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................................................................................. 2011 · N°14 »Herzliches Willkommen« Herausgeber: Gesellschaft der Freunde für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V. - Werner Gekeler, 1. Vorsitzender, Sternbergstraße 14, 72525 Münsingen, Telefon 07381/2813, Email: [email protected] Hopfen: Nicht nur für Bierbrauer interessant Im Rahmen ihrer Diplomarbeit unter- sucht Verena Gottschalch die Auswir- kungen einer Pflanzenschutzmittelan- wendung im Hopfen auf Bienenvölker. Gegen Bodenschädlinge, die in der Vergangenheit mit Insektiziden aus der Gruppe der Organophosphate unter Kontrolle gehalten werden konnten, stehen derzeit keine Präparate mehr zur Verfügung. Die Hopfenbauern der Hallertau, dem größten europäischen Anbaugebiet und Hopfenbauern aus dem Tettnanger Raum suchen nach Lösungen gegen die Fraßschädlinge an den Hopfenpflanzen im Früh- jahr. Das Hopfeninstitut in Hüll hat verschiedene, auf dem Markt befindliche Wirkstoffe, getestet. Ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide, das Thiamethoxam, hatte in diesen Tests viel verspre- chend abgeschnitten und wurde als denkbare Lösung identifiziert. Aufgrund der Bienenvergiftungsschäden im Rheintal, Oberschwaben und in Bayern, bei dem ein eng verwandter Wirkstoff, das Clothianidin, für große Probleme gesorgt und das Image dieser Wirkstoff- gruppe stark geschädigt hat, war vorher- sehbar, dass die Imker in den Hopfenan- baugebieten große Bedenken gegen einen Einsatz des Wirkstoffs im Einzugsgebiet ihrer Bienenvölker haben würden. Deshalb wurde von Seiten der Hopfenpflanzer frühzeitig Kontakt zu den Imkern gesucht, um abzuklären, wo die Imker die Probleme sehen und unter welchen Bedingungen sie bereit wären, einem räumlich begrenzten Anwendungsversuch zuzu- stimmen. Da bei der geplanten Applikation im Gießverfahren rund um die Hopfenstöcke keine Abdrift und kein Staub entstehen, hatten die Imker hauptsäch- lich Bedenken bezüglich der Guttation und forderten ein begleitendes Bienenprojekt. Bei einem Treffen aller betei- ligten Interessengruppen im Haus des Hopfens in Woln- zach wurde die Landesanstalt für Bienenkunde aufgefordert, eine Projektskizze auszuar- beiten. In einem zweiten Treffen wurden die Vorschlä- ge diskutiert und festgelegt, Tina Ziegelmann gehört inzwischen schon zum „erfahrenen“ Personal der Landesan- stalt und es wird daher höchste Zeit, sie hier vorzustellen. Nach dem erfolgreichen Studium der Biologie in Hohenheim machte sie bereits in der Saison 2008 ihre Diplomarbeit an der Bienenkunde. Bei dieser Arbeit ging es um das Begattungsver- halten der Varroa-Milben und der Frage, ob es bei diesem Parasiten auch Sexualduft- stoffe gibt. An dieser Frage hatten sich bereits einige KandidatInnen vor ihr „die Zähne ausgebissen“, trotz allem aber wichtige Vorarbeiten geleistet. Tina Ziegel- mann ist nun ein gutes Beispiel dafür, dass wissenschaftliche Erfolge (fast) immer durch großen Fleiß, gute Ideen und ein glückliches Händchen beim Versuchsauf- bau zustande kommen. Es gelang ihr mittlerweile, die Sexualpheromone der Varroa-Weibchen zu isolieren und ihre Struktur weitgehend aufzuklären (siehe Extra-Bericht). Logischerweise folgte auf diese ausgezeichnete Diplomarbeit eine Doktorarbeit, die ab nächstem Jahr Teil eines vom Bundesministerium geförderten Innovationsprojektes werden soll. Tina Ziegelmann hat über die Varroa-Milben auch ihre Liebe zu den Bienen entdeckt und besitzt durch eine jährliche Verdoppelung ihres Völkerbestandes inzwischen 6 eigene Bienenvölker. Durch diese praktische Erfahrung kann sie auch realistisch einschätzen, ob und wie ihre Forschungser- gebnisse für die Varroabekämpfung verwendbar sind. Wie bei den meisten Wissenschaftlerinnen ist auch bei Tina Ziegelmann die Freizeit knapp bemessen. Zur Entspannung mag sie es dabei eher laut. Die Heavy-Metal-Musik aus ihrem Autora- wir freuen uns sehr über Ihren Entschluss, der „Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienen- kunde an der Universität Hohenheim e.V.“ beizutreten. Wir begrüßen Sie hiermit im Kreise der Mitglieder sehr herzlich. Mit Ihrer Mitgliedschaft und Ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie den Zweck und die Ziele des Freundeskreises. Insbesondere sollen die Forschungsarbeiten an der Landesanstalt unterstützt und die Zusammenarbeit mit der Praxis durch Vortragsveranstaltungen und Vorfüh- rungen belebt werden. Franz Reck, Scheer - Magdalena Gruber, Waiblingen - Martin Brodbeck, Dettingen - Norbert Waltenberger, Remchingen - Elisabeth Hoch-Arnold, Brackenheim - Armin Popperl, Altbach - Friederike Nowak, Mühlacker - Ralf Belschner, Dettingen - Marianne Mack, Königsbronn - Hubert Mutschler, Loßburg - Herbert Grab, Langen- brettach - Franz Peter Penz, Schwaigern - Frank Mohr, Illingen - Helmut Thelen, Deisenhofen - Michael Stuber, Bruchsal - Frank Willy Buchter, Loßburg - Hans Wolf, Kirchardt - Sabine Holmgeirsson, Weil der Stadt - Markus Bärmann, Balingen - Roland Schaich, Leutenbach - Markus Kammer- lander, Mittelbiberach - Anita Lehner, Massenbachhausen - Walter Lehner, Massen- bachhausen - Robert Reichenecker, Reutlin- gen - Andreas Holder, Hildrizhausen Neumitglieder des Jahres 2010 dio ist meist schon zu hören, bevor sie mit ihrem Auto auf dem Hof der Landesanstalt ankommt. Ein weiteres „Hobby“ kann sie nun mit ihrer Arbeit verbinden: Das Reisen in exotische Länder, im kommenden Jahr als Forschungsaufenthalt in Nordthailand. Zur Winterauffütterung der Bienenvölker werden sowohl feste als auch flüssige Futtermittel angeboten. Feste Futtermittel wie z.B. Futterteig, Maische oder Apifon- da eignen sich besonders gut bei frühzei- tiger Auffütterung der Völker, flüssiges Futter sollte bei später Einfütterung genutzt werden, da das Futter schneller abgenommen werden kann. Bis vor wenigen Jahren wurden bei der Flüssigfüt- terung überwiegend selbst hergestelltes Zuckerwasser oder gebrauchsfertige Zuckersirupe eingesetzt. Bei der Zucker- wasserherstellung darf nur raffinierte Saccharose verwendet werden. Nicht raffinierte Saccharose enthält zu viele Mineralstoffe und ist daher für die Über- winterung weniger geeignet. Zurzeit wird eine Vielzahl gebrauchsfertiger Zuckersi- rupe als Bienenfutter angeboten. Sehr gut bewährt haben sich die sogenannten Invertzuckersirupe, die durch enzyma- tische Hydrolyse aus Saccharose herge- stellt werden. Sie gleichen in ihrer Zusam- mensetzung dem Zuckerspektrum einhei- mischer Blütenhonige und enthalten Glukose, Fruktose und Saccharose. Seit einigen Jahren werden auch vermehrt Sirupe auf Stärkebasis (Stärkehydro- lysate) als Winterfutter angeboten. Es handelt sich dabei vorwiegend um preisgünstige Sirupe, die aus Mais- oder Weizenstärke gewonnen werden. Charak- teristisch für das Zuckerspektrum dieser Sirupe sind