie mit den neuen Werten und Erfolgsmodellen aus der digitalen Welt abzugleichen und diese dann erfolgreich zu implementie-ren. Darüber hinaus müssen Führungs-kräfte auch wissen, was sie nicht wissen, und wie sie durch die Mobilisierung ihrer eigenen sozialen Netzwerke das fehlende Know-how erhalten. Keine einfache Ange-legenheit. Aus diesem Grund ist es wichtig, interne sowie auch externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Digital Business Management

Die Transformation vom klassischen zum digitalen Geschäftsmodell schnell und richtig zu vollziehen, stellt das Unterneh-men vor erhebliche Herausforderungen. Die Lösung bietet ein integrierter Digital-

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KMU-Magazin Nr. 11, November 2014

Strategie & Management

Business-Management-Ansatz. Es gilt da-bei insbesondere, folgende Kernthemen zu berücksichtigen:

Social Media Das Web 2.0 bietet bekanntlich die Mög-lichkeit, sich wie nie zuvor mit Kunden und Partnern zu vernetzen, zu kommuni-zieren und zusammenzuarbeiten. Die di-gitalen Kanäle können aber auch intern genutzt werden, um Engagement und Produktivität zu steigern. Voraussetzung für den Erfolg sind eine durchdachte Stra-tegie und umsetzbare Guidelines.

MobileDie Welt – und damit auch die Geschäfts-welt – wird immer digitaler und immer mobiler. Der moderne Mensch konsu-miert von unterwegs. Mobile Endgeräte erleichtern den Kontakt zu Kunden, Mit-arbeitenden und Lieferanten. Wird dieser Kanal strategisch angegangen, können beachtliche Erfolge verbucht werden.

Analytics Nur wer seine Daten effizient nutzt, um die Trends zu erkennen und die Angebote für die Kunden masszuschneidern, kann bei den ständigen Veränderungen im Markt und im Kundenverhalten schnell und erfolgreich reagieren. Denn nicht der

Grösste wird sich durchsetzen, sondern der Schnellste.

MultichannelDer Kunde begegnet einem Unternehmen an mehreren Touchpoints. Häufig wird an jedem dieser Touchpoints eine andere Botschaft vermittelt. Ein Ansatz, der die-se Botschaften strategisch und integriert plant, beeinflusst die Customer Experi-ence und damit der Unternehmenserfolg.

Digital LeadershipDigital Leadership wird das Unterneh-men erreichen, welches die genannten und weitere digitale Themen verbinden kann. Im Spannungsfeld von Business, Technology und Kultur wird dabei eine neue Firma entstehen. Die wahre Enter-prise 2.0. «

Porträt

Manuel P. NappoStudiengangsleiter

Manuel P. Nappo ist Leiter des Centers for Digital Busi-ness und Studiengangsleiter des MAS Digital Business an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. Für seinen Beitrag zur digitalen Aus- und Weiterbildung wurde Nap-po 2013 von der IAB Switzerland mit dem Titel «Digital

Pioneer of the Year» ausgezeichnet.

Kontakt

[email protected], www.fh-hwz.ch

Weiterbildung: Digital Business

Der MAS Digital Business an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich befasst sich mit der Strategie und der Umsetzung der digitalen Hauptthemen: «Enter-prise 2.0» und dem damit verbundenen Kultur-, Prozess- und Technologie-Wan-del. Fokusthemen sind: Mobilität und Kommunikation, Social Media, Multichan-nel und Big Data.

Der Masterstudiengang setzt sich aus fünf Zertifikatsstudiengängen (CAS) zu-sammen, von denen drei zusammen mit einer grösseren praktischen Arbeit zum Mastertitel führen. Auf den Transfer von Theorie zu Praxis wird grosser Wert gelegt; dementsprechend sind in allen CAS praktische Umsetzungen enthalten.

Mehr unter www.fh-hwz.ch/MASDB