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1 ISSKA SISKA Fragile Unterwelt Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung Kommission für Karst- und Höhlenschutz Ausstellung über die faszi- nierende Welt der Höhlen

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ISSKASISKA

Fragile Unterwelt

Schweizerische Gesellschaftfür HöhlenforschungKommission für Karst-und Höhlenschutz Ausstellung über die faszi-

nierende Welt der Höhlen

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InhaltEs war einmal… 3

Einflüsse, die den Zustandunserer Höhlen verändern 4

Darum sind Höhlen so wichtig 6

SGH – Schutzherrin derSchweizer Höhlen 7

Umfassender Schutz derSchweizer Höhlen und Karstwelt 8

Schutz der Höhlenwelt 9

Die Sektionen der SchweizerischenGesellschaft für Höhlenforschung 10

Fledermäuse – Meister derDunkelheit 12

Höhlengeotope vonnationaler Bedeutung 13

Biosphärenreservat 14

Schweizer Schauhöhlen 15

Auf der Suche nach «Freiheit und Aben-teuer» begannen ab Mitte der 80er Jahreimmer mehr Menschen eine Welt für sichzu entdecken, die bisher nur den Speläo-logen zugänglich war. Die SchweizerischeGesellschaft für Höhlenforschung warsich bald im Klaren, dass die sich abzeich-nende verstärkte Nutzung des empfindli-chen Lebensraumes Höhle in geregelteBahnen gelenkt werden musste. Als erstesverabschiedete die SGH einen verbindli-chen Ehrenkodex, der das Verhalten allerVerbandsmitglieder festschreibt. Auf die-sem Ehrenkodex basiert diese Broschüre.Sie soll sowohl den Höhlenforscher alsauch den gelegentlichen Höhlenbesucherdazu anhalten sich Karst und Höhlen mitdem gebührenden Respekt zu nähern, undso dazu beitragen, diese einzigartige,wunderbare Welt zu erhalten und zuschützen. Thomas Arbenz

Editorial

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Es war einmal…

Neugierde ist stärkerVor gut zehn Minuten habe ich denHauptgang des Fledermauslochs verlas-sen – bin endlich in den engen Schlufgekrochen, an dem wir bei unseren frü-heren Besuchen schon so oft vorbeige-gangen sind. Immer mal wieder hatte ei-ner gesagt: «Diesen Seitengang müssenwir noch erkunden» und immer wiederhatte ich eine Ausrede gefunden. Derwenig einladende Anblick der engenRöhre hatte mich jedesmal davon abge-halten hineinzukriechen. Und nun liegeich also da, vielleicht 50 Meter vom ver-trauten, geräumigen Hauptgang ent-fernt, flach auf dem Bauch und spürebei jedem Atemzug, wie mir die felsigeDecke auf den Rücken drückt. Und zumwiederholten Mal frage ich mich: «Sollich weiter oder nicht?» Vor mir geht derSchluf gleichmässig weiter, hinter mirhöre ich meine Kameraden – also keinGrund zur Besorgnis. Der Schluf führt ineiner schrägen Kurve nach unten. Vor mirtropft Wasser von der Decke und wäh-rend ich meinem Herzschlag lausche,zähle ich den Abstand zwischen denTropfen. Es ist nicht viel Wasser, aber ge-nug um den lehmigen Boden in eine glit-schige Rutschbahn zu verwandeln.

Der AbgrundDer Drang weiter zu kriechen wird immergrösser, und ich merke gar nicht richtig,wie ich mich langsam und mit grosserMühe umdrehe, so dass meine Füsse jetztin die Richtung zeigen, in die es weiter-geht. Mit zwei Felshaken verankere ichdas Seil in einer Ritze und gleite dannnach unten – mit dem Seil im Achterkann ich die Geschwindigkeit kontrollie-ren. Der ersten Windung folgt eine zweiteund – da stosse ich auf Widerstand. MeinFuss spürt harten Fels… doch der «Fels»bewegt sich. Ich stosse und drücke bis et-was nach gibt. Hinter mir höre ich ein un-heimliches Rumpeln und Poltern vonSteinen und ein Luftzug fährt an meinerWange vorbei. Ich ziehe die Beine an,

kralle mich fest an den Boden. Mein Herzklopft wild, die Decke… Nachdem derLärm verklungen ist und sich mein Pulsetwas beruhigt hat, taste ich mit meinemFuss vorsichtig in der Öffnung herum:Nichts! Hinter mir ist leerer Raum. Wiegross, wie tief er wohl ist? Ich rufe mei-nen Kameraden zu, langsam zu folgen.

Dann geht’s weiter : Langsam gleiteich auf die Öffnung zu, immer weiter rut-schen meine Beine nach unten. MeineHüfte hängt schon über die Kante undich rutsche langsam weiter. Jetzt bin ichganz draussen. Sicher hänge ich am Seil,komme wieder zu Atem, sehe mich unsi-cher um, und…

Märchenhafte UnterweltIch könnte lachen und weinen zugleich,so phantastisch, so märchenhaft wun-derbar ist das, was ich hier entdeckthabe: Ein Saal, so gross wie zwei Turn-hallen, öffnet sich unter mir – und er istbuchstäblich vollgestopft mit den schön-sten Tropfsteinformationen, die ich jegesehen habe: Säulen, Kaskaden undSintervorhänge reihen sich aneinander.In vielen Farbtönen leuchten sie imLicht meiner Lampe auf, von rostrot bisschneeweiss. Kristallplättchen funkeln anihrer Oberfläche. Dazwischen hängen diezerbrechlichen, dünnen Sinterröhrchenzu hunderten. Der Boden ist bedeckt mitgrossen, wassergefüllten, schüsselartigenBecken, in denen es geheimnisvoll glit-zert und blitzt: Ein Kristallsee! Noch ganzbenommen von den unvergleichlichenEindrücken stehen wir vor einer merk-würdigen, schrägen Wand am Ende desgrossen Saales. Zuvor haben wir die Stie-fel ausgezogen, in die Schleifsäcke ge-stopft und sind barfuss durch diesesherrliche Labyrinth gegangen, dennschmutzige Stiefelabdrücke sind dasLetzte, das wir hier hinterlassen wollen.