neben Fruktose, Glukose und verschiedenen Mehrfachzuckern auch höhere Gehalte an Maltose. Letzterer ist wie die Saccharose ein Zweifachzucker, der sich jedoch aus zwei Glukosebaustei- nen zusammensetzt. Es wurde lange befürchtet, dass die Maltose bei ihrer enzymatischen Verarbeitung die Konzen- tration an Traubenzucker im Winterfutter erhöht, was zu einer verstärkten Kristalli- sationstendenz des Winterfutters und dadurch zu einer „schlechteren“ Überwin- terung der Völker führen könnte. Diese Befürchtungen haben sich in umfang- reichen Praxistests bisher nicht bestätigt, da offensichtlich nur ein Teil der enthal- tenen Maltose in Traubenzucker umge- wandelt wird. Im Frühherbst des Jahres 2010 wurde sogenanntes „Bio- Bienenfutter“ routinemäßig auf den Gehalt an Hydroxymethylfurfural (HMF) unter- sucht. Die Werte schwankten zwischen 40 und 100 ppm (mg/kg). HMF entsteht bei der thermischen Zersetzung von Zucker oder anderen Kohlenhydraten und ist in höheren Konzentrationen toxisch für Bienen. Die in der Literatur angegebenen Toxizitätswerte wurden überwiegend in Laborversuchen ermittelt und schwanken beträchtlich. Im Winterfutter für Bienen sollten Werte von max. 20-30 ppm jedoch nicht überschritten werden, da sonst möglicherweise mit Beeinträchtigungen bei der Überwinterung der Völker zu rechnen ist. Im Herbst 2010 wurden an der LAB sechs frische Sirup-Futterproben, sowie zwei Proben des Jahres 2009 hinsichtlich ihres HMF-Gehaltes unter- sucht. Die Werte schwankten beträchtlich und lagen in einem Bereich zwischen 27 und 65 ppm. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Qualität und Zusammensetzung des auf dem Markt angebotenen Bienenfutters erheblich schwanken kann. Es sollte deshalb beim Kauf von Bienenfutter unbedingt auf ein Qualitätszertifikat geachtet werden, wobei folgende Parameter zu berücksichtigen sind: ►HMF-Gehalt kleiner 20 ppm ► geringer Anteil an Mehrfachzuckern ► Mineralstoffgehalt (Aschegehalt) kleiner 0,1g/100 g ►pH-Wert schwach sauer bis neutral (pH 5 – pH 7) ►keimfrei und keine Verunreinigungen. Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass auch Chargen von „ungeeignetem“ Winterfutter die Völker schwächen und dadurch das Risiko von Winterverlusten erhöhen. Der geforderte und unserer Meinung nach notwendige Qualitätsnachweis bei den Herstellern von Bienenfutter kann dazu beitragen, den Markt etwas transparenter zu gestalten und damit dazu beitragen, solche Risiken einzugrenzen. Neues Nosema - Monitoring Varroa-Männchens auslöst, weitgehend identifizieren. Die Hauptkomponente wirkte dabei als Einzelsubstanz fast genauso gut wie der Gesamtextrakt. Dieses spannende Ergebnis bestätigt, dass diese Substanz ein (Haupt)-Bestandteil des weiblichen Sexualpheromons ist und das Kopulationsverhalten bei Varroa-Milben steuert. Dies wäre weltweit die erste Beschreibung eines Varroa-Pheromons. Damit sind wir auf dem Weg zu einer praktischen Anwendung einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Für die weiteren Experimente wurde zusammen mit einer kleinen Firma ein Antrag auf finanzielle Förderung innerhalb des Innovationspro- jektes „FITBEE“ gestellt. Tina Ziegelmann Mitarbeiterin der LAB Welches Winterfutter soll ich nehmen? Liebe Neumitglieder, hohenheim aktuell Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V. Im letzten Rundbrief haben wir unsere bisherigen Nosemaanalysen vorgestellt und darauf hingewiesen, dass sich in Süddeutschland die neue Nosemaart zum Glück nicht zum „Bienenkiller“ entwickelt hat. Trotzdem möchten wir die Nosema stärker als bisher „unter Beobachtung“ halten, um bei etwaigen Problemen vorbe- reitet zu sein. Tanja Harsch hat in ihrer Zulassungsarbeit insgesamt 15 Imker in ganz Baden-Württemberg betreut, von denen sie einmal im Monat Bienenproben aus 4 Völkern erhielt und auf Nosemabefall untersuchte. Dabei wurden mindestens 60 Bienen analysiert, um „falsche negative“ Ergebnisse möglichst zu vermeiden. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass kein Volk über die gesamte Untersu- chungsperiode „ohne Befall“ war. Es gab teilweise erstaunliche „Peaks“ im saisona- len Befallsverlauf, die wir uns bisher nicht schlüssig erklären können. Wir konnten auch bestätigen, dass wir es fast ausschließlich mit der neuen Art Nosema ceranae zu tun haben. Aber wiederum zeigte sich, dass es so gut wie keine klinischen Symptome bei den Testvölkern gab. Diese Untersuchungen werden fortge- führt, an dieser Stelle herzlichen Dank an die beteiligten engagierten Imker! Bezüglich der Ameisensäureanwendung im Spätsommer gibt es derzeit zwei Problemfelder: Die schwankende Wirkung bei niedriger Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit sowie die unbefriedi- gende Zulassungssituation bei 85%-iger Ameisensäure bzw. bei der Anwendung neuer Verfahren. Wir haben in diesem Herbst noch einmal geprüft, ob bei längerer Behandlung (mehrere Tage) mit großen Dochtflächen nicht auch mit 60%- iger AS eine akzeptable Wirkung erzielt werden kann. Bei insgesamt 20 Versuchs- völkern konnten wir feststellen, dass bei der ersten Behandlung im August (bei warmem Wetter) kaum Unterschiede in der Wirksamkeit auftraten (im Durchschnitt ca. 50% bezogen auf die Oxalsäurebe- handlung im Winter), während bei der zweiten Behandlung im September die Unterschiede in der Wirksamkeit erheblich größer waren (ca. 65% bei AS85 und 41% bei AS60). Es bestätigte sich erneut, dass nicht nur die Tagestemperatur eine Rolle spielt, sondern auch der Standort: Bei ganztägiger Beschattung war in den meisten Fällen keine ausreichende Verdun- stung zu erreichen, selbst bei maximalen Tagestemperaturen von über 20°C. „SAVE“-Projekt: Biologische Varroa- Bekämpfung mit Pheromonen Dieses von einer Schweizer Stiftung finan- ziell unterstützte Projekt wurde auch im vergangenen Jahr erfolgreich weiterge- führt. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit konnte Tina Ziegelmann die Substanzen aus dem Lösungsmittelextrakt, der im Biotest das Begattungsverhalten des Weitere Tests mit Ameisensäure Viele Grüße Ihr Werner Gekeler Liebe Mitglieder, ich begrüße Sie sehr herzlich und trete auch gleich mit einer Bitte an Sie heran: Lesen Sie die Beiträge des Mitgliederbriefes. Mit den Informationen der einzelnen Beiträge sind Sie wieder einmal die berühmte Nasenlänge voraus. Es freut mich, dass der Brief wichtige Informati- onen für die Praxis enthält und zugleich zu erkennen ist, dass die Grundlagenfor- schung vorangetrieben wird. Die Beiträ- ge zeigen deutlich wie wichtig Forschung ist. Jeder Euro dafür angelegt, ist gut angelegt. Mehr zu einzelnen Beiträgen wird schon zum Hohenheimer Tag am 13. März 2011 erwartet. Ministerin Aigner informiert sich über das Bienenprojekt beim Hopfentag. Schriftleitung, Satz & Gestaltung: Alexander Guth, Segomarstraße 1, 88521 Ertingen, Telefon 07371- 961991, Email: [email protected]

