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KURZINFORMATION BAU UND TECHNIK Oktober 1998 HOCHSCHUL–INFORMATIONS-SYSTEM, GOSERIEDE 9, 30159 HANNOVER B 5/1998 Energieeinsparung als Aufgabe in Hochschulen

HIS Kurzinformation Bau und Technik B5/98 · Universitäten Berlin (TU), Clausthal (TU), Darmstadt (TH), Hamburg (U), Jena (U), Osnabrück (U) und Zürich (ETH) vorgestellt. Ein Fachbeitrag

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KURZINFORMATION

BAU UND TECHNIKOktober 1998HOCHSCHUL–INFORMATIONS-SYSTEM, GOSERIEDE 9, 30159 HANNOVER

B 5/1998

Energieeinsparung als Aufgabe in Hochschulen

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Vorwort

Ziel dieser Kurzinformation ist es, Aktivitäten verschiedener Hochschulen bei der rationellen Energie-verwendung zu dokumentieren und damit Anregungen für Problemlösungen zu geben.Behandeltwerden aus der Sicht der zentralen Hochschulverwaltung (Energiebeauftragte, technische Betriebs-leiter) sowohl technische und organisatorische als auch nutzerbezogene, d. h. verhaltensorientierteMaßnahmen. Eingegangen wird auch auf den Umweltschutzaspekt sowie Möglichkeiten zur Finan-zierung.

Die Veröffentlichung der Beiträge in dieser Kurzinformation sind durch eine Fortbildungsveranstaltungvon HIS mit dem Zentrum für Technologietransfer und Weiterbildung (ZTW) der TU Clausthal imNovember 1996 zum Thema Energieeinsparung angeregt worden. Beispielhaft werden Aktivitäten derUniversitäten Berlin (TU), Clausthal (TU), Darmstadt (TH), Hamburg (U), Jena (U), Osnabrück (U) undZürich (ETH) vorgestellt. Ein Fachbeitrag zum Thema „Contracting“ aus dem Blickwinkel einesIngenieurbüros rundet die Zusammenstellung ab.

Besonderen Dank möchte HIS an die Autoren dieser Kurzinformation aussprechen, die es ermöglichthaben, diesen interessanten Überblick zu veröffentlichen.

HIS wird sich auch in Zukunft intensiv mit Fragen der rationellen Energieverwendung im Hochschul-bereich befassen und hierbei das gewonnene Know-How aus anderen Untersuchungen (z. B. „Be-triebskosten in Hochschulkliniken“ und „Gebäudeautomation“) einfließen lassen.

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INHALTSVERZEICHNIS

Thomas AlbrechtTU Berlin: Organisatorische Hilfen zur Energieeinsparung und Schulung der Nutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Manfred GöringWärmeversorgung der TU Clausthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Michael NitzeDas Energiekonzept der TH Darmstadt – Stand und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Hans-Peter ZeiseEnergieeinsparung als Aufgabe in der Hochschule. Beispiel: Universität Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Heinz-Jürgen NeugebauerEnergieeinsparung in Hochschulen: Friedrich-Schiller-Universität Jena . . . . . . . . . . . . . . 19

Peter ViebahnEnergieflußanalyse als Teil eines Umweltmanagementsystems für die Universität Osnabrück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Dr. Felix JenniEffiziente Energienutzung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Prof. Dr. Kurt MüllerEnergieeinsparung über Contracting Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Abstract . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

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ORGANISATORISCHE HILFEN ZUR ENERGIEEINSPARUNG UND SCHULUNG DER NUTZER

Dipl.-Ing. Thomas Albrecht, Umweltschutzingenieur an der Technischen Universität Berlin

1 Daten der TU-Berlin

Die TU Berlin (TUB) ist eine große Universität mittechnisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt,deren 200 alte und neuere Gebäude mit 20.000Räumen über die Stadt verteilt liegen. In 15 Fach-bereichen mit 173 Instituten verbrauchen 6.500 Be-schäftigte und 35.000 Studierende für 13 Mio. DMStrom, für 7,4 Mio. DM Fernwärme, für 1 Mio. DMGas und für 0,6 Mio. DM flüssige Brennstoffe (Stand1996). Im zentralen Bereich sind die Gebäude über-wiegend nach dem Krieg in Zeiten niedriger Energie-preise und mangelnden Energiebewußtseins erstelltworden. Zahlreiche Flächen, die durch die innerstäd-tische Lage angemietet werden mußten, können nurbedingt energiesparend bewirtschaftet werden. Der-zeit sollen im Zuge der Sparaktivitäten in Berlin Miet-flächen erheblich abgebaut werden.

2 Entwicklung

In den letzten Jahren hat die TUB den Umweltschutzweiterentwickelt, der sich an die Nutzer und an dieZentrale Universitätsverwaltung, hier insbesonderedie Abteilung Bau- und technische Angelegenheiten,richtet. Regelmäßig wurden Studien zum ThemaEnergiesparen erstellt, oft veranlaßt von wissen-schaftlichen Einrichtungen. Das erklärte Ziel auchEnergie zu sparen dokumentierte sich 1991 mit der Die Beschreibung des Umweltmanagementsyste-Bestellung des zentralen Umweltschutzingenieurs. mes der TUB orientiert sich nachstehend am Öko-Dieser hat als Aufgabe im Umweltschutz Energie- Audit-System nach der EU-Verordnung. Dieses wur-sparen durch Beraten, Initiieren und Überwachen zu de auch auf wissenschaftliche Dienstleister erweitertveranlassen. Für die überwiegend mit Fernwärme und bildet eine gute Grundlage für den Aufbau desbeheizten Gebäude wurde ab 1996 von Leistungs- Umweltmanagementsystems an einer Hochschule.auf Verbrauchsabrechnung umgestellt. Derzeit bereitet sich die TUB auf ein Öko-Audit vor

3 Energiekonzept und Energieleitbild

Ein Energiekonzept der TUB kann erst erarbeitetwerden, wenn die gebäudeweise gezählten Strom-und Heizwärmeverbräuche vorliegen. Für eine Er-fassung waren jedoch keine Zähler vorhanden. Sie ner Arbeit maßgeblich ausarbeiten konnte. Es wurdewurden nachgerüstet. Das Energiekonzept sollte vom akademischen Senat abgestimmt und war Teilbasierend auf einer Analyse, gebäudebezogen die der Arbeitsbeschreibung des Umweltschutzingeni-wesentlichen Daten wie Verbrauch, Nutzfläche, spe- eurs und seiner drei Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin-zifischen Verbrauch und Sanierungsprioritäten zu- nen. Es enthält Aussagen zu Maßnahmen, derensammenstellen. zeitlicher Umsetzung (kurz-, mittel- und langfristig)

Das Energiesparen wird von der Stabsstelle „Um- gementsystems.weltschutzingenieur“ auf die Zielgruppe „Hochschul-mitglieder“ bezogen, gleichzeitig mit den anderenumweltbezogenen Themen wie Abfallwirtschaft,

Grundwasserschutz, Wassersparen, Abwasserrein-halten bearbeitet. In diesem Beitrag wird daher imWeiteren in der Regel der Begriff „Umweltschutz“anstelle des Begriffs „Energiesparen“ verwendet.

Nach der Pflichtenregelung der TUB zum betriebli-chen Umweltschutz vom 29.08.1994 lautet der Leit-satz: „Die Bundesrepublik Deutschland ist eines derwohlhabenden Industrieländer der Welt und strebtnachhaltiges Wachstum an. Die Universität siehtsich in ihrer gesellschaftlichen Vorbildfunktion ver-pflichtet, mit ihrem Betrieb die Umwelt nicht mehr alsunvermeidbar zu belasten und vor betriebsbedingtenSchäden zu schützen. Unser Ziel ist, den Umwelt-schutz in Lehre und Forschung und Verwaltungs-handeln zu integrierten.“

Vorgaben: Landesrechtlich besteht ein Energiespar-gesetz. Da die Verordnungen fehlen, ergaben sichkeine Auswirkungen. Anweisungen des Senats vonBerlin für seine öffentlichen Dienststellen geltennicht für die öffentlich-rechtliche Körperschaft TU-Berlin. Sie muß sie selbständig für sich überneh-men, was sie sinngemäß durchführt.

4 Management im Betrieblichen Umweltschutz der TU-Berlin

(Stand: August 1998).

4.1 Umweltprogramm

Grundlage der Arbeit ist ein UmweltschutzkonzeptTU von 1991, welches der Autor vor Aufnahme sei-

und der Struktur des aufzubauenden Umweltmana-

Derzeit werden Umweltleitlinien, die den betriebli-chen Umweltschutz (BU), die wissenschaftlichen

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Dienstleistungen und u. a. die Erwartungen an Liefe- soll diese Forderung am Beispiel der TUB begrün-ranten und den Umgang mit der Öffentlichkeit um- den, erklärt aber auch den bisherigen Schwerpunkt:fassen, erarbeitet.

4.2 Umweltmanagementsystem

Bei der Umsetzung von Umweltleitlinien ist die je-weils relativ starke Eigenständigkeit der Betriebsteile„Fachbereich“, „Institut“, „Einrichtung“ und „Fach-gebiet“ zu beachten. Das Bewußtsein für Notwendig-keiten der Entwicklung im BU ist bei der Universi-tätsspitze und den Gremien generell stärker vertre-ten als vor Ort in den genannten Betriebsteilen. Essollte daher Wert auf die Kommunikation mit Multi-plikatoren gelegt werden. Dies sind im BU in derRegel das nichtwissenschaftliche Personal. Dieschwierige Ansprache der Studierenden gelingt –begrenzt – nur über Plakate, Unizeitung, Broschürenund ihre Betreuenden.

Die gemeinsame Bearbeitung von präventiven undnachsorgenden Aspekten, sicherheits- und ressour-cenbezogenen Umweltschutz in einer Stabsstelle hatsich bewährt. Von dieser wird der Aufbau eines Um-weltmanagementsystems, welches zentrale unddezentrale Akteure besitzt, betrieben. Der Arbeits-plan beinhaltet:C Grundlagen regeln und verbreiten, C Gesetze und Vorschriften auf die Hochschule

angewendet bekanntmachen, C hochschuleigene Regeln für nicht geregelte Pro-

blembereiche erstellen, C Verantwortliche, Zuständige und Multiplikatoren

benennen, die Zielgruppen schulen, einweisen,motivieren und weiterbilden,

C Anbieten von zentralen Dienstleistungen, C Kontrolle und Beratung kombinieren, Mitwirken

bei Investitionsmaßnahmen, C Vermitteln von zentralen Finanzierungsmöglich-

keiten bei Sonderaktionen, C Öffentlichkeitsarbeit.

Die Erfahrungen des historisch älteren Arbeitsschut-zes sollten für den Umweltschutz aufgegriffen wer-den, können aber z. B. wegen der ungleichen Rege-lungsdichte und verschiedenen Reife der Systeme,nicht 1 : 1 übernommen werden. Kooperation zwi-schen Umwelt- und Arbeitsschutz und das Einhaltender Grenzwerte des Arbeitsschutzes sind für denbetrieblichen Umweltschutz selbstverständlich.

Priorität hatte bisher in den Hochschulen bei denStabsabteilungen „Arbeits- und Umweltschutz“ undbei der HIS-GmbH das Thema Abfall- und Sonder-abfall. Zunehmend sollte das Energiesparen mehrBedeutung erhalten. Hier muß unter Umweltschutz-gesichtspunkten die Priorität begründet werden,nicht unter Arbeitsschutzgesichtspunkten, sonst k-ommt es zu falschen Schwerpunkten im betriebli-chen Umweltschutz. Die nachstehende Übersicht

Abfall Energie

Regelungs-dichte

Relevanz hoch gering

Aktivitäten hoch gering

Visuelle Präsenz

Relevanz hoch gering („Müllberg“) (Energie ist

nur indirektzu erfassen)

Aktivitäten hoch gering

Kosten (TUB) Relevanz 2,3 Mio. DM/a 22 Mio. DM/aAktivitäten z.B. 1 Mio. für beabsichtigt

Sanierung Son-derabfalläger

Fehlerfreund-lichkeit

Relevanz Reversibel Irreversibel(z. B. Deponie- (Globale Er-sanierung) wärmung)

Aktivitäten keine Erklärungen

Räumliche Aus-breitung

Relevanz lokal (im we- globalsentlichen)

Aktivitäten möglich keine möglich

Personelle Ausstattung inHochschulen

Relevanz Stabsstellen gering bis und durchfüh- keinerende Stellen

Aktivitäten hoch gering

Gefahrenpoten-tial für Beschäf-tigte

Relevanz gering bis hoch gering bis keines

Aktivitäten hoch keine

Umweltrelevanz und Aktivitäten

Aus der Übersicht folgt auch der Bedarf des Umwelt-schutzes seine Prioritäten selbst, also unabhängigvom Arbeitsschutz, zu setzen.

4.2.1 Informationssystem

Die bisher arbeitsplatzbezogen aufgebaute Inner-betriebliche Weiterbildung im BU erreicht jährlichmit ca. 20 Kursen etwa 300 Beschäftigte. Die Teil-nahme ist bisher freiwillig, bei BASF z. B. ist sie je-doch Pflicht für alle Beschäftigten. Der Vortragendeals zentraler Umweltschutzbeauftragter ist in der„Planungsgruppe Weiterbildung“ als Berater ver-treten. In den Kursen referieren die Umweltschutz-ingenieure, Beschäftigte und externe Fachkräfte. Indie arbeitsplatzbezogen konzipierten Kurse wird dasEnergiesparen integriert: „Umweltschutz im Chemie-labor, im Büro, in der Metallwerkstatt, im Photolabor,für Hausmeister sowie bei der Bauerstellung und -unterhaltung (Ökologische Baustoffe)“. Die Kursewerden von den Beschäftigten gut angenommen.Weiterbildung ist eine wesentliche Form, in Eigen-verantwortung die neuen Herausforderungen desUmweltschutzes zu bewältigen. Vom Umweltschutz-

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ingenieur werden Informationsmaterialien als Lose-blattsammlung Umweltschutz in schriftlicher undelektronischer Form im WWW herausgegeben. DieUniversitätszeitung „TU-Intern“, Plakate und Bro-schüren werden insbesondere für die Ansprache derStudierenden genutzt. Der Hochschultag Umweltbehandelte in zentralen und dezentralen Veranstal-tungen das Thema Umweltschutz in Forschung,Lehre und Betrieb.

Im Arbeitsschutzausschuß werden Themen desArbeitsschutzes und des BU behandelt. Im Arbeits-kreis Umwelt engagieren sich Beschäftigte. DerPersonalrat unterstützt den BU und hat dazu einemMitglied die Zuständigkeit gegeben. Fördern desumweltgerechten Verkehrs: Im ASTA arbeitet eineVerkehrs AG mit den ASTEn Berlins zur Einführungdes „Studierendenticket“. Ein Vizepräsident vertrittdie TU-Interessen, um das „Jobticket“ mit den ande-ren Berliner Hochschulen einzuführen. Der Aus-schuß für Verbesserungswesen erhält zuneh-mend Bedeutung als Instrument für umweltdienlicheInnovationen. Das persönliche Gespräch ist sehrwirksam, aber bei der Größe der Universität zu ar-beitsintensiv. Daher wird vorrangig mit Multiplikato-ren gearbeitet. Dies gilt auch für die regelmäßigstattfindenden Begehungen.

4.2.2 Organisation des Umweltmanagements

konzeptionell- Umweltschutz- Energiemanage-planend ingenieur ment als Teil des

Umweltmanage-ments

zentral-hinwirken Umweltschutz- gegenüber Nutzernund überwachen ingenieur und operativer

Abteilung

dezentral-hinwirken Dezentrale Umwelt- Verantwortungs-und Überwachen beauftragte bereich der

Einrichtung

operativ zentrale Abt. Bau- Betriebstechnischeund techn. Angele- Anlagen innerhalbgenheiten und außerhalb der

Gebäude

operativ Nutzer Geräte der For-schung und Lehre,Nutzung der Gebäudetechnik

In einer Pflichtenübertragung und einer Grundlagen-regelung „Pflichten und Verantwortung im betriebli-chen Umweltschutz“ wurden für die Personen Prä-sident, Kanzler, Führungskräfte/Hochschullehrende,Vorgesetzte, Mitarbeiter/innen, Beauftragte und Stu-dierende die jeweiligen Verantwortungen und Auf-gaben beschrieben .1)

Zum Beispiel trägt bei dem Betrieb der Gebäude dieBetriebstechnische Abteilung die Verantwortung fürden Stromverbrauch, der sich aus dem Zustand dertechnischen Anlagen ergibt. Intern tragen die ener-gieverbrauchenden Hochschullehrer die Verantwor-tung für den Energieverbrauch ihrer Beschäftigten,ihrer Geräte und ihre Nutzung der Gebäude. Derverantwortliche Hochschullehrer muß z. B. den be-auftragten Praktikumsassistenten kontrollieren. DemUmweltschutzingenieur obliegt die Pflicht der inter-nen Kontrolle und Aufklärung. Auswirkungen wirdeher eine bereichsbezogene Budgetierung vonStrom haben als die Pflichtenregelung.

Rundschreiben regeln innerbetrieblich. Sie sind2)

eine Argumentationshilfe für engagierte Beschäftig-te, setzen betriebliche Standards, vermitteln gesetzli-che Vorschriften und motivieren zum Handeln: Bis-herige Themen waren z. B. „Pflichten und Verant-wortung der TU-Mitglieder im BU“ , „Energiesparen-3)

des Heizen“ , „Dezentrale Umweltbeauftragte“ ,4) 5)

„Stromsparen im Büro“.

Seit Mai 1991 besteht ein bei dem Kanzler angesie-deltes zentrales Umweltschutzreferat. Darin arbei-ten zwei Umweltschutzingenieure inzwischen vorwie-gend in ihrer Stabsfunktion in allen Gebieten des BUund ein Mitarbeiter für die Sonderabfallbeseitigungder TUB. Eine Mitarbeiterin unterstützt sie inVerwaltungs- und Sekretariatstätigkeiten.

Die 205 Sicherheitsbeauftragten erhielten in der Re-gel zusätzlich die Funktion Dezentrale/r Umwelt-beauftragte/r (DUB) aufgeteilt in fünf Fachgruppen(siehe Tabelle). Diese werden vom Kanzler bestellt.Sie erhalten Weiterbildung im Rahmen des internenWeiterbildungsprogramms. Durch diese im Umwelt-schutz engagierten und qualifizierten Personen sollder Prozeß zu mehr BU intensiviert werden. DasUmweltmanagementsystem soll mit dem Ziel weiter-entwickelt werden, die internen und externen Vor-schriften einzuhalten, weitergehende Aktivitäten,insbesondere im präventiven Umweltschutz zu ver-stärken und den Verantwortlichen und Beschäftigtenmehr Unterstützung zu geben. Bisher nicht oderunterschiedlich geregelte Funktionen sollen so ge-bündelt und effizienter werden.

Die DUB sollen für die verantwortlichen Führungs-kräfte bzw. die Vorgesetzten und die Beschäftigten

Einsehbar im Internet: Einsehbar im Internet:1)

http://www.tu-berlin.de/zuv/sdu/lbs/1a6.htm http://www.tu-berlin.de/zuv/IID/start.html

Einsehbar im Internet: 2)

http://www.tu-berlin.de/zuv/sdu/lbs/index.htm

Einsehbar im Internet:3)

http://www.tu-berlin.de/zuv/sdu/lbs/1a6.htm

Einsehbar im Internet:4)

http://www.tu-berlin.de/zuv/sdu/lbs/1c1.htm

5)

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beratend tätig und qualifizierte Ansprechperson sein Derzeit wird das Konzept zur Budgetierung durch einund diese und die Beschäftigten bei der Verbesse- Ingenieurbüro weiter ausgearbeitet, um über dierung des betrieblichen Umweltschutzes unterstüt- Einführung entscheiden zu können. zen. Sie arbeiten vor Ort und stellen die Verbindungzu anderen Beauftragten her. Sie beraten, initiieren,informieren und machen auf Mängel aufmerksam(Stabsfunktion). Das Durchführen von Umwelt-schutztätigkeiten bleibt jedoch weiterhin bei den je-weiligen Beschäftigten, die selbständig den Umwelt-schutz in ihr Handeln am Arbeitsplatz integrieren(Linienfunktion).

Die DUB sind in ihrem Bereich für alle Themen zu-ständig, die für den betrieblichen Umweltschutz derTUB von Bedeutung sind. Die DUB sind verpflichtet,sich durch Teilnahme an den unten genanntenSchulungen zu qualifizieren sowie aktiv tätig zu seinund entdeckte Mängel den Vorgesetzten und denzentralen Umweltschutzingenieuren zu melden, so-fern der Mangel nicht durch Hinwirken auf die Zu-ständigen abgestellt werden kann. Die DUB habenkeine Weisungsbefugnis.

DUB-Fachgruppe Herkunft

1. Geisteswissen- Geisteswissenschaften, schaften/Büro/EDV Verwaltung, Informatik

2. Chemie Chemielabors, Verfahrenstechnik,Umwelttechnik, Biologie u.ä.

3. Physikalische und Physik, Mechanik, Metallfor-mech. Labors schung, Bauwesen, Geowissen-

schaften, Bodenkunde u.ä.,

4. Werkstätten Maschinenbau, Elektrotechnik,Werkstätten: Metall, Holz, Kunst-stoff, Elektro

5. Betriebstechnik Gebäudemaschinisten, Hausmeister, Pförtner, Gärtner

Die DUB nehmen im Rahmen des TU-Weiter-bildungsangebotes an zwei Grundkursen „Die Tätig-keit von DUB“ und „Büroökologie, -Technik“, einemFachkurs der jeweiligen Gruppe z.B. „Umweltschutzim Chemielabor“ und an einem jährlichen Vertie-fungskurs als moderierter Austausch in ihrer Fach-gruppe teil. Empfohlen wird die Teilnahme an einemKurs „Kommunikations- und Gesprächstraining“.

Durch das zentrale Bezahlen der Energierechnun-gen, pflegen die Hochschulen stromseitig vor Orteinen „Garten Eden“, der nicht mehr zeitgemäß ist.Es ist beabsichtigt, durch das Budgetieren vonStrom das Verursacherprinzip einzuführen. Dazusind wieder Stromzähler in Gebäuden gesetzt wor-den. Diese wurden in den siebziger Jahren aus „ra-tionellen Gründen“ demontiert. Zwei vom Autor in-itiierte und betreute Diplomarbeiten haben ein detail-liertes Konzept und nutzungsartenbezogene Kenn-ziffern erarbeitet.

4.3 Umweltbetriebsprüfung

Jedes Mitglied der TUB ist an seinem Arbeitsplatzzur Praxis des BU verpflichtet, die Führungskräftetragen die Organisationsverantwortung im BU fürihren Bereich und müssen die Durchführung des BUsoweit überwachen wie dies zum Einhalten derSparvorgaben erforderlich ist.

Eine wiederholte Überwachung durch Begehungenvon Instituten, Werkstätten und Fachgebieten durchdie zentralen Beauftragten kann nur stichprobenartiggeschehen. Das Erstellen von Mängelberichten, dasBeraten und Verfolgen der Mängel bis zur Beseiti-gung ist sehr arbeitsintensiv. Die Dezentralen Um-weltbeauftragten sollen die permanente Prüfung vorOrt anstreben. Das Kuratorium der TU verlangt re-gelmäßig Berichte über BU und stellt Forderungen.

In der TUB baut und betreibt die Abt. für Bau- undtechnische Angelegenheiten die Gebäude und tech-nischen Anlagen. Demnach ist auch sie zur Realisie-rung der Stromsparpotentiale verpflichtet. Der Zen-trale Umweltschutzingenieur übt seine Überwa-chungsfunktion auch gegenüber der Abteilung aus.Er veranlaßt und betreut Studien- und Diplomarbei-ten, die z. B. Gebäude auf Energiesparpotentialeuntersuchen und regt Contracting an.

4.4 Ziele im Umweltschutz

Ziel ist die Integration des BU, also auch des Ener-giesparens, in jeden Arbeitsplatz. Das Einhalten dergesetzlichen Anforderungen ist selbstverständlich.Darüber hinaus werden Maßnahmen entsprechendihrer Wirtschaftlichkeit und im Rahmen der verfüg-baren Mittel verfolgt.