Ein Albtraum wird wahrDie Wand vor uns ist etwa 15 Meter hochund an die 60 Grad schräg. Sie hat runde

Buckel und Dellen, und sie ist schwarz!Ich mache einen Schritt darauf zu und –ich weiss nicht, was es ist, aber plötzlichlässt mich etwas innehalten. Ich erstarreund spüre, wie sich meine Nackenhaaresträuben. Ich schaue hastig nach hintenund dann etwas weniger rasch nach un-ten. Ich entdecke, dass wir nur wenigeZentimeter vor einer ekligen, grau-schwarzen und breiigen Masse stehen,die sich über die restlichen fünf Meterbis zur Wand erstreckt. Grünliche undschwefelgelbe Schuppen und Blasen be-decken die Oberfläche der Wand und al-les ist mit einer schmierigen, schimmli-gen Haut überzogen. Mit einem Schlagsind die Herrlichkeiten des Saales hinteruns vergessen, die Enttäuschung drücktschwer. Wut steigt in uns auf und machtsich in lauten Flüchen Luft. Man möchtesich auf die Frevler stürzen, die dieseSchandtat begangen haben. Denn wirwissen jetzt, wo wir uns befinden und eswird uns bald klar, was hier geschehenist. Wir stehen hier etwa 70 Meter unterdem Dolinenzug der «Hardreute», an demparallel eine breite Schotterstrasse vor-beiführt. Wir können uns die Ungeheuer-lichkeit vor uns leider nur zu gut erklä-ren: Über uns befindet sich ein wildeMülldeponie – eine «Altlast», wie es im-mer so schön verharmlosend genanntwird.

Anonyme VerschmutzerSpäter, viel später, stellt sich heraus, dasses sich bei dem Dreck hauptsächlich umAltöl, Farbrückstände und Material ausSchlammabscheidern handelt, die ausFässern unbekannter Herkunft ausgelau-fen sind. Zusammen mit Hausmüll allerArt und zahlreichen Tierkadavern ent-stand daraus dieser grausig giftige Brei,dessen Beseitigung uns noch lange be-schäftigen wird. Wer auch immer hierseinen alten Kühlschrank, seine Giftresteoder seinen toten Hund mit Billigung derBehörden verschwinden liess, ist trotzAnzeige nicht mehr zu finden.

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Einflüsse, die den Zustand unse

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rer Höhlen verändern

1 Entwässerung2 Autowäsche3 Klärbecken4 Friedhof5 Holzwirtschaft6 Monokultur7 Industrie8 Käserei9 Streusalz10 Tunnelbauten11 Schauhöhle

12 Massentourismus13 Trekking14 Transport15 Dünger16 Dolinen auffüllen17 Abfalldeponie18 Steinbruch19 Jauche20 Tierkadaver21 Forschung

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Darum sind Höhlenso wichtig!Was macht ausgerechnet einen Hohl-raum so schützenswert? In erster Linie istes die Einmaligkeit und Zerbrechlichkeitdes darin enthaltenen Formenschatzes.Eine etwas weniger offensichtliche Ei-genheit macht die Höhle zur wissen-schaftlichen Fundgrube, denn dank dergleichmässigen Temperaturen gibt espraktisch keine Erosion. Folglich enthal-ten die Höhlen wichtige Informationenaus vergangenen Zeiten, welche an derOberfläche längst durch die Verwitterunggetilgt sind.

So findet der Archäologe in der Höhlezahlreiche Kapitel der älteren Mensch-heitsgeschichte aufgeschlagen. Der Palä-ontologe kann an Ort und Stelle Bären-nester bewundern, die vor einigen tau-send Jahren zur Überwinterung dienten.Der Biologe hat in dieser von der Aussen-welt abgeschnittenen Einöde ein natürli-ches Versuchsfeld für die Evolution der

Tierwelt vor sich. Aus den Ablagerungenlässt sich der Werdegang der Höhlenent-stehung ableiten. Unter günstigen Vor-aussetzungen geben Höhlen Auskunftüber die klimatischen und vegetativenBedingungen vor etlichen hunderttau-send Jahren. Die Form der Höhlengängeschliesslich lässt Rückschlüsse auf diedamalige Oberflächengestalt und die Ta-lentwicklung zu.

All diese Zeichen sind für den Laienhäufig nicht erkennbar, und selbst demSpezialisten bereitet deren AuswertungKopfzerbrechen. Entsprechend ist dieGefahr gross, dass wichtige Teile die-ses kaum ausgewerteten «Archivs» durchhäufige Besuche unwissentlich zerstörtwerden.

Die meisten Höhlen sind durch Was-ser entstanden und dienen heute nochals unterirdische Abflusswege in Kalkge-bieten. Ganz im Gegensatz zum Grund-

wasser in den Schottern der Täler, kommtes im Kalk zu praktisch keiner Selbst-reinigung: was im Boden, in Spalten, inSchächten, in Höhlen und Dolinen ver-sickert, erscheint innert weniger Stun-den oder Tage unverändert in der Quellewieder.

