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Hinterm Horizont geht’s weiter Glückwünsche: Udo Lindenberg im Interview / Lebensgeschichten: Hinz&Künztler erzählen / Hotelreport 2008: Fünf Sterne für fairen Lohn Nr. 189/November 2008 1,70 euro (davon 90 Cent Für den/dIe verKäUFer/In) 15 Jahre Hinz&Kunzt Jubiläumsausgabe 1 1

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1 5 J a h r e H i n z & K u n z t J u b i l ä u m s a u s g a b e Glückwünsche: Udo Lindenberg im Interview / Lebensgeschichten: Hinz&Künztler erzählen / Hotelreport 2008: Fünf Sterne für fairen Lohn Nr. 189/November 2008 1,70 euro (davon 90 Cent Für den/dIe verKäUFer/In)

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Hinterm Horizont geht’s weiterGlückwünsche: Udo Lindenberg im Interview / Lebensgeschichten: Hinz&Künztler erzählen / Hotelreport 2008: Fünf Sterne für fairen Lohn

Nr. 189/November 2008 1,70 euro(davon 90 Cent Für den/dIe verKäUFer/In)

15 Jahre Hinz&Kunzt

Jubiläumsausgabe

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VORSICHT MITGIFT!Lebensmittel: Was wir alles an Zusatzstoffen schlucken müssen DIE MIESE BILANZ DER AUTO-INDUSTRIE; ENERGIE DURCH TANZEN;DAS GRÖSSTE KLASSENZIMMER DER WELT; MINENFLUSS IM NATIONALPARK.

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Als wir vor 15 Jahren angetreten sind, wussten wir, dass wir ein außergewöhnliches Projekt starten würden. Denn die einen Kollegen gingen abends heim in ihre gemütliche Wohnung und die anderen zurück auf die Straße. Erst-mals in Hamburg, vielleicht in ganz Deutschland, haben Nicht-Obdachlose und Obdachlose gemeinsam ein Projekt gegründet, unser Hinz&Kunzt. Die Idee dazu hatte der damalige Diakoniechef Stephan Reimers. Wir waren so euphorisch! Ohne Sozial-Fuzzis – gemeint waren Sozialar-beiter – wollten wir auskommen, und natürlich wollten wir die Obdachlosigkeit in Hamburg schnellstens erledigen. Zwei Jahre, so dachten wir, und die Sache sei geritzt.

Natürlich war das eine Illusion. Stattdessen wird be-zahlbarer Wohnraum immer knapper. Immer mehr junge Menschen landen auf der Straße, und die Obdachlosen wer-den immer kränker, physisch und psychisch. Düster sieht es auch mit Jobs aus: Vielen Menschen ohne Ausbildung bleibt nur der Ein-Euro-Job. Unser Wunsch, dass wir nur dazu dienen, dass sich Menschen fit machen und dann wieder im normalen Leben „mitspielen“, ging nicht in Erfüllung. Wir wurden vom Durchlauferhitzer zum Dauerbrenner.

Soweit die schlechten Nachrichten. Aber es gibt auch gute: In Hamburg gehören Obdachlose irgendwie mit dazu. In dieser Stadt konnte nicht einmal ein Ronald Barnabas Schill durchsetzen, dass Bettler oder Arme aus der Innen-stadt verdrängt werden. Und zu diesem Klima haben die Obdachlosenprojekte, sicher auch wir, beigetragen – aber auf alle Fälle Sie!

Dafür, dass Sie den Hinz&Künztlern und uns seit so vielen Jahren die Treue halten, wollen wir uns bei Ihnen

bedanken, mit diesem Heft und am 7. November mit einem großen Fest in der Fabrik: Es kommen Joja Wendt, die Rattles, die Hinz&Kunzt-Band Restakzent, Ruben Cossani und Regy Clasen und der Fall Böse – und Sie doch hoffentlich auch. Moderator ist Lou Richter (mehr dazu ab Seite 88).

Freuen Sie sich jetzt erst mal auf unser Jubiläumsheft. „Hinterm Horizont geht’s weiter" ist unser Motto, weil viele Verkäufer den Sprung in die Wohnung geschafft haben (ab Seite 9). Aber auch deswegen, weil die meisten immer noch Hoffnung auf ein anderes und besseres Leben haben. Das zeigen zehn Hinz&Künztler mit ihren Fotos (ab Seite 46). Wie Menschen auf die Straße kommen, welche Geschichte sich hinter ihrem Schicksal verbirgt, das erzählen die Le-bensgeschichten (ab Seite 26).

Um Ihnen all das zu zeigen und zu erzählen, brauchten wir doppelt so viel Platz. Dass wir diesen bezahlen konnten und Ihnen zum normalen Preis von 1,70 Euro verkaufen, verdanken wir Freunden: der Hamburger Stiftung zur För-derung von Wissenschaft und Kultur, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und der Treuhandstiftung August Mohr (in Verwaltung der BürgerStiftung). Vielen Dank für dieses tolle Geschenk! Unser Dank gilt wie immer auch unseren regelmäßigen Sponsoren E.ON Hanse und Myllykoski.

Ihre

Birgit Müller, Chefredakteurin

Hinterm Horizont geht’s weiter!

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Diakonie-Chefin Annegrethe Stoltenberg und Hinz&Künztler Uwe Dierks

tIteLFoto: MaUrICIo BUStaMante

Chefredakteurin Birgit Müller Foto: FrederIKa HoFFMann

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HiNterm HorizoNt

„Keine Panik, die Party geht weiter“ 6Udo Lindenberg im Interview

Endlich zu Hause 9Hinz&Künztler zeigen ihr Heim und ihre alte Platte

Hinterm Horizont geht’s weiter 46Eigenwillige Einblicke: Hinz&Künztler haben mitEinwegkameras ihren Horizont eingefangen

LebeNsgescHicHteN

Ein Zimmer mit Aussicht 26Hotte lebte 20 Jahre auf der Straße. Jetzt hat er wieder ein Dach über dem Kopf

„Der frechste Räuber Deutschlands“ 28Mike räumte einen Tresor leer und machte Platte. Dann baute er Hinz&Kunzt mit auf Liebesgeschichte mit Happy End 30Alkohol war Ickes bester Freund. Bis er Susi kennenlernte

Die Schläge, die Angst, die Drogen 32Sie bestimmen Claudias Leben seit ihrer Kindheit

„Papa, hast du Arbeit?“ 34Mariusz aus Polen schwankt zwischen Scham und Stolz

Albtraum Kindheit 36Mirjam sehnt sich nach einer heilen Familie

„Ich wollte nach Goa und kam zu mir“ 38Steffi dichtet und zeichnet eine Collage ihre Lebens

Lebensbilder 66Hinz&Künztler erzählen die Geschichte ihre Lebens in einer Momentaufnahme

der HiNz&KuNzt-HoteLreport

Fünf Sterne für fairen Lohn 54Der Hotelreport 2008 beweist: Weiterhin verdienen Zimmermädchen in manchen Häusern Hungerlöhne

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Paper is our Passion.

Hinz&Kunzt gelesen?Und jetzt? Ah, das Magazin kommt ins Alt-papier. Prima. Vielen Dank. Wir machenetwas daraus: Zeitungsdruckpapier z. B., zu hundert Prozent aus Altpapier. Für Ihrenächste Lektüre.www.myllykoski.com

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Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. E.ON Hanse

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die Hartz-iv-Karte

Reichlich Armut 63Hartz IV in Hamburg – aktuelle Daten aus den Stadtteilen

Happy birtHday!

Starke Unterstützer 78Zeit sich zu bedanken: bei unseren Freunden und allen,die sich gegen Perspektivlosigkeit und Armut einsetzen

Die Marathon-Spender 80Manche Menschen unterstützen Hinz&Kunzt seit 15 Jahren.Drei von ihnen haben wir getroffen

Glückwunsch! 82Wir gratulieren anderen sozialen Projekten und Initiativen, die auch Geburtstag haben

Da ist Musik drin 84Ein tolles Geschenk: 30 Hamburger Künstler nahmen für uns die CD „KunztStücke“ auf

Gratulation der Rock-Legende 88Die Band The Rattles spielt im November für uns in der Fabrik

Rock ’n’ Roll von Restakzent 90Die einzig wahre Hinz&Kunzt-Band probt für ihren großen Auftritt

rubriKeN

Meldungen 44

Impressum 82

Leserbriefe 83

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Alle wollen etwas von Udo Lindenberg, seit er mit sei-ner aktuellen Platte „Stark wie Zwei“ ein erfolgreiches Album veröffentlichte. Wir auch. Aber wir wegen eines mehr als 20 Jahre alten Songs, den wir als Motto für unser Geburtstagsheft gewählt haben: „Hinterm Horizont geht’s weiter“. Wir treffen ihn bei den Proben vor dem Start zu seiner Tournee in Rostock. Sybille Arendt sprach mit ihm über das Leben ohne eigene Wohnung, Freund-schaft und natürlich Hinz&Kunzt.

Hinz&Kunzt: Lesen Sie Hinz&Kunzt?udo LiNdeNberg: Ich lese zwar nicht jedes Heft, aber ich blättere so durch und bleibe mal hier und dort hängen. Alles kriege ich so nicht mit, aber Hinz&Kunzt ist stets präsent. Und ich sehe jeden Tag einen Verkäufer in der Lan-gen Reihe. Und zum 15. Geburtstag: Gratuliere, gratuliere, sehr geil! Und haben die Verkäufer durch euch auch eine Wohnung? Wohnen sie in WGs?

H&K: Manche. Einige sind große Individualisten, die woh-nen lieber alleine. udo: Manche wohnen ja auch im Atlantic Hotel.

H&K: Eigentlich sind Sie ja ein Hinz&Künztler. Sie haben auch keine eigene Wohnung.udo: Stimmt, ich gehöre zum fahrenden Volk, bin Musiker und immer unterweg. Ich liebe das Hotelleben, ich komme ja selber aus der Hotelbranche.

H&K: Inwiefern?udo: Ich habe im Hotel gelernt. Kellner, Liftboy und Page habe ich gelernt.

H&K: Und das hat Ihnen so viel Spaß gemacht, dass Sie gleich im Hotel geblieben sind?udo: Nur ein Jahr, ich wollte Schiffssteward werden, und da muss man erst ’ne Kellnerlehre machen. Dann kam das mit der Musik dazwischen. Ich wurde Trommler, und dann bist du mal einen Monat hier, drei Monate da, mal in dieser und mal in jener Stadt. Ich war auch in London und New York, und da habe ich mir nicht gleich eine Wohnung genommen, sondern ein kleines Boarding House, mit Hotelservice. Und dann hab ich gedacht, wenn ich mal nach Berlin gehe oder Hamburg, dann lebe ich nur noch im Hotel. Das ist prak-tisch, da ist immer ordentlich was los. Und immer Party.

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„Keine Panik, die Party geht weiter“von Udo Lindenberg stammt das Motto für unseren Geburtstag „Hinterm Horizont geht‘s weiter“. Sybille arendt sprach mit der rocklegende über die Bedeutung seines alten refrains, ein Leben im Hotel und den Wert von Freundschaften

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Da triffst du jede Menge Leute. An der Bar oder in der Lob-by, und hast viele Begegnungen. Ins Hotel kommen alle: eure Leute, Politniks, Professoren, Wissenschaft, Kultur und Ganoven. Und ich kann mich dort gut konzentrieren: Ich schreib da meine Texte und muss mich nicht so um Wohnungssachen und Haushaltskram kümmern. Da gibt es ja diesen berühmten Spruch: „Hätte Bach seinen Müll persönlich runtertragen müssen, hätte er so manche Kan-tate nicht geschrieben.“

H&K: Was Hinz&Kunzt besonders gefällt, ist der Refrain beim Stück „Hinterm Horizont gehts weiter.“ Das Lied hat etwas sehr Tröstliches und deshalb haben wir es als Motto für unseren 15. Geburtstag gewählt. udo: Ja, es gibt Sachen, die man nicht sieht, aber die den-noch da sind, denn hinter dem Horizont geht es ja auch weiter. Und wie es weitergeht, kommt ja auch ein bisschen auf einen selber an. Darauf, welche Weichen man stellt. Das kann sich auf alles Mögliche beziehen, die nächste Stadt, das nächste Abenteuer, die nächste Stufe deines Lebens, Hermann-Hesse-mäßig gesehen oder eben auch auf das Leben nach dem Tod. Ich glaube, dass es weitergeht, und ich will es auch glauben. Sonst ist es so finster, und das mag

ich nicht. Ich habe den Eindruck, dass in besonders harten Situationen ein Zeichen kommt, das mir sagt: Keine Panik, Alter, es geht prima weiter, hinterm Horizont. Die Party geht weiter!

H&K: Und was machen Sie in harten Situationen?udo: Wichtig ist, sich Freundschaften aufzubauen. Das ist wichtiger als eine Liebesbeziehung. Wenn der Himmel voller Geigen hängt, ist es natürlich auch schön, aber so eine Liebe ist meistens ein bisschen brüchig und kann auch schnell wieder zu Ende sein. Aber eine Freundschaft ist ein Fundament, das ist so stabil, das bleibt dir immer. In harten Zeiten Freunde zu haben und auch in guten ist wichtig.

H&K: Haben Sie viele Freunde?udo: Ja, ich habe Freunde, von denen ich weiß, egal, was passiert, wenn ich sie anrufe, egal wo sie sind, wenn ich die jetzt echt brauche, dann kommen sie. Und ich bin auch so einer. Wenn mich jetzt ein Kumpel anruft, aus London, und sagt: „Ich brauch dich jetzt hier“, dann bin ich auch da. Besonders wichtig ist das, wenn die Leute in Grenz-bereichen leben, in speziellen Situationen, so wie viele von euren Verkäufern.

Horizont

Wir war’n zwei Detektive

die Hüte tief im Gesicht.

Alle Straßen endlos,

Barrikaden gab’s für uns

doch nicht.

Du und ich das war ein-

fach unschlagbar,/

ein Paar wie Blitz und

Donner./

Und immer nur auf bren-

nend heißer Spur.

Wir war’n so richtig

Freunde/

für die Ewigkeit

das war doch klar,/

hab’n die Wolken nicht

gesehn am Horizont,/

bis es dunkel war.

Und dann war’s passiert –

hab es nicht kapiert, ging

alles viel zu schnell./

Doch zwei wie wir die

dürfen sich nie verlier’n

Hinterm Horizont geht’s

weiter

ein neuer Tag

hinterm Horizont immer

weiter

zusammen sind wir stark

Das mit uns ging so tief

rein

das kann nie zu Ende

sein,

so was Großes geht nicht

einfach so vorbei!

Text: Udo Lindenberg

Sybille Arendt traf Udo Lindenberg hinter der Bühne in Rostock

„Ich habe den Eindruck, dass in besonders harten Situationen ein Zeichen kommt, das mir sagt: Keine Panik, Alter, es geht prima weiter, hinterm Horizont“

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Endlich zu Hause von der Parkbank in den altbau: Hotte und andere Hinz&Künztler zeigen ihr Heim und ihre alte Platte

fotos: martiN KatH, text: beatrice bLaNK

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Enrico Tuchard

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Karin Rumelies

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Dieter Redenz

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Axel Hammer

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Fritz Krenz

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Peter Reinhardt

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War Enrico Tuchard gezwungen, die Nacht im Freien zu verbringen, blieb er schlaflos. „Höchs- tens ein paar Stunden dösen im Sitzen“ waren drin. Auf den Holzbänken im Alsterpark oder am Hauptbahnhof hat er sich nie sicher gefühlt. Wenn es irgendwie ging, ist der 32-Jährige bei Bekannten untergekrochen. Richtig zur Ruhe kommt er aber erst, seit er seine eigenen vier Wände hat. Enrico ist ein Einzelgänger, nur selten steigt mal Besuch die vielen Stufen hoch zu seinem Nest im 4. Stock des Eimsbütteler Altbaus. Seit einem Jahr hat er hier seinen Lebensmittelpunkt: Ruhig ist es, die Fenster mit Tüchern abgedunkelt, die Räume schon im Frühherbst voll beheizt. „Ich hol mir immer so schnell ’ne Erkältung“ und „Tageslicht hab ich nicht so gern“, sagt er noch, während er seine Wohnungstür sorgfältig abschließt.

„Das Highlight ist das Badezimmer“, sagt Karin Rumelies. Seit Juli 2004 lebt sie mit ihrer vierjährigen Tochter in Langenfelde – und freut sich immer noch über ihre eigene Dusche. Vorher hat sie fünf Jahre lang im Sozi-alhotel „Paulinenhof“ gewohnt und sich mit 30 anderen ein Bad geteilt. „Alle Bewohner waren auf irgendwas drauf, die Dealer sind ein- und ausgegangen“, sagt die 41-jährige Karin. Keine Umgebung für ein Kind – deswegen schaffte die damals Hochschwangere den Absprung in ein eigenes Zuhause. Ihrer Tochter zeigt sie das Gebäude immer, wenn sie daran vorbei-kommen: „Hier bist du entstanden.“ Heute ist der „Paulinenhof“ mit Brettern vernagelt. Im Park gegenüber treffen sich jetzt nicht mehr Drogenhändler und Süchtige, sondern Kinder zum Spielen.

Eigentlich darf Pauli sich nicht auf die neue Sofagarnitur legen, aber fürs Foto wird eine Ausnahme gemacht. Der 13-jährige Schäfer-hund-Collie-Mischling wohnt hier schließ-lich zusammen mit seinem Herrchen Dieter Redenz. Der ehemalige Hinz&Kunzt-Ver-triebsleiter ist vor 14 Jahren in die Wandsbeker

Erdgeschosswohnung zu seiner Lebensgefähr-tin gezogen. Nachdem er 1991 seine Wohnung in Walsrode verloren hatte, ist er zwei Jahre lang herumgezogen. In Hamburg hat er sich sieben Monate lang im Rohbau eines neuen Wohnhauses auf der Seilerstraße eingerichtet: „Das war gar nicht übel. Mit den Bauarbeitern habe ich mich richtig gut verstanden. Ich habe nachts die Baustelle bewacht und die haben mir eine Matratze und ein Federbett spen-diert.“ Trotzdem ist der 65-Jährige heilfroh, in sein Zuhause zurückzukehren – wo Pauli sich um die Nachtwache kümmert.

„Hier könnte man heute gar nicht mehr aus-pennen“, sagt Axel Hammer über seinen alten Schlafplatz. Auf einer Bank im Kirchhof der St.-Pauli-Kirche hat er sich so manche Nacht ausgestreckt. Die Bank ist weg und mit „Park Fiction“ ist es rund um den Kirchhof heute viel belebter. Es ist schließlich schon gut 15 Jahre her, dass Axel hier Platte gemacht hat. Das Schild am Eingangstor gab es damals schon: Abends wird der Kirchhof geschlossen – für den gelernten Schlosser kein Hindernis. Er hat auch am Altonaer Bahnhof oder auf der Mön-ckebergstraße geschlafen – wo er eben gerade umgefallen ist, wenn er mal wieder getrunken hatte. Seit zweieinhalb Jahren ist er trocken. In seiner gemütlichen Zwei-Zimmer-Wohnung in der Springeltwiete lebt er seit zehn Jahren. „Ich will nirgendwo anders mehr hin“, sagt der 65-Jährige – schon gar nicht auf die Straße, wo er tierische Angst bekam, wenn ihn nachts streunende Katzen besuchten.

Manchmal hat sich über Nacht eine Eisschicht auf seinem Schlafsack gebildet. Mehrere Jahre übernachtete Fritz Krenz im zugigen Durch-gang unter der Mundsburger Brücke. „Wenn es noch mal so kommen sollte, würde ich halt wieder hier schlafen“, sagt der 51-Jährige lakonisch. Er weiß sich zu arrangieren. In seine Wandsbeker Ein-Zimmer-Wohnung ist er erst vor 14 Tagen eingezogen, doch gemütlicher

könnte es hier auch nach 14 Jahren nicht sein: Neben der einladenden Sitzgruppe blubbert ein Aquarium, in der Küche steht frisches Obst bereit und im Vitrinenschrank Plätzchen zum Kaffee. Trotzdem: Fritz hält es nie lange drin-nen aus. Mit seiner Hündin Paula ist er oft und lang im Hamburger Westen unterwegs – bei Wind und Wetter.

Peter Reinhardt mochte das Plätschern. „Ich hab mir zum Schlafen am liebsten Plätze am Wasser gesucht. Fünf Jahre verbrachte er im Drogenrausch auf Hamburgs Straßen, an Lan-dungsbrücken und Kanälen. Auch Wilhelms-burger Winter sind hart: Zum Glück fand er am Ufer des Veringkanals eine überdachte Stelle. Ironie des Schicksals: Seine vorige Woh-nung wurde nach einem Brand im darüberlie-genden Geschoss von Löschwasser komplett ruiniert. Heute lässt er die Fenster seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im Hamburger Süden auch – oder vor allem – bei Regen weit offen stehen. Sauber und aufgeräumt wie das Zuhause des 47-Jährigen sind auch seine Zukunftspläne: Nächstes Jahr will er vollkommen clean und ohne Wohnung will er nie wieder sein.

„Ja, nee, mir geht’s gut“, betont Horst Knauer, den alle als Hotte kennen, immer wieder. Vielleicht muss er sich auch selbst manchmal noch sagen, dass er sich richtig entschieden hat. Nach zwanzig Jahren auf der Straße ist er vor drei Monaten ins Containerdorf der Neue Wohnung gGmbH in Barmbek gezogen. Ein Quantensprung: Lange wehrte der 69-Jährige sich gegen die Versuche von Sozialarbeitern und Freunden, ihn unterzubringen. Nun ist er froh über sein eigenes Bett: „Ich kann schlafen, wann ich will, und ich kann aufstehen, wann ich will.“ Hottes Nachbarn besorgen die Ein-käufe und niemand nervt ihn, wenn er für sich sein will: „Ich fühl mich wohl“, beteuert er.

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„Ich hol mir so schnell ’ne Erkältung“Früher zugige Unterschlupfe, heute erholung auf der Sofagarnitur – sieben Hinz&Künztler in zwei Welten

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Natürlich genießen – das tut mir gut.DE-039-Öko-Kontrollstelle (GfRS)

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Ein Zimmer mit Aussicht Mehrmals wurde er für tot erklärt. doch sie machten die rechnung immer ohne ihn. Horst Knauer lebte 20 Jahre auf der Straße – bis er eine entscheidung traf

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Bis vor einem Jahr begleitete Horst Knauer einen Freund beim Sterben, mitten auf der Straße, in der Hamburger Innenstadt. Viele glaubten, er sei der Nächste. Die Passanten auf der Mönckebergstraße kannten ihn, den Mann mit dem weißen Rauschebart und Käppi, den alle nur Hotte nennen. Er lag im Herbst vor C&A, trank Korn – und pflegte Manfred Böd-ner, genannt Motte, der krank war und keine ärztliche Hilfe wollte. Auch Hotte lehnte jede Unterstützung ab. Wenn der damals 68-Jährige morgens aus dem Schlafsack kroch, zitterte er, nicht, weil ihm kalt war, sondern weil sein Kör-per nach Stunden ohne Alkohol litt. Als Motte starb, hieß die Schlagzeile „Ein öffentlicher Tod“. Hotte blieb auf der Straße und trank weiter. Nun sitzt er auf einem Stuhl, vor einem Fernseher, und zündet sich ein Zigarillo an, in seinem eigenen Zimmer. Seit Stunden regnet es, und Hotte wird nicht nass.

In seinem Raum mit Bett und Kühl-schrank hängen Fotos von Walen und Delfinen an der Wand. „An die andere Wand kommen auch noch Bilder“, sagt Hotte. „13“ klebt an der Außenwand seines weißen Containers, der ein rotes Giebeldach auf dem Kopf trägt, genau wie die Containerhäuschen daneben, die zusam-men einen Kreis bilden wie ein Treck, der am Abend Rast macht. Neben der U-Bahn-Station Hamburger Straße rauschen Autos vorbei, doch in der Siedlung klingt es wie eine ferne Brandung. Das Containerdorf ist eine Insel.

Jahrelang hatten sich Sozialarbeiter darum bemüht, dass Hotte in eine Unterkunft geht. Vergebens. Im Juli 2008 bekam er wieder ein Angebot, diesmal für Barmbek. Er schaute sich die Containersiedlung an und sagte: „Das ist ja ein Urlauberdorf hier.“ Mit einem Schritt aus der Tür ist er auf der Wiese mit den Sonnen-blumen, bei seinen Nachbarn, wie auf einem festen Zeltplatz – Container sind ideale Wohn-formen für die, denen Wohnungen zu beengt sind und zu weit weg vom Leben draußen. En-de Juli kam Hotte zur Neue Wohnung gGmbH und zog in die Containersiedlung.

20 Jahre lebte Hotte auf offener Straße. Jetzt in einem eigenen Raum sein, was ist das für ein Gefühl? Hotte schaut zur Seite, seine Augen füllen sich mit Tränen. „Ein schönes Gefühl.“ Am Anfang schlief Hotte tagelang in seinem Bett. Warum er das Angebot jetzt annehmen konnte? Hotte zieht die Nase kraus, sein Bart bewegt sich. Er mag keine großen Er-klärungen. Wenn er etwas sagt, dann in kurzen Sätzen. Dafür lässt er sich Zeit. „Der Rücken

schmerzt.“ Die Leiterin des Containerdorfes, Barbara Rieck, findet er „schwer in Ordnung“. Es passte einfach. Irgendwann sagt er: „Ich wollte nicht so enden wie Motte.“

Er zog Konsequenzen. „Rotwein trinke ich noch, aber keinen Schnaps mehr“, sagt er. Nach jahrelangem Konsum von bis zu zwei, drei Flaschen Korn am Tag eine unsichtbare Revolution für Körper und Geist. Hotte möch-te davon nichts hören und schüttelt den Kopf. Er trifft seine Entscheidungen. Auf der Straße leben. Bei einem Freund bis zum Tod bleiben. Und jetzt in ein Zimmer mit Aussicht ziehen.

„Ich wollte nicht so enden wie Motte. Ich will 107 werden“

An der Wand hängt ein indianischer Traum-fänger. „Ich mag es, wie die Menschen damals lebten, mit der Natur. Sie teilten sich alles.“ Er legt seine Hände vor den Bauch, beide sind tätowiert, die linke mit einem Steuerrad, die rechte mit einer Windrose. Hotte schweigt. Er ist von einer großen Reise zurückgekehrt, nun ruht er mit gefalteten Händen in sich wie ein Häuptling, der sich am Lagerfeuer wärmt. Die Geschichten, die er mitgebracht hat, brauchen Zeit. Bei einem Zigarillo erzählt er sie. Horst wuchs in Bergedorf auf, seine Mutter zog ihn alleine groß. Sein Vater starb im Krieg. Er hatte „einen alten Nazi-Lehrer, den mochte ich nicht“. Auch wenn die Zeiten hart waren, „ich kann nicht klagen“, sagt er und schaut aus dem Fenster.

Bei Bau-Schmidt in Bergedorf machte er eine Lehre als Maurer, als Geselle arbeitete er zwölf Stunden am Tag. Dann fuhr er fünf Jah-re lang auf einem Kutter zur See, vor hiesigen Küs ten und bis nach Grönland. An regelmä-ßigen Schlaf war kaum zu denken. Immer, wenn der Kapitän die Glocke schlug, mussten die Matrosen aufspringen, das Netz einholen, die Fische töten und ausnehmen. Makrelen, Thunfisch, Hering.

Bis 1980 hat er gearbeitet. Dann fing er immer mehr an zu trinken, die Bandscheiben waren kaputt vom vielen Bücken. Er verlor sei-ne Wohnung, lebte auf der Straße und wurde Teil einer Gruppe – der Ritterrunde. Die ob-dachlosen Männer trafen sich in der Nähe der Mönckebergstraße an einem Tisch. Hotte war der Älteste von ihnen und genoss besonderen Respekt. Mit Fritz, Spinne, Ziege und anderen

war die Ritterrunde fester Bestandteil der In-nenstadt. Wenn es Ärger gab wegen Saufgela-gen oder Ruhestörungen, zog man sie zu Rate. Manchmal sorgten sie selbst dafür.

