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HIER GIBT ES KEINEN ABSOLUT SAUBER

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HIER GIBT ES KEINEN MEHR, DER SAUBER IST, KEINEN, DER EHRLICH SAGEN KONNTE: ICH HABE NICHTS GETAN, ICH BIN ABSOLUT SAUBER

Gefördert im Internationalen Koproduktionsfonds

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Anitschka ANNAGERLINDE DODENHOFFანიჩკა ანაგერლინდედოდენჰოფიSchriftsteller TIMO TANKმწერალი ტიმოტანკიEhefrau ANTONIA MOHRცოლი ანტონიამოორიTochter SONJA VIEGENERქალიშვილი სონიაფიგენერიFunktionär GUNNAR SCHMIDTფუნქციონერი გუნარშმიტიSoldat ALEXANDER KÜSTERSჯარისკაცი ალექსანდერკიუსტერსი

Regie DATA TAVADZEრეჟისორი დათათავაძეBühne & Kostüm SEBASTIAN HANNAK დეკორაცია&კოსტიუმები სებასტიანჰანაკიMusik NIKA PASURIმუსიკა ნიკაფასურიLicht CHRISTOPH PÖSCHKOგანათება კრისტოფპიოშკოDramaturgie MARLIES KINK, JAN LINDERSდრამატურგია მარლიზკინკი,იანლინდერსი

TIGER UND LÖWE

von Davit Gabunia | Deutsch von Rachel Gratzfeld ავტორიდავითგაბუნია|მთარგმნელირახელგრაცფელდიURAUFFÜHRUNG | AUFTRAGSWERKმსოფლიოპრემიერაKoproduktion mit dem Royal District Theatre, Tiflis კოპროდუქციასამეფოუბნისთეატრთან(თბილისი)24. EUROPÄISCHE KULTURTAGE KARLSRUHE

PREMIERE IN KARLSRUHE 6.5.18 KLEINES HAUSPREMIERE IN TIFLIS 14.9.18 ROYAL DISTRICT THEATREAufführungsdauer 1 ¾ Stunden, keine Pause

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Regieassistenz JENNIFER REGNET Bühnenbildassistenz ERIKA HOPPE Kostümassistenz ORPHA BONK Soufflage HANS-PETER SCHENCK Inspizienz JULIKA VAN DEN BUSCH Regiehospitanz ANN-SOPHIE REISER ETC-Stipendiatin NATASHA HYMAN Technische Direktion IVICA FULIR, RALF HASLINGER Bühne Kleines HausHENDRIK BRÜGGEMANN, EDGAR LUGMAIR Leiter der Beleuchtungsabteilung STEFANWOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton JAN FUCHS, DIETER SCHMIDT Leiter der Requisite RALF HASLINGER Requisite CLEMENS WIDMANN Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Konstrukteur MICHAEL KUBACH Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Ge-wandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, HELENA WACHAUF Waffen-meister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER, VALENTIN KAUFMANN, NICOLE EYSSELE Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske RENATE SCHÖNER, LILLA SLOMKA-SEEBER, HATEY YALCIN, MARINA ZIEBOLD

Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.

MEIN EINZIGER SCHMUCK IST SCHWEIGEN UND SCHWEIGEN IST AUCH MEIN EINZIGES RECHT. DIESER GESENKTE BLICK IST DIE MODE MEINER ZEIT

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3Alexander Küsters, Sts. Timo Tank

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Ein Schriftsteller, seine Ehefrau, seine Tochter, ein Soldat und ein Funktionär: Beispielhaft stehen die fünf Figuren für tausende von Menschen in Georgien 1937. Der Autor Davit Gabunia verdichtet deren Biographien zu Theaterfiguren. Außer den genannten fünf gibt es noch Anitschka, die Putzfrau. Sie als einzige, als Engel der Geschichte, trägt einen Namen. Poetisch nähert sich das Stück den Säuberungen, die unter dem Georgier Josef Stalin in der Sowjetunion durchgeführt wurden. 1937, im schlimmsten Jahr des „Großen Terrors“, beseitigte man über 150 Künstler*innen und Intellektuelle auf dessen Befehl – organi-siert vom georgischen Geheimdienstchef Lawrenti Beria. Regisseure, Theaterleiter, weltberühmte Musiker und in der gesamten Sowjetunion gelesene Autoren wurden gefoltert, ermordet, verschwanden einfach.

Für den Zuschauer werden unterschied-liche Szenarien durchgespielt: Er erfährt von einem Schriftsteller, der vom NKWD (russisch für Volkskommisariat für Innere Angelegenheiten), also dem sowjetischen

ZUM INHALT სპექტაკლისშესახებ

მწერალი,მისიცოლი,ქალიშვილი,ჯარისკაციდაშინსახკომისმაღალჩინოსანიისხუთიპერსონაჟია,რომლებიცათასობითადამიანსგანასახიერებენ1937წლისსაქართველოდან.დრამატურგიდავითგაბუნიამათბიოგრაფიებსთეატრალურიპერსონაჟებისსაშუალებითგვიყვება.ამხუთისგარდა,კიდევარისანიჩკა,დამლაგებელიქალი,ისერთადერთია,ისტორიისანგელოზისმსგავსად,რომელსაცსაკუთარისახელიაქვს.პიესაპოეტურიფორმითგადმოსცემსსტალინურიწმენდებისამბავს.მხოლოდამწელსასეულობითხელოვანიდაინტელექტუალიშეეწირარეპრესიებს,რომელთაცსათავეშისაბჭოთაქართულისაიდუმლოსამსახურისშეფი,ლავრენტიბერიაედგა.რეჟისორები,თეატრისმოღვაწეები,სახელგანთქმულიმუსიკოსებიდასაქვეყნოდცნობილიმწერლებიერთიხელისმოსმითგაანადგურეს.პიესაშითემატიზებულიაავტორობისსაკითხი,არამხოლოდიმთვალსაზრისით,თუროგორეპყრობატექსტიწარსულს,არამედიმითაც,

STILLEZEUGEN უტყვი

მოწმეები

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Geheimdienst, umgebracht wird. Er bittet den Soldaten, der ihn hinrichten soll, ihn noch einen letzten Brief schreiben zu lassen und diesen nach seinem Tod seiner Tochter zu geben. Der Soldat hadert, erklärt sich aber schlussendlich dazu bereit. Nach der Exekution begibt er sich auf die Suche nach der Tochter und verliebt sich in sie. Doch für die beiden gibt es keine Zukunft. Nicht nur der Brief steht zwischen ihnen, sondern auch ein höherrangiger NKWD-Funktionär. Da eine Heirat mit der Ehefrau des toten Schriftstellers etwas Anstößiges hätte, bittet er diese kurzentschlossen um die Hand ihrer Tochter. Was bleibt den Frau-en anderes übrig, als auf dieses Angebot einzugehen? Doch wird die Hochzeit nicht viel mehr zu einer Trauerfeier?

Ein anderer Autor zieht es vor, sich selbst umzubringen, anstatt andere zu verraten. Von einem Termin beim NKWD kehrt er zwar unversehrt zurück, doch schlägt er seiner Frau und seiner Tochter nun umge-hend vor zu verreisen. Was war der Inhalt des Gesprächs mit dem Geheimdienst? Am Abend ändert er seine Meinung und geht ins Haus der Schriftstellergewerkschaft zu einer Sitzung. Nach wenige Minuten geht er die Treppen hinauf in eines der anderen Zimmer – die Schriftsteller-Kollegen im Saal hören nur einen lauten Knall. Und sie sehen die Putzfrau, die schreiend die Treppe hin-untergerannt kommt. Der Schriftsteller hat sich selbst erschossen. Seiner Frau, seiner Tochter und seinem Bruder hat er jeweils einen Brief hinterlassen.

Ein dritter Schriftsteller wird während einer Hochzeit erschossen. Oder ist er gar nicht bei dem Fest zugegen, sondern sitzt in einem ganz anderen Raum an einem Tisch? Auch von einem Dirigenten ist die Rede, der nicht mehr auftreten wird.

