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28.02.2016 1 Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh – Schwerpunkt Prophylaxe Staufenbiel, R. Klinik für Klauentiere an der Freien Universität Berlin Königsweg 65, 14163 Berlin [email protected] Volatilität der Weltmarktpreise für Milch / Milchprodukte (Preis für 1000 kg Milchpulver in US$)

Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh – Schwerpunkt ... · 1ml 24%ige Ca-Gluconat-Lösung enthalten 22 mg Ca daraus folgt als Dosierungsempfehlung 1ml / kg LM 500 ml / 500

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28.02.2016

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Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh – Schwerpunkt Prophylaxe

Staufenbiel, R.Klinik für Klauentiere an der Freien Universität Berlin

Königsweg 65, 14163 Berlin [email protected]

Volatilität der Weltmarktpreise für Milch / Milchprodukte(Preis für 1000 kg Milchpulver in US$)

28.02.2016

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Anzahl Milchviehhalter

Anzahl Kühe proMilchviehhalter

Anzahl Milchkühe in Deutschland in Mio

1984 369 000 15,1 5,38

02.04.1987 Einführung der Milchquote

01.04.2015 Wegfall der Milchquote

01.05.2015 74.762 57,3 4,29

35 (BY) bis 228 (MV);47 % in Herden > 100; 10 % in Herden > 500

% von 1984 20,2 379 79,7Prognose 2020(Bruns et al. 2012)Vollerwerbs-betriebe

< 10 000 200 – 500Ø 350

3,50(80%)

Tierärztliche Bestandsbetreuung durch spezialisierte Tierärzte,1000 Tierärzte mit überdurchschnittlichem Einkommen

Nebenerwerbs-und Hobbytier-haltung

30 000 1 -50Ø 30

0,90(20%)

lokale Tierarztpraxis, kurative Tätigkeit, geringer Anteil am Umsatz, Versorgungssicherheit?

Milchkuhhaltung in Deutschland

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"Rinder-Mann geh' Du voran: Wieder ist ein Held aus unserer Mitte aufgestanden". Mit diesen Worten beginnt ein Artikel der Tierrechtsorganisation Animal Peace, der am 10. Januar dieses Jahres auf der Website viva-vegan.info veröffentlicht wurde. Unter der Überschrift "Ein Bulle nimmt Rache" äußerte die Tierrechtsorganisation ihre große Freude über einen Unglücksfall, bei dem ein 61-jähriger Landwirt aus Nümbrecht bei Köln von einem Bullen getötet worden war. Silke Ruthenberg, die Vorsitzende des Vereins Animal Peace, bezeichnete den getöteten Landwirt als "Sklavenhalter".

Staatsanwaltschaft München stellt Verfahren ein.Der Jubel über einen Bullen, der einen Landwirt tötete, sei nicht strafbar und durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, das hier höher zu bewerten sei als die Würde eines Verstorbenen.

Ausgaben

Einnahmen

Aus

gabe

n / E

inna

hmen

in €

Milchleistung in kg / Kuh und Jahr

Bereich der ökonomischen Rentabilitiät

Verlust Verlust

Leistungssteigerung in der Milchproduktion als einein sich selbstlimitierender Prozess

Bereich der Gewinnoptimierung

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Tierarztpraxen Tierkliniken

Gesamtzahl 10 554 231 davon

152745

KleintierePferdeNutztiere

Praktizierende Tierärzte

Gesamtzahl 19 455

1,8 Tierärzte pro Praxis/Klinik

Tierärzteschaft in Deutschland Stand 31.12.2014Deutsches Tierärzteblatt 63 (Heft 5) (2015) 670 – 683

Schlüsselfrage zeitgemäße Struktur der Tierarztpraxen

- Territorialprinzipalle Tierarten werden im Praxisgebiet tierärztlich versorgt

- VerfügbarkeitsprinzipSicherung eines ständigen 24-Stunden-Bereitschaftsdienstes

- KompetenzprinzipSpezialisierung im Tagesdienst bei Erhalt der Fähigkeit zurBehandlung aller Tierarten im Praxisgebiet im Notdienst

- SozialprinzipGewährleistung geregelter Arbeitszeiten

- QualifikationsprinzipSicherung der kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung

Erfüllung des vom Landwirt geforderten Leistungskatalogs für die tierärztliche Betreuung seiner Milchkuhherde

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Bestandsbetreuung

- Gesunderhaltung des Einzeltieres und der Herde als gemeinsame Aufgabe aller für die Herde verantwortlichen Personen bzw. Berufsgruppen durch abgestimmtes Handeln

Drei qualitative Stufen der Bestandsbetreuung

(1) kurative BestandsbetreuungOrganisation der Zusammenarbeit Tierarzt/Landwirtbei der Behandlung von erkrankten Tieren

(2) problembezogene BestandsbetreuungBeseitigung eines Bestandsproblems

(3) prophylaktische BestandsbetreuungVermeiden des Auftretens von Bestandsproblemen

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Ziel der prophylaktischen Bestandsbetreuung

(1) Harmonisierung vonMilchleistungFruchtbarkeitsleistungTiergesundheit

(2) das vorausschauende Vermeiden der Entwicklung von Bestandsproblemen

(3) Vermeiden des Überschreitens vorgegebener Häufigkeitenbestimmter Erkrankungen

(4) Reduzierung der Häufigkeit subklinischer Erkrankungen

(5) Sicherung einer bedarfsgerechten Nährstoffversorgung

Voraussetzung Herdengröße ab 100 Milchkühen

Informationsquellen zur Risikokontrolle in der prophylaktischen Bestandsbetreuung