»Herzliches Willkommen« Tina Ziegelmann Neues Nosema ... · wer welchen Teil der umfangreichen Gebeiztes Saatgut in Pfützen und Staunässe Untersuchung zur Bestäubungsleistung

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Page 1: »Herzliches Willkommen« Tina Ziegelmann Neues Nosema ... · wer welchen Teil der umfangreichen Gebeiztes Saatgut in Pfützen und Staunässe Untersuchung zur Bestäubungsleistung

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2011

· N°1

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»Herzliches Willkommen«

Herausgeber:

Gesellschaft der Freunde für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V. - Werner Gekeler, 1. Vorsitzender, Sternbergstraße 14, 72525 Münsingen, Telefon 07381/2813, Email: [email protected]

Hopfen: Nicht nur für Bierbrauer interessantIm Rahmen ihrer Diplomarbeit unter-sucht Verena Gottschalch die Auswir-kungen einer Pflanzenschutzmittelan-wendung im Hopfen auf Bienenvölker. Gegen Bodenschädlinge, die in der Vergangenheit mit Insektiziden aus der Gruppe der Organophosphate unter Kontrolle gehalten werden konnten, stehen derzeit keine Präparate mehr zur Verfügung. Die Hopfenbauern der Hallertau, dem größten europäischen Anbaugebiet und Hopfenbauern aus dem Tettnanger Raum suchen nach Lösungen gegen die Fraßschädlinge an den Hopfenpflanzen im Früh-jahr. Das Hopfeninstitut in Hüll hat verschiedene, auf dem Markt befindliche Wirkstoffe, getestet. Ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide, das Thiamethoxam, hatte in diesen Tests viel verspre-chend abgeschnitten und wurde als denkbare Lösung identifiziert. Aufgrund der Bienenvergiftungsschäden im Rheintal, Oberschwaben und in Bayern, bei dem ein eng verwandter Wirkstoff,

das Clothianidin, für große Probleme gesorgt und das Image dieser Wirkstoff-gruppe stark geschädigt hat, war vorher-sehbar, dass die Imker in den Hopfenan-baugebieten große Bedenken gegen einen Einsatz des Wirkstoffs im Einzugsgebiet ihrer Bienenvölker haben würden. Deshalb wurde von Seiten der Hopfenpflanzer frühzeitig Kontakt zu den Imkern gesucht, um abzuklären, wo die Imker die Probleme sehen und unter welchen Bedingungen sie bereit wären, einem räumlich begrenzten