Eines Tages verschwand Hotte. Von Italien hatte er immer wieder geredet, wie schön es da sei. Ein Suchtrupp machte sich auf in den Sü-den. Doch die drei Freunde fanden ihn nicht. Bei Hinz&Kunzt hieß es: Hotte ist tot.

Dann stand er wieder am Mönckeberg-brunnen, als sei nichts gewesen, und trank seinen Schnaps. Hotte war wieder da, mit neu-en Geschichten, wie er auf den Schiefen Turm von Pisa ging und durch Frankreich reiste, mit Isomatte und Schlafsack im Gepäck.

Hotte streicht durch seinen Bart. „Jetzt habe ich ein neues Leben angefangen“, sagt er. Nur das Knie tut noch weh. Als ihm vor Mo-naten im Krankenhaus der graue Star entfernt wurde, fiel er mit tropfenblinden Augen eine Treppe hinunter. Deshalb kann er zur Zeit nicht Hinz&Kunzt verkaufen, wie er es seit zehn Jahren macht. „Im Sitzen kann ich nicht verkaufen“, sagt Hotte. Sitzen heißt betteln. Stehen heißt auf Augenhöhe verkaufen.

Er lebt von 351 Euro Grundsicherung, aber „ich kann nicht klagen“, und er will es auch nicht. „Ich will 107 werden.“ Er schaut aus sei-nem Fenster. Es soll kühl werden in der Nacht. Er wird in seinem eigenen Bett schlafen.

JoacHim WeHNeLt

46 JAHRE Alt werden Obdachlose im Durch-schnitt, so eine Studie von Dr. Frauke Ishorst-Witte am Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Eppendorf. Sie leben somit 30 Jahre weniger als der Durchschnitt. Kälte, schlechte Ernährung, Alkohol und Drogen zerstören die Gesundheit. „Dramatisch ist“, so Leonhard Hajen von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung, „dass banale Krankheiten wie Lungenentzündungen oder offene Wunden oft tödlich sind. Erfrieren ist die Ausnahme.“ Trotz Anspruch auf eine Krankenversi-cherung schaffen Obdachlose es oft nicht, eine Karte zu beantragen. Ihre Scheu vor Behörden ist groß, erklärt Hajen. Und die Praxisgebühr können sie sich nicht leisten. Problematisch sei, dass Krankenhäuser den Aufenthalt von Patienten kurz halten sollen. Sie müssen Obdachlose auf die Straße entlassen. Dort hilft seit 1995 die Caritas: Die „Mobile Hilfe“ zählt zwischen 4900 bis 6100 Kontakte jährlich. Das Zahnmobil ist seit März 2008 unterwegs. Die 14 Plätze und zwei Notbetten der offenen Krankenstube im ehemaligen Hafenkrankenhaus auf St. Pauli sind ständig ausgelastet. HaKF

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„Der frechste Räuber Deutschlands“Mike Schwalbe hat einen tresor leer geräumt, auf der Straße gelebt und Hinz&Kunzt mitaufgebaut. 15 Jahre später will er sich einen traum erfüllen: Leben auf La Palma

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An dem Tag, an dem Mike Schwalbe verhaftet werden soll, rasiert er sich den Bart ab, den er zur Tarnung getragen hat, und gibt den Schlüs-sel für sein Büro bei Hinz&Kunzt einem Kol-legen. An diesem Abend des 22. Oktober 1993 geht er als Zuschauer zur NDR Talkshow. Dort geht es um die erste Ausgabe von Hinz&Kunzt. Er wird in die erste Zuschauerreihe gesetzt – und ist voll im Bild. Als die Sendung mit Alida Gundlach vorbei ist, wartet die Polizei bereits mit einem Haftbefehl wegen Raubüberfalls auf ihn. „Meine Kollegen glauben bis heute, dass ich mich mit Absicht verhaften ließ“, erzählt der 43-Jährige an seinem Schreibtisch bei Hinz&Kunzt. „Aber das war alles unbewusst.“ Es musste einfach etwas passieren. Genau wie knapp ein Jahr vor der Talkshow, als Mike in eine Spielhalle ging und zum ersten Mal sein Leben änderte.

Zu dieser Zeit ist er 27 Jahre alt und seit Jahren auf der Suche nach etwas, das er selbst nicht nennen kann. Es muss einfach nur anders sein als das, was war. Sein Vater war Alkoho-liker, sein Onkel auch, die Eltern trennten sich früh. Mit seiner älteren Schwester musste Mike immer wieder umziehen, wenn die Mutter wieder einen neuen Freund hatte. Erst inner-halb von Norderstedt, dann an die Grenze zur DDR. Kleine Städte, die ihm wenig boten. Vier verschiedene Stiefväter lernte er kennen, der letzte prügelte.

Nachdem Mike die Lehre als Koch bei der Bundeswehr beendet hat, könnte er endlich wegziehen, fort von zu Hause. Doch es zieht ihn immer wieder zu seiner Familie. Mit Mitte 20 fängt er an, in Spielhallen zu zocken, gewinnt mal, verliert wieder. Seinen Job als Fußbodenverleger gibt er auf und heuert in einer Spielhalle als Aufsicht an. Dort darf er nicht spielen. Doch nach der Arbeit geht er in andere Spielhallen und zockt. Er kündigt den Job als Aufsicht und daddelt weiter. Dasselbe Spiel, immer wieder.

Es ist einer von diesen Tagen, als er in die Spielhalle geht, in der er einst arbeitete und sei-ne ehemalige Kollegin sieht, die Aufsicht hat. Sie schließt gerade die Mitarbeiter-Toilette auf. Mike geht zu ihr, sperrt sie ein, öffnet mit dem Schlüssel den Tresor und nimmt 4000 Mark heraus. Es geht schnell und einfach. Ohne Plan, ohne Waffe, ohne Probleme.

„Natürlich hatte ich ein paar Spiel-schulden, aber das war nicht der Grund für den Raubüberfall“, sagt Mike heute. „Er war so etwas wie ein Hilfeschrei. Es musste et-

was passieren, damit sich etwas ändert.“ Die Beziehung zur Familie kommt ihm vor „wie Kaugummi“. Sie klebt. Die Flucht soll ins Un-benannte führen. Freiheit.

„Der Raubüberfall war so etwas wie ein Hilfeschrei“

Mike steigt mit der Beute in der Tasche in den Zug nach Hamburg, Richtung alte Heimat Norderstedt. Am Hauptbahnhof steigt er aus und stellt sich an den Fahrkartenschalter. Dort steht er ein paar Minuten. Dann wird seine Tasche geklaut. Die Beute ist weg. Ein paar Scheine hatte er vorher in die Hosentasche gesteckt, doch die reichen gerade für ein paar Nächte im Hotel. Danach muss er auf einer Parkbank an der Alster schlafen.

Ein Jahr lang lebt er auf der Straße. Zu-sammen mit anderen Obdachlosen gründet er 1993 die Selbsthilfe-Initiative Oase, die woh-nungslosen Menschen in Hamburg erstmals eine Stimme gibt. Dadurch wird der damalige Diakonieleiter Stephan Reimers auf sie auf-merksam und fragt, ob sie mithelfen wollen, in Hamburg eine Zeitung zu gründen, die von Obdachlosen verkauft und von Journalisten geschrieben wird. „Unser erster PC war ein Atari“, erzählt Mike. Von Beginn an bedient er den PC. Seitdem wird Mike zum Computer-Experten bei Hinz&Kunzt.

Als Mike in der Talkshow verhaftet wird, titelt die Bild-Zeitung: „Der frechste Räuber Deutschlands“, weil er sich ins Fernsehstudio setzt, während er gesucht wird. Doch eigent-lich ist er einfach ein Mann, der alle über-rascht, vor allem sich selbst. „Ich habe das alles nicht geplant“, sagt er.

Mike wird zu einem Jahr Haft verurteilt, das auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird. Eine milde Strafe, weil seine Sozialpro-gnose günstig war und Stephan Reimers ihm einen Job bei Hinz&Kunzt zugesichert hatte.

Seit Jahren lebt Mike nun in einer eigenen Wohnung in Wedel, arbeitet im Vertrieb – hat sich verliebt. In eine Insel. „1998 kam ich zum ersten Mal nach La Palma. Als ich bei 36 Grad im Schatten aus dem Flugzeug stieg, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl: Hier bin ich zu Hause angekommen.“ Jedes Jahr hat der begeisterte Bogenschütze ein Ziel: die grüne Insel. „Am liebsten würde ich dorthin auswandern“, sagt er. Er liebt es, mit Freunden

stundenlang auf Fotosafari zu gehen, auf das richtige Licht zu warten und Falter, Blumen und Berge abzulichten. Auf der Insel würde er gerne als Wanderführer arbeiten und etwas mehr über die Ureinwohner, die Guanchen, erfahren. „Das war eine Berberkultur, die aus Afrika kam. Es gibt nur noch Felszeichnungen von ihnen, der Rest wurde von den Spaniern vernichtet.“ Barfuß durch das Gras laufen und mit der Kamera auf das richtige Licht warten, 4500 Kilometer weit weg von allem, was ges-tern war, das ist Mikes Traum. Doch etwas fehlt noch, damit er wahr wird.

Im August 2007 starb Mikes Vater. „Als ich zu seiner Wohnung ging, in der ich als kleiner Junge lebte, und das Namensschild abschraubte, ging mir das unter die Haut“, sagt er. Vor der Sitzbadewanne fällt ihm ein, wie er als Kind im Wasser seine Ente suchte, hinein fiel und einen Überschlag machte. Alle lachten, Vater, Mutter, Schwester. Das war die Zeit, als alles in Ordnung war. Das Paradies.

„Heute sind meine Freunde und meine Kollegen meine Familie“, sagt Mike. Mit seiner Schwester gab es Streit um das Erbe. Mit seiner Mutter hat er seit 13 Jahren nicht gesprochen.

Auf La Palma will er eine Auszeit nehmen, für ein Jahr, später vielleicht für immer. Noch ist er nicht da. Etwas hält ihn noch hier. „Ich gehe erst, wenn es passt“, sagt Mike.

Es klopft an der Tür. Der Drucker spinnt. Mike ist gefragt. „Wenn ich zurückblicke“, sagt er, „bin ich dankbar für alles, was war. Dadurch bin ich so geworden wie ich bin.“ Er steht auf und geht an der Wand vorbei, an der ein Foto von seinem Paradies hängt. Seinen Weg dahin wird er finden. Vielleicht wieder auf einer Route, die alle überrascht. Aber diesmal wird er derjenige sein, der sie schon vorher kennt. JoacHim WeHNeLt

PAtHologiscHEs glückssPiEl wird in Deutschland seit 2001 von Krankenkassen und Ren-tenversicherungsträgern als Krankheit anerkannt. Seitdem gibt es auch spezielle Behandlungskonzepte. 131 Spieler wurden 2007 von der Suchthilfeeinrich-tung „Boje“ beraten und behandelt. Nur ein geringer Teil der Betroffenen wende sich an eine der zehn An-laufstellen für krankhafte Glücksspieler in Hamburg, so Christina Witt von „Boje“. Deshalb wisse man auch nicht genau, wie viele Menschen spielsuchtge-fährdet sind. Geschätzt wird, dass es in Hamburg bis zu 8000 zwanghafte Glücksspieler gibt. beb

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Liebesgeschichte mit Happy Endder Schnaps war Ickes bester Freund. Bis er Susi kennenlernte. eine Geschichte, die fast zu schön und trotzdem wahr ist

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Bei manchen Menschen würde man glatt drauf wetten, dass sie nie nie mehr aus dem Dreck kommen. Icke war so ein Mensch. Bis er Hinz&Kunzt und Susi kennenlernte.

Susi (Name geändert) bemerkt Icke am 6. Dezember 1993 zum ersten Mal. Der Ob-dachlose mit dem Berliner Akzent steht an seinem Verkaufsplatz am Berliner (!) Tor mit Nikolausmütze auf dem Kopf, nüchtern und verkauft gut gelaunt das Straßenmagazin. Der dunkelhaarige Mann mit den netten Augen fällt ihr auf, nur so.

Icke ist einer der allerersten Hinz&Kunzt-Verkäufer. Alle mögen ihn. Aber dass er ge-mocht wird, dass er Erfolg hat als Verkäufer, dass er wichtig ist, das bekommt ihm nicht. „Dass es mir mies ging, das kannte ich, damit kam ich klar“, sagt er heute. „Aber dass es mir gut ging, damit konnte ich gar nicht umge-hen!“ So baut Icke nach seinem Senkrechtstart vom Schwerstalkoholiker zum Sunnyboy einen richtig derben Rückfall.

Ein paar Wochen später sieht Susi ihn wie-der. Er macht Platte auf dem Gerhart-Haupt-mann-Platz, ist sturzbetrunken. Susi denkt bestürzt: „Was ist denn jetzt los mit ihm?“

Icke sitzt auf seiner Decke, völlig herun-tergekommen, in Tarnhose und einem Unter-hemd, das vermutlich mal weiß gewesen war. Er „frühstückt“ gerade, flüssig natürlich. „Ick kippte mir morgens erst mal eine halbe Flasche Schnaps rein, so wie andere sich morgens die Zähne putzen“, sagt der Ostberliner, als wir uns 15 Jahre später, unweit seines alten Schlaf-zimmers in einem schicken Café treffen.

Susi bleibt bei dem Mann in der Tarnhose stehen. Die beiden kommen ins Gespräch, falls man das so nennen kann, wenn einer der Gesprächspartner sternhagelvoll ist. Aber die überzeugte Christin lässt sich nicht ab-schrecken. Er findet sie schön. „Das habe ich wahrgenommen mit meinen 3,8 Promille: ihre riesigen braunen Augen.“ Und sie sagt etwas, was ihn durch seinen Alkoholpanzer erreicht: Sie sagt, dass sie gläubig ist. „Ich bin auch gläubig“, hört er sich sagen. „Und das war ernst gemeint.“ Susi hakt nach: „Aber wenn man an Gott glaubt, dann muss man doch mit seiner Hilfe vom Alkohol loskommen.“

Leicht gesagt. Icke hat es schon oft ver-sucht, immer vergeblich. „Wenn du abhängig bist, reizt dich die Sucht“, sagt der heute 51-Jährige. „Man hätte mich ohne einen Tropfen nach Sibirien schicken können, ich hätte immer was gefunden.“ Der Suff hatte ihn

schon seit Jahren fest im Griff. In Ostberlin war er Heizer bei der Post. „Ich hab immer krank gemacht und gesoffen“, sagt er lako-nisch. So lange, bis er seinen Job verlor – in der DDR eine echte Leistung. 1989 machte er rüber in den Westen.

Wenn er richtig gesoffen hatte, konnte er verdammt ungemütlich werden. Nicht zu uns, nur zu Leuten, die ihm irgendwie blöd kamen. Von denen gab’s allerdings eine ganze Menge. Dann setzte es schnell Prügel, im Knast war Icke deshalb auch schon gewesen.

„Schmetterlinge im Bauch, so etwas kannte ich gar nicht.“

Icke durfte nicht verkaufen, wenn er betrunken war. Aber trotz seines wüsten Aussehens, seiner Lärmerei und seiner ständigen Alkoholexzesse mochten wir ihn. Was auf Gegenseitigkeit be-ruhte: „Ihr habt mich immer so genommen, wie ich bin und nie auf mich heruntergeguckt, auch wenn ich Scheiße gebaut habe“, sagt er.

Susi besucht Icke inzwischen jeden Tag. Icke freut sich drauf. Nicht nur aus religiösen Gründen. „Ich hatte richtig Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch“, sagt er heute. „So etwas kannte icke gar nicht.“ Bislang hatte er eher schlechte Erfahrungen mit Frauen ge-macht. Nicht mal seine Mutter hat jemals zu ihm gestanden: „Die hat immer schon gesagt: Eines Tages landest du in der Gosse.“

Wegen Susi versucht er, das Leben etwas nüchterner anzugehen. Susi überzeugt ihn, mit ihr in die Kirche zu kommen. Und obwohl Icke eine Art schwarzes Schaf ist, wird er auf-genommen wie ein verlorener Sohn. Aber er ist noch schwer anfällig. Einmal schenkt ihm der Pastor 20 Mark, und er kann der Verlockung nicht widerstehen, „mir ordentlich was hinter die Binde zu kippen“.

Aber von einem Tag auf den anderen hat er den Alkohol satt. Er fragt Susi, ob er nicht mit zu ihr nach Hause kommen könne, um einen kalten Entzug zu machen. Susi bekommt jetzt doch etwas Angst. „So gut kannte ich ihn auch wieder nicht“, sagt sie.

Also macht er den Entzug allein, auf der Platte, mitten auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz. „Das ging ans Eingemachte“, sagt Icke. „Aber wenn es sich lohnt zu kämpfen, dann kann ich Einsatz zeigen.“ Das imponiert Susi.Jetzt ist sie es, die ihn zum Kaffee nach Hause

einlädt. Als er an der Tür klingelt, wird ihr allerdings mulmig. „Ich wusste ja nicht, dass er gleich mit Sack und Pack kommt“, sagt sie lachend. „Wenn sie nur einen Ton gesagt hätte, wäre ich sofort gegangen“, sagt Icke. „Schließ-lich war die Wohnung ihr Territorium, wie der Gerhart-Hauptmann-Platz meins war.“ Das war am 1. April 1994 – „und das Kaffeetrinken hält bis heute an“, sagt Susi. Weil die beiden seitdem keinen Tag mehr getrennt waren. Obwohl sich natürlich einiges geändert hat. Genau ein Jahr später haben sie geheiratet. „Die Kirchengemeinde hat ganz schön Druck gemacht, und das war auch gut so“, sagt Icke. Außerdem war das gemeinsame Kind unter-wegs. Über Hinz&Kunzt bekam Icke schnell eine ABM-Maßnahme, seit acht Jahren hat er eine feste Stelle.

Hinz&Kunzt ist ihm nach wie vor wichtig: „Der Anfang von allem war die Zeitung, wart ihr. Und das vergesse ich nicht.“ Wir sitzen im-mer noch im Café, und er wendet sich Susi zu, die die ganze Zeit mit am Tisch gesessen hat: „Wie ich früher mit Frauen in die Scheiße ge-griffen habe, hab ich mit dir in den Honigtopf gegriffen. Du lässt mich leben, wie ich bin.“

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat er sich ganz schön verändert: „Man kann sich selbst erziehen, auch wenn man schon so alt ist wie ich“, sagt er. „Wenn ich Scheiße gebaut habe – was ja doch hin und wieder vorkommt – dann muss ich bereit sein, zwei Gänge zurückzuschalten und bestimmte Din-ge eben nicht zu tun.“

Heute weiß er zweierlei: „Wenn Susi mich nicht von der Platte geholt hätte, dann wäre ich mit 38 Jahren schon in die Asche gegangen und hätte dem Leben winke, winke gesagt.“ Und: „Meine Mutter hat Recht gehabt: Ich bin in der Gosse gelandet. Aber sie hat nicht Recht behalten: Ich bin aus der Gosse wieder rausge-kommen.“ birgit mÜLLer

Als AlkoHolkRAnk gelten bundesweit 9,3 Mil-lionen Menschen. Hamburg hätte demnach 88.000 Alkoholiker. Die Zahlen haben sich nach Angaben des Büros für Suchtprävention in den vergangenen 15 Jahren kaum verändert. 2007 wandten sich 3900 Menschen an eine der 33 Einrichtungen für Alkohol-abhängige in Hamburg. Zwei Drittel davon waren Männer, ein Drittel Frauen. Nach Ansicht der Gut-templer werden Alkoholiker weniger stigmatisiert als früher. Allerdings müsse die Straßensozialarbeit verstärkt werden, um auch die zu erreichen, die sich nicht von selbst Hilfe holen. HaKF

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Die Schläge, die Angst, die Drogen Claudia ist 41 Jahre alt und hat seit 14 Jahren keine eigene Wohnung. ein Zuhause hatte sie noch nie

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Die drei Geschwister stehen dicht gedrängt. Claudia ist die Älteste von ihnen, sie muss ih-re Brüder beschützen. Dabei ist sie selbst noch nicht einmal sechs Jahre alt. Der kleine Carlos kann noch nicht laufen, Claudia hält seine kleinen Hände in ihren. Das Geschrei und das Gepolter versuchen die drei zu ignorieren. Es ist immer laut, wenn die Eltern streiten. Aber heute ist irgendetwas anders. Die Mutter schreit jetzt gar nicht mehr. Sie liegt am Boden, der Vater rittlings auf ihr, und er drückt auf ihren Hals. Dass die Mutter da so liegt, macht den Geschwistern Angst. Sie fangen an zu wei-nen. Als ihr Vater das Zimmer verlässt, laufen sie zu ihrer regungslosen Mutter, stoßen sie an und rufen sie.

Bis sie sich endlich wieder bewegt und röchelnd zum Telefon kriecht, vergeht für Claudia eine Ewigkeit – mindestens Stunden. Tatsächlich waren es wohl ein paar Minuten. Claudias Mutter schafft es, ihre Schwester an-zurufen, sie fahren zum Arzt. Keine bleibenden Schäden – zumindest nicht an Mamas Hals.

Die Kindheitserinnerungen der 41-jäh-rigen Claudia bestehen eigentlich nur aus sol-chen Szenen: Papa mit einem Gürtel, Papa mit Messer, Papa mit der flachen Hand. Ihre Mut-ter reibt die schillernd blauen Körperteile der kleinen Claudia mit Salbe ein und beschwört sie, niemandem davon zu erzählen, was zu Hause los ist. „Sonst musst du ins Heim.“

Die Worte hallen bis heute in Claudias Oh-ren wider. Sie hat nichts vergessen. Detailliert erzählt sie von damals: etwa von dem Tag, an dem die Lehrerin wollte, dass die Schüler ein Bild malen. Da war Claudia in der ersten Klas-se. „Die Tische waren wie in einem Hufeisen gestellt. Wir haben Papier ausgelegt und sollten unsere Tuschkästen auspacken.“

Das Knistern der Zeitung, das Gedränge am Waschbecken, das aufgeregte Lärmen: Für andere Kinder ist daraus eine schöne Erinne-rung geworden. Claudia hat keine Erfahrung mit schönen Erinnerungen. Claudia hat immer nur Angst. Jede noch so harmlose Situation ist für sie eine Bedrohung. Wenn Claudia einen Fehler macht, bestrafen die Erwachsenen sie. Panisch sucht sie einen Ausweg. „Ich hab dann gesehen, dass ich unter den Tischen durch-krabbeln und bis zur Tür kommen kann.“

Die Sechsjährige haut ab. Am selben Abend ruft die Lehrerin ihre Eltern an. Der Vater fackelt nicht lange… „Er hat nicht mal gefragt, warum ich weggelaufen bin“, sagt Claudia. Darüber ist sie bis heute enttäuscht.

Sie versteht nicht, warum sie gequält wird und ihre Mutter das zulässt. „Sie war schon immer eine starke Frau. Sie hätte sich von ihm trennen können. Aber wenn es gegen uns Kinder ging, haben die immer zusammengehalten.“

Auch als Claudia 17 Jahre alt und schwan-ger ist. Nach einer Auseinandersetzung schmeißen die Eltern sie aus dem Haus. Sie darf sich im Garten ein Zelt aufstellen. Claudia wird zum ersten Mal obdachlos.

Als ihre Tochter Patricia ein Jahr alt ist, fängt Claudia an, mit Drogen zu experimen-tieren. „In meiner ersten eigenen Wohnung hab ich die ganze Zeit nur Party gemacht“, sagt sie. Sie zieht kurzfristig wieder zu ihren Eltern, fliegt raus, kommt bei Freunden un-ter und bekommt dann vom Sozialamt eine Wohnung für sich und ihr Kind gestellt. Bei Drogenexperimenten bleibt es nicht: Claudia ist mittlerweile schwer abhängig.

„Er hat nicht mal gefragt, warum ich weggelaufen bin“

Als Patricia neun ist, verliert Claudia die Wohnung; sie hat Mietschulden. „Zum Glück war Pazzi gerade auf einer Klassenkur“, sagt Claudia. Drei Wochen ist die Kleine mit ihrer Schule an der Ostsee. In dieser Zeit schläft Claudia auf Parkdecks und am Hauptbahnhof. Sie rutscht endgültig in die Drogenszene ab. Wenn sie von dieser Zeit erzählt, sagt sie nicht mehr „ich“, sondern „man“: „Wenn man da draußen schläft, kommt man automatisch in die Szene. Man lernt dann automatisch die Leute da kennen.“

Als ihre Tochter zurückkommt, verbringen die beiden noch 14 Tage auf der Straße. Man schläft auf der Mönckebergstraße. Als es käl-ter wird, kriegt Claudia es irgendwie geregelt, dass Patricia bei Freunden übernachten kann. Für den Winter 1994 bekommen Mutter und Tochter einen Platz im Winternotprogramm auf dem Wohnschiff Bibby Altona.

Jahrelang zieht Claudia mit ihrer Tochter von einer Übergangswohnung in die nächste. Bis Patricia schwanger wird und ein eigenes Leben beginnen will. Sie ist gerade 16 Jahre alt, als sie auszieht. Für Claudia kein großer Bruch: Nach wie vor bewegt sie sich in der Drogensze-ne. Sie wird straffällig. „Wenn man drei Tage drauf ist, schätzt man Situationen manchmal falsch ein.“

Und heute? Claudia ist krank. Sie nimmt täg-lich starke Medikamente: Opiate und Psycho-pharmaka. Um die Drogenszene am Haupt-bahnhof macht sie mittlerweile einen großen Bogen: „Da trifft man immer jemanden, den man kennt – und schon steckt man wieder drin.“ Das Geld, das sie mit dem Hinz&Kunzt-Verkauf verdient, will sie nicht für Drogen aus-geben. Es gibt jetzt Wichtigeres: ihre Enkelin Michelle. Sie soll es gut haben.

Zu rz e it woh nt Claud ia m it i n der Zwei -Zimmer-Wohnung ihrer Tochter. In der Drei-Generationen-WG gibt es viel Streit zwi-schen den Großen – auch Handgreiflichkeiten. Claudia und die kleine Michelle sind Verbün-dete. Vor ihrer Tochter fürchtet Claudia sich: „In ihr sehe ich meine Mutter“, sagt sie. Sie ahnt Schlimmes. Dann will sie für Michelle da sein. Weil sie selbst damals niemanden hatte, zu dem sie gehen konnte. Claudia versucht, eine eigene Wohnung zu finden, und dann soll Michelle den Schlüssel bekommen. Sie impft ihrer Enkelin ein: „Wenn etwas ist, dann lauf nicht weg, sondern komm zur Oma.“

beatrice bLaNK

Rund 254.000 MEnscHEn in dEutscHlAnd

sind woHnungslos, Ein ViERtEl dAVon

sind FRAuEn, schätzte die Bundesarbeitsgemein-schaft Wohnungslosenhilfe für 2006 (neuere Zahlen lagen bei Redaktionsschluss nicht vor). Vor 15 Jahren waren es 15 bis 20 Prozent. Damals wie heute: Die Dunkelziffer ist hoch. Frauen sind oft verdeckt obdachlos. Nach dem Ver-lust der Wohnung kommen sie bei Bekannten unter. „Viele gehen auch Beziehungen mit Männern ein, um ein Dach über dem Kopf zu haben. ,Wohnprosti-tution‘ ist das Fachwort dafür“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiterin Isabel Kohler. Beim Straßenmaga-zin sind 64 von 400 aktiven Verkäufern weiblich. Frauen werden meist durch das Scheitern einer Partnerschaft oder Gewalterfahrungen obdachlos, so Maren Meier von „Kemenate Frauen Wohnen“. Der Hamburger Verein bietet Frauen ohne Zuhause seit 1992 eine Anlaufstelle. Von Anfang an waren die Besucherinnenzahlen hoch, bis heute haben sie sich noch gesteigert: In den ersten zwei Jahren kamen 256 unterschiedliche Frauen, heute sind es jedes Jahr etwa 200, davon 70 bis 100 neue Gesichter. Im Jahr 2007 waren es insgesamt 7212 Besuche und damit 30 an jedem Öffnungstag. Die „Kemenate“ plant ein Containerprojekt. Dort sollen sechs bis acht Frauen für einen begrenzten Zeitraum wohnen. Bisher gibt es in Hamburg kein ganzjähriges Wohnprogramm exklusiv für Frauen. bebF

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„Papa, hast du Arbeit?“Um seine Kinder in Polen zu versorgen, verkauft Mariusz in Hamburg Hinz&Kunzt. Wie viele seiner Landsleute hat er weder in seiner Heimat noch hier eine Perspektive

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London, 4. März 2003. Mariusz Lesiak hat auch in der dritten Nacht auf dem Rasen des Hyde Parks kaum geschlafen. Zu schmerz-haft ist die Sehnsucht nach seiner Frau und seinern Kindern – und die Einsamkeit. In der Millionenstadt kennt Mariusz nur eine Men-schenseele: Lukasz, der sich neben ihm zu-sammenkauert. Die dünnen Decken schützen die beiden Männer kaum vor Nässe und Kälte. Englands Hauptstadt zeigt sich den jungen Po-len von ihrer unbarmherzigsten Seite. Mariusz ist ganz unten.