Gerade im Jura, aber auch in zahlrei-chen alpinen Gebieten beziehen unzähli-ge Gemeinden ihr Trinkwasser aus Quel-len im Kalk. Oft genug stellen sie dieeinzig mögliche Trinkwasserreserve dar.Jegliche «Abfallentsorgung» in Dolinen,Mulden und Schächten bedeutet eine un-mittelbare Gefährdung des Quellwassers.

Die Herkunft dieser unterirdischenWasser ist nur in den wenigsten Fällennachgewiesen; der unterirdische Verlaufgar ist kaum je bekannt. Die Höhlen bie-ten für den Hydrogeologen eine Möglich-keit, dem Geheimnis dieser kompliziertenWasserwege auf die Spur zu kommen.

Das Réseau de Covatannaz bei Hochwasser, Waadt, Foto: Rémy Wenger

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SGH – Schutzherrin derSchweizer HöhlenSchweizerische Gesellschaft fürHöhlenforschungNur die wenigsten Höhlen stehen unter gesetzlichem Schutz. Die Erfahrung zeigt je-doch, dass selbst bei diesen Höhlen der Schutz nur gewährleistet ist, wenn sich auchjemand aktiv um die Erhaltung dieser einzigartigen Naturkunstwerke kümmert. Undwer sollte sich darum kümmern, wenn nicht die Leute, welche sich seit Jahrzehntenum die Erforschung dieser faszinierenden Unterwelt bemühen?

In der Schweiz gibt es rund 1000 Höhlenforscher, welche in über 40 Sektionengruppiert sind. Sie sind die Träger der wichtigsten Aktivitäten, sei es im Bereich der Er-forschung, der Vermessung und der wissenschaftlichen Auswertung oder im Bereichdes Höhlenschutzes. Dieser Einsatz erfolgt ausschliesslich in der Freizeit und weitge-hend ohne staatliche und privatwirtschaftliche Unterstützung.

Die Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH) ist der Dachverbanddieser Vereine. Zur Bewältigung der vielschichtigen Aufgaben sind im Verlauf der übersechzigjährigen Tätigkeit eine ganze Reihe von Kommissionen und Arbeitsgruppenentstanden, wie aus dem untenstehenden Diagramm hervorgeht.

Ihre Aufgabe als Schutzherrin der schweizerischen Höhlenwelt nimmt die SGH vorallem durch die Kommission für Karst- und Höhlenschutz wahr. Aus der Erkenntnisheraus, dass der rechtliche Schutz nur beschränkt wirksam ist, sieht die Kommissionihr Tätigkeitsfeld vermehrt in der Öffentlichkeitsarbeit.

Faustloch, Berner Oberland, Foto: Urs Widmer

Grotte de la Cascade, Neuchâtel, Foto: Rémy Wenger

Nidlenloch, Weissenstein, Solothurn, Foto: Urs Widmer

Titanengang, Hölloch, Schwyz, Foto: Sura Ballmann & Urs Widmer

Einzelmitglieder Über 40 Sektionen in derganzen Schweiz

SGH Vorstand Präsident Kassier 2 Vizepräsidenten 2 Sekretäre

2 Beisitzer

Delegierten-versammlung

Zentralkommitee

Kommissionen der SGHWissenschaft Bibliothek Dokumentation Publikationen

Ausbildung Public Relations Höhlenschutz Material

Rettung Tauchen Canyoning Trekking

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Umfassender Schutz derSchweizer Höhlen und KarstweltWie andere natürliche Landschaften, müssen auch die Gebiete unseres Landes mitOberflächenkarst (Karrenfelder, Dolinen, Klusen, Schwinden, Quellen) und auch derunterirdische Karst (Höhlen) rechtlich geschützt werden. Von der breiten Öffentlich-keit meist ignoriert, weil gut versteckt und diskret, rückt die Sorge um die unterirdi-sche Umwelt – auf Grund mangelnder Informationen und Kenntnisse – auch nicht insBewusstsein von Behörden und grossen Naturschutzverbänden.

Die Fachleute dieser Umgebung, d.h. die Höhlenforscher, haben deshalb einegrundlegende Aufgabe zu übernehmen, wenn es darum geht, die langfristige Erhal-tung des Schweizer Karstreichtums zu sichern. Aus diesem Grund haben die Schwei-zerische Gesellschaft für Höhlenforschung und ihr Institut SISKA* ein Projekt ausge-arbeitet, um die Überwachung und den Schutz des Karstes allgemein und der Höhlenim Besonderen sicherzustellen.

Die Höhlen- und Karstschutzkommission der SGH ist in 12 Regionalgruppen unter-teilt. Deren Aufgaben sind: Überwachung des Zustandes der Höhlen, Zusammentragenvon Informationen über die dort vorgefundenen Werte (Fauna, Sinter, Wasser, …) so-wie die Organisation von Reinigungsaktionen in verschmutzten Höhlen.

Diese Tätigkeiten werden vom SISKA landesweit unterstützt und koordiniert. DasSISKA zentralisiert die Daten von den im Gelände tätigen Regionalgruppen, stellt denInformationsaustausch mit den Behörden sicher, realisiert präventive Aktionen understellt, wenn nötig, einen Schutzplan für die jeweiligen Orte. Das SISKA ist ebenfallsin der Lage bei Umweltverträglichkeitsstudien an Projekten mitzuarbeiten, die Ober-flächen- oder unterirdischen Karst betreffen (z.B. bei der Erstellung von Skipisten