Anwendungsversuch zuzu-stimmen. Da bei der geplanten Applikation im Gießverfahren rund um die Hopfenstöcke keine Abdrift und kein Staub entstehen, hatten die Imker hauptsäch-lich Bedenken bezüglich der Guttation und forderten ein begleitendes Bienenprojekt. Bei einem Treffen aller betei-ligten Interessengruppen im Haus des Hopfens in Woln-zach wurde die Landesanstalt für Bienenkunde aufgefordert, eine Projektskizze auszuar-beiten. In einem zweiten Treffen wurden die Vorschlä-ge diskutiert und festgelegt,

Tina Ziegelmann gehört inzwischen schon zum „erfahrenen“ Personal der Landesan-stalt und es wird daher höchste Zeit, sie hier vorzustellen. Nach dem erfolgreichen Studium der Biologie in Hohenheim machte sie bereits in der Saison 2008 ihre Diplomarbeit an der Bienenkunde. Bei dieser Arbeit ging es um das Begattungsver-halten der Varroa-Milben und der Frage, ob es bei diesem Parasiten auch Sexualduft-stoffe gibt. An dieser Frage hatten sich bereits einige KandidatInnen vor ihr „die Zähne ausgebissen“, trotz allem aber wichtige Vorarbeiten geleistet. Tina Ziegel-mann ist nun ein gutes Beispiel dafür, dass wissenschaftliche Erfolge (fast) immer durch großen Fleiß, gute Ideen und ein glückliches Händchen beim Versuchsauf-bau zustande kommen. Es gelang ihr mittlerweile, die Sexualpheromone der Varroa-Weibchen zu isolieren und ihre Struktur weitgehend aufzuklären (siehe Extra-Bericht). Logischerweise folgte auf diese ausgezeichnete Diplomarbeit eine Doktorarbeit, die ab nächstem Jahr Teil eines vom Bundesministerium geförderten Innovationsprojektes werden soll. Tina Ziegelmann hat über die Varroa-Milben auch ihre Liebe zu den Bienen entdeckt und besitzt durch eine jährliche Verdoppelung ihres Völkerbestandes inzwischen 6 eigene Bienenvölker. Durch diese praktische Erfahrung kann sie auch realistisch einschätzen, ob und wie ihre Forschungser-gebnisse für die Varroabekämpfung verwendbar sind. Wie bei den meisten Wissenschaftlerinnen ist auch bei Tina Ziegelmann die Freizeit knapp bemessen. Zur Entspannung mag sie es dabei eher laut. Die Heavy-Metal-Musik aus ihrem Autora-

wir freuen uns sehr über Ihren Entschluss, der „Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienen-kunde an der Universität Hohenheim e.V.“ beizutreten. Wir begrüßen Sie hiermit im Kreise der Mitglieder sehr herzlich. Mit Ihrer Mitgliedschaft und Ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie den Zweck und die Ziele des Freundeskreises. Insbesondere sollen die Forschungsarbeiten an der Landesanstalt unterstützt und die Zusammenarbeit mit der Praxis durch Vortragsveranstaltungen und Vorfüh-rungen belebt werden.

Franz Reck, Scheer - Magdalena Gruber, Waiblingen - Martin Brodbeck, Dettingen - Norbert Waltenberger, Remchingen - Elisabeth Hoch-Arnold, Brackenheim - Armin Popperl, Altbach - Friederike Nowak, Mühlacker - Ralf Belschner, Dettingen - Marianne Mack, Königsbronn - Hubert Mutschler, Loßburg - Herbert Grab, Langen-brettach - Franz Peter Penz, Schwaigern - Frank Mohr, Illingen - Helmut Thelen, Deisenhofen - Michael Stuber, Bruchsal - Frank Willy Buchter, Loßburg - Hans Wolf, Kirchardt - Sabine Holmgeirsson, Weil der Stadt - Markus Bärmann, Balingen - Roland Schaich, Leutenbach - Markus Kammer-lander, Mittelbiberach - Anita Lehner, Massenbachhausen - Walter Lehner, Massen-bachhausen - Robert Reichenecker, Reutlin-gen - Andreas Holder, Hildrizhausen

N e u m i t g l i e d e r d e s J a h r e s 2 0 1 0

dio ist meist schon zu hören, bevor sie mit ihrem Auto auf dem Hof der Landesanstalt ankommt. Ein weiteres „Hobby“ kann sie nun mit ihrer Arbeit verbinden: Das Reisen in exotische Länder, im kommenden Jahr als Forschungsaufenthalt in Nordthailand.