Ziele im Umweltschutz werden für Teilbereiche der-zeit diskutiert in fixierter Form als Zielvereinbarun-gen zwischen Kanzler und seinen Abteilungen fürEnergie- und Wassereinsparungen und Abfallreduk-tion. Darin schlägt der Umweltschutzingenieur eineCO -Reduktion um 25 % im Zeitraum von 1990 bis22010 vor . Die Erarbeitung und Formulierung dar-6)

über hinausgehender Umweltziele und Programm-schritte, um diese zu erreichen, wird die Anwendungund Umsetzung des Öko-Audit-Verfahrens von Ver-waltung, Fachbereichen und Instituten fordern.

Orientiert an dem „Energiekonzept Berlin“ und dem6)

Reduktionsziel der Bundesregierung.

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Es wird darüber nachgedacht, weitere umweltbezo- nelle Dimension haben. Zum Einsparen von Perso-gene Betriebskosten zu dezentralisieren, um das nal bestehen gegensätzliche Interessen zwischenVerantwortungsprinzip auszubauen. Arbeitgeber und Personalvertretung.

4.5 Umwelterklärung

Der Bericht für das Kuratorium enthält Aussagen zuAktivitäten im Umweltschutz, in der Wissenschaftund im BU . Der Haushaltsbericht weist die Höhe7)

der Energiekosten aus.

5 Beispiele von Maßnahmen

5.1 Zentral

In 1995 wurde erstmals eine Titel „Energieeinspa-rung“ eingerichtet und mit 600 TDM für energiespa-rende Maßnahmen verwendet. Dieser speiste sich1995 aus 3 % der Gesamtenergiekosten und in1996 aus 6 %. Weiterhin wurde eine Studie zu einermöglichen Umstellung von Notstromaggregaten miteiner elektrischen Leistung von insgesamt 2,3 MWauf Kraft-Wärme-Kopplung durchgeführt. Für größe-re ausgewählte Aggregate wird (konservativ gerech-net) die Umstellung empfohlen.

5.2 Energiesparen in der Gebäudetechnik

Es wurden u. a. Gebäude mit Heizkörperthermo-staten, Fernwärme- und Stromzähler nachgerüstet.Einsparungen an Energie sollen zukünftig verstärktmit Hilfe der Gebäudeleittechnik erfolgen. Maß-nahmen hierzu sind zur Hochschulbauförderungbeim Bund angemeldet und befinden sich in derPlanungs- bzw. Vorbereitungsphase zur Durchfüh-rung.

Eine Betreibergesellschaft wurde für ein entspre-chendes Gebäudemanagement (Facility Manage-ment) für ein Gebäude beauftragt. Hierbei ist eineeffektivere Bewirtschaftung der Gebäude durch In-tegration von technischen Anlagen, insbesondereunter dem Aspekt ökologischer Energieeinsparungin den Bereichen Lüftungstechnische Systeme, Hei-zungssysteme, Klimatechnik und Optimierung derBetriebszeiten beabsichtigt. Nach einer Erprobungs-phase und positiven Ergebnissen sollen weitere Ge-bäude der TUB von Betreibergesellschaften bewirt-schaftet werden. Über den Einsatz von Contractingwird diskutiert: Welche Energiesparinvestitionenkann eine technische Abteilung, die den berlinspezi-fischen Vorteil hat, selbst zu bauen und Anlagen zubetreiben, jedoch nur beschränkt Finanzen zur Ver-fügung hat, selbst durchführten? Contracting kann,je nach Gestaltung des Vertrages, auch eine perso-

Anbieter fragen wiederholt an, um für eine Ange-botsabgabe kostenlos Grobanalysen zu erstellen.

5.3 Beispiele von Aktivitäten im Umweltmana-gement

Das Rundschreiben „Energiesparendes Heizen“ gibtunter Mitwirkung des Personalrates Raumtempera-turobergrenzen vor. Textauszug: „Nach der Hei-zungsanweisung als Grundlage und den Arbeitsstät-ten-Richtlinien als Vorgabe, sind in Büroräumen8)

Raumtemperaturen von 20°C, in Fluren und Trep-penhäusern 10 bis 15°C, in Werkstätten und Ver-suchshallen je nach Nutzung 12 bis 20°C, (12°C beischwerer körperlicher Arbeit), in Kraftfahrzeuggara-gen soweit beheizt 5°C, in Nebenräumen (Lagerräu-men) 15°C, in Pausen-, Liege-, Umkleide- und Sani-tätsräumen 21°C, in Waschräumen 21°C, in Wasch-räumen mit Duschen 24°C, in Toiletten 18°C und inTurn- und Gymnastikhallen 15 bis 18°C, bei Ver-anstaltungen wie Yoga, autogenes Training etc.21°C einzuhalten. Ein Überschreiten dieser Tempe-raturen um mehr als 2°C ist unbedingt zu vermei-den.“

Ein Rundschreiben als gestaltete Broschüre mitEnergiesparaufklebern zum „Stromsparen im Büro“ist geplant.

Bei Photokopierern wird geprüft, wann die integrier-te Sparfunktion eingesetzt werden kann (unregel-mäßig genutzt, Wartezeit akzeptiert) oder ein Zu-satzgerät, welches die Nutzung permanent auswer-tet und danach in Pausen abschaltet („Memo-switch“). Kopiergeräteaufsteller haben Interessegeäußert.

5.4 Umweltschutzingenieur

Die Erfahrungen mit der nachträglich erfolgten orga-nisatorische Unterordnung des Arbeitsbereiches„Umweltschutzingenieur“ unter die Leitung des zen-tralen Arbeitsschutzes zeigen den Bedarf nach derorganisatorischen Gleichstellung von Arbeits- undUmweltschutz. Unterschiedliche Arbeitskonzepte vordem Hintergrund der geringeren Regelungsdichte imUmweltschutz mit verschiedenen historischen Erfah-rungen (Arbeitsschutz ist eingeführt, rechtlich abge-sichert) erfordern bei der notwendigen Zusammen-arbeit eigene Arbeitsweisen und Strategien.

Obwohl bei der Einrichtung die personelle Ausstat-tung für die Stabsstelle Umweltschutzingenieur ver-

Einsehbar im Internet: 7)

http://www.tu-berlin.de/zuv/sdu/lbs/uwb/index.html Arbeitsstätten-Richtlinien, Teil II 6/1, 3, Nov. 19898)

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glichen mit den anderer Hochschulen vergleichs-weise gut war, mußten und müssen zahlreiche Auf-gaben liegen bleiben. Die verwaltungsseitig durchden Umweltbeauftragten mit durchzuführende Ent-sorgungstätigkeiten beanspruchen Arbeitskapazität.(Linienfunktion neben der Stabsfunktion). Mit mehrArbeitskapazität bei der zentralen Stelle wäre mehrBU möglich. Wertvoll ist die Bündelung des sog. „Si-cherheitsbezogenen“ und des „Ressourcenbezoge-nen Umweltschutzes“ in einer bei dem Kanzler an-gesiedelten Stabsstelle. Die von HIS vorgeschlage-ne Teilung und Ansiedlung in der Abt. Bau- undTechnische Angelegenheiten, also in dem zu über-wachenden Betriebsteil, würde eine Schwächungdes Umwelt- und damit auch Energiebeauftragtenbedeuten.

Der Aufbau des betrieblichen Umweltschutzes ineiner derartig großen technischen Universität alsGroßbetrieb mit der Umweltbelastung einer Klein-stadt ist eine langfristige Aufgabe. Die bisherige Ar-beit kann als erfolgreich angesehen werden.

6 Ausblick und Fragen

Eine „Projektwerkstatt“ als studentische Arbeitsgrup-pe ermittelt die präzisen Stromverbräuche und CO -2Emission der TU. Hochschulbezogene Energiekenn-ziffern sind erforderlich um die Entwicklung quantifi-zieren zu können. Diese sollen flächenbezogen sy-stematisch verschiedene Nutzungsarten und gebäu-deseitige Unterschiede erfassen sowie bundesweitHochschulen vergleichbar machen. Für das Energie-sparen müssen Standards erarbeitet und veröffent-licht werden, z. B.: Welche Digestorien dürfennachts durchlaufen? Wie sieht ein energiesparenderBetrieb von Digestorien aus? Für welche Räume isteine Klimatisierung zulässig? Ist das Nichtdurch-führen von Contracting haushaltsrechtlich zulässig,wenn große Sparpotentiale vorliegen?

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WÄRMEVERSORGUNG DER TU CLAUSTHAL

Dipl.-Ing. Manfred Göring, Stadtwerke Clausthal GmbH

Die TU Clausthal hat bis 1988/89 ein Heizwerk in betreffende Gebiet zu verlegen, was zusätzlicheEigenregie betrieben. Die erforderliche Heizleistung Kosten mit sich brachte.wurde mit drei Kesseln erzeugt und betrug seinerzeitca. 14 MW (thermisch). Dabei wurden im Jahres- Nachdem die Bedenken der Universität ausgeräumtdurchschnitt ca. 3,5 Mio. Liter Heizöl verfeuert. Die waren, konnte die Realisierung des Projekts begon-Stadtwerke als lokales Versorgungsunternehmen nen werden. Das Land Niedersachsen stellte einwaren sehr daran interessiert, die TU als Kunden zu Grundstück in Erbaupacht zur Verfügung. Das be-gewinnen. Anfangs ging es nur darum Erdgas zu stehende Heizwerk wurde von den Stadtwerken fürliefern, in Vorgesprächen mit dem Wirtschaftsmini- einen symbolischen Preis von einer Mark für einesterium in Hannover hatte sich dann aber herausge- festgelegte Zeit gepachtet. Neben dem alten Heiz-stellt, daß das Ministerium nicht abgeneigt war, die werk wurde ein stromgeführtes BHKW mit sechsWärmeversorgung der TU abzugeben, vor allem Motoren mit jeweils 460 kW elektrischer und ca. 700wenn die Versorgung wirtschaftlich und umweltscho- KW thermischer Leistung errichtet. Die relativ großenend mit einem BHKW durchgeführt werden könnte. Anzahl von sechs Motoren wurde gewählt, um beim

Vor Beginn der Planung war zunächst eine Reihe bare Stromspitze nicht zu stark absackt. Hinzu k-von Fragen zu klären. Der notwendige Vertrags- ommt, daß eine Staffelung oder Abstufung außer-abschluß mit der öffentlichen Hand brachte es mit dem sinnvoll sein kann, um die Anlage entsprechendsich, daß verschiedene Stellen zu beteiligen waren dem Wärmebedarf des Abnehmers und damit wirt-und dann auch Einfluß genommen haben. In diesem schaftlich, fahren zu können. Die Erfahrungen mitFall waren das die TU, das Land Niedersachen und dieser Konstellation waren bisher positiv. Bisher gabdie OFD. es nur sehr selten Ausfälle. Ein Ausfall während der

Seitens der TU war anfangs keine große Begeiste- Energiebversorgungsunternehmen problematisch,rung für den Vorschlag, den Betriebszweig „Wärme- da während dieses Zeitraums die Einnahmen amversorgung“ abzugeben, zu erkennen. Erst nach höchsten sind.langen Verhandlungen wurde ein Vertragsabschlußerreicht. Die TU verlangte eine Reihe von Maßnah- Versorgt werden neben der Universität noch Studen-men, die von den Stadtwerken durchzuführen wa- tenwohnheime (separater Anschluß) und seit 1989ren. Das alte Heizwerk (und auch das neue Block- ein Institut (CUTEC-Institut) auf einem ehemaligenheizkraftwerk – BHKW) lagen nur ca. 100 m von Kasernengelände.einem Studentenwohnheim entfernt. Das war, so-lange das Heizwerk von der TU betrieben wurde, In den letzten Jahren konnte das BHKW durch-unproblematisch, trotz der über 3 Mio. Liter Heizöl, schnittlich 5500 bis 6000 Stunden im Jahr über alledie jährlich verbraucht wurden. Als die Stadtwerke Motoren gefahren werden, was ein gutes Ergebnisden Betrieb übernehmen wollten, wurden strengere darstellt. Die Wärmespitze der TU liegt bei ca. 12Maßstäbe an die Abgasemissionen angelegt. Die MW. Da nur 4,2 MW über die Motoren abgefahrenStadwerke mußten sich verpflichten, den Schad- werden müssen, decken diese sowohl im Winter alsstoffausstoß auf ca. 50 % der nach der TA-Luft zu- auch im Sommer die Grundlast ab, so daß ein wirt-lässigen Werte zu beschränken, also z. B. 250 - 300 schaftlicher Betrieb erreicht wird. Das Wärmeversor-mg NO /t. Hinzu kam, aufgrund der Lage des Heiz- gungsnetz der TU weist noch eine Besonderheit auf.xwerkes in der Nähe der Studentenwohnheime, noch Bei der Errichtung des Netzes in den 60iger Jahrendie zu berücksichtigende Lärmbelästigung. Die spielte die Energieeinsparung überhaupt keine RolleStadtwerke wurden verpflichtet einen Geräuschpe- (seinerzeit kostete Heizöl 9 Pfg./Liter). So wurdegel von max. 35 dB(A) im Abstand von einem Meter damals die Wärmeversorgung mit Vorlauftemperatu-zum nächsten Fenster, zumindest in den Nachtstun- ren von über 150°C konzipiert. Die dadurch beding-den, einzuhalten. Tagsüber war die Lärmfrage un- ten hohen Energieverluste waren deutlich im Winterproblematisch, was jedoch kurioserweise hinzukam, zu beobachten: überall dort, wo die Fernwärmetras-waren Bedenken des nicht weit vom Heizwerk lie- se verlief, waren Schnee bzw. Eis weggetaut. Durchgenden Geophysikalischen Instituts. Dort wurde be- geeignete Maßnahmen an den Fernwärme-Unter-fürchtet, daß Erschütterungen im Zusammenhang stationen konnte in den Folgejahren, nachdem diemit dem Betrieb der BHKW-Motoren, zu Fehlern bei Stadtwerke die Versorgung übernommen hatten, dieseismologischen Messungen führen könnten. Glück- Vorlauftemperatur auf weniger als 130°C verringertlicherweise gab es eine Möglichkeit die seismologi- werden. Diese Maßnahme kam – neben dem Effektschen Messungen weit außerhalb in einem Wald- weiterer Energieeinsparungen – auch dem Betriebs-gebiet durchzuführen. Allerdings mußten die Stadt- verhalten des BHKW entgegen, da dort maximalwerke sich verpflichten, eine Stromzuleitung in das 110°C an Vorlauftemperatur zur Verfügung stehen.

Ausfall eines Motors sicher zu sein, daß die verfüg-

Spitzenzeiten des Energieverbrauchs wäre für das

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8

Die fehlende Differenz wird mit Hilfe von zusätzli- gieeinsparung auch in der starken Reduktion derchen Heizkesseln erzeugt. Zur Zeit ist die TU dabei Schadstoffemissionen zu sehen ist. Durch die Um-bzw. strebt als Fernziel an, die Vorlauftemperatur stellung von leichtem Heizöl auf Erdgas und denauf 110°C zu reduzieren. hohen Anlagenwirkungsgrad wurden der CO -Aus-

Das Fernwärmenetz selbst ist weiterhin im Besitz der Ausstoß an SO stark reduziert. der TU. Dafür sprach u. a. die besondere Fahrweise.Nach Ende der regulären Dienstzeit, also nach 18Uhr und am Wochenende generell, wird die Vorlauf-temperatur im Netz abgesenkt. Die Stadtwerke ha-ben keinen Einfluß auf die Fahrweise des Netzes.

Die TU profitiert vor allem von der Absenkung derVorlauftemperatur auf 130°C, die, infolge der gerin-geren Wärmeverluste, zu Energieeinsparungen ge-führt hat. Hinzu kommt, daß das Netz mit gleitenderVorlauftemperatur – in Abhängigkeit von der Außen-temperatur – gefahren wird. Für den Betreiber er-geben sich Einsparungen durch die kombinierte Er-zeugung von Strom und Wärme. Der Wirkungsgradder Anlage beträgt ab Ausgang Heizwerk 85–86%(35% bei der Stromerzeugung und 50–51% bei derWärmeerzeugung). Für die TU schlägt sich dies ineinem – so die Auffassung der Stadtwerke – gün-stigen Fernwärmepreis nieder. Der Fernwärmepreis war seinerzeit ein entscheiden-der Punkt der Verhandlungen zwischen Stadtwerkenund TU. Bedingung der TU war, daß die Kosten derWärmeerzeugung durch das TU-eigene Heizwerknicht überschritten werden durften (Personalkosten,Strom- und Betriebskosten für den Betrieb des Heiz-werkes). Die Fixkosten wurden zur Ermittlung einesJahresgrundpreises verwendet und der Arbeitspreiswurde nach dem Heizöleinsatz in den Kesseln be-messen (117 l Heizöl/MWh). Hinzugekommen istnoch eine Preisgleitklausel. Der Vorteil für das Landliegt natürlich in erster Linie bei den vermiedenenInstandhaltungskosten und den Kosten für die sonsterforderliche Erneuerung des Heizwerks sowie denUnterhaltungskosten. Insgesamt gesehen ist diegrößte Kosteneinsparung beim Land Niedersach-sen erreicht worden. Das Personal des ehemaligenHeizwerkes blieb bei der Universität Clausthal. Dortgab es einen großen Bedarf im Bereich der Be-triebstechnik.

Verfügt die Hochschule über ein Budget aus demalle laufenden Kosten bezahlt werden müssen, kannsich die Realisierung der beschriebenen Maßnah-men schwierig gestalten. In diesem Fall erhöhensich die laufenden Kosten – zum Nachteil der Hoch-schule, während sich die Investitionskosten – zumVorteil des Landes – verringern. Die Maßnahme fürdie Hochschule uninteressant, wenn die Kosten fürden Fremd-Energiebezug, die auch kalkulatorischeKosten enthalten müssen, höher liegen als die -Brennstoffkosten, die bei der Eigenversorgung durchdie Hochschule aufgewendet werden mußten.

Zusammenfassend ist aber zu sagen, daß der Vor-teil der BHKW-Lösung in Clausthal neben der Ener-

2stoß, die NO -Emissionen und vor allen Dingen auchx

2

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9

Abb. 1

DAS ENERGIEKONZEPT DER TH DARMSTADT – STAND UND PERSPEKTIVEN

Dipl.-Phys. Michael Nitze, Energiebeauftragter an der Technischen Hochschule Darmstadt

1 Einleitung, Statistik

Die Technische Hochschule Darmstadt (THD) wirdüber ein zentrales Heizkraftwerk zu fast 100% mitFernwärme versorgt. Über die Wärme-Kraft-Kopp-lung wird ca. 1/3 des Stromverbrauchs erzeugt; dierestlichen 2/3 werden vom örtlichen EVU (HEAG)bezogen.

Mit Beginn der Arbeiten zum Energiekonzept (Okt.1986) waren der Energieeinsatz im Heizkraftwerksowie Stromabgabe (ca. 36.000 MWh/a) und Wärme-abgabe (ca. 91.000 MWh/a) ins Netz der THD be-kannt. Diese „feinste“ Auflösung der Kostenströmestellt einen Wert von ca. 9,5 Mio. DM Betriebsmittel-kosten dar. Anders ausgedrückt: Die kleinste Abrech-nungseinheit betrug ca. 300.000 m² als Summe der

beheizten Fläche (vgl. Wohnung mit ca. 80 ...100 m²).

In Abbildung 1 sind symbolisch die drei Versor-gungsbereiche TH-Innenstadt, TH-Lichtwiese undangeschlossene Fremdbezieher aufgeführt.

Das Energiekonzept verfeinert die Auflösung der1)

Energieströme bis auf einzelne Bauteilflächen unterBenennung von Sanierungsmaßnahmen mit Angabeder Sanierungskosten, Einsparpotentialen und Kom-fortverbesserungen (= in der Regel Erreichen derRaumqualitätsstandards).

2 Bestehende Gebäude

2.1 Heizenergiebilanz

Für die THD-Gebäude (Wärmeanschlußwert > 100kW) wurden die Heizenergiebilanzen nach SIA 380/1erstellt (SIA mittlerweile in Leitfaden Gebäudepla-nung u.a. für Hessen übernommen). Über die Er-2)

mittlung der Bauteilflächen, bauphysikalischen

Herausgeber des Endberichts: Hess. Ministerium für1)

Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit; BereichUmwelt, Energie Referat Öffentlichkeitsarbeit Postfach3109, 65021 Wiesbaden ´94 oder ggf. in Kopie beimEnergiebeauftragten THD gegen Unkostenerstattung

Herausgeber des „Leitfaden Energiebewußte Gebäudepla-2)

nung“: Hess. Ministerium für Umwelt, Energie, Jugend,Familie und Gesundheit; Bereich Umwelt, Energie ReferatÖffentlichkeitsarbeit Postfach 3109, 65021 Wiesbaden ´93

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(7,1%) Org. Chemie(5,0%) Maschinenbau Gebäude/HRZ

(4,2%) Architektur

(3,4%) Mensa Stadt

(80,3%) restliche 131 Gebäude

THD WÄRME-Verbräuche 1993

Werte in MWh/a // Energiebeauftragter THD Juni ´94

10

Abb. 2

Kennwerte, Haustechnik, Nutzungsprofile wurden technischen Gegebenheiten wurden für die größtenneben dem Ist-Zustand Sanierungsvarianten be- Gebäude Steckbriefe erstellt. Darauf aufbauend sindrechnet. Als Beispiel sei das Gebäude der Organi- Sanierungshandbücher mit den anstehenden Maß-schen Chemie gezeigt: nahmen und deren energetischen und finanziellen

Kennwerte:EBF (Energiebezugsfläche) 13.611 m²Heizenergiebedarf 375 kWh/m²*aWärmeverluste:Fenster 21,4 %Lüftung (nat. u. mech.) 68,3 %Dach 1,3 %Wand 7,7 %Boden 1,4 %

Die prozentualen Anteile der Verluste ergeben hiereindeutige Ansatzpunkte für Sanierungen im Gebäu- In der Detailarbeit darf das übergeordnete Ziel desde. Wichtig ist dabei, daß mit Beginn der Arbeiten Energiemanagements des gesamten Gebäudebe-nicht alle erforderlichen Daten hinreichend genau standes nicht aus den Augen verloren werden. Ge-bekannt sind, daher Plausibilitätskontrollen bzw. -an- rade im universitären Bereich mit einem von dernahmen (z. B. Laufzeiten von Lüftungsanlagen in Verwaltung unabhängigen Bereich der Forschungs-Labors) durchgeführt werden müssen: diese sind aktivitäten können sich Schwerpunkte schnell verla-wichtiger als eine zeitlich zu aufwendige flächendek- gern.kende Datensammlung (– für Gebäude hoher Priori-tät werden die Daten dann de-taillierter erhoben). Falls sichdaraus markante Abweichun-gen zu den gemachten Annah-men ergeben, sind erhaltenetechnische Angaben falsch,technische Anlagen defekt,Nutzeraussagen unzuverlässigoder Faktoren, deren Wert denUmsatz an Betriebsmitteln„normalerweise“ nur geringbeeinflussen, zu ungenauangenommen/angesetzt.

Gleichzeitig durchgeführteMessungen im Bereich derhaustechnischen Anlagen unddavon versorgten Räumen (einDatenlogger ist dabei das erste Handwerkszeug des Die Plausibilitätskontrollen müssen neben der Erfas-Energiebeauftragten) ergeben Charakteristika der sung von Großverbrauchern mit Zählern immer wie-Wärme- und Stromleistungsverläufe sowie energeti- der aktuell geführt werden: Für die Wärmeversor-sche Verbesserungsmöglichkeiten unter Einbezie- gung ergibt die Wärmeabgabe Kraftwerk verminderthung von anstehenden Bauunterhaltungsmaßnah- um die Verluste des Fernwärmenetzes die Summemen. Festgestellt wurden: der Heizenergieverbrauchszahlen der Gebäude (Bi-

C überdimensionierte Förderpumpen- zu geringeTemperaturspreizungen im Vor- und Rücklauf Abbildung 2 zeigt die Verhältnisse der absolutendes Fernheiznetzes. Wärmeverbräuche mit abgesetzten 4 Gebäuden.

C Permanente Stromlasten ohne erkennbare Diese 4 von ca. 135 (!) setzen ca. 20% des Wärme-Schalthandlungen der Nutzer auch an Feier- oder verbrauchs um. Bautätigkeiten in diesen GebäudenFerientagen (Spitzenlastreduktionspotentiale). in Folge von Neuberufungen, notwendig geworde-

C Unterheizung bestimmter Räume. nen Bauunterhaltungen, Anschaffungen z.B. ausC Wärmebrücken (besser: Kältebrücken) der Fas- Haushaltstiteln ATG 71 (Allgemeines Technisches

sade. Gerät) oder Großgeräten aus HBFG-Mitteln müssenC Nicht angepaßte Energiedienstleistungen. den/die Energiebeauftragten in Alarm versetzen, um

An Hand der Energiebilanz des Gebäudes (=2. steuernd eingreifen zu können.Handwerkszeug des Energiebeauftragten) und den

Auswirkungen verfaßt worden.