Dabei wächst er ganz behütet im pol-nischen Kolobrzeg (Kolberg) auf. „Meine Eltern hatten Arbeit“, sagt Mariusz stolz. Er selbst macht keine Ausbildung. „Ich wollte Wirtschaft studieren, aber das war zu teuer“, sagt Mariusz. Er will eigenes Geld verdienen und findet wechselnde Jobs in Kolobrzegs Cafés und Restaurants. Das Hafenstädtchen ist ein beliebtes Ziel für Ostseeurlauber. Das heißt: viel Arbeit im Sommer. Als „Koch, Kellner oder Küchenhilfe“ wird Mariusz nicht hoch bezahlt, aber anständig. Im Winter wird es knapp mit den Stellen im Gastgewerbe.

Über ihre Tante lernt er Dorota kennen: Es funkt. Die beiden heiraten und bald wird ihre Tochter Sandra geboren, ein Jahr später der kleine Konrad. Das junge Familienglück wird von ständigen Geldproblemen getrübt. Mariusz hält sich und seine Lieben gerade so über Wasser.

Seit der politischen Wende in Polen 1989 hat sich viel verändert. Die gut ausgebildete, wohlhabende Oberschicht Polens profitiert. Ein großer Teil der Bevölkerung bleibt auf der Strecke: diejenigen, die sich auf Kapitalismus und Leistungsdenken nicht schnell umstellen. „Wer auf die Wende vorbereitet war, hatte Chancen. Die anderen – nicht“, sagt Katarzy-na Burzynska. Die polnische Rechtsberaterin sagt: „Der Unterschied zwischen reicher und armer Bevölkerung ist in Polen riesig.“ Gut bezahlte Jobs gibt es nur in den boomenden Großstädten. Allerdings: „Dort sind Mieten und Lebenshaltungskosten vergleichbar mit denen in Hamburg“, so Katarzyna Burzynska.

Mariusz in Kolobrzeg hat kein festes Ein-kommen. Er kann immer öfter die Miete nicht bezahlen. Der Vermieter verliert die Geduld: Die junge Familie sitzt plötzlich auf der Stra-ße. Dorota zieht mit den Kindern zu ihrem Vater. Mariusz kann nicht bleiben: Es gibt immer wieder heftigen Streit. Er denkt daran, dass es im Ausland gut bezahlte Arbeit gibt.

Schweren Herzens verlässt er Polen. Seine Odyssee beginnt. Im schwedischen Göteborg schuftet Mariusz auf dem Bau. Seinen Lohn schickt er nach Kolobrzeg. Als die Baustelle nach sechs Monaten schließt, werden die Männer entlassen. Mariusz trifft es wie ein Schlag. Die Arbeit auf dem Bau, für die er seine Kinder verließ: weg. Zwischen ihm und Dorota stimmt es auch nicht mehr. In Kolobrzeg gibt es nach wie vor keinen Platz für ihn.

„Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich hab den Kopf verloren.“

Bei Mariusz brennt irgendwas durch. Er flieht regelrecht, steigt in einen Bus nach irgend-wo, ins Ungewisse. Als er aussteigt, ist er in London. „Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich hab den Kopf verloren“, sagt er mit rauer Stimme. Aus ihr klingt die Erinnerung an die Verzweiflung, die wie die feuchte Londoner Kälte in Mariusz aufstieg.

In der britischen Metropole ist er voll-kommen verloren: „Ich wusste nicht mal, wo ich einen Schlafsack bekommen konnte.“ Nur eine dünne Decke hat er. In die wickelt er sich in den kalten Nächten im Park. Er versteht kein Wort Englisch. Es ist der absolute Tiefpunkt in seinem Leben.

Dann doch ein wenig Glück: Mariusz und Lukasz treffen Landsleute, die ihnen das Lon-don der „homeless people“ zeigen: Schlafplät-ze, Essensausgabestellen, Wärmestuben. Sie kriegen sogar Arbeit: zehn Wochen lang eine Ausstellung des „Victoria and Albert Museum“ aufbauen, von 22 Uhr bis sieben Uhr morgens, sieben Tage die Woche. Persische Kunst. Ex-ponate, die Millionen Pfund wert sind. „Ein toller Job“, sagt Mariusz. Denn er kann wieder Geld nach Polen schicken. Nach dem Absturz sammelt er in London neues Selbstbewusstsein und versucht es noch mal in Polen. Doch in Kolobrzeg ist kein Platz für ihn. Seine Ehe ist endgültig zerbrochen.

Die Obdachlosigkeit in London war für Mariusz nichts Vorübergehendes: Ab jetzt soll er für viele Jahre kein Zuhause haben. Das weiß er noch nicht, als er ohne Fahrkarte in den Zug nach Krakau steigt. In einer Not-unterkunft kann er bleiben und sich in der Suppenküche nützlich machen. Einen Winter lang fühlt er sich gebraucht. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres be-

schließt er, aufzubrechen: „Mir wurde klar: Mein Leben ist dafür zu schade“, sagt er. Klingt tatkräftig, läuft aber ins Leere: nach Kolobrzeg. Hierher, zu seinen Kindern, kehrt er immer wieder zurück. Er findet sogar eine Stelle in einem Gasthaus. Aber es funktioniert nicht. Es gibt Streit mit dem Chef. Als hätte er sich nicht nur mit seinem Vorgesetzten in die Haare bekommen, sondern gleich mit ganz Polen überworfen, kehrt er seinem Heimatland den Rücken. Endgültig.

Seit drei Jahren lebt Mariusz auf Ham-burgs Straßen. Er ist Hinz&Kunzt-Verkäufer, weil er sonst nichts Legales tun kann. Jeden Monat schickt er 125 Euro nach Polen. Was er sonst verdient, spart er für Zugfahrten: Er sieht seine Kinder regelmäßig und ruft oft an. „Pa-pa, hast du Arbeit?“, fragt seine sechsjährige Tochter ihn dann. Mariusz lächelt gequält – schwankend zwischen Scham und Stolz.

Gerne würde er von einer richtigen Arbeit erzählen. Aber er ist als Tourist in Deutschland und hat keine Arbeitserlaubnis. Er könnte eine beantragen. Dazu bräuchte er einen Arbeitge-ber. Der müsste ihm einen Job frei halten, für den es keine qualifizierten deutschen Arbeit-nehmer gäbe. Zu viele Konjunktive – keine Chance für Mariusz. Eine Rückkehr nach Polen ist ihm zu unsicher. Er ist dort zu oft gescheitert. Die polnische Sozialhilfe reicht für ihn und seine Familie nicht aus. Ohne festen Wohnsitz kann er an Weiterbildungen der pol-nischen Arbeitsagentur nicht teilnehmen, sich auch nicht arbeitslos melden. Keine Wohnung – keine Arbeit. Ohne Arbeit keine Wohnung. Das ist in Polen nicht anders als in Deutsch-land. beatrice bLaNK

iM PolniscHEn soziAlsystEM bekommt Arbeitslosengeld, wer in den 18 Monaten vor dem Antrag mindestens 365 Tage gearbeitet hat: umge-rechnet zwischen 135,22 und 202,83 Euro. 118,33 Euro sind das Existenzminimum für eine Person. Mit Ausgaben für Kultur und Transport ergibt sich das „Sozialminimum“ von 252,75 Euro. Selbst die höchstmögliche Stütze liegt unter dem Sozial-minimum. Und: Es gibt nichts für Wohnung oder Heizung. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Regelsatz für die Grundversorgung etwa 350 Euro plus Miet- und Heizkosten. Wer in Polen kein Ar-beitslosengeld bekommt, ist auf Sozialhilfe angewie-sen. Die polnische Beraterin Katarzyna Burzynska sagt: „Mariusz müsste einen Satz von 418 Zloty bekommen.“ Das sind 128 Euro – so viel, wie er allein an Unterhalt für seine Kinder zahlt. bebF

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Albtraum Kindheit Mirjams Zuhause ist der eingang von St. Petri. Mit Freund Stefano und Hund Püppi träumt sie von einem ganz normalen Familienleben

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An Mirjam wirkt alles weich, ihr Körper, ihre Gesichtszüge und wie sie spricht. Wenn sie ihren Hund Püppi liebkost und einen Teddy aus ihrem Rucksack kramt, könnte sie glatt ein kleines Mädchen sein. Aber sie ist 21 Jahre alt und lebt zusammen mit ihrem Freund Stefano und Püppi im Haupteingang von St. Petri.

„Mein Vater und meine Brüder dürfen nicht wissen, dass ich draußen schlafe. Sie denken, ich bin in einer Unterkunft“, sagt sie. An ihren Geschwistern und ihrem Vater hängt Mirjam sehr. Mit ihrer Mutter verbindet sie eher ein Hassliebe. „Sie hat mich nie so geliebt wie mein Vater“, sagt sie. „Und sie hat immer gesagt, wir Kinder machen sie krank.“

Mirjam stammt aus einem kleinen Dorf in der Eifel. Der Vater ist Getränkelieferant, die Mutter Hausfrau. Nach Mirjam werden noch zwei Brüder geboren. Als sie zehn Jahre alt ist, beginnen die Eltern zu streiten und trennen sich schließlich. „Mein Vater wollte mich ei-gentlich mitnehmen, doch an der Bushaltestel-le hat er mich zurückgeschickt. ‚Ich kann doch nicht richtig für dich sorgen‘, hat er gemeint.“ Den Schmerz und die Enttäuschung sieht man ihr noch heute an.

Die Mutter findet einen neuen Freund. Der missbraucht Mirjam und droht ihr. Sie schweigt aus Angst, und sie ist heilfroh, als die drei Geschwister zum Vater ziehen. Aber sie ist auch wütend und enttäuscht, dass sie einfach so abgeschoben wird. Außerdem endet ihr Martyrium damit nicht: Alle 14 Tage müssen die Kinder über das Wochenende zur Mutter, der Missbrauch geht weiter. Mirjam hält es nicht mehr aus und vertraut sich der neuen Freundin ihres Vaters an. Die spricht mit dem Vater, das Jugendamt wird eingeschaltet. Es kommt zum Verfahren gegen den Stiefvater.

Schlimm war für sie, dass ihre Mutter ihr nicht glaubte. Was ihren Vater zur Weißglut brachte. „Ich weiß genau, wann unsere Tochter lügt“, habe er die Mutter angebrüllt. „Und du weißt es auch.“ Noch während des Prozesses muss Mirjams Vater ins Gefängnis.

Er hatte den Stiefvater verpügelt, als er davon hörte, wie er Mirjam gequält hat. Die Ge-schwister kommen in ein Heim. Für Mirjam ein Albtraum. Sie findet wieder keine Gebor-genheit und muss sich vom Vater trennen.

„Egal, was passierte: Immer war ich schuld.“

Wieder beginnt eine harte Zeit: „Es war schrecklich. Ich wurde oft gehänselt wegen meiner Figur“, erinnert sie sich. „Egal, was passierte: Immer war ich schuld. Dauernd hatte ich Hausarrest und Taschengeldsperre.“ Mirjam macht ihren Hauptschulabschluss und beginnt eine Bäckerlehre. An ihrem 18. Geburtstag verlässt sie das verhasste Heim und zieht zum Vater, der inzwischen Freigänger ist. „Meinen Papa habe ich immer geliebt und er mich auch.“

Mehr als acht Jahre ziehen sich die Pro-zesse gegen den Stiefvater hin. Zwei Mal wird er zu sieben Jahren verurteilt, zwei Mal legt er Berufung ein. „Zwischen den Verhandlungen lauerte er mir vor der Schule auf und sagte so Sachen wie: ‚Du wirst kein ruhiges Leben mehr haben‘“, sagt Mirjam. Bei der letzten Verhandlung vor einem halben Jahr wird er freigesprochen, aus Mangel an Beweisen. „Bei den ersten Verhandlungen habe ich geheult wie ein Schlosshund“, sagt Mirjam. „Bei der letzten Verhandlung habe ich ihm die ganze Zeit in die Augen gesehen und keine Träne vergossen, ich empfinde für ihn nur noch Hass.“

Dann hat Mirjam einen schweren Autoun-fall und wird in eine Spezialklinik nach Berlin gebracht. Sie ist fasziniert vom Großstadtleben und bleibt da. Sie versucht, sich eine härtere Schale zuzulegen. Dazu passt, dass sie am liebsten in einem langen schwarzen Mantel aus Kunstleder rumläuft. Und ihr Hass muss manchmal raus. Dann verprügelt Mirjam auch mal ein paar Kerle, die ihr doof kommen. „Ver-

arschen“ lässt sie sich nicht mehr. Vor einigen Monaten kam sie mit ihrem Freund Stefano und Püppi nach Hamburg. „Hier ist es schöner und sauberer.“

Ordnung, Normalität und eine Perspek-tive wünscht sich Mirjam auch für ihr Leben. Sie träumt von einer Wohnung. Wenn sie das geschafft hat, will sie ihren Realschulabschluss machen oder sich eine Lehrstelle suchen. Und sie würde sich gern um ihren jüngsten Bruder kümmern, der immer noch im Heim lebt. Dann könnte sie vielleicht das Familienleben führen, das sie vermisst. Und das sie schon mal auf der Straße übt: mit Stefano und Püppi. sybiLLe areNdt/bim

stRAssEnkindER

Niemand weiß, wie viele Jugendliche in Hamburg auf der Straße leben. Das räumte der Senat auf Anfrage der SPD ein. Terre des Hommes schätzt, dass in Deutschland ungefähr 9000 Jugendliche obdachlos sind, die Hilfsorganisation Off Road Kids geht von 2500 Ausreißern jährlich aus. Hinz&Kunzt machte im Februar darauf aufmerksam, dass immer mehr 18- bis 25-Jährige auf der Straße landen. Allein 250 junge Erwachsene nutzten im Winter Notun-terkünfte, die eigentlich für Erwachsene gedacht sind. Gründe: Sie schaffen es oft nicht, Hartz-IV-Vorgaben zu erfüllen und haben keinen Anspruch auf eine eigene Unterkunft. „Ihnen müssen wir eine Perspektive erarbeiten. Gerade für diese Gruppe gibt es keine passenden Angebote. Sie sind zu alt für die Programme der Jugendhilfe und zu jung für die der Erwachsenen“, so Off Road Kids. Allerdings habe sich einiges verbessert: „Viele Ein-richtungen haben sich besser vernetzt, um effiziente Angebote zu machen“, sagt Meent Adden von Basis & Woge e.V. „Und der Koalitionsvertrag lässt hof-fen.“ Der sieht den Ausbau der Straßensozialarbeit vor. Am Tag des Straßenkindes am 20.11. sammeln Terre des Hommes und Schülernin der Rolle von Straßenkindern Geld – sie putzen Schuhe oder betteln. JW/syb

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„Ich wollte nach Goa und kam zu mir“Collage des Lebens: Hinz&Künztlerin Steffi neils schreibt seit Jahren Gedichte – auch über ihre Zeit als Junkie. eine auswahl ihrer verse und Illustrationen

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In den 60er-Jahren macht sich Steffi Neils auf die Su-che nach neuen Wegen: Sie reist durch Europa, nimmt das damals angesagte Haschisch, experimentiert mit Heroin – und wird davon abhängig. Um ihre teure Sucht zu finanzieren, arbeitet sie als Striptease-Tänzerin auf der Großen Freiheit. Im Animiergeschäft trinkt sie Alkohol,

sie rutscht in die nächste Abhängigkeit. 30 Jahre lang lebt Steffi auf der Straße, macht lange Zeit Therapien und Entgiftungen, macht tatsächlich einen kalten Entzug – und schafft ihn! Heute ist sie Hinz&Kunzt-Verkäuferin und seit nunmehr zehn Jahren clean – ohne Heroin, ohne Alkohol – ihr ganz eigener Sieg!

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Flucht aus dem staubgrauen Miefvier Stufen tiefins Gammlerparadiesin eine warme, dunkle Höhlemit Kanonenofen und Musicbox,Zigarettenqualm und Bierdunst.

Das war der Anfang.Erkennungszeichen:Antiautoritärer Freiheitsdrang, Parka.Vom Bürgertum gefürchtet,von der Gesellschaft nicht akzeptiert, kriminalisiert und stigmatisiertals faul, arbeitsscheuund jemand, der sich nicht wäscht.Mir wars recht.Hauptsache nicht so wie die.Das war meine Ideologie.

Philosophieren,Zeittotschlagen,Bier konsumieren, Boheme einatmen,durch Europa trampen,unbegrenzt wilde Zeitmit allen Konsequenzen,Vogelfreiheit

Und dann heimkommenin die Palette,meinen schummrigenschmuddeligen Schutzraum,meine Geborgenheit.

Als die Palette schlosswar ich heimatlos, obdachlos,wurzellos, ziellos, haltlos am Ende.Viele trampten in den Drogentod.Der Ausstieg war mein größter Sieg.Mein Schutzraum bin ich heute selbst.

Zuflucht Palette

Mitten im Krieg wird Steffi Neils 1943 in Danzig geboren und wächst in der DDR auf. Als sie zehn Jahre alt ist, fliehen ihre Eltern am 17. Juni 1953 – dem Tag des Volksaufstands – mit ihr in die Bundesrepublik, nach Mannheim. Ein Buch über Auschwitz mit Fotos von Leichenbergen, gefunden bei Schulfreundin Monika, ver-ändert ihr Leben. Dazu kommt für sie eine Erkenntnis: „dass alle Systeme betrügen: das stalinistische, das kapitalistische und das nationalsozialistische“. Sie wird tief religiös. Mit 17 verlässt sie ihr Zuhause und geht nach Hamburg. Für die Heilsarmee arbeitet sie an der Talstraße in St. Pauli. Mitte der 60er-Jahre bringt ihr Freund sie zur Palette in der ABC-Straße, eine Kneipe, in der sich Aussteiger, Beatnicks und Künstler treffen. Steffi bricht mit allem, was ihr bisheriges Leben bestimmte. Die Palette wird ihr Zuhause.

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Ich war das Gras in deiner Straße,der Opiumduft in deiner Nase,der rote Mohnin deiner Vase,dein türkengrünerHasch-mich-Hase,die Hummelin der Schlafmohnblüte,der Haschischkuchenin der Tüte,dein Seratoninim Heroin,dein Dope und Koksim Dopamin,dein Endorphinim Hanfkeksstück.Ich war dein kleines Opiumglück,Morphinchen im Narcoticum,beim Drogenflash,Adrenalin,dein Nikotin und Alkohol.Mit mir fühlst du dich immer wohlund in deinem Drop-out-Zimmerblieb ich für immermit libanesenrotem Zopfafghanenschwarz in deinem Kopfund war für eine PfeifenlängePink Floyds Umma Gumma-Klänge,dein Gadda Da Vida von Butterflyund irgendwann war es vorbei.

Und wie dein Lebenauf und ab,schwebt es herab,auf dein Grab,das Hanfblattvon dem Drogenbaum.Aus der Traum.

Ziel Goa

Sie sucht nach neuen Lebensformen und trampt durch ganz Europa, im Rucksack Bücher von Hermann Hesse, Jack Kerouac und Allen Ginsberg. Ihr Ziel ist das indische Aussteigerparadies Goa. In Paris bleibt sie länger, lernt Revoluzzer Dany Cohn-Bendit kennen, trifft die Szene aus Künstlern und Aussteigern im Café „Chez Popoff“, experi-mentiert mit Haschisch und Heroin und wird süchtig.

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Schwarzer Engel,hinter Deiner Düsternissteht die Sonne.Aber du bist kälterals der Tod.Nimm mich mitin dein eisiges Paradieszu den verlorenen Seelen,die mit zerstochenen Venen,verlassen vom Immunsystemund der Welt,hepatitisgelbin der Hölle des Entzugsauf leeren Spritzen sitzenund nach ihrem Dealer schreinund im Glutrot der Schmerzenihre Sucht ausschwitzen,bis sie frei sindoder tot.Ich habe alle Wege probiertund den Ausgang nicht gefunden.Du bist kälter als der Todund ich fürchte mich vor Dir.Aber mehr nochfürcht ich mich vor mir.Nimm mich mitauf deinen eisigen Flug,Schwarzer EngelKALTENTZUG,bring mich weg von mirund von den Drogen.

Wer das überlebt, vergisst nicht so schnell.Die Sucht schläft in deinem Kopf und nur bei dem,der es wirklich will, bleibt sie still.Also, gib acht, dass sie nicht wieder erwacht!

Das Ende der großen Freiheit

In Panik vor dem Kaltentzug seilt sich Steffi 1979 aus einem Fenster. Die Bettlaken reißen, zwei Lendenwirbel brechen. Diagnose: Querschnittlähmung. Ihre Mutter schreibt: „Jetzt kannst Du wenigstens nicht mehr weglaufen.“ Eines Tages bewegt sich der große Zeh ihres rechten Fußes. Der Querschnitt ist inkomplett. Sie wird wieder laufen können. Auf zwei Stöcken auf die Straße entlassen, mit einer Behin-derung von 100 Prozent, kann sie nicht mehr als Tänzerin arbeiten. Adieu Salambo, adieu Safari, adieu Große Freiheit. Nun muss sie ihre Sucht auf dem Autostrich in St. Georg finanzieren, spritzt sich Heroin in den Fuß, damit keiner die Einstiche sieht. „Das war meine schlimmste Zeit. Ich entkam dem Rollstuhl. Der Droge entkam ich nicht.“

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MEnscHEnFREssER

Unterschätze nie den Hungerder anderen.Sie fressen dich häppchenweise,schmerzhaft und leise,Stück für Stückoder beißen sich an dir fest,so lange sie dich brauchen.Wenn nichts mehr von dir verwertbar ist,werfen sie dich wegund scheren sich einen Dreckum das,was von dir noch übrig ist,wenn du nichts mehr bist.

Umdenken und aufgewacht,selbst entscheiden,selbst gedacht.Was reden die bloß?Wer handelt hier gewissenlos?Der andere, der weiß,wie er dich kriegen kann,egal für was, für wen und wannund dann,fängt alles wieder von vorne an.Willst du dein Ziel erreichen,zerreiß den Feind in Stücke mit Hinterlist und Tücke.Schlag ihn mit den gleichen Waffen.Mach ihn klein und mach ihn platt,bevor er dich verschlungen hat.

Prestige, Imagepflege,Geltungsbedürfnisund Eigeninszenierung,sind Bestandteile eines Lebens,das profitorientiert,mit Arroganzund Selbstgerechtigkeit,alles ignoriert,was nicht maßgeschneidertins Bild passtund mit Ignoranz reagiert,wenn jemand dieses Bild anzweifelt.

Ein neues Leben

1998 schafft es Steffi durch einen Kaltentzug, von Heroin, Alkohol und Zigaretten loszukommen. „Das war ein Trip durch die Hölle.“ Sie wusste: „Entweder überlebe ich das oder krepiere.“ Heute hilft ihr das Schreiben. Jeden Tag bringt sie Gedichte und Texte zu Papier, über ihr Leben, aber auch über Politik, den Einfluss der Kirche auf die Politik, über Neonazis und soziale Ungerechtigkeit. Manchmal recherchiert sie selbst, wenn sie annimmt, von Medien oder Politik betrogen zu werden. „Die Wut half mir zu überleben.“

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Den Sprung aus dem Betthab ich geschafft,bis zum Kaffeebechermich aufgerafft.Ein trüber Morgen blickt durch das Fenster.Der Kaffee verjagtdie Nachtgespenster, die sichdurch mein Gehirn genagt,im Traummit Ängsten mich geplagt.Jetzt schmerzt der Kopf,es bohrt im Rücken.Heute wird mir nichts mehr glücken.Ich kann mich nicht malrichtig bücken.So stöhnt und klagt esin mir drinnenund mag nicht mehrden Tag beginnen.

Da kommt die Sonneaus den Wolken.Wie gerne würd ichihnen folgen,hinaus aus meiner engen Welt.Der Himmel hat sich jetzt erhellt.Haut ab,ihr dummen, dunklen Gedanken.Heut will ich nichtmit dem Leben zanken,dem hab ich schließlichmich selbst zu verdanken.Die Sonne blinzeltund lacht mich an.Na dann, liebes Leben,packen wir’s an.

Heimat

2002 kommt sie zu Hinz&Kunzt. Steffi ist sich sicher: „Oh-ne Hinz&Kunzt würde ich heute nicht mehr leben. Es reicht nicht, nur clean zu sein. Man muss dem Leben einen Inhalt geben.“ Als ihre Mutter im Sterben liegt, ist Steffi bei ihr bis zum Tod. Sie schließen Frieden. Nach 30 Jahren auf der Straße hat Steffi heute ein Dach über dem Kopf und sitzt in ihrer Freizeit am Computer, den ihr ein Kunde schenkte, damit ihre Gedichte besser zu lesen sind. In der Nähe des Rödingsmarkts, am Großen Burstah, steht die 65-Jährige jeden Tag mit ihrer roten Mütze vor dem Eingang von Spar und verkauft die Zeitung. In der Weihnachtszeit verschenkt sie als Dankeschön Gedichte an ihre Kunden. Sie liebt ihre Straße. Dort fühlt sie sich geborgen. „Der Große Burstah mit seinen Menschen ist meine Heimat, meine Wiege, mei-ne Tankstelle für die Seele. Ich bin angekommen, nicht in Goa, aber bei mir.“ JoacHim WeHNeLt

31 sucHtHilFEEinRicHtungEn werden derzeit in Hamburg durch die Sozialbehörde mit insgesamt 17 Millionen Euro gefördert. Vor 15 Jahren lag der Etat bei 30 Millionen Mark laut Sozialbehör-de, verteilt auf etwa 20 Drogenhilfeeinrichtungen. Rechnet man grob mit einer Inflationsrate von durchschnittlich zwei Prozent jährlich, wären die Ausgaben für Suchthilfe in Hamburg im Ver-gleich zu 1993 gesunken. Dennoch beurteilt Kai Wiese, Leiter von Jugend hilft Jugend, die Entwicklung positiv: „Wir haben das erreicht, was man in einem Stadtstaat erreichen kann. Ein paar Lücken müssen wir allerdings noch schließen, gerade was Kinder, Ältere und Migranten angeht. Was mich freut: Von den 14.000 Klienten (davon 6000 Konsu-menten illegaler Drogen), die pro Jahr das Hilfesystem in Anspruch nehmen, tauscht sich jedes Jahr ein Drittel bis die Hälfte aus. Das heißt, dass die Abhängigen tatsächlich vermittelt werden. Und bei den Jugendlichen sind 70 Prozent ohne Schulabschluss, wenn sie zu uns kommen. Aber 70 Prozent sind später wieder beruflich einge-gliedert.“ Mit Blick auf die Hilfe für Drogensüchtige urteilt Rainer Schmidt, Geschäftsführer der Beratungsstelle Palette, erheblich strenger: „Die großen Hoffnungen der 90er-Jahre sind geplatzt.“ Damals habe sich sogar Bürgermeister Henning Voscherau für die Abgabe von Heroin als Medikament für Schwerstabhängige ein-gesetzt. Es gab den Anspruch, den Schwarzmarkt auszutrocknen. „Heute ist kaum noch etwas Innovatives zu erkennen. Es fehlt an Ideen“, so Schmidt. Das Hilfesystem in Hamburg sei aber stabil. Das Modellprojekt Heroin auf Rezept ist nach Angaben der Sozial-behörde bis Ende 2009 gesichert. In dem Programm sind derzeit 70 Süchtige. Allerdings werden keine neuen Klienten aufgenommen, weil die gesetzliche Grundlage fehlt. Mit Methadon werden in Hamburg derzeit 4095 Menschen behandelt. Die Zahl der Drogentoten in Hamburg ist in den vergangenen Jahren – dem Bundestrend entsprechend – stetig zurückgegangen: Wurden 1998 noch 132 gezählt, waren es vergangenes Jahr 59. HaK

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Fast eine Milliarde Menschen hungern

Laut Welthungerindex 2008 der Deutschen Welthungerhilfe ist die Ernährungssituation für 923 Millionen Menschen „sehr ernst“ oder „gravierend“. Die scheidende Vorsitzen-de der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, sprach bei der Präsentation von einer „Schande für die Menschheit“. Der Welthungerindex wird aus drei Parametern errechnet: der Kindersterblichkeit, dem Anteil der Unterernährten an Kin-dern und an der Bevölkerung insgesamt. Am schnellsten wächst der Hunger dort, wo er schon am größten ist. Eine positive Entwicklung verzeichnet der Index in Ländern, die in jüngster Zeit innere Konflikte gelöst haben.

