2
I 6 I I I Institut für Bauforschung Aachen Rhelnlach-Weatfiillache Technlache Hochachule 6 (1993) KURZBERICHT 42 AKTUELLE FORSCHUNGSERGEBNISSE Erste Ergebnisse der Untersuchungen zur Durchlässigkeit von überdrückten Trennrissen im Beton bei Beaufschlagung mit wassergefährdenden Flüsssig- keiten · Initial results of investigations concerning the permeability of pressure-loaded cracks in concrete against environmentally harmful liquids N. Brauer 1 EINLEITUNG Der Einsatz von unbeschichtetem Beton beim Bau von Müllbunkern, Auffangwannen, Abfüllflächen für die Lagerung bzw. den Umschlag von Flüssigkeiten der Wassergefährdungsklassen 1 und 2 setzt voraus, daß Aussagen über die Durchlässigkeit von Stahlbetonbau- teilen im Zustand II möglich sind. Nur damit kann ein Konzept für derartige Einsatzmöglichkeiten erarbeitet werden. Bei vielen Flüssigkeiten können über den ge- samten Querschnitt durchgehende Risse nicht soweit beschränkt werden, daß die Leckraten bedingungs- gemäß klein bleiben. Ziel der Untersuchungen ist des- halb die Frage nach den Leckraten teilweise (nachträglich) überdrückter Risse. Zur Klärung dieser Fragestellung werden Risse, die durch zentrischen Zug in Stahlbetonbalken erzeugt wurden, überdrückt und mit verschiedenen Prüfflüssigkeiten beaufschlagt. 2 VERSUCHE 2.1 Prüfverfahren Im Rahmen dieses Projektes wurde ein Prüfverfahren entwickelt, das die Vorgaben der Richtlinie Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen /1/ hinsichtlich der zu prüfenden Rißgeometrie berück- sichtigt. An den in Bild 1 skizzierten Stahlbetonbalken werden durch zentrischen Zug vier Trennrisse an den durch Rißvorgaben geschwächten Betonquerschnitten erzeugt. Neben dem Eindringverhalten in gerissenem Beton wird an einem ungerissenen Vergleichskörper (Bild 1 ) die Anbindung an den Eindringversuch in /1/ Bild A 1 geschaffen. Die Stahlbetonbalken werden in die .in Bild 1 darge- stellte Prüfeinrichtung eingebaut. Die Prüfkörper wer- den analog zu der in /1/ Bild A 1 beschriebenen Appa- ratur beaufschlagt. Zur Einleitung der Flüssigkeiten in den Beton werden Aufsätze aus Edelstahl auf den Beton geklebt. Die eingedrungene Flüssigkeitsmenge kann an den Pegelständen der kalibrierten Standrohre abgelesen werden. 2.2 Eindringmengenversuche 2.2.1 Parameter Mit der vorgestellten Versuchseinrichtung wird im Rahmen dieses Projektes das Eindringverhalten am Referenzbeton und den vorgegebenen Lagerungsbe- dingungen nach /1/ untersucht. Neben Wasser soll vor allem das Eindringverhalten bei den Prüfflüssigkeiten Aceton und n-Hexan bestimmt werden. Durch Ver- suchsserien mit unterschiedlichen Betondruckspan- nungen und Spannungsverteilungen im überdrückten Trennriß soll es möglich sein, Anforderungen für ein Bemessungskonzept auszuarbeiten. 2.2.2 Versuchsergebnisse Bei den beschriebenen Versuchskörpern stellten sich infolge zentrischer Zugbelastung Risse mit einer mitt- leren Breite von 0,1 3 mm ein. Die Rißbreiten wurden je Riß an zwei Maßstellen auf der Ober- und Unter- seite mit einem Setzdehnungsmesser bestimmt. Nach Aufbringen der zentrischen Drucklast von 5 N/mm• wiesen die drei Risse für die Versuche - mit Wasser eine Breite von 0,024 mm auf. Beim Versuchskörper für n-Hexan wiesen die zwei zu prüfenden Risse eine Breite von 0,017 mm auf . ln Bild 2 sind die Mittelwerte der Eindringmengen für beide Prüfflüssigkeiten in gerissenem und ungerisse- nem Beton dargestellt. Ein Durchfluß der Prüfflüssig- keiten bzw. Feuchteflecken an der Unterseite der Ver- suchskörper wurden dabei nicht festgestellt.