Diese bilden seither den Daten- und Maßnahmen-bestand des Energiebeauftragten, auf den immerwieder (schnell) und treffsicher im Bedarfsfall, z.B.bei kurzfristig anfallenden BU-Maßnahmen oderumfangreichen Sanierungen sowie Neubauplanun-gen zurückgegriffen werden kann.

2.2 Prioritäten für Sanierungen

lanz entsprechend für Strom und Wasser).

im teilweise weitverzweigten Ablauf des Verfahrens

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(10,9%) Maschinenbau Gebäude / HRZ

(10,6%) HKW

(8,5%) Materialprüfungsanstalt

(6,9%) Kernphysik (Strom nur teilw e ise)

(6,2%) Org. Chemie

(57,0%) restliche 130 Gebäude

THD STROM-Verbräuche 1993

Werte in MWh/a // Energiebeauftragter THD Juni ´94

0

500

1000

1500

2000

2500

ABSOLUTER VERBRAUCH KLIMABEREINIGTER VERBRAUCH

MW

h/Ja

hr

1987 ´88 ´89 ´90 ´91 ´92 ´93 ´94 1987 ´88 ´89 ´90 ´91 ´92 ´93 ´94

HEIZGRUPPE LÜFTUNGSGRUPPE

AudiMax & Hauptverwaltung (1212)FERNWÄRME - Jahresbedarf / Energiebeauftragter THD

11

Abb. 3

Abb. 4

Beim Strombedarf beträgt der Anteil von 5 (der 135) Zu erwähnen ist, daß die Fassade aufgrund vonGebäude allein 45 % (siehe Abbildung 3). Allein die Betonschäden erneuert wurde (Vorgehängte Fassa-Darstellung und Diskussion unter Einbeziehung der de, ca. 4 Mio. DM Gesamtkosten). Dabei wurdenNutzer erbringt Betriebsmittel sparende Verbesse- auch Dämmaßnahmen ausgeführt. Eine Ver-rungen. Durch das Aufzeigen der hohen Priorität brauchsänderung der statischen Heizenergie (Heiz-wird der Betriebsmittelverbrauch als zusätzliches gruppe) von 1990 auf 1991 außerhalb der normalenKriterium in Investitionsentscheidungen implemen- Schwankungsbreite ist nicht abzulesen. Wenn auchtiert z. B. für Großrechner Gigaflops pro Sekunde die Dämmaßnahme, gemessen an den Gesamt-(Rechenleistung) und MWh pro Jahr (Energiever- kosten geringen Anteil hat, wird über die Standzeit

brauch). Diese Projektarbeit erfordert Kommunika- möglich gewesen, im Rahmen der Planung einestion der beteiligten Fachexperten (interdisziplinäre DDC-systems, mit wenig technischem Aufwand eineZusammenarbeit) mit dem Ziel eines von allen Sei- zufriedenstellende Lösung zu finden. Ein weitererten tragbaren Ergebnisses. Nutzen ist, daß durch Darstellung des Effekts eine

2.3 Erfolgskontrolle

Unerläßlich für die Arbeit ist die Erfolgskontrolle.Dabei sind neben der Nachkalkulation der Kosten(Ermittlung bzw. Festigung von spezifischen Preisenfür spätere Projekte) die tatsächliche Energieein-sparung mit der Prognose zu vergleichen. Verände-rungen der Bedingungen für die Nutzer sind ebensozu ermitteln wie für das Bedienungspersonal derTechnischen Dienste.

In Abbildung 4 sind die jährlichen Energieverbräuchedes Gebäudekomplexes AudiMax-Hörsäle undHauptverwaltung in absoluten und klimabereinigtenWerten aufgetragen (Die ersteganzjährige Messung liegt erstab 1990 vor). Die 11 Lüftungs-anlagen in diesem Gebäude-komplex stellen mit ca. 1.100MWh/Jahr eine der größten Lüf-tungswärmeverbraucher derTHD dar (Strom sei zur Klärungdes Prinzips hier außen vor ge-lassen).

Dargestellt sind die Verbrauchs-werte der statischen Heizung(Heizgruppe) sowie der mecha-nischen Lüftungsanlagen (Lüf-tungsgruppe) der Jahre 1990bis 1994.

der neuen Fassade auch langenichts mehr verbessert werdenkönnen.

Die Schwankungen im Bereichder Lüftung rühren von (ver-anlaßten) organisatorischenÄnderungen her: die Lüftungs-anlagen wurden nutzungsange-paßter geschaltet (Laufzeit und2-stufige Luftmenge nach Au-genschein des aktuellen Beset-zungsgrades). Dieser Effekt istdurch einen Personalwechselverloren gegangen, gleichwohlist es mit diesen Erfahrungen

Verifizierung der prinzipiellen Möglichkeit einer Ener-gieeinsparung ohne Komfortverlust bei „Geldgeber“(Haushalt), interner Bauabteilung, Betriebsdiensten,Bedienpersonal und Hochschulleitung erfolgte.Durch den Vergleich mit der (energie-effektlosen)teueren Maßnahme an der Fassade ist auch dieEinsicht der Notwendigkeit einer Koordinierung undSteuerung gewachsen. Intern entstand infolge derdurchgeführten Maßnahmen für den Energiebeauf-tragten und die Bereiche Bauunterhaltung, Haushaltsowie für den Nutzer die praktische Erfahrung einerProjektbearbeitung (statt Mittelverwaltung).

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0

50

100

150

200

Zielwert 60Grenzwert 85

kWh/

m2*

a

TH Biol. (´72) 1. 2. 27.10.93

2.11.93m WRG

Fen 2,0 11.1.94

9.5.961.11.96

Hess.Leitfaden

Boden Wand Fenster Dach

nat.Lüftung Transm. mech. Lüftung

Heizenergiebilanz Neubau Materialwissenschaften"Nullgebäude" und Planungsprozeß

Bauteilkennwerte 1. aus WSVO´82; 2. WSVO(neu) ́ 96

12

Abb. 5

2.4 Hemmnisse und derenBewältigung

2.4.1 Technische Probleme

Problem: Veränderungen vonTeilen der gesamten Anlagekönnen anfangs zu nicht abge-stimmten Gesamtlösungen füh-ren.Lösung: Gesamtkonzept vor-her ausarbeiten und in Teil-schritten als langfristiges Zielvorgeben.

2.4.2 Geldmittel

Problem: Die Aufteilung der öffentlichen Mittel inHaushaltstitel führt zu nicht abgestimmtemAusgaben- und Investitionsverhalten („Dezemberfie-ber“).Lösung: Über das Instrument des Globalhaushalteswird ein ergebnisorientiertes Handeln ermöglicht(„Erwirtschaftung von eingesparten Betriebsmittel-kosten“).

2.4.3 Planungszeit

Problem: Die Planungszeiten weren möglichst kurzgehalten, um nach Baufreigabe möglichst schnellmit dem Bau beginnen zu können.Lösung: Die Betrachtung einer möglichen Reduk-tion der Betriebskosten über die Lebensdauer desGebäudes rechtfertigt verlängerte Planungszeitenum die spezielle Maßnahme in das Gesamtkonzeptzu implementieren.

2.4.4 Folgerungen

Die einzelnen Phasen der Planung, der Errichtung,der Versorgung, des Betriebes und der Nutzung, derEntsorgung eines Gebäudes sind als Einheit zu be-trachten. Nur dann ergibet sich ein für alle Stoffströ-me minimierter Umsatz.

3 Neubau TH-Gebäude

3.1 Betriebsmittelverbräuche

Neben der Sanierung des Bestandes ist die Neubau-konzeption ein wichtiges Betätigungsfeld des Ener-giebeauftragten. Bezogen auf die Lebensdauer ei-nes Gebäudes werden in der kurzen Bauphase dieGrundsteine für die späteren Betriebsmittelverbräu-che gelegt.

Für den Neubau Materialwissenschaften seien derProzeß und die Ergebnisse kurz skizziert: Abbildung5 zeigt den Wandel der Energiebilanz. Als ersteswurde ein bestehendes Gebäude der THD mit etwagleicher Haupt- und Nebennutzflächen in den Fassa-denkennwerten mit den 1993 gültigen Anforderun-gen der Wärmeschutzverordnung (WSVO ´82) mo-difiziert (1.), was die Bilanz für das „NullgebäudeMaterialwissenschaften“ ergab.

Die Werte der Energiebilanz mit dem damals nochdiskutierten Referentenentwurf für die neue WSVO´96 zeigt (2.). Deutlich zeichnet sich der Wärmebe-darf der mechanischen Lüftungsanlagen als größterAnteil ab, der auch nach dem Referentenentwurf(WSVO ist ein Kennzahlverfahren, keine echte Bi-lanz!) kaum Änderung erfährt (Luftwechsel ist imNachweisverfahren WSVO mit 0,8 je h anzusetzen).Die Energiebilanz zeigt hingegen Prioritäten.

Für den Neubau wurde ein integrierter Architektenund Technik-Wettbewerb ausgelobt. Durch die Null-bilanz wurde die Lüftung für den Wettbewerb alsProblemfeld erkannt (weiterer Brennpunkt war dieKühlung). In dem ausgeführten Neubau konnte trotzKostendeckel die Investition im Hinblick auf niedrigeFolgekosten gezielt gelenkt werden, so daß dieschärferen Anforderungen des Hessischen Leitfa-dens (siehe Fußnote 2 auf Seite3) erfüllt wurden.Den Planungsprozeß mit Investitionsverschiebungenaufgrund der Überschreitung des Kostendeckelszeigen die Energiebilanzen 27.10.93 bis 3.5.96 (s.Abb. oben). Die Werte 1.11.96 stellen die Ausfüh-rung dar.

Den resultierenden Wärmeverbrauch je m² beheizteFläche im Vergleich zum Bestand der TH-Gebäudezeigt Abbildung 6.

Die Schritte zur Energieoptimierung enthalten nebender direkten Beteiligung des Energiebeauftragtenauch das Einbeziehen des zukünfigen Nutzers i.e.des Fachbereichs.

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0

200

400

600

800

Hei

zene

rgie

beda

rf in

kW

h/m

²*a

T H D G e b ä u d e - B e s t a n d // M

Transmission (incl.natürliche Lüftung) Mechanische Lüftung

Heizenergiebedarf THD-GebäudeSpezifischer Mittelwert THD: 198 kWh/m²*a

M : Neubau (im Bau) Materialwissenschaften unter Beteiligung Energiebeauftragter

0

20

40

60

80

MW

Br

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000

Gasturbine(n) großer Kessel kleine Kessel

BrennstoffeinsatzEnergiebeauftragter THD // Version: Zuwachs+HKWsan

13

Abb. 6

Abb. 7

4 Massnahmen Versorgungs-Anlagen

4.1 Neukonzeption Kraftwerk (und Verbesse-rung Verteilnetz)

Neben der Energiekonzeption der Gebäude im Sin-ne einer Minimierung der Betriebsmittelumsätze istauch der Bereich der Versorgungsanlagen zu be-trachten. Im Falle der THD, mit einem schon beste-henden Kraftwerk zur Wärme und Stromerzeugung,bedeutet dies, eine Optimierung dieser Versor-gungseinrichtung zu erreichen.

Für die THD besteht diese darin, den Deckungsgrad

an eigenerzeugtem Strom durch zusätzliche Installa-tion einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage kleinerLeistung zu erhöhen. Diese soll(te) durch eine (Wär-meverbrauchende) Absorptionskälteanlage ergänztwerden. Durch die damit zu erreichende ganzjährigeWärmeabnahme wäre der THD ein verminderterPrimärenergieeinsatz sowie verminderter Schad-stoffausstoß bei günstigerer Wirtschaftlichkeit zu-zuordnen.

Da Erzeugungsanlagen und Ge-bäude von der THD selbst betrie-ben werden, sind zudem Betriebs-optimierungen des Gesamt-systems möglich (z. B. Vermei-dung von Lastspitzen in den Ge-bäuden, um die notwendige Lei-stung der Spitzenversorgungsanla-gen zu minimieren).

Die Betriebsweise (derzeit noch imVorplanungsstand!) nach Zu-bau/Sanierung des Kraftwerkeszeigt Abbildung 7 an Hand derJahresdauerlinie Brennstoffeinsatzmit Deckungsgraden der Erzeu-gungsanlagen im Kraftwerk.

Dargestellt ist die Variante einer maximalen Strom-erzeugung ohne Stromrückspeisung ins öffentli-che Netz.

Als Bindeglied zwischen Erzeugungsanlage undGebäude ist das Verteilnetz ebenso zu berücksichti-gen. Als typische Maßnahmen aus dem BereichWärme sind Absenkung der Rücklauftemperaturenim Fernheiznetz, Verringerung der Umwälzmenge(Stromeinsparung) und Umstellung des zum Teilnoch vorhandenen Dampfnetzes auf Warmwasser-Fernwärme zu nennen.

4.2 Brauchwasseranlage

Auch im Bereich der Wasserversorgung sind ökolo-gische und ökonomische Verbesse-rungen erreicht worden: Vorhande-nes, abfließendes Drainage- undRegenwasser (für das Kanalgebührzu entrichten ist) wird über dieBrauchwasser-Anlage aufbereitet3)

und in ein separates Brauchwasser-netz der THD-Lichtwiese einge-speist.

Versorgt werden Toiletten, Kühltür-me, Labors und die Kühlung vonMaschinen sofern keine geschlosse-nen Kreisläufe bestehen.

Neben dem Effekt der Einsparungvon wertvollem Trinkwasser (ca. 70.000 m³ pro Jahr)arbeitet die Anlage u. a. auch wegen der hohenTrink- und Abwassergebühr in Darmstadt von ca. 14DM/m³ wirtschaftlich.

„Brauchwasser für die THD“; Herausgeber : Der3)

Präsident der TH Darmstadt, März 1994.

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0

200

400

600

800

1.00

0 M

Wh/

a bz

w. c

bm/J

ahr

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

Fernwärme an Gebäude 2) Stromverbrauch THDTrinkwasser Brauchwasser

THD Verbrauchsmengenhier: Strom / Heizstoffe / Wasser

abJuli 93 Brauchw assernutzung

0%

100%

200%

300%

400%

500%

Heizung

Strom

Wasser

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

Heizung Kosten je kWh Strom Kosten je kWh Wasser Kosten je cbm

THD BezugspreiseEntw icklung der spezifischen Preise (1986 =: 100%)

0

2

4

6

8

10

12

14

Mill

ione

n D

M

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

Heiz(=Brenn)stoffe an HKW Strombezug HEAG

Wasser/Abw asser

THD IST-Ausgaben für Hausbewirtschaftunghier: Strom / Heizstoffe / Wasser

14

Abb. 8

Abb. 9 Abb. 10

Zudem ist das Bewußtsein für den Wasserkreislaufweiter sensibilisiert worden: Verunreinigungen füh-ren zu Störmeldungen in der Anlage bzw. würdenüber das Brauchwasser wieder zum Nutzer gelan-gen. Bei Ausfall auf Grund von Verunreinigung istder Verursacher örtlich besser eingrenzbar.

5 Auswirkungen auf den Betriebs-mittelumsatz

5.1 Wärme-, Strom- und Wasserverbrauch

Als Schlußbetrachtung vieler kleinerer Maßnahmen,Verbesserungen und Aktivitäten dienen drei Abbil-dungen, die zugleich die „Fieberkurven“ des Erfolgesdarstellen.

In der Abbildung 8 sind die Betriebsmittelverbräucheals Summe gezeigt. Aufgelöst sind die BereicheWärme (Tendenz: konstante Verbrauchswerte beisteigenden Anschlußwerten), Strom (Tendenz: fal-lende Verbrauchswerte), Trinkwasser (Tendenz:stark fallend; Verbrauchshalbierung innerhalb von 8Jahren) sowie Brauchwasser (Lieferung ins Brauch-wassernetz seit Juli 1993).

Die Reihenfolge bzw. Prioritäten werden dabei deut-lich: Verbrauchsreduktion d. h. Umsatz an Betriebs-mitteln auf vergleichsweise geringe Werte senkenund dann Ersatz der verbleibenden Mengen durch

angepaßte Versorgungsmittel her-beiführen. (Gilt für Brauchwasserstatt Trinkwasser sowie für Nieder-temperaturwärme statt Dampf ,Wärme statt Strom, Strom ausKraft-Wärme-Kopplung anstattStrom aus Kondensationskraftwer-ken, usw.)

5.2 Spezifische Preise

Die spezifischen Preise der Be-triebsmittelkosten verändern sichim Laufe der Jahre. Für das Trink-wasser einschließlich Abwasser-gebühr ergeben sich Kostensteige-rungen auf fast 300% in 8 Jahren.

Die Mengen (Strom, Trinkwasser, Wärme, Brauch-wasser, Stickstoff,...) bilden die Datenbasis. AusGründen der Ressourcenschonung sind deren Um-sätze zu vermindern. Werden diese mit den spezi-fischen Preise (siehe Abbildung 9, nur Betriebsmittelbetrachtet) multipliziert, so ergeben sich resultieren-den Energiekosten.

5.3 Energiekosten

Die Ausgabenbilanz zeigt, daß die Einsparungengrößer waren als der Anstieg der spezifischen Prei-se, was zur Kostenstabilisierung bzw. zum leichtenAusgabenrückgang führte.In den letzten Jahren erfolgten seitens des LandesHessen Kürzungen der Haushaltstitel. Über den Mo-dellversuch Globalhaushalt wurde zugestanden, daßdie Kürzungen von der THD über einen Gesamt-betrag nachgewiesen werden konnten. Durch dieKosteneinsparungen im Betriebsmittelbereich (incl.Reinigung), neben Mengenminderung auch Kosten-management durch Überwachung und Überprüfungvon berechneten Leistungen, konnten z.B. die Aus-gaben an wissenschaftlichem Gerät (ATG 71) imgeplanten Umfang ohne Kürzung getätigt werden.Durch dieses aktive Handeln konnte auch innerhalbder Universität das oft vorhandene Schwarz-Weiß-Denken in Bezug auf Verwaltung und Wissenschaftweiter aufgelöst werden.

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ENERGIEEINSPARUNG ALS AUFGABE IN DER HOCHSCHULE. BEISPIEL: UNIVERSITÄT HAMBURG

Dipl.-Ing. Hans-Peter Zeise, Universität Hamburg

1 Vorstellung der Universität (ohne Universitäts-Krankenhaus Eppendorf)

An der Universität Hamburg waren 1998 ca. 42.000Studenten eingeschrieben und nutzen das Angebotder 19 Fachbereiche mit den zughörigen ca. 200wissenschaftlichen Einrichtungen.

Die Universität hat ca. 4.700 ständige beschäftigteMitarbeiter in der Wissenschaft und in der Verwal-tung. Sie verteilt sich auf ca. 140 Gebäude mit einerGesamtfläche von ca. 400.000 m². Die Bauweisereicht von Hochhäusern und Laborgebäuden dersechziger und siebziger Jahre bis hin zu Villen derJahrhundertwende.

Die Universität ist über das gesamte StadtgebietHamburgs verteilt und gliedert sich grob in denCampus-Bereich des Von-Melle-Parks (Geisteswis-senschaften) und der Bundesstraße (Chemie, Geo-logie) im Bezirk Eimsbüttel. Den großen Dependan-cen an der Jungiusstr. (Physik, Biologie), LuruperChaussee (Physik), der Vogt-Kölln-Str. (Informatik),der Ohnhorststr. (Biologie) und der Sternwarte inBergedorf. Kleinere Einheiten sind am Hafenrand, inAltona, in Barmbek, Harburg und auf Helgoland an-gesiedelt.

2 Energieversorgung

2.1 Wärme

Die Wärmeversorgung erfolgt im Innenstadtbereichüberwiegend mittels Fernwärme mit einem Gesamt-Anschlußwert von ca. 35 MW. Die Wärme wird vomEnergieversorgungsunternehmen (EVU), der „Ham-burgischen Electricitätswerke“ (HEW) AG, mittelsKraft-Wärme-Kopplung oder durch Müllverbrennunghergestellt und über das größte in Europa vorhande-ne Fernwärmenetz (überwiegend Wasser mit 136°Coder Hochdruckdampf) verteilt. Die Versorgung derUniversität besteht aus Einzelanschlüssen sowiedem HEW-Netz nachgeschaltete, betriebseigeneWärmenetze.

Die Stadt Hamburg hat einen Rabatt von 10 % aufden Tarifpreis ausgehandelt. Die Wärmeversorgungder Liegenschaften in den Außenbereichen wirdüber erdgasbefeuerte Heizungsanlagen von 100 kWbis 7,5 MW sichergestellt. Ölbefeuerte Kesselanla-gen beschränken sich auf vier kleinere Anlagen (je-weils unter 100 kW).

Die Preise für Fernwärme betrugen ca. 90DM/MWh, der Gaspreis lag bei 60 DM/MWh. Die

Mehrkosten für die Fernwärme lassen sich nur durchtechnisch aufwendige Heizungsanlagen, mit demZiel der konsequenten Ausnutzung des Leistungs-anteiles (der b des Wärmepreises beträgt), kom-pensieren.

2.2 Elektro

Der Strom wird vollständig vom EVU (ebenfallsHEW) bezogen. Die Tarife sind vielgestaltig, zumaldie Universität im Zentralbereich eigene Mittelspan-nungsringe mit einem Anschlußwert von ca. 2,5 MWunterhält. Durch die abrechnungsmäßige Zusam-menfassung dieser Ringe, auch über öffentlichemGrund, ergaben sich nicht nur günstige Tarifbedin-gungen, sondern durch die Vielzahl der Verbraucherkonnte auch eine günstige Auslastung der Lei-stungsanteile erzielt werden. Eine Höchstlastoptimie-rungsanlage ist trotzdem erforderlich. Im Vergleichdazu sind die Bezugsbedingungen für die Außen-stellen mit geringerem Strombedarf und ungünstige-ren Leistungsprofilen wesentlich schlechter. Hier hatdie Stadt Hamburg aber ebenfalls Sondertarife alsGroßabnehmer ausgehandelt.

2.3 Wasser/Abwasser

Das Trinkwasser wird vollständig von den Hambur-ger Wasserwerken GmbH bezogen. Das Abwasserwird durch das „Siel der Hamburger Stadtentwässe-rung“ (Anstalt des öffentlichen Rechts) entsorgt. DieBerechnung der Sielkosten ist mit dem Wasserbe-zug gekoppelt. Verdunstete Wassermengen werdenerfaßt und als Sielfreimengen nicht berechnet (dieKühltürme sind außerdem alle mit leitfähigkeitge-steuerten Wasseraufbereitungsanlagen ausgerüstet,die eine 2-fache Eindickung des Kreislaufwassserserlauben).

In den Gebäuden der Universität überwiegen zahlen-mäßig Einzelanschlüsse. Es sind aber auch mehrebetriebseigene Netze vorhanden. Noch gibt esGroßabnehmerverträge, diese verlieren aber durchständige Anpassung an die Normaltarife ihre Bedeu-tung.

Für die Gießwasserversorgung des Versuchsfeldesund des Botanischen Gartens werden eigene Brun-nen mit nachgeschalteten Wasseraufbereitungs-anlagen betrieben. Zur Gießwasserversorgung derGewächshäuser sind Zisternen vorhanden.

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2.4 Erdgas

Erdgas wird vollständig von den Hamburger Gas-werken GmbH bezogen. Auf der Abnehmerseiteüberwiegen Einzelanschlüsse, betriebseigene Netzesind aber ebenfalls vorhanden. Die Stadt Hamburgerhält wegen der relativ hohen AbnahmemengeSondertarife.

3 Entwicklungen in der Hochschule zumEnergiesparen

Die Universität ist in die Behördenstruktur des Stadt-staates Hamburg eingegliedert und unterliegt somitdem jeweils geltenden Haushaltsrecht.

Seit 1951 besteht, anfangs im Hochbauamt der Bau-behörde angesiedelt, heute der Umweltbehörde,Energieabteilung zugeordnet, eine Einrichtung, derdie Überwachung der Energieverbräuche sämtlicherlandeseigener Einrichtungen obliegt. Diese Abteilungbestimmt nicht nur den jeweiligen Energieträger fürdie Versorgung der Gebäude, sondern handelt auchdie Tarife mit den Versorgungsunternehmen aus.Sie entwirft Dienstanweisungen für den sparsamenUmgang mit Energie für den Nutzer, Planer usw.