როგორვიხსენებთისტორიას,როგორვყვებითმას.მაყურებლისთვალწინსხვადასხვაგვარისცენებიგათამაშდება:მწერალი,რომელსაცშინსახკომშიდახვრეტენ,სიკვდილამდესთხოვსჯარისკაცს,უკანასკნელიწერილისდაწერისნებადართოს,შემდეგკიესწერილიმისცოლსადაქალიშვილსგადასცეს.ჯარისკაციყოყმანობს,მაგრამსაბოლოოდდაჰყვებამწერლისნებას.იგიიწყებსქალიშვილისძებნასდაროცაიპოვის,შეუყვარდებაკიდეცგოგონა.თუმცა,მათმომავალიარააქვთ.მათშორისარამხოლოდწერილი,არამედშინსახკომისმაღალჩინოსანიდგება.რადგანმწერლისცოლთანქორწინებამისთვისარასასურველია,სულმალეიგიქალიშვილისხელსითხოვს.ქალებსსხვარაღადარჩენიათ,თუარადათანხმდნენამშემოთავაზებას?ქორწილიცტრაგიკულთავყრილობასემსგავსება.

მეორემწერალისხვებისგაწირვასთვითმკლელობასარჩევს.შინსახკომშიშეხვედრიდანდაბრუნებულითავისმეუღლესადაქალიშვილსსთხოვს,ქალაქგარეთწავიდეთო.თუმცა,როგორისაუბარიშედგაშინსახკომში,არავინიცის.საღამომდემწერალიაზრსშეიცვლისდამწერალთაკავშირში,სხდომაზემიდის.ცოტახანშიდატოვებსდარბაზს,კიბესმაღლააუყვებადადარბაზშიდარჩენილებიგასროლისსაზარელხმასგაიგონებენ.კიბეზეკივილითჩამორბისდამლაგებელიქალი.მწერალმასანადიროთოფითმოიკლათავი.ცოლს,ქალიშვილსადაძმასკიწერილებიდაუტოვა.

მესამემწერალსქორწილისდროსხვრეტენ.ანიქნებ,იგისაერთოდ

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Nicht den Verlauf der tragischen Geschich-ten dokumentarisch zu belegen ist Schwer-punkt des Stücks. Vielmehr liegt der Fokus ganz bei der Motivation der Personen, bei den Gefühlen und Gedanken, die die Figuren in exemplarischen Momenten haben und denken: Was geht dem Schriftsteller bei seiner Hinrichtung durch den Kopf? Und was empfindet die Ehefrau, wenn ein NKWD-Funktionär sie besucht, während ihr Mann vermisst wird, und bittet ihre Tochter und sie in Zukunft öfter sehen zu dürfen? Was hat die Putzfrau gesehen, die meist stumme Zeugin, was hat sie zu sagen über Erinnern und Vergessen? Und inwieweit prägen diese Situationen und Entscheidun-gen die einzelnen Menschen, verändern vielleicht sogar das Gedächtnis eines Landes? Wie gehen wir heute mit diesen Geschichten um?

აღარცესწრებაქორწილსდასულსხვაგან,სულსხვამაგიდასთანზის?კიდევდირიჟორსახსენებენ,რომელიცვეღარასოდესდადგებაპულტთან.მაგრამაქისტორიისსინამდვილეზემეტიმნიშვნელობათავადადამიანებისმოტივაციასენიჭება,მათფიქრებსადაშეგრძნებებს,რასგრძნობდნენანფიქრობდნენისინიცხოვრებისგანსაკუთრებულმომენტებში?რაზეფიქრობსმწერალისაკუთარისიკვდილითდასჯისდროს?რასგანიცდისმწერლისცოლი,როცაშინსახკომისმაღალჩინოსანსხვდება,დაროცაკაციმასქალიშვილისხელსსთხოვს?როგორაისახებაესსიტუაციებიდაგადაწყვეტილებებიცალკეულადამიანებზე,დაროგორცვლისესყოველივექვეყნისმეხსიერებას?როგორვეპყრობითდღესამისტორიებს?

Antonia Mohr, Sonja Viegener

SINGE DEN ZORNMEINE TODESSZENE HABE ICH MIR GANZ ANDERS VORGESTELLT

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9Antonia Mohr, Sonja Viegener, Gunnar Schmidt, Sts. Timo Tank, Alexander Küsters

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ZUM STÜCK

DIE AUFGABE DER

Am Freitag, dem 22. Juli 1937 brennt die Sommersonne auf Tiflis, die Hauptstadt der georgischen Sowjetrepublik. Zum Glück hat das Haus der Schriftsteller eine hölzerne Veranda und daran anschließend einen kühlen Garten mit großen Bäumen, die Schatten spenden. Dennoch ist die Luft im großen, stuckverzierten Festsaal mit den großen Spiegeln und dem polierten Parkett-boden zum Ersticken. Die Elite der georgi-schen Schriftsteller hat sich auf Geheiß der Schriftstellergewerkschaft versammelt, um Volksfeinde in ihren Reihen zu benennen. Paolo Iaschwili, Parteimitglied, Hobbyjäger und in seiner Jugend Kopf der symbolisti-schen Dichtergruppe Die blauen Hörner, wird aufgefordert, seinen Freund Tizian Tabidze zu denunzieren. Er verlässt schwei-gend den Saal. Man muss annehmen, dass rund um Wachen des NKWD postiert sind, der Geheimpolizei. So bliebt ihm als Ausweg nur der Gang über die ausladende Holztrep-pe in den ersten Stock, in sein Büro, in den er seit einigen Tagen sein edles belgisches

Jagdgewehr verwahrt. Er geht in den großen Vorraum, setzt sich den Lauf an den Kopf und drückt ab. Sein Blut spritzt auf die holzgetäfelten Wände, den Boden und zwei Glasvitrinen mit den Köpfen von Jagdtro-phäen: Tiger und Löwe.

Diese schreckliche Szene, so symbolhaltig wie real, kennt in Georgien heute so gut wie jeder Leser. Lange durften die Gedichte, Ro-mane und Erzählungen der 110 georgischen Autoren, die 1937 ermordet wurden, nicht gedruckt werden. Erst seit der georgischen Unabhängigkeit sind die geheimen Archive zugänglich, mit den Resten der Akten, die im Bürgerkrieg 1991 nicht beseitigt wurden. Erst in den letzten Jahren wurden die Erin-nerungen von Tamara Iaschwili veröffent-licht, der Ehefrau des Dichters Paolo, und die des Schriftsteller-Funktionärs Simon Tschikowani, der an der verhängnisvollen Versammlung teilgenommen hatte. Meh-rere Straßen im Zentrum, die bis 1991 die Namen von Parteigrößen trugen, heißen

ERINNERUNG

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jetzt nach den ermordeten Dichtern, so auch die Iaschwili-Straße unweit des Hauses der Schriftsteller. Doch die unlängst angebrachte Erinnerungsplakette an der stattlichen Villa verweist lediglich auf ihren Erbauer, einen georgischen Cognac-Magna-ten, und ihren deutschen Architekten. Eine schwarze Gedenktafel im Garten zählt nur zwölf Namen auf. Im ersten Stock sind Tiger und Löwe in ihren Glasvitrinen weiter stille Zeugen.

Dieser seltsame Umgang mit der jüngeren Geschichte in einem so geschichtsträch-tigen, geschichtenversessenen Land wie Georgien war der Ausgangspunkt für die Arbeit des jungen Autors Davit Gabunia und des noch jüngeren Regisseurs Data Tavadze. Tiger und Löwe ist das erste Theaterstück, das an die Säuberungen der Stalinzeit erinnert, vor allem an die vielen Künstler, die im „Großen Terror“ gefoltert, verschleppt und ermordet wurden. Stalin, der große Diktator, pflegte bis zu seinem

Tod 1953 das Bild eines kunstsinnigen, be-lesenen Herrschers. 20.000 Bücher mit per-sönlichen Randbemerkungen sind in seiner Bibliothek zu finden, er besuchte Konzerte, Opern und Theateraufführungen, telefonier-te mit Künstlern und hörte Kultursendungen im Radio. Er selbst hatte als Schüler in Georgien Gedichte geschrieben und wollte Dichter werden, ehe seine Eltern ihn ins Priesterseminar schickten. Das hinderte ihn nicht, ab der Mitte der Dreißiger Jahre erst Schauprozesse, dann Säuberungswellen anzuordnen, in Georgien exekutiert durch den Parteichef und Vergewaltiger Lawrenti Beria, der wenig später Chef des sowjeti-schen Geheimdienstes NKWD, Vorläufer des KGB, werden sollte.

