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Aus der Dermatologischen Klinik des St. Josef-Hospitals Bochum – Universitätsklinik – der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer ___________________________________________________ Histomorphologische Klassifikation der Rezidivvarikosis im Bereich der saphenofemoralen Junktion Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Katharina Breuckmann geb. Netz aus Siegen 2005

Histomorphologische Klassifikation der Rezidivvarikosis im ... · 1.2 Anatomie der Vena saphena magna und der saphenofemoralen Junktion Die Vena saphena magna ist die längste Vene

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Aus der Dermatologischen Klinik des St. Josef-Hospitals Bochum – Universitätsklinik –

der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer

___________________________________________________

Histomorphologische Klassifikation der Rezidivvarikosis

im Bereich der saphenofemoralen Junktion

Inaugural-Dissertation zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer

Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von Katharina Breuckmann geb. Netz

aus Siegen 2005

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Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr

Referent: Priv.-Doz. Dr. med. M. Stücker

Koreferent: Prof. Dr. med. A. Mumme

Tag der Mündlichen Prüfung: 16.06.2005

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Meinem Verlobten Dr. Frank Breuckmann und meiner Familie

in Liebe und Dankbarkeit gewidmet

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1 1.1 Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion 1

1.2 Anatomie der Vena saphena magna und der saphenofemoralen Junktion 2

1.3 Das histologische Bild der Vena saphena magna 3

1.4 Histomorphologische Veränderungen der Vena saphena magna bei

primärer Varikosis 4

1.5 Technischer Fehler als Ursache einer Rezidivvarikosis an der

saphenofemoralen Junktion 4

1.6 Neovaskularisation als Ursache einer Rezidivvarikosis an der

saphenofemoralen Junktion 5

1.6.1 Pathogenese einer Rezidivvarikosis durch Neovaskularisation 6

1.6.2 Basisforschungen zur Neoangiogenese am Tiermodell 7

1.6.3 Morphologie der Rezidivvarikosis verursacht durch eine

Neovaskularisation 8

1.6.3.1 Duplexsonographisches Bild 8

1.6.3.2 Makroskopisches Bild der durch Neovaskularisation bedingten Rezidive 8

1.6.3.3 Histologisches Bild der durch Neovaskularisation bedingten Rezidive 9

1.6.3.4 Bisherige Maßnahmen zur Prävention einer Neovaskularisation 9

1.7 Zielsetzung der Arbeit 10

2 Material und Methoden 12 2.1 Patienten 12

2.1.1 Einschlusskriterien 12

2.1.2 Patientenkollektiv 12

2.2 Operation 13

2.3 Histologische Präparation 13

2.3.1 Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE) 14

2.3.2 Elastica-van-Gieson-Färbung (EvG) 14

2.3.3 S100-Färbung 15

2.4 Auswertung 16

2.4.1 Allgemeiner Aufbau der Venenwand 16

2.4.2 Aufbau der Intima 16

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2.4.3 Morphologie der Muskelschicht 17

2.4.4 Morphologie der Adventitia 17

2.4.5 Kapillaren 18

2.4.6 S100-Immunmarkierung 18

2.4.7 Flächenmessungen mittels Bildanalyse 18

2.4.8 Messung der Wanddicke 19

2.4.9 Messung der Muskelschicht insgesamt 19

2.4.10 Messungen der inneren Längsmuskelschicht und äußeren

Ringmuskelschicht 20

2.4.11 Statistik 20

3 Ergebnisse 22 3.1 Ein-Gefäß-Rezidive versus Mehr-Gefäß-Rezidive 22

3.2 Ein-Gefäß-Rezidive 23

3.2.1 Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau 23

3.2.2 Ein-Gefäß-Rezidiv ohne dreischichtigen Wandaufbau 25

3.3 Mehr-Gefäß-Rezidive 26

3.3.1 Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe 26

3.3.2 Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe 27

3.3.3 Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten 28

3.3.4 Mehr-Gefäß-Rezidive mit Gefäßen mit dreischichtigem Wandaufbau

neben solchen mit unstrukturierter Gefäßwand 28

3.4 Vergleich der verschiedenen Gruppen untereinander 29

4 Diskussion 44 4.1 Fragestellung 44

4.2 Histologische Merkmale zur Differenzierung der Rezidive 44

4.2.1 Nachweis von Venenklappen als Hinweis für ein präexistentes Gefäß 45

4.2.2 Komplexer Wandaufbau als Hinweis für ein vorbestehendes Gefäß 45

4.2.3 Umgebendes Narbengewebe als Hinweis auf eine Voroperation 45

4.2.4 Multiple Gefäße als Hinweis für Neovaskularisation 46

4.3 Pathogenese der Ein-Gefäß-Rezidive 46

4.3.1 Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau 46

4.3.2 Ein-Gefäß-Rezidiv mit atypischer Wandstruktur 47

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4.4 Pathogenese der Mehr-Gefäß-Rezidive 48

4.4.1 Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe 48

4.4.2 Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe 49

4.4.3 Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten 50

4.4.4 Mehr-Gefäß-Rezidive mit Gefäßen mit dreischichtigem Wandaufbau neben

solchen mit unstrukturierter Gefäßwand 51

4.5 Bewertung der Ergebnisse 52

4.6 Mögliche Kritikpunkte 54

4.7 Schlussfolgerung 55

5 Zusammenfassung 57

Literaturverzeichnis 59 Danksagung 70 Lebenslauf 71

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Doppler-diagnostizierter Rezidivreflux nach Ligatur der saphenofemoralen

Junktion und Stripping der Vena saphena magna in spezialisierten

gefäßchirurgischen Zentren (modifiziert nach Fischer et al., 2002) 1

Abbildung 2: Graphische Darstellung unterschiedlicher morphologischer

Ausprägungsformen bei Ein-Gefäß-Rezidiven 22

Abbildung 3: Übersicht über die Verteilung der Mehr-Gefäß-Rezidive in Narben-,

Fett- beziehungsweise Lymphgewebe einschließlich eventuell

vorhandener Subgruppen 23

Abbildung 4: Ein-Gefäß-Rezidiv mit klassischem dreischichtigen Aufbau der

Venenwand und Venenklappen (EvG-Färbung,

Originalvergrößerung x 20) 33

Abbildung 5: S100-positive Nervenfasern in der Muskularis eines

Ein-Gefäß-Rezidives mit dreischichtiger Wand (S100-Färbung,

Originalvergrößerung x 100) 33

Abbildung 6: Ein-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe mit atypischer Wandstruktur

(EvG-Färbung, Originalvergrößerung x 20) 34

Abbildung 7: Mehr-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe mit irregulärer

Gefäßanordnung und Wandstruktur. (EvG-Färbung,

Originalvergrößerung x 25) 34

Abbildung 8: Mehr-Gefäß-Rezidiv in Fettgewebe (EvG-Färbung,

Originalvergrößerung x 20) 35

Abbildung 9: Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten (EvG-Färbung,

Originalvergrößerung x 20) 35

Abbildung 10: Prozentuales Verteilungsmuster der einzelnen

Rezidiv-Subtypen 56

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der morphologischen Auswertungskriterien 21

Tabelle 2: Histomorphologische Analyse von spezifischen Eigenschaften

der Rezidive an der saphenofemoralen Junktion 36

Tabelle 3: Existenz von S100-positiven Nervenfasern in den einzelnen

Schichten der Rezidivgefäße 40

Tabelle 4: Messergebnisse der einzelnen Schichten der Gefäßwand 41

Tabelle 5: Histologische Merkmale und Interpretation der Ursache

für die Rezidivvarikosis 52

Tabelle 6: Histologische Klassifikation der Rezidivvarikosis.

Präexistente und neugebildete Gefäße treten sowohl in der Gruppe

der Ein-Gefäß-Rezidive als auch in der Gruppe der

Mehr-Gefäß-Rezidive auf 53

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1 Einleitung

1.1 Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion

Die Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion nach Krossektomie und Stripping

der Vena saphena magna stellt ein großes Problem in der Phlebologie sowie in der

Gefäßchirurgie dar. Dennoch ist der genaue Mechanismus der Rezidiventstehung bis heute

nicht erforscht. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass bis zu 60% der aufgrund einer

primären Varikosis operierten Patienten ein Leistenrezidiv erleiden (Fischer et al., 2001,

Fischer et al., 2002, Dwerryhouse et al., 1999, De Maesseneer et al., 1995, Royle, 1986,

Perrin et al., 2000, Elbaz, 1989; Sheppard, 1979, Glass, 1987 b, Lofgren, 1972, Neglén et

al.,1993).

0

10

20

30

40

50

60

% der Leisten mit

Rezidivreflux

3-11Monate

(95)

1Jahr(167)

2-3 Jahre(200)

5-6 Jahre(309)

34 Jahre(125)

Durchschnittlicher Beobachtungszeitraum nach der Primäroperation (Anzahl der Leisten)

Abbildung 1: Doppler-diagnostizierter Rezidivreflux nach Ligatur der saphenofemoralen

Junktion und Stripping der Vena saphena magna in spezialisierten

gefäßchirurgischen Zentren (modifiziert nach Fischer et al., 2002)

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Als Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion bezeichnet man einen erneuten

Reflux aus dem Gebiet der ehemaligen Mündung der Vena saphena magna in die Vena

femoralis nach durchgeführter Krossektomie bei einer vorhergehenden Venenoperation.

Bei einer Vielzahl von Rezidiven konnte mit Hilfe der Duplexsonographie sowie durch

intraoperative makroskopische Aspekte ein technischer Fehler bei der Erstoperation in

Form eines zu lang belassenen Stumpfes der Vena saphena magna oder übersehener

Seitenäste als Ursache für die Rezidivvarikosis identifiziert werden (Royle, 1986, Lofgren,

1971, Nabatoff, 1976).

Andererseits konnte auch nach einer technisch korrekt durchgeführten Krossektomie eine

Rezidivvarikosis im Bereich der Leiste nachgewiesen werden (Frings et al., 1999, Jones et

al., 1996). Als Ursache für einen Rezidivreflux trotz einwandfreier Erstoperation wurde

eine Neovaskularisation postuliert (Perrin et al., 2000, Frings et al., 1999, Jones et al.,

1996, Stonebridge et al., 1995, Nyamekye et al., 1998, Glass, 1989, Glass, 1995, van Rij et

al., 2004).

Neovaskularisation ist definiert als eine Formation neuer Blutgefäße (=Angiogenese),

welche in abnormalem Gewebe oder an einer abnormalen Lokalisation auftritt. Im

speziellen Kontext der Rezidivvarikosis nach Krossektomie beschreibt der Begriff

Neovaskularisation das Phänomen einer Formation von neugebildeten venösen Gefäßen,

die den Stumpf der Vena saphena magna an der Mündung in die Vena femoralis mit

verbliebenen Anteilen der Vena saphena magna oder deren Seitenästen verbindet (De

Maeseneer, 2004).

1.2 Anatomie der Vena saphena magna und der saphenofemoralen

Junktion

Die Vena saphena magna ist die längste Vene des Körpers. Sie geht aus dem medialen

Anteil des oberflächlichen Fußrückenbogens (Arcus venosus pedis) hervor. Vor dem

Malleolus tibialis und hinter dem Condylus femoralis zieht sie an der Innenseite des Beines

nach kranial und mündet in der Fossa ovalis etwa 2 cm unterhalb des Leistenbandes in die

Vena femoralis communis. Vor ihrer Einmündung in die Vena femoralis communis bildet

die Vena saphena magna einen kurzen Bogen, um die Faszia cribrosa zu durchkreuzen.

Dieser Abschnitt wird in der phlebologischen Nomenklatur als Krosse bezeichnet. Hier

münden die Vena epigastrica superficialis, die Vena pudenda externa und die Vena

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circumflexa ilium superficialis und bilden den sogenannten Venenstern, den Confluens

venosus subinguinalis. Bei der Operation einer Stammvarikose müssen diese Gefäße genau

präpariert und distal ihres nächsten Abganges ligiert werden (Krossektomie). Im

Oberschenkelbereich münden die Seitenäste Vena saphena accessoria lateralis, Vena

saphena accessoria medialis, Vena circumflexa femoris medialis superficialis und Vena

circumflexa femoris lateralis superficialis in die Vena saphena magna (Hach, 2002, Rieger,

1998). Die Vena saphena magna und ihre Seitenäste bilden einen oberflächlichen venösen

Komplex, der durch zahlreiche anatomische Variationen, wie zum Beispiel Doppelungen

und Mündungsanomalien, gekennzeichnet ist, so dass die oben beschriebene „normale

Anatomie“ nur in etwas mehr als einem Drittel der Leisten zu finden ist (Glasser, 1943,

Daseler et al., 1946, Shah et al., 1986).

1.3 Das histologische Bild der Vena saphena magna

Die Wand der Vena saphena magna an der Krosse lässt sich in drei Schichten

differenzieren: Intima, Media und Adventitia. Die Intima besteht normalerweise nur aus

einer Endothellage und wenigen zarten kollagenen Fibrillen. In seltenen Fällen lassen sich

auch Muskelfasern in der Intima detektieren. Von der nachfolgenden Schicht, der Media,

wird die Intima durch eine Membrana elastica interna separiert. Die an die Membrana

elastica interna angrenzende Media lässt sich in eine innere Längsmuskelschicht mit nur in

Längsspiralen verlaufenden Muskelfasern, kollagenen Fasern und elastischen Fasern in

unterschiedlicher Ausprägung und eine äußere Ringmuskelschicht, gekennzeichnet durch

ringspiralig angeordnete Muskelfasern, elastische Züge und Netze in wechselnder

Ausprägung, differenzieren. Die äußere Schicht, die Adventitia, setzt sich aus elastischen

und kollagenen Fasern zusammen. Teilweise lassen sich auch längsverlaufende

Muskelbündel beobachten (Neumann, 1937, Poche, 1993 a, Thurner und May, 1967).

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1.4 Histomorphologische Veränderungen der Vena saphena magna bei primärer Varikosis

Bei einer Varikosis der Vena saphena magna zeigen sich in der Architektur der

Venenwand teils deutliche histomorphologische Alterationen. Man findet ein

Nebeneinander von Atrophie und Hypertrophie/Hyperplasie der glatten Muskulatur und

einen dadurch bedingten Wechsel zwischen Verschmälerung und Verbreiterung der

Venenwand sowie partielle Ektasien bis hin zur venösen Aneurysmabildung (Benda,

1924). Es lassen sich sowohl Veränderungen bezüglich des Vorkommens von kollagenen

und elastischen Fasern als auch von Muskelfasern innerhalb der einzelnen Schichten sowie

ultrastrukturelle Alterationen der Kollagenstruktur nachweisen. Ebenso werden

Schwankungen in der Dicke der einzelnen Schichten bis hin zu Verlusten einzelner

Schichten registriert. Die Venenklappen insuffizienter Venen sind sklerosiert und

kontrahiert oder vollständig destruiert. Die glatte Muskulatur am Klappenansatz ist oft

durch fibröses Bindegewebe ersetzt. Der klassische dreischichtige Aufbau aus Intima,

Media und Adventitia ist teilweise zerstört und die Intima häufig verdickt (Langes und

Hort, 1992, May und Thurner, 1967, Neumann, 1937, Poche, 1993 a, Staubesand, 1981,

Stücker et al., 2000).

1.5 Technischer Fehler als Ursache einer Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion

Einige Autoren sehen den technischen Fehler bei der Primäroperation der Varikosis als

Hauptursache für eine Rezidivvarikosis im Bereich der saphenofemoralen Junktion an.