Die Überwachung der Heizenergieverbräuche erfolgtin einem sogenannten Soll-Ist-Vergleich. Der Soll-Zustand ergibt sich durch die Berechnungsformel fürden Jahresbrennstoffverbrauch der VDI 2067 undwird durch das Verbrauchsergebnis sowie unter Be-rücksichtigung von Erfahrungswerten nach obenoder unten abgerundet. Der Soll-Verbrauch wirdmonatlich den jeweiligen Dienststellen, klimaberei-nigt, als Anteil des Jahresverbrauches übermittelt,so daß der Bediener frühzeitig seinen Verbrauch-stand kontrollieren kann. Betriebskontrolleure über-prüfen etwa einmal im Jahr Raumtemperaturen,Regelereinstellungen und Zustand der Anlage imBeisein des Bedieners. Durch diese Maßnahmen istder spezifische Heizenergieverbrauch über die Jahrehinweg ständig gesunken und bewegt sich jetzt aufeinem konstanten unteren Pegel.

Weiterhin hat diese Abteilung Mittel in Höhe von10,0 Mio. DM jährlich eingeworben, um technischeVerbesserungen zum Zwecke der Energieeinspa-rung voranzutreiben. An Hand von Wirtschaftlich-keitsberechnungen bis zu einer Grenze von b wer-den die jeweiligen Objekte selektiert.

Mit der Drucksache 13/6563 v. 21.08.90 wurde dieUmweltbehörde ermächtigt mit dem EVU Verträgeüber Maßnahmen zur Einsparung von elektrischerEnergie abzuschließen, die über Kredite finanziertwerden. Maßnahmen von mehr als 110 % Wirt-schaftlichkeit sind darüber finanzierbar, wobei dieKredite in Raten über die errechnete Stromeinspa-rung getilgt werden. Das gleiche Verfahren wurdedanach mit den Hamburger Wasserwerken GmbH

zum Zwecke der Einsparung von Trinkwasser ver-einbart. Erfahrungen liegen dazu aber noch nichtvor.

Die genannten Finanzierungs-Möglichkeiten werdenvon der Hochschule seit Jahren mit Erfolg genutzt,zumal dabei die Planungs- und Baunebenkosten mitfinanziert werden können.

Seit dem 1. Januar 1995 ist der Baubehörde dieBeschaffung und der Unterhalt der Gebäude entzo-gen worden. Bauherr ist seidem die jeweilige Behör-de.

Der Universität sind Bauvorhaben im Einzelfall bis3,0 Mio. DM delegiert worden, wofür eine zentraleBaudienststelle in der Behörde für Wissenschaft undForschung vorhanden ist. Diese wird in der Regelmit der Durchführung der jeweiligen Bauaufträgebeauftragt. Ihre Leistungen werden nach der Hono-rarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)abgerechnet und vergütet. Diese Baunebenkostenstehen dem jeweiligen Bauherrn für die Bauunterhal-tung mit einem festen Prozentsatz zusätzlich und füralle anderen Baumaßnahmen im Kostenrahmen zurVerfügung. Der Bauherr kann auch mit eigenemPersonal Bauaufgaben planen, ausschreiben undFirmen beauftragen, hat jedoch die jeweils gültigenBauordnungsvorschriften einzuhalten. Diese Mög-lichkeit, vor allem für Energiesparmaßnahmen zunutzen, erleichtert das Geschäft ungemein.

Seit dem 1. Januar 1996 hat die Universität einensogenannten Globalhaushalt, der, weil gedeckelt, zuEinsparungen auch im Energiebereich, zwingt.

4 Energieverbräuche

Die Energie- und Wasserverbräuche sowie die Ko-sten betrugen 1995 für

Heizenergie: 84.954 MWh 6,7 Mio. DMElektr. Strom: 48.210 MWh 11,1 Mio. DMWasser: 367.056 m³ 2,7 Mio. DMSumme der Kosten: 20,5 Mio. DM

5 Konzepte zur Energieeinsparung

Der Wille Energie einzusparen ist durch die gesetzli-chen Rahmenbedingungen vorgegeben. Ein gene-relles Konzept zur Energieeinsparung liegt nicht vor.Bedingt durch die Größe und Zergliederung der Uni-versität, wäre eine Umsetzung auch äußerst schwie-rig. Besonders viele Provisorien in den Altbauten,hochschulpolitische sowie finanzielle Zwänge sindhier als Stichworte zu nennen. Daher ist eine Be-schränkung auf Einzelfälle die Regel.

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5.1 Einige ausgewählte technische und orga-nisatorische Maßnahmen

Es liegen mehrere Ergebnisse von Untersuchungenzu Energieeinsparungen vor, wovon drei der größe-ren Projekte genannt werden.

1992 wurde durch die Fa. ISTA-ECO für den Zen-tralbereich eine ganzeinheitliche Energieanalysedurch die Umweltbehörde beauftragt und finanziert.Mit diesem Gutachten wurden alle relevanten Be-triebskosten (Energie, Wasser, Wartung, Personal,Reinigung, Bauunterhaltung) aufgelistet und an-schließend beurteilt. Die darin vorgeschlagenenVerbesserungen mit einem Kostenumfang von ca.49,0 Mio. DM verteilt über 9–10 Jahre, wie

– Einführung einer automatischen Zählerdatener-fassung,

– Installation von mehreren Blockheizkraftwerken(BHKW),

– Installation einer Gebäudeleittechnik (GLT),– Sonstige Maßnahmen (Haustechnik, Beleuch-

tung, Wärmedämmung, Fenster usw.)

werden oder wurden teilweise nur in kleinerem Um-fang abgearbeitet. Dabei zwangen der zur Verfü-gung gestellte Kostenrahmen und genauere be-triebswirtschaftliche Untersuchungen zu erheblichenAbstrichen.

In der Ausführung sind zur Zeit

– die automatische Zählerdatenerfassung mit ei-nem Kostenumfang von ca. 1,2 Mio. DM.

– der Einbau eines ölbefeuerten Spitzenlastkesselsfür ca. 800.000,-- DM in ein betriebseigenesFernwärmenetz, mit dem Ziel die Leistungsantei-le der HEW-Fernwärme mit einem Umfang vonca. 390.000,-- DM/a zu senken.

– das Erarbeiten eines Konzeptes für die GLT, mitdem Ziel, diese für Einzelschritte finanzierbar zugestalten.

– die Sanierung der Fassade (Fenster, Wärme-dämmung) an einem Gebäude, für ein weiteresist die Planung beauftragt.

Für die Vogt-Kölln-Str. 30 (Informatik) wurde eineenergetische Untersuchung bei einem Ingenieurbürobeauftragt. Dieses erarbeitete ein Konzept für dieWärme-, Kälte- und Elektroversorgung. Die teilweiseErneuerung und Verbesserung der Kälteversorgungin Höhe von 300.000,-- DM (einschl. der Bauneben-kosten) wurde über den bereits genannten Kreditzum Zwecke der Stromeinsparung mit dem EVUabgewickelt. Die Maßnahme umfaßte die Nutzungdes Wassers einer Grundwasserreinigungsanlageder Umweltberhörde für die Kühlung des Prozess-kaltwassernetzes und den Einbau einer neuen Kälte-maschine mit R 717 als Redundanz. Die heiztech-nischen Verbesserungen an Rohrnetz, Pumpen und

GLT in Höhe von 300.000,-- DM wurden dagegenaus der Bauunterhaltung finanziert.

In der Ohnhorststr. 18 (Allgemeine Botanik und Bo-tanischer Garten) wurde 1992 ein Gutachten beauf-tragt und ein Energiekonzept erstellt. Dieses wurdeauf seine Machbarkeit hin untersucht. Leider fieleneinige Optimierungsvorschläge, wie

– die Abfuhr der Beleuchtungswärme aus denPflanzenwuchskammern mittels freier Kälte,

– die Verbesserung der Beleuchtung in diesenKammern

mit dem Ziel die Kälteerzeugsanlagen, insbesonderedie der Tiefkälte, mit dem Wärmeträger Was-ser/Glykol mit -15 °C Betriebstemepratur, zu ver-kleinern, dem Verhältsnis der Wirtschaftlichkeit zumOpfer. Das Ziel, die fällige Erneuerung der Kälte-anlage über den HEW-Kredit als Stromsparmaß-nahme abzuwickeln, konnte trotzdem umgesetztwerden, um diese abgängigen Maschinen (FCKW R22, R 502) durch eine 2-stufige Anlage von ca. 850kW (R 717) zu ersetzen.

In dem Gebäude wird aber dennoch eine stromspa-rende Maßnahme, die Erneuerung sämtlicher Lüfter,durchgeführt. Denn die Überprüfung durch ein weite-res Ingenieurbüro brachte äußerst schlechte Wir-kungsgrade, teilweise weniger als 20 %, zu Tage.Der in diesem Gutachten gemachte Vorschlag, einBHKW – mit oder ohne Kälte-Kopplung – zu instal-lieren, scheiterte an den günstigen Stromtarifen undan geänderten Einspeisevergütungen.

5.2 Weitere Maßnahmen

Ohne vorherige größere Wirtschaftlichkeitsuntersu-chungen wird die Modernisierung der Beleuchtungs-anlagen durchgeführt. Unter dem Stichwort „Zweigegen Eins fürs Klima“ werden alle zweiflammigenLeuchten gegen einflammige mit besseren Wir-kungsgrad (Lichtverteilung, elektronisches Vor-schaltgerät) ausgetauscht. Diese Maßnahme ist aufGrund der vorher gemachten Erfahrungen, so wirt-schaftlich, daß sie den Anforderungen des bereitserwähnten EVU-Kredites von vorneherein genügt.1995 und 1996 wurden bereits bei 8 großen Gebäu-den für mehr als 2,0 Mio. DM Leuchten erneuert.Weitere Gebäude mit ca. 40.000 Leuchten sind für1997 bereits in der Planung.

Weitere kleinere Maßnahmen, wie die Anpassungvon Kälteerzeugungsanlagen an den jeweiligen Be-darf und die Verbesserung der Leistungsziffer durchden Einsatz des Kältemittels Ammoniak, die Anpas-sung von Heizungspumpen und Kesselanlagen, derEinbau von Prozeßkälteanlagen mit Nutzung derfreien Kälte im Winterbetrieb, der Einsatz von Rück-kühlanlagen für Rotationsverdampfer an Stelle vonTrinkwasserkühlung, der Ersatz von Quarzdestillen

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durch modernere Wasseraufbereitungsverfahrenusw. seien hier nur am Rande erwähnt. All dieseMaßnahmen werden seit Jahren durchgeführt.

6 ORGANISATION DES ENERGIESPARMANGE-MENTS

Das Thema Energiesparen ist in der Universität fürden Bereich Gebäude und Betriebstechnik zentralbeim Präsidenten angesiedelt. Die Aktivitäten wer-den von der Umweltbehörde überwacht, unterstütztund auch finanziell gefördert.

Anstöße aus dem Bereich der Wissenschaft sindkaum zu verzeichnen, was sich auch durch die lang-jährige Anwendung der kameralistischen Haushalts-systematik begründen läßt. Erste Erfolge warennach der Gründung des Arbeitskreises „AGENDA21" zu beobachten, wobei bereits die Bemühungenan sich, zu entsprechenden Organsationsformen zukommen und diese auch den Lehrenden und Studie-renden näher zu bringen, ein Fortschritt ist. Aus die-sem Arbeitskreis ging ein Unterausschuß „RunderTisch Energie“ hervor, der mit Unterstützung vonInstitut für Organisationskommunikation (IFOK) ineinigen ausgewählten naturwissenschaftlichen Fach-bereichen „Energietische“ ins Leben rief.

Der neu eingeführte Globalhaushalt, mit der Decke-lung aller Kosten, also auch der Betriebskosten, läßtHoffnung aufkommen, daß auch endlich die Nutzerdie Betriebskosten für die Energie als beeinflußbarbegreift. Diese Gewinnbeteiligung bei der Energie-einsparung wurde z. B. in einigen Hamburger Schu-len mit großen Erfolg unter dem Stichwort „fifty-fifty“erprobt. Die Gewinne aus dem verbesserten Ver-braucherverhalten werden dabei den Schulen jeweilszur Hälfte für die Beschaffung von zusätzlichemLehrmaterial usw. zur Verfügung gestellt. Denkbarwäre die Anwendung dieses Modells auch für dieUniversität. Solche Abrechnungssysteme lassensich nicht von heute auf morgen einführen, könnenaber langfristig zum besseren Umgang mit der kost-baren Energie führen. Die jahrzehntelange Erfah-rung, nicht nur mit den Mitgliedern der Universität,haben gezeigt, daß die Motivation zur Energieein-sparung nur durch derartige Beteiligungsmodelle zuerreichen ist.

Dieses Modell wurde ab 1.1.1998 an der UniversitätHamburg durch die Initiative „Runder Tisch Ener-gie“eingeführt. Außerdem wurde eine Stelle „ProjektEnergieoptimierung“ wurde eingerichtet und besetzt.

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A:grafik1.ppt

89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/970

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97

A: Grafik2.ppt

vor 1900 50-54 60-64 70-74 80-84

17,7

36,6

3,1

9,3

5,9

0,10

19,3

0,70

7,3

0

5

10

15

20

25

30

35

40

vor 1900 50-54 60-64 70-74 80-84

19

Abb. 1 Entwicklung der Studierenden

Abb. 2 Altersstruktur des Gebäudebestandes(gemäß HIS-Studie von 1992)

ENERGIEEINSPARUNG IN HOCHSCHULEN: FRIEDRICH-SCHILLER-UNIVERSITÄT JENA

Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Neugebauer, Friedrich-Schiller-Universität Jena

1 Vorstellung der Hochschule

1.1 Zur Geschichte der Universität

Die Gründung der Universität Jena ist das Resultatder reformatorisch-konfessionellen Politik im ernesti-nischen Staatsverband:

C 1527 als „Ersatz-Universität“ für Wittenberg ge-nutzt und maßgebend durch Melanchton undSpalatin beinflußt.

C 1558 durch Kaiser Ferdinand I. zur Universitäterhoben. Die Universität hat bis heute eine wech-selreiche Geschichte durchlaufen.

C Frühjahr 1989: Beginn der Umgestaltung auseigener Kraft. 1990 Eigenevaluierung der Hoch-schullehrer, wissenschaftlichen Mitarbeiter unddes Verwaltungspersonals.

1.2 Die Universität in der Gegenwart

Der Hochschulbereich umfaßt Theologische Fakul-tät, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Wirtschafts-wissenschaftliche Fakultät, Philosophische Fakultät,Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften,Fakultät für Mathematik und Informatik,Physikalisch-Astronomisch-Technikwissenschaftli-che Fakultät, Chemisch-Geowissenschaftliche Fa-kultät, Biologisch-Pharmazeutische Fakultät sowiedie Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek unddas Universitätsrechenzentrum.

Die Medizinische Fakultät wurde ab 1990 schritt-weise ausgegliedert und ist nunmehr als selbständi-ger Bereich mit eigener Verwaltung organisiert (Klini-kum der FSU Jena)

Die FSU bildet in 20 Studiengängen und mit derAuswahl in rund 90 Studienfächern und -richtungensowie den angebotenen Studienabschlüssen (Di-plom, Magister Artium, Staatsexamen) aus und istdamit die einzige klassische Volluniversität Thürin-gens.

Am Standort Jena befindet sich auch das Studen-tenwerk Jena (vor 1990 Bestandteil der Hochschuleals Direktorat für Wirtschafts- und Sozialeinrichtun-gen)

Außerdem sind in Jena z. Z. 10 Arbeitsgruppen derMax-Planck-Gesellschaft sowie die FachhochschuleJena angesiedelt.

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Studierendenvon 1989 bis 1997.

1.3 Standort, Flächen, Gebäudesituation

Die FSU ist eine Stadtuniversität mit dezentralerLage mit mehreren Außenstellen in Erfurt, Weimarund im Umkreis Jena. Der Hochschulbereich alleinumfaßt 275 Einzelgebäude an 98 Einzelstandorten,die sich auf 6 Hauptstandorte und Außenstellenkonzentrieren.

Die Fläche (bestehend aus HNF, NNF, FF, VF inkl.Freiflächen und Leerräumen) des Hochschulberei-ches per 13.02.96: 206.395,61 m².

2 Historischer Abriss des Themas„Energieeinsparung“ an der FSU

Zwischen 1945–1970 erfolgte die Finanzierung derEnergiekosten aus den laufenden Mitteln desStaatshaushaltes ohne fachtechnische Kontrolle undEinflußnahme.

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Mit Beginn des Jahres 1971 mußte das zuständige der ein Anschlußzwang festgeschrieben ist) vonMinisterium erstmalig eine Planung des Energiever- Bedeutung.brauches und der -kosten vornehmen (Prinzipiendes produzierenden Bereiches der Volkswirtschaftsollten auf den gesellschaftlichen Bereich übertra-gen werden).

Im Hochschulbereich war das Ziel, die Durchsetzungder staatlichen Energiepolitik unter den spezifischenBedingungen von Lehre, Forschung und medizini-scher Betreuung zu erreichen. Dazu wurden eigeneTarife für den Bereich des Hoch- und Fachschulwe-sens entwickelt. Die weitere Entwicklung erfolgteunter den Bedingungen der energiewirtschaftlichenAuflagen der jeweiligen Fünfjahrespläne (mit jähr-lichen Preisänderungen bei den Abnehmern derVolkswirtschaft, verbunden mit Preiskonstanz beider Bevölkerung).

Ab 1974 folgten Einsatzverbote für Gas, Heizöl,Strom, Koks, Steinkohle sowie ein Einsatzgebot fürFeinsteinkohle. Ab den 80-iger Jahren staatlicheKontingente für den Energieträgereinsatz. Im Roh-braunkohleerlaß wurde ein Einsatzgebot von 70%Rohbraunkohle (RbK) zu 30% BB. Es gab ein Pro-gramm zur Umstellung sämtlicher Anlagen auf 100%RbK.

Parallel zu diesen Entwicklungen gab es aber auchtechnisch fundierte Konzepte, z. B.:

C 1972: Fernwärmeanschlußkonzept der FSU von1974 –2000.

C 1973: Konzept der Wärmedämmung, geschlos-sene Kühlwasserkreisläufe, Mehrfachverglasung(jedoch keine materiell-technische Abdeckungmöglich oder vorhanden).

C Ab 1983: Für alle Investitonen war ein Nachweiszur Energieabdeckung, möglichst aus Energie-einsparungen, vorzulegen (Energiesparkonzepte,Kennziffern u. a.)

C 1988: Energiebedarf an Hochschulen (veröffent-licht in den Schriften des Zentralinstitutes fürHochschulbau).

C 1990: Konzept der FSU „Umweltentlastung Luft“als Weiterentwicklung entsprechende Konzeptio-nen aus dem Jahre 1974.

In den letzten Jahren ist die Bereitstellung der finan-ziellen Mittel tendenziell rückläufig

3 Das energiewirtschaftliche Umfeld

3.1 Politische Vorgaben

Bundespolitisch gab es keine spezifischen Vorga-ben. Auf der Landesseite fehlten diese ebenfallsweitgehend – beispielsweise gibt es kein Energie-spargesetz des Landes Thüringen. Auf kommunalerEbene ist die Satzung über die Regelung der Fern-wärmeversorgung der Stadt Jena vom 8.8.1990 (in

3.2 Energiewirtschaftliches Umfeld

Die Energieversorgung der FSU Jena wird durchden überregionalen Versorger VEAG, den regionalerVersorger TEAG (Hauptgesellschafter sind die Bay-ernwerke) und seit 1991 durch den kommunalenVersorger Stadtwerke Jena GmbH, mit dem einebesonders enge Zusammenarbeit besteht, be-stimmt. Eine Besonderheit stellt das HeizkraftwerkJena-Süd dar.

Die Universität war und ist mittelbar oder unmittelbarin Umwelt- bzw. Energieprogramme eingebunden.

4 Organisation des Energiemanage-ments an der FSU Jena

4.1 Organisationsformen in den Neuen Bun-desländer bis 1990

Bereits vor 1972 gab es Fachorgane für Energetik,Energetiker und Energiebeauftragte in den VEB undKombinaten der produzierenden Bereiche der Volks-wirtschaft.

Aufgrund eines Erlasses des Ministers des MHF1)

wurde 1971/72 die Stelle eines Hauptenergetikersan der FSU geschaffen. 1978 wurde der Umwelt-beauftragte an der FSU berufen und die Arbeitsgrup-pe Energie- und Winterbereitschaft gegründet. An-fang 1979 erfolgte die Ordnung zur rationellen Ener-gie- und Wasserwirtschaft an FSU. 1980 wurde einhauptamtlicher Energiebeauftragter im MHF einge-setzt. Ende 1983 wurde eine Energieordnung desMHF herausgegeben, die u. a. die Stellenbesetzung,verbindliche Rahmenmerkmale und Gehaltstabellenfestlegte. 1986 erfolgte die Berufung des Wasser-beauftragten an der FSU. 1988 wurde eine entspre-chende Ausbildungsdisziplin in Zittau geschaffen.

Ab etwa Mitte der 80er Jahre wurden dem Fachor-gan (Energetik, Umweltschutz, etc.) immer mehrLinienaufgaben angetragen. Zeitweilig wurden ander FSU bis zu 140 Heizer betreut. Weitere Aufga-ben waren die Durchführung der Heiz- und Winter-bereitschaft, des Brandschutzes sowie Schwach-stellenanalysen in Wärmeversorgungsanlagen.

4.2 Organisationsform an der FSU ab 1990

Ab 1990 erfolgte der Aufbau neuer Verwaltungs-strukturen. Die folgenden Abbildungen zeigen denorganisatorischen Aufbau der FSU.

Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen1)

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A:grafik4b.ppt

Rektor

2 Prorektoren

8 Fakultäten =Hochschulbereich1 Fakultät = Klinikum

Institute; selbstänige Einrichtg.ThULB, Rechenzentrum

Kanzler

DezernateDez.1 - 6

KanzlerbürosKA, KR, KI, KTS, KDV...

KTS

Arbeitsschutz

SicherheitsrelevanterUmweltschutz

hier: Gefahrstoffe, Abfall,Immissionsschutz,Boden-,...

ressourcenschonender/-sparender UmweltschutzUUmweltschutzhier: zentralverwaltendeDienststelle der Uni. für:- Energiewirtschaft- Wasser-/Abwasserwirtschaft

A:grafik6.ppt

Friedrich-Schiller-Universität Jena ( Hochschule,incl. Studentenwerk + Klinikum )

Gesamtenergieverbrauch 1982 -1992 ( GJ )

1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 19920

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

700.000

Uni/StWJ Klinikum Gesamt Bearbeitet:KTS/Ngbr.Stand:23.06.93

A:grafik7.ppt

Friedrich-Schiller-Universität Jena ( Hochschule, incl.Studentenwerk + Klinikum)

Energieträgerverbrauchsstruktur ( GJ )

19821983

19841985

19861987

19881989

19901991

19920

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

700.000Benz./Dies.

Flüssiggas

Heizöl

Erdgas

Kohle

Fernwärme

Stadt-Gas

Strom

26,4%

66,8%

6,7%

0,1%

Strom Raumheizung Warmwasser Labor

FSU Jena -Hochschulbereich- prozeßbezogener Energieträgereinsatz 1995

A:grafik9.ppt

21

Abb. 3 Organigramm der Universität

Abb. 4 Aufgaben des KTS

Abb. 5 Energieverbrauchsentwicklung

Abb. 6 Energieträgerstruktur

Abb. 7 prozeßbezogener Energieträgereinsatz

Im Kanzlerbüro für Technisches Sicherheitswesen(KTS) sind Arbeitsschutz und Umweltschutz sowiedie betriebliche Energiewirtschaft (als Teil des Um-weltschutzes) zusammengefaßt (siehe Abbildung 4).

5 Energiewirtschaftliche Daten der Universität

5.1 Gesamtenergieverbrauch und Verbrauchs-struktur

Aufgrund der Zuständigkeit in alter Form liegen bis1992 langfristige Aussagen über den Energiever-brauch und die Energieträgerstruktur der Hochschu-le, des Klinikums und des Studentenwerkes vor (sie-he folgende Abbildungen 5 und 6).

Abbildung 7 zeigt die Anteile des Gesamtenergieein-satzes für Elektrischen Strom, Raumheizung, Warm-wasser und Laborgase.

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A:grafik10.ppt

517

E.+ U.+ A.