Davit Gabunia und Data Tavadze erzählen in ihrem Stück die Geschichte von Ewgeni Micheladze, dem jungen Dirigenten, dessen schöne Ehefrau Beria haben wollte. Die Le-gende sagt, er habe dem Musiker 1937 nach 48 Tagen von Verhör und Folter persönlich

ERINNERUNG

Paolo Iaschwili & Tizian Tabidse im Garten des Hauses der Schriftsteller

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die Trommelfelle mit dem Taktstock zersto-chen, weil dieser ihn an der Stimme erkannt hatte. Hinter dem Dichter, der in der ersten Szene exekutiert wird, steht Micheil Dscha-wachischwili. Der große georgische Autor hinterließ seine Tagebücher mit unzähligen Skizzen für Romane und Erzählungen, die ungeschrieben blieben. Die Tagebücher wurden erst vor kurzem in einem 300seiti-gen Band veröffentlicht. Olga Okudschawa ist Journalistin und kämpferische Schrift-stellerin, die ins Straflager deportiert wur-de, während man ihren Mann, den Lyriker Galaktion Tabidze, aus dem Zug wieder herausgeholte. Erzählenswert wäre auch

das Ende des Regisseurs Sandro Achmeteli, der es in Moskau zu internationalem Ruhm gebracht hatte, aber in Ungnade fiel, als er vor seinem Theater ein Banner mit dem Titel Die Räuber anbrachte, Am Tag als die Parade der Partei daran vorbeimarschieren sollte. Er wurde im Juni 1937 hingerichtet. Heute heißen ein Theater und eine U-Bahn-Station in Tiflis nach ihm. Petr Otskheli, ein genialer junger Bühnen- und Kostümbildner, wurde 1937 in Moskau ermordet. Zum Glück lagern viele seiner avantgardistischen Ent-würfe im Archiv des Marjanishvili-Theaters. Dort wurden sie 2017 erstmals umfassend ausgestellt. Ein wichtiger Autor entkam

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den Säuberungen: Grigol Robakidze, ein Freund Stefan Zweigs, war schon 1930 nach Deutschland emigriert. Dort veröffentlichte er 1933 auf Deutsch den ersten Anti-Stalin-Roman, Die gemordete Seele. Hitler und Mussolini widmete er zwei biographische Skizzen und schloss sich im Krieg den ultrakonservativen georgischen Nationalis-ten im Exil an. Er starb 1962 vereinsamt und verarmt in Genf.

Gabunia und Tavadze wählen kein doku-mentarisches Verfahren. Stolpersteine Staatstheater, die in viele postsowjetische Hauptstädte und auch nach Tiflis eingela-

dene Produktionen über die Vertreibung der Juden aus dem Karlsruher Theater und die Renationalisierung von Kultur, ist eine Col-lage aus Personalakten, Zeitungsartikeln, Briefen und Interviews. Die beiden Georgier zeigen ein Stück zeitlose Geschichte. So erinnern die namenlosen Figuren an die Grundfragen von Kunst und Leben: an den Drang, alles Geschehene als Geschichte zu erzählen, an die Unmöglichkeit, das Gewe-sene in der Nacherzählung zu retten, an die Unvermeidlichkeit des Vergessens, und an unser aller Aufgabe der Erinnerung – immer Anspruch und Niederlage zugleich.

Haus der Schriftsteller, Tiflis

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15Antonia Mohr, Alexander Küsters, Sonja Viegener, Gunnar Schmidt, Sts. Timo Tank, Annagerlinde Dodenhoff

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ZUR INSZENIERUNGDramaturgin Marlies Kink im Gespräch mit Regisseur Data Tavadze und Autor Davit Gabunia.

Zuerst eine Frage zum Titel: Warum heißt das Stück Tiger und Löwe?

D. G.: Im Haus der Schriftsteller in Tiflis stehen zwei präparierte Tiere aus dem 20sten Jahrhundert, zwei reale Kreatu-ren: Ein Tiger und ein Löwe. Sie haben die schrecklichen Dinge, die 1937 und in an-deren Jahren dort passiert sind, gesehen. Zwei wirklich beängstigende Tiere, die im Haus der Schriftsteller bewahrt werden. Aber sie können uns nichts erzählen: Sie sind Zeugen, die nicht sprechen können.

In dem Stück wird ein Teil der georgi-schen Geschichte verhandelt, wie war es für Dich, Davit, darüber zu schreiben?

D. G.: Ein historisches Stück zu schrei-ben, ist sehr komplex, sehr intensiv. Man recherchiert, arbeitet mit viel Material und beschäftigt sich mit realen Gescheh-nissen als Inspiration. Und gleichzeitig ist man sehr eingeschränkt, denn man hat eine andere Art der Verantwortung: Die Geschichte ist ja nicht nur die eigene

DAS RECHT ZU

Sts. Timo Tank, Sonja Viegener

Erfindung. So haben wir uns entschieden, zwar historisches Material zu nutzen, aber die Figuren auf der Bühne sind fiktiv. Sie repräsentieren niemanden, sind nur Prototypen. Manche sind natürlich sehr stark an reale Personen angelehnt, aber es stehen deutsche Schauspieler auf der Bühne, die eine fiktive Geschichte darstel-len. Wir spüren natürlich eine doppelte Verantwortung, weil wir sowohl für ein deutsches als auch für ein georgisches Publikum spielen.

Data, macht es für Dich einen Unter-schied, ob du z.B. antike Dramen insze-nierst oder wie jetzt ein Stück über die georgische Geschichte?

D. T.: Ja, natürlich, ich muss viel mehr an das Publikum denken. Man drängt die Ge-sellschaft, sich mit dieser erschreckenden Vergangenheit auseinanderzusetzen. Einer Gesellschaft, die irgendwie die Vergan-genheit vergisst. Und hier in Deutschland haben wir natürlich nochmal ein anderes Publikum. Am Anfang der Proben schenk-ten wir dem Fakt, dass es ein historisches Stück ist, dass es von sehr blutigen Zeiten einer Vergangenheit spricht, zu viel Auf-merksamkeit. Irgendwann muss man das

SCHREIBEN

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vergessen. Es ist ja ein Theatertext. Ich will damit die Wichtigkeit der Historie nicht schmälern, aber es muss ja auch möglich sein, ihn zu spielen, eine Inszenierung daraus zu machen. Man muss darin auch die heutigen menschlichen Beziehungen entdecken können, die Bedürfnisse. Ei-gentlich ist es also das gleiche, wie wenn man sich mit einer antiken Tragödie be-schäftigt, deren Geschehen weit, weit weg ist von uns und vielleicht nur Fiktion. Und trotzdem haben wir diese schreckliche Handlung, diese Tragödie. Auf der Bühne, wollen wir uns ja nicht mit der Realität an sich auseinandersetzten, sondern mit unterschiedlichen Konzeptionen von Rea-lität. Wir suchen nach etwas, zu dem sich das Publikum – sei es das deutsche oder das georgische oder noch ein anderes – in Beziehung setzen kann. Wir sollten nicht vergessen, dass das georgische Publikum bereit sein muss, diese Geschichte verste-hen zu wollen, denn nur weil man davon auch in der Schule spricht, heißt es nicht, dass sie nicht erklärt werden müsste. Man muss die Geschichte so genau wie möglich erzählen. Ich glaube also gar nicht, dass es eine großen Unterschied zwischen dem deutschen und dem georgischen Publikum gibt.