«Was kann ichtun?»Die Höhle mitsamt ihrem Inhalt ist einsehr verletzliches Gebilde, ein geschlos-senes Biotop, das empfindlich auf Ver-änderungen aller Art reagiert und sichpraktisch gar nicht regeneriert. Zudementhalten Höhlen wissenschaftlich wert-volle Informationen über die Entwick-lung menschlicher Kulturen, die Entste-hung der Landschaft und über dieAuswirkungen von Klimaveränderungen.Deshalb müssen Höhlen als Ganzes re-spektiert und geschützt werden. Wenndu dich in eine Höhle begibst, denke alsozuerst an sie und lasse die Höhle deinenWeg bestimmen. Vermeide grosse Grup-pen, schweres Gepäck und längere Auf-enthalte und zügle deinen Entdeckungs-drang dort, wo du Teile der Höhlebeschädigen musst um weiterzukom-men. Lass dich wenn immer möglich voneiner Fachperson führen und halte dichan die folgenden Regeln:

Bitte nicht berührenNicht nur was uns schön erscheint istschützenswert. Jede Berührung hinter-lässt Spuren und kann seit Jahrhunderten

oder gar Jahrtausen-den ablaufende Pro-zesse für immer un-terbrechen. Bewun-dere die unendlicheVielfalt der Fels- und

Tropfsteinformen und lasse die märchen-hafte Atmosphäre auf dich wirken. Nimmdie Erinnerung als Bild in deinem Kopfnach Hause, aber lasse die Finger von denheiklen Gebilden. Eine Berührung kannihr weiteres Wachstum verhindern. Unddenke daran: Tropfsteine (auch abgebro-chene) gehören in die Höhle und nicht insBüchergestell.

Schutz der Das Schutzprojektder SGH

* Schweizerisches Institut fürSpeläologie und KarstforschungPostfach 818,CH-2301 La Chaux-de-Fonds,Tel. 032 913 35 33, Fax 032 913 35 55Email: [email protected], Internet: www.isska.ch

über Karrenfelder). Des weiteren ist dasSISKA am Schutz des paläontologi-schen Erbes beteiligt, es unterstützt dieHöhlenforscher bei der Bestimmungvon Knochenfunden und bei ihren wis-senschaftlichen Publikationen.

Dieses Projekt geniesst die Unter-stützung des Bundes sowie verschiede-ner Kantone mit denen Partnerschafts-abkommen geschlossen wurden, umeinen regelmässigen Informationsaus-tausch zu gewährleisten. Ausserdembestehen regelmässige Arbeitskontaktemit verschiedenen Naturschutzorgani-sationen.

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Schweizerische Gesellschaft für HöhlenforschungKommission für Karst- und HöhlenschutzΩ Ω Ω Ω Ω Ω Ω Ω Ω Ω Ω Ω

Naturschutz- Naturschutz-behörden verbände

BUWALBundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft

Regionale Arbeitsgruppe(Überwachung, Reinigung, Berichte)

SISKASchweizerisches Institut für

Speläologie und Karstforschung(Koordination der Arbeiten auf nationaler Ebene, Öffentlichkeitsarbeit, Schutzpläne, usw.)

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Bitte recht freundlich…Fotos sind ein schönes Mittel, um Er-innerungen aus der Höhle herauszutra-gen. Aber achte darauf, dass du nichtLehm-, Wand- und Tropfsteingebildeverschmierst oder beschädigst. Ein Tipp:Wenn der Blitz von der Kamera aus aus-

gelöst wird, haltedeinen Atem an be-vor du abdrückst,sonst hast du nurNebel auf dem Bild.Mit einem zweiten

oder dritten indirekten Blitz werden dieBilder um einiges besser.

Liebe Grüsse…In manchen Höhlen hat es ein Höhlen-buch. Hier kannst du dich eintragen undnachfolgenden Höhlenbesuchern mittei-

len, dass du schonhier gewesen bist –aber erspare derHöhle die Verunstal-tung durch Graffitiund «Ritzkunst». Der

nächste Höhlenbesucher regt sich nurdarüber auf.

Vorsicht Decke…Die Höhle ist nicht für unsere Körpergrös-se und Gangart geschaffen. UnachtsameBewegungen können zu nicht wieder

gutzumachenden Be-schädigungen undZerstörungen führen.Speziell gefährdetsind die dünnen,hohlen Deckenröhr-

chen («Makkaroni»), welche in gebückt zubegehenden Gängen oft übersehen unddarum abgebrochen werden.

Eine Spur genügt…Eine Höhlenbegehung ohne Beeinträch-tigung der Höhle ist nicht möglich. Wirkönnen die Schäden aber gering halten,indem wir den Spuren unserer Vorgängerfolgen. Jede zusätzliche Spur bildet nicht

nur ein unschönes Mal im Lehm, sondernverleitet nachfolgende Besucher ebenfalls

zu Fehltritten – mehrnoch, es fordert siegeradezu dazu auf,sich mit Fuss- undHandabdrücken imLehm zu verewigen.

Nach Stunden kommtdie Müdigkeit…Leider zeigt es sich immer wieder, dass beiÜbermüdung und schwerem Gepäck alleguten Vorsätze verloren gehen. Passe dar-um die Dauer eines Höhlenbesuches demSchwächsten deiner Gruppe an und denke

immer daran, dass duauch wieder zurückmusst. Jeder sollteseine Grenzen ken-nen und notfalls be-reit sein, eine Höh-

lentour vorzeitig abzubrechen, auch wenndie Kameraden weiter gehen möchten.

Abfall…Der umweltbewusste Mensch vermeidet,wo immer möglich, die Entstehung vonAbfall. Dies gilt noch viel mehr fürHöhlen, weil dort selbst organische Ab-fälle biologisch kaum abgebaut werden.Es muss jedem Höhlenbesucher zurSelbstverständlichkeit werden, einerseitsmöglichst wenig Abfall zu produzieren(bewusster Einkauf, nur das Nötigstean Verpackung, keine Büchsennahrung,

Notdurft vorher er-ledigen, etc.), ande-rerseits den unver-meidbaren Abfallnicht in der Höhle zuentsorgen. Darum:

Was du in die Höhle hineinträgst, trägstdu auch wieder hinaus.