518

513

511

Sonstiges

35,4%

38,4%

15,9%

5,7%

0,7%

3,9%

FSU Jena -HochschulbereichGrobgliederung der sächlichen Verwaltungsausgaben(gemäß Jahresabschluß 1995 - Druckliste Dez.2)

E.+U.+A.: Ausgaben für Energie, Wasser, Abwasser, Umweltschutz und Arbeitssicherheit

A:grafik11.ppt

0

1.000

2.000

3.000

4.000FernwärmeStromErdgasKohleHeizölFlüssiggasLaborgas

FSU Jena -HochschulbereichRangfolge des Energieträgereinsatzes ( finanzielle Bedeutung )als Voraussetzung eines Energiesparprogrammes ( TDM )

22

Abb. 8 Verwaltungsausgaben der Universität

Abb. 9 Bedeutung der eingesetzten Energieträger

5.2 Grobgliederung der sächlichen Verwal-tungsausgaben

Dargestellt sind die sächlichen Verwaltungsausga-ben gemäß Jahresabschluß1995.

5.3 Wichtung des Energieträgereinsatzes alsVoraussetzung für Energiespar-programme

Abbildung 9 zeigt die Rangfolge des Energieträger-einsatzes an der FSU Jena (Hochschulbereich) ge-wichtet nach der finanziellen Bedeutung.

6 ENERGIEKONZEPT

6.1 Voraussetzungen zur Aufstellung einesEnergiekonzeptes

Bei der Aufstellung eines Energiekonzeptes solltendie folgenden Punkte beachtet werden: C Analyse der Planungs-, Vorbereitungs-, Durch-

führungs-, Inbetriebnahmeabläufe, laufende Be-treibung (Wer macht was? Wer ist für was ver-antwortlich?)

C Die Beziehung Versorger – Kunde ist zu analy-sieren (Vertragsbeziehungen erkunden). Dabeisollte der Kunde bei Neubauten, Sanierungenund Veränderungen immer mit einbezogen wer-den (– hierzu gibt es eine Vereinbarung derStadtwerke Jena GmbH mit der FSU Jena).

C Das Konzept sollte von fach- und sachkompeten-ten Mitarbeitern, die zudem die betriebswirt-schaftlichen Zusammenhänge beherrschen, er-arbeitet werden.

C Eine Wichtung von Prozessen sowie finanziellerBedeutung ist vorzunehmen.

C Buchungsplan und buchhalterische Abläufe sindzu analysieren (bei Globalhaushalten müsseninterne Festlegungen getroffen werden: Auf-schlüsselung nach Energieträgern, Durchsetzungdes Verursacherprinzipes ist wünschenswert –die Rechnung ist das wichtigste Instrument fürAufbau von energiewirtschaftlichen Prinzipien).

C Die Einbeziehung in die Haushaltsplanung istnotwendig (Übernahme der zentralen Kosten-stellenverantwortung; Rechnung ist der Haupt-ansatz).

C Die Organisation ist mit den jeweiligen Nutzernvorzunehmen (von der Planung bis zum laufen-den Betrieb). Zu beteiligen sind ggf. weitere Stel-len (u. a. Energiekommissionen, Energiebeauf-tragte, Beauftragte für Arbeits- und Umwelt-schutz/ Sicherheitsausschuß).

C Es ist ein Berichtswesen (z. B. jährliche Bericht-erstattung) zu organisieren.

C Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit: Anleiten,Beraten, Hinweise geben.

C Schaffung formaler Voraussetzungen (Dienst-anweisungen etc.).

6.2 Energiekonzepte an der FSU Jena

Ausgangspunkt für die FSU war der prozeßbezoge-ne Energieträgereinsatz. Danach werden 70 bis teil-weise 85% der Energie für Raumheizzwecke bzw.Warmwasserbereitung verwendet, 11–21,4% fürStrom. Der Laborbereich ist vernachlässigbar.

6.2.1 Wärmeprozesse

Umweltentlastung Luft:

Bis 1989 wurden 89 dezentrale Kesselanlagen aufBasis fester Brennstoffe sowie ein Kesselhaus aufBasis Rohbraunkohle (ca. 10.000 t/a) betrieben. DieSituation war gekennzeichnet durch eine ständigeUnterbesetzung mit Heizern sowie eine hohe Um-weltverschmutzung. Gas, Heizöl und Strom standenfür Heizzwecke nicht zur Verfügung. Fernwärme warzwar verfügbar, angesichts der Erzeugung auf derBasis von Rohbraunkohle war diese aber nur be-dingt als umweltfreundlich zu bezeichnen (– es gabeine Fernwärmekonzeption 1974– 2000).

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A:grafik13.ppt

1990 1991 1992 1993 1994 19950

50

100

150

200

NO xCO 2

StaubSO 2

Entwicklung der Emisssionen dezentrale Heizungsanlagen 1990-95FSU Jena - Hochschulbereich - ( t )

A:grafik12.ppt

Emissionen Heizungsanlagen (t)

19821983

19841985

19861987

19881989

19901991

19920

NOxStaubSO 2

23

Abb. 11 Emissionen der Heizungsanlagen(dezentral)

Abb. 10 Emissionen der Heizungsanlagenzwischen 1982 und 1992

Ab 1990 standen alle Energieträger zur Verfügung. gleitet. Dabei wird es als wichtig erachtet, bereits mitEs erfolgte die Aufstellung eines Konzeptes „Um- dem Planer und Staatsbauamt frühzeitig Kontaktweltentlastung Luft“ mit folgenden Ergebnissen für aufzunehmen. Das Versorger-Kunde-Verhältnis istdie FSU (Abbildung 10 u. 11): strikt durchzusetzen (von der Anfrage bis zum Ver-

Parallel dazu arbeitete der regionale Energieversor-ger an der Umweltentlastung der Luft durch Moder-nisierung des HKW Jena-Süd (Umstellung von Roh-braunkohle auf Erdgas).

Damit ergaben sich insgesamt Reduzierungen beimCO -Ausstoß auf 53 % (von 500.000 t/a auf 264.0002t/a), beim NO -Ausstoß auf 33,8 % (von 665 t/a aufx220 t/a), beim SO -Ausstoß auf 0,35 % (von 18.0002t/a auf 64 t/a) des vorherigen Wertes. Die Staub-emissionen reduzierten sich von 128 t/a auf nahezuNull.

Insbesondere Kosteneinsparungen ergaben sichdurch Vertragsänderungen, denen Analysen vonLeistung, Arbeit und Betriebsstunden vorangingen.

Baumaßnahmen werden von der Vorbereitung biszur Inbetriebnahme und zum laufenden Betrieb be-

tragsabschluß).

Arbeiten mit dem Wärmeausweis: Nachweis derlaufenden Kosten und Energieeinsparungen durchAbweichungen von den gesetzlichen Werten desbaulichen Wärmeschutzes – Betriebsinformationenzu:

C RaumtemperaturenC Hauptnutzungszeiten von Gebäuden u.ä. C gegebenfalls über DienstanweisungenC Einbeziehung in die Belegungsplanung/Öffnungs-

zeiten von Gebäuden.

6.2.2 Strom

Energieeinsparungen können durch Vertragsver-änderungen und Vertragsgestaltung begünstigt wer-den. Empfehlenswert ist eine Analyse der installier-ten Leistung, der vorhandenen Trafoleistung undNetzanschlußleistung, der bezogenen Energie sowieder Vertragsleistung. Hinzu kommt die Betrachtungvon Gleichzeitigkeitsfaktoren und Auslastungsgrad,beides wichtige Kennziffern für den Planer. Auchhier ist bei Baumaßnahmen die laufende Begleitungvon der Vorbereitung bis zur Inbetriebnahme undzum laufenden Betrieb erforderlich (Frühzeitige Kon-taktaufnahme mit dem Planer bzw. Staatsbauamtwird empfohlen). Das Versorger-Kunde-Verhältnis iststrikt durchzusetzen (von der Anfrage bis zum Ver-tragsabschluß).

Die Abhängigkeit der Baukostenzuschüsse, Netz-anschlußkosten von der Leistung als einmalige Ko-sten und Bedeutung des Leistungspreises für dielaufenden Kosten ist deutlich zu machen. Ebensodie Auswirkungen der Zusammenhänge Vertrags-leistung, 70% Klausel, Auswirkungen von kurzfristi-gen Spitzenwerten, Jahresverrechnungsleistung,Durchschnittsleistung etc.

Weitere Punkte sind u. a. die Überwachung des Lei-stungsfaktors (cos phi), Abrechnung Sonderver-trags-/Tarifkunden, Beleuchtungsanlagen (Erreichenvon geforderten Beleuchtungsstärken durch arbeits-platzbezogene Leuchten und nicht durch hohe All-gemeinbeleuchtung).

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A:grafik14.ppt

0

200

400

600

800

1.000

Nutzer 2.Antrag kWVL'96 KTS Vorgabe= Netzanschl.LeiKWNutzer 3.Antrag kW mit LastabwurfVL '96 KTS /SWJVertrag kW70 %-Klausel/kostenwirksam in '96kWIST '96 kWJVL 96/nicht wirksam in '96 kWDurchschn.Leist. kW

774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0 774,0300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0 300,0285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0 285,0100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,070,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,0 70,00,0 0,0 0,0 37,4 36,6 45,5 35,0 20,0 23,0 45,0 20,0 10,0

40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,0 40,00,0 0,0 0,0 39,0 39,0 39,0 39,0 35,0 33,0 35,0 33,0 30,0

Lastgangerfassung S t r o m ( Monatliche Spitzenwerte > 15 min. ) für : Abnahmekomplex : Bau ... Nutzer: ...... Fak., - Inst. f.......... SVK : 100248 Station: SWJ Trafoleistung: n.b. kVA Installierte Leistung : 1.674 kW ( nach Angaben des Nutzers/ 1. Antrag auf benötigte Leistung = benötigte Netzanschlußleistung ==> NeubauTrafostation mit 3x 630 kVA Trafos erforderlich).Da es sich im vorliegenden Fall um eine SWJ-Station handelt ,hätte mit Anschlußkosten von ca. 200-300 DM/kW gerechnet werden müssen ==> ca. 335-502 TDM )

2. Antrag des Nutzers als benötigte Leistung ==> Neubau Trafostation mit 2 X 630 kVA Trafos==> Anschlußkosten von ca. 155-232 TDM )

nunmehr vertraglich gebundene Netzanschlußleistung ==> kein Neubau einer Trafostation erforderlich;Übertragbarkeit durch vorhandene SWJ-Station möglich ==> nur einmalige Netzanschlußkosten ( 35 TDM ) ==> FSU kann über diese Leistung verfügen, ohne neu bei den SWJ zu beantragen==> Nutzer muß jedoch intern Leistungsveränderungen bei KTS melden, damit Leistungsveränderungen, die kostenwirksam werden, in die Haushaltsplanung aufgenommen werden können.

3. Antrag des Nutzers: 300 kW mit Lastabwurf bei 250/285 kW

Diese Leistung wurde im vorliegenden Vertrag vorerst von KTS gebunden.70 % davon werden in 96 kostenwirksam

Einschätzung Energiekosten: ( Leistung Strom)

laufend einmalig 1. ) 1674 kW : 381,2 TDM/a 335-502 TDM 70% Klausel: 266,8 TDM/a2. ) 774 kW : 176,2 TDM/a 155-232 TDM 70% Klausel: 123,4 TDM/a3. ) 300 kW : 68,3 TDM/a 35 TDM70% Klausel: 47,8 TDM/a4. ) 100 kW: 22,7 TDM/a70% Klausel: 5.) 11,2 TDM/a( diese Kosten werden 1996 wirksam als Jahresverrechnungsleistung) ==>6.) Für laufenden Kosten: Unter Anwendung der 70%-Klausel wären laufende Kosten von 266,8 TDM entstanden.Dem steht ein Ist von 11,2 TDM für 1996 gegenüber ( die Diff. von 256,6 TDM hätte unnütz gezahlt werden müssen, wenn dem 1. Antrag des Nutzers gefolgt worden wäre ).Einmalige Kosten: 335-502 TDM stehen im Ist 35 TDM gegenüber.

24

Abb. 12 Lastgang Strom

7 Quellenverzeichnis

FSU Jena: Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 1996FSU Jena / KTS: Umweltberichterstattung 1980-1995, Dipl.-Ing. Neugebauer FSU Jena / KTS: Energieberichterstattung 1980-1995 , Dipl.-Ing. Neugebauer FSU Jena / KTS: Statistiken Energie KTS 1 und KTS 2 , Dipl.-Ing. Neugebauer FSU Jena / Dez.2: Auszug Jahresabschluß 1995Stadtwerke Jena GmbH: Geschäftsbericht 1995TEAG: Heizkraftwerk Jena-SüdTU Clausthal: Brennpunktseminar „Energieeinsparung an Hochschulen“ , Dipl.-Ing. NeugebauerUniversität Lüneburg: Unterlagen Umweltseminar vom 18.02,97, Dipl.-Ing. NeugebauerDiverse Gesetze und Verordnungen der ehemaligen DDR

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1.261 Beschäftigte (1996)12.500 Studierende (SoSe 1996)35 Gebäude

∼ 70.000 m² Hauptnutzfläche8.694 MWh Stromverbrauch (1994) (≅ 119 kWh/m²)1.636 MWh davon BHKW (19 %)12.794 MWh Wärmeverbrauch (1994) (≅ 192 kWh/m²)∼ 2,5 Mio DM Energiekosten66.650 m³ Wasserverbrauch (1994) (≅ 1 m³/m²)

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Tab. 1 Zahlen zur Universität Osnabrück

ENERGIEFLUSSANALYSE ALS TEIL EINES UMWELTMANAGEMENTSYSTEMS FÜRDIE UNIVERSITÄT OSNABRÜCK

Dipl.-Math., Dipl.-Systemwiss. Peter Viebahn, Universität Osnabrück

1 Das Projekt „Stoff- und Energieflußanalyseeiner Universität – Entwicklung eines Um-weltmanagementsystems für Hochschulenam Beispiel der UniversitätOsnabrück“

Die Zahlen der folgenden Tabelle sollen zunächstdie Größenordnung der Universität verdeutlichen:

1.1 Gründe für die Durchführung des Projektes und Beteiligte

Die Universität Osnabrück ist mit ihren etwa 14.000Angehörigen und ihrem Energie- und Stoffumsatzmit einem großen Wirtschaftsunternehmen zu ver-gleichen. Nicht nur durch ihre Heizungsanlagen oderihre Forschungseinrichtungen, sondern auch durchdie Verwaltungsbereiche entsteht eine Umweltbela-stung, die bei einem richtigen Einsatz organisatori-scher und technischer Maßnahmen erheblich redu-ziert werden kann.

Wie in der Wirtschaft, im privaten Sektor und in deröffentlichen Verwaltung, so bestehen auch an derUniversität noch Defizite im Bereich des Umwelt-schutzes. Und das, obwohl sich schon aus finanziel-len Gründen ein umweltschonender Umgang mitden Ressourcen anbieten würde. So entfallen annä-hernd 50 Prozent der Gebäudebewirtschaftungs-kosten des Landes Niedersachsen allein auf dieHochschulen. Allgemein könnte in öffentlichen Ein-richtungen fast ein Drittel des Energieverbrauchsdurch technisch-wirtschaftliche Maßnahmen einge-spart werden (Quelle: Stadtwerke Hannover 1996).An der Universität Osnabrück würde dies eine Sum-me von mehr als 500.000 DM jährlich ausmachen.

Die Notwendigkeit, sich stärker im Umweltschutz zuengagieren, läßt sich aber nicht nur mit ökonomi-

schen Argumenten begründen: Eine Universität, diemit ihrer Lehre und ihrer Forschung die Entwicklungunserer Gesellschaft mitprägt, hat auch eine beson-dere gesellschaftliche Verantwortung. Sie sollte einVorbild sein.

An vielen Hochschulen in der Bundesrepublik wer-den trotzdem bereits einzelne Umweltschutzmaß-nahmen durchgeführt (siehe Starnick und Winzer1994 sowie Viebahn 1998) . Was fehlt, ist jedoch einressourcensparendes Gesamtkonzept mit einemabgestimmten Maßnahmenpaket, das alle Bereicheder Hochschulen berücksichtigt und einbezieht undversucht, die genannten Hemmnisse zu überwinden.Dieses Konzept soll nun an der Universität Osna-brück in einem bundesweit einmaligen Modellvorha-ben realisiert werden, das vom Institut für Umwelt-systemforschung durchgeführt wird. Neben techni-schen Verbesserungen sollen insbesondere Maß-nahmen im nicht-investiven Bereich erarbeitet wer-den, da alleine durch ein umweltgerechtes Verhaltender Hochschulangehörigen schon viele Einsparun-gen erreicht werden könnten. Dafür müssen ent-sprechende Informations- und Anreizsysteme ent-wickelt werden, die auf die spezielle Situation inHochschulen zugeschnitten sind.

Als Schwerpunkte wurden daher festgestellt:

1. Erfassung der Stoff- und Energieflüsse der Uni-versität und Erstellung einer Ökobilanz.

2. Erarbeitung von Instrumenten zur Senkung derUmweltbelastungen.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit von Universi-tätsverwaltung, Arbeistkreis Umweltschutz und In-stitut für Umweltsystemforschung erarbeitet. Ins-besondere durch das Interesse ihres technischenLeiters und der Universitätsleitung war auch einebreite Einbindung der Verwaltung bei der Durchfüh-rung möglich, die hauptsächlich für die Zuarbeit inder Datenermittlung, aber auch bei der Entwicklungkonkreter Umsetzungsschritte gefordert ist (sieheAbbildung 1). Von außerhalb wird das Projekt vonder HIS (Hochschul-Informations-Systeme) GmbH,Hannover, begleitet.

Gefördert wir das Projekt durch die Deutsche Bun-desstiftung Umwelt, Osnabrück.

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Abb. 1 Organisationsgraphik des Projektes

1.2 Projektablauf in Anlehnung an die EG-Öko-Audit-VO

Das Umweltmanagementsystem für die UniversitätOsnabrück, das in fünf Phasen realisiert werden soll,orientiert sich an der Öko-Audit-Verordnung 1836/93der Europäischen Union (EU 1993). Diese Verord-nung, die auf eine kontinuierliche und dauerhafteVerbesserung des betrieblichen Umweltschutzeszielt, ist Ende 1995 in der Bundesrepublik in Kraftgetreten. Sie betraf bisher nur gewerbliche Unter-nehmen, ist aber seit Anfang 1998 auf Bestrebender Universität Osnabrück auch auf Hochschulenerweitert worden.

Phase 1: Umweltleitlinien erstellenUm einen Rahmen für die umweltbezogenen Aktivi-täten an der Universität Osnabrück zu schaffen, hatder Senat der Universität am 16.4.1997 einstimmigals erste Universität Deutschlands die „Umweltleitli-nien der Universität“ verabschiedet (siehe Anhang).In ihnen sind die Gesamtziele und Handlungsgrund-sätze des Umweltschutzes für die Universität Osna-brück festgeschrieben. Sie stellen sowohl hoch-schulintern gegenüber den Mitarbeiter/inne/n alsauch hochschulextern eine Selbstverpflichtung zumSchutz der Umwelt dar. Sie sollen Prioritäten setzen,Konsens schaffen und sowohl orientierend als auchinformierend wirken. Im Gegensatz zu den erst spä-ter festzulegenden Umweltzielen enthalten sie al-lerdings keine quantifizierbaren und zeitlichen Ver-pflichtungen.

Phase 2: Ökobilanz erarbeitenFür den „Betrieb“ Universität wurde eine Öko-Bilanzerstellt, die die wichtigsten Stoff- und Energieflüsseder Hochschule aufzeigt. Erfaßt wurden folgendeBereiche:

– Energie (Wärme, Strom)– Verkehr (Interner Verkehr, Pendlerverkehr)– Wasser und Abwasser– Materialien (Papier, Büromaterialien, Chemika-

lien, Betriebsstoffe)– Abfälle (Sonderabfälle, Elektronikschrott, Rest-

müll, Papier, Gelber Sack, Styropor)– (Flächen)

Die Bereiche Energie, Verkehr und Wasser ein-schließlich der Energievorketten wurden mit derÖkobilanzierungssoftware „Umberto“ modelliert. Dieanderen Bereiche wurden zunächst nur mit „Excel“-Tabellen erfaßt.

Die systematische Auflistung der In- und Output-Stoffe an der Universität bildet die Grundlage füreine Analyse der Wirkungen, die die jeweiligenStoffe auf die Umwelt haben. Gleichzeitig läßt sichdurch den ersten Durchlauf der Bilanzierung fest-stellen, wo weitergehende Maßnahmen zur Erfas-sung der Stoff- und Energieströme nötig sind. Esstellte sich heraus, daß viele Daten nicht oder nurteilweise vorlagen; wenn sie vorlagen, dann oft nurmanuell oder in Dateien, die mit Datenbanksyste-men nicht weiter verarbeitet werden können. DieseErfahrungen bei der Aufstellung der Ökobilanz flie-ßen in den Aufbau eines Umweltinformations-systems ein (siehe unten).

In Kapitel 2 wird die Energiebilanz als Teil der Öko-bilanz näher betrachtet.

Phase 3: Umweltziele aufstellenAus dem Vergleich des in der Ökobilanz beschriebe-nen Ist-Zustandes und den Soll-Werten, die sich ausdem Stand der Technik und den gesetzlichen Vorga-ben ergeben, werden Umweltziele erarbeitet, die inabsehbarer Zeit verwirklicht werden sollen. Dadurchbietet sich die Möglichkeit, gezielt Schwerpunkte zusetzen, um vorhandene Mittel möglichst effizient zuverwenden. Ein Umweltziel wäre z.B., den Energie-verbrauch innerhalb von zehn Jahren um 25% zusenken oder den Anteil des Papiers im Restmüll zuminimieren. Die konkrete Umsetzung (das Umwelt-programm) wird dann in der nächsten Phase aufge-stellt.

Phase 4: Handlungsinstrumente zum Umwelt-schutz entwerfenEin wichtiger Teil des Projektes wird die Erarbeitungvon Handlungsinstrumenten sein, um zu einer Sen-kung des Ressourcen- und Energieverbrauchs zugelangen. Dazu gehören die Organisationsstruktu-ren, das Umweltinformationssystem und die kon-kreten Umsetzungsmaßnahmen.

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Abb. 2 Öko-Controlling für die UniversitätOsnabrück

Organisationsstruktur: Es werden die Strukturen Phase 5: Umweltbericht verfassenfür ein Umweltmanagement erarbeitet, so daß der Ein jährlicher Umweltbericht soll die Hochschulan-Umweltschutz Teil des gesamten „Managementsy- gehörigen und die interessierte Öffentlichkeit überstems“ der Universität wird. Dabei werden die Orga- alle bereits erfolgten Maßnahmen und die nach wienisationsstruktur, die Zuständigkeiten, Verhaltens- vor bestehenden Defizite im Bereich des Umwelt-weisen, Abläufe und Mittel festgelegt, um die Vorga- schutzes informieren.ben aus den Umweltleitlinien umsetzen zu können.

Umweltinformationssystem: Mit dem Umweltinfor-mationssystem (UIS) werden erstmals für eineHochschule die Grundlagen geschaffen, in Zukunftregelmäßig rechnergestützt die Ökobilanz der Uni-versität aufstellen und Umweltkennzahlen ableitenzu können. Es dient gleichzeitig als Grundlage einesÖko-Controllings sowohl für die einzelnen Dezernateals auch für die Hochschulleitung. Dabei soll dieIntegration in das Uni-Informationssystem und zu-sätzlich die multimediale Aufbereitung der Informa-tionen berücksichtigt werden (siehe Abbildung 2).Ein Konzept für ein UIS der Universität Osnabrückwurde 1998 erstellt (Berens 1998).

Umsetzungsmaßnahmen: Zu eher direkt wirken-den Maßnahmen zählen z. B. Informations- und Mo-tivationskampagnen für die Hochschulangehörigen.Umweltschutz-Informationen müssen aufgaben- undzielgruppenspezifisch verbreitet werden, das hoch-schulinterne Weiterbildungsprogramm muß um Um-weltaspekte erweitert werden. Konkrete Maßnahmenwären weiterhin die Umstellung der Dienstwagen aufErdgasbetrieb, die Einführung eines Jobtickets fürBeschäftigte (verbilligte Monatsfahrkarte) oder dervermehrte Einsatz von umweltfreundlichen Büro-artikeln.

Eher mittelfristig wird eine Änderung des Haushalts-rechts zu erreichen sein, so daß eingesparteEnergie- und Wasserkosten in der Uni verbleibenund z. B. für Lehre und Forschung zur Verfügungstehen. Dies ergäbe einen Anreiz, sparsamer undbewußter mit den Ressourcen umzugehen, denn eswürde eine zusätzliche Einnahmequelle darstellen.Voraussetzung ist allerdings eine fachbereichsbezo-gene Abrechnung der einzelnen Verbräuche.