Zur Winterauffütterung der Bienenvölker werden sowohl feste als auch flüssige Futtermittel angeboten. Feste Futtermittel wie z.B. Futterteig, Maische oder Apifon-da eignen sich besonders gut bei frühzei-tiger Auffütterung der Völker, flüssiges Futter sollte bei später Einfütterung genutzt werden, da das Futter schneller abgenommen werden kann. Bis vor wenigen Jahren wurden bei der Flüssigfüt-terung überwiegend selbst hergestelltes Zuckerwasser oder gebrauchsfertige Zuckersirupe eingesetzt. Bei der Zucker-wasserherstellung darf nur raffinierte Saccharose verwendet werden. Nicht raffinierte Saccharose enthält zu viele Mineralstoffe und ist daher für die Über-winterung weniger geeignet. Zurzeit wird eine Vielzahl gebrauchsfertiger Zuckersi-rupe als Bienenfutter angeboten. Sehr gut bewährt haben sich die sogenannten Invertzuckersirupe, die durch enzyma-tische Hydrolyse aus Saccharose herge-stellt werden. Sie gleichen in ihrer Zusam-mensetzung dem Zuckerspektrum einhei-mischer Blütenhonige und enthalten Glukose, Fruktose und Saccharose. Seit einigen Jahren werden auch vermehrt Sirupe auf Stärkebasis (Stärkehydro-lysate) als Winterfutter angeboten. Es handelt sich dabei vorwiegend um preisgünstige Sirupe, die aus Mais- oder Weizenstärke gewonnen werden. Charak-teristisch für das Zuckerspektrum dieser Sirupe sind neben Fruktose, Glukose und verschiedenen Mehrfachzuckern auch höhere Gehalte an Maltose. Letzterer ist wie die Saccharose ein Zweifachzucker, der sich jedoch aus zwei Glukosebaustei-nen zusammensetzt. Es wurde lange befürchtet, dass die Maltose bei ihrer enzymatischen Verarbeitung die Konzen-tration an Traubenzucker im Winterfutter erhöht, was zu einer verstärkten Kristalli-sationstendenz des Winterfutters und dadurch zu einer „schlechteren“ Überwin-terung der Völker führen könnte. Diese Befürchtungen haben sich in umfang-reichen Praxistests bisher nicht bestätigt,

da offensichtlich nur ein Teil der enthal-tenen Maltose in Traubenzucker umge-wandelt wird. Im Frühherbst des Jahres 2010 wurde sogenanntes „Bio-Bienenfutter“ routinemäßig auf den Gehalt an Hydroxymethylfurfural (HMF) unter-sucht. Die Werte schwankten zwischen 40 und 100 ppm (mg/kg). HMF entsteht bei der thermischen Zersetzung von Zucker oder anderen Kohlenhydraten und ist in höheren Konzentrationen toxisch für Bienen. Die in der Literatur angegebenen Toxizitätswerte wurden überwiegend in Laborversuchen ermittelt und schwanken beträchtlich. Im Winterfutter für Bienen sollten Werte von max. 20-30 ppm jedoch nicht überschritten werden, da sonst möglicherweise mit Beeinträchtigungen bei der Überwinterung der Völker zu rechnen ist. Im Herbst 2010 wurden an der LAB sechs frische Sirup-Futterproben, sowie zwei Proben des Jahres 2009 hinsichtlich ihres HMF-Gehaltes unter-sucht. Die Werte schwankten beträchtlich und lagen in einem Bereich zwischen 27 und 65 ppm. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Qualität und Zusammensetzung des auf dem Markt angebotenen Bienenfutters erheblich schwanken kann. Es sollte deshalb beim Kauf von Bienenfutter unbedingt auf ein Qualitätszertifikat geachtet werden, wobei folgende Parameter zu berücksichtigen sind: ►HMF-Gehalt kleiner 20 ppm ►geringer Anteil an Mehrfachzuckern ►Mineralstoffgehalt (Aschegehalt) kleiner 0,1g/100 g ►pH-Wert schwach sauer bis neutral (pH 5 – pH 7) ►keimfrei und keine Verunreinigungen. Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass auch Chargen von „ungeeignetem“ Winterfutter die Völker schwächen und dadurch das Risiko von Winterverlusten erhöhen. Der geforderte und unserer Meinung nach notwendige Qualitätsnachweis bei den Herstellern von Bienenfutter kann dazu beitragen, den Markt etwas transparenter zu gestalten und damit dazu beitragen, solche Risiken einzugrenzen.

Neues Nosema - Monitoring

Varroa-Männchens auslöst, weitgehend identifizieren. Die Hauptkomponente wirkte dabei als Einzelsubstanz fast genauso gut wie der Gesamtextrakt. Dieses spannende Ergebnis bestätigt, dass diese Substanz ein (Haupt)-Bestandteil des weiblichen Sexualpheromons ist und das Kopulationsverhalten bei Varroa-Milben steuert. Dies wäre weltweit die erste Beschreibung eines Varroa-Pheromons. Damit sind wir auf dem Weg zu einer praktischen Anwendung einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Für die weiteren Experimente wurde zusammen mit einer kleinen Firma ein Antrag auf finanzielle Förderung innerhalb des Innovationspro-jektes „FITBEE“ gestellt.

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Mitarbeiterin der LABWelches Winterfutter soll ich nehmen?

Liebe Neumitglieder,

hohenheim aktuellGesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V.

Im letzten Rundbrief haben wir unsere bisherigen Nosemaanalysen vorgestellt und darauf hingewiesen, dass sich in Süddeutschland die neue Nosemaart zum Glück nicht zum „Bienenkiller“ entwickelt hat. Trotzdem möchten wir die Nosema stärker als bisher „unter Beobachtung“ halten, um bei etwaigen Problemen vorbe-reitet zu sein. Tanja Harsch hat in ihrer Zulassungsarbeit insgesamt 15 Imker in ganz Baden-Württemberg betreut, von denen sie einmal im Monat Bienenproben aus 4 Völkern erhielt und auf Nosemabefall untersuchte. Dabei wurden mindestens 60 Bienen analysiert, um „falsche negative“ Ergebnisse möglichst zu vermeiden. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass kein Volk über die gesamte Untersu-chungsperiode „ohne Befall“ war. Es gab teilweise erstaunliche „Peaks“ im saisona-len Befallsverlauf, die wir uns bisher nicht schlüssig erklären können. Wir konnten auch bestätigen, dass wir es fast ausschließlich mit der neuen Art Nosema ceranae zu tun haben. Aber wiederum zeigte sich, dass es so gut wie keine klinischen Symptome bei den Testvölkern gab. Diese Untersuchungen werden fortge-führt, an dieser Stelle herzlichen Dank an die beteiligten engagierten Imker!

