36
1 Hörspiel in der Schule ANREGUNGEN ZUR UNTERRICHTSGESTALTUNG

Hörspiel in der Schule - ndr.de · für das Radio geschriebener Stoffe in Ihrem Unterricht aufzugreifen. Ihre Schülerinnen und Schüler lernen, wie emotional und eindringlich sich

  • Upload
    buiminh

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1

Hörspiel in der SchuleANREGUNGEN ZUR UNTERRICHTSGESTALTUNG

2 Wenn Sie sich für das Projekt "Hörspiel in der Schule" interessieren,

finden Sie viele zusätzliche Informationen unter

ndr.de/hoerspielinderschule. Wenn Sie weitere Fragen haben, rufen

Sie uns gern an oder schicken uns eine E-Mail:

Telefon (040) 41 56 - 24 92 | [email protected]

Hörspiele im Programm von NDR Kultur und NDR Info:

NDR Kultur mittwochs 20.05 Uhr

NDR Info sonnabends 21.05 Uhr und sonntags 21.05 Uhr

Kinderhörspiele auf NDR Info:

sonntags 14.05 Uhr

Hörspiele im Internet:

ndr.de/hoerspiel

Alle Hörspiele auf NDR Kultur und NDR Info finden Sie in unserem

Programmheft Radiokunst im Internet unter ndr.de/radiokunst.

Wenn Sie es elektronisch abonnieren möchten, schicken Sie uns eine

E-Mail an [email protected] oder rufen Sie uns an: (040) 41 56 - 27 46.

Unsere NDR Hörspiele können Sie noch eine Woche nach Sendung in

der NDR Mediathek unter ndr.de/mediathek anhören.

Die ARD Radio Tatort Hörspiele stehen zum Download zur Verfügung

unter http://radiotatort.ard.de.

Das Projekt „Hörspiel in der Schule“ wird von der Stiftung Zuhören

unterstützt. Als führende Organisation der Zuhörbildung in

Deutschland fördert die Stiftung die Schlüsselkompetenz des

Zuhörens in den Zusammenhängen von Kultur, Wirtschaft und Medien.

Denn Zuhören ist die Grundlage jeder menschlichen Kommunikation.

Es ist die Basis für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft und

die Voraussetzung, die Welt wahrzunehmen, sie zu entdecken und

sie zu gestalten. Stifter sind u. a. öffentlich-rechtliche Rundfunk-

anstalten und private Landesmedienanstalten, die sich mit ihrer

Kernkompetenz einbringen, Medien kreativ für Bildungs- und Kultur-

vermittlung zu nutzen.

Ältestes und zentrales Projekt der Stiftung Zuhören sind die Hörclubs,

von denen es mittlerweile bundesweit über 2.000 gibt. Damit lernen

jedes Jahr rund 50.000 Kinder zwischen drei und zwölf Jahren in Kitas,

Schulen und anderen Bildungseinrichtungen das bewusste Zuhören.

Sie treffen sich einmal wöchentlich, machen Spiele zum Hören, erfinden

kleine eigene Laut- und Geräuschgeschichten und lauschen ausge-

wähl ten Hörspielen. Alle nötigen Hörclub-Materialien sowie zusätz-

liche Anregungen zur Zuhörförderung stellt die Stiftung als HörSpiel-

Box zur Verfügung.

Weitere Informationen über die Stiftung Zuhören und ihre Projekte erhal-

ten Sie unter www.stiftung-zuhoeren.de und [email protected].

3

GRUSSWORTE

Das Hörspiel ist der Kinofilm des Radios. Sprache, Mu-

sik und Geräusche lassen Bilder im Kopf entstehen, die

zu Geschichten werden – emotional, packend, ergrei-

fend. Es ist eine Kunstform, die es ohne das Radio

nicht gäbe.

Seit dem Start des Projekts „Hörspiel in der Schule“ im

Jahr 2013 haben sich gut 2.100 Lehrerinnen und Lehrer

in Norddeutschland um eine Teilnahme an unserem

Unterrichtsprojekt beworben, 300 Schulen konnten wir

inklusive des Schuljahres 2018/19 – bislang berück-

sichtigen. Alle Schulformen, seien es Grundschulen,

Gymnasien, Real-, Haupt- oder Förderschulen, sind uns

willkommen. Besonders freuen wir uns auch über die

Teilnahme vieler Inklusionsklassen.

Mit dem „Hörspiel in der Schule“ möchte der Nord-

deutsche Rundfunk Kinder und Jugendliche gezielt für

dieses traditionsreiche und anspruchsvolle Radiogenre

interessieren. Zugleich möchten wir Ihnen, den Lehre-

rinnen und Lehrern, die Möglichkeit geben, die radio-

phone Umsetzung literarischer Vorlagen oder eigens

für das Radio geschriebener Stoffe in Ihrem Unterricht

aufzugreifen. Ihre Schülerinnen und Schüler lernen,

wie emotional und eindringlich sich Sprache, Text, Mu-

sik und Geräusche zu einer ganz besonderen Kunst-

form verbinden.

Unsere Kolleginnen und Kollegen aus der NDR Hör-

spielredaktion sowie aus der Kinderredaktion „MIKADO“

haben neue und bewährte NDR Produktionen ausge-

wählt. Mit „Sumatra“ von Sabine Stein für die Klassen-

stufen 9 bis 11 sowie „Käferkumpel“ von M. G. Leonard

für die 3. bis 6. Klasse wurde das Repertoire unseres

Hörspielprojekts mit zeitgenössischen, modernen Au-

toren und Themen aktualisiert, die nah an der Lebens-

welt Ihrer Schülerinnen und Schüler sind. Bei „Ge-

spensterjäger“ von Cornelia Funke oder „Hitlers

Kanarienvogel“ von Sandi Toksvig für die jüngeren

Schülerinnen und Schüler sowie „Tschick“ von Wolf-

gang Herrndorf und „Schweigeminute“ von Siegfried

Lenz für die Älteren handelt es sich um Stoffe, die auch

in den vergangenen Jahren schon sehr beliebt waren.

Gemeinsam mit der Stiftung Zuhören wurden alle Hör-

spiele didaktisch-pädagogisch für den Unterricht auf-

bereitet.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NDR Kultur, NDR

Info und N-JOY helfen bei der Umsetzung und kommen

– zusammen mit NDR Hörfunkproducern – in Ihre Klas-

sen, um Sie zu unterstützen und praktische Erfahrun-

gen zum Zuhören sowie zur dramaturgischen Gestal-

tung mit der Stimme anzubieten. So gestalten Sie

gemeinsam eine Unterrichtseinheit, in der die Schüler

z. B. ein eigenes kleines Hörspiel aufnehmen.

Es würde mich sehr freuen, wenn wir mit dem Projekt

„Hörspiel in der Schule“ weiter auf so große Resonanz

stießen und Sie, die Lehrinnen und Lehrerwie auch

Ihre Schülerinnen und Schüler sich für unser Angebot

begeisterten.

Ich wünsche Ihnen inspirierende und spannende Erleb-

nisse mit den Hörspielen des NDR!

Herzlicher Gruß

Joachim Knuth

NDR Programmdirektor Hörfunk

4

GRUSSWORTE

Schon in den 1920ern etablierte sich mit dem Hörspiel

ein Genre, das bis heute als beliebte und erfolgreiche

Kunstgattung gilt: Eine literarische Inszenierung – ge-

paart mit Soundeffekten. Mit dem NDR-Projekt „Hör-

spiel in der Schule“ können Schülerinnen und Schüler

ihren Erfahrungshorizont erweitern und selbst auspro-

bieren, Sprache, Musik und Geräusche mit viel Kreativi-

tät in Verbindung zu bringen und Teil einer spannenden

Inszenierung zu werden. Diese besondere Art der Auf-

bereitung von Literatur bereichert sicher nicht nur den

Unterricht, sondern regt ebenso die Fantasie an. Die

Auseinandersetzung mit dem traditionsreichen Genre

in der Praxis eröffnet den Schülerinnen und Schülern

einen Einblick in die aufwendige Produktion eines Hör-

spiels, und ich wünsche ihnen allen viel Spaß und Er-

folg bei der Produktion. Gleichzeitig danke ich dem

Norddeutschen Rundfunk, den vielen jungen Menschen

mit der Neuauflage des Projekts ein weiteres Mal diese

tolle Möglichkeit zu bieten.

Grant Hendrik Tonne

Niedersächsischer Kultusminister

Die Sprache ist das Grundelement unserer Kommuni-

kation. Mit ihr möglichst vielfältig und kreativ umgehen

zu können, ist eines unserer wichtigen Ziele für die

schulische Bildung. Zuhören, Sprechen, Lesen und Sch-

reiben sind die notwendigen Aktivitäten dafür. Im Hör-

spiel kommt mit der Kombination vom gesprochenen

Wort mit Musik oder ganz unterschiedlichen Geräu-

schen ein Element dazu, das besonders die Emotionen

beeinflusst. Die Wirkungen dieser Kombination ken-

nenzulernen und selbst in einem eigenen Hörspiel aus-

probieren zu können, bringt Spannung und Krea tivität

bei der Auseinandersetzung mit Literatur in den

Unterricht. Ich danke dem NDR als professionellem

Produzent von Hörbeiträgen für die Möglichkeit, mit

diesem Projekt Schülerinnen und Schülern den Kon-

takt zu Hörspielen und „Hörspiel-Machern“ im Unter-

richt zur Verfügung zu stellen. Ich wünsche dem Pro-

jekt einen großen Erfolg!

Ties Rabe

Senator für Schule und Berufsbildung,

Freie und Hansestadt Hamburg

5Von wegen „Radiohören ist oldschool“. Das Medium hat

nicht ohne Grund seine hohe Attraktivität über Jahre

und Jahrzehnte behauptet und mancherorts sogar aus-

gebaut, obwohl erst das Fernsehen, dann das Internet

und später auch noch social media Konkurrenten wur-

den. Was macht den Reiz aus? Ich denke, Hörerinnen

und Hörer mögen es vor allem, dass Radio-Hören

gleichzeitig Sprachschule ist, Informationen liefert und

Bildung vermittelt – und natürlich ist das Radio auch

Quelle bester Unterhaltung. Ich finde es wunderbar,

dass sich der NDR schon vor Jahren auf den Weg ge-

macht hat, mit Schülerinnen und Schülern über Spra-

che zu reden und sie mit Sprache gestalten zu lassen.

Das fördert das Verstehen und damit auch das Ver-

ständnis füreinander – zum Beispiel dann, wenn nicht

alle in der Klasse ein deutschsprachiges Elternhaus ha-

ben. Das Projekt stärkt zudem die Vermittlungskompe-

tenz: Bei einem Hörspiel muss man überlegen, wie An-

dere Gesprochenes wohl verstehen und hart daran

arbeiten, dass sich die geplanten Botschaften auch

vermitteln. Mein großer Dank geht an die Macherinnen

und Macher der „Hörspiel-Schule“ des NDR. Und Ma-

cher brauchen Mitmacher: Ich hoffe auf einen großen

Erfolg und gute Beteiligung…

Karin Prien

Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

des Landes Schleswig-Holstein

Begeisternde Projekte verdienen eine Fortsetzung. Gut

also, dass Schülerinnen und Schüler jetzt wieder die

Chance haben, ein „Hörspiel in der Schule“ zu produ-

zieren. Mit dem Radio rückt der NDR dabei ein Medium

in den Mittelpunkt, das die Sinne und die Fantasie an-

spricht: Das ist Medienbildung, die hängen bleibt – im

Ohr und im Kopf!

Birgit Hesse

Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

des Landes Mecklenburg-Vorpommern

6

Totgesagte leben längerANMERKUNGEN ZU EINEM RADIOGENRE

Vor mehr als 90 Jahren – am 15. Januar 1924 – wurde in

London von der BBC das erste Hörspiel der europäi-

schen Rundfunkgeschichte ausgestrahlt: „A Comedy of

Danger“ von Richard Hughes. Die deutsche Version

„Gefahr“ folgte im Jahr darauf. Damals nannte man Hör-

spiele meist noch „Sende-“ oder „Funkspiele“. Wegwei-

send war das Hörspiel, weil es die Möglichkeiten des

blutjungen Mediums Radio wie die des neuen Genres

kongenial nutzte. Ein in die totale Dunkelheit eines

überfluteten Bergwerkschachtes verlegtes „vermeintli-

ches“ Katastrophen-Szenario demonstrierte, dass nur

über Stimmen und unter Verzicht auf alles Sichtbare

sich im akustischen Raum ein dramatisches Gesche-

hen entfalten kann. Thema: wer darf überleben? Die

Alten oder die Jungen? Eine radikale Abkehr von den

Gesetzen der Schaubühne zeichnete dieses Hörspiel

aus und – wie Ernst Schnabel, der große Hörspielpio-

nier der Nachkriegszeit, formulierte: es ermöglichte

die Identifikation des Hörers mit dem Geschehen.

„Was nichts als Stimme hat, gewann im Rampenlicht

der Finsternis Gestalt, der Hörer wurde zum Regisseur,

Dramaturgie und Psychologie verschmolzen in eins.“

Die heute naiv anmutende Vorstellung, dass Hörspiele

als eine Art „Blindentheater“ in der Dunkelheit von Kel-

lern, Schächten, Schützengräben etc. am besten auf-

gehoben seien, um die größtmögliche Wirkung zu er-

zielen, hat sich jahrzehntelang gehalten. Seitdem hat

sich das Hörspiel – immer wieder totgesagt – als eigen-

ständige und vitale Gattung des Rundfunks im Konzert

der medialen Künste behauptet und stetig weiterentwi-

ckelt. Flankiert von einem boomenden Hörbuchmarkt

erlebt das Hörspiel inzwischen eine neue Renaissance.

Heute steht es im Schnittpunkt von Literatur und Thea-

ter, Musik, Film, TV sowie den neuen digitalen Medien,

dem Internet vor allem mit den für Hörspielfans faszi-

nierenden Möglichkeiten des „Listening on Demand“,

„Download“ und „Podcast“. Der farbige Reichtum der

Hörspiellandschaft mit all seinen Spielarten reicht heu-

te von klassisch-narrativen Erzählmustern, großen

Literatur adap tionen bis hin zu Audioart, Soundpoetry,

Hörkunst an den Rändern von Pop und Avantgarde.

1929 formulierte der Schriftsteller Alfred Döblin in sei-

ner berühmten Rede auf der „Kasseler Tagung für Dich-

tung und Rundfunk“ eine damals noch gänzlich uto-

pisch anmutende Erwartung: „Es ist mir sicher, dass

nur auf ganz freie Weise, unter Benutzung lyrischer und

7epischer Elemente, auch essayistischer, in Zukunft

wirk liche Hörspiele möglich werden, die sich zugleich

die anderen Möglichkeiten des Rundfunks, Musik und

Geräusche, für ihre Zwecke nutzbar machen.“ Mit all

diesen Elementen gehen die heutigen Hörspielmacher,

Dramaturgen und Regisseure ganz selbstverständlich

um, auch im Sinne des von Ernst Jandl und Friederike

Mayröcker im Zuge der Aufbruchsbewegung des Neuen

Hörspiels 1969 postulierten Selbstverständnisses:

„Hör-Spiel – ist ein doppelter Imperativ“.

Die Beschäftigung mit dem Hörspiel als einer künst -

le rischen Ausdrucksform des Akustischen lohnt sich,

gleichgültig, ob wir es nun „Kino im Kopf“ oder „totales

Schallspiel“ nennen. „Wir verstehen nur die Hälfte der

Welt, wenn wir sie immer sehend begreifen wollen“,

formulierte einmal Joachim Ernst Behrendt. Das Ohr,

das wir im Unterschied zu den Augen nicht wirklich

verschließen können, ist ein ganz besonderer und vor

allem voraussetzungsloser Sinn. Hören kann jeder –

auch jede Schülerin und jeder Schüler – der bereits

seine Hörerlebnisse mitbringt, die vor allem eng mit

dem eigenen Sprach erwerb und dem Entdecken der

Welt verbunden sind. Über das bewusste Hören von Mu-

sik, Geräuschen, Klang und Stimme lässt sich nicht nur

die eigene Wahrnehmung der Sinne schärfen, Literatur

audiophon aufschließen und der enge Zusammenhang

von Hören und Sprechen erleben. Jedes Hörspiel zwingt

uns von neuem, den eigenen Standpunkt anhand des

Abge hörten zu bestimmen, die Welt neu zu sehen, die

über das Ohr als vielsprachig und ebenso vieldeutig

wahr genommen werden kann.

8 01. AUTOR — eines Originalhörspiels oder

— einer literarischen bzw. dramatischen Vorlage,

die zum Hörspiel bearbeitet wird

(z. B. Roman, Theaterstück).

02. ÜBERSETZER — eines fremdsprachigen Originalhörspiels oder

— einer literarischen bzw. dramatischen Vorlage.

03. BEARBEITER — einer literarischen bzw. dramatischen Vorlage.

04. REDAK TEUR — Er wählt das Originalhörspiel aus.

— Er verständigt sich mit dem Autor.

— Er verpflichtet einen Bearbeiter (im Falle einer

literarischen oder dramatischen Vorlage).

— Er führt Vorverhandlungen mit Verlagen.

— Er verpflichtet den Regisseur.

05. DRAMATURG (meist in Personalunion mit Redakteur)

— Er erarbeitet die Endfassung des Produktions-

textes, zusammen mit dem Autor oder dem

Bearbeiter.

06. LEK TOR — Er beurteilt einen Text im Auftrag der Redaktion.

07. REGISSEUR — Er schlägt die Besetzung der Rollen vor.

— Er schlägt den Komponisten vor.

— Er inszeniert das Hörspiel.

08. SCHAUSPIELER

09. REGIEASSISTENT — Er erstellt einen Aufnahmeplan.

— Er besorgt (bereits auf Tonträger vorhandene)

Musiken, Geräusche, Requisiten.

— Er notiert im Studio Sprechfehler, gültige Auf-

nahmefassungen, verwendete Musiken, Wort-

zitate.

Wer ist an der Herstellungeines Hörspiels beteiligt?

910. KOMPONIST — Er komponiert die Musik.

— Er schlägt die Musiker oder Sänger vor.

— Er produziert die Musik im Hörspielstudio des

NDR oder im eigenen Studio.

11. MUSIKER

12. SÄNGER | CHOR

13. MITARBEITER DER PRODUK TIONSTECHNIK — Sie stellen das technische Personal

und das Hörspielstudio bereit.

14. TONINGENIEUR — Er nimmt das Hörspiel auf.

— Er mischt das Hörspiel ab.

15. TONTECHNIKER — Er schneidet die Szenen, Geräusche, Musiken.

— Er montiert die Szenen.

16. MITARBEITER IM BESETZUNGSBÜRO — Sie besetzen die Rollen in Zusammenarbeit

mit dem Regisseur.

— Sie verpflichten und honorieren die Mitwirkenden,

organisieren deren Unterbringung und Reisen.

— Sie kalkulieren die Produktionskosten.

17. MITARBEITER DER HONORAR- UND LIZENZABTEILUNG — Sie schließen den Urhebervertrag mit dem

Autor, Bearbeiter, Übersetzer, Komponisten

oder einem Verlag ab.

— Sie beraten bei Musik- und Internet-Rechten.

— Sie besorgen Tonmaterial aus Archiven deut-

scher oder internationaler Rundfunkanstalten.

— Sie melden den Verwertungsgesellschaften

(z. B. GEMA, VG Wort) Musik- bzw. Wortrechte.

18. JUSTITIAR — Er berät die Redaktion bei rechtlichen Fragen.

10

11Hörspiele3. BIS 6. KLASSE

12

Hitlers KanarienvogelSANDI TOKSVIG | KLASSENSTUFE 4 BIS 6

Im April 1940 marschieren deutsche Soldaten im Nach-

barland Dänemark ein. In der Familie des 12-jährigen

Bamse verändert sich viel. Orlando, Bamses älterer Bru-

der, geht plötzlich ge heimen Aktivitäten nach. Auch

merkt Bamse, dass sein bester Freund Anton, der im-

mer der Frechere und Mutigere war, plötzlich Angst hat.

Anton ist Jude. Schon bald geht es für ihn und seine Fa-

milie nur noch ums Überleben. Bamses Eltern verhalten

sich wie viele Dänen damals: Sie wollen nicht tatenlos

zusehen, denn sie haben Anton gern und sie mögen

auch dessen Eltern. Nach kurzer Beratschlagung fassen

sie einen Entschluss, mit dem sie ihr eigenes Leben

riskieren: Sie verstecken Anton und seine Eltern in der

Wohnung. Ist das Schlimmste überstanden? Nein, denn

„Stikkers“, Dänen, die mit den Deutschen zusammenar-

beiten, haben Wind von der Sache bekommen und den

Nazis einen Tipp gegeben. Wer macht so etwas? Jetzt

steht eine rabiate Hausdurchsuchung unmittelbar bevor.

Doch jemand warnt die Familie. Und so bleiben ein

paar verzweifelte Stunden Zeit, sich eine verrückte List

auszudenken: Immerhin ist Bamses Mutter Schauspie-

lerin, sein Vater ist Bühnenmaler. Bamse selbst beteiligt

sich an der bühnenreifen „Show“, mit der die deutschen

Soldaten hereingelegt werden. "Eine fast wahre Ge-

schichte", sagt Sandi Toksvig zu ihrem Buch. Es ist ein

Zeitdokument mit autobiographischen Anteilen aus

der Familie der Autorin. Sie macht auch deutschen

Kindern begreifbar, wie unsere Nachbarn im Norden die

Schrecken der Naziherrschaft zu spüren bekamen.

Hörspielbearbeitung und Regie: Margit KreßDramaturgie und Redaktion:Jörgpeter von Clarenau

NDR 2009, 54 Minuten

GroßvaterHans-Peter HallwachsPeter SkovlundAndres PietschmannMarie SkovlundJudith RosmairOrlando SkovlundMartin WißnerMasha SkovlundJanina KutschanOnkel JohannHelmut KraussThomasSamuel WeissHerr BeilinKlaus FalkhausenFrau BeilinAnne WeberSS-Mann 3/SoldatJörgpeter AhlersSS-Mann 1/Soldat1/An- und AbsageAchim BuchSS-Mann 2/Soldat 2/Stimme am TelefonChristoph TomanekEnkelinFlorentine BurkhardtBamse SkovlundLukas SperberAnton BeilinBenedikt BürkGilda BeilinSmilla Gerst

Das Hörspiel auf CD Andreas Pietschmann, Martin Wißner

13Warum die NDR Mikado-Redaktion dieses Buch zu ei-

nem Hörspiel gemacht hat

Die spannende Geschichte spiegelt Zeitgeschehen aus

der Perspektive von Kindern wider. Es lohnt der Blick

ins nördliche Nachbarland, gerade beim Themenkom-

plex „Nationalsozialismus/Judenverfolgung“. Die däni-

schen Besonderheiten sind eine reizvolle Annäherung

an das komplexe Geschehen und lösen Nachfragen aus:

„Wie war das in anderen Ländern?“ Die Autorin schreibt

klar und schnörkellos. Nicht als Erwachsene, die Kin-

dern etwas nahebringen will. Diese Tonlage hilft bei der

Verwandlung in ein Hörspiel. Einige Schlüsselszenen

eignen sich hervorragend für szenische Umsetzung, z. B.

die Durchsuchung. Das Hörspiel bietet schon für sich

genommen viele Gesprächsanlässe für unmittelbare

Reflexion und intensive Nachbesprechung.

SANDI TOKSVIGSandi Toksvig, geboren 1958 in Kopenhagen, lebt in

England. Sie begann während ihres Studiums in Cam-

bridge mit der Schauspielerei. Sie ist eine erfolgreiche

Fernsehmoderatorin, präsentiert Kindersendungen

und Quizshows und hat sich auch als Comedian einen

Namen gemacht. Ihr erstes Kinderbuch erschien 1994.

Seitdem veröffentlicht sie regelmäßig Bücher für Kinder

und Erwachsene. In deutscher Übersetzung ist außer

„Hitlers Kanarienvogel“ (Boje) der Roman „Elefantenbal-

lett“ erschienen (bei Goldmann). Sandi Toksvig lebt in

London.

Das Buch „Hitlers Kanarienvogel“ ist im Boje Verlag

erschienen.

Für eine größere Unterrichtseinheit könnte das Buch

der Ausgangspunkt sein. Die Hörspielumsetzung (hand-

werklich/inhaltlich) kann dann in den Mittelpunkt

rücken. Das Hörspiel sowie Vorschläge zur Arbeit mit

„Hitlers Kanarienvogel“ im Unterricht stehen im Internet

zur Verfügung. Den Link erhalten Sie vom NDR

(E-Mail: [email protected], weitere Kontaktdaten

siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der

Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch

mit Ihnen ab.

Das Team

14

KäferkumpelM.G. LEONARD | KLASSENSTUFE 4 BIS 6

Krabbelalarm: Wo kommen die vielen Käfer her, die der

12-jährige Darkus im Nachbarhaus entdeckt? Führen

ihn die Käfer bei der Suche nach seinem verschwunde-

nen Vater auf die entscheidende Spur? Darkus ist fas-

sungslos, als ein besonders prächtiger Nashornkäfer

gezielt auf ihn zusteuert. Offenbar will ihm der Käfer

etwas mitteilen. Aber wie soll das gehen? Unmöglich.

Doch was Darkus zunächst nicht glauben mag, passiert!

Baxter, so nennt Darkus seinen neuen Krabblerfreund,

wird zur Hauptperson der aufregenden Geschichte. Er

weiß, dass Darkus Vater entführt wurde und findet

einen Weg, sich verständlich zu machen. Darkus trom-

melt seine besten Freunde zusammen. Nun müssen es

drei Kinder und ein Käfer mit einer gefährlichen Gegne-

rin aufnehmen: Die ehrgeizige Wissenschaftlerin Lucre-

tia Cutter züchtet Käfer für verbrecherische Zwecke.

Wehe dem, der sich ihr in den Weg stellt.

Das Hörspiel wurde bei den ARD Hörspieltagen 2017

mit dem Hörspielpreis der Kinderjury ausgezeichnet. Es

ist als CD in der Reihe „Silberfisch“ (Hörbuch Hamburg)

erschienen.

Warum die NDR Mikado-Redaktion dieses Hörspiel

gemacht hat

Das gab es noch nie: Ein Insekt als Helfer und Ermittler

in einem Krimi. Der schräge Einfall, der schon im Buch

für prächtige Unterhaltung sorgt, entfaltet im Hörspiel

einen ganz besonderen Reiz. Schrille Situationen und

zuweilen kräftige Gänsehautmomente bieten Action,

doch es bleibt viel Platz für Subtilität und Nachdenklich-

keit. Die Verzweiflung von Darkus, der um seinen Vater

Musik: Peter Kaizar Regie: Robert SchoenHörspielbearbeitung: Heidi Knetsch und Stefan Richwien

NDR 2017, 54 Minuten

Darkus/E-DarkusOliver SzerkusVirginiaChloë Lee ConstantinBertoldLaszlo CharisiusNovakEmiliy StößerOnkel MaxJürgen UterVater BartyRobert MisslerLucretia CutterSascha IcksHumphreyTimo DierkesPickeringBjarne MädelMargaretIsabella GrotheMann 1Robert SchoenMann 2Jörgpeter von Clarenau

Regisseur Robert SchoenDas Hörspiel auf CD

15bangt, lässt Empathie entstehen. Glaubwürdig gewinnt

der erschöpfte Junge aus der fast zärtlichen Kontakt-

aufnahme zu dem Käfer enorme Energie und geradezu

heiligen Zorn: Die Experimente der eiskalten Forscherin

Lucretia sind bedrohlich und empörend: So darf man

mit der Natur nicht umgehen!

Dank der aufs Wesentliche konzentrierten Textbearbei-

tung, eines gewagten Musikkonzepts und der auf

Tempo setzenden Regie wird dieses Hörspiel zu etwas

ganz Besonderem. Es erringt binnen Minuten die Auf-

merksamkeit der jungen Hörer – nicht zuletzt von Jun-

gen, die das Lesen und Zuhören noch nicht zu ihren

Kernhobbies zählen.

Heidi Knetsch und Stefan Richwien

haben schon viele Bücher in Hörspiele verwandelt. Mit

der NDR Produktion „Gefangen im Packeis“ (Erzähler:

Uwe Friedrichsen) haben sie der Südpolarexpedition

von Ernest Shakleton ein Denkmal gesetzt. Der Zweitei-

ler „Die schwarzen Brüder“ (Radio Bremen) widmet sich

dem Schicksal von Jungen aus bettelarmen Bergbauer-

familien, die als Kaminkehrer in Mailand schuften muss-

ten. Mit der OHRENBÄR-Erzählreihe „Biber und Specht,

die Walddetektive“ (Sprecher: Jürgen Thormann) gelang

dem Duo ein großer Wurf, mit einem „Sonderservice für

die Großen“: Fabelhaft nehmen die Autoren hier die

Unzulänglichkeiten der Erwachsenen auf die Schippe.

Heidi Knetsch und Stefan Richwien leben in München.

Von links nach rechts: Laszlo Charisius (Bertold), Oliver Szerkus (Darkus), Chloë Lee Constantin (Virginia), Emily Stößer (Novak)Regisseur Robert Schoen

MikadoKinderhörspiele auf NDR Info

Hörspiele sind Einladungen zum

großen Abenteuer: Mitfiebern, Lachen,

Gruseln, Herzklopfen. All das bieten

die aufwändig produzierten Kinder-

hörspiele des NDR.

Faszinierende Hörwelten für Kinder

gibt es sonntags um 14.05 Uhr in

der Sendung Mikado auf NDR Info.

Vorschau unter ndr.de/mikado

Was NDR Info darüber hinaus im

Programmangebot hat, finden Sie

unter ndr.de/info

16

Gespensterjäger auf eisiger SpurCORNELIA FUNKE | KLASSENSTUFE 3 BIS 6

Bei Tom gibt es Tage, an denen gar nichts klappt. Als

er dann auch noch im Keller tatsächlich einem Ge-

spenst begegnet, glaubt ihm fast niemand, vor allem

nicht die große Schwester Lola. Nur die Oma nimmt

Tom ernst und vermittelt ihn an die Gespensterjägerin

Hedwig Kümmelsaft. Mit Tipps versorgt stellt sich Tom

dem MUG (Mittelmäßig Unheimliches Gespenst). Das

besiegte Gespenst ist ein Häufchen Elend. Was es zu

berichten hat, zieht Tom in das eigentliche Abenteuer

hinein. Sein alter Spuk-Ort ist nämlich von einem Kolle-

gen anderen Kalibers besetzt, einem UEG (Unglaublich

Ekelhaftes Gespenst). Tom hat Mitleid mit dem vertrie-

benen Gespenst: Eine Frechheit, wie sich das UEG

benimmt. Mit vereinten Kräften machen sich Tom, Frau

Kümmelsaft und das MUG, das übrigens Hugo heißt,

an die Arbeit. Das UEG muss ein für allemal vertrieben

werden. Und am Ende erteilt Tom noch seiner Schwes-

ter Lola, die seine Gespensterberichte hochnäsig für

Unsinn erklärt hatte, eine nervenaufreibende Lektion.

Warum die NDR Mikado-Redaktion dieses Buch zu

einem Hörspiel gemacht hat

Cornelia Funke sorgt in der Buchvorlage meisterhaft

für die richtige Mischung aus „Gruseln“ und „Lachen“.

Schon beim Lesen spürt man, wie vielversprechend es

wäre, dieses Abenteuer zu hören und wird neugierig

darauf, die drei starken Hauptfiguren im Spiel zu erle-

ben: Die Hauptperson, der eher ängstliche Tom, zeigt

in der Stunde der Bewährung wahren Löwenmut. Frau

Kümmelsaft, die kauzige Gespensterjägerin, riskiert

mit ihrem Abenteuerhunger Kopf und Kragen (nicht nur

ihren eigenen). Hugo, dem unterdrückten Gespenst mit

Hörspielbearbeitung: Jörgpeter von Clarenau Musik:Bernd Keul Fagott und Geige:Henning Stoll Absage:Tobias PersielRegie: Hans Helge Ott

NDR 2009, 65 Minuten

ErzählerinKatja DanowskiTomLeon Alexander RathjeHedwig KümmelsaftKatja BrüggerGespenst HugoErnst H. HilbichHerr LieblichMax HoppToms SchwesterNina KressToms MutterBirte KretschmerToms OmaGisela TroweGespenst UEGMonty ArnoldZitatorenIngeborg Kallweit, Holger Postler, Peter Weis

Das Hörspiel auf CD Katja Brügger und Leon Rathje

17nur mittelmäßiger Spukqualität, fliegen am Ende alle

Herzen zu.

CORNELIA FUNKE Cornelia Funke, geboren 1956 in Dorsten, begann nach

ihrer Ausbildung zur Diplompädagogin auf einem Bau-

spielplatz und studierte parallel dazu Buchillustration

an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg.

Durch ihre Arbeit als Illus tratorin von Kinderbüchern

kam sie selber zum Schreiben. Sie war bereits eine der

erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen, als

im Jahr 2002 mit dem Roman „Herr der Diebe“ der in-

ternationale Durchbruch gelang. „Drachenreiter“ und

die sogenannte Tintentrilogie („Tintenherz“, „Tinten-

blut“, „Tintentod“) waren weitere internationale Erfolge.

Die Gesamt auflage ihrer Bücher liegt bei deutlich über

10 Millionen Exemplaren. Die in vier Büchern erzählten

Abenteuer der „Gespensterjäger“ (Loewe Verlag) ge-

hören zu ihren frühen Veröffentlichungen, die erklärter-

maßen für Kinder geschrieben wurden. Anders ihre

jüngsten Romane („Reckless“), die eher dem Genre

„Fantasy“ zuzuordnen sind und sich an ein älteres Pub-

likum wenden. Cornelia Funke lebt in Los Angeles.

Das Buch „Gespensterjäger auf eisiger Spur“ ist im

Loewe Verlag erschienen.

Für eine größere Unterrichtseinheit kann das Buch

der Ausgangspunkt sein. Die Hörspielumsetzung (hand-

werklich/inhaltlich) kann dann in den Mittelpunkt

rücken. Vorschläge zur Arbeit mit „Gespensterjäger in

großer Gefahr“ im Unterricht stehen im Internet zur

Verfügung. Den Link erhalten Sie vom NDR (E-Mail:

[email protected], weitere Kontaktdaten siehe

Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der

Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch

mit Ihnen ab.

18

Märchenkuddelmuddel bei PinocchioHELMUT PETERS | KLASSENSTUFE 3 BIS 6

Eigentlich hat Pinocchio, der kleine, freche Junge aus

Holz, seine Nase immer vorn. Er hat sich daran gewöhnt,

dass sie ein wenig lang geraten ist. Schuld daran ist ein

Bestrafungszauber: Die Fee mit den dunkelblauen Haa-

ren fühlte sich von Pinocchio zu oft dreist belogen. So

weit, so bekannt – aus dem berühmten Buch von Carlo

Collodi.

Nun aber ist etwas Unerhörtes passiert: Die Nase ist

weg! Die Fee wittert Betrug. Doch Pinocchio hat mit

dem Verlust seiner Nase nichts zu tun. Er ist unglück-

lich, denn eine lange Nase ist immer noch besser als

gar keine. Jetzt kann nur noch Petra Plapper helfen. Sie

steht Kinderbuchhelden bei, die in Not geraten. Mit

ihren magischen Fähigkeiten und einem Heißluftballon

kann sie in die Märchenwelten hinein schweben und die

Dinge wieder in Ordnung bringen. Manchmal allerdings

sorgt sie mit ihrer Einmischung selbst für Kuddelmud-

del. Nur eins ist sicher: Wenn Petra Plapper auftaucht,

ist es nie langweilig! Unter ihrer Leitung beginnt nun

also eine Nasen-Fahndung. Mit dabei: Beißhart von

Sägemehl, ein Holzwurm und treuer Freund Pinocchios,

und die etwas wunderliche Märchen-Oma. Schritt für

Schritt kommen sie dem Nasendieb auf die Schliche.

Warum die NDR Mikado-Redaktion dieses Hörspiel

gemacht hat

Dieses Hörspiel ist keine Buchbearbeitung. Es konnte

also fürs Radio maßgeschneidert werden. So ist die

Hauptfigur eine Reporterin, die wie eine Korresponden-

tin das Geschehen den Hörern vermittelt. Ein Gesche-

Regie: Helmut Peters Dramaturgie und Redaktion:Jörgpeter von Clarenau

NDR 2008, 53 Minuten

Petra PlapperMarion ElskisPinocchioJana SchulzBeißhart von Sägemehl Elmar BrandtMärchen OmaRenate Delfs FeeAnna-Maria KuricovaFrau HolleAnne Moll PechmariechenLisa HagmeisterHans im GlückBenjamin UtzerathDornröschenSimona Pah GouvernanteHedi KriegeskottePrinzStephan SchadDer fliegende RobertDaniel Hoevels StruwelpeterFelix Kramer Apfelbäumchen Rieke Müller

Das Hörspiel auf CD Helmut Peters

19hen freilich, das sie nicht nur beobachtet, sondern in

das sie liebend gern eingreift. Und wer wünschte sich

nicht ihre zauberische Fähigkeit, in Bücher und Mär-

chen hineinreisen und den Helden der Geschichten

persönlich begegnen zu können? Wenn dies – wie in die-

sem Fall – mit einer detektivischen Aufgabe verbunden

ist, macht es doppelt Spaß, das Geschehen zu verfol-

gen. Bei der Entwicklung der Reihe haben Redaktion

und Autor lange um die Frage gerungen, ob die zuhö-

renden Kinder die wichtigsten Figuren gut kennen

müssen, um dem Geschehen mit Spaß folgen zu kön-

nen. Fazit: Das Hörspiel soll funktionieren, ohne dass

die Kinder sich zuvor in die Märchen bzw. Bücher vertie-

fen müssen. Bei dem hier vorgestellten Hörspiel genügt

es, den Kindern vor dem Hören die Figur des Pinocchio

in wenigen Worten vorzustellen bzw. sie ihnen in Erinne-

rung zu bringen.

HELMUT PETERS Helmut Peters, geboren 1963 in Braunschweig, studier-

te Bibliothekswissenschaften, Musikwissenschaft und

Kunstgeschichte in Hamburg. Er ist als Werbeleiter für

einen Musikverlag und als Rezensent für mehrere Zei-

tungen in Hamburg tätig. 1996 schrieb er sein erstes

Kinderhörspiel für den NDR: „Käpt’n Schnalle wird ent-

larvt“. Temporeich und grotesk geht es in seinen Hör-

spielen zu, bei denen er selbst Regie führt. Aus seiner

Idee, eine Reporterin ins Land der Märchen reisen zu

lassen, wo sie den „Stars“ aus der Märchenwelt begeg-

net, entwickelte er mit der Mikado-Redaktion die Reihe:

„Märchenkuddelmuddel“. Einige Hörspiele sind als CD

beim Verlag „Jumbo, Neue Medien“ erschienen, darun-

ter auch das hier vorgestellte. (Achtung! Abweichender

Titel: „Pinocchios Märchenreise“)

Helmut Peters ist verheiratet. Er ist Vater einer Tochter

und eines Sohnes und lebt in Hamburg.

Vorschläge zur Arbeit mit „Märchenkuddelmuddel

bei Pinocchio“ im Unterricht stehen im Internet zur

Verfügung. Den Link erhalten Sie vom NDR (E-Mail:

[email protected], weitere Kontaktdaten siehe

Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der

Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch

mit Ihnen ab.

Marion Elskis Stephan Schad Benjamin Utzerath

20

Geheimsache LabskausMARTIN VERG UND INA ROMETSCH | KLASSENSTUFE 4 BIS 6

Wie konnte das bloß passieren? Die Freunde Oskar und

Jack erleben beim Hundesitten einen Alptraum. Wäh-

rend sie sich ein paar Kugeln Eis kaufen, wird der ihnen

anvertraute Pudel gekidnapped. Ihre Entscheidung, die

Sache sofort bei der Polizei zu melden, führt die beiden

in eine Spirale des Wahnsinns. Statt eine Fahndung

nach den Entführern zu starten, lässt ein fieser Polizist

Oskar und Jack einsperren. Entsetzt erleben die Kinder,

dass ihnen kein Erwachsener glaubt. Wenigstens lernen

sie in der Labskausfabrik, in der sie schuften müssen,

Elektra kennen, mit der man durch dick und dünn ge-

hen kann. Sie ist es auch, die auf die „Geheimsache

Labskaus“ stößt: Aus Geldgier wurde das Labskausre-

zept verändert. Was die Kinder in die Konservendosen

füllen, ist eine minderwertige Pampe. Durch Zufall fin-

den die Kinder endlich auch eine Spur von dem entführ-

ten Pudel. Hinter der Sache stecken zwei üble Verbre-

cher, die einen ganz großen Coup planen. Die drei

Kinder lassen sich nicht einschüchtern. Sie beschließen,

den Gangstern kräftig in die Suppe zu spucken. Ob sie

sich angesichts mutierter Monsterfische, explodieren-

der Kanister und einem durchgedrehten Polizisten wo-

möglich zu viel zumuten?

Warum die NDR Mikado-Redaktion dieses Hörspiel

gemacht hat

„Endlich mal wieder ein richtig aufregendes Krimihör-

spiel!“ Für diesen Wunsch der Redaktion kam „Geheim-

sache Labskaus“ wie gerufen. Skurril und turbulent ist

die Handlung. Atemberaubendes widerfährt den Haupt-

personen: Die vermeintliche Geborgenheit, in der sich

behütete Kinder wähnen, löst sich in Nichts auf. Unter

Regie: Hans Helge Ott Hörspielbearbeitung:Jörgpeter von Clarenau

NDR 2014, 56 Minuten

Erzähler Konstantin GraudusOskar Yassine Boukhobza Zack Tom Rathje Elektra Bele Möller Carlie Leonie Landa Paloma Hansen Meike Harten Anderling Jens Wawrczeck Dr. Kurz Michael Prelle Dr. Dose Jan SchütteHarro Ungern Oskar KetelhutFrau Feudel Hedi KriegeskotteOskars Mutter Sabine Kaack

Das Hörspiel auf CD Hans Helge Ott

21den Erwachsenen, die den Kindern begegnen, ist nicht

ein einziger Verbündeter. Die Großen sind entweder ig-

norant und feindselig oder hoffnungslos überforderte

Trottel. Natürlich ist das alles weit weg von der Realität.

Wirklich? Allein diese Frage bietet reichlich Stoff für die

Nachbesprechung. Der lapidare Erzählton, viel Situati-

onskomik und das bitterböse Vorführen von Freunden

und Helfern (Polizei, Jugendamt) machen die temporei-

che Inszenierung zu einem kurzweiligen Vergnügen. Die

Produktion erhielt eine Nominierung für den Deutschen

Hörbuchpreis, als eines der drei besten deutschspra-

chigen Hörspiele des Jahres 2014.

MARTIN VERG UND INA ROMETSCH Martin Verg geboren 1971 in Hamburg, studierte Ge-

schichte in Hamburg und Dublin und ist seit 2008 Chef-

redakteur der Kinderzeitschrift GEOlino. Zudem Autor,

Musiker und Vater zweier Töchter. Seit der Recherche

zu „Geheimsache Labskaus“ kann er Labskaus zwar

recht passabel zubereiten, sein Leibgericht wird es in

diesem Leben aber nicht mehr.

Ina Rometsch studierte Englische Literatur und Ethno-

logie. Sie veröffentlichte verschiedene Sachbücher und

Krimi-Comics für Kinder und schreibt als freie Journalis-

tin, Autorin und Comic-Texterin. Ina Rometsch lebt mit

ihrer Familie in Wien.

„Geheimsache Labskaus“ ist beim Verlag Jumbo Neue

Medien auf CD erschienen.

Vorschläge zur Arbeit mit „Geheimsache Labskaus“

im Unterricht stehen im Internet zur Verfügung.

Den Link erhalten Sie vom NDR (E-Mail:

[email protected], weitere Kontaktdaten

siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der

Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch

mit Ihnen ab.

NDR-Info Reporterin Aline König interviewt Yassine Boukhobza Voller Einsatz: Tom Rathje

22

23Hörspiele9. BIS 11. KLASSE

24

TschickWOLFGANG HERRNDORF | KLASSENSTUFE 9 BIS 11

Maik ist vierzehn und hat Glück. Zwei Wochen Sommer-

ferien darf er allein zu Hause verbringen. Seine Mutter

weilt offiziell auf einer „Schönheitsfarm“, wie sie selbst

ihren Aufenthalt in einer Entzugsklinik euphemistisch

umschreibt. Der Vater ist auf „Geschäftsreise“, sprich:

auf amouröser Abenteuerfahrt mit seiner jungen Assis-

tentin. Maik will die freie Zeit nutzen, vor allem für

melancholische Grübel-Sessions, in denen er seinen

Liebeskummer (Tatjana, seine Klassenkameradin, ist

unerreichbar!) feiern möchte. Doch dann steht Tschick

vor der Tür, der Neue in der Klasse, eigentlich Andrej

Tschichatschow, ein Russe aus der Assi-Siedlung, der

gerne mal besoffen zum Unterricht kommt. Er lädt ihn

ein zu einer Spritztour in die Walachei. Mit geklautem,

oder wie er sagt, „ausgeliehenem“ Auto, versteht sich. In

Tschicks Schrott-Karre knattern die beiden, ohne Karte

und Kompass, durch die sommerglühende Provinz und

entdecken dabei allerlei Merkwürdiges, aber vor allem:

Spaß, Vertrauen, Freundschaft und das Leben.

Zur Dramaturgie:

„Tschick“ ist in der Rückschau, konsequent aus der Pers-

pektive eines 14-Jährigen, Maik Klingenberg, erzählt.

Vor seinem „inneren Auge“ entfaltet sich eine Reihe bei-

ßend komischer, zugleich auch anrührender Szenen.

Die Musik fügt sich harmonisch in Maiks Erzählrhyth-

mus, kommentiert ironisch das Geschehen, steht dabei

zuweilen, nicht ohne Komik, in Kon trast zu Maiks eige-

nem musikalischen Lieblings-Kosmos.

Hörspielbearbeitung: Norbert SchaefferRegie: Iris DrögekampMusik: Andreas Bick

NDR 2011, 58 Minuten

MaikJulian GreisTschickConstantin von JascheroffIsaEffi RabsilberJosef KlingenbergStephan SchadFrau KlingenbergUlrike GroteSchürmannSamuel WeissWolkowMichael PrelleWagenbachGerhard GarbersStrahlHanns Jörg KrumpholzKaltwasserHannes HellmannFrickeGerd BaltusRichter BurgmüllerUli PleßmannPolizistHeiko RaulinFrauCaroline EbnerAndréGunnar FrietschFriedemannJoshua SommerFlorentineSelina SchröderElisabethFranziska RareyJonasBennet ZippelSchüler Klasse 6 und 8:Gunnar FrietschGiuseppe RestivoCarlotta HöhneRonja LautherSelina SchröderJoshua Sommer

Constantin von Jascheroff Stephan Schad

25WOLFGANG HERRNDORFWolfgang Herrndorf, geboren 1965 in Hamburg, stu-

dierte Malerei und zeichnete u. a. für die „Titanic“. 2002

erschien sein Debüt „In Plüschgewittern“. Für „Dies-

seits des Van-Allen-Gürtels“ wurde er 2008 mit dem

Deutschen Erzählpreis aus gezeichnet. 2010 erschien

„Tschick“, 2011 der Roman „Sand“, der 2012 den Preis

der Leipziger Buchmesse bekam. Der Autor starb 2013

in Berlin.

Vorschläge zur Arbeit mit „Tschick“ im Unterricht ste-

hen im Internet zur Verfügung. Den Link erhalten Sie

vom NDR (E-Mail: [email protected], weitere

Kontaktdaten siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Schulklasse

zustande kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld

mit Ihren Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf

der Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem

Besuch mit Ihnen ab.

Regisseurin Iris Drögekamp mit Gerd Baltus

26

SchweigeminuteSIEGFRIED LENZ | KLASSENSTUFE 9 BIS 11

Siegfried Lenz erzählt eine Liebesgeschichte in der

Rückschau und aus dem Blickwinkel eines Gymnasias-

ten. Christian hat sich in Stella Petersen, seine Eng-

lischlehrerin, verliebt. Mit ihr hatte er eine kurze, aber

leidenschaftliche und geheime Liebesaffäre. Bis zu

dem tragischen Unfall. Schauplatz: eine kleine Hafen-

stadt irgendwo an der norddeutschen Ostseeküste.

Bei der Rückkehr von einer Segeltour wird die Lehrerin

von Bord gerissen und an die Steine eines Wellenbre-

chers geschleudert, an dem auch Christian – er ist wie

sein Vater Steintaucher – mitgebaut hatte. Stella stirbt

nach wenigen Tagen, ohne das Bewusstsein wiederer-

langt zu haben. Nun ist Chris tian gezwungen, in der

Aula seiner Schule an der Trauerfeier für die verstorbe-

ne Lehrerin teilzunehmen. Der „Erinnerungsstrom“

des Jungen gerät vor der akustischen Kulisse der schu-

lischen Gedächtnisfeier zu einer intimen Zwiesprache

mit der Toten.

Als ein Buch über „das Lernen des Lebens“ wollte Sieg-

fried Lenz seine von der Kritik einhellig gefeierte jüngs-

te Novelle (2008) verstanden wissen. Sie erzählt eben-

so zeitlos wie schlicht von der Flüchtigkeit des Glücks,

der Trauer und dem Tod.

Zur Dramaturgie:

Es galt vor allem, den spezifischen Charakter der Novel-

le, ihren Rahmen und die komplexe, auch anfangs irri-

tierende retrospektive Erzählweise des Schriftstellers

in eine Vorlage zu übersetzen, die auch akustisch funk-

tioniert. Der Erzählstruktur der Novelle folgend lassen

sich drei Erzählhaltungen oder -perspektiven von Chris-

Hörspielbearbeitung und Regie: Sven Stricker

NDR 2009, 44 Minuten

ChristianJona MuesStellaNadja KrusePetersenPeter MaertensVaterMichael PrelleBlockGerhart HinzeFrederikKonstantin GraudusGeorg Kostja UllmannDer alte TordsenAxel OlssonGesangMaximilian Moormann vom Hamburger Knabenchor St. Nikolai

Nadja Kruse

27tian ausmachen. Erstens: Christian als Ich-Erzähler, der

die konkrete Trauerfeier schildert. Zweitens: Christian,

der sich erinnert und zurückschaut (Rückblenden).

Drittens: Christian, der in einer Art „Gedankenstimme“

direkt zu der Verstorbenen spricht. In der Verknüpfung

dieser drei Perspektiven, die die besonderen erzähle-

rischen Merkmale der Novelle ausmachen, bestand die

Herausforderung dieser Hörspielbearbeitung.

SIEGFRIED LENZSiegfried Lenz, am 17.03.1926 in Lyck/Ostpreußen

(heute Elk/Polen) geboren, kam nach dem Notabitur zur

Marine, desertierte kurz vor Kriegsende und kam in bri-

tische Kriegsgefangenschaft. Er begann ein Studium

der Philosophie und Anglistik in Hamburg, das er zu-

gunsten eines journalistischen Volontariats abbrach.

Von 1950 bis 1951 arbeitete er als Feuilleton-Redakteur.

Er wurde zu einem der meistgelesenen Autoren in der

Bundesrepublik. Mit seinen masurischen Geschichten

„So zärtlich war Suleyken“ (1955) hatte er seinen ersten

großen Erfolg. Es folgten zahlreiche Erzählungen und

Romane, die z. T. auch verfilmt wurden, u. a. die Romane

„Der Mann im Strom“ (1957), „Das Feuerschiff“ (1960),

„Deutschstunde“ (1968), „Fundbüro“ (2003). Verfasser

zahlreicher Rundfunkarbeiten, als Hörspiele u. a.: „Das

schönste Fest der Welt“ (NWDR 1955), „Die Zeit der

Schuldlosen“ (SWF/NDR 1960), „Die Zeit der Schuldi-

gen“ (NDR/SWF 1961), „Das Labyrinth“ (NDR/SDR

1967), „Fallgesetze“ (SDR 1978). Zahlreiche Preise, Eh-

rungen und Auszeichnungen, u. a. „Friedenspreis des

Deutschen Buchhandels“ (1988), Ehrendoktorwürde der

Ben-Gurion-Universität in Israel (1992), „Jean-Paul-

Preis“ (1995), Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main

(1999), „Lew–Kopelew-Preis für Frieden und Menschen-

rechte“ (20009). Ehrenbürger der Hansestadt Hamburg

(2001). Siegfried Lenz starb 2014 in Hamburg.

Vorschläge zur Arbeit mit „Schweigeminute“ im Unter-

richt stehen im Internet zur Verfügung. Den Link er-

halten Sie vom NDR (E-Mail: [email protected],

weitere Kontaktdaten siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Schulklasse

zustande kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld

mit Ihren Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf

der Unterrichtseinheit stimmen wir vor unserem

Besuch mit Ihnen ab.

Jona Mues Sven Stricker (Mitte)

28

SumatraSABINE STEIN | KLASSENSTUFE 9 BIS 11

Sie sind allesamt Außenseiter auf der Suche nach einer

Gemeinschaft: Pico, das Mathe-Genie, das in Zahlen

und Formeln redet und in der Schule immer gemobbt

wurde, Jussi, der notorische Abbrecher und Anpas-

sungs-Verweigerer, der ein Projekt nach dem anderen

an die Wand fährt und Mascha, die Freiheitskämpferin,

die alle Verbindungen zu ihrer Familie gekappt hat. Ma-

scha träumt davon, mit Pico und Jussi nach Sumatra zu

fliegen und dort ein neues Leben zu beginnen. Doch

dazu kommt es nicht. Im Drogenrausch töten sie einen

Autofahrer. Parallel zur Reue über diese schreckliche

Tat wächst in ihnen das Gefühl der Macht. Alle Welt re-

det jetzt über sie. Was, wenn sie die Wirklichkeit einfach

nach ihren Ideen gestalten? Jussis ausbeuterischer

Chef zum Beispiel gehört abgestraft. Schon bricht das

Trio in sein Sushi-Paradies ein und kassiert die Beute

aus der Tageskasse. Sie soll der Familie des Unfall-Op-

fers zukommen. Eine heroische Aktion, die, kaum im

Netz gepostet, eine wachsende Fangemeinde nach sich

zieht. Weitere Aktionen und flashmobs folgen. Sie sind

jetzt Stars, moderne Robin Hoods. Doch einer von ih-

nen überschreitet die Grenzen.

Eine psychologische Studie über die Macht. Über die

Verlockung des Wer-Seins. Und über eine Gemeinschaft,

die zerbricht.

Regie: Roman NeumannKomposition: Frank Merfort

NDR 2018, 68 Minuten

Mascha KlenkeVanessa Loibl Jussi BaranJonas Minthe Pico SchönfeldtJulian Greis WilsonPascal Houdus SamyDaniel Axt OdaBirte SchnöinkMutter von JussiAndrea Jolly Meyerhoff (Polizist)Alexander Radszun ScarlettFranziska Herrmann Alexander NiehoffKai Hufnagel KundinMaren Sieber Stimme SUV-FahrerMarc Zippel

Von links nach rechts: Julian Greis, Vanessa Loibl, Jonas Minthe

29Zur Dramaturgie:

Das Stück beschreibt einen gruppendynamischen Pro-

zess und ist ein Reflex auf die veränderte Wirklichkeit

durch soziale Medien. Was macht das Netz mit den

Menschen, welche Möglichkeiten bietet es Ihnen? Die

Schnelligkeit, mit der aus No-Names Influencer werden,

ist frappant. Folglich wächst auch das Gefühl der Macht

bei den Einzelnen. Für das Außenseiter-Trio in unserem

Stück, das nie Anerkennung erfahren hat, bedeutet die

Selbst-Ermächtigung und der Applaus der Menge einen

rauschhaften kollektiven Ego-Trip. Und birgt gleichzei-

tig die Gefahr des Absturzes , denn sowie der unge-

schriebene moralische Minimal-Konsens aufgekündigt

wird von einem der Beteiligten, bricht die Gruppe ausei-

nander. Das wird im Finale angedeutet, wenn Jussi rich-

tig brutal zuschlägt und Maja ihn in seiner Gewalttätig-

keit nicht mehr als den innigen Freund aus

Kindheitstagen erkennt. Dieser Moment des Sich-

Fremd-Werdens bedeutet das Ende der Gruppe.

SABINE STEINSabine Stein, geboren 1961, lebt als freie Autorin (Pro-

sa, Hörspiele, Drehbücher) in Hamburg. Für den NDR

schrieb sie u. a. „Watchdog" (2010) und zahlreiche ARD

Radiotatorte, u. a. „Queenie" (2015), „Solo für Broschek"

(2016), „Nichts ist für immer" (2017) und „Zweite Ernte"

(2018).

AZ NDR

Kultur

Buch

Frequenzen und Informationen unter ndr.de/ndrkultur

Hören und genießen

Foto

: [M

] Sto

ck4

B_

RF,

dem

10/g

etty

imag

es

Am MorgenvorgelesenMo – Fr 8.30 – 9.00 Uhr

Die NDR Kultur App – jetzt kostenlos herunterladen unter ndr.de/ndrkulturapp

30

So was von daTINO HANEK AMP | KLASSENSTUFE 9 BIS 11

Silvester auf dem Kiez. Die ersten Böller explodieren

schon, nur Oskar Wrobel, Inhaber eines abgerockten,

zum Abriss freigegebenen Musikclubs auf der Reeper-

bahn, gammelt noch im Bett. Düster raisonniert er über

sein vermurkstes Leben und formuliert in Gedanken

schon mal den Text für seinen Grabstein. „Hier liegt

Oskar Wrobel, 23. Er hat’s versucht.“ Doch bei seinem

Untergang will er’s noch mal richtig krachen lassen und

mit einer letzten schrillen Club-Party in die Annalen des

Szenelebens eingehen. Los geht’s: „Heute ist die letzte

Nacht, heute noch, und dann ist’s aus.“

Sinnkrise, Weltuntergangsschmerz, Liebeskummer,

finanzieller Bankrott – das Hörspiel von Tino Hanekamp

thematisiert das Scheitern der Endzwanziger oder An-

fangdreißiger mit Selbstironie, Feierlaune und schrä-

gem Humor. Der Protagonist überzeugt als verpaddelter

Loser, der in Selbstmitleid und selbstgeschaffenem

Chaos unterzugehen droht.

Zur Dramaturgie:

Judith Lorentz hat den gleichnamigen, stark autobio-

graphisch codierten Roman in eine knapp 55-minütige

Radiofassung gebracht und inszeniert. Dafür musste

der Stoff stark verdichtet werden, der Fokus lag auf der

Profilschärfung der Charaktere, der akustisch-musikali-

schen Darstellung eines Lebensgefühls und der Herstel-

lung der Club-Party-Atmosphäre. Neben der verwandten

kommerziellen Musik wurde eine Band eingekauft, die

Hamburger Rockband „Tausend Robota“, ein junges, wil-

des Trio, das bei seinen ersten Schritten ins Pop-Ge-

schäft gerade mal 18 Jahre alt war.

Regie:Judith Lorentz Musik:1000 ROBOTA

NDR | WDR | SWR für die ARD 2014, 53 Min.

Oskar WrobelTom SchillingRockyAlexander ScheerLeon Fjodor OlevNinaValery Tscheplanowa Toter Elvis Rolf BeckerKarl Schneider Thomas BornEnrico Paul MaaßMathilda Eva MeckbachSenatorin Lena StolzePablo Jens HarzerTeresa Maria Magdalena WardzinskaErbse Marc HosemannDzidek Christoph LeszcynskiAnselm Florian LukasMädchen Mira ParteckeJuliaAnne Müller Marc Aurel Harald Halgardt

Christoph Leszcynski und Maria Magdalena Wardzinska

31TINO HANEK AMPTino Hanekamp, geboren 1979 in Wippra/Sachsen-

Anhalt, arbeitete jahrelang als Musikjournalist, lebte

mal hier und mal dort, reiste durch die Welt und landete

vor ein paar Jahren in Hamburg, wo er mit einem

Freund aus Versehen einen Musikclub namens Weltbüh-

ne gründete, der dann aber abgerissen wurde. Heute ist

er Mitbegründer, Miteigentümer und Programmdirektor

des Uebel & Gefährlich, das mehrfach zum besten Mu-

sikclub Deutschlands gewählt wurde. Für seinen Roman

„So was von da“ erhielt er den Silberschweinpreis für

das beste Debüt der LitCologne und den Kasseler För-

derpreis für Komische Literatur 2012.

Vorschläge zur Arbeit mit „So was von da“ im Unterricht

stehen im Internet zur Verfügung. Den Link erhalten Sie

vom NDR (E-Mail: [email protected], weitere

Kontaktdaten siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der Unter-

richtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch mit

Ihnen ab.

Tom Schilling Marc Hosemann Florian Lukas

DIE N-JOY MORNINGSHOW MIT KUHLAGE & HARDELAND

MONTAG BIS FREITAG5 UHR BIS 9 UHR

ALLE INFOS AUF N-JOY.DE

12269_4xAZ_Hoerspielschule.indd 2 11.07.13 12:50

32

ABCDE und ichSUSANNE AMATOSERO | KLASSENSTUFE 9 BIS 11

„ABCDE und ich“ ist das Portrait eines Jungen mit Mig-

rationshintergrund. Omo West – Omo, das heißt „Kind“

auf nigerianisch- ist 17 Jahre alt und lebt mit seiner

deutschen Mutter in Hamburg. Er erzählt von sich und

seinen Freunden und von ihren täglichen und nächtli-

chen Streifzügen durch die Stadt. Es geht um Streiche,

Mutproben und um das Erwachsenwerden. Immer wie-

der geraten er und seine Freunde ins Visier willkürlicher

Polizeikontrolle. Dabei wollen die Jugendlichen eigent-

lich nur friedlich „chillen“ und abhängen. In einer

manchmal misstrauischen Welt hilft den sechs Freun-

den ihr Zusammenhalt, sowohl den Argwohn überfor-

derter Polizisten als auch alltäglichen Rassismus und

Ausgrenzung mit Witz, Ironie und Gelassenheit zu parie-

ren. „ABCDE und ich“ ist so eine Art Anti-Krimi, der

deeskaliert, indem er vermeintliche Straftatbestände in

Lappalien zurückverwandelt.

Zur Dramaturgie:

„ABCDE und ich“ ist das Portrait eines Jungen, der zu al-

lererst von sich und seinen Freunden erzählt. Sein Blick

auf die Umgebung, in der er aufwächst, sein Blick auf

die Gesellschaft, die ihn umgibt, ist subjektiv.

In den Begegnungen mit den Autoritäten dieser Gesell-

schaft wird ein zweiter Blick deutlich. Es ist der Blick

auf Jugendliche mit sogenanntem Migrationshinter-

grund. Ein Blick, der von Vorurteilen geprägt ist.

Das Hörspiel verbindet Omo Wests inneren Monolog mit

kleinen dialogischen Szenen voller Sprachwitz. Im Zu-

sammenspiel mit Geräuschen entsteht so das akusti-

sche Bild einer sommerlichen Großstadt voller

feiernder Menschen.

Regie: Susanne AmatoseroMusik: Chassy Wezar

NDR 2014, 52 Minuten

Omo West Max WoitheALevin AmatoseroBSebastian PrasseCAltamasch NoorDElias KöseEJulian Spenke1. PolizistJulian Sengelmann2. PolizistBenjamin Utzerath3. PolizistRalf NovakPolizistinMaresa LühleBünabeWilfried DziallasMutterVictoria TrauttmansdorffAfrikanerIbrahima Sanogo

Julian SengelmannSusanne Amatosero

33Weiterer Bestandteil des Hörstücks ist die Musik des

19-jährigen Komponisten Chassy Wezar. Sie begleitet

und verstärkt die Handlung wie eine Filmmusik. Der ent-

spannte Reggae kontrastiert das Geschehen. Er trägt

auch dazu bei, die Harmlosigkeit der scheinbaren Straf-

taten der Jugendlichen musikalisch zu untermauern.

Für die Inszenierung mit Schülern eignen sich beson-

ders die Seiten 3 bis 7.

SUSANNE AMATOSEROSusanne Amatosero, 1952 in Wittlich an der Mosel ge-

boren, hat in Hamburg Malerei studiert und war als

freie Fotografin u. a. für „Die Zeit“ und „Stern“ tätig.

Nach einem längeren Aufenthalt in der Karibik entstand

ihr erster Dokumentarfilm: „Die Reise der Pilgrim Num-

ber One“, 1988 in Paris ausgezeichnet mit dem Spezial-

preis der Jury der „Septieme Bilan du Film Ethnogra-

phique“. Auf Materialien dieses Films basierte auch ihr

erstes Hörspiel „Die Buchstabenhütte“ (NDR 1988).

Seitdem entstanden ca. 25 , z. T. international ausge-

zeichnete Hörspiele, u. a.: „38,0 Grad“ (NDR 1991),

„Delta" (NDR/SR 1995, Hörspiel des Monats März 1995),

„funky yard“ (BR/NDR 1996, Goldmedaille bei The New

York Festivals), „Fool’s Büttel" (NDR/DLR Berlin 2004),

„Asylanten" ( DLR Berlin/NDR/SR 1999, als Theaterstück

1998 uraufgeführt am Hamburger Schauspielhaus,

Hörspiel des Monats November 1999) und „Mercury“

(NDR 2012). Sie lebt als Autorin, Regisseurin und Filme-

macherin in Hamburg.

Vorschläge zur Arbeit mit „ABCDE und ich“ im Unter-

richt stehen im Internet zur Verfügung. Den Link erhal-

ten Sie vom NDR (E-Mail: [email protected], wei-

tere Kontaktdaten siehe Seite 2).

Falls ein Schulbesuch des NDR in Ihrer Klasse zustande

kommt, empfehlen wir, dass Sie im Vorfeld mit Ihren

Schülern das Hörspiel anhören. Den Verlauf der Unter-

richtseinheit stimmen wir vor unserem Besuch mit Ih-

nen ab.

Maresa LühleJulian Sengelmann Benjamin Utzerath Ralf Novak

34

NDR Discover Music!MASSGESCHNEIDERTE KONZERTE FÜR JUNGE LEUTE

NDR Elbphilharmonie Orchester, NDR Radiophilhar-

monie, NDR Chor, NDR Bigband: Alle vier NDR Ensem-

bles laden zu maßgeschneiderten Konzerten für junge

Leute ein. Zu erleben sind die Musiker in den Sende-

sälen des NDR in Hamburg und Hannover, in der Elb-

philharmonie, aber auch in Schulen im gesamten Sen-

degebiet des NDR. Stets geht es darum, großartige

Musik mit allen Sinnen zu erfahren. Und immer ist das

Publikum herzlich eingeladen, sich aktiv am Konzert-

geschehen zu beteiligen.

Bei der NDR Radiophilharmonie in Hannover lösen jun-

ge Orchester-Detektive gemeinsam mit Malte Arkona

knifflige Fälle, Schüler ab Klasse 9 haben Gelegenheit

sich in zahlreichen Workshops intensiv mit Benjamin

Brittens War Requiem auseinanderzusetzen. Proben-

besuche, die Reihe „Spurensuche“ und natürlich auch

das „Zwergen-Abo“ bieten weitere Begegnungsmög-

lichkeiten.

In Hamburg lädt das NDR Elbphilharmonie Orchester

zur allerbesten Schulzeit in den großen Saal der Elb-

philharmonie ein und nimmt dabei den Komponisten

Dimitrij Schostakowitsch genauestens unter die Lupe.

Die NDR Bigband erzählt die Geschichte von „Kuno

Knallfrosch“ und der NDR Chor freut sich auf kräftige

Sängerinnen und Sänger beim „Kino zum Mitsingen“.

Außerordentlich humorvoll geht es zu, wenn fünf unter-

nehmungslustige Blechbläser (NDR Brass) im legendä-

ren Hotel Ritz absteigen und mit Musik des Ragtime-

Königs Irving Berlin für Stimmung, mit ihrem

einzig artigen Erfindungsreichtum aber auch für verblüf-

fende Verwirrung sorgen („Ragtime im Hotel“).

Alle Termine und Programme unter:

ndr.de/discovermusic

35

36

Herausgeber

Norddeutscher Rundfunk

Programmdirektion Hörfunk

Zentrale Programmaufgaben

Redaktion

Michael Plöger, Leiter Zentrale

Programmaufgaben Hörfunk;

Ulrike Toma, Leiterin Radiokunst;

Joergpeter von Clarenau, Leiter

Mikado-Redaktion (Radio für Kinder);

Annett Powell, Zentrale Programm-

aufgaben Hörfunk

Bildnachweis

Umschlag: Dan Persson/Maskot/

plain picture; Tomas Rodriguez | fancy |

plainpicture; No Strings / f1 online (2);

Marcus Krüger | NDR (S. 3, 14, 34 r., 35);

Stefanie Link (S.4 l.); Nigel Treblin (S. 4 r.);

Michael Zapf (S. 5 l.); Olaf Bathke (S. 5 r.);

Fritz Meffet | NDR (S. 6, 16, 17); Anke

Beims | NDR (S. 7, 8, 32, 33); Uwe Ernst

Image-point.de (S.9, 12, 13, 21); Jörgpeter

Ahlers | NDR (S. 15); Noel Tovia Mattof |

NDR (S. 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31);

Christian Wyrwa | NDR (S.34 l.)

Micha Neugebauer | NDR (S. 34)