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Hubert Klausmann

SchwäbischEine süddeutsche Sprachlandschaft

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Der Konrad Theiss Verlag ist ein Imprint der WBG

© 2014 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.Umschlaggestaltung: Stefan Schmid Design, StuttgartLektorat: Susann Säuberlich, NeubibergSatz und Gestaltung: DOPPELPUNKT, StuttgartGedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem PapierPrinted in Germany

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.deISBN 978-3-8062-2948-6

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF) 978-3-8062-3004-8eBook (epub) 978-3-8062-3005-5

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Vorwort

Gibt man in eine der bekannten Suchmaschinen des Internets das Wort „Schwäbisch“ ein, so erhält man eine riesige Anzahl von Hinweisen, in denen das Wort als Beiname eines Gebirgszuges, einer Stadt, einer Bausparkasse oder einer Zeitung erscheint. Man bekommt auch Ange-bote zu schwäbischen Witzen, zu schwäbischen „Highlandgames“ und schwäbischen Austern und Schnecken – nirgendwo wird jedoch auf eine Einführung in die schwäbische Mundart hingewiesen. Dies ist beson-ders deswegen so erstaunlich, weil die schwäbischen Mundarten schon sehr früh das Interesse der Sprachforschung geweckt haben. In zahlrei-chen Arbeiten von Karl Bohnenberger, Hermann Fischer und Karl Haag ist das Schwäbische seit Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand zahl-reicher Untersuchungen, doch wird dort entweder nur ein besonderes lautliches Phänomen, eine besondere Landschaft, wie etwa die schwä-bisch-fränkische Sprachgrenze, oder gleich der ganze alemannische Sprachraum untersucht, zu dem das Schwäbische als Teilgebiet ge - hört. Eine allgemeine Einführung in die schwäbische Mundart fehlt bis-lang.

Wenn ich mit dieser „Einführung“ versuche, diese Lücke zu schließen, dann ist dies auch darauf zurückzuführen, dass die Forschungslage heu-te über das ganze schwäbische Gebiet gleichermaßen gut ist. Zu verdan-ken ist dies dem Projekt „Sprachalltag in Nord-Baden-Württemberg“, das ich zusammen mit meinem Tübinger Kollegen Bernhard Tschofen geleitet habe und bei dem unsere Mitarbeiter Rebekka Bürkle, Nina Kim Leonhardt und Rudolf Bühler zusammen mit mir Spracherhebun-gen in über 150 Ortschaften des genannten Raumes durchführten. Da der Süden Baden-Württembergs bereits vor Jahrzehnten von der Uni-versität Freiburg aus erforscht worden war, war nun endlich vergleich-bares Sprachmaterial für ganz Baden-Württemberg und damit auch für das Schwäbische vorhanden. Freilich wird nicht nur in Baden-Württem-berg schwäbisch gesprochen. Das Material für die bayerische Seite konn-te ich dem in Augsburg unter Werner König entstandenen „Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben“ entnehmen, dasjenige für den kleinen Tiroler Anteil am Schwäbischen dem von Eugen Gabriel herausgegebenen „Vor-arlberger Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein,

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6 Vorwort

Westtirols und des Allgäus“. Ohne die in diesen Projekten in gleicher Weise erhobenen Mundartbelege hätte dieses Buch nicht entstehen kön-nen. Daher gehört mein erster Dank allen Mitarbeitern der genannten Sprachatlanten und deren Informanten, die wir in der Dialektforschung „Gewährspersonen“ nennen. Letztere haben sich nicht nur viel Zeit ge-nommen, um die umfangreichen Fragebücher zu beantworten, sondern sie haben uns als Sprachforscher auch immer wieder ermuntert, weiter-zumachen und das Material auch zu veröffentlichen, und zwar nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für interessierte Laien. Mit meiner „Einführung ins Schwäbische“ komme ich gern diesem Wunsch nach.