D. G.: Was ich meinte, ist, dass man sich während des Arbeitens immer das Publi-kum mitdenkt, dass man sich sehr bewusst ist, dass man das Projekt für ein Publikum macht. Eigentlich glaube ich, dass es in dem Material nicht nur um Geschichte geht, sondern dass es vor allem erzählt von Einsamkeit, von dem Gefühl, jemanden zu vermissen, den Du liebst. Es geht um uns alle. Und in diesem Abend verhandeln wir eine der Geschichten darüber, wie ist es ist, den eigentlich Vater zu verlieren, eine der Geschichten, die davon erzählt, wie

es ist alleine zu bleiben und mit extremen Umständen konfrontiert zu sein, die einen dazu bringen in die Ecke getrieben zu werden, moralische Entscheidungen treffen zu müssen. Und natürlich hat das etwas mit Tragödie zu tun, aber mit einer, in der wir uns selbst sehen können und in der wir uns manchmal selbst wiedererkennen. Daher ja, das Stück ist historisch und nein, das ist es eben gerade nicht.

Alle Figuren des Stücks haben keinen Namen, tragen nur eine Funktion – bis auf eine: Anitschka. Sie ist auch die einzige, die die Bühne nie verlässt. Was ist ihre Besonderheit?

D. G.: Es gab wirklich eine Putzfrau im Haus der Schriftsteller, die Anitschka hieß. Sie wird in den Memoiren von vielen Schrift-stellern erwähnt. Vielleicht ist es zu viel zu sagen, dass sie deshalb einen Namen trägt, weil sie die einzige historische Figur wäre: Sie ist es für einen einzigen, einen kurzen Moment. Für einen Satz, wenn sie den toten Körper des Schriftstellers entdeckt. Das, was sie den Rest der Inszenierung über tut, ihr Text, ihr Monolog, haben nichts mehr mit der historischen Figur zu tun. Ich stelle sie mir wie einen Blitz vor: In den Kontext der Erzählung bricht auf einmal eine historische Figur ein – für 20 Sekunden –, dann ver-schwindet sie sofort wieder, reiht sich ein in die Reihe der Erzähler.

D. T.: Und natürlich ist sie eine weitere stille Zeugin, die weder die Fähigkeit noch den Raum dafür hat, etwas zu ändern. Wir haben drei historische Zeugen: Tiger, Löwe und Antischka. Diese drei haben gesehen, was passiert ist.

D. G.: Und Tiger und Löwe haben wir nicht auf der Bühne, sondern im Titel.

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D. T.: Alle Figuren sind irgendwie Zeugen, sie alle haben diese blutige Zeit gesehen und eigentlich sprechen wir über die Ver-antwortung, die sie haben, vor dem, was sie gesehen haben und was sie hätten tun können. Wie sie hätten reagieren können.

Lasst uns noch kurz auf die Musik von Nika Pasuri und die Ausstattung von Sebastian Hannak eingehen. Was sind die Ideen dahinter?

D. T.: Unser Zugang funktioniert übers Zitie-ren und Dokumentieren. Die Musik von Nika Pasuri ist sehr atmosphärisch. Sie mixt zeit-genössische Klänge mit Musik, die uns an Klassik erinnert. Die Bühne von Sebastian Hannak ist ein offener Raum, der Fantasie zulässt. Sie ist recht abstrakt, zeitlos und gleichzeitig gibt es da diese Einrichtung. Objekte aus der damaligen Zeit, aber als Zitat, also als historische Dokumente so-zusagen. Auch die Kostüme sehen aus wie Kostüme, nicht wie Kleidung, die man wirk-lich trägt. Und Nika zitiert an bestimmten Stellen einen sehr bekanntes georgisches Lied. Musik, Austtattung und Text basieren also jeweils auf Reflexionen der damaligen und der heutigen Zeit. Eigentlich gibt es den ganzen Abend über zwei Linien. Die eine ist die Vergangenheit mit den Figuren, die andere ist das Hier und Jetzt mit den Erzählern. Wir springen immer zwischen Karlsruhe heute und Tiflis 1937 hin und her. Das Konzept des Abends ist, dass sich Ge-genwart und Vergangenheit immer wieder treffen und dann wieder teilen.

D. G.: Wenn wir in anderen Ländern arbei-ten, ist es uns wichtig nicht ethnographisch zu sein. Man kann der Gefahr, dass man ein wenig exotisiert wird, nie ganz entfliehen, das muss man auch akzeptieren. Denn Dein besonderer Hintergrund, Deine spezielle

Geschichte und Deine Erfahrungen sind es, was für jemand außerhalb Deines Landes interessant sind, aber gleichzeitig, darfst Du Dich nicht so daraufsetzen und einfach glücklich damit sein.

D. T.: Das kann die Geschichte von dem zeitgenössischen Publikum wegrücken. Denn das ist die Gefahr der Ethnographie: Man kann sich immer wieder versichern, dass die Geschichten von einem anderen Land erzählen und von einer anderen Kultur und nichts mit einem selbst zu tun haben. Sie verstärkt also immer das Gefühl der Differenz. Und genau das wollten wir ver-meiden. Wir haben all die volkstümlichen Elemente weggenommen. Was noch übrig ist, ist vielleicht eher eine Art Stimmung dieser Kultur als eine Illustration. Also kein Volkskundemuseum. Es geht nicht um die anderen, sondern um uns Menschen und die Geschichte, die wir erleben, im größe-ren Zusammenhang, aber auch im Kleine-ren, wenn wir zum Beispiel zum Schwei-gen gebracht werden, wenn wir keine Chance haben, auf etwas zu reagieren.

Eigentlich geht es genau darum. Für uns versammeln sich die Personen auf der Bühne, um einen Roman zu schreiben. Auf der Bühne sehen wir das Brainstorming. Mit dem Tod der Schriftsteller sind so viele Geschichten, so viele Ideen verloren gegangen. Der Versuch einen Roman zu schreiben, ist auch der Versuch, diesen Geschichten eine Möglichkeit zu geben zu existieren. Aber es ist unmöglich. Wir können nicht für die Schriftsteller schrei-ben. Das ist ein Gedanke, der das ganze Material durchzieht: Den Menschen das Recht zurückzugeben, gehört zu werden. Das Recht zu schreiben. Das Recht ihr Schreiben zu vollenden. Die Bühne reflek-tiert das Schreiben als Idee.

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PAOLO IASCHWILIPaolo Iaschwili, geboren 1895 in Kutaissi, war ein avantgardistischer Dichter und Gründer der Gruppe „Blaue Hörner“, einer Vereinigung von symbolistischen Dichtern in Georgien. Die sozialistisch-realistische Literaturpolitik der Sowjets zwang ihn dazu, einen Job als Werbetexter für Wasserkraft-werke anzunehmen. Von Beria rehabilitiert und sogar zum Mitglied des Transkaukasi-schen Zentralkomitees gemacht, schrieb er nur noch angepaßte Texte. Auf der Höhe der Säuberungen von 1937 musste er an öf-fentlichen Prozessen teilnehmen, in denen viele seiner Kollegen aus der Schriftstel-lergerwerkschaft ausgeschlossen wurden, was einem Todesurteil gleich kam. Der Ver-rat an seinen Idealen demoralisierten den Dichter völlig. Von Beria vor die Alternative gestellt, seinen lebenslangen Freund Tizian Tabidze zu verraten oder verhaftet und ge-foltert zu werden, nahm er sich das Leben.

Die Poesie (1926)

Lieber verrückt sein, wenn die Worte aus sind / Das Aug wegkratzen, wenns die Sonne nicht mehr loben kann / Gedicht, aus meinem Herzen hier wie Fleisch / Wenn, ohne Grenzen, du mir nicht mehr flammst.

Es gibt den Mord, es gibt den krieg, und Pest / Erdbeben, Räuber sein im Wald, und Brand / Ich aber kenne keine größre Qual / Als wenn der Dichter an Begeistrung krankt.