Bezüglich der Ameisensäureanwendung im Spätsommer gibt es derzeit zwei Problemfelder: Die schwankende Wirkung bei niedriger Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit sowie die unbefriedi-gende Zulassungssituation bei 85%-iger Ameisensäure bzw. bei der Anwendung neuer Verfahren. Wir haben in diesem Herbst noch einmal geprüft, ob bei längerer Behandlung (mehrere Tage) mit großen Dochtflächen nicht auch mit 60%-iger AS eine akzeptable Wirkung erzielt werden kann. Bei insgesamt 20 Versuchs-völkern konnten wir feststellen, dass bei der ersten Behandlung im August (bei warmem Wetter) kaum Unterschiede in der Wirksamkeit auftraten (im Durchschnitt ca. 50% bezogen auf die Oxalsäurebe-handlung im Winter), während bei der zweiten Behandlung im September die Unterschiede in der Wirksamkeit erheblich größer waren (ca. 65% bei AS85 und 41% bei AS60). Es bestätigte sich erneut, dass nicht nur die Tagestemperatur eine Rolle spielt, sondern auch der Standort: Bei ganztägiger Beschattung war in den meisten Fällen keine ausreichende Verdun-stung zu erreichen, selbst bei maximalen Tagestemperaturen von über 20°C.

„SAVE“-Projekt: Biologische Varroa-Bekämpfung mit Pheromonen

Dieses von einer Schweizer Stiftung finan-ziell unterstützte Projekt wurde auch im vergangenen Jahr erfolgreich weiterge-führt. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit konnte Tina Ziegelmann die Substanzen aus dem Lösungsmittelextrakt, der im Biotest das Begattungsverhalten des

Weitere Tests mit Ameisensäure

Viele Grüße Ihr Werner Gekeler

Liebe Mitglieder,

ich begrüße Sie sehr herzlich und trete auch gleich mit einer Bitte an Sie heran: Lesen Sie die Beiträge des Mitgliederbriefes.

Mit den Informationen der einzelnen Beiträge sind Sie wieder einmal die berühmte Nasenlänge voraus. Es freut mich, dass der Brief wichtige Informati-onen für die Praxis enthält und zugleich zu erkennen ist, dass die Grundlagenfor-schung vorangetrieben wird. Die Beiträ-ge zeigen deutlich wie wichtig Forschung ist. Jeder Euro dafür angelegt, ist gut angelegt.

Mehr zu einzelnen Beiträgen wird schon zum Hohenheimer Tag am 13. März 2011 erwartet.

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Gebeiztes Saatgut in Pfützen und Staunässewer welchen Teil der umfangreichen Arbeiten übernehmen konnte. Das Fachzentrum für Bienenzucht in Veitshöchheim stellte 3 Versuchgrup-pen mit je 8 Bienenvölkern zur Verfü-gung, die an ausgewählten Standorten direkt in den Hopfenanlagen, im Randbereich und außerhalb der Anbauflächen aufgestellt wurden. An diesen Völkern wurden die Volksent-wicklung, der Totenfall vor den Bienenstöcken und die Honigerträge erfasst. Die regelmäßige Kontrolle und Auswertung der Totenfallen wurde von Imkern des Kreisvereins Pfaffenhofen übernommen. Beobach-tungen von Guttation in den Hopfen-gärten und Probenziehung von Wasser-, Pflanzen- und Bodenproben übernahmen die Mitarbeiter des Hopfeninstituts in Hüll und die Landesanstalt für Bienenkunde Hohenheim. In regelmäßigen Abstän-den, mindestens zweimal pro Woche, wurden in den frühen Morgenstunden heimkehrende Bienen abgefangen und vor Ort schock gefroren. Dies war ein Kernstück des Projekts, bei dem erstmals anhand der Honigmagenin-halte herausgefunden werden sollte, ob Wasser holende oder Pollen- bzw. Nektar Bienen zum eingesetzten Wirkstoff Kontakt hatten. Hunderte von Proben wurden für die Analytik an insgesamt sechs beteiligte Labora-torien gesandt. Ein Großteil der Ergebnisse wird in den Wintermona-ten erwartet. Man kann aber bereits jetzt sagen, dass der Hopfen zu den wenigen landwirtschaftlichen Kultur-pflanzen gehört, bei denen Guttation nur sehr selten und nur an wenigen Einzelpflanzen auftritt. Parallel dazu liefern die Blüten dieser Pflanze weder Nektar noch Pollen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Bienen zu hohen Wirkstoffkonzentra-tionen Kontakt aufnehmen können.

Im landwirtschaftlichen Pflanzenbau kommt es immer wieder vor, dass auf einem Maisacker nach der Saat einzelne Körner des gebeizten Saatguts in Pfützen oder Staunässebereichen liegen oder dorthin geschwemmt werden. Was passiert mit dem Wirkstoff im Wasser, vor allem dann, wenn es sich um einen bienengiftigen Wirkstoff wie Clothiani-din handelt? Kann das Wasser dieser Pfützen den Wasser holenden Bienen gefährlich werden? Diesen Fragen will Madeleine Eichmann in ihrer Bachelor-arbeit nachgehen. Dazu wurden unter-schiedliche experimentelle Versuchsan-ordnungen aufgebaut, die diese Szenari-en unter kontrollierten Bedingungen nachstellen sollten. Vier verschiedene Bodentypen vom Rheintal bis zur Schwäbischen Alb wurden in große Behälter eingefüllt und dann Clothiani-din gebeiztes Saatgut in 5 cm Tiefe eingebracht – wie es die Sämaschinen in der Praxis tun würden. Dann wurden die Gefäße mittels Infusionsschlauch und Tropf langsam von unten nach oben unter Wasser gesetzt, bis es sich 5 cm über dem Boden gestaut hatte (siehe Abbildung). In einem zweiten Ansatz wurde das Saatgut auf den Boden gelegt und mit einem Brausekopf so lange Starkregen simuliert, bis sich auch hier eine 5 cm hohe Pfütze gebildet hatte. Über drei Tage wurden nun aus diesen Pfützen Wasserproben für die Analytik gezogen. Überprüft werden sollte, ob der Wirkstoff vom Saatgut abgewaschen

wird, welche Konzentration entstehen können und wie sie sich über die Zeit verändern. Über die Ergebnisse kann vermutlich schon am nächsten Hohen-heimer Tag berichtet werden.