Das Projekt zeichnet sich insgesamt aus durch– eine enge Zusammenarbeit zwischen Institut und

Universitätsverwaltung;– die übergreifende Betrachtung der verschiedenen

Sektoren wie Energie, Verkehr, Abfälle und derUmweltmedien Luft, Wasser, Boden;

– umfassende Beteiligung und Information derHochschulangehörigen;

– handlungsorientierte Vorgehensweise, um zueiner meßbaren Verminderung der Stoff- undEnergieverbräuche zu gelangen sowie

– kooperative Zusammenarbeit mit anderen Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen.

2 Die Energiebilanz der Universität Os-nabrück als Teil der Ökobilanz

2.1 Darstellung der Energieeinflüsse mit derSoftware „Umberto“

Ausgehend vom Wärme- und Stromverbrauch dereinzelnen Gebäude wurden für die drei StandorteWesterberg (WB), Innenstadt_1 (IS_1) und Innen-stadt_2 (IS_2) die Stoff- und Energieflüsse model-liert, die zur Bereitstellung der Energie nötig sind.Beispielhaft werden die Simulation einer Gasheizungund eines BHKWs beschrieben.

Beispiel Gasheizung:In der folgenden Abbildung ist am Beispiel der Wär-meversorgung eines Gebäudes mittels einer Gas-heizung die Grundstruktur der Energieflußmodellie-rung dargestellt (die folgenden Darstellungen bezie-hen sich auf die verwendete Software „Umberto“) .2)

In der Transition T1: Gasheizung_1MW wird, ausge-hend von einer bestimmten Menge Erdgas als Input,die erzeugte Wärme, die freigesetzten Emissionenund der nötige Strombedarf errechnet (Vorwärts-Rechnung) . Das Erdgas wird als Fluß A1 angege-3)

ben und der Stelle P1 entnommen. Da für das Um-weltmanagementsystem insbesondere die CO -2

Entwickelt vom Institut für Umweltinformatik, Hamburg,2)

und Institut für Energie- und Umweltforschung,Heidelberg. Mit Transitionen werden Prozessebezeichnet, mit Stellen „Lager“ symbolisiert, aus denenStoffe oder Energien entnommen oder in siehineingeleitet werden können (siehe Häuslein undHedemann 1995).

Ebenso könnte, ausgehend von einer bekannten3)

Wärmemenge, die nötige Erdgaszufuhr sowie dieentstehenden Emissionen ermittelt werden (Rückwärts-Rechnung). Der Wärmeverbrauch müßte dafür im FlußA2 angegeben werden.

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INPUT

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Abb. 3 Grundstruktur der Energieflußmodellierungam Beispiel einer Gasheizung

Tab 2 Input/Output-Bilanz einer Gasheizung mit einem Gasinput von 100.000 m³

Abb. 4 Einbeziehung der Vorketten in dieEnergieflußmodellierung

Emissionen von Interesse sind, werden sie zusam-men mit der erzeugten Wärme in die Stelle P4 gelei-tet, die ein Gebäude symbolisieren soll. Die sonsti-gen Emissionen werden in der Stelle P3 gesammeltund nicht weiter auf einzelne Gebäude verteilt. Siekönnten jedoch bei Bedarf analog zum CO weiter-2geleitet werden. Der Strombedarf der Heizungenwird gesondert ausgewiesen (Stelle P2). Innerhalbder Transistion muß noch der Wirkungsgrad alsParameter angegeben werden.

Als Ergebnis erhält man eine Input/Output-Bilanz der ist, müssen die externen Emissionen ebenfalls be-geflossenen Ströme (Tabelle 2). Sie bezieht sich in trachtet werden. Bezieht man jedoch die Strom-Vor-diesem Fall auf einen Gaseinsatz von 100.000 m kette mit ein, müssen auch die Vorketten im Wärme-3

(entspricht dem Fluß A1) und einem Wirkungsgrad sektor berücksichtigt werden.der Gasheizung von 90% .4)

Vorketten:Neben den Flüssen innerhalb der Hochschule wur-den auch die Vorketten der Energieerzeugung be-rücksichtigt. Mit Vorkette sind alle Prozesse ge-meint, die den Weg von der Förderung der Rohstof-fe, die in die Energieproduktion eingehen, bis zurÜbergabe der Nutzenergie an die Universität dar-

stellen. Dies betrifft im Wärmebereich die Vorkettenfür Heizöl EL (ausgehend von Erdöl (RiL )) und Erd-5)

gas (ausgehend von Erdgas (RiL)) und im Strom-bereich die Stromerzeugung in den Großkraftwer-ken. Abbildung 4 zeigt schematisch die generelleVorgehensweise auf:

Die Notwendigkeit, die Vorketten mit einzubeziehen,ergibt sich aus der unterschiedlichen Situation imWärme- und Stromsektor: Während die Emissionenbei der Wärmeerzeugung direkt auf dem Hochschul-gelände entstehen, fallen die Emissionen der Strom-erzeugung (bis auf das BHKW) nicht lokal an. Daherwäre es rein rechnerisch sinnvoll, nur noch mitStrom zu heizen, wenn die lokalen Emissionen redu-ziert werden sollen. Da diese Folgerung unrealistisch

Beispiel BHKW mit Spitzenlastkessel: In der Heizzentrale des Standortes Westerberg wirdein gasbetriebenes BHKW, ergänzt durch zwei Spit-zenlastkessel, betrieben (Abbildung 5). Bekannt istnur der Gasinput in die gesamte Anlage (Fluß A1)und der durch das BHKW erzeugte Strom (Fluß A9).Ausgehend vom Fluß A9 wird über die Transition T2:BHKW der nötige Gasinput (A5) sowie die enstehen-

den Emissionen (A7) und dieerzeugte Wärme als Output be-rechnet. Die Wärme wird in dieStelle P2 geleitet; die CO -Emis-2sionen werden anteilig demWärme- und Stromoutput zuge-wiesen und die anderen Emissio-nen in der Stelle P5:Emiss_BHKW gesammelt. Dernun berechnete Gasinput von T2wird weitergeleitet zur TransitionT3: GasAufteilung, in der von deranderen Seite als Input der ge-samte Gasbezug A1 eintrifft. DieTransition T3 besteht aus einerGleichung, in der die Differenz

zwischen A1 und A4 gebildet und dem Fluß A2 zu-gewiesen wird. Dadurch ist der Input für die Transi-tion T1: Gasheizung (der Spitzenlastkessel) be-kannt, so daß auch dort die entsprechende Wärmeund Emissionen ermittelt und zu den passendenStellen geleitet werden können. Der Stelle P8 wird-noch der nötige Strombedarf entnommen.

Die Umwandlungsverluste werden von „Umberto“ in der4)

Bilanz nicht ausgewiesen, so daß Input- und Output-Bilanz nicht ausgeglichen sind (siehe unten).

RiL = Rohstoff in der Lagerstätte.5)

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T1: Gasheizung 1MW

T9: Vorkette Heizöl EL(HH)

P15: Heizöl EL P7:EmissÖlheizung

P8: EmStrom

P9: Wärme+CO2

P10: Strom+CO2

T6: Wärme+CO2-Aufteilung

T7: Strom+CO2-Aufteilung

T2: Ölheizung 1MW

T12: Nutzung_FH

A10:ÖlkesselWärme

A11:GaskesselWärme

P15: Heizöl EL

T8

Vorkette HEIZÖL,EL

T13:Nutzung_Uni

EnergieversorgungWesterberg

Vorkette ERDGAS

P23: FH

T3: Motorheizkraftwerk(MHKW)

P16: Erdgas (RiL)

P17: KEA, fossilgesamt

P18: EmVorGas

P19: Erdgas

P20: Strom +CO2

P20: Strom +CO2

P24: Uni

T11: Vorkette ErdgasNorwegen

P19: Erdgas

Vorkette STROM

T4: StromnetzBRD

P21: EmissBHKW

P22:StromHeizung

P9: Wärme+CO2

P9: Wärme+CO2

P1: Erdöl (RiL)

P2: KEA, fossilgesamt

P14: EmVorÖl

P3: Rohstoffe(RiL)

P4: EmissGas

Fette Pfeile: Vorgegebene Flüsse

29

Abb. 5 BHKW und Spitzenlastkessel

Abb. 6 Energieversorgung Standort Westerberg

Abb. 7 Schema der Energie- und Emissionsflüssefür die Universität Osnabrück

Energieversorgung Heizzentrale Westerberg:Aufbauend auf den bisher beschrie-benen Energie-erzeugungsanlagen kann nun in Abbildung 6 über-blickartig die gesamte Heizzentrale des StandortesWesterberg mit den nötigen Vorketten dargestelltwerden. Sie besteht aus dem gasbetriebenenBHKW, ergänzt durch zwei Spitzenlastkessel, diewahlweise mit Gas oder Öl betrieben werden kön-nen. Zusätzlich benötigter Strom wird über die Stadt-werke bezogen. Die Aufteilung der Wärme und desStroms wird hier nur schematisch in P24: Uni-Ge-bäude und P23: FH-Gebäude vollzogen.

Zusammenfassend wird in Abbildung 7 das Fließschema der Energien und Emissionen für die ge-samte Universität dargestellt.

2.3 Einige Ergebnisse

Energiebilanz:In der Energiebilanz werden alleStoffe dargestellt, die zur Erzeugungder benötigten Energie (Strom undWärme) in das gewählte Netz hin-einfließen (z. B. Rohstoffe) und eswieder in anderer Form (z. B. Emis-sionen) verlassen. Als Bilanzraumwählt „Umberto“ alle Elemente zwi-schen Input- und Outputstellen. Ta-belle 3 stellt die Energiebilanz derUniversität Osnabrück für 1994 dar.Dabei muß beachtet werden, daßzur Zeit noch ein Teil der benach-barten FH mit bilanziert ist, was auf-

grund fehlender Zähler in der FH nicht anders mach-bar ist. In den später folgenden Tabellen und Ab-bildungen ist der FH-Anteil jedoch eleminiert.

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Input

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Tab. 3 Energiebilanz der Universität Osnabrück

Abb. 8 Energieflußdiagramm UniversitätOsnabrück 1994

Abb. 9 CO -Flußdiagramm der Universität2Osnabrück 1994

Energieflußdiagramm:Ein Energieflußdiagramm zeigt den Weg der einge-setzten Energie von der Primärenergie bis zur Nut-zenergie und die bei der Umwandlung entstehendenVerluste auf. In Abbildung 8 ist der aggregierte Ener-giefluß der Universität für 1994 dargestellt. Von den36.590 MWh eingesetzter Primärenergie (Erdgasund Erdöl aus der Lagerstätte sowie Rohstoffe fürdie Stromerzeugung) gehen allein in den Vorketten37 % über Umwandlungsverluste, hauptsächlich beider Stromerzeugung, verloren. An Endenergie (Erd-

gas L, Heizöl EL und Strom) er-reichen die Universität noch 63 %(22.859 MWh). Von diesen gehenweitere 5,9 % durch die Heizungs-anlagen und das BHKW verloren,so daß 59 % der Primärenergie(21.516 MWh) als Raumwärme(60 %) bzw. Strom (40 %) verwen-det werden können.

CO -Flußdiagramm:2Im Unterschied zum Energiefluß-diagramm zeigt das CO -Flußdia-2gramm nur den Entstehungsortdes Kohlendioxids und die Zuord-nung zu den Verbrauchern (hierdie drei Universitätsbereiche) auf.Aus dem in Abbildung 9 darge-stellten Diagramm wird ersichtlich,daß 58 % der CO -Emissionen2der Universität (4.415 t) außerhalbOsnabrücks entstehen, haupt-sächlich verursacht bei der Strom-erzeugung. Von den restlichenEmissionen innerhalb der Univer-sität gelangen 27 % (885 t) durchdas BHKW und 73 % (2.356 t)durch die Heizungsanlagen in dieAtmosphäre.Betrachtet man dieZuordnung zu den Verbrauchern,fällt der überproportional hoheCO -Anteil für den Bereich We-2sterberg auf (4.908 t bzw. 64 %).Dies liegt daran, daß allein 78 %

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Energieart

VerkehrAufteilung Gesamt-Energieverbrauchnach Herkunft

Verkehr

25%

Strom25%

Wärme 50 %

Verkehr26%

Strom46%

Wärme 28 %

Aufteilung CO2-Emissionennach Herkunft

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Tab. 4 Energieverbräuche und CO -Emissionen2Universität Osnabrück 1994 absolut

Abb. 10 Gesamt-Energieverbräuche und CO2-Emissionen Universität Osnabrück 1994

des Stroms mit seinen hohen CO -Emissionen dort CO -Emissionen belaufen sich auf 26%, so daß der2in den Naturwissenschaften verbraucht werden. Anteil von Strom und Wärme sich auf 46 % bzw. 28

Energieverbräuche und CO -Emissionen:2Die Zusammenhänge zwischen Wärme, Strom undCO -Emissionen werden im folgenden verdeutlicht.2Grundlage dafür sind die in Tabelle 4 angegebenenEnergieverbräuche und CO -Emissionen.2

Der Energieverbrauch der Universität setzt sich zu38 % aus Strom (8.694 MWh) und zu 62 % ausWärme (14.165 MWh) zusammen. Das Verhältnisder CO -Emissionen ist jedoch genau umgekehrt:2Während die Wärmeversorgung ca. 39 % (2.992 t)der CO - Emissionen verursacht, entstehen durch2den Stromverbrauch 61 % des Kohlendioxids (4.665t). Hieran erkennt man deutlich die hohen CO -Emis-2sionen bei der Stromerzeugung, die durch denschlechten Wirkungsgrad der Großkraftwerke vonca. 30 % bedingt sind. Es wird ebenso deutlich, daßEinsparungen bei den Stromanwendungen oberstePriorität haben sollten, falls sich die Universität dasZiel einer CO -Minimierung setzt.2

Energie und Verkehr:Eine andere Teilbilanz der Universität wurde für denBereich Verkehr erstellt. Betrachtet wurden derPendlerverkehr der Beschäftigten und Studierendenvon und zur Uni sowie der interne Verkehr (Dienst-wagen und Dienstreisen). Dabei stand vor allem dieFrage im Vordergrund, ob der durch die Universitätverursachte Verkehr einen nennenswerten Beitragzum Gesamtenergieverbrauch und den Emissionenleistet. Abbildung 10 zeigt das wesentliche Ergebnis:

25 % des Gesamt-Energieverbrauches der Universi-tät entstehen durch den Verkehrssektor. Der Strom-und Wärmeverbrauch hat noch einen Anteil von 25% bzw. 50 %. Dadurch wird deutlich, daß nebenEnergiesparmaßnahmen auch ein Mobilitätsmana-gement nötig ist, um den verkehrsbedingten Ener-gieverbrauch zu verringern. Die verkehrsbedingten

2

% verringert.

3 Das „Einsparkraftwerk“ Beleuchtungsanlage AVZ

Im folgenden soll als Beispiel für eine konkrete Ein-sparmöglichkeit auf die Stromeinsparung bei Be-leuchtungsanlagen eingegangen werden, die imAllgemeinen wenig beachtet wird.

3.1 Energieeinsparung bei Beleuchtungs-anlagen

Der Energieverbrauch von Leuchten kann auf ver-schiedene Arten wesentlich abgesenkt werden. Wieim folgenden erläutert wird, sind bei Berücksichti-gung aller Kriterien Einsparungen bis zu 75 % desvorherigen Stromverbrauchs möglich.

Bisher werden oft noch Standardlampen verwendet.Sie haben einen relativ hohen Stromverbrauch -moderne Dreibandenleuchtstofflampen haben da-gegen eine bis zu 35 % höhere Lichtausbeute, dieüber eine andere Zusammensetzung des Leucht-stoffes erreicht wird. Während eine Standardlampemit 58 W Leistung und 4000 Im nur eine Lichtaus-beute von ® = 4000 lm / 58 W = 70 lm/W erreicht,hat eine Dreibandenleuchtstofflampe gleicher Lei-stung eine Lichtausbeute von ® = 5.200 lm / 58 W =90 lm/W.

Die Betriebswirkungsgrade ® verschiedenerLBLeuchten-Bauweisen bewegen sich von ca. 50 % beioptimalen Abdeckungen bis zu 74 % bei Spiegelra-sterleuchten. ® ist um so größer, je mehr Licht-LBstrom von einer Leuchte abgegeben wird. Der hoheWert wird erreicht durch Verwendung hochwertigerlichttechnischer Bauelemente wie z. B. hochglänzen-der Spiegelreflektoren mit computeroptimierten F-ormen. Als Reflektoren können neben hochglänzen-den auch weiße Oberflächen verwendet werden.

Im herkömmlichen Leuchtenbestand werden oft kon-ventionelle Vorschaltgeräte (KVG) verwendet. Siebestehen aus einem Eisenkern, umwickelt mit Kup-ferdraht, und wirken als (verlustbehafteter) induktiverWiderstand. Aufgrund der entstehenden Verluste istbei einem KVG z. B. bei einer 58 W-Lampe eineVerlustleistung von 13 W anzusetzen.

Werden verlustarme Vorschaltgeräte (VVG) einge-setzt, wird die Verlustleistung gegenüber einem KVGum bis zu 38 % verringert, da höherwertige Elek-trobleche und größere Kupferquerschnitte verwendetwerden. VVGs gehören heute zunehmend zurGrundausstattung. KVGs und VVGs sind magneti-sche Vorschaltgeräte, in denen der Strom durchmagnetische Selbstinduktion begrenzt wird.

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alter Zustand neuer Zustand Ergebnis der Maßnahmeblendende Leuchten Leuchten für Arbeitsplätze mit Einhaltung der gesetzlichen

Bildschirmunterstützung Vorschriften• hoher Indirektanteil • hoher Direktanteil durch x% Energieeinsparung• Standardlampen • Dreibanden-Leuchtstofflampen 10% Energieeinsparung• freistrahlende Leuchten • in (Spiegel)rasterleuchten 15% Energieeinsparung

Summe: 25% + x%Energieeinsparung (Leistung)

KVG EVG 25% Energieeinsparung(Leistung)

keine Regelung tageslichtabhängige Regelung 20–50% Energieeinsparung(Verbrauch)

PCB-haltige Kondensatoren PCB-freie Kondensatoren Einhaltung der gesetzlichenbzw. keine Kondensat. bei EVGs Vorschriften

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Tab. 5 Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Beleuchtung

Abb. 11 Vergleich der Anschlußleistung amBeispiel einer 2-flammigen Leuchte mit 58-W-Lampen

Demgegenüber sind bei elektronischen Vorschaltge-räten (EVG) die induktiven Drosselspulen durchelektronische Baugruppen ersetzt, die gleichzeitigdie Funktion von Starter und Kondensator erfüllen.Durch das EVG wird bei einer Verlustleistung vonnur etwa 5 W die Netzspannung 220 V/50 Hz in einehochfrequente Wechselspannung von 25 bis 40 kHzumgewandelt. Dadurch kann sich bei fast gleichemLichtstrom einer 58 W-Lampe deren Leistungsauf-nahme auf ca. 50 W reduzieren. Gegenüber KVGsweisen EVGs somit eine bis zu 62 % niedrigere Ver-lustleistung auf.

Da die Verwendung von elektronischen Vorschaltge-räten zudem keine Kompensation durch eine kapazi-tive Schaltung erfordert, verringert sich die System-leistung um bis zu 27 %, wie die obige Abbildung füreine zweiflammige Leuchte zeigt.

Eine weitere Einsparmöglichkeit ist die Installationeiner tageslichtabhängigen Dimmung. Mittels einesSensors werden in Abhängigkeit des Tageslichtein-falls und der geforderten Beleuchtungsstärke dieLeuchten bis auf 1 % der maximalen Lichtleistungheruntergefahren. Reicht mehrere Minuten lang aus-schließlich das Tageslicht, werden sie ganz ausge-schaltet. Benötigt werden jedoch dimmbare EVGs.

Allein durch die Verwendung von Dreibandleucht-stofflampen, (Spiegel)rasterleuchten und elektro-nischen Vorschaltgeräten lassen sich also Einspa-rungen von mehr als 50 % erreichen. Bei zusätzli-cher Installierung einer tageslichtorientierten Rege-lung können nach der Literatur 60-80 % bei Kom-plettsanierungen eingespart werden. Als Zusam-menfassung werden in Tabelle 5 noch einmal sämtli-che Maßnahmenmit ihren Wirkun-gen dargestellt.

3.2 Erneuerung der Beleuchtungsanlage imAVZ-Gebäude

Im Allgemeinen Verfügungszentrum (AVZ), einemder Hauptgebäude der Universität Osnabrück mit11.200 m² Hauptnutzfläche, war bis Ende 1997 eineveraltete Beleuchtungsanlage aus den 70er Jahreninstalliert, bei der alle nur denkbaren Schwachstellenaufeinander trafen:

– Die verwendeten Standardlampen waren in frei-strahlenden Leuchten montiert, so daß ein Groß-teil des Lichts an die Decke anstatt auf die Ar-beitsoberfläche gestrahlt wurde;

– aufgrund dieser Konstruktion existierte keine Be-grenzung der Direktblendung, so daß die Leuch-ten für Bildschirmarbeitsplätze, die im AVZ ingroßer Zahl vorhanden sind, völlig ungeeignetwaren;

– die konventionellen Vorschaltgeräte der Lampenbenötigten zusätzlich zur Lampenleistung vielStrom, hatten eine Isolation aus Asbestpappeund enthielten größtenteils PCB;

– durch die Sondergröße der bisher verwendetenLampen fielen erhebliche Mehrkosten bei derBeschaffung an;

– die installierte Leistung war mit durchschnittlich26,4 W/m² erheblich zu hoch dimensioniert.

In einer Einsparanalayse wurde die installierte Lei-stung der Schweizer Empfehlung SIA 380/4 (E), dieGrenzwerte der spezifischen Leistung (W/m²) u. a.für die Beleuchtung vorgibt, verglichen. Währendz. B. für die Bürobeleuchtung 7 W/m² eingehaltenwerden sollten, liegt der Wert bei den Büroräumenim AVZ bei durchschnittlich 36 W/m², im Extremfallbei 54 W/m². Insgesamt wurde ein Einsparpotentialvon jährlich ca. 380.000 kWh bzw. 70 % des bisheri-gen Stromverbrauchs ermittelt. Allein aus Energie-spargründen ist daher der Austausch der Leuchtengerechtfertigt.

Geht man von einem Jahresstromverbrauch einesOsnabrücker Durchschnittshaushaltes von 2.500kWh aus, könnten damit jährlich 152 Haushalte ver-sorgt werden. Allein an Stromkosten gingen durchdiese fortgesetzte Verschwendung jährlich ca.90.000 DM verloren. Weitere Einsparungen ergäbensich durch geringere Austauschkosten: Bei zukünftig

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ausreichenden 1.072 Leuchten mit 1.618 Lampenanstatt derzeit 3.114 Leuchten mit 5.608 Lampenbräuchten auch weniger Lampen ausgewechselt,entsorgt und neu beschafft zu werden. Für die Sa-nierung der Beleuchtungsanlage wurde eine Investi-tion von ca. 560.000 DM berechnet, so daß die Maß-nahme sich nach ca. sechs Jahren amortisiert hätte.

Die Universität Osnabrück bemühte sich seit 1984um die Sanierung der ineffizienten Beleuchtungs-anlage, was jedoch mehrmals am Staatsbauamt undan den zuständigen Ministerien scheiterte. Erst Ende1997, nach mittlerweile 13 Jahren, konnte mit demkompletten Austausch der Beleuchtungsanlage be-gonne werden. Erste Meßergebnisse zeigen, daßdie erwartete Stromeinsparung eingetreten ist, wennnicht sogar übertroffen wurde. Die Feineinstellungder Anlage, insbesondere der tageslichtabhängigenSteuerung in der Bibliothek, wird bis zum Herbst1998 abgeschlossen sein, so daß danach eine kon-krete Einsparbilanz aufgestellt werden kann.

Nähere Informationen können der Literatur (Viebahn1995) entnommen werden. Das genannte Buch stellteinen Leitfaden dar, wie man eine Energiever-brauchsanalyse bei Beleuchtungsanlagen durch-führen kann, welche Einsparmöglichkeiten es beider Verwendung modernster Technik gibt, aufgrundwelcher Hemmnisse sie in öffentlichen Gebäuden oftnicht umgesetzt werden und wie man hier mit demimmer häufiger angewendeten Instrument desEinspar-Contractings zu einer Lösung gelangenkann.