Höhlen sind meist durch Wasser ent-standen und dienen vielfach heute nochals unterirdische Abflussbahnen. Im Ge-gensatz zum Schotter der Talböden weistder Karst praktisch kein Reinigungsver-

Höhlenwelt

mögen auf. Höhlen und Dolinen sind da-mit die denkbar ungünstigsten Orte fürAbfälle: Verunreinigungen landen direktin unserem Trinkwasser.

Karbid…Das verbrauchte Karbid enthält verschie-dene Schadstoffe und kann deshalbals Sondermüll angesehen werden – vor

allem dann, wennnoch unverbrauch-tes Material dazwi-schen liegt (Gift-klasse 4). Es gehörtweder in der Höhle

noch vor dem Eingang ausgeschüttet.Auch die Eingabe in ein Höhlengewäs-ser sorgt lediglich für eine Verdünnungund Verteilung. Ein verschliessbares Kar-bidsäckchen oder eine Dose gehört des-halb zur Ausrüstung jedes Karbid-lampenbenützers. Sammle den Karbid-staub (die Steine lassen sich wiederverwenden) zu Hause in einem ver-schliessbaren Behälter und gib sie beiGelegenheit in die nächste Sondermüll-sammlung oder in eine Kehrichtverbren-nungsanlage.

Tierwelt…Obwohl das Biotop Höhle lebensfeindlicherscheint, enthält es unzählige Kleinstle-bewesen, die teilweise eine von derOberfläche völlig unabhängige Entwick-lung durchlaufen haben. Es braucht nurwenig, um das biologische Gleichgewichtempfindlich zu stören (Abfall, Karbidre-ste, Exkremente, Rauch etc.).

Die Höhlen sind oft Überwinterungs-quartiere für selten gewordene Fleder-mausarten. Bei Störungen durch Be-

rührung, Lärm, Lichtund Rauch (Feuer amHöhleneingang oderFackeln) wird derAufwachvorgang ausdem Tiefschlaf ein-

geleitet. Wiederholte Störungen könnenzum Tod der Tiere führen.

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Für den, der seine Liebe zu den Höhleneinmal entdeckt hat, führt der weitereWeg über die Schweizerische Gesell-schaft für Höhlenforschung. Genauer ge-sagt über eine Sektion der SGH.

An die 40 Sektionen sind über dieganze Schweiz verteilt und viele von ih-nen nehmen auch Neu-Mitglieder auf.Sie vermitteln dir die nötige Ausbildungund das Wissen, damit du lernst mitder Höhlenwelt so umzugehen, dass siedurch dich keinen Schaden erleidet.

Vom «Höhlenforschen» auf eigeneFaust oder mit «Kollegen, die es besserwissen», raten wir dir dringend ab, denn

Hier kann ich lernen mit Höhlenrichtig umzugehen

henng (SGH)

hier gefährdest du nicht nur die Höhlen,sondern auch dich selbst – und was alsaufregendes Abenteuer geplant war,kann sich schnell in einen Albtraum ver-wandeln. Wende dich also an die Fach-leute, denn nur sie wissen richtig Be-scheid.

1 SSS-Ticino (SSS T)2 Société Spéléologique Genevoise

(SSS G)3 Groupe Autonome Genevois de

Spéléologie (GAGS)4 Spéléo-Club de Nyon (SCN)5 Spéléo-Club de la Vallée de Joux

(SCVJ)6 Groupe Spéléo Lausanne (GSL)7 SSS-Naye (SSS N)8 Spéléo-Club du Pays d’En-Haut

(SCPE)9 Groupe de Spéléologie St-Exupéry10 Groupe Spéléo Rhodanien (GRS, Valais)11 Spéléo-Club Cheseaux (SCC)12 Spéléo-Club du Nord Vaudois, les

Trogl’hobbies (SCNV)13 Groupe Spéléo Takarampé (Nord

vaudois)14 Spéléo-Club des Préalpes Fribour-

geoises (SCPF)15 Spéléo-Club du Vignoble

Neuchâtelois (SCVN-D)16 Spéléo-Club du Val-de-Travers (SVT)17 Spéléo-Club Indépendant

(SCI, La Chaux-de-Fonds)18 Spéléo-Club des Montagnes

Neuchâteloises (SCMN)

19 Groupe Spéléo Troglolog (Neuchâtel)20 Groupe Spéléo la Neuveville (GSN)21 Groupe Spéléo des Franches-

Montagnes (GSFM)22 Groupe Spéléo Bienne (GSB)23 Spéléo-Club Bienne-Boujean (SCBB)24 Spéléo-Club Jura (SCJ)25 Groupe Spéléo Porrentruy (GSP)26 SGH-Bern (SGH B)27 SGH-lnterlaken (SGH I)28 Speleoclub Netopyr Thal (SNT)29 Höhlengruppe Grenchen (HGG)30 Höhlen-Team Basel (HTB)31 SGH-Basel (SGH BS)32 Arbeitsgemeinschaft Liestal (AGS L)33 SGH-Lenzburg (SGH L)34 Arbeitsgemeinschaft Regensdorf

(AGS R)35 Ostschweizerische Gesellschaft für

Höhlenforschung (OGH, Winterthur)36 Arbeitsgemeinschaft Hölloch-

forschung (AGH)37 Höhlengruppe Muotathal (HGM)38 Höhlenforschergruppe BELG39 Höhlenclub Alpstein40 Toggenburger Gesellschaft für

Höhlenforschung (TGH)41 Höhlengruppe Ybrig (HGY)

Kontaktadresse:Schweizerische Gesellschaft fürHöhlenforschung (SGH/SSS)Postfach 1332, CH-2300 La [email protected]/Höhlenrettung: REGA 1414Stichwort: «Höhlenunfall»

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Fledermäuse –Meister der Dunkelheit

Früher war es ein vertrautes Bild, wennam abendlichen Sommerhimmel Fleder-mäuse jagten. Die Begegnung mit leben-den Fledermäusen ist heute vielerorts einseltenes Erlebnis. In ganz Mitteleuropa,besonders in den dicht besiedelten undlandwirtschaftlich intensiv genutztenGebieten, musste ein drastischer Rück-gang festgestellt werden.