Mein Körper geht in der Stadt um, vielen ähnlich. / Man sagt: Das ist der Mann, der Gedichte schreibt. / Wer aber weiß, in wel-chem Feuer brennt / Mein Hirn, verflucht, mein Hirn, verdammt, entleibt.

Wie viele Augen nötig, alles zu sehen / Wie viele Herzen, zu spüren jedes Ding / Wieviel Gesichter mußte ich zerstören / Daß mein Gedicht bleibt, rein wie ein Schmetterling.

Heiß wie Tod fällt mich an das aufsässige Wort / Zu seinen Sklaven machts Blut, Seele, Sinn / Die Nacht ging, Frühdämmer stürzt an die Tür / Du bist kein Mensch noch Staub, du bist Erinnern.

So viele Gedicht ich schreib, so viele Jahre / Sind abgezogen mir vom Menschenleben / Und soll nun dieses hier das letzte sein / sei schnell mein Aas dem Raben hingegeben.

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TIZIAN TABIDZE Wirrwarr (1929)

Ich geh umher, ich wandere und singe / Den Traum Georgiens hab ich mitgeführt / Ich bin ein unbehauner Stengel Schilf / Der küßt und der die Lippen nicht berührt.

Hätte ich tausend Herzen (ich hab eins) / Schnitte ich alle tausend hier heraus / Nur daß du, Schöne, nicht in Trauer fällst. / Den Namen Mensch gib mir, wenn du mich brauchst.

Tausende von Schalmeien surren laut / Guri-ens Berge fangen an zu singen / Bringt die-ses Lied von dir mir meinen Tod / Ich nehm es an – solls mir auch das noch bringen.

Mehr nun als das gewissenhafterweise / Fordert man nicht von einem armen Dichter. Legt dreizehn Kugeln mir aufs Herz; und selig / Steh deines Vaters Seele vor dem Richter.

Tizian Tabidze, geboren 1895 in einem Dorf in West-Georgien, wurde nach seinem Studium in Moskau einer der führenden Dichter des Symbolismus in Georgien und aktives Mitglied der „Blauen Hörner“. Paolo Iaschwili war sein tiefster Vertrauter. Tizian war mit Boris Pasternak eng befreundet, der ihn oft in Georgien besuchte und seine Gedichte ins Russische übersetzte. Sein Cousin Galaktion Tabidze war der berühm-teste georgische Dichter des 20. Jahrhun-derts und Ehemann von Olga Okudschawa. Obwohl er 1921 die Machtübernahme der Sowjets in Georgien begrüßt hatte, wurde Tizian Tabidze des Formalismus angeklagt und am 10. Oktober 1937 aus der Schrift-stellergewerkschaft ausgeschlossen, verhaftet, gefoltert, des Landesverrats beschuldigt und verschwand. Eine Version seines Endes berichtet, dass er aus einem Zug geworfen wurde und erfror.

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OLGA OKUDSCHAWAOlga Okudschawa wurde in eine Familie von Revolutionären geboren. Von acht Geschwistern wurden sechs Opfer von Stalins Repressionen. Olga wurde zweimal deportiert, das erste Mal 1929, das zweite Mal 1937. Am 11. September 1941 wurde Olga in einen Wald gebracht und gemein-sam mit 157 anderen politischen Gefange-nen erschossen. Die deutschen Truppen rückten näher und Stalin ordnete persönlich an, sie zu erschießen.

Olga war eine aktive, kämpferische Frau. Sie arbeitet als Lehrerin, unterstützte die Partei und kämpfte für Frauenrechte. Sie schrieb Gedichte, Kurzgeschichten und Ta-gebücher. Fast keiner ihrer Texte überlebte, außer ein paar Fragmente und die Brief-korrespondenz mit ihrem berühmten Mann, dem georgischen Nationaldichter Galaktion Tabidze. Sie waren seit 1916 verheiratet.

Letzter Brief an den Ehemann Galaktion Tabidze (1941)

Mein liebster Galik, mein Schatz! Wie geht es Dir? Oh, es sind Jahre vergangen, seit-dem ich nichts mehr von Dir gehört habe. Nur Warten und Warten, Erinnerungen an Dich, an euch alle, mein Schatz. Ich sage meinen Erinnerungen: Quält mich nicht, lasst mich nicht leiden. Lasst mich alleine. Die Gedanken überrollen mich, sie kommen mit unsicheren angstvollen Schritten, ge-nug, ich will sie nicht! Mein Schatz, meine Freude, Ich sammle ein bisschen Sonnen-licht für Dich in meiner Faust. Hier, nimm ein bisschen Sonnenschein von mir. Oh, erhalte tausende von Sonnenstrahlen.

Gefühle schneiden mir die Luft ab. Es fällt mir schwer zu schreiben.

Ich umarme Dich fest und küsse Dich,

Deine Olga

Ich frage mich, ob ich bald zu Hause sein werde. Werde ich Deine geliebte Stimme hören?

Ich möchte zu Hause sein! Vergib mir, ich umarme Dich, küsse Deine Manuskripte und Bücher. Galik, mein guter Galik! Noch ein-mal umarme und ich Dich und küsse Dich.

30 August 1941

(11 Tage später wurde Olga erschossen)

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MICHEIL DSCHAWACHISCHWILIMicheil Dschawachischwili, geboren 1880 in einem Dorf südlich von Tiflis, ist einer der bedeutendsten georgischen Schriftsteller des 20sten Jahrhunderts.

Seine erste Geschichte veröffentlichte er schon 1903, aber erst seine Romane, die er in den 1920 Jahren schrieb, erlangten in der Sowjetunion große Aufmerksamkeit. 1934 nahm er als georgischer Delegierter am Ersten Allunionskongress sowjetischer Schriftsteller in Moskau teil. Eine Anek-dote besagt, dass er dort auch Stalin traf und ihm erzählte, dass er ein Buch über ihn schreibe. Stalin las das Buch, als es beendet war, er mochte es nicht. Im August 1937 wurde Dschawachischwili verhaftet, gefoltert und am 30. September 1937 als „konterrevolutionärer Terrorist“ erschos-sen. Seine Angehörigen waren Repressio-nen ausgesetzt.

Ausschnitte aus seinen Tagebüchern

Er versuchte der Realität zu entfliehen, aber die Realität rannte ihm hinterher wie ein Schatten und kam im die ganze Zeit in die Sicht.

Tote beißen nicht.

Die Natur ist taub, der Himmel ist blind und bodenlos, der Rest ist Ironie und Unterwer-fung

Ich, ein Schriftsteller, lebe heute auf einem Friedhof. Überall ist Trauer und Traurigkeit. Ich soll etwas Heroisches schreiben. Wenn ich mit den anderen trauere, dann treten sie mir auf den Kopf, aber wenn ich zu viel rede – dann verbrenne ich in Schande. Also bleibe ich still und traurig.