4 LITERATUR

Berens 1998: Konzeption eines Umweltinforma-tionssystems für die Universität Osnabrück; in:Beiträge des Instituts für Umweltsystemfor-schung der Universität Osnabrück; Matthies, Mi-chael (Hrsg); Nr. 9; Osnabrück

EU 1993: Verordnung EWG Nr. 1836/93 des Ratesvom 29. Juni 1993 über die freiwillige Beteiligunggewerblicher Unternehmen an einem Gemein-schaftssystem für das Umweltmanagement unddie Umweltbetriebsprüfung; Brüssel

Häuslein, Andreas; Hedemann, Jan 1995: DieBilanzierungssoftware Umberto und möglicheEinsatzgebiete; in: Schmidt und Schorb 1995; S.59-78

Schmidt, Mario; Schorb, Achim 1995: Stoffstrom-analysen in Ökobilanzen und Öko-Audits; Sprin-ger: Berlin

Stadtwerke Hannover 1996: Intergrierte Ressour-cenplanung – die LCP-Fallstudie der StadtwerkeHannover AG, Doku-Band 2: Energiebilanzenund Angebotskurven; Hannover

Starnick, Jürgen; Winzer, Matthias 1994: Umwelt-schutz an Hochschulen – Handbuch für Umwelt-schutz; Hrsg: Hochschul-Rektoren-Konferenz;Alpha: Bonn

Viebahn, Peter 1995: Energieeinsparung durchNutzlicht-Contracting – ein Einsparkraftwerk fürdie Universität Osnabrück und die Widerständedagegen; Möllmann: Paderborn

Viebahn, Peter 1998: Umweltprojekte an Hoch-schulen; http://www.usf.Uni-Osnabrueck.DE /pro-jects/nuh/hs.html; 2.6.98

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Umweltleitlinien der Universität Osnabrück

Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development):

Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung trägt, ohne die Möglichkeitenzukünftiger Generationen, ihren eigenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, zu behindern (World Commission on Environment andDevelopment, Our Common Future, 1987, Brundtland-Bericht).

Die Universität Osnabrück sieht sich aufgrund der dramatischen globalen Umweltsituation dem Grundsatz der nachhaltigen Entwicklungverpflichtet.

Die Universität ist mit ihren etwa 14.000 Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihrem Energie- und Stoffumsatz mit einemmittleren Wirtschaftsunternehmen vergleichbar. Durch den Universitätsbetrieb entstehen erhebliche Umweltbelastungen, die es zuminimieren gilt. Darüber hinaus trägt die Universität eine besondere gesellschaftliche Verantwortung dadurch, daß sie zukünftigeEntscheidungsträger unserer Gesellschaft ausbildet und prägt. Sie hat damit eine Multiplikatorfunktion - dies ist Verantwortung undChance zugleich. Und nicht zuletzt hat wissenschaftliche Forschung Auswirkungen auf Mensch und Natur. Daraus resultiert einebesonder Verantwortung der Wissenschaft für ihre Forschungsziele und -ergebnisse.

Umweltschutz ist Aufgabe für alle Studierenden und Beschäftigten an ihren Arbeitsplätzen und auf dem Weg zur Universität. Er istFührungsaufgabe für die leitenden Personen. Nur wenn sich möglichst viele Universitätsmitglieder mit den Zielen des Umweltschutzesund der nachhaltigen Entwicklung identifizieren und aktiv zu deren Umsetzung beitragen, wird die Universität diesen Aufgaben gerecht.

Die Universität Osnabrück gibt sich daher im Einklang mit der CRE-Charter for sustainable development (CRE-Copernicus) dienachfolgenden Leitlinien. Diese Leitlinien sollen durch die Mitglieder der Universität in ihre persönlichen Arbeits- und Studienbereicheübernommen und innovativ umgesetzt werden.

Betrieb:

Schutz der Umwelt heißt für uns, Gefahren für Menschen und Umwelt zu vermeiden, den Ressourcen- und Energieverbrauchkontinuierlich zu verringern und Emissionen und Abfälle zu minimieren, so daß die Universität ihren Beitrag zu einer zukunftsfähigenEntwicklung leistet.

1. Um dies zu erreichen, wird die Universität unter Einbeziehung der Hochschulangehörigen Umweltziele festlegen und zu derenUmsetzung ein wirksames Umweltmanagementsystem aufbauen, über dessen Entwicklung dem Senat regelmäßig berichtet wird.

2. Der Umweltschutz an der Universität soll ressortübergreifend vernetzt werden, so daß sowohl Verwaltung als auch Fachbereiche inUmweltschutzangelegenheiten kooperieren. Darüber hinaus pflegt die Universität den Austausch mit anderen Hochschulen zurFörderung des Umweltschutzgedankens. Sie bemüht sich um pollitische und gesellschaftliche Unterstützung, um das Ziel einerumweltfreundlichen und am Nachhaltigkeitsgrundsatz orientierten Hochschule zu erreichen.

3. Die Universität führt einen offenen Dialog und betreibt gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Damit ist gewährleistet, daß die eingeleitetenSchritte zur Umsetzung ihrer Umweltpolitik für die Hochschulöffentlichkeit bewertbar werden.

4. Die Universität sorgt für Weiterbildungsangebote des Personals in umweltrelevanten Bereichen.5. Bei zukünftigen Investitionen und Anschaffungen der Universität sollen die Umweltauswirkungen im voraus in Betracht gezogen

werden. Die umweltfreundlichsten Varianten sollen nach Möglichkeit den Vorzug erhalten. Die Hochschule wirkt auf ihreGeschäftspartner ein, um eine ökologische Verbesserung der von ihr bezogenen Waren und Dienstleistungen zu erreichen.

6. Gesetzliche Vorgaben und behördliche Auflagen sind einzuhaltende Mindeststandards, die nach Möglichkeit überboten werdensollten.

Lehre und Forschung:

Die Universität ist bestrebt, umweltrelevanten Fragen in Lehre und Forschung das ihnen gebührende Gewicht zu verleihen.

7. Voraussetzung für die Gewährleistung von Freiheit in Forschung und Lehre ist die Wahrnehmung von Verantwortung für ihre Folgen.Hierzu gehören die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen im Interesse der jetzigen wie der zukünftigen Generationen. DieLehrenden und Studierenden sind daher bestrebt, in Lehre und Forschung entstehende negative Auswirkungen zu minimieren.

8. Die Fachbereiche und die fachbereichsübergreifenden Einrichtungen der Universität fördern wissenschaftliche Arbeiten imUmweltbereich sowie die Teilnahme an Veranstaltungen zu Umweltfragen.

9. Sie setzen sich für die Vernetzung und interdisziplinäre Bearbeitung von umweltrelevanten Fragen in Forschung und Lehre ein,sowohl innerhalb der Universität als auch in Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen.

Verabschiedet vom Senat der Universität Osnabrück am 16.4.1997

Anhang

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EFFIZIENTE ENERGIENUTZUNG IN DER EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH

Dr. Felix Jenni, (bis 1998) Energiebeauftragter der ETH Zürich

Für Diplomstudiengänge gibt es in der Schweiz zwei denen Ingenieur- und Naturwissenschaften bis hinEidgenössiche Technische Hochschulen: die zur Werkstoffkunde.deutschsprachige in Zürich (ETHZ) und die franzö- Die Gesamtausgaben der ETHZ betrugen im Jahrsischsprachige in Lausanne (EPFL). Die ETHZ wur- 1995 fast eine Milliarde Franken, aufgeteilt in 58%de 1854 gegründet, und die Wurzeln der EPFL rei- Personalkosten sowie 42% für Sachausgaben undchen noch ein Jahr weiter zurück – bis 1853. In Zü- bauliche Investitionen. Für Energie und Wasser wur-rich arbeiten bzw. studieren ca. 70 % und in Lausan- den etwas mehr als 20 Millionen Franken ausge-ne ca. 30% aller ETH-Angehörigen. Wie die Namen geben. Dies sind ca. 2% der Gesamtausgaben be-zeigen, sind beide Bundesinstitutionen. Im vorliegen- ziehungsweise ca. 5% der Sachausgaben und bauli-den Aufsatz wird die ETH Zürich betrachtet. Der chen Investitionen. Die ETH Zürich ist einer der gro-größte Teil der ETHZ konzentriert sich auf zwei ßen Energieverbraucher des Bundes: sie verbrauchtHauptstandorte, das „Zentrum“ und den „Höngger- in den 65 bundeseigenen Gebäuden in Zürich 17%berg“: der Wärme und 20% des Stromes aller Bundesbau-Der alte Teil, die ETH Zentrum, ist zu Fuß vom ten der Schweiz.Hauptbahnhof Zürich aus in 10 Minuten zu er-reichen. Das Hauptgebäude liegt 50 Meter über demStadtzentrum und dem See am Zürichberg.

Vor etwas über 30 Jahren konnten die ersten Ge-bäude auf dem Hönggerberg bezogen werden. Die-se liegen am Rande der Stadt auf einer Hügelkuppe,etwa 5 km vom Zentrum entfernt. Auf dem Höngger-berg hat eine weitere Ausbauetappe begonnen: bisins Jahr 2001 entstehen zusätzliche Räumlichkeitenfür 2000 Angestellte und Studierende.

1 Die ETH Zürich in runden Zahlen

Gemäß Jahresstatistik hatte die ETHZ 1995 ca.5.300 Vollzeitstellen für Lehre, Forschung und Be-trieb und ca. 12.000 eingeschriebene Doktoranden,Nachdiplomstudenten und Studierende. Da ein Teilder Doktoranden und Nachdiplomstudenten in derStatistik auch als Angestellte geführt wird, ergibt sichteilweise eine Doppelzählung. Wird zusätzlich be-rücksichtigt, daß an der ETHZ viele Personen inTeilzeit angestellt sind, so gilt als Summe derETH-Angehörigen in guter Näherung die Zahl17.000.

Der größte Teil dieser Personen arbeitet in den bei-den Hauptstandorten Zentrum und Hönggerberg.Die ca. 50 wichtigsten Gebäude im Zentrum weiseneine Energiebezugsfläche von rund 400.000 m² unddie entsprechenden 15 auf dem Hönggerberg einevon rund 200.000 m² auf. Das mittlere Alter der Ge-bäude im Zentrum beträgt 75 Jahre, das derjenigenim Hönggerberg 25 Jahre. Dazu kommen, je nachZählart, noch 50–100 kleinere Nebenstandorte, vomHochleistungsrechenzentrum im Tessin bis zurSternwarte in Arosa.

Die 19 Lehrabteilungen der ETHZ beginnen im Al-phabet mit Architektur und gehen über die verschie-

2 Die Geschichte der effizienten Energie-nutzung an der ETH Zürich

Die (moderne) Geschichte des Energiesparens ander ETHZ begann mit der Volksabstimmung vom 23.September 1990. Damals beschloß das SchweizerStimmvolk ein zehnjähriges Baumoratorium fürKernkraftwerke und einen Verfassungsartikel zursparsamen Verwendung von Energie. Darauf rea-gierte der Bundesrat, die Schweizer Regierung, mitdem nationalen Energiesparprogramm Energie2000 mit den Zielen:

1. Den Gesamtverbrauch von Kohle, Gas und Ölund die Emissionen von CO im Jahre 2000 auf2dem Stand von 1990 zu stabilisieren und danachzu reduzieren.

2. Die Zunahme des Verbrauchs von Elektrizität zudämpfen und ab dem Jahre 2000 zu stabilisieren.

3. Die erneuerbaren Energien zu fördern, so daßdiese im Jahr 2000 0,5% zur Stromproduktionund 3% zur Wärmeerzeugung beitragen.

4. Bis ins Jahr 2000 die Elektrizität aus Wasserkraftum 5% und die Leistung der bestehenden Kern-kraftwerke um 10% zu erhöhen.

Im Jahre 1996, nach der ersten Halbzeit des Pro-gramms, stand fest, daß diese Ziele bei entspre-chenden Anstrengungen erreicht werden können.Ein Anschlußprogramm, Energie 2000+, mit denStichworten verstärken, verbessern, verbreitern ist inPlanung.

Das Amt für Bundesbauten, das unter anderem fürsämtliche ETH eigenen Gebäude zuständig ist, be-schloß aufgrund der E-2000-Ziele bei Gebäuden undAnlagen in seinem Einflußbereich:

1. Bei den fossilen Energieträgern den Verbrauchum 15–20% zu senken.

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2. Den Strommehrverbrauch auf maximal 10% bisins Jahr 2000 zu begrenzen.

Diese Ziele wurden aufgrund einer Analyse desSparpotentials von 65 Gebäuden der Bereiche Zen-trum und Hönggerberg im Jahre 1992 festgelegt. FürRentabilitätsberechnungen verwendet das Amt fürBundesbauten Energiepreise, die einen Zuschlag fürexterne Kosten enthalten. Damit werden Umwelt-beeinflussungen bewertet, die durch die Energieträ-ger verursacht, in ihrem Preis aber nicht berücksich-tigt sind. Der Zuschlag beträgt für Strom 5,0Rp/kWh, für Öl 4,5 Rp/kWh und für Gas 3,0Rp/kWh. Mit dieser Rechnungsart werden oft Maß-nahmen sinnvoll, die sich sonst rein ökonomischnicht begründen ließen.

Dank der Unterstützung durch die Schulleitung unterdem Präsidenten Prof. J. Nüesch konnte das Thema„effiziente Energienutzung an der ETHZ“ auf ver-schiedenen Ebenen angegangen werden. Dazu wur-de ab 1993 von externen Firmen, der Forschungs-gruppe Energieanalysen unter Prof. D. Spreng, derBetriebsabteilung und Stabsstellen der Schulleitungmit der Planung und Ausarbeitung verschiedenerAktionen begonnen: – 1993 wurde die Erarbeitung eines Energieleit-

bildes für die ETHZ beschlossen. Das breit abge-stützte, qualitativ gehaltene Leitbild wurde imSpätsommer 1994 an alle ETH-Angehörigen ver-teilt. Seither wird es an alle neueintretenden Mit-arbeiterinnen, Mitarbeiter und Studierende abge-geben.

– Die Einstellung eines Energiebeauftragten für dieETHZ wurde beschlossen. Die mit einem vielsei-tigen Aufgabenkatalog versehene Stelle wurdeAnfang 1995 besetzt.

– In einem Mustergebäude (durch das Departe-ment Informatik belegt) wurde 1994 ein Konzeptzur Betriebsoptimierung erarbeitet. Durch Versu-che konnte in diesem für die ETHZ typischenGebäude gezeigt werden, daß das Stromsparpo-tential bei bewußterem Verhalten der Benutzerüber 15% beträgt.

– Ende 1994 wurden 4 Betriebsoptimierungsgrup-pen mit der Absicht gegründet, die Zusammen-arbeit zwischen Benutzern und Betriebsdienstenunter anderem bei Energiefragen weiter zu ver-bessern.

– 1995 wurden alle ETH-Angestellten zu zwei halb-tägigen „Energie-Meetings“ eingeladen. Ziel die-ser Motivationskampagne war es, jede Mitarbei-terin und jeden Mitarbeiter mit den eigenen Mög-lichkeiten zum effizienten Umgang mit Energievertraut zu machen.

– Die ETHZ arbeitet in der Arbeitsgruppe „Großver-braucher des Bundes“ mit, in der Sparbemühun-gen auf Bundesebene koordiniert werden.

3 Politische Vorgaben zum Energiever-brauch an der ETHZ

Auf Bundesebene existieren ein „Energienutzungs-beschluß“, ein „Energiegesetz“ und ein „CO -2Gesetz“. Deren Vollzug ist den Kantonen und Ge-meinden übertragen. Die bestehenden Bauten undAnlagen der ETHZ werden von zwei wichtigen Vor-schriften betroffen:

– Den Luftreinhalte-Vorschriften des Kantons Zü-rich, die dazu führten, daß ein Teil der Heizanla-gen schon ersetzt werden mußte und die 60-MW-Heizkessel nur noch für den Notbetrieb ver-wendet werden dürfen. Deren Ersatz wird zur Zeitgeplant.

– Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) istper Gemeinderatsbeschluß verpflichtet, von sei-nen größeren Kunden alle 10 Jahre ein Energie-konzept zu verlangen. In diesem ist nachzuwei-sen, daß alle Maßnahmen zur rationellen Ver-wendung und zur Eigenproduktion von Elektrizi-tät, welche den Umständen entsprechend mög-lich sind, getroffen oder vorgesehen sind. DieETHZ ist damit für alle Gebäude zur Erstellungvon Energieberichten an das EWZ verpflichtet.

Größere Um- sowie Neubauten sind durch Normenund Vorschriften weitgehend reglementiert. Beispielesind Isolationsvorschriften für Gebäudehüllen oderdie Bewilligungspflicht für Klima- und Lüftungsanla-gen. Neben den gesamtschweizerischen Vorschrif-ten hat der Kanton Zürich mit dem „VollzugsordnerEnergie“ zusätzlich eine Zusammenstellung deskantonalen Energierechtes und seiner Anwendunggeschaffen. Das Energiegesetz des Kantons Zürich,dem die ETHZ unterliegt, ist eines der strengsten inder Schweiz.

Die Ziele der ETH Zürich und des Amtes für Bun-desbauten sind, die Vorgaben von E-2000 einzuhal-ten – dies trotz wachsendem Bauvolumen. Obwohldiese Ziele nicht auf Vorschriften basieren, bestehtfür die ETHZ, als Lehr- und Forschungsbetrieb desBundes, ein moralischer und politischer Druck sie zuerreichen.

4 Energieleitbild der ETHZ

Wie bei der Geschichte des Energiesparens vor-gestellt, hat die ETHZ seit 1994 ein Energieleitbild, indem für die ETHZ als Betrieb und als Forschungs-und Lehrinstitution qualitative Ziele festgelegt sind.Der nachfolgende Auszug gibt einen Eindruck desLeitbildes:

Der Betrieb der ETHZ verbraucht weniger Energiedurch

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– Energiecontrolling: Stufengerechtes und wirk-sames Controlling in allen energierelevanten Bereichen.

– Transparenz: Systematische und regelmäßigeEnergieverbrauchserhebung mit Auswertung undFolgemaßnahmen.

– Flexible Finanzierung: Engagement für einewirksame Finanzierung von Energiesparmaß-nahmen sowie ausreichende Betriebsmittel.

– Schulung: Weiterbildung des Personals.– Information: Berichterstattung über Energiever-

brauch und Energiesparmaßnahmen, Erfolgeund Hemmnisse sowie Tips und Motivation zumEnergiesparen.

– Verbrauchsbeschränkung: Zielwertvorgabenfür Planung, Einkauf und Betrieb. nen, daß hier in absehbarer Zeit Änderungen ein-

– Entschiedenheit: Durchsetzen von Sparmaß-nahmen auch gegen Widerstand.

– Zeichen setzen: Förderung von Pilotanlagenund vorläufig unrentablen Sparmaßnahmen mitVorbildcharakter.

Energiefragen erhalten in Lehre und Forschung ander ETHZ mehr Gewicht durch

– Ausbildung: Verstärkter Einbezug von Energie-fragen in das Vorlesungsangebot in Grund-, Ver-tiefungs- und Nachdiplomstudium.

– Wissenschaftliche Arbeit: Förderung von Stu-dienarbeiten und Forschungsprojekten zu Ener-giefragen.

– Folgenabschätzung: Bewertung des Energiebe-darfes bei großen Investitionen.

– Reflexion: Kritische Diskussion von Begriffenwie Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Effizienzoder Fortschritt in Lehrveranstaltungen auf allenAusbildungsstufen.

– Innovation: Technische und betriebswirtschaftli-che Versuche im eigenen Betrieb.

– Vernetzung: Intensiver Austausch zwischen Ver-waltung, Betrieb, Forschung und Lehre sowieaktive Nutzung des eigenen wissenschaftlichenPotentials.

Für die Umsetzung der festgelegten Grundsätze undStoßrichtungen beschließt die Schulleitung verbindli-che Ziele, löst Maßnahmen aus und kontrolliert re-gelmäßig den Erfolg.

Bei der großen Zahl von Einzelzielen, die sich ausdem Energieleitbild ergeben, ist es nicht möglich,alle gleichzeitig mit gleicher Intensität zu bearbeiten.Einige Maßnahmen werden aber laufend umgesetzt.Beispiele dazu sind die Schulung des Personals, dieInformation der ETH-Angehörigen oder die nachfol-gend vorgestellte Umsetzung von baulichen Maß-nahmen. Die Anzahl verschiedener Themen, dieparallel bearbeitet werden können ist stark von dervorhandenen Arbeitskapazität abhängig.

5 Energiekonzept, Energiemanagementund Energiebeauftragter

Struktur, Erneuerung und Ausbau der Energiever-sorgung an der ETHZ wurden in der Vergangenheitvor allem im Dreieck Vizepräsident Planung, Amt fürBundesbauten und Technischem Dienst der ETHZfestgelegt. Mittlerweile ist auch der Energiebeauf-tragte an der Bearbeitung solcher Fragen beteiligt. Indiesem Gremium werden längerfristige Problemstel-lungen bearbeitet und konzeptionelle Fragen behan-delt. Wie in anderen Institutionen werden an derETHZ und beim Amt für Bundesbauten die heutigenStrukturen hinterfragt. Es ist deshalb damit zu rech-

treten werden.

Ein explizites Energiemanagement existiert an derETHZ nicht. Unterhalt und Betrieb der bestehendenAnlagen sind Aufgaben des Technischen Dienstes.Dessen Mitarbeiter setzen sich dabei, im Bereicheihrer Möglichkeiten, für einen möglichst effizientenBetrieb der Anlagen ein.

5.1 Aufgaben des Energiebeauftragten

Die primäre Aufgabe des Energiebeauftragten derETHZ ist es, auf eine effiziente Energienutzung ander Hochschule hinzuwirken. Um dies zu erreichen,muß er in den verschiedensten Bereichen aktiv wer-den: von der Schulung und Information der Mitarbei-ter über die Beeinflussung des Anlagen- und Gerä-teeinkaufes bis zur Mitarbeit bei der Planung vonUm- und Neubauten. Damit der Energiebeauftragtebzw. Energiemanager innerhalb des Betriebes agie-ren kann, ist die richtige Eingliederung in der Be-triebshierarchie wichtig. Dieser bekannten Richtlinieist die ETHZ gefolgt und hat den Energiebeauftrag-ten direkt dem Verwaltungsdirektor, einem Mitgliedder Schulleitung, unterstellt. Damit demonstriert dieSchule nach innen und außen die Wichtigkeit derFunktion des Energiebeauftragten. Für den Energie-beauftragten ist die Unterstützung durch die Schul-leitung sehr wichtig. Nur so besteht eine Chance,auch weniger populäre Maßnahmendurchzusetzen.

5.2 Motivation der ETH-Angehörigen zumEnergiesparen

Energie wird heute allen ETH-Angehörigen gratis zurVerfügung gestellt. Deren Motivation zur effizientenNutzung ist damit heute nur ideell gegeben. Bei denmeisten Personen ist die Bereitschaft zu eigenemHandeln nur vorhanden, wenn damit höchstens einMinimum an Aufwand verbunden ist.Die direkte Zusammenarbeit des Energiebeauftrag-ten mit den ETH-Angehörigen ist primär Motivations-und Überzeugungsarbeit. Seine Maßnahmen müs-sen im Konsens mit den jeweiligen Betroffenen er-

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arbeitet werden. Es sind nur wenige Fälle denkbar, Vom Strombedarf von 27 GWh konnten 3,5 GWhin denen Aktionen gegen den Willen der Betroffenen schon während des Probebetriebes mit den beidenerfolgreich durchgeführt werden können. Gasmotoren gedeckt werden, den Rest lieferte wie-

6 Energiebereitstellung und Verbrauch

Die recht komplexe Energiebereitstellung an derETHZ soll für die Bereiche Hönggerberg und Zen-trum getrennt in kurzer Form vorgestellt werden.

6.1 ETH Zentrum

Für die Wärmeversorgung stehen im Zentrum 5Quellen zur Verfügung:

– Ein altes, ölbetriebenes 60-MW-Heizkraftwerk.Die Kessel dürfen auf Grund der ungenügendenAbgaswerte nur noch sehr begrenzt genutzt wer-den (Notbetrieb).

– Die Fernwärmeversorgung des Kantons Zürich,mit den Quellen Kehrichtverbrennung und Heiz-kraftwerk, stellt 35 MW zur Verfügung.

– Zwei elektrische Wärmepumpen, die dem Aus-fluß des Zürichsees Wärme entziehen, leistenzusammen 10 MW.

