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Ausgewählte Rezensionen (Stand 20. Oktober 2008) des Buches : Hermann Hagena, Jagdflieger Werner Mölders Die Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus Aachen (Helios) 2008 DAS PARLAMENT 2 Reservistenverband „loyal“ 4 Fliegerblatt 5 Junge Freiheit 6 ams 11 sicherheitpolitik aktuell 14 Clausewitz-Gesellschaft 16 Neues Deutschland 17 Strategie und Technik 19 reliwa.de 20 Preußische Allgemeine Zeitung 21 Pallasch /Zeitschrift für Militärgeschichte) 23 Der Mölderianer (Ankündigung) 24

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Ausgewählte Rezensionen (Stand 20. Oktober 2008) des Buches :

Hermann Hagena, Jagdflieger Werner MöldersDie Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus

Aachen (Helios) 2008

DAS PARLAMENT 2

Reservistenverband „loyal“ 4

Fliegerblatt 5

Junge Freiheit 6

ams 11

sicherheitpolitik aktuell 14

Clausewitz-Gesellschaft 16

Neues Deutschland 17

Strategie und Technik 19

reliwa.de 20

Preußische Allgemeine Zeitung 21

Pallasch /Zeitschrift für Militärgeschichte) 23

Der Mölderianer (Ankündigung) 24

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Ausgabe 43/2008 Seite 15

Hans-Jürgen Leersch

Der Flieger und der »Löwe von Münster«

BUNDESWEHRTRADITION

Neue Dokumente entzerren das Bild des Jagdfliegers Mölders

Über kaum einen Angehörigen der Wehrmacht gehen die Meinungen heute soauseinander wie über den Jagdflieger Werner Mölders. Für den Bundeswehr-Offi-zier Jürgen Rose gehört Mölders zu den "Söldnertypen, reinen Handwerkern desKrieges und Auftragskillern". Der frühere Luftwaffen-Inspekteur Johannes Stein-hoff charakterisierte Mölders dagegen als einen "bis zu seinem Tode gradlinigenund aufrichtigen Offizier, der jederzeit Vorbild für seine Untergebenen war". DasVerteidigungsministerium zog 2005 die Konsequenzen aus einem sieben Jahrezuvor gefassten Bundestagsbeschluss und einem Gutachten des Militärgeschicht-lichen Forschungsamtes (MGFA) und tilgte den Namen Mölders aus der Bundes-wehr. Das Luftwaffen-Jagdgeschwader Mölders wurde entnamt und heißt heutenur noch "JG 74".

Die Entscheidung löste einen Sturm der Empörung in Truppe und Öffentlichkeitaus. In dem erbitterten Streit wurden auch neue Fakten über den 1941 bei einemFlugzeugabsturz ums Leben gekommenen Mölders bekannt. Der Völkerrechtler,ehemalige Jet-Pilot und frühere stellvertretende Kommandeur der Führungsaka-demie der Bundeswehr, Hermann Hagena, hat Vorwürfe, Theorien und Fakten imStreit um Mölders zusammengetragen und dabei viel in der Öffentlichkeit nochnicht bekanntes Material über den Flieger zu Tage befördert.

Der Bundestag hatte aus Anlass des 60. Jahrestages der Bombardierung der StadtGuernica gefordert, Angehörigen der im spanischen Bürgerkrieg kämpfendendeutschen "Legion Condor" kein ehrendes Andenken mehr zu erweisen. Möldersgehörte zu Legion, war aber nicht an dem Angriff auf Guernica beteiligt.

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»Legitime Ziele«

Über Mölders wurde jedoch regelmäßig auch vom Verteidigungsministerium inBerlin verbreitet, er sei an Luftangriffen auf Zivilisten beteiligt gewesen. Beson-ders oft war von der Zerstörung der Stadt Corbera durch die "Legion Condor" dieRede. Hagena weist in seiner umfangreichen tagebuchähnlichen Darstellung derSchlacht um den Ebrobogen nach, dass Corbera von Artillerie zerstört war, alsdie Flugzeuge der Legion dort kämpften. Er zog Unterlagen des AuswärtigenAmtes und die Untersuchungsberichte des Völkerbundes hinzu und kommt zudem Ergebnis, "dass die Legion Condor ihren Bombenluftkrieg während derEbroschlacht auf ,legitime' Ziele (Häfen, Bahnhöhe, Brücken) konzentrierte".

Eine besondere Rolle im Mölders-Streit spielte das MGFA-Gutachten, das angeb-lich neue Erkenntnisse brachte, die zur Entnamung des Geschwaders führten. Ha-gena weist dem MGFA oberflächliche Recherche, falsche Angaben und lediglicheine Umbewertung längst bekannter Quellen zu Lasten von Mölders nach. Wieschlampig beim MGFA gearbeitet wurde, zeigt sich an der Angabe, über Spanienseien 21 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen worden. Das wären drei Mal soviele Bomben wie im gesamten Zweiten Weltkrieg gewesen.

Hagena legt darüber hinaus neue Dokumente über Mölders' katholischen Glaubenund seine Unterstützung für Juden in Brandenburg, wo der Flieger zur Schule ge-gangen war, vor. Wenn das Gutachten davon spricht, Mölders sei durch "Gehor-sam, Pflichtbewusstsein und Opferwilligkeit" veranlasst worden, wie "die deut-schen Katholiken" für Hitler zur Waffe zu greifen, so beschreibt Hagena Möldersals Menschen, der eng mit dem Münsteraner Bischof von Galen, einem entschie-denen Gegner des Nazi-Regimes, verbunden war. So belegt das 2006 aufgefunde-ne Tagebuch eines Kaplans, der bei von Galen arbeitete, den Einsatz des Fliegersbei Hitler für den Bischof, der im Volk den Namen "Der Löwe von Münster"trug.

Hagenas Absicht war eine Widerlegung des MGFA-Gutachtens. Herausgekom-men ist weit mehr: eine Biografie mit wichtigen neuen Dokumenten und im End-ergebnis auch die innenpolitische Rehabilitation des Jagdfliegers.

Hermann Hagena:Jagdflieger Werner Mölders. Die Würde des Menschen reicht über den Tod hi-naus.Helios Verlag, Aachen 2008; 229 S., 19,90 €

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RESERVISTENVERBANDLoyal 07/08

Servatius Maeßen ist Generalmajor a.D. und ehemaliger Generalsekretär des Re-servistenverbandes

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[GL a.D. Peter Vogler ist Präsident der Gemeinschaft Flieger Deutscher Streitkräfte.(Fliegerblatt 2/08 S.87)

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Junge Freiheit 30/08Sein Verbrechen war die ZeitzeugenschaftDer Militärhistoriker Hermann Hagena rückt mit seiner quellengesättigtenReplik auf ein MGFA-Gutachten über den Jagdflieger Werner Mölders dasherabwürdigende Urteil wieder zurecht

Horst BoogDr. Horst Boog,

ehemaliger leitender wissenschaftlicher Direktor des Militärgeschichtlichen For-schungsamtes in Freiburg, ist Herausgeber der Bände „Luftkriegführung im ZweitenWeltkrieg. Ein internationaler Vergleich“ (1992) und Verfasser des Beitrages zum Luft-krieg im Schlußband 10 der MGFA-Reihe über den Zweiten Weltkrieg. Für die NDB(Neue Deutsche Biographie) verantwortete er den Beitrag zu Werner Mölders.