+ -MilchleistungFruchtbarkeitGesundheit

Stoffwechselprofil

Krankheiten/Abgänge

KuhsignaleFütterungskontrolle

Stalltests

Zuchthygienedaten

Milchkontrolldaten Körperkondition

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MilchleistungInappetenzSchwergeburtenNachgeburtsverhaltungenPuerperalstörungenFruchtbarkeitsstörungenFestliegen

Gebärpareselebertoxischtraumatisch

KetoseLeberverfettungLabmagenverlagerungIndigestionen

AzidoseAlkalose

KlauenerkrankungenReheZusammenhangs-trennungenSohlengeschwüre

FutteraufnahmeFutteraufnahme

Ketose - gelöst

mikrobiellePansenfunktions-

störung MPFS

Hypokalzämie-gelöst

Ketose

Hypocalcämie als Bestandsproblem

klinisch manifeste Hypocalcämie =

Gebärparese

Indigestionen

KetosePansenhypotonie Labmagenverlagerung

Lochiometra EndometritidenNachgeburtsverhaltungen Uterusvorfälle

Puerperalstörungen

subklinische Hypocalcämie

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Erkrankungshäufigkeit

- Kühe mit hoher Milchleistung - Milchviehrassen (Holstein-Friesian)- verfettete Kühe (BCS > 4)- ältere Kühe

selten/nie hochtragende Färsen/Jungkühezweite Laktation variabel (0,5% bis 10 %)ab dritter Laktation bis zu 20%

- Zielgröße in der Bestandsbetreuung- Herden <100 Milchkühe Inzidenz < 10 %- Herden >100 Milchkühe Inzidenz < 5 %

- effektives Prophylaxekonzept in großen Herden Inzidenz < 2 %

Laktationsnummer bei n=185 festliegenden Kühenn = 118 Fleckviehkühen = 67 Holstein-Friesian-Kühe

Laktationszahl

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Häufikgkeit

absolut (15) 12 41 51 25 21 10 7 2 1

relativ in % (8,1) 6,5 22,2 27,7 13,5 11,4 5,4 3,8 1,1 0,5

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Downer-cow-Syndrom24 Stunden nach Erstbehandlung kein Aufstehen

Primäres Festliegen

metabolischGebärpareseFettmobilisationssyndrom

toxischMastitis

Metritis

traumatischNervenlähmungMuskelschaden

sonstigeUrsachen

Fraktur

Sekundäres Festliegen

Druckschäden und Ischämien von Nerven und Muskeln

Tertiäres / endgültiges Festliegen

Ruptur von Muskeln und Bändern, Nervenschädigung

Verteilung des Abstandes zwischen Kalbung und Festliegen bei n=185 festliegenden Kühen in % n = 118 Fleckviehkühe / n = 67 Holstein-Friesian-Kühe

Krank-heits-beginn

a.p. 0-6 hp.p.

6-24hp.p.

24-48hp.p.

48-72hp.p.

> 72hp.p.

Me-dian

hFV

n=1185,1 30,5 45,8 14,4 1,7 2,5 10a

HF

n=671,5 26,9 43,3 19,4 3,0 5,9 16b

gesamt 3,8 29,2 44,9 16,2 2,2 3,8 11

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Klinische Stadien der Gebärparese

22,8 %

Stadium 2aKuh in Brustlage festliegend,ohne Störung des Sensoriums

57,2 %

Stadium 1Kuh noch stehend, ataktischer Gang, Tremor

Stadium 3 – GebärkomaKuh in Seitenlage festliegend, mit Störung des Sensoriums

8,3 %

5,0%Stadium 2bKuh in Seitenlage festliegend, mit Störung des Sensoriums

Laktationsparese- hypokalzämisches Festliegen in der Laktation unabhängig vom Kalbezeitpunkt

- plötzliche Futterumstellung- Auslösererkrankung verursacht plötzliche Inappetenz- Stress, Transport, Umgebungswechsel- klinische Bild der Gebärparese Typ 2a oder 2b- Diagnostik Hypokalzämie (Ca < 2,00 mmol/l)- Therapie intravenöse Kalziuminfusion- sehr gute Prognose, Aufstehen nach einer Kalziuminfusion

Gebärparese der Mutterkühe- häufig Hypokalzämie und Hypomagnesämie kombiniert- um den Abkalbezeitraum und in der Laktation- Futterumstellung / Weidewechsel- Behandlung mit magnesiumbetonten Kalziumlösungen

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Therapieempfehlung

1. Standardtherapie für alle Kühe mit Gebärparese15 - 20 - 25 mg Ca / kg Kuh

500 ml Ca -Gluconat-Lösung 24% i.v.

Cave! i.v. Infusion organische

streng intravenös Kalziumverbindungen

körperwarm besser verträglich

langsam

Herz-, Kreislaufkontrolle

2. Ergänzend300 ml Ca-Gluconat-Lösung 24% s.c.und / oderbei ungetrübtem Sensorium ein Ca-P-Gel/Bolus oral

Prognose – Gebärparese / Laktationsparese

Rechtzeitige Behandlung – Notfall !!!