Steuerverschwendung am Pranger

Der Bund der Steuerzahler hat im Oktober sein neues Schwarz-buch vorgestellt. 119 Fälle „dokumentieren den sorglosen Um-gang mit Steuergeldern“, so Präsident Karl Heinz Däke. Es sei wichtig, solche Fälle anzuprangern, um Verschwendung von Steuergeldern zu verhindern. Hamburg ist mit sieben Fällen im Schwarzbuch vertreten. Es nennt zum Beispiel den Info-Pavillon zum Bau der neuen U-Bahn-Linie 4 am Jungfernstieg einen „teuren und überflüssigen Luxus“ – 500.000 Euro habe er gekostet, hinzu kämen Unterhaltskosten von 170.000 Euro jährlich. Das Schwarzbuch kann kostenlos bestellt oder herun-tergeladen werden unter www.steuerzahler.de.

Krank allein gelassen

Viele Wohnungslose aus Osteuropa haben in Deutschland keinen Anspruch auf medizinische Versorgung. Das bekla-gen bundesweit Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe. Ihre Klienten aus Polen, Lettland oder Rumänien halten sich zwar legal als „Touristen“ in Deutschland auf, aber ihr sozialrecht-licher Status ist ungeklärt. Ohne Krankenversicherung bleibt ihnen nur, sich in Großstädten an Hilfseinrichtungen zu wen-den – und die bekommen die Kosten für die Behandlung nicht erstattet. „Niemand scheint zuständig zu sein“, so Dirk Hauer vom Diakonischen Werk Hamburg. Aufwendige Therapien, wie etwa bei Krebserkrankungen, werden von niemandem bezahlt und daher oft nicht gewährt.

Sozialrabatt für Bus und Bahn erhöht

Ab dem 1. Januar 2009 haben Hartz-IV-Empfänger, Arbeits-unfähige und alle, die Sozialgeld beziehen, Anspruch auf einen Rabatt von 18 Euro beim Kauf einer HVV-Zeitkarte. Die kos- tet mit der Fahrpreiserhöhung zum gleichen Datum zwischen 27,50 und 62,70 Euro im Abo und zwischen 33,50 und 76,50 Euro für Monatskarten. 2003 hatte die CDU das Sozialticket, das 15,50 Euro pro Monat kostete, abgeschafft. Im Frühjahr 2007 war der Sozialpass eingeführt worden, mit dem fünf Euro Ermäßigung gewährt wurden. Der Rabatt erhöht sich jetzt auf 18 Euro. Mit einer entsprechenden Bescheinigung von Job-Center oder Bezirksamt gibt es die verbilligten Monatskarten an den HVV-Verkaufsschaltern.

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Winternotprogramm gestartet

Zum Schutz vor winterlicher Kälte gibt es ab November 200 zusätzliche Schlafplätze für Obdachlose. Den Großteil stellt fördern und wohnen, alleine 100 Plätze in der Unterkunft Sportallee, 15 weitere im „Pik As“. Hinzu kommen 85 Plätze in Wohn-containern. Laut Sozialbehörde sind im vorigen Winter 120 Obdachlose vermittelt worden: 45 in Wohnungen, 46 in Wohnunterkünfte und 29 in Pflegeheime oder Kirchenkaten. Vergangenes Jahr sei das Programm sehr gut angenommen worden. Die Sportallee sei durchschnittlich zu 77 Prozent ausgelastet gewesen, die Container zu 98 Prozent.

Senatsfehler kostet 1,3 Millionen

Weil der Hamburger Senat Förderungen des Europäischen Sozialfonds nicht korrekt betreut hat, mussten Wirtschaftsprüfer Akten der Jahre 2000 bis 2006 kontrollieren. Das war laut Senat rund 1,3 Millionen Euro teuer. Die EU-Kommission hatte Män-gel in der Verwaltung festgestellt und die Prüfung veranlasst. „Es wäre Aufgabe der Wirtschaftsbehörde gewesen, auf die Einhaltung der Kontrollvorschriften zu ach-ten“, sagt Günter Frank, europapolitischer Sprecher der SPD. Aus dem Fonds können Organisationen Gelder erhalten, um Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten. 12 Milliarden Euro gingen daraus zwischen 2000 und 2006 nach Deutschland.

ALG-II-Empfänger müssen Kontoauszüge vorlegen

Wer Sozialleistungen erhält, muss dem Amt seine Kontoauszüge vorlegen, wenn dieses es verlangt. Das gehöre zur „Mitwirkungspflicht“ von Leistungsempfängern, so eine Entscheidung des Bundessozialgerichts vom 19. September. Wer seine Kon-toauszüge nicht zeigt, dem können die Zahlungen demnach gestrichen werden. Auf der Ausgabenseite der Kontoauszüge dürfen Überweisungen, die auf Herkunft, politische Überzeugung oder Gewerkschaftszugehörigkeit hinweisen, geschwärzt werden. Auf die Möglichkeit der Schwärzung muss das Amt hinweisen, wenn es einen Hartz-IV-Empfänger zur Mitwirkung auffordert.

Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer

Arm und Reich sind in den Jahren 2000 bis 2005 in Deutschland stark auseinander gedriftet – mehr als in allen anderen Industriestaaten, so eine aktuelle OECD-Studie. Die Armutsquote ist auf etwa 10,5 bis 11 Prozent angestiegen. Gleichzeitig sind die hohen Einkommen noch gewachsen. Deutschland belegt noch einen Spitzenplatz: 19,4 Prozent der Bevölkerung leben in Haushalten ohne jedes Erwerbseinkommen.

meLduNgeN: beatrice bLaNK

Wir lassen Sie nicht auf der Straße sitzen...

…denn bei uns finden obdach- und wohnungslose Menschen, Asylbewerber und Flüchtlinge in zwei Übernach-tungsstätten und 50 Wohn-unterkünften jedenfalls ein vorübergehendes Zuhause.

Aber ein Dach über dem Kopf ist natürlich nicht alles. Und daher unterstützen wir die Menschen mit professio-nellen Hilfen bei der Lösung ihrer oft schwierigen sozialen Probleme.

Eine Wohnung ist die halbe Miete...

…denn wohnungslose alleinstehende Menschen und Familien können in unserenMietwohnanlagen und Wohnprojekten eine Wohnung anmieten.

Aber nicht nur das. Oft müssen sie sich an das Wohnen in eigenen vier Wän-den und an die Rolle eines Mieters erst wieder gewöh-nen. Deshalb begleiten wir sie auf diesem Weg mit unserer Sozialberatung.

Kontakt...f & w fördern und wohnen AöRGeschäftsbereich WohnenGrüner Deich 17 20097 Hamburg Tel: 040 / 42835 – 0

[email protected] www.foerdernundwohnen.de(Fotografien: Dirk Pudwell, Heike Günther)

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Übernachtungsstätte Pik AsNeustädter Straße 31a

20355 Hamburg

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So finden Sie uns

Pik As

S-Bahn: S1/S2/S3 bis StadthausbrückeU-Bahn: U2 bis GänsemarktBus: Metrobus Linie 3 und Buslinie 112 bis

Johannes-Brahms-Platz

...mehr als nurein Dach über dem Kopf!

Ansprechpartner im Pik AsLeitung: 42841 1702Vertretung/Verwaltung: 42841 1703Soziale Dienste: 42841 2858

42841 1705

Wir sind Tag und Nacht telefonischerreichbar unter: (040) 42841 1707

erbringt im Auftrag der Freien und Hanse-stadt Hamburg soziale Dienstleistungen.Wir sind für die Menschen da, die sich ineiner persönlichen oder sozialen Notlagebefinden und sich selbst nicht ausreichendhelfen können.

Wir bieten wohnungslosen Menschen,Flüchtlingen und Spätaussiedlern einevorübergehende Bleibe in rund 60Wohnunterkünften.

Darüber hinaus sind unsere beidenÜbernachtungsstätten - eine davonist das Pik As - rund um die Uhr fürMänner und Frauen geöffnet.

Hier finden rund 200 Menschen mitvielfältigen sozialen Problemlagenmehr als ein Dach über dem Kopf.

In unseren Übernachtungsstättenbeschäftigen wir qualifizierteMitarbeiterInnen für die Aufnahme,die Verwaltung, die Sozialarbeit undden technischen Betrieb.

Zentral gelegen, in unmittelbarer Nachbarschaftder Fachstelle für Wohnungslose ohnebezirklichen Bezug und der Arge(Hamburger Arbeitsgemeinschaft SGB II)

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Winternotprogramm: 100 Schlafplätze mehr in der Unterkunft Sportallee in Groß Borstel

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Hinterm Horizont geht’s weiter eigenwillige einblicke: 30 Hinz&Künztler haben mit einwegkameras ihren persönlichen Horizont eingefangen. Hier die Lieblingsbilder von verkäufer-Jury und redaktion

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Linke Seite: „Wenn du den Horizont verlassen hast, kommt ein neuer auf dich zu.“ERicH, 56, seit 13 Jahren wieder in einer eigenen Wohnung

„Einen Horizont habe ich, wenn ich weiß, dass jemand immer für mich da ist, egal, in welcher Situation ich bin.“MiRJAM, 21, macht seit zwei Jahren Platte

Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freund- schaft und mit neuer Energie. E.ON Hanse

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„Im Leben gibt es mehr Möglichkeiten, als man erkennen kann. Der Horizont ist etwas Kurzlebiges, die Möglichkeiten sind weit.“toRstEn, 44, macht seit zweieinhalb Jahren Platte

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Shell gratuliert zum 15. Geburtstag......denn Hinz&Kunzt bewegt

die Hamburger – genau wie wir!

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Bild oben: „Egal, wie schlecht es aussieht, eigentlich muss es doch immer weitergehen, oder? Und das Schloss ist ein schöner Ort, um über die Zukunft nachzudenken.“ BERnHARd, 51, hat seit anderthalb Jahren ein Zimmer

Bilder unten: „Irgendwie geht’s immer weiter. Vielleicht auch mal in die andere Richtung.“ uwE, 42, macht Platte – „eigentlich schon immer“

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„Das mit dem Horizont kommt darauf an, in welcher Lage man sich befindet. Ist man von der Polizei umzingelt, ist der einzige Horizont der Knast. Ein Dahinter sieht man nicht.“ toBiAs, 20, hat Platte gemacht seit er 15 Jahre alt ist. Seit einem halben Jahr hat er eine Wohnung

„Bestimmt lasse ich mein jetziges Leben einmal hinter mir, und sicher geht es danach besser weiter.“AuREliA, 25, schläft mal da, mal dort, obdachlos seit Dezember 2007

Ohne Worte toRstEn, 44, macht seit zweieinhalb Jahren Platte

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Wir gratulieren zum 15. Geburtstag...

...weil Hinz&Kunzt nicht lang schnackt,sondern macht – genau wie wir!

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„Das Leben geht trotz aller Probleme immer weiter. Aus den bun-ten Graffiti zieh ich Kraft raus. Es hilft mir, nicht aufzugeben.“ MAttHiAs, 49, hat ein halbes Jahr in einem Männerwohnheim gewohnt, lebt wieder in einer Wohnung

„Was ist eigentlich der Horizont? Das müsste man erst mal definieren.“uwE, 42, macht Platte, eigentlich schon immer

„Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer sich hängen lässt, ist selbst schuld.“ sVEn stEFAno,

30, macht seit acht Jahren Platte

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„Wenn ich irgendwann abtrete, dann geht es hinter dem Wasser, hin-ter den Wolken weiter. Ich bin sicher, dass man da was Schöneres erlebt als hier auf Erden. Ich weiß das, weil ich vor zwei Jahren bei einer Operation fast gestor-ben wäre und in letzter Minute zurückgeholt wurde.“MikE, 43, macht mit Unterbrechungen seit 15 Jahren Platte

„Hinterm Horizont geht’s weiter: Wenn Kinder feiern, ist das Freude pur.“kAy, 44, macht seit sieben Jahre Platte

Ohne WorteAuREliA, 25, macht seit Dezember 2007 Platte

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Der Caritasverband für Hamburg gratuliert Hinz&Kunzt,

dem Sprachrohr für arme und obdachlose Menschen in dieser Stadt,

ganz herzlich zum Geburtstag.

Wir freuen uns auf eine weitere gute Zusammenarbeit.

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Hinterm Horizont geht’s weiter – hieß unser Fotowett-bewerb für Hinz&Künztler. Typisch, wir geben Fotoappa-rate aus an Verkäufer – und es fängt prompt an zu regnen. Aber die meisten haben sich nicht abschrecken lassen. Von den 30 Teilnehmern haben 14 pünktlich ihre Kamera wieder zurückgebracht und kamen somit in die Wertung. Und die ging so: Damit das Ganze überschaubar bleibt, haben wir in der Redaktion eine Vorauswahl getroffen, das waren dann immer noch 109 Bilder. In einer Mittagspause trafen wir uns mit den Teilnehmern, die Lust und Zeit hatten. Jeder konnte noch einmal sicherstellen, dass auch wirklich seine Lieblingsbilder auf dem riesigen Tisch im Besprechungszimmer lagen. Dann ging die Jury, bestehend aus Redakteuren und Hinz&Künztlern, still um den Tisch. Minutenlang. Immer wieder. Verboten war es, zu lästern oder ein Bild, womöglich das eigene, durch großes Tamtam in den Mittelpunkt zu stellen. Vorläufig jedenfalls. Jeder hatte fünf Stimmen, eine Stimmenhäufung für ein Bild war nicht erlaubt.

And the winner is … Mirjams Bild von sich, Sven Stefano und Püppi, die kleine Familie auf der Platte. Ist eben doch die größte Sehnsucht: Menschen zu haben, die zu einem gehören. Dabei hatte Mirjam, die zusammen mit ihrem Freund vor der Petrikirche Platte macht, noch gar nicht gesagt, was sie sich unter „Hinterm Horizont geht’s weiter“ vorgestellt hatte: „Einen Horizont habe ich, wenn ich weiß, dass jemand immer für mich da ist, egal, in wel-cher Situation ich bin.“

Auch für Klaus und Kay sind es Menschen, wegen denen es hinter dem Horizont weitergeht, genauer gesagt: Kinder. „Wenn Kinder feiern, ist das Freude pur“, sagt Kay. Klaus’ Statement rührt die Runde an: „Wenn ich aus dem Haus rausgehe, sehe ich den Kindergarten. Wenn ich die Kinder spielen und lachen sehe, wenn sie auf mich zulaufen, dann ist das mein Horizont.“ Was er da sagt, geht ganz schön zu Herzen. Trotzdem wird keines seiner Bilder ausgewählt. Da muss Klaus schon ein wenig schlucken.

Humorvoll ein Bild von Aurelia: „Wenn ich groß bin, werd’ ich ein Container“, steht auf einem Mülleimer. Dabei ist ihr oft gar nicht so lustig zumute. Abgesehen davon, dass sie nie so recht weiß, wo sie die nächste Nacht verbringen soll, kommt sie nicht von ihrer Drogensucht weg. Ein Bild fällt uns erst später auf: eine Art Stillleben – mit Spritz-besteck und allem Drum und Dran. Gesagt hatte sie zum Thema Horizonte: „Bestimmt lasse ich mein jetziges Leben einmal hinter mir, und sicher geht es danach besser weiter.“ bim/beb

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Der Hinz&Kunzt-Hotelreport Weiterhin verdienen Zimmermädchen in manchen Hotels Hungerlöhne. es herrscht ein ungeschriebenes Gesetz: Wo kein Kläger, da kein richter

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Innenansichten aus dem Hotel Madison. Hier werden die Zimmermädchen mit einem festen Stundenlohn bezahlt – und nicht nach Akkord

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Im Januar 2007 sorgte das Zimmermädchen Antonia H. bundesweit für Schlagzeilen: 2,46 Euro brutto die Stunde hatte sie als Angestellte einer Reinigungsfirma in einem Hamburger Luxushotel verdient. Hinz&Kunzt zeigte daraufhin auf, dass Dumpinglöhne in Hotels keine Sel-tenheit sind. Gut eineinhalb Jahre nach dem ersten H&K-Hotelreport zeigen neue Recherchen: Es hat sich offenbar nur wenig verändert.

Als Noufoh Bougonou an einem Juni-Sonntag das Hotel Stern an der Reeperbahn betritt, denkt sie, sie habe einen anständigen Job gefunden. Die 41-jährige Togolesin hat die 30-Wochenstunden-Stelle als Zimmermädchen von einer Agentur in Buchholz vermittelt bekommen. Deren Ansage war klar: 8,15 Euro die Stunde – der gesetzlich vorgeschrie-bene Mindestlohn für Reinigungskräfte – werde sie in dem 308-Zimmer-Hotel verdienen, das sich seiner „günstigen Preise“ rühmt. Arbeitgeber der vormals Arbeitslosen ist die Hamburger Reinigungsfirma PM Landsmann. Nach drei Wochen Arbeit erhält Noufoh Bougonou ihren Arbeitsver-trag – und erlebt eine böse Überraschung. Im Vertrag steht: „Der Arbeitnehmer erhält einen Leistungslohn von 1,70 Euro/brutto (Abreise) und 0,5 Euro/brutto (Bleibe) pro Zimmer als Arbeitslohn.“ Das Ergebnis: Für eine Woche Arbeit im Juni bekommt sie 98 Euro brutto berechnet, für den Juli 535,60 Euro brutto.

Hätte Noufoh Bougonou nicht eine gute Freundin, sie würde vielleicht heute noch für einen Hungerlohn ar-beiten – für eine Schwarzafrikanerin, die ein paar Brocken Deutsch spricht, ist der Arbeitsmarkt eng. So aber landet

die Geschichte bei Rechtsanwalt Christian Lewek. Der er-mittelt für Juni einen Lohnanspruch von 342,30 Euro brut-to, für Juli sind es 1059,50 Euro brutto – zusammen mehr als das Doppelte dessen, was PM Landsmann berechnet hat. Auf sein erstes Schreiben reagiert die Reinigungsfirma zunächst nicht.

„Putzen im Akkord“: Unter dieser Überschrift deckte Hinz&Kunzt im März vergangenen Jahres auf, dass Ham-burger Zimmermädchen oft schlecht bezahlt werden. Vor allem dort, wo Hoteliers Subunternehmer mit der Reinigung ihrer Zimmer beauftragen, so das Ergebnis, werden Putzkräfte häufig mit Hungerlöhnen abgespeist. Der „Trick“: Sie werden mit „Akkordlohn“ pro gereinigtes Zimmer bezahlt. Nachdem der Bericht für Medienrummel sorgt, startet der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga eine Initiative gegen Lohndumping. 121 Hamburger Häuser erklären daraufhin „verbindlich“: „In diesem Hotel wird für tarifgerechte Löhne gesorgt.“ Bemerkenswert ist: Rund 180 Häuser haben sich der Initiative bis heute nicht ange-schlossen – unter ihnen das Hotel Stern.

Doch auch in Häusern, die sich nach eigenem Bekunden um faire Löhne kümmern, klaffen Anspruch und Wirk-lichkeit mitunter auseinander. Das Hotel Böttcherhof zum Beispiel hat sich der Dehoga-Initiative angeschlossen. Auf H&K-Anfrage erklärt die Verkaufsleiterin am 27. August, das Vier-Sterne-Haus habe eine Reinigungsfirma beauf-tragt, die das Gütesiegel für Gebäudereiniger trage und sich somit regelmäßig prüfen lasse. Das hört sich gut an: Denn

Mehr als zwei Zimmer pro Stunde lassen sich kaum reinigen, sagen Hausdamen und Zimmermädchen – zumindest wenn anständig geputzt wird

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nur dieses Hamburger Gütesiegel stellt sicher, dass auch die Lohnpraxis immer wieder von einer unabhängigen Stelle unter die Lupe genommen wird (www.pbst.de). Aber: Tat-sächlich hat die AS-Hotelservice GmbH (ASH), die nach ei-genen Angaben seit 2006 Zimmermädchen im Böttcherhof stellt, dieses Gütesiegel erst am 1. September beantragt.

Der Ansprechpartner für die ASH heißt Björn Fenger. Nach eigenem Bekunden hat der 38-Jährige die Firma mit-aufgebaut und ist heute „in beratender Funktion“ für sie tätig. Fenger ist auch Geschäftsführer der ASS Management GmbH (ASS), die in denselben Räumen wie ASH residiert – wobei Fenger von „komplett zwei verschiedenen Unter-nehmen“ spricht. Rund 20 größere Hotels in Hamburg können die beiden Firmen als Auftraggeber nennen, unter anderem die Hotelkette NH, das Maritim Hotel Reichshof, das Mövenpick Hotel und das Holiday Inn. Wie schwierig es ist, mit einem Zimmermädchen ins Gespräch zu kom-men, das für ASH oder ASS arbeitet, zeigt beispielhaft die Korrespondenz mit der Verkaufsleiterin des Böttcherhofs: „Wir können Ihnen keine Interviewpartner der Fremdfirma zur Verfügung stellen, da die Deutschkenntnisse hierfür nicht ausreichen würden“, schreibt sie auf Nachfrage. Da-raufhin H&K: „Wir bringen gerne einen Dolmetscher mit. So könnte es doch klappen, oder?“ Antwort: „Nein, da wir nicht die Freigabe der Fremdfirma erhalten haben.“ Als H&K daraufhin den Namen der Firma erfahren will, ver-weist die Verkaufsleiterin an den Hoteldirektor. Statt seiner meldet sich tags darauf ASS-Geschäftsführer Fenger: „Sie machen meine Hotelkunden ganz verrückt!“

Björn Fenger lädt zum Gespräch in sein Büro. „Diese Branche ist verrufen!“, sagt er. Deshalb finde er die H&K-Recherchen „sehr, sehr gut“. Er bittet Semia Büberi in den Raum: eine junge Frau, die einem nur selten in die Augen schaut. Dass Björn Fenger neben ihr sitzt, macht die Unter-haltung mit dem Zimmermädchen nicht einfacher. Rund 30 Stunden die Woche arbeitet die 21-Jährige nach eigenem Bekunden für ASH. So stehe es auch in ihrem Arbeitsver-trag. Für ihre Putzdienste im Hotel Böttcherhof bekomme sie „800, 900 Euro“ brutto im Monat.

Es bleiben Fragen offen. Laut Semia Büberi bekommt ein ASH-Zimmermädchen im Böttcherhof 2,63 Euro pro gereinigtes Zimmer als Lohn. Björn Fenger sagt: „8,15 Euro sind garantiert pro Stunde. Die zahlen wir mindestens.“ Sie bestätigt das. Manche Mitarbeiterinnen, so Fenger, würden sogar auf höhere Stundenlöhne kommen. Doch warum wird in den Arbeitsverträgen dann die Akkordvorgabe von 3,5 Zimmern pro Stunde überhaupt festgeschrieben?

Hausdamen und Zimmermädchen in verschiedenen Hamburger Hotels sagen H&K: Wer ordentlich putzt, schafft im Schnitt kaum mehr als zwei Zimmer die Stunde. Semia Büberi sagt: „Drei Abreise- oder vier Bleibezimmer mach ich in der Stunde.“ Und die Kolleginnen schaffen das auch? „Ja, alle.“ Sind die Zimmermädchen im Böttcherhof also außergewöhnlich schnell?

Bemerkenswert ist auch die Erfindung des freiberuf-lichen Zimmermädchens: Sogenannte Selbstständige aus osteuropäischen Staaten wie Polen oder Lettland putzen als Sub-Sub-Unternehmer Hotelzimmer im Auftrag von

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Betten beziehen, Bad putzen, Staubsaugen, Staubwischen, neue Gläser hinstellen: Ein Zimmermädchen hat viel zu tun

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Die Sprinkenhof AG bewirtschaftet nahezu den ge-samten Bestand bebauter und unbebauter stadteige-ner gewerblich genutzter Grundstücke der Freien und Hansestadt Hamburg. Wir planen und realisieren Kon-zeptimmobilien (z. B. „Haus der Multimediaproduzen-ten“ oder „Entertainmentcenter Spielbudenplatz“) und weitere gewerbliche Bauvorhaben. Teil dieser Dienstleistung ist die objekt- und quartiersbezogene

Nutzungsoptimierung sowie die Strukturverbesserung in den Stadtteilen. Mit der Umsetzung der genannten Aufgaben unterstützt die Sprinkenhof AG städtische Interessen, wie beispielsweise die Stadtentwicklung und die Wirtschaftsförderung. Darüberhinaus ist die Sprinkenhof AG verantwortlich für sämtliche Aufgaben die sich aus dem Büroflächen-bedarf für die Freie und Hansestadt Hamburg ergeben.

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Reinigungsfirmen. „40 bis 50“ solcher „freiberuf lichen Mitarbeiter“ sind laut Fenger für ASS und ASH tätig. Kann es freiberufliche Zimmermädchen geben? Eine Mitarbei-terin des Hamburger Zolls meint: „Ja. Aber wenn jemand einen Vorarbeiter hat, wird es schwierig, die Selbstständig-keit darzustellen.“ Etwas deutlicher wird der Kollege vom Münchner Zoll: „Es gibt Rentenversicherungsträger, die sagen: Selbstständige Zimmermädchen gibt es nicht.“

Nicole Sitzlach arbeitet als Hausdame im Hotel Madison. Die 38-Jährige weiß, wie der Hase läuft im Hotelreini-gungsgewerbe, immerhin ist sie seit Eröffnung des Hauses vor 15 Jahren für die Sauberkeit der Zimmer und Flure im Vier-Sterne-Hotel verantwortlich. Regelmäßig erhalte sie Angebote von Reinigungsfirmen, die versuchen, den Fuß ins Madison zu bekommen. Zwischen 4 und 4,50 Euro pro Zimmer verlangten manche für ihre Dienste. Nicole Sitzlach lehnt ab, denn sie weiß: „Wenn eine Firma seriös arbeitet, muss sie 6,50 bis 7 Euro pro Zimmer berechnen.“ Ihr Fazit: „Entweder bezahlen die ihre Leute nicht ordent-lich, oder sie machen nur das Allernötigste und nicht mehr – und das will ich nicht!“

Mancherorts beginnt das Umdenken. So sucht das Mö-venpick Hotel per Annoncen Zimmermädchen. „Eigene Mitarbeiter entwickeln eine ganz andere Einstellung zu ihrer Arbeit“, so Direktorin Annette Hammer. Auch Ralf-Georg Gronau, Geschäftsführer des Hotels Berlin, will den Anteil eigener Reinigungskräfte ausbauen: „Das wird etwas teurer sein. Aber wir werden auch eine bessere Leistung be-kommen.“ Anders weht der Wind aus den Billighotels, die Marktanteile erobern. „Ich finde den Mindestlohn für eine Tätigkeit, die eine derart geringe Qualifikation braucht, völlig jenseits von Gut und Böse“, so Oliver Winter, General Manager der A&O Hotels&Hostels Holding AG, gegenüber H&K. „Wenn wir dürften, würden wir die Mitarbeiter nur nach gereinigten Zimmern bezahlen und der Lohn einer fleißigen Putzfrau läge zwischen 5 und 7 Euro pro Stunde, der einer ungeschickten oder faulen bei der Hälfte.“

Vorstellungsgespräch im Keller eines Drei-Sterne-Hauses, das einer internationalen Hotelkette gehört. Ich bewerbe mich als Roomboy und will wissen, was ich verdienen kann. „Wir zahlen 8,15 Euro die Stunde, außerdem Sonn- und Feiertagszuschläge“, sagt die Teamleiterin des Reinigungs-unternehmens, das bundesweit für die Hotelkette tätig ist. „Gibt es Vorgaben, in welcher Zeit ich ein Zimmer gereinigt haben muss?“ – „Ja. Für ein Bleibezimmer haben Sie zehn Minuten Zeit, für ein Abreisezimmer 28 Minuten.“ – „Und wenn ich das nicht schaffe?“ – „Dann fliegen Sie raus!“

Wie die Löhne derer berechnet werden, die sich auf solche Arbeitsbedingungen einlassen, berichtet eine Berli-ner Mitarbeiterin des Reinigungsunternehmens in einem Schreiben an H&K: „Ich habe einen Vertrag für 20 Stunden in der Woche (Mehrarbeit wird vorausgesetzt). Im Schnitt arbeite ich sechs Stunden und bekomme im Höchstfall fünf Stunden bezahlt. ... Mein Lohn setzt sich aus der Anzahl der gereinigten Zimmer zusammen, obwohl im Vertrag ein Stundenlohn von 8,15 (Euro, Red.) steht. Aber manchmal schreibt die Teamleiterin die Stunden so zurecht, wie sie es braucht, damit sie ihre Prämie bekommt. Sehr auffällig ist auch, dass Zeiten oft im Nachhinein noch verändert werden. Alles wird natürlich immer mit einem Bleistift geschrieben.“ Weil die Frau trotz der Missstände ihren Job nicht verlieren will – sie musste vorher von Hartz IV leben – will sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen.