Hermann Hagena, Historiker, promovierter Völkerrechtler, ehemals stellvertretender Kom-mandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Brigadegeneral a.D. und Jet-Pilot, der nichtnur vom grünen Tisch her urteilt, sondern auch aus praktischer Erfahrung, hat eine dankens-werte, sehr gründliche Analyse des Gutachtens zum Jagdflieger Werner Mölders (1913-1941)vorgelegt. Zweifellos hatte er, wie er auch selbst zugibt, mehr Zeit für seine Recherchen als derHistoriker des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA), Oberstleutnant WolfgangSchmidt, der 2004 mit einem Gutachten wegen geschichtspolitischer Unklarheiten beauftragtworden war. Auch deshalb ist Hagenas kritische Analyse des Gutachtens viel umfassender undglaubwürdiger. Unter Zeitdruck ist eben gründliche geschichtswissenschaftliche Arbeit nichtzu leisten

Hagena geht es um die „Korrektur eines Zerrbildes“ von Mölders, das zur „Entnamung“des nach diesem benannten Jagdgeschwaders 74 geführt hatte. Seine Kritik an dem demGutachten zugrunde liegenden Mölders-Bild faßt er in zwei ausführlichen Kapiteln zu-

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sammen; einmal in dem über die Legion Condor und den Spanischen Bürgerkrieg, wo Möl-ders in Kriegsverbrechen verstrickt gewesen sein soll, und dann unter dem Gesichtspunkt vondessen Einstellung zum NS-Regime, ob er also regimekritisch oder gar „widerständig“ gewe-sen sei. Schließlich wird der Verlauf der „Affäre Mölders“ im Rahmen der Problematik desTraditionsverständnisses der Bundeswehr sehr sachlich und chronologisch nachgezeichnet. AmEnde der einzelnen Abschnitte werden die Ergebnisse kurz und klar zusammengefaßt. Über-haupt ist die Sprache Hagenas unzweideutig. Vermutungen und Annahmen aus Mangel an Be-weisen wie im Gutachten kommen kaum vor. Am Ende werden nach einem Literatur- und Na-mensverzeichnis noch die Richtlinien zum Traditionsverständnis der Bundeswehr von 1982und das Mölders-Gutachten des MGFA vom 30. Juni 2004 abgedruckt, so daß man dessenWortlaut immer mit den Kritikpunkten Hagenas vergleichen kann. Entgegen Schmidts Bemü-hungen, durch eine Art „Kriminalisierung“ der Tätigkeit der Legion Condor im SpanischenBürgerkrieg auch Mölders als Angehörigen dieses Verbandes als von vornherein traditionsun-würdig hinzustellen, argumentiert Hagena unter Rückgriff auf Veröffentlichungen des Völker-bundes zum Bombenkrieg in Spanien, auf die Akten zur deutschen Auswärtigen Politik überDeutschland und den Spanischen Bürgerkrieg sowie zahlreiche andere Publikationen, die derGutachter offensichtlich nicht herangezogen hat, folgendermaßen: Es gibt keinen Nachweis,daß Deutschland die Intervention in Spanien als Probelauf für den Zweiten Weltkrieg „bewußtgesucht“ hätte. Generalstabschef Ludwig Beck habe damals sogar einen europäischen Kriegbefürchtet, auf den man nicht vorbereitet war. Die Furcht vor einem bolschewistischen Spanienwar auch in anderen Ländern Europas verbreitet und somit nicht nur Vorwand für das schließli-che Eingreifen. Die Luftwaffe konzentrierte sich in Spanien auf die auch nach den damals all-gemein anerkannten Luftkriegsregeln zulässige direkte und indirekte Heeresunterstützung imOperationsgebiet, wie auch amtliche ausländische Publikationen (zum Beispiel British Air Mi-nistry: The Rise and Fall of the German Air Force, 1983) feststellen. Dabei konnten natürlichauch Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen werden. Für einen strategischen Bombenkrieg, ge-schweige denn bewußten Terrorkrieg, gibt es keinen Hinweis. Man stand letzterem damals inder Luftwaffe ablehnend gegenüber. Und um für den strategischen Bombenkrieg Erfahrungenzu sammeln, fehlte laut „Auswertestab Rügen“ der Legion ohnehin die ausreichende Anzahlvon Bombern.

Die Kritik des Gutachters Schmidt an der Feststellung des Rezensenten in der Mölders-Kurz-biographie für die Neue Deutsche Biographie (Band 17) von 1994, die Furcht vor dem Bol-schewismus habe damals eine Rolle gespielt, entbehrt aufgrund der mageren Quellenlage einerGrundlage; und bei der Verurteilung mancher im Kampfgeschehen vorkommender Verletzun-gen humanitärer Grundsätze durch Bomben sollte man sich mit Vorsicht auf die sogenannteMartensche Klausel in der Präambel der Haager Landkriegsordnung von 1907 berufen, der zu-folge neue Waffen, über deren Gebrauch es noch keine internationalen Abmachungen gebe,nur im Rahmen des herkömmlichen humanitären Völkerrechts angewendet werden sollen.

Das hielten die Vertragschließenden nur für „zweckmäßig“ und nicht für absolut bindend, dennkeiner wollte sich die Vorteile einer neuen Waffe, wie es der Bomber war, von vornherein ausder Hand nehmen lassen. Die Engländer erkannten die Landkriegsordnung für den Luftkriegerst 1958 teilweise an. Die Royal Air Force besaß auch 1988 noch kein Law of War Manual.Mit Guernica hatte Mölders nichts zu tun, was im Gutachten auch nicht behauptet wird. Erstieß erst ein Jahr später zur Legion Condor. Weil aber der Bombenangriff auf Ziele in derStadt mit seinen gewiß bedauerlichen Folgen seit langem von interessierter Seite als geplanterTerrorangriff der Legion hingestellt und damit als abträglich für das Ansehen aller ihrer Ange-hörigen, also auch für Mölders angesehen wird, untersucht Hagena dieses Ereignis sehr genau.Zunächst bekräftigt er noch einmal das auch aus ausländischer wissenschaftlicher Literatur hin-länglich Bekannte, nämlich daß es sich um einen Angriff auf eine Straßenbrücke am Rande desOrtes und eine Straßengabelung in einem Vorort gleich daneben im Rahmen der „interdiction“(Gefechtsfeldabschnürung) zur Blockierung der gegnerischen Rückzugsbewegung auf Bilbao

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handelte, was zulässig war, und weist dann zusätzlich zeichnerisch nach, daß die beiden An-griffsschneisen des insgesamt 22 Flugzeuge, meist Ju 52-Behelfsbomber umfassenden Verban-des sich über der Brücke kreuzten, womit die Angriffsabsicht klar sein dürfte. Also kein ge-planter Flächenangriff. Der geringe Anteil von Brandbomben an der etwa dreißig Tonnenschweren Gesamtbombenmenge ist, was schon der in England lehrende Hans-Henning Abend-roth vor etwa zwanzig Jahren nachgewiesen hat, kein Indikator für einen beabsichtigten Terror-angriff, denn diese sogenannte „Generalstabsmischung“ wurde von der Legion auch gegen an-dere Ziele, wie zum Beispiel Brücken über größere Flüsse, angewandt.