Hier tritt eine erneute transfasziale Insuffizienz nach ungenügender Durchbrechung der

saphenofemoralen Verbindungen mit Reflux in das epifasziale Venensystem auf, welche

von dem ehemaligen Mündungsbereich der Stammvenen ausgeht. Häufigster Grund ist

eine technisch und anatomisch inadäquat durchgeführte Krossektomie bei der

Erstoperation. Verantwortlich für einen solchen technischen Fehler ist eine sogenannte

hohe Ligatur der Vena saphena magna beziehungsweise das Verfahren nach Moskowicz,

ein zu lang belassener Stumpf der Vena saphena magna oder übersehene Seitenäste im

Bereich der saphenofemoralen Junktion, wie zum Beispiel von der Vena femoralis medial

abgehende Seitenäste (zum Beispiel Vena pudenda externa/profunda) (Pourhassan et al.,

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2001, Nabatoff, 1969, Lofgren, 1972, Nabatoff, 1976, Royle, 1986, Pouliadis und Brunner,

1978, Tschirkov und Hirsch, 1972). Die Operation der primären Varikose kann sich aus bis

zu vier Komponenten zusammensetzen: der Krossektomie, der Stammvenenresektion

(Stripping), der Exhairese von Seitenästen und der Ligatur oder Dissektion der Venae

perforantes. Die Krossektomie bezeichnet die Unterbrechung der saphenofemoralen

Verbindung. Sie beinhaltet die Entfernung des Mündungssegmentes unter Dissektion aller

Seitenäste sowie die bündige Ligatur der Vena saphena magna an der Einmündung in das

tiefe Venensystem nach ihrer eindeutigen Identifikation (Stritecky-Kähler, 1994, Haeger,

1962, Kluess et al., 2004). Zusätzlich wird eine Unterbindung von separat in Krossennähe

in die Vena femoralis mündenden Venenästen empfohlen. (Gillies und Ruckley, 1996,

Hobbs, 1983, Hobbs, 1986). Durch eine korrekt durchgeführte Krossektomie könnten

durch technischen Fehler bedingte Rezidive weitgehend vermieden werden. (Gasser et al.,

1998, Waldermann und Hartmann, 1989, Bradbury et al., 1994, Fischer et al., 1995).

1.6 Neovaskularisation als Ursache einer Rezidivvarikosis an der

saphenofemoralen Junktion

Auch nach korrekt durchgeführter Krossektomie treten Varizenrezidive im Bereich der

saphenofemoralen Junktion auf, die demzufolge nicht in einem technischen Fehler in der

Primäroperation begründet sein können. (Frings et al.,1999, Netzer und Schropp, 1989).

Einige Autoren sind sogar der Ansicht, dass ein Magnakrossenrezidiv selbst bei technisch

einwandfreier Durchführung der Erstoperation unvermeidbar ist (Darke, 1992, Gorny et

al., 1994, Jones et al., 1996, Kluess et al., 1993, Kluess et al., 1997).

Bereits 1861 beschrieb Langenbeck, dass sich ein neues Gefäß nach Ligatur und

Extirpation eines Venenstücks im Bereich der Vena saphena magna bilden und die

verbliebenen Gefäßenden wieder verbinden kann (Langenbeck, 1861). Eine derartige

Beobachtung wurde kurz darauf von Perthes bestätigt (Perthes, 1895) Auch Homans, der

Erstbeschreiber der Krossektomie, erfasste bereits einen neuerlichen Reflux nach dieser

Operation, den er entweder auf eine Wiederanbindung des Gefäßes durch einen

Kollateralkreislauf oder auf die Entstehung neuer Gefäße im Narbengewebe zwischen den

Gefäßenden des unterbundenen Gefäßes zurückführte (Homans, 1916). Dennoch wurde

dem Mechanismus der Neoangiogenese noch wenig Beachtung beigemessen. Erst später

rückte die Neovaskularisation wieder in das Interesse wissenschaftlicher Forschungen.

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1.6.1 Pathogenese einer Rezidivvarikosis durch Neovaskularisation

Sheppard postulierte, dass der hohe femorale hydrostatische Druck zu einer

aneurysmatischen Dilatation der Vena femoralis an der Stelle der ehemaligen

saphenofemoralen Junktion in die ungeschützte Fossa ovalis führt (Sheppard, 1979). Das

Blut in dieser aneurysmatischen Aussackung gerinnt und wird zu Granulationsgewebe

organisiert, welches schließlich durch Phagozytose der ligierten nekrotischen Vene mit

dementsprechendem Gewebe in der Wunde kommuniziert. Unter dem Einfluss des hohen

Femoralvenendruckes entwickeln sich die Kapillaren und Venulen des

Granulationsgewebes zu dilatierten gewundenen Gefäßen in Narbengewebe, welche

wieder Anschluss an die Vena femoralis, die Vena saphena magna oder einen ihrer

Seitenäste finden können (Sheppard, 1979, Starnes et al., 1984). Andere Wissenschaftler

schreiben dem venösen Endothel eine Bedeutung bei der Entwicklung einer

Neovaskularisation zu. Laut Betz stellt das Endothel ein pluripotentes Zellsystem dar, in

welchem sich viele verschiedene Stoffwechselfunktionen abspielen, die für Angiogenese,

Thrombogenese und Atherogenese eine wichtige Rolle spielen (Betz, 1990). Anderen

Studien zufolge exprimieren Endothelzellen Adhäsionsfaktoren, die die Zell-zu-Zell- und

Zell-zu-Matrix-Interaktionen steuern (Braquet et al., 1994). Hierbei wird insbesondere der

Endothelhypoxie eine wichtige Schlüsselfunktion zugeschrieben. (Michiels et al., 1997,

Baumgartner und Isner, 1998, Okuda et al., 1998). Durch die Hypoxie wird die

Endothelzelle aktiviert, welche dann konsekutiv Entzündungsmediatoren sezerniert. Diese

Entzündungsmediatoren stimulieren unter anderem Wachstumsfaktoren für die Bildung

glatter Muskelzellen (vascular endothelial growth factor=VEGF) sowie die

Gefäßpermeabilität erhöhende (vascular permeability factor=VPF) und zur

Neovaskularisation führende Faktoren (Okuda et al., 1998). Diesen Mechanismus macht

Fischer für die sogenannte Stumpf-assoziierte Neoangiogenese („stump-related

neovascularity“) kraft einer Hypoxie-induzierten Aktivierung der Endothelzellen distal der

Stumpfligatur verantwortlich. Ebenso könnte eine durch die Ligatur, zum Beispiel durch

absorbierbare Materialien, oder durch die infolge der Dissektion in der unmittelbaren

Gefäßumgebung ausgelöste inflammatorische Reaktion, eine Stumpf-assoziierte

Neovaskularisation begünstigt werden. Laut Fischer et al. besteht neben der Stumpf-

assoziierten Neoangiogenese auch die Möglichkeit einer sogenannten Umgebungs-

assoziierten Neovaskularisation („field-related neovascularity“) (Fischer et al., 2002). In

einer Studie von Glass wurde zum Beispiel bereits zwei Wochen nach Ligatur und

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Stripping der Vena saphena magna in dem Blutgerinnsel zwischen den durchtrennten

Gefäßenden eine Organisation mit Einsprossung neuer Gefäße aus dem umgebenden

Gewebe beobachtet, welche sich zu einer Vielzahl von wieder eine Gefäßkontinuität

herstellenden Venulen weiterentwickelten, die sich nach 64 Wochen ausreichend

vergrößert hatten, um die Flusskontinuität wiederherzustellen (Glass, 1987 b). Die Ursache

für eine derartige Neovaskularisation sieht eine andere Forschergruppe in angiogenetischen

Stimuli im Rahmen des Wundheilungsprozesses (Dwerryhouse et al., 1999, Jones et al.,

1996, Nyamekye et al., 1998). Eine andere Theorie macht eine lokalisierte venöse

Hypertension oder einen frustranen venösen Abfluss als Sekundäreffekt auf eine

Interferenz des normalen venösen Abflusses der oberflächlichen Gewebe des unteren

Abdominalbereiches und des Schambereiches durch die ligierten Seitenäste für eine

Neovaskularisation verantwortlich (Chandler, et al., 2000 a, Chandler et al., 2000 b).

Laut einer weiteren Theorie stellt die chronisch venöse Insuffizienz einen

Prädispositionsfaktor für eine Neovaskularisation dar. Bei der chronisch venösen

Insuffizienz lässt sich in Stanzbiobsien der Haut bei betroffenen Patienten ein erhöhter

Spiegel des neoangiogenesefördernden Wachstumsfaktors TGF-beta 1 nachweisen (Pappas

et al., 1999). Als weitere Alteration lässt sich eine zunehmende Dichte der

Endothelzellkerne und eine abnehmende Länge der Fragmente im elastischen Gewebe

beobachten (Jones et al., 1996, Jones et al., 1999). Es wird postuliert, dass durch diese

histologischen Veränderungen die Neigung zu einer Neoangiogenese zunimmt (Fischer et

al., 2003).

1.6.2 Basisforschungen zur Neoangiogenese am Tiermodell

Das Phänomen der Neovaskularisation wurde zuerst im Kaninchenohr-Kammermodell

beobachtet. Die Kontinuität der durchtrennten Venen und Arterien wurde im Kaninchenohr

durch neue feine Gefäßverbindungen wiederhergestellt (Sandison, 1928, Clark et al., 1931,

Lambert et al., 1963). Eine Rekanalisation der Vena cava nach deren Ligatur konnte auch

beim Hund registriert werden (Miles und Young, 1953, Moretz et al., 1954). Glass bewies

1987 mit einer experimentellen Forschungsarbeit an Ratten sowohl phlebographisch als

auch makroskopisch und histologisch eine Wiederherstellung der Gefäßkontinuität nach

Ligatur und/oder Transektion der Vena femoralis oder Vena iliaca durch ein Gefäß oder

einen Komplex von Gefäßen (Glass, 1987 a).

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1.6.3 Morphologie der Rezidivvarikosis verursacht durch eine Neovaskularisation

1.6.3.1 Duplexsonographisches Bild

Die solitäre klinische Untersuchung dient der ersten Verdachtsdiagnose eines

Rezidivrefluxes. Sie kann jedoch nicht dazu beitragen, den Ursprung des Refluxes

auszumachen. Früher gelang dies mit der radiographischen Direktinjektionsvarikographie,

welche jedoch nicht mehr dem aktuellen diagnostischen Standard entspricht (Stonebridge

et al., 1995, Darke, 1992, Bergan, 1996, Corbett et al., 1984).

Heutzutage stellt die farbkodierte Duplexsonographie das adäquate venöse

Bildgebungsverfahren im Bereich der Extremitäten und bei der Diagnostik eines

Rezidivrefluxes im Bereich der saphenofemoralen Junktion dar (Bergan, 1996, Fischer et

al., 2001, Labropoulos et al., 1996, Khaira et al., 1996). Mit Hilfe der Duplexsonographie

lässt sich sogar ein asymptomatischer, noch nicht klinisch relevanter Rezidivreflux

nachweisen (Fischer et al., 2002). Die frühere saphenofemorale Junktion lässt sich durch

eine winzige Ausbuchtung oder Unregelmäßigkeit an der anteromedialen Wand der Vena

femoralis communis aufzeigen. Laut Fischer et al. lässt sich der Rezidivreflux an der

saphenofemoralen Junktion duplexsonographisch folgendermaßen klassifizieren: a) Strang-

oder knäuelförmiges echtes Mehr-Gefäß-Rezidiv aus der Stelle der alten Ligatur b)

Einläufiges echtes Rezidiv aus der Stelle der alten Ligatur c) Pseudorezidiv in 1-2 cm

Entfernung zur ehemaligen Krosse (Fischer et al., 2000). Echte einläufige saphenofemorale

Rezidive mit einem duplexsonographischen Durchmesser von mehr als 3 mm stellen den

am häufigsten mit diesem Medium diagnostizierten morphologischen Befund eines

klinisch relevanten Rezidives dar (Jones et al., 1996).

1.6.3.2 Makroskopisches Bild der durch Neovaskularisation bedingten Rezidive

Die Nachoperation bei Neovaskulaten gestaltet sich meist schwieriger als bei

Rezidivoperationen eines zurückgelassenen Stumpfes der Vena saphena magna

beziehungsweise eines belassenen Krossen-/Vena femoralis-Astes. Die Rezidive

entspringen von der Vorderwand der Vena femoralis im Bereich der ehemaligen

saphenofemoralen Junktion (Frings et al., 1999). Bei der makroskopischen Exploration von

8

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Rezidivresektaten, die einer Neoangiogenese zugeschrieben wurden, fand man in

vorhergehenden Studien ein neugebildetes Gefäß oder einen Komplex von Gefäßen mit

einem ungewöhnlichen äußeren Erscheinungsbild und gewundenem Verlauf, eingebettet in

Narbengewebe und mit dem umgebenden Gewebe verwachsen (Glass, 1989, Glass, 1995,

Mumme et al., 2003).

1.6.3.3 Histologisches Bild der durch Neovaskularisation bedingten Rezidive

Das histomorphologische Bild der Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion

wurde bislang noch nicht an größeren Kollektiven untersucht. In bisherigen

Forschungsarbeiten wurden die durch Neovaskularisation ausgelösten Rezidive als

gewundene dünnwandige und schlechter als normale venöse Gefäße strukturierte Gefäße

beschrieben. Man fand multiple dilatierte Gefäße, die nur eine sehr schmale Gefäßwand

oder sogar nur eine Endothelschicht aufwiesen (Nyamekye et al., 1998, Glass, 1989, Glass,

1995, Frings et al., 1999).

Besonders wurde eine Asymmetrie der Venenwand und das Fehlen von S100-positiven

Nervenfasern hervorgehoben (Nyamekye et al., 1998). Häufig wurde das Rezidiv inmitten

oder in enger Nachbarschaft zu einem Lymphknoten beobachtet. (Glass, 1989, Glass,

1995, Frings et al., 1999)

1.6.3.4 Bisherige Maßnahmen zur Prävention einer Neovaskularisation

Eine Angiogenese findet bei allen Wundheilungsprozessen statt (Pepper, 1996). Ob diese

anfänglich entstehenden Gefäße sich weiter entwickeln und einen Reflux verursachen, ist

deshalb von der Anwesenheit größerer Venen in erreichbarer Nähe der sich neu bildenden

Gefäße abhängig. Deshalb könnte eine sorgfältige Entfernung aller Venenäste an der

saphenofemoralen Junktion bei der Primäroperation das Risiko eines saphenofemoralen

Rezidives reduzieren, indem dadurch die Möglichkeit der Kommunikation von

neugebildeten Gefäßen mit benachbarten Venen reduziert wird (Nyamekye et al., 1998).

Dementsprechend könnte das additive Stripping der Vena saphena magna die Rezidivrate

senken. So traten in einer randomisierten prospektiven Studie neugebildete Ein-Gefäß-

Rezidive an der saphenofemoralen Junktion mit einem Durchmesser größer als 3 mm bei

9

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Patienten ohne Stripping der Vena saphena magna dreimal häufiger auf, als bei Patienten,

bei denen zusätzlich zur Krossektomie noch ein Stripping erfolgte (Jones et al., 1996).