Die Untersuchungen wurden im Frühjahr 2010 in der Versuchsstation für Garten-bau an der Universität Hohenheim durchgeführt. Vor Beginn der Apfelblüte wurden Anfang April drei Rundbogenzelte á 20 m in einer Reihe hintereinander aufgestellt. Unter diesen Zelten befanden sich je 25 siebenjährige Apfelbäume der Sorte „Kanzi“, die im Abstand von 75 cm gepflanzt waren. In allen Zelten wurden kompatible Pollenspender der Sorte Kanzi platziert, da nur so ein optimaler Befruchtungserfolg der Apfelblüten zu erreichen ist. Die Zelte waren aus Gaze, einem insektendichten, aber luft- und wasserdurchlässigen Material. Das Mikro-klima innerhalb der Zelte war nur wenig verschieden vom Freilandklima. Das erste Zelt wurde mit zwei Bienenvölkchen in Kirch-hainer Begattungseinheiten bestückt, das zweite Zelt diente als Kontrolle und war „insektenlos“, im dritten Zelt befand sich ein weiselrichtiges Hummelvolk mit Eier legender Königin. Das Hummelvölkchen bestand aus etwa 200 bis 300 Arbeiterinnen, die Bienenvölkchen enthielten etwa 800 bis 1000 Individuen. Hummel- und Bienenvölkchen wurden in gleicher Flugrich-tung nach Süd-Ost aufgestellt. Zusätzlich wurden weitere Beobachtungen an markierten Blüten der gleichen Apfelsorte außerhalb der Zelte unter Freilandbedingungen durchgeführt.

Der Staunässeversuch wird vorbereitet.

* Ein völliger Ausschluss der Insek-tenbestäubung führt zu signifikant verringertem Fruchtansatz. * Der höchste Fruchtansatz zeigte sich unter Freilandbedingungen, gefolgt vom „Bienenzelt“, „Hum-melzelt“ und „Kontrollzelt“. Die Hypothese, dass der Fruchtansatz im Bienen- und Hummelzelt aufgrund einer erhöhten Bestäuberdichte höher ist als unter Freilandbedingung, konnte somit nicht bestätigt werden.

* Beim Vergleich des Fruchtansatzes im Hummel- bzw. Honigbienenzelt erwies sich die Bienenbestäubung als effektiver im Vergleich zur Hummel-bestäubung. Die Gründe hierfür könnten auf das erhöhte Körperge-wicht der Hummeln und auf deren „aggressives“ Verhalten beim Beflug der Blüten zurückzuführen sein.

* Die Untersuchungen haben auch gezeigt, dass ein völliger Ausschluss

von Bestäubern nicht dazu führt, dass keinerlei Früchte angesetzt werden. Der Fruchtansatz durch „Selbstung“ kann bei selbstinkompatiblen Sorten in geringem Umfang stattfinden.

* Die Frage, ob die Bestäubung der Blüten einen Einfluss auf die Blühdauer hat, konnte nicht eindeutig beantwortet werden.

* Die Beobachtungen haben bestätigt, dass Hummeln im niederen Temperatur-bereich um etwa 15 °C aktiver sind als Bienen.

* Die Hypothese, dass sowohl unter Freilandbedingungen als auch in den Versuchszelten die Pollenhöschen von Bienen artenreiner sind als die von Hum-meln (also nur Pollen von einer bzw. von wenigen Pflanzen aufweisen), konnte eindeutig nachgewiesen werden. Die den Honigbienen nachgesagte Blütenstetig-keit wurde hier erneut und eindrucksvoll bestätigt.

Versuchszelt mit Apfelbäumen.

Nachdem wir seit Jahren darauf hinwei-sen, dass an Standorten mit Ameisen (und das sind die allermeisten Bienen-standorte) die Windeldiagnose nicht sicher ist, wurde dies nun auch durch wissenschaftliche Langzeituntersu-chungen bestätigt. Gerade bei bodennah-er Aufstellung finden Ameisen die Windeln mit attraktivem Gemüll (und Varroamilben) sehr rasch. Wir haben nun ein einfaches und praktikables Verfahren entwickelt, um Ameisen fern zu halten. Eine Rolle Küchenpapier bzw. Toiletten-papier wird in einen Plastikbehälter mit ca. einem Liter billigem Speiseöl (ca. € 1,50) gestellt. Nachdem sich das Küchenpapier vollgesaugt hat, wird die Bodeneinlage (Windel) einlagig mit diesem Papier über die gesamte Boden-fläche ausgelegt (siehe Bild, dünne Küchenhandschuhe oder Einmalhand-schuhe tragen!). Ameisen betreten diese Windeln nicht bzw. kleben fest. Das Öl hält mindestens eine Woche; nach dem Auszählen der Milben werden die Tücher zusammengepresst und in einen Müllsack geworfen. Für wissenschaft-liche Versuche ist das sogenannte „sticky board“ inzwischen Standard. Wer als Imker Wert auf Sicherheit legt, sollte sich dies ebenfalls überlegen.

Sichere Windeldiagnose!