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DAS ROYAL DISTRICT THEATREDie georgische Schauspielerin Iza Gigo- schwili gründete das Royal District Theatre RDT 1997 in einer leerstehenden Ruine in der zerfallenden Altstadt von Tiflis. Das Gebäude, eine ehemalige Kirche, hatte in der Sowjetzeit als Lagerraum und zuletzt als Kulturzentrum gedient. Das privat getragene Theater wurde schnell einer der wichtigsten Orte für neue Stücke, Experi-mente und Innovationen in Georgien. Seit 2008 arbeitet eine junge Gruppe von Theatermacher*innen am RDT und machte es mit seinen zeitgenössischen Produk-tionen auch im Ausland bekannt. Das Theater arbeitet ohne festes Ensemble, aber mit einer festen Gruppe von jungen Schauspieler*innen. Neben weiteren heute prägenden Theatermachern der

jungen Generation wurde dort der Drama-tiker Davit Gabunia entdeckt, der seitdem mit dem Regisseur Data Tavadze zusam-menarbeitet. Beide sind die künstlerischen Köpfe des Theaters. Das RDT arbeitet mit an der Ausbildung von Theaternachwuchs, Gastspiele führten das RDT nach Deutsch-land – darunter 2015 zum Festival PREMI-ÈRES in Karlsruhe –, nach Aserbeidschan, Belgien, Frankreich, Moldawien, Polen, Rumänien, Schweden, Weißrussland und in die Ukraine. Tiger und Löwe wird vom Koproduktionsfonds des Goethe-Instituts unterstützt und wurde für das internatio-nale Programm des Tbilisi International Festival of Theatre 2018 ausgewählt.

www.rdt.ge

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DAS ROYAL DISTRICT THEATRE

ბადენისშტატსთეატრიკარლსრუებადენისშტატსთეატრიკარლსრუე,ევროპისერთ-ერთიყველაზედიდიმრავალპროფილიანითეატრია,სადაც750ადამიანიადასაქმებული,ყოველ-წლიურადგამართულ900-ზემეწარ-მოდგენასკი330000მაყურებელიესწრება.ოთხიკლასიკურიგანყოფი-ლებისგარდა-ოპერა,საკონცერტო,ბალეტიდადრამა-შეიქმნაკიდევორიგანყოფილება,მასშემდეგრაც2011წელსთეატრისხელმძღვანელიგახდაპეტერშპულერი:ბავშვთადამოზარდთადაპარტიციპატორულითეატ-რები.2018/19წლებისსეზონიდანსამიძირითადიგანყოფილების(ოპერა,ბალეტი,დრამა)ხელმძღვანელებიქალებიიქნებიან.თეატრს300-წლიანიისტორიააქვს:1719წელსშეიქმნაროგორცსაკაროთეატრი,ქალაქისაღმშენებელობისპერიოდში,დამუდამღიაიყონებისმიერიმაყურებლისთვის.თეატრიაქტიურიწევრიარამდენიმესაერთაშორისოქსელისა;მათშორის“ოპერაევროპა”დაევროპული

თეატრალურიკონვენცია(ETC).ბალეტის,ოპერის,დრამისადამოზარდმაყურებელთათეატრისსპექტაკლებიმიწვეულიიყო20-ზემეტქვეყანაში.ბოლოწლებშითეატრმაწარმატებითითანამშრომლასაერთაშორისოკოპრო-დუქციებშიისეთქვეყნებთან,როგორე-ბიცაასაფრანგეთი,რუმინეთი,ისრაელი,ტაილანდი,საქართველოდაბრაზილია;ევროკავშირის,გოეთესინსტიტუტისადაგერმანიისფედერალურიკულტურულიფონდისმხარდაჭერით.სპექტაკლი“ხსოვნისქვებიშტატსთეატრიდან”მოწვეულიიყოთბილისისსაერთაშორისოთეატრალურფესტივალზე2017წელს.კოტემარჯანიშვილისსახელობისდრამატულთეატრთან(თბილისი)დატეატრმანუფაქტურთან(საფრანგეთი)თანამშრომლობით,წარმოადგინაციფრულითეატრალურიპიესის“დადგიშენიქალაქი”მსოფლიოპრემიერა– www.zigmagora.eu.დამატებითიინფორმაციათეატრისშესახებ:www.staatstheater.karlsruhe.de

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27Sonja Viegener

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DATA TAVADZE Regie

Data Tavadze ist der herausragendste Re-gisseur der jungen georgischen Generation. Er wurde 1989 in Tiflis in eine Theaterfa-milie hineingeboren, studierte Schauspiel und inszeniert seit 2008 im Royal District Theatre in der Altstadt von Tiflis. Seine Regiearbeiten kombinieren klassische Dra-men und Mythen mit Gegenwartsfragen: Strindbergs Fräulein Julie, Shakespeares Wintermärchen und Bruckners Krankheit der Jugend. Er wurde u. a. mit dem Sandro Achmeteli Preis ausgezeichnet, benannt nach dem von Stalin 1937 ermordeten Re-gisseur. Seine Troerinnen gastierten beim Festival PREMIÈRES für junge Regisseure 2015 in Karlsruhe und erhielten 2016 beim Festival Fast Forward in Braunschweig den Preis der internationalen Jury. Sein Stück Kriegsmutter gewann den europäischen Dramenwettbewerb Talking About Borders und wurde 2015 in Zittau uraufgeführt.

დათათავაძერეჟისორიდათათავაძეახალგაზრდათაობისგამორჩეულიქართველირეჟისორია.ის1989წელსდაიბადათბილისში,სწავლობდამსახიობისხელოვნებას,2008წლიდანკიდაიწყოსპექტაკლებისდადგმასამეფოუბნისთეატრში.მისნამუშევრებშიერთმანეთსერწყმისკლასიკურიდრამა,მითებიდათანამედროვეობა:სტრინდბერგის„ფრეკენჟული“,შექსპირის„ზამთრისზღაპარი“დაბრუკნერის„ტკივილიარისახალგაზრდობა“.იგიარისსტალინისმიერდახვრეტილირეჟისორის,სანდროახმეტელისსახელობისპრემიისლაურეატი.მისისპექტაკლი„ტროელიქალები“2015წელსმოწვეულიიყოახალგაზრდარეჟისორთაფესტივალ„პრემიერებზე“კარლსერუეში,ასევეგახდაგამარჯვებულიდამოიპოვასაერთაშორისოჟიურისპრიზი2016წელს,ფესტივალზე„ფასტფორვარდი“ბრაუნშვაიგში.მისმაპიესამ„დედაომი“გაუიმარჯვასაერთაშორისოკონკურსში„საუბრებისსაზღვრებისშესახებ“და2015წელსციტაუშიდაიდგა.

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DAVIT GABUNIA Autor

Davit Gabunia, 1982 in der georgischen Ha-fenstadt Poti am Schwarzen Meer geboren, lebt als Schriftsteller, Dramaturg und Über-setzer in Tiflis. Er studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Gender Studies. Als Aktivist für Frauen- und Queer-Rechte setzte er sich für eine offene Gesellschaft ein. Seit 2008 ist er im Team mit Data Ta-vadze Dramaturg am Royal District Theatre. Er ist einer der georgischen Übersetzer von Harry Potter. Für das Theater übersetzte er Dramen von Shakespeare, Strindberg, Sarah Kane, Lars Norén und andere zeitgenössische Autoren. Zweimal wurde er mit dem nationalen georgischen Thea-terpreis Duruji für seine Stücke Soap Opus und Holland Holland ausgezeichnet, 2015 erhielt er den bedeutendsten georgischen Literaturpreis SABA für seine gesammelten Theaterstücke. Im August 2018 erscheint pünktlich zur Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Georgien sein erster Roman Farben der Nacht. Zur Zeit arbeitet er an seinem zweiten Roman.

დავითგაბუნიაავტორიდავითგაბუნიადაიბადა1982წელს,საქართველოში,საპორტოქალაქფოთში,შავიზღვისსანაპიროზე,ამჟამადცხოვრობსთბილისში,არისმწერალი,დრამატურგიდამთარგმნელი.სწავლობდაგენდერისკვლევებსადაშედარებითლიტერატურათმცოდნეობას.2008წლიდან,დათათავაძესთანთანამშრომლობით,არისსამეფოუბნისთეატრისდრამატურგი.სხვადასხვათეატრებისთვისმისითარგმანებიმოიცავსშექსპირის,სტრინდბერგის,ლარსნურენის,სარაკეინისდაარაერთითანამედროვედრამატურგისპიესებს.იგიარისთეატრალურიპრემია„დურუჯის“ორგზისლაურეატი,ასევე2015წელსმოიპოვალიტერატურულიპრემია„საბა“წლისსაუკეთესოპიესებისთვის.2018წლისაგვისტოშიგერმანულენაზეგამოიცემამისისადებიუტორომანი„დაშლა“(ფრანკფურტისწიგნისბაზრობაზესაქართველოსსაპატიოსტუმრობისპროგრამისფარგლებში).ამჟამადმუშაობსმეორერომანზე.