Wie leicht bei den damaligen Zielgeräten eine Bombenladung fehlgehen konnte, zeigt Hagenamit einer Skizze des Angriffs auf eine Behelfsbrücke über den Ebro bei Ginestar, wo sie ge-schlossen in freies Feld fiel. Hätte sich dort eine Ortschaft befunden, hätte die gegnerische Pro-paganda daraus sicher einen geplanten Terrorangriff gemacht. Es wird ferner darauf hingewie-sen, daß General Franco im Hinblick auf die Zeit nach der Auseinandersetzung mit den Rotenkein Interesse hatte, spanische Städte mit Vorbedacht zerstören zu lassen, was damals auch imOberkommando der Wehrmacht so gesehen wurde. Im Zusammenhang mit Guernica sei an ei-ne Feststellung in den Memoiren des Befehlshabers des britischen Bomber Command, ArthurT. Harris erinnert, der schrieb, die Briten hätten zur Blockierung des deutschen Vormarschs inFrankreich 1940 und des deutschen Rückzuges dort 1944 immer die Häuser, vornehmlich anStraßenkreuzungen, in den Städten bombardiert wegen der anfallenden Trümmer. Anders seidies aus der Luft nicht möglich. Man denke auch an die Zerstörung der Städte Jülich, Düren,und Heinsberg am 16. November 1944 im Rahmen der taktischen Luftunterstützung der vor-rückenden alliierten Bodentruppen; dies nicht zur „Rechtfertigung“ Guernicas, sondern um füreine realistische Betrachtungsweise deutlich zu machen, was damals kriegsvölkerrechtlich,wenn auch nur im Rahmen der manchmal schwer zu beurteilenden militärischen Notwendig-keit und der Verhältnismäßigkeit, möglich war (hierzu H.M. Hanke: Luftkrieg und Zivilbevöl-kerung, Frankfurt/Main 1991). An den Kämpfen im Ebro-Bogen und bei Corbera 1938 warMölders als Jagdflieger beteiligt. Hagena weist mit Recht darauf hin, daß die Hauptaufgabevon Jägern der Kampf um die Luftüberlegenheit gegen feindliche Jäger und der Schutz derBomber war und ist, und nicht die Beschießung von Zivilisten, wie manchmal insinuiert wird.Zu den Kämpfen selbst zieht er zusätzlich zu den bereits oben genannten Akten auch solchedes spanischen Kriegsministeriums und Publikationen ehemaliger Angehöriger der Gegenseitehinzu. Es finden sich dort keinerlei Hinweise, daß die Legion Condor in der Ebro-Schlacht ge-zielt die Zivilbevölkerung angegriffen hätte, wie im Gutachten und in den ARD-„Kontraste“-Sendungen im Fernsehen behauptet wurde. Vielmehr konzentrierten sich die Bomber auf zuläs-sige Ziele wie Brücken, Hafenanlagen und Bahnhöfe. Als abwegig weist Hagena die im Gut-achten aufgestellte Behauptung zurück, wegen der Ununterscheidbarkeit von Soldaten und Zi-vilisten und der großen Verluste sei die Ebro-Schlacht das Verdun des Spanischen Bürgerkrie-ges gewesen. Schon von den Dimensionen her hinke dieser Vergleich. Außerdem sei die Ge-gend dort immer schon dünn besiedelt gewesen, und während in den Städten wie Madrid oderBarcelona die Milizen von der Kleidung her kaum von Zivilisten getrennt werden konnten, tra-ten die Republikaner am Ebro in geschlossenen uniformierten Verbänden auf. Die Stadt Corbe-ra, die öfter den Besitzer wechselte, sei vor allem durch Artilleriefeuer und nicht durch Bom-ben zerstört worden. Ortsbeschießungen bei militärischer Notwendigkeit waren im übrigen,wie erwähnt, im Kampfgebiet durchaus zulässig. Völliger Unsinn sei Schmidts Behauptung, imSpanischen Bürgerkrieg seinen 21 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen worden. Tatsächlichwären dies achtmal mehr, als im Zweiten Weltkrieg in Europa fielen. Daß hier etwas nichtstimmen konnte, hätte dem Gutachter auffallen müssen. Ebenso unsinnig ist die Feststellung imGutachten, die deutschen Flugzeugführer hätten „weitgehend ohne Hemmungen“ ihre Einsatz-aufgaben erfüllt und „den Tod von Zivilisten billigend in Kauf genommen“. Auch darüber ge-be es keinerlei Hinweise in den Berichten der Völkerbundskommission.

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Zu dem zweiten großen Abschnitt zur Frage der „Widerständigkeit“ gegen das NS-Regimestellt Hagena zutreffend fest, Schmidt sei alles glaubhaft, was Mölders belasten könnte, dage-gen erfunden, phantastisch, absurd, hochspekulativ oder im Sinne der eigenen Hypothesen um-gedeutet, was ihn entlastet. Manchmal werde im Gutachten nur „mit an Sicherheit grenzenderWahrscheinlichkeit“ argumentiert. Katholiken seien aufgrund ihres Glaubens und ihrer Moral-vorstellungen nur zu bereit gewesen, für Hitler-Deutschland ihr Leben einzusetzen. Dies geltenicht zuletzt für den Bund Neudeutschland (vom Gutachter fälschlich als „Neues Deutschland“bezeichnet), dem Mölders einmal angehörte. Diesem Bund gehörten allerdings auch Wider-ständler des 20. Juli 1944 wie Pater Alfred Delp und Helmuth James Graf von Moltke an. Früh-zeitig, so Hagena, erkannte man dort den antichristlichen Charakter des Nationalsozialismus,wenn auch nicht sogleich das Ausmaß der daraus folgenden Verbrechen. Nationales Denken,wie es im Bund verbreitet war, bedeutete nicht auch nationalsozialistisches Denken. Außerdemsei der Bund 1939 als „staatsfeindlich“ aufgelöst worden. Der Kontakt Mölders zu dem Müns-teraner Bischof Clemens August Graf von Galen, der sich 1941 mutig von der Kanzel gegendie Euthanasie und die zunehmende Rechtlosigkeit in Deutschland wandte, wird von Schmidtschon dadurch abgewertet, daß er diesen als „dem völkischen Denken verhaftet“ beschreibt.Überhaupt wird der Kontakt in Frage gestellt. Hagena weist nun unter anderem durch das Ta-gebuch des Sekretärs des Bischofs und andere Belege nach, daß es diese Verbindung tatsäch-lich gab und daß Mölders Hitler bei der Verleihung der damals höchsten deutschen Tapfer-keitsauszeichnung gebeten habe, von Galen „in Ruhe zu lassen“, was nachweislich auch ge-schah. Der vom britischen Geheimdienst 1942 erfundene falsche Mölders-Brief an einen fikti-ven Geistlichen sei nicht, wie der Gutachter meint, verfaßt worden, um „die katholischen Sol-daten im opferbereiten Kampf ums Vaterland“ zu ermutigen (das wäre ja geradezu kontrapro-duktiv zur englischen Absicht), sondern in Kenntnis der tiefen Religiosität des inzwischen to-ten Fliegerobersten sollte in der deutschen Bevölkerung das Mißtrauen gegen Gestapo, SS undNS-Regime geschürt, der christliche Glaube gestärkt und die Kriegsbereitschaft geschwächtwerden. Als Beleg für eine NS-Kon-formität läßt sich, so das überzeugende Urteil Hagenas,dieser Brief nicht interpretieren. Glaubhaft kann Hagena mit Hilfe des Centre Historique desArchives Nationales auch das Eintreten von Mölders bei Göring für die Schonung eines Fran-zosen machen, der den Jagdflieger bei der Gefangennahme im Westfeldzug malträtiert hatte.Zu einem weiteren die Person Mölders „bemäkelnden“ Vorwurf des Gutachters, er sei eitel ge-wesen und habe sich in den Dienst der NS-Kriegspropaganda gestellt, steht die gängige Praxisaller Staaten im Umgang mit ihren „Kriegshelden“ entgegen. Zudem dürfte der Stolz eines jun-gen Offiziers auf seine Erfolge kein Alleinstellungsmerkmal von Mölders gewesen sein. Es istin diesem Zusammenhang erstaunlich, daß die vielen positiven Äußerungen ehemaliger Flie-gerkameraden über den Menschen Mölders wie etwa die des späteren Generals und Luftwaffe-ninspekteurs Günther Rall in dem Gutachten keine Erwähnung finden. Eigenartig auch das Be-mühen des Gutachters, Fritz von Forell, der mehrmals im und nach dem Krieg - wenn auch miteinigen Änderungen - die Feder zugunsten von Mölders ergriffen hat, als „extrem nationalis-tisch“ hinzustellen, obwohl dieser 1936 den NS-Lehrerbund verlassen hatte, nach dem 20. Juliverhaftet und in ein Straflager für Offiziere eingewiesen worden war. Um dies zu erfahren, hät-te er nur bei dessen Tochter nachfragen müssen. Im übrigen muß nicht auch für Mölders gel-ten, was damals hinsichtlich der positiven Einstellung von Forells zum Nationalsozialismus zu-getroffen haben mag. Schließlich beseitigt Hagena noch anhand von Originalschreiben undspäterer Kontaktaufnahme mit einer überlebenden Angehörigen die Zweifel des Gutachters ander Hilfe Mölders‘ für einen jüdischen Schulfreund und dessen Familie.