I I I I 42 - darwin.bth.rwth-aachen.dedarwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2012/4128/pdf/4128.pdf · den Beton werden Aufsätze aus Edelstahl auf den Beton geklebt. Die eingedrungene

  • Upload
    phamnga

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: I I I I 42 - darwin.bth.rwth-aachen.dedarwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2012/4128/pdf/4128.pdf · den Beton werden Aufsätze aus Edelstahl auf den Beton geklebt. Die eingedrungene

I 6 I I I Institut für Bauforschung Aachen Rhelnlach-Weatfiillache Technlache Hochachule

6 (1993)

KURZBERICHT

42

AKTUELLE FORSCHUNGSERGEBNISSE

Erste Ergebnisse der Untersuchungen zur Durchlässigkeit von überdrückten Trennrissen im Beton bei Beaufschlagung mit wassergefährdenden Flüsssig-keiten ·

Initial results of investigations concerning the permeability of pressure-loaded cracks in concrete against environmentally harmful liquids

N. Brauer

1 EINLEITUNG

Der Einsatz von unbeschichtetem Beton beim Bau von Müllbunkern, Auffangwannen, Abfüllflächen für die Lagerung bzw. den Umschlag von Flüssigkeiten der Wassergefährdungsklassen 1 und 2 setzt voraus, daß Aussagen über die Durchlässigkeit von Stahlbetonbau­teilen im Zustand II möglich sind. Nur damit kann ein Konzept für derartige Einsatzmöglichkeiten erarbeitet werden. Bei vielen Flüssigkeiten können über den ge­samten Querschnitt durchgehende Risse nicht soweit beschränkt werden, daß die Leckraten bedingungs­gemäß klein bleiben. Ziel der Untersuchungen ist des­halb die Frage nach den Leckraten teilweise (nachträglich) überdrückter Risse. Zur Klärung dieser Fragestellung werden Risse, die durch zentrischen Zug in Stahlbetonbalken erzeugt wurden, überdrückt und mit verschiedenen Prüfflüssigkeiten beaufschlagt.

2 VERSUCHE 2.1 Prüfverfahren

Im Rahmen dieses Projektes wurde ein Prüfverfahren entwickelt, das die Vorgaben der Richtlinie Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen /1/ hinsichtlich der zu prüfenden Rißgeometrie berück­sichtigt. An den in Bild 1 skizzierten Stahlbetonbalken werden durch zentrischen Zug vier Trennrisse an den durch Rißvorgaben geschwächten Betonquerschnitten erzeugt. Neben dem Eindringverhalten in gerissenem Beton wird an einem ungerissenen Vergleichskörper (Bild 1 ) die Anbindung an den Eindringversuch in /1/ Bild A 1 geschaffen.

Die Stahlbetonbalken werden in die . in Bild 1 darge­stellte Prüfeinrichtung eingebaut. Die Prüfkörper wer­den analog zu der in /1/ Bild A 1 beschriebenen Appa­ratur beaufschlagt. Zur Einleitung der Flüssigkeiten in den Beton werden Aufsätze aus Edelstahl auf den

Beton geklebt. Die eingedrungene Flüssigkeitsmenge kann an den Pegelständen der kalibrierten Standrohre abgelesen werden.

2.2 Eindringmengenversuche 2.2.1 Parameter

Mit der vorgestellten Versuchseinrichtung wird im Rahmen dieses Projektes das Eindringverhalten am Referenzbeton und den vorgegebenen Lagerungsbe­dingungen nach /1/ untersucht. Neben Wasser soll vor allem das Eindringverhalten bei den Prüfflüssigkeiten Aceton und n-Hexan bestimmt werden. Durch Ver­suchsserien mit unterschiedlichen Betondruckspan­nungen und Spannungsverteilungen im überdrückten Trennriß soll es möglich sein, Anforderungen für ein Bemessungskonzept auszuarbeiten.