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SEBASTIAN HANNAK Bühne & Kostüme

Sebastian Hannak studierte Bühnen- undKostümbild bei Jürgen Rose und Martin Zehetgruber an der Kunstakademie Stutt-gart. Arbeiten für Oper, Schauspiel, Tanz-theater und Ballett führten ihn an namhafte Häuser wie die Staatsoper Stuttgart unter Klaus Zehelein, das Hessische Staatsbal-lett unter Tim Plegge, das Nationaltheater Mannheim, Theater Basel, Schauspiel Frankfurt, Landestheater Salzburg. Zu-sammenarbeit u. a. mit den Regisseuren Christof Nel, Martin Nimz, Florian Lutz, Hansgünther Heyme sowie den Choreogra-fen Reginaldo Oliveira, Jörg Mannes und Eun-me Ahn. Zum Neustart der Oper Halle 2016/17 vereinigte er Auditorium und Bühne zu einem flexiblen Grundraum für Darsteller und Publikum und erhielt dafür den deut-schen Theaterpreis DER FAUST 2017 in der Kategorie Bühnenbild. Am STAATSTHEA-TER KARLRUHE entwarf er die innovativen Räume der Produktionen Jakob der Lügner, Gas, Das Glasperlenspiel, Anne Frank, Die Walküre und Ein Königsweg.

სებასტიანჰანაკიდეკორაცია&კოსტიუმებისებასტიანჰანაკი-სწავლობდასცენოგრაფიასადაკოსტიუმებისდიზაინსშტუტგარტისხელოვნებისაკადემიაში,იურგენროზესადამარტინცეეტგრუბერისჯგუფში.მუშაობსოპერის,თეატრის,ცეკვისთეატრისადაბალეტისმიმართულებით,ისეთცნობილთეატრებში,როგორებიცააშტუტგარტისშტატსოპერა(ხელმძღვანელიკლაუსცეელაინი),ჰესენისშტატსბალეტი(ხელმძღვანელიტიმპლეგე),მანჰაიმისნაციონალურითეატრი,ბაზელისთეატრი,შაუშპილფრანკფურტი,ზალცბურგისლანდესთეატრი.თანამრომლობააკავშირებსშემდეგრეჟისორებთან:კრისტოფნელი,მარტინნიმცი,ფლორიანლუტცი,ჰანსგიუნთერჰაიმე;ასევექორეოგრაფებთან-რჯინალდოოლივეირა,იორგმანესიდაეუნ-მეაანი.ჰალესთეატრის2016/17წლებისახალისეზონისთვისმანმაყურებელთადარბაზიდასცენაერთიანმოქნილსივრცედგადააქცია,სადაცმაყურებლებისადაშემსრულებელთაინტეგრაციამოხდადასივრცესხვადასხვაწარმოდგენებისთვისინოვაციურადიქნაგამოყენებული.კარლსრუესშტატსთეატრშიმისინამუშევრებიდანგამორჩეულიაინოვაციურიდადგმები,მათშორის„ანაფრანკი“და„ვალკირია“.

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NIKA PASURI Musik

Nika Pasuri wurde 1990 in Tiflis in eine Musikerfamilie geboren. Seine Kindheit war beeinflusst von post-sowjetischen Kriegen, Straßenkriminalität, Mangel an Infrastruk-tur und verlorener kultureller Identität. Die Musik bot ihm Halt – er verbrachte viele schlaflose Nächte mit dem Hören von Schallplatten aller Genres, von Trash und Punk zu Avantgarde-Künstlern wie John Zorn und Karlheinz Stockhausen. Zunächst machte er einen Universitätsabschluss in Kunstmanagement und Wirtschaft und bildete sich privat in Tonsatz und Musikthe-orie weiter. 2012 begann er ein Kompositi-onsstudium am Staatlichen Konservatorium in Tiflis und arbeitete bald als Komponist für Theater und Film, u. a. für Inszenierun-gen von Data Tavadze. 2014 gewann er den Preis des Nationalen Kammeropern-Wettbewerbs und zog nach Norwegen um. In Oslo machte er den Bachelor in Kompo-sition. Seit 2016 lebt er in Amsterdam und macht an der dortigen Musikhochschule seinen Master in Komposition.

ნიკაფასურიმუსიკა

ნიკაფასურიდაიბადა1990წელსთბილისში,მუსიკოსებისოჯახში.მისიბავშვობაპოსტსაბჭოთაპერიოდსდაემთხვა,რომელიცომებით,ინფრასტრუქტურიმოშლითადადაკარგულიკულტურულიიდენტობითიყოგამორჩეული.ადრეულიასაკიდანვედაინტერესდასრულებითსხვადასხვაჟანრისმუსიკით,თრეშიდანდაპანკიდანდაწყებული,ისეთიავანგარდისტებისჩათვლით,როგორებიცარიანჯონზორნიდაკარლჰაინცშტოკჰაუზენი.შემდგომდაამთავრაუნივერსიტეტიარტმენეჯმენტისმიმართულებითდაკერძოგაკვეთილებსიღებდაკომპოზოციასადამუსიკისთეორიაში.2012წლიდანსწავლობდათბილისისკონსერვატორიაში,ასევეწერდამუსიკასთეატრისადაკინოსათვის(მათშორისდათათავაძისარაერთისპექტაკლისათვის).2014წელსგაიმარჯვაკამერულიოპერებისნაციონალურკონკურსშიდასასწავლებლადნორვეგიაშიგადავიდა.ქ.ოსლოშიმოიპოვაბაკალავრისდიპლომიკომპოზიციაში.2016წლიდანცხოვრობსამსტერდამში,სადაცმუსიკალურუნივერსიტეტშიამჟამადასრულებსსამაგისტროპროგრამას.

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ANNAGERLINDE DODENHOFF Anitschka Annagerlinde Dodenhoff studierte Schauspiel an der heutigen Universi-tät der Künste Berlin. Nach zwei Jahren am Fränkischen Theater in Maß-bach war sie zwölf Jahre in wechselnden Engagements. Nach längerer Familienpause kehrte sie mit Anna sagt was zurück auf die Bühne und spielte u. a. in Braunschweig, Bremerhaven, Koblenz, Erlangen, Ingol-stadt, Regensburg und Hildesheim.

ანაგერლინდედოდენჰოფი,ანიჩკაანაგერლინდედოდენჰოფმასამსახიობოგანათლებამიიღობერლინისამჟამინდელსახელოვნებოუნივერსიტეტში.მასბახისთეატრშიორწლიანიმუშაობისშემდგომიგითორმეტიწლისგანმავლობაშისხვადასხვათეატრებშიიყოდაკავებული.ოჯახურიგარემოებებითგამოწვეულიხანგრძლივიპაუზისშემდეგიგისცენასდაუბრუნდასპექტაკლში„ანალაპარაკობს“,თამაშობდაბრაუნშვაიგიუს,ბრემერჰავენის,კობლენცის,ერლანგენის,ინგოლშტადტის,რეგენსბრუგისადაჰილდსჰაიმისსცენებზე.

ANTONIA MOHR EhefrauAntonia Mohr, geboren in Trier, studierte Romanistik und Philosophie in Köln und ab 1990 Schauspiel an der Hochschule der Künste in Berlin. Engagements folgten in Stendal, Paderborn, Tübingen und Heidelberg. In Karlsruhe ist sie momentan in Stolpersteine Staatstheater, Terror, als Eurydike in Antigone und in Die Ehen unserer Eltern zu erleben.

ანტონიამოორი,ცოლიანტონიამორიტრიერშიდაიბადა,სწავლობდარომანულფილოლოგიასადაფილოსოფიასკიოლნში,1990წლიდანკიმსახიობისხელოვნებასბერლინისხელოვნებისუნივერსიტეტში.დაკავებულიიყოსშტენდალში,პადერბორნში,თიუბინგენსადაჰაიდელბერგში.კარლსრუეშიმიმდინარერეპერტუარშიიგიმონაწილეობსშემდეგსპექტაკლებში:„ხსოვნისქვებიშტატსთეატრიდან“,„ტერორი“,„ანტიგონე“(ევრიდიკე),„ჩვენიმშობლებისქორწინებები“.