Dennoch treten auch bei Patienten, bei denen die Vena saphena magna gestrippt wurde,

Leistenrezidive durch neugebildete Gefäße auf (Jones et al., 1996, Dwerryhouse et al.,

1999). Daher wurden in einer Vielzahl von Studien zahlreiche Versuche unternommen,

einer Neoangiogenese vorzubeugen. Es wurden zum Beispiel verschiedene nicht-

resorbierbare sowie resorbierbare Ligaturmaterialien sowie Polytetrafluorethylene Patches

oder Silikon-Implantate als Barrieren zur Prävention einer Wiederanbindung an die Vena

femoralis über die Fossa ovalis oder den Ligaturbereich an der saphenofemoralen Junktion

eingesetzt, welche jedoch bisher keinen einheitlichen durchschlagenden Erfolg zeigten

(Bhatti et al., 2000, Earnshaw et al., 1998, Glass, 1998, De Maeseneer et al., 2002, De

Maeseneer et al., 2004, Frings et al., 2004).

1.7 Zielsetzung der Arbeit

Die Rezidivrate nach Krossektomie ist derzeit immer noch viel zu hoch, wie in einer

Vielzahl von Studien belegt wurde (Fischer et al., 2001, Fischer et al., 2002, Dwerryhouse

et al., 1999, De Maesseneer et al., 1995, Royle, 1986, Perrin et al., 2000, Elbaz, 1989,

Sheppard, 1979, Glass, 1987, Lofgren, 1972, Neglén et al., 1993).

Trotz exzellenter Bildgebungsverfahren und gut definierter chirurgischer Verfahren sind

17-25% aller Varikosis-Venenoperationen Rezidivoperationen (Darke, 1992, Rivlin, 1966,

Davies, 1991). Zirka 70% der Rezidive haben ihren Ursprung im Bereich der

saphenofemoralen Junktion, weshalb diese Region für die Rezidiventstehung von

besonderer Bedeutung ist (Fischer et al., 2002). Dennoch gibt es bisher keine klare

histologische Beschreibung oder Klassifikation dieser refluxführenden Gefäße im Bereich

der Krosse. Die vorliegende Arbeit ist die erste systematische Darstellung der

histologischen Merkmale an einem großen Kollektiv reoperierter Leisten bei klinisch

relevanter Rezidivvarikosis nach Ligatur der saphenofemoralen Junktion und Stripping der

Vena saphena magna. Ziel dieser Arbeit ist es, das histomorphologische Korrelat dieser

Rezidive zu eruieren und eine daraus resultierende Einteilung vorzunehmen. Es soll in der

vorliegenden Promotionsarbeit insbesondere eine klar definierte Klassifizierung

neugebildeter versus präexistenter Venen im Bereich der saphenofemoralen Junktion nach

erfolgter Krossektomie und Stripping der Vena saphena magna herausgearbeitet werden,

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die eine weitere Entscheidungshilfe für zukünftige Studien in Hinblick auf eine

Quantifizierung der verschiedenen Ursachen einer Rezidivvarikosis bieten kann. Eine

Unterscheidung der verschiedenen pathogenetischen Gruppen erfolgt diesbezüglich anhand

spezifischer histologischer beziehungsweise immunhistochemischer Untersuchungen an

Resektaten aus dem Bereich der saphenofemoralen Junktion bei klinisch symptomatischer

Rezidivvarikosis. Zentrale Punkte dieser Untersuchung umfassen qualitative und

quantitative morphologische Aspekte des unterschiedlichen Aufbaus der Venenwand und

eine daraus resultierende ätiopathogenetische Einteilung.

Somit soll diese Dissertation weiterhin einen Beitrag zur Entwicklung von Strategien zur

Abwendung der Entstehung einer Rezidivvarikosis beitragen, indem eine Zuordnung zu

einem der beiden Hauptgenesefaktoren – technischer Fehler beziehungsweise

Neovaskularisation – ermöglicht und weitere empirische Studien initiiert werden können.

11

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2 Material und Methoden

2.1 Patienten

Das zugrundeliegende Untersuchungsgut dieser Promotionsarbeit umfasst 91 Resektate

von Patienten mit symptomatischer Rezidivvarikosis, bei denen nach vorausgegangener

Krossektomie und Stripping der Vena saphena magna im Bereich der Absetzungsstelle ein

saphenofemorales Leistenrezidiv diagnostiziert und zur Beseitigung des Refluxes operativ

entfernt wurde.

2.1.1 Einschlusskriterien

Nur Patienten mit einem Rezidiv mit einem duplexsonographisch gemessenen

Durchmesser von insgesamt > 5 mm bestehend aus a) einem großen refluxführenden

Gefäß, b) einem größeren und multiplen kleinen refluxführenden Gefäßen oder c)

multiplen kleinen eng beieinander liegenden refluxführenden Gefäßen lokalisiert an der

saphenofemoralen Junktion wurden in diese Studie eingeschlossen. Patienten mit

differenzierbarer Rezidivvarikosis mit einem Durchmesser von < 5 mm wurden mittels

duplexsonographisch kontrollierter Sklerotherapie behandelt und daher nicht in das

Patientenkollektiv eingeschlossen. Zur Vermeidung eines systematischen

Erfassungsfehlers und um alle insuffizienten Gefäße an der Krosse einer histologischen

Untersuchung zuführen zu können, wurden resezierte Gewebeblöcke aus dem Bereich der

saphenofemoralen Junktion mit einer Größe von mindestens 1 x 2 cm histologisch

untersucht. Sämtliche auszuwertende Präparate enthielten präoperativ

duplexsonographisch sowie intraoperativ makroskopisch diagnostizierte und verifizierte

Rezidive.

2.1.2 Patientenkollektiv Das Patientenkollektiv bestand aus insgesamt 71 konsekutiven Patienten, mit einem

durchschnittlichen Alter von 56±11 Jahren (Spannweite 31-81 Jahre), wovon 16 Patienten

dem männlichen und 55 dem weiblichen Geschlecht zugehörig waren. Bei 20 Patienten

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bestand eine Rezidivvarikosis beider Beine, sodass insgesamt 91 Präparate histologisch

untersucht wurden.

Von den insgesamt 91 Präparaten wurden jeweils 42 (46%) Resektate aus der linken und

49 (54%) aus der rechten Leiste entnommen.

Bei 58 der 71 Patienten konnte der zeitliche Abstand zu der vorhergehenden Operation mit

durchschnittlich 12,1±8,1 Jahren angegeben werden, die Anzahl der Voroperationen betrug

im Mittel 1,4±0,7. Bei den übrigen Patienten ließen sich aufgrund der zum Teil sehr langen

Abstände diese Daten nicht mehr sicher nachvollziehbar eruieren, so dass auf deren

Angabe hier verzichtet wurde.

2.2 Operation

Nach dreimaliger Hautdesinfektion und steriler OP-Feldabdeckung erfolgte die Operation

in standardisierter Weise (Gasser et al., 1998). Nach Inzision in Spaltrichtung der Haut

proximal der alten Operationsnarbe in der Leistenfalte wurde die Fascia cribrosa lateral

vom Gefäßbündel inzidiert und die Vorderwand der Arteria femoralis communis

dargestellt. Anschließend wurde die Vorderseite der Vena femoralis communis auf einer

Länge von zirka 2,5 cm freipräpariert und das in diesem Bereich in anteriore Richtung

abgehende Rezidiv identifiziert und nach Absetzen des Venenastes mit einem

Propylenefaden im Niveau der tiefen Vene ligiert. Das Rezidiv wurde so weit wie möglich

in peripherer Richtung verfolgt und hiervon ein mindestens 2 cm langes Segment reseziert.

Eventuelle Seitenäste wurden ebenfalls gezielt unterbunden. Nach mehrschichtigem

Wundverschluss erfolgte die Anlage eines Kompressionsverbandes.

2.3 Histologische Präparation

Direkt im Anschluss an die Entnahme der Gefäße wurden diese in ein Gefäß mit 5%

Formaldehyd für die Dauer von mindestens zwei Stunden bei Raumtemperatur gebracht.

Die Einbettung der fixierten Präparate erfolgte mit Hilfe eines Vakuum-Infiltrations-

Prozessors (Bayer, Leverkusen, Deutschland). Zunächst wurden die Präparate erneut für

vier Stunden bei 40°C in 10% neutral gepuffertem Formalin fixiert. Anschließend wurde

bei 40°C eine aufsteigende Alkoholreihe durchlaufen, in denen die Präparate jeweils eine

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Stunde verblieben. Nachfolgend wurden die Präparate viermalig für jeweils eine Stunde

bei 60°C in Paraffin eingebettet. Die in Paraffin gebetteten Präparate wurden in 5 µm dicke

Schnitte geschnitten und auf Objektträger gebracht. Die Färbung begann mit der

Entparaffinierung im Brutschrank bei 60°C für mindestens 60 min. Es folgte das

Durchlaufen einer absteigenden Alkoholreihe. Nach einem 5-minütigen Waschvorgang mit

destilliertem Wasser wurden die Schnitte entsprechend ihrer weiteren Färbevorschriften

vorbereitet.

2.3.1 Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE)

Dem Waschvorgang angeschlossen erfolgte die Inkubation in einer Hämatoxylin-Lösung

nach Harris über einen Zeitraum von 16 min. Zum Abstoppen der Reaktion wurden die

Schnitte zunächst 5 min fließend gewässert, nachfolgend dreimalig kurz in 1%igen HCl-

Alkohol getaucht und anschließend nochmals einem Waschvorgang zugeführt. Die

Gegenfärbung erfolgte über 10 min in einer Eosinlösung, gefolgt von einem weiteren

Waschvorgang. Abschließend durchliefen die Gewebsschnitte wiederholt die aufsteigende

Alkoholreihe und wurden schließlich mit Vitro-Clud (Langenbrinck, Emmendingen,

Deutschland) eingedeckt. Hierbei werden alle basophilen Zell- und Gewebsstrukturen blau

angefärbt, alle azidophilen Bestandteile rot. Demnach erscheinen Zellkerne blau und

Kollagenfasern rot.

2.3.2 Elastica-van-Gieson-Färbung (EvG)

Nach dem oben beschriebenen. Waschvorgang wurden die Objektträger zunächst über eine

Zeitspanne von 5 min in Resorcin-Fuchsin inkubiert. Nach kurzem Einwirken von

70%igem Alkohol erfolgte die Differenzierung in 96%igem Alkohol gefolgt von einem

erneuten Waschvorgang in destilliertem Wasser. Die Kernfärbung wurde mit Hämatoxylin

nach Weigert bei einer Einwirkzeit von 4 min durchgeführt und mittels eines

Waschvorgangs gestoppt. Die abschließende Inkubation in van-Gieson-Lösung über 1 min

stellte den letzten Schritt dieser Färbereihe dar. Schließlich durchliefen die Gewebsschnitte

destilliertes Wasser sowie die aufsteigende Alkoholreihe und wurden mit Vitro-Clud

eingedeckt.

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Nach dieser Färbung erscheinen elastische Fasern blau-schwarz, kollagene Fasern

leuchtend rot, Zellkerne blau, Muskulatur gelb-braun und Blut gelb-grün.

2.3.3 S100-Färbung

Als Nachweismethode für die Immunhistochemie dient das ultraschnelle ABC-

Nachweissystem. Es basiert auf der hochempfindlichen Streptavidin-Biotin-Methode. Der

biotinylierte Sekundärantikörper ist multivalent und eignet sich zum Nachweis von

Primärantikörpern der Maus. Als Enzym steht die alkalische Phosphatase zur Verfügung,

als Substrat dient Fast Red. Das System besteht demnach grob aus drei

Inkubationsschritten, dem sekundären multivalenten Antikörper, dem Streptavidin-Enzym-

Komplex und dem Chromogen-Substrat. Im Falle der immunhistochemischen

Detektierung der S100-positiven Zellen musste der ABC-Technik ein Protease-Verdau

vorausgehen. Nach Erwärmung auf 41°C, Waschvorgang, Erwärmung auf 37°C und zwei

weiteren Waschvorgängen wurden die Gewebeschnitte enzymatisch mit Hilfe von

Protease I für 4 min vorbehandelt. Nachfolgend wurden die folgenden Einzelschritte

durchlaufen: die Schnitte wurden in einem auf 41°C erwärmten Waschpuffer gewaschen.

Nach zwei weiteren Wachvorgängen bei 37°C wurde der Primärantikörper (monoklonaler

antihumaner S100-Antikörper, Dako, Hamburg, Deutschland) hinzu gegeben und über

einen Zeitraum von 30 min bei einer Verdünnung von 1:4 inkubiert. Einem Waschvorgang

folgend wurde der biotinylierte Sekundärantikörper zugeführt, für 8 min inkubiert und

anschließend erneut gewaschen. Als nächster Inkubationsschritt wurde der Streptavidin-

Biotin-Komplex mit der alkalischen Phosphatase zugefügt und für weitere 12 min

inkubiert. Nach einem Waschvorgang, Zugabe und Inkubation eines Enhancers über 4 min

erfolgte die Applikation des Chromogen-Substrats Fast Red A sowie von Naphtol. Das

Reagenziengemisch wurde für einen Zeitraum von 8 min inkubiert. Danach wurde Fast

Red B zugesetzt und weitere 8 min inkubiert. Dem späteren Waschvorgang folgend wurde

die Gegenfärbung mit Hämatoxylin durchgeführt, 6 min inkubiert sowie Bluing Reagent

beigegeben und erneut für 6 min inkubiert. Abschließend durchliefen die Gewebsschnitte

wiederholt die aufsteigende Alkoholreihe und wurden schließlich mit Vitro-Clud

eingedeckt.

Im gesunden Gewebe markiert der S100-Antikörper Gliazellen des zentralen

Nervensystems, Schwann-Zellen des peripheren Nervensystems, Melanozyten und

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Langerhanszellen der Haut sowie Chondrozyten. In der vorliegenden Studie diente diese

Immunmarkierung dem Nachweis von Nervenfasern in der Gefäßwand.

2.4 Auswertung

2.4.1 Allgemeiner Aufbau der Venenwand

Als klassischer Aufbau der Venenwand wurde die dreischichtige Wandschichtung in

Intima, Media mit innerer Längsmuskelschicht und äußerer Ringmuskelschicht sowie

Adventitia und die Existenz einer Membrana elastica interna zwischen Intima und Media

zugrunde gelegt. Sämtliche Gefäße wurden hinsichtlich dieser Wandstruktur untersucht.

Vermerkt wurde, ob dieser dreischichtige Aufbau im Querschnitt des Gefäßes komplett,

überwiegend, teilweise oder gar nicht erkennbar war.

Die Membrana elastica interna wurde als durchgehend vorhanden, aufgesplittert oder

fehlend vermerkt. Im Falle des Vorhandenseins wurde zusätzlich eine eventuelle partielle

oder im kompletten Querverlauf zu beobachtende Verbreiterung angeben. Als

Besonderheit wurde eine in die Membrana elastica interna eingelagerte

Längsmuskelschicht vermerkt.

Pro Präparat wurde die gefundene Anzahl an Gefäßlumina sowie deren Form als rund,

oval, sternförmig, asymmetrisch oder völlig irregulär aufgeführt.

Weiterhin wurden die Gefäße auf partielle oder vollständige aneurysmatische

Erweiterungen der Gefäßwand hin untersucht.

2.4.2 Aufbau der Intima

Die Intima wurde hinsichtlich Struktur und eventueller Verbreiterungen untersucht.

Verbreiterungen der Intima wurden ihrer Erscheinungsform entsprechend kategorisiert.

War die Intima in mehr als 90% des Gefäßes durchgehend verbreitert, wurde dies als

zirkuläre Verbreiterung beschrieben. War die Intima in zirka 50% des Gefäßumfanges

durchgehend verbreitert, entsprach dies einer semizirkulären Verbreiterung. Lokal

begrenzte Verbreiterungen wurden als herdförmig, hügelförmig oder sichelförmig

registriert. Die einzelnen Verbreiterungsformen konnten auch nebeneinander in einem

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Gefäß beobachtet werden. Zusätzlich konnten zirkuläre oder semizirkuläre

Verbreiterungen stellenweise zusätzlich prominent herdförmig, hügelförmig oder

sichelförmig in Erscheinung treten, was zusätzlich vermerkt wurde.