Oben: Das getränkte Öltuch wird aufgelegt, Handschuhe sind zu empfehlen. Unten:

Küchentücher in Speiseöl getränkt.

Imker bevorzugen flexible Kombination von „Modulen“ und eine einfache Varroabekämpfung

Hier in Kurzform die Ergebnisse:

* Wirksamkeit der Drohnenbrut als Varroafalle

* Ameisensäurebehandlung der Wirtschaftsvölker vor und nach der Auffütterung

* Restentmilbung mit Oxalsäure.

Die detaillierte Auswertung aller Daten und die daraus folgende Bewertung der Module aus praktischer Sicht wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen; einige Aspekte sollen am Hohenheimer Tag 2011 vorgestellt werden. Ein klares Ergebnis gibt es aber bereits für den Effekt der Drohnenbrutentnahme. Dieses „Modul“ wurde zumindest in Hohenheim von fast allen Projektpartnern angewendet. Ein erster Erfolg war, dass im Spätsommer kaum Milben im Gemüll der Bienenvölker zu finden waren, womit frühere Ergebnisse bestätigt werden. Um den tatsächlichen Milbenbefall der Droh-nenbrut festzustellen wurden an der Landesanstalt 143 Waben ausgewaschen (siehe Tabelle). Man sieht, dass bis zu 2.000(!) Milben in einer Drohnenbrutwa-be enthalten sein können. Aber auch bei den Waben mit geringerem Varroabefall muss man berücksichtigen, dass sich diese Milben um das Vielfache bis zum Herbst vermehrt hätten. Wir haben für dieses angewandte Kooperationsprojekt (das eigentlich im März 2011 endet) einen Verlängerungsantrag gestellt, um die einzelnen Betriebsweisen-Module noch einmal, aber unter anderen Witterungs- und Trachtbedingungen zu prüfen.

Varroamilben in Drohnenbrut 2010

LAB überprüft, ob das Auswaschen der Beizhöfe unter kontrollierten Bedingungen nachgestellt werden kann.

1200

1600

0

800

400

2000

Entnahmedatum

Anza

hl M

ilben

kervermehrung in Vier Schritten“ und dem „Varroa Bekämpfungskonzept Baden Württemberg“ zusammen.

Als Vorteile der Hohenheimer Betriebs-weise stellten sich heraus: * Die Baurahmen in der oberen Brutraumzarge in Position 2 oder 9 werden besser angenommen.

* Die Völkervermehrung in 4 Schritten mit integrierter Königinnenzucht ist weniger arbeits- und materialaufwändig als die Kunstschwarmbildung.

* Die Wirtschaftsvölker werden durch vorsichtiges Schröpfen weniger geschwächt. Zudem mindert es den Schwarmtrieb.

* Die Varroabekämpfung nach dem Bekämpfungskonzept BaWü erfolgt früher, was eine Schädigung der Winter-bienen wirksamer verhindert.

Zur Verbesserung der Celler Betriebs-weise wurden darum 2009 die Sammel-brutablegerbildung und die Königinnen-zucht aufgenommen und bei der Jung-volkbildung wurden anstelle von Kunst-schwärmen „Treiblinge“ im abgeschleu-derten Honigraum gebildet. Für 2010 wurden aus den Erfahrungen von 2008 und 2009 „Betriebsweisen-Module“ definiert, die von den Instituten und den Projektteilnehmern kombiniert und getestet wurden: * befristetes Doppelvolk im Frühjahr

* Führen von Völkern auf nur einem Brutraum

* Teilen und Behandeln bzw. Teilen ohne Behandeln während der Schwarmzeit

* unterschiedliche Varroa-Behandlungen der Ableger

Seit Februar 2008 arbeiten die Ruhr Universität Bochum, das Bieneninstitut Celle und die Landesanstalt für Bienen-kunde in Hohenheim daran, eine einfache, praktikable und erfolgreiche Betriebs-weise zu entwickeln und in der Imker-schaft bekannt zu machen. Jedes Institut betreut seit 2008 mindestens 36 Völker für dieses Projekt. Ausgegangen wurde von einem Vergleich der Celler Rotations- mit der modernen Hohenheimer Betriebs-weise. Je 18 Bienenvölker wurden in den ersten beiden Versuchsjahren entweder nach der Celler oder nach der Hohenhei-mer Betriebsweise geführt. Ebenfalls an diesem Projekt beteiligt ist eine von Jahr zu Jahr wachsende Anzahl Imker, angefangen mit 10 pro Institut im Jahr 2008 bis 30 ImkerInnen pro Institut in diesem Jahr. Sie bringen mindestens 6 ihrer Völker in das Projekt ein, sollen die Betriebsweisen in der Praxis testen und vor allem als Multiplikatoren in der Imkerschaft dienen. Bei der Celler Rotati-onsbetriebsweise setzt man einen Schwer-punkt auf junge Königinnen und das Einwintern und Auswintern sehr starker Völker. So will man Winterverluste vermeiden und die Frühtracht sowie die Folgetrachten optimal nutzen. Schwarm-verhinderung erfolgt nur durch Zellenbre-chen. Bei der Honigernte nach der Raps-tracht werden über Kunstschwärme Jungvölker gebildet, mit zugekauften Königinnen beweiselt und im September/ Oktober mit den Bienen der aufgelösten Wirtschaftsvölker verstärkt. Die Varroa-bekämpfung erfolgt bei den im Juni gebil-deten Kunstschwärmen mit Perizin (bzw. Oxalsäure), bei den Wirtschaftsvölkern durch Drohnenbrutentnahme (Baurahmen in der unteren Brutraumzarge in Position 1 oder 10) und Beträufeln mit Perizin (oder Besprühen mit Milchsäure) bei ihrer Auflösung im September/Oktober. Die Restentmilbung wird im Frühwinter durch Beträufeln mit Oxalsäure durchge-führt. Die Hohenheimer Betriebsweise setzt sich im Wesentlichen aus der „Völ-

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