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I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober, LGF LAbg. Mag. Michael Strugl MBA, LAbg. Christian Makor, Wolfgang Rescheneder, Leiter der Oö. Akademie für Umwelt und Natur Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Naturwissenschafter und Politiker, Mitglied des Club of Rome, Emmendingen, Deutschland und Lara Lutzenberger, Präsidentin der Gaia Stiftung, Porto Alegre, Brasilien am 28. Mai 2009 zum Thema "Welche neuen Antworten brauchen wir, um angesichts der aktuellen weltweiten Herausforderungen eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen?"

I N F O R M A T I O N · Lutzenberger die Auswirkungen von zu wenig ... Wissen und Bildung für Umwelt, ... Das wachsende kritische "Bewusst werden" um die Notwendigkeit von Veränderungen

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I N F O R M A T I O N

zur Pressekonferenz

mit

Landesrat Rudi Anschober, LGF LAbg. Mag. Michael Strugl MBA,

LAbg. Christian Makor, Wolfgang Rescheneder,

Leiter der Oö. Akademie für Umwelt und Natur

Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Naturwissenschafter und Politiker, Mitglied des Club of Rome,

Emmendingen, Deutschland

und

Lara Lutzenberger, Präsidentin der Gaia Stiftung, Porto Alegre, Brasilien

am 28. Mai 2009

zum Thema

"Welche neuen Antworten brauchen wir, um angesichts

der aktuellen weltweiten Herausforderungen eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen?"

Oö. Akademie für Umwelt und Natur: "Welche neuen Antworten brauchen wir, um angesichts der aktuellen weltweiten Herausforderungen eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen?" Gründung der Akademie Im Jahr 1989 gründete das Land Oberösterreich

die Oö. Umweltakademie mit der Aufgabe, durch Bildungs- und Informationsarbeit sowie durch innovative Konzepte und Projekte zum vorsorgenden Umweltschutz in unserem Land beizutragen. Um den Bildungs- und Informationsauftrag auch im Bereich Natur erfüllen zu können, wurde 1998 innerhalb der Akademie das Institut für Naturschutz gegründet. Heute stellen der Klimaschutz, die nachhaltige Entwicklung von Gemeinden und Regionen, die Bildung für Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Naturschutzkooperationen und Naturvermittlung die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte der Akademie dar. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Oö. Akademie für Umwelt und Natur sind international renommierte Persönlichkeiten in Linz zu Gast und stellen dar, welche neuen Antworten wir brauchen, um angesichts der aktuellen weltweiten Herausforderungen eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. "Klimaschulden begleichen und die Weltwirtschaft mit einem "Global Green Deal" ankurbeln!" Diese Forderungen sind Kernbotschaften von Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, den die Oö. Akademie für Umwelt und Natur anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens nach Linz eingeladen hat. Der nächste Wachstumszyklus wird durch die Erhöhung der Ressourcenproduktivität und durch Technologien zum Einsatz erneuerbarer Energieträger bedingt sein, macht Weitzsäcker deutlich und zeigt das enorme Potential auf, das eine ökologisch nachhaltige Entwicklung und eine wirksame Klimaschutzpolitik für einen wirtschaftlichen Aufschwung hat. Neben massiven Effizienzverbesserungen bei Fahrzeugen, Gebäuden, Transportlogistik und bei der Ernährungsweise fordert Weizsäcker auch eine Reduzierung der Mehrwertsteuer im Handwerk auf Kosten höherer Energiesteuern.

Arbeitsschwerpunkte Herausforderungen der Zukunft in Angriff nehmen Weizsäcker: "Klimaschulden begleichen und die Weltwirtschaft ankurbeln!"

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Lutzenberger: "Bildung und Erziehung als Schlüsselfaktoren für Verbundenheitsgefühl mit der Natur" Die Akademie verbindet Umwelt, Natur, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Wissen vermitteln – Motivation schaffen! Klimaschutz fördern – Ressourcen schonen! Zukunft gestalten – aktiv beteiligen!