Neben den bereits erwähnten Personen gilt mein Dank ebenso allen Institutionen, die dazu beigetragen haben, dass durch das Tübinger Pro-jekt „Sprachalltag“ nach vielen Jahrzehnten endlich die Lücke in der sprachgeografischen Erhebung Baden-Württembergs geschlossen wer-den konnte. Hierzu gehören die verantwortlichen Personen des Kultus-ministeriums, des Wissenschaftsministeriums, der Universität Tübingen mit dem Ludwig-Uhland-Institut und des Fördervereins „Schwäbischer Dialekt“ mit ihrem Vorsitzenden Hubert Wicker. Um eine Einführung ins Schwäbische allerdings in die Tat umzusetzen, bedarf es eines Ver-lags. Hier habe ich besonders dem früheren Geschäftsführer des Konrad Theiss-Verlags, Volker Hühn, der den Anstoß zu diesem Buch gab, als auch dem damaligen Programmleiter Rüdiger Müller zu danken, des -sen Erfahrung mir sowohl beim Inhalt als auch bei der Gestaltung des Buches eine enorme Hilfe war. In diesen Dank einschließen möchte ich Frau Dr. Elvira Weißmann von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft und Frau Susann Säuberlich, die das Buch zu Ende betreuten.

In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder Vorträge zum Thema „Schwäbisch als Wissenschaft“ gehalten. Die Fragen, die mir bei dieser Gelegenheit vom Publikum gestellt wurden, sind in die nun vor-liegende Einleitung ins Schwäbische eingegangen. Nach den Vorträ gen wurde ich aber auch oft gefragt, wo man denn das alles nachlesen könne. Bislang konnte ich diese Frage nicht beantworten. Nun hoffe ich, dass ich den Wunsch nach einer allgemein verständlichen Einführung in die schwäbischen Mundarten erfüllen kann. Wenn aber noch immer etwas fehlen sollte, so bitte ich dies zu entschuldigen. Der Umfang des Buches war vorgegeben und durfte nicht überschritten werden. Für Anregun-gen, Korrekturen und Änderungswünsche bin ich aber jederzeit dank-

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Hinweise zum Lesen der Mundartwörter und zur Literatur an gabe 7

bar. Vielleicht bekommt das Buch sogar so viele Leser, dass man dann all diese Hinweise in einer weiteren Auflage einarbeiten kann.

Das Buch ist so geschrieben, dass man die Beschreibungen der ein-zelnen Sprachräume in Kapitel B getrennt voneinander lesen kann. Dies führt zwar zu Wiederholungen einzelner Aussagen, doch überwiegt für mich hier der Vorteil, dass die Leserinnen und Leser sich ganz auf die Gebiete, für die sie sich interessieren, konzentrieren können. Alle ande-ren Kapitel dieses Buches sind ebenfalls jeweils für sich geschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Diese Einführung möchte ich dem von mir geschätzten Tübinger Sprachwissenschaftler Arno Ruoff widmen, der im Jahr 2010 verstorben ist. Er war jahrzehntelang der Fachmann für die schwäbischen Mundar-ten und hat in dieser Zeit die alemannische Dialektologie maßgeblich geprägt. Mit meiner Einführung möchte ich versuchen, die von ihm über Jahrzehnte intensiv durchgeführte Erforschung der schwäbischen Mundarten so gut es geht fortzuführen.

Ellwangen/Tübingen, im Januar 2014 Hubert Klausmann

Hinweise zum Lesen der Mundartwörter und zur Literatur an gabe

Es ist nicht einfach, Wörter in Mundart wiederzugeben. In der Wissen-schaft bedienen wir uns daher einer eigenen Schrift, die aber für den Laien nur schwer lesbar ist. In diesem Buch orientiere ich mich in der Regel an der normalen Rechtschreibung. Zu beachten ist für die Mund-artwörter, die stets in Kursivschrift wiedergegeben werden, lediglich Folgendes:

1. Lange Vokale werden prinzipiell durch Doppelschreibung des Vokals wiedergegeben: Das Wort Waga „Wagen“ spricht man also mit einem kurzen a-Laut, das Wort Waaga mit einem langen a-Laut wie im Hochdeutschen. Nasaliert auszusprechende Vokale bekommen das entsprechende Sonderzeichen, so z. B. bei Hõõd „Hund“.