Ferner wurde die strukturelle Beschaffenheit der Intimaverbreiterung ausgewertet. Es

wurde pro Präparat notiert, ob in den jeweiligen verbreiterten Bezirken muskuläre,

elastische oder fibröse Fasern vorhanden waren.

Eventuelle Verbreiterungen wurden – wie bei allen Größenbestimmungen – zweimal am

Ort der stärksten Verbreiterung in mm gemessen und der Mittelwert angegeben.

Eine Vaskularisation der Intima mit Kapillaren oder größeren Gefäßen wurde als

mögliches Zeichen eines organisierten Thrombus gewertet und gesondert vermerkt.

2.4.3 Morphologie der Muskelschicht

Die Morphologie der Muskularis wurde qualitativ nach Fasertypen exploriert. Bei

Gefäßen, die eine Differenzierung in innere Längsmuskelschicht und äußere

Ringmuskelschicht aufwiesen, wurde dies für jede Schicht einzeln ausgewertet. Bei den

Gefäßen mit einer undifferenzierten Muskelschicht wurde diese insgesamt beurteilt.

Der Anteil an Kollagenfasern wurde, gemessen am normalen venösen Gefäß, als normal,

vermehrt, stark vermehrt oder vermindert beschrieben. Nach ähnlichem Schema wurde der

Anteil an elastischen Fasern bewertet. Hier wurde zwischen keinen, vereinzelten, vielen

oder sehr vielen elastischen Fasern unterschieden.

2.4.4 Morphologie der Adventitia

Die Struktur der Adventitia wurde analog der Muskularis auf kollagene und elastische

Fasern hin untersucht und kategorisiert.

Zusätzlich wurde die Existenz einer Muskelschicht in der Adventitia gesondert vermerkt

und diese als regelmäßig oder unregelmäßig angeordnet und nach Längs- oder

Ringmuskulatur differenziert registriert.

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2.4.5 Kapillaren

Bei allen Gefäßen wurde jede Schicht auf das Vorkommen von Kapillaren hin beurteilt.

Analog der morphologischen Beschreibungen der einzelnen Schichten wurde diese

Exploration für die innere Längsmuskelschicht und äußere Ringmuskelschicht unterteilt

oder als Muskelschicht insgesamt ausgewertet. Größere Gefäße als Kapillaren wurden

extra notiert.

2.4.6 S100-Immunmarkierung

Jede Schicht wurde auf die Existenz von S100-positiven Strukturen geprüft. Ziel war der

Nachweis intramuraler Nerven. Dementsprechend wurden nur solche markierte Zellen als

Nerv positiv gewertet, die im Längsschnitt im Verlauf verfolgt werden konnten.

2.4.7 Flächenmessungen mittels Bildanalyse

Die Wandfläche sowie die Lumenfläche wurde vermessen und die Ergebnisse in mm2

angegeben. Aus beiden Werten wurde das Verhältnis der Wandfläche zur Lumenfläche

aufgestellt und der daraus resultierende Quotient berechnet. Die Messungen erfolgten mit

dem Programm Lucia Macro 1.3 (Lucia Macro software 1.3, Laboratory Universal

Computer Image Analysis Lab-Imag, Prag, Tschechische Republik), welches eine jeweils

genaue Messung der Flächen erlaubte. Bei Gefäßen mit klassischer Differenzierung in

Intima, Media und Adventitia wurde die Fläche der Wand zusammengesetzt aus der Fläche

der Intima und der Media bestimmt, welche klar gegen die Adventitia abgrenzbar sein

musste. Konnte die Media nicht eindeutig von der Adventitia differenziert werden, wurde

die Wandfläche als nicht differenzierbar angegeben. Bei Gefäßen, die nicht den

klassischen Venenwandaufbau aufwiesen, wurde die Fläche vom Endothel bis zur der

Media entsprechenden Muskelschicht vermessen, die ihrerseits eindeutig vom umgebenden

Bindegewebe abgrenzbar sein musste. Die Lumenfläche beinhaltete die für den Blutfluss

durchgängige Öffnung. Wandständige, bereits organisierte und als Intimaverbreiterung

imponierende Thromben wurden der Intima und damit der Wandfläche zugerechnet.

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Gefäße, die nur unvollständig erhalten waren, wurden von diesen Messungen

ausgeschlossen.

2.4.8 Messung der Wanddicke

Hierbei wurde die Gefäßwand jeweils zweimal sowohl an der breitesten als auch an der

schmalsten Stelle von der Intima bis einschließlich der Media gemessen und die

Mittelwerte in mm angegeben. Bei einer Abweichung der beiden Messwerte um mehr als

10% wurde die Messung wiederholt. Aus den Werten der breitesten und schmalsten

Regionen wurde die Differenz berechnet und als Spannweite notiert, um

Dickenschwankungen beurteilen zu können.

Die Messungen der Wanddicke wurden analog den Messungen der Wandfläche nur bei

solchen Gefäßen durchgeführt, bei denen die Media eindeutig von der Adventitia

beziehungsweise die Gefäßwand klar von der Umgebung zu trennen war. Ansonsten wurde

die Wanddicke als nicht differenzierbar eingestuft. Bei Gefäßen mit ansonsten deutlich

differenzierbaren Wandschichten, deren schmalste Bereiche nur aus Endothel bestanden

und dort keine weiteren Wandbestandteile differenzierbar waren, wurde die schmalste

Wanddicke mit null angegeben.

Bei Gefäßen, die insgesamt nur aus Endothel bestanden, wurde die Wanddicke nicht

gemessen, sondern diese Beobachtung dementsprechend notiert.

2.4.9 Messung der Muskelschicht insgesamt

Die Muskelschicht insgesamt wurde analog der Wanddicke jeweils zweimal an der

breitesten und der schmalsten Stelle gemessen und das Ergebnis der Mittelwerte in mm

angegeben. Die Messung beinhaltete bei Gefäßen mit klassischem Aufbau der Venenwand

sowohl die innere Längsmuskelschicht als auch die äußere Ringmuskelschicht der Media.

Bei Gefäßen ohne diese Differenzierung wurde eine deutlich abgrenzbare Muskelschicht

der Media entsprechend vermessen.

Fand sich bei Messung der schmalsten Stelle ein Bereich ganz ohne eine Muskelschicht,

wurde diese mit null aufgeführt. Bei Gefäßen ohne jegliche Muskelschicht und nur aus

Endothel bestehend wurde entsprechend der Wanddickenmessung verfahren.

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2.4.10 Messungen der inneren Längsmuskelschicht und äußeren Ringmuskelschicht

Bei Gefäßen, die eine Unterteilung in innere Längsmuskelschicht und äußere

Ringmuskelschicht aufwiesen, wurden diese Schichten jeweils analog den anderen

Messungen zweifach an der breitesten und schmalsten Stelle gemessen und der Mittelwert

in mm notiert.

2.4.11 Statistik

Die Messwerte wurden als Mittelwert±Standardabweichung angegeben. Unterschiede

zwischen den Ein-Gefäß-Rezidiven mit dreischichtigem Aufbau und den Mehr-Gefäß-

Rezidiven in Narbengewebe wurden mit dem studentischen t-Test (Student-Test) für

unverbundene Stichproben untersucht. Als Signifikanzniveau wurde α=5% gewählt, somit

wurden p-Werte < 0,05 als signifikant bewertet. Auf Grund der Verwendung von

insgesamt neun Tests ergab sich unter Einbeziehung der Bonferoni-Adjustierung eine

Signifikanz bei p-Werten mit p < 0,006.

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Tabelle 1: Übersicht der morphologischen Auswertungskriterien

Kriterium Auswertung

Aufbau der Gefäßwand

Anzahl der Lumina

Form der Lumina

Verbreiterungen der Intima

Existenz einer Membrana elastica

interna

spezielle Charakteristika der einzelnen

Schichten (Intima, Media, Adventitia)

mögliche Besonderheiten der

Gefäßwand

S100-positive Nervenstrukturen

dreischichtig – fusioniert –

kompletter/inkompletter Verlust der

einzelnen Schichten

Ein-Gefäß-Rezidiv – Mehr-Gefäß-Rezidiv

rund – oval – sternförmig –

asymmetrisch – völlig irregulär

zirkulär, semizirkulär, herdförmig,

sichelförmig, hügelförmig

vorhanden – unterbrochen – fehlend

Aufbau – Gehalt an kollagenen/elastischen

Fasern – Präsenz an longitudinal/zirkulär

angeordneten Muskelschichten sowie

deren Struktur – Präsenz von Kapillaren –

umgebendes Gewebe

Dilatationen– aneurysmatische

Erweiterungen der Gefäßwand mit

Rarefizierung der Wandstruktur –

organisiertes thrombotisches Material mit

Kapillareinsprossung

vorhanden – nicht vorhanden

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3 Ergebnisse

3.1 Ein-Gefäß-Rezidive versus Mehr-Gefäß-Rezidive

63 der 91 Präparate (69%) zeigten Ein-Gefäß-Rezidive, wohingegen in 28 Proben (31%)

Mehr-Gefäß-Rezidive registriert wurden. Die Gruppe der Ein-Gefäß-Rezidive konnte in

Venen mit einem klassischen dreischichtigen Wandaufbau und Gefäße ohne typisch

strukturierte Wandschichtung differenziert werden. Die Mehr-Gefäß-Rezidive wurden

folgendermaßen in verschiedene Gruppen unterteilt: Mehr-Gefäß-Rezidive umgeben von

Narbengewebe, Mehr-Gefäß-Rezidive eingebettet in Fettgewebe, Mehr-Gefäß-Rezidive in

Lymphknoten und Rezidive mit typisch dreischichtigem Aufbau der Gefäßwand neben

unstrukturierten Gefäßen (Abbildung 2).

mit Klappenn=18

ohne Klappenn=44

mit dreischichtigem Wandaufbaun=62

mit atypischem Wandaufbaun=1

Ein-Gefäß-Rezidivn=63

Abbildung 2: Graphische Darstellung unterschiedlicher morphologischer

Ausprägungsformen bei Ein-Gefäß-Rezidiven

22

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unstrukturierterWandaufbau

n=9

strukturierter nebenunstrukturiertem

Wandaufbaun=14

in Narbengeweben=23

in Fettgeweben=4

in Lymphknotenn=1

Mehr-Gefäß-Rezidivn=28

Abbildung 3: Übersicht über die Verteilung der Mehr-Gefäß-Rezidive in Narben-, Fett-

beziehungsweise Lymphgewebe einschließlich eventuell vorhandener

Subgruppen

3.2 Ein-Gefäß-Rezidive

3.2.1 Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau

62 der 91 Rezidive (68%) wiesen einen klassischen dreischichtigen Wandaufbau bestehend

aus Intima, Media und Adventitia auf (Abbildung 4; Tabelle 2-4). Bei 29% (n=18) dieser

62 Venen ließen sich zusätzlich zur typischen Struktur der Venenwand Venenklappen

nachweisen. Bei 23% (14 von 62) dieser Gefäße zeigte sich aufgrund einer

aneurysmatischen Erweiterung eine Rarefizierung der Wandstruktur im gesamten

Gefäßumfang, bei 10% (6 von 62) der Gefäße fanden sich nur partielle aneurysmatische

Aussackungen, doch war der dreischichtige Wandbau zumindest stellenweise deutlich

erkennbar. Die Form des Lumens wurde in 5% (3 von 57) der Fälle als rund, in 37% (21

von 57) als oval, in 5% (3 von 57) als sternförmig und in 53% (30 von 57) als

asymmetrisch beschrieben. Keines dieser Gefäße war von Narbengewebe umgeben.

82% (51 von 62) dieser Gefäße wiesen eine zusätzliche Untergliederung der Media in eine

innere Längsmuskelschicht und eine äußere Ringmuskelschicht auf. Die innere

Längsmuskelschicht war an der breitesten Stelle im Mittel 0,232±0,134 mm (0,028-

0,558 mm) und an der schmalsten Stelle im Mittel 0,005±0,013 mm (0-0,051 mm) breit

(bei n=44 messbaren Gefäßen). Diese Längsmuskelschicht war jedoch nur bei 24% (12

23

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von 51) der Gefäße mit entsprechender Differenzierung zirkumferent vorhanden. Die

Ringmuskelschicht war an der breitesten Stelle im Mittel 0,609±0,265 mm (0,235-

1,762 mm) und an der schmalsten Stelle im Mittel 0,090±0,128 mm (0-0,809 mm) breit

(bei n=44 messbaren Gefäßen) und bei 41 Gefäßen durchgehend existent. Die qualitative

Analyse der inneren Längsmuskelschicht ergab, dass bei 18% (9 von 51) der Gefäße der

Kollagengehalt im Vergleich zum normalen venösen Gefäß als normal, bei 33% (17 von

51) als vermehrt, bei 47% (24 von 51) als stark vermehrt und nur bei 2% (1 von 51) als

vermindert gewertet werden konnte. Bei vielen Präparaten war die innere Längsmuskulatur

stellenweise fast vollständig durch Kollagen ersetzt. Die äußere Ringmuskulatur wies in

20% (10 von 51) der Fälle einen normalen, in 55% (28 von 51) einen vermehrten, in 25%

(13 von 51) einen stark vermehrten und in 2% (1 von 51) einen verminderten

Kollagengehalt auf. Bei 18% (9 von 51) der Gefäße fanden sich keine elastischen Fasern in

der inneren Längsmuskelschicht, jedoch traten bei 35% (18 von 51) vereinzelt und bei 47%

(24 von 51) viele elastische Fasern auf. Die Ringmuskulatur zeigte in 4% (2 von 51) keine,

in 31% (16 von 51) vereinzelte und in 67% (34 von 51) viele elastische Fasern. Bei dem

Anteil von 18% (11 von 62) der Gefäße, die keine eindeutige Differenzierung der

Muskelschichten aufwiesen, ergab sich folgendes Bild der Muskelschicht insgesamt: bei

9% (1 von 11) dieser Gefäße wurde ein normaler und bei jeweils 45% (5 von 11) ein

vermehrter beziehungsweise stark vermehrter Kollagengehalt registriert; elastische Fasern

wurden in 64% (7 von 11) als vereinzelt, in 27% (3 von 11) als vermehrt und in 9% (1 von

11) als fehlend bewertet.

Bei 89% (54 von 61) der Präparate fand sich eine Membrana elastica interna, welche zu

44% (24 von 54) durchgängig und zu 56% (30 von 54) aufgesplittert existent war. In 6% (3

von 54) dieser Präparate war eine Längsmuskelschicht in die Membrana elastica interna

eingelagert und in 35% (19 von 54) fand sich eine partielle oder durchgängige

Verbreiterung der Membrana elastica interna.