Hier darf der Rezensent noch in eigener Sache erwähnen, daß auch das Infragestellen seiner inder erwähnten Mölders-Kurzbiographie gemachten Äußerungen durch den Gutachter, Möldershabe sich im Jahre 1941 vorausschauend für eine generelle Verstärkung der deutschen Jagdflie-gerkräfte zusammen mit dem Generalstabschef der Luftwaffe Hans Jeschonnek, dem General-luftzeugmeister Ernst Udet und anderen eingesetzt und wäre aufgrund seiner ethischen An-schauungen möglicherweise in Konflikt mit dem NS-Regime geraten, hätte er länger gelebt,

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auf mangelnder Recherche beruht. Hätte Schmidt das von ihm benutzte Buch des Rezensentenüber die Luftwaffenführung gründlicher gelesen, dann hätte er daraus entnehmen können, daßim Spätsommer/Herbst jenes Jahres die Denkschrift des Flugzeugindustriellen Friedrich Wil-helm Siebel vom Oktober 1940 zum zweiten Mal im Luftwaffengeneralstab diskutiert unddann Hitler vorgelegt wurde, der die darin erhobene Forderung nach Vermehrung der Jagdkräf-te angesichts der zu erwartenden gewaltigen amerikanischen Bomberkräfte, vor denen inzwi-schen auch der Militärattaché in den USA Friedrich von Boetticher warnte, jedoch ablehnte,weil er schon den Sieg in der Tasche zu haben glaubte. Daß ein Inspekteur der Jagdflieger - al-ler Jagdflieger -, der Mölders inzwischen war, sich mit der Gesamtsituation seiner Waffe befas-sen mußte, ist einleuchtend, wenn auch nicht für den Gutachter, der meint, ihm sei es nur umdie Jagdkräfte in Rußland gegangen, wo er im Süden den Jagdfliegereinsatz beim Durchbruchzur Krim leitete. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, das von Hagena klar und übersichtlichgeschilderte Bemühen der Bundeswehr um ein glaubhaftes Traditionsverständnis im Zusam-menhang mit der zeitgeistigen Kampagne um die Aberkennung der Traditionswürdigkeit desOberst Werner Mölders zu kommentieren. Die Darlegung liest sich spannend wie ein Kriminal-roman. Am Ende scheint doch erfreulicherweise die Möglichkeit einer Neubewertung seinesFalles auch im Verteidigungsministerium auf. Man fragt sich jedoch, wie bei diesem Hin undHer ein echtes Gefühl für Tradition durch Beispiele in der Truppe entstehen soll, das der IsraeliMartin van Creveld in seinem Buch über „Kampfkraft“ (1996) früher bei den Deutschen soschätzte und das stärker ist als der natürlich auch nötige, aber etwas hühnerbrüstige bloße „Ver-fassungspatriotismus“.

Hagena ist jedenfalls zuzustimmen, wenn er schreibt: „Mölders war ein tapferer, pflicht-und verantwortungsbewußter Offizier, der bereit war, für sein Vaterland zu kämpfenund sich dafür zu opfern, aber sicherlich nicht für den Nationalsozialismus und den ‘Füh-rer’ persönlich. Wenn seine Haltung - und die vieler seiner Kameraden - von den Natio-nalsozialisten mißbraucht oder ‘instrumentalisiert’ wurde, so macht ihn das nicht zum‘NS-konformen Soldaten’.“ Ob der Mölders-Gutachter dem von einer rot-grünen Politik seitJahren vorliegenden Beschluß gefolgt ist oder seinem politisch-korrekten erkenntnisleitendenInteresse, ist letztlich egal, weil sich beides entspricht. Ob bei feststehendem, politisch-ideolo-gisch motiviertem Beschluß zur „Entnamung“ nach Jahren noch eine, wenn auch angeblichnicht intendierte, so doch faktische, im Ausland mit ungläubigem Staunen verfolgte Herabwür-digung der Person Mölders nötig war, muß bezweifelt werden.

Hagena hat mit seiner kritischen Analyse des Mölders-Gutachtens hervorragende Auf-klärungsarbeit geleistet und die Dinge vom Kopf wieder auf die Füße gestellt. Sein Buchist nicht zuletzt den zeitgeistigen Traditionsideologen in Politik, Bundeswehr und Medienzu empfehlen, damit sie wieder zu vernünftigen und realistischen Beurteilungsmaßstäbengelangen. Das „wissenschaftliche“ Mölders-Gutachten ist dem international guten wissen-schaftlichen Ruf des Militär-geschichtlichen Forschungsamtes sicher nicht förderlich gewesen.

Hermann Hagena: Jagdflieger Werner Mölders. Die Würde des Menschen reicht über denTod hinaus. Mölders-Gutachten des MGFA vom 30.6.04. Helios Verlag, Aachen 2008, gebun-den, 230 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro

Junge Freiheit Nr. 30/08 vom 18. Juli 2008, S. 18 - 19

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Newsletter 02/08

Jagdflieger Werner Mölders

Hermann Hagena (2008): Jagdflieger Werner Mölders, DieWürde des Menschen reicht über den Tod hinaus. Aachen:Helios, 229 Seiten, 19,90 Euro.

Der Luftwaffengeneral im Ruhestand Dr. Hermann Hagenaliefert mit seinem Buch Jagdflieger Werner Mölders, DieWürde des Menschen reicht über seinen Tod hinaus eineninteressanten Diskussionsbeitrag zu einem hoch sensiblenThema: dem Traditionsverständnis der Bundeswehr und ih-re Position zu Soldaten der Wehrmacht, welche ehrendesGedenken erfahren. Im Kapitel um die Entfernung desEhrennamens Mölders für ein Jagdgeschwader derLuftwaffe hat sich die Politik nicht mit Ruhm bekle-ckert. Auch die beteiligten Parteien der Befürworter undGegner dieses Schrittes haben im Rahmen ihrer Auseinan-dersetzungen viel ?Porzellan? zerschlagen bis hin zu per-sönlichen Beleidigungen und niedrigen Beschimpfungen inden Medien. Umso erfreulicher ist es, dass Herman Ha-gena mit seinem Buch versucht, die Diskussion wie-der auf eine sachliche Ebene zurückzuführen. Präziseund detailreich versucht der Autor, die Vorwürfe gegen Möl-ders, welche am Ende zur ?Entnamung? führen sollten, zuwiderlegen. Die Argumentation wird durch umfangreiches

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Quellenmaterial und die Detailkenntnis des Verfassers ge-stützt.

Es gelingt Hagena, aufgrund intensiver Quellenarbeit diekonkreten Vorwürfe gegen Mölders zu entkräften, welchesich auf die völkerrechtswidrige Bombardierung ziviler Zieleund den damit verbundenen Begriff des ?Terrorkriegs? ge-gen die Zivilbevölkerung beziehen. Der Jagdflieger war we-der an der Bombardierung des spanischen Corberas betei-ligt noch an einem Terrorkrieg gegen die spanische Bevöl-kerung im Kriegsgebiet. Mit diesem Urteil steht der Autorkeineswegs allein. In Antony Beevors Monographie DerSpanische Bürgerkrieg kommt der britische Historiker eben-falls zu dem Schluss, dass es keine Kriegsverbrechen inSpanien durch die Legion Condor gab. Mölders einzige his-torische Schuld besteht sozusagen darin, freiwilliger Ange-höriger der Legion Condor gewesen zu sein. Sein militär-isches Handeln während des Spanischen Bürgerkriegeslässt sich jedoch mitnichten mit Kriegsverbrechen oder Ter-rorangriffen gegen die Zivilbevölkerung verbinden. Mölderstraf z. B. erst ein Jahr nach Guernica in Spanien ein.

Als erfolgreichster deutscher Jagdflieger in Spanien mit 14Abschüssen und deshalb von Hitler hoch dekoriert und vonGöbbels Propagandamaschinerie entsprechend hervorgeho-ben, ist seine Rolle und Bedeutung für die Legion Condornicht zu marginalisieren. Dies ist die offizielle Begründung,weshalb Mölders nicht mehr ehrungswürdig ist. Deshalb un-ternimmt der Verfasser auch einen Ausflug dahingehend,sich über das Traditions- und Geschichtsbewusstsein derBundeswehr im Klaren zu werden. Hier warnt Hagena, dassSoldaten, denen traditionswürdige Vorbilder genommenwerden, eigene Wege gehen. Sie suchen sich Vorbilder oh-ne politische Kontrolle, ob die dann getroffene Wahl im Sin-ne des erlaubten Traditionsverständnisses der Bundeswehrist und diese Idole auch wirklich traditionswürdig sind. DerAutor möchte mit dieser Argumentation eine Anregung zurDiskussion über den Wandel der Traditionspflege in derBundeswehr geben. Eine Armee der Einsätze, welche dieBundesrepublik im Ausland vertritt und ein Bild vonDeutschland vermittelt, benötigt klare moralische Säulen,um das Ansehen Deutschlands im Ausland zu pflegen. Eine

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dieser Säulen sollte eine eindeutige, die Soldaten nicht ver-unsichernde, sondern mit Stolz erfüllende Traditionspflegesein.