Der Pressesprecher der Hotelkette, der solche Berichte nicht kennt, verweist in einem allgemeinen Statement für H&K auf das „Kontrollverfahren der Stundenaufzeich-nungen“, das derzeit eingerichtet werde und „im Verdachts-fall den entsprechenden Aufschluss bieten soll“. Doch wer sollte hier warum Verdacht schöpfen, wo die um Lohn geprellte Mitarbeiterin kaum weiß, an wen sie sich wenden soll? Und wie sollten möglicherweise gefälschte Stunden-zettel als solche entlarvt werden, wenn nicht mal staatlichen Kontrolleuren etwas auffällt? Das Reinigungsunternehmen jedenfalls erklärt auf Nachfrage, in den vergangenen zwölf Monaten seien alle von der Firma in Berlin betreuten Hotels vom Zoll kontrolliert worden. „Es gab dort wie auch bei

ein zimmermädchen berichtet:„Ich arbeite in einem

großen Hotel für eine

Reinigungsfirma. In

meinem Vertrag steht,

dass ich 8,15 Euro die

Stunde verdiene. Dafür

müsste ich allerdings

drei Zimmer die Stunde

putzen. Das schafft

kein Mensch! Zwei

Zimmer pro Stunde sind

realistisch: Beim einen

brauchst du 20 Minuten,

weil der Gast nicht mal

geduscht hat. Dafür ist

das nächste so verdreckt,

dass du fast eine Stunde

am Schrubben bist. Und

dann brauchst du ja auch

noch Zeit, um Wäsche zu

holen, oder du wartest

auf ein freies Zimmer –

und diese Zeit wird nicht

bezahlt.

Tatsächlich liegt mein

Stundenlohn bei 5,50

Euro. Den anderen

Zimmermädchen geht

es genauso. Warum sich

keiner wehrt? Wir haben

alle Angst. Wer gibt uns

Arbeit, wenn wir rausflie-

gen? Wir brauchen das

Geld – und wenn es noch

so wenig ist.“

(Susanna, 30, Name

geändert, Red.)

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Kontrollen in Objekten im gesamten Bundesgebiet keinerlei Beanstandungen.“

Das staatliche Kontrollsystem versagt. Mehr als vier Jahre lang ermittelte das Landeskriminalamt gegen elf Männer, die in großem Stil dubiose Hotelreinigungsfirmen betrieben und ihre Mitarbeiter ausgebeutet haben sollen. Über die Razzia in mehr als 40 Hamburger Hotels im Februar 2006 wird bis heute in der Reinigungsszene geraunt, von banden- und gewerbsmäßiger Beihilfe zum illegalen Aufenthalt über Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt bis zum Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeits-

kraft reichten die Vorwürfe der Ermittler. 180 Aktenordner füllt das Beweismaterial, zu einer Anklage wird es dennoch nicht kommen, heißt es auf Hinz&Kunzt-Anfrage, eine Gesetzesänderung sei schuld. „Es ist geplant, die Verfahren gegen Zahlung von Geldbußen einzustellen“, so die Staats-anwaltschaft. Warum nicht einmal, wie andernorts, eine Anklage wegen Steuerhinterziehung möglich ist, wollte die Behörde mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht erklären. Derweil ist mindestens einer der Beschuldigten weiter im Geschäft: Er betreibt eine Dienstleistungsfirma, die unter anderem in einem Hamburger Vier-Sterne-Hotel tätig sein soll – mit Zimmermädchen aus Osteuropa.

„Eine Bezahlung pro gereinigtem Zimmer ist nicht gerecht“, sagt Lidija Jevremovic-Levarda. Die 37-Jährige arbeitet seit 13 Jahren im Hotel Madison. Ihr Lohn: 8,65 Euro die Stunde. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, deshalb meint sie: „7,50 Euro die Stunde ist die unterste Grenze“

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Noufoh Bougonou, das ehemalige Zimmermädchen im Hotel Stern, arbeitet heute für eine andere Reinigungsfir-ma. PM Landsmann hatte ihr zum 9. September gekündigt. Anfang Oktober schreibt Bougonous Anwalt erneut an Landsmann. Auf H&K-Nachfrage lässt die Firma über eine Anwältin mitteilen, es handele sich um ein „Missverständ-nis“, da „die Endabrechnung ... noch nicht erfolgt“ sei.

Die Fraatz Bartels Unternehmensgruppe, die neben dem Hotel Hafen Hamburg und dem Empire Riverside auch das Hotel Stern betreibt, erklärt am 14. Oktober auf Nachfrage: „Selbstverständlich gehen wir diesem Sach-verhalt nach.“ Die Firma PM Landsmann habe schriftlich versichert, dass sie „keine Mitarbeiter unter dem entspre-chenden Mindestlohn beschäftigt“.

Am gleichen Tag geht auf Noufoh Bougonous Konto eine Gutschrift ein: 1254,49 Euro von Landsmann, offenbar Lohn für August und September. Ob und inwieweit diese Summe die geforderten Nachzahlungen für Juni und Juli beinhaltet, blieb zunächst unklar: Die angekündigte End-abrechnung lag bis Redaktionsschluss nicht vor. mitarbeit: beatrice bLaNK, soNJa coNrad, HeLLmutH

daNieL, cHristiaNe HeiNemaNN, aNdreas KLebscH, JaN

Köster, birgit mÜLLer, NicoLas scHoLLmeyer, WeNcKe

stegemaNN

Anders übernachten!Ein Kommentar von Ulrich Jonas

Es ist ein Skandal, der sich im Verborgenen abspielt: Zim-mermädchen putzen in manchen Hotels als Angestellte oder Sub-Sub-Unternehmer von Reinigungsfirmen für Hunger-löhne. Offiziell gibt es das nicht. Sagen die Hoteliers. Sagen die Reinigungsunternehmer. Denn sie profitieren beide.

Manchmal kommt der Zoll ins Hotel. Manchmal fällt ihm auch etwas auf. Wenn es dann gut kommt, wird der Reinigungsunternehmer belangt. Die Hoteliers aber bleiben unbehelligt. Sie sind ja nur die Auftraggeber einer Dienst-leistung – also der Hase, der nichts weiß.

Die Wahrheit ist eine andere: Längst gibt es Hinweise darauf, dass manch Hotelbetreiber die Ausbeutung seiner Zimmermädchen mindestens billigend in Kauf nimmt.

Die Zimmermädchen sind so oder so die Verlierer. Doch sie wehren sich nicht. So groß ist die Angst vor der Arbeitslosigkeit mittlerweile, dass Menschen auch für Stun-denlöhne unter fünf Euro malochen, ohne zu murren.

Gefordert sind viele: Der Staat muss endlich auch Hotelbetreiber in die Haftung nehmen – Geldbußen bis 500.000 Euro sind möglich, wenn ein Auftraggeber von Gesetzesverstößen wusste. Die Gewerkschaften müssen in die Hotels gehen und aufklären: Mindestens 8,15 Euro die Stunde stehen Angestellten von Reinigungsfirmen per Ge-setz zu! Und jeder Einzelne von uns muss sich klarwerden darüber, dass billig nicht immer gut ist. Dass wir auf die 22,50-Euro-Nacht wenn möglich verzichten sollten, wenn wir es ernst meinen mit unserem sozialen Gewissen.

Fragen Sie nach! Beim Hotelier und beim Zimmer-mädchen, immer wieder! Denn ohne Druck wird sich das System der sauberen Geschäftsmänner nicht verändern.

wAs dEnkEn siE über die Löhne von Zimmermädchen und die sauberen Geschäftsmänner? Schreiben Sie uns an eine E-Mail an [email protected] oder faxen Sie uns an 040/303 996 38.

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Der Hinz&Kunzt-Hotel-Führer

Airlines HotelAlbertus Paris Stadt AppartementAußenalster HotelAuto-Parkhotel HamburgBest Western Premier Alsterkrug HotelCondi-HotelDaily Fresh HotelEilenau HotelElbbrücken-HotelEuropäischer HofFairmont Hotel Vier JahreszeitenFrauenhotel HanseatinFritzhotelGalerie-Hotel Sarah PetersenHeikotel - Hotel Am StadtparkHeikotel - Hotel Wiki (1)Heikotel - Hotel WindsorHotel AbteiHotel Alster-Hof (2)Hotel Am ElbuferHotel AmsterdamHotel AusspannHotel Baseler HofHotel Baurs ParkHotel BellmoorHotel Bergedorfer HöheHotel Berlin (3)Hotel Boberger HöheHotel BostonHotel CommerzHotel EggersHotel FresenaHotel Garni Fock & ObenHotel-Garni HansenHotel HansehofHotel HanseportHotel HeimfeldHotel HeubergHotel Imperial (3)Hotel KönigshofHotel KrögerHotel Lindtner (3)Hotel Louis C. Jacob (3)Hotel Meiendorfer ParkHotel MiramarHotel Mittelweg

Knapp 300 Hotels in Hamburg hat Hinz &Kunzt in den ver-gangenen Wochen angeschrie-ben – per Mail und zusätzlich per Fax. „Wie stellen Sie sicher, dass die Reinigungskräfte, die in Ihrem Hotel arbeiten, nach Tarif bezahlt werden?“, wollten wir wissen. 181 Hotels haben uns bis Redaktionsschluss Auskunft erteilt. Wir haben alle Hotels in sieben Kategorien eingetei lt . Hoch eingestuft haben wir Häuser, die selbst Zimmermädchen einstel-len und sie mit festen Monats- bzw. Stundenlöhnen bezahlen. Niedriger eingestuft haben wir Häuser, in denen die Zimmer-mädchen als Angestellte einer Reinigungsfirma in aller Regel pro gereinigtem Zimmer bezahlt werden.Die Zuordnung erfolgt auf Basis von Hotelangaben, Auskünften von Reinigungsfirmen, Infor-mationen der Prüf- und Bera-tungsstelle für das Gebäuderei-nigerhandwerk sowie eigenen Recherchen.Unter der Rubrik „Nicht teil-genommen“ finden Sie Häuser, die uns ausdrücklich keine Aus-künfte geben wollten. Außen vor blieben Hotels, bei denen wir nicht sicherstellen konnten, dass unser Schreiben die Geschäftsführung erreicht hat.

Hotel Norddeutscher HofHotel Norderstedter HofHotel Panorama HarburgHotel SchanzensternHotel Schanzenstern AltonaHotel SchmitzHotel SchwanenwikHotel Senator (3)Hotel St. Annen (4)Hotel TiefenthalHotel VorbachHotel WedinaHotel Zur KastanieHotel zur WindmühleKocks Hotel GarniLandhaus FlottbekLandhaus OhlstedtMadison Hotel (5) MeinhotelRock’n’Roll Hotel KoggeSchlafloungeSüllberg Hotel YoHo-the young hotel

(1) zum Teil noch Bezahlung pro gerei-nigtem Zimmer (alte Arbeitsverträge)(2) auch Fremdfirma mit Gütesiegel im Haus(3) rund 50 Prozent Fremdfirma, die tarifliche Bezahlung vertraglich zusichert(4) 1-2 Zimmermädchen von Fremd-firma mit Gütesiegel(5) rund 50 Prozent Fremdfirma mit Gütesiegel

*****ausschließlich oder überwiegend Hotelangestellte, fester Stundenlohn 7,50 Euro brutto und mehr

****ausschließlich oder überwiegend Hotelangestellte, fester Stunden-lohn 7 Euro brutto und mehr

Forsthaus BergedorfHotel AarhusHotel Alte WacheHotel BlancoHotel Accord Novum (1)Hotel Beim FunkHotel Continental Novum (1)Hotel Eleazar Novum (1)Hotel Hamburg Novum (1)Hotel LilienhofHotel MaassenHotel Oldenburg Novum (1)Hotel Polo Novum (1)Hotel SchümannHotel Stadt NorderstedtHotel VillageMotel 21Nippon HotelNordic Hotel WandsbekScheideholzer HofSide Hotel (2)StadthaushotelWilhelmsburger Hof

(1) 50 Prozent Fremdfirma, die tarif-liche Bezahlung vertraglich zusichert(2) 30 Prozent Fremdfirma, die tarif-liche Bezahlung vertraglich zusichert

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Wir vergeben Sterne für fairen Lohn: Wie es Hamburger Häuser mit ihren Zimmermädchen halten. aktualisierte und erweiterte Fassung

***überwiegend Angestellte einer Fremdfirma, die das Gütesiegel für Gebäudereiniger trägt

Apartment-Hotel Hamm (1)Crowne Plaza HamburgEast Hotel (1)Empire RiversideGastwerk-Hotel HamburgGresham Carat Hotel (2) Hotel Atlantic Kempinski (3)Hotel Fürst Bismarck (1)Hotel Grand ElyséeHotel Hafen HamburgHotel InterContinental (1)Hotel NewLivingHomeHotel SmolkaHotel Wagner (2)Junges Hotel (2)Le Royal Méridien Hamburg (1)Mövenpick Hotel (4)Motel One Hamburg Altona (2)Panorama Inn Steigenberger Hotel (1)SuperbudeTagungshotel Hamburg25hours Hotel

(1) Fremdfirma hat Gütsesiegel im Oktober verloren(2) kein Gütesiegel, aber Hotelchef überprüft nach eigenen Angaben regel-mäßig Bezahlung(3) Fremdfirma zertifiziert nach den Richtlinien des Qualitätsverbands Gebäudereinigung(4) zwei Firmen, darunter eine mit Gütesiegel; Anstellung hoteleigener Zimmermädchen geplant, Bewer-bungsverfahren läuft

**überwiegend Angestellte einer Fremdfirma, die das Gütesiegel für Gebäudereiniger beantragt hat / beantragen will

Entrée-Residenz&Garni HotelGHotelHoliday Inn HamburgHotel AustriaHotel BöttcherhofHotel EngelHotel Stella MarisLindner Hotel am Michel Maritim Hotel ReichshofNH Hamburg-Altona NH Hamburg-CityNH Hamburg-Norge

*überwiegend Angestellte einer Fremdfirma, die Tariflohn ver-traglich zusichert

A&O City HauptbahnhofA&O City Rathaus HammBest Western Hamburg Interna-tionalBest Western Hotel St. RaphaelBest Western Raphael Hotel AltonaCourtyard by Marriott Hamburg AirportDorint Novotel Hamburg AlsterDorint Sofitel Am Alten WallEtap Hotel Hamburg St. PauliEtap Hotel Hamburg-WandsbekEtap Hotel Hamburg City Holiday Inn Hamburg Kieler StraßeHotel am RothenbaumHotel CentralHotel City HouseIbis Hamburg AirportIbis Hamburger AlsterIbis Hamburg AltonaIbis Hamburg St. PauliIbis Hamburg WandsbekIntercity Hotel Hamburg Haupt-bahnhofMercure Hamburg CityMercure Hotel Hamburg Airport NordMercure Hotel Hamburg an der MesseMercure Hotel MeridianNordic Hotel DomicilNovotel Hamburg AirportNovotel Hamburg AlsterNovotel Hamburg ArenaPark Hyatt HamburgPark Inn Hamburg NordQuality Hotel AmbassadorRelaxa Hotel BellevueRenaissance HotelSteigenberger Hotel TreudelbergSuitehotel Hamburg City

oFremdfirma, keine vertragliche Zusicherung, dass Tarif lohn gezahlt wird

Hotel Lumen am HauptbahnhofHotel Residence HamburgHotel Terminus am Hauptbahn-hof

Nicht teilgenommen Teilnahme nicht erwünscht

Arcotel Rubin Brennerhof Garten Brennerhof Sphinx Golden Tulip Hamburg Aviation Hamburg Marriott Hotel Hotel BehrmannHotel Blankenese Hotel Hagemann Hotel Kronprinz Hotel Rosengarten Hotel Schmidt Kieler Hof Ökotel Hamburg Racket Inn Radisson SAS

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Hamburger Nebenschauplätze Der etwas andere Stadtrundgang Wollen Sie Hamburgs City einmal mit anderen Augen sehen? Abseits der teuren Fassaden zeigt Hinz&Kunzt Orte, die in keinem Reiseführer stehen. Sie erleben die Straße als Wohnort und lernen Anlaufstellen Obdachloser kennen. Infos unter: www.hinzundkunzt.de, Kostenbeitrag: 10/5 Euro

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Reichlich ArmutHartz Iv in Hamburg – die aktuellen daten aus den Stadtteilen

Wie viele Hartz-IV-Empfänger gibt es in Steilshoop? Auf wie vielen Quadratmetern leben die Menschen in Nienstedten? Und in welchem Stadtteil gibt es die meisten Schulabbrecher? Diese Fragen beantworten wir in unserer aktualisierten Armutskarte.

Immerhin: Einige Stadtteile stehen einen Hauch besser da als vor einem Jahr. Der Anteil der Leistungsempfänger auf der Veddel ist beispielsweise von 30,5 auf 29,6 Prozent gerutscht; Kleiner Grasbrook und Steinwerder (30,1) führen jetzt die Skala an. Rosig sieht es in vielen Stadtteilen trotz-dem nicht aus: In 13 von 98 Stadtteilen leben mehr als 20 Prozent Hartz-IV-Empfänger. In dreien der Stadtteile, die im Senatsprogramm „Lebenswerte Stadt“ gefördert wurden, leben jetzt rund ein Prozent mehr Hartz-IV-Empfänger als vorher. In Lohbrügge ist die Zahl gleich geblieben, verbessert hat sich die Situation in Barmbek-Süd und Altona-Altstadt.

Es verwundert nicht, dass es in Stadtteilen mit wenigen Hartz-IV-Empfängern auch weniger Schulabbrecher gibt. In fünf sozial schwachen Stadtteilen bricht jedes fünfte Kind die Schule ab. Einzige Überraschung: in Eppendorf ebenfalls. Alarmierend: In Altona-Altstadt und Hamm-Mitte machen rund 40 Prozent der Schüler keinen Schulabschluss. Problematisch auch die Situation in Billstedt und Wilhelmsburg: Jeder Vierte bezieht Hartz IV, und mehr als jedes fünfte Kind bricht die Schule ab. In Sachen Chancengleichheit gibt’s in Hamburg viel zu tun. bim

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Mit rund 68.000 Ein-wohnern ist Billstedt einer der größten Stadtteile Hamburgs. Fast jeder vierte dort bekommt Leistungen nach Hartz IV

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Wohldorf-ohlstedt

duvenstedt

Lemsahl-mellingstedt

bergstedt

volksdorfsasel

poppen-büttel

Hummels-büttel

Langenhorn

Wellingsbüttel

rahlstedtfarmsen- berne

tonndorf

Jenfeld

bramfeld

steils-hoop

ohlsdorffuhlsbüttel

großborstel alsterdorf

Winterhudebarmbek- Nord

Wandsbek

duls-berg

barmbek-süd

uhlen- horst eilbek marienthal

Hornbillstedt

Niendorfschnelsen

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stellingenLokstedt

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billbrook

rothen-burgsort

Hamm süd

Hamm mitte

Hamm Nord

Hohen-

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Klostertor/Hammer-brook

veddel

moorfleet

billwerder

Lohbrügge

allermöhe

Kirchwerder

reitbrook

ochsenwerder

taten-berg

spa-den-land

Wilhelmsburg

Neuland/ gut moor

Harburg

Wilstorf

rönne-burgLangen-

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sinstorf

marmstorf

eißendorf

Heimfeld

Hausbruch

altenwerder/ moorburg

Neugraben- fischbek

francop

Neuenfelde

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finkenwerder/ Waltershof

Kleiner grasbrook/ steinwerder

Hamburg altstadt

Neu-stadt

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altona altstadt

ottensenothmarschenNienstedten

blankenese

rissensülldorf

iser-

brook

osdorf

Lurup

bahrenfeld

groß flottbek

altona Nord

eimsbüttel

rotherbaum

Harvestehude

st. georg borg-

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Hoheluft ost

Hoheluft West

bezirk bergedorf

bezirk Harburg

bezirk Hamburg mitte

bezirk Hamburg Nord

bezirk altona

bezirk eimsbüttel

bezirk Wandsbek

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Stand: März 2008

Quelle: Statistikamt Nord, Hamburger Stadtteilprofile 2008

Auf dieser Karte sehen Sie, wie Hartz IV die Stadt prägt. In manchen Stadtteilen leben mehr als

20 Prozent Hilfeempfänger (rot), in anderen sind es nicht mal fünf Prozent (grün). Der Durch-

schnittswert für Hamburg beträgt 11,7 Prozent. Gezählt werden alle, die länger als ein Jahr

arbeitslos sind und Arbeitslosengeld II bekommen, sowie Angehörige, die nicht erwerbsfähig

sind und Sozialgeld erhalten. In der Tabelle finden Sie die Hartz-IV-Quote für jeden Stadtteil.

Um ein Schlaglicht auf Wohnsituation und Bildungschancen zu werfen, haben wir außerdem die

Wohnfläche pro Einwohner (qm) aufgeführt und die Quote der Schulabbrecher (o.A.*), also je-

ner Schüler, die ohne Abschluss die Schule verlassen. Auch diese Zahlen veranschaulichen das

soziale Gefälle in Hamburg. Die Daten beziehen sich auf 98 Stadtteile, die neuen Stadtteile Stern-

schanze und HafenCity (seit März 2008) sind noch nicht berücksichtigt. detLev brocKes

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Die Hartz-IV-Karte

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Lohbrügge

bergedorf

curslack

altengamme

Neuengamme

bezirk bergedorf

bezirk Wandsbek

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stadtteil % qm o.a.*

Über 20 prozent

Kleiner Grasbrook 30,1 28,1 k.A.

und Steinwerder

Veddel 29,6 24,9 k.A.

Wilhelmsburg 26,3 28,1 21,7

Billstedt 24,8 30,9 22,1

Jenfeld 24,2 29,9 14,2

Billbrook 23,9 30,7 k.A.

Dulsberg 22,8 31,4 1,1

Rothenburgsort 22,6 29,5 k.A.

Steilshoop 21,4 32,3 23,0

Harburg 21,1 30,1 16,8

Klostertor und

Hammerbrook 21,0 34,9 k.A.

Horn 20,9 31,2 11,6

Hausbruch 20,1 33,9 3,8

15 bis 20 pozent

Allermöhe 19,3 26,6 10,5

Hamm-Süd 18,4 33,2 4,2

St. Pauli 18,3 30,8 k.A.

Lurup 17,5 32,6 18,6

Altona-Altstadt 16,8 31,7 42,6

Hamm-Mitte 16,1 31,7 39,6

Heimfeld 15,3 33,8 3,6

Altona-Nord 15,0 32,5 3,4

10 bis 15 prozent

Neugraben-Fischbek 14,8 31,4 12,3

Osdorf 14,8 37,3 7,5

Wilstorf 14,5 33,6 3,0

Bergedorf 13,3 36,7 6,7

Lohbrügge 13,0 35,2 11,6

Neustadt 12,7 35,2 20,0

Eidelstedt 12,6 35,2 3,5

Tonndorf 12,3 37,5 k.A.

Barmbek-Nord 11,9 36,9 8,0

Eißendorf 11,8 37,6 4,3

Rahlstedt 11,6 37,1 18,1

Hummelsbüttel 11,3 39,3 1,8

Bramfeld 11,2 37,0 17,3

Farmsen-Berne 11,2 33,8 9,9

St. Georg 11,0 31,4 3,0

Wandsbek 10,5 35,9 6,3

Neuenfelde 10,4 36,0 k.A.

Langenhorn 10,3 35,0 2,7

Stellingen 10,3 36,7 8,2

Borgfelde 10,2 33,1 k.A.

Bahrenfeld 10,1 32,2 11,6

stadtteil % qm o.a.*

5 bis 10 prozent

Hamm-Nord 9,9 36,3 21

Barmbek-Süd 9,7 36,9 26,3

Waltershof und

Finkenwerder 9,7 36,3 7,3

Ottensen 9,4 36,1 k.A.

Schnelsen 9,4 36,0 3,2

Hamburg-Alstadt 9,2 56,8 k.A.

Eilbek 9,1 37,6 k.A.

Cranz 9,0 41,2 k.A.

Lokstedt 8,7 35,8 k.A.

Hohenfelde 8,6 38,7 k.A.

Altenwerder

und Moorburg 8,2 39,2 k.A.

Fuhlsbüttel 8,2 40,1 k.A.

Groß Borstel 8,2 39,8 k.A.

Sinstorf 8,1 35,3 k.A.

Eimsbüttel 7,9 36,6 11,0

Ohlsdorf 7,9 37,5 0,0

Langenbek 7,8 35,1 k.A.

Neuland und Gut Moor 7,3 36,4 k.A.

Rönneburg 6,8 31,6 k.A.

Iserbrook 6,6 38,2 k.A.

Sülldorf 6,5 k.A.

Alsterdorf 6,0 38,6 16,2

Winterhude 6,0 41,0 3,6

Marmstorf 5,5 40,4 12,1

Marienthal 5,4 44,4 12,2

unter 5 prozent

Hoheluft-West 4,9 38,5 k.A.

Niendorf 4,8 40,1 7,6

Hoheluft-Ost 4,7 42,0 9,4

Curslack 4,6 32,1 k.A.

Francop 4,4 47,6 k.A.

Harvestehude 4,3 51,0 2,0

Moorfleet 4,1 49,3 k.A.

Billwerder 4,0 36,5 k.A.

Spadenland 4,0 37,5 k.A.

Rotherbaum 3,9 42,3 k.A.

Uhlenhorst 3,9 46,6 0,0

Reitbrook 3,5 44,8 k.A.

Eppendorf 3,3 43,4 22,1

Duvenstedt 3,1 39,7 k.A.

Altengamme 2,9 40,0 k.A.

Volksdorf 2,9 43,4 1,6

Kirchwerder 2,8 40,6 k.A.

Bergstedt 2,7 41,3 9,8

Rissen 2,7 44,3 1,8

Poppenbüttel 2,4 43,9 1,9

Neuengamme 2,1 41,2 k.A.

Tatenberg 2,1 40,9 k.A.

Ochsenwerder 1,9 42,5 k.A.