Wegen ihrer besonderen Lebensbe-dürfnissen sind Fledermäuse wertvolleIndikatoren für den Zustand einer Land-schaft. Besonders die Bestandsentwick-lung der nicht wandernden Arten ist eingutes Mass für die Beständigkeit derUmweltbedingungen.

In den letzten Jahrzehnten erfuhr un-sere Landschaft grundsätzliche Umge-staltungen durch den technischen Auf-schwung der Wirtschaft und den Verkehr.Neben solchen, vom Menschen verur-sachten Veränderungen, beeinflussenauch viele natürliche Faktoren – wie z.B.Klimaschwankungen – die Verbreitungs-grenze, Besiedlungsdichte und Artenviel-falt der Fledermäuse.

In den meisten europäischen Ländernsind die Fledermäuse heute gesetzlichgeschützt. Gesetze und Verordnungenkönnen aber die Existenz unserer Fleder-mäuse nicht alleine sichern. Obwohl derRückgang dieser Tiergruppe schon seit

vielen Jahren bekannt ist, wird ihr Schutznoch zu wenig praktiziert und stösst vie-lerorts sogar auf Unverständnis. Es müs-sen viele Anstrengungen unternommenwerden, um die Fledermäuse zu schützenund ihre Existenz bei uns langfristig zusichern. Als Höhlenbesucher kannst dudurch dein richtiges Verhalten aktiv undmassgebend dazu beitragen.

In Höhlen und Stollen trifft manFledermäuse in der Regel nur im Winter-halbjahr an. Ein Teil unserer einheimi-schen Fledermausarten ist auf solcheWinterschlafquartiere angewiesen. Infrostsicheren und meist mässig bis sehrfeuchten unterirdischen Räumen trifftman aber auch auf viele überwinterndeFalter, Spinnen, Weberknechte, Mücken,Schnecken, Würmer und Amphibien.

In solchen Winterquartieren sind dieFledermäuse in den Monaten Oktober bisMärz auf vollkommene Ruhe angewiesen.

Der Stoffwechsel dieser Tiere ist danndrastisch gedrosselt. Werden sie berührtoder mit einer Lampe angeleuchtet, wirdFeuer entfacht (Kerze, Zigarette, Fackel,Karbidlampe) oder wird laut gesprochen,setzt sofort der Aufwachvorgang ein.Dieses alarmartige Erwachen verbrauchtunmässig viel Energie. Treten solche Stö-rungen wiederholt auf, kann dies zu ei-nem lebensgefährlichen Energiedefizitführen (Erschöpfungstod) oder die Tierereagieren darauf mit einem Winterquar-tierwechsel, was in dieser unwirtlichenJahreszeit ein todbringendes Unterfan-gen sein kann.

Kontaktadresse:Stiftung Fledermausschutzc/o Zoo ZürichZürichbergstrasse 221, CH-8044 ZürichTel. : 01 254 26 80, Fax: 01 254 26 81Fledermausschutz-Nottelefon – Hilfe fürverletzte oder verirrte Tiere: 079 330 60 60www.fledermausschutz.ch

Literatur:• Jürgen Gebhard, «Unsere Fledermäuse»

Naturhistorisches Museum Basel

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Höhlengeotope vonnationaler BedeutungIn den letzten Jahren ist der Gebrauchdes Ausdruckes «Geotop» in Zusammen-hang mit dem Karst und der Höhlenweltimmer häufiger geworden. Was aber istein Geotop? Und in welchem Zusam-menhang steht der Begriff?

Es werden drei Stufen unterschieden:• nationale,• regionale,• lokale Geotope.

Die SGH hat die Liste der Geotopevon nationaler Bedeutung zusammenge-stellt und arbeitet an der Evaluation derGeotope regionaler und lokaler Bedeu-tung mit.

Im Rahmen des Karst- und Höhlen-schutzes, stellen die SGH und ihr wissen-schaftliches Institut SISKA ihr spezifi-sches Fachwissen zur Verfügung, umdiese Geotope zu inventarisieren. Die In-ventare dienen dazu, diese Gebiete nachnationalen Massstäben zu schützen.

Kontaktadresse:SISKA, Schweizerisches Institut fürSpeläologie und KarstforschungCase Postale 8182301 La [email protected]

DefinitionGeotope sind räumlich begrenzte Tei-le der Geosphäre von besonderer geo-logischer, geomorphologischer odergeoökologischer Bedeutung. Sie bein-halten wichtige Zeugen der Erdge-schichte und geben Einblick in dieEntwicklung der Landschaft und desKlimas.

Geotope sind der Nachwelt zu er-halten. Sie sind vor Einflüssen zu be-wahren, die ihre Substanz, Strukturoder natürliche Weiterentwicklungbeeinträchtigen.