Hagena liefert mit seinem Buch einen ruhigen Beitragin einer aufgeheizten Diskussion. Die Auseinanderset-zungen zwischen den politischen Richtungen von Links bisRechts um die Deutungshoheit im Rahmen ehrendes Ge-denken von historischen Personen ist ein beliebtes Mittel,dem politischen Gegner schnell und leicht schaden zu kön-nen. Dies ist vor allem deshalb so leicht, da mit aller MachtPolitik auf dem Rücken von Personen ausgetragen wird,welche historisch umstritten sind und zu den Vorwürfen zu-meist auch keine Stellung mehr nehmen können. Die politi-schen Strömungen in Deutschland werden diese Auseinan-dersetzungen um die historische Deutungshoheit jedochweiter führen, wie z. B. auch die Auseinandersetzungen inBerlin um eine Rudi-Dutschke-Straße beweisen; daran wirdauch Hagenas Buch nichts ändern.

Ihm gelingt es jedoch, die Würde des Menschen Wer-ner Mölders zu wahren und ihn nicht als nationalso-zialistischen Massenmörder a la Guernica im Namender political correctness zu überzeichnen. Das Möl-dersbild, welches der Autor abbildet, lässt es somitzumindest fragwürdig erscheinen, dass dem Ge-schwader der Ehrenname entzogen wurde.

Ulf Riehl ist Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institutder Bundeswehr.

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Buch-Rezenzion:

„Jagdflieger Werner Mölders. Die Würde des Menschen reicht überden Tod hinaus“Von Hermann Hagena: Herausgegeben von den Möldersfreunden Bonn. Helios-Ver-lag2008

Oberst Mölders – haftbar für die Irrungen und Wirrungen seiner Zeit?

Fliegerhorst Neuburg/Donau, 11. März 2005, 10.00 Uhr. Die Angehörigen des Jagdge-schwaders 74 „Mölders“ sind zu einem Appell angetreten. Nach einer kurzen Rededes Divisionskommandeurs wird das Band „Mölders“ von der Truppenfahne entfernt,statt dessen wird ein schwarzes Fahnenband „JG 74” angebracht. ZweiunddreißigJahre lang haben die Soldaten mit Stolz das vom Bundespräsidenten gestiftete Ärmel-band „Geschwader Mölders“ getragen, jetzt muss es abgetrennt werden.

Als Werner Mölders, erfolgreichster Jagdflieger und jüngster Oberst der Luftwaffe, am22. November 1941 bei einem Flugzeugabsturz ums Lebens kam, war er 28 Jahre alt.Mit 17 hatte er sich zur Reichswehr gemeldet, als Jägerpilot ging er 1938 zur LegionCondor nach Spanien, im Krieg war er in der Luftschlacht um England und in Russ-land eingesetzt.

Seine Leistungen als Flugzeugführer und als fürsorglicher Vorgesetzter waren AnlaßAnfang der 70er Jahre einen Zerstörer der Marine, eine Luftwaffenkaserne und dasGeschwader in Neuburg nach ihm zu benennen. Bundespräsident Heinemann undVerteidigungsminister Leber stimmten zu. Dreißig Jahre nahm niemand an dem legen-dären Namensgeber, der auch bei den ehemaligen Kriegsgegnern bis heute in hohemAnsehensteht, Anstoß. Was war geschehen, dass man ihm nun die Traditionswürdig-keit aberkannte?

Geschehen war eigentlich nicht viel. Es hatte lediglich die PDS-Fraktion eine Zufalls-mehrheit an einem Freitag-Nachmittag genutzt, um im Bundestag einer allgemein ge-haltenen Resolution zur Bombardierung Guernicas handstreichartig einen scharfenStachel hinzuzufügen, der lautete, Mitgliedern der Legion Condor nicht weiter ehren-

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des Gedenken zuteil werden zu lassen. „Bereits erfolgte Kasernenbenennungen sindaufzuheben“. Als über die Resolution abgestimmt wurde, saßen knapp 30 Abgeordne-ten im Saal, darunter ein einziger CDU-Abgeordneter. Es blieb bis heute die einzigeAbstimmung, die von der PDS gewonnen wurde. Zugespitzt formuliert, könnte mansagen: Unsere großen Demokraten Heinemann und Leber, sowie mehrere Gene-rationen von Bundeswehrsoldaten, die Mölders als Vorbild respektierten undnoch respektieren, wurden ausgerechnet von den Erben einer Partei ins Unrechtgesetzt, die Jahrzehnte lang ebendiese Demokratie und ihr Militär bekämpft unddiffamiert haben. Teile dieser Partei haben offenbar bis heute kein entspanntes Ver-hältnis zur Bundeswehr gefunden, anders ist nicht erklären, dass eine PDS-Bundes-tagsabgeordnete es „lächerlich“ findet, wenn Rekruten der deutschen Demokratiefeierlich Treue geloben.

Das Verteidigungsministerium machte sich die Sache nicht leicht, es dauerte siebenJahre, ehe der Beschluss des Bundestages umgesetzt wurde. Den Ausschlag gabwohl ein Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA). Es bringt al-les in allem keine wirklich neuen Fakten, schon gar nicht wird Mölders irgendein Fehl-verhalten nachgewiesen, aber die bekannten Fakten werden jetzt zu seinen Unguns-ten bewertet. Während Heinemann noch die Weisheit besessen hatte, einen jungenOffizier des Jahres 1938 nicht rückblickend für die Politik des Dritten Reiches haftbarzu machen, wird nun Mölders für die Entschluss Hitlers, im spanischen Bürgerkrieg zuintervenieren, gewissermaßen in Regress genommen.

Der ehemalige Luftwaffengeneral Hagena war unerschrocken genug, den Ver-such zu wagen, diese Interpretation zu widerlegen, dabei ist es ihm gelungen,nicht nur spannend zu schreiben, sondern in unermüdlichen Quellenstudium ei-ne Fülle neuer Aspekte zu erschließen, die den Mutmaßung wecken, dass sichdas Urteil des MGFA nicht halten lässt. Weder stand Mölders dem Nationalsozia-lismus nahe, noch hat er Kriegsverbrechen begangen. Hagena verzichtet darauf,die Frage zu stellen: Wer eigentlich ist heute kompetent und legitimiert, mit der Wuchteines in 60 Jahren angesammelten Besserwissens über einen 25-jährigen Flieger, dersich selbst nicht wehren kann, den Stab zu brechen?

Den Antrag der PDS gegen Mölders hat ein ehemaliger Offizier mit getragen, der aller-dings das Glück hatte, 65 Jahre länger zu leben und im hohen Alter noch Bundesta-gabgeordneter zu werden: Heinrich Graf von Einsiedel, Ur-Enkel Bismarcks, ebenfallsein Jagdflieger-As, war an dem Luftangriff auf Rotterdam im Mai 1940 beteiligt; betei-ligt war er auch an den Luftangriffen auf Stalingrad im August 1942, die 40 000 Men-schen das Leben kosteten. Am 30. August 1942 wird er abgeschossen. In sowjeti-scher Gefangenschaft wandelt er sich zum leidenschaftlichen Hitler-Gegner und istMitbegründer des „Nationalkomitees Freies Deutschland“. 1948 bricht er mit demKommunismus und geht nach Westdeutschland. Den Antrag für die PDS begründethat der Schriftsteller und damalige Bundestagsabgeordnete Gerhard Zwerenz – in sei-ner Rede bezeichnet er Mölders als „hitlergehorsamen Franco-Söldner“. Zwerenzselbst ist 1942 – da war Mölders schon ein Jahr tot – freiwillig in die Wehrmacht einge-treten, die er später als „faschistisch“ brandmarken wird. Er desertiert 1944 vor War-schau. 1948 tritt er in die Volkspolizei ein, 1949 in die SED, die er 1957 wieder ver-lässt. Beide, Einsiedel wie Zwerenz, sind offensichtlich die Irrwege des 20. Jahrhun-derts aus Überzeugung eine Strecke weit mit gegangen – es ehrt sie, dass sie sichaus ideologischen Verstrickungen lösten. Warum sie ihrem Kameraden, dem über-zeugten Christen Werner Mölders, nicht zutrauten, sich ebenfalls zu einem Demokra-ten zu wandeln, wäre ihm die Gnade des längeren Lebens vergönnt gewesen, habensie für sich behalten.

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Wie immer man zu der Problematik militärischer Vorbilder steht, Herrmann Ha-gena – einst F-104-Pilot – hat einen wichtigen und anrührenden Beitrag zu die-sem Thema vorgelegt.

(hk) Heinz Kluss ist Oberst a.D. und Publizist

CLAUSEWITZ-GESELLSCHAFT e.V.CLAUSEWITZ-GESELLSCHAFT e.V.CLAUSEWITZ-GESELLSCHAFT e.V.