Heilung 90 - 95%

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Cammol/l

Panorg

mmol/lMg

mmol/l

1 Behandlung n=110

1,64a 0,76a 1,08

2 Behandlungen n=29

1,43b 0,61b 1,15

3 Behandlungen n=12

1,08c 0,35c 1,15

Behandlungserfolg n=164

1,55a 0,67a 1,10

Euthanasie n=21

2,11b 1,26b 1,03

Behandlungserfolg bei n=185 festliegenden Kühenund Blutserumelektrolytkonzentration vor der Behandlung

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Praktische Umsetzung der Dosierungsempfehlung

1ml 24%ige Ca-Gluconat-Lösung enthalten 22 mg Cadaraus folgt als Dosierungsempfehlung

1ml / kg LM500 ml / 500 kg LM

1ml 36%ige Ca-Gluconat-Lösung enthalten 32 mg Cadaraus folgt als Dosierungsempfehlung

0,66 ml / kg LM oder 1ml / 1,5 kg LM500 ml / 750 kg

Die Hypophosphatämie ist ein Laborbefund, der bei verschiedenen Erkrankungen häufig angetroffen wird.

Die Hypophosphatämie ist ein Nebenbefund ohne kausale Beziehung zur Erkrankungsursache.

Die Hypophosphatämie ist Folge einer gestörten Phosphatabsorption im Gefolge einer verminderten Futteraufnahme oder einer verminderten Vormagenmotorik.

Die Blutphosphatkonzentration normalisiert sich mit Beseitigung der Primärerkrankung.

Interpretation einer Hypophosphatämie

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Klinik

- subklinische Hypokalzämie

bis 50% der Kühe einer Herde

Blutserumkalziumkonzentration < 2,00 mmol/lKühe steheneventuell unsicheres Stehen, Tremor

Bedeutung als Risikofaktor für das Entstehenanderer Erkrankungen

NachgeburtsverhaltungPuerperalstörungEndometritisLabmagenverlagerung

Physiologische Kalziumfunktion und Bedeutung der subklinischen Hypokalzämie

- Aufrechterhaltung der Kontraktilität der quergestreiften und der glatten Muskulatur

- Hypokalzämie bedingt eine graduell zunehmende Muskelhypotonie

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Blutserum-Ca 2 in mmol/l (Referenzbereich 2,0-3,0 mmol/l)

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

3,00

3,50

4,00

0 500 1000 1500 2000 2500

Kalziumkonzentration im Blutserum 1 Tag post partumN = 2180 Abkalbungen in 12 Monaten (Jessen, 2010)

Anionenration (saure Salze) Ca-arme Ration

Zeitpunkt p.p.in Tagen

nAnteil in %

Ca < 2,0mmol/l

P < 1,25 mmol/l

0 1797 35 741 1803 39 213 1799 29 205 1777 14 10

χ 2 - Test 0,001 0,001

Anteil an Kühen mit einer postpartalen Hypokalzämie und Hypophosphatämie in Abhängigkeit vom Zeitpunkt

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Ca-Konzentration und Laktationszahl

a

b

cc

d

e

e

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Multiple Regression für die abhängige Variable Ca-Konzentration 0 bis 1 Stunde post partum

Gesamtmodell Modell Variablen ß r r2 F p

1 Laktation -0,341 0,341 0,116 217,7 0,000

2 Laktation -0,346 0,344 0,118 111,1 0,000

DauerTS2 -0,047 Abhängige Variable: Ca-Konzentration 0 bis 1 Stunde p.p Einflussvariablen: Laktationszahl, RFD zur Kalbung, Geburtsgewicht des Kalbes, Geburtsverlauf, Geschlecht des Kalbes, Kalbemonat, Dauer der Vorbereitung

P-Konzentration im Blutserum 0 bis 1 Stunde p.p.n = 1794

Referenzgrenzen

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Hypocalcämie als Bestandsproblem

klinisch manifeste Hypocalcämie =Gebärparese

Ketosen

Indigestionen

Pansenhypotonie Labmagenverlagerung

Lochiometra EndometritidenNachgeburtsverhaltungen Uterusvorfälle

Puerperalstörungen

subklinische HypocalcämieRisikofaktor

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Achtung

- den stärksten und einen signifikanten Effekt hat die postpartale Hypokalzämie auf die Milchzellzahl und die Mastitishäufigkeit

Grundsatz

- unabhängig von der aktuellen Inzidenz der Gebärparese sollte zu jeder Zeit in einer Milchkuhherde ein systematisch geplantes Prophylaxeprogramm gegen die subklinische Hypokalzämie etabliert sein

- die Prophylaxeprogramme basieren auf der Kenntnis der Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung/Störung

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Ätiologie

- Adaptationsproblem an den plötzlich post partum drastisch steigenden Ca-Verbrauch für die Laktation

- antepartale Hemmung der Adaptation durchKalziumüberversorgung (> 30 g (40 g) /Kuh/Tag) Phosphorüberversorgung (> 80 g /Kuh/Tag) alkalische Stoffwechsellage

Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)- Effektverstärkung durch

hohe Milchleistungintensive Lipolyse

- Vitamin-D-Mangel- Futteraufnahmedepression durch Primärerkrankungen(Mastitis, Klauenerkrankung, Indigestion, Ketose, Fettleber,Schwergeburt, Nachgeburtsverhaltung)

Wir unterscheiden

Allgemeine Prophylaxemaßnahmen

Strategische Prophylaxekonzepte

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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen

- Optimierung der Haltung

- rutschfeste Stand- und Liegeflächen

- Vermeiden und Erkennen von Primärerkrankungen

- Gesundheitskontrollen in der Trockenstehperiode

- Vermeidung einer Verfettung

- systematische Anwendung der Konditionsbeurteilung

- verzögertes Ausmelken bis 3 Tage post partum

- Drenchen/Tränken innerhalb 1 Stunde post partum-

- orale, subkutane, intravenöse Kalziumgaben

- hohe Futteraufnahme in den Tagen um die Kalbung

Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Optimierung der Haltung - rutschfeste Stand- und Liegeflächen

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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Vermeiden von Primärerkrankungen

- Gesundheitskontrolle zum Trockenstellen- Gesundheitskontrollen in der Trockenstehperiode

- Allgemeiner Eindruck - Euter- Klauen- Pansen / Verdauung - Geburtsverlauf

Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Vermeidung einer Verfettung - systematische Anwendung derKörperkonditionsbeurteilung

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5 MHz-Linearschallkopf

80%iger Alkohol

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Herde 1 07.07.09

Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- verzögertes Ausmelken bis 3 Tage p.p.

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28

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25

Stunden nach der Kalbung

Blu

tser

um-C

a-K

onze

ntra

tion

in m

mol

/l n = 101Signifikanz pZeit < 0,003Gruppe < 0,960Zeit/Gruppe < 0,900

Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus mit / ohne Melkfrequenzvariationauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben

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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Tränken / Drenchen einer kalzium- und phosphorhaltigen Nährstofflösung p.p. (20 bis 30 Liter)

Haupteffekt hat das Wasser

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1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25

Stunden nach der Kalbung

n = 23Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,330Zeit/Gruppe < 0,410

Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus mit und ohne Kalbetrunk auf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben

Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p.

Cave !!! CaCl2 wirkt ätzend !Einige Präparate können eine Retikulitisoder Ruminitis auslösen !Deshalb entweder verkapseltes CaCl2oder organische Kalziumverbindungen (Ca-Gluconat, Ca-Adipat) verwenden.

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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- i.v. Infusion von Kalzium- und Glukoselösungenunmittelbar p.p.

- s.c. Gabe einer Kalziumlösung unmittelbar p.p.

Abkalbesysteme

- socially stable prefresh calving group (pen)

- just in time calving

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Effekte einer Kalziuminfusion, der oralen Gabe eines Kalziumbolus, der Reduzierung der Melkfrequenz im Vergleich zu keiner dieser Maßnahmenauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25

Stunden nach der Kalbung

Blu

tser

um-C

a-K

onze

ntra

tion

in m

mol

/l

n = 132Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,001Zeit/Gruppe < 0,001

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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Sicherung einer hohen Futteraufnahme in den Tagen um die Kalbung

Trockensubstanzaufnahme im peripartalen Zeitraum( nach Bertics et al. 1992 )

5

10

15

20

25

-20 -10 0 10 20

Tage post partum

TS

-A

ufna

hme

in k

g / d

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(Engelhard, 2016)

(Engelhard, 2016)

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Milchmengein kg

AnzahlN

Mittelwert Standard-abweichung

s

Minimum Maximum

Kolostrum 1949 5,4 3,43 0,0 23,5

MT 2 1925 26,4 8,78 3,0 56,0MT 3 1925 28,8 9,29 3,0 56,0MT 4 1923 31,0 9,71 3,0 60,0MT 5 1924 32,9 10,27 3,0 62,0MT 6 1922 34,3 10,53 3,0 65,0MT 7 1917 35,7 10,65 3,0 64,0

SummeMT 2 bis 7

1907 189,3 55,87 24,0 333,0

MT MelktagHerdengröße 2.300 HF-Kühe Mittlerer 305-Tage-Leistung 11.200 kg (5210 ... 17.600 kg)

Anstieg der Milchmengenleistung in der ersten Laktationswoche

Milchmengen-leistung

in kg

Tages-Ca-Bedarf

in g

TM-Aufnahme pro Tag

10 15 20 25

Ca-Bedarf in g Ca pro kg TM

10 56 5,6 3,7 2,8 2,2

20 86 8,6 5,7 4,3 3,4

30 116 11,6 7,7 5,8 4,6

40 146 14,6 9,7 7,3 5,8

50 176 17,6 11,7 8,8 7,0

60 206 20,6 13,7 10,3 8,2

Milchleistung, Kalziumbedarf, Futteraufnahmeund notwendiger Kalziumgehalt in der TMR

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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)

3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)

4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)

1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)

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OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3

Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)

OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)

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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)

3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)

4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)

1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)

OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)

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Kalziumbolus- plötzliches und drastisches Anheben der Kalziumkonzentration in der Ingesta erhöht die passive (parazelluläre) Kalziumabsorption- antepartale Kalziumbedarf liegt zwischen 30 und 40 g pro Kuh und Tag- zusätzlich 50 bis 70 g Kalzium pro Bolusgabe- nur kurzzeitiger (Stunden) Effekt, deshalb wiederholte Gabe - Wirkung von Auswahl der Kalziumverbindungen abhängig

- hoher personeller und finanzieller Aufwand - kleine Herden, die andere Konzepte nicht umsetzen können- zusätzlich für Kühe mit erhöhtem Erkrankungsrisiko(Anamnese Gebärparese, ältere Kühe, Kühe mit

überdurchschnittlicher Vorlaktationsleistung, Kühe mit Vorerkrankungen, aktuell erkrankte Kühen, Kühe mit Geburtskomplikationen)

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43

Effekte einer Kalziuminfusion, der oralen Gabe eines Kalziumbolus, der Reduzierung der Melkfrequenz im Vergleich zu keiner dieser Maßnahmenauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25