Sasel 1,7 45,1 0,0

Blankenese 1,6 54,2 2,9

Wellingsbüttel 1,6 52,8 1,8

Groß Flottbek 1,2 45,2 k.A.

Wohldorf-Ohlstedt 1,2 56,1 0,9

Othmarschen 1,1 51,3 7,3

Lemsahl-Mellingstedt 1,0 45,3 k.A.

Nienstedten 0,9 52,6 k.A.

* o.A.: ohne Schulabschluss. k.A.: keine Angabe. Die Schulen sind ungleich über die Stadtteile ver-teilt, dadurch gibt es nicht immer aussagekräftige Quoten. Für die Prozentangaben in der Tabelle wurden nur Stadtteile berücksichtigt, in denen ein Hauptschulabschluss möglich ist und die mindestens 50 Schulentlassene aufweisen.

Stand: Hartz-IV-Empfänger: März 2008, Wohnfläche: 2007, Schulab-brecher: Schuljahr 2006/2007

Quellen: Hartz-IV-Empfänger und Wohnfläche: Statistikamt Nord, Hamburger Stadtteilprofile 2008

Schulabbrecher: Bürgerschaftsdrucksache 19/967, Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Ties Rabe

Hartz-iv-empfänger

in prozent der bevölkerung

mehr als 20 Prozent

15 bis 20 Prozent

10 bis 15 Prozent

5 bis 10 Prozent

weniger als 5 Prozent

anteil von Hartz-iv-empfängern, Wohnfläche, schulabbrechern

Stadtteile, die in den nächsten Jahren

mit dem Senatsprogramm „Lebenswerte

Stadt“ gefördert werden

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Den 1. FC St. Pauli mochte sie schon, als sie noch in Regensburg wohnte. Nun geht Au-relia Berghahn zu fast jedem Heimspiel – der Verein spendet Hinz&Kunzt Dauerkarten, die Verkäufer nutzen können. Auf den Stehplätzen der neuen Südtribüne lebt sie schon einmal ihren größten Traum: eine eigene Wohnung. „Ich suche mit meinem Freund ein Zuhause“, sagt die 25-Jährige.

Als Kind spielte Aurelia gerne mit Playmo-bil. Ihren Namen erhielt sie von ihrer franzö-sischen Mutter, die sie im Alter von zwei Jahren zur Adoption freigab. In einer Pflegefamilie mit zwei Töchtern wuchs Aurelia auf: „Ich hatte eine schöne Kindheit.“

Die Playmobil-Figuren auf dem Tisch stellt sie so auf, wie sie es erlebte: die Familie, die eine graue und eine schwarze Katze besaß, dahinter ihre leibliche Mutter. Aurelia fand sie, als sie 18 wurde. Die Mutter wollte sie nicht sehen. Ganz hinten steht der leibliche Vater, den Aurelia

nicht kennt. Jahrelang organisierte Aurelia in Regensburg – der Stadt an der Donau, die zwei Schlüssel als Wappen trägt – große Mittelalter-Feste: „Ich mag einfach, wie die Menschen damals lebten, mit ihrem Handwerk und ihrer einfachen Lebensweise.“ Aurelia trug dabei gern Gewänder in Schwarz und Rot – „weil das die Farben der Anarchie sind“.

Die gelernte Hauswirtschafterin fing ge-rade mit der Ausbildung zur Heilerziehungs-pflegerin an, als sie dort wegen Drogen aus dem Wohnheim flog. Dann wollte sie nur noch weg aus Regensburg. In den Norden, wo sie oft Urlaub machten. Ihr Traum ist es, noch einmal eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu beginnen und mit behinderten Menschen zu arbeiten.

Herzlichen Dank an den FC St. Pauli, Mytholon Store for Mystic Lifestyle und das Deutsche Rote Kreuz

Aurelia Berghahn

Lebensbilder das ist meine Welt: Hinz&Kunzt-verkäufer erzählen die Geschichte ihres Lebens in einer Momentaufnahme

Von Joachim Wehnelt (Konzept und Text) und Mauricio Bustamante (Fotos)

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Für einen Schauspieler ist die Bühne „ein heiliger Raum“, sagt der 62-Jährige, als er die Bretter des Ernst Deutsch Theaters betritt. Die Suche danach, was die Welt im Innersten zusammenhält, führt Jan Sjoerds zur Literatur, in Hörsäle und fremde Städte.

Er wurde in Valkenburg nahe Maastricht geboren, wuchs dort mit drei Geschwistern auf. „Schon als Kind wechselten meine Ge-fühle stark“, sagt Jan Sjoerds und lacht. „Die Erwachsenen sagten gerne: Jantche weint, Jantche lacht.“

Mit 16 Jahren sah er im Theater „Auf-zeichnungen eines Wahnsinnigen“ von Gogol und war von der Aufführung über einen Mann, der immer mehr den Bezug zur Realität verliert, so fasziniert, dass er wusste: „Ich will Schauspieler werden.“

Mit 20 Jahren verließ er Holland, sprach in Wien am berühmten Max Reinhardt Semi-nar vor und wurde sofort genommen. Danach trat er an Bühnen wie dem Theater Bremen auf. Immer dabei: die Bücher, die ihm am Her-zen liegen, wie Kleists Gedichte und das „Tao te king“ von Lao Tse.

Weil er sich für Philosophie interessiert, studierte er einige Semester lang in Hamburg. Zwischendurch war er Tai-Chi-Lehrer, lief 15

Marathons und wurde Vater von zwei Kindern und Großvater von zwei Enkelkindern.

Mit der Lee-Strasberg-Methode entdeckte er die Schauspielerei noch einmal neu. Beim sogenannten Method Acting, das aus den eige-nen Erfahrungen und Gefühlen schöpft, setzen sich die Schauspieler gerne auf einen Stuhl, um sich auf die Rolle zu fokussieren. Auf Kampna-gel gab er selbst Kurse für Schauspieler. Anfang 2004 stand er zum letzten Mal auf der Bühne.

Er ging der Liebe wegen nach München, bekam dort keine Engagements und wollte einen Taxischein machen. Es klappte nicht. Anfangs wohnte er in einer Pension. Als die Beziehung zerbrach, landete er auf der Straße.

Eine ältere Dame aus Hamburg bot ihm an, dass er in ihrem Speicher übernachten konnte. Ende 2004 kam er nach Hamburg.

Heute trifft er fast jeden Abend an der Bus- haltestelle an der Friedensallee seinen obdach-losen Freund Rolf, einen Physiker, und unter-hält sich mit ihm über aktuelle Themen aus Politik und Literatur, von der Finanzkrise bis zur Teilchenphysik. „Es ist wichtig, etwas über das Leben zu lernen.“

Herzlichen Dank an das Ernst Deutsch Theater, den HVV und die Zentralbibiliothek

Jan Sjoerds

„Die Erwachsenen sagten gerne: Jantche weint, Jantche lacht“

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Als er auf der Straße landete, durfte er manch-mal bei fremden Menschen übernachten. „Ich kochte für sie zum Dank“, sagt der 60-Jährige. Essen ist für ihn Soulfood, Seelennahrung. In der Mietküche „Gekreuzte Möhrchen“ bereitet er sie zu.

Als kleiner Junge spielte Herbert in den Ruinen von Berlin. Als junger Mann lernte er Taekwondo und machte den blauen Gürtel, spielte Gitarre und malte Aquarelle. Mit 41 Jahren gründete der Dachdeckermeister eine eigene Firma und lebte in einer 185 Quadrat-meter großen Wohnung. Dann brannte sein Geschäftspartner mit umgerechnet 700.000 Euro durch und hinterließ Schulden. Herbert Bartz stand vor dem Nichts. In Berlin brach er alle Kontakte ab.

In Hamburg fing er noch einmal von vorne an. In einem Zelt lebte er ab Januar 1997 im Wald am Falkensteiner Ufer der Elbe. Sein ers-tes Aquarell malte er mit Selters, weil die nicht so schnell gefriert wie Wasser. Sein Bild von

der Petrikirche verkaufte er für zehn Mark. „Da wusste ich, ich schaffe es.“

In Altona verkauft er Hinz&Kunzt. Eine Kundin gab ihm fünf Kerzen: eine weiße für innere Zufriedenheit, eine gelbe für geregeltes Einkommen, eine blaue für Anerkennung, eine grüne für Gesundheit und eine rote für die Liebe. Herbert Bartz zündete die rote an. Drei Monate später fand er seine Freundin Ingrid.

Inzwischen lebt er in einer eigenen Woh-nung, machte drei Ausstellungen mit seinen Aquarellen und schreibt jeden Tag in eine schwarze Kladde, was ihm passiert.

8000 Euro Schulden hat er noch. Monat-lich zahlt er 55 Euro zurück. „Ich wünsche mir, dass ich irgendwann schuldenfrei bin“, sagt er. Seit Kurzem hat er wieder Kontakt zu seiner Familie in Berlin aufgenommen.

Herzlichen Dank an die Mietküche „Gekreuzte Möhrchen“, Emil Lüdemann GmbH und die Taekwondo-Schule HWAN-OONG

Herbert Bartz

„Ich wünsche mir, dass ich irgendwann schuldenfrei bin“

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Dietrich WersichSenator für Soziales, Familie, Gesundheit und verbraucherschutz

Gern erfülle ich die Bitte, anlässlich des „15.“ von Hinz&Kunzt etwas zur Obdach- und Wohnungslosenhilfe zu schreiben. Das Team hat die Entwicklungen der Obdach- und Woh-nungslosenhilfe immer engagiert und kritisch

begleitet und den Betroffenen eine öffentliche Stimme gegeben. Das Hamburger Hilfesystem für wohnungs- und obdachlose Menschen wurde in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. So gibt es nicht nur den Anspruch auf öffentliche Unterbringung und zum Beispiel das Winternotprogramm.Sondern mit den Fachstellen für Wohnungsnot-fälle, die wir 2005 in jedem Bezirk eingerichtet haben, setzen wir früher an und bündeln Leistungen. Sie tragen dazu bei, dass bei immer mehr Menschen mit drohendem Wohnungsverlust der Wohnraum gesichert werden kann. Neben dieser Umstrukturierung des Hilfesystems wur-den neue Projekte ins Leben gerufen, medizinische Hilfen entwickelt und gezielte Straßensozialarbeit initiiert. Gerade bei Gesundheit, aber auch für junge Obdachlose haben wir uns Weiteres vorgenommen, immer mit dem Ziel, den Menschen im täglichen (Über-)Leben Hilfe anzubieten, aber auch Wege in die Gesellschaft zu eröffnen. Ich hoffe, dass Hinz&Kunzt auch weiterhin die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese und andere Themen richtet, die sonst wenig Beachtung in der Gesellschaft finden.

Dietrich Wersich (CDU) ist seit Mai 2008 Präses der Hamburger Sozial- behörde. Der Behörden-Etat 2009 beträgt 2,4 Milliarden Euro. Mit 23 Prozent ist es der größte Anteil am Haushalt

Ortwin Runde ex-Sozialsenator in Hamburg

Als Hinz&Kunzt im November 1993 an den Start ging, herrschte in Hamburg blanke Wohnungsnot. Seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs Ende der 80er-Jahre musste die Stadt mehr als 100.000 Einwohner zusätzlich aufnehmen: aus Ostdeutschland, Polen und

anderen Ostblockländern. Wäre ich damals mit dem Begriff „wachsende Stadt“ als politische Vision für Hamburg gekommen, hätte man mich für verrückt erklärt. Die Zeiten ändern sich.

Um Asylbewerber unterzubringen, mussten wir zu Lösungen grei-fen, wie den Wohnschiffen Bibby Endeavour und Bibby Altona. Die Pavillondörfer ließen sich in Hamburgs wohlsituierten Vorstädten nur gegen erheblichen Widerstand durchsetzen. Obdachlose waren extrem schwer unterzubringen. Dass sich die Situation seitdem erheblich ver-bessert hat, liegt vor allem an den damaligen Bauprogrammen im sozi-alen Wohnungsbau. Hinz&Kunzt hat gleichzeitig einen sehr richtigen Ansatz verfolgt: den Obdachlosen ihre Würde zurückzugeben. Verkau-

fen statt betteln ist ein guter Weg zur Integration und hilft Vorurteile zu beseitigen. Ich habe damals mit Hinz&Kunzt gegen Forderungen der Handelskammer gekämpft, die auf eine Vertreibung von Obdachlosen aus der Innenstadt hinausliefen.

Wenn Hamburg eine wachsende Stadt sein will, kommt man nicht um öffentlich geförderten Wohnungsbau herum. Das gilt vor allem auch für die unteren Einkommensklassen. Hamburg braucht zusätzlich 8000 Wohnungen im Jahr.

Von 1988 bis 1993 war Ortwin Runde Sozialsenator in Hamburg, anschließend Finanzsenator und von 1997 bis 2001 Erster Bürgermeister. Heute ist er Bundes-tagsabgeordneter der SPD

Eckard Pahlkevorsitzender des Mietervereins zu Hamburg

Ich erinnere mich noch gut an „Die Nacht der Obdachlosen“, wohl in den Anfangsjahren von Hinz&Kunzt initiiert. Mit Schlafsack hatte ich mich am Gerhart-Hauptmann-Platz eingefun-

den. Es war ein tolles Erlebnis, die armen, aber doch vielfach fröhlichen Obdachlosen einmal aus der Nähe kennenzulernen. Leider hat sich vom nahen Rathaus nur ein einziger Abgeordneter blicken lassen. Das Problem Obdachlosigkeit hatte in der Politik keinen großen Stellenwert. Vielleicht sollte man so etwas einmal bei einigen Minusgraden – nicht wie damals im Juni – organisieren, die gesamten Abgeordneten ver-pflichten und die tatsächliche Not der obdachlosen Menschen erleben.

Hinz&Kunzt ist zu verdanken, dass das Obdachlosenproblem öf-fentlich gemacht wurde. Damit hat die Zeitschrift geholfen, viele Men-schen von der Straße zu bringen. Das Spektrum der Zeitschrift ist mit vielfältigen Themen umfangreich geworden.

Meine Meinung: Obdachlose sind auf einem guten Weg, wenn sie sich helfen lassen. Viele haben aber resigniert, verstecken sich, nehmen keine Hilfe an. Diese gilt es zu suchen, anzusprechen, ärztlich und psy-chotherapeutisch zu behandeln. In erster Linie müssen warme Unter-künfte für alle da sein. Deshalb fordern Mieterverein zu Hamburg und Deutscher Mieterbund ein Grundrecht auf Wohnen.“

Der Mieterverein zu Hamburg berät seine 53.000 Mitgliedshaushalte in allen Miet- und Wohnfragen und versteht sich als Interessensvertretung aller Hamburger Mieter

Die Experten-Kommission Fachleute erklären, was sich seit der Gründung von Hinz&Kunzt beim thema obdachlosigkeit getan hat und noch tun muss

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. . . für Hamburg!

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Diplom-Physiker und Rechtsanwalt

Ralf Wassermann

Unsere Bürogemeinschaft gratuliertHinz&Kunzt zum 15. Gebutstag undwünscht für die Zukunft alles Gute!

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Rainer AndresenLeiter Qualitätsmanagement beim Wohnungsunternehmen SaGa GWG

Jeder sechste Hamburger lebt in einer unserer Wohnungen,

darunter auch einige Hinz&Künztler, also ehemals Ob-dachlose. Die Gründung von Hinz&Kunzt 1993 hat sich für die Hamburger Wohnungswirtschaft sehr bemerkbar gemacht. Da war plötzlich jemand, der sich um Wohnungs-lose kümmerte und der Kontakt zu SAGA GWG hielt. Die Stadt hat damals eher kleinteilige Sonderprogramme vorgenommen und bei der Wohnungswirtschaft für 60 oder 100 Leute Wohnungen gesucht. Das war nie der große Wurf. Hinz&Kunzt hat dafür gesorgt, dass das Thema Obdachlosigkeit ins Blickfeld gerückt ist und die politische Entwicklung begleitet. Früher ging es eher um Einzelfälle, heute wird mehr übergeordnet gedacht. Das beste Beispiel dafür ist, dass sich Sozial- und Stadtentwicklungsbehörde sowie Wohnungswirtschaft 2004 über Belegungsverträge geeinigt haben: Seitdem stehen 600 zusätzliche Wohnungen für wohnungslose Menschen zur Verfügung. Der Start war sehr holprig, inzwischen ist die Entwicklung positiv. Wir als Vermieter haben sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem seit Gründung der behördlichen Fachstellen für Wohnungs-notfälle, ein Jahr später. Jetzt haben wir Ansprechpartner, wir wissen, es findet Begleitung statt. Dadurch gibt es auch weniger Probleme zum Beispiel mit Mietrückständen. Au-ßerdem haben die Behörden umgedacht und bemühen sich darum, eine Räumung zu vermeiden.

SAGA GWG ist Hamburgs größtes Wohnungsunternehmen.Zum Bestand gehören 135.000 Mietwohnungen

Stephan KarrenbauerHinz&Kunzt-Sozialarbeiter

Als ich 1995 bei Hinz&Kunzt a nf ing , f ühr te ich eines der ersten Gespräche mit einem Verkäufer, der auf St. Pauli in

einem Hotel untergebracht war – wie damals Hunder-te Obdachlose. Er erzählte, dass er seine Lebensmit-tel an der Deckenlampe auf hängte, zum Schutz vor Kakerlaken. Ich habe ihn in seinem Zimmer besucht, F

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Vor fünfzehn Jahren entstand im Diakonischen Werk Hamburg ein besonderes Projekt: das Straßenmagazin

seitdem eine von rund 1000 diakonischen Einrichtungen und Angeboten in Hamburg: Für alte und kranke Menschen, für Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen oder seelischen Leiden, für Suchtkranke, Migranten, Arbeitslose - und für Wohnungslose. Fast 18.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterarbeiten in der Diakonie in Hamburg zusammen mit ebenso vielen Ehrenamtlichen.

Hinz&Kunzt ist

www.diakonie-hamburg.de

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15 Jahre Hinz&Kunzt in unserer Mitte: Wir gratulieren!!

aus Hamburg nicht mehr wegzudenken. Hinz&Kunzt ist Hinz&Kunzt. Seine Verkäuferinnen und Verkäufer sind

und da habe ich verstanden, warum viele Leute lieber draußen schlafen. Seitdem hat sich viel verbessert. Es gibt unterschiedliche Wohnformen, wie die Container, in denen Obdachlose Ruhe finden und Kraft sam-meln können, um sich um eine eigene Wohnung zu bemühen.

Den zweiten Schock erlebte ich damals auf dem Sozialamt. Wer Unterstützung beantragen wollte, musste um 7 Uhr da sein und oft acht Stunden warten. Viele Obdachlose haben das nicht geschafft und somit auf vieles verzichtet. Hinz&Kunzt und die Zeitungskäufer haben ihnen wieder Mut gemacht, ihre Rechte wahrzunehmen. Auch wenn die Hartz-IV-Sätze zu knapp bemessen sind, für die Sozialarbeit sind die Regelungen eine Erleichterung: Die Obdachlosen müssen nicht mehr für jede Kleinigkeit einen Antrag stellen, weil es Pauschalen gibt. Damit sind auch der Willkür einzelner Sachbearbeiter Grenzen gesetzt.

Inzwischen gehören die Hinz&Künztler fest zu Hamburg. Einer-seits ist das gut: Wir haben ein Klima, in dem Forderungen wie „Bettler raus aus der Innenstadt“ von den Hamburgern abgeschmettert werden. Andererseits wird es nicht mehr als Skandal wahrgenommen, dass so viele Menschen auf der Straße leben. Die Empörung wachzuhalten, ist viel schwieriger geworden.

Das betrifft auch die Verkäufer: Viele Obdachlose geben sich heute damit zufrieden, in einer Notunterkunft zu leben. Auf dem Arbeits-markt haben sie sowieso kaum Chancen. Das liegt auch daran, dass es heute kaum noch Arbeits- und Fortbildungsangebote gibt. Heute gibt es nur noch Ein-Euro-Jobs, die ohne Perspektive sind.

Stephan Karrenbauer ist – zusammen mit Isabel Kohler – als Sozialarbeiter Ansprechpartner für die rund 400 aktiven Verkäufer des Hamburger Straßen-magazins. Außerdem ist er einer der politischen Sprecher von Hinz&Kunzt

Jürgen CoymLeiter des Geschäftsbereichs Wohnen bei fördern und wohnen

Hinz&Kunzt ist die Lobby und das Sprachrohr für obdachlose Menschen in Hamburg ge-worden. Sie tragen dazu bei, dass Obdachlose nicht nur als „Randfiguren“ wahrgenommen

werden, verankern das Thema mitten in der Gesellschaft und rütteln unzählige Menschen wach. Durch Ihre Verkäufer bekommen Obdach-lose ein Gesicht, sie gewinnen ihre Würde zurück.

Als Träger von Einrichtungen, in denen immer noch mehr als 2500 obdach- und wohnungslose Menschen leben, schätzen wir Hinz&Kunzt als kritischen, kooperativen Weggefährten. Auch wenn es uns nicht immer gleich gefiel, dass Sie den Finger in manche Wunde gelegt ha-ben, sind wir dankbar für Ihre „aktivierende“ Begleitung. Nicht zuletzt deshalb profitieren unsere Klienten heute von vielen Verbesserungen in unserem Angebot.

Das Problem der Obdachlosigkeit ist nicht gelöst, und es gibt weiter viel zu tun. Hinz&Kunzt ist die unverzichtbare „4. Gewalt“ in Ham-burg. Also: Bleiben Sie wachsam, kritisch und bissig – ganz so, wie es sich für 15-Jährige gehört.

fördern und wohnen ist ein Unternehmen öffentlichen Rechts der Stadt Ham-burg. In den Einrichtungen sind 9000 Obdachlose, Wohnungslose und Zuwande-rer untergebracht

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SAGA GWG Vermietungshotline: 0800SAGAGWG oder (0 40) 42 666 666www.saga-gwg.de

Wir gratulieren!

Hinz&Kunzt gehört zu Hamburg. Das beispielhafte Projekt setzt wichtigeImpulse für den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt und hilft direktden Betroffenen. Diese Hilfe zur Selbsthilfe wirkt nachhaltig.

Hamburgs großer Vermieter SAGA GWG engagiert sich für Quartiers-entwicklung in baulicher und sozialer Hinsicht und gratuliert zu 15 Jah-ren erfolgreicher und engagierter Arbeit.

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Peter Schröder-Reineke Projektentwickler beim diakonischen Werk Hamburg

Ein bleierner Vorhang lag vor 15 Jahren über dem Thema Obdachlosigkeit. Das Schicksal der betroffenen Ham-burger Bürger spielte, wenn überhaupt, nur um die Weihnachtszeit als rührselige Geschichte in der Presse eine Rolle. Massenunterkünfte, Vertreibung und eine sehr unzureichende insbesondere medizinische Versorgung waren an der Tagesordnung. Anfang der 90er-Jahre änderte sich die Lage: Dank der Aktion „Nacht der Wohnungslosen“ im Juni 1993, der Gründung der Selbsthilfegruppe OASE und Hinz&Kunzt wurde eine große Öffentlichkeit regelmäßig über die Nöte und Sorgen Obdachloser informiert. Eure Zeitung hat den Obdachlosen und der Obdachlosenhilfe mit ihren Angeboten in Hamburg ein Gesicht und eine Stimme gegeben. Die Hilfeangebote für Obdachlose haben sich in unserer Stadt seither erheblich verbessert, und viele Bürger und Politiker setzen sich für die Betroffenen ein. Vielen Dank dafür und macht weiter so, auf die nächs ten 15 Jahre. Peter Schröder-Reineke ist seit 23 Jahren beim Diakonischen Werk Hamburg (DW)

in der Wohnungslosenhilfe tätig. Das DW bietet zahlreiche Hilfen für Obdach- und Wohnungslose an und ist Hauptgesellschafter von Hinz&Kunzt

Michael Struck Initiator des Projektes neue Wohnung gGmbH

In den vergangenen 15 Jahren hat sich leider oft nichts Gutes für die Obdachlosen in Hamburg getan. Die Fachstellen in den Bezirksämtern sehen wir kritisch. Seit sie im Juli 2005 einge-

führt wurden, sollten sie Hilfe aus einer Hand bieten. Doch in Wahrheit ist es so, dass die Mitarbeiter Obdachlose erst einmal in Kategorien von I bis III einstufen. Wer wegen Schulden und langer Obdachlosigkeit in Kategorie III landet, gilt als nicht wohnfähig – und soll ein halbes Jahr später wiederkommen. Bis dahin soll er beweisen, dass er wohnen kann. Wie er in dieser Zeit etwas ändern soll, das wird nicht gesagt. So werden Menschen durch die Verwaltung einfach an den Rand gedrängt.

Außerdem haben wir schon vor Jahren 2000 Wohnungen für sozial Schwache gefordert. Fast nichts ist passiert. Obdachlose Männer – und es sind meist Männer – brauchen staatlich geförderte Ein-Zimmer-Wohnungen. Doch genau die werden fast nicht mehr gebaut. Zudem verloren vor Jahren die Wohnungsbaugenossenschaften ihre Gemein-nützigkeit. Da ist es kein Wunder, dass sie nicht mehr gemeinnützig tätig sind. An diesen Entwicklungen wird deutlich, dass sich die Situation der Obdachlosen in den vergangenen 15 Jahren verschlechtert hat.

Michael Struck und die Neue Wohnung gGmbH betreiben drei Containersied-lungen und ein Wohnhaus mit insgesamt 60 Plätzen für Langzeit-Obdachlose

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Ein Kinderbuch über Obdachlosigkeit

Kirsten Boie & Jutta BauerEin mittelschönes Leben

Hamburg-Kalender 2009

Zwölf Monate Hamburg zum Schmunzeln, Entdecken, Wundern und

Betrachten. Exklusiv für Hinz&Kunzt illustriert in Schwarz-Weiß von dem

Cartoonisten Ralf Zeigermann.

12 Seiten A3, Querformat, spiralgebunden

15 Euro

Erhältlich in allen Hamburger Thalia-Buchhandlungen

ODER BESTELLEN SIE HIER: Hinz&Kunzt, Verlags- und Vertriebs gGmbH, Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg, www.hinzundkunzt.de, [email protected], zzgl. 5 Euro Versandkosten

15 Duette aus Hamburg

15 musikalische Überraschungen von 30 Hamburger Künstlern.

Ein Geburtstagsgeschenk für Hinz&Kunzt von edelkultur.

Preis: 12 Euro

(im Hinz&Kunzt-Shop)

Erscheint am 7. November 2008

BESTELLEN SIE HIER: Hinz&Kunzt, Verlags- und Vertriebs gGmbH, Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg, www.hinzundkunzt.de, [email protected], zzgl. 5 Euro Versandkosten

„Schräge Vögel“

„KunztStücke“

„Ein mittelschönes Leben“

Ein Kinderbuch über Obdachlosigkeit

Von Kirsten Boie & Jutta Bauer

Preis: 4,80 Euro

Erscheint am 6. Dezember 2008

Erhältlich in allen Hamburger Thalia-Buchhandlungen

ODER BESTELLEN SIE HIER: Hinz&Kunzt, Verlags- und Vertriebs gGmbH, Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg, www.hinzundkunzt.de, [email protected], zzgl. 5 Euro Versandkosten

„Kinderbuch“

15 Jahre Hinz&Kunzt 7. November 2008 ab 19 Uhr in der Fabrik

Moderation: Lou Richter

als Gast: JOJA WENDT

SCHARLATAN-THEATER

RUBEN COSSANI

H&K-BAND

THE RATTLES

DER FALL BÖSE

Wahnsinn ...... wenn Wolle auch zur Party kommt.

Eintritt: 16 Euro Abendkasse; 13 Euro Vorverkauf 8,50 Euro ermäßigtKarten an allen bekannten Vorverkaufsstellen

Live dabei:

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Danke, Hamburg! Wir sind zwar das Geburtstagkind, aber wir wären nie so alt und so erfolgreich geworden, wenn wir Sie nicht gehabt hätten: die Mitarbeiter anderer Projekte, die Menschen, die sich gegen armut und Perspektivlosigkeit engagieren und unsere Partner. Leider können wir nicht Ihnen allen danke sagen, so wie es sich gebührt. deshalb haben wir uns einige herausgesucht. Gemeint sind Sie aber alle. Ihre annegrethe Stoltenberg, Herausgeberin von Hinz&Kunzt

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, a J ich werde Mitglied im Hinz&Kunzt- Freundeskreis.

Damit unterstütze ich das Straßenmagazin und die soziale Arbeit von Hinz&Kunzt.

Ich unterstütze den Freundeskreis mit:

Meine Adresse:

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Einzugsermächtigung: Ich erteile eine Ermächtigung zum Bankeinzug meiner Jahresspende

Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für interne Zwecke bei Hinz&Kunzt verwendet werden. Ihre Mitgliedschaft im Freundeskreis ist jederzeit kündbar.

Sie möchten, dass es mit den Hinz&Künztlern vorwärts geht? Dann blättern Sie jetzt zurück!

Mit einer Mitgliedschaft im Hinz&Kunzt-Freundeskreis geben Sie derzeit 400 Verkäufern die Chance, dass es weiter geht – und zwar nach vorn.

Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe und stehen den Verkäufern mit Rat und Tat zur Seite. Dabei haben wir einen langen Atem und können gezielt auf die Bedürfnisse unserer Hinz&Künztler eingehen, zum Beispiel:

• Sozialpädagogische Beratung

• Begleitung zu Behörden

• Vermittlung von Wohnraum

• Geldverwaltung

• Hilfe beim Umzug

• Krankenbesuche

• Sucht- und Schuldenberatung

• Rechtsberatung

• Freizeitangebote

und vieles mehr

Ihre regelmäßige Unterstützung bedeutet Kontinuität und Sicherheit für unsere Arbeit. Ihr Mitgliedsbeitrag schafft Vertrauen, das wir an unsere Verkäufer weitergeben.

Was Sie davon haben: Einmal im Jahr laden wir Sie zu einer Dankeschön-Veranstaltung ein, bei unseren Feiern sind Sie Vorzugsgast, und auf Wunsch informieren wir Sie regelmäßig über unser Projekt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter der Telefonnummer 040/32 10 84 00 oder in der Altstädter Twiete 1-5 in 20095 Hamburg.

Wir freuen uns auf Sieund Ihre Mitgliedschaft!

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Lutz Dau, weil Sie sich als Millionär dafür ein-setzen, dass Besserverdienende mehr Steuern zahlen. Reiche zahlen in Deutschland zu wenig für die Allgemeinheit, meinen Sie, und streiten für eine Vermögenssteuer, obwohl Sie selbst davon betroffen wären.

Liebe Ami Dose, liebe Mitarbeiter der Ham-burger Tafel, dafür dass Ihr für die da seid, bei denen das Geld fürs Essen nicht reicht. Seit 14 Jahren seid Ihr in der ganzen Stadt unterwegs. Auch zu uns bringt Ihr Tag für Tag Lebensmit-tel – danke dafür.

Beatrice Gerst. Du bist nicht nur einer der Chefs bei unserer Partnerzeitung Trott-war in Stuttgart, sondern setzt Dich mit ein paar anderen Kollegen bundesweit dafür ein, dass es einen größeren Zusammenhalt zwischen den 26 deutschen Straßenmagazinen gibt.

Allen Hamburgern, die sich dafür stark ma-chen, dass in unserer Stadt niemand ausge-grenzt wird. Die sehen, wo Not herrscht und geholfen werden muss, unbürokratisch und oft unkonventionell. Wie zum Beispiel Hekmet und Sören Özer. Die haben Brot am Haken. Am Haken? Dazu muss man wissen: Sie führen eine Bäckerei in der Wandsbeker Marktstraße. Als ihnen auffiel, dass es auch in Wandsbek viele arme Menschen gibt, importierten Sie ei-ne Idee aus der Türkei: Wer ein Brot kauft und Geld übrig hat, bezahlt ein zweites mit. Der Bäcker hängt einen Bon an einen Haken. Wer nun ein Brot braucht und kein Geld hat, nimmt sich den Zettel und bekommt ein Brot.

Matthias Junge. Als bürgernaher Beamter haben Sie immer ein offenes Ohr für uns. Das Wort Freund und Helfer meinen Sie wirklich ernst.

Starke Unterstützer

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Hinz&Kunzt sagt danke – unseren Partnern und allen, die sich gegen armut und Perspektivlosigkeit engagieren

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Rüdiger Knott, weil Du als einer unserer Bei-räte Dein Wissen, Dein Engagement und oft genug auch Dein Geld für uns einsetzt. Danke Dir und allen anderen Beiräten!

Hillu Lawniczak. Früher hast Du bei uns gearbeitet, uns aber nicht vergessen, als Du in Rente gegangen bist. Egal, was anliegt, Du kommst oft und hilfst, wo Du kannst. Dass Ihr vom Ehrenamtlichen-Team uns Eure Zeit schenkt, wissen wir sehr zu schätzen.

Den engagierten Mitarbeitern von fördern und wohnen, weil Ihr immer Euer Bestes gebt, menschlich mit Obdach- und Wohnungslosen umzugehen.

Liebe Nachbarn. Etwa 400 Mitarbeiter hat Hinz&Kunzt. Zwar kommt nicht jeder jeden Tag, aber in der Altstädter Twiete ist oft was los. Danke für Ihre Geduld und das gute Mit-einander.

Volkert Ruhe, weil Dein Projekt „Gefangene helfen Jugendlichen“ Menschen davon abhal-ten will, auf die schiefe Bahn zu geraten. Ihr beweist jeden Tag, dass „einmal kriminell, im-mer kriminell“ nicht stimmt. Ihr macht Mut und seid tolle Vorbilder.

Peter Schröder-Reineke. Du warst der erste im Diakonischen Werk, mit dem wir zu tun hatten. Danke Dir und Deinen Kollegen für die Begleitung.

Karen Schueler-Albrecht, Silke von Leitner und Arne Städe. Sie greifen beherzt unseren Verkäufern rechtlich unter die Arme, natürlich ehrenamtlich. Und Stefan Endter. Sie beraten die Redaktion mit großem Einsatz. Vielen Dank!

Liebe Spendenparlamentarier. Inzwischen seid Ihr 3500 Mitstreiter. Seit 1996 engagiert Ihr Euch mit Geld und Zeit gegen Armut, Ob-dachlosigkeit und Einsamkeit. Auch uns habt Ihr schon bedacht.

Allen engagierten Sozialpolitikern und Be-hördenmitarbeitern, die sich einsetzen für die Sozialschwachen in der Stadt.

Klaus Steinbacher von der Druckerei A. Beig, weil Sie nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Geschäftsfreund sind. Ihnen und allen Geschäftsleuten, die uns unterstützen, unseren herzlichen Dank.

Dem Team der Caritas. Besonders für die medizinische Versorgung der Obdachlosen,

in der Krankenstube, der Mobilen Hilfe oder dem Zahnmobil.

Hans-Jakob Tiessen. HeinGas hatte einen Spruch: „Für mehr menschliche Wärme“. Aus Ihren Inseraten ist eine lange Beziehung ge-worden. Nennen wir’s beim Namen: Sie spon-sern uns. Auch, als aus HeinGas E.ON Hanse wurde, haben Sie uns nicht fallen gelassen. Ohne Sie wären wir auf jeden Fall ärmer dran.

Lieber Leser, jeden Monat kaufst Du das Stra-ßenmagazin. Wir arbeiten dafür, dass Du ein informatives, lesenswertes und optisch anspre-chendes Magazin bekommst. Das ist auch das Mindeste, denn mit dem Kauf unterstützt Du ganz direkt Deinen Hinz&Kunzt-Verkäufer, dem sein Job eine Perspektive bietet.

Peter Wendt. Sie unterstützen uns mit Rat und Tat und haben uns dank Ihrer Kontakte in die Hamburger Wirtschaft manche Tür geöffnet.

Hasko Witte. Du, Dirk Mahlstedt und das Team von edelkultur habt Euch ein tolles Geburtstagsgeschenk ausgedacht: die CD KunztStücke (Seite 84). Musik ist zwar Deine Leidenschaft, aber für das Projekt hast Du ganz schön rangeklotzt. Vielen Dank! bim

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„Auch mein Hund war einmal obdachlos“, sagt Heike Uster, als sie zu Hinz&Kunzt in die Altstädter Twiete kommt. Nelly, eine kleine Promenadenmischung, wackelt munter hinter-her. Früher lebte sie herrenlos im Mittelmeer-raum. Jetzt kommt Nelly immer mit, wenn Heike Uster unterwegs ist.

Bei Kaffee und Keksen warten bereits Ilse Grob und Norbert Deiters. Auf der Straße würde kaum einer darauf kommen, was die drei verbindet: eine elegante Frau mit Hund, ein erfolgreicher Geschäftsmann und eine feine alte Dame. Drei von 30 Spendern, die Hinz&Kunzt seit 1993 unterstützen. Seitdem gaben insgesamt 18.964 Hamburger eine Spende ab, sammelten dadurch allein 2007 insgesamt 564.761,85 Euro und machen so das Projekt erst möglich.

Ilse Grob könnte ausführlich erzählen, wie sie und ihr Mann sich seit Jahren für andere einsetzen – auch für Hinz&Kunzt. Doch die 78-Jährige winkt ab: „Wir machen das eben.“ Sie möchte lieber selbst etwas erfahren und freut sich auf die Stadtführung, in der Mitar-beiter Fred kaum bekannte Orte in der Innen-stadt zeigt, die für Obdachlose wichtig sind.

Norbert Deiters hörte von dem neuen Projekt zum ersten Mal im Rotary-Club Berge-

dorf. „Der damalige Diakonie-Chef Stephan Reimers ist bei uns Mitglied und erzählte von seiner Idee“, erinnert sich der 60-Jährige. Der Rotary-Club beteiligte sich an der Gründung mit einer Anschubfinanzierung. Für Deiters, der als Betriebswirt jahrelang ein gefragter Krisenmanager war, war Hinz&Kunzt ein Mittel aus einer persönlichen Krise. Deshalb unterstützt er das Projekt auch mit seinem Betrieb. Mit 45 Mitarbeitern und sieben Aus-zubildenden baut Deiters Pflanzenkeimlinge an. Vom Sonderheft KochKunzt kaufte er zu Weihnachten gleich 70 Exemplare und ver-schickte sie an Geschäftsfreunde.

Nelly braucht jetzt mal Bewegung. Der Hund springt von Heike Usters Schoß und nimmt die Schreibtischbeine als Slalomstan-gen. „Nelly ist für mich eine wunderbare Be-gleitung“, sagt die 61-Jährige. Früher arbeitete sie als Verlagskauffrau mit vielen Überstun-den und Erfolgen. In den Freundeskreis von Hinz&Kunzt trat sie gleich zu Beginn ein und ist seitdem eins von 1564 Mitgliedern, die im Jahr mindestens 60 Euro Beitrag zahlen. „Obdachlose sind mir ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ich sehe einfach den Menschen, der da liegt.“ Wenn jemand sie in der U-Bahn anspricht, ob sie mal einen Euro habe, sagt sie:

„Ich steige mit Ihnen an der nächsten Station aus, da kaufe ich Ihnen etwas zu essen.“

Ihr ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen – auch für die Zeit nach dem Tod: „In mein Testament habe ich Hinz&Kunzt aufge-nommen.“ Viele würden dem Tierschutzbund etwas vermachen. „Aber ich finde, wir sollten auch an die Menschen denken.“ Dabei denkt sie auch an sich. „Ich habe durchaus Sinn für Luxus“, sagt Heike Uster und lacht. Das Leben genießen und anderen helfen – beides geht.

Seit 2004 ist sie ehrenamtliche Helferin bei Hinz&Kunzt. Zur Zeit bittet sie in Geschäften um Sachspenden für die Tombola auf dem Ge-burtstagsfest zum 15-jährigen Bestehen in der „Fabrik“. „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich“, zitiert sie Goethe. „Das schönste wäre, wenn Hinz&Kunzt überflüssig würde“, sagt Heike Uster zum Abschied. Die Hilfe zur Selbsthilfe, die nicht mehr gebraucht wird, ist vielleicht eine Utopie. Bis dahin sind diese drei und die anderen Spender für das Projekt da. JoacHim WeHNeLt

intEREssEntEn FüR dEn FREundEskREis

wenden sich bitte an Gabriele Koch, bei Hinz&Kunzt zuständig für Spenden und Spender. Telefon 320 84 00 oder per E-Mail [email protected]

Die Marathon-Spender 30 Spender unterstützen Hinz&Kunzt seit dem Start. drei von ihnen erzählen, was sie mit dem Projekt verbindet

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Heike Uster mit Nelly, Ilse Grob und Norbert Deiters gehören zu den Spendern der ersten Stunde. Ihnen und allen anderen 1561 Freunden danken wir von Herzen!

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Liebes Team vom Greenpeace-Magazin, Ihr werdet dieses Jahr auch 15, und wir finden, Ihr macht einen tollen Job. Alle zwei Monate vermittelt Ihr Wissen über alles, was öko und was dreckig, was genmanipuliert und was natürlich ist. Super finden wir Euren Lügende-tektor, mit dem Ihr immer wieder einen Bran-chenriesen outet. Wir sind stolz darauf, schon so lange mit Euch befreundet zu sein, weil Ihr ganz Ähnliches wollt wie wir: dass es in der Welt ökologischer und gerechter zugeht. Mehr unter www.greenpeace-magazin.de oder am Kiosk

Liebe Mitarbeiter vom Fürsorgeverein von 1948, lasst Euch zum 60-Jährigen gehörig feiern, Ihr habt es verdient. Rund 30 Freiwillige besuchen immer wieder die Gefangenen und versuchen unbürokratisch zu helfen. Mit viel Ausdauer macht Ihr Euch dafür stark, dass Gefangene noch im Knast eine Perspektive entwickeln können und draußen nicht alleine dastehen.

Unter den Justizsenatoren Roger Kusch und Carsten Lüdemann musstet Ihr herbe Rückschläge in Kauf nehmen. Eure Arbeit war genauso wenig gefragt wie das Thema Reso-zialiserung. Zu Eurer Geburtstagsparty am 5. November hat sich aber Justizsenator Till Steffen angekündigt, der inzwischen ein neues Strafvollzugsgesetz auf den Weg bringt. Das lässt hoffen.Mehr unter www.hamburger-fuersorgeverein.de

Liebe Leute vom Stadthaushotel, Euer Hotel ist nur ein kleines bisschen älter als Hinz&Kunzt, zwei Monate um genau zu sein. Im September 1993 habt Ihr etwas bis dahin in Europa Einzigartiges geschaffen: ein Hotel, in dem die Gäste von behinderten Menschen betreut werden. In diesen 15 Jahren habt Ihr auch wirtschaftlich schwere Zeiten gemeistert und seid noch gewachsen. Mit Euch hat Altona in der Holstenstraße nicht nur ein kleines, feines Hotel bekommen, sondern ein Projekt, das über die Stadt hinaus zum Vorbild gewor-den ist.Mehr unter www.stadthaushotel.com

Liebe Kurverwaltung St. Pauli, Ihr hattet wirklich eine tolle Idee: Als echte St. Paulianer habt Ihr den Stadtteil 1998 mitsamt seiner sündigen Meile zum Kurort erklärt. Schließlich suchen die jährlich Milli-onen Touristen zwar nicht unbedingt Ruhe, aber eine Art Erholung. Die Kurtaxe, die bei Rundgängen und Veranstaltungen von Euch erhoben wird, schüttet ihr an soziale und kul-turelle Einrichtungen aus. So sorgt Ihr dafür, dass nicht nur Touristen, Investoren und Ge-schäftsleute sich im Glanze St. Paulis sonnen, sondern auch die Bewohner des Viertels, die oft genug zu kurz kommen. Mehr unter www.kurverwaltungstpauli.de

Liebes Aktivoli-Netzwerk,zum zehnten Mal schon veranstaltet Ihr dem-nächst Eure Freiwillligenbörse. Diesmal unter dem Motto „Noch immer ohne“. Über Euch finden die vielen Menschen in Hamburg, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, genau das passende Projekt. Ihr habt dafür gesorgt, dass sich die verschiedenen Initiativen in der Stadt, von sozialen Projekten, über Kultur, Umweltschutz und Sport bis Jugend, unter einem Dach von ihrer besten Seite zeigen kön-nen. Auch wir sind gern dabei. Die Hamburger wissen das zu schätzen und strömen zu Tau-senden an die Börse, um sich ehrenamtliche Arbeit zu suchen. Mehr unter www.aktivoli.de

Liebes Team vom Rauhen Haus, im Vergleich zu Euch sind wir ja richtige Kü-ken. Seit 175 Jahren schon kümmert Ihr Euch um Kinder und Jugendliche und ihre Familien, die Hilfe brauchen, um alte Menschen, geistig Behinderte und psychisch Kranke. Nicht zu vergessen die Wichern-Schule und die Evan-gelische Hochschule für soziale Arbeit und Diakonie. Die Anfänge waren klein: Aus dem „Rettungsdorf“ für zwölf arme Kinder, das Johann Hinrich Wichern 1833 gründete, ist inzwischen ein Stiftung mit 100 Anlaufadres-sen geworden. Ohne Euch wäre das Klima der Stadt viel kälter! Mehr unter www.175rauheshaus.de

Glückwunsch!nicht nur wir haben Geburtstag, sondern auch andere befreundete Projekte und tolle Iniativen der Stadt. Wir gratulieren

Impressumredaktion und verlagHinz&Kunzt gemeinnützige Verlags- und Vertriebs GmbHAltstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg Tel. 321 08-311, Fax 30 39 96 38Anzeigenleitung: Tel. 321 08-401E-Mail: info@hinzundkunzt.dewww.hinzundkunzt.deHerausgeberinLandespastorin Annegrethe Stoltenberg, Diakonisches Werk Hamburgexterner beiratOlaf Köhnke (Medienagentur ringdrei)Horst Stendel (Polizeikommissariatsleiter i.R.)Alexander Unverzagt (Medienanwalt)Karin Schmalriede (Lawaetz-Stiftung)Dr. Bernd-Georg Spies (Russell Reynolds)Mathias Bach (Kaufmann)Thomas Magold (BMW-Niederlassungsleiter i.R.)Rüdiger Knott (ehemals NDR 90,3-Programmchef)Oliver Wurm (Medienberater)geschäftsführung Dr. Jens Aderedaktion Birgit Müller (v.i.S.d.P.) mitarbeit Annette Woywode (C.v.D.), Beatrice Blank (Volontärin), Kirsten Haake, Ulrich Jonas, Tilman Bauckenfotoredaktion Mauricio Bustamanteredaktionsassistenz Christiane Heinemann, Jan Kösterartdirektion Martin Kathgrafik Martin Kath, Markus Wustmann, Lena Leimbachöffentlichkeitsarbeit Isabel Schwartau, Friederike Steiffert anzeigenleitung Isabel Schwartauanzeigenvertretung Christoph Wahring, Wahring & Company, Tel. 284 09 40, [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2008vertrieb Frank Belchhaus (Leitung), Sigi Pachan, Mike Schwalbe, Jörg Wettstädt, Jürgen Jobsen, Gesa Clausenzivildienstleistende Nicolas Schollmeyer, Jonas Goebelspendenmarketing Gabriele Kochspendenverwaltung Ute Schwarzsozialarbeit Stephan Karrenbauer, Isabel Kohlerproduktion Martin Kathdruck A. Beig Druckerei und Verlag, Damm 9-15, 25421 Pinnebergverarbeitung Delle und Söhne, Buchbinderei und Papierverarbeitungsgesellschaft mbH

spendenkonto Hinz&KunztKonto 1280 167 873, BLZ 200 505 50 bei der Hamburger Sparkasse

Die Hinz&Kunzt gGmbH mit Sitz in Hamburg ist durch den aktuellen Freistellungsbescheid des Finanzamts Hamburg-Nord, Steuernummer 17/414/00797, vom 15.08.2008 für das Jahr 2006, nach §5 Abs.1 Nr. 9 des Körperschaftssteuergesetzes von der Körperschaftssteuer befreit. Geldspenden sind steuerlich nach §10 EStG abzugsfähig. Wir bestätigen, dass wir Spenden nur für die Arbeit von Hinz&Kunzt einsetzen. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Hinz&Kunzt ist ein unabhängiges soziales Projekt, das obdach-losen und ehemals obdachlosen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Das Magazin wird von Journalisten geschrieben, Wohnungslose verkaufen es auf der Straße. Sozialarbeiter unterstützen die Verkäufer. Das Projekt versteht sich als Lobby für Sozialschwache. gesellschafter

durchschnittliche monatliche Druckauflage

im 3. Quartal 2008: 60.000 Exemplare

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www.na-ag.com

Im weltweiten Kupfermarkt zu Hause, für Hamburg aktiv: Die NA spendet

das Kupfer für die Erneuerung des Michel-Daches und des Katharinen-Turmes.

Die Ausstellung „Das neue Micheldach – Kupfer dem Himmel so nah!“

begleitet unser Engagement für die Hamburger Hauptkirchen – bis

Dezember 2008, täglich von 11 bis 17 Uhr in der Krypta des Michels.

N A I S T K U P F E R .

„Die Politiker sind fein raus“ H&K 187, „Der Schulkantinen-Report“

Es ist eine Schande, was für ein Fraß zum Teil an den Schulen teuer angeboten wird. Gerade von der „Bildungsschicht“ sollte man eigentlich gutes (Bio-)Essen für einen angemessenen Be-trag erwarten können. Von Seiten der Behörde auf die „Selbstverantwortung“ der Schulen zu verweisen und sich so aus der Verantwortung zu stehlen, war Sinn und Zweck der Aktion „Selbstverantwortung“ der Schule! Da sind die schwarzen und grünen Damen und Herren Politiker fein raus. Hugo HabicHt

„Alleinerziehende geraten in Not“ H&K 187, „Ansturm auf Suppenküchen“

Ihr Artikel bestätigt, dass seit Hartz IV weitaus mehr Menschen als früher von existenzieller Not betroffen sind. Auch ich befand mich im

vergangenen Jahr von heute auf morgen in einer ähnlichen Situation:

Im Sommer hatte ich meine Ausbildung beendet. Da ich damals noch keine Anstellung hatte, beantragte ich Arbeitslosengeld (ALG I), welches mir zum 1. Juli 07 bewilligt wurde. Für die Zeit der Ausbildung erhielt ich einen Bil-dungskredit, der Betrag ging immer zum Mo-natsbeginn ein. Da ALG I erst am Monatsende gezahlt wird, musste ich den Monat finanziell überbrücken. Erst nach einer Odyssee zwischen Agentur für Arbeit und Arge konnte man mir mitteilen, dass seit der Hartz-IV-Reform keine Überbrückungsmöglichkeit mehr bestünde. Egal, in welchem sozialen Status man lebt.

Da ich alleinerziehend bin, hat mich die se Information erschüttert … Letztlich verdeut-lichte mir die Situation, dass weitaus mehr Alleinerziehende in Zukunft in die wirtschaft-liche und soziale Not geraten werden.

cHrista boNNé

„Was jetzt passiert, ist halber Kram“ H&K 187, Liana Grigorjan aus Armenien: „Bald wieder in Hamburg“

Da muss ich noch mal „nachhaken“. Laut Hinz&Kunzt soll sie wiederkommen, und laut Wochenblatt vom 9. September ist sie wieder da! Wunderschön! Aber was jetzt passiert, ist auch wieder „halber Kram“. Wo ist der Vater? Er gehört doch auch dazu. Und wieso sollen die Kinder dann in Schleswig-Holstein wohnen und dort zur Schule gehen?

Das „Einfachste“ wäre, wenn in allen Län-dern so gute Verhältnisse herrschten, dass nie-mand von dort weggehen müsste! Als junges Mädchen hab ich mal geglaubt, dass es kommt. Aber es sieht nicht so aus. eLfriede LaNge

Leserbriefe geben die Meinung des Verfassers wieder, nicht die der Redaktion. Wir behalten uns vor, Leser-briefe zu kürzen.

Was unsere Leser meinen

„Es ist eine Schande, was für ein Fraß an den Schulen angeboten wird“

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Vorhang auf für alte Hasen und Newcomer! 30 Hamburger Musik- erinnen und Musi ker und die Firma edel ku ltur haben f ür Hinz&Kunzt eine CD mit 15 Duetten aufgenommen. Exklusiv und bisher ungehört versammelt dieses Geburtstagsgeschenk unter dem Titel „KunztStücke“ eine wilde Mischung aus leisen und lauten Tö-nen, souligen Liebesliedern, melancholischen Balladen und frechen Poesien.

Vince Bahrdt & Marta Jandová„Ich warte nicht“Orange-Blue-Sänger Vince Bahrdt und Die-Happy-Frontfrau Mar-ta Jandová haben sich für „Ich warte nicht“ zusammengeschlossen. Stimmgewaltig sind sie beide, stammen aber musikalisch aus verschie-denen Welten. Marta Jandová hat mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrem Charme schon Tausende bei Rock am Ring zum Tanzen gebracht. Das aus Prag stammende Stimmwunder kann alles, von Hauchen bis Shouten. Ihr Duett-Partner Vincent Bahrdt steht für sanfte Töne. Ihm gelang 2000 der Durchbruch mit dem Hit „She’s got that light“ und er hat sich auch als Komponist von Filmmusik einen Namen gemacht. Auf dem aktuellen Udo-Lindenberg-Album ist er Ko-Autor von drei Songs.www.mordballaden.de www.martajandova.de

Wolfgang Müller & Moritz Krämer„Dinosauriertag“Zwei Stadtpoeten und Chronisten des neurotischen Alltags unserer Städte sind nicht zufällig für „KunztStücke“ aufeinandergetroffen. Moritz Krämer lebt und arbeitet in Kreuzberg. Er ist der Spezialist für melancholische Songs, die direkt ins Herz treffen. Genau wie Wolfgang Müller, der in Hamburg lebt. Beide arbeiten mit ihrer Stimme, ihrer

Gitarre und sparsamer Instrumentierung. In ihrem Song „Dinosaurier-tag“ kommt ein Bläsersatz dazu. Die Dinosaurier sind glücklich, denn sie sind auf sympathische Art altmodisch: „Ich finde nichts da draußen, was mir innerlich entspricht.“ Das Gefühl kennen wir doch alle.www.mueller-musik.dewww.moritzkraemer.de

Caroline Kiesewetter & Yared Dibaba„Hamburg ist schön“Caroline Kiesewetter ist vielen sicher als Caro aus der Sesamstraße ein Begriff. Auch als gefühlvolle Interpretin von Jazz-Standards in deutscher Sprache hat sie sich einen Namen gemacht und manche musikalische Rarität wieder zum Leben erweckt. So auch „Hamburg ist schön“ – ein Song, den ihr Vater Hartmut Kiesewetter ursprünglich für Paul Kuhn geschrieben hatte. Als Partner wählte sie Yared Dibaba, einen Mann, der in verschiedenen Disziplinen zu Hause ist. Ein Mann mit vielen Stimmen und vielen Sprachen. Vielen ist er sicher als Fernsehmoderator beim NDR vertraut. Mit „Hamburg ist schön“ verleiht er seiner Stimme Flügel und setzt seiner Wahlheimat zusammen mit KunztStück-Partne-rin Caroline Kiesewetter ein musikalisches Denkmal.www.caroline-kiesewetter.de www.yared.de

Justin Balk & Alexander Zuckowski„Dieses Lied“Alexander Zuckowski ist Songschreiber und Sänger, Justin Balk Sänger und Songschreiber. Beide leben in Hamburg und sind befreundet. Rich-tig schwer war es also nicht, sie zu einem Duett ins Studio zu locken. Und da haben sie eine schöne, poetisch-melancholische Dosis neuer Hamburger Musik produziert. Scheinbar einfach und schwerelos und

Da ist Musik drin die Cd mit exklusiven duetten für Hinz&Kunzt – 15 KunztStücke, ausgedacht und aufgenommen von Hamburger Musikern, produziert von der Firma edelkultur

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dennoch mit viel Gefühl. Nach „Dieses Lied“ wollten beide am liebsten gleich ein ganzes Album zusammen aufnehmen. Nur zu.www.justinbalk.dewww.myspace.com/alexanderzuckowski

Regy Clasen und Ruben Cossani„Liebe so gut es ging“Noch vor ein paar Jahren wussten nur Musikkenner, wer Regy Clasen ist. Aber seit ihrem zweiten, 2004 von ihr selbst produzierten Album hat Hamburgs souligste Frauenstimme eine eingeschworene Fangemeinde. Nicht zuletzt, weil die Künstlerin begeistert durch Hamburgs Clubs tourt. Ruben Cossani, das neue Band-Projekt von Michel van Dyke, ist hingegen ganz frisch: 60er-Jahre-inspirierter Pop mit hintergründigen Texten. Van Dykes musikalische Vorlieben sind auch in „Liebe so gut es ging“ eingeflossen.www.regyclasen.dewww.rubencossani.de

Wolfgang Michels & Kim Frank„Liebe ist frei“Wolfgang Michels ist ein alter Hase. In den Siebzigern debütiert er als Sänger und Gitarrist mit der Akustik-Folk-Band Percewoods Onagram, geht nach Kalifornien und veröffentlicht später Solo-Alben in deutscher Sprache, teilweise in Zusammenarbeit mit Rio Reiser. Dann wird es still um Michels, erst 2008 startet er mit einer neuen CD wieder durch. Auch sein Duett-Partner Kim Frank ist schon länger im Musikgeschäft. Zwar ist er noch keine 30, hatte aber schon mit 17 Jahren einen Riesen-Erfolg als Frontmann von „Echt“. Auch um Kim Frank war es einige Jahre musikalisch still. Jetzt sind beide wieder da.www.wolfgang-michels.dewww.kimfrank.de

Nils Koppruch & Gisbert zu Knyphausen„Knochen und Fleisch“Nils Koppruch lebt und arbeitet als Musiker und freischaffender Künst-ler in Hamburg. Von 1996 bis zur Auflösung der Hamburger Band Fink 2005 war er deren Songschreiber, Texter und Sänger. Mit Gisbert zu Knyphausen traf Koppruch auf seinen Wunschpartner. Der hat erst im April ein hoch gelobtes Debütalbum vorgelegt. „Knochen und Fleisch“

ist eine etwas morbide Hymne auf das Leben. Poetisch, wild und witzig – wie die Musik der beiden Singer/Songwriter. www.nilskoppruch.dewww.gisbertzuknyphausen.de

Michy Reincke & Stefan Gwildis„Mach Dein Herz Laut“Michy Reincke und Stefan Gwildis sind zusammen zur Schule gegangen, und ihre Wege haben sich auch künstlerisch schon öfter gekreuzt. Ohne sie ist die Hamburger Musikszene nicht denkbar: Seit seinem Hit „Taxi nach Paris“ mit seiner damaligen Band Felix de Luxe ist Michy Reincke unermüdlich als Komponist, Labelmanager, Sänger und Veranstalter unterwegs. Stefan Gwildis zieht seit seinem großen Durchbruch im Alter von 45 Jahren ganz Deutschland mit seiner unglaublichen Stimme und seiner Ausstrahlung in den Bann. Es ist ihnen nicht schwer gefallen, ihr Herz für Hinz&Kunzt laut zu machen.www.michyreincke.dewww.stefangwildis.de

Anna Depenbusch & Aino Löwenmark „Hafen im Blut“Anna Depenbusch und Aino Löwenmark haben „Hafen im Blut“, und davon handelt auch ihr Song. Ein heiteres Stück, von zwei herausra-genden Sängerinnen jeweils in ihrer Muttersprache gesungen. Aino Löwenmark stammt aus Schweden. Mit Fjarill veröffentlichte sie 2006 ein erstaunliches Debütalbum, das von ihrer klaren, kraftvollen Stim-me lebt. Anna Depenbusch wusste schon als Kind, dass sie Musikerin werden will, und hat sich als Sängerin und Komponistin längst einen Namen gemacht. Sie mag Skandinavien, Hamburg – und jetzt auch Aino Löwenmark.www.anna-musik.dewww.fjarill.de

Tess Wiley & Dirk Darmstaedter „Vorbei“Gitarrenpop in Deutschland hieß vor knapp 20 Jahren automatisch Jeremy Days. Den Hit „Brand New Toy“ kennt auch heute noch jeder. Die Band gibt es schon lange nicht mehr, aber Sänger Dirk Darmstaedter hat zum Glück solo weiter gemacht und ist musikalisch umtriebig. Als F

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Duettpartnerin hat er sich Tess Wiley von seinem Label Tapete Records ausgesucht. Die gebürtige Texanerin pendelt mit ihren Songs zwischen Folk und Country und lässt einen die Sehnsucht nach der Weite der amerikanischen Landschaft spüren.www.myspace.com/tesswileywww.dirkdarmstaedter.com

Nils Wülker & Xóchil A. Schütz „Gute Mächte“„Ich bin ein Singer/Songwriter – mit dem Unterschied, dass ich nicht singe und meine Songs nach Jazz klingen“: So beschreibt Trompeter Nils Wülker seine Musik. Er hat schon mehrere hoch gelobte Alben veröffentlicht und war als Gastsolist unter anderem mit Ute Lemper auf Tournee. Als er den Text von Xóchil las, wusste er sofort, dass er dazu spielen möchte. Seine Duett-Partnerin ist eigentlich keine Sängerin, sondern eine hervorragende Autorin, Dichterin und Slam-Poetry-Vir-tuosin. Aber das Experiment ist gelungen: Xóchils magischer Sprechge-sang passt perfekt zu Nils Wülkers eindringlichem Spiel. Da waren „gute Mächte“ am Werk.www.nilswuelker.comwww.xochillen.de

Paulus & Tadday„Ohne sie“„Wenn ich später mal vor der Himmelstüre stehe, soll Petrus für mich auf einem Fender Rhodes den Eintritt in die Unendlichkeit begleiten“, sagt Paulus, denn Paulus liebt den Funk und Soul der Siebziger – obwohl er da noch gar nicht geboren war. Soulig ist auch „Ohne sie“, eingespielt mit Tadday, einer Songwriter-Entdeckung aus 2007. Der junge Künstler spürt eine Zerrissenheit zwischen Rock ’n’ Roll und Glauben, die er auch in seinen Texten zum Thema macht. In „Ohne sie“ geht es allerdings um die irdische Liebe, genauer um die bittere Süße des Liebeskummers. www.myspace.com/paulusfunkwww.myspace.com/tadday

Katrin Wulff & Sannah „Halte die Zeit an“Sannah und Katrin Wulff – das bedeutet geballte Stimmpower, ein rie-siges musikalisches Spektrum und eine Doppelpackung Lebensenergie.

Sannah, geboren in Kanada, ist als Weltbürgerin nach Hamburg gekom-men. In ihrer Musik spiegelt sich die Erfahrung vieler Lebensstationen auf der ganzen Welt wider. Als Frontfrau der Positunes hat sie dem weiblichen Soul und Funk in Hamburg eine Heimat gegeben. Katrin Wulff hat 2008 ihr Debütalbum „Angekommen“ vorgelegt und ist damit nach Touren unter anderem mit Xavier Naidoo und Udo Lindenberg solo durchgestartet. Die Schauspielerin und Songschreiberin überzeugt mit ihrer vier Oktaven umfassenden Stimme und ihrer starken Büh-nenpräsenz. www.katrinwulff.dewww.sannah.net

Kolkhorst & Rantanplan„Los Paul“Kai-Uwe Kolkhorst und Torben Meissner von der Skapunkband Ran-tanplan erzeugen in „Los Paul“ eine Kraftwelle, die von den Ohren in die Hüften schwingt. Seit 1995 sorgt Torben Meissner mit Reimer Bustorff bei Rantanplan für spektakuläre Auftritte. In Kolkhorst hat Rantanplan einen Verbündeten gefunden, der sich allen Schubladen verweigert. Rockiger Elektropop oder poppiger Elektropunk? Eigent-lich ist Kolkhorst nicht in Worte zu fassen, man muss ihn und seinen Drumcomputer hören. www.myspace.com/kolkhorstwww.rantanplan-sucks.de

LaLeLu & ElbtonalPercussion„Pofalla“Musikalisch Grenzen überschreiten und lustvoll den Rahmen sprengen: Der Song „Pofalla“ zeigt, wie es geht. LaLeLu, Hamburgs bekannteste A-capella-Formation ohne Tabu, und das Percussion-Quartett Elbtonal widmen „Ronaldo Pofalla“, einem Politiker unserer Tage, mit Witz und Humor eine weltmusikalische Hommage. Die Gesangskomiker und die Drumvirtuosen von der Elbe gehen eine großartige Verbindung ein und würzen KunztStücke mit einer deftigen Prise Humor.www.lalelu.dewww.elbtonalpercussion.de

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diE cd „kunztstückE“ ist ab 7. November für 12 Euro im Handel und im Hinz&Kunzt-Shop unter www.hinzundkunzt.de erhältlich.

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Kunzt-Kollektion„Stadtlicht Hamburg“ Kerzenlicht mit Silhouette der Hansestadt3-teiliges Set zum Zusammenstecken mit Metallkontur, Sockel und Papierschirm von dekoop 17,50 Euro

„Große Freiheit“Schlüsselanhänger aus Filz exklusiv für H&K von dekoop 9,90 Euro

„Schräge Vögel“ Hamburg-Kalender 2009, zwölf Monate Hamburg zum Schmunzeln, Entdecken, Wundern und Betrachten. Exklusiv für Hinz&Kunzt illustriert in Schwarz-Weiß von dem Cartoonisten Ralf Zeigermann.12 Seiten A3, Querformat, spiralgebunden 15 Euro (Auch erhältlich in allen Hamburger Thalia-

Buchhandlungen)

„Foftein“ Proviantdose aus Weißblech für Pausenbrote, Snacks, Liebesbriefe und andere Schätze, handgefertigt in Österreich, 17,5 x 14,5 x 6 cm 11,90 Euro

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Hinz&Kunzt, Verlags- und Vertriebs gGmbH,

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Telefon 040 / 32 10 83 11, Fax 040 / 30 39 96 38,

www.hinzundkunzt.de, [email protected]

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Gratulation der Rock-LegendeSie wurden mit „La La La“ und „the Witch“ zur Legende. am 7. november rocken die rattles beim Hinz&Kunzt-Geburtstagsfest in der Fabrik

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Große Vergleiche haben die Rattles nie gescheut. „Wenn wir ’ne Oldies-Band sind, dann sind die Stones es auch“, sagt Rattles-Drummer Dicky Tarrach selbstbewusst. Die Hamburger Kultband und die britischen Superstars haben viel gemeinsam: Ihre ersten großen internationalen Erfolge hatten beide Bands in den 60ern, und beide sind heute noch gut im Geschäft. „Aber wir sehen besser aus“, feixt Tarrach.

Diese entspannte Haltung kommt nicht von ungefähr. Zum einen ist Tarrach ein optimistischer Mensch, zum anderen können die Rattles mehr als zufrieden sein mit dem, was sie in über 45 Jahren auf der Bühne erreicht haben. Dass sie es trotz bester Chancen nicht bis ganz oben in den Rock-Olymp, zusammen mit den Beatles und Stones, geschafft haben, bedauern die Rattles nicht – oder nicht mehr. „Wir hatten als Band die gleiche Chance“, sagt der 63-Jährige im Rückblick ohne Groll.

Wie bei den Fab Four begann die Karriere der Rattles im legendären „Star-Club“. Dort spielte die 1960 von Achim Reichel und Herbert Hildebrandt gegründete Band bald als Hausband und sorgte für einen vollen Club. Harte Zeiten seien das gewesen. Der Club öffnete nachmittags um 16 Uhr und schloss morgens um 6 Uhr. „Die Bands mussten in dieser Zeit vier-, fünfmal auf die Bühne, das war nur schwer auszuhalten. Entweder man verbrachte praktisch das ganze Wochenende auf dem Kiez, oder man nahm kleine Wachmacher mit der Cola ein: Preludin und Captagon, das Kokain für Arme.“

wiR FEiERn in dER FABRik AM

7. noVEMBER. Es koMMEn:

Restakzent, The Rattles, Scharlatan Theater, Ruben Cossani, Regy Clasen, Der Fall Böse, Joja Wendt. Modera-tion: Lou Richter. Einlass: 19 Uhr, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 16 Euro Abendkasse, 13 Euro an allen Vor-verkaufskassen, ermäßigt 8,50 Euro. Eintritt frei für Hinz&Künztler

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01.11. Jerry Lee Lewis Sa 20 Uhr · CCH 1

02.11. KLaus Hoffmann & Band spirit Tour 2008 So 21 Uhr · Laeiszhalle - Musikhalle

04.11. Jazz is now - VoL. ii Vocal Sampling / Themba Mkhize / Simphiwe Dana Di 20 Uhr · Stageclub

Georg uecker fordert

06. – fanG den mörder!09.11. So 21 Uhr · Laeiszhalle - Musikhalle

10.11. funeraL for a friend plus special guests Mo 20 Uhr · Grünspan

12.11. CoLd war Kids Mi 21 Uhr · Knust

12.11. randy newman Harps & angels Tour 2008 Mi 20 Uhr · Kampnagel

16.11. aLTer BridGe special guest: Logan So 20 Uhr · Docks

17.11. JoHnossi Mo 21 Uhr · Knust

23.11. esTeLLe So 20 Uhr · Docks

24.11. eLTon JoHn The red Piano – The Famous Las Vegas Show Mo 19:30 Uhr · Color Line Arena

26.11. The RooTs Mi 21 Uhr · Docks

30.11. The (InTeRnaTIonal) noIse ConspIRaCy So 21 Uhr · Uebel & Gefährlich

08.12. BaByshamBles Mo 20 Uhr · Sporthalle

09.12. Kid roCK Di 20 Uhr · Sporthalle

14.12. eVerLasT So 21 Uhr · Fabrik

28.01.09 reamonn The million miles Tour Mi 20 Uhr · Kampnagel

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Aus den Erfahrungen haben die Rattles ihre Lehren gezogen, heute herrschen in der Band strenge Regeln – keine Drogen, kein Alkohol. „Es ist kein Gag, stoned auf der Bühne zu stehen. Nur nüchtern hat man einen direkten Draht zum Publikum.“

Der „Star Club“ brachte damals den Erfolg: Hits wie „La La La“, „Come on and sing“ und „Cauliflower“ wurden international gespielt. Die Rattles gingen mit den Beatles auf Tour, spielten bei den Stones im Vorprogramm und waren die erste deut-sche Band mit einem Fanclub in England. „Wir sind sogar von einem der größten englischen Konzertveranstalter in England angefragt worden, der uns bei unserem deutschen Management für 300.000 Mark rauskaufen wollte, das war 1964 eine Riesensumme.“ Allerdings hätte die Band nach London umsiedeln müssen, „in so typische englische Doppelhaushälften, die kennst du doch aus den Beatlesfilmen!“ Für Tarrach, der 1963 zur Band gestoßen war, kein Problem. Aber Achim Reichel und Herbert Hildebrandt waren in Deutschland verheiratet und hatten Kinder, „die wollten nicht weg.“

Als der populäre Frontmann Achim Reichel dann auch noch zum Bund musste, war die Luft raus, die Band fiel in ihrer ursprünglichen Formation auseinander. „Dabei ist Achim nur durch Zufall unser Frontmann geworden“, erinnert sich Tar-rach ein wenig schadenfroh. „Unser englischer Coach meinte damals, jede Band brauche einen Frontmann. Da haben wir eben Achim genommen, der war blond, das mochten die Mädels. Einen anderen Grund gab’s nicht.“ Achim Reichel ist im-mer noch ein heikles Thema bei der Band, weil er sich später vehement von seiner Rattles-Vergangenheit distanzierte – das schmerzt. „Freundliche Gespräche, aber keine Geschäfte mehr mit Achim“, ist Tarrachs Devise.

Mit „The Witch“ von Herbert Hildebrandt schafften die Rattles 1969 mit Frontfrau Edna Béjarano noch einmal einen Welthit, der ihnen eine Goldene Schall-platte einbrachte. Da hatte Tarrach bereits die Band verlassen, um eigene Projekte zu verfolgen. Eine Zeit, über die er nicht gern spricht: „Das war hart, und klar hab ich mich gefragt, ob ich nicht besser Beamter geworden wäre. Aber Einschnitte und Kurven gehören nun mal zum Leben dazu.“ Tarrach, heute einer der begehrtesten deutschen Studio-Drummer, fing sich und brachte mit gutem Trend-Gespür seine neuen Projekte „Randy Pie“ und „Moti Special“ weit nach vorn. Er war es auch, der die Band 1988 wieder zusammenbrachte. „Damals rollte die Oldie-Welle, und wir waren schnell wieder gefragt.“ Auch Herbert Hildebrandt, der mit „Mademoiselle Ninette“ einen Riesenhit komponiert hatte, ist seither wieder mit dabei.

Klar sei es nicht einfach, gegen die eigene Legende anzuspielen und immer nach den alten Hits gefragt zu werden. Doch da muss man durch, und so spielt die heutige Rattles-Formation Herbert Hildebrandt, Eggert Johannsen, Manne Kraski und Dicky Tarrach nicht nur ohne Reichel, sondern auch ihre neuen Stücke. „Wir schaffen es immer wieder, Menschen zum Rocken zu bringen, egal wo“, schwärmt Tarrach von den Live-Auftritten der Band, rund hundert im Jahr. „Da reißen sich auf ’ner Gala schon mal verklemmte Ärzte die Anzüge auf. Das ist harte Bühnenarbeit, das ist Kunst! 1500 Teenies zum Kreischen zu bringen ist dagegen einfach.“

Ob die Rock-Opas als Rollenmodell für Generation 50 plus taugen? „Wenn ich richtig esse, mich bewege und mir den Spaß an dem erhalte, was ich mache, kann ich das Verfallsdatum gut nach hinten verschieben“, sagt Tarrach gewohnt entspannt. Weitere 20 Jahre? Gut möglich. Allerdings sei Trommeln Hochleistungs-sport: „1800 Kalorien verbrauche ich pro Auftritt, da muss ich fit sein.“ So macht er seit fünf Jahren regelmäßig Nordic Walking: „Mein Rekord sind 46 Kilometer in acht Stunden!“

Natürlich hätten sie sich mit 20 nicht vorstellen können, mit über 60 noch auf der Bühne zu rocken. „Im Rückblick haben wir sogar mehr geschafft als die ganz Großen“, sagt Tarrach. „Keiner ist süchtig geworden, wir haben alle keine Steuer-schulden und sind stolze Familienväter. Vor allem aber hatten und haben wir mehr kreative Freiheiten. Im Grunde konnten wir immer machen, was wir wollten, und haben durch die Bank was auf die Beine gestellt. Dafür kann man dankbar sein.“

Dass es auch anders hätte laufen können, haben sie bei vielen Kollegen gesehen. „Für uns Selbstständige ist die Gefahr des Abrutschens groß“, sagt Tarrach. Deshalb engagieren sich die Rattles auch für Hinz&Kunzt: „Ich finde es supertoll, dass Men-schen hier eine Aufgabe kriegen und damit wieder ein Stück Würde. Wenn sie abends mit ihrem eigenen Geld nach Hause gehen können, sind sie stolz – und das Gefühl ist Gold.“ misHa LeuscHeN

MEHR inFos zur Band unter www.rattles.de

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Rock ’n’ Roll von Restakzentraues Leben, raue töne – die Hinz&Kunzt-Band probt in einer früheren Polizeiwache für den großen auftritt

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Schwarze Klamotten, abgewetzte Lederjacken. Kippe und Bier in der Hand und nie um eine schnelle Antwort verlegen. So präsentiert sich „Restakzent“, die Hinz&Kunzt-Band. Erst Anfang 2007 gegründet, haben die Rock ’n’ Roller schon einige Umbesetzungen erfahren, weil einige Bandmitglieder vom rauen Wind des Lebens wieder aus der Spur gefegt wurden. Davon lassen sie sich aber nicht unterkriegen. Das gehört dazu, zum Rock ’n’ Roll. Was sie musikalisch draufhaben, zeigen sie am 7. November in der Fabrik.

Golem hat Probleme mit dem Finger. „Ich habe mit einem Russen Fin-gerhakeln gemacht.“ Schlecht für den Restakzent-Bassisten. Zum Glück sind es noch vier Wochen bis zum Auftritt in der Fabrik. Zeit genug zum Heilen. Aber auch Zeit genug, um sich in die ein oder andere Gefahr zu stürzen.

Gemeinsam mit Vertriebsmitarbeiter Jörg Wettstädt ist Thomas Golemiewski, genannt Golem, das Herz der Band. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren. Jörg hatte einen Kiosk, Golem einen Croques-laden. Sie begannen den Tag gemeinsam mit Kaffee in Jörgs Kiosk und beendeten ihn gemeinsam mit einem Croque bei Golem. Seit diesen

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Tagen sind sie Freunde. Leider machte sich Jörgs Partner aus dem Staub und ließ ihn mit ein paar tausend Euro Schulden sitzen, die er heute noch abzahlt. Golems Laden lief auch nicht richtig. Als seine Freundin ihn verließ, stürzte er ab, trank zu viel, nahm Drogen und verlor so seine Wohnung. Bei Jörg und anderen Freunden kam er unter und verkauft seitdem Hinz&Kunzt. Ab und zu verdient er ein paar Euro in seinem erlernten Beruf als Gebäudereiniger.

Unterkriegen ließen sich die beiden Freunde nicht. Auch wenn es nicht besonders lief, machten sie zusammen Musik mit ihren Bands „Viertel vor sieben“ und „Schall und Rauch“. Und die waren „legendär“, wie Golem versichert. Bei einem Auftritt beim Barmbeker Straßenfest hieß es nur: „Wer dreht denen jetzt den Strom ab“, erinnert er sich nicht ohne Stolz. Wie er damals von der Bühne kam, weiß er heute allerdings nicht mehr. „Aber heute sind wir älter und vernünftiger geworden“, verspricht er.

Die früheren Abstürze haben ihn viel gekostet: Einige seiner Ins-trumente lösten sich in Luft auf, beziehungsweise blieben im Leihhaus. „Sechs Gitarren und vier oder fünf Bässe habe ich in der Klatsche ver-loren. Ich konnte sie einfach nicht auslösen.“ Er verdiente wenig und brauchte Geld für Drogen. Heute beschränkt er sich auf Alkohol und passt auf seinen Ibanez-Bass gut auf.

Schlagzeuger Stefan Glatz spielt sein Instrument erst seit anderthalb Jahren. Er hatte zuletzt als Kind im Spielmannszug getrommelt, sah aber, wie viel Spaß seinem Freund Jörg die Musik macht. Der versucht, ihn zum Mitmachen zu bewegen und kauft ihm schließlich ein billiges Schlagzeug. Stefan ist begeistert und fängt an, für ein eigenes Instru-

ment zu sparen. Im Januar 2007 kauft er sich für 300 Euro ein elektro-nisches Drum-Set und beginnt zu üben.

Die Band schätzt ihn aber nicht nur als Trommler, sondern auch als Koch. Vor dem Übungsraum wird gegrillt, im Übungsraum wird gekocht. „Rock ’n’ Roll geht durch den Magen“, lautet die These von Restakzent. Freundschaft auch. Damit die Jungs futtern können wie bei Muttern, ist ihr Übungsraum ausgestattet wie ein Campingwagen: Kühlschrank, Kochplatte, Wasserkocher.

Seit Sängerin Gesa an Bord ist, werden die vier Haudegen sogar richtig fürsorglich. Damit ihre zarte, blonde Frontfrau sich wohlfühlt im Übungsraum, wird regelmäßig staubgesaugt und abgewaschen. Die Vertriebsmitarbeiterin kommt nicht nur musikalisch aus einer anderen Welt. Sie war nie wohnungslos, hat vor Kurzem ihr Ethnologie-Studium abgeschlossen und wird bald einen anderen Job anfangen.

Bisher hat sie in Popbands gesungen und bedauert manchmal, keine kratzige Rock’n’Roll-Stimme zu haben. „Dazu müsste ich rauchen und trinken.“ Trotzdem ist sie vollwertiges Bandmitglied und hat mit der brandneuen Hymne „Gelbkartenträger“ auch einen Song beigesteuert, in dem den Hinz&Kunzt-Verkäufern mit ihren gelben Ausweisen ein musikalisches Denkmal gesetzt wird.

Nummer fünf ist Kai, der Bruder von Jörg. Auch er hat vom Leben schon so manche Breitseite bekommen. Vor einigen Jahren wanderte er mit seiner Frau nach Spanien aus, um ihr einen Lebenstraum zu erfül-len. Doch die Beziehung scheiterte, und Kai setzte sich in das nächste Flugzeug nach Deutschland. Er hatte keine Wohnung und keinen Job. Er

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„Rock ’n’ Roll ist eine Lebensphilosophie“

Jörg, 53, gitarre

„Rock ’n’ Roll ist ¾ Takt und dass ein Bein swingt“

Kai, 49, percussioN

„Rock ’n’ Roll ist Musik zum Feiern, und zwar nicht auf die brave Art“

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die Hinz&Kunzt-geburtstagsfeier in der fabrik

Feiern Sie mit Hinz&Kunzt den 15. Geburtstag:

Am Freitag, 7. November, ab 19 Uhr in der Fabrik, Bar-

nerstraße 36. Karten gibt’s im Vorverkauf für 13 Euro,

an der Abendkasse für 16 Euro und ermäßigt für 8,50

Euro. Hinz&Künztler kommen natürlich umsonst rein.

19 Uhr einlass

19.30 Uhr restakzent, die Hinz&Kunzt-band

20 Uhr begrüßung

20.30 Uhr das scharlatan-theater

21.30 Uhr ruben cossani

22.30 Uhr der fall böse

23.30 Uhr the rattles

24 Uhr als Gast: Joja Wendt

Freuen Sie sich auch auf Lou richter als

Moderator, Musiker mit ihren Duetten von der

Hinz&Kunzt-cd „Kunztstücke“, prominente

Glückwünsche und jede Menge Hinz&Künztler!

war über 40 Jahre alt, und das Arbeitsamt machte ihm wenig Hoffnung auf einen Arbeitsplatz. Nach einer Phase als Hinz&Kunzt-Verkäufer hat er inzwischen bei einer Zeitarbeitsfirma als Feinmechaniker wieder Fuß gefasst. Bei Restakzent ist er zuständig für die Percussion.

Die Proben sind der Band sehr wichtig. Sie sind mehr als Musik, sie sind Freundschaft, Heimat und Familie, nur eben ohne deren En-ge. Dafür bringen die Musiker auch die 280 Euro pro Monat für den

Übungsraum auf. Der ist eine ehemalige Zelle in einer ehemaligen Polizeiwache im Industriegebiet von Moorfleet. Gut, dass es dort keine Nachbarn gibt, denn die Treffen dauern immer sehr lange, dazu gehört essen, viel reden, Bier trinken. Der Restakzent wird dabei im Laufe des Abends stärker, die Soli länger. Nach vier bis fünf Stunden macht Gesa meist schlapp. Die anderen machen noch weiter bis zum frühen Morgen. Rock ’n’ Roll ist eben doch etwas anderes als Pop. sybiLLe areNdt

„Rock ’n’ Roll ist: Leben und Felle verhauen“

stefaN, 43, scHLagzeug

„Rock ’n’ Roll ist, wenn das Herz so macht: 1, 2, 3, 4“

goLem, 41, bass

WI R FE I ER N MIT !

Weitere Vorstellungen: 2. | 6. | 15. | 18. November | 9. Dezember

Kartentelefon 040.32 81 44 33 | www.thalia-theater.de

Premiere: Kasimir und Karoline vonÖdön von Horváth am 1. November

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Bleiben Sie uns treu! Alles Gute, Ihre Hinz&Künztler

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Unsere Energie für Hamburg: HilfsbereitschaftWir sind jeden Tag für Hamburgs Haushalte da und auch für die Menschen, die kein Zuhause haben. Seit Jahren hilft E.ON Hanse Hinz&Kunzt dabei, obdachlosen Frauen und Männern wieder eine Per-spektive zu geben. Unser Engagement für den Norden – den Menschen in Hamburg verbunden.

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