Rezension „Jagdflieger Werner Mölders“Rundschreiben der Clausewitz-Gesellschaft e.V. Juli 2008Drei Jahre nach der Entscheidung von Verteidigungsminister Dr. Hans-PeterStruck, das JG 74 „Mölders" und die „Werner Mölders Kaserne" in Visselhövedeumzubenennen, hat unser Mitglied Brigadegeneral aD Dr. Hermann Hagena mit„Jagdflieger Werner Mölders – Die Würde des Menschen reicht über den Tod hi-naus" die längst überfällige, umfassende Auseinandersetzung mit diesem einmali-gen, Streitkräfte und Öffentlichkeit seinerzeit bewegenden Vorgang vorgelegt.

Seine Arbeit besticht durch Sachlichkeit, differenzierende Betrachtung undeine außergewöhnlich umfassende und detaillierte Auswertung der zugängli-chen Quellen bis hin zu Veröffentlichungen des Auswärtigen Amtes und desVölkerbundes zum spanischen Bürgerkrieg, die in diesem Ausmaß erkenn-bar in vorherigen Untersuchungen und Veröffentlichungen nicht vorgenom-men worden ist.In den Hauptteilen untersucht der Verfasser zunächst eingehend den Einsatz der„Legion Condor" im spanischen Bürgerkrieg und geht dabei mit Akribie den ge-gen Mölders selbst erhobenen Vorwürfen nach. Dann beantwortet er die Frage,ob bei Mölders von regimekritischem oder widerständigem Verhalten ausgegan-gen werden kann, wobei er sich besonders mit den pauschalen Feststellungen desMGFA-Gutachtens zur katholischen Jugendbewegung „Neudeutschland" undzum Katholizismus im 3. Reich auseinandersetzt.Schließlich diskutiert er die„Mölders-Tradition" im Licht des Traditionserlasses von 1965 und 1982. EineFülle weiterer Detailinformationen rundet das Buch ab, bevor der Leser dann Ge-legenheit erhält, sich ein eigenes Urteil über das MGFA-Gutachten von 2004 zubilden, welches, da es in der hier abgedruckten Form durch die Dienststelle im In-ternet bereitgestellt ist, wohl immer noch die aktuelle Sicht der militärgeschichtli-chen Forschung der Bundeswehr darstellt.

Der Rezensent wünscht diesem Buch, daß es zum offenen wissenschaftlichenDiskurs herausfordern möge und sich daran alle an dem damaligen Vorgang Be-teiligten – Militärhistoriker, militärische Führung und politisch Verantwortliche –

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mit der Bereitschaft zu Kritik wie Selbstkritik beteiligen, die der Bedeutung dermilitärischen Traditionspflege auch in der heutigen Zeit angemessen ist. ViktorToyka, Flotillenadmiral a.D. [Geschäftsführer der CG, Meckenheim]

Sozialistische Tageszeitung • Dienstag, 23. September 2008

Literatur/Politisches Buch

18.09.2008

Politisches Buch

Randerscheinung

Mölders und die Würde des MenschenVon René Heilig

Herr General, mit Verlaub, Sie sind ... tja, abermals gezwungen, einen weiteren »Eselstritt« (sonennen Sie es doch) von einem Redakteur des »Neuen Deutschland« auszuhalten. Doch der istja, wie Sie in Ihrem Buch bemerken, nur eine »Randerscheinung« innerhalb der Kampagne ge-gen Ihren heißgeliebten Oberst Mölder, an dem sich – und da stimme ich Ihnen fleißig zu – dieGeister scheiden. Für die einen – zu denen Sie stehen – ist er ein Held. Ein Mann ohne Fehlund Tadel, der vor allem eines besser konnte, als alle anderen in seinem Gewerbe, nämlich tö-ten. Als Jagdflieger über Spanien, über Frankreich, über »Engeland« sowie über der Sowjet-union. Und zwar unter Befehl des größten Verbrechers der Neuzeit, Adolf Hitler und seinesmordlüsternen Naziklüngels.

Es gab Zeiten, da war das für die Bundeswehr dennoch kein Grund, ihn als Vorbild abzuleh-nen. Im Gegenteil, man benannte ein Geschwader nach ihm, ein Zerstörer trug den NamenMölders so wie eine Kaserne. Bis dann diese Linken kamen ... Die damals noch bei den Grü-nen und in der SPD und beileibe nicht nur innerhalb der PDS organisiert waren. Sie zwangenden SPD-Verteidigungsminister auf ganz perfide demokratische Weise mit einer, wie sie sagen»Zufallsmehrheit« dazu, Mölders als Namensgeber auszusondern.

Es ist durchaus interessant, wie Sie, Herr General Hagema, heute die Frontlinien ziehen. IhreFeinde sind unter den Journalisten, die es gewagt haben, die Motive ihres Mölders zu hinterfra-gen. Natürlich mögen Sie diese Linken und den Rechtsanwalt Gysi nicht. Schon gar nicht die-sen Wehrmacht-Deserteur Zwerenz, der sich so ins Zeug gelegt hat gegen Ihren geliebtenTruppenführer. Natürlich haben Sie auch die Leute vom Militärgeschichtlichen Forschungsin-stitut im Visier, die – vielleicht nicht gründlich genug – begründet haben, wieso Mölders nichtgut ist für Soldaten in einer Demokratie.

Anders als Ihr Vorwortschreiber Generalleutnant a. D. Ernst-Dieter Bernhard wünsche ich – eswird Sie keineswegs erstaunen – Ihrem Buch natürlich nicht, »viele, vor allem junge Leser, diein der Bundeswehr und ihrer Luftwaffe dienen«. Dennoch hoffe ich, dass viele Menschen IhrBuch lesen. Besonders das Kapitel über Guernica, das eigentlich nicht allzu viel mit Mölders,dem Jagdflieger, der erst später zur Legion Condor kam, zu tun hat. Wohl aber verdeutlichenSie in diesem Kapitel höchst eindrucksvoll, was Sie als ehemaliger führender Offizier der Bun-deswehr unter der Rechtmäßigkeit von Putschen und einem ordentlichen Krieg verstehen. Da-mit es auch lehrbuchhaft gelingt, bieten Sie eine Art Zusammenfassung an. Darin wird ver-

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sucht – man traut kaum seinen Augen –, den Terrorangriff, der auch von der deutschen LegionCondor gegen das kleine ungeschützte baskische Nest geflogen wurde, zu rechtfertigen. Er-schrecken Sie nicht selber, wenn Sie schreiben: »Ein Angriff mit Brandbomben kann sogarschonend sein, weil er Bewohnern getroffener Häuser erlaubt, sich in Sicherheit zu bringen,während die Passierbarkeit der Straßen zwischen brennenden Häusern gleichwohl stark einge-schränkt wird.« Das Ziel, so ist aus Ihrer Feder zu lesen, »rechtfertigte den Kräfteeinsatz«.

Im Grunde muss man Ihnen, General Hagena, dankbar sein für die offenen Worte, die mehr alsnur eine Buchkritik verlangen.

Hermann Hagena: Jagdflieger Werner Mölders. Helios-Verlag, Aachen 2008. 229 S., geb.,19.90 €

Anmerkung HH: Zum besseren Verständnis der Einleitung des offenen Briefes von René Hei-lig: das Bild des „Eselstritt“ ist einer Äsop zugeschriebenen Fabel entnommen. Ein Esel ver-setzt dem sterbenden Löwen einen Tritt – Beispiel für einen verächtlichen Angriff auf einenWehrlosen. Mit dem wehrlosen Löwen ist Mölders gemeint.