Stunden nach der Kalbung

Blu

tser

um-C

a-K

onze

ntra

tion

in m

mol

/l

n = 132Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,001Zeit/Gruppe < 0,001

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25

Stunden nach der Kalbung

n = 21Signifikanz pZeit < 0,002Gruppe < 0,200Zeit/Gruppe < 0,023

Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus bei Kühen der vierten Laktation auf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben

28.02.2016

44

Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)

3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)

4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)

1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)

OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)

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Vitamin-D-Prophylaxe - Vitamin-D-Bedarf 10 IE/kg KM (5 000 bis 8 000 IE / Kuh und Tag)- Hydroxylierung von Vitamin D (Cholecalciferol) in der Leber (C-Position 25) und in der Niere (C-Position 1) zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol = Calcitriol = Hormon als biologisch aktiver Wirkstoff- Hydroxylierung ist streng reguliert (Blutkalziumkonzentration, Parathormon) - die effektive Wirkung ist von der tatsächlichen Calcitriolmenge abhängig- eine drastische Dosiserhöhung von Vitamin-D erhöht die Calcitriolbildung

- Prinzip der Vitamin-D-Prophylaxe ist die - parenterale (i.m.) Applikation- einer 1000 bis 2000 fachen Überdosis an Vitamin D3

Vitamin-D-Prophylaxe - Standardverfahren 10 Mio IE Vitamin D3 i.m. - alternativ 1 Mio IE Vitamin D3 / 50 kg KM

- wichtig Zeitfenster !!! der Applikation- 2 bis 8 Tage ante partum- ab 1 Tag a.p und später ohne Effekt - Ausbleiben der Abkalbung innerhalb von 8 Tagen, dann Wiederholung, andernfalls erhöhtes Gebärpareserisiko

- Kalzinoserisiko- möglichst genaue Schätzung des Geburtstermins

- gezielte Tierauswahl- nur pluripare Kühe - pluripare Kühe mit erhöhtem Erkrankungsrisiko

- Vitamin-D-Prophylaxe ist bei richtiger Anwendung ein effektive und mit anderen Verfahren gut kombinierbare Methode

28.02.2016

46

Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)

3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)

4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)

1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)

OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter < 4 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)

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Kalziumarme Fütterung - Training der Adaptation durch geringes Kalziumangebot - Kalziumangebot am unteren Bereich des Bedarfes ausrichten- Kalziumbedarf der tragenden Kuh

- Beginn der Trockenstehperiode 30 g Ca / Kuh und Tag- am Ende der Trockenstehperiode 40 g Ca / Kuh und Tag

- kalziumarme Fütterung < 4 g Ca / kg TS- Einsatz kalziumarmer / kalziumfreier Mineralstoffmischungen und kalziumarmer Futtermittel (Maissilage)

- wichtig !!! in der gesamten Trockenstehperiode kalziumarme Rationen versuchen- in jedem Fall in der Vorbereitung kalziumarme Fütterung einhalten- kalziumarme Fütterung und Anionenration (saure Salze) schließen sich in der Anwendung aus- kalziumarme Fütterung mit anderen Maßnahmen kombinieren

Kalziumarme Fütterung

- Verstärkung des Effektes einer kalziumarmen Fütterung- enges K/Na-Verhältnis (< 8)- enges Ca/P-Verhältnis (0,75 bis 1,0)

- relatives P-Überangebot aktiviert Parathormonwirkung- P-Angebot aber < 5 g P / kg TM

- azidfizierende Wirkung einer aktiven Pansenfermentation- Anheben des Angebotes an leicht fermentierbaren KH (Stärke, Zucker) über Auswahl der Futterkomponenten (Maissilage) - strukturwirksames Rohfaserangebot beachten - Zusatz von Kalziumbindern (Zeolith A, Phytinsäure in pansengeschützter Reiskleie Milki CalFix® ;7g Ca/kg)

kalziumarme Fütterung kann eine sichere Methode zur Gebärpareseprophylaxe sein- wichtig Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Methoden- Kontrolle über TMR-Analysen notwendig !!!

28.02.2016

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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese

2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)

3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)

4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)

1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)

Hauptursache der Hypokalzämie/Gebärparese als Bestandsproblem

- alkalische Stoffwechsellage Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)

- metabolische Alkalose hemmt die Parathormon-Rezeptor-anbindung

- Magnesiummangel verstärkt diesen Effekt

Achtung !eine kaliumarme (< 15 g K / kg TM) und Mg-reiche Fütterung (3 bis 4 g Mg / kg TM)hat schon eine positive Wirkung

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Dietary Cation-Anion Difference DCABDietary Cation-Anion Difference DCAD

DCAB (mval/kg TS; meq/kg TS) = (Na+ + K+) – (Cl- + S2-)

um +200 mval/kg TS in üblicher Wiederkäuerration

Parameter zur Beurteilung der Alkalität einer Futterration

Kalkulation der DCAB auf Basis der Gehaltswerte in g/kg TS

DCAB (mval/kg TS = mequ/kg TS) =

42,5 Na (g/kg) + 25,6 K (g/kg) – 28,2 Cl (g/kg) – 62,3 S (g/kg TS)

28.02.2016

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OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca

Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS

CT PTH

Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h

DarmResorption 40%

Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h

Speichel-drüsen

Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g

Plasma Ca-Pool2,5-3 g

Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d

10 kg = 23g

PTH -

CT+

Niere

Harn

Euter

Milch

Darm

Ca

Blut

metabolische

Azidose

pH ↓

Ca2+ ↑

KnochenCa

Ca ↑

Ca2+

Ca2+

TS

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51

Niere

Harn

Euter

Milch

Darm

Ca

Blut

metabolische

Azidose

pH ↓

Ca2+ ↑

KnochenCa

Ca ↑ Ca ↓

Ca2+

Ca2+

Laktation Laktation

Einfluss verschiedener saurer Salze auf den pHv-Wert im Blut

pH-W

ert

Probentage

7,30

7,32

7,34

7,36

7,38

7,40

7,42

s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4

H2O

(NH4)2SO4

NH4ClCaSo4

NH4Cl

NaCl

MgSo4

MgCl2

CaSo4

CaSo4D10

CaCl2MgSo4

CaCl2

28.02.2016

52

Einfluss verschiedener saurer Salze auf den pH-Wert im Harn

Probentage

pH-W

ert

5,5

6,0

6,5

7,0

7,5

8,0

8,5

s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4

H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2

Einfluss verschiedener saurer Salze auf die NSBA

Probentage

NS

BA

-100

-50

0

50

100

150

200

s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4

H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2

28.02.2016

53

Einfluss verschiedener Anionenergänzungen auf die Kalziumkonzentration im Harn

0,00

2,00

4,00

6,00

8,00

10,00

12,00

14,00

16,00

18,00

s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4Probentag

Kal

zium

in m

mol

/l

H2OCaCl2CaSO4CaSO4-D10MgCl2MgSO4NH4Cl(NH4)2SO4CaCl2+MgSO4NH4Cl+CaSO4NaCl

Pansen-pH

4

4,5

5

5,5

6

6,5

7

H2O

NH

4Cl

CaS

O4

CaC

l2+MgS

O4

CaS

O4D

10

NH

4Cl+C

aSO

4

MgS

O4

NaC

l

MgC

l2

CaC

l2

(NH

4)2SO

4

pH

S0 S7 S14

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Empfehlung 1

• vor Einsatzbeginn Bestimmung der DCAB, Na, K, Cl,S, Mg, Ca, P in der Mischration

• später weitere DCAB-Analysen zur Kontrolle der Mischrationnach Zusatz von sauren Salzen(Mischgenauigkeit)

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55

Empfehlung 2

• über Rationsanpassung DCAB auf ≤ 200 (300) mequ/kg TS einstellen

• Reduzierung der Ausgangs-DCAB durch Verminderung des Kaliumgehaltes über Austausch von Grassilage gegen Maissilage

• keine Pansenpuffer (Natriumbikarbonat) • keine kaliumreiche (> 15 g K / kg TS) Futtermittel (Melasse,

intensiv gedüngte Anwelksilagen, Luzernesilage)• keine Proteinüberversorgung (Harnstoffwerte)

Empfehlung 3

schwächere Kationen relativ zu stärkeren Anionen nach Auflösen in Wasser pH < 7,0

Schwache saure Salze: MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz)

CaSO4 x 2 H2O (Gips)

(NH4)2SO4 (nicht zugelassen)

Starke saure Salze: MgCl2 x 6 H2O (Tausalzlauge)

CaCl2 x 2 H2O

NH4Cl (in Deutschland nicht zugelassen)

• Auswahl des sauren Salzes / Salzgemisches

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Verfügbare Produkte

• zur Rationseinstellung ist es vorteilhaft, die Salze nach Bedarf einzeln zugeben zu können

• CaSO4 x 2 H2O Standardprodukt

• CaCl2 x 2 H2O wichtig nur verkapseltes CaCl2 x 2 H2O einsetzenverschiedene Fertigprodukte

• salzsäurebehandeltes Soja (SoyChlor®) oderProteinhydrolysat (Bio-Chlor®)

• in diesen Produkten sind die Salze geschmacksneutral

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Empfehlung 3

• Saures Salz der 1. Wahl CaSO4 x 2 H2O zur allgemeinen Anwendung, geschmacksneutral

• keine Depression der Futteraufnahme auf Grund der Geschmacksneutralität (Einmischen, Überstreuen)

• Anhebung des Gesamtschwefelgehaltes in der Ration bis maximal 4 g/kg TS

• ist eine weitere Absenkung der DCAB notwendig, dannzusätzliche Ergänzung durch CaCl2 x 2 H2O bis 10 g Cl/kg TS

• Beachte ! Ätzende Wirkung von CaCl2 x 2 H2O, deshalb möglichst verkapseltes CaCl2 einsetzen (Kosten)

• Alternative zu verkapseltem CaCl2 x 2 H2O ist SoyChlor® oderBio-Chlor® (Import)

Empfehlung 4• Ziel DCAB -50 bis + 50 mequ/kg TM

• Beachte ! Ausgeprägte tierindividuelle Reaktion auf den Effekt von sauren Salzen mit extremer Streuung der Verträglichkeit.