84% (51 von 61) der Gefäße zeigten eine verbreiterte Intima, die durchschnittlich an der

breitesten Stelle 0,471±0,301 mm (0,037-1,855 mm) betrug. Die Intimaverbreiterung

wurde bei 29% (15 von 51) Gefäßen zirkulär vorgefunden, wovon bei 27% (4 von 15)

davon zusätzlich prominente hügelförmig verbreiterte Bezirke in Erscheinung traten. 27%

(n=14) der Gefäße wiesen eine semizirkuläre Verbreiterung auf, wobei bei 29% (4 von 14)

dieser Venen außerdem auch hügelförmig und bei 7% (1 von 14) sichelförmig verbreiterte

Bereiche hervortraten. Weiterhin wurden 4% (2 von 51) der Präparate mit herdförmig

verbreiterter Intima, 22% (11 von 51) mit hügelförmig und 18% (9 von 51) mit

24

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sichelförmig verbreiterter Intima registriert. Die verbreiterten Intimaareale wiesen bei 59%

(30 von 51) der Gefäße muskuläre, elastische und fibröse, bei 18% (9 von 51) muskuläre

und elastische, bei 14% (7 von 51) muskuläre und fibröse und bei 10% (5 von 51)

elastische und fibröse Anteile auf. Somit enthielten 90% (46 von 51) der

Intimaverbreiterungen Muskelfasern, 86% (44 von 51) elastische Fasern und 82% (42 von

51) kollagene Fasern.

In der Adventitia fand sich in 10% (6 von 59) der Gefäße ein normaler Kollagengehalt, bei

54% (32 von 59) war der Kollagenanteil vermehrt, bei 32% (19 von 59) stark vermehrt, bei

2% (1 von 59) vermindert und bei 2% (1 von 59) stark vermindert. Elastische Fasern

unterschiedlicher Ausprägung fanden sich bei allen Gefäßen in der Adventitia, darunter

vereinzelt bei 5% (3 von 59), viel bei 71% (42 von 59) und sehr viel bei 24% (14 von 59)

der Gefäße. Bei 58% (34 von 59) der Präparate fand sich eine Muskelschicht in der

Adventitia, die in 44% der Fälle (15 von 34) regelmäßig als Längsmuskelschicht und bei

56% (19 von 34) unregelmäßig mit einzelnen Längsmuskelbündeln angeordnet war. In

95% (56 von 59) der Fälle fanden sich Kapillaren in der Adventitia.

Bei 89% (55 von 62) der Venen fanden sich intramurale S100-positive Nerven in der

Muskelschicht der Media (Abbildung 5). Außerdem waren bei 11% (7 von 61) S100-

positive Nerven in der Intima, bei 90% (53 von 59) in der Adventitia und bei 85% (50 von

59) in der weiteren Gefäßumgebung detektierbar.

In 46% (28 von 61) der Gefäße wurden Kapillaren in der Intima als Zeichen eines

organisierten Thrombus notiert. Bei 10% (6 von 61) der Gefäße konnten auch größere

Gefäße als Kapillaren entsprechend einer Thrombusorganisation in der Intima entdeckt

werden. In 74% (46 von 62) enthielt die Media und in 95% (56 von 59) die Adventitia

Kapillaren.

3.2.2 Ein-Gefäß-Rezidiv ohne dreischichtigen Wandaufbau

Ein Präparat (1%) zeigte ein oval geformtes Ein-Gefäß-Rezidiv, welches in Narbengewebe

eingebettet war (Abbildung 6; Tabelle 2-4). Das Gefäß ließ sich nicht klar gegen das

umgebende Gewebe abgrenzen, einzig eine Schicht aus Endothel ließ sich eindeutig

differenzieren. Das Gefäß wies einen völligen Verlust eines strukturierten Wandaufbaus

auf. Eine Schichtung in Intima, Media und Adventitia ließ sich genauso wenig registrieren

wie eine Muskularis oder eine Membrana elastica interna. Das Lumen machte eine Fläche

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von 18,350 mm2 aus, wohingegen sowohl die Wandfläche als auch die Wanddicke

aufgrund der fehlenden Abgrenzbarkeit nicht metrisch festgehalten werden konnten. S100-

positive Strukturen ließen sich nur in weiter Entfernung zum Gefäßlumen ganz vereinzelt

detektieren. In der Umgebung des Gefäßes wurden Kapillaren nachgewiesen. Die

Gefäßumgebung bestand aus für Narbengewebe typischen parallelisierten Kollagenfasern

mit vereinzelt eingelagerten elastischen Fasern.

3.3 Mehr-Gefäß-Rezidive

3.3.1 Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe

Neun der 91 (10%) Präparate bestanden aus multiplen sowie oft bizarr geformten Lumina

eingebettet im Narbengewebe (Abbildung 7; Tabelle 2-4). Die Gefäße bestanden zum Teil

lediglich aus Endothel oder wiesen zusätzlich eine schmale unstrukturierte Muskelschicht

auf. Partiell konnten auch mehrere Lumina in einer abnormen Muskelmasse in

Narbengewebe registriert werden. Bei keinem der Präparate konnten Venenklappen

nachgewiesen werden.

In 89% (8 von 9) der betreffenden Schnitte wurde die Form der Lumina als irregulär und

sehr verwunden, in 11% (1 von 9) als asymmetrisch eingeteilt.

Einige Gefäße wiesen außer einer Endothelschicht keine weiteren Wandbestandteile auf.

Bei den Gefäßen, die eine undifferenzierte Muskelschicht besaßen, entsprach die Breite der

Muskularis aufgrund ansonsten fehlender Wandstrukturen der Wanddicke. In dieser

Muskelschicht war, verglichen mit normalen genuinen venösen Gefäßen, der Anteil

kollagener Fasern in 67% (6 von 9) vermindert, in 22% (2 von 9) normal und in 22% (2

von 9) stark vermehrt. Vereinzelte elastische Fasern wurden in 67% (6 von 9), viele in

33% (3 von 9) und keine in 11% (1 von 9) der Präparate gesichtet.

Bei keinem der Gefäße war eine Membrana elastica interna nachweisbar, ebenso fand sich

an keiner Stelle eine verbreiterte Intima.

Alle Gefäße wurden von zum Teil extrem parallelisierten Kollagenfasern als Zeichen einer

Narbenbildung umgeben. Bei 33% (3 von 9) der Präparate wurden zudem

außergewöhnlich viele elastische Fasern ebenfalls in auffallend parallelisierter Anordnung

im umgebenden Narbengewebe registriert. Bei 44% (4 von 9) der Präparate wurden viele

und bei 33% (3 von 9) vereinzelte elastische Fasern notiert. Teilweise konnte eine im

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Narbengewebe neben den Gefäßen lokalisierte, längsmuskulaturähnliche Struktur

ausfindig gemacht werden. Bei 22% (2 von 9) der Präparate wurden in der

Gefäßumgebung Reste von Nahtmaterial entdeckt.

In 78% (7 von 9) der Fälle konnten in der Gefäßwand keine Kapillaren gefunden werden.

Bei 22% (2 von 9) konnten Kapillaren vereinzelt in der Muskelschicht einiger Gefäße und

bei allen Präparaten zumindest in der näheren Umgebung nachgewiesen werden.

Bei keinem der Präparate wurden intramurale S100-positive Nervenfasern registriert.

In der Nähe der Venenwand, jedoch nicht inmitten der Muskelschicht, wurden bei 33% (3

von 9) der Präparate und bei 89% (8 von 9) in weiterer Umgebung der Gefäße S100-

positive Nervenstrukturen markiert.

In einem Präparat befand sich ein Konglomerat refluxführender Gefäße in der Nähe eines

Lymphknotens, doch es fand sich kein Hinweis für eine Verbindung oder Beziehung

zwischen dem Lymphknoten und den betreffenden Gefäßen.

3.3.2 Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe

Bei vier Präparaten (4%) fanden sich jeweils mehrere (3-5) kleinere nur von reinem

Fettgewebe umgebene Gefäße, welche überwiegend einen Aufbau in Intima, Media und

Adventitia aufwiesen, allerdings ohne eine Differenzierung der Muskulatur in innere

Längs- oder äußere Ringmuskelschicht (Abbildung 8; Tabelle 2-4). Bei 75% (3 von 4) der

Präparate konnte eine Membrana elastica detektiert werden, welche jedoch nicht

zirkumferent vorhanden war.

Alle Lumina waren asymmetrisch geformt.

Die qualitative Exploration der Muskularis ergab in 75% (3 von 4) der Fälle einen

vermehrten und in 25% (1 von 4) einen stark vermehrten Kollagengehalt. In 75% (3 von 4)

fanden sich viele, in 25% (1 von 4) vereinzelte elastische Fasern.

Bei 50% (2 von 4) der Präparate wurde bei einigen Gefäßen eine Verbreiterung der Intima

beobachtet, die an der breitesten Stelle im Mittel 0,511±0,460 mm (0,065-1,441 mm) dick

war und jeweils zur Hälfte zirkulär beziehungsweise semizirkulär ausgeprägt war. Die

verbreiterten Intimaareale bestanden hier alle aus muskulären, elastischen und fibrösen

Anteilen. Bei einem Gefäß fanden sich entsprechend der Morphologie eines organisierten

Thrombus viele Kapillaren in der Intima. Bei 50% (2 von 4) der Präparate konnten

Kapillaren in der Muskularis und bei allen in der Adventitia notiert werden.

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Die Adventitia dieser Gefäße wies zu 50% (2 von 4) einen normalen und zu 50% (2 von 4)

einen vermehrten Kollagengehalt auf. Ebenso wurden in 50% (2 von 4) der Fälle viele und

in 50% (2 von 4) sehr viele elastische Fasern in der Adventitia beobachtet. Eine

Muskelschicht der Adventitia fehlte bei dieser Gruppe.

Alle Gefäße waren in Fettgewebe eingelagert, es fand sich an keiner Stelle Narbengewebe.

50% (2 von 4) der Präparate wiesen S100-positive Nervenfasern in der Media auf.

Außerdem wurden bei 75% (3 von 4) S100-positive Nerven in der Adventitia und bei

100% (4 von 4) in der weiteren Gefäßumgebung detektiert.

3.3.3 Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten

Ein Präparat (1%) zeigte einen Lymphknoten, in dem sich multiple kleine Gefäße, aber

auch ein größeres wandstärkeres venöses Gefäß befanden (Abbildung 9; Tabelle 2-4).

Neben dieser Vene wiesen einige der kleineren Gefäße einen dreischichtigen strukturierten

Wandaufbau auf, wogegen sich auch solche ohne klassische Wandstruktur fanden. Die

Form der Lumina war asymmetrisch. Das wandstärkere Gefäß wies im Gegensatz zu den

anderen Gefäßen eine hügelförmige Verbreiterung der Intima aus muskulären und fibrösen

Anteilen auf, die an der breitesten Stelle 0,8091 mm betrug. Eine Membrana elastica

interna konnte in keinem der vielen Gefäße nachgewiesen werden.

Die Muskularis zeigte durchschnittlich einen vermehrten Kollagengehalt und vereinzelte

elastische Fasern. Der Kollagengehalt der Adventitia war jeweils stark vermehrt, es fanden

sich viele elastische Fasern, aber keine Muskulatur. Kapillaren zeigten sich außer in der

verbreiterten Intima der größeren Venen nur in der Adventitia der Gefäße.

S100-positive Nerven konnten in großer Anzahl zwischen den Gefäßen detektiert werden.

3.3.4 Mehr-Gefäß-Rezidive mit Gefäßen mit dreischichtigem Wandaufbau neben solchen mit unstrukturierter Gefäßwand

Bei 14 Präparaten (15%) bot sich ein sehr heterogenes Bild. Im Narbengewebe fanden sich

größere Gefäße mit klassischem dreischichtigen Wandaufbau neben multiplen kleineren

bizarr geformten Gefäßen ohne typischen Wandaufbau. Teilweise imponierten auch große

wandstarke Gefäße ohne klassische Wandschichtung oder multiple kleine Gefäße, die zum

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Teil jedoch Venenklappen aufwiesen. In zwei Präparaten konnten zusätzlich Areale mit

Gefäßen umgeben von Fettgewebe beobachtet werden.

Bei 21% (3 von 14) der Präparate konnte jeweils ein größeres Gefäß mit einer

Differenzierung der Muskelschicht der Media in Längs- und Ringmuskulatur neben

multiplen kleinen teils atypisch geformten Gefäßen ohne diese Differenzierung evaluiert

werden. Bei 57% (8 von 14) der Präparate fand sich in manchen der Gefäße eine

Membrana elastica interna, in anderen Gefäßen derselben Präparate fehlte sie hingegen.

Bei den übrigen Fällen fehlte die Membrana elastica interna vollständig. Ebenso wiesen

bei 50% (7 von 14) der Rezidive einige Gefäße eine verbreiterte Intima auf, andere

wiederum nicht, wobei bei den restlichen Präparaten keinerlei Intimaverbreiterung zu

verzeichnen war.

Es wurden zwar jeweils alle Messungen und qualitative Analysen analog den anderen

Gruppen durchgeführt, doch aufgrund der Diversität der einzelnen Gefäße in einem

Präparat sowie zwischen den einzelnen Präparaten sind diese Auswertungen am ehesten

nicht aussagekräftig beziehungsweise vergleichbar und werden daher an dieser Stelle nicht

weiter berücksichtigt.

3.4 Vergleich der verschiedenen Gruppen untereinander

Die einzelnen Gruppen, Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau, Ein-Gefäß-

Rezidive in Narbengewebe, Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe, Mehr-Gefäß-

Rezidive in Fettgewebe und Mehr-Gefäß-Rezidive in einem Lymphknoten unterschieden

sich, wie oben beschrieben, deutlich in ihrer Histomorphologie. Die Ein-Gefäß-Rezidive

mit dreischichtigem Aufbau wiesen den klassischen Wandaufbau, überwiegend sogar mit

einer Differenzierung der Muskularis der Media in eine innere Längs- und eine äußere

Ringmuskulatur, sowie die charakteristischen phlebosklerotischen Alterationen der

Venenwand auf. Außerdem fand man hier die pathomorphologischen Veränderungen

ähnlich der primären Varikosis wieder. Das Ein-Gefäß-Rezidiv ohne dreischichtigen

Aufbau zeigte eine vollständig atypische Wandstruktur, die mit Ausnahme einer

Endothelschicht weder eine klare Schichtung der Wandstruktur noch eine deutliche

Abgrenzung zum umgebenden Gewebe erkennen ließ. Ebenso wenig ließen sich S100-

positive Nerven in der Gefäßwand detektieren.

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Auch bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe konnten keine einheitliche

Wandschichtung, keine Membrana elastica interna und keine Verbreiterungen der Intima

festgestellt werden. In keiner Gefäßwand wurden intramurale S100-positive Nerven in

einer Muskularis nachgewiesen. Die Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe zeigten

überwiegend, wie die Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Aufbau, als differenzierten

Bestandteil der Venenwand einen dreischichtigen Wandaufbau (allerdings ohne eine

Differenzierung der Muskularis in Ring- und Längsmuskulatur), eine Membrana elastica

interna, eine Verbreiterung der Intima sowie größtenteils intramurale S100-positive

Nerven. Bei dem oben beschriebenen Rezidiv in einem Lymphknoten wiesen neben dem

größeren wandstarken Gefäß einige der kleineren Gefäße einen dreischichtigen

strukturierten Wandaufbau auf, wogegen sich auch solche ohne klassische Wandstruktur

fanden. Wenngleich sich keine S100-positiven Nervenstrukturen direkt in einer Gefäßwand

nachweisen ließen, wurden sie jedoch in großer Anzahl zwischen den einzelnen Gefäßen

registriert.

Bei den Ein-Gefäß-Rezidiven fand sich dem Namen entsprechend jeweils nur ein Gefäß,

welches bei den Rezidiven mit dreischichtigem Aufbau im Gegensatz zum Ein-Gefäß-

Rezidiv in Narbengewebe sehr wandstark war. Im Unterschied hierzu bestanden sowohl

die Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe als auch das Rezidiv in einem Lymphknoten

aus multiplen, zum Teil sogar nicht klar voneinander abgrenzbaren Lumina. Bei den Mehr-

Gefäß-Rezidiven in Fettgewebe waren es jeweils drei bis fünf Gefäße pro Präparat. Die

Form der Lumina wurde bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe in 89% der

Präparate mit irregulär beschrieben, wogegen bei den vier anderen Gruppen keines der

Gefäße als irregulär geformt bezeichnet wurde.