2. Der schwache Auslaut (Schwa-Laut) in Wörtern wie „Magen“ oder „reden“ wird durch ein einfaches -a wiedergegeben: Maaga „Magen“, reeda „reden“.

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8 Vorwort

3. Der offene o-Laut – wie bei unseren hochdeutschen Wörtern „Sonne“ oder „Loch“ – wird durch einen Akzent über dem -o- wiedergegeben. Diese Lautmarkierung ist besonders bei Wörtern wie „schlafen“ oder „braten“ wichtig, die im Schwäbischen häufig als schlòòfa und bròòta ausgesprochen werden. Fehlt der Akzent, so ist das Wort mit einem geschlossenen o-Laut zu sprechen: koofa „kaufen“.

4. Für die schwäbische Aussprache ist besonders darauf hinzuweisen, dass die Schreibweise -ei- wirklich als e + i auszusprechen ist – und nicht als -ai-. Man sagt also im Schwäbischen Zeit, und nicht Zait „Zeit“, Heiser und nicht Haiser „Häuser“.

5. Im Zusammenhang mit den bairischen Mundarten – die Dialekt-bezeichnung wird mit -i- geschrieben! – wird darauf hingewiesen, dass dort der a-Laut oft wie ein offener o-Laut (quasi „verdumpft“) erscheint. In diesem Fall wird der Laut dann als -å- notiert, so zum Beispiel in Kåtz „Katze“.

6. Wenn es nur um den Wortschatz, nicht aber um die genaue Lautung geht, werden die Mundartwörter im Allgemeinen in einer typisierten Schreibweise wiedergegeben. Es muss dann der Hinweis genügen, dass man in einem bestimmten Gebiet zum Beispiel noch das Wort Aftermontag „Dienstag“ kennt. Hier auch noch auf die für jeden Ort gültige Aussprache einzugehen, würde Text und Karte unlesbar ma-chen.

Da sich das vorliegende Buch an alle richtet, die sich für die schwäbische Mundart interessieren, habe ich in der Regel bewusst auf Literaturan-gaben und das wissenschaftliche Zitierverfahren im laufenden Text verzichtet. Im Literaturverzeichnis sind aber alle Arbeiten, auf denen meine Aussagen beruhen, angeführt. Ebenso findet man dort Aufsätze und Bücher für eine weitere, intensivere Beschäftigung mit dem Thema.

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Inhalt

A. Allgemeiner Teil: Zehn Fragen an die Dialektforschung 12

1. Woher kommen unsere Dialekte? 132. Wie stehen Dialekt und „Hochdeutsch“ zueinander? 163. Wie kam es zur Herausbildung der alemannischen Dialekte? 20 4. Wie werden die alemannischen Dialekte unterteilt? 265. Warum verändern sich die Dialekte und wie entstehen

Dialektgrenzen? 286. Gibt es in den Dialekten Relikte aus früheren Sprachen? 347. Wann spricht man Dialekt? 358. Welche Zukunft hat der Dialekt? 379. Kann man Dialekte pflegen? 3910. Gibt es noch etwas typisch Schwäbisches außer dem

Dialekt? 40

B. Die schwäbischen Dialektlandschaften 45

1. Was macht das „Schwäbische“ aus? Kennzeichen des „Kernschwäbischen“ 451.1 Die Abgrenzung zum Alemannischen 461.2 Die Abgrenzung zum Fränkischen 47 1.3 Die Abgrenzung zum Bairischen 47

2. Die Außengrenzen des Schwäbischen 482.1 Die Grenze zum Alemannischen im Raum Freudenstadt-

Kniebis 48 2.2 Das schwäbisch-fränkische Übergangsgebiet zwischen

Pforzheim und Heilbronn 552.3 Die schwäbisch-fränkische Grenze zwischen dem Neckar bei