Im folgenden der Text der Einleitung des Buches, in dem die Angriffe des „Neuen Deutsch-lands“ in der Kampagne gegen Werner Mölders als „Randerscheinungen“ charakterisiertwerden: .„Erstaunlich nur, daß nicht die Mölders verteufelten und verleumdeten, die im Krieg auf der an-deren Seite standen. Die Kommunisten etwa, die in Deutschland gejagt und eingesperrt wur-den und nun in Spanien glaubten, für die Freiheit Europas zu kämpfen – auch gegen die deut-sche Legion Condor. Oder ein Mann wie Ludwig Renn (1889 – 1936), geboren als ArnoldVieth von Golßenau, sächsischer Gardeoffizier im Ersten Weltkrieg, der nach 1933 im Zucht-haus landete und bei den Internationalen in Spanien zum Stabschef einer Brigade aufstieg.Auf über fünfhundert Seiten seines Buches über den Spanischen Krieg kein Wort der Anklagegegen den Flieger und deutschen Landsmann, dem er am Ebro gegenüber lag.1 Der spani-sche Kommunist Valentin Gonzales mit dem Kampfnamen „El Campesino“ (der Bauer), der inder Ebro-Schlacht die Division im Zentrum führte, hätte eigentlich Terrorangriffe gegen Zivili-sten in seinem Abschnitt mitbekommen müssen. Er floh nach Kriegsende in die Sowjet-Unionund sollte mit anderen Spanienkämpfern militärisch weitergebildet werden, wurde aber baldaus der Moskauer Frunse-Akademie geworfen, weil er nach seinen Erfahrungen mit der Le-gion Condor in Spanien die deutsche Wehrmacht für die beste Armee der Welt hielt.2

Nein, in der Kampagne gegen Mölders sind sogar die Eselstritte der Redakteure des „NeuenDeutschlands“ und der „Jungen Welt“ Randerscheinungen. Die Hauptakteure sitzen oder sa-ßen im Bundestag, einige sind Historiker in Uniform oder in zivilem Status. Soweit sie Solda-ten sind, sind sie meist als „Seiteneinsteiger“ an Schulen oder in Ämtern tätig und kennen dieEinsatzluftwaffe aus eigenem Erleben nicht.

Die Liste ihrer Vorwürfe ist lang. Mölders habe zu den Fliegern gehört, die in Guernica undanderswo das faschistische Spanien herbei bombten. Er sei ein Auftragskiller gewesen, einMörder, der mit gemeingefährlichen Mitteln tötete, ein Söldnertyp, ein Handwerker des Krie-ges. Weniger grobschlächtig formuliert: Mölders habe in der Ebro-Schlacht, dem „Verdun“ desSpanischen Bürgerkrieges, weitgehend „ohne Hemmungen“ den Tod nicht kämpfender Zivil-

1 Ludwig Renn, Der Spanische Krieg, Dokumentarischer Bericht. Erstveröffentlichung nach dem ur-sprünglichen Manuskript. Berlin (Verlag Das Neue Berlin), o.J. (2006)2 Valentin Gonzales [El Campesino] Listen Comrades ! London 1952 ; Spanische Ausgabe Comunistaen España y anti-Stalinista en Rusia, Mexiko 1953. Deutsche Ausgabe General El Campesino, Die gro-ße Illusion, Köln und Berlin (Kiepenheuer und Witsch), o.J. S. 50. Auf Seite 52 lesenswert für diedeutsche Linke Campesinos Einschätzung seiner alten Genossen: „Die Spanische Kommunistische Par-tei hat unmenschliche Verbrechen begangen und sowohl an der Front wie [sic] auch im Hinterland einewahre Schreckensherrschaft eingeführt, so daß die anderen antifaschistischen Kräfte geschwächt wur-den.“

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bevölkerung mindestens „billigend in Kauf genommen“. Zurück in Deutschland hätte er sichdann an der Vorbereitung der Hitlerschen Angriffskriege beteiligt.“

Oberst a.D. Peter Preylowski ist Redakteur der Zeitschrift „Strategie und Technik“

Der "Fall Mölders" - http://www.reliwa.de/review/show/1328

10.06.2008 22:45

Geschrieben von dochiq über Jagdflieger Werner Mölders

Hohe Wellen hat sie geschlagen, die Umbenennung des Jagdgeschwaders 74 "Mölders"der Luftwaffe vor drei Jahren. Bezug nehmend auf einen Bundestagsbeschluss von 1998,der in einem fast leeren Parlament - praktisch nur die PDS war da - zustandegekommenist und ausgelöst durch einen tendenziösen, unsachlichen und schlecht recherchierten(wenn man da überhaupt von "Recherche" sprechen darf) "Kontraste"-Fernsehbericht von

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2004, wurde dem JG 74 der Traditionsname "Mölders" aberkannt. Man hatte plötzlich"entdeckt", dass der 1941 bei einem Flugzeugabsturz umgekommene Jagdflieger OberstWerner Mölders nicht "traditionswürdig" für die Soldaten der Bundeswehr sei. Aufhängerwar seine Mitgliedschaft in der "Legion Condor": Mölders soll an Angriffen auf die Zivilbe-völkerung in Spanien beteiligt gewesen sein, z.B. in Guernica, wobei man offensichtlichnicht einmal in der Lage war, nachzuschauen, ob Mölders zu dieser Zeit überhaupt inSpanien war. War er nämlich nicht. Und natürlich war Mölders überzeugter Nazi - dennwelcher Soldat zwischen 33 und 45 war das schließlich nicht? Auf diesem "Niveau" be-wegten sich die Anschuldigungen. Wie dem auch sei, nachdem ein Gutachten des MGFAeingeholt wurde, wurde der Namen aberkannt, auch wenn der damalige Verteidigungsmi-nister Dr. Peter Struck dies scheinbar durchaus widerwillig tat.

Soweit ganz knapp zur Vorgeschichte. Das vorliegende Buch ist, wie nicht anders zu er-warten, eine Sammlung der Gegenargumente der Mölders-"Befürworter" unter Federfüh-rung des Autors Hermann Hagena. Mit einbezogen werden neueste Erkenntnisse, so zumBeispiel neu aufgetauchte Briefe und Tagebucheintragungen, die Aufschluss über Möl-ders Haltung zum NS-Regime geben. Nachdem Mölders Rolle im spanischen Bürgerkriegauf das Genaueste untersucht wurde und die pauschal vorgebrachten Anschuldigungenwiderlegt wurden, beschäftigt sich der Autor mit der sorgfältigen Konterung des MGFA-Gutachtens über Mölders. Darin wurde behauptet, dass Mölders ein regimetreuer Soldatwar, der im Einklang mit dem NS-Regime handelte und dieses unterstützte. Die Hinweisehingegen, dass Mölders durchaus regimekritisch dachte und handelte, werden als "un-wahrscheinlich" zurückgewiesen. Hagena hingegen versucht mit Hilfe der neuen Erkennt-nisse zu beweisen, dass das hingegen sehr wahrscheinlich ist und konzentriert sichhauptsächlich auf zwei Punkte: Mölders habe der jüdischen Familie eines Schulfreundesgeholfen, den Repressionen durch das Regime zu entgehen, und er habe mit dem Müns-teraner Kardinal von Galen, dem "Löwen von Münster", der gegen das NS-Regime pre-digte, in Verbindung gestanden, diesen unterstützt und die Predigten unter seinen Solda-ten verteilt. Im ersten Punkt ist die Beweislage durch die neu aufgetauchten Briefe Möl-ders an jenen Schulfreund relativ gut, während der zweite Punkt nicht 100%ig geklärt wer-den kann, auch wenn der Autor sein Bestes gibt, um überzeugend im Sinne Mölders zuargumentieren. Aber hieb- und stichfest ist es leider nicht, auch wenn es sicherlich sehrwahrscheinlich ist. Die Quellenlage, im Wesentlichen ein paar Tagebuchnotizen, reichtnicht aus, um die Sachlage ein für allemal zu klären. Trotzdem wird klar, dass die Unter-stellungen, die gegen Mölders ins Feld geführt worden sind, zumindest noch einmal neugeprüft werden müssten.

Den letzten Teil des Buches nimmt eine, man möchte sagen, minutiöse Chronik derEreignisse und das Echo in den verschiedensten Medien um die "Affäre Mölders" ein. Vorallem die Reaktionen der Print-Medien sind sehr interessant. Zunächst war natürlich allesklar: Nazi-Namen in der Bundeswehr müssen weg! Ob denn Mölders überhaupt ein Naziwar, wurde nicht weiter hinterfragt. Mit der Zeit, nach der Umbenennung, änderte sich dasBild aber langsam. Vor allem in der WELT und der FAZ war zu beobachten, dass diesedamnatio memoriae nicht mehr einfach so hingenommen und der Entschluss im Lichteder neuen Erkenntnisse über Mölders in Frage gestellt wurde. Auch der neue Verteidi-gungsminister Dr. Jung äußerte sich vorsichtig kritisch über die Aberkennung des Na-mens. Auch wenn eine Wiederbenennung höchst unwahrscheinlich ist, so ist doch zu hof-fen, dass die Diskussion um die Traditionspflege in der Bundeswehr in Zukunft sachlichergeführt wird, als es bei der "Affäre Mölders" der Fall war.