Arbeitsgruppe Geotopschutz Schweiz –Schweizerische Akademie derNaturwissenschaften

© ISSKA-SISKA

Dolinen am Rande eines alpinen Karrenfeldes, Charetalp, Schwyz, Foto: Pali Berg

Eisstalgmiten in der Glacière de Monlési, Neuchâtel, Foto: Rémy Wenger

Pfundsgang, Hölloch, Schwyz, Foto: Urs Widmer

Salle des aiguilles (Nadelsaal), Grotte de Vallorbe, Waadt, Foto: Gérald Favre

Höhlengeotope von nationaler BedeutungArbeitsgebiete der regionalen Karst- und Höhlenschutzgruppen

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BiosphärenreservatEntlebuch

Die Idee der BiosphärenreservateAnfangs der 70er Jahre sah man ein, dassTiere, Pflanzen und natürliche Lebens-gemeinschaften nicht zu schützen sind,ohne die Menschen mit all ihren Bedürf-nissen mit einzubeziehen. So wurde 1974von der UNESCO das Programm für Bio-spärenreservate gestartet. Seit damalssind in 91 Ländern über 391 solcher Re-servate eingerichtet worden.

Die wesentlichen Ziele des UNESCOProgramms: Die Erhaltung wertvollerNaturbestände und die nachhaltige Ent-wicklung der Kulturlandschaft. Das Netzder Biosphärenreservate soll so lange

erweitert werden, bis alle Lebensraum-typen der Welt vertreten sind. 2001 wur-de das Entlebuch (Kanton Luzern) daserste Biosphärenreservat gemäss neuerUNESCO-Strategie der Schweiz. Schwer-punkte bilden: Moor- und Auenland-schaft sowie Karstlandschaft und Höh-lensysteme im Voralpenraum.

Die Zonen einesBiosphärenreservatesEin Biosphärenreservat muss regional-typische Ökosystemkomplexe und Land-nutzungsmuster in Natur- und Kultur-landschaften aufweisen. Es ist in je eineKern-, Pflege- und Entwicklungszone ge-gliedert.1. Die Kernzone hat in erster Linie der

optimalen Entwicklung der natürli-chen und naturnahen Ökosysteme zudienen. Sie muss als Naturschutzge-biet grundeigentümerverbindlich ge-schützt werden.

2. Die Pflegezone dient der Erhaltungund Förderung von Lebensräumen,die durch traditionelle menschlicheNutzung entstanden sind.

3. Die Entwicklungszone ist die Zoneder freien wirtschaftlichen Entwick-lung im Rahmen der Nachhaltigkeit.Sie enthält Lebens-, Wirtschafts- undErholungsräume des Menschen.

Karstlandschaft und Höhlen-systeme im BiosphärenreservatEntlebuchDie Kernzone des BiosphärenreservatesEntlebuch enthält neben Hoch- undFlachmoorbiotopen, Moorwäldern undJagdbanngebieten auch das Natur- undKarstlandschaftsgebiet Schrattenfluh. DieKernzone beträgt 33 km2 (8 % des gesam-ten Entlebuchs), davon gehört die Hälftedem Natur- und Karstlandschaftsschutz-gebiet Schrattenfluh an. Die Schrat-tenfluh ist eines der eindrücklichstenKarstgebiete und Höhlensysteme (250 er-forschte Höhlen von insgesamt 33 kmLänge) in den Voralpen. Sie gibt einer Ge-steinsart, dem Schrattenkalk, den Namen.

Das «Markenzeichen»Biosphärenreservat«Biosphärenreservat» ist keine Schutzge-bietskategorie. Es ist eine Anerkennungder UNESCO, ähnlich einem Markenzei-chen. Und wie bei jedem Markenzeichenwird in regelmässigen Abständen über-prüft, ob die Region die Anerkennungnoch verdient. Diese Überprüfung ge-schieht anhand von national und interna-tional abgestimmten und von den Entle-buchern mitgestalteten Kriterien undLeitbildern. Zum Bereich «Karstlandschaftund Höhlensysteme» des Biosphärenreser-vates Entlebuch wurden die Höhlenfor-scher der Schweizerischen Gesellschaftfür Höhlenforschung als wissenschaftlicheAnsprechpartner mit einbezogen.

Kontaktadresse: RegionalmanagementBiosphärenreservat EntlebuchChlosterbüel, Th. Schnider, MarketingCH-6170 SchüpfheimTelefon: ++41 (0)41 485 88 50E-Mail: [email protected], www.soerenberg.ch

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The Swiss Association for the maintenance ofcaves open to the public.

Die Vereinigung der Schweizer Höhlenbesitzer.

Association suisse des exploitants de cavernesaménagées pour le tourisme.

Schweizer Schauhöhlen

«Sind Höhlenetwas für mich?»Wenn du denkst, dass die faszinierendeWelt der Höhlen für dich interessant seinkönnte oder dich einfach mal die Lustpackt, in den dunklen Untergrund unse-rer Erde vorzudringen, bieten sich dieSchauhöhlen der Schweiz zum Kennen-lernen dieser fremden Umgebung in idea-ler Weise an. Höhlen wirken auf unsMenschen ganz unterschiedlich. Kaum istder erste Abenteuerdrang etwas gestilltund der Eingang etwas weiter weg, stel-len sich die tatsächlichen Gefühle ein,welche die Unterwelt in uns auslöst.Einige fühlen sich hervorragend in derTiefe und können sich nicht genug an dermärchenhaften Vielfalt der Natur satt-sehen. Auf Andere wirkt die Dunkelheitbedrohlich, sie fühlen sich eingeengt undmöchten gleich wieder aus dem Lochraus.

Zu welchen Höhlenbesuchern du ge-hörst, kannst du am besten mit einemBesuch in einer unserer Schauhöhlen imLand herausfinden. Entdecke die fantas-tische unterirdische Welt mit all ihrenverborgenen Schönheiten. Denn jede deraufgeführten Höhlen hat ihre unver-wechselbare Eigenart.