Wie aus der Bezeichnung schon ersichtlich wird, unterscheiden sich diese Gruppen auch in

der Art des gefäßumgebenden Gewebes – normales Bindegewebe (Rezidiv mit

dreischichtiger Gefäßwand), Fettgewebe (Mehr-Gefäß-Rezidiv in Fettgewebe)

Narbengewebe (Mehr-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe, Ein-Gefäß-Rezidiv in

Narbengewebe) oder lymphatisches Gewebe (Rezidiv in einem Lymphknoten).

Bei den Rezidiven, die durch eine Vene mit dreischichtigem Wandaufbau verursacht

wurden, zeichneten sich mit Ausnahme der aneurysmatisch erweiterten Gefäße

überwiegend wandstarke Gefäße mit einer ausgeprägten Muskelschicht der Media ab. Dies

spiegelten auch die Messergebnisse der Wanddicke, Breite der Muskularis sowie der

Verhältnisquotient aus Wandfläche und Lumenfläche wider. Statistisch verglichen wurden

jeweils die beiden großen Hauptgruppen – Ein-Gefäß-Rezidiv mit dreischichtigem

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Wandaufbau und Mehr-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe. Der Verhältnisquotient aus

Wandfläche und Lumenfläche war bei den Ein-Gefäß-Rezidiven mit dreischichtigem

Wandaufbau mit 3,773±3,553 (0,465-17,480) versus 0,608±0,522 (0,079-2,654)

signifikant größer als bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe (p < 0,0001). Die

Wandfläche war bei den Ein-Gefäß-Rezidiven mit 81,579±359,884 mm2 (2,274-

2390,717 mm2) durchschnittlich größer als bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in

Narbengewebe mit 0,611±1,028 mm2 (0,028-2,202 mm2) jedoch war dieser Unterschied

nicht signifikant (p = 0,257). Der Mittelwert der Lumenfläche bei den Ein-Gefäß-

Rezidiven war mit 8,533±16,094 mm2 (0,144-113,534 mm2) größer (p = 0,104) als bei den

Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe mit 2,828 mm2±9,806 mm2 (0,102-50,321 mm2).

Die maximale Wanddicke mit 1,082±0,577 mm (0,294-3,970 mm) und die maximale

Muskelschicht mit 0,763±0,362 mm (0,037-2,003 mm) waren in der Gruppe der Ein-

Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Aufbau durchschnittlich signifikant größer

(p < 0,0001) als bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe mit jeweils

0,134±0,080 mm (0,015-0,326 mm). Ebenfalls signifikant breiter (jeweils p < 0,0001)

waren die Gefäßwand mit 0,156±0,117 mm (0-0,445 mm) und die Muskelschicht mit

0,099±0,079 mm (0-0,294 mm) der Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Aufbau an

der Stelle der durchschnittlich schmalsten Ausprägung im Vergleich zu den Mehr-Gefäß-

Rezidiven in Narbengewebe mit 0,015±0,025 mm (0-0,112 mm). Die Ein-Gefäß-Rezidive

mit dreischichtigem Wandaufbau sowie die Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe wiesen

deutliche intramurale Schwankungen der Wanddicke und der Muskularisbreite auf,

wogegen die Wand der übrigen Rezidive weniger Schwankungen zeigte. Dementsprechend

war der Mittelwert der Spannweite zwischen breitester und schmalster Wanddicke

(Mittelwert: 0,938±0,569 mm (0,271-3,691 mm)) beziehungsweise Muskelschicht

(Mittelwert: 0,664±0,340 mm (0,037-1,818 mm)) bei den Ein-Gefäß-Rezidiven mit

dreischichtigem Aufbau im Vergleich zu den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe

(Mittelwert: 0,119 mm (0,015-0,288 mm)) signifikant größer (jeweils p < 0,0001).

Die Muskularis der Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Aufbau, der Mehr-Gefäß-

Rezidive in Fettgewebe sowie des Rezidivs in einem Lymphknoten wies überwiegend

einen vermehrten bis stark vermehrten Anteil an kollagenen Fasern auf, während bei den

Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe größtenteils nur wenige kollagene Fasern

nachweisbar waren. Elastische Fasern traten dagegen bei allen Gruppen regelmäßig in der

Muskelschicht auf.

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Kapillaren waren bei den Ein-Gefäß-Rezidiven mit dreischichtigem Aufbau der

Venenwand in der Muskularis in 74% der Fälle und bei den Mehr-Gefäß-Rezidiven in

Fettgewebe in 50% der Präparate vorhanden. Im Gegensatz hierzu wurden Kapillaren bei

den Mehr-Gefäß-Rezidiven in Narbengewebe mit einer Muskelschicht nur bei 22%

detektiert. Bei den Gefäßen in einem Lymphknoten konnten keine Kapillaren in der

Muskularis evaluiert werden. Da das Ein-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe keine

Muskularis aufwies, konnte diesbezüglich keine dementsprechende Auswertung

vorgenommen werden. In der Gruppe der Mehr-Gefäß-Rezidive bestehend aus Gefäßen

mit dreischichtigem Wandaufbau neben solchen mit unstrukturierter Gefäßwand fanden

sich bezüglich der einzelnen Aspekte in einem Präparat derart heterogene Ausprägungen,

dass diese nicht übersichtlich und einheitlich mit den anderen Gruppen verglichen werden

konnten.

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Abbildung 4: Ein-Gefäß-Rezidiv mit klassischem dreischichtigen Aufbau der Venenwand

und Venenklappen (EvG-Färbung, Originalvergrößerung x 20)

Abbildung 5: S100-positive Nervenfasern in der Muskularis eines Ein-Gefäß-Rezidives

mit dreischichtiger Wand (S100-Färbung, Originalvergrößerung x 100)

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Abbildung 6: Ein-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe mit atypischer Wandstruktur (EvG-

Färbung, Originalvergrößerung x 20)

Abbildung 7: Mehr-Gefäß-Rezidiv in Narbengewebe mit irregulärer Gefäßanordnung und

Wandstruktur (EvG-Färbung, Originalvergrößerung x 25)

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Abbildung 8: Mehr-Gefäß-Rezidiv in Fettgewebe (EvG-Färbung, Originalver-

größerung x 20)

Abbildung 9: Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten (EvG-Färbung, Original-

vergrößerung x 20)

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4 Diskussion

4.1 Fragestellung

Warum ist es sinnvoll, möglichst exakt zu unterscheiden, ob eine saphenofemorale

Rezidivvarikosis von einem zu lang belassenen Stumpf derVena saphena magna

beziehungsweise von einem übersehenen Venenast oder von einem Neovaskulat ausgeht?

Die Rezidivrate nach Krossektomie und Stripping der Vena saphena magna ist derzeit

definitiv zu hoch, weswegen Bestrebungen, diese zu minimieren, von großer Bedeutung

sind. Die Kenntnis über die Mechanismen der Rezidiventstehung ist für die Entscheidung,

ob der Schwerpunkt weitergehender Forschung auf bessere Ausbildung und Qualifikation

des Operateurs oder die Exploration von Stimulationsfaktoren der Neoangiogenese und

dementsprechende Barrieren gelegt werden soll, eminent wichtig.

Bei der Interpretation, ob eine Rezidivvarikosis im Bereich der saphenofemoralen Junktion

von einem persistierenden Stumpf beziehungsweise Ast der Vena saphena magna oder von

neu gebildeten Gefäßen oder hypertrophierten Venulen mit Wiederanschluss an die Krosse

ausgeht, sind bisher verschiedene Faktoren von Bedeutung, darunter insbesondere

duplexsonographische Befunde, makroskopische Aspekte bei der Rekrossektomie,

Zeitintervall seit vorausgehender Operation sowie die Erfahrung des Operateurs. Dagegen

ging das entsprechende histomorphologische Korrelat kaum in frühere Studien bezüglich

dieser Differenzierung ein. Ziel der vorliegenden Promotionsarbeit ist es, die auftretenden

morphologischen Muster anhand eines repräsentativen Kollektivs exakt zu beschreiben

und eine konsekutive ätiopathologische Interpretation der differierenden mikroskopischen

Aspekte vorzunehmen (Tabelle 5).

4.2 Histologische Merkmale zur Differenzierung der Rezidive

Bei der Unterscheidung zwischen zu lang belassenem Stumpf und reinem Neovaskulat

sind folgende Faktoren von besonderer Bedeutung, die sich unter anderem aus

histologischen Untersuchungen an Material aus primären Krossektomien und

Rezidivoperationen ergeben:

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4.2.1 Nachweis von Venenklappen als Hinweis für ein präexistentes Gefäß

Eine Neubildung von Venenklappen nach deren Destruktion, zum Beispiel durch eine

Thrombose oder aber in neugebildeten Gefäßen, konnte bisher weder im Tiermodell noch

beim Menschen in vivo nachgewiesen werden (Glass, 1995). Daher darf der Nachweis von

Venenklappen als eindeutiger Beweis für ein präexistentes genuines Gefäß gewertet

werden.

4.2.2 Komplexer Wandaufbau als Hinweis für ein vorbestehendes Gefäß

Obwohl eine bestimmte Ausreifung von neuentstanden Gefäßen bekannt ist, zum Beispiel

die Regression der Zahl der Gefäßneubildungen durch das dominante Wachstum einzelner

großer Gefäße, konnte eine Neubildung eines komplexen dreischichtigen Wandaufbaus

bestehend aus Intima, Membrana elastica interna, Media und Adventitia bislang noch nicht

nachgewiesen werden (Glass, 1987 b, Nyamekye et al., 1998, Glass, 1989).

Dementsprechend wurde ein derart strukturiertes Gefäß als präexistent eingestuft. Auch

das Einsprossen von S100-positiven Nervenfasern in die Muskelschicht neugebildeter

Gefäße konnte bis dato nicht gezeigt werden (Nyamekye et al., 1998). Demzufolge wurde

die Existenz S100-positiver Nervenstrukturen in der Gefäßwand als weiterer Hinweis auf

ein genuines Gefäß gewertet.

4.2.3 Umgebendes Narbengewebe als Hinweis auf eine Voroperation

Auch nach vielen Jahren ist Narbengewebe nach operativen Eingriffen histologisch noch

eindeutig nachweisbar, da die vorbestehende Gewebearchitektur durch ein Bindegewebe

mit typisch parallelisierten Fasern als Fibrose oder Sklerose ersetzt wird. Somit schließt

der Nachweis von reinem Fettgewebe oder gefäßumgebendem Bindegewebes mit

randomisiert liegenden Fasern eine Voroperation im Bereich der saphenofemoralen

Junktion eindeutig aus (Sheppard, 1979).

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4.2.4 Multiple Gefäße als Hinweis für Neovaskularisation

Analog zu duplexsonographischen Studien spricht der Nachweis multipler Gefäße eher für

eine Gefäßneubildung, wohingegen die Detektion eines Ein-Gefäß-Rezidivs mehr auf ein

präexistentes Gefäß hinweist. Nichtsdestotrotz ergab die exakte Interpretation der zugrunde

liegenden Präparate zahlreiche Abweichungen dieser Gesichtspunkte, so dass dies ein eher

weniger aussagekräftiges Kriterium darstellt.

4.3 Pathogenese der Ein-Gefäß-Rezidive

Innerhalb der Gruppe der Ein-Gefäß-Rezidive waren Gefäße mit dreischichtigem

Wandaufbau und teilweise sogar mit Venenklappen von einem Gefäß abzugrenzen,

welches eine völlig atypische Wandstruktur aufwies.

4.3.1 Ein-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau

Die Gefäße mit einem dreischichtigen Wandaufbau zeigten die klassische

Venenwandschichtung bestehend aus Intima, Media und Adventitia (Poche, 1993 b). Die

Intima wurde durch eine Membrana elastica interna von der Media separiert, welche sich

aus einer inneren Längsmuskelschicht und einer äußeren Ringmuskelschicht

zusammensetzte. Es konnten regelmäßig S100-positive intramurale Nervenfasern detektiert

werden. Außerdem fanden sich die gleichen histomorphologischen Strukturen und

Alterationen, die auch bei lichtmikroskopischen Untersuchungen der Vena saphena magna

bei primärer Varikosis im Bereich der saphenofemoralen Junktion bei der Erstoperation

beschrieben wurden, wie zum Beispiel aneurysmatische Dilatationen, Verbreiterungen der

Intima, Dickenschwankungen der Ring- und Längsmuskelschicht der Media sowie

phlebosklerotische Veränderungen (Stücker et al., 2000). Aufgrund der zuvor

beschriebenen Kriterien konnten die Gefäße in der Gruppe der Ein-Gefäß-Rezidive mit

dreischichtigem Wandaufbau eindeutig als präexistente Venen gewertet werden. Ursache

für dieses Rezidiv kann demzufolge ein bei der Voroperation zu lang belassener Stumpf

der Vena saphena magna oder eines großen an der Krosse mündenden Seitenastes, eine

inadäquate hohe Ligatur der Vena saphena magna sowie ein versehentlich belassener

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Seitenast sein, zum Beispiel die Vena pudenda externa. Diese möglichen Quellen eines

Leistenrezidives wurden bisher bereits vielfach proklamiert (Lofgren, 1972, Pourhassan et

al., 2001, Royle, 1986, Nabatoff, 1969, Pouliadis und Brunner, 1978, Tschirkov und

Hirsch, 1972). Ebenso kann eine übersehene doppelte Vena saphena magna für eine

Rezidivvarikosis verantwortlich sein. Die Anomalie einer doppelten Vena saphena magna

scheint laut neuester Studie häufiger zu sein, als bisher angenommen und hat bezüglich

einer Rezidivvarikosis klinische Relevanz (Corrales, 2002). Aufgrund der häufigen

anatomischen Variationen im Verlauf der Vena saphena magna kann es auch zu einer

Missidentifikation eines prominenten Seitenastes als Vena saphena magna oder einer

Teilungsstelle eines solchen Seitenastes als saphenofemorale Junktion kommen, wodurch

die eigentliche Vena saphena magna oder proximale Seitenäste intakt bleiben.

Hauptursache hierfür ist das Versäumnis, die weniger prominente inferiomediale Grenze

der Fossa ovalis abzugrenzen (Glasser, 1943, Daseler et al., 1946, Shah et al., 1986,

Fischer et al., 2002).

In allen dieser möglichen Fälle liegt dem Rezidiv demnach ein technischer Fehler bei der

Erstoperation zugrunde.

4.3.2 Ein-Gefäß-Rezidiv mit atypischer Wandstruktur

Das Ein-Gefäß-Rezidiv ohne dreischichtigen Wandaufbau wies eine völlig atypische

Struktur der Gefäßwand auf. Außer einer Endothelschicht ließen sich keine differenzierten

Wandelemente nachweisen, auch ließen sich keine S100-positiven intramuralen

Nervenfasern detektieren. Entsprechend der oben genannten Kriterien wurde dieses

atypisch strukturierte Gefäß sicher als Neovaskulat klassifiziert. Dieses Gefäß stellt das

histomorphologische Korrelat des in duplexsonographischen Studien beschriebenen Ein-

Gefäß-Neovaskulates an der Lokalisation der vorherigen saphenofemoralen Junktion dar

(Fischer et al., 2001, Jones et al., 1996, De Maeseneer et al., 1997). Ob dieses Gefäß

allerdings aus einem einzigen, erst kleinen und sich später vergrößernden neugebildeten

Gefäß (primäres Ein-Gefäß-Rezidiv) oder durch das dominante Wachstum eines Gefäßes

und dadurch resultierende Regression der restlichen Gefäße (sekundäres Ein-Gefäß-

Rezidiv) entstanden ist, lässt sich nicht sicher bestimmen (Fischer et al., 2002).