Über rein technische Lösungen hinaus die Lebenskultur neu überdenken, dazu ruft Lara Lutzenberger von der Fundacao Gaia auf. In der weltweiten Ausbeutung der Natur, der wirtschaftlichen Probleme samt Arbeitslosigkeit, sowie in der Krise sozialer Beziehungen sieht Lutzenberger die Auswirkungen von zu wenig Verbundenheitsgefühl der Menschen untereinander und mit der Natur. Der Schlüsselfaktor zur Vermittlung dieses Verbundenheitsgefühls sind Bildung, Erziehung und die "kleinen Beiträge", die jede/r im Alltag vollbringen kann. Mit diesen Impulsen geht die Oö. Akademie für Umwelt und Natur in das 20. Jahr ihres Wirkens. Bereits seit Beginn der 1990er-Jahre wurde das inhaltliche Arbeitsprogramm gezielt im Sinne der weltweiten Agenda 21 in Richtung Nachhaltigkeit entwickelt. Damit ist die Akademie heute ein Kompetenzzentrum an der Schnittstelle von Umwelt, Natur, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft mit Blick auf regionale und globale Herausforderungen. Über 100 Veranstaltungen pro Jahr, Forschungs- und Pilotprojekte, Publikationen und Ausstellungen bietet die Akademie in folgenden Themenbereichen: Wissen und Bildung für Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit Wir bieten ein zielgruppenorientiertes Bildungsprogramm für Multiplikator/innen und Entscheidungsträger/innen und kooperieren mit Schulen und Bildungseinrichtungen. Klimaschutz, Ressourcennutzung und Lebensstil Wir entwickeln fachübergreifende Klimaschutzstrategien, vermitteln, wie Klimaschutz funktioniert und wie Ressourcen effizient eingesetzt werden können. Nachhaltige Entwicklung in Gemeinden, Regionen und Unternehmen Als Leitstelle Agenda 21 initiieren und unterstützen wir Prozesse und Projekte für Nachhaltigkeit in Gemeinden, Regionen und Unternehmen.

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Wege zur Natur – erleben, begreifen und gestalten! Fakten vermitteln – Sicherheit schaffen! Aktuelles Info und Kontakt

Natur und Landschaft Mit positiver Überzeugungsarbeit bauen wir Brücken zwischen den Ansprüchen des Naturschutzes und den Interessen der Nutzer. Wir bringen Projekte in Gang und machen Artenvielfalt erlebbar und begreifbar. Chancen und Risiken neuer Technologien Zur wissenschaftlich fundierten Einschätzung des Risikos von Technologien und Eingriffen in die Natur bieten wir eine Plattform für die Zusammenarbeit von Experten/innen und Entscheidungsträger/innen. Daraus erwachsen vertrauenswürdige Informationen sowie Impulse zur Vermeidung von gesundheitlichen und ökologischen Risiken. Nächster großer Event ist am 5. Juni der Weltumwelttag 2009 mit einem breiten Informationsprogramm auf der Landesgartenschau Bad Schallerbach, regionalen Vortragsveranstaltungen und einem Vortragsabend um 19.30 Uhr im Offenen Kulturhaus Linz: "Die Welt ist mehr wert als sie kostet" lautet das Thema der Hamburger Buchautorin Tanja Busse, die den KonsumentInnen ihren Einfluss zur Mitgestaltung einer zukunftsfähigen Welt vor Augen hält. Ein umfangreiches Erlebnis- und Informationsprogramm zu Oberösterreichs Natur bietet die Akademie am 11. Juli 2009 im Volksgarten bei Österreichs größtem Fest der Natur. Im Herbst steht wieder eine Tagung mit hochkarätigen ExpertInnen auf dem Programm: Der Umweltkongress ÖKOVISION von 14. bis 16.9.2009 in Wels greift die Chancen auf, die neue Technologien für Klimaschutz, Energiewende und Arbeitsplätze bieten. Weitere Informationen und Kontakt: Oö. Akademie für Umwelt und Natur 4021 Linz, Kärntnerstraße 10-12 Tel.: 0732-7720-14402 E-mail: [email protected]: www.umweltakademie.at, www.natur-ooe.at

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Festveranstaltung anlässlich des 20-jährigen Bestands der Oö. Akademie für Umwelt und Natur Umwelt, Natur, Nachhaltigkeit, Zukunft... auf die nächsten 20 Jahre kommt es an.