Kontaktadresse:Höhlen der Schweiz: www.swisshoehlen.chDie Öffnungszeiten der verschiedenenSchauhöhlen variieren je nach Jahreszeit.Bitte erkundigen dich telefonisch vor deinemBesuch direkt bei den angegebenenAuskunftstellen.

Grottes de RéclèreAuskunft: Hôtel-Restaurant«Les Grottes»,Familie Gigandet,2912 Réclère,Tel. 032/476 61 55,Fax 032/476 62 33.E-mail: [email protected]öffnet: 29. März bis 1. Dez.

Moulins souterrains duCol-des-Roches au Locle

Auskunft: Fondation desMoulins souterrains duCol-des-Roches,2400 Le Locle,Tel. 032/931 89 89,Fax 032/931 89 15.Geöffnet: Das ganze Jahr.

Grottes de VallorbeAuskunft: Verkehrsbüro,1337 Vallorbe, Tel. 021/84325 83, Fax 021/843 22 62,E-mail: [email protected],www.vallorbetourisme.ch.Bei den Höhlen:Tel. 021/843 22 74,Fax 021/843 26 01.Geöffnet: April bis Oktober,übrige Zeit auf Anfrage.

Grotte aux Fées à St. MauriceAuskunft:Crittin Olivier et Sonia,Tel. 024/485 10 45,Fax 024/485 11 71,Natel 076/345 10 45.Geöffnet: Das ganze Jahr.

Lac souterrain de St. LéonardAuskunft: Patrick Nanchen,1958 St. Léonard,Tel. 027/203 22 66 oder027/203 38 03, E-mail:[email protected]öffnet: 15. März bis 1. Nov.

Musée Suisse de SpéléologieAuskunft: Musée Suisse deSpéléologie (SchweizerischesMuseum für Höhlenkunde),1955 Chamoson,Tel. 027/306 35 81,E-mail: [email protected]öffnet: Das ganze Jahr.

Mine de cuivre de La Lée à ZinalAuskunft: Verkehrsverein,3961 Zinal,Tel. 027/475 13 70,Fax 027/475 29 77,E-mail: [email protected],www.zinal.ch.Geöffnet: Juni bis Oktober.

Mines d’Asphalte,Site de la Presta à Travers

Auskunft: Site de la Presta,2105 Travers,Tel. 032/863 30 10,Fax 032/863 19 25, E-mail:[email protected]öffnet: 1. April bis 20. Okt.,für Gruppen das ganze Jahr.

St. Beatus-HöhlenAuskunft: Beatushöhlen-Genossenschaft,3800 Sundlauenen,Tel. 0033/841 16 43 12,Fax 0033/841 10 64,E-mail: [email protected],www.beatushoehlen.chGeöffnet: Palmsonntag bisOktober.

Höllgrotten BaarAuskunft: Höllgrotten Baar,Tel. 041/761 83 70evt. 041/761 15 68,Fax 041/760 36 20,E-mail:[email protected]: Tel. 041/761 66 05Geöffnet: 1. April bis 31. Okt.

Hölloch im MuotatalAuskunft: Trekking Team AG,6652 Tegna,Tel. 0848 808 007,Natel 079/420 77 77,E-mail: [email protected],www.trekking.ch.Geöffnet: Das ganzes Jahr.

Kristallhöhle KobelwaldAuskunft: Höhlenwart,Tel. 071/761 19 77.Geöffnet: Ostern bis 31. Okt.an Sonn- und Feiertagen.Besuche an Wochentagenbedürfen einerVoranmeldung beimHöhlenwart.

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Empfohlene Literatur• Karst und Höhlen der Schweiz,

A. Wildberger, C. Preiswerk (1997),Speleo Projects

• «Safe Speleo», Sicheres Höhlenforschen,Höhlenrettungs- und Ausbildungs-Kommissionder SGH-SSS (2000), Verlag: SGH/SISKA

• Ehrenkodex der Schweizer Höhlenforscher,SSS/SGH-INFO 3/96, S. 23, September 1996

• Höhlen der Region Basel und Laufen,T. Bitterli† (1996), Speleo Projects

• Karst- und Höhlenforschung in Ob- undNidalden, Naturforschende GesellschaftOb- und Nidwalden (1997)

• Erlebnis Nidlenloch – Eine Bild-Exkursion durchdas Nidlenloch (Solothurner Jura),W. Heiniger (1997),Arbeitsgruppe Nidlenloch (AGN)

• Höhlen – Welt voller Geheimnisse,S. Kempe (1997), HB Bildatlas

Impressum© HerausgeberSchweizerische Gesellschaft fürHöhlenforschung (SGH-SSS)Postfach 1332CH-2301 La Chaux-de-Fondswww.speleo.chUnterstützung ist willkommen: PC 10-17182-9

AutorenThomas Arbenz, Thomas Bitterli†, unter Mitwirkungvon Roman Hapka, Marie-Hélène Oppliger, SISKA.Fotoautoren sind bei den Bildern vermerkt.

TitelblattK2, Berner Oberland, Foto: Jörg & Volker Bäuchle

Grafik + LayoutSpeleo Projects – Til Ottlik, Urs WidmerLettenweg 118, CH-4123 [email protected],www.speleoprojects.com

DruckBirkhäuser+GBC AG, Reinach

ÜbersetzungMichel Habersaat, Catherine Perret

Wir danken für die finanzielle Unterstützung• Schweizerische Akademie der

Naturwissenschaften SANW• ISSKA/SISKA• SGH Bern• Spéléo-Club Indépendant (SCI)• Arbeitsgruppe Nidlenloch (AGN)• Verwaltung Nidlenloch• Biosphärenreservat Entlebuch• Die Vereinigung der Schweizer

Höhlenbesitzer• SPELAION – Ausstellung über die faszinierende

Welt der Höhlen, www.spelaion.chHöl

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