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Hermann Hagena:Jagdflieger Werner Mölders – Die Würde des Men-schen reicht über den Tod hinausEin Beitrag zur Diskussion über Vorbilder und Tradition - Herausgegeben von den Möl-dersfreunden Bonn 2008

Vorwort von Generalleutnant a.D. Ernst-Dieter Bernhard. Helios-Verlag, Postfach 398102,52039 Aachen, www.helios-verlag.de- 235 S., gebunden, Schutzumschlag, Personenre-gister, Abbildungen, Kartenskizzen, Tabellen, als Anlage Erstveröffentlichung des „Möl-ders-Gutachten“ des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, € 19,90

Der Jagdflieger Werner Mölders (1913-1941) erzielte in der Legion Condor über Spanien14 Luftsiege, wurde im Frankreichfeldzug abgeschossen und gefangen genommen, führtedanach ein Jagdgeschwader, war jüngster Oberst der Wehrmacht und erhielt als ersterSoldat der Luftwaffe das Eichenlaub mit Schwertern und Brillianten für seine weiteren 101Luftsiege über Frankreich und Russland. Seine Soldaten und Fliegerkameraden verehr-ten ihn, den fürsorglich-kameradschaftlichen Führer, trotz seiner Jugend als „Vati Möl-ders“ noch Jahre nach seinem Unfalltod. Ihm war eine neue sehr erfolgreiche Schwarm-Formation für den Luftkampf zu verdanken, die als “Moelders formation“ noch die Jägerder NATO flogen. Seine Kriegsgegner achteten ihn als „the great fighter pilot“.

Er bekannte sich offen zum katholischen Glauben, behielt seine Bindung an den alsstaatsfeindlich verbotenen katholischen Bund „Neudeutschland“ und hatte Kontakt zumwortgewaltigsten Ankläger nationalsozialistischen Unrechts, dem Bischof von Münster,Graf Galen; er bat Hitler sogar, ihn nicht anzutasten, was auch unterblieb. Er bewahrte ei-nen Franzosen, der ihn bei seiner Gefangennahme misshandelt hatte, vor der Todesstra-fe. Sein Eintreten für die jüdische Familie eines Klassenkameraden gab ihr Schutz bisKriegsende.

Der erfolgreiche Flieger, Verbandsführer und Vordenker seiner Waffe, der gemäß einerviel beachteten Zeitungsanzeige „Charakter und Anstand“ in schwieriger Zeit bewies,hatte für die junge Bundeswehr Vorbildcharakter. So wurden, unter den sozial-demokrati-schen Ministern Helmut Schmidt und Georg Leber sowie dem Bundespräsidenten GustavHeinemann 1968 ein Zerstörer, 1972 eine Luftwaffenkaserne und 1973 das Jagdge-schwader 74 in Neuburg/ Donau nach ihm benannt.

Im April 1998 beschlossen aus Anlass des 60. Jahrestages der Bombardierung Guerni-cas wenige linke und grüne Abgeordneter an einem Freitagnachmittag, die Bundesregie-rung aufzufordern, jegliches ehrende Gedenken an Angehörige der Legion Condor zu un-terbinden und rückgängig zu machen.

Ein PDS-Abgeordneter nannte die Zielrichtung: Mölders. Sieben Jahre später war der da-ran beteiligte Peter Struck Verteidigungsminister. Er bewies nun, wie schon bei der Ent-lassung General Günzels, einmal mehr seine besonders ausgeprägte Achtung vor derWürde des Menschen, indem er, begründet mit der Resolution von 1998, entschied, demJagdgeschwader 74 den Ehrennamen„Mölders“ zu nehmen. Weder die damals für die Eh-rung verantwortlichen Minister, noch der Bundespräsident, dessen Vorgänger den Ehren-namen genehmigt hatte, erhoben Widerspruch.

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Bei einem eilig angesetzten Geschwaderappell hinter geschlossenen Toren wird am 11.März 2005 das Fahnenband „Mölders“ durch ein schwarzes mit der Aufschrift „JG 74“ er-setzt. Ärmelbänder, Verbandsabzeichen, Wappen und Bilder von Mölders müssen da-nach entfernt werden.

Alle massiven Gegenvorstellungen der Gemeinschaft der Jagdflieger und der Mölders-Vereinigung beim Minister, bei Bundestagsabgeordneten, beim Bundespräsidenten, fast200 Petitionen an den zuständigen Bundestagsausschuss waren fruchtlos geblieben.

Mit Generalleutnant a.D. Ernst-Dieter Bernhard an der Spitze, der gegen Kriegsende jun-ger Jagd-flieger in der im Frankreichfeldzug von Mölders geführten III. Gruppe des JG 53gewesen war, formierte sich eine lebhafte Protestbewegung gegen dieses die Menschen-würde verachtende Vorgehen; ihre großen Anzeigen waren von namhaften Persönlichkei-ten, darunter hoch- und höchstrangigen Militärs außer Dienst unterzeichnet. Zur Bewe-gung für Mölders gehören neben der an das Geschwader gebundenen Mölders-Vereini-gung das mutige Internet-Organ www.moelders.info und die „Mölders-Freunde“, welchedas vorliegende Buch inspiriert haben.

Der Autor, promovierter Jurist, ehemals Jagdflieger im Geschwader „Mölders“, General-stäbler, Brigadegeneral a.D., hat mit Unterstützung von Kameraden und Zeitzeugen den„Fall Mölders“ in seinen vielen Facetten akribisch untersucht und bewertet. Er lässt dabeioriginale deutsche, auslän-dische und Völkerbund-Quellen sowie noch lebende Zeitzeu-gen sprechen, die er mit bewunderns-werter Hartnäckigkeit aufgetan hat. Er widerlegt dieArgumente sachlicher Art, mit denen Mölders in der politischen und Medien-Polemik nochheute beschuldigt wird, „ein besonders verbrecherischer Wehrmachtsangehöriger“ gewe-sen zu sein, wie es die Linke in einer kleinen Anfrage unlängst formulierte. Nicht offiziellaber offensichtlich lagen diese Unwahrheiten Strucks Verdikt zugrunde, wie aus einem„Gutachten“ des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes ersichtlich ist, das selbst Möl-ders´ Glaubensbekenntnis gegen ihn verwendet. Der Autor beweist detailliert, dass dieLegion Condor das Kriegsvölkerrecht eingehalten hat. Ein Beispiel unter anderen: Fach-historiker sagten schon lange, dass bei Guernica nur eine Brücke als militärisches Zielzerstört werden sollte. Hagena bringt dafür noch einen originellen neuen Beweis: Die zweiAnflugwege schnitten sich genau über dieser Brücke.

Der Autor zerpflückt die Fragwürdigkeiten der Traditionspflege der Bundeswehr. Er zeigtwie verant-wortungslos ehrabschneidend auch sonst schon geurteilt wurde, und wie pha-risäerhaft Politiker die „Schuld“ deutscher Soldaten bekennen, die sich gegen diese Ver-unglimpfungen nicht wehren können. Hagena macht bewusst, wie sehr damit die schönenWorte einer Weisung des Generalinspekteurs ad absurdum geführt werden: „Die Würdedes Menschen reicht über den Tod hinaus.“

Das Werk ist, weit über den „Fall Mölders“ und die Luftwaffe hinausgehend, einfundierter, dabei flüssig zu lesender Aufruf, die deutsche militärische Tradition wie-der auf die Überzeugung zu gründen, die der französische Staatspräsident Generalde Gaulle 1962 den Deutsche zurief, nämlich, dass ungeachtet der Politik „dieHochachtung, die sich die Tapferen entgegenbringen, zum sittlichen Erbe des Men-schengeschlechts“ gehören.

Das schön gestaltete Buch sollten daher alle zu Rate ziehen, denen Wahrheit und Ge-rechtigkeit in der deutschen Geschichte ein Anliegen sind. Mitläufern der politisch korrek-ten Geschichtspolitik bietet es die Chance, sich aus selbstverschuldeter Unmündigkeit zubefreien.

Manfred Backerra [Oberst a.D.] ist Regionalleiter Hamburg der Staats- und Wirtschaftspoliti-schen Vereinigung.

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PALLASCHZeitschrift für Militärgeschich-teOrgan der Österreichischen Gesellschaft für Heereskunde

Heft 27, September 2008, S. 314 (Salzburg)

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