• im Mittel DCAB um 0 mequ/kg TM anstreben

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Blut-pH (venös) IIM

ittel

wer

t Blu

t-pH

Probentage Probentage

2,5 Ä 3,0 Ä 3,5 Ä 4,0 Ä 2,5 Ä 3,0 Ä 3,5 Ä 4,0 Ä 4,5 Ä

Gruppe 3 Gruppe 4

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Empfehlung 5

• Gesamtkalziumangebot muß auf 90 - 140 g Ca/Kuh/Tag eingestellt werden (9 - 12 g Ca/kg TS)

• Phosphorgehalt 30 – 40 g pro Tier und Tag (3 – 3,5 g P/kg TS)

• Ergänzung durch Futterkalk kann notwendig sein

• Möglichkeit des Anmischens der antepartalen Transitration(Vorbereiterration) aus der postpartalen Transitration (Startration)

Empfehlung 6

• Einsatzzeitraum (21 -) 14 - 10 (5) Tage vor dem Kalben = Vorbereitungsration = antepartale Transitration

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Einfluss verschiedener saurer Salze auf die NSBA

Probentage

NS

BA

-100

-50

0

50

100

150

200

s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4

H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2

Empfehlung 7

• saure Salze gleichmäßig in die Ration einmischen

• einmalige Gabe pro Tag möglich (pelletierte Zusatzfuttermittel)

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Empfehlung 8

• ständige Kontrolle des Harn-pH-Wertes durch Landwirt/Herdenmanager- ein- bis zweimal pro Woche von

6 bis 12 Kühen

28.02.2016

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Wertebereich für Einzelwerte Wertebereich

Mittelwert Poolwert

n = 10 Tiere

maximal1/6 der Werte

unterhalb

minimal2/3 der Werte

innerhalb

maximal1/6 der Werte

oberhalb

Harn-pH < 5,5 5,5 bis 7,7 > 7,7 5,7 bis 7,5

NSBAmmol/l

< -20 -20 bis 36 > 36 -12 bis 21

Kalzium-konzentrationmmol/l

< 2,9 2,9 bis 13,7 > 13,7 4,0 bis 11,4

Referenzwerte zur Kontrolle einer Anionenration mittels Harnproben über Einzeltierproben oder im Stichprobentest (n = 10 Probanden)

28.02.2016

63

n = 1767 r = 0,810 r2 = 0,657 p < 0,000 F = 1688

- 12 + 21

Wertebereich für Einzelwerte Wertebereich

Mittelwert Poolwert

n = 10 Tiere

maximal1/6 der Werte

unterhalb

minimal2/3 der Werte

innerhalb

maximal1/6 der Werte

oberhalb

Harn-pH < 5,5 5,5 bis 7,7 > 7,7

Referenzwerte zur Kontrolle einer Anionenration mittels Harnproben über Einzeltierproben oder im Stichprobentest (n = 10 Probanden)

Wird bei 6 Probanden der Harn-pH-Wert gemessen, müssen mindestens 4 Werte innerhalb von 5,5 bis 7,7 liegen, maximal 1 Wert darf oberhalb 7,7 und maximal 1 Wert unterhalb von 5,5 liegen.Bei 12 Probanden minimal 8 innerhalb, maximal 2 oberhalb und 2 unterhalb.

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Wichtige Schlussfolgerungen1. Bei fachgerechter Anwendung ist die Anionenration (saure Salze) ein

sicheres und zuverlässiges Konzept zur Prophylaxe der Gebärparese/Hypokalzämie bei Milchkühen.

2. Die notwendige begleitenden Kontrolle über die Harn-pH-Messung und die gelegentliche DCAB-Analyse der TMR signalisieren frühzeitig möglichen Handlungsbedarf, um die sichere Prophylaxewirkung der Anionenration auf Dauer sicherzustellen.

3. Diese begleitende Kontrollmöglichkeit ist bei einem akzeptablen Mehraufwand ein großer Vorteil im Vergleich zu allen anderen strategischen Prophylaxekonzepten, deren Wirksamkeit nicht unmittelbar überprüft werden kann.

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Empfehlung 9

• Beachte ! Für die Wirkung der sauren Salze ist derGesamteffekt der Ration auf den Säuren-Basen-Haushalt wichtig. Daraus ergeben sich Ursachen für eine fehlende Wirkung oder für unerwünschte Nebenwirkungen.

• Deshalb ganz wichtig, Kennwerte einer Vorbereiterration einhalten !

• Werden Abweichungen der Zielwerte für den pH-Wert, die NSBA oder Kalziumkonzentration im Harn gemessen, die nicht erklärt und nicht ohne Risiko durch eine Rationskorrektur beseitigt werden können, dann muss eine TMR-Analyse erfolgen.

Pansenazidose

- nicht angepaßter Rations-wechsel

- ↓ strukturwirksame Rohfaser

Blut

metabolische

Azidose

pH ↓

Darm

saure Salze

+

120 - 140 g Ca

Pansen

Energiedefizit in der Vorbereitungsperiode

- Ration mit zu geringer Energiekonzentration

- zu geringe Futteraufnahme durch

- nicht angepaßten Rationswechsel- appetitshemmende saure Salze

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66

Kennwerte für Anionenrationen

• Energiekonzentration 6,4 – 6,8 NEL/kg TS• Rohproteingehalt 140 – 150 g/kg TS• Abbaubares Protein 60 – 67 % von RP• Unabbaubares Protein 33 – 40 % von RP• Rohfaser 180 – 190 g/kg TS• ADF 230 – 280 g/kg TS• NDF 320 – 380 g/kg TS• Ca 9 – 12 g/kg TS• P 3 - 4 g/kg TS• Mg 2,5 - 4,5 g/kg TS • Na 1,5 – 2 g/kg TS• K < 15 g/kg TS• Cl bis 10 g/kg TS ( 5 g/kg TS unter K)• S bis 4 g/kg TS • DCAB - 50 bis 50 mequ/kg TS