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4.4 Pathogenese der Mehr-Gefäß-Rezidive

Wesentliches Unterscheidungsmerkmal in der Gruppe der Mehr-Gefäß-Rezidive ist das die

Gefäße umgebende Gewebe.

4.4.1 Mehr-Gefäß-Rezidive in Narbengewebe

Diese Gruppe der Rezidive zeigte multiple kleine Gefäße mit atypischem Wandaufbau

bestehend aus einer dünnen irregulären Muskelschicht oder nur aus einem dünnen

Endothelschlauch umgeben von Narbengewebe. S100-positive Nervenfasern fanden sich

nur in der Nähe der Gefäßwand, nicht aber intramural.

Umgebendes Narbengewebe ist ein wichtiger Hinweis für einen vorhergehenden

operativen Eingriff exakt an dieser Lokalisation mit einer effizienten Krossektomie, bei der

wahrscheinlich alle genuinen Venenäste entfernt wurden (Sheppard, 1979). Des weiteren

fungiert die Entdeckung von Nahtmaterial in der Gefäßumgebung als Beweis für eine

frühere Operation in diesem Bereich. Der Nachweis von neuen Gefäßen in diesem Areal

lässt so auf eine Neovaskularisation schließen. Die histomorphologischen Eigenschaften

dienen als weitere Anhaltspunkte für eine Neovaskularisation. Diese lassen sich mit den

histologischen Ergebnissen vorhergehender Untersuchungen an einzelnen Neovaskulaten

in Einklang bringen. So beschreiben sowohl Glass als auch Nyamekye et al. die

neugebildeten Gefäße als multiple kleine verwundene Gefäße mit einer irregulären

Wandstruktur, teils in einer zusammenhängenden Gewebemasse, wobei Nyamekye et al.

das Fehlen intramuraler S100-positiver Nervenfasern hervorheben (Nyamekye et al., 1998,

Glass, 1989).

Die vorliegenden Befunde ähneln den Forschungsergebnissen, die im Tiermodell bei

Kaninchen und Ratten demonstriert wurden (Clark et al., 1931, Glass, 1987 a) und sind

ebenfalls konform mit dem in der Literatur beschriebenen duplexsonographischen

Erscheinungsbild von neugebildeten Gefäßen, die vermutlich als Antwort auf

angiogenetische Einflüsse, ausgelöst durch den chirugischen Eingriff, entstanden sind

(Dwerryhouse et al., 1999, Jones et al., 1996, Darke, 1992, Glass, 1987 b, De Maesseneer

et al., 1999, Nyamekye et al., 1998, Khaira et al., 1996). Diese Rezidive wurden auch dort

häufig in den Fällen gefunden, in denen die Rekrossektomie bestätigte, dass der primäre

operative Eingriff anatomisch korrekt durchgeführt wurde und alle Seitenäste dabei bereits

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entfernt worden waren. In der Duplexsonographie zeigte sich diese Neovaskularisation

typischerweise in Form von multiplen kleinen eng zusammenliegenden Gefäßen, die an der

Lokalisation der ehemaligen saphenofemoralen Junktion in die Vena femoralis

einmündeten (Fischer et al., 2001, Darke, 1992, De Maesseneer et al., 1997).

4.4.2 Mehr-Gefäß-Rezidive in Fettgewebe

In dieser Gruppe wurden Präparate mit mehreren Gefäßen umgeben von reinem

Fettgewebe mit strukturiertem Wandaufbau, allerdings ohne eine Untergliederung der

Media in Längs- und Ringmuskelschicht, zusammengefasst. Außerdem fanden sich

teilweise S100-positive Strukturen in der Gefäßwand sowie weitere differenzierte

Wandstrukturen, zum Beispiel eine Membrana elastica interna.

Das rein erhaltene Fettgewebe in der Gefäßumgebung schließt eindeutig eine Voroperation

in diesem Bereich aus, so dass diese Gefäße nicht einer Neovaskularisation im engeren

Sinne zugeordnet werden können (Sheppard, 1979). Aufgrund ihres histomorphologischen

Erscheinungsbildes wurden diese Rezidive als erweiterte präexistente Venulen

klassifiziert. Nichtsdestotrotz kann die Erweiterung vorbestehender kleiner Venulen auch

als Neovaskularisation im weiteren Sinne, ausgelöst durch die veränderten

hämodynamischen Verhältnisse nach Krossektomie und Stripping, diskutiert werden. Die

Möglichkeit einer Vergrößerung und Erweiterung präexistenter kleinerer Gefäße als eine

Ursache für eine Rezidivvarikosis wurde bereits kürzlich postuliert (Fischer et al., 2001,

Fischer et al., 2002, Jones et al., 1996).

In vorhergehenden Studien zeigten sich bei der Endoskopie der Vena femoralis extrem

kleine mediale oder laterale Öffnungen nahe der Mündung der Vena saphena magna

(Gorny et al., 1994, Van Cleef, 1990, Lemasle et al., 1999). Diese könnten die Mündungen

von winzigen Seitenästen sein, die zu klein sind, um mit der Phlebographie oder

Duplexsonographie dargestellt zu werden. Es kann nicht sicher ausgeschlossen werden,

dass dies nicht nur Vasa vasorum der Venenwand ohne externe Verbindungen sind. Es

wurde aber postuliert, dass sich diese Öffnungen vergrößern und zu refluxführenden

Conduits entwickeln können (Gorny et al., 1994, Van Cleef, 1990, Lemasle et al., 1999,

Fischer et al., 2002). Dementsprechend könnten diese beschriebenen winzigen Gefäße zu

den hier explorierten Mehr-Gefäß-Rezidiven in Fettgewebe führen.

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4.4.3 Mehr-Gefäß-Rezidiv in einem Lymphknoten

In diesem Präparat fanden sich in einem Lymphknoten neben einem größeren

strukturierten Gefäß multiple, teils strukturierte, teils atypische Gefäße. Dieses Rezidiv

wurde als lymphovenöse Dysplasie klassifiziert.

Superfizielle und subinguinale Lymphknoten umgeben die Vena saphena magna in dem

Bereich, in dem sie sich der cribriformen Faszie annähert. Lymphknoten, die auf der

superfiziellen Faszie liegen, werden als inguinale Lymphknoten, solche neben der Fossa

ovalis oder direkt distal davon als subinguinale Lymphknoten bezeichnet. Die arterielle

Versorgung erfolgt über viele direkte inguinale Äste der Arteria femoralis communis. Ihre

Venen drainieren im Normalfall in junktionale Seitenäste der Vena saphena magna. Diese

erhalten afferente Lymphgefäße vom oberflächlichen Gewebe der unteren

Abdominalwand, Pudendum und den unteren Extremitäten. Die efferenten Lymphbahnen

durchbrechen die cribriforme Faszie, fließen in die tiefen inguinalen Lymphknoten oder

umgehen diese, um unterhalb des Leistenbandes direkt in die externen iliakalen

Lymphknoten zu münden (Daseler et al., 1948). Die inguinalen und subinguinalen

Lymphknoten fungieren normalerweise als zentrale Elemente in der Verbindung zwischen

oberflächlichem und tiefem Lymphsystem. Diese Lymphknoten können auch normale

venöse Verbindungen zum superfiziellen Venensystem aufweisen. Da lymphovenöse

Verbindungen bekannterweise im Becken und im tieferen Leistengewebe existieren,

müssen die inguinalen Lymphknoten in manchen Fällen nur intrinsische lymphovenöse

Verbindungen ausbilden, um eine Brückenfunktion zwischen oberflächlichem und tiefem

System zu erfüllen und auszuweiten (Kolbvenstedt, 1947). Diese funktionelle Transition

kann am besten als lymphovenöse Dysplasie bezeichnet werden und zeigt sich in Form von

verwachsenen Lymphknoten mit großen supkapsulären venösen Sinus und gewundenen

afferenten und efferenten die Lymphknoten durchziehenden Venen (Kohler et al., 1997,

Leu, 1990). Dagegen sind andere Autoren der Ansicht, dass transnodale verbindende

Venen nicht notwendigerweise dysplastisch sein müssen (Lemasle et al., 1999, Lefebvre-

Vilardebo, 2001). Sie zitieren eine anatomische Studie, die demonstriert, dass manche

inguinale und subinguinale Lymphknoten zusätzlich zum oberflächlichen venösen Abfluss

normale kleine efferente venöse Verbindungen direkt zur Vena femoralis aufweisen

(Gillot, 1994). Lemasle et al. postulieren, dass transnodal verbindende Venen die

Hauptursache für den Reflux in mehr als 6% der Leisten bei primärer Varikosis darstellen

(Lemasle et al., 1999). Lefebvre-Vilardebo stellt heraus, dass die verwundenen

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dünnwandigen Gefäße der refluxführenden transnodalen Venen bei primärer Varikosis den

von anderen als Neovaskularisation beschriebenen Gefäßen bei Rezidivvarikosis an der

saphenofemoralen Junktion entsprechen. Seiner Meinung nach stellen viele der als

Neovaskularisation bezeichneten Gefäße einfach vergrößerte übersehene präexistente

transnodale venöse Verbindungen dar (Lefebvre-Vilardebo, 2001).

In der vorliegenden Promotionsarbeit konnte die in anderen Studien postulierte gehäufte

Koexistenz von Neovaskulaten und Lymphknoten allerdings nicht bestätigt werden, da hier

neben dem einen Fall von lymphovenöser Dysplasie nur in einem Präparat Anteile eines

Lymphknotens gefunden wurden, der allerdings in keiner Verbindung zu den

refluxführenden Gefäßen stand (Glass, 1989, Glass, 1995, Frings et al., 1999).

4.4.4 Mehr-Gefäß-Rezidive mit Gefäßen mit dreischichtigem Wandaufbau neben solchen mit unstrukturierter Gefäßwand

Diese Gruppe wies kein einheitliches histologisches Erscheinungsbild auf, sondern zeigte

ein sehr heterogenes morphologisches Muster. Es fanden sich in einem Schnitt größere

Gefäße mit differenzierter Wandstruktur in unmittelbarer Nähe zu atypischen kleinen

Gefäßen in Narbengewebe. Dies lässt vermuten, dass hier neugebildete Gefäße

Wiederanschluss an ein präexistentes größeres venöses Gefäß gefunden haben (Glass,

1987 b, Nyamekye et al., 1998). Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass die

neugebildeten Gefäße in unmittelbarer Nähe zu einem vorbestehenden Gefäß entstanden

sind und keinerlei Verbindung zwischen diesen besteht. Auch in anderen Studien wurde

ein Nebeneinander von Neovaskulaten und erweiterten Kollateralen epigastrischer und

pudendaler Gefäße diagnostiziert (Van Rij et al., 2004).

So lässt sich dieser Mechanismus ohne Wertung als Koexistenz von präexistenten und

neugebildeten Gefäßen beschreiben.

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Tabelle 5: Histologische Merkmale und Interpretation der Ursache für die

Rezidivvarikosis

Histologie Leisten Interpretation

Ein-Gefäß-Rezidiv 63

Dreischichtiger Wandaufbau mit

Klappen

18 Reststumpf der Vena saphena

magna

Dreischichtiger Wandaufbau

ohne Klappen

44 Reststumpf der Vena saphena

magna

Atypischer Wandaufbau in

Narbengewebe

1 Neovaskularisation

Mehr-Gefäß-Rezidiv

28

In Narbengewebe mit

unstrukturiertem Wandaufbau

9 Neovaskularisation

In Narbengewebe, mit

dreischichtigem neben

unstrukturiertem Wandaufbau

14 Präexistente Venen und

Neovaskularisation

Eingebettet in Fettgewebe 4 Erweiterung präexistenter

Venulen

Eingebettet in einem

Lymphknoten

1 Lymphovenöse Dysplasie

Total

91

4.5 Bewertung der Ergebnisse

Bei der histologischen Untersuchung konnten analog zu duplexsonographischen Studien

Ein-Gefäß-Rezidive von Mehr-Gefäß-Rezidiven unterschieden werden (Fischer et al.,

2001, Dwerryhouse et al., 1999, Khaira et al., 1996). Die relative Häufigkeit der

verschiedenen morphologischen Subtypen könnte ein Resultat der Anzahl der Proben sein,

trotzdem scheint die Existenz der unterschiedlichen morphologischen Muster eindeutig zu

sein. Die Differenzierung dieser Subtypen ist deshalb so bedeutungsvoll, da sie auf

histologischer Ebene beweist, dass ein Ein-Gefäß-Rezidiv nicht automatisch einem zu lang

belassenen Stumpf in der Voroperation und ein Mehr-Gefäß-Rezidiv nicht

notwendigerweise einer Neovaskularisation zugeordnet werden kann (Tabelle 6).

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Allerdings widersprechen die vorliegenden Daten vorhergehenden Studien, die besagen,

dass symptomatische Rezidive durch Neovaskularisation am häufigsten durch ein

einzelnes größeres Gefäß verursacht werden (Fischer et al., 2001, Jones et al., 1996, De

Maeseneer et al., 1997). Unter insgesamt zehn Rezidiven ausgehend von einer reinen

Neoangiogenese fand sich in unserem Kollektiv nur ein Ein-Gefäß-Rezidiv, wogegen neun

Mehr-Gefäß-Rezidive einer Neovaskularisation zugeordnet werden konnten. Allerdings

wurde die Anzahl der Gefäße in obengenannten vorhergehenden Studien nicht histologisch

bestätigt. Mittels Ultraschall können mehrere als Cluster dicht nebeneinander liegende

Gefäße nicht immer sicher differenziert, sondern als ein großes Lumen fehlinterpretiert

werden (van Rij et al., 2004).

Mehr-Gefäß-Rezidive, die exakt an der Lokalisation der früheren saphenofemoralen

Junktion einmünden, sollen laut anderer Forschungsergebnisse immer asymptomatisch

sein, es sei denn sie refluxieren direkt in eine übersehene Vena saphena magna oder eine

akzessorische Vene in der Oberschenkelregion (Fischer et al., 2001, Jones et al., 1996). Da

unser Untersuchungsgut ausschließlich aus der Region der saphenofemoralen Junktion

stammt, kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass die beschriebenen Mehr-Gefäß-

Neovaskulate nicht an anderer Stelle wieder Anschluss an eine größere präexistente Vene

gefunden haben. In diesem betreffenden Bereich jedoch konnten bei keinem der neun

Mehr-Gefäß-Neovaskulate weder intraoperativ noch histologisch Anteile eines

großlumigen genuinen Gefäßes gefunden werden.

Tabelle 6: Histologische Klassifikation der Rezidivvarikosis. Präexistente und

neugebildete Gefäße treten sowohl in der Gruppe der Ein-Gefäß-Rezidive

als auch in der Gruppe der Mehr-Gefäß-Rezidive auf

Ein-Gefäß-Rezidiv

Reststumpf der Vena saphena magna

Neovaskulat

Primäres Ein-Gefäß-Rezidiv

Sekundäres Ein-Gefäß-Rezidiv (entstanden aus multiplen Gefäßen)

Mehr-Gefäß-Rezidiv

Neovaskulat

Vergrößerung von präexistenten Venulen in Fettgewebe

Lymphovenöse Dysplasie

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Obwohl das Fehlen von S100-positiven Nervenfasern in der Gefäßwand der Neovaskulate

bestätigt werden konnte, wurden jedoch viele S100-positive Nerven im umgebenden

Narbengewebe detektiert. Da 10% der Reststümpfe der Vena saphena magna und die

Hälfte der präexistenten erweiterten Venulen keine S100-positiven intramuralen

Nervenfasern aufwiesen, erlaubt dieser Parameter alleine keine Zuweisung eines Gefäßes

zu neugebildeten oder präexistenten Gefäßen.

