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Foto: Blickwinkel/rw A u s g a b e 2 / 2 0 1 1 Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Erzbischöflichen Jugendamtes Bamberg Jugend sucht Arbeit

i-Punkt "Jugend sucht Arbeit"

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Ausgabe 2/2011

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Foto: „Blickwinkel“/rw

Ausgabe 2 / 2011

Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Erzbischöflichen Jugendamtes Bamberg

Jugend sucht Arbeit

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S t a r t p u n k t „Arbeit ist das halbe Leben“ - Vorwort

Seite 3

S c h w e r p u n k t „Problem Jugendarbeitslosigkeit“

Kein Versagen Einzelner Seite 4

„Fördern ist seliger denn fordern“ Seite 6

„Vorbereitung ist dasA und O“Erfahrungsbericht aus einemBelregio-Seminar Seite 7

„Dunkle Wolken für Belregio“ Seite 8

„Das Gegenteil von gut: gut gemeint“Ein Kommentar Seite 9

„Richtig bewerben kann man lernen“ Seite 10

„Was Personaler wollen“ Seite 11

B l i c k p u n k t B D K J „Eine prägende Kraft“

Wie Jugend(verbands)arbeit hilft,das Leben zu gestalten Seite 12

„Ein FreiwilligesSoziales Jahr als Einstiegin soziale Berufe“ Seite 14

B l i c k p u n k t Ve r b ä n d e „Skandal: brauchen

Frisörinnen jetzt schon Abitur?!“ Seite 20

„Bildung verändert alles“Pfadfinder aus dem Senegalzu Gast in Bamberg Seite 22

„Filmen für den Traumjob“ Seite 23

B l i c k p u n k t G l a u b e

„Zum Priesterberufen“ Seite 24

„Arbeit ist das halbe Leben“ -deshalb sollten wir unsmit ihr beschäftigen Seite 26

B l i c k p u n k t D V „Mit Jugendlichen

in die solare Zukunft“ Seite 27

„Werte gestern, heute, morgen“ Seite 28

„Wir sindunbezahlBAR“ Seite 29

B l i c k p u n k t G l a u b e i-Tüpfelchen Seite 30

A u s s i c h t s p u n k t Termine Seite 31

Impressum Seite 32

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Startpunkt

D i e S t i f t u n g O p t i o n f ü r d i e J u g e n d . . .

. . . setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche im Erzbistum Bamberg nachhaltig die Möglichkeit erhalten, eigenverantwortlich das Leben zu entdecken und zu gestalten lernen im immer stär-keren Bewusstsein, dass sie wichtig und respektiert sind.

Wir freuen uns über Ihre Zustiftung oder Ihre Spende.

Bankverbindung: Kontonr. 502 00 23000, BLZ: 700 205 00 Bank für Sozialwirtschaft www.option-jugend.de

„Arbeit ist das halbe Leben“So sagt es der Volksmund. Nur

schade, dass vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Start ins Leben nach der Schule oft schwer fällt. Dieser i-Punkt soll zeigen, was die Jugend(verbands)arbeit leistet, um ihnen diesen Übergang zu erleichtern.

„Bildungsreform - Die Herausforderung“ lautete der Titel der vergangenen Ausgabe, „Jugend sucht Arbeit“ der aktuelle. Wie eng Bildung und Berufs-perspektiven zusammenhängen, verdeutlichen ei-nige Artikel dieser i-Punkt-Nummer. Mit welchen Problemen und Vorurteilen haben Jugendliche auf Arbeitssuche zu kämpfen und welche Erwartungen gilt es zu erfüllen?Die Anforderungen an junge Menschen steigen rasant, die Förderungen können mit dem Tempo kaum Schritt halten. Wer auf der Strecke bleibt, wird allzu oft abgehängt. Der BDKJ und seine Mit-gliedsverbände versuchen mit ihren Angeboten dem etwas entgegenzusetzen. Ob mit Dynamos Infoladen, Belregio oder dem Freiwilligen Sozialen Jahr - wir wollen Jugendlichen Perspektiven eröff-nen, damit ihr Leben gelingen kann.Welchen Wert dabei die Jugend(verbands)arbeit hat, zeigen auch Beispiele ehemaliger BDKJler.

Doch diese Arbeit braucht Unterstüt-zung. Wer junge Menschen heute im Regen stehen lässt, darf sich nicht be-schweren, wenn er morgen die Rech-nung dafür zu zah-len hat.Eines sollte man jedoch auch beden-ken: Arbeit ist das halbe Leben - aber auch die andere Hälfte ist es Wert, gelebt zu werden. Daher wünschen wir allen Leserinnen und Lesern schöne Sommerferien und erholsame, sonnige Tage.

Rückmeldungen, Lob und Kritik nehmen wir gerne entgegen unter: [email protected]

Referent für Presse- und Öffentl ichkeitsarbeit

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Problem JugendarbeitslosigkeitKein Versagen Einzelner, sondern gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Viele junge Menschen haben Angst, keinen

Job zu finden – und diese Sorge ist nicht unbegründet, denn die Arbeitslosenquote ist bei Jugendlichen fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Dies gilt nicht nur für die Bundesrepublik, sondern auch für viele andere Staaten innerhalb und außer-halb Europas.

Immer wieder gilt es klarzu-machen, dass es sich bei der Jugendarbeitslosigkeit um ein gravierendes politisches und ge-sellschaftliches Problem han-delt, und nicht etwa um das

persönliche Versagen einzelner Jugendlicher. Wenn eine ganze Generation große Schwierigkei-ten hat, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, belastet dies die gesellschaftliche Zukunft gleich mehrfach. Wertvolle Humanres-sourcen verkümmern. Neben den direkten „Kosten“ zum Zeitpunkt der Arbeitslosigkeit sind auch viele versteckte „Kosten“ zu er-kennen. Ausgrenzung am Beginn des Berufslebens wirkt sich auf das ganze Leben der Betroffenen aus: hohe Hürden für die Rück-kehr in Beschäftigung, mangeln-de Berufserfahrung, fehlender Anreiz und Motivation zur Bildung und soziale Ausgrenzung.

Die Folgen von Jugendarbeits-losigkeit sind natürlich nicht nur bei den Betroffenen festzustel-len, sondern auch in einer ge-samtgesellschaftlichen Perspekti-ve, in der sich Gräben nicht mehr nur zwischen sozialen Gruppen, sondern zwischen Generationen auszuweiten drohen. Es herrscht harte Konkurrenz auf dem Aus-bildungs- und Arbeitsmarkt. Jede offene Stelle ist stark begehrt. Die Bewerber, die keine exakte Eignung für eine bestimmte Tätig-keit aufweisen, haben in der Re-gel keine Chance auf Einstellung, denn die Arbeitgeber können es sich heutzutage mehr denn je leisten, aus einem Überangebot

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Matthias Lange, BDKJ-Diözesanvorsit-zender

geboren am 25. Juli 1982 in Pegnitz,aufgewachsen in Ebermannstadt;2002 Abitur;2002 - 2003 Zivil-dienst im Haus am Knock;2006 - 2007 Prakti-kum bei der Caritas Thiès (Sénégal);2007 - 2011 Studium der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Nürn-berg;seit November 2010 BDKJ Diözesanvorsit-zendert

einen Mitarbeiter auszuwählen. Die Tatsache, dass nicht zwischen verschiedenen Angeboten am Ar-beits- bzw. Ausbildungsmarkt gewählt werden kann, rückt die jungen Bewerberinnen und Be-werber in den Fokus.

Von ihnen wird nun noch mehr „Selbstmanagement“ ihres per-sönlichen Werdegangs verlangt. Bevor die klassischen Informatio-nen der Berufsberatung ansetzen können, wird von Jugendlichen erwartet, dass sie sich ausführ-lich mit sich selbst auseinander-setzen. In diesem Sinne sind Be-ratung, Berufsorientierung und Betreuung von jungen Arbeits- und Ausbildungssuchenden be-sonders wichtig. Darüber hinaus ist Bildung ein zentrales Element der Bekämpfung der Ursachen von Jugendarbeitslosigkeit. Dies trifft insbesondere in der zeitli-chen Perspektive des Geburten-rückgangs im Zuge des demogra-fischen Wandels zu.

Na c h wu c h s g e s u c h t – a b e r b i tte q u a l i f i z i e r t

Abgesehen davon, dass eine Generation „verloren gegangen“ wäre, bis die Entlastungseffek-te am Arbeitsmarkt im nächsten Jahrzehnt spürbar werden, ist auch von diesem Phänomen keine automatische Besserung der Lage zu erwarten. Tatsächlich wer-den im Zuge des demografischen Wandels Stellen frei werden. Gleichzeitig droht ein Auseinan-derfallen von benötigten und vor-handenen Qualifikationen, wenn mit den Älteren Wissen verloren geht und die Jüngeren nicht aus-reichend auf die zukünftig not-wendigen Bedarfe von Wirtschaft und Verwaltung vorbereitet sind. Das Risiko eines schrumpfenden Arbeitsmarktes besteht, wenn die nachrückenden Jüngeren nicht gleichwertige – besser noch höhere Qualifikationen – als ihre Vorgänger aufweisen können. In der Arbeitswelt werden Routi-netätigkeiten weiterhin automa-

tisiert, während komplexe Prob-lemlösungen in den Vordergrund rücken. Diese Anforderungen an die meisten Arbeitnehmer werden zukünftig eher noch wachsen.

bDKJ s e t z t a u f D y N a m i K

Schon 1982 befasste sich des-halb die BDKJ-Diözesanversamm-lung mit dieser Thematik und konzipierte ein Projekt für ar-beitslose Jugendliche. Ziel war es dabei, dem vielschichtigen Phänomen Jugendarbeitslosigkeit mit einem ebenso vielschichtigen Lösungsversuch zu begegnen. Das Ergebnis war das „dynamische Projekt“, das seit 1985 als „Dy-namo“ bekannt ist und Jugendli-chen als Anlaufstelle dient, wenn sie Hilfen, Tipps und Infos be-nötigen. Bekannt wurde Dynamo durch die Belregio (Berufe lernen in der Region) Wochenseminare für Hauptschüler, die ihnen den Übergang von der Schule zum Berufsleben erleichtern sollen. Sie helfen ihnen bei der Ausbil-dungs- und Berufswahl, zeigen persönliche Stärken und Schwä-chen auf, fördern Sozialverhalten und –kompetenzen der Jugend-lichen und vermitteln ihnen mit gezieltem Training die Grundla-

gen für eine erfolgreiche Bewer-bung um einen Ausbildungsplatz. Seit 1997 wurden diese aus dem Europäischen Sozialfonds geför-dert; insgesamt 400 Seminare mit ca. 8000 Teilnehmern. Leider ist das ab dem neuen Schuljahr 2011/2012 nicht mehr möglich, da die neue Regelung zur vertief-ten Berufsorientierung des Bay-erischen Kultusministeriums und der Agentur für Arbeit vorsieht, dass die Bundesagentur für Arbeit zukünftig entscheidet, welche und wie viele Maßnahmen zur Be-rufsorientierung von Hauptschü-lern in Bayern gefördert werden. Das Angebot wird dadurch er-heblich eingeschränkt, da diese nicht im selben Umfang fördern, wie die EU. Gerade einmal fünf Schulklassen kommen im nächs-ten Schuljahr in den Genuss der Förderung. Ein schwerer Schlag für alle Bemühungen, Hauptschü-lern Chancen für eine berufliche Zukunft zu eröffnen.

Jetzt heißt es für den BDKJ, genauso wie vor fast 30 Jahren, wieder einen vielschichtigen Lö-sungsversuch zu finden, um etwas gegen die Arbeitslosigkeit von Ju-gendlichen zu tun, und ihre Chan-cen am Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Matthias Lange

Belregio – wie es mit dem Erfolgsprojekt weitergeht steht auf einem anderen Blatt. Foto: Poerschke

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nkt Fördern ist seliger denn Fordern

Als „dynamisches Projekt“ startete

1985 „Dynamos Infoladen“. Auch heute noch gibt es die BDKJ-Einrichtung in der Egelseestraße. Ursprünglich als Anlaufstelle für arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Jugendliche erdacht, hat sich Dynamos Infoladen in den 26 Jahren seines Bestehens immer wieder dynamisch den Bedürfnissen der Jugendlichen und ihrer Lebensrealität angepasst.

„In den 80er Jahren gab es we-niger Ausbildungsplätze als Auszu-bildende. Die Jugendlichen trafen auf einen Arbeitsmarkt, der gar nicht alle Suchenden aufnehmen

konnte“, erinnert sich Wer-ner Stein. Der Leiter

von Dyna-mos

Infoladen war von Anfang an dabei. Die Mit-arbeiter von Dynamo soll-ten Jugendli-che beraten und bilden, damit Jugend-arbeitslosig-keit verhin-dert werden kann. „Dabei ging es uns auch um ihre Begleitung; wir wollten ihnen begreiflich ma-chen, dass nicht sie selbst schuld an ihrer Situation sind.“

D y N a m i s c h e we N D e

In den 90er Jahren wendete sich das Blatt, es standen mehr als genug Ausbildungsstellen zur Verfügung. Auch Dynamos Kon-zept änderte sich: „Wir erwei-

terten unsere Perspektive auf benachteiligte Ju-

gendliche allgemein“, sagt Werner Stein.

Dynamo wurde zum Infoladen. Egal ob Drogen- und Al-koholmissbrauch, Suchtprävention, häusliche Gewalt oder soziale Prob-

leme - das Dynamo-Team weiß Rat und

vermittelt Jugendli-chen Informationen und

Hilfe. „Vor den Zeiten des Internets kamen rund

1000 Jugendliche zu uns, um sich zu informieren. Heute

sind es noch etwa 400“, berich-tet Stein. Sie suchten nicht nur Infos, sondern gezielte Beratung - vor allem in Berufsorientie-rungsfragen.

Besonders Hauptschüler und -schülerinnen nutzen das Ange-bot. Dabei betont Werner Stein: „Wir stellen immer wieder fest, dass gerade Hauptschüler durch die Berufsorientierungsmaßnah-men der Schulen schon viel wis-sen und eine Ahnung davon ha-ben, was sie eigentlich machen wollen. Da müssen Realschüler und Gymnasiasten viel deutli-chere Abstriche machen“. Er ist überzeugt, dass Hauptschüler mehr soziale als intellektuelle Probleme haben. Dennoch wür-den die Hauptschulen häufig als „Restschulen“ betrachtet, Haupt-schüler bekämen einen Stempel aufgedrückt: schlechtes Sozial-verhalten, geringer Intellekt.

fo rD e r N u N D fö rD e r N

„Für mich ist die Frage, wie werden Schülerinnen und Schüler gefördert, damit sie ihr Optimum ausschöpfen können. Da schei-nen mir die Forderungen zur Zeit wesentlich höher als die Förde-rungen.“ Solange das so ist, wird Dynamos Infoladen nach Wegen suchen, um von der Gesellschaft benachteiligte Jugendliche zu fördern. So, wie beispielsweise mit Belregio.

Volker Poerschke

Werner Stein, Leiter Dynamos Infoladen: „Mir scheinen die Forde-rungen höher zu sein als die Förderungen“. Fotos: Poerschke

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Vorbereitung ist das A und OErfahrungsbericht aus einem Belregio-Seminar

I ch mach‘ die achte Klasse das zweite Mal -

da muss sich jetzt einfach etwas tun. Das hier ist für mich eine große Chance“, sagt das Mädchen zu dem jungen Mann, der ihr ge-genüber sitzt. Man merkt ihr die Anspannung an; ihre dunklen Augen fixie-ren die Gesichtszüge ihres Gegenübers; die Finger spielen nervös mit dem Schlüssel in ihrer Hand. Chantel Watson ist 15 Jahre alt und hat gerade ihr ers-tes Bewerbungsgespräch zur Zahnmedizinischen Fachangestellten - im Rahmen eines Belregio-Seminars im Jugendbildungshaus am Knock.

Chantel ist eine von insgesamt 38 Haupt- und Mittelschülerinnen und -schülern der Erlöserschu-le Bamberg und der Volksschule Eggolsheim die das Angebot zur vertieften Berufsorientierung in Anspruch genommen haben. Die Wochenseminare sollen ihnen den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern.

Das gestellte - aber durchaus realistische - Bewerbungsge-spräch steht am Ende des Semi-nars. Zuvor haben Chantel und die anderen Jugendlichen mit erlebnispädagogischen Elemen-ten ihre persönlichen Stärken und Schwächen kennen gelernt, konnten ihre Bewerbungsmappen einreichen, die sie in der Schule vorbereitet haben und sie über-prüfen lassen und konnten sich im Internet über die Anforderungen

ihrer Traumberufe informieren.„Als Zimmermann darf man

keine Höhenangst haben“, weiß etwa Fabian Ritthaler (15). Nach einem Praktikum als Sanitär-Installateur und den Gesprächen beim Belregio-Seminar weiß er: „Es macht mir einfach Spaß zu arbeiten und am Ende des Tages auch zu sehen, was ich geschafft habe“. Jenny Mattischeck (15) hat ein Praktikum bei einer großen deutschen Fluglinie absolviert. Ihr Traumjob: Stewardess. „Das ist kein Beruf für Dumme“, er-klärt sie. „Man muss kontaktfreu-dig und aufgeschlossen sein, soll-te keine Flugangst haben, immer die Ruhe bewahren - auch wenn es an Bord einmal turbulent wer-den sollte - und perfekt Deutsch und Englisch können.“ Spannend und aufregend fand sie ihr Bewer-bungstraining. „So etwas einmal geübt zu haben wir mir auf jeden Fall weiterhelfen“, meint sie und ist sich sicher: „Vorbereitung ist das A und O“.

Volker Poerschke

Lernen, mit Nervosität und Anspannung umzugehen: Für Jugendliche wie Chantel Watson ist Belregio eine gute Mög-lichkeit, ihre Chancen für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zu steigern. Fotos: Poerschke

Wissen dank Belregio, worauf es bei einer Bewerbung ankommt: Fabian Ritthaler und Jenny Mattischeck bereiten sich auf ihr Vorstellungsgespräch vor.

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Dunkle Wolken für Belregio

Mit den neuen Regelungen zur

vertieften Berufsorientierung haben das Bayerische Kultusministerium und die Bundesagentur für Arbeit einen weiteren Sargnagel für die Ausbildungsperspektiven von Hauptschülern einge-schlagen“, meint BDKJ-Diözesanvorsitzender Matthias Lange.

Ab dem neuen Schuljahr 2011/2012 entscheidet die Bun-desagentur für Arbeit, welche und wie viele Maßnahmen zur Berufsorientierung von Haupt-schülern in Bayern zukünf-tig gefördert werden. Für die Belregio-Maßnahmen (Berufe lernen in der Region) ist dies eine deutliche Verschlech-terung und ein schwe-rer Schlag für alle Be-mühungen, Hauptschülern Chancen für eine berufliche Zukunft zu eröffnen.

Seit 1997 bietet Dynamos In-foladen auf Initiative des BDKJ-Bamberg Belregio-Wochensemi-nare für Hauptschüler an, die

ihnen den Übergang von der Schule zum Beruf erleichtern sol-len. Sie helfen ihnen bei der Aus-bildungs- und Berufswahl, zeigen persönliche Stärken und Schwä-chen auf, fördern Sozialverhalten und –kompetenzen der Jugendli-chen und vermitteln ihnen mit gezieltem Training die Grundla-gen für eine erfolgreiche Bewer-bung um einen Ausbildungsplatz. Unterstützung dafür gab es bislang aus dem Euro-

päischen Sozialfonds, sodass die Kurse für 80 Euro pro Schüler relativ günstig angeboten wer-

den konnten. Gerade erst wurde das 400. Belregio-Seminar für 38 Schülerinnen und Schüler der Erlöser-Schule Bamberg und der Volksschule Eggolsheim durchge-führt. Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren kontinuier-lich gestiegen. „Im vergangenen Schuljahr haben wir insgesamt 44 Belregio-Seminare angeboten“, sagt Belregio-Leiter Werner Stein.

Auch die Förderung durch die EU sei bis Ende 2013

gesichert gewesen.Jetzt ziehen je-

doch düstere Wolken am Horizont auf: Da die Arbeitsagenturen die Förderung der er-weiterten Berufsori-entierung für Haupt-schüler übernehmen wollen, zieht sich

die EU aus der Fi-nanzierung zurück. Die

Agenturen für Arbeit kön-nen die Maßnahmen aber

nicht im selben Umfang fördern wie die EU. Das Angebot wird er-heblich eingeschränkt. „In ganz Oberfranken werden im kom-menden Schuljahr gerade einmal fünf Klassen Fördermittel für →

Volker Poerschke (Referent für Presse- und Öffentlichkeits-arbeit)

Geboren 1978 in Osnabrück; 1998 Abitur; Studium Ger-manistik, Literatur-wissenschaften und neuere u. neueste Geschichte an der Universität Osna-brück; ab Oktober 2006 Volontariat über das „Insti-tut zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V.“ (ifp) beim Heinrichs-blatt; seit Oktober 2008 Redakteur beim Heinrichsblatt, freier Journalist und Pres-sereferent beim EJA und BDKJ

Foto: ErdeundMeer / pixel io.de

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Das Gegenteil von gut: gut gemeintEin Kommentar von Volker Poerschke

Manchmal ist das Gegenteil von

„gut“ „gut gemeint“. Freilich war es gut gemeint vom Bayeri-schen Kultusministeri-um, die Förderung von Maßnahmen zur erwei-

terten Berufsorientierung an Haupt- und Mittelschulen neu zu regeln.

Sechs Millionen Euro sollen im kommenden Schul-jahr mehr ausgegeben werden, um Praktika, Schülerübungsfirmen, Praxiscenter und Berufsori-entierungscamps zu fördern und so insbesondere Haupt- und Mittelschülern und -schülerinnen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleich-tern.

h a u s g e m a c h te s P ro b l e m

So weit, so gut gemeint. Doch gerade für Berufso-rientierungscamps – mehrtägige, außerschulische

Angebote – gab es in der Vergangenheit bereits eine breite finanzielle Förderung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Gemäß dem Subsidiari-tätsprinzip fallen diese Mittel, die bereits für die nächsten zwei Schuljahre fest zugesagt waren, nun weg. In der Folge werden in Oberfranken künf-tig drastisch weniger Berufsorientierungscamps – wie etwa Belregio – finanziell unterstützt. Das schwächt einmal mehr ohnehin schon struktur-schwache Regionen und macht Hauptschüler und -schülerinnen wieder zu Verlierern des bayeri-schen Bildungssystems.

e i N f a c h e lö s u N g

Dabei wäre die Lösung ganz einfach gewesen: Die Berufsorientierungscamps bis 2013 von der Neu-regelung ausschließen, so dass die EU-Zuschüsse erhalten bleiben und die sechs Millionen Euro trotzdem investieren, um andere Angebote auszu-bauen.Manchmal muss eine gut gemeinte Idee eben erst ganz zu Ende durchdacht werden, bevor aus ihr etwas wahrhaft Gutes entstehen kann.

eine vertiefte Berufsorientierung bekommen“, weiß Werner Stein. Das seien knapp drei Maßnahmen für jeweils zwei Klassen. „Wir ha-ben uns mit Belregio für alle drei bei der Bundesagentur beworben, wissen jedoch noch nicht, ob wir auch den Zuschlag erhalten“, so Stein.

e i N e g roße e N tt ä u s c h u N g

Drei Maßnahmen für ganz Ober-franken – „Das ist auch eine große Enttäuschung für uns“, sagt Hans Löffler, Leiter des Ju-gendbildungshauses am Knock in Teuschnitz. Die Berufsorientie-rungscamps sind ein Schwerpunkt der Jugendbildungsarbeit im Haus am Knock. „Bislang hatten wir immer rund 18 Klassen aus der Region Coburg, Lichtenfels, Kronach und Kulmbach, die für

Belregio-Maßnahmen bei uns wa-ren.“ Im neuen Schuljahr soll es lediglich eine sein. Geplant war jedoch ganz anders; bis 2013 wa-ren die Belregio-Maßnahmen be-reits vorgebucht. „Mit der Neu-regelung wird mir und meinen 22 Mitarbeitern der Boden unter den Füßen weggezogen - eine struk-turschwache Region wird wei-ter geschwächt“, meint Löffler. Zwar können EU-Fördermittel auch weiterhin abgerufen wer-den, jedoch nur für Realschulen. „Das widerspricht zutiefst unse-rem Ansatz, die Schwächsten der Gesellschaft unterstützen zu wol-len“, sagen Löffler und Stein. Sie werden einmal mehr die Verlierer dieses Bildungssystems sein.

„Unsere Hauptschüler haben so geringe Chancen auf dem Arbeits-markt, da sind Maßnahmen wir Belregio extrem wichtig“, erklärt Petra Löffler, Hauptschullehrerin

an der Erlöserschule in Bamberg. Sie ist von der Qualität der Semi-nare überzeugt. Seit vier Jahren nimmt sie das Belregio-Angebot für ihre Klassen in Anspruch. „Die Klassen gehen gestärkt aus den Seminaren hervor, die Schüler sagen, dass Belregio ihnen auch für konkrete Bewerbungen viel gebracht und sie in der Berufs-wahl bestärkt hat“, berichtet die Lehrerin.

le h re r wo l l e N b e l re g i o er h a l te N

Sie wolle alles daran setzen, dass sie ihre Schüler auch weiter-hin dabei unterstützen kann. „Ich werde versuchen, Sponsoren zu finden, die unseren Jugendlichen Perspektiven eröffnen wollen. Belregio darf nicht aufhören.“

Volker Poerschke

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Richtig bewerben kann man lernenI nformation, Beratung,

Bildung - das sind die Handlungsfelder von Dynamos Infoladen. Ein Schwerpunkt ist die Berufsorientierung. Immer wieder kommen Jugendliche in die Egelseestraße, um sich Rat für ihre Bewerbungen zu holen.

„Was hast du bereits getan, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen?“, „Wie sehen deine Bewerbungsunterlagen (Anschrei-ben, Lebenslauf, Zeugnisse etc.)

aus?“, „Welche Voraussetzun-gen brauchst du für deinen

Traumberuf?“ und „Was kannst du machen,

um deine Bewer-bungschancen zu steigern?“ - das sind einige der Fragen, die das Dyna-mo-Team mit Ratsu-chenden

bespricht.

„Was ganz Wenige in ihrem Le-benslauf drin haben, ist soziales Engagement, etwa in der Freiwil-ligen Feuerwehr, in der Pfarrei oder im Jugendverband“, sagt Werner Stein. Dabei werde so et-was immer stärker von Personal-chefs angefragt. „Ein absolutes no-go ist für mich, nicht auf die Fähigkeiten einzugehen, die ich für meinen Traumberuf mitbrin-ge“, sagt Stein. Es müsse deutlich werden: Warum bewerbe ich mich auf genau diese Stelle bei dieser Firma. Außerdem hätten Recht-schreibfehler nichts in einer Be-werbung verloren, auf korrekten Satzbau und Grammatik müsse unbedingt geachtet werden.

Und Bewerber sollten es sich nicht zu bequem machen: „Der Lebenslauf muss immer aktuell gehalten werden. Das hat nichts mit Streberei zu tun, sondern zeigt, dass ich mich gut vorberei-tet habe, weil ich die Stelle un-bedingt haben will“, sagt Werner Stein. Und er weiß: „Selbst für ein Praktikum wird heute oft ein Anschreiben mit einem Lebens-lauf verlangt“.

Immer mehr im Kommen: On-line-Bewerbungen. „Hier gibt es noch keine klaren Standards. Man-che Unternehmen stellen Formu-larmasken auf ihre Firmenhome-page - da sollte man unbedingt nachschauen.“ Ansonsten könne man seine Bewerbungsunterla-gen in pdf-Dateien umwandeln und per Mail versenden, wobei die Dateigröße möglichst klein zu halten sei. „Auch hier machen manche Personalabteilungen kla-re Vorschriften“, so Stein.

Sei man erst einmal zu einem Einstellungstest oder einem Vor-stellungsgespräch eingeladen, habe man schon viel erreicht: Die Firma interessiert sich für mich, jetzt gilt es, als Person zu überzeugen. Und auch dar-auf kann man sich gezielt vor-bereiten - das Dynamo-Team hilft gerne. „Ich rate Jugend-lichen aber auch immer: Geht noch einmal zur Arbeitsagentur, die wissen über freie Stellen, Anforderungsprofile und Ausbil-dungshilfen bestens Bescheid.“

Volker Poerschke

Kontakt zu Dynamos Infola-den unter Tel.: 0951 / 2 96 06 10,Mail: [email protected];www.dynamos-infoladen.de

Die Bundesagentur für Arbeit bietet eine Seite im Internet an, auf der man sich umfassend über Berufe, Anforderungen und offene Stellen informieren kann:http://berufenet.arbeitsagentur.de

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Was Personaler wollenInterview mit dem Leiter der Berufsausbildung bei der Siemens AG

Was erwarten Personalchefs heute von Bewerbern um

einen Ausbildungsplatz? Der i-Punkt sprach mit Günther Hohlweg, Leiter der Siemens Berufsausbildung.

Seit wann sind Sie Leiter der Siemens-Berufsaus-bildung bei der Siemens AG?

Hohlweg: Ich bin seit 1998, also seit 13 Jahren, Leiter der Berufsausbildung.

Wie viele Jugendliche erhalten jährlich einen Ausbildungsplatz über Sie?

Hohlweg: Die Siemens Professional Education bil-det 7.140 Jugendliche für den Siemens-Konzern aus, davon 5.640 in technischen Berufen, 1.050 in kaufmännischen und weitere 450 Jugendliche werden an der Siemens Technik-Akademie ausge-bildet. Zusätzlich haben wir auch noch 2.900 Aus-zubildende und Studenten für fremde Unterneh-men. Insgesamt bilden wir also rund 10.000 junge Leute aus.

Gibt es eine schulische Qualifikation, die Sie bevorzugen? Was halten Sie vom Hauptschulab-schluss?

Hohlweg: Die Auszubildenden haben zu 45 Pro-zent Abitur beziehungsweise Fachhochschulreife. Zu weiteren 45 Prozent haben sie einen Realschul-abschluss und zu etwa zehn Prozent einen Haupt-schulabschluss.Die Berufe in der Metall- und Elektroindustrie, die wir ausbilden, sind äußerst anspruchsvoll, deswe-gen muss ein Bewerber mindestens einen qualifi-zierten Hauptschulabschluss besitzen.

Was macht eine gute Bewerbung aus? Was kommt bei einem Personalchef gut an und was ist ein ab-solutes no-go?

Hohlweg: Unabdingbare Voraussetzungen für ei-nen Ausbildungsplatz bei der Siemens AG ist das Bestehen eines schriftlichen und mündlichen Auswahlverfahrens. Siemens erhält jährlich rund 40.000 Bewerbungen für die Ausbildungs- und Stu-dienplätze. Ausschlaggebend für die Zulassung zum schriftlichen Test ist eine Kombination aus Schulnoten sowie fachlichen- und sozialen Kom-petenzen.

Wie beeinflusst ehrenamt-liches Engagement - wie beispielsweise kirchliche Jugend(verbands)arbeit - im Lebenslauf die Aussich-ten auf Erfolg einer Bewer-bung?

Hohlweg: Ehrenamtliches Engagement weist auf so-ziale Kompetenzen hin, die über das Fachliche hinaus heute mehr denn je an Be-deutung gewinnen. Insofern ist ehrenamtliches Engage-ment jeglicher Art äußerst willkommen.

Volker Poerschke

Günther Hohlweg, Leiter der Siemens Berufsausbildung

geboren 1949 in Stuttgart; Kaufmän-nische Stammhaus-lehre Siemens AG, Stuttgart, Abschluss Industriekaufmann; Studium der Be-triebswirtschafts-lehre Universität Würzburg, Abschluss als Diplom-Kauf-mann; 1977 Eintritt in die Siemens AG; verschiedene Auf-gabenstellungen im Zentralbereich For-schung und Technik, Organisation/Revisi-on sowie Information und Kommunikation;seit 1998 Leiter der Siemens Professional Education (Siemens Berufsausbildung)

Die Siemens AG bildet jährlich rund 10.000 Jugendliche aus, den Großteil in technischen Beru-fen. Foto: Siemens AG

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Günther Goth: „16 Jahre war ich alt, als ich die Leitung einer Jungschargruppe und das Amt eines Oberministranten in der Pfarrei St. Michael in Nürnberg übernommen habe; später wurde ich dann auch noch zum Pfarrjugendführer gewählt. Das waren meine ersten Füh-rungserfahrungen. Ich musste ganz unterschiedliche Kinder und Jugendliche zusammen- aber auch aushalten, jede Woche eine Gruppenstunde vorbereiten, Fahrten organisie-ren, lateinische Gebete einüben, Gottesdienste mitgestalten. Und das alles auf absolut freiwilliger Basis, denn wen wollte und konnte man zwingen, zuverlässig mitzumachen. Erfahren habe ich dabei, dass der Funke der eigenen Begeisterung überspringen kann, aber auch muss – aber dass es mit einem Funken auf Dauer nicht getan ist. Nur wer selbst brennt, kann Feuer entfachen! Später als Diözesanjugendführer des BDKJ habe ich in den 68igern die Umbruchsituation in unserer Gesellschaft - und teilweise auch in unserer Kirche – erlebt und im bescheidenen Maße mitgestaltet. Ich habe gelernt, in schwieri-

gen Situationen Kurs zu halten, vor kirchlichen und politischen Amtsträgern Respekt, aber keine Angst zu haben, die Anliegen junger Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche

nachhaltig zu vertreten, Positionen zu erarbeiten – und auch durchzusetzen, demokratische Meinungsbildungen zu organisieren, aber auch zu beeinflussen, große Veranstaltungen zu pla-

nen und zu leiten, die Ehrenamtlichen in den Dekanaten zu motivieren und den BDKJ für seine Mitgliedsverbände spürbar werden zu lassen in dem Sinne, dass das Ganze mehr ist als die Sum-

me von Einzelteilen. Ich habe erfahren, was es bedeutet, für etwas verantwortlich zu sein, Solidarität zu bekommen – oder auch nicht. Ich habe Freunde gewonnen und verloren, erlebt, wie Kirche lebt und erlebt werden kann und was es bedeutet, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Jede dieser Erfahrungen hat mich für sich geprägt, aber entscheidend für meinen weiteren Lebensweg waren alle in ihrer Gesamtwirkung.“

Eine prägende KraftWie Jugend(verbands)arbeit hilft, das Leben zu gestalten

Jugend(verbands)arbeit ist mehr als nur ein Hobby, mehr als ein

netter Zeitvertreib - sie bildet die Per-sönlichkeit eines Menschen und prägt ihn für sein weiteres Leben.“

Solche Sätze hört man gelegentlich, kennt sie aus programmatischen Schriften, etwa aus dem kirchlichen Jugendplan für die Erzdiözese Bam-berg. Personalchefs verweisen gerne einmal da-rauf, dass sich persönliches Engagement, wie

etwa in der Jugend(verbands)arbeit, ganz gut im Lebenslauf macht und sicherlich kein Nachteil für eine Bewerbung um einen Ausbildungsplatz oder eine feste Arbeitsstelle sei.

Doch was ist dran an solch schönen Sätzen? Wie prägt Jugendarbeit, was kann man aus die-ser Zeit für den späteren Lebensweg mitnehmen? Wir haben diese Frage drei ehemaligen BDKJlern gestellt.

Für ihre prompten Antworten danken wir:

Prof. Dr.- Ing. S iegfr ied Russwurm , stel lvertretender BDKJ-Diöze-sanvorsitzender von 1985 bis 1991, heute geschäftsführen-des Vorstandsmitgl ied Indust-ry Sector Siemens AG

Prof. Günther G. Goth, D ip l . Rech t spf l eger (FH) , von 1967 bis 1970 hauptamtl icher Diözesan-jugendführer im BDKJ Bamberg, heute Vorstandsvorsitzender des Bi ldungswerks der Bayeri-schen Wirtschaft e. V.

Matthias Fack , BDKJ-Diözesan-vorsitzender von 2001 bis 2006, heute Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR)

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Siegfried Russwurm: „Die Antwort ist zwangsläufig so vielfältig, wie es die Erlebnisse beim BDKJ waren.

Da sind zunächst die Menschen: Freunde, die mich seit mehr als dreißig Jahren begleiten, die mit mir und mit denen ich

Höhen und Tiefen geteilt habe, aber auch „alte Bekann-te“, die man nach zehn Jahren mal wieder trifft und mit denen man immer noch auf gleicher Wellenlänge disku-tieren kann, trotz ganz unterschiedlicher Lebenswege.Es ist aber auch der Umgang mit Menschen: Sowohl der „formal-technokratische“, denn in der Tat ist die Leitung

einer Diözesankonferenz eine exzellente Vorbereitung auf die Leitung einer Aufsichtsratssitzung, ist das „Überleben

in Gremien“ heute noch eine wichtige Kompetenz in meinem beruflichen Alltag. Aber auch der sehr persönliche Kontakt zu

Menschen auch in schwierigen Situationen. In fast 20 Jahren Füh-rungsverantwortung im Beruf hatte ich viele schwierige Personalgespräche

zu führen - der persönliche Respekt vor meinem Gegenüber hat dabei immer beiden Seiten geholfen.Es ist die inhaltliche Diskussion, die mein Bewusstsein geprägt, meine Aufmerksamkeit geschärft, meine Möglichkeiten der Einflussnahme trainiert hat. Auch wenn es auf den ersten Blick negativ erscheint: Weni-ger waren es die Inhalte selbst - manches sehe ich heute anders als damals - als vielmehr unsere gemein-same Art, uns diesen Inhalten zu stellen, der Anspruch, Dinge zu verändern zum Besseren.Und es ist nicht zuletzt eine Form von Spiritualität, die in der Krypta des Feuerstein ebenso geprägt wurde wie in den Meditationen der KLJB oder den Lagergottesdiensten der DPSG.Schließlich: wie damals halte ich es mit dem alten Spruch: ,Der Herr gebe mir die Kraft, die Dinge zu ver-ändern, die zu ändern sind, er gebe mir die Geduld, die Dinge zu ertragen, die nicht zu ändern sind, und er gebe mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden‘.“

Matthias Fack: „Jugendarbeit ist für mich eine, wenn nicht die, wesentlich prägende Kraft. Mehrfach wurde und wird betont, dass in der außerschulischen Bildungsarbeit - also der Jugendarbeit - Fähigkeiten vermittelt werden, für die es in formellen Zusammenhängen keinen Raum gibt.Neben wichtigen technischen Dingen, die ein Verbandsleben mit sich bringt, wie Gremien-arbeit, Projektarbeit, Zeitmanagement, stehen vor allem die so genannten „Soft Skills“ im Mittelpunkt eines spannenden und auch immer wieder persönlich herausfordernden Entwicklungsprozesses. Mit anderen gemeinsam Projekte zu entwickeln, die mir selbst am Herzen liegen und umzusetzen, mich mit anderen auseinanderzusetzen und so auch die eigenen Standpunkte zu hinterfragen, mit anderen zu diskutieren, wertschätzend andere Argumente zu hören und zu beachten sowie in Gemeinschaft in der Freizeit ein-fach Spaß zu haben und sich einzusetzen – das sind nur einige der vielfältigen Facetten, die Jugendarbeit zu bieten hat. Jugendverbände und ihre Zusammenschlüsse sind dabei die Motoren, die solch diskursiven Prozesse erst richtig lebendig werden lassen. Im BDKJ und auch jetzt im Jugendring ist es doch spannend, wie viele Jugendverbände sich mit eigenen Traditionen und eigenen Ausprägungen für gemeinsame Sachen einbringen. An-dere Jugendverbände und damit auch die Vielfalt von jugendlichem Leben kennen lernen zu dürfen, ist ein Geschenk, das Jugendverbandsarbeit und die Arbeit in Dachverbänden zu bieten hat.“

Eine prägende KraftWie Jugend(verbands)arbeit hilft, das Leben zu gestalten

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Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Was bringt ein FSJ? – Erfahrungen von zwei ehemaligen

Hamza Yilmaz (18)FSJ-Jahrgang 09/10FSJ im Klinikumam Michelsberg

„ Ich habe damals auf die Schule geschissen. Regeln gab es für mich nicht, Lehrer wa-ren keine Respektspersonen“, erinnert sicht Hamza Yilmaz. Er wuchs im Canisiusheim

der Salesianer Don Boscos in Bamberg auf. „Ich war zwar nicht kriminell, aber trotzdem ein schlimmer Finger“, sagt er. Seine Zukunft sah alles andere als rosig aus. Dann kam das FSJ.

„Im Canisiusheim lernte ich Sozialverhalten und entdeckte, dass ich eine zweite Chance bekomme“. Auf Schule hatte er einfach keinen Bock mehr gehabt, kämpfte sich durch die Hauptschule. Da schlug ihm eine Erzieherin vor, sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu bewerben.

Seine Einsatzstelle war das Klinikum am Michelsberg, dem Seniorenzentrum der Sozialstiftung Bamberg. „Der Umgang mit den älteren Menschen, sie so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte, das hat mich be-geistert“, berichtet Hamza. Sicherlich sei es für viele kein Traumjob, alten Menschen auf die Toilette zu helfen, sie zu baden und beim Anziehen und Essen zu helfen. Doch: „Die Arbeit hat mir einfach Spaß gemacht, auch wenn‘s anstrengend war. Aber man wuss-te abends, dass man am Tag etwas geleistet hat.“

Das fast schon familiäre Verhältnis zu den Arbeitskol-legen habe ihn geprägt. „Das gab mir jeden Morgen die Kraft, aufzustehen und zu arbeiten.“ Dazu kam die Begleitung durch die FSJ-Referenten des BDKJ und der regelmäßige Austausch mit anderen FSJlern.

„Das FSJ hat mir Lebenserfahrung gebracht“, meint der 18-Jährige rückblickend. „Man hat ein Jahr Zeit, nachzudenken, was man eigentlich will. Ein Jahr tut man eine gute Tat - zu einem angemessenen Gehalt. Es ist auf jeden Fall kein verlore-nes Jahr. Ich habe mich dabei selber ge-funden“, bekräftigt Hamza.

Und er weiß: Mit dem FSJ öffnen sich viele Tü-ren für eine Ausbildung im sozialen Bereich“. Derzeit absolviert Hamza Yilmaz seine Ausbildung zum Pflegefachhelfer, um dann seinen Abschluss als Altenpfleger zu machen. Wenn alles gut läuft, ist er damit 2014 fertig. „Dann könnte ich mir gut vorstellen, noch eine Ausbildung zum Kran-kenpfleger zu machen.“

Für ihn ist jedenfalls klar, dass der Pflegedienst ganz sein Ding ist. Jetzt hat Hamza Perspektiven für seine Zukunft - geholfen hat ihm dabei auch das FSJ.

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Mirgul Asanalieva (23)FSJ-Jahrgang 09/10FSJ im Klinikumam Michelsberg

„ In Kirgisien hätte ich als Jugendliche keine Perspektiven gehabt, außer mit 20 ei-nen Mann zu heiraten und ganz für ihn da zu sein“, sagt Mirgul Asanalieva. Als sie

als Au Pair nach Deutschland kam, war das auch eine kleine Flucht. Im FSJ sah sie die große Chance, noch einmal ihr Visum zu verlängern. Es wurde für sie die Fahrkarte in eine bessere Zukunft – vorerst.

„Ich wollte die Welt entdecken, reisen, Sprachen lernen, arbeiten“, sagt Mirgul. Des-halb kam sie 2007 als Au Pair in eine deutsche Familie - ohne große Sprachkenntnisse, aber mit viel Neugier und Träumen. Im Hinterkopf hatte sie jedoch stets die Angst, dass

ihr Visum abläuft und sie sofort zurück nach Kirgisien muss. „Nach meiner Au Pair-Zeit wollte ich eigentlich nur mein Visum verlängern, da machten mich meine Gasteltern darauf aufmerksam, dass im Klinikum Fränkische Schweiz FSJler gesucht werden“, erinnert sich die heute 23-Jährige. Sie sah ihre Chance, ihren Aufenthalt verlängern zu können und ergriff sie. „So habe ich mich bei Nelli Kühn für einen FSJ-Platz be-

worben.Von 2009 bis 2010 arbeitete sie im Intensivpflegebereich im Klinikum am

Michelsberg. „Ich hatte anfangs schon mächtige Prob-leme mit der Sprache, weil alle fränkischen Dialekt

sprachen. Da dachte ich erst: ,Augen zu und durch - für ein Jahr und dann weiter schauen‘.“ Doch nach und nach kam sie immer besser zurecht. Die älteren Menschen im Seniorenzentrum waren sehr interessiert an Mirguls Geschich-

te, schnell verbesserten sich ihre Sprachkennt-nisse in der tagtäglichen Praxis. „Die Arbeit und der Kontakt zu den Menschen machen mir ein-fach Spaß, ich freue mich, wenn es den Patien-ten besser geht“, sagt Mirgul. Nach etwa zwei

Monaten habe sie auch von den Arbeitskollegen die Rückmeldung bekommen, dass sie ihre Arbeit gut

mache und ob der Pflegeberuf nicht etwas für sie wäre. „Sie halfen mir bei der Bewerbung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und heute lerne ich an der Akademie für Gesundheitsberufe am Bruderwald in Bamberg.“

Mirgul Asanalieva findet es toll, dass es ein Programm wie das FSJ gibt. „Es gibt heute so viel Auswahl für junge Leute, was sie alles machen kön-nen: etwas soziales oder doch eher in der Wirtschaft. Das FSJ hilft, sich zu orientieren. 2014 wird Mirgul mit ihrer Ausbildung fertig sein. „Wenn ich dann Arbeit finde, kann meine Aufenthaltsgenehmigung weiter verlängert werden.“

Volker Poerschke

Fotos: Poerschke

als Einstieg in soziale BerufeFreiwilligen, die ihren Weg gefunden haben

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Skandal: Brauchen Frisörinnen jetzt schon Abitur ?!?!?Was soll das denn?

Na soweit wird’s noch kommen?! …Geht euch und Ihnen das durch den Kopf bei der Überschrift?

Vielleicht ist es übertrieben, vielleicht ein Hirngespinnst, vielleicht aber auch ein Funken Wahrheit. Was auf jeden Fall in diesem Skandalslogan steckt ist Angst und Ungewissheit. Die Angst und Ungewissheit der Jugendlichen nämlich, die im bayerischen Bildungssystem die Haupt- und Mittelschule besuchen, denn sie haben sich immer mehr Herausforderun-gen zu stellen.

Wenn in Bayern Bildungspo-litik gemacht wird, dann wird viel über die Schulen und die Schüler/innen geredet, die diese Schulen besuchen. In der Regel wird seitens der Politik aber nicht mit ihnen geredet. Dass diese aber sehr wohl was zu sagen haben und sich einmi-schen sollen, dieser Meinung

ist die CAJ. Deswegen lud sie im November 2010 rund 30 Vertre-ter/innen aus zehn bayerischen Haupt- und Mittelschulen zum ersten Schülergipfel nach Mün-chen ein.

fa u l e N i c h t s K ö N N e r u N D Ve r s a g e r ?

Nach einem Austausch quer durch Schulen aus allen bayeri-

schen Regierungsbezirken setzten sich die Schüler/innen mit dem Image der Hauptschüler/innen auseinander. „Wir werden oft als faul hingestellt, als die, die nichts können und die es einfach nicht weiter geschafft haben.“, so war oft von den Schüler/innen zu hö-ren. Auf der anderen Seite wissen sie aber von sich, dass sie „halt oft praktischer sind als die Real-schüler/innen und Gymnasiast/

Daniela Eidloth(Dipl. Soz.päd.)CAJ-Diözesansekre-tärin

Mitarbeit im AK Hauptschule der CAJ Land Bayern

Skandal! - Hauptschüler/innen sehen sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert, die ihnen berufliche Perspektiven deutlich erschweren. Foto: Quelle

Hauptschüler/innen haben eine eigene Meinung zu ihrer Zukunft. Deshalb lud die CAJ zum ersten Schülergipfel nach München ein. Foto: CAJ

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innen/en, weil wir in der Haupt-schule viel mehr handwerklich und praktisch arbeiten.“ Um das Image, dass die Schülergipfelex-pert/innen von sich selber haben mit dem Image der Hauptschulen in der Öffentlichkeit zu verglei-chen, befragten die Teilnehmer/innen in der Münchner Innenstadt die Bevölkerung, und das Bild, welches sich da abzeichnete, war ebenso zwiespältig. „An der Hauptschule sind halt die, die we-niger intelligent sind.“, lautete zum Beispiel eine Aussage. Auch Stichworte wie „faul“, „sozial schwach“ und „Ausländer“ wur-den oft mit der Hauptschule as-soziiert. Andererseits gab es aber auch positive und wertschätzende Rückmeldungen der Passanten, zum Beispiel „Die Hauptschulen sind total wichtig. Das sind doch die, die den Mittelstand bedienen – wir brauchen nicht nur Abitu-rienten und Studierte, wir brau-chen die Handwerker und den Mittelstand!“

Aus den bisherigen Ergebnissen des Schülergipfels formulierten die Teilnehmer/innen dann, was ihnen als skandalös auffällt, um dies wiederum in der Münchner Innenstadt unters Volk zu brin-gen. „Skandal: brauchen Frisö-rinnen jetzt schon Abitur?!“ war neben „Skandal: warum müssen Ausländer als Sündenbock für den schlechten Ruf der Hauptschulen herhalten?“ ein Slogan unter vie-len. Auch bei der Skandalaktion stießen die Jugendlichen auf un-terschiedlichste Reaktionen. Es gab viel positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung, viel Wert-schätzung und Lob für das Enga-gement. Allerdings gab es auch einige Aussagen, die das schlech-te Image untermauern. „Ihr Hauptschüler seid die Dümmsten, ihr gehört in die Gosse und in den Dreck!“ – das war jedoch mit Ab-stand die schlimmste Äußerung, die ein Passant einer Jugendlichen an den Kopf geworfen hat. So of-fenkundige Diskriminierung und Abwertung ist erschreckend. Was

gibt einem Menschen das Recht, derart über einen anderen Men-schen zu urteilen? Aus welchem Grund sollen Jugendliche weniger wert sein als andere, nur weil sie eine andere Schulform besuchen? Welche Chancen haben diese Ju-gendlichen in der Arbeitswelt und generell in unserer Gesellschaft, wenn ihnen durch den Besuch der Haupt- bzw. Mittelschule schon derart ein Stempel aufgedrückt wird?

Po l i t i K f i N D e t K e i N e a N t wo r te N

Diese Fragen beschäftigten alle Teilnehmer/innen sehr und wur-den auch den fünf bildungspoliti-schen Sprecher/innen der Partei-en des bayerischen Landtags im persönlichen Gespräch gestellt. Allerdings fanden auch die kei-ne Antworten auf alle Fragen der Schüler/innen, sie be-stätigten nur eins: es kann nicht sein, dass eine ganze Gruppe an Jugendlichen Opfer des Bildungssys-tems sind!

Ein Ergebnis aus dem Schülergipfel war für die CAJ, dass wir als Ju-gendverband zwar nicht in der Lage sind, das bay-erische Bildungssystem zu

verändern. Aber wir können ein Sprachrohr sein für die Jugend-lichen, die unter der ganzen Re-formdebatte leiden – die Haupt- und Mittelschüler/innen. Und wir können dazu aufrufen, für das Image dieser Jugendlichen ein-zutreten. Und das tun wir mit einem Wettbewerb. Aufgerufen sind alle Interessierten (einzelne Jugendliche und junge Erwach-sene, Jugendgruppen, Schul-klassen…), der Gesellschaft zu beweisen, dass Haupt- und Mit-telschüler/innen was drauf haben und für unsere Gesellschaft wich-tig sind. Gesucht werden hierfür Bilder und Slogans, die dies dar-stellen. Die besten Ideen werden als Plakat, Aufkleber oder Post-karte bayernweit veröffentlicht. Deshalb ist es auch wichtig, dass mit angegeben wird, als was die eingereichte Idee veröffentlicht werden soll. Unter all den guten Ideen werden die drei allerbesten auch mit Preisen in Höhe von bis zu 300 Euro ausgezeichnet. Nä-here Infos zum Schülergipfel und auch zum Wettbewerb gibt es bei der CAJ Bamberg bzw. in der CAJ-Regionalstelle Höchstadt.

Daniela E idloth

Infos zum CAJ-Schülerwettbewerb „Was bist Du Wert?“ gibt es im Internet unter:

www.caj-bayern.de/Aktionen

Alle Ideen können bis zum 1. Februar 2012 bei der CAJ Bayern eingereicht wer-den per E-Mail: [email protected] oder per Post: CAJ Bayern, Vordere Sterngasse 1, 90402 Nürnberg.

Nähere Infos zum Schülergipfel und auch zum Wettbewerb gibt es bei der CAJ Bamberg bzw. in der CAJ-Regionalstelle Höchstadt.

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In München fragten Hauptschüler Passan-ten nach ihrer Meinung. Foto: CAJ

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S eit einigen Jahren gibt es einen leben-

digen Austausch zwischen dem BDKJ und seinen Mitgliedsverbänden im Erzbistum Bamberg mit den Vertreterinnen und Vertretern der kirchlichen Jugendarbeit in unserem Partnerbistum Thiès im Senegal. Eine senegalesische Pfadfinderdelegation hat auf Einladung der DPSG das Erzbistum Bamberg be-sucht. Es ergaben sich auch Diskussionen rund um das Thema Ausbildung, Arbeit und Zukunftsperspektiven.

„Im Senegal haben wir ein gro-ßes Problem - die Arbeitslosigkeit. Es gibt viele Jugendliche, die kei-ne Ausbildung haben und deshalb keine Arbeit finden. Deshalb wol-len viele auch weg, am besten nach Europa oder nach Amerika, aber das ist schwer.“ Der Jugend-pfarrer der Diözese Thiès, Abbè Pierre Aye Ndione, bestätigt die-se Aussage einer Jugendlichen

und fügt hinzu: „Bildung ver-ändert alles. Für unsere Kin-der und Jugendlichen ist es wichtig, dass sie eine gute

Schulausbildung bekommen. Wer einen Schulabschluss hat und eine Berufsausbildung abschlie-ßen kann, hat schon relativ gute Chancen einen Job zu bekommen - wenngleich die Bezahlung häu-fig sehr dürftig ist.“

K i rc h e e N g a g i e r t s i c h

Die Kirche im Senegal versucht, Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Ein großes Problem liegt natürlich darin, dass der Staat nur weni-ge Anstrengungen unternimmt, dieses Engagement zu fördern. Es gibt nur wenige finanzielle staatliche Mittel für Kindergär-ten, Schulen und Universitäten. Dies führt dazu, dass Bildungsein-richtungen schlecht ausgestattet sind und Lehrerinnen und Lehrer häufig streiken. Das geht alles zu Lasten der Kinder und Jugend-lichen. Die kirchlichen Schulen und Ausbildungsstätten zeichnen sich dagegen durch gute Quali-tätsstandards aus. Ein Problem für die Jugendlichen liegt darin, dass für diese Schulen ein Schul-geld gezahlt werden muss. Abbè Pierre weist darauf hin, „dass nicht nur katholische Schüler aus-gebildet werden, sondern auch die muslimischen Mitschüler gut integriert sind. Eine große Hilfe sind die Schulpatenschaften, die auch aus dem Erzbistum Bamberg gefördert werden.“

Eine interessante Frage an die senegalesischen Pfadfinder war natürlich, welche Vorstellungen von einem guten Beruf und von einer erfüllenden Arbeit sie ha-ben.

„Ich studiere derzeit Transport-wissenschaften und hoffe, dass ich später mal in einer Spedition arbeiten kann oder ein eigenes Unternehmen aufbauen kann. Ich glaube, dass unser Land viel Unterstützung braucht. Wenn wir allerdings Zukunft haben wollen, dann müssen wir uns selber ein-setzen und unser Leben in die Hand nehmen.“ Diese Einschät-zung ist wohl richtig. Angesichts einer Arbeitslosenquote von über 50 Prozent und von einer An-alphabetenquote von 20 Prozent ist noch viel zu tun.

zu K u N f t s P e r s P e K t i Ve

Langfristige Hilfe wird tatsäch-lich ein deutlich gesteigertes Engagement im Bildungssystem des Landes bringen. Außerdem braucht es Ausbildungszentren, die Jugendlichen - auch kosten-frei - offenstehen, „denn wer ei-nen guten Ausbildungsabschluss hat - egal