Linz/Österreich 28ter Mai, 2009

"Auf den Menschen kommt es an - Umweltziele brauchen Begeisterung" Lara Lutzenberger

Die erste Frage wäre vielleicht: Wie kommt man überhaupt zu dieser Begeisterung? Tagtäglich fühlt man sich umgeben von Krisen aller Art. Die Familie ist oft keine Stütze mehr, als Gesellschaft bestimmen Ehrgeiz und Konkurrenzdenken unser Handeln, die Zeit reicht nicht mehr aus für echte Freundschaften, das Klima spielt verrückt, die Landwirtschaft bricht zusammen, das Wasser reicht nicht mehr aus, und dazu kommt jetzt noch die Weltwirtschaftskrise. Da soll man sich noch Begeisterung holen für den Umweltschutz??? Doch, da soll man sich noch Begeisterung holen, und es ist ga nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick erscheint. Was ist denn der Ursprung dieser Krisen? Unsere Art entstand erst vor ca. 200.000 Jahren, in unserer schon ~ 4,5 Milliarden Jahren alten Erde! Zuerst haben wir gejagt und Früchte gesammelt. Mensch und Natur waren eins und einig. Der Mensch richtete sich nach dem Rythmus und den Eigenschaften der Natur, die er als Teil von sich selbst erkannte. Der Mensch spürte das Ein und Ausatmen der Erde im Zusammenwirken all Ihrer Mitwesen, wie auch in dem synergistischen Dualismus Energie und Materie – Geist und Körper. Ein Blick auf einige indigene Völker, die bis heute überlebt haben, liefert uns den lebendigen Beweis dafür. Daraufhin folgte eine lange Geschichte, mit: der Erfindung der Landwirtschaft, der Entstehung der monotheistischen Religionen, die Gott als Spiegelung vom Menschen darstellen; das Schubladendenken von Galileo, Descartes und Newton; und die Industrielle Revolution, die zur heutigen neoliberalen Konsumgesellschaft führte. Der Mensch ist zum Gegner und Schädling, zum Ausbeuter der Natur geworden. Unumstritten ist, dass die heutigen Produktionssysteme den Raub und die Zerstörung der Natur; die Minderung der Arbeitsplätze; den Zusammenbruch der Familie, und die Unruhe fördern!!! In Brasilien, wo ich herkomme, ein riesiges Land mit einer eher fröhlichen und friedlichen, auch relativ kleinen Bevölkerung verglichen zu europäischen Verhältnissen, erleben wir steigende Arbeitslosigkeit und Zerstörung der Natur. Unserer Markt und unsere Industrie richten sich ausschliesslich nach China und unsere Natur wird immer stärker ausgebeutet und verändert. Das Amazonasgebiet, der Pantanal, die Küste, unsere natürlichen Graslandschaften im Süden – alle sind stark gefährdet. zu Beispiel, in der Gegend wo ich lebe – Südbrasilien, an der Grenze zu Argentinien und Uruguay, werden zunehmend wunderschöne artenreiche Gras- und Buschökosysteme mit kleinen

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Galeriewäldern, auf denen bisher extensiv freilaufende Viehherden gehalten wurden, durch langweilige Soja, Mais und Eukalyptuspflanzungen für den Export ersetzt. Damit wird auch die ganze Kultur der Gauchos gefährdet! Und jeder von uns weiss, das gleiche geschieht überall in unserer Welt. Wir müssen folglich unsere Produktionssysteme, damit unsere Konsumgesellschaft, dh. grundsätzlich auch unsere Lebenskultur überdenken und umgestalten. Das Grundproblem liegt an der vor 12.000 Jahren begonnen und immer grösser werdenden Distanzierung des Menschen zur Natur, zu seiner eigenen Grundeigenschaft, zu seinem eigentlichen Wesen. Man möchte ja gerne daran glauben dass unser schöpferisches,Talent für die anstehenden Probleme technische Lösungen zu finden, ausreichend sein könnte. Es zeigt sich jedoch zumeist, dass die rein technischen Lösungen in der Regel neue Probleme verursachen – betrachten wir nur den zunehmend als Massnahme gegen den Klimawandel als Lösung gepriesenen größtmöglichen Ersatz von Erdöl durch erneuerbare Energieträger. Der zunehmende Bau von Staudämmen (die Zahl der Dämme weltweit ist in den letzten 60 Jahren von 5.000 auf 40.000 gestiegen) beeinflusst nicht nur die Gewässerökologie direkt sondern indirekt auch das Klima. Die Nachfrage nach Pflanzen zur Produktion von Kraftstoffen führt zu Konflikten der Flächennutzung und auf Kosten von Naturschutzgebieten und Flächen für den Anbau von Lebensmitteln. Es reicht nicht nur nach Ersatzalternativen oder nach mehr Effizienz zu suchen. Der Gesamtenergieverbrauch muss gesenkt werden. Wir müssen unsere Weltanschauung grundsätzlich in Frage stellen, uns auf die Weisheit indigener Tradition besinnen, die ihren Lebenstil darauf ausgerichtet haben der Lebensdynamik der Erde in ihrer Gesamtheit gerecht zu werden. Das heisst nicht zurück zur ursprünglichen indigenen Lebensart, jedoch zu einem Handeln, dass sich nach der Ehrfurcht vor dem Leben richtet, dass die Folgen unserer Entscheidungen unter einem langfristigen und systemischen Blickwinkel sieht. Ausgangspunkt ist, man muss sich wieder als Teil der Natur erkennen und sich zu Ihr verbunden fühlen. Nur dieses Verbundenheitsgefühl kann uns die Begeisterung bringen, die wir brauchen um solch einen grossen Schritt in eine neue Richtung zu gehen. Der Horizont erweitert sich, der Sinn des Lebens vergrössert sich und die Freude am Lebe wird spürbar. Man ist mit viel weniger Dingen zufrieden und das Gefühl aktiv in der grossen Symphonie des Lebens mitzuspielen, ist schon Grund zu viel Freude. Mir wird des öfteren die Frage gestellt, was meinen Vater dazu gebracht hat, sich so intensiv für Natur und Menschen zu engagieren? Und die Antwort heisst einfach: er fühlte sich von seiner Kindheit an der Natur eng verbunden. Das Gleiche kann ich auch von mir sagen. Mein Engagement, die von ihm gegründete Stiftung – Fundação Gaia, weiterzuführern, ergibt sich aus meiner Bewunderung und Liebe zur Natur (und natürlich auch zu meinem Vater!). Damit darf ich ein wenig zu unserer Arbeit in der Fundação Gaia sagen: Die Fundação Gaia hat das Ziel, das Umweltbewusstsein zu stärken und die Begeisterung zum Handeln für eine bessere Welt zu wecken. Auf unserem Betrieb Rincon Gaia, einem 30 Hektar grossen Landstück, hat mein Vater eine durch eine bergbauliche Nutzung entstandene Mondlandschaft in einen Ort voller Schönheit und Fruchtbarkeit verwandelt. Rincão ist ein reales Beispiel dafür, wie Mensch und Natur in Einklang zusammenfinden können und der Mensch dadurch zu einem sinnvolleren, spirituell reicheren und auch schöneren Leben kommen kann. Die Architektur passt sich in die Landschaft ein, Tiere werden gemäß ihren eigenen Bedürfnissen artgerecht gehalten, Wasser wird geschützt. Im Rahmen unserer Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche aus unserer Region bis nach Porto Alegre, aber auch durch Vorträge, Bildungsseminare oder angebotene Exkursionen zu den Themen Natur und Umwelt versuchen wir unsere Erfahrungen möglichst vielen Menschen zu vermitteln. Dabei

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geht es auch um den Bezug zu aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Soziales und Umwelt. Auch Touristen aus aller Welt besuchen unsere Einrichtungen und werden über unsere Ziele informiert. Das ist unser wesentlicher Beitrag auf Rincao Gaia. Darüber hinaus haben wir aber auch noch zusätzliche Aktivitäten in der Hauptstadt Porto Alegre selbst – Vorträge, diverse Kampagnen, Beratungen etc. im "Lutzenberger Garten" im Kulturzentrum der Hauptstadt. Was braucht es nun, um in Sachen Neuorientierung unserer Gesellschaft voranzukommen? Ich habe das Gefühl, dass weltweit das Umweltbewusstsein zunimmt. Daraus nährt sich unsere Hoffnung. Das wachsende kritische "Bewusst werden" um die Notwendigkeit von Veränderungen ist vielleicht noch leise. Aber wie die Buddhisten es so schön formulieren: ein Baum der fällt, macht viel mehr Krach als der Wald der wächst. Steigendes Umweltbewusstsein ist jedoch nur der erste Schritt. Der Weg vom Bewusstsein zum faktischen Handeln ist oft noch steinig und weit. Und die Zeit vergeht... Auf politischer Ebene muss in Richtung neuer Gesetzgebungen gearbeitet werden. Es müsste eine irdische Jurisprudenz gefördert werden, die das Handeln und die Taten unserer Gesellschaft unter dem Blickwinkel der Erhaltung des Lebens, des ökologischen Gleichgewichts unserer Erde, der Gesundheit unseres sozialen Gewebes beurteilt. Besonders der internationale Handel müsste unter solchen Bedingungen neugeordnet werden. Erste Schritte auf nationaler Ebene in diese Richtung wurden bereits in Ecuador, Pennsylvania und New Hampshire/ USA, wie auch in Kenya gemacht, wo gegen Unternehmen deren Aktivitäten zu Beeinträchtigungen oder Zerstörungen von Natur führe leichter und effektiver vorgegangen werden kann. . Ein wesentlicher Punkt ist auch, dass bei der Erziehung unserer Kinder und in unserem Alltag insgesamt wieder mehr Kontakt zur und Erlebnis in der Natur ermöglicht wird. Sowohl die Verbundenheit mit der Natur als auch das Wissen um die Natur müssen gefördert werden! Letztendlich kann jeder von uns in seinem Alltag seinen Beitrag leisten, um der Vision einer gesunderen, fröhlicheren und nachhaltigeren Welt näher zu kommen. Jede kleine Tat wirkt sich im Ganzen aus, inspiriert unsere Mitmenschen und bewegt die Welt in die Richtung die wir uns erträumen. Die Begeisterung kommt dann von selbst!!! Vielleicht hier noch ein kleines Beispiel um es zu verdeutlichen: Vor einigen Jahren sah ich in einer kleinen Strassenpfütze in Torres, einer kleinen Urlaubsstadt an der südbrasilianischen Küste, wie sich 3 Paare von Fröschen paarten. Ich wusste, beim ersten Sprung würden sie alle überfahren werden! Das hat mich sehr aufgeregt und ich habe meine Nichten und Neffen eingeladen um die Frösche aus dieser Situation zu retten. Mit einem Eimer haben wir sie gefangen, worauf mehrere Spaziergänger neugierig wurden. Eine Frau kam mit ihrem 8 jährigen Kind und begann rasch mitzuhelfen. Am nächsten Tag ging ich wieder hin, um zu schauen was es neues gab, und was sah ich? Der Junge mit Sieb und Eimer machte weiter... Ja, die Begeisterung kommt von selbst!

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Entscheidungen für Generationen – Innovationen für morgenProf. Ernst Ulrich von Weizsäcker

Co-Chair, International Panel forSustainable Resource Management

Findet die Erwärmung tatsächlich statt?

Wenn das nicht ein Beweis ist!

IPCC-Projektion derTemperaturen im 21.Jahrhundert

Enge Kopplung von CO2 Konzentration (blau) undTemperaturen (rot) über 650.000 Jahre

Schlimmer als die Temperatur ist der Meeresspiegel!

Meeresspiegel und Erdtemperatur sind eng korreliertUnd bei Verdoppelung des CO2-Gehalts 50 Meter Anstieg

Italien während der .... und während derletzten Eiszeit (vor letzten Heiss-Zeit20 000 Jahren) (vor 2 Mill. Jahren)

Wenn das Grönlandeis weg ist, ist auch halb Florida weg

.

Wir destabilisieren das Grönlandeis: Süßwasser-bedeckung in den Sommern 1992 und 2002

Die Flut kann plötzlich kommen!(nach Michael Tooley. Global sea-levels: floodwaters mark sudden rise. Nature 342 (6245),p 20 - 21 1989)

Stern Review: Ein Riesenabstand zwischen „Weiter so“ (blau)und Stabilisierung bei 450 ppm CO2 (rot)

Kopenhagen 2009

Die EU will vor allem dieGlobalisierung des CO2-Handelsund freut sich darauf, dass dieUSA da mitziehen.

Umweltschützer undEntwicklungsländer fanden dieBonner Vorbereitungstagung vorOstern deprimierend

… die „Offsets“als Ablasshandel

Die Angst vor CO2-Spekulanten

Zitat Thomas Friedman, New YorkTimes (ca) 5. April 09:

If you liked credit default swaps,you‘ll love carbon offset swaps!

Die einzig brauchbareIdee, pro Kopf

gleicherEmissionsrechte, von

Manmohan Singhvorgeschlagen, stehtzur Zeit überhauptnicht zur Debatte.

Weitere Lösungswege

Kernenergie? Uran ist genauso knapp wie Erdgas! Undkein Versicherer ist bereit, die Risiken voll zu versichern!

CO2 vergraben? Sehr hohe Zusatzkosten!

In den USA hofft man auf Geoengineering und Anrechenbarkeitauf die CO2-Minderungsverpflichtung

... von Begrünung derWüsten und Gentechnik-plantagen bis zu strato-

sphärischen Sulfatwolken,Megaspiegel-Satellitenund Eisenspänen zur

Algen-Düngung im Meerwird alles aufgeboten,

was das Science Fiction-Herz begehrt.

Was waren die Ursachen des Wallstreetdesasters?

Schlechte Bankenaufsicht und Arroganz von BankernUnsinniger RenditewettbewerbSusspekte DerivateAAA (!) Bewertung für nachrangige HypothekenJeder dachte, Grundbesitz in den USA sei

bombensicher.

Schön und gut, aber es gab noch tiefer liegende Gründe.

Der machte den Optimismus zurpatriotischen Bürgerpflichtund bekämpfte Umweltschützerund andere „Pessimisten“.Der Optimismus wurde dannerstmal zu einer großenwirtschaftlichen Erfolgsstory. Dassteckte an. Wer was auf sich hielt,schielte nach Amerika. Sogar dieRatingagenturen wurdenangesteckt und bewerteten mieseHypotheken mit „AAA“. Unddieses Gütezeichen hieß fürdeutsche Landesbanken „absolutsicher“.

Man erinnert sich noch an Präsident Ronald Reagan.

Und Reagan machte Frontgegen jegliche Benzin-steuern.

Das spottbillige Benzinbrachte die SUV und„Hummer“ –Dinosaurierhervor.

Und die Pendlerentfer-nungen verdoppelten sichbeinahe. Fahrbare Festung

Hummer H1

Die Reagan-Konjunktur basierte auf dem SUV-Boom und der rasenden Zersiedlung.

Quelle: AnandPrasad, US ForestService, [email protected]

Und dann kam 2007: Die Ölpreise spielten verrückt

Fern-Pendeln wurde in den USA zum Albtraum

Die Häuser verloren an Wert

Millionen Hypotheken konnten nicht mehr bedient werden

Die Hypothekenbanken Fannie Mae, Freddie Mac und Countrywidekrachten zusammen, und nachher die, die „Sicherheiten“ in Form von„credit default swaps“ hielten, z.B. Bear Stearns, Merryll Lynch, LehmanBros.; später auch General Motors, Chrysler und Ford.

Kurz: Die Ideologie, manbrauche billige Energie,um wirtschaftlich robustzu sein, ist genau falsch!

Aber wie kommen wirjetzt aus der Krise wiederheraus?

Der deutsche UNEP –Exekutiv-direktor Achim Steiner ruft

nach einem

Global GreenNew Deal

- in Anlehnung an Franklin D. Roosevelt‘s New Deal von1932, der denUSA nach der tiefen Wirtschaftskrise von 1929-33 wieder auf dieBeine half.

Auch die Wagniskapitalisten vom Silicon Valley(hier: John Doerr von Kleiner Perkins, wo auchAl Gore angeheuert hat) richten sich „grün“ aus.

Insgesamt wollen sich die Unternehmenin den USA nachhaltiger ausrichten

(Umfrage April 09: wollen Sie mehr in Nachhaltigkeit investieren?)

Source: Environmental Leader 17 April, 2008

10% der Konjunkturprogrammgelder für „grüne“ Investitionen(Quelle:: The Economist, 3. April 09; HSBC)

Ein Jahr Bruttosozialprodukt = 100%

Konjunkturprogramme = 2%

10% „grüner“ Anteil = 0.2%

Aber können 0.2% von einem Jahres BSP dieWelt „grün“ machen??

Nennen wir alle neuen Schulden “Klimaschulden”und verpflichten uns, sie nur durch Einnahmen ausCO2-Zertifikat-Auktionen oder aus Energiesteuernzurück zu zahlen!

Jakob von Weizsäcker

Greening the DebtNY Times OpEd April 15, 2009(also: Int. Herald Tribune, DIE ZEIT)

Eine Idee, die Wirkung zu verzehnfachen:

Mutige EU Vision 2050

Source: Vision2050 for the EU 27, Brussels Dec. 2007

Photovoltaik ist im Kommen

Source: BSi. 2005

Ebenso die Windenergie

.

Trotzdem ist der Strom-Mix ab noch ziemlich konventionell(Bild ist etwas veraltet)

Source: McKinsey & Vattenfall 2007

McKinsey sagt, die rentable CO2-Vermeidung geht nurmit Effizienz, nicht mit erneuerbaren Energien

Die eleganteste Lösung:Effizienz !!!

Stellen Sie sicheinen 10 kg

schweren Wasser-eimer vor

WievieleKilowatt-stunden

braucht man, umihn von

Meereshöheauf den Gipfel desMount Everest zu

heben?

Die Antwortheißt:Eine ViertelKilowattstunde!

(Eine Wattsekunde ist einNewtonmeter; ¼ Kwh ist900.000 Wattsekunden)

1 kwh

Das war die Grundüberlegung von Faktor Vier

Amory Lovins’“Hyperauto”:1,2 l/100km

Heutige Autos:6-12 l/100km

Heating efficiency

Haus in den Alpen Amory Lovins‘ RockyMountain Institute

Passivhäuser zehnmal so energieeffizient wie Standardhäuser

Altbausanierung nach Passivhausstandard

Oben: PhotosUnten: Thermogramme

Energieeffizienz

LED statt Glühbirnen: ein Faktor 10 an Effizienz

Faktor vier- Effizienzgewinne sindallerdings die Ausnahme!

Weiter kommen wir, wenn wirKaskaden und Netzwerke

optimieren. Dann reden wir überProduktivitätsgewinne

„Produktivität“ führt weiter als „Effizienz“

Effizienzbleibt

im Kasten(z.B. l/100km)

Bei Produktivitätgeht es um Ntzwerkeund Kaskaden

Stefanie Böge’s Arbeit über Erdbeerjoghurt-Logistik

Energieinput pro Kalorie im Essen

Energy- and material efficiency

Videokonferenzen statt Geschäftsreisen

Space and energy efficiency

Vom Siedlungsbrei zu verdichteten Städten

Verrottetes Amtrak-System (USA) Der schicke Shinkansen (Japan)

(Sprit ist billig) (Sprit ist teuer)

Doch dafür braucht man attraktive Massenverkehrsmittel

Faktor Fünf, 2009:

EhrgeizigerAsienErnrneuerbare EnergienRebound EffektÖkonomische InstrumenteSuffizienz

Was ist der Rebound-Effekt? Effizienzgewinne werdendurch Konsum kompensiert

William Stanley Jevons beobachteteschon 1865 in The Coal Question, dassEngland's Kohleverbrauch hochschoss,nach dem James Watt seine kohle-effiziente Dampfmaschine eingeführthatte.

Seit den 1980er Jahren nennt man denRebound-Effekt auch dasKhazzoom-Brookes Postulat.Daniel Khazzoom und Len Brookeszeigten, dass die Effizienzgewinne der1970er Jahre durch zusätzlichenVerbrauch weggefressen wurden, vorallem, als die Ölpreise purzelten.

Anstieg des Energieverbrauchs in den USA

Für‘s Geschäft der Effizienzanbieter ist das keineschlechte Nachricht. Aber für die Umwelt.

Also muss man umweltpolitisch reagieren,Am vernünftigsten durch ein sich langsamverstärkendes Preissignal.

Der Markt bringt das Sinal nicht zustande. Preise vonIndustrierohstoffen und Energie (inflationsbereinigt)

Die letzten 5 Jahre

Damit dieser Zyklus beginnen kann, brauchenwir ein Umdenken bei der Produktivität

Seit 1850 hat sichdie Arbeitspro-duktivitätverzwanzigfacht

Von 1975 bis 2050sollte sich dieRessourcen-produktivitätverzehnfachen

Was hat die Verzwanzigfachung der Löhneermöglicht?

Ökonomen würden sagen dieArbeitsproduktivität

Und was hat uns zur Verzwanzigfachung derArbeitsproduktivität gedrängt?

Ökonomen würden sagen die Lohnkosten.

Die Arbeitsproduktivität stieg mit den Löhnen(oder umgekehrt)

Daraus sollte man lernen: man kann die Energiepreise parallel zurEnergieproduktivität anheben

Das wäre also das Rezept für dieNeuausrichtung des technischen

Fortschritts: Sorgen wir dafür, dassEnergie von Jahr zu Jahr immer etwasteurer wird. Damit sollte man dann z.B.

die Halbierung der Mehrwertsteuer-sätze im Handwerk finanzieren können!

Ich nehme an, dass der nächsteWachstumszyklus “grün” wird

Mechanisierung

Stahl &Eisenbahn

Elektrizität,Chemie, Auto

TV, Flugzeug,Computer

Biotech.IT

Resourcen-produktivität,ErneuerbareEnergien, Bio-Mimikry,Systemdesign

Ähnlich redet auch Thomas Friedman im neuen Bestseller

Wo sind nun die Gewinner und wo dieVerlierer?

Gewinner: IT-Branche, generell high tech Industrie;Wissenschaft; Ökobranche; Schienenverkehr;Baubranche einschließlich Handwerk; Bildung;Berater; Kultur.

Verlierer: Lastwagen-Logistik, Flugzeuge,Grundstoff-Industrie; Grundstücke fern vom ÖPNV