4.6 Mögliche Kritikpunkte

Es wurden ausschließlich Patienten operiert, deren Rezidiv duplexsonographisch insgesamt

einen Durchmesser von > 5 mm aufwies, welcher sich folgendermaßen zusammensetzten

konnte: a) einem großen refluxführenden Gefäß, b) einem größeren und multiplen kleinen

refluxführenden Gefäßen oder c) multiplen kleinen eng beieinander liegenden

refluxführenden Gefäßen lokalisiert an der saphenofemoralen Junktion. Patienten mit

differenzierbaren Rezidivgefäßen mit duplexsonographischem Durchmesser < 5 mm, den

typischen Zeichen eines Neovaskulates, wurden keiner Operation unterzogen, sondern

mittels duplexsonographisch kontrollierter Sklerosierungstherapie therapiert, so dass diese

Gruppe keiner histologischen Untersuchung zugeführt werden konnte. Dies erklärt den

hohen Anteil an Ein-Gefäß-Rezidiven mit großem Lumen. Dementsprechend kann

insgesamt der Anteil an Neovaskulaten bei der Rezidivvarikosis an der Krosse höher sein,

als in diesem Kollektiv operativ behandelter Patienten.

Es wurde jeweils ein Gewebeblock mit einer Größe von mindestens 1 x 2 cm in

Abhängigkeit von präoperativen duplexsonographischen und intraoperativen

makroskopischen Befunden histologisch untersucht, so dass mit einer relativ großen

Sicherheit alle refluxführenden Gefäß erfasst und einer histomorphologischen

Untersuchung zugeführt werden konnten. Dennoch kann bei der Untersuchung einzelner

Schnitte nicht absolut sicher ausgeschlossen werden, dass nicht in anderen Abschnitten des

Gesamtpräparates auch andere histomorphologische Merkmale zu finden gewesen wären.

Durch die Exploration von mindestens drei bis fünf konsekutiven 5-6 µm dicken Schnitten

konnte jedoch ein repräsentatives Ergebnis gewonnen werden.

Da die Erstoperation in unterschiedlichen Kliniken und dementsprechend von

verschiedenen Operateuren durchgeführt wurde, spiegeln diese Ergebnisse die Rezidivrate

an einem heterogenen Kollektiv wider. Abhängig von der Qualifikation des Chirurgen

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kann der Anteil an technischen Fehlern oder Neovaskularisation demzufolge bei anderen

Untersuchungen am Kollektiv eines einzelnen Operateurs höher oder niedriger im

Vergleich zu dieser Arbeit sein.

Des weiteren lag eine sehr große Zeitspanne von mehr als zwölf Jahren zwischen jetziger

und vorhergehender Operation, so dass das Zeitintervall nicht als Kriterium in die

Untersuchung miteinbezogen werden konnte. Dementsprechend erfolgte die Interpretation

der histologischen Muster im wesentlichen durch das mikroskopische Erscheinungsbild

selbst.

4.7 Schlussfolgerung

In Hinblick auf die Therapie und die Prävention der symptomatischen Rezidivvarikosis an

der saphenofemoralen Junktion ist die Kenntnis der Ursache von großer Bedeutung. Ist das

Rezidiv durch einen überlangen Stumpf der Vena saphena magna bedingt, liegt ein zu

verhindern gewesener technischer Fehler zugrunde. Im Falle einer Neovaskularisation

könnte das Rezidiv durch gezielte Barrieren oder Unterdrückung bestimmter

Stimulationsfaktoren der Neoangiogenese vermieden werden. Im Falle von erweiterten

präexistenten Venulen oder einer lymphovenösen Dysplasie muss von einer anatomischen

Variante ausgegangen werden.

Im Kontext gesehen kann die histomorphologische Analyse von Rezidivgefäßen an der

saphenofemoralen Junktion grundlegend dazu beitragen, zwischen einer Fehlinterpretation

der Krosse und anderen pathogenetischen Mechanismen, die zu einer Rezidivvarikosis

führen, zu differenzieren. Insbesondere bei zukünftigen prospektiven Studien, die eine

Elimination von Stimulationsfaktoren der Neovaskularisation oder spezifische Barrieren

zur Rezidivprävention anstreben, erscheint es wichtig, den Ausgangsbefund bei der

Reoperation histologisch so präzise wie möglich zu analysieren und einzuordnen, um die

verschiedenen ätiopathologischen Subtypen als Kontrollgruppen weitergehend zu

standardisieren. Laut Mumme et al. führen weder die makroskopische intraoperative

Beurteilung des Rezidivsitus noch bildgebende Verfahren zu einer sicheren,

aussagekräftigen Zuordnung des Rezidivs (Mumme et al., 2003). Deshalb ist eine

normierte histomorphologische Diagnose ein wichtiger Schlüssel für die weitere

Erforschung und Therapie der Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion.

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Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass sowohl den Ein-Gefäß-Rezidiven als auch den

Mehr-Gefäß-Rezidiven echte Neovaskulate wie auch präexistente Gefäße zugrunde liegen

können.

Entsprechend den vorliegenden Forschungsergebnissen aus einem großen Kollektiv von

Patienten mit klinisch symptomatischer Rezidivvarikosis nach Krossektomie und Stripping

der Vena saphena magna ist in 68% der Fälle eine Missidentifikation der

saphenofemoralen Junktion oder unzureichende Ligatur der Vena saphena magna

ursächlich für die Rezidivvarikosis im Bereich der Krosse, was durch den eindeutigen

histomorphologischen Befund bewiesen wurde. Dagegen konnte eine Neovaskularisation

mit multiplen irregulären kleinen Gefäßen und atypischer Wandstruktur nur in 26% der

Fälle registriert werden (Abbildung 10).

68%

10%

1%

1%

15%

4%

Reststümpfe der Venasaphena magnaMehr-Gefäß-Neovaskulate

Ein-Gefäß-Neovaskulat

Lymphovenöse Dysplasie

Neovaskulate nebenpräexistenten Gefäßenerweiterte präexistenteVenulen

Abbildung 10: Prozentuales Verteilungsmuster der einzelnen Rezidiv-Subtypen

Dieses Ergebnis impliziert, dass eine bessere Supervision und Ausbildung des Operateurs

sowie eine Bündelung in spezielle gefäßchirurgische Zentren effektiver zu einer Reduktion

der Inzidenz der Rezidivvarikosis nach Ligatur und Stripping der Vena saphena magna an

der saphenofemoralen Junktion beitragen können als mögliche operative Manöver zur

Prävention einer Neoangiogenese.

56

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5 Zusammenfassung

Das Magnakrossenrezidiv nach Krossektomie und Stripping stellt eine große

Herausforderung in der Phlebologie sowie der Gefäßchirurgie dar. So sind heutzutage 17-

25% aller Varikosisoperationen Rezidiveingriffe. Dennoch ist der pathogenetische

Mechanismus bis heute nicht detailliert bekannt. In einigen Studien wurde anhand

duplexsonographischer und makroskopischer Befunde bei der Reoperation ein technischer

Fehler in Form einer unvollständigen Krossektomie bei der Primäroperation als

Rezidivursache diagnostiziert. Jedoch treten auch nach technisch korrekt durchgeführten

Erstoperationen klinisch relevante Krossenrezidive auf. Als Ausgangspunkt dieser

Rezidive wird eine Neovaskularisation postuliert. Es gibt bisher keine eindeutige

histologische Beschreibung oder Klassifikation dieser refluxführenden Gefäße. Ziel der

vorliegenden Arbeit ist es, das histomorphologische Korrelat der Rezidivvarikosis im

Bereich der saphenofemoralen Junktion nach Ligatur und Stripping der Vena saphena

magna zu eruieren und eine daraus resultierende Klassifikation vorzunehmen, auf welcher

nachfolgende Forschungen hinsichtlich einer Rezidivprävention basieren können.

Das Untersuchungsgut umfasst 91 Resektate von Patienten mit klinisch symptomatischer

Rezidivvarikosis im Bereich der Leiste nach Krossektomie und Stripping mit einem

duplexsonographischen Durchmesser von > 5 mm. Die Präparate wurden histologisch

aufgearbeitet und nach folgenden Gesichtspunkten histomorphologisch analysiert: Anzahl

und Form der Lumina, Aufbau der Gefäßwand, Differenzierung in Intima, Media und

Adventitia, Struktur der einzelnen Schichten, Existenz von Venenklappen oder einer

Membrana elastica interna, sowie die Morphologie des umgebenden Gewebes.

In 63 der 91 Präparate (69%) ließen sich Ein-Gefäß-Rezidive nachweisen, wohingegen in

28 Fällen (31 %) Mehr-Gefäß-Rezidive dokumentiert wurden. In der Gruppe der Ein-

Gefäß-Rezidive fanden sich 62 Gefäße mit einem klassischen dreischichtigen Wandaufbau

bestehend aus Intima, Media und Adventitia sowie teilweise sogar Venenklappen. Häufig

war additiv eine Differenzierung der Media in eine innere Längsmuskelschicht und eine

äußere Ringmuskelschicht erkennbar. Ein Gefäß hingegen, welches in Narbengewebe

eingebettet war, wies einen völligen Verlust eines strukturierten Wandaufbaus auf und ließ

sich vom umgebenden Narbengewebe nicht klar abgrenzen. Lediglich eine dünne

Endothelschicht war differenzierbar. Unter den Mehr-Gefäß-Rezidiven wurden ebenfalls

verschiedene morphologische Subtypen nachgewiesen. Neun Präparate zeigten

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Narbengewebe mit multiplen kleinen, oft bizarr geformten Lumina. Die Gefäße wiesen

teilweise eine dünne unstrukturierte Muskelschicht, teils aber nur einen schmalen

Endothelsaum auf. In vier Schnitten wurden mehrere von reinem Fettgewebe umgebene

Gefäße mit einem überwiegend strukturierten Wandaufbau bestehend aus Intima, Media

und Adventitia, allerdings ohne eine Differenzierung der Muskularis in innere Längs- und

äußere Ringmuskelschicht, registriert. Ein Präparat zeigte einen Lymphknoten mit

multiplen kleinen Gefäßanschnitten neben einem größeren wandstärkeren Gefäß. Außer

dieser Vene wiesen auch einige der kleinen Gefäße einen strukturierten dreischichtigen

Wandaufbau auf, wohingegen sich auch solche ohne die klassische Wandstruktur fanden.

Bei 14 Präparaten bot sich ein sehr heterogenes Bild. In Narbengewebe wurden größere

Gefäße mit typischem dreischichtigen Wandaufbau neben multiplen kleinen atypisch

aufgebauten und bizarr geformten Gefäßen, als auch kleinere Gefäße mit Venenklappen

oder größere unstrukturierte Gefäße diagnostiziert.

Die Ein-Gefäß-Rezidive mit einer klassischen dreischichtigen Wandstruktur konnten

aufgrund ihres histomorphologischen Erscheinungsbildes als präexistente Venen

klassifiziert werden. Ursache für diese Art von Rezidiv ist demzufolge ein technischer

Fehler im Rahmen der Primäroperation. Das Ein-Gefäß-Rezidiv mit völlig atypischem

Wandaufbau stellt das histologische Korrelat des in duplexsonographischen Studien

beschriebenen Ein-Gefäß-Neovaskulates dar. Auch die Mehr-Gefäß-Rezidive in

Narbengewebe wurden den Neovaskulaten zugeordnet. Die vier in Fettgewebe

eingebetteten Präparate wurden als präexistente erweiterte Venulen eingestuft. Das Mehr-

Gefäß-Rezidiv im Lymphknoten konnte als lymphovenöse Dysplasie gewertet werden. Im

Falle der Mehr-Gefäß-Rezidive mit dreischichtigem Wandaufbau neben solchen mit

unstrukturierter Gefäßwand wurde eine Koexistenz von präexistenten und durch

Neoangiogenese entstandenen Gefäßen postuliert.

In Hinblick auf die Therapie und Prävention der Rezidivvarikosis im Bereich der Krosse

ist die Kenntnis der Ursache von größter Bedeutung, weshalb eine standardisierte

histomorphologische Diagnose eine wichtige Basis darstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass in

68% der Fälle eine technisch inadäquate Erstoperation für die Rezidiventstehung

verantwortlich ist, wohingegen eine Neovaskularisation nur für 26% der Rezidive

ursächlich war. Dies impliziert, dass eine bessere Supervision und Ausbildung des

Operateurs sowie eine Zentralisierung in spezielle gefäßchirurgische Kliniken effektiver zu

einer Reduktion der Inzidenz der Rezidivvarikosis an der saphenofemoralen Junktion

beitragen als mögliche operative Modifikationen zur Prävention einer Neoangiogenese.

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Danksagung

Ich möchte mich ganz herzlich bei Priv.-Doz. Dr. med. M. Stücker und Prof. Dr. med. P.

Altmeyer für die bereitwillige Überlassung des Arbeitsthemas bedanken. Durch seine

hervorragende Betreuung und den kontinuierlichen Einsatz hat mich insbesondere Priv.-

Doz. Dr. med. M. Stücker während der verschiedenen Phasen meiner Arbeit geleitet,

motiviert und inspiriert. Durch die gute Zusammenarbeit in organisatorischen sowie in

fachlichen Fragen trug er maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit bei.

Weiterhin gilt mein Dank Frau Dipl.-Biol. Barbara Panz für ihren großen Einsatz bei der

histologischen und immunhistochemischen Aufarbeitung der Präparate sowie für ihre

Geduld mit dem zusätzlichen „Gast“ in ihrem Labor.

Mein weiterer Dank gebührt meinem Verlobten Dr. med. Frank Breuckmann, der mich

während dieser Phase unermüdlich unterstützt und ermutigt hat. Ich möchte ebenfalls

meiner Familie großen Dank für ihren Beistand im Rahmen meiner Promotionsarbeit

aussprechen.

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Lebenslauf

Name: Katharina Breuckmann geb. Netz

Geburtsdatum: 13.01.1979

Geburtsort: Siegen

Konfession: evangelisch

Schulbildung: 1985-1989: Grundschule am Fischbacherberg, Siegen

1989-1998: Peter-Paul-Rubens-Gymnasium, Siegen

Abschluss: Abitur 1998

Studium: 1998-2004: Studium der Humanmedizin, Ruhr-Universität

Bochum

Ärztliche Vorprüfung: 08/2000

Ärztliche Prüfung: 1. Abschnitt 08/2001

2. Abschnitt 09/2003

3. Abschnitt 11/2004

Famulaturen: 2001 Universitätskinderklinik, Bochum

2001 Department of Radiology, University of Pennsylvania,

Philadelphia, USA

2002 Abteilung für Pneumologie und Allergologie,

Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang, Schweiz

2002 Dermatologische Klinik, Ruhr-Universität Bochum

Praktisches Jahr: 20.10.2003-19.09.2004

1.Tertial: Chirurgie, St. Josef-Hospital Bochum,

Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

2. Tertial: Anästhesie, St. Josef-Hospital Bochum,

Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

3. Tertial: Innere Medizin, Ev. Jung-Stilling-

Krankenhaus Siegen, Lehrkrankenhaus der

Universität Bonn

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