Heilbronn und der Jagst bei Ellwangen 632.4 Der Sonderfall Ellwangen-Crailsheim: Eine jahrhundertealte

„Grenzmauer“ 652.5 Von der Jagst zur Donau: Die Rieser Mundarten als

Übergangsgebiet 72

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10 Inhalt

2.6 Von der Donau bis Augsburg: Der Lech als Dialektgrenze 772.7 Lechrainisch als Übergangsmundart zwischen Südost-

schwäbisch und Mittelbairisch 812.8 Das Schwäbische in Österreich als Fortsetzung des

Lechrainischen 832.9 Vom Allgäu über Oberschwaben zum Bodensee und

zur Baar 872.10 Von der Baar zum Kniebis 93

3. Die Innengliederung 963.1 Westschwäbisch 1003.1.1 Das westschwäbische Kerngebiet 1003.1.2 Nordwestschwäbisch 1063.1.3 Südwestschwäbisch (Der Rottweiler Raum) 1063.2 Der zentralschwäbische Dialektraum 1093.2.1 Das zentralschwäbische Kerngebiet 1093.2.2 Die Mundart im Raum Stuttgart 1153.2.3 Die mundartliche Zugehörigkeit der Stadt Ulm 1183.3 Der ostschwäbische Dialektraum 1203.3.1 Das ostschwäbische Kerngebiet 1203.3.2 Die mundartliche Zugehörigkeit der Stadt Augsburg 1273.3.3 Südostschwäbisch (Mindelheim-Tannheim/Tirol) 129 3.4 Der südschwäbische Dialektraum 133 3.4.1 Das südschwäbische Kerngebiet 1333.4.2 Westliches Südschwäbisch (Tuttlinger Raum) 1363.4.3 Nordöstliches Südschwäbisch (Biberach-Memminger

Raum) 1383.4.4 Östliches Südschwäbisch (Kemptner Raum) 139

C. Der schwäbische Wortschatz 142

1. Der Mensch und sein gesellschaftliches Umfeld 142 1.1 Der menschliche Körper 142 1.2 Bekleidung 147 1.3 Verwandtschaft und menschliche Gemeinschaft 148

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Inhalt 11

2. Haushalt und Küche 150 2.1 Hausarbeit 150 2.2 Backen 152 2.3 Essen und Trinken 1533. Haus 1544. Natur und Landschaft 156 4.1 Wetter und Zeit 156 4.2 Obst und Gemüse 158 4.3 Frei lebende Tiere, Pflanzen 159 4.4 Wetter 1605. Landwirtschaft 161 5.1 Wald- und Holzarbeit 161 5.2 Stallarbeit und Tierhaltung 162 5.3 Butter und Käse 163 5.4 Heu- und Getreideernte 163

D. Schwäbisch als Gegenstand der Sprachwissenschaft 165

1. Schwäbisch als Gegenstand der Sprachgeografie 165 1.1 Wie führt man eine Dialektuntersuchung durch? 165 1.2 Wie werden die aufgeschriebenen Belege ausgewertet? 1672. Schwäbisch als Gegenstand sprachgeschichtlicher

Betrachtungen 1693. Schwäbisch als Gegenstand von Grammatik- und

Stiluntersuchungen 1704. Schwäbisch als Gegenstand soziolinguistischer und

psycholinguistischer Untersuchungen 172 5. Schwäbisch im Schriftlichen 1746. Kleine Geschichte der schwäbischen Mundartforschung 177

E. Literatur 185

F. Ortsregister 190

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A. Allgemeiner Teil: Zehn Fragen an die Dialekt forschung

Am 8. Tag verteilte Gott die Dialekte. Als er mit allen Volksstämmen durch war, beschwerte sich der Schwabe, er hätte keinen abbekommen. Da besann sich Gott und sagte schließlich: „Ha, no schwätzat halt wie i!“