Parameter Ziel -werte

Analysen -werte

Berechnete Werte

Trockensubstanz (g/kg) 400 - 500 391 470

Energie (NEL/kg TS) 6,4 – 6,8 6,3 6,0

Rohasche (g/kg TS) < 100 82

Rohprotein (g/kg TS) 140 - 150 183 136

Rohfaser (g/kg TS) 180 – 190 223

Zucker/Stärke (g/kg TS) 200 - 230 149 181

Ca (g/kg TS) 9 – 14 7,6 9,4

P (g/kg TS) 3 - 4 5,4 4,7

Mg (g/kg TS) 3,5 – 4 4,1 3,8

Na (g/kg TS) 1,5 - 2 1,3 2,1

K (g/kg TS) < 15 17,9

Cl (g/kg TS) < 10 4,1

S (g/kg TS)

DCAB (mequ/kg TS)

< 4

- 50 bis 50

4,9

+ 97

Bestand – mit sauren Salzen

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LiteraturStaufenbiel, R., Gelfert C.-C., Hof, K., Westphal, A., Daetz, C. (2009):

Einfluss verschiedener Varianten der Trockensteher- und

Transitkuhfütterung auf die Tiergesundheit und die Leistung.

10. Symposium zu Fragen der Fütterung und des Managements von

Hochleistungskühen, Neuruppin, 25.10.2007,

Tagungsbericht, Neuruppin,

2009, Seiten 11-76.

e-mail: [email protected]

Begriff der „sauren Salze“ durch den Begriffder DCAB-Regulatoren ersetzen

• die verfügbaren „sauren Salze“ sind bitter, ätzend oder im besten Fall geschmacklos, aber sie schmecken in keinem Fall sauer

• Ziel der Rationszugabe ist das Einstellen eines gewünschten DCAB-Bereiches

• DCAB-Regulatoren können eine Ration mit einem sehr hohen DCAB-Wert in einen günstigeren niedrigen Bereich absenken

• nur bei Erreichen einer DCAB zwischen – 50 und + 50 mequ/kg TS spricht man von einer Anionenration

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Beachte !

• Saure Salze können in die Ration mit zwei verschiedenen Zielen eingemischt werden

• (1) Senkung der DCAB in den Bereich - 50 bis + 50 mequ/kg(gleich Anionenration im klassischen Sinn)

• (2) Senkung einer hohen DCAB bis 100 mequ/kg TM

• Die erreichte DCAB bestimmt die Auswahl des saurenSalzes, den Kalziumgehalt der Ration und Kombinations-möglichkeiten mit anderen Prophylaxemethoden

Salzmenge reduzierenPansenazidose prüfen

9 bis 12CaSO4 x 2 H2OCaCl2 x 2 H2O

(MgSO4 x 7 H2O)

< - 50nicht zu empfehlen

keine notwendig9 bis 12CaSO4 x 2 H2OCaCl2 x 2 H2O

(MgSO4 x 7 H2O)

- 50 bis 50

10 Mio IE Vitamin DPansenfermentation

6 (bis 8) MgSO4 x 7 H2OCaSO4 x 2 H2O(CaCl2 x 2 H2O)

50 bis 100nicht zu empfehlen !

10 Mio IE Vitamin Denges Ca/P-VerhältnisPansenfermentation

4 (bis 5) MgSO4 x 7 H2O100 bis 200

kalziumarme Fütterung10 Mio IE Vitamin Denges Ca/P-Verhältnis Pansenfermentation

< 4MgSO4 x 7 H2O> 200nicht optimal

Kombination mit anderen Prophylaxe-strategien

Kalziumgehalt in der Rationg/kg TM

Auswahl des sauren Salzes

DCAB-Bereich nach Zugabe saurer Salzemequ/kg TM

Differenzierter Einsatz von sauren Salzen in Abhängigkeit vom DCAB-Bereichund Empfehlung zur Kombination mit anderen speziellen Prophylaxemethoden

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MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz)

• Mg-Sulfat senkt die DCABohne Erhöhung des Kalziumgehaltes in der Ration

• Magnesium unterstützt die Parathormonwirkung

• Beachte • Einhaltung der Höchstwerte von

maximal 4 g S / kg TSmaximal 4,5 g Mg / kg TS

• MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz) Salz der Wahl für den DCAB-Bereich > 100 mequ/kg TS

• Nachteil schlechter Geschmack

Hauptursache der Hypokalzämie/Gebärparese als Bestandsproblem

- alkalische Stoffwechsellage Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)

- metabolische Alkalose hemmt die Parathormon-Rezeptor-anbindung

- Magnesiummangel verstärkt diesen Effekt

Achtung !eine kaliumarme (< 15 g K / kg TM) und Mg-reiche Fütterung (3 bis 4 g Mg / kg TM)hat schon eine positive Wirkung

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70

Fütterungsmanagementder gesunden, fruchtbaren Milchkuh

- 8

TS 1

- 1,5Transitperiode Laktation

Partus 104

Hochleistung0- 3

TS 2

Vorbereitungsperiode

GlyzerinPropylenglykol

CaSO4/CaCl2 + Ca

????

Futterfett

Ketose

Hypokalzämie

Pansenazidose

Niedrigleistung

200 km/h

100 km/h

hohe Leistung,hohe Ansprüche,regelmäßige Wartungdurch Fachwerkstatt

Prophylaktische Bestandsbetreuung = regelmäßige WartungSicherung der Tiergesundheit in Milchkuhherden mit hoher Leistung

geringe Leistung,geringe Ansprüche,Reparaturen durch Fahrer