SONJA VIEGENER TochterSonja Viegener, studiert an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie spielte u. a. am Residenztheater München in FrühlingsErwachen und Final Faust II Fantasy. 2016 wurde sie mit dem „Prof. Wolfgang Rodler Stipendium für herausragende schauspielerische Leistungen und Engagement bei der Entwicklung und Festigung des Ensemblegeistes“ ausgezeichnet.

სონიაფიგენერი,ქალიშვილისონიაფიგენერისწავლობსერნსტბუშისსამსახიობოხელოვნებისუმაღლესსკოლაში,ბერლინში.მისმიერშესრულებულიროლებიდანგამორჩეულიამიუნჰენისრეზიდენცთეატრში„გაზაფხულისგამოღვიძება“და„ფაუსტIIფინალურიფანტაზია”.2016წელსიგიდაჯილდოვდაპროფესორვოლფგანგროდლერისსტიპენდიითღირსშესანიშნავისამსახიობიმიღწევებისთვის.

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ALEXANDER KÜSTERS SoldatAlexander Küsters studierte vier Semester Kunstgeschichte und Philo-sophie. Anschließend folgte ein Schauspielstudium an der Universität der Künste Berlin. Währendessen war er u. a. am Deutschen Theater Berlin in Szenen der Freiheit zu sehen. Sein Debüt im Ensemble des STAATSTHEATERS gab er in der Uraufführung sterben helfen von Kons-tantin Küspert.

ალექსანდერკიუსტერსი,ჯარისკაციალექსანდერკიუსტერსიოთხისემესტრისგანმავლობაშისწავლობდახელოვნებისისტორიასადაფილოსოფიას.საბოლოოდკიმსახიობისხელოვნებასდაეუფლაბერლინისხელოვნებისუნივერსიტეტში.სწავლისპერიოდშიმონაწილეობდაბერლინისდოიჩესთეატრისსპექტაკლში„თავისუფლებისსცენები“.მისიდებიუტიკარლსრუესთეატრშიშედგაკონსტანტინკიუსპერტისპიესაში„სიკვდილშიდახმარება“.

GUNNAR SCHMIDT FunktionärGunnar Schmidt absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg. Nach Engagements in Münster, Tübingen sowie am Deutschen Schau-spielhaus Hamburg kam er 2002 fest ins Karlsruher Ensemble. Derzeit steht er in Stolpersteine Staatstheater, Terror, Angriff auf die Freiheit und Die Ehen unserer Eltern auf der Bühne.

გუნარშმიტი,ფუნქციონერიგუნარშმიტისამსახიობიხელოვნებასსწავლობდაჰამბურგში.მიუნსტერში,თიუბინგენსადაჰამბურგისშაუშპილჰაუსშიმუშაობისშემდეგიგი2002წელსკარლსრუესდასისმუდმივიწევრიგახდა.ამჟამადმონაწილეობსსპექტაკლებში„ხსოვნისქვებიშტატსთეატრიდან“,„ტერორი“,„შეტევათავისუფლებაზე“და„ჩვენიმშობლებისქორწინებები“.

TIMO TANK SchriftstellerTimo Tank war nach dem Studium in Kiel, Münster und in Tübingen enga- giert. Von 2002 – 2013 war er bereits im Ensemble des STAATSTHEA-TERS. 2013 wurde er zum Staatsschauspieler des Landes Baden-Würt-temberg ernannt und erhielt eine Nominierung als „Schauspieler des Jahres“ in Theater heute. Er ist in Dantons Tod, Judas und Der goldne Topf zu sehen.

ტიმოტანკი,მწერალიტიმოტანკიკიელში,მიუნსტერსადათიუბინგენშითამაშობდა.2002-13წლებშიიყოკარლსრუესშტატთეატრისდასისწევრი.2013წელსდასახელდაბადენ-ვიურტემბერგისფედერალურიმიწისსახელმწიფომსახიობადდა„ტეატერჰოიტემ“წარადგინა„წლისმსახიობის“ნომინაციაზე.იგიმონაწილეობსსპექტაკლებში„დანტონისსიკვდილი“,„იუდა“და„ოქროსქოთანი“.

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MARLIES KINK DramaturgieNach dem Studium der Theaterwissenschaft koordinierte sie dieWeiterbildung Theater- und Musikmanagement in München und arbeite-te als freie Produktionsleiterin. Anschließend war sie am Theater Heidel-berg im KBB sowie als Produktionsleiterin engagiert. Seit 2015/16 ist sieDramaturgin am STAATSTHEATER.

მარლიზკინკი,დრამატურგიათეატრმცოდნეობაშიხარისხისმოპოვებისშემდეგ,მუშაობდათეატრისადამუსიკისმენეჯმენტისმიმართულებისკოორდინატორადმიუნჰენში,ასევეეწეოდადამოუკიდებელსაპროდიუსეროსაქმიანობას.აგრეთვემუშაობდაჰაიდელბერგისთეატრშისადადგმოგანყოფილებისხელმძღვანელად.2015/16წლებისსეზონიდანარისკარლსრუესშტაატსთეატრისდრამატურგი.

JAN LINDERS DramaturgieDer Hamburger kam 2011 als Schauspieldirektor ans STAATSTHEATER und ist seit 2016/17 Chefdramaturg. Seit 2013 ist er Vizepräsident des Theaternetzwerks European Theatre Convention. Für Karlsruhe initiierte er internationale Koproduktionen mit Straßburg, Temeswar in Rumänien, Tel Aviv, Bangkok, Porto Alegre in Brasilien, Nancy und Tiflis.

იანლინდერსი,დრამატურგიწარმოშობითჰამბურგელი,2011წლიდანკარლსრუესშტატსთეატრისდრამისგანყოფილებისდირექტორიიყო,2016/17წლებისსეზონიდანკილიტერატურულინაწილისხელმძღვანელია.2013წლიდანარისევროპულითეატრალურიკონვენციისქსელისვიცეპრეზიდენტი.კარლსრუესთეატრშიმისიინიცირებულიასაერთაშორისოკოპროდუქციებისტრასბურგთან,ტემისოარასთან(რუმინეთი),თელავივთან,ბანგკოკთან,პორტოალეგრესთან(ბრაზილია)მ,ნანსისთანდათბილისთან.

Antonia Mohr, Gunnar Schmidt

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BILDNACHWEISE

UMSCHLAG Felix GrünschloßSZENENFOTOS Felix GrünschloßREPORTAGEFOTOS Sebastian HannakPORTRÄTS Ariel Oscar Greíth, Felix Grünschloß, Rosa Merk

IMPRESSUM

HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE

GENERALINTENDANT Peter Spuhler

KAUFMÄNNISCHER DIREKTORJohannes Graf-Hauber

VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier

SCHAUSPIELDIREKTOR Axel Preuß

CHEFDRAMATURGJan Linders

REDAKTIONMarlies Kink, Jan Linders

KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net

GESTALTUNG Kristina Schwarz

DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe

BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 2017/18Programmheft Nr. 450www.staatstheater.karlsruhe.de

TEXTNACHWEISE

Die Poesie von Paolo Iaschwili, übersetzt von Rainer KirschWirrwarr von Tizian Tabidze, übersetzt von Rainer KirschLetzter Brief von Olga Okudschawa Tagebuchnotizen von Michail Jawachi-schwili

Alle weiteren Texte sind Originalbeiträge von Marlies Kink und von Jan Linders für dieses Heft.

Die georgischen Texte sind Originalbeiträ-ge oder Übersetzungen von Davit Gabunia.

Historische Fotos: Mit freundlicher Ge-nehmigung des Literaturmuseums Tiflis

VERGISS UND ERINNERE DICH DABEI

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Annagerlinde Dodenhoff

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JETZT BIN ICH TOT UND MAN WIRD MIR VIELES VERZEIHEN