2.2.2 Versuchsergebnisse

Bei den beschriebenen Versuchskörpern stellten sich infolge zentrischer Zugbelastung Risse mit einer mitt­leren Breite von 0,1 3 mm ein. Die Rißbreiten wurden je Riß an zwei Maßstellen auf der Ober- und Unter­seite mit einem Setzdehnungsmesser bestimmt. Nach Aufbringen der zentrischen Drucklast von 5 N/mm• wiesen die drei Risse für die Versuche -mit Wasser eine Breite von 0,024 mm auf. Beim Versuchskörper für n-Hexan wiesen die zwei zu prüfenden Risse eine Breite von 0,017 mm auf.

ln Bild 2 sind die Mittelwerte der Eindringmengen für beide Prüfflüssigkeiten in gerissenem und ungerisse­nem Beton dargestellt. Ein Durchfluß der Prüfflüssig­keiten bzw. Feuchteflecken an der Unterseite der Ver­suchskörper wurden dabei nicht festgestellt.

Page 2: I I I I 42 - darwin.bth.rwth-aachen.dedarwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2012/4128/pdf/4128.pdf · den Beton werden Aufsätze aus Edelstahl auf den Beton geklebt. Die eingedrungene

ungerissener Beton gerissener Beton

D Aufsicht

+1 40

max e = 20/3

Bewehrung ~---- Standrohr mit Meßskala

Beaufschlagungsaufsatz

Zugstange Kopfplatte Traverse Kolben Kontermutter

15

Schnitt\- A

Bild 1: Versuchskörper und Meßstand zur Bestimmung von Eindringmengen in gerissenem und ungerissenem Beton

V ln ml 76

60

26

0

------ W••••r ---o--- W o . Riß

-H•••n ~Ho . Riß

Zelt ln d

Bild 2: Mittelwerte der Eindringvolumina von Wasser (W) und n-Hexan (Hl in Beton

Nach 72 t'l wurde bei den Versuchen mit Wasser Ein­dringmengen von 4, 73 ml in den ungerissenen Beton und 14,40 ml in den gerissenen Beton festgestellt. Der Vergleich mit n-Hexan liefert Eindringmengen von 11 ,04 ml in den ungerissenen Versuchskörper und 63,96 ml in den Rißbereich. Betrachtet man die Diffe­renz zwischen den Eindringmengen im ungerissenen Beton und den flißversuchen, stellt man bei der orga­nischen PrOfflüssigkeit die 5,5fache Eindringmenge in den Riß fest. Dies wird durch die unterschiedliche Vis­kosität verursacht und deren Reaktionsfähigkeit mit dem Zementstein der Flüssigkeiten.

Herausgeber:

3 ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGE­RUNG

Zur Bestimmung der Eindringmengen von Prüfflüssig­keiten in Betonbauteile mit überdrückten Trennrissen ist eine Versuchsanlage vorgestellt worden. ln diesem Bericht werden Unterschiede im Eindringverhalten zwischen einer organischen Flüssigkeit und Wasser dargestellt . Bei der hier gewählten Druckspannung war im Trennriß kein Durchfluß der untersuchten Flüssig­keiten zu erkennen. Dadurch unterscheiden sich die überdrückten Trennrisse von Versuchen mit soge­nannten offenen Trennrissen. Bei diesen zeigte sich sogar bei Rißbreiten von ungefähr 0,1 mm ein starker Durchfluß der niedrigviskosen organischen Prüfflüssig­keiten. Anhand dieser Untersuchungen läßt sich ablei­ten, daß bei mindestens teilweise vorgespannten Auffangbehältern selbst mit durchgehenden Trennris­sen, bei im Havariefall vorhandener Mindestbeton­druckzone, die in /1/ geforderte Dichtigkeit erreichbar ist .

4 LITERATUR

/1 / Deutscher Ausschuß für Stahlbeton; Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen: Entwurf der Richtlinie: Bemessung unbeschichteter Betonbauteile. (01 .1992)

Das Forschungesvorhaben wird vom Bundesminister für Forschung und Technologie im Rahmen des Projek­tes Sicherheit von Betonkonstruktionen technischer Anlagen für umweltgefährdende Stoffe gefördert .

Institut für Bauforschung Aachen Rheinisc~llsche Technische Hochschule Postanschrift : 52056 Aachen Lieferanschrift: Schinkelstr. 3. 52062 Aachen Tel. (0241) 80-5100. FAX (0241) 80-5120 Telex 832704 thac d

Direktoren: Prof. Dr.-lng. H. R. Sasse Prof. Dr.-lng. P. Schießl

Die auszugsweise Veröffentlichung dieses Berichtes, seine Verwendung fOr Werbezwecke sowie die inhaltliche Übemahme in Literaturdaten­banken bedürfen der Genehmigung des ibac.