– Eine 1,5-MW-Wärmerückgewinnungsanlage zurNutzung der Abwärme des Rechenzentrums.

– Die neueste Quelle, ein Blockheizkraftwerk mitDieselmotor, hat eine thermische und eine elek-trische Leistung von je ca. 1,3 MW. Die Maschi-nen sind so ausgelegt, daß sie auch als Not-stromanlage genutzt werden können.

Aus den genannten Quellen bezog die ETH Zentrumim Jahr 1995 63 GWh Wärme, verbrauchte davon36 GWh in eigenen Gebäuden und verkaufte 27GWh an externe Abnehmer. Für Betrieb, Lehre undForschung benötigte die ETHZ im Bereich Zentrum47 GWh und für die Wärmepumpen 15 GWh elek-trischen Strom. 3 GWh wurden selbst erzeugt, derRest wurde beim Elektrizitätswerk der Stadt Züricheingekauft.

6.2 ETH Hönggerberg geladen. Die Meetings behandelten vier Themen-

Die drei Wärmequellen auf dem Hönggerberg sind:

– Zwei konventionelle Heizkessel mit Gas- oderÖlfeuerung mit einer Gesamtleistung von 9 MW.

– Ein alter, sanierter Kessel mit einer Leistung von20 MW für allfälligen Notbetrieb.

– Seit Ende 1995 zwei gasbetriebene Blockheiz-kraftwerke mit einer thermischen Leistung von je0,98 MW und einer elektrischen Leistung von je0,83 MW.

Auf dem Hönggerberg wurden 1995 für den Eigen-bedarf 32 GWh und für externe Verbraucher 7,4GWh Wärme erzeugt.

derum das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. In Zu-kunft sollen die Motoren pro Jahr ca. 12 GWh Stromliefern.

Insgesamt wurden 1995 von der ETHZ im Zentrumund auf dem Hönggerberg somit 68 GWh Wärmeund 74 GWh Strom verbraucht. In einer Gesamt-bilanz der ETHZ sind zusätzlich noch verschiedeneMiet- und Außenliegenschaften zu berücksichtigen.Die Unsicherheiten bei den absoluten Zahlen derletzten Jahre liegen in der Größenordnung von5–10%. Ein exaktes Ausweisen von Resultaten derSparbemühungen ist zur Zeit noch nicht möglich: dieEinsparungen in den Bereichen Zentrum und Höng-gerberg betrugen 1995 im Vergleich zum Vorjahr ca.3%. Die Entwicklung über eine längere Zeitspanneläßt sich zuverlässiger ausweisen: in der Zeitspannevon 1990 bis 1995 hat der temperaturkorrigierteWärmeverbrauch um 20% abgenommen, derStromverbrauch entspricht nach einem leichtenÜberschwingen wieder etwa den Werten von 1990.

Die Zahlen und Tendenzen zeigen, daß die ETHZmit ihren Bemühungen die richtigen Wege beschrei-tet.

7 Ausgewählte technische und organisa-

torische Maßnahmen

Aus den Bereichen Mitarbeiterverhalten, Geräte so-wie haustechnische und bauliche Maßnahmen sollnachfolgend je ein Beispiel vorgestellt werden:

7.1 Energie-Meetings

Mit den Energie-Meetings, einem „Workshop“ zumThema Energie, wird an der ETHZ ein in derSchweiz neuer Weg der Mitarbeiterschulung be-schritten. 1995 wurden alle damaligen ETH-Ange-hörigen zur Teilnahme an solchen „Workshops“ ein-

kreise mit einem Zeitaufwand von je ca. 1½ Stun-den:

1. Die Herausforderung: Energie und Umweltfra-gen, Konsequenzen für die ETHZ.

2. Was alles möglich ist: Maßnahmen, die zu be-deutenden Verbesserungen führen.

3. Individuelle Energie-Checks: Überprüfen derSituation im eigenen Arbeitsbereich.

4. Die Schritte zur Tat: Maßnahmen im eigenenEinflußbereich festlegen (und anschließend reali-sieren).

Die Schritte 1, 2 und 4 erfolgen idealerweise inGruppen zu vier Personen. Die Arbeitsunterlagensind so aufgebaut, daß sich Diskussionen ergeben.

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Schritt 3 sollte von allen Mitarbeiterinnen und Mit- darf die Maßnahme als gelungen bezeichnet wer-arbeitern am eigenen Arbeitsplatz durchgeführt wer- den.den.

Die Meetings wurden an der ETHZ „top-down“ ein-geführt: Nach dem Beginn durch die Schulleitungwurden alle Professoren und Abteilungsleiter vomETH-Präsidenten zu Meetings eingeladen und dortaufgefordert, die gleiche Veranstaltung mit ihrenMitarbeitern durchzuführen. Es zeigte sich leider,daß die Durchführung in den Instituten und Abtei-lungen unbefriedigend erfolgte: nur etwa ein Drittelaller ETH-Angehörigen hat an Energie-Meetingsteilgenommen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meetingskonnten an einem Ideenwettbewerb teilnehmen. AlsGewinnsumme standen 10.000 Franken zur Verfü-gung. Im Anschluß an die Energie-Meetings konntenauch Institute, die sich durch besondere Sparbemü-hungen auszeichneten, an einem Wettbewerbteilnehmen. Die dabei an 12 Einheiten verteilte Sum-me betrug 100.000 Franken.

Die neueintretenden ETH-Angehörigen werden lau-fend zu Energie-Meetings unter der Leitung desEnergiebeauftragten eingeladen. Ziel ist es, so einehohe Beteiligung zu erreichen und kompetent aufFragen und Anregungen reagieren zu können.

Die Frage „wieviel Verhaltensänderungen bei denBenutzern und damit wieviel Energieeinsparung brin-gen die Energie-Meetings“ kann nicht schlüssigbeantwortet werden. Wie schon erwähnt, ist auseigenen Versuchen an der ETHZ bekannt, daß dasStrom-Sparpotential bei optimalem Verhalten amArbeitsplatz gut 15% beträgt.

7.2 Ausrüsten von Kopiergeräten mit „MemoSwitch“

In den Gebäuden der ETHZ stehen ca. 250 öffentli-che Kopiergeräte. Für diese fühlt sich nachts und anWochenenden sehr oft niemand verantwortlich, d. h.viele Kopierer laufen 24 Stunden pro Tag. Mit einerHilfsschaltung, die in die Geräte eingebaut wird,kann die Einschaltdauer reduziert werden. Dieerwartete Amortisationszeit beträgt 2,5 Jahre. Derverwendete „Memo Switch“ ist eine selbstlernendeSchaltung, die das angeschlossene Gerät entspre-chend dem Benutzerverhalten ein- bzw. ausschaltet.Die Schaltung unterscheidet nach einer Anlernphasezwischen Werktagen und Wochenenden.Das Kopiergerät kann in ausgeschaltetem Zustandjederzeit eingeschaltet werden. Wird im umgekehr-ten Fall ein eingeschaltetes Gerät während längererZeit nicht gebraucht, so schaltet der „Memo Switchdas Gerät automatisch aus.

Nachdem ein großer Teil der Kopierer nachgerüstetist und keinerlei Reklamationen eingetroffen sind,

7.3 Energietechnische Optimierung von Haus-technik-Anlagen auf dem Hönggerberg

Durch das Amt für Bundesbauten und die ETHZwerden in zwei Phasen in allen Gebäuden auf demHönggerberg Maßnahmen an Heizungs-, Lüftungs-und Klimaanlagen durchgeführt, die sich ohne ver-tiefte Abklärungen schnell auszahlen. In der erstenPhase wurden 1996 etwa in der Hälfte aller Gebäu-de mit einem Finanzeinsatz von 650.000 FrankenArbeiten ausgeführt. Die geschätzten Einsparungenbelaufen sich beim Strom auf rund 290 MWh undbei der Wärme auf rund 640 MWh pro Jahr. Bei denaktuellen Strom- und Wärmetarifen, mit Zuschlag fürexterne Kosten, entspricht dies beim Strom etwa68.000 Franken und bei der Wärme etwa 77.000Franken. Die Amortisationszeit liegt damit im Be-reich von 5 Jahren, d. h. etwa einem Drittel der typi-schen Anlagenlebensdauer. In einer zweiten Phasewird mit der Bearbeitung der restlichen Gebäudebegonnen. Zusätzlich werden noch einige aufwendi-gere Maßnahmen der ersten Phase abgeklärt.

7.4 Aktionsplan E-2000

Aufgrund der Analyse des Sparpotentials an denETH-Gebäuden wurde von der ETHZ und dem Amtfür Bundesbauten schon vor einigen Jahren der Ak-tionsplan E-2000 erstellt. Der detaillierte Plan fürbauliche und haustechnische Sanierungen von ca.25 bundeseigenen Bauten im Zentrum und auf demHönggerberg erstreckt sich bis ins Jahr 2010. Damitsollen bezogen auf den Verbrauch von 1990 bei derWärme 30% und beim Strom 13% eingespart wer-den.

Inhalt und Ausführungsstand des Aktionsplanes wer-den in der Koordinationsgruppe E-2000 laufendüberprüft und angepaßt. Dabei ist vorgesehen, nochweitere Gebäude aufzunehmen, d. h. es werdennoch größere Einsparungen erwartet.

Der Aktionsplan E-2000 beschreibt im heutigen Zeit-punkt die am klarsten definierten zukünftigen Ener-gieeinsparungen an der ETHZ.

8 Ausblick

Neben dem Weiterbearbeiten von verschiedenenThemenkreisen sind das Erstellen einer Energie-bilanz und der Aufbau eines Energiecontrollings drin-gende Aufgaben. Die bisherige Erfassung der Ener-gie, die in die ETHZ hineinfließt, erlaubt es nicht,verlässliche Aussagen über die Verbrauchsentwick-lung, den Einfluß von Einzelmaßnahmen und kon-kreten Handlungsbedarf zu machen. Ohne exaktes

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und umfassendes Energiecontrolling ist die Grundla-ge für ein wirkungsvolles Energiemanagement undfür eine optimale Auslegung von zukünftigen An-lagen nicht gegeben. Die bisherigen Arbeiten zeigen,daß das Erstellen einer solchen Bilanz in einem sokomplexen System wie der ETHZ schwierig undaufwendig ist. Insbesondere darf der Zeitbedarf fürdas erstmalige Einarbeiten in die Problematik nichtunterschätzt werden. Ziel war es, im Frühjahr 1997eine konsistente Energiebilanz der obersten Ver-brauchsebene von 1990 bis 1996 vorzuweisen. Die-ses Ziel wurde erst ein Jahr später erreicht. In einemweiteren Schritt soll anschließend versucht werden,die Bilanz auf Gebäudeebene aufzuschlüsseln unddie Einflüsse von einzelnen Maßnahmen damit zubeurteilen. Dies ist eine wichtige Grundlage für zu-künftige Planungen und eine eventuelle Verrech-nung des Verbrauches. Die Vorarbeiten dazu sindan der ETHZ im Gange.

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Kosten nach Realisierung derEnergiesparmaßnahme

Energiesparmaßnahme,finanziert durchContractingunternehmen

Energie

Contractor

Vertragsbeispiel:• Garantieeinsparung wird zur Refinanzierung genutzt•Einsparungen ermittelt gegen theoretischen Verbrauch (oder Vergleichsmessung)

Kosten für Refinanzierungund Beteiligung an Mehreinsparung über dieEinspargarantie hinaus

Kostenverteilung während der Vertragslaufzeit

KosteneinsparungLand Niedersachsen

Kosten nach Ablauf derRefinanzierungsphase

Energiesparmaßnahme,finanziert durchContractingunternehmen

Energie

Land

Vertragsbeispiel:•Garantieeinsparung wird zur Refinanzierung genutzt•Einsparungen ermittelt gegen theoretischen Verbrauch (oder Vergleichsmessung)

Kostenverteilung nach Ablauf der Vertragslaufzeit

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ENERGIEEINSPARUNG ÜBER CONTRACTINGMODELLE

Prof. Kurt Müller, Professor K. Müller + Partner Ingenieurgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung mbH, Braunschweig

Der Begriff „Contracting“ definiert im Bereich derEnergiewirtschaft den Vorgang der Übertragungfestgelegter Aufgaben an Dritte, insbesondere zurVorbereitung und Durchführung von Investitionen inenergiewirtschaftlichen Projekten, die vom Auftrag-geber nicht wahrgenommen werden können. Hierbeihandelt es sich um Kooperationsmodelle undDienstleistungskonzepte für die Implementierungvon Maßnahmen und Technologien zur umweltscho-nenden und rationellen Energieumwandlung sowiezur Nutzenergieeinsparung.

Ziel des Contracting ist es, Investitionen und Betrei-berfunktionen für Energieanlagen vom zu versorgen-den Unternehmen bzw. der zu versorgenden Liegen-schaft und dessen wirtschaftlicher Entwicklung ab-zukoppeln. Dabei ist der Grundgedanke die Ausglie-derung der Energie- und Versorgungswirtschaft undihre Übertragung auf ein kompetentes Dienst-leistungsunternehmen bzw. auf eine zu diesemZweck gegründete Betreibergesellschaft.

Das Contracting kann demnach folgende Leistungs-bestandteile teilweise, oder auch vollständig umfas-sen:

@ Planung und Abwicklung einer Investition,@ Finanzierung,@ Betriebsführung.

Diese Leistungsbestandteile sind bei der Realisie-rung von Contractingmaßnahmen individuell auf dasjeweilige Objekt auszurichten.

1 Contracting-Modelle

1.1 Betriebsführungsmodell

Der bisherige Betreiber einer technischen Anlagewird von sämtlichen Tätigkeiten entbunden, die zurAufrechterhaltung einer bestimmungsgemäßen An-lagennutzung notwendig sind. Das Contracting-Un-ternehmen ist für das betriebliche Führen der An-lagen mit Übernahme aller Organisations- und Ver-waltungsaufgaben verantwortlich.

Auch:

@ Facility Management@ Outsourcing@ Performance Contracting

1.2 Garantiemodell

Dieses Modell verbindet bei einer Neuerrichtungeiner technischen Anlage die Kosten-, Termin- undLeistungsgarantie mit einer Wirtschaftlichkeitsgaran-tie für die Betriebsphase (Betriebskostengarantie).

1.3 Energieeinsparmodell

Dieses Modell stellt eine Sonderform des Finanzie-rungsmodelles dar. Es werden bei diesem ModellEnergieeinsparmaßnahmen oder Anlagenmoderni-sierungen ohne den Einsatz von Eigenkapital reali-siert. Die Refinanzierung erfolgt über das eingespar-te Energiekostenpotential.

1.4 Finanzierungsmodell

Das Finanzierungsmodell sieht die Planung und Er-richtung einer Anlage durch ein Contractingunter-nehmen vor. Die Finanzierung erfolgt durch dasContractingunternehmen und wird über die Vertrags-laufzeit vom Nutzer zurückgeführt.

Auch:

@ Drittmittelfinanzierung@ Investormodell

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Realisierungswettbewerb•Liegenschaftsdefinition

•Maßnahmendefinition

•Realisierungswettbewerb

•Realisierungsplanung

•Installation und Inbetriebnahme

•Betriebs- / Refinanzierungsphase

•Anlagenübergabe, Vertragsende

Ausschreibung•Liegenschaftsdefinition

•Maßnahmendefinition

•Ausführungsplanung und LV

•Ausschreibung und Vergabe

•Installation und Inbetriebnahme

•Betriebs- / Refinanzierungsphase

•Anlagenübergabe, Vertragsende

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1.5 Betreibermodell

Eine Mischform der oben dargestellten Modelle istdas Betreibermodell. Diese Contractingvariante siehtdie komplette Übertragung aller für die Energiever-sorgung notwendigen Aufgaben an ein Contracting-unternehmen vor. Der Dienstleister erstellt auf eige-ne Kosten die notwendige Anlagensubstanz underfüllt alle notwendigen Betreiberaufgaben. Der Nut-zer wird mit Energie versorgt, die dem Contracting-unternehmen vergütet wird.

Auch:

@ Wärmedienstleistung@ Wärmelieferung

Für den Bereich der Energiewirtschaft ergibt sich dieNotwendigkeit der Entwicklung komplexer Dienst-leistungskonzepte aus der Tatsache, daß viele Ener-gienutzer Investitionen in neue Energieumwand-lungs- und Energienutzungstechnologien nichtdurchführen können, obwohl diese wirtschaftlich sindund unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes undeiner rationellen Energieverwendung optimale Lö-sungen darstellen.

Die Grundidee der Drittmittelfinanzierung von Bau-maßnahmen (Investormodell) im Bereich der Ener-giewirtschaft ist die technische Um- oder Aufrüstungvon versorgungstechnischen Anlagen durch privateUnternehmen auf deren Kosten. Bei dem Modell derRefinanzierung der getätigten Investition durch dieerzielte Energieeinsparung (Energieeinsparmodell)werden die eingesparten Kosten zur Tilgung derInvestition genutzt. Der Investor hat dabei die „Erwirt-schaftung“ der Refinanzierungsrate zu garantieren.In der Regel wird er an weitergehenden Einsparun-gen beteiligt. Inwieweit ein Finanzierungs- oderEnergieeinsparmodell auch zum Betreibermodellwird, ist im Einzelfall zu prüfen und projektweise zukonzipieren.

2 Refinanzierung über Energieeinspar-maßnahmen

Nach Sondierung verschiedener, heute auf demMarkt angebotener Contractingmodelle wird die Va-riante „Realisierungswettbewerb“ für die landeseige-nen Liegenschaften empfohlen.

Eine Refinanzierung einer Energiesparmaßnahmedurch das gewonnene Energieeinsparpotential ist inder Regel nur in hochinstallierten Gebäuden, dieeinen relativ hohen spezifischen Energieverbrauchaufweisen, möglich.

Bauliche Maßnahmen in derartigen Gebäuden sindkompliziert und haben eine Vielzahl von technischenRandbedingungen zu berücksichtigen (z. B. Forde-rungen der Gebäudeleittechnik-Integration vonMSR-Baumaßnahmen, Möglichkeiten der Nutzungvorhandener Systeme, Schnittstellen mit vorhande-nen Versorgungsanlagen und -netzen, Abrech-nungs- und Versorgungsgrenzen). Diese liegen-schaftsspezifischen Forderungen sind, genau wiedie Abrechnungsmodalitäten und Vertragsmuster,den potentiellen Investoren mitzuteilen, bevor diesedie Optimierungsmaßnahme kalkulieren. DiesesAufgabenspektrum ist vom Land im Vorfeld einerInvestormaßnahme zu definieren. Durch diesenSchritt hat das Land als Immobilieneigner die Mög-lichkeit, die Baumaßnahme durch entsprechendformulierte Forderungen so zu gestalten, daß eingewünschter Qualitätsstandard sowie eine optimaleIntegration in vorhandene Liegenschaftsstrukturengewährleistet sind.

Die Auswahl des Investors erfolgt in einem Verfah-ren, das Analogien zu einem Architektenwettbewerbaufweist. In diesem Wettbewerb haben die Investo-ren neben den wirtschaftlichen Daten auch die tech-nischen Ansätze sowie das Unternehmen und die imProjekt eingesetzten (leitenden) MItarbeiter zu prä-sentieren. Erst nach erfolgreicher Präsentation wirdder Investor mit der dann bezahlten Feinanalyse undder Umsetzung der Energiesparmaßnahme beauf-tragt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß eineWettbewerb zwischen den potentiellen Investorenermöglicht wird.

Bei dem Contractingmodell „Refinanzierung durchEnergieeinsparung“ kann von einem Investor nur diereine Energiesparinvestition verlangt werden. Dieskann jedoch zu der Installation von energiesparen-den technischen Fragmenten führen. Weist die zuoptimierende technische Installation einer Liegen-schaft neben dem Energiesparpotential einen Sanie-rungsbedarf auf, so ist die Realisierung der tech-nischen Gesamtlösung anzustreben. Der Sanie-rungsanteil ist dann durch ein gesondertes Budgetzu refinanzieren und kann nicht durch das Energie-sparpotential getragen werden.

Die Realisierbarkeit des vorgeschlagenen Modells„Realisierungswettbewerb“ in der Praxis sollte imRahmen von Betriebsversuchen getestet werden.Da gerade bei diesen Feldversuchen ein hohes Maßan Fachkompetenz notwendig ist, sollten nur Unter-

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Objektgesellschaft

Nutzer

Bank

Betreiber

Planer

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nehmen mit hoher Ingenieurkompetenz und großerLeistungsstärke für den Betriebsversuch in Betrachtgezogen werden. Gleichzeitig sollte auf ein partner-schaftliches Verhältnis zwischen Contractingunter-nehmen und Immobilieneigner hingewirkt werden,um optimale Energiesparergebnisse zu realisieren.Eine sinnvolle Vorstufe der Betriebsversuche könnteein Feldversuch sein, bei dem vom Land bzw. dernutzenden Instanz (und/oder dem vertretendenFachplaner), dem Contractingunternehmen und ggf.einem Finanzdienstleister eine Objektgesellschaftgebildet wird, die die Energiesparmaßnahme reali-siert und die technischen Anlagen im Nachgangbetreibt.

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Abstract

The purpose of this brief information is to document ‘Environmental Management System’, which is to bethe activities of various higher education institutions undertaken based on the European Union's Regula-in the rational use of energy, and thus to provide tion on the eco-management and audit scheme. Onestimuli for solving problems. Technical, organisa- central instrument here is the energy-flow analysis,tional and user-based measures, i.e. behaviour- which permits the provision of energy and materialorientated ones, are considered from the point of flows to be modelled.view of the central administration of the institutions(Energy Officer, Head of Technical Installations).The aspect of environmental protection and possiblemethods of financing are also dealt with.

The publication of the papers was suggested at afurther training conference on the subject of energysaving organised by HIS together with the Centre forTechnology Transfer (CTT) of the Technical Uni-versity (TU) in November 1996. The activities of var-ious higher education institutions are given as ex-amples. A specialist paper on ‘Contracting’ from thepoint of view of an engineering bureau rounds off thecontributions.

The focal point of the paper by Thomas Albrecht isthe internal environmental protection within theTechnical University Berlin. The university's con-cept and the organisational requirements created forsetting up the current environmental managementsystem are described. In addition, the measurescarried out so far and the results already achievedare introduced.

In his paper Manfred Göring describes the heatingprovision for the Technical University Clausthal.Particular attention must be paid here to thechanges that have occurred through the taking overof the provision of heating by the Clausthal MunicipalServices Department. It is made clear how difficultthe decision-making process is when economicaspects are taken into account.

The energy concept of the Technical UniversityDarmstadt is summarized by Michael Nitze. Thefocal point of his observations is the documentationof the electricity and heating requirements of thebuildings belonging to the university. In addition,mention is made of the measures already carried outand their results.

A special feature of the paper by Heinz-JürgenNeugebauer of the Friedrich-Schiller-UniversityJena is his look back to the time before Germanreunification. Even though the reasons for the ra-tional utilization of energy in the former GDR are tobe seen mainly in the lack of availability of therequired energy sources. parallels to the currentsituation can nevertheless be seen.

Peter Viebahn describes the situation at Osna-brück University in detail. Here, above all, it is amatter of carrying out a central project with the title

In his paper Dr. Felix Jenni reports on the measu-res for the rational utilization of energy at the Tech-nical University Zürich. One distinctive feature is tobe found in the Swiss political guidelines, which wereformulated at an early stage, and which also led tothe carrying out of measures at the university. Inaddition, the activities for integrating the users at theuniversity in the field of research and teachingshould also be mentioned.

Finally, an interesting paper by Prof. Dr. Kurt Müllermentions special possibilities for financing energy-saving measures at higher education institutions.These measures are generally summarized underthe term ‘Contracting’. Various contracting modelsare explained together with their distinctive features.

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Herausgeber:�������� HIS�Hochschul-Informations-System�GmbH, ����� �������������������������ISSN�0931-816X��������� Goseriede�9,�30159�Hannover��������� Tel.�0511�/�1220-0,�Fax.�0511�/�1220-250

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Verantwortlich:������ Dr.�Jürgen�Ederleh

Redaktion ����������und�Layout:�������������������Ralf-Dieter Person

Erscheinungsweise:������unregelmäßig

„Gemäß� §� 33� BDSG� weisen� wir� jene� Empfänger� derHIS-Kurzinformationen,�denen�diese�zugesandt�werden,�daraufhin,�dass�wir�ihren�Namen�und�ihre�Anschrift�ausschließlich�zumZweck�der�Erstellung�des�Adressaufklebers�für�den�postali-schen�Versand�maschinell�gespeichert�haben.“