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Das Jahr 1949 in unserer Region lichen Verhältnissen stamm- te. Soĉiale Benachteiligung hatte sie am eigenen Leib er- fahren. Was auch heute noch schăer genug ist, ăar in den 2ċer-Jahren des Ăorigen Jahr- hunderts eine ăahre Herku- les-Aufgabe: Elisabeth Selbert organisierte als Mutter Ăon ĉăei Kindern den Haushalt, holte gleichĉeitig das Abitur nach und schrieb 193ċ ihre Doktorarbeit ĉum Thema „Zerrüttung als Eheschei- dungsgrund“. Fast Jahre später ăurde das 1977 durch die Eherechtsreform Gesetĉ. Gerade noch beĂor die Na- ĉis den Beruf für Frauen Ăerbo- ten, ăurde Elisabeth Selbert Anăältin. Sie musste die Fami- lie alleine durchbringen. Ihr Mann galt als Staatsfeind und bekam keine Arbeit. Elisabeth Selbert durfte sich desăegen V ON F RANK T HONICKE KASSEL. Der Satĉ ăar ebenso einfach ăie folgenreich: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Dass er im Grundgesetĉ steht, Ăerdanken ăir der Kasseler Politikerin Elisabeth Selbert. Liest man Porträts der 1896 in Kassel geborenen Frau, dann erscheint sie oft unnah- bar – als strenge Kämpferin, die unbeirrt ihr Ziel Ăerfolgte. Aber Elisabeth Selbert ăar Ăiel mehr. Ehefrau, Mutter, Oma. Im hohen Alter spielte sie noch mit ihren Enkeln Feder- ball. Sie machte Heu und kochte ein, pflegte ihre Rosen im Garten und trank abends gern ein Glas Rotăein. Als 22-Jährige ăar Elisabeth Selbert 1918 in die SPD einge- treten. Sie ăar eine junge Frau, die aus einfachen, christ- Mutter der Gleichberechtigung Die Kasseler Solzialdemokratin Elisabeth Selbert schrieb das Grundgesetz mit keine politischen Eskapaden leisten – einen Kotau Ăor den Naĉis machte sie aber nie. Durchsetzungsvermögen Sie ăusste also, über ăas sie sprach, ăenn sie die Gleichbe- rechtigung forderte. Und sie setĉte sich gegen ihren Partei- Ăorsitĉenden Kurt Schuma- cher durch, als sie sich mit überparteilichen Frauenorga- nisationen Ăerband. Elisabeth Selbert reiste durchs Land, um für ihren Artikel im Grundge- setĉ ĉu ăerben und erhielt ăaschkörbeăeise ĉustimmen- de Post. 1948 ăurde die Mutter der Gleichberechtigung als eine Ăon Ăier Frauen in den Parla- mentarischen Rat aufgenom- men, der das Grundgesetĉ ent- ăarf und Ăerabschiedete. Am 18. Januar 1949 ăar es dann soăeit. Ohne Gegenstimmen ăurde der Selbert’sche Satĉ Ăerabschiedet: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ So klar und schnörkellos lau- tet seitdem Artikel 3 Absatĉ 2 Satĉ 1 des Grundgesetĉes. Elisabeth Selbert starb am 9. Juni 1986 im Alter Ăon 89 Jahren in ihrer Heimatstadt Kassel. Elisabeth Selbert in den 1940er-Jahren. Foto: privat/nh KASSEL. Am 1ċ. Mai 1949 fiel die Entscheidung: Nicht Kas- sel, sondern Bonn ăurde die erste bundesdeutsche Haupt- stadt. Dabei hatte Kassels Oberbürgermeister Willi Sei- del geăichtige Argumente ins Feld geführt: Die günstige Lage an den „Reichsautobah- nen“, die Lage im Herĉen Deutschlands, die nahen Flug- häfen Waldau, Rothăesten und Fritĉlar. Der Kanĉler und die Bun- desregierung sollten im ehe- maligen Generalkommando und im Rote-Kreuĉ-Kranken- haus sitĉen, das Schloss Wil- helmshöhe sollte für Staats- empfänge dienen, und die Stadthalle ăar als Sitĉ des Bundesrates Ăorgesehen. Doch es half nichts: Bonn setĉte sich gegen Kassel, aber auch gegen Frankfurt und Stuttgart durch. (tho) Bonn stach Kassel aus nicht ab, zum Rathaus zu stür- men. Gefeiert wurde dann auf den Plätzen der Schwimm- und Rudervereine an der Ful- da. Foto: HNA-Archiv ten Zehntausende wieder ihr Volksfest, den Zissel. Kassel lag noch zu großen Teilen in Trümmern, doch alle Not und Sorgen hielten die Menschen Nach langer Pause scholl er wieder durch Kassel, der so be- liebte Schlachtruf: „Fullewas- ser, Fullewasser, hoi, hoi, hoi!“ Nach zehn Jahren Pause feier- Erster Zissel in den Trümmern Chronik Bad Hersfeld. Eine Goethe-Fest- spielwoche in der Stiftsruine zum 200. Geburtstag des Dich- ters legt den Grundstein für die Hersfelder Festspiele. Kassel. Die im Krieg nur wenig beschädigte Stadthalle wird wieder eingeweiht. Wolfhagen. Die Bürgermeister- wahl muss dreimal wiederholt werden – vor allem wegen juris- tischer Unklarheiten im hessi- schen Innenministerium. Zeit- weise gab es zwei gewählte Bür- germeister, ehe am 14. Dezem- ber der bereits im ersten Anlauf gewählte Berthold Kommalein bestätigt wurde. Witzenhausen. Die erste große „Verkaufs- und Leistungsschau“ des Witzenhäuser Gewerbes mit 17 Betrieben aus Stadt und Um- gebung lockt am ersten Novem- ber-Wochenende fast 5000 Be- sucher in die Turn- und Festhal- le. Es folgen große Modenschau- en der Textilfachgeschäfte und des Schneiderhandwerks im Lö- wensaal. Arolsen. Alexandra zu Waldeck, die zweitälteste Tochter des Fürsten Josias und seiner Ge- mahlin Altburg, heiratet Prinz Botho zu Bentheim und Stein- furth. Josias war 1947 im Bu- chenwaldprozess zu lebenslan- ger Haft verurteilt worden. Fritzlar. Erste Verkaufsmesse nach dem Krieg mit über 100 Ausstellern aus Industrie, Hand- werk und Gewerbe. Fritzlar. 100 Jahre Liedertafel. Es gibt ein dreitägiges Fest, zum historischen Festzug kommen über 10 000 Menschen. Helsa. Das Flüchtlingsdorf Wald- hof wird übergeben. Hofgeismar. Aus dem Gericht: Ein Monat Gefängnis wegen Fah- rens ohne Fahrkarte zwischen Kassel und Warburg, sechs Tage Gefängnis wegen Fahrens mit ei- nem Traktor ohne Licht. Immenhausen. Die Glashütte Süßmuth feiert 25-jähriges Be- stehen. Richard Süßmuth baute die kriegszerstörte Hütte in drei Jahren mit 240 Beschäftigten wieder auf. Spangenberg. Das am 1.4.1945 durch Brandbomben zerstörte Schloss, im Krieg Internierungs- lager für britische Offiziere, soll wieder aufgebaut werden. Neue Fuldabrücke: „Noch vor einem Jahr machten die Fahr- zeuge einen weiten Umweg, um über die Fulle zu kommen. Heu- te gehört der brausende Verkehr auf der neuen Brücke zum Kasse- ler Alltag. Giganten der Landstra- ße wechseln mit flinken Perso- nenwagen und gemütlichen Pferdegespannen, Spaziergän- ger mit hastenden Heimkeh- rern“, betexteten die Hessischen Nachrichten vom 26. März 1949 dieses Foto von Kurt W. L. Muel- ler. Ereignis hielt der letzte US-Be- satzungsoffizier in Fritzlar, Earl H. Lubeoansky, mit seinem Fo- toapparat auf Farbfilm fest – 1949 eine echte Seltenheit. (ula) Foto: Stadtarchiv Fritzlar/nh die Gläubigen zum Gottes- dienst vor dem Hotel Nägel, das zu der Zeit auch Caritas- Haus hieß. Damals wie heute spielte der Katholische Bläser- chor dazu. Das farbenprächtige erste Fronleichnamsprozessi- on nach dem Krieg statt. Das Allerheiligste wurde von Altar zu Altar durch die Stadt getra- gen. Unser Foto: Auf dem Marktplatz versammelten sich Flatternde Fahnen, geschmück- te Altäre und über 5000 fest- lich gekleidete Menschen: Im Juni 1949 fand in Fritzlar, der katholischen Enklave im pro- testantischen Nordhessen, die Erste Fronleichnamsprozession – in Farbe verewigt 12.9. Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten: Im zweiten Wahlgang setzt sich Theodor Heuss (FDP) gegen Kurt Schumacher (SPD) durch. 15.9. Der Bundestag wählt den ehemaligen Kölner Oberbürger- meister Konrad Adenauer (CDU) zum Bundeskanzler. 20.9. Bildung des ersten Kabi- netts Adenauer aus CDU/CSU, FDP und Deutscher Partei. 7.10. Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). SED-Chef Wilhelm Pieck wird Präsident der DDR, Otto Grotewohl Ministerpräsident. 12.-14.10. Gründungskongress des Deutschen Gewerkschafts- bundes (DGB) in München. Ers- ter Vorsitzender wird Hans Böckler. Chronik 1949 Deutschland 3.2. Die Fünferkommission des Parlamentarischen Rats einigt sich darauf, West-Berlin neben den elf Ländern der westlichen Besatzungszonen als zwölftes Bundesland in die Präambel des Grundgesetzes aufzunehmen. 10.5. Bonn wird vom Parlamen- tarischen Rat zur vorläufigen Bundeshauptstadt gewählt. Von 62 gültigen Stimmen entfal- len 33 auf Bonn, 29 auf Frankfurt. 12.5. Die Sowjetunion hebt die Berlin-Blockade auf. 18.-20.5. Alle westdeutschen Landtage mit Ausnahme Bayerns billigen das Grundgesetz. 23.5. Feierliche Verkündung des Grundgesetzes für die Bundes- republik Deutschland in Bonn. 30.5. Der Deutsche Volkskon- gress billigt die Verfassung der DDR. 10.7. In Stuttgart wird der VfR Mannheim mit einem 3:2 nach Verlängerung gegen Borus- sia Dortmund Deutscher Fuß- ballmeister. 14.8. Wahlen zum ersten Deut- schen Bundestag. Erster Bundeskanzler: Konrad Adenauer (CDU). Foto: dpa ... und die Welt 4.4. Gründung der Nordatlanti- schen Verteidigungsgemein- schaft (Nato) in Washington. 11.5. Israel wird in die Verein- ten Nationen aufgenommen. 25.9. Die Nachrichtenagentur Tass meldet den ersten Atom- bombenversuch in der UdSSR. 1.10. Proklamation der Volksre- publik China durch KP-Führer Mao Tsetung. Mittăoch, 11. Märĉ 2ċċ9 Politik KS-BRD e-paper für: 6069489

hna 60 jahre

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Page 1: hna 60 jahre

Das Jahr 1949 in unserer Region

lichen Verhältnissen stamm-te. So iale Benachteiligunghatte sie am eigenen Leib er-fahren.

Was auch heute nochsch er genug ist, ar in den2 er-Jahren des origen Jahr-hunderts eine ahre Herku-les-Aufgabe: Elisabeth Selbertorganisierte als Mutter on

ei Kindern den Haushalt,holte gleich eitig das Abiturnach und schrieb 193 ihreDoktorarbeit um Thema„Zerrüttung als Eheschei-dungsgrund“. Fast 5 Jahrespäter urde das 1977 durchdie Eherechtsreform Geset .

Gerade noch be or die Na-is den Beruf für Frauen erbo-

ten, urde Elisabeth SelbertAn ältin. Sie musste die Fami-lie alleine durchbringen. IhrMann galt als Staatsfeind undbekam keine Arbeit. ElisabethSelbert durfte sich des egen

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Der Sat ar ebensoeinfach ie folgenreich:„Männer und Frauen sindgleichberechtigt.“ Dass er imGrundgeset steht, erdanken

ir der Kasseler PolitikerinElisabeth Selbert.

Liest man Porträts der 1896in Kassel geborenen Frau,dann erscheint sie oft unnah-bar – als strenge Kämpferin,die unbeirrt ihr Ziel erfolgte.Aber Elisabeth Selbert ar ielmehr. Ehefrau, Mutter, Oma.Im hohen Alter spielte sienoch mit ihren Enkeln Feder-ball. Sie machte Heu undkochte ein, pflegte ihre Rosenim Garten und trank abendsgern ein Glas Rot ein.

Als 22-Jährige ar ElisabethSelbert 1918 in die SPD einge-treten. Sie ar eine jungeFrau, die aus einfachen, christ-

Mutter der GleichberechtigungDie Kasseler Solzialdemokratin Elisabeth Selbert schrieb das Grundgesetz mit

keine politischen Eskapadenleisten – einen Kotau or denNa is machte sie aber nie.

Durchsetzungsvermögen

Sie usste also, über as siesprach, enn sie die Gleichbe-rechtigung forderte. Und sieset te sich gegen ihren Partei-orsit enden Kurt Schuma-

cher durch, als sie sich mitüberparteilichen Frauenorga-nisationen erband. ElisabethSelbert reiste durchs Land, umfür ihren Artikel im Grundge-set u erben und erhielt

aschkörbe eise ustimmen-de Post.

1948 urde die Mutter derGleichberechtigung als eineon ier Frauen in den Parla-

mentarischen Rat aufgenom-men, der das Grundgeset ent-

arf und erabschiedete. Am18. Januar 1949 ar es dannso eit. Ohne Gegenstimmen

urde der Selbert’sche Saterabschiedet: „Männer und

Frauen sind gleichberechtigt.“So klar und schnörkellos lau-tet seitdem Artikel 3 Absat 2Sat 1 des Grundgeset es.

Elisabeth Selbert starb am9. Juni 1986 im Alter on 89Jahren in ihrer HeimatstadtKassel.

Elisabeth Selbert in den1940er-Jahren. Foto: privat/nh

KASSEL. Am 1 . Mai 1949 fieldie Entscheidung: Nicht Kas-sel, sondern Bonn urde dieerste bundesdeutsche Haupt-stadt. Dabei hatte KasselsOberbürgermeister Willi Sei-del ge ichtige Argumente insFeld geführt: Die günstigeLage an den „Reichsautobah-nen“, die Lage im Her enDeutschlands, die nahen Flug-häfen Waldau, Roth estenund Frit lar.

Der Kan ler und die Bun-desregierung sollten im ehe-maligen Generalkommandound im Rote-Kreu -Kranken-haus sit en, das Schloss Wil-helmshöhe sollte für Staats-empfänge dienen, und dieStadthalle ar als Sit desBundesrates orgesehen.

Doch es half nichts: Bonnset te sich gegen Kassel, aberauch gegen Frankfurt undStuttgart durch. (tho)

Bonn stachKassel aus

nicht ab, zum Rathaus zu stür-men. Gefeiert wurde dann aufden Plätzen der Schwimm-und Rudervereine an der Ful-da. Foto: HNA-Archiv

ten Zehntausende wieder ihrVolksfest, den Zissel. Kassel lagnoch zu großen Teilen inTrümmern, doch alle Not undSorgen hielten die Menschen

Nach langer Pause scholl erwieder durch Kassel, der so be-liebte Schlachtruf: „Fullewas-ser, Fullewasser, hoi, hoi, hoi!“Nach zehn Jahren Pause feier-

Erster Zissel in den Trümmern

Chronik

Bad Hersfeld. Eine Goethe-Fest-spielwoche in der Stiftsruinezum 200. Geburtstag des Dich-ters legt den Grundstein für dieHersfelder Festspiele.

Kassel. Die im Krieg nur wenigbeschädigte Stadthalle wirdwieder eingeweiht.

Wolfhagen. Die Bürgermeister-wahl muss dreimal wiederholtwerden – vor allem wegen juris-tischer Unklarheiten im hessi-schen Innenministerium. Zeit-weise gab es zwei gewählte Bür-germeister, ehe am 14. Dezem-ber der bereits im ersten Anlaufgewählte Berthold Kommaleinbestätigt wurde.

Witzenhausen. Die erste große„Verkaufs- und Leistungsschau“desWitzenhäuserGewerbesmit17 Betrieben aus Stadt und Um-gebung lockt am ersten Novem-ber-Wochenende fast 5000 Be-sucher in die Turn- und Festhal-le. Es folgen große Modenschau-en der Textilfachgeschäfte unddes Schneiderhandwerks im Lö-wensaal.

Arolsen. Alexandra zuWaldeck,die zweitälteste Tochter desFürsten Josias und seiner Ge-mahlin Altburg, heiratet PrinzBotho zu Bentheim und Stein-furth. Josias war 1947 im Bu-chenwaldprozess zu lebenslan-ger Haft verurteilt worden.

Fritzlar. Erste Verkaufsmessenach dem Krieg mit über 100Ausstellern aus Industrie, Hand-werk und Gewerbe.

Fritzlar. 100 Jahre Liedertafel. Esgibt ein dreitägiges Fest, zumhistorischen Festzug kommenüber 10 000 Menschen.

Helsa.Das FlüchtlingsdorfWald-hof wird übergeben.

Hofgeismar. Aus dem Gericht:Ein Monat Gefängnis wegen Fah-rens ohne Fahrkarte zwischenKassel undWarburg, sechs TageGefängnis wegen Fahrens mit ei-nem Traktor ohne Licht.

Immenhausen. Die GlashütteSüßmuth feiert 25-jähriges Be-stehen. Richard Süßmuth bautedie kriegszerstörte Hütte in dreiJahren mit 240 Beschäftigtenwieder auf.

Spangenberg. Das am 1.4.1945durch Brandbomben zerstörteSchloss, im Krieg Internierungs-lager für britische Offiziere, sollwieder aufgebaut werden.

Neue Fuldabrücke: „Noch voreinem Jahr machten die Fahr-zeuge einen weiten Umweg, umüber die Fulle zu kommen. Heu-te gehört der brausende Verkehrauf der neuenBrücke zumKasse-ler Alltag. Gigantender Landstra-ße wechseln mit flinken Perso-nenwagen und gemütlichenPferdegespannen, Spaziergän-ger mit hastenden Heimkeh-rern“, betexteten die HessischenNachrichten vom 26. März 1949dieses Foto von Kurt W. L. Muel-ler.

Ereignis hielt der letzte US-Be-satzungsoffizier in Fritzlar, EarlH. Lubeoansky, mit seinem Fo-toapparat auf Farbfilm fest –1949 eine echte Seltenheit.(ula) Foto: Stadtarchiv Fritzlar/nh

die Gläubigen zum Gottes-dienst vor dem Hotel Nägel,das zu der Zeit auch Caritas-Haus hieß. Damals wie heutespielte der Katholische Bläser-chor dazu. Das farbenprächtige

erste Fronleichnamsprozessi-on nach dem Krieg statt. DasAllerheiligste wurde von Altarzu Altar durch die Stadt getra-gen. Unser Foto: Auf demMarktplatz versammelten sich

Flatternde Fahnen, geschmück-te Altäre und über 5000 fest-lich gekleidete Menschen: ImJuni 1949 fand in Fritzlar, derkatholischen Enklave im pro-testantischen Nordhessen, die

Erste Fronleichnamsprozession – in Farbe verewigt

12.9. Die Bundesversammlungwählt den Bundespräsidenten:Im zweitenWahlgang setzt sichTheodor Heuss (FDP) gegenKurt Schumacher (SPD) durch.

15.9. Der Bundestag wählt denehemaligen Kölner Oberbürger-meister Konrad Adenauer(CDU) zum Bundeskanzler.

20.9. Bildung des ersten Kabi-netts Adenauer aus CDU/CSU,FDP und Deutscher Partei.

7.10. Gründung derDeutschenDemokratischen Republik(DDR). SED-Chef Wilhelm Pieckwird Präsident der DDR, OttoGrotewohl Ministerpräsident.

12.-14.10. Gründungskongressdes Deutschen Gewerkschafts-bundes (DGB) in München. Ers-ter Vorsitzender wird HansBöckler.

Chronik 1949Deutschland

3.2. Die Fünferkommission desParlamentarischen Rats einigtsich darauf,West-Berlin nebenden elf Ländern der westlichenBesatzungszonen als zwölftesBundesland in die Präambel desGrundgesetzes aufzunehmen.

10.5. Bonnwird vom Parlamen-tarischen Rat zur vorläufigenBundeshauptstadt gewählt.Von 62 gültigen Stimmen entfal-len 33 auf Bonn, 29 auf Frankfurt.

12.5. Die Sowjetunion hebt dieBerlin-Blockade auf.

18.-20.5. Alle westdeutschenLandtagemitAusnahmeBayernsbilligen das Grundgesetz.

23.5. FeierlicheVerkündungdesGrundgesetzes für die Bundes-republik Deutschland in Bonn.

30.5. Der Deutsche Volkskon-gress billigt die Verfassung derDDR.

10.7. In Stuttgart wird derVfR Mannheimmit einem 3:2nach Verlängerung gegen Borus-sia DortmundDeutscher Fuß-ballmeister.

14.8.Wahlen zum erstenDeut-schen Bundestag.

Erster Bundeskanzler: KonradAdenauer (CDU). Foto: dpa

... und die Welt

4.4. Gründung der Nordatlanti-schen Verteidigungsgemein-schaft (Nato) in Washington.

11.5. Israelwird in die Verein-ten Nationen aufgenommen.

25.9. Die NachrichtenagenturTass meldet den ersten Atom-bombenversuch in der UdSSR.

1.10. Proklamation der Volksre-publik China durch KP-FührerMao Tsetung.

Mitt och, 11. Mär 2 9PolitikKS-BRD

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Das Jahr 1950 in unserer Region

wirkt, der den Fluss vorWitzen-hausen 40 bis 50 Zentimeterhöher steigen ließ. Im Septem-ber 1949 sprach sich das Stadt-parlament für den Bau einermodernen Variante aus. Im Fol-gejahr begannen die Arbeiten.(sff) Archivfoto: Stadtarchiv Witzenhausen

kommend anrückte. InWitzen-hausen sollte die Brücke im frü-heren Zustand wieder herge-stellt werden, doch dagegenprotestierten die Bürger beimLandesbauamt in Eschwege.Denn die alte Bauweise hattebei Hochwasser einen Stau be-

Lkw über das Bauwerk rollte.Fünf Jahre zuvor, am 7. April1945, hatten abziehende deut-sche Truppen – wie andernortsauch – die Werrabrücke sowiedie Eisenbahnbrücke beim na-hen Unterrieden gesprengt, alsdie US-Armee von Westen

Am 10. Dezember 1950 war essoweit: Nach knapp halbjähri-ger Bauzeit wurde in Witzen-hausen die neue Brücke überdie Werra dem Verkehr über-geben. Die Bevölkerung nahmstarken Anteil. Es mutete wieein Volksfest an, als der erste

DieWerra ist wieder überbrückt

Willingen. Die Mühlenkopf-schanze wird zur Großschanzemit Anlaufturm umgebaut.

Kassel. DieWaggonfabrik Weg-mann baut zweistöckige Perso-nenwagen für die Bundesbahn.

Kassel. Auf dem Friedrichsplatzpräsentiert die „NordhessischeLandesausstellung“ wirtschaftli-che Erzeugnisse. An der Garten-bauausstellung auf dem Stadt-hallengelände nehmen 66 Fir-men teil.

Fritzlar. Bei einem Großbrandwerden vier Familien obdachlos.Unsere Zeitung ruft zu Spendenauf.

Kassel. Das vom ADAC auf demGelände des späteren Auestadi-ons veranstaltete zweite Sand-bahnrennen für Motorräderwird ein großer Erfolg.

Wabern. In der Zuckerfabrikwird der Zucker knapp. Der Bür-germeister bittet die Bundesre-gierung um Rohmaterial.

Immenhausen. Am 22. Mai zer-störteinverheerendesUnwetterdie Mittelstraße.

Hofgeismar. Die Volkshoch-schule des Landkreises Hofgeis-mar wird durch ProfessorDr. Heinrich Grupe gegründet.

ChronikNordhessen

Kassel. Die Kasseler Musiktagefinden nach zwölfjähriger Pauseerstmals wieder statt.

Wolfhagen. Rege Bautätigkei-ten: 1950/51 werden allein inWolfhagen 92 Bauvorhaben be-hördlich genehmigt, davon 28Wohnungsbauten.

Kassel. In der Stadt leben jetzt162 132 Menschen.

Witzenhausen. Nach elf JahrenPause findet inWitzenhausenwieder das traditionelle, seit1857 vom zylinderbehütetenFestausschuss ausgerichtete,Erntedank- undHeimatfest statt.

Korbach. Aus dem KreisWaldeck werden noch 2158Wehrmachtsangehörige und 44Zivilpersonen vermisst.

Korbach.Von1939bis 1950hatsich die Zahl der Einwohner desKreises Waldeck um 29 900(plus48Prozent) erhöht.Grund:Zuzug der Flüchtlinge aus demOsten. Ein enormes Baupro-gramm läuft an, fast jeder Ort er-hält seine „Ostlandsiedlung“(wie sie inWega heißt).

Kassel. Die Kaufhalle GmbH er-öffnet einWarenhaus in derOberen Königsstraße. Der Ne-ckermann-Versand verschicktKataloge an die Haushalte.

Kassel. Der Verein Deutscher In-genieure tagt imMai in Kassel,Motto: „Über die Verantwor-tung des Ingenieurs“. Im selbenMonat wird die Abendschule fürTechnik ins Leben gerufen.

Der Dampfer Elsa rollt durchKassel: Zum 25. Zissel-Geburts-tag gibt es außerdem wiedereinen Wasserfestzug auf derFulda

Am 24. September1950 startete das ers-te Motorrad-Rennen„Rund um Batten-berg“. Bei der Pre-miere bejubelten6000 Zuschauer ander Strecke vor allemFrieder Marc aus BadWildungen, der aufeiner 500er-BMW in5:16 Minuten dieschnellste Rundefuhr. (had)

Foto: HNA-Archiv

Repro: Steber

„Rund um Battenberg“ lockt Motorrad-Fans... und die Welt

4.4.Winston Churchill (Foto),der britischePremierminis-ter, spricht sichals erster pro-minenter west-licher Politikerfür einen deut-schen Verteidi-

gungsbeitrag aus.

6.6. Polen und die DDR erklärendieOder-Neiße-Linie zur end-gültigen deutsch-polnischenGrenze.

25.6. Nordkoreanische Streit-kräfte rücken in Südkorea ein:Beginn des Koreakrieges.

ChronikDeutschland

31.1. Gründung desMütterge-nesungswerkes durch EllyHeuss-Knapp (1881-1952), Ehe-frau des BundespräsidentenTheodor Heuss.

3.3. Unterzeichnung der Saar-Konventionen: Das Abkommengarantiert die politische Auto-nomie des Saargebiets und legtdessen wirtschaftlichen An-schluss an Frankreich fest.

4.4. Das DDR-Ministerium fürVolksbildung verbietet das Ab-spielen von anglo-amerikani-scher Tanzmusik.

Mai: In der Bundesrepublik ent-fallen die letzten Lebensmittel-rationierungen.

3.6. Den erstmals vergebenenFriedenspreis des DeutschenBuchhandels erhält der jüdischeErzähler Max Tau (1897-1976).

25.6. Der VfB Stuttgart wirdnach einem2:1-Sieg über dieOf-fenbacher Kickers DeutscherFußballmeister.

8.7.Hans Globkewird Personal-chef imKanzleramt. Er ist wegenseiner Tätigkeit als juristischer

Kommentator der NS-Rassenge-setze umstritten.

5.8. Verkündung der „Chartader Heimatvertriebenen“ inStuttgart: In der Charta verzich-ten die Landsmannschaften aufRache und Vergeltung und for-dern die Anerkennung desRechts auf Heimat.

1.9.Die FirmaHenkel bringtmiteiner großenWerbekampagneerstmals seit elf Jahren dasWaschmittel Persilwieder aufden Markt.

7.9. Der erste deutsche Nach-kriegsfarbfilm, „Schwarzwald-mädel“mit Rudolf Prack undSonja Ziemann, läuft in bundes-deutschen Kinos an.

9.10. Bundesinnenminister Gus-tav Heinemann (damals CDU)tritt aus Protest gegen die Hal-tung der Regierungsmehrheitzur Wiederbewaffnung zurück.

19.10. Der Bundestag verab-schiedet das Versorgungsgesetzfür Kriegsopfer, das rückwir-kend zum 1. Oktober in Krafttritt. Es sieht für Kriegsbeschä-digte je nach Umfang ihrer Er-werbsminderung Grundrentenzwischen 15 DM und 75 DM so-wie Ausgleichsrenten zwischen40 DM und 90 DM vor.

Umstrittener Berater: KanzlerAdenauer mit PersonalchefHans Globke (rechts). Foto: dpa

der 5 er-Jahre aren 25neue Quartiere fertig. Die be-teiligten Hand erker konn-ten selbst eine der fertigenWohnungen für günstigesGeld mieten. Entsprechendflott ging es oran.

Doch damit hielt man sichnicht lange auf. Die Menschenbrauchten ein Dach über demKopf. Binnen kür ester Zeit

urden iele Hausruinen inder Innenstadt abgerissen undWohnungen gebaut. Anfang

stan gerettet erden können.Viele alte Kasseler trauern bisheute dem längst nicht ölligerstörten Staatstheater nach.

Auch das Karlshospital unddie Garnisonkirche hätte man

ieder aufbauen können.

VON THOMAS S I EMON

KASSEL. Es ar eine Herkules-aufgabe nach der Zerstörungim Z eiten Weltkrieg. Tau-sende on Tonnen Schuttmussten aus der Kasseler Alt-stadt geräumt erden. VomFriedrichsplat bis ur Schö-nen Aussicht ( ischen demheutigen Staatstheater undder Neuen Galerie) hatte manpro isorisch Schienen erlegt.Darauf urden Loren mit denTrümmern bis an den Randdes Hanges geschoben unddann ausgeschüttet. „DerHang ar früher iel steiler,da ist jede Menge Schutt ge-landet“, erinnert sich Zeit eu-ge Hans Germandi (83). Auchdas Auestadion ist auf Trüm-merschutt gebaut.

195 ar das Stadtbild arnoch on Ruinen geprägt,Plät e und Straßen aber arenfreigeräumt. Der Wiederauf-bau konnte beginnen. Trotder erheblichen Zerstörungendurch die Bomben – E pertensehen Kassel auf einer Stufemit Dresden – hätte in denNachkriegsjahren noch eini-ges an historischer Bausub-

Die Trümmer sind wegTausende von Tonnen Schutt aus der Altstadt landeten an der Schönen Aussicht

Loren für den Abtransport: Vom Friedrichsplatz wurde der Trümmerschutt auf provisorischen Schie-nen zur Schönen Aussicht transportiert. Foto: Archiv Germandi/nh

KASSEL. Eine Rattenplageführt u außerge öhnlichenMaßnahmen. Vom 5. bis 11.No ember erden die Kasse-ler erpflichtet, die Nager ubekämpfen. Ein Rattenpaarhat jährlich 8 Nachkom-men, die 6 Zentner Brotfressen, schreiben die Hessi-schen Nachrichten. JederGrundstücksbesit er muss inder Drogerie ein Ratten er-nichtungsmittel kaufen undden Kassen ettel bei einerKontrolle durch die Stadt or-legen. (tos)

Kampf derRattenplage

Donnerstag, 12. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD

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Page 3: hna 60 jahre

Das Jahr 1951 in unserer Region

werden verkauft – der Hauptge-winn ist ein Auto, ein BorgwardHansa. 230 000Markwerden sofür den Wiederaufbau gesam-melt. Dazu kommt es trotzdemnicht. Es wird neu gebaut. Eröff-net wird das neue Haus abererst 1959. (w.f.)

trum rücken. Die städtischenGremien loben einen bundes-weiten Architektenwettbewerbfür einen Neubau aus. Doch siehaben große Teile der Bevölke-rung gegen sich. Ein Aufbauver-ein startet eine Wiederaufbau-lotterie. Über 700 000 Lose

spaltet im Jahr 1951 die Kasse-ler Bevölkerung. DieGegner desWiederaufbausmeinen, der kai-serlicheBauerfüllenichtdieAn-forderungen eines modernenTheaters, er verstelle den Blickin die Landschaft. Auch müssedas Theater mehr ins Stadtzen-

Soll das alte preußische Staats-theater, das im Krieg schwereBombentreffer abbekommenhat, am Hang oberhalb der Kas-seler Karlsauewieder aufgebautwerden? Oder soll am Fried-richsplatz ein neues Theater er-richtet werden? Diese Frage

Streit umWiederaufbau des Staatstheaters

tisch die Aussperrung derKunden bedeutete.

Wenige Tage später hattensich die Gemüter aber iederberuhigt. Und nach einem Ge-spräch ischen Innung, Ge-

erkschaft und Bauern er-band als Vertreter der Zuliefe-rer einigte man sich auf einenon allen Seiten ak eptierten

Kompromiss. Der schloss einePreiskontrolle durch alle Be-teiligten ein. (sff)

In einer Kundgebung aufdem Marktplat forderte derDGB-Vorsit ende Karl Henkelor 7 Zuhörern die „Haus-

frauen auf, jet t durch uhal-ten“. Sonst könnten sie die in

enigen Wochen „in uner-sch ingliche Höhen steigen-den Preise“ nicht mehr be ah-len.

Die Fleischer ant ortetenam 8. Oktober mit der Schlie-ßung ihrer Läden, as prak-

gen“. Andernfalls sehe mansich ge ungen, „diesem un-glaublichen Missstand durchSelbsthilfe ein Ende u berei-ten“.

Gespräche ischen Ge-erkschaft und Innung schlu-

gen fehl. Nun kündigte dasOrtskartell als Gegenmaßnah-me einen Käuferstreik an, umPreisdruck aus uüben – eineinmaliger Vorgang in der Ge-schichte Wit enhausens.

WITZENHAUSEN. Anfang der196 er-Jahre stieg die Nachfra-ge, gleich eitig kletterten aberauch die Preise. Darunter hat-ten or allem die noch immerahlreichen Arbeitslosen so-ie die Flüchtlinge u leiden.

Doch in Wit enhausen urdedas nicht einfach stillsch ei-gend hingenommen.

Bereits im Februar 1951andte sich das Ortskartell

des DGB in unge ohnt schar-fer Form an die Öffentlichkeit,um u protestieren „gegen diedauernden Preissteigerungen,

elche die an sich schon un-ureichenden Löhne usät -

lich schmälern“.Die Proteste allein fruchte-

ten – auch damals schon – nurenig, der offene Konflikt ar

nur eine Frage der Zeit. Er ent-ündete sich im Sommer an

den gesunkenen Einkaufsprei-sen für Sch einefleisch. Diehatte die Wit enhäuser Flei-scherinnung ar ohl ol-lend ur Kenntnis genommen,nicht aber daran gedacht, siean die Verbraucher eiter u-geben.

Selbsthilfe gegen Missstand

Da forderte das DGB-Orts-kartell am 28. Juni öffentlich„ on den Fleischermeistern,nun endlich ihre Preise mitden Einkaufspreisen in denrichtigen Einklang u brin-

Protest gegen hohe PreiseWitzenhäuser Hausfrauen boykottierten Fleischer, die sperrten ihre Kunden aus

Werbung im Festzug: Beim Erntefestumzug 1950 hatte die Fleischerinnung nochWerbung gemacht,im Jahr darauf verärgerte sie mit ihrer Preispolitik die Kunden. Foto: Stadtarchiv Witzenhausen

60 000 pilgertenin den BergparkAm 19. August dröhnten dort wieder die Motoren

KASSEL. Nach den Autoren-nen in den Z an igerjahren

urde das WilhelmshöherBergrennen am 19. August1951 als reine Motorrad eran-staltung ausgetragen. 6Motorsportfans säumten denBergpark und sahen bei sechsRennen ei Kasseler Siege.

Die Klasse 25 ccm domi-nierte Gerd Duthe auf einerDKW, ährend Adolf Nölkerdie Klasse 1 ccm auf einerNSU ge ann. Im Rennen derHalblitermaschinen stür teder Kasseler Rudi Edelmann(BSA), aber er kam mit einigenSchrammen da on. (geb)Gerd Duthe aus Kassel auf seiner DKW. Foto: Pauly/nh

... und die Welt

15.4. In Tirol wird das erste SOS-Kinderdorf eröffnet. Es soll hei-

matlosen Kin-dernBetreuungin familienähn-lichen Gemein-schaftenbieten.Initiator desProjektes istderösterreichische

SozialpädagogeHermannGmeiner (1919-1986).

9.7. Großbritannien erklärt alserste der drei Westmächte dieBeendigung des Kriegs-zustandsmit Deutschland.Frankreich folgt am 13. Juli, unddie USA folgen am 19. Oktober.

ChronikDeutschland

18.1. Premiere des Films „DieSünderin“ in Frankfurt. Der Filmwird wegen einer kurzen Nackt-szene mit Hildegard Knef zu ei-nem Skandal.

10.4. Der Deutsche Bundestagverabschiedet das Gesetz überdieMontan-Mitbestimmung.

19.4. Eröffnung der ersten Inter-nationalen Automobilausstel-lung in Frankfurt.

29.4. Eröffnung der ersten Bun-desgartenschau in Hannover.

6.6. Eröffnung der 1. Internatio-nalen Berliner Festspiele (Berli-nale) imSteglitzerTitania-Palast.Als bester Film wird „Das dop-pelte Lottchen“ nach demgleichnamigen Roman von ErichKästner ausgezeichnet.

21.6. Die Vollkonferenz derUnesco in Paris beschließt dieAufnahme der BundesrepublikDeutschland.

30.6. Der 1. FC Kaiserslauternwird durch ein 2:1 gegen Preu-ßen Münster Deutscher Fußball-meister.

1.7. Auf der Berliner Avuswirderstmals seit Kriegsende wiederein Autorennen ausgetragen.

29.7. In Bayreuth finden die ers-tenWagner-Festspiele nachdem ZweitenWeltkrieg statt.

31.8. Premiere des Films„Der Untertan“ vonWolfgangStaudte nach dem gleichnami-gen Roman von Heinrich Mannin der DDR.

10.-14.9. Außenministerkonfe-renz der drei Westmächte inWashington zurDeutschlandpo-litik. Die drei Westmächte be-schließen, die Bundesrepublik„auf der Grundlage der Gleich-berechtigung in eine kontinen-tal-europäische Gemeinschaft“zu integrieren. Die Bundesrepu-blik soll ferner an derwestlichenVerteidigung beteiligt werden.

1.11. Die DDR-Volkskammerbeschließt das Gesetz über denFünfjahresplan 1951-1955.Damit beginnt die zentralestaatliche Planwirtschaft fürlangfristigeWirtschaftslenkung.

16.11. Verbotsantrag der Bun-desregierung gegen die Sozialis-tische Reichspartei (SRP) unddie Kommunistische ParteiDeutschlands (KPD) beim Bun-desverfassungsgericht.

„Die Sünderin“: Hildegard Knefim Kino. Foto: dpa

WILLINGEN. Skispringerle-gende Sepp Weiler (Foto)macht die Mühlenkopfschan-e über Nacht berühmt: Am

13. Januar 1951 springt derOberstdorfer 1 1 Meter eit:Willingen erfügt nun übereine der größten Schan en derWelt. Fast 2 Jahre hat WeilersRekord Bestand. (gge)

SeppWeiler (1921-1997)

Kassel. Bei der Wohnraumbe-wirtschaftung von Altbauwoh-nungen undmöblierten Zim-mern tritt eine Lockerung ein.Die Eigentümer dürfen sich jetztunter drei vonderWohnungsbe-hörde bestimmtenWohnungs-suchenden einen Bewerber aus-wählen.

Hofgeismar. Die im Krieg zer-störtenWeserbrücken in Giesel-werder und Karlshafen werdenwieder aufgebaut.

Schwalmstadt. Aus ehemali-gem Kriegsgefangenenlagerwird ein Dorf: Die SiedlungTrutzhain wird zur selbständi-gen Gemeinde und ist damit die79. im Kreis Ziegenhain.

Schwarzenborn.WährendeinesTanzvergnügens an Himmel-fahrt wird in Schwarzenborn ein21-Jähriger ermordet.

Wickersrode. Ein junger Mannschießtbei einer Feiermit einemGewehr um sich. Der Amoklaufkostet dreiMenschendas Leben,vier werden verletzt.

Battenberg. 20 000 Zuschauerkommen zumMotorradrennen„Rund um Battenberg“. Diedeutschen Gespann-AsseWil-helm Noll und Fritz Cron, späterzweifacheWeltmeister, drehendrei Demonstrationsrunden.

ChronikNordhessen

Bad Hersfeld. 13 150 Besuchersehen die ersten Hersfelder Fest-spiele in der Stiftsruine. Inten-dant ist der Max-Reinhard-Schü-ler Johannes Klein.

Kassel. Im BergparkWilhelms-höhe veranstaltet Hans Laugsdas erste Lichterfest. 3000 Mit-wirkende unterhalten 12 000bis 15 000 Besuchermit Gesangund Tanz.

Frankenberg. Der Neubau desKreiskrankenhauses wird einge-weiht. Alle Patienten werdenvom seit 1946 als Klinik dienen-den Hotel Lengemann in dieneue Klinik verlegt. Spendenkommen sogar vom „Franken-berger Krankenhausunterstüt-zungsverein“ aus New York.

Wellerode. Ein Schäfer er-schießt imWald bei Wellerodeeinen Korbacher Viehhändlerund raubt ihm 500Mark.

Kassel. Die „GemeinnützigeBauunion Kassel“, eine Selbst-hilfeorganisation der Heimat-vertriebenen, errichtet für800 000 Mark auf der Hasenhe-cke 78Wohnungen.

Rotenburg. Die Stadt schenktdem Land Hessen das Schloss,den Marstall und die Remisen.Das ist der Grundstein für diespätere Landesfinanzschule.

Freitag, 13. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-L

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Page 4: hna 60 jahre

... und die Welt

6.2. Nachdem König Georg VI.gestorben war,wird seineTochter Eliza-beth (geb.1926, Foto)noch am selbenTag als Eliza-beth II. zur Kö-

nigin proklamiert.

1.11.AufdemEniwetok-Atoll imPazifik lassen die USA die ersteWasserstoffbombe detonieren.

4.11. Der RepublikanerDwightD. Eisenhowerwird zum neuenPräsidenten der USA gewählt.

ChronikDeutschland

24.1. In der Bundesrepublik trittdasMutterschutzgesetz inKraft. Danachwerden der Kündi-gungsschutz, die Verdienstsi-cherung unddie Bestimmungenam Arbeitsplatz für werdendeund stillendeMütter verbessert.

14.2.-25.2.OlympischeWinter-spiele in Oslo. Deutschlandnimmt zum ersten Mal seitKriegsende wieder an den Spie-len teil und erringt seine erstenGoldmedaillen im Zweierbobdurch Anderl Ostler und LorenzNieberl.

1.3. Rückgabe der InselHelgo-land durch die Briten an diedeutsche Verwaltung.

10.3. Der sowjetische Partei-und Regierungschef Josef Stalinschlägt den drei Westmächtenvor, einen Friedensvertrag miteiner gesamtdeutschen Regie-rung unter folgenden Bedingun-gen abzuschließen: Wiederver-einigung in den Grenzen, wie siedie Potsdamer Konferenz festge-legt habe. NeutralisierungDeutschlands nach Abzug allerausländischen Truppen.

25.3. DieWestmächte lehnendie in der „Stalin-Note“ gefor-derten Verhandlungen über ei-nen Friedensvertrag mit aus-drücklicher Billigung Bundes-kanzler Adenauers ab, solangekeine freien gesamtdeutschenWahlen stattgefunden haben.

2.5. BundespräsidentHeuss undKanzler Adenauer einigen sichauf dasDeutschlandlied als Na-tionalhymne. Bei staatlichen An-lässen soll künftig die dritte Stro-phe gesungen werden.

22.6. Der VfB Stuttgart wird inLudwigshafen durch ein 3:2 ge-gen den 1. FC Saarbrücken Deut-scher Fußballmeister.

11.10. Verkündung des Be-triebsverfassungsgesetzes, indem die Mitwirkung undMitbe-stimmung der Arbeitnehmer insozialen, personellen und wirt-schaftlichen Angelegenheitenfestgelegt wird.

23.10. Das Bundesverfassungs-gericht verbietet die neonazisti-sche Sozialistische Reichspartei.

15.12. Bundesweit werden dieNotrufnummern 110 (Polizei)und 112 (Feuerwehr) einge-führt.

26.12. Ausstrahlung der ersten„Tagesschau“ im Fernsehen.

Gold im Zweierbob: AnderlOstler und Lorenz Nieberl

Das Jahr 1952 in unserer Region

Kopf ab: Im September wurdeder Kopf des Kasseler Wahrzei-chens Herkules zur Reparaturabgenommen und in die Pyra-mide heruntergelassen.

Foto: Lengemann

Filmbetriebs. Das Kaskadewur-de zur Attraktion, und zwi-schen 1953 und 1960 kamenoft Filmstars, darunter Hilde-gardKnef undHeinz Erhardt, zuKinopremieren. Endgültig ge-schlossen wurde das Kino imJahr 2002. (nix)

Bode, der wie kaum ein ande-rer die Kasseler Nachkriegsar-chitektur prägte, wurde vor al-lem mit diesem und weiterenKinobauten auch überregionalbekannt.

Bauherr war Georg Reiss,Besitzer des gleichnamigen

die Zuschauer, schrieb die Zei-tung. Mit dem Kino, das am 12.Dezember 1952 feierlich eröff-net wurde, bekam Kassel seinezweite Kaskade.

Verantwortlich war Archi-tekt Paul Bode. Der Bruder vondocumenta-Gründer Arnold

Die Attraktion des Kaskade-Ki-nos am Kasseler Königsplatzwaren zweifelsohne die tan-zendenWasser, ein buntes, mitMusik untermaltes Wasser-spiel, das nach jeder Vorfüh-rung der Wochenschau statt-fand. „Märchenhaft“, fanden es

Märchenhaft: In der Kaskade tanzt dasWasser

Zentimeter eiter gesprun-gen, dann hätte sie in Finn-lands Hauptstadt die Bron e-medaille ge onnen.

5,9 m urden für IrmgardSchmel er gemessen, äh-rend für die Britin ShirleCa le 5,92 m u Buche stan-den. Gold holte sich damals –am 24. Juli 1952 – Y ette Wini-fred Williams aus Neuseelandmit 6,24 Meter, der eitgröß-ten Weite, die bis dahin je oneiner Frau gesprungen urde.

Kur or den Spielen in Hel-sinki ar Irmgard Schmel erDeutsche Weitsprung-Meiste-rin ge orden, und mit ihrerBest eite (5,98 m) der damali-gen Traumgren e on sechsMetern sehr nahe gekommen.

Irmgard Hermand, die imDe ember 2 2 im Alter on82 Jahren gestorben ist, ent-deckte später ihre Liebe umTennis und sch ang noch als8 -Jährige den Schläger. (geb)

HELSINKI. Der KSV Hessenar bei den Ol mpischen

Spielen 1952 in Helsinki mitIrmgard Hermand, die damalsnoch Schmel er hieß, ertre-ten. Es ar das erste Mal nachdem Krieg, dass eine deutscheMannschaft an den Ol mpi-schen Spielen teilnehmendurfte. Wäre die damals 31-Jährige Kasselerin nur ei

Knapp an einerMedaille vorbeiIrmgard Hermand-Schmelzer war Olympia-Vierte

Irmgard Hermand-Schmelzer

Belgierkaserne. Insgesamtwurden 1952 rund 150 Stra-ßen ausgebaut und instand-gesetzt, wurden 2500 neueWohnungen in Kassel gebaut,vier neue Volksschulen unddrei Turnhallen. Am Tannen-wäldchen entstand die bis da-hin größte JugendherbergeHessens. (tho)

1952 war auch das Jahr desAufbruchs und Wiederauf-baus. Helden des Wiederauf-baujahres waren die Bagger-führer, die die Kasseler Alt-stadt von Trümmern befrei-ten. Aber es wurde natürlichauch neu gebaut: Allein 1000Arbeiter schufteten an Kas-sels größter Baustelle, der

Baggerführer warendie Helden des Jahres

ben, dass Plünderer erschos-sen ürden. Außerdem hättensie Marmons Befehl nicht er-

eigern können, ohne ihr ei-genes Leben u riskieren – Ge-stapo-Chef Fran Marmon galtals äußerst brutaler Mann.

Als die Soldaten or Gerichtstanden, ar jener Fran Mar-mon bereits untergetaucht. Er

ar über Wit enhausen Rich-tung Har geflohen, anschlie-ßend lebte er unter dem Na-men Peter Pfriemer in Hit el-rode bei Esch ege.

Im Juni 195 urde Mar-mon dann doch in Karlsruheerhaftet. Der Pro ess in Kas-

sel egen des Massenmordesan den Italienern am BahnhofWilhelmshöhe konnte nunAnfang 1952 beginnen. Plöt -lich aber sagten alle ehemali-

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Es ist das Jahr 1949,und in Kassel stand ein Er-schießungskommando or Ge-richt. Unter dem Befehl desehemaligen Kasseler Gestapo-Chefs Fran Marmon hatte esier Jahre u or am Oster-

samstag 78 italienischeZ angsarbeiter erschossen.Z ei Tage or Kriegsende ur-den die Männer ermordet –die Amerikaner standenschon or Kassel.

Die Mitglieder des Kom-mandos urden freigespro-chen. Das Gericht begründetees damit, dass sie in dem Er-schießungsbefehl kein Verbre-chen gesehen hatten. Schließ-lich habe es überall in derStadt Hin eisschilder gege-

Mildes Urteil für Gestapo-ChefFranz Marmon ließ 78 italienische Zwangsarbeiter erschießen, kam aber auf freien Fuß

gen Gestapo-Mitglieder undauch Angehörige der Kripo fürMarmon aus: Er sei ein ausge-eichneter Chef ge esen und

habe den Erschießungsbefehlnur erteilt, um die Kasseler Be-ölkerung or Übergriffen u

schüt en.Am 5. Februar 1952 erkün-

detet das Sch urgericht seinUrteil: Marmon erhielt eiJahre Haft, seine eineinhalbJahre dauernde Untersu-chungshaft urde angerech-net. Das erbliebene halbeJahr urde auf dem Gnaden-

eg erlassen. Fran Marmon,der or Kassel stell ertreten-der Gestapo-Chef on Mün-chen ge esen ar, erließ alsfreier Mann den Gerichtssaal.

Er starb mit 45 Jahren einJahr später in Karlsruhe.

Franz Marmon, berüchtigterGestapo-Chef von Kassel.

Korbach.Hitzewelle im KreisWaldeck: 36,4 Grad sind der Hö-hepunkt am 2. Juli. Landwirtemüssen Vieh notverkaufen.

Kassel. Bei einer Erfindermesseauf dem Friedrichsplatz zeigendie Aussteller Neuheiten ausFrankreich, England, Schweden,Südamerika und den USA.

Hofgeismar. Die EvangelischeAkademie wird von Guntershau-sen nach Hofgeismar verlegt.

Homberg. Graf Luckner, der le-gendäre „Seeteufel“ des ErstenWeltkriegs, hält zwei Vorträge inHomberg. Der Mann, der ein Te-lefonbuch zerreißen konnte, ap-pelliert an seine Zuhörer, dem„leck gewordenen Schiff“ westli-che Zivilisation wieder „ein ech-tes Menschentum“ zu schenken.

Witzenhausen. Das über 100Jahre alte Krankenhaus inWit-zenhausen wird durch einenNeubau ersetzt. Der 1,3 Millio-nen Mark teure Trakt wird am6. September eingeweiht.

Battenberg. Als „schwarzerSonntag“ geht der 10. August indie Motorsportgeschichte ein.DerDüsseldorferGespannfahrerArno Günzel verunglückt töd-lich. EinweiteresGespann rast indie Zuschauer und tötet den Al-lendorfer Architekten HermannWinter. Zehn weitere Besuchererleiden schwere Verletzungen.Gespannfahrer Adolf Jüngerstirbt drei Tage später im Kreis-krankenhaus Frankenberg.

ChronikNordhessen

Kassel. Der wiederhergestellteStadtverordneten-SitzungssaalimRathauswird eingeweiht. DieSitzungen des Stadtparlamentskönnenwieder im eigenenHausstattfinden.

Gensungen. Im Torbogen derBurg Heiligenberg bei Gensun-gen weiht der Bund der Vertrie-benen am 20. Juli die Glocke derHeimat ein. Zu diesem Zeit-punkt haben sich rund 10 000Vertriebene im Kreis Melsungenangesiedelt.

Helmarshausen. Jetzt ist Zeit,die 1944 kriegsbedingt ausgefal-lene 1000-Jahr-Feier nachzuho-len.

Guntershausen. Die im Kriegzerstörte große GuntershäuserEisenbahnbrücke über die Fuldawird wieder hergestellt.

Elgershausen. Der Basaltabbauam Hirzstein wird eingestellt.

Samstag, 14. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-L

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Page 5: hna 60 jahre

Das Jahr 1953 in unserer Region

Sensation in Kassel: Die Trep-penstraße ist die erste deut-sche Fußgängerzone. 104 Stu-fen verbinden Hauptbahnhofund Friedrichsplatz.

Kassel.Die Berliner Brücke wirdfür den Verkehr frei gegeben.

Treysa. Die Grippe-Epidemiefordert am 2. Februar das ersteTodesopfer. 14 Schulen im Kreismüssen geschlossen werden.

Wasenberg. Gold im Hühner-magen: Eine Frau vermisst ihrenOhrring,amWochenendebringtderNachbar ihr den Schmuck. ErhatteeinHuhngeschlachtetundbeim Zerkleinern des Magensdas edle Stück gefunden.

Helmarshausen. Die Diemel-brücke ist wieder aufgebaut,vorher gab es nur eine Notbrü-cke aus Holz.

ChronikNordhessen

Kassel.Rechtzeitig vor der Über-tragung der Krönung von Köni-gin Elizabeth II. wird auf demHo-hen Gras ein Fernsehsender inBetrieb genommen.

Kassel. Das Haus der Jugend ander Fuldabrücke wird seiner Be-stimmung übergeben.

Frankenberg. An der Edertal-schule in Frankenberg fällt derUnterricht wegen Kohlenman-gels aus. Es kann nicht geheiztwerden.

Korbach. Eine Coca-Cola-Abfüll-station nimmt den Betrieb auf.14Mitarbeiter füllen pro Stunde4000 Flaschen.

Korbach. Die neuen Mauser-Werke werden eingeweiht.

Kassel.Hans Schallenbergerpräsentiert die von ihm erfunde-ne Doppelglasscheibe mit Vaku-um: das Thermofenster.

... und die Welt

5.3. Der 73-jährige sowjetischePartei- undRegierungschef JosefStalin stirbt in Moskau an denFolgen eines Schlaganfalls.

29.5. Erstbesteigung desMountEverest durch den Neuseelän-der Edmund Hillary und den Ne-palesen Tenzing Norgay.

ChronikDeutschland

10.5. Chemnitz wird auf Be-schluss der DDR-Regierung inKarl-Marx-Stadt umbenannt.

8.5.DerDDR-Ministerratordneteine Erhöhung der Arbeitsnor-men um 10,3 Prozent an.

17.6. Ein Streik gegen die Nor-menerhöhung in Ost-Berlin wei-tet sich auf 72 Städte und zahl-reiche Ortschaften in der DDRzum Aufstand gegen das kom-munistische Regime aus. Die De-monstrationenwerden von sow-jetischen Soldaten und DDR-Volkspolizisten gewaltsam zer-schlagen.

18.6. In Ost-Berlin, Leipzig, Mag-deburg und Jena werden etwa20 000 Personen vorüberge-hend in Haft genommen. Von ih-nenwerden in den ersten Tagen29 von sowjetischen Standge-richten zum Tode verurteilt undhingerichtet. In den nächstenMonaten erhalten außerdemmindestens 1400 teilweisemehrjährige Freiheitsstrafen.

21.6. Der 1. FC Kaiserslauternwird durch ein 4:1 über denVfB Stuttgart Deutscher Fußball-meister.

25.6. Der Bundestag verabschie-det ein neuesWahlgesetz, mitder so genannten Fünf-Prozent-Hürde. Danach dürfen Parteiennur noch in den Bundestag ein-ziehen, wenn sie mindestensfünf Prozent der abgegebenenStimmenerhaltenoder in einemWahlkreis mindestens ein Di-rektmandat gewinnen.

4.8.Der 17. Juni wird durch Bun-desgesetz zum „Tag der deut-schen Einheit“ bestimmt.

6.9. Zweite Bundestagswahl:

CDU/CSU, FDP, Deutsche Parteiund der Gesamtdeutsche Block/Bund der Heimatvertriebenenund Entrechteten bilden die Re-gierung.

27.12. Ruth Leuwerik undO. W.Fischer werden als beliebtesteSchauspieler des bundesdeut-schen Films mit dem „Bambi“ausgezeichnet.

Mit Steinen gegen Sowjetpan-zer: Ost-Berlin am 17. Juni1953. Foto: dpa

Bründl, Metzner, Daubert, Hell-wig und Schmidt. Im Trikot desSV Harleshausen: Stora - Spies,Balzk, Führer, Ullrich, Schilling,Czybik, Horchler, Sutter, Lingel-bach, Gibhardt. Repro: Koch

leshausen holten sich mit ei-nem 12:10 gegen Frisch-AufGöppingen die Südmeister-schaft. Der KSV spielte mit:Laue - Knothe, Hutfles - Win-disch, Zimmer, Hosung -

Tag ist das Ergebnis zweitran-gig, denn die Massen feiern dieEinweihung des Auestadions.Am 3. Mai 1953 war der KSV indie Oberliga aufgestiegen, unddie Feldhandballer des SV Har-

20 000 Zuschauer verfolgenam 23. August das Fußball-Oberligaspiel zwischen demKSV Hessen und ViktoriaAschaffenburg. Zwar verliertder KSVmit 1:2, aber andiesem

20 000 feiern die Auestadion-Einweihung

TREYSA. Das hatte dieSch alm noch nicht erlebt:Am 3 . August 1953 heiratenier Kinder der Familie Schrö-

der: Ernst (22), Günter (25),Willi (31) und Ottilie (33). Dasliegt ohl in der Familie, dennauch ihre Mutter Elisabeth fei-erte einst gemeinsam mit ih-rer Sch ester Sophie eineDoppelhoch eit – die beiden

urden im Jahr 1919 mit denBrüdern Gusta und ErnstSchröder getraut.

1953 geht es bei der ierfa-chen Schröder-Hoch eit inTre sa hoch her. Viele Schau-lustige bestaunen die Braut-paare an der Stadtkirche.

Übrigens: Die ier Paare ha-ben heute ehn Kinder, 15 En-kel und drei Ur-Enkel. Vorsechs Jahren feierten drei derier Eheleute das Fest der Gol-

denen Hoch eit. (ciß)

Vier Schröders sagen Ja30. August : Geschwister heiraten am selben Tag in Treysa

Vierfache Hochzeit: In Treysa heirateten am 30. August 1953Williund Käthe Schröder, Günter und Gertrud Schröder, Ernst undMa-ria Schröder sowie Heinz und Ottilie Pütz. Foto: privat/nh

spielte die ideologische Kon-frontation der S steme an derNahtstelle ischen Ost undWest eine immer größere Rolle.

Sender Meißner als Bollwerk

So erstand der HessischeRundfunk seinen neuen Sen-der Meißner neben der Ver-besserung des Empfangs inNordhessen in erster Linie als„Boll erk“ gegen die Senderder DDR. „Wir ünschen, dassauch drüben die Stimme derFreiheit gehört erden kann“,erklärte Intendant EberhardBeckmann.

Im Frühjahr 1953 schon er-schärfte sich die Lage an derGren e usehens. Und als am21. April berichtet urde, dass„auch an der Gren e unter-halb der Burg Hanstein beiWerleshausen Volksarmistenmit der Errichtung eines Sta-cheldraht aunes“ begannen,

aren die Kontaktmöglichkei-ten drastisch eingeschränkt.Jet t trennte der Eiserne Vor-hang die Menschen hüben unddrüben. (sff)

Menschen. Diebeiden Wit en-häuser StadtteileWerleshausenund Neuseesengehörten ur-sprünglich urso jetischenZone und arenerst nach dem„Wanfrieder Ab-kommen“ om17. September1945 im Tauschgegen die um BadSooden-Allendorfgelegenen DörferAsbach, Sicken-berg, Vatterodeund Weidenbachum amerikani-

schen Einflussge-biet gelangt.

Neben den gro-ßen irtschaftli-chen Problemendes Zonenrandge-biets, die nurdurch massi eSub entionen ge-mildert urden,

WITZENHAUSEN. An derNahtstelle ischen West-und Ostdeutschland erschärf-te sich die Situation nach dem17. Juni 1953, dem Volksauf-stand in der DDR. Fortan präg-te die Zonengren e bis umFall 1989/199 das Leben inder nordosthessischen Region.

Bis Anfang 1953 ar dieGren e ischen Hessen undThüringen noch relati durch-lässig. Reisen aren ebensomöglich ie das Be irtschaf-ten on Ackerland in den je-

eiligen Zonen. Die Men-schen ersuchten trot derSpannungen, persönliche Ver-bindungen eiter u pflegen.Wenn der VfB Wit enhausendie Fußballmannschaft ausHeiligenstadt im Eichsfeldempfing – und umgekehrt –,

ar das ein Zeichen dafür,dass die Gren e noch nicht ih-ren später undurchdringli-chen Charakter hatte.

Dennoch bestimmte die De-markationslinie seit ihrer end-gültigen Festlegung in uneh-mendem Maße das Leben der

Zaun aus StacheldrahtNach dem Volksaufstand in der DDR: Die Zonengrenze wird zum Eisernen Vorhang

So nah, aber über Jahrzehnte unerreichbar:Warnschilder und Sperranlagen der thürin-gisch-hessischen Zonengrenze bei Burg Han-stein. Foto: Stadtarchiv Witzenhausen

KASSEL. Gro-ßer Bahnhoffür den Bun-despräsiden-ten: Hundertefanden sichschon früh-morgens aufdem KasselerHauptbahn-hof ein, um die Ankunft onTheodor Heuss mit uerleben.

Der beliebte Präsident, omVolk „Papa Heuss“ genannt,lobte die „heitere, gelöste At-mosphäre“ in der Stadt undden Stand des Wiederaufbaus.„Theodor Heuss be aubertealle durch Charme und sch ä-bischen Humor“, hieß es inder Zeitung.

„Papa Heuss“besucht Kassel

TheodorHeuss

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KASSEL. Jahrelang hatte derStreit angedauert, ob das onKriegsbomben getroffenepreußische Staatstheater ie-der aufgebaut oder durch ei-nen Neubau erset t erdensollte. Nun urden Fakten ge-schaffen: Das sch er beschä-digte Gebäude am Auehang

urde kur erhand abgerissen,as u lautstarker Empörung

unter Kasseler Bürgern führte.Es ar nicht der let te Auf-

reger rund ums Staatstheater:Z ei Jahre später urde derSiegerent urf für den Neubauon Hans Scharoun gekippt

und durch einen on PaulBode erset t. ( .f.)

Abriss desStaatstheatersempört Bürger

Montag, 16. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-L

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Page 6: hna 60 jahre

Das Jahr 1954 in unserer Region

ChronikNordhessen

Kassel. Der Bau des Staatsthea-ters erregt weiterhin die Gemü-ter in Kassel. Als beim Aushebender Grube für den preisgekrön-ten Entwurf von Hans Scharoun(Berlin) und HerrmannMattern(Kassel) alte Festungsmauerngefunden werden, stoppt dieLandesregierung die Arbeiten.

Witzenhausen. Das Autokenn-zeichenWIZ für den Kreis Wit-zenhausen wird erstmals ausge-geben.

Willingen. Bei einem Springenohne internationale Beteiligungstartet Max Höfer vom KSV Hes-sen Kassel und stürzt zu Tode.

Kassel. Die erste Rolltreppe inder Stadt lockt die Kasseler insKaufhaus Neckermann am Stän-deplatz.

Homberg. Skandal im Finanz-amt:DerKassenleiterhat36 000Mark unterschlagen und sich da-von ein Häuschen gebaut.

Calden. An der HolländischenStraßewirdeinHortfundausderJungbronzezeit gemacht.

Homberg. Gegen denWider-stand der Bürger wird die städti-sche Müllabfuhr eingeführt.

Treysa.Wilhelm Kalte kommtals letzter Kriegsgefangenernach Treysa zurück. Der Magis-trat lässt ihnmit einemAuto ausdem Lager Friedland abholen.

Borken.Die Preag plant ein neu-es Kraftwerk mit 128 000 Kilo-watt in Borken. Kosten für dieerste Ausbaustufe: 28 MillionenMark. Die Bergwerk FrielendorfAG liefert Rohbraunkohle.

Der Edersee ist ein beliebtesAusflugsziel – nicht nur , wenner voll ist, sondern auch dann,wenn man mal wieder trocke-nen Fußes die alte Brücke be-treten kann.

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ChronikDeutschland

4.1. In Duisburg werden die ers-ten Parkuhren der Bundesrepu-blik aufgestellt.

29.1. Das erste Reparaturfahr-zeug des Allgemeinen Deut-schen Automobil Clubs (ADAC)für die Pannen-Soforthilfe wirdin Deutschland eingesetzt.

6.2. Eröffnung der ersten umfas-senden Ausstellung der Werkedes Malers Max Liebermann seit1927 in Hannover.

26.2. Der Bundestag beschließtdie erste Wehrergänzung zumGrundgesetz. Diese regelt dieZuständigkeit des Bundes in Ver-teidigungs-, Wehrpflicht- undZivilschutzangelegenheitenundgibt ihmdamit das Recht zur Ge-setzgebung über die Verteidi-gung einschließlich der Einfüh-rung einerWehrpflicht.

23.3. Bayern beschließt als letz-tes Bundesland das Ende derEntnazifizierung.

14.6. Konstituierung des Kura-toriums „Unteilbares Deutsch-land, Volksbewegung für dieWiedervereinigung“ aus 128führenden Vertretern aller Ge-biete des öffentlichen Lebens.

17.6. Erstmals wird in der Bun-desrepublik Deutschland der„Tag der deutschen Einheit“ alsgesetzlicher Feiertag begangen.

4.7.Mit einem 3:2 Sieg über Un-garn wird die bundesdeutscheElf in Bern überraschend Fuß-ballweltmeister.

17.7. Theodor Heuss wird inWest-BerlinalsBundespräsidentwiedergewählt.

23.7. Der Präsident des Bundes-verfassungsschutzes,Otto John(1909-1997), gibt in einer Rund-funkansprache aus Ost-BerlinseinenWechsel in die DDR be-kannt.

29.9. Als erste deutsche TV-Fa-milienserie geht „Unsere Nach-barn heute abend: Familie Schö-lermann“ auf Sendung.

13.12. Der Rechtsausschuss desBundestages lehnt es ab, unver-heirateten Frauen die Anrede„Frau“ für den Umgangmit Be-hörden zuzugestehen. Damitbleibt die Bezeichnung „Fräu-lein“ im amtlichen Sprachge-brauch gültig.

30.12. Premiere des Film „Cana-ris“. O. E. Hasse spielt den ehe-maligen Chef der deutschen Ab-wehr, Wilhelm Canaris.

Theodor Heuss. Foto: dpa

er endbar ar. Heute äreGala Met ner der ideale Joker,doch damals durfte selbst beisch eren Verlet ungen nochkein Spieler ausge echselt

erden.Da sich Herberger aller-

dings früh eitig auf das magi-sche Viereck mit Horst Eckel(1. FC Kaiserslautern), Karl Mai(SpVgg. Fürth), Ma Morlock(1. FC Nürnberg) und FritWalter (1. FC Kaiserslautern)festgelegt hatte, blieb für GalaMet ner in der Sch ei nureine Rolle auf der Reser e-bank.

Doch anders als HelmutRahn (Rot-Weiß Essen), derden Kummer über die eit ei-lige Zurückset ung ins eiteGlied bei unge ählten Bier-chen ergessen ollte, bliebMet ner stets solide. Und freu-te sich schließlich am 4. Juliüber den 3:2-Triumph im End-spiel gegen die als unbesieg-bar geltenden Ungarn genauso sehr ie die Spieler, die aufdem Rasen des Berner Wank-dorf-Stadions standen.

VfL Kassel kickte, bereits alsReichstrainer 1941 u Lehr-gängen geholt und erinnertesich recht eitig or der WM-Endrunde in der Sch ei andie Fähigkeiten Met ners.

Der perfekte Joker

Jet t ar er berufen or-den, eil er als Außenläuferund Halbstürmer ielseitig

Auch für Met ner kam dieBerufung uner artet. Z arspielte der KSV damals in derOberliga Süd, ar also erst-klassig, aber die Kasseler Ak-teure standen nicht so imRampenlicht ie ihre Kolle-gen aus den Fußball-Hochbur-gen. Aber Herberger kannteMet ner gut. Er hatte den Kas-seler, der damals noch für den

VON G E RD BR EHM

Liebe Sportkameraden!Wir freuen uns, Ihnenmitteilen u können,

dass Sie um Kreis der Spielergehören, die den DeutschenFußball-Bund bei der Welt-meisterschaft in der Sch eiertreten sollen. Wir hoffen

gerne, dass ir Sie bei guterGesundheit und ohl orbe-reitet auf die kommendenAufgaben am Mitt och, den9.6.1954 in der SportschuleKarlsruhe-Schöneck er artendürfen und erbleiben mitsportlichen Grüßen! Deut-scher Fußball-Bund, i. A. Paß-lack.

Das stand in dem Brief, deram 5. Juni in der Kasseler Zent-grafenstraße 118 landete.Empfänger: Karl-Hein Met -ner.

Kassels bester Fußballspie-ler, genannt Gala, hatte es alsogeschafft und ählte u den 22Glücklichen, die Bundestrai-ner Sepp Herberger für dieWM-Endrunde berufen hatte.

Weltmeister Gala MetznerDer Kasseler Fußballer war beim Triumph der deutschen Elf in der Schweiz dabei

Vor dem Abflug in die Schweiz: Von links: Max Morlock (1. FC Nürnberg), Hans Schäfer (1. FC Köln), Gala Metzner (KSV Hessen Kassel),Fritz Laband (Hamburger SV), Heinz Kubsch (FK Pirmasens) und Toni Turek (Fortuna Düsseldorf). Foto: nh

Gala Metzners Spielerpass für dieWM 1954 in der Schweiz.

KASSEL. Am 6. Juli 1954 irdder gebürtige Kieler LauritLaurit en Oberbürgermeister

in Kassel. DasNordlichtbleibt bis 1963in der Fulda-stadt. Danachmacht der So-ialdemokrateiter Karrie-

re. Er ird Jus-ti minister in

Wiesbaden und echselt spä-ter als Bau- und Verkehrsmi-nister in die Bundespolitik. Inseine Kasseler Amts eit fallenunter anderem die Bundesgar-tenschau 1955 so ie die bei-den ersten documenta-Aus-stellungen. (tos)

Lauritzen

macht Karriere

LauritzLauritzen

fährlicher Urlaub“ on CarolReed, u dessen Uraufführungsie für ein paar Stunden nachKassel gekommen ar.

Im Bildte t heißt es: „Ist dieLuft auch rein?“ HildegardKnef benut t am liebsten Sei-

KASSEL.Während die Fans imKaskade-Kino sehnsüchtig aufdie Autogrammstunde desFilmstars arteten, plauderteHildegard Knef im Hotel Hes-senland mit der Presse überihren neuen Agentenfilm „Ge-

Immer auf der Flucht vor stürmischen FansHildegard Knef kam zur Uraufführung des Films „Gefährlicher Urlaub“ für ein paar Stunden nach Kassel

tenpforten, denn Garderobeund Make-up könnten leiden,

enn die Verehrer all u stür-misch erden. (...)

Am glücklichsten aren diejungen Leute, die sich am Sei-tentor des Hessenland aufge-

baut hatten. Sie konnten e-nigstens einen raschen Blickin den eilig da onrauschen-den Wagen erfen und ein Lä-cheln on Hildegard Knef mitnach Hause nehmen.“ (hpo)

Foto: Lengemann

... und die Welt

7.5. Die letzte Bastion Frank-reichs in Indochina (Dien-Bien-Phu) fällt. Am 21. Juli endet diefranzösische Kolonialherrschaftin Indochina.

1.11. Kriegsausbruch im franzö-sischen Überseegebiet Algerien.Der Krieg endet erst 1962mitder Anerkennung der Unabhän-gigkeit Algeriens endet.

10.5. Bill Haley and the Cometsnehmen in den USA das Lied„Rock Around The Clock“ auf,mitdemdieneueMusikrichtung„Rock’n’ Roll“ begründet wird.

Dienstag, 17. Mär 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-R

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Page 7: hna 60 jahre

Das Jahr 1955 in unserer Region

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... und die Welt

5.4. Der britische Premierminis-terWinston Churchill gibt sei-nen Rücktritt bekannt. SeinNachfolger wird der bisherigeAußenminister Anthony Eden.

14.5. Regierungsvertreter derDDR, Albaniens, Bulgariens, Po-lens, Rumäniens, Ungarns, derTschechoslowakei und der Sow-jetunion unterzeichnen inWar-schau den „Vertrag über Freund-schaft, Zusammenarbeit und ge-genseitigen Beistand“. DerWar-schauer Pakt ist als Gegenge-wicht zur Nato gedacht.

ChronikDeutschland

25.1. Die Sowjetunion erklärtdenKriegszustandmit Deutsch-land für beendet.

23.2. Premiere des Films „DesTeufels General“ nach demgleichnamigen Bühnenstückvon Carl Zuckmayer.

1.3. Nachdem die Bundesrepu-blik die Lufthoheit erhalten hat,nimmt dieDeutsche Lufthansaden Luftverkehr auf.

27.3.Die erste Jugendweihe fin-det in Ost-Berlin statt.

5.5.Die Pariser Verträge tretenin Kraft. Abgesehen von einigenalliierten Sonderrechten (Trup-penstationierung, Berlin-Status)erlischt das Besatzungsstatut.Die Bundesrepublik wird be-dingt souverän.

9.5. Beitritt der Bundesrepublikzur Nato.

6.6. Die „Dienststelle Blank“wird umgewandelt in das Bun-desministerium der Verteidi-gung. Theodor Blankwird Ver-teidigungsminister.

8.-14.9. Bundeskanzler KonradAdenauer reist mit einer Regie-rungsdelegation nach Moskau.Ministerpräsident Nikolai A. Bul-ganin und Adenauer unterzeich-nen eine Vereinbarung über dieAufnahme diplomatischer Be-ziehungen und die Rückführungder letzten deutschen Kriegsge-fangenen.

22.9. Adenauer verkündet vordemBundestag die so genannteHallstein-Doktrin, nach der dieBundesregierung keine diplo-matischen BeziehungenmitStaaten unterhalten könne, diedie DDR anerkennen (mit Aus-nahme der Sowjetunion).

12.11. Die ersten 101 Freiwilli-gen der Bundeswehr erhaltenvon VerteidigungsministerTheodor Blank ihre Ernennungs-urkunde. Damit ist die Grün-dung der Bundeswehr vollzo-gen.

23.12. Uraufführung des öster-reichischenSpielfilms „Sis-si“ in Münchenmit RomySchneider(Foto) und Karl-heinz Böhm inden Hauptrol-

len. Romy Schneider starb 1982.

In bundesdeutschenWohnstu-ben hält die Kultur der Nierenti-sche, Schalensessel und Tulpen-lampen Einzug.

Ernennungsurkunden: Die Bundeswehrwird gegründet.Foto: dpa

einen großen Schub für denWiederaufbau gebracht. Mitdem Blumenmeer und denbunten Farben brachte dieBundesgartenschau ein StückLebensfreude in die Nach-kriegszeit zurück. (tos)

Foto: HNA- Archiv

hen ist, wurde in die Ruine desim Krieg stark beschädigtenGebäudes integriert. Für dieimmer noch von den Bombendes Zweiten Weltkriegs ge-zeichnete Stadt war die perfektinszenierte Schau eine enormeAnstrengung, doch sie hat auch

nen Besucher wurden gezählt.Zu den Attraktionen gehörteein Sessellift, mit demman vonder Schönen Aussicht bis in dieKarlsaue schweben konnte.Zentraler Anlaufpunkt war dieOrangerie. Die Ausstellungs-halle, die auf dem Foto zu se-

Zur Eröffnung der Bundesgar-tenschaubekamendie KasselerKinder schulfrei. Bundespräsi-dent Theodor Heuss gab am29. April 1955 das Startsignalfür eine Ausstellung, die zu ei-nem großen Publikumsmagne-ten werden sollte. 2,8 Millio-

2,8 Millionen Besucher erleben die Bundesgartenschau

Schriftzug vor demAusstellungsgebäude: Das FridericianumamKasseler Friedrichsplatzmit demHinweis auf die do-cumenta. Schon damals schrieb sich die Ausstellungmit kleinem d. Foto: documanta Archiv/ nh

WABERN. Als Karl Schmidtam 25. September 1955 beim1:3 in Belgrad gegen Jugosla-

ien sein erstes Länderspielabsol ierte, hatte er sich arschon dem 1. FC Kaiserslau-tern angeschlossen, aber uBeginn der Fünf igerjahre hat-te der Waberner als Akteur

des KSV Hes-sen auf sichaufmerksamgemacht.Schmidt, derin Belgrad lin-ker Verteidi-ger spielte,

ar um 1. FCKaiserslautern

ge echselt, eil er in Mainein Jura-Studium begonnenhatte.

1958 ollte Sepp Herbergerden Nordhessen mit ur WMnach Sch eden nehmen, aberSchmidt, der insgesamt neunLänderspiele absol ierte, lehn-te ab, eil er mitten in seinemjuristischen Staatse amenstand. Von 1992 bis 2 1 arKarl Schmidt Schat meisterdes Deutschen Fußball-Bun-des. Von 2 1 bis 2 7 fun-gierte er als DFB-Vi epräsi-dent. (geb)

Karl Schmidtabsolviert erstesLänderspiel

KarlSchmidt

ChronikNordhessen

Wolfhagen. Die geplante Ein-richtung einer Meisterschule fürFriseure inWolfhagen scheitert,weil man starke wirtschaftlicheEinbußen für die bestehendenFriseurbetriebe befürchtet.

Kassel. Das Schlosshotel unddasHotel Hessenland werden voll-endet, die Empfangshalle desHauptbahnhofs mit dem Bali alsNon-Stop-Kino und das Auebadebenfalls. Fertiggestellt und frei-gegebenwird auchder FlugplatzWaldau – angeblich mit An-schluss an den internationalenLuftverkehr.

Korbach. Am Berndorfer Torwird der erste Selbstbedie-nungsladen eröffnet

Ziegenhain. „Aus dem Nichts“heraus errichtet der 50-jährigeFabrikant Erich Rohde am Süd-bahnhof eine neue Schuhfabrik.Die alte hatte er in Guben (Nie-derlausitz) verloren.

Karlshafen. Auf ehemaligemSali-nengelände entsteht eineWe-berei mit 96Webautomatenund 130 Mitarbeitern.

Herleshausen: Die ersten 600Spätheimkehrer aus russischerKriegsgefangenschaft treffenüber Herleshausen im LagerFriedland ein. Noch immer gel-ten 1,5 Millionen Soldaten alsvermisst. Deshalb stehen vieleverzweifelte Frauen auf demBahnsteig und halten Schildermit den Namen ihrer Männerund Söhne hoch. Foto: dpa

parente Vorhänge, die Bodeanbringen ließ. Wie ichtigdie Ausstellungsarchitekturfür die Wirkung einer Kunst-schau ist, hat Bode mit seinerisionären Bilder- und Skulp-

turen-Dramaturgie ge eigt.Präsentiert urden unter

anderem Arbeiten on HenrMoore, Wilhelm Lehmbruck,Picasso, Kandinsk , Giorgio deChirico, Oskar Schlemmer,Paula Modersohn-Becker undMa Ernst. Ausgestellt aren67 Werke on 148 Künstlern.13 Besucher ließen sichom Kunsterlebnis anlocken.Schon damals eränderte

die Kunstschau (und da u na-türlich die Bundesgarten-schau) die Stadt. Die Flaneureauf den Straßen aren inter-nationaler, das Treiben leben-diger als sonst. Das Café Pau-lus auf der Treppenstraße rea-gierte auf die eränderte Stim-mung mit einer Maßnahme,die damals fast so re olutionärund unerhört irkte ie man-ches Kunst erk: Man stelltedraußen Stühle auf. (fra)

rockbau nur äußerlich pro i-sorisch hergestellt orden, in-nen aber noch ein Rohbau.Ziegelsteine als Hintergrundfür die Bilder boten ebensorei olle Kontraste ie trans-

Als Standort ählte mandas Fridericianum, jenes ersteöffentlich ugängliche Muse-umsgebäude des europäi-schen Festlandes. Nach derKriegs erstörung ar der Ba-

KASSEL. Lücken schließenollte der Kasseler Künstler

und Hochschullehrer ArnoldBode (19 -1977) mit derKunstausstellung documenta.Die Lücken, die durch ölfJahre Na i-Herrschaft in derKunst ahrnehmung inDeutschland entstanden a-ren. In der Einladungskarteur Eröffnung hieß es, es sei

für die Kunst an der Zeit, „dieWege und Punkte des Erreich-ten auch in Deutschland ein-mal sinnfällig u markieren“.Als Begleitausstellung urBundesgartenschau öffnetedie erste documenta im Fride-ricianum am 15. Juli 1955.

Sie eigte um einen die in-ternational bedeutenden Wer-ke der klassischen Moderneseit Anfang des 2 . Jahrhun-derts und bot um anderen ei-nen Überblick über den aktu-ellen Stand der europäischenKunst. Arnold Bode und seineMitstreiter erhielten 2Mark Fördergeld on Stadt,Land und Bund, um das Pro-jekt stemmen u können.

Kunst in der RuineParallel zur Bundesgartenschau schlug die Geburtsstunde der documenta

Mädchen vor dem Spiegel (1932): Arnold Bode (links) und Bun-despräsident Theodor Heuss vor Pablo Picassos Gemälde. Foto: dpa

Mitt och, 18. Mär 2 960 Jahre BundesrepublikKS-BRD

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Page 8: hna 60 jahre

Das Jahr 1956 in unserer Region

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(Eva Bartok) kann ihn zu einerEntziehungskur überreden. Alser dann doch rückfällig wird,will sie sogar selbst Rauschgiftnehmen, um sein Schicksal zuteilen. Regie in dem Melodramführte der Star persönlich:Curd Jürgens. (hpo)

Tisch) auf der Terrasse des CaféPaulus eine Szene des Films„Ohne Dich wird es Nacht“drehten. Der „normannischeKleiderschrank“ spielt einenRechtsanwalt, der allerdingsnur brilliert, wenn er Morphi-um genommen hat. Erst Gina

Filmstadt Kassel: Wieder ein-mal war Kassel Drehort einesSpielfilms. Viele Schaulustigefanden sich in der Treppenstra-ße von Klose-Moden ein, umhautnah mitzuerleben, wieCurd Jürgens und seine damali-ge Ehefrau Eva Bartok (links am

Filmstars auf der Treppenstraße

schlossen, um hier „einem ge-regelten Broter erb nach u-gehen“. Der Rest der Gastar-beiter kam gutgelaunt nachWabern. Auf dem Bahnhof„ ar ein buntes Ge irr aus-ländischer Laute, aufgeregtenRufens und freudiger Verspre-chen, im nächsten Jahr iedernach Deutschland u kom-men, um über die Sommermo-nate in der Land irtschaftaus uhelfen“, schrieb dasKreisblatt.

Einer war bald wieder da

Vier ehn Tage nach Abfahrtkam ein Italiener „mit Sackund Pack“ urück nach Wa-bern. „Ihm gefiel es hier dochbesser“, schrieb die Zeitung.

„ erstanden es ortrefflich,überall an upacken“. Wit eüber die Gastarbeiter urdennun kaum noch gemacht.

Für die Italiener aren inder Bundesrepublik die Ver-dienstmöglichkeiten esent-lich höher als in ihrer Heimatum Neapel herum, o diemeisten on ihnen Familienu ernähren hatten. Fast alle

behielten nur enig Geld fürden eigenen Lebensunterhaltund schickten den Rest desVerdienstes nach Hause. Das

iederum imponierte so man-chem nordhessischen Bauern.

Als am 26. No ember dieRückreise der Italiener an-stand, hatten sich schon fünfon ihnen um Bleiben ent-

teil Homberg untergebracht,je eils acht kamen nach Mel-sungen und in den alten KreisFrit lar.

Von einer Ausnahme abge-sehen, ent ickelte sich einum Teil her liches Verhältnis

ischen den Gastarbeiternund ihren Arbeitgebern –trot eines anstrengendenZehn-Stunden-Arbeitstags.

Vorurteile widerlegt

Z ar aren die nordhessi-schen Bauern unächst furcht-bar erschrocken, als sie dieaus ihrer Perspekti e klein-

üchsigen Italiener um ers-ten Mal sahen. Schnell erflogjedoch dieser Eindruck, denndie Männer aus dem Süden

VON THOMAS SCHAT TN ER

Gegen 22.2 Uhr kamensie freitags planmäßigmit dem D-Zug aus

Frankfurt in Wabern an: dieersten 5 italienischen Gastar-beiter im Landkreis. Die Süd-italiener aren in der Regel

ischen 2 und 3 Jahre altals sie sich entschlossen, eit-ab ihrer Heimat Geld beimErnte-Einsat u erdienen.

Vertreter der Kreisbauern-schaft und des Arbeitsamtesbegrüßten die Neuankömm-linge am Waberner Bahnhof,be or diese anschließend mitKraftfahr eugen u ihren neu-en Arbeitsstätten gebracht

urden. 34 urden im Kreis-

50 kleine ItalienerDie ersten Gastarbeiter kamen als Erntehelfer nach Homberg, Melsungen und Fritzlar

Eisschollenstapeln sichauf derWerra

Das Jahr 1956 war von extre-memWetter geprägt: Bevor dieWerra imMärz und erneutMitteJuli über die Ufer trat und imFrühsommer die Kirschen we-gen des vielen Regens an denBäumen verfaulten, ließ sibiri-sche Kälte bis unter minus 20°Cden Fluss Anfang Februar zufrie-ren. Treibeis staute sich nichtnur vor Brücken zu riesigenSchollenstapeln (das Foto ent-stand bei Kleinvach nahe BadSooden-Allendorf), sondernrutschten auch über die Ufer.

Aus technischen Gründenwar es nicht möglich, das Eis zusprengen, sodass der Natur frei-er Lauf gelassen werdenmusste– mit fatalen Folgen: In Blickers-hausen schloss aufgestautesWasser die Gastwirtschaft Elendein. Riesige Eisschollen zerbra-chen den Zaun, zertrümmertendie Laube, stießen gegen dasHaus und rissen eine Ecke derScheunemit. (sff)

Foto aus: „DieWerra“ von Manfred Lückert

FRITZLAR. Mit einem offi iel-len Einmarsch am 14. De em-ber urden in Frit lar 1956das Pan er-Aufklärungs-Batail-lon 5 und das Grenadier-Ba-taillon 22 begrüßt. Nach demKrieg aren bis 1951 amerika-nische und anschließend fran-ösische Truppen in Frit lar

stationiert ge esen. Die Bun-des ehrsoldaten sollten Hü-ter und Beschüt er der Frei-heit sein, sagte der Standortäl-teste Oberstleutnant Fren el.

Fritzlar wieder

Militärstandort

Mit Musik: Die Bundeswehrzieht in Fritzlar ein. Repro: HNA

ChronikDeutschland

2.1. Einberufung der ersten Bun-deswehr-Soldaten: In Ander-nach, Wilhelmshaven und Nör-venich ziehen die ersten Freiwil-ligen in die Kasernen ein.

16.2. Übertritt der Bundesmi-nister des „GesamtdeutschenBlocks/Bund der Heimatvertrie-benen und Entrechteten“ (GB/BHE) zur CDU.

23.2. Die FDP-Bundestagsmit-glieder beschließen unter derFührung von Thomas Dehler dieAufkündigung der Koalition mitder CDU/CSU und gehen damitin die Opposition. 16 Mitgliederder FDP-Bundestagsfraktion, da-runter die vier Minister, spaltensich von der Partei ab, bilden die„Freie Volkspartei“ und bleibenin der Koalition.

1.4. Der Bundesnachrichten-dienst (BND) nimmt in Pullachbei München offiziell seine Tä-tigkeit auf.

24.6. Borussia Dortmund wirdnach einem 4:2-Sieg über denKarlsruher SC inWest-BerlinDeutscher Fußballmeister.

7.7. Der Bundestag verabschie-det das Wehrpflichtgesetz. Da-mit wird die künftige Bundes-wehreineWehrpflichtarmee. ImSeptember wird die Dauer desWehrdienstes auf zwölf Monatefestgelegt. Außerdemwird einziviler Ersatzdienst für Kriegs-dienstverweigerer geschaffen.

16.8. Premiere des Films „DerHauptmannvonKöpenick“ nachdem gleichnamigen Theater-stück vonCarl Zuckmayer; die Ti-telrolle spielt Heinz Rühmann.

17.8. Das Bundesverfassungsge-richt erklärt die KPD für verfas-sungswidrig und verfügt ihreAuflösung. Noch am selben Tagwerden die Parteibüros ge-schlossen.

1.10.Das „Deutsche Fernsehen“beginnt mit der täglichen Aus-strahlung der „Tagesschau“. -Die IG Metall erreicht die 45-Stunden-Wochemit vollemLohn- und Gehaltsausgleich.

11.10. Der Bundestag be-schließt die Einführung einerzentralen Verkehrssünderkarteimit Sitz in Flensburg.

Paraderolle: Heinz Rühmannals Hauptmann von Köpenick.

Foto: dpa

... und die Welt

25.2. Auf dem XX. KP-Parteitagenthüllt Parteichef NikitaChruschtschow die vom ehema-ligen Staatschef Josef W. Stalinbegangenen Verbrechen.

28.6. EinArbeiteraufstand inderpolnischen Stadt Posen wirddurch Armee-Einheiten nieder-geschlagen.

29.10. Israelische Streitkräftegreifen Ägypten an und beset-zen innerhalb kürzester Zeit dieSinai-Halbinsel. Sie reagieren da-mit auf die ägyptische Verstaatli-chung des Suezkanals.

4.11. Sowjetische Panzereinhei-tenmarschieren inBudapestein,schlagen den Volksaufstand nie-der und beenden so den Ver-such Ungarns, demokratischeReformen einzuleiten.

ChronikNordhessen

Ziegenhain. Die Meteorologenverzeichnen den härtestenWin-tereinbruch seit 1928/1929. Be-reits am 18. Februar sind dieBrennstoffvorräte aufgebraucht.

Kassel. Die letzten Heimkehreraus russischer Kriegsgefangen-schaft werden vomMagistratder Stadt empfangen.

Kassel. Ein „Großflugtag“ lockttausende auf den Flugplatz Wal-dau.

Melsungen. Die Bartenwetzer-brücke, Wahrzeichen der Stadt,wird zum Heimatfest wiederfreigegeben. Im Krieg warenzwei Bögen der Brücke ge-sprengt worden. Bis zumWie-deraufbau behalf man sich miteiner Holzkonstruktion.

Kassel. Sara Nussbaum (1868 -1956), im Drit-ten Reich vonden Nazisschwer verfolg-te Kasseler Bür-gerin jüdischenGlaubens, wirddie erste Ehren-

bürgerin der Stadt. Im KZ There-sienstadt hatte sie als Kranken-schwester zahlreichen Häftlin-gen das Leben gerettet.

Korbach.Mit Start des Sommer-fahrplans erhält Korbach fünf Eil-zugverbindungen.

Kassel. Die junge Bundeswehrtritt zum ersten Mal in Kassel andieÖffentlichkeit. 20000Bürgererleben vor demehemaligenGe-neralkommando den GroßenZapfenstreich.

Baunatal.Mit viel Eigenleistungder Bürger entsteht die Kultur-halle Großenritte.

Willingen.DerOberstdorfer Ski-springer Max Bolkart wird amMühlenkopf mit Weiten vonzweiMal 88,5MeternDeutscherMeister.

Wolfhagen. Der 1946 wiederaufgenommene Braunkohle-bergbau am Hundsberg beiOelshausen wird eingestellt. Zu-letzt arbeiteten dort noch etwa65 Kumpel.

Donnerstag, 19. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD

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Page 9: hna 60 jahre

Das Jahr 1957 in unserer Region

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ChronikNordhessen

Kassel. Die Altmarkt-Kreuzungist fertig. Auf der modernstenStraßenkreuzung in Europa ha-ben Rechtsabbieger stets freieFahrt. Kontaktschwellen in denStraßen steuern die Ampeln.Fußgänger kommen durch Tun-nel gefahrlos auf die andere Sei-te oder die Straßenbahninseln.

Witzenhausen. Die Innenstadterstrahlt vor Weihnachten erst-mals im Glanz ungezählter Lich-terketten. Der Einzelhandelmacht es möglich. Da will dieStadt nicht zurückstehen undübernimmtdieBeleuchtungdesMarktplatzes.

Kassel.Wegmann & Co. wirdvon der Bundesregierung mitder Instandsetzung und Umrüs-tung von amerikanischen Zug-maschinen sowie dem Bau vonPanzerattrappen beauftragt.

Baunatal. Am 5. Oktober unter-zeichnet Volkswagen den Kauf-vertrag für das Werksgelände inAltenbauna; das besiegelt end-gültig den Niedergang der Hen-schel-Flugmotoren-Werke.

Mengeringhausen. Vor 1800Teilnehmerin-nen des Inter-nationalenFrauentagswarnt HessensMinisterpräsi-dent Georg Au-gustZinn(Foto)

davor, die Bundeswehr mitAtomwaffen auszurüsten.

Kassel. Das CVJM-Gebäude ander Wolfsschlucht wird im Rah-men einer internationalen Ta-gung des Dachverbands YMCAim Juni eingeweiht. 200 Gästeaus 38 Nationen kommen nachKassel, darunter der – wie dieZeitung schreibt – „37-jährigeNeger-Präsident Dr. Charles D.Sherman“ aus Liberia.

Hofgeismar.MeisterfotografFritz Brill, ein Pionier der Fotoa-nalyse und das Farbfilms imMi-kro- und Makrobereich, erhältden Bundesfilmpreis, das Silber-ne Filmband.

Kassel/Chicago.Oberbürger-meister Lauritz Lauritzen berich-tete unserem USA-Korrespon-denten in Chicago, dass er weni-ge Tage zuvor beim Besuch desGrand Canyons den steilenWegzu Fuß gehenmusste. Grund: Erwar zu schwer. Die Reitesel dür-fen nur Personen bis 90 Kilo tra-gen. In New Orleans wurde Lau-ritzen zumEhrenbürger ernannt.

nach indischer Art soll nichtnur scharf, sondern auch ziem-lich angebrannt gewesen sein.Auf jeden Fall war Max ein net-ter Verlierer, Zisselvater WilliSchmidt dagegen ein ausge-sprochen überlegener Gewin-ner.“ (hpo) Foto: HN

Besucherinnen beweisen, dassauch Männer kochen können.Und was kam dabei heraus?„Gut lecken konnte SolotänzerMax Jacubowskij“, textete un-sere Zeitung unter dem rech-ten Foto. Allerdings: „Das vonihm bereitete Hammelragout

gramms war ein Wettkochenzwischen zwei Junggesellenund zwei Ehemännern. Zissel-Vater Willi Schmidt und Solo-tänzer Max Jacubowskij vomStaatstheater, der Henschel-Angestellte Georg Leszinski so-wieWolfgangHahlwolltenden

Auf dem Platz zwischen Schö-ner Aussicht und FrankfurterStraße, wo heute die KasselerGerichtsgebäude stehen, lock-te im Juni die Ausstellung „ABCder Hausfrau“ die Besucher inScharen an. Einer der Höhe-punkte des Rahmenpro-

Wettkochen: Ehemänner gegen Junggesellen

das Motto des Wohnungsbaus.Neue Siedlungen entstehenim Auefeld, am Lindenberg, inBad Wilhelmshöhe und Helle-böhn.

Der Bedarf ist groß. Am 17.April 1957 melden die Hessi-schen Nachrichten, dass noch25 Menschen in Kassel da-rauf arten, eine Wohnungu bekommen.

gend nötig, denn allein in derKasseler Altstadt urden imKrieg 8 Wohnungen er-stört.

Licht, Luft und Sonne

Z ölf Jahre später müssenimmer noch ahlreiche Fami-lien mit mehr als drei Perso-nen in einem Zimmer leben.Licht, Luft und Sonne, lautet

chenneubauten aus dieser Zeitgehören die katholischen Got-teshäuser St. Bonifatius (We-sertor), Her Mariä (Harles-hausen) und Fatima (Bad Wil-helmshöhe). Sie gelten heuteals Vor eigebauten für mar-kante 5 er-Jahre-Architektur.

Deutlich sichtbar sind auchdie Fortschritte im Woh-nungsbau. Das ist auch drin-

VON THOMAS S I EMON

KASSEL. Es ging Schlag aufSchlag. 1957 bekam der Wie-deraufbau in Kassel immermehr Konturen. T pisch fürden Baustil in dieser Zeit istdas AOK-Gebäude am Randdes Friedrichsplat es. Es giltbis heute als Perle der oftmalsu Unrecht geschmähten

5 er-Jahre-Architektur.In dieser Zeit entstand eine

gan e Reihe on modernenVer altungsgebäuden. DieWintershall-Zentrale (Fried-rich-Ebert-Straße) mit ihren1 88 Fenstern gehört ebensoda u ie das EAM-Hochhausan der Treppenstraße. NeueSchulen so ie Kindergärtenund Kirchen prägten uneh-mend das Stadtbild.

Die Türme der Martinskirche

Besonders markant sind bisheute die Türme on Kasselsgrößtem Gotteshaus, der imKrieg stark beschädigten Mar-tinskirche. Auf die Stümpfeder beiden Türme urde einneuer, moderner Aufbau ge-set t.

Nach dem Krieg uchs dieZahl der Katholiken in Kasseldurch Flüchtlinge und Vertrie-bene beträchtlich. Zu den Kir-

Das neue Gesicht der Stadt50er-Jahre-Architektur prägt den Wiederaufbau - Zu den Klassikern gehört die AOK

Klassiker der 50er-Jahre: Das Verwaltungsgebäude der AOK am Friedrichsplatz kurz nach der Fertig-stellung 1957. Foto: HNA-Archiv

AUGSBURG. Zusammen mitden Brüdern Stumpf aus Celle

ar der Kasseler Günter Beckfür die Weltmeisterschaft imKanu-Slalom in Augsburg no-

miniert or-den. Im Einer-Kanadier ge-lang dem Trioeine großeÜberra-schung, undBeck kehrteals Weltmeis-ter nach Kassel

urück. Auf Plat ei landetedie DDR – damals in den West-deutschen Medien noch So -jet one genannt – or derCSSR. (geb)

Günter BeckWeltmeister imKanu-Slalom

GünterBeck

... und die Welt

25.3. Vertreter der Benelux-Staaten, Frankreichs, Italiensund der BundesrepublikDeutschland unterzeichnen die„Römischen Verträge“ über dieSchaffung der EuropäischenWirtschaftsgemeinschaft (EWG)und der Europäischen Atomge-meinschaft (Euratom).

4.10.Die UdSSR starten den ers-ten künstlichen Erdsatelliten„Sputnik1“ und eröffnen damitdie Ära der Raumfahrt. Der tech-nologische Erfolg der Sowjetslöst in den USA den Sputnik-Schock aus.

16.9.Die ersten Einwegflaschenersetzen die Mehrwegflaschenfür Wein und Traubensäfte inder Bundesrepublik.

21.9. Das deutsche Segelschul-schiff „Pamir“ sinkt südwestlichder Azoren. Nur sechs der 86 Be-satzungsmitglieder können ge-rettet werden.

1.11. Die 24-jährige Prostituier-te Rosemarie Nitribit (Foto), die

offensichtlichKontakte zu ho-hen Persönlich-keiten aus In-dustrie, PolitikundWirtschafthatte, wird er-würgt in ihrer

Wohnung in Frankfurt aufgefun-den. Ihr Leben und der nicht auf-geklärte Mord entwickeln sichzur meistdiskutierten Affäre derNachkriegszeit.

ChronikDeutschland

1.1. Das Saarland wird zehntesBundesland der BundesrepublikDeutschland.

21.1.Der Bundestag verabschie-det das Gesetz über die Renten-reform und führt damit die dy-namische Rente ein.

23.3. Das Bundesarbeitsgerichtin Kassel stellt fest, dass dasGleichberechtigungsgesetzauch beim Abschluss von Tarif-verträgen gilt. Dementspre-chend sind tarifliche Bestim-mungen nichtig, die für Frauenbei gleicher Tätigkeit einen ge-ringeren Lohn vorsehen als fürMänner.

12.4. Im „Göttinger Manifest“fordern 18 führende deutscheAtomwissenschaftler die Bun-desregierung zum Verzicht aufdie atomare Bewaffnung derBundeswehr auf.

3.5. Der Bundestag verabschie-det ein Gesetz über die Gleich-berechtigung von Mann undFrau. Darin wird die Zugewinn-gemeinschaft als gesetzlicherGüterstand in der Ehe einge-führt. Außerdemwird entschie-den, dass Männer weiterhin beiUneinigkeit in Bezug auf die Kin-dererziehung einen „Stich-entscheid“ haben.

23.6. Borussia Dortmund wirdnach einem Sieg über den Ham-burger SV Deutscher Fußball-meister.

15.9.Wahlen zum3. DeutschenBundestag. Die CDU/CSU er-reicht die absolute Mehrheit.

Z ei Jugendliche aus Ziegen-hain starben an der Krankheit.Vier eitere Todesopfer a-ren höheren Alters.

Besonders stark hatte dieGrippe elle die Stadt Neukir-chen, Heilbach und Rommers-hausen er ischt. Hier bliebendie Schulen ochenlang ge-schlossen. Im GilserbergerHochland aren mehr als dieHälfte aller Schüler erkrankt.Das Kreisgesundheitsamt ord-nete daher auch hier dieSchulschließung an.

Auch für die Ortskranken-

SCHWALMSTADT. Die Schu-len im Kreis Ziegenhain blie-ben geschlossen, Herbstferien

urden erlängert: Die Hälftealler Schulkinder ar an Grip-pe erkrankt. Während der Epi-demie im September und Ok-tober steckten sich 26Frauen, Männer und Kindermit dem Virus an. Sechs Men-schen starben an den Folgen.

Sechs Wochen ütete dieGrippe-Epidemie im Sch alm-kreis. Von den 55 Be oh-nern ar laut Kreisgesund-heitsamt die Hälfte krank.

Sechs Tote nach GrippewelleJeder zweite Bewohner im Schwalmkreis infiziert – Schulen wochenlang geschlossen

kassen ar die Grippe einegroße Belastung. Der Leiterder AOK Ziegenhain sagte,ehn Pro ent aller Pflicht er-

sicherten seien krank gemel-det. Täglich urden 9 DMKrankengeld mit der Post er-schickt, das Zehnfache dessonst üblichen Betrags. Einenderartig hohen Stand hatte dieAOK bis dahin noch nie erlebt.Ge öhnlich lag die Zahl derErkrankten bei 3,3 Pro ent.

Die Belastung für die Kran-kenkassen ar so hoch, dasssie sich Sorgen um ihre Reser-

en machten. Die AOK ar ge-ungen, Bankkredite auf u-

nehmen, um Krankengeld andie Versicherten aus ahlen ukönnen.

Die Grippe elle hatte meh-rere hessiche Landkreise er-fasst. Ende Oktober ebbte dieEpidemie ab. Im Sch alm-kreis aren nur noch et a55 Be ohner krank. Dasließ die Krankenkassen aufat-men. Die Schulen urden ie-der geöffnet, die Krankengeld-ahlungen sanken auf Nor-

malmaß. (aba)

Freitag, 2 . Mär 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-RE

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ChronikDeutschland

14.3. Im Deutschen Fernsehenwird die erste Sendung der Kri-mi-Serie „Stahlnetz“ ausge-strahlt, in der tatsächliche Krimi-nalfälle nachgestellt werden.

19.4. In mehreren bundesdeut-schen Großstädten finden Mas-senkundgebungen der Aktion„Kampf dem Atomtod“ gegendie Ausrüstung der Bundeswehrmit Kernwaffen statt.

18.5. Schalke 04wird nach ei-nem Sieg über den Hambur-ger SVmit 3:0 Deutscher Fuß-ballmeister.

1.7. In der BundesrepublikDeutschland tritt das 1957 ver-abschiedete Gesetz über dieGleichberechtigung von Mannund Frau in Kraft.

30.7. Das Bundesverfassungsge-richt erklärt die von Hamburgund Bremen geplante Volksbe-fragung über die atomare Be-waffnung der Bundeswehr fürverfassungswidrig.

23.8. In Hamburg läuft das ersteSegelschulschiff der Bundesma-rine, die „Gorch Fock“, vom Sta-pel.

1.10.DeramerikanischeRock ’n’Roll-SängerElvisPresley trifft als

Wehrpflichtiger zu seinemDienst inderBundesrepublikeinund wird von vielen hundertFans jubelnd empfangen.

26.10. Im Anschluss an ein Kon-zert des Rock ’n’ Roll SängersBillHaley kommt es inWest- Berlinzu Krawallen.

10.11.Der sowjetischeMinister-präsident Niki-ta Chruscht-schow (Foto)fordert auf ei-ner Kundge-bung in Moskaudie Revision desPotsdamer Ab-kommens und kündigt an, dieSowjetunion werde ihren Teilder Kontrolle über Berlin an dieDDR übertragen. Damit löstChruschtschow die so genannteBerlin-Krise aus.

16.11. Bei denWahlen zurVolkskammer und zu den Be-zirkstagen in derDDR erhaltendie Einheitslisten 99,7 Prozentder Stimmen.

1.12. Gründung der Ludwigs-burger Zentralstelle zur Verfol-gung nationalsozialistischer Ge-waltverbrechen.

Empfang in Friedberg (Hessen):Elvis Presley und Fans. Foto: dpa

... und die Welt

16.6.Der ungarische ReformPo-litiker ImreNagy (Foto)wird durch sow-jetische Trup-pen hingerich-tet. Sein Todlöst weltweitEmpörung aus.

9.10. Papst Pius XII. stirbt inRom, seinNachfolgerwirdPapstJohannes XXIII. (1881-1963).

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ChronikNordhessen

Wolfhagen.DieArbeiten andenersten Gebäuden für die Pom-mernkaserne beginnen.

Eichenberg.Mit der Ernst-Reu-ter-Schule entsteht zwischenEichenberg, Hebenshausen undBerge die erste Mittelpunkt-schule Deutschlands.

Kassel. Der LokomotivbauerHenschel &Sohn GmbH istzahlungsunfä-hig. Fritz AurelGoergen (Foto)wird Hauptak-tionär, Vor-standsvorsit-

zender und rettet das Unterneh-men.

Riebelsdorf. Bei einemWirbel-sturm imSchwälmer Land stürztdie Reithalle in Riebelsdorf ein.Menschen und Tiere werdennicht verletzt, aber der Sach-schaden beträgt 250 000 DM.

Kassel. Nach Fertigstellung derneuen Türme wird die im KriegstarkzerstörteMartinskirchemiteinem feierlichen Gottesdienstwieder eingeweiht.

Homberg. So bleibt das Bierkalt: Die Homberger Brauereibekommt eine Anlage zur Eis-erzeugung und produziert imheißen Sommer 100 Zentner Eis.

206 000 Besucher werden beider 2. Hessischen Landwirt-schaftsschau an der KasselerDamaschkestraße gezählt.

Lauf. Zu Best eiten hat dasWerk, das keine komplettenAutos, sondern Komponentenbaut, 2 Mitarbeiter. Heu-te sind es beim größten Ar-beitgeber der Region 13 inProduktion und Vertrieb Ori-ginalteile.

Eine Ver altung ird auf-gebaut. Fran Kutsche (Kassel),erster Personalchef im hiesi-gen Werk, muss noch Möbelon der Krankenkasse mau-

sen, damit seine Mitarbeiterloslegen können. Eine rasanteEnt icklung nimmt ihren

und späteren Kon ernboss,das Ende 1957 aus Wolfsburgangerückt ist. Die Pionieresäubern die alten Henschel-Hallen und richten sie her,machen das eitere Geländeurbar. „Das ar alles Wald-gebiet“, er ählt Schmied.

VON INGR ID JÜNEMANN

BAUNATAL. Es ist der 23. Juni1958, als es richtig losgeht imAltenbaunaer Loh äldchen:Volks agen startet dort mitder Aufbereitung on Z lin-derköpfen, Vergasern, Kraft-stoffpumpen und Kupplun-gen. Der Motor der nordhessi-schen Wirtschaft läuft an. Bisum Jahresende erden es be-

reits 855 Mitarbeiter sein imVW-Werk Kassel, so der offi-ielle Name, das auf dem Ge-

lände der heutigen Stadt Bau-natal liegt. Doch deren Ge-burtsstunde schlägt erst inden 6 er-Jahren.

In jenem Sommer 1958 sinddie Hallen 4,5 und 6, ehemalsProduktionsstätten der Hen-schel-Flugmotoren erke(HFM), bereits instand geset t.Denn die neuen Herren ausWolfsburg haben das Areal einDrei ierteljahr früher für 6,5Millionen Mark übernommen,am 5. Oktober 1957 urde derKauf ertrag für eine MillionQuadratmeter Fläche or ei-nem Notar in Frankfurt unter-eichnet.

Der alte Fuchs „Jupp“ Köcher

Dass VW damals nach Al-tenbauna kommt und nichtins enige hundert Meter ent-fernte Kassel, ird dem legen-dären Landrat Josef „Jupp“ Kö-cher (19 7-1997) ugeschrie-ben. Der alte Fuchs hatte die

irtschaftliche Bedeutung fürden Landkreis Kassel und diegesamte Region als erster er-kannt.

Otto Schmied (77), heute inBaunatal-Altenritte uhause,ist im Januar 1958 der Mannmit der Stammnummer Null –der erste Mitarbeiter, der spe-iell für Altenbauna einge-

stellt ird. Eine neue Zähl ei-se beginnt: Erstmals steht die„4“ für das neue Werk auf ei-nem Personalpapier. 4 ,so lautet Schmieds Nummere akt. Mit ihm beginnt dieReihe on fast 7 Beschäf-tigten, die seitdem bei den Au-tobauern angeheuert haben.

Der gelernte Maurer er-gän t das Team um Rudolf Lei-ding, den ersten Werkleiter

Der Motor VW läuft anAm 23. Juni beginnt die Produktion beim größten Arbeitgeber der Region

Die Anfänge der Produktion: Aggregateaufbereitung bei Volkswagen in einer der ehemaligen Hen-schel-Hallen. Archivfoto: VW / nh

Start im Juni 1958: VW-Eingangsgebäude (rechts) undVerwaltungstrakt (links). DasHaus hinter demTorgebäude steht als letzter Bau von Henschel noch heute. Archivfoto: VW / nh

In einem ehemaligen Pferde-stall begann die Erfolgsge-schichte des SpangenbergerSägeband-Herstellers Wikus.Wilhelm Hubert Kullmanngründet die Firma kurz vor sei-nem30. Geburtstag unter demNamen Wiku. Mit seinem Bru-

Wikus: Es begann im Pferdestall

der Josef sowie einem Arbeiterund einem Lehrmädchennimmt er schon vier Tage spä-ter die Produktion von Säge-bändern auf. Sein dritter Bru-der Karl hilft mit einer großenBürgschaft. Erstes Firmenfahr-zeug ist ein Fahrrad. Nur weni-

ge Monate später sind bereitssiebenMitarbeiter beschäftigt.Ein VW-Käfer wird angeschafft.Der erste große Auftrag lässtnicht lange auf sich warten. Erkommt von Debras, der Ein-kaufsgesellschaft für Daimler-Benz do Brasil. (and)

KASSEL. Am 16. No emberurde das Kasseler Auestadi-

on um Schauplat des End-spiels um den DFB-Pokal i-schen dem VfB Stuttgart undFortuna Düsseldorf.

Nach Ende der regulärenSpiel eit stand es 3:3. Die Ent-scheidung für die Sch abenfiel erst sechs Minuten orEnde der Verlängerung. Stutt-garts Mittelstürmer Weiseüber and den DüsseldorferTor art Klose per Kopf.

25 Zuschauer sahen sie-ben Nationalspieler. Für denVfB Stuttgart spielten Tor artSa it ki, Schlien , Waldnerund Geiger, und für FortunaDüsseldorf liefen Jusko iak,Steffen und der spätere Bun-destrainer Jupp Der all auf.

Und eil es so schön ar,fand auch das nächste DFB-Po-kalfinale im Kasseler Auesta-dion statt. Am 27. De ember1959 ge ann Sch ar -WeißEssen gegen Borussia Neunkir-chen mit 5:2. (geb)

Pokalfinaleim Auestadion

AUGSBURG. Der deutscheSieg im Leichtathletik-Länder-kampf am 2 . und 21. Septem-ber in Augsburg gegen dieSo jetunion ar eine großeÜberraschung. Eine Sensationaber ar es, dass Lud ig Mül-

ler die beidenLangstrecken5 und1 Meteror seinen

hoch fa ori-sierten Kon-kurrenten ausder UdSSR ge-

ann.Und eil

Müller mit seinen fantasti-schen Läufen den Länder-kampf für die Mannschaft derBundesrepublik Deutschlandentschieden hatte, gaben dieJournalisten dem Langstreck-ler aus Wesel in Westfalen ei-nen Beinamen. Seit dem 21.September 1958 heißt derheute 77-Jährige, der im Fuld-abrücker Ortsteil Bergshausen

ohnt, „Held on Augsburg“.Als Müller um Helden ur-

de, startete er noch für Wesel,aber ein paar Jahre späterschloss sich der Langstrecklerdem KSV Hessen an. (geb)

Der Heldvon Augsburg

LudwigMüller

Samstag, 21. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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ChronikNordhessen

Schwarzenborn.Wie eine dickeDecke liegt Nebel am 14. Januarüber dem Knüll. Die Besatzungeines Bundeswehr-Hubschrau-bers verliert die Orientierung.Beim Absturz sterben acht Sol-daten.

Kassel. Die Tageszeitungen„Hessische Nachrichten“ und„Kasseler Zeitung“ schließensich zur zur „Hessischen Allge-meinen“ zusammen.

Frankenberg. Es ist so heiß wieseit Menschengedenken nicht.Die einen sprechen vom Jahr-hundertsommer, die Landwirteklagen allerdings über dieDürre.Im gesamten Sommer gibt esnur zwei Regentage. Am 19. Ok-tober fällt der erste Regen aufdie ausgetrocknete Erde.

Rotenburg.Am13. Juni wird dieGedenkstätte fürdieKriegsopferauf dem Alheimer eingeweiht.

Hofgeismar. Umfangreiche Sa-nierungsarbeiten beginnen ander Sababurg imReinhardswald.DasDornröschenschlosswird zueiner Gaststätte mit Hotelbe-trieb ausgebaut.

Wolfhagen. Rege Bautätigkeitführt zur Vollbeschäftigung imHandwerk. Die Großbaustellenin der Kreisstadt : Kasernenanla-gen, Gymnasiummit Aula undTurnhalle, Kreisjugendheim undLandwirtschaftsschule.

Tausende harrten im strömen-den Regen aus, um Belgienserst 28-jährigen König Bau-douin (Foto) in Kassel zu begrü-ßen. Der Monarch inspizierteseine in der Stadt stationiertenTruppen. Es war der erste Be-such eines gekrönten Hauptesseit 52 Jahren. Damals hatteKaiser Wilhelm II. Englands Kö-nig Edward VII. auf Schloss Wil-helmshöhe empfangen.

ChronikDeutschland

6.2. Das Bundesverteidigungs-ministerium bestellt 96 Star-fighter F-104 in den USA.

20.2. Das Bundesverwaltungs-gericht in Berlin entscheidet,dass die Streitkräfte der Bundes-republik mit Atomwaffen derUSA ausgerüstetwerdendürfen.

19.3. In einer Presseerklärungerkennt der sowjetische Partei-und Regierungschef NikitaChruschtschow die Berlin-Rech-te der früheren westalliiertenBesatzungsmächte an undnimmt das Berlin-Ultimatumvon 1958 zurück.

7.4. Premiere des bundesdeut-schen SpielfilmsHunde, wolltihr ewig leben? von FrankWis-bar (1902-1967), der eine Aufar-beitung der Schlacht um Stalin-grad 1942/43 zum Inhalt hat.

28.6. Eintracht Frankfurtwirdnach einem5:3-Sieg über dieOf-fenbacher Kickers DeutscherFußballmeister.

1.7. In West-Berlin wirdHein-rich Lübke (CDU) zum neuenBundespräsidenten gewählt.

29.7. Das Bundesverfassungsge-richt korrigiert das so genannteGleichberechtigungsgesetzund hebt die Vorrechte des Va-tersbei der ErziehungderKinderauf.

26./27. 8. Als erster US-Präsi-dent besuchtDwight D. Eisen-hower die Bundesrepublik. Da-bei bekräftigt er dieGarantie derwestlichen Verbündeten zumSchutz West-Berlins.

12.9. Im ehemaligen Konzentra-tionslager Ravensbrückwirdeine Mahn- und Gedenkstätteeröffnet.

13.-15.11. Auf dem Parteitagder SPD wird das GodesbergerProgramm verabschiedet. Mitihrem fünften Parteiprogrammvollzieht die SPD einen pro-grammatischenWandel zurVolkspartei und distanziert sichvomMarxismus.Wesentliche In-halte sind das Bekenntnis zurLandesverteidigung, die grund-sätzliche Bejahung der freienMarktwirtschaft bei öffentlicherKontrolle wirtschaftlicherMachtkonzentration, die Einfüh-rung einer staatlichen Mindest-rente und die Gleichstellung derFrau.

Zweiter Bundespräsident:Heinrich Lübke

... und die Welt

8.1. GeneralCharles deGaulle (Foto)wird in Frank-reich zumStaatspräsiden-ten der V. Repu-blik proklamiert.

16.2. In Kuba übernimmt Revo-lutionsführer Fidel Castro(geb.1926) das Amt des Minis-terpräsidenten.

3.9. Der UdSSR gelingt es, denersten Flugkörper, die SondeLunik 2, auf den Mond zu schie-ßen.

Die zweite documenta, dieunter der Leitung von Ar-nold Bode vom 11. Juli bis11. Oktober 1959 ihre Toreöffnete, lockte 134 000 Be-sucher nach Kassel. Am be-liebtesten war der großeSkulpturenpark vor derOrangerie. Im Zentrum derzweiten Kunstschau derModerne stand aber die

134 000 Besuchererlebten die documenta 2

Das Hauptereignis der documenta 2: Der Skulpturenparkvor der Ruine der Orangerie. Foto: nh

„Die zerstörte Stadt“: Plastik des russischstämmigen französischenKünstler Ossip Zadkine vor der Orangerie. Foto: Archiv

abstrakte Malerei, etwa vonWassily Kandinsky. EinenSkandal gab es wegen derZurückweisung des Bildob-jekts „Bed“ des späterenPop-Künstlers Robert Rau-schenberg. Laken, Bettde-cke und Kopfkissen warenauf Holz montiert wie einan der Wand hängendesBett. (w.f.)

Bode ent orfenen Bau mit dergroßflächigen Glasfassadeund dem repräsentati en Kup-fer ordach. Das langjährigeOpern-Pro isorium im BlauenSaal der Stadthalle ging damituende. Mancher trauerte al-

lerdings auch dem alten preu-ßischen Staatstheater nach.

Das Schauspielhaus mit sei-nen 54 Plät en urde am fol-genden Tag mit Schillers „Ma-ria Stuart“ einge eiht. DerAnbau des kleinen Hauses arerst durch die Initiati e Kasse-ler Bürger möglich ge orden.714 163 Tombola-Lose u 5Pfennig aren dafür erkauft

orden. Organisiert hatte dieAktion der Wiederaufbau er-ein, Vorläufer der heutigenFördergesellschaft des Staats-theaters. ( .f.)

Für die Ein eihung desneuen Kasseler Staats-theaters am 12. Septem-

ber hatte die hessische Landes-regierung eigens die Komposi-tion einer Oper in Auftrag ge-geben. Im Beisein on Minis-terpräsident Georg AugustZinn und Kassels Oberbürger-meister Laurit Laurit en ur-de das 953 Besucher fassendeOpernhaus mit dem Musik-theater erk „Prometheus“on Rudolf Wagner Régen er-

öffnet. Intendant Dr HermannSchaffner hatte selbst die In-s enierung übernommen.

Der Erfolg des Stücks armäßig. Heute ist es on denSpielplänen ersch unden.Doch die Kasseler Be ölke-rung ar stol auf den mo-dern irkenden, on Paul

Mit Pomp und PrometheusAm 12. September wurde der Neubau des Kasseler Staatstheaters eingeweiht

Großer Bahnhof vor dem neuen Staatstheater: Zur feierlichen Er-öffnung reisten zahlreiche Ehrengäste an. Foto: Lengemann

gen. Nicht nur Anbauer ausdem Raum Wit enhausen,sondern auch aus den Nach-barkreisen Hersfeld-Roten-

WITZENHAUSEN. Schon uBeginn der 5 er-Jahre hattenes die Obstanbauer im Werra-tal immer sch erer, am Marktgute Preise u er ielen: Im-port are und fliegende Händ-ler machte den heimischenKirschenanbauern uneh-mend Konkurren . Ein elneOrtschaften (Dohrenbach,Roßbach, Unterrieden) schlos-sen sich u Verkaufsgemein-schaften usammen.

Am 1 . Mai 1959 griffen dieObstanbauer ur Selbsthilfe.59 on ihnen gründeten dieAbsat genossenschaft Wit en-häuser Kirschen, die die süßenFrüchtchen on Unterriedenaus u den Kunden (Großhan-del, Märkte, Industrie) in ganDeutschland brachte.

Die AGU uchs bis 1984 auf8 Mitglieder an und konntein der Nach ende eit nocheinmal kräftig auf 16 ule-

NeueWege für süße FrüchtchenSelbsthilfe: Obstanbauer bilden die Absatzgenossenschaft Witzenhäuser Kirschen

burg und Kassel set ten aufdie gemeinsame Vermark-tung. Der Süßkirschenanbauim Werratal hat eine 4 -jäh-

rige Tradition. Zeitungsmel-dungen aus dem 19. Jahrhun-dert berichten on guten undschlechten Ernten. ( ke)

Naturschauspiel zu allen Zeiten: die malerische Kirschblüte imWerratal , hier bei Wendershausen.Archivbild: Kopietz

KASSEL. 3 Zuschauer ge-nossen am 18. Oktober imAuestadion eine Doppel eran-staltung. Zunächst ge annder KSV Hessen seine Partieder 2. Fußball-Liga Süd gegenden SV Waldhof Mannheimmit 2: . Anschließend gingdas Halbfinale um die Deut-sche Feldhandball-Meister-schaft über die Bühne. Die SVHarleshausen mit dem legen-dären Spielertrainer OtmarSutter erlor gegen den TuSLintfort mit 12:13.

Harleshausen spielte mit:Stora - Bürger, Wienke - Füh-rer, Bork (ein Tor), Gibhardt -Kaletta (5), Lingelbach (1), Sut-ter (1), Beisheim (1), Lumm (3).(geb)

Harleshausenverpasst knappdas Finale

Montag, 23. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Das Jahr 1960 in unserer Region

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ChronikNordhessen

Kassel.AmWartebergwird eineneue Vertriebenensiedlung ein-geweiht, die den Namen desWi-derstandskämpfers Adam vonTrott zu Solz erhält.

Immenhausen. im Bereich Gre-bensteiner Straße werden zahl-reiche Keramikbruchstücke ausder Jungsteinzeit gefunden. Siebeweisen die Existenz einerbandkeramischen Besiedlungzwischen 5600 und 4800 v. Chr.

Rotenburg. Bundeswehr-Solda-ten ziehen in die Alheimerkaser-ne, imDezember beginnt die Re-krutenausbildung in der Garni-sonstadt.

Kassel. Fabrikant Dr. ing. e. h.August Bode(Foto), Inhaberder Waggonfa-brik Wegmann&Co., wird zumEhrenbürgerder Stadt er-nannt. Im De-

zember desselben Jahres stirbtBode im Alter von 85 Jahren.

Frankenberg. 50 Jahre lang ha-ben die Frankenberger in der Ba-deanstalt an der Eder Schwim-men gelernt. Im Juni 1960 ist esdamit vorbei: Das Gesundheits-amt verbietet es,weil die Eder zuschmutzig ist.

Kassel.Mit knapp 216 000 Ein-wohnern istdieStadt fastwiederso groß wie vor dem Krieg. ZurHöchstzahl aus dem Jahr 1939fehlen nur 10 000.

Wolfhagen. Richtfest des Kran-kenhauses und Schwestern-wohnheims am Kleinen Ofen-berg.

... und die Welt

1.5. Ein US-Spionageflugzeugvom Typ U2 wird über sowjeti-schem Gebiet abgeschossen. Pi-lot Gary Powers kann sich mitSchleudersitz rettenundgerät insowjetische Gefangenschaft.

14.10.Während der 15. UN-Vollversammlung in New Yorkprotestiert im Verlauf einer stür-mischen Debatte um die Entko-lonialisierung der sowjetischePartei- und RegierungschefNiki-ta Chruschtschow gegen die Er-wähnung von Moskaus osteuro-päischen Satellitenstaaten, in-dem er mit seinem Schuh aufdas Rednerpult hämmert.

8.11. In den USA wird John F.Kennedy (Fo-to), der 43-jäh-rige Kandidatder Demokra-ten, zum neuenPräsidenten ge-wählt.

ChronikDeutschland

12.-24.3. Bei seinem USA-Be-suchtrifftBundeskanzlerKonradAdenauer am 14. März erstmalsauf den israelischenMinisterprä-sidentenDavid Ben Gurion.

16.3. Bundestagsbeschluss zurPrivatisierung des Volkswagen-werks in Wolfsburg.

30.4. Das US-amerikanischeHilfsprogramm CARE für dienach dem Krieg Not leidendeBevölkerung der Bundesrepu-blik wird beendet.

3. 5. Der Bundesvertriebenen-minister Theodor Oberländer(1905-1998) tritt wegen der ge-gen ihn erhobenenVorwürfe, anKriegsverbrechen im ZweitenWeltkrieg beteiligt gewesen zusein, von seinem Amt zurück.

23.5. Der israelische Minister-präsident David Ben Gurion gibtbekannt, dass Agenten des israe-lischen Geheimdienstes Mossadden ehemaligen SS-Obersturm-bannführer Adolf Eichmann inArgentinien gefasst haben.

21.6.Der Deutsche Armin Hary(geb. 1937) läuft bei einemLeichtathletiksportfest in Zürichals erster Mensch die 100-Me-ter-Strecke in 10,0 Sekunden.

25.6.Durch einen 3:2-Sieg überden 1. FC Köln wird der Hambur-ger Sportverein Deutscher Fuß-ballmeister.

9.8. Das Jugendarbeitsschutz-gesetz tritt in der Bundesrepu-blik inKraft. DasMindestalter füreine Beschäftigung wird auf 14Jahre festgelegt, Akkord- undFließbandarbeit für Jugendlichewerden verboten.

18.8. In einem HamburgerNachtclub tritt die Band TheBeatles erstmals außerhalbGroßbritanniens auf.

12.9. Nach dem Tod vonWil-helm Pieck wird das Amt desStaatspräsidenten abgeschafftund durch ein kollektives Staats-oberhaupt, den Staatsrat derDDR, ersetzt. ErsterVorsitzenderwirdWalter Ulbricht.

Durchbruch in Hamburg: DreiBeatles (George Harrison, Stu-art Sutcliffe und John Lennon).

wurde der Standort Pommern-kaserne genannt. Die größteEinheit war das Panzergrena-dierbataillon 62. In Spitzenzei-ten waren über 1500 Soldatenin der Kaserne, die im Juni 2008von der Bundeswehr verlassenwurde. (awe) Foto: nh

Herrmannübergabdie Kaserneim Gasterfelder Holz ihrer Be-stimmung. Am Abend erlebtentausende den Großen Zapfen-streich auf dem Sportplatz ander Liemecke. Mitte Juni wurdeRichtfest für 18 Häuser mit 74Wohnungen gefeiert. Erst 1963

Panzerbataillons 54 (später 64)von Wetzlar in die neu einge-richtete Kaserne nach Wolfha-gen an. Der gemeinsame Wegdes Panzerbataillons 64 undder Stadt Wolfhagen begann.Unser Foto entstand beim Ap-pell am 5. April. Generalmajor

Ein Befehl der 2. Panzergrena-dierdivision schaffte am 24. Fe-bruar 1960 die Grundlage fürdie Gründung der Bundes-wehrgarnison Wolfhagen. Die-ser Befehl ordnete die Verle-gung der Panzerjägerkompa-nie 50 von Marburg und des

Soldaten ziehen inWolfhager Kaserne ein

Fabrikkrankenkasse, unter-hält die WalderholungsstätteKragenhof, ermöglicht einebeitragsfreie Unfall ersiche-rung, richtet eine In aliden-Wit en- und Waisenkasseein. Es gibt eine Henschel-Schule für Kleinkinder, derChor hat einen eigenenÜbungsraum, und man kannsich in einer Henschel-Badean-stalt aschen. Ein Wannen-bad kostet 15 Pfennig – halb soiel ie in den städtischen Bä-

dern. Und Henschel baut fürseine Arbeiter in Kassel Woh-nungen, die sie sich auch leis-ten können.

Mit dem Ersten Weltkriegird Henschel ur Rüstungs-

schmiede. Man baut das Werk

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Im Jahr 196 bestehtein Unternehmen, das u Kas-sel gehört ie der Herkulesoder die Fulda, seit 15 Jahren:Henschel.

181 ar es, als der Glo-ckengießer Georg ChristianCarl Henschel und sein SohnJohann Werner, ein Bildhau-er, eine kleine Gießerei grün-den. Sieben Jahre später steigtCarl Anton, der Ober-Bergin-spektor ist, in die Firma ein.

Damit ist der Weg u einerder größten und ichtigstenMaschinenbaufirmen dieserZeit frei. Carl Anton Henschelist ein genialer Erfinder undent ickelt neuartige Dampf-kessel und Turbinen.

Sein Sohn Georg Ale anderCarl Henschel startet 184schließlich den Lokomoti -bau. Die Nummer 1, der „Dra-che“, erließ 1848 die Fabrik.

Alles für die Arbeiter

Die e pandierende Firmaachtet darauf, dass es den Ar-beitern gut geht. Henschelahlt Spit enlöhne, hat eine

Der Drache dampfte schon 1848Die Henschel-Werke werden 150 Jahre alt – Der Lokomotivbau läuft wieder

Mittelfeld für den Geschüt -bau. Die Rüstungsproduktionläuft auf Hochtouren. Parallelur Rüstungsprodution läuft

der Lokbau. Henschel liefertder Reichsregierung 798 Feld-bahn-Lokomoti en. 1917 er-lässt die erste so genannteKriegs-Einheitslok das Werk.Die Baureihe umfasst insge-samt 433 E emplare.

Nach dem Ende des Kriegesmuss Henschel die Rüstungs-maschinen auf Druck der Sie-germächte erschrotten. Manin estiert in den Lokbau, er-richtet ein eigenes Dampf-kraft erk und eine Gießerei.

1922 erreicht die Beschäfti-gungs ahl ihren Höchststand– es gibt in Kassel 1 773 Hen-schelaner. Ab 1925 erden imWerk Mittelfeld Last agenund Busse hergestellt.

Die Welt irtschaftskrisetrifft Henschel hart. 1931 irddie Arbeit eingestellt, dochkur danach startet man neu.

Der Z eite Weltkriegbringt ieder Rüstungsaufträ-ge – usammen mit Porsche

erden sch ere Pan er ge-baut. Im Jahr 1942 beschäftigtHenschel 6 Z angsarbei-ter.

Ziel der Bomber

Natürlich ar die Rüstungs-schmiede ein ichtiges Zielfür die Bombenangriffe der Al-liierten. Die Werke urdenfast ollständig erstört.

1946 bekam man schließ-lich die Erlaubnis, kleine In-dustrielokomoti en u bauenund beschädigte Last agen ureparieren. Ab 1948 urden

ieder größere Loks gebaut,und 1961 übernahm Henscheldie Diesellokfertigung der Ma-schinenfabrik Esslingen.

Drache hieß die erste Lokomo-tive von Henschel. Sie wurdean die Hessische Friedrich-Wil-helms-Nordbahn ausgeliefert.

Unwetter tobt über HombergBäume entwurzelt – Viele Dächer beschädigt – Stromzufuhr unterbrochen

HOMBERG. Menschen flüch-ten in Kellerge ölbe, ein Wir-bel ind beschädigt ahlreicheDächer, der Regen schießt inStrömen die Straßen entlang,mannsstarke Äste on jahr-hundertealten Bäumen er-den abgerissen: Über demHomberger Land ütet am 3 .Juli ein unge öhnlich sch e-res Un etter.

Frei illige Feuer ehr,Technisches Hilfs erk undiele Helfer aus der Be ölke-

rung gingen un er üglich andie Arbeit, um als erstes dieDurchgangsstraßen ieder

frei u machen. „Die Alarmsi-renen konnten nicht betätigt

erden, da die Strom ufuhrdurch Kur schluss unterbro-chen ar“, heißt es in einemZeitungsbericht der Hessi-schen Nachrichten.

Der Schaden in der Land-irtschaft ar unächst nicht

ab uschät en. In den Flurender Umgebung lag das Getrei-de am Boden, an den Waldrän-dern, o der Sturm gute An-griffspunkte hatte, knicktendie Bäume ie Streichhöl erum oder urden mitsamt demWur elstock ausgerissen. In

Lüt el ig urden Dächer ab-gedeckt.

In der Homberger Klinikund ielen anderen Häusernstanden die Keller unter Was-ser. Erheblicher Schaden ent-stand auch am Dach der Hom-berger Stadtkirche, das erst inder Vor oche reno iert or-den ar. Viele Mopeds undMotorräder hatte der Sturmumge orfen und beschädigt.

Als Wunder kann es be-eichnet erden, dass durch

die ahlreichen Blit einschlä-ge kein offenes Feuer ent-stand. (ula)

WITZENHAUSEN. Im Zugedes so genannten Mühlen-Stilllegungsgeset es musstedie Rit -Mühle in Wit enhau-sen ihren Betrieb einstellen.Sie ar die mit eitem Ab-stand größte Mühle in Nord-hessen und nach den beidenGroßmühlen im FrankfurterMainhafen die drittgrößteMühle in Hessen. So lagen fastüber Nacht 85 Paar Mahl al-en mit einer Kapa ität on

25 Zentnern Getreide täg-lich still. Und 85 Mitarbeiterstanden auf der Straße. 1977

urde die Mühle schließlichabgerissen. (sff)

Größte Mühlemuss schließen

KASSEL. Im Jahr 1959 ar dasKasseler Brüder-Grimm-Mu-seum gegründet orden. ImJanuar 196 ar es dann so

eit: In Gebäude der Murhard-schen Bibliothek der StadtKassel urde das Museum mitE ponaten u Leben undWerk der Märchensammlerund Sprachforscher Jacob undWilhelm Grimm eröffnet. EinErfolg der Bemühungen derBrüder-Grimm-Gesellschaftund ihres Präsidenten, des Bä-renreiter-Verlegers Karl Vöt-terle.

Das Museum, das sich in ge-meinsamer Trägerschaft onBrüder-Grimm-Gesellschaftund Stadt Kassel befindet, ogdann im Jahr 1972 um ins Pa-lais Belle ue, o es sich bisheute befindet. In Zukunft sollauf dem Kasseler Weinbergein neues Grimm-Museumentstehen, das eine Märchen-

elt einschließt. ( .f.)

Ein Museumfür dieBrüder Grimm

Domizil für Grimms: Die Mur-hardsche Bibliothek. Foto: Koch

Dienstag, 24. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Das Jahr 1961 in unserer Region

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ChronikNordhessen

Kassel. 727 Arbeitslose, aber5000 offene Stellen sind im Be-zirk des Arbeitsamts Kassel ge-meldet. Viele Lehrstellen blei-ben unbesetzt.

Hofgeismar. Die Fertigstellungder B 7-Ortsumgehung fürWestuffeln und ObermeiserbringteineVerkehrsberuhigung.

Kassel. Die AEG eröffnet eineneue Produktionshalle in Bet-tenhausen. Über 1000 Men-schen finden dort Arbeit.

Korbach. Ein Bundeswehr-Star-fighter stürzt aus 12 000 MeterHöhe ab. Die beiden Piloten ret-ten sich mit dem Schleudersitz.Kurz bevor ein Zug in den Bahn-hof einfährt, prallen die Jet-Trümmer am Bahndamm auf.

Kassel. In allenWagen der KVGgilt jetzt absolutes Rauchverbot– nicht wegen der Gefahren fürdie Gesundheit, sondern wegender vielen Brandlöcher in derKleidung der Fahrgäste.

Ziegenhain. Der Kreistag be-schließt, in Ziegenhain ein Kran-kenhaus zu bauen. Es ist dasgrößte Bauprojekt in der Ge-schichte des Schwalmkreises.

Kassel. 24 000 Besucher kom-men zur Erfinder- und Neuhei-tenausstellung in die Stadthalleund bestaunen Nützliches wiedas aufblasbare Pannenwarnge-rät, aber auchmanch kurioseIdee wie eine Kombination ausEierkocher und Brotröster.

Kassel. Autos raus: Die ObereKönigsstraße zwischen Fünffens-terstraße und Königsplatz wirdFußgängerzone.

KASSEL. Eine bahnbrechendeErfindung beginnt 1961 inKassel ihren Sieges ug durchdeutsche Innenstädte: dieParkscheibe. Vater dieses Ge-dankens ist der damalige Poli-eipräsident und spätere Bür-

germeister Hein Hille. „Mitder Parkkontrollscheibe solldie Verkehrskrankheit desDauerparkens bekämpft er-den“ ermeldet die HessischeAllgemeine. Die Scheibe, eine14 mal 14 Zentimeter große,drehbare Zeigerscheibe, irdgut sichtbar hinter der Wind-schut scheibe angebracht undgarantiert unächst eine, spä-ter sogar ei Stunden kosten-loses Parken. (chr)

Parkscheibe in

Kassel erfunden

... und die Welt

12.4. Der sow-jetische Kos-monaut Juri Ga-garin (Foto)startet als ers-ter Mensch insWeltall.

17.-20.4. In der kubanischenSchweinebucht scheitert einevom amerikanischen Geheim-dienst CIAgeplante Invasion vonExilkubanern.

30.10. Die KPdSU beschließt,den Leichnam des 1953 gestor-benenDiktators Josef Stalin ausdemMausoleumamRoten Platzin Moskau zu entfernen.

27.10. Am Berliner Sektoren-grenzübergang CheckpointCharlie stehen sich erstmalsamerikanische und sowjetischePanzer gegenüber.

7.11. Konrad Adenauerwirdzum vierten Mal zum Bundes-kanzler gewählt.

15.12. Der ehemalige SS-Ober-sturmbannführer Adolf Eich-mannwird in Jerusalemals einerder Organisatoren des Völker-mordes an den europäischen Ju-den zum Tode verurteilt.

ChronikDeutschland

4.1. Der letzte Band desDeut-schenWörterbuchs der BrüderJacob (1785-1863)undWilhelmGrimm(1786-1859),dievor123Jahren mit der Arbeit begonnenhatten, wird fertiggestellt.

3.4. Die ersten Kriegsdienstver-weigerer treten den Zivildienstan.

17.6. In Bayern liefert nach dreiJahren Bauzeit das erste deut-sche Atomkraftwerk Strom.

24.6. Der 1. FC Nürnbergwirdnach einem 3:0-Sieg über Borus-sia Dortmund Deutscher Fuß-ballmeister.

28.6. Der Bundestag beschließteine Änderung des Familien-rechts. Scheidungenwerden absofort schwerer.

1.7. Die Banken führen die Fünf-Tage-Woche ein. Samstags blei-ben die Schalter geschlossen.

13.8. Bewaffnete Volkspolizis-ten der DDR riegeln Ost-BerlingegenWest-Berlin ab. DerMau-erbau beginnt.

5.9. In der DDR beseitigen FDJ-Mitglieder alle nachWesten aus-gerichteten Fernsehantennen.

17.9. Bei den Bundestagswah-len verlieren CDU/CSU (45,3Prozent) die absolute Mehrheit.

Teilung: Der Mauerbau trenntOst undWest für 28 Jahre.

ten die Autos zweispurig in bei-de Richtungen fahren. Lärm-probleme gab es anfangs nicht,erinnert sich Erika Semler ausBergshausen. Die Brücke standdamals außerhalb des Dorfes,und der Verkehr war gering.(hog) Foto: Geschichtsverein Fuldabrück/nh

Schlosser in luftiger Höhe ar-beitete. Bei einem Arbeitsun-fall stürzten zwei Arbeiter trotzSicherung in den Tod. Die Brü-cke hatte nur einen Fahrstrei-fen pro Richtung. 1971 wurdeein zweites Brückenbauwerkdaneben gesetzt, dann konn-

Meter Höhe über die Fuldaspannt; 1962wurde die Brückeeingeweiht. Die Bauarbeitenwaren schwierig. Beim Einbaueines tonnenschweren Stahl-trägers senkte sich die Brückeum einenMeter, berichtet Her-bert Wehrmann (67), der als

Im Zuge des Autobahnbausentschiedman sich für den Baueiner Stahlfachwerkbrücke beiBergshausen. 1959 wurde mitdem 700 Meter langen Bau-werk begonnen. Unser Foto ausdem Jahr 1961 zeigt die fastfertige Brücke, die sich in 55

Die Bergshäuser Brückewird errichtet

Zoll und Gren schut hat-ten auf estlicher Seite iel utun, um um Beispiel Konflik-te on Gren besuchern mitden DDR-Organen u erhin-dern. „Wir schafften es alleinnicht, sondern mussten Kolle-gen on der internationalenGren e hin u iehen“, erinner-te sich der frühere Leiter desZollgren kommissariats Wit-enhausen, Albert Nickel.Bis eit in die 195 er-Jahre

hinein aren die Vopos ausdem Eichsfeld noch häufigGäste bei der Kirmes in hessi-schen Gren dörfern. Auch die-se Episode urde mit demMauerbau beendet.

Der Esch eger Landrat Ei-tel O. Höhne (SPD) appelliertean die Parteien, den Wahl-kampf im Gren kreis u be-schränken: „Jet t heißt es u-sammenstehen.“ Das Wit en-häuser Erntefest, das stets imAugust gefeiert ird, sollteum Bekenntnis für Deutsch-

land erden.Nach Zeitungsberichtenurde bei Linde erra erst-

mals ein Pan erspäh agen ander Zonengren e gesehen.Und bei Wartha flüchtete eineReichsbahnerin im Bremser-häuschen eines Zuges in denWesten: Sie og in Herleshau-sen die Notbremse.

ringen Berührungsdruck. Ka-men bis 1961 noch täglichFlüchtlinge aus der DDR in dieKreise Esch ege und Wit en-hausen, urden dies mit demAusbau der Gren sperranla-gen immer eniger. Allein amWochenende 16./17. Juli tra-fen im hessischen Notaufnah-melager Gießen 15 Men-schen aus der DDR ein.

Die Welt hielt den Atem an,als in der Nacht um 13. Au-gust 1961 in Ost-Berlin dieBauarbeiter akti urden. DieLage ar gespannt, aber ru-hig, berichteten die Lokal ei-tungen aus dem östlichen Hes-sen.

VON W E RN ER K E L L E R

WITZENHAUSEN. Es ar e-nige Wochen nach dem 13.August 1961: Im thüringisch-hessischen Gren gebiet ge-genüber den damaligen Krei-sen Esch ege und Wit enhau-sen rückten DDR-Arbeitskom-mandos an. Unter scharfer Be-

achung begannen sie damit,Hol beobachtungstürme undStacheldraht äune in drei Li-nien u set en.

Denn die mittler eile eitfortgeschrittene AbriegelungOst-Berlins ar das Signal da-für, nun auch an der Gren eu Westdeutschland mit dem

Ausbau u beginnen. Bis dahingab es nur einen ehn Meterbreiten Kontrollstreifen undeinen einfachen Draht aun:Der Ackerstreifen diente da u,die Spuren on Flüchtlingenu erkennen.

Tote und Verletzte

Das Gelände ischen demeiten und dritten Zaun ur-

de nun im Raum Neuseesen/Bornhagen ermint. Die Arbei-ten forderten nach den Auf-eichnungen der bundesdeut-

schen Gren behörden Toteund Verlet te. Denn die Bo-denminen reagierten auf ge-

Flucht im BremserhausMauerbau 1961 in Berlin war Signal für die Befestigung der Zonengrenze

Komplett getrennt: Mit mehreren Zäunen riegelte die DDR die Grenze nach Hessen ab, hier ein Blicküber die gesprengteWerrabrücke ins thüringische Dorf Lindewerra. Archivfoto: Stadtarchiv Witzenhausen

tung und Lagerhäuser befin-den sich jedoch in Melsungen.

Das Geschäftsgebiet um-fasst seiner eit Stadt undLandkreis Kassel so ie dieKreise Melsungen, Frit lar-Homberg, Wolfhagen undHofgeismar. Insgesamt gehö-ren der neuen nordhessischenEdeka 7 Ein elhändler an.Et a die Hälfte ihres Gesamt-umsat es on 84,5 Millionen

MELSUNGEN/KASSEL. DerWettbe erb im regionalenEin elhandel nimmt u, derRationalisierungsdruck beiden Kaufleuten ächst. Des-halb schließen sich die Genos-senschaften Edeka Kassel undEdeka Hessenring MelsungenMitte Februar 1961 ur EdekaNordhessen usammen. Dieneue Großgenossenschaft hatihren Sit in Kassel, Ver al-

Stolz auf 400 TiefkühltruhenIm Februar fusionieren die Edeka-Organisationen in Melsungen und Kassel

Mark machen sie mit Lebens-mitteln und anderen Waren,die sie on Melsungen ausüber ihren Einkaufs usam-menschluss be iehen.

Damals noch längst nichtselbst erständlich: Die EdekaNordhessen ist stol auf insge-samt 4 Tiefkühltruhen, dieim Genossenschaftsgebiet füreine geschlossene Waren-Kühlkette sorgen. (as )

Markenzeichen im Wandel:Dieses alte Edeka-Logo wurde1965 durch das heute bekann-te blaue E auf gelbem Grund inBlockschrift abgelöst. Repro: nh

Mitt och, 25. Mär 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-RE

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... und die Welt

3.7.Mit dem Abkommen vonÉvian-les-Bains endet nach achtJahren der Algerienkrieg. DasLand wird von Frankreich unab-hängig.

5.8. Die US-Filmschauspie-lerinMarilynMonroe (Foto)wird in ihrerWohnung inLos Angeles totaufgefunden.

22.-28.10. Kuba-Krise: Die USAfordern den Abbau aller sowjeti-schen Raketen und Abschuss-rampen auf Kuba. Die USA unddie Sowjetunion stehen kurz voreinem Krieg, der erst durch denendgültigen Abbau der Raketenverhindert wird.

ChronikDeutschland

20.1. Die deutsche Erstauffüh-rung des Dramas Andorra vonMax Frisch findet in Düsseldorf,Frankfurt und München statt.

7.2. Bei einer Schlagwetter-Ex-plosion in der Grube Luisenthalbei Völklingen im Saarland kom-men 300 Bergleute ums Leben.

17.2. Norddeutschland wirdvon der schwersten Flutkata-strophe seit 1855 heimgesucht.330 Menschen sterben.

22.3. Die DDR-Regierung führtfür Bundesbürger den Visum-zwang ein.

12.5. Der 1. FC Kölnwird mit ei-nem 4:0-Sieg über Titelverteidi-ger 1. FC Nürnberg DeutscherFußballmeister.

10.6. Bei der Fußball-WM in Chi-le scheidet Deutschland im Vier-telfinale nach einer 0:1-Nieder-lage gegen Jugoslawien aus.Weltmeister wird Brasilien.

13.7.Die täglicheWerbezeit imFernsehenwird auf 20 Minutenbegrenzt.

17.8. Bei einem Fluchtversuchüber die BerlinerMauerwirdder18-jährige Ost-Berliner Bauar-beiter Peter Fechter von DDR-Volkspolizistenangeschossen.Erverblutet qualvoll.

26.10. Beginn der Spiegel-Affä-re. Im Auftrag der Bundesan-waltschaft durchsucht die Poli-zei die Redaktionsräume desNachrichtenmagazinsDer Spie-gel. Herausgeber Rudolf Aug-stein wird wegen Verdachts aufLandesverrat 103 Tage inhaf-tiert.

14.11. Eröffnung des Ernst-Bar-lach-Museums in Hamburg.

12.12. Premiere des FilmsDerSchatz im Silbersee nach demRoman von Karl May .

14.12.GründungderdeutschenWelthungerhilfe.

Sturmflut anderNordsee: VieleDeiche brechen. Foto: Archiv

spricht im Bundestag von ei-nem „Abgrund von Landesver-rat“, Strauß hingegen beteuertzunächst, mit der Sache nichtszu tun zu haben. Auf Druck derFDP-Minister im Kabinett ver-liert Strauß schließlich seinAmt. (hpo) Foto: HNA-Archiv

Zustand der Bundeswehr aus-einandergesetzt. Spiegel-Bürosin Hamburg und Bonn wurdendurchsucht und wochenlangbesetzt. Auf Veranlassung vonStrauß wurde Ahlers im Spa-nien-Urlaub verhaftet. Bundes-kanzler Konrad Adenauer

rausgebers Rudolf Augstein so-wie mehrerer Redakteure un-ter der Beschuldigung des Lan-desverrats. In dem Artikel „Be-dingt abwehrbereit“ hatte sichConrad Ahlers kritischmit Bun-desverteidigungsministerFranz-Josef Strauß und dem

Die „Spiegel-Affäre“ beschäf-tigt auch Kasseler Gymnasias-ten: Einige hundert Schüler be-teiligen sich im November aneiner Demo in der Königsstra-ße für den Erhalt der Pressefrei-heit. Vorausgegangen war dieVerhaftung des Spiegel-He-

Schüler demonstrieren für Pressefreiheit

Gefeierte Stars des deutschenFilms drehten im Juni 1962in Schrecksbach: CorneliaFroboess, Georg Thomallaund Peter Weck kamen zuAußenaufnahmen für eineVerfilmung der Operette „DerVogelhändler“ ins SchwälmerDörfchen Schrecksbach.

Zwar war das Wetter fürdie Filmaufnahmen günstig,aber die Geduld des Regis-seurs Geza von Chiffra und sei-ner Kameraleute wurde aufeine harte Probe gestellt:Häufig störten Geräusche ausder großen Zuschauermengedie Aufnahmen, so dass man-che Szene bis zu fünfmal wie-derholt werdenmusste.

Vor allem ConnyFroboess, auf unserem Zei-tungsausriss mit ihrem Kolle-gen PeterWeck zu sehen, wur-de während der Drehpausenvon jugendlichen Zuschauernum Autogramme bestürmt.(syg)

Conny und Peter drehen in der Schwalm

ti . Vom 15. Juli bis um 3 .No ember 1946 ar Dr. Kon-rad Gumbel in der Verfas-sungsberatenden Landes er-sammlung für Groß-Hessen tä-tig, und om 1. De ember1946 bis um 3 . No ember1954 ertrat er die SPD alsLandtagsabgeordneter für

ei Wahlperioden. Damitar der blinde Politiker auf

dem Höhepunkt seiner Karrie-re angelangt.

Nach seinem Ausscheidenaus dem Hessischen Landtag1954 urde es ruhig um ihn.Gumbel starb 1962 in Gießen.Der Protestant ar erheiratetmit Margaretha Johanna Ida,geborene Sader.

irt und mit Doktore amenabschloss.

Später arbeitete Gumbel alsDo ent an Volkshochschulenund in Bildungseinrichtungender So ialdemokratie. 1945bekam er die Leitung des Gie-ßener Versorgungsamtesübertragen. Dabei kam ihmugute, dass er sich u or über

einen langen Zeitraum poli-tisch betätigt hatte. Vom 7.De ember 1931 bis um 7. Juli1933 ar Gumbel Landtagsab-geordneter.

Verfassung mit erarbeitet

Schon bald nach Kriegsendeurde der Mann aus Falken-

berg aber erneut politisch ak-

dung als Former. Als Soldat imErsten Weltkrieg urde ererlet t und kam erblindet

nach Hause.

Bildung war Voraussetzung

Konrad Gumbel gab jedochnicht auf. Stattdessen begannbald schon eine große politi-sche Karriere, die in ge isserHinsicht für die Arbeiterbe e-gung t pisch ar, denn Bil-dung ar Vorausset ung füralles. Grundlage des späterenAufstiegs bildete der Besuchder Marburger Blindenstu-dienanstalt und das anschlie-ßende Studium der Volks irt-schaft in Marburg und Gießen,das Gumbel als Diplom-Volks-

VON THOMAS SCHAT TN ER

FALKENBERG. Am 29. De em-ber 1962 starb der SPD-Politi-ker Dr. Konrad Gumbel. SeineKarriere beeindruckt und istfür ein armes nordhessischesDorfkind eher unge öhnlich:Konrad Gumbel aus Falken-berg bei Wabern (Sch alm-Eder-Kreis) urde om Kriegs-blinden u einem einflussrei-chen Landespolitiker in Hes-sen.

Geboren urde er am 2 .Oktober 1886 als Sohn desWagners Johann HeinrichGumbel in Falkenberg. Nachdem Besuch der Volksschuledurchlief Konrad eine Ausbil-

Blind und erfolgreichKonrad Gumbel – Eine beispiellose Karriere aus der Arbeiterbewegung

HOMBERG. Mäuse bedrohenWald und Flur. Die flinken Na-ger fressen die Felder kahl, un-terminierten Raine und Bö-schungen und laufen sogarWanderern ungeniert über dieFüße. Da u kommen ihre Ver-

andten, die Rötelmäuse(Foto). Die machen sich an diearte Rinde des Junghol es im

Wald. Sie schaffen es, bis ufünf Meter die Stämme hinaufu klettern. Eschen und Bu-

chen, Douglasien und Fichtenertrocknen reihen eise, eil

die Pflan en ohne Rinde keineMöglichkeiten haben, dasWasser u transportieren.

Allein im Homberger Stadt-ald sind fünf Hektar geschä-

digt – eine Fläche fast so großie sieben Fußballfelder. Mit

Gift für 1 Mark rücktman den Nagern im Staats-forst Homberg auf den Pel .(rbg)

Mäuseplagein Homberg

ChronikNordhessen

Kassel. Der Hauptvorstand derGewerkschaft Gartenbau, Land-und Forstwirtschaft (GLF) ver-legt seinen Sitz nach Kassel undbezieht das neue Hauptverwal-tungsgebäude in der Druseltal-straße.

Witzenhausen. Ab dem Früh-jahr wird am Riesenprojekt Ka-nalisation für die Stadt gearbei-tet. Bis dato waren lediglich 52Prozent derWohnhäuser ans Ka-nalnetz angeschlossen.

Kassel.AnderDamaschkestraßewird die dritte Brücke über dieFulda innerhalbdesStadtgebietsfür den Verkehr freigegeben.

Frankenberg. Die Burgwald-kaserne wird eingeweiht. Sieexistiert bis heute und beheima-tet das Bataillon ElektronischeKampfführung.

Arolsen. Fürstin Bathildis zuWaldeck undPyrmont, dieletzteregierendwaldeckischeFürstin, stirbtam 6. April imAlter vom 67Jahren in Arol-

sen. Eine Ära geht damit zu Ende.

Kassel.DasersteBürgerhausderStadt, das Philipp-Scheidemann-Haus, wird in der Nordstadt ein-geweiht.

Kassel. Im Hessenkolleg wirdder Unterricht aufgenommen.

Waldeck. Binnen weniger TagefahrenzweiAutos indenEderseeund versinken. Sieben Insassenertrinken – einmal zwei vonsechs, dann alle fünf Personen.

Kassel. Der KSV Hessen schafftden Aufstieg in die Fußball-Oberliga Süd.

Kassel. Die Kreuzung Holländi-scher Platz ist fertig. 26 Häusermit 59Wohnungen sowie 33 Fir-men und Geschäfte musstenweichen.

Donnerstag, 26. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Das Jahr 1963 in unserer Region

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... und die Welt

8.8.Beimbis dato größtenGeld-raub in der britischen Geschich-te, demÜberfall auf den PostzugGlasgow-London, erbeuten 15Männer umgerechnet 30 Millio-nen DM. Die meisten Täter wer-den schnell gefasst.

22.11.Beieiner Fahrt imoffenenWagen durch Dallas/Texas wirdUS-Präsident John F. Kennedyerschossen. Der mutmaßlicheTäter Lee Harvey Oswald wirdkurz darauf festgenommen undzwei Tage später selbst von ei-nem Nachtclubbesitzer erschos-sen. Die Spekulationen ummög-liche Hintermänner des Atten-tats dauern bis heute an.

ChronikDeutschland

20.2. In der Freien VolksbühneinWest-Berlin wird Rolf Hoch-huths DramaDer Stellvertreteruraufgeführt. Es kritisiert diepassive Haltung des Vatikans ge-genüberder Judenverfolgung imNS-Deutschland.

1.4. Das Zweite Deutsche Fern-sehen (ZDF) nimmt seinen Sen-debetrieb auf.

30.4. Die 963 Meter lange Feh-marnsundbrücke, die die InselFehmarn mit dem schleswig-holsteinischen Festland verbin-det, wird eröffnet.

10.5. In West-Berlin wird Jo-ghurt erstmals im Einweg-Kunststoffbecher verkauft.

23.-26.6. Staatsbesuch desamerikanischen PräsidentenJohn F. Kennedy in der Bundes-republik und inWest-Berlin. Sei-ne Rede vor dem Schöneberger

Rathaus beendet er auf Deutschmit denWorten: „Ich bin einBerliner.“

29.6. Borussia Dortmundwirdmit einem 3:1-Sieg über den1. FC Köln deutscher Fußball-meister.

15.7. Der SPD-Politiker EgonBahr formuliert in einer Rede inder Evangelische Akademie Tut-zing eine neue Konzeption derdeutschen Ostpolitik unter derDeviseWandel durch Annähe-rung.

15.10. Bundeskanzler KonradAdenauer tritt zurück, Wirt-schaftsminister Ludwig Erhardwird zu seinem Nachfolger ge-wählt.

1.11. In Lengede (Niedersach-sen) werden elf Bergleute zweiWochen nach dem Grubenun-glück lebend geborgen. DasWunder von Lengede ist die bis-her spektakulärste Rettungsakti-on in der Geschichte des Berg-baus.

17.12. Unterzeichnung einesPassierscheinabkommens zwi-schen der DDR und dem Senat,das den Besuch vonWest-Berli-nern in Ost-Berlin über Weih-nachten und Silvester regelt.

Heinrich Bölls(Foto) RomanAnsichten ei-nes Clowns isteines der erfolg-reichsten Bü-cher des Jahres.

„Ich bin ein Berliner“: John F.Kennedy, der fünf Monate spä-ter ermordet wird. Foto: ddp

kaufsfläche sind dort entstan-den, 700 Menschen finden inden 30 Verkaufsabteilungensowie der Verwaltung Arbeit.Und im autofreundlichen Kas-sel wird das Parkdeck mit 184Plätzen besonders begrüßt.(wet) Foto: privat

Frost unter schützenden Zelt-planen weiter. Am 8. Mai ist esso weit: Die Neckermann KGkann eines ihrer schönsten undgrößten Kaufhäuser eröffnen.Das Kaufhaus zieht vom Stän-deplatz ins Herz der Stadt.10 000 Quadratmeter Ver-

nachdem zuvor 12 000 Kubik-meter Trümmerschutt besei-tigt worden sind.

Durch den eiskalten Wintergestalteten sich die Bauarbei-ten besonders schwierig. Umdie Termine einhalten zu kön-nen, betonierte man auch bei

Die letzte Baulücke am Kasse-ler Königsplatz, dort, wo früherdie alte Hauptpost stand, wirdvom Deutschen Lloyd mit ei-nem betont modernen Stahl-beton-Zweckbau der BerlinerArchitekten Schwebes undSchloßberger geschlossen –

Neckermann zieht an den Kasseler Königsplatz

fern. Trot dem gelang es or-läufig nicht, eine Echo-Affäreu kreieren. Sämtliche Redak-

teure befinden sich ur eitnoch auf freiem Fuß.“ Chefre-dakteur ar damals der Schü-ler Rolf Mänken, heute ist erFachbereichsleiter in diesemG mnasium.

Kur e Zeit später aber be-klagte Clément bitterlich:„Unser Homberger Schulecho,or einem Jahr im Wettbe-erb mit allen hessischen

Schul eitungen preisgekrönt,hat sich auf den bereits er-

elkten Lorbeeren ur Ruhebegeben und ist sanft ent-schlafen.“ Schmer haft mach-te sich bemerkbar, dass einigeder Redakteure nach dem Abi-tur die Schule erlassen hat-ten.

Schuleiter Dr. HorstClément über seineneun Redakteure lo-bend: „Unbeirrt onaller Kritik, brachtendie Schülerredakteu-re das HombergerSchulecho eiter he-raus. Ihre fleißige undselbstständige Arbeitfand eine schöne An-erkennung.“

Wie stol der Direk-tor auf seine mitunterrebellische Redaktion

ar, da on eugtauch dieses Zitat: „Un-beirrt on aller Kritik

ar unsere Schul ei-tung eiterhin be-müht, dem eltbe-rüchtigten Vorbild(Spiegel) nach uei-

VON THOMAS SCHAT TN ER

HOMBERG. Das „Schulecho“der Homberger August-Vil-mar-Schule urde Ende 1962ur besten Schüler eitung

Hessens gekürt.Am 8. Januar 1963 aren

der Hessische Rundfunk unddie Tages eitung im heutigenTheodor-Heuss-G mnasiumu Gast. Stol präsentierten

die Mädchen und Jungen ihreSchüler eitung „Schulecho“.

Für dieses Blatt hatten sieden mit 3 DM dotierten 1.Preis eines Wettbe erbs deshessischen Er iehungsminis-teriums erhalten. Be orbenhatten sich Schulen mit 5Zeitungen. Bereits 1959 hat-ten die Homberger den 2. und1961 den 3. Preis erhalten.

Jubel über „Schulecho“Homberger Schülerzeitung gewinnt bei landesweitem Wettbewerb den ersten Preis

Das siegreiche „Homberger Schulecho“1963.

sche Roh- und Werkstoffepachtete Mannesmann dieGrubenfelder der Ge erk-schaft Christiane im Juli 1936für 25 Jahre und führte den Be-trieb unter dem Grubenna-men „Christiane“.

Bei einer Gesamtbeleg-schaft on 26 Personen (da-on et a 18 Mann unter

Tage) urden im Jahr 196fast 156 Tonnen Er miteinem durchschnittlichen Ei-sengehalt on 3 ,35 Pro entgefördert. Hierbei handelt essich um die höchste Jahresför-derung eines Grubenbetriebesim hessischen Eisener berg-bau seit 1918, die auch in derFolge eit nicht mehr übertrof-fen urde. Im Rahmen derStilllegung des gesamten in-ländischen Eisener bergbauson Mannesmann urde im

Re ier Martenberg am 16.April 1963 der let te mit ei-nem Kran geschmückte Wa-gen abge ogen und der Abbaueingestellt. (emr)

röhren-Werke um eine Ver-stärkung ihrer Er basis.

Da heimisches Eisener udieser Zeit ein begehrter Roh-stoff ar, konnten abbau ür-dige Vorkommen nur sch erer orben erden. Unter Ver-mittlung des Amtes für deut-

ters Bredelar und den begüter-ten Adelshäusern geregelt.

Seit dem Jahr 1935 bemüh-ten sich die gegenüber ande-ren Ruhrkon ernen nur übereine ergleichs eise geringeinländische Eisener grundla-ge erfügende Mannesmann-

ADORF. Nach 1,7 MillionenTonnen gefördertem Eisener

ar Schluss: Am 16. April1963 urde in der GrubeChristiane in Diemelsee-Adorfdie let te Förderschicht gefah-ren. Die Grube Christiane arnach dem Z eiten Weltkriegdie größte Eisener grube inHessen. Mit dem Ende des Er -abbaus nach 25 Jahren in derGrube Christiane ging auchdie Geschichte des Bergbausim Raum Diemelsee insge-samt u Ende. Diese reichtmindestens bis ins 13. Jahr-hundert urück. Am 5. Januar1273 urde die älteste Urkun-de über den Adorfer Eisener -bergbau ausgestellt. In dieserUrkunde ird das Schürfrechtim Raum Esbeck (Wüstung imAdorfer Raum, südlich des da-maligen Schachtes Webbel),Upspringe (das heutige Giers-hagen, Nachbarort auf estfä-lischem Boden) und Amesl th(das heutige Arnstein) i-schen den Feinden des Klos-

Letzte Förderschicht fuhr einIn der Grube Christiane bei Adorf wurde am 16. April der Eisenerz-Abbau beendet

Das Ende: Einmit einemKranz geschmückterHunt – ein Förderwa-gen im Bergbau – wurde bei der letzten Schicht aus dem Förder-korb des Adorfer Bergwerkes geschoben. Foto: Privat

ChronikNordhessen

Kassel. Amtsgericht, Landge-richt, Oberlandesgericht, Amts-anwaltschaft und Staatsanwalt-schaft nehmen ihre Tätigkeit indenneuenGerichtsgebäudenander Frankfurter Straße auf.

Rotenburg. DasWaldschwimm-badwird eingeweiht. Es hat über1,1 Millionen Mark gekostet.

Ziegenhain.MinisterpräsidentGeorg-August Zinn setzt denersten Spatenstich für die kreis-übergreifende Schwalmregulie-rung, mit der Überschwemmun-genvermiedenwerdensollen. Esgehört zudengrößtenProjektenderöffentlichenHand inHessen.

Kassel. NeuerOberbürger-meister wirdder bisherigeBürgermeisterKarl Branner(Foto).Er löst Lauritz

Lauritzen ab, der hessischer Jus-tizminister wird.

Treysa. Die Besitzer von Fern-sehgeräten in Treysa sind verär-gert: Das Zweite Programm istnicht zu empfangen. Abhilfe sollder neue Sender auf dem Rim-berg bringen.

Kassel. Im Februar liefern dieHenschel-Werke der DeutschenBundesbahn die bisher stärksteund schnellste dieselhydrauli-sche Lokomotive, die V 320mit4000 PS Motorleistung.

Witzenhausen. Die neuen Ge-bäude der Deutschen Landma-schinenschule (Deula) werdenihrer Bestimmung übergeben.

KASSEL.Mit einer Schussfahrtins Neue Jahr auf dem Schlit-ten begrüßen iele junge Leu-te das Jahr 1963, doch dieFreude über den Winter sollden Menschen bald ergehen:Die Schneemassen behindernden Verkehr derart, dass es uheftiger Kritik in der Öffent-lichkeit kommt und am 4. Ja-nuar die Bundes ehr einge-set t erden muss, um beimSchneeräumen in der Innen-stadt u helfen.

Tödliche Gasvergiftung

Doch es soll noch schlim-mer kommen. Als Gasrohrebrechen, stirbt ein Nordstadt-Be ohner an Gas ergiftung.

Klirrender Frost behindertdie Müllabfuhr, stellen eisebricht die Wasser ersorgungusammen. Grund sind nicht

geplat te Rohre, sondern leereSpeicher. Regen asser konntenicht durch den gefrorenenBoden dringen. Menschenmüssen in der Kälte an Tank-

agen anstehen.Eher Jubel er eugt dann

eine andere Maßnahme derStadt: Ab dem 22. Januar gibtes schulfrei, denn Kohlen sindknapp ge orden, und die Ze-chen an der Ruhr eigernsich, Kohle per Lk u schi-cken. Man set t dort auf dieBahn, aber die ist mit ihrenKapa itäten auch am Ende.

Als am 28. Januar 3 Ton-nen Kohle eintreffen, erdendie Schulen mit Ausnahmeder Berufsschulen ieder ge-öffnet. ( et)

Keine Kohle:

Eine Woche

schulfrei

Freitag, 27. Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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ChronikDeutschland

11.1. Nominierung der letztengesamtdeutschen Olympia-mannschaft für die Olympi-schen Spiele in Innsbruck undTokio.

15./16.2. Auf dem Sonderpar-teitagder SPDwirdWillyBrandtzum Vorsitzenden und Kanzler-kandidaten gewählt.

12./13.3. Die SED-Parteileitungder Ost-Berliner Humboldt-Uni-versität schließt Professor Ro-bert Havemannwegen kriti-scher Äußerungen aus demLehrkörper der Universität undaus der Partei aus.

9.5. Der 1. FC Kölnwird in derneuen Bundesliga deutscherFußballmeister.

1.7.Heinrich Lübke (CDU)wirdin Berlin erneut zum Bundesprä-sidenten gewählt.

10.9. In Köln trifft dermillionsteGastarbeiterein:DerPortugieseArmando Rodriguez (1926-1981) erhält bei seiner Ankunftein Moped als Geschenk.

16.9. Die Bundesregierung be-schließt die Gründung derStiftungWarentestmit Sitz inWest-Berlin.

31.10.Der Rationalisierungsver-band Ruhrbergbaumeldet 31Großzechen im Ruhrgebiet zurStilllegung an. In den folgendenWochen gehen Tausende vonBergleuten auf die Straße unddemonstrieren für den Erhalt ih-rer Arbeitsplätze.

28.11. Gründung der rechtsex-tremen Nationaldemokrati-schen Partei Deutschlands(NPD) in Hannover.

Im deutschen Fernsehen wirderstmals zu Spenden für geistigund körperlich behinderte Kin-der aufgerufen. Die AktionSorgenkind (heute: AktionMensch) wird zu einem großenErfolg.

Wiederwahl als Bundespräsi-dent: Heinrich Lübke

... und die Welt

25.2. Der erst 22-jährige US-Amerikaner Cassius Clay (Foto),

der sich nachseinem Über-tritt zum Is-lamMuham-mad Ali nen-nen wird, er-kämpft gegenSonny ListondenTiteleines

Boxweltmeisters im Schwerge-wicht.

1.6. Gründung der Palästinensi-schen Befreiungsorganisation(PLO), deren erklärter Gegnerder Staat Israel ist.

4./5.8.NachUS-Angaben habennordvietnamesische Kriegsschif-fe im Golf von Tongking zweiUS-Zerstörer angegriffen. DieserZwischenfallwird zumAnlass fürdie Bombardierung von Zielenin Nordvietnam durch US-Flug-zeuge genommen.

14.10. Der sowjetische Partei-und RegierungschefNikitaChruschtschowwird vom Zen-tralkomitee der KPdSU aller Äm-ter enthoben.

überhöhten Preisen in Rech-nung gestellt haben. 4Mark sollen so in seine Taschegeflossen sein.

Bereits ier Tage u or, am22. April 1964 hatten 5 Poli-isten in Kassel die Henschelei

durchsucht. Alle Mitarbeitermussten das Bürogebäude er-lassen, ährend Beamte Bergeon Akten sicherstellten.Frit -Aurel Goergen ar

1958 als Retter on Henschelnach Kassel gekommen. Dereigen illige und ego entri-sche Goergen ar ein renom-mierter Wirtschaftsboss – u-or hatte er die Phoeni -

Rheinrohr AG geleitet, dasgrößte Hütten erk an derRuhr, und er ar Generalbe-ollmächtigter des Oetker-

Kon erns. Henschel befandsich 1958 in einer sch ierigenLage. Die Banken fürchteten

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Es ar der 26. April1964, und Henschel-ChefFrit -Aurel Goergen hatte essich un eit des Kan lers Kon-rad Adenauer bequem ge-macht. Beide nahmen an ei-nem Bankett in Hanno er teil.Adenauer mochte Goergen –schließlich ählte er u denKapitänen des deutschenWirtschafts unders ie MaGrundig, Helmut Horten undJosef Neckermann. Nichts undniemand schien Goergen et-

as anhaben u können.Doch da erschienen plöt -

lich Kriminalbeamte und nah-men den Henschel-Boss omBankett eg fest. Der Vor-

urf: Goergen soll Ersat teilefür Pan er der Bundes ehraus Ne York importiert undsie der Bundesregierung u

Krimi um Henschel-ChefFritz-Aurel Goergen wurde spektakulär verhaftet und erst Jahre später rehabilitiert

um ihr Geld und hatten Goer-gen geholt. Er bekam dafür27,5 Pro ent der Henschel-Ak-tien u niedrigem Preis.

Goergen hatte in Kasselschnell Erfolg. Lag der Hen-schel-Umsat 1958 noch nochbei 193 Millionen Mark, so a-ren es drei Jahre später schon5 Millionen. Goergen baute

Henschel om reinen Lok- undLk -Werk u einer Sch erma-schinenfabrik um.

Z ei Monate nach seinerFestnahme urde Goergen imJuni 1964 gegen eine hoheKaution aus der Haft entlas-sen. Der Kapitän des Wirt-schafts unders hatte onDeutschland die Nase oll. Ererkaufte seinen Henschel-An-

teil für fast 6 Millionen Markan die Rheinischen Stahl er-ke Essen und og in dieSch ei .

Erst 1969 erhob man Ankla-ge gegen Goergen egen Be-trugs und Untreue. 1974 ur-de das Verfahren auf Kostender Staatskasse eingestellt –faktisch ein Freispruch.

Frit -Aurel Goergen starbam 4. No ember 1986 im Alteron 77 Jahren in Cologn bei

Genf.

Fritz-Aurel Goergen Foto: Lengemann

28. Juni 1964: Der Blick auf dieTabelle der Bundesliga-Auf-stiegsrunde ist ernüchternd.Mindestens mit vier Toren Un-terschiedmuss der KSV Hessenbei Hannover 96 gewinnen,wenn der Aufstieg noch klap-pen soll. Doch die Aufgabe istfür Nolte, Vollmer, Istel, Michel,Dittel, Alt, Assmy, Fritzsche,Kuster, Jendrosch und Burjanzu schwer. Mit einem 3:1 si-chert sich Hannover den Auf-stieg. Zwar hatte der KSV die1:2-Auftakt-Niederlage gegenHannover schnell verkraftetund das erste Auswärtsspiel inAachen 4:2 gewonnen, aberschon beim zweiten Heimspielfiel die Vorentscheidung gegendie Löwen. Gegen den FK Pir-masens gab es ein 1:4. Siege inPirmasens (4:2) und zuhausegegen Aachen (2:0) verbesser-ten die Lage nicht, weil sichHannover keine Blöße mehrgab. – Unser Foto: Peter Jen-drosch (links) trifft beim 4:2 inPirmasens. (geb) Foto: nh

KSV Hessen verpasst den Aufstieg in die Bundesliga

massiven Skulpturen geschaf-fen. Unser Archivfoto zeigt sei-ne „Automobile Skulptur“. Kra-merwar später Professor in Kas-sel und ist Begründer der Künst-ler-Nekropole. (w.f.)

Art undkinetischen (bewegten)Kunst gewidmet war. Der da-mals in Paris lebende KünstlerHarry Kramer hatte mit seinenObjektenausEisendrahtGegen-modelle zu den glatten und

leitet wurde sie wieder vomdo-cumenta-Gründer Arnold Bodezusammen mit Werner Haft-mann. Eine besondere Attrakti-onwar die Abteilung „Licht undBewegung“, die der jungen Op-

Bei der documenta 3, die vom27. Juni bis 5. Oktober 1964 inKassel ihre Tore öffnete, wurdewieder ein Besucherrekord er-zielt: 200 000 Menschen sahendie Weltkunstausstellung. Ge-

Die Kunst geht neueWege auf der documenta 3

TOKIO. Der Kasseler KlausLehnert tritt am 17. Oktober1964 gan entspannt umStabhochsprung-Wettbe erbbei den Ol mpischen Spielenin Tokio an. „Ich hatte mir garnichts ausgerechnet und arentsprechend locker“, erklär-te der damals 26-Jährige spä-ter. Doch der Mann, der sichals Außenseiter fühlt, holtsich die Bron emedaille undist damit der erste KasselerMedaillenge inner bei Ol m-pischen Spielen.

Die on Lehnert über-sprungenen fünf Meter ur-den nur om amerikanischenOl mpiasieger Fred Hansenübertroffen, der 5,1 m über-querte. Der Göppinger Wolf-gang Reinhardt, der Silber ge-

ann, schaffte ebenso ieLehnert fünf Meter.

Klaus Lehnert ar auchnach seiner Stabhochsprung-Karriere erfolgreich und ur-de Hochschullehrer an derUni ersität Kassel im BereichSport issenschaften. (geb)

KasselerKlaus Lehnertzgewinnt Bronze

Strahlend in Tokio: Stabhoch-springer Klaus Lehnertz.

ChronikNordhessen

Kassel.Hessen feiert seinen700.Geburtstag beim dreitägigenHessentag in Kassel. Die Promi-nenz geht zum feierlichen Fest-akt ins Große Haus des Staats-theaters, die Bevölkerungströmt inScharenzumMusikfestder „Gemeinschaft der Vier Na-tionen“ im Auestadion. Und200 000 Zuschauer sehen densiebenKilometer langen Festzugdurch die Innenstadt.

Baunatal. Altenbauna, Kirch-bauna und Altenritte schließensich zur Gemeinde Baunatal zu-sammen.

Treysa.Die beliebte Fernsehsen-dung „Zum Blauen Bock“ wirdaus Treysa übertragen.

Kassel. 15 000 Sänger feiern inKassel den 125. Geburtstag desMitteldeutschen Sängerbundes.

Witzenhausen.DieBahnstreckezwischen Kassel und Göttingenist elektrifiziert: Am 25.Septem-ber befährt der erste elektrischbetriebene Zug, der „Rheingold-Express“, mit Ehrengästen dieStrecke undmacht mittags InWitzenhausen Station.

Kassel. Der Neubau der Volks-hochschule in der Wilhelmshö-her Allee wird seiner Bestim-mung übergeben.

Niedermöllrich. Leichtathlet Jo-sef Klik aus Niedermöllrich beiWabern wird Deutscher Meisterim Diskuswerfen. 1954 hatte erdiesen Titel bereits im Kugelsto-ßen und1955 imZehnkampf ge-wonnen.

Samstag, 28. Mär 2 960 Jahre BundesrepublikBRD

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Das Jahr 1965 in unserer Region

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KASSEL. Einen unge öhnli-chen Dienst treten Mitte Okto-ber Gisela Knauf, HeidemarieJacob und Isolde Germerothan. Als die ersten drei Poli ei-helferinnen Kassels, auch „Po-litessen“ genannt, sollen sie„Parkscheibensündern“ aufKur eitparkplät en „ on ar-ter Hand“ gebührenpflichtigeVer arnungen hinter dieScheiben ischer stecken,aber auch alten Leuten helfen,Kinder sicher über die Straßebringen und aus ärtigen Gäs-ten Auskunft erteilen.

Analog u den KasselerStadtfarben Blau und Weißsind eiße Bluse, blaues Kos-tüm und ein rundes Käppi ihreDienstkleidung.

Als Ledige im Alter on 25Jahren erdienen die Poli ei-helferinnen et a 6 Markund als Verheiratete 65 Markim Monat. (tos)

Knöllchen

von zarter Hand

Gisela Knauf ist eine der dreiersten Kasseler Politessen.

ChronikNordhessen

Kassel. Im wieder aufgebautenhistorischen Marstallgebäudewird erstmalsMarkt abgehalten.Die Fleischer undWurstmachersind vom Entenanger zunächstin das Obergeschoss eingezo-gen. Als sie nach einigen Mona-ten in das Erdgeschoss umzie-hen, ist Platz für die Obst- undGemüsehändler vom Königs-platz.

Treysa. Carl Freudenberg eröff-net ein Kunststoff-Industrie-werk.

Grebenstein.DasNeubaugebietRiethwegmit 315 Ein- undMehrfamilienhäusern entsteht.

Treysa. 1000 Soldaten aus Trey-sa machten mit bei Aufnahmenfür einen Film über die Bundes-wehr als „die modernste Artille-rie Europas“.

Kassel. Die KVG beginnt, dieSchaffner abzuschaffen. Entwer-tungsautomatenmachen inStraßenbahnen und Bussen nunihre Arbeit. 100 Schaffner verlie-ren ihren Job.

Kassel. Automatisch geht es abdem20.März imParkhaus in derNeuen Fahrt im Herzen Kasselszu. Dort wird die bundesweiterste elektronische Steuerungs-anlage in Betrieb genommen.Ampeln zeigen dem Autofahrer,ob in irgendeinem der fünfStockwerke noch ein Plätzchenfrei ist.

Kassel. Flutlicht für Fußballer:Begeistert können Spieler, Trai-ner und Vereinsmitglieder desCSC 03miterleben, wie die 24ScheinwerferdererstenKasselerFlutlichtanlage den roten Bo-denbelag des Hartplatzes an derJahnstraße in 24 000Watt star-kes Licht tauchten.

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... und die Welt

24.2. Der DDR-Staatsratsvor-sitzende und ParteichefWalterUlbricht (Fo-to) trifft zu ei-nem Staatsbe-such in Kairoein, wo er undseine Frau Lot-te mit allenEhren emp-fangen wer-den. Der Besuch ist die erste Rei-se Ulbrichts in einen Staat au-ßerhalb desWarschauer Paktes.

18.3. Der sowjetische Kosmo-nautAlexej Leonow (geb. 1934)schwebt als erster Mensch 20Minuten frei imWeltraum.

17. 12. In bundesdeutschen Ki-nos startet der James-Bond-Film„Feuerball“ mit Sean Connery(geb. 1930) in der Hauptrolle.

ChronikDeutschland

29.1.DieNRW-Landesregierungstellt den so genannten Smog-Plan auf. Danach kann bei Smog-Gefahr der private Kraftfahr-zeugverkehr in einigen Städtenganz oder teilweise stillgelegtwerden. Smog ist ein Kunstwortaus der Kombination der engli-schenWörter „Smoke“ (Rauch)und „Fog“ (Nebel).

10.2. Der Bundestag hält erst-mals eine „Aktuelle Stunde“ ab.Sie soll der Opposition die Mög-lichkeit bieten, aktuelle Themenim Plenum zu erörtern.

7.4. Sowjetische Düsenjägerüberfliegen die Berliner Kon-gresshallewährend der Plenar-sitzung des Bundestages inWest-Berlin. Außerdemwerdenaus Protest gegen die Abhaltung

der Sitzung des Bundestageszeitweilig die Zugänge zuWas-ser und zu Lande nachWest-Ber-lin durch sowjetische und DDR-Soldaten blockiert.

5.5. Der Bundestag verabschie-det das624-DM-Gesetz. Danachkönnen Arbeitnehmer nach ta-rifvertraglicher Vereinbarungjährlich bis zu 624 Mark steuer-begünstigt mit Unterstützungdes Arbeitgebers sparen.

12.5. Die BundesrepublikDeutschland kündigt die Auf-nahme von diplomatischen Be-ziehungen zu Israel an.

15.5.Werder Bremenwird inder Bundesligasaison 1964/65Deutscher Fußballmeister.

19.8.VerkündungderUrteile imAuschwitz-Prozess in Frankfurt.Die zum Teil milden Strafen füh-ren zu Protesten im In- und Aus-land.

19.9.Wahlen zum5. DeutschenBundestag. Union und FDP bil-den erneut die Regierung.

Bundestag in Berlin: Düsenjä-ger über der Kongresshalle

ten und dem stetig unehmen-den Auto erkehr gerecht er-den. Die Abbrucharbeiten be-ginnen an der Brauhausstra-ße. Die neue Fuldabrücke arjedoch kein Bau für die E ig-keit. Schon jet t, nach gut 4Jahren, gilt sie als marode undmuss mit Millionenauf andsaniert erden. (sis)

ROTENBURG. Die Bagger rol-len im Juli 1965: Mehr als 4alte Häuser, darunter ieleFach erkgebäude, erden inRotenburg abgerissen, umPlat für Neues u schaffen:Eine moderne, breite Brückeüber die Fulda ist geplant. Siesoll die alte Brücke, die Neu-und Altstadt erbindet, entlas-

Fachwerk muss

für Brücke weichenIn Rotenburg werden über 40 Häuser abgerissen

Start an der Brauhausstraße: Häuser müssen weichen, um Platzfür eine neue Fuldabrücke in Rotenburg zu schaffen. Archivfoto: nh

Nur mit Mühe erreichte unser Fotoreporter Jochen Baron am 16. Juli die Gemeinde Obermeister im Kreis Hofgeismar. Sein Bild von ei-nem Bauern, der eine Kuh in Sicherheit bringt, dokumentiert, wie hoch dasWasser durch den Ort strömte.

Das Jahr 1965 galt bei denMeteorologen als das größteRegenjahr seit 1 Jahren.Überall auf der Welt kam es uStürmen und Übersch em-mungen. Und auch unsere Re-gion in der Mitte Deutsch-lands ar betroffen.

Lang anhaltende, sintflutar-tige Wolkenbrüche hatten dasUnglück ausgelöst. Am härtes-ten traf es in Nordhessen dieKreise Waldeck und Hofgeis-mar.

Als das Wasser abfloss, a-ren eite Landstriche mit ei-ner Schlammschicht bedeckt.

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Zehn Menschen er-trinken in den Fluten, überallerstörte Brücken und einge-

stür te Häuser, unterspülteBahndämme, riesige lehm-braune Seenplatten und totesVieh, das in reißenden Strö-men treibt: Im Juli 1965 glei-chen eite Teile Nordhessens,Ost estfalens und Südnieder-sachsens einem riesigenTrümmerfeld.

Die sch erste Un etterka-tastrophe seit Jahre ehntenrichtet Millionenschäden an.

Menschen sterben in den FlutenNach heftigen Überschwemmungen gleicht die Region einem riesigen Trümmerfeld

Nachrichten- und Telefon er-bindungen aren errissen.

Bei der Rettung on Flutop-fern spielten sich mitunterdramatische S enen ab. So inHelmarshausen bei Hofgeis-mar: Dort stüt te eine Frau ab,die bereits das Rettungsseil ei-nes Hubschraubers ergriffenhatte. Sie starb an den Verlet-ungen, die sie dabei erlitt. In

Wre en (Waldeck) starb eine64 Jahre alte Frau unter denTrümmern ihres Hauses, dasdurch einen Erdrutsch umEinstur gebracht orden

ar.

Gegen die Fluten kämpftenBundes ehr, belgische, hol-ländische und britische Ein-heiten so ie Feuer ehr undahlreiche Hilfsorganisatio-

nen.Hessens Ministerpräsident

Georg August Zinn sagte nacheinem Flug über das Katastro-phengebiet: „Das ist nieder-schmetternd und furchtbar.“Unsere Zeitung startete eine„Hilfsaktion Hoch asser“.Tausende Leser machten mit.Nach enigen Tagen arenschon über 233 Mark u-sammengekommen.

senkirchen, die über 1 Me-ter in 11,6 Sekunden hinterder Polin E a Klobuko ska(11,3) Rang ei belegte.

Und eine schöne Anekdotegibt es auch noch u er ählen:Der Fahrer des Wagens mitholländischem Kenn eichen,der in die Fußgänger one Obe-re Königsstraße einbog, arkein Geringerer als AdrianPaulen, der Präsident des In-ternationalen Leichtathletik-Verbandes. Als Paulen on ei-nem Poli isten höflich gefragt

urde, as Ziel seiner Reisesei, ant ortete der Holländer:„Ich möchte u meinemFreund Ma .“

Gemeint ar Dr. Ma Dan ,der Kasseler Präsident desDeutschen Leichtathletik-Ver-bandes. Und überliefert ist,dass die Irrfahrt durch dieFußgänger one damals nichtmit einem Strafmandat ge-ahndet urde.

VON G E RD BR EHM

KASSEL. Am 19. September1965 ar das Kasseler Auesta-dion Nabel der Sport elt. Diesechs besten Frauen-Leicht-athletik-Teams Europas tratenum Europacup-Finale an. Die

So jetunion ge ann or derDDR (Mitteldeutschland ge-nannt), Polen, der Bundesre-publik, Ungarn und Holland.

2 Zuschauer sahenei Weltrekorde der Press-

Sch estern aus der So jetuni-on. Tamara steigerte ihre eige-ne Bestleistung im Kugelsto-ßen auf 18,59 m, und Irinastellte mit 1 ,4 Sekunden den8 -Meter-Hürden-Weltrekordder Australierin Pamela Kil-born ein. Auf einen Sieg einerbundesdeutschen Starterin

arteten die Leichtathletik-Fans ergebens. Die beste Plat-ierung erreichte die Sprinte-

rin Erika Pollmann aus Gel-

Jubel um Tamara

und Irina PressBerühmte Schwestern glänzen mit Weltrekorden

Hürdenfinale mit Weltrekord: Irina Press (links) stürmt zum Sieg,Inge Schell (Mitte) aus München wird Dritte. Foto: Baron

Montag, 3 . Mär 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Das Jahr 1966 in unserer Region

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ChronikNordhessen

Frankenberg. Aus für das Fräu-lein vom Amt, wie die Damen inder Telefon-Fernvermittlung ge-nannt wurden. Jetzt kannmanauch imKreis Frankenberg ande-re Orte in Deutschland per Vor-wahlnummer erreichen.

Witzenhausen. Für die Entwick-lung der Stadt zu einem zentra-len Ort landwirtschaftlicher Aus-bildung werden entscheidendeWeichen gestellt: Die „DeutscheIngenieurschule für Tropenland-wirtschaft“wirderöffnetunddie„Höhere Landbauschule“ in einesechssemestrige Ingenieurbau-schule für Landwirtschaft umge-wandelt.

Kassel. Sensation im Auestadi-on: Der KSV Hessen wirft Ein-tracht Frankfurtmit 6:2 aus demDFB-Pokalwettbewerb.

Grebenstein. Gründung desSchulverbandes Mittelpunkt-schule Grebenstein (ersterSchulverband auf Kreisebene)mit Schülern aus Grebenstein,Burguffeln, Schachten, Westuf-feln und Udenhausen, ab 1968auch Obermeiser.

Homberg. Die 25-jährige HelgaDuchac (Foto)aus Hombergist die erstedeutsche Chef-stewardess iminternationalenLuftverkehr. Beider US-Flugge-

sellschaft TWA ist sie für die Aus-wahl und Schulung der Kollegin-nen verantwortlich.

Hofgeismar. Das bekannte Ho-tel Hessischer Hof stürzt ein. Anseiner Stelle wird später ein um-strittener Flachdachbau für ei-nen Supermarkt errichtet.

Kassel. Die Söhrebahn von Kas-sel-Bettenhausen nachWellero-de-Wald stellt ihren Betrieb ein.

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... und die Welt

19.1. Indira Gandhi (Foto), dieTochter desehemaligenPremierminis-ters Pandit Ja-vaharlal Neh-ru (1889-1964), wirdzur Premier-ministerin In-

diens gewählt.

1.7. Der von StaatspräsidentCharles deGaulle angekündigteAustritt FrankreichsausderNatobeginnt: Frankreich zieht seineTruppen aus dem Kommando-bereich der Nato zurück.

2.7. Frankreich nimmt seinenersten Atomwaffenversuch aufdemMuroroa-Atoll im Südpazi-fik vor.

ChronikDeutschland

12.1. Der Inspekteur der Bun-desluftwaffe berichtet vor demVerteidigungsausschuss desBundestages, dass 1965 insge-samt 26 Starfighter-Kampfflug-zeuge abgestürzt sind und 15 Pi-loten dabei ums Leben kamen.

1.4. Der regimekritischeWis-senschaftler Robert Havemannwird aus der Ost-Berliner Akade-mie der Wissenschaften ausge-schlossen.

5.5. BorussiaDortmundgewinntmit einem 2:1-Sieg über Liver-pool als erste deutsche Mann-schaft den Europapokal der Po-kalsieger.

28.5. Der TSV 1860Münchenwird deutscher Fußballmeister.

30.7. Im Londoner Wembley-Stadion unterliegt die deutscheNationalmannschaft im Finaleder Fußball-Weltmeisterschaftdem Gastgeber durch ein um-strittenes drittes Tormit 4:2.

1.10. Der frühere NS-Rüstungs-minister Albert Speer und derfrühere NS-ReichsjugendführerBaldur von Schirachwerdennach zwanzigjähriger Haft ausdem KriegsverbrechergefängnisBerlin-Spandau entlassen.

27.10. Die FDP verlässt die Bon-ner Regierungskoalition mitCDU und CSU wegen einesStreits über Steuererhöhungenbzw. -senkungen.

6.11.Bei den Landtagswahlen inHessen erreicht dieNPD 7,9 Pro-zent der Stimmen. Damit ziehtdie rechtsextreme Partei erst-mals ineinLandesparlamentein.

30.11. Nachdem die Koalitions-verhandlungen zwischen CDU,CSU und FDP gescheitert sindund die Unionsparteien sichmitder SPD geeinigt haben, trittBundeskanzler Ludwig Erhardvon seinem Amt zurück.

1.12. Kurt Georg Kiesinger wirdzum Bundeskanzler einer Regie-

rung der Großen Koalition ausCDU/CSU und SPD gewählt. Vi-zekanzler und AußenministerwirdWilly Brandt.

Große Koalition: Kanzler Kie-singer (CDU, rechts) und Au-ßenminister Brandt (SPD)

kehrs mit der Herkulesbahnim Jahr 1966 trauern heutenoch iele Menschen nach.Mittler eile gibt es Bestrebun-gen, die Linie mit neuen Schie-nen und modernen Fahr eu-gen ieder ubeleben.

nauf auf Kassels Hausberg, dasHohe Gras.

Der Güter erkehr urde be-reits 1961 eingestellt, da nachdem Z eiten Weltkrieg derBergbau stark urückging.Dem Ende des Personen er-

len Steinbrüche. Der Perso-nen erkehr startete kur e Zeitspäter. Insbesondere am Wo-chenende ar der preis erteAusflug mit der Herkulesbahneine Attraktion. Wintersport-ler nut ten die Verbindung hi-

VON THOMAS S I EMON

KASSEL. Der Andrang ar sogroß, dass die Kasseler Ver-kehrsgesellschaft einen Zu-sat agen einset en musste.Geschmückt mit Tannengrünund Weidenkät chen machtesich die Herkulesbahn am 11.April 1966 um let ten Malauf den Weg hinauf u KasselsWahr eichen. Nach über ierJahr ehnten kam das Aus fürdie beliebte Schienen erbin-dung. Statt der Straßenbahnfuhren on nun an Linienbus-se um Herkules.

Eine unge öhnliche Ent-icklung für Kassel, denn im

Gegensat u anderen Städtenhatte man hier immer auf dieStraßenbahn geset t. Doch indiesem Fall set te sich dieBundes ehr durch, die mehrPlat auf der Druseltalstraßebeanspruchte. Auf dem Wegum Übungsplat im Ha-

bichts ald störte die Bahn.Es ar das Ende einer tradi-

tionsreichen und sehr belieb-ten Verbindung. Ab 19 2transportierte die Herkules-bahn unächst die im Ha-bichts ald geförderte Braun-kohle und den Abbau der ie-

Aus für die Herkules-BahnAm 11. April 1966 wurde die beliebte Straßenbahn-Verbindung eingestellt

Wehmütiger Abschied: Der Start zur letzten Tour der Herkules-Bahn am 11. April 1966 wurde mitMusik begleitet. Archivfoto: Lengemann

Gisela ar unächst mitdem Schauspieler Rolf Zacherusammen. Mitte der 7 er-Jah-

re heiratete sie Paul Gett III,den Enkel des MultimillionärsGett , et a ein Jahr nach des-sen spektakulärer Entfüh-rung. Jutta Winkelmann armit dem Regisseur HelmutWinkelmann erheiratet.Nach über 2 Jahren in denUSA leben die beiden seit eini-gen Jahren in München. (tos)

KASSEL. Sie aren blutjung,bildhübsch und ollten hi-naus in die große Welt. DieKasseler Z illinge Gisela undJutta Schmidt erfüllten sichdiesen Traum Beide studiertenon 1966 bis 197 an der Kas-

seler Kunsthochschule. ÜberBerlin und Rom og es die bei-den nach Holl ood. Dortlernten sie Größen ie DennisHopper, Bob D lan und WimWenders kennen.

Die wilden Zwillingekamen bis HollywoodGisela und Jutta Schmidt suchten das Abenteuer

Kassel wurde ihnen schnell zu klein: Die glamourösen Zwillings-schwestern Gisela Getty (links) und JuttaWinkelmann.

Foto: Reichhardt/nh

BAUNATAL. Immer mehrMenschen ollen in der Näheihres Arbeitsplat es im Alten-baunaer VW-Werk ohnen:Straßen und Wohnungen er-den in den Dörfern rundhe-rum benötigt, doch das lässtsich finan iell nur gemeinsamschultern. Daher schließt sichGroßenritte am 1. Juli 1966dem Trio aus Altenbauna,Kirchbauna und Altenritte an,das sich 1964 ur GemeindeBaunatal formiert hatte.

Die neue Kommune erhältauch Stadtrechte. 12 Men-schen leben dort damals, 2

eniger als bei VW arbeiten.Heute hat die Stadt Baunatalsieben Stadtteile und 28Ein ohner, Volks agen ählt13 Beschäftigte. (ing)

VW schafft dieBasis: Baunatalwird Stadt

Schilderwechsel: Großenritteist jetzt Ortsteil der neuenStadt Baunatal. Foto: nh

te den Kritiker besonders. Auchdie Mitwirkung der britischenBeat-Band „The Sonics“ sorgtefür Aufregung. Zahlreiche Thea-terabos wurden gekündigt. Im-merhin: Das Kasseler Staats-theater war bundesweit im Ge-spräch. (w.f.) Archivfoto: Lengemann

„geistiges Halbstarkentum aufbesondersgrobianischeWeise“,ereiferte sich der Kritiker HansLudwig Schulte in der „Hessi-schen Allgemeinen“. Beim Pre-mierenpublikum kamdas Stückdagegen gut an. Gerade diese„lautstarkeZustimmung“ ärger-

sistrata“ in und vor einem vonNiki de Saint Phalle geschaffe-nen weiblichen Torso gespieltwurde, war der Skandal groß. Indem Stück verweigern sich dieFrauen Athens den Krieg füh-renden Männern. Die Inszenie-rung von Rainer von Diez zeige

Heute gehören die Nanas, dieprall-bunten Figuren der Künst-lerin Niki de Saint Phalle (1930-2002) zu den beliebtesten Ob-jekten der neueren Kunst. Daswar 1966 noch anders. Und alsim Kasseler Schauspielhaus dieKomödie des Aristophanes „Ly-

Theaterskandal um „Lysistrata“

Dienstag, 31. Mär 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-RE

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Das Jahr 1967 in unserer Region

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Werratal wählterstmals eineKirschenköniginEigentlich nur probehalber ver-anstaltet, sollte aus der Witzen-häuser Kesperkirmes ein Erfolgs-modell werden. Um den Touris-mus zu stärken und für das Kir-schenanbaugebiet imWerratalsowie die rote Frucht selbst zuwerben, lässtderVerkehrsvereinvonWitzenhausen Anfang JulisechsheimischeBands zueinemBeat-Festival in der Festhalle auf-treten, Kirschsaft aus demMarktbrunnen fließen und eineKirschenkönigin wählen.

Publikum und Jury entschei-den sich unter den zehn Bewer-berinnen für die jüngste, die 17Jahre alte Ute Hoffmann ausdemDorf Roßbach. Eingehüllt ineine rote Samtrobe, werden ihrein Krönchen aufgesetzt und einZepter in die Hand gedrückt. Da-mit besaßen die Kirschen-gemeinden umWitzenhausenerstmals eine gemeinsame Sym-bolfigur. Seither wird jedes Jahrim Juli aufs Neue eine Kirschen-königin gekrönt. (sff)

Foto: Stadtarchiv Witzenhausen

machen lassen durch Joh. Ja-cob Anthoni ein Goldschmidgebürtig aus Augsburg. Ist an-gefangen anno 1714 und fertig

orden anno 1717 d. 3 . No .“Seitdem steht der 3 . No-

ember 1717 als Geburtstagdes Herkules fest. Zum 25 .gratulierten ihm die Kasselerauf besondere Weise: „DerHerkules kommt in die Stadt“,hieß das Motto des Wasser-fest ugs auf der Fulda am Zis-sel-Sonntag.

Standfest auch im Orkan

Bereits dreimal in der jün-geren Vergangenheit standder Herkules kopflos auf derP ramide des Oktogon. Und

ar in den Jahren 19 , 1951und 2 6. Auch bei der Ver-jüngungskur or drei Jahrenstellten die E perten fest, dassdie 8,25 Meter große Figur ausher orragendem Material her-gestellt urde. Nur das besteKupfer ar dem Schmied imMessinghof (Bettenhausen)gut genug.

Bei der jüngsten Sanierungurde in erster Linie das In-

nenleben des Herkules aufVordermann gebracht. Dersoll nicht nur bei Sonnen-schein glän en, sondern auchOrkanböen bis u 18 Stun-denkilometer aushalten, ohnemit der Wimper u ucken.

VON THOMAS S I EMON

KASSEL. 25 Jahre Herkules,enn das kein Grund um Fei-

ern ist. 1967 ar es so eit,die Kasseler ließen ihr Wahr-eichen hochleben. Doch da-

mals ie heute bereitete dersagenhafte Held on Wil-helmshöhe auch einige Sor-gen. Seit seiner Geburtsstundeim Jahr 1717 nagten Windund Wetter an der Figur.

Zum 25 . Geburtstag arder Herkules mal ieder ein-gerüstet. Für eine bessereStandfestigkeit hatten ihn dieMitarbeiter des Staatsbauam-tes ein Zementkorsett undjede Menge Betonsprit en er-passt.

Ist angefangen anno1714und fertigwordenanno 1717 d. 3 . Nov.“

INSCHR IFT AUF DERPLAKETTE IM KOPF

DES HERKULES

Das genaue Geburtsdatumar erst im Jahr 19 akten-

kundig ge orden. Damals hat-te man ihm bei Sanierungsar-beiten um ersten Mal denKopf abgenommen. Darinfand sich eine Plakette mit fol-gender Inschrift: „CarolusLandgr. . H. hat dieses Bild

Ein Hoch auf den HerkulesKasseler Wahrzeichen feiert 250. Geburtstag – Immer wieder muss es saniert werden

Thront seit 1717 über der Stadt: DerHerkules ist dasWahrzeichenKassels. Die kolorierte Postkarte stammt aus der Zeit der Jahrhun-dertwende. Foto: nh

Stolz auf das Stadtbad MitteModernes Schwimmbad in bester Innenstadtlage - Millionen für den Wohnungsbau

KASSEL. Es galt als eines dermodernsten HallenbäderDeutschlands. Entsprechendstol ar Kassels damaligerOberbürgermeister Karl Bran-ner bei der Eröffnung desStadtbades Mitte am 2 . Juni1967.

Doch die Zeiten haben sichgrundlegend geändert. Gutier Jahr ehnte später hat das

Bad in bester Innenstadtlagekeine Zukunft mehr. Es sollnur noch so lange stehen blei-ben, bis der Ersat am Aue-damm fertig ist. Danach irdes der Abrissbirne um Opferfallen. Eine Sanierung, das ha-ben Baue perten festgestellt,lohnt sich nicht mehr. Dafür

hofft die Stadt Kassel darauf,dass das Grundstück in direk-ter Nachbarschaft um CitPoint am Königsplat einigeMillionen Euro bringt.

Das Stadtbad Mitte arnicht das ein ige große Bau-projekt in Kassel, das im Jahr1967 für Schlag eilen sorgte.Z ischen den StadtteilenOber ehren und Nordshau-sen uchsen die Wohnblocksder Brückenhofsiedlungschnell empor. 17 Wohnun-gen entstanden dort, die Ge-meinnüt ige Wohnungs- undSiedlungsbaugesellschaft (Ge-

obag) in estierte 4 Millio-nen Mark in neuen Wohn-raum. (tos)

Festlich geschmückt: Das Stadtbad Mitte wurde am 20. Juni 1967eröffnet. Foto: Archiv/nh

AROLSEN. Josias Georg Wil-helm Adolf Prin u Waldeckund P rmont (71) stirbt am 3 .No ember auf dem Familien-schloss Schaumburg in Diean der Lahn. Der Arolser, ältes-ter Sohn des let ten Regentendes Fürstentums Waldeck-P r-mont, machte im DrittenReich steile Na i-Karriere umPoli ei- und SS-General. AlsAdjutant des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler, arWaldeck in die Organisationder E ekutionen nach dem„Röhm-Putsch“ 1934 er i-ckelt.

1947 urde er als Kriegs er-brecher on einem US-Militär-gericht im Buchen ald-Hauptpro ess u einer lebens-langen Freiheitsstrafe erur-teilt. Die Strafe urde 1948auf 2 Jahre Haft erkür t.195 urde Waldeck aus ge-sundheitlichen Gründen or-eitig entlassen. ( rk)

Prinz Josias

stirbt in Diez

Josias Prinz zu Waldeck undPyrmont in amerikanischerKriegsgefangenschaft. Foto: nh

ChronikNordhessen

Kassel. Als erste mittlere Groß-stadt installiert Kassel eine elek-tronische Verkehrssteuerungs-anlage „zur maximalen Ausnut-zung der vorhandenen Straßen-kapazität“.

Ziegenhain. Beim Brand einerLagerhalle verbrennen 120 000Schuhe.

Hofgeismar. Das neue Postamtwirdeingeweiht. Endedes Jahreswird auch in Hofgeismar der Te-lefon-Selbstwählferndienst ein-gerichtet.

Kassel. 143 000 Besucher wer-den bei der Hausfrauenausstel-lung gezählt. Nach dem großenErfolg des Vorjahres findet siezum zweiten Mal in einer Zelt-stadt aufdenGiesewiesenanderDamaschkestraße statt.

Witzenhausen.Mit demAus fürdie Feinpapierfabrik Staffel, eineder ältesten PapierfabrikenDeutschlands und industriellesHerz der Region umWitzenhau-sen, verlieren 400 Beschäftigteihren Arbeitsplatz.

Spaziergang mit Geparden aufder Kasseler Fuldabrücke. EdithWeidmann vomZirkus Sarrasa-ni nutzt das Gastspiel zu einemStadtbummel mit ihren beidenLieblingen. Foto: Archiv

Chronik 1967Deutschland

14.2. Auf Initiative des Bundes-wirtschaftsministersKarlSchillerkommen Vertreter von Arbeit-nehmer- und Unternehmerver-bänden sowie des volkswirt-schaftlichen Sachverständigen-rates und der Bundesregierungzu informellen Gesprächen übereine Konzertierte Aktion zu-sammen, mit der die Rezessionbekämpft werden soll.

19.4. Altbundeskanzler KonradAdenauer stirbt im Alter von 91Jahren in Rhöndorf.

26.5. Der Deutsche Sportbundund die Deutsche OlympischeGesellschaft gründen die Stif-tungDeutsche Sporthilfe, de-renZiel in dermateriellenUnter-stützung der Sportler liegt.

27.5.-4.6. Besuch des persi-schen Schahs Mohammad ResaPahlawi (1919-1980) und sei-ner Frau Farah Diba (geb. 1938)in der Bundesrepublik und in

West-Berlin. Dabei kommt es zuAusschreitungen bei einer De-monstration vor der DeutschenOper in Berlin. In dem Tumultwird der 26-jährige StudentBenno Ohnesorg von einemPolizisten erschossen.

Eintracht BraunschweigwirdDeutscher Fußballmeister.

13.6. Die Bundesregierung er-klärt sich bereit, im gesamtdeut-schen Sportverkehr die Flaggeder DDR zu dulden.

3.8. Zwischen der Bundesrepu-blik und der Tschechoslowakeiwird die Errichtung vonHandels-vertretungen vereinbart.

25.8.Die Live-FernsehshowDerGoldene Schuss ist die ersteFarbsendung, die das ZDF aus-strahlt.

20.10. Die erste Folge der neuenSerie Aktenzeichen XY unge-löst ...wird im ZDF ausgestrahlt.In der Sendungwerden von Edu-ard Zimmermann unaufgeklärteKriminalfälle präsentiert unddieZuschauer umMithilfe gebeten.

Von einem Polizisten erschos-sen: Benno Ohnesorg, Studentund Demonstrant. Foto: Archiv

... und die Welt

29.4. Uraufführung des Rock-MusicalsHair in New York. FürJugendliche in allerWelt wird esinnerhalb kürzester Zeit zu ei-nem Kultstück.

5.6. Im Sechs-Tage-Krieg beset-zen israelische Truppen unteranderem die Altstadt von Ost-Jerusalem, denGazastreifen unddie Golanhöhen.

9.10. Der Guerilla-Kämpfer Er-nesto CheGuevarastirbt bei ei-nem Gefechtmit boliviani-schen Regie-rungstruppen.

3.12. In Kapstadt verpflanztChristiaan Barnard erstmals ei-nemMenschen ein fremdesmenschliches Herz. Obwohl derEingriff gelingt, stirbt PatientLouis Washkansky 18 Tage spä-ter an einer Lungenentzündung.

Mitt och, 1. April 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-re

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Page 20: hna 60 jahre

... und die Welt16.3. US-Soldaten verüben einMassaker in dem südvietnamesi-schen DorfMy Lai. 507 Men-schen kommen ums Leben.

4.4. In Memphis/USA wird derschwarze Bür-gerrechtlerMartin LutherKing (geb.1929) von ei-nem weißenAttentäter er-schossen.

10.5. In Frankreich rufen die Ge-werkschaften aus Solidaritätmitden rebellierenden Studentenzu einem Generalstreik auf, bür-gerkriegsähnliche Zuständestürzen das Land ins Chaos.

5.6. US-Senator Robert F. Ken-nedy, jüngerer Bruder von Ex-Präsident John F. Kennedy, wirdbei einem Attentat angeschos-sen und stirbt einen Tag später.

20./21.8. Truppen desWar-schauer Paktes besetzen dieCSSR und beenden damit denPrager Frühling, das Experimenteiner Demokratisierung vonStaat und Gesellschaft.

Das Jahr 1968 in unserer Region

Mehr auf www.hna.de

ChronikNordhessenFrielendorf. Der letzte ZugmitBraunkohle verlässt die ZecheFrielendorf.

Immenhausen. Die Tuberkulo-seheilstätte Philippstiftung wirdFachklinik für Lungenerkrankun-gen.

Kassel. Beim erstenWilhelms-höher Bürger- und Parkfest hatdie neue Beleuchtungsanlagefür Kaskaden und Herkules Pre-miere.

Calden.Die Bauarbeiten für denFlugplatz Calden beginnen.

Kassel. Die Hochschule für bil-dende Künste an der Menzel-straße wird offiziell eingeweiht.

Burghasungen. Die A 44 wirdvon Kassel-Süd bis Burghasun-gen (Abfahrt Zierenberg) fürVerkehr frei gegeben.

Kassel. Die Henschel-Werkebauen die erste Fluggastbrücke.Sie geht an den Flughafen Frank-furt.

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Hans-Peter Bernhardt, eiehemaligen THS-Schülern unddamaligen Frankfurter So io-logiestudenten, stieß bei denSchülern auf offene Ohren.

Bundes eit berichtete diePresse über die erste „Gegen-

VON THOMAS SCHAT TN ER

HOMBERG. Um ein Haaräre das Homberger G m-

nasium 1968 in John-Len-non-Schule umbenannt

orden. Wenn die Schülerihren Willen bekommenhätten, äre nicht der ehe-malige BundespräsidentTheodor Heuss, sondernein Beatle Namenspatron.

Die Euphorie der 68er-Be egung sch appte ineiner großen Welle on Berlinund Frankfurt direkt nachHomberg. Die THS sollte ur„Gegenschule“ erden, aufdem Stundenplan sollte or al-lem eines stehen: Se . Die For-derung on Dieter Bott und

Sex statt Mathe und ChemieHomberger THS soll zur „Gegenschule“ werden und nach John Lennon heißen

schule“, die statt Mathe undChemie lieber Se unterrich-ten ollte – in Theorie undPra is. Überhaupt sollte es ander „Gegenschule“ locker u-gehen. So hieß es in der Schü-ler eitung: „Regelmäßiges Er-

scheinen ist keine Pflicht:Die Veranstalter empfeh-len, sich lieber mit derFreundin oder dem Freundu beschäftigen.“ Weiter-

hin sollte die Schul eitnach einem Flugblatt auf

ei Monate erkür t er-den, der Rest des Jahressollte für Ferien reser iertbleiben.

Am Tag nach den Oster-ferien aren die Wändemit teils deftigen Sprü-

chen beschmiert. Das ging derSchulleitung dann doch u

eit. Man klagte. Ein Tre saerGericht erurteilte Bernhardtu 18 Monaten und Bott u

drei Monaten Gefängnis aufBe ährung.

Aufmüpfig waren die Schüler der Homberger Theodor-Heuss-Schule, die inder Boulevard-Presse bald „Pornoschule“ genannt wurde. Foto: Schattner/nh

KASSEL. Mit Erstaunen undauch ein enig Unbehagen

urde der Plan aufgenom-men, auf dem Werksgeländeder ehemaligen WaggonfabrikCredé in Kassel-Nieder eh-ren ein Einkaufs entrum mit22 Geschäften u bauen. So et-

as hatte es in Nordhessennoch nicht gegeben. Doch e-nige Monate nach der Eröff-nung aren alle Z eifel besei-tigt: Kunden aus der gesamtenRegion hatten das de , einesder ersten deutschen Ein-kaufs entren überhaupt, so-fort sehr gut angenommen.

Nach mehreren Um- und Er-eiterungsbauten präsentiert

sich das de heute als moder-ne Shopping Mall mit über 7Fachgeschäften und 26Quadratmetern Verkaufsflä-che. (hpo)

Das dez locktKunden an

KASSEL. Eigentlich galt dieseOper on Bernd Alois Zimmer-mann als unspielbar. MehrereOrchester und Handlungs-stränge laufen in der Verton-bung des Dramas „Die Solda-ten“ on J. M. R. Len parallel.Doch kur nach der Kölner Ur-aufführung be ies das Staats-theater Kassel 1966, dass einmittleres Haus u Großem inder Lage sein kann: In der In-s enierung on Intendant Ul-rich Brecht und musikalischgeleitet on Gerd Albrechtsorgte die Premiere für Aufse-hen in der Opern elt. ( .f.)

Soldaten aufKassels Bühne

Szene aus Bernd Alois Zimmer-manns Oper „Die Soldaten“ inKassel. Foto: privat/nh

ler Christo (zweiter von links)und seine Frau Jeanne-Claudedie Öffentlichkeit mit der Fragein Atem, ob er seine 85 Meterhohe Skulptur verpackter Luftzum Stehen (linkes Foto) brin-gen würde. Er schaffte es. (w.f.)

Fotos: Archiv

der Ausstellung, weil die poli-tisch-kritische und die Aktions-Kunst keinen Zugang hatten.Beim Publikum war die docu-menta 4 aber ein Erfolg. Mit207 000 Besuchern wurde einRekord erzielt. Wochenlanghielten der bulgarische Künst-

Kunst im Aufbruch: Die docu-menta 4 vom 27. Juni bis 6. Ok-tober 1968 war die letzte, anderen Leitung der Gründer Ar-nold Bode beteiligt war. Ob-wohl neue Kunstformen wiePop-Art und Minimal Art Ein-zug hielten, gab es viel Kritik an

85Meter verpackte Luft bei der documenta 4

mandeurstagung. Von 12 Uhrbis in die Abendstunden hi-nein belagerten rund 1Schüler und Studenten dieStadthalle. Um 12.5 Uhr set -ten sie die Deutschlandflaggeauf Halbmast. Dann urde imChor die Melodie des Deutsch-landliedes angestimmt: „Not-stand, Notstand über alles!”

Als die ersten Ehrengäste ueinem Empfang eintrafen,plat ierten sich Demonstran-ten u einem Sit streik auf derStadthallentreppe. Poli eibe-amte errten sie ur Seite.Ohne Erfolg. Prominente Ta-gungsgäste ie der damaligeWissenschaftsminister Ger-hard Stoltenberg mussten perHubschrauber in den Innen-hof geflogen erden. Kurnach 18 Uhr eskalierte dieLage. Es kam um Schlagab-tausch ischen Demonstran-ten, Pol isten und Feldjägern.Auf beiden Seiten gab esLeicht erlet te. (tos)

Notstands erfassung das Bon-ner Parlament passieren soll-te, traf sich in der KasselerStadthalle die Führungsspit eder Bundes ehr ur 14. Kom-

der Faust ie anderorts urdeder Verstand gebraucht.”

Wenige Wochen späterurde die Gangart rauer. Am

29. Mai, einen Tag, be or die

KASSEL. Am Ostersamstag1968 ar die Kasseler Innen-stadt Austragungsort einer derersten größeren Demonstra-tionen des Jahres. 1 jungeLeute schoben sich durch dieObere Königsstraße. Das Berli-ner Attentat om 11. April, beidem der StudentenführerRudi Dutschke lebensgefähr-lich erlet t urde, set teauch in Kassel eine Protestbe-

egung in Gang. Noch blieballes friedlich, und die Poli ei

ar stol auf die gute Zusam-menarbeit ischen Demons-tranten und E ekuti e.

Anders als in Berlin oderFrankfurt flogen in Kassel kei-ne Steine, brannten eder Au-tos noch urden Fensterschei-ben einge orfen. Als sub er-si galt da schon das Befesti-gen roter Fahnen am Spohr-Denkmal, die man unter demBeifall des Publikums jedochschnell ieder entfernte. DiePresse kommentierte: „Statt

Demo vor der StadthalleStudentenproteste erreichen Kassel - Nur der Hubschrauber kam durch

Im Laufschritt zur Stadthalle: Der Protest gegen die Notstandsge-setze begann friedlich. Später kam es zu Handgreiflichkeiten.

Foto: Archiv

ChronikDeutschland1.1. In der Bundesrepublik wirddie Bruttoumsatzsteuer durchdieMehrwertsteuer ersetzt.

1.1. Premiere des Sexualaufklä-rungsfilms „DasWunder der Lie-be“ von Oswalt Kolle.

2.4.Aus Protest gegen die politi-schen und gesellschaftlichenVerhältnisse setzen vier radikali-sierte Anhänger der Außerparla-mentarischen Oppositon (APO)zwei Frankfurter Kaufhäuser inBrand.

11.4. Studentenführer RudiDutschkewird inWest-Berlinvon einem 23-jährigen Arbeiterniedergeschossen und schwerverletzt. Der Anschlag führt invielen Teilen der Bundesrepu-

blik zu Demonstrationen undteilweise blutigen Auseinan-dersetzungenmit der Polizei.

14.4. Bundesjustizminister Gus-tav Heinemannmahnt in einerselbstkritischen Rundfunk- undFernsehansprache zur Gewaltlo-sigkeit.

25.5. Der 1. FC NürnbergwirdDeutscher Fußballmeister.

30.5. Der Bundestag beschließteine Ergänzung des Grundgeset-zes durch die Notstandsverfas-sung. Sie genehmigt unter ande-remdenEinsatzderBundeswehrbei inneren Unruhen.

28.10. Außenminister WillyBrandt erklärt die Bereitschaft,von der Existenz der DDR als ei-nes zweiten deutschen Staatesauszugehen und der Regierungder DDR auf gleichberechtigterBasis zu begegnen.

7.11. Auf dem CDU-Parteitag inWest-Berlin ohrfeigt die 29-jäh-rige Beate Klarsfeld (geb. 1939)Bundeskanzler Kurt-Georg Kie-singer. Sie will damit auf seineNS-Vergangenheit als stellver-tretender Abteilungsleiter derRundfunkabteilung des Reichs-außenministeriums hinweisen.

Attentatsopfer: Studentenfüh-rer Rudi Dutschke. Foto: dpa

Donnerstag, 2. April 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Page 21: hna 60 jahre

Das Jahr 1969 in unserer Region

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ChronikNordhessenBaunatal. VWwächst undwächst und wächst. Im Baunata-ler Werk arbeiten jetzt 16 140Menschen.

Melsungen. Schwere Unwettermit sintflutartigem Regen verur-sachen im Kreisgebiet Schädenvon 3 Millionen Mark. 21 Ortesind betroffen.

Treysa. Festtag für die AnstaltenHephata in Treysa: Das bishergrößte Bauwerk der Anstalten,die für fünf Millionen Mark er-richtete Nervenklinik, wird feier-lich eingeweiht.

Kassel. Die belgischen Soldatenverlassen die Stadt.

Hofgeismar. Die Altstadtsanie-rung beginnt.

Kassel. Auf dem Bahnhof Kassel-Unterneustadt wird die ersteContainer-Umschlagstelle inNordhessen in Betrieb genom-men.

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Lothar Behnke (26) aus Wil-helmshaven, besser bekanntals DJ Ralf, stellt in der KasselerDiskothek „Old Ranch“ einenWeltrekord im Plattendauer-auflegen auf: 685 Stunden.Zwischendurch muss er Sauer-stoff aus einem Atemgerät derFeuerwehr tanken. Foto: Lengemann

... und die Welt21.7. Über 500 Millionen verfol-genweltweit live amBildschirm,wie der Ame-rikaner NeilArmstrong alserster Menschden Fuß aufdie Mond-oberflächesetzt. Er sagtdazu: „Einkleiner Schrittfür einenMenschen,aber ein ge-waltiger Sprung für die Mensch-heit“.

langte gar eine „Gegendarstel-lung“. Bei den Frankenberger

FRANKENBERG. Skandal umeinen Dokumentarfilm: DerNDR-Film „Der deutscheKleinstädter“ erschütterte1969 nicht nur Frankenberg,sondern die gan e Republik.

Drei Wochen lang hattendie Regisseure Theo Gallehrund Rolf Schübel Frankenbergmit der Kamera inspi iert. IhrFilm präsentierte entlar endeStammtischkommentare,selbst ufriedene Kommunal-politiker, enig streikbereiteArbeiter und kritische Schü-ler, Hinterhöfe mit erfallen-der Bausubstan .

Es hagelte Zuschauerbriefe,Landrat Heinrich Kohl er-

Auch der Landrat war sauerFernsehfilm stempelte die Frankenberger zu typischen deutschen Kleinstädtern

Kommunalpoliti-kern löste der Film einen

übereilten Einstieg in die Alt-stadtsanierung aus. ( e)

wurden die letzten handver-mittelten Gespräche vom Fern-amt Hannover übernommen,und Doris Schenk wechseltezur Fernsprechauskunft. (use)

Foto: Lengemann

pünktlich um 11 Uhr. DorisSchenk (Foto), das letzte „Fräu-lein vomAmt”, beendete in derHauptvermittlungsstelle Kas-sel ihren Dienst. Von diesemhistorischen Augenblick an

ren die „Fräuleins vom Amt”die Bindeglieder, um die Ver-bindung zwischen zwei Telefo-nen herzustellen. Dieser Ab-schnitt Postgeschichte endetein Kassel am 4. März 1969

Ihnen wurden allein wegen ih-rer netten Stimme Heiratsan-träge gemacht, ungeduldigeZeitgenossen wünschten siemanchmal allerdings auch aufden Mond: Jahrzehntelang wa-

Das letzte „Fräulein vomAmt“

RENGSHAUSEN. Im Juli undAugust 1969 rumorte es imBeiserhaus in Rengshausen(Kreis Frit lar-Homberg). Im-mer ieder kamen Akti istender Studentenbe egung inden Ort und riefen um Wi-derstand gegen Er ieher undHeimleitung auf. Z ei Mal a-ren Andreas Baader und Gud-run Ensslin unter ihnen.

Einige Heimbe ohner o-gen u den Studenten nachFrankfurt, darunter Peter-Jür-gen Boock, der später als einerder Schle er-Entführer trauri-ge Berühmtheit erlangte.

Ulrike MeinhofAuch das Mädchener ie-

hungsheim in Gu hagen ge-riet massi in die öffentlicheKritik. Die Journalistin UlrikeMeinhof recherchierte undquartierte sich mehrere Tagein Gu hagen ein. Das Ergebnis

ar frappierend: Schüler orga-nisierten sich. Das Schülerko-mitee an der Melsunger Ge-sch ister-Scholl-Schule ludUlrike Meinhof ein. Sie nahman einem ihrer Gesprächsfo-ren im De ember 1969 teil.

Meinhof prangerte auch dieVerhältnisse im Waberner Er-iehungsheim an: den Kar er,

die Prügel und die geschlosse-ne Abteilung. Bald darauf gingsie in den Untergrund, utiefstfrustriert, dass Veränderun-gen aus ihrer Sicht auf friedli-chem Weg nicht möglich a-ren. (t.s.)

Baader undEnsslin imBeiserhaus

Fahr eugbau GmbH 1969griff Daimler-Ben u und si-

cherte sich 51 Pro ent. Da dieFinan sorgen bei den Stahl-

erken anhielten, erkaufteder Kon ern Ende 197 auchdie erbliebenen Anteile andie Stuttgarter. Der neue Ei-gentümer stellte die Lk onHanomag-Henschel kontinu-ierlich auf Daimler-Technikum, sortierte die Modellpalet-te nach und nach aus. Mitteder 7 er-Jahre tilgte Daimler-Ben den Markennamen Ha-nomag-Henschel om Markt.

sich um Vertrieb undWartung der Hano-mag-Fahr euge.

Die Stahlkrise leerteEnde der 196 er-Jahredie Kassen der Rheini-schen Stahl erke. DasUnternehmen musstesich einen finan star-ken Partner suchen,der sich an der gemein-samen Lk -Sparte onHanomag und Hen-schel beteiligen sollte.Bei der Gründung der

196-

4 die Kasseler Henschel WerkeAG.

Hanomag gehörte schonlänger u den Stahl erken –ein Spe ialist für Traktoren,Kleintransporter und leichtebis mittelsch ere Lk . DieModellpallette ergän te sich,die Kon ernspit e straffte dieStrukturen. Henschels Nut -fahr eugsparte kümmerte

ben. Henschel arb daher inden Nachbarländern um Part-ner bei der Programmgestal-tung und -abstimmung. 1961biss der fran ösische Nut -fahr eugbauer Sa iem an,1963 die britische Rootes-Gruppe. Be or die internatio-nale Zusammenarbeit Früchtetragen konnte, übernahmendie Rheinischen Stahl erke

VON ANDR EA S NORDLOHNE

KASSEL. Die komplette Band-breite on Nut fahr eugenaus einer Hand: Die Ehe i-schen der Lk -Sparte der Kas-seler Maschinen- und Fahr-eugschmiede Henschel und

der Hanno erschen Maschi-nenbau AG (Hanomag) im Jahr1969 hat das ermöglicht. Ha-nomag-Henschel Fahr eugbaulieferte allerdings nicht langeModelle om leichten Trans-porter bis um 2 -Tonner. Inden 197 ern schluckte Daim-ler-Ben den Betrieb. Hen-schels Stern beim Nut fahr-eugbau ging unter, der on

Daimler stieg eiter auf.Die Henschel-Werke, die

1848 den Grundstein für denLokomoti bau mit dem legen-dären „Drachen“ legten, pro-du ierten seit 1925 neben Om-nibussen mittelsch ere bissch ere Lk . Geringe Stück-ahlen und das fehlende eige-

ne Händler- und Ser icenetsteckten enge Gren en, denE port in die Höhe u schrau-

Kurzes Leben einer MarkeHanomag-Henschel Fahrzeugbau baute leichte bis schwere Nutzfahrzeuge

Aus Henschel (links) wird Daimler-Benz (rechts): Die Hanomag-Henschel Fahrzeugbau GmbH bestand nur wenige Jahre. Foto: Archiv

Mehrheiten die erste soziallibe-rale Koalition. Sie will – soBrandt – vor allem „mehr Demo-kratie wagen“.

ChronikDeutschland23.1. Bundestagspräsident Eu-genGerstenmaier kündigt nachheftiger Kritik an seinem Verhal-ten in Zusammenhangmit Wie-dergutmachungszahlungen denRücktritt an.

5.2. Das Bundeskabinett billigtdas so genannte Airbus-Projekt.Dabei handelt es sich um die ge-meinsammit Frankreich undGroßbritannien geplante Pro-duktion eines Mittelstrecken-Großflugzeuges.

5.3. InWest-Berlinwirdder SPD-Politiker Gustav Heinemann imdrittenWahlgang mit 512 Stim-men zum Bundespräsidentengewählt. Auf Gerhard Schröder,den Kandidaten der CDU/CSU,entfallen 506 Stimmen. Heine-mann spricht von einem „StückMachtwechsel“.

9.5. Der Bundestag verabschie-det einige rechtliche Neuerun-gen,dieals erster Schritt zueinergroßen Strafrechtsreform gese-hen werden. Unter anderemwird ab dem 1. April 1970 dieZuchthausstrafe abgeschafft,und ab dem 1. September wer-den Ehebruch und Homosexua-lität straffrei.

24.5. Zwei Spieltage vor Ablaufder Bundesligasaison steht derFC Bayern München als Deut-scher Fußballmeister fest.

12.6. Verabschiedung des Ge-setzes über die Lohnfortzah-lung im Krankheitsfall. Danachsind die Arbeitgeber verpflich-tet, auch Arbeitern (ebenso wiebisher den Angestellten) denvollen Bruttolohnausgleichwäh-rend der ersten sechs Krank-heitswochen zu zahlen.

28.9. Nach denWahlen zum 6.Deutschen Bundestag schließenWilly Brandt (SPD) undWalterScheel (FDP) trotz knapper

Mehr Demokratie wagen:KanzlerWilly Brandt. Foto: ap

Freitag, 3. April 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-RE

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Das Jahr 1970 in unserer Region

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IMMENHAUSEN. Weil dieeltbekannte Glashütte Süß-

muth in Immenhausen nacheiner Wirtschaftsflaute und

egen ersäumter Rücklagen-bildung in Not geraten ist,übergibt Richard Süßmuth am17. Mär 197 die Firma in ei-ner be egenden Ansprachean die Mitarbeiter. Sie sind be-reit, die Firma bei Lohn er-icht und unbe ahlten Über-

stunden u übernehmen.Unter einem neuen Ge-

schäftsführer produ iert die1898 gegründete und 1946on Süßmuth iedereröffnete

Hütte eiter, ist aber dochnicht u retten. Im Oktober1996 schließt sie endgültig dieTore. (tt )

GlashütteSüßmuth andie Mitarbeiter

Richard Süßmuth (1900-1974)Foto: privat/nh

... und die Welt30.4. Auf Befehl von US-Präsi-denten Richard Nixonmarschie-renUS-TruppenvonSüdvietnamaus in Kambodscha ein.

18.9.Der Rockgitarrist Jimi Hen-drix (27) stirbt an den Folgenüberhöhten Alkoholgenussesund der Ein-nahme vonSchlaftablet-ten in London.Am 4.10.stirbt die Sän-gerin Janis Jo-plin (Foto) inLos Angelesan einer Überdosis Heroin.

Chronik 1970Deutschland13.2. Bei einem Brandanschlagvermutlich arabischer Terroris-ten auf das Altersheim der Israe-litischen Kultusgemeinde inMünchen kommen sieben Men-schen ums Leben.

29.3. Die Fernsehsender ARDund ZDF benutzen für dieWet-tervorhersage erstmals eineKarte Europas ohne Grenzen.Bisher zeigten die Sender auf ih-renWetterkarten die Grenzendes Deutschen Reichs von 1937.

4.5. BorussiaMönchenglad-bachwird erstmals DeutscherFußballmeister.

14.5. Der 1968 wegen Kauf-haus-Brandstiftung verurteilteAndreas Baaderwird unter Mit-wirkung von Ul-rike Meinhof(Foto) befreit.Dabei wird einJustizbeamterlebensgefähr-lich verletzt. Die Gewalttat giltals Geburtsstunde der Roten Ar-mee Fraktion (RAF).

21.6. Bei den Fußballweltmeis-terschaften in Mexiko wird Bra-silien nach dem 4:1-Sieg überItalienWeltmeister.

31.7. Durch eine Grundgesetz-änderung wird in der Bundesre-publik das aktiveWahlalter auf18 Jahre herabgesetzt.

5.9. Beim Training zum GroßenPreis vonMonza verunglücktderin der WM führende Formel-I-Fahrer Jochen Rindt tödlich.

9.10. Die FDP-AbgeordnetenErich Mende, Heinz Starke undSiegfried Zoglmann wechselnaus Protest gegen die sozial-libe-raleKoalitionzurCDU/CSUüber.

23.10.Mit der Premiere des alsAufklärungs-Film bezeichnetenSchulmädchen-Reports be-ginnt eine erfolgreiche, 13-teili-ge Sexfilmserie.

7.12. Kanzler Willy Brandt undPolens Ministerpräsident JozefCyrankiewicz unterzeichnendenWarschauer Vertrag zurNormalisierung der Beziehun-gen. Bei einer Kranzniederle-gung am Denkmal für die OpferdesWarschauer Gettos knietBrandt spontan nieder. Das BildvonBrandtsKniefallgehtumdieWelt.

Erfolgreichstes Buch des Jahresist Hildegard Knefs „Der ge-schenkte Gaul“.

Erfolgreiche Serie: Schulmäd-chen-Report. Foto: dpa

fer des Faschismus im Fürsten-garten am Weinberg einenKran niederlegen. Doch dortund an anderen Stellen in derStadt prügeln in ischenrechte und linke Demonstran-ten aus der gan en Bundesre-publik aufeinander ein, eskommt ur Auseinanderset-ungen mit der trot Verstär-

kung überforderten KasselerPoli ei.

Die DDR-Delegation blästdie Kran niederlegung ab,

eil „die BRD-Behörden die Si-cherheit des Ministerpräsiden-ten nicht ge ährleisten“könnten. Die Stimmung sinktauf den Nullpunkt. Erst amAbend, als die meisten De-monstranten abge ogen sindund die Poli ei die Lage ie-der im Griff hat, kann Stophseinen Kran doch noch nie-derlegen. Eine neue Peinlich-keit ird erst am nächstenMorgen bekannt: Unbekannteent enden nachts die Schlei-fen des Kran es.

DenkpauseDoch da on eiß noch nie-

mand et as, als Kan lerBrandt seinen DDR-Besuchergegen 22 Uhr auf dem Bahn-hof erabschiedet. Man illeine Denkpause einlegen,aber den Dialog fortset en.

Kassel atmet auf, der aufre-gendste Tag der Nachkriegsge-schichte ist u Ende.

bereich schleichen konnten,haben die DDR-Flagge or demSchlosshotel om Mast geholt.Stoph protestiert, Brandt ent-schuldigt sich, die Gesprächs-atmosphäre ist gerei t.

Gegen Mittag be irtetBrandt seinen Gast mit Stan-genspargel in Sauce Vinai-grette, Neunahrer Rindfleisch,gespicktem Rehrücken mitRahmtunke, Pfifferlingen,Stangensellerie, Spät le undfrischen Erdbeeren. Gereicht

ird unter anderem ein1963er Assmannshäuser Höl-lenberg Spätburgunder.

Nachmittags steht das Gip-feltreffen plöt lich or demAbbruch. Stoph ill ie ge-plant am Mahnmal für die Op-

beln durch die Luft, ein Mannirft sich auf die Kühlerhaube

der mit den Standern der Bun-desrepublik und der DDR ge-schmückten Mercedes-Limou-sine. Endlich erreicht die Wa-genkolonne den eiträumi-gen Sperrbe irk, der rund umdas Schlosshotel errichtet

orden ist.

Flaggen-ZwischenfallBe or die Gespräche über-

haupt inhaltlich erden kön-nen, unterbricht Stoph denBundeskan ler. Gerade hatman ihm einen Zettel in denTagungssaal gereicht: DreiRechtse tremisten aus Schles-

ig-Holstein, die sich als Jour-nalisten getarnt in den Sperr-

VON WOL FGANG B L I E F F E R T

Am Donnerstag, 21. Mai,ist für Kassel der großeTag endlich gekommen:

Gegen 9:3 Uhr trifft die DDR-Delegation mit einem Sonder-ug auf dem Bahnhof Wil-

helmshöhe ein. An Gleis 3 be-grüßt ein ernst irkenderBundeskan ler Will Brandtseinen Gast, DDR-Ministerprä-sident Willi Stoph. Es ist erstdas eite Treffen der Regie-rungschef der beiden deut-schen Staaten nach dem histo-rischen Besuch Brandts eni-ge Wochen u or in Erfurt.

Die Menschen im geteiltenDeutschland hoffen, dass onKassel aus ein Signal für er-besserte Be iehungen ausge-hen möge. 1 Journalistenaus dem In- und Ausland sindu dem mit Spannung er ar-

teten Gipfel angereist, freieHotel immer gibt es schonseit Tagen nicht mehr. Vordem Schlosshotel ragen Fern-sehsendemasten in die Höhe.

Begleitet on sieben Motor-radfahrern der Kasseler Poli-ei fahren Brandt und Stoph

durch ein dichtes Spalier in-kender Menschen über dieWilhelmshöher Allee Rich-tung Schlosshotel.

Die Stimmung ist durch De-monstranten jeglicher Cou-leur aufgehei t. Knallkörpere plodieren, Flugblätter ir-

Die Welt blickt auf KasselZweites innerdeutsches Gipfeltreffen Brandt/Stoph – Eine Stadt im Ausnahmezustand

Linke gegen Rechte und Polizisten gegen Demonstranten: Wie hier in der Weinbergstraße kam es beim deutsch-deutschen Gipfel inKassel mehrfach zu schweren tätlichen Auseinandersetzungen. Polizeipräsident Herbert Ahlbornmusste sich in den Tagen danach kri-tische Fragen zu seinem Einsatzkonzept gefallen lassen. Foto: Lengemann

Gespannte Atmosphäre: DDR-Ministerpräsident Willi Stoph(links) und Bundeskanzler Willy Brandt im Kasseler Schlosshotel.

siert, dass das Land nur sechsMillionen Mark u den Kostenon 21 Millionen für den Flug-

plat da u gab. Os ald da-mals: „Wir müssen sehen, iesich die Dinge ent ickeln.“

Zu or hatte Albert Os alddie Prognose ge agt, dass Kas-sel-Calden die Drehscheibedes regionalen Flug erkehrsin Hessen sein erde. Als Ge-schenk hatte der Ministerprä-sident 25 Mark mitge-bracht – ein Zuschuss für dasFunkfeuer des Flugplat es.

Kassels OberbürgermeisterBranner hatte erklärt, derPlat habe nicht nur für Kas-sel, sondern für „den gan ennordhessischen Raum“ Bedeu-

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Am 11. Juli 197 ares so eit: Der Regionalflugha-fen Kassel-Calden urde eröff-net. Prominentester Gast arder hessische Ministerpräsi-dent Albert Os ald, der mit ei-ner 4 -sit igen Passagierma-schine aus Frankfurt gekom-men ar und on KasselsOberbürgermeister Karl Bran-ner begrüßt urde.

In Frankfurt hatte es gereg-net, in Calden schien die Son-ne – doch die Miene des Minis-terpräsidenten erfinstertesich usehens. Denn auf derPressekonferen anlässlichder Eröffnung urde kriti-

Linienflüge nach Köln/BonnZwei Tage Hochbetrieb bei der Eröffnung des Regionalflughafens Kassel-Calden

tung: „Sonst hätten ir ihnnicht gebaut.“

Gelbe Nelken für die ErstenVor der Feierstunde aren

8 Flug euge in Kassel-Caldengelandet – Teilnehmer einesSternfluges mit dem Motto„Ab nach Kassel“. Und amMorgen der Feierlichkeiten

ar eine „Con air Metropoli-tan“ mit 4 Tagesausflüglernaus Hamburg nach Calden ge-flogen. Die ersten Flugtouris-ten in Nordhessen bekamengelbe Nelken überreicht.

Anlässlich der Eröffnungherrschte ei Tage Hochbe-trieb auf dem Flugplat . Blech-la inen äl ten sich nach

Calden. Die ein ige Zufahrts-straße ar hoffnungslos über-lastet. Und auch die Rundflüge

aren heiß begehrt. Am Eröff-nungstag ählte man in Kas-sel-Calden 7 Flugbe egun-gen.

Z ei Tage nach der Eröff-nung erließ die erste Linien-maschine der Gesellschaft Ge-neral Air Calden. Ihr Ziel:Köln/Bonn und Düsseldorf.Außerdem gab es eine Linien-erbindung nach Hanno er.

Die Flüge urden on der Kas-seler Flughafen GmbH sub en-tioniert. Geflogen urde mitHochdeckern des T ps „Dor-nier-Sk ser ant“, die Plat für

ölf Passagiere hatten.

ChronikNordhessenKassel.Der 18. Februarmarkiertein historisches Datum in derStadtgeschichte: An diesem Tagbeschloss die Hessische Landes-regierung in einer Sitzung imKasseler Rathaus die Gründungder Gesamthochschule.

Hofgeismar. Der Landkreis Hof-geismar kauft das JugendheimPanorama in Berchtesgaden-Schönau.

Karlshafen. Im November wirddas älteste Schiff derOberweser-dampfschiffahrtsgesellschaft ,der 70 Jahre alte Schaufelrad-dampfer „Kaiser Wilhelm“, andas Elbschifffahrtsmuseum Lau-enburg verkauft, wo er bis heutevor allem Touristen befördert.Der Verkauf wird an der Ober-weser schon bald bedauert.

Homberg.Hoffnung auf Ansied-lung eines VW-Zweigwerks mit500Arbeitsplätzen inHomberg .Der Grundstücksvertrag wirdunterschrieben, doch dasWerkbleibt ein Traum.

Kassel.DieDeutschen packt dasFernweh. Deshalb ist der An-drang zur ersten Messe „Reise -Urlaub - Freizeit + Hobby“ (RUF70) in der Stadthalle groß.

WABERN. Die Eman ipationhat auch auf dem Fußballplatbegonnen: Im damaligen KreisFrit lar-Homberg urde dieerste Damenfußballmann-schaft gegründet. Sie gehörteum Tuspo 19 Wabern.Das erste Spiel bestritt die

Elf gegen die Alten Herrenund erlor or 8 Zuschau-ern nur mit 5:6.

Die Idee ur Gründung derDamenmannschaft ar beimKarne al entstanden, als dasBallett in Fußballerkostümenauftrat. (rbg)

Damen schnürenFußballstiefel

Samstag, 4. April 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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Page 23: hna 60 jahre

Das Jahr 1971 in unserer Region

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ChronikNordhessenKassel. Die Landkreise Kassel,Hofgeismar undWolfhagenschließen sich am 1. November1971 zum Landkreis Kassel zu-sammen. Zum Landrat wird Her-bert Günther (SPD) gewählt, bis-her Landrat des Untertaunus-kreises.

Schwalmstadt. Seit Jahresbe-ginn gibt es die Stadt Schwalm-stadt. In demOrt, zu dem sichZiegenhain, Treysa und Nach-bargemeinden zusammen-schlossen, leben jetzt 17 000Einwohner.

Kassel. Auf der Strecke derKleinbahn Kassel-Naumburgverkehrt die letzte Dampfloko-motive, danach fahren nur nochDieseltriebwagen und Busse.

Baunatal. Das neue Altenzen-trum des Landkreises Kassel mit156 Plätzen, für knapp 8 Millio-nenMark erbaut, geht in Betrieb.

ChronikDeutschland8.2. Das Bundesverteidigungs-ministerium erlässt denHaar-netz-Befehl. Dementsprechendmüssen Soldaten, deren Haareüber den Hemdkragen reichen,aus Sicherheitsgründen einHaarnetz tragen.

7.5. Die Kreditinstitute in derBundesrepublik , in Belgien, denNiederlanden und Luxemburgbeschließen die Ausgabe ein-heitlicher „eurocheques“ und„eurocheque“-Karten.

13.5.BundesfinanzministerAlexMöller (1903-1985) tritt aufGrund der kritischen Haushalts-lage zurück. Bundeswirtschafts-minister Karl Schiller (ebenfallsSPD) übernimmt dessen Minis-teriummit.

6.6. 374 Frauen aus der Bundes-republik geben in der Hambur-ger Illustrierten „stern“ bekannt:

„Wir haben abgetrieben“. DieSelbstbezichtigungskampagneerregt großes Aufsehen.

6.6. Einen Tag nach Beendigungder Fußballsaison 1970/71 ent-hüllt der Präsident des Abstei-gers Kickers Offenbach,HorstGregorio Canellas, dass durchGeldzuwendungen Spiele derBundesligamanipuliert wurden.Meister wird erneut BorussiaMönchengladbach.

1.7. In der Bundesrepublik ha-benFrauenab30undMänner ab45 einmal pro Jahr gesetzlichenAnspruch auf kostenlose Krebs-Vorsorgeuntersuchungen, da-mit vor allem Erkrankungenschon im Frühstadium erkanntund behandelt werden können.

10.9. Die Bundesregierung be-schließt die Verkürzung desGrundwehrdienstes von 18 auf15 Monate.

10.12. Bundes-kanzler WillyBrandt wird inOslo mit demFriedensnobel-preis ausge-zeichnet. DieOstpolitik desBundeskanzlers wird als Beitragzur Überwindung der Konfron-tation zwischen den Machtblö-cken in Europa betrachtet.

Modehit des Jahres sindHot-Pants –Hosen in der Länge einesMinirocks.

Spektakulärer „stern“-Titel:Wir haben abgetrieben.

... und die Welt7.2. In der Schweiz wird durchVolksabstimmung das passiveund aktiveWahlrecht für Frau-en auf Bundesebene eingeführt.

3.5.Walter Ulbricht tritt aus Al-tersgründenvom Amt desErsten Sekre-tärs des Zen-tralkomitees(ZK) der Sozia-listischen Ein-heitsparteiDeutschlands

(SED) zurück. Sein Nachfolgerwird Erich Honecker (Foto).

schweres Gerät ein, um eineUmzäunung aus Baumstäm-men anzubringen. Man wusstenicht, dass es für den Leitbullenein Kinderspiel gewesen wäre,den Zaun umzudrücken. Spä-ter wurde entsprechend nach-gebessert. (tty) Foto: Archiv

drohter heimischer Tierartenwie Wisenten, Ure und Wild-pferden. Später kommen Luch-se, Wölfe und andere Artenhinzu. Experimentell war dieUnterbringung der drittstärks-ten Wisentherde Europas. DasTechnische Hilfswerk setzte

der Tiergarten an der Sababurgzunächst provisorisch für Besu-cher freigegeben – mit einemEintrittskarten-Automaten.

Der Park, der dann Pfingsten1973 offiziell eröffnet wird,widmet sich vor allem dem Er-halt und der Rückzüchtung be-

Anfangs kritisch beobachtet(die Junge Union forderte so-gar einen Baustopp), wird der1571 geschaffene erste Wild-park Europas vom LandkreisHofgeismar 1971 zum 400-jäh-rigen Bestehen wieder ins Le-ben gerufen. In dem Jahr wird

Sababurg wieder Heimat für bedrohte Tiere

erbessert erden. Die GhKgab sich reformbe egt unde perimentierfreudig, as uder Aufbruchstimmung der197 er-Jahre passte. Statusun-terschiede ischen Fach-hochschule und Uni solltenabgebaut erden; in den ge-stuften Studiengängen, die da-mals „integrierte“ hießen, stu-dierten alle gemeinsam. Chan-cengleichheit und Eman ipa-tion hießen die Zauber orte.Interdis iplinäre Themen,übergreifende Arbeit an Pro-jekten und Pra isanteile imStudium urden obligato-risch.

Das bildungspolitische E -periment urde bald Gegen-stand konser ati er Kritik undder Ruf nach einer „richtigen“Uni laut. Die Reformhoch-schule hat diese Stürme über-standen, sich in nun fast 4Jahren an manchen Punktenselbst immer ieder refor-miert. Aber sie steht mit ih-rem Her stück, den gestuftenStudiengängen, nach ie oran der Spit e der Be egung:Unter dem Etikett Bachelor/Master prakti iert heute jedeHochschule in Europa genaudieses Modell aufeinander auf-bauender Abschlüsse.

Künste, eine Ingenieurschule,die Höhere Wirtschaftsfach-schule und die land irtschaft-liche Hochschule in Wit en-hausen. Vor allem hielten dieStadt Kassel und eine kleineGruppe on Bürgern hartnä-ckig an der Idee einer Hoch-schule fest. Damit sollte dasBildungsangebot für die nord-hessischen Schulabsol enten

Diskussion, in elche Rich-tung sich die Uni baulich ent-

ickeln sollte, gerade am An-fang. Damals begannen 2913junge Leute mit dem Studium,heute studieren über 18 .

Die Grundlagen für eineUnigründung aren in derNordhessenmetropole durch-aus gegeben: Es gab eineHochschule für bildende

VON B E A T E EDER

KASSEL. Im Rückblick ar dieGründung der damaligen inte-grierten Gesamthochschule(GhK) das beste, as Kassel jepassieren konnte. Die Hoch-schule hat das Gesicht dieserRegion grundlegend erän-dert: Sie ist ein ichtiger Wirt-schaftsfaktor mit der Ausgrün-dung des Solartechnikherstel-lers SMA als Zugpferd.

Die Uni hat junge Leute indie Stadt geholt, er ielt ichti-ge Forschungsergebnisse inUm elt issenschaften so iemoderner Technologie. Siehat Maßstäbe für die Lehrer-bildung geset t, und sie bietetden Studenten ein breites Fä-cherspektrum aus ihren Kom-peten feldern Natur, Technik,Kultur, Gesellschaft. Die Uniist Motor für die Stadtent ick-lung rund um den Holländi-schen Plat . Denn die Tage desStandorts in Ober ehrensind ge ählt.

Aber bei der enig pompö-sen Gründungsfeier am 25.Oktober 1971 mit Kultusmi-nister Lud ig on Friedeburgund Ministerpräsident AlbertOss ald ar diese Ent ick-lung nicht ab usehen und die

GhK nimmt Fahrt aufAm 25. Oktober 1971 wurde die Hochschulgründung mit wenig Pomp gefeiert

Hochschul-Neubau auf der Grünen Wiese: Zur Eröffnung der Kas-seler Gesamthochschule in Oberzwehren am 25. Oktober 1971durften auch die Schilder nicht fehlen. Archivfoto: Baron

Dr. JoachimSchnell. Derheutige Kon-ernchef Lud-ig Georg

Braun tratum 1. Okto-

ber in den Vor-stand ein.

Die Um-andlung in

eine AG schaffte die Voraus-set ung, um bei ständig ach-senden In estitionsbedürfnis-sen auf dem Geldmarkt kur -

MELSUNGEN. Die Firma B.Braun Melsungen urde um3 . September 1971 in eineAktiengesellschaft umge an-delt. „Mit diesem Schritt solllangfristig der Bestand der Ge-sellschaft als Familienunter-nehmen unter einheitlicherLeitung gesichert erden“,meldete der Wirtschaftsteilder „Welt“.

Die beiden Inhaber OttoBraun und Dr. Bernd Braun

aren fortan als Vorstands-mitglieder tätig, ebenso ie

B. Braun rechnet mit TempoKonzern wird zur AG umgewandelt und nimmt neues Rechenzentrum in Betrieb

fristig das not-endige Kapi-

tal u beschaf-fen. Im Gegen-sat u ande-ren Aktienge-sellschaftenhatte die B.Braun Melsun-gen AG keiner-lei Aktien im

öffentlichen Umlauf. Bis heutebefinden sich die Anteile desUnternehmens ausschließlichin Familienbesit .

Ein eiterer Meilenstein fürB. Braun ar 1971 die Eröff-nung eines Rechen entrums,um eine neue, größere Daten-earbeitungsanlage u beher-

bergen. Deren große Stärkeliege darin, dass sie „mit Ge-sch indigkeiten rechnet, diefür iele Menschen un orstell-bar sind“, hieß es in der Mitar-beiter eitschrift om De em-ber 1971. Heute, 38 Jahre spä-ter, hantiert mancher Schülermit einem schnelleren Ta-schenrechner. (as )

Von Firmenchefs zu AG-Vor-standsmitgliedern: Otto (links)undDr. BerndBraun. Fotos: Archiv

KASSEL. Eines der drei Boote,die beim Mannschafts ettbe-

erb der Kanu-Wild asser-WM 1971 in Meran an denStart gehen, ist mit einemnordhessischen Duo beset t.Der Kasseler Walter Spengler(26) und der Melsunger PeterStock (31) kehren als Welt-meister urück und knüpfendamit an den Erfolg an, dender Kasseler Günter Beck 1957mit dem Titelge inn in Augs-burg im Kanu-Slalom gefeierthatte. (geb)

Spengler/StockWeltmeisterim Wildwasser

Ein Schluck auf dieWeltmeister(von links): Walter Spengler,Günter Beck und Peter Stock.

Foto: nh

AROLSEN. Die Suche nach ei-ner Mineral asserquelle isterfolgreich. Im Park hinterdem Neuen Schloss stößt manin 4 Meter Tiefe auf eineWasserader. Anal sen erge-ben einen Mineralgehalt, derdie Verleihung des PrädikatsHeil asser im Jahr 1976 recht-fertigt.

Die Heilquelle Schlossbrun-nen bringt die Stadt einen gro-ßen Schritt eiter in ihremBestreben, den Namen BadArolsen führen u dürfen.1977 ist es dann so eit. AlsLuftkurort ar Arolsen schon1956 anerkannt orden.

Das milde Bitter asserirkt lokal auf die Magen-

Darm-Schleimhäute, die Le-ber ellensekretion und dieGallenfunktion. Da u ist eskochsal arm und hat mit ei-nem Fluoridgehalt on 1,5Milligramm eine günstige Re-lation für die Zahn-Karies-Pro-ph la e. (hpo)

Bohrung stößtin Arolsen aufMineralwasser

Montag, 6. April 2 960 Jahre BundesrepublikBRD-RE

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KASSEL. Waren bis or kur-em noch die Arbeitskräfte

knapp, so beklagt KasselsOberbürgermeister Karl Bran-ner jet t eine steigende Ar-beitslosigkeit. 25 Stellen insechs Großbetrieben urdengestrichen.

Gleich eitig ird das Lebenspürbar teurer. „Mehr Gro-schen”, die durch den Auspuffder Autos gejagt erden, be-klagt die Zeitung. Der Ben in-preis ird um iereinhalbPfennig angehoben. Ein LiterSuperben in kostet jet t 64,5,Normalben in 56,9 Pfennig.

Die Post erhöht das Porto.Die Beförderung des Standard-briefs kostet ab 1. Juni 4 (statt3 ) Pfennig, die Postkarte nun3 statt 25 Pfennig.

Elektrischer Strom irdebenfalls teurer. Die Städti-schen Werke in Kassel hebenden Grundpreis um 1,6 DMund die Zählergebühr um 5Pfennig an. Der Kilo attstun-denpreis bleibt bei 1 Pfenni-gen. (tos)

Weniger Arbeit,aber diePreise steigen

ChronikNordhessenHelsa. Die erste hessische Bür-gerinitiative bildet sich in Helsa.Die Bürger stemmen sich erfolg-reich gegen den Beschluss derGemeindevertreter, für eineautogerechteOrtsdurchfahrt imZentrum Fachwerkhäuser abzu-reißen. Der historische Ortskernbleibt erhalten, die Bürger-initiative wird von der Paul-Dierichs-Stiftung ausgezeichnet.

Witzenhausen.Mit dem Bauvon Hochwasserschutzanlagenan der Werra haben die Über-flutungen in der Stadt endlichein Ende.

Kassel. Der Neubau des Kom-munalen Gebietsrechenzen-trums (KGRZ)wird vonMinister-präsident Albert Osswald seinerBestimmung übergeben.

se+Druck entrum frei, undallgemein urde die In estiti-on für das neue Haus an derFrankfurter Straße in Kasselals gutes Beispiel für Struktur-politik gelobt. Bundeskan lerBrandt sprach ausdrücklichon einen Beispiel für „ irt-

schaftliche Weitsicht und un-ternehmerische Risikobereit-schaft.“

Viel Lob heimste bei den Er-öffnungsfeierlichkeiten aberauch eine Initiati e des Verle-gers Dr. Paul Dierichs ein: Errichtete für unächst ein Jahreinen Ombudsman ein, eineBesch erdeinstan , an diesich die Leser enden konn-ten. Will Brandt eigte sichbeeindruckt da on, „ as indiesem Haus probe eise undfrei illig auf den Weg ge-bracht erden soll.“

VON FRANK THON I CK E

KASSEL. Großer Bahnhof beider Ein eihung des neuenPresse+Druck entrums unse-rer Zeitung in Kassel. DerKan ler, ei Bundesministerund der Parlamentspräsidentkamen. So iel Prominen ,

urde damals angemerkt,habe es „im Zonenrandgebiet“

ohl noch nie gegeben.Erschienen aren Bundes-

kan ler Will Brandt (SPD),Bundestagspräsident Kai U eon Hassel (CDU), Bundesau-

ßenminister Walter Scheel(FDP), BundesinnenministerHans Dietrich Genscher (FDP)und natürlich der hessischeMinisterpräsident Albert Os-

ald (SPD).Der Kan ler höchst persön-

lich gab den Start für das Pres-

Der Kanzler gab den Start freiViel Prominenz kam zur Einweihung des Presse+Druckzentrums in Kassel

BundeskanzlerWilly Brandt drückte auf den Knopf, und die großeZeitungsrotation begann sich zu drehen. Foto: Archiv

lichen Domturms ein eiZentner sch eres Steinkreuin die Tiefe und durchschlugdas Dach des Altenheims St.Peter. Menschen kamen nichtu Schaden.In Kassel-Waldau riss der

Sturm die Flachdächer onei Hochhäusern. Die Trüm-

mer stür ten auf Geh egeund einen Kinderspielplat .Glücklicher eise urde nie-mand erlet t. Auf demWerksgelände on Hanomag-Henschel in Kassel erfet teder Orkan eine Traglufthalle.

Viele Autos urden durchBäume, Äste und Dach iegelsch er beschädigt. Wer keineKasko ersicherung abge-schlossen hatte, blieb auf sei-nen Kosten sit en. Der Scha-den in den deutschen Wäl-dern urde mit mehr als einerMilliarde Mark be iffert.

VON P E T E R OCHS

KASSEL. Als „Niedersachsen-Orkan“ ging er in die Ge-schichte ein. Sch erste Schä-den richtete das Sturmtief„Quimburga“ am 13. No em-ber aber auch in Nordhessenund hier or allem im Rein-hards ald an. Zehn Meterüber dem Boden erreichte derOrkan Spit engesch indig-keiten on 17 km/h.

In Esch ege starb ein 81-Jähriger, als eine Böe ihn onder Leiter blies.

In den Wäldern hinterließer eine Spur der Ver üstung.Straßen und Bahnstrecken

aren on umgestür ten Bäu-men blockiert. Auf dem Flug-plat Kassel-Calden urden

ei Sportmaschinen auf denRücken ge orfen. In Frit larstür te on der Haube des süd-

Eine Spur der VerwüstungSturmtief „Quimburga“ erreichte Orkanstärke – Hohe Schäden im Reinhardswald

Im Reinhardswald sah es nach dem Orkan aus, als hätten RiesenMikado mit ganzen Bäumen gespielt. Rund 200 000 FestmeterHolz fielen dem Sturm zumOpfer. Foto: Baron

RHODEN. Hermann Köhleraus Diemelstadt-Rhoden durf-te am 1 . September kur on

der Goldme-daille träu-men. Diedeutsche4 4 -Meter-Staffel gingbei den Ol m-pischen Spie-len in Mün-chen als hei-ßer Fa oritins Rennen.

Köhler auf Position drei be-kam den Staffelstab on Horst-Rüdiger Schlößke als Erster,erteidigte den knappen Vor-

sprung und übergab an KarlHon .

Der ar eigentlich damalsDeutschlands bester 4 -Me-ter-Läufer, aber im Finale au-ßer Form. So musste HermannKöhler machtlos usehen, ieHon on den Schlussläufernaus Kenia, Großbritannienund Frankreich überholt ur-de. „Den ierten Plat haben

ir damals als totalen Misser-folg empfunden“, sagt Köhlerheute noch. (geb)

Als Köhler vomOlympiasiegträumte

HermannKöhler

ChronikDeutschland28.1. Auf dem Höhepunkt derFahndung nach Mitgliedern derRote Armee Fraktion (RAF) be-schließen die Regierungschefsvon Bund und Ländern unterVorsitz von BundeskanzlerWillyBrandt den so genannten Radi-kalenerlass. Danach könnenMitglieder extremer Organisa-tionen aus dem öffentlichenDienst fern gehalten werden.

27.4. Im Bundestag scheitertdas Konstruktive Misstrauens-votum der CDU/CSU gegen Bun-deskanzler Willy Brandt (SPD).Der Antrag, OppositionsführerRainerBarzel (CDU)zumKanzlerzu wählen, verfehlt um zweiStimmen die Mehrheit.

1.6. Die RAF-Terroristen Andre-as Baader, Holger Meins undJan Carl Raspewerden nach ei-nemSchusswechselmit der Poli-zei in Frankfurt festgenommen. -

Ab sofort gilt auf Landstraßenaußerhalb geschlossener Ort-schaften eine Geschwindigkeits-begrenzung: „Tempo 100“.

18.6.Durch einen 3:0-Sieg überdie UdSSR wird das deutscheTeam in Brüssel Fußball-Euro-pameister. Die meisten Spielerstellt Meister Bayern München.

26.8.-11.9. Die XX.Olympi-schen Sommerspiele finden inMünchen und Kiel statt. Mitglie-der der arabischenOrganisation

„Schwarzer September“ ver-üben im Olympischen Dorf einAttentat auf die israelischeOlympiamannschaft. Bei demAnschlag sowie bei dem polizei-lichen Versuch, die von den Ter-roristen als Geiseln genomme-nen Israelis zu befreien, werdenelf Israelis, ein deutscher Polizistund fünf Terroristen getötet.

29.10. Arabische Terroristenentführen eine Lufthansa-Ma-schine nach Libyen. Passagiereund Besatzung werden gegendrei nach demOlympia-An-schlag inhaftierte Attentäterausgetauscht.

19.11. Bei der Bundestagswahlwird die SPD erstmals stärksteFraktion. Die SPD/FDP-Koalitionregiert weiter.

Anschlag auf die Spiele: Terro-risten im Olympischen Dorf.

... und die Welt17.6. Fünf Männer werden beieinem Einbruch in dasWahl-kampfhauptquartier der US-De-mokraten imWatergate-Hotelin Washington ertappt und fest-genommen. Wie sich heraus-stellt, handelt es sich umHelferdes Komitees für die Wieder-wahl des republikanischen Präsi-denten Richard Nixon. Im Laufeder Watergate-Affäre geratenimmermehr Mitarbeiter des US-Präsidenten - und schließlich erselbst - ins Zwielicht.

kratie“ mit Besuchern. So ge-wann die Ausstellung eine poli-tische Dimension. EinewichtigeEntdeckung waren die Fotorea-listen. Witzig: Das Plakatmotivzur documenta 5 wurde durchAmeisenauf rotemGrundgebil-det. (w.f.) Fotos: Archiv

pierte Schau als Skandal. Weilsie Kunst und Nichtkunstgleichsetzte, Kitsch und Wer-bung integrierte und zahlreicheAktionen von Avantgarde-Künstlern zeigte. Joseph Beuysdiskutierte 100 Tage lang in sei-nem „Büro für direkte Demo-

Im Rückblick gilt die documen-ta5, die vom30. Junibis8.Okto-ber 1972 inKassel zu sehenwar,als eine der wichtigsten Kunst-ausstellungen des 20. Jahrhun-derts. Doch von den 220 000Besuchern empfanden viele dievon Harald Szeemann konzi-

documenta 5 schockte das Publikum

Ameisen bildeten den Na-men der documenta 5.

Dienstag, 7. April 2 9 60 Jahre BundesrepublikBRD-LI

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