„Die Mehrsprachigkeit des Menschen“ – so lautet der Titel eines Buches, das der Tübinger Sprachwissenschaftler Mario Wandruschka vor vielen Jahren geschrieben hat. Darin legt der Autor dar, dass wir Menschen nicht nur mehrsprachig sind, wenn wir verschiedene Nationalsprachen wie Englisch, Französisch, Italienisch usw. sprechen, sondern dass wir auch ohne diese „Fremdsprachen“ mehrsprachig sind. Wer allein schon eine einzige Sprache spricht, der hat die Möglichkeit, innerhalb dieser Sprache je nach Situation, Thema und Gesprächspartner seinen sprach-lichen Ausdruck zu verändern. Die sprachliche „Schublade“, die wir da-bei öffnen, kann berufsbedingt sein, sodass wir von einer Fachspra che sprechen, sie kann aber auch gruppen- und altersspezifisch sein, wie dies etwa bei der Jugendsprache der Fall ist. Eine Schublade, in der die sprachlichen Besonderheiten der Region der Sprechenden versammelt sind, gehört den Dialekten. Wer einen Dialekt spricht, und dies ist im Süden des deutschsprachigen Raumes, also in Süddeutschland, in Ös-terreich, in Südtirol, in Liechtenstein, in der Schweiz und im Elsass heu-te immer noch sehr häufig der Fall, der ist also bereits mehrsprachig, denn er kann neben dem Dialekt in der Regel stets auch auf die „Hoch-sprache“ zurückgreifen. Das Nebeneinander von Dialekt/Mundart – beide Ausdrücke meinen dasselbe – und „Hochsprache“ verläuft aller-dings oft nicht spannungsfrei und es gibt so viele Missverständnisse und Vorurteile in diesem Bereich, dass es hilfreich erscheint, der Darstellung der verschiedenen schwäbischen Mundarten eine allgemeine Einfüh-rung in die Entstehung von Dialekt und Sprachräumen voranzustellen. Wir wollen versuchen, diese Problematik mithilfe von zehn Fragen bes-ser zu erfassen.

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1 Woher kommen unsere Dialekte? 13

1 Woher kommen unsere Dialekte?

Schwäbisch ist wie Bairisch, Fränkisch, Sächsisch, Thüringisch ein deut-scher Dialekt. Wenn wir die Frage nach der Herkunft des Schwäbischen beantworten wollen, müssen wir uns deshalb kurz mit der Geschichte der deutschen Sprache beschäftigen.

Die deutsche Sprache gehört zur Familie der germanischen Sprachen, die ihrerseits zur Großfamilie der indogermanischen Sprachen gehört. Entscheidend für die Abtrennung des Deutschen von den übrigen ger-manischen Sprachen wie Dänisch, Holländisch, Schwedisch, Englisch usw. war eine Lautveränderung, die sogenannte zweite Lautverschie-bung, bei der zwischen dem 5./6. und 8./9. Jahrhundert n. Chr. unter an de rem die Laute p, t, k zu pf/ff, ts/ss und ch/kch verändert wurden. Da ein solcher Vorgang in Hunderten von Wörtern auftritt, wird das Erscheinungsbild einer Sprache massiv umgestaltet. Ein Vergleich von deutschen und englischen Wörtern macht den Unterschied sofort deut-lich. Es stehen sich dann beispielsweise gegenüber: englisch water – deutsch Wasser, englisch apple – deutsch Apfel. Diese zweite Lautver-schiebung wird traditionell in der Dialektforschung auch als Kriterium für die Einteilung der deutschen Dialekte verwendet. Entsprechend der Teilnahme an dieser Lautverschiebung werden die deutschen Dialekte in drei Gebiete eingeteilt (Karte 1):1. das niederdeutsche Gebiet: Hier wurde wie in den übrigen germani-

schen Sprachen diese Lautverschiebung überhaupt nicht durchge-führt, sodass man zum Beispiel im Niederdeutschen heute noch ik für „ich“, maken für „machen“, Dorp für „Dorf“, Appel für „Apfel“ und Pund für „Pfund“ sagt.

2. das mitteldeutsche Gebiet: Diesen Raum kann man als Übergangs-gebiet bezeichnen. Zwar hat man hier an der zweiten Lautverschie-bung teilgenommen, doch wurden nicht alle Konsonanten verändert: So sagt man im Kölner Raum zum Beispiel ich, aber dat und Pund, während man im Süden des deutschsprachigen Raums das und Pfund spricht. Die Besonderheit im östlichen Teil des Mitteldeutschen be-steht dagegen in der Aussprache von Pfund als Fund. Appel bleibt aber auch hier unverändert.

3. das oberdeutsche Gebiet: In diesem Raum wurde die zweite Lautver-schiebung bis auf k- im Anlaut komplett durchgeführt. Die Verschie-

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14 A. Allgemeiner Teil: Zehn Fragen an die Dialekt forschung

bung von k- zu kch- und ch- fand nur im Bairischen und Alemanni-schen statt, wo man die Aussprachen Kchind/Chind für „Kind“ noch heute in den südlichen Gebieten hören kann.

Die Sprache, in der diese Veränderungen zum ersten Mal auftreten, nennt man „Alt-Hochdeutsch“. Hierbei ist „Hochdeutsch“ ein geografi-scher Begriff, der – vom Meer aus gesehen – den Gegensatz zum Nieder-deutschen („Plattdeutschen“) deutlich machen soll. Dieses „Althoch-deutsch“ hat sich ebenfalls über die Jahrhunderte in seiner lautlichen und grammatikalischen Struktur verändert, sodass man spätestens im 12. Jahrhundert von „Mittelhochdeutsch“ spricht. Die Dialekte des hoch-deutschen Raumes, also die mitteldeutschen und oberdeutschen Dialek-te, bilden dann die natürliche Fortsetzung dieser mittelhochdeutschen Sprache.

Wie wir soeben gesehen haben, sind die hochdeutschen Dialekte die natürliche Fortsetzung der mittelhochdeutschen Sprache. Im Gegen satz zum Germanischen, für das wir praktisch keine Texte haben, ist die mit-telhochdeutsche Sprache gut überliefert. Die großen Dichter des Mittel-alters wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach haben in dieser Sprache ihre Werke geschrieben. Darüber hinaus liegt uns das Mittelhochdeutsche auch in zahlreichen Urkunden vor. Die Auf-spaltung dieser ursprünglich relativ einheitlichen Sprache in die heuti-gen Großdialekte Bairisch (man schreibt den Dialekt mit einem -i-, das Land Bayern dagegen mit -y-), Alemannisch und Fränkisch ist in ihren wesent lichen Zügen erst nach dem Mittelalter erfolgt. Um nun die Ent-wicklung der einzelnen Dialekte zu beschreiben, fragen sich die Mund-artforscher, was aus den einzelnen mittelalterlichen Lauten in den je-weiligen Dialekten geworden ist: Was wurde zum Beispiel aus einem mittelhochdeutschen langen u-Laut, den man damals als û notierte, in einem Wort wie hûs „Haus“? Man stellt dann fest: Im Alemannischen ist dieses û als langer u-Laut erhalten geblieben, und man sagt dort auch heute noch Huus wie im Mittelalter, während dieses û im Schwäbischen zu einem -ou- wurde, sodass man dort Hous sagt. Im Fränkischen ist dieses û dagegen zu einem au geworden. Man sagt wie im Hochdeut-schen (Standarddeutschen) Haus. Und was wurde aus einem mittel-hochdeutschen ei in einem Wort wie breit im Dialekt des Ortes A, was im Ort B? In manchen Gebieten, so etwa im Ostschwäbischen, wurde

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1 Woher kommen unsere Dialekte? 15

dieses -ei- zu einem -oi-, sodass man das Wort jetzt als broit ausspricht, in anderen Gegenden wie etwa dem westschwäbischen Dialektgebiet wurde es zu -oa-, sodass man dort broat sagt usw. Arbeitet man alle Lau-te nach diesem Verfahren durch, erhält man das sprachliche Profil eines Ortes und kann für diesen eine Lautlehre erstellen. Dasselbe gilt auch für andere Teilbereiche wie die Grammatik, sodass am Schluss eine um-fangreiche Beschreibung einer Ortsmundart entsteht.

Donau

Main

R h e i n

Rhe in

Wese r

E l be

Ode r

I n nI s a r

Hamburg

Bremen

Berlin

Innsbruck

Bregenz

Die Gliederung der deutschen Dialekte:1. Niederdeutsche Dialekte2. Mitteldeutsche Dialekte

3. Oberdeutsche Dialekte: a) Alemannische Dialekteb) Süd- und Ostfränkische Dialektec) Bairische Dialekte

Frankfurt

Freiburg

Straßburg

Vaduz

Augsburg

Salzburg

Kassel

Rostock

Basel Zürich

Regensburg

Worms

Bonn

R ü g e n

N o r d s e eO s t s e e

M i t t e l d e u t s c h

O b e r d e u t s c h

N i e d e r d e u t s c h

F R Ä N K I S C H

O S T -

S Ü D -

A L E M A N N I S C H

B A I R I S C H

H. Klausmann

Karte 1

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16 A. Allgemeiner Teil: Zehn Fragen an die Dialekt forschung

Für die Einteilung von Sprachlandschaften legt man immer lautliche Veränderungen als Ausgangspunkt zugrunde, weil sie – wie oben er-wähnt – stets in mehreren Wörtern auftreten. Wer für breit heute broit sagt, sagt auch hoiß für heiß, Goiß für Geiß, Loitere für Leiter usw. Dage-gen betreffen Unterschiede im Wortschatz in der Regel immer nur ein Wort. Wenn zwei Ortschaften für ein und dieselbe Sache zwei verschie-dene Benennungen haben, so muss dies bei der nächsten Sache nicht auch so sein. Es gibt allerdings auch den Fall, dass dort, wo sich beson-ders viele lautliche Gegensätze gegenüberstehen, ebenfalls Unterschie-de im Wortschatz festzuhalten sind. Wir werden bei der Beschreibung der Außengrenze des Schwäbischen solche Sprachgrenzen mit Laut- und Wortgegensätzen noch kennenlernen.

2 Wie stehen Dialekt und „Hochdeutsch“ zueinander?

Wenn unsere Dialekte die natürliche Fortsetzung der alt- und mittel-hochdeutschen Sprache sind, so kann man sie nicht – wie es häufig ge-tan wird – als „falsches Hochdeutsch“ bezeichnen, da sie sich überhaupt nicht vom Hochdeutschen herleiten lassen. Dieses „Hochdeutsch“, das die Sprachwissenschaftler heute lieber Standarddeutsch nennen, hat seine eigene Geschichte. Es ist auf jeden Fall nicht – wie dies in anderen Ländern der Fall war – der verschriftlichte Dialekt der wirtschaftlich und politisch wichtigsten Region eines Landes und es ist auch nicht die Sprache der Bewohner der Stadt Hannover, wie man immer wieder hö-ren kann, sondern es ist eine überregionale „Kompromiss-Schreibform“, die zunächst nirgends gesprochen wurde, sondern die sich über Jahr-hunderte entwickelte. Eine überregionale Schreibform war nämlich im Laufe der Jahrhunderte immer notwendiger geworden, da Verwaltungs-akte im ganzen Reich verstanden werden mussten und weil der Han del zunehmend an Bedeutung gewann. Und der Handel benötigte schrift-liche Verträge und Abkommen, die man überall verstand. Als dann auch noch der Buchdruck erfunden wurde, wurde der Wunsch nach einer ein-heitlichen Schriftsprache nochmals verstärkt, denn die Drucker wollten ihre aufwendig erstellten Drucke natürlich in einem möglichst weiten Gebiet verkaufen. Auch Martin Luther verfolgte bei seiner Bibelüberset-zung das Ziel, im damaligen deutschen Sprachraum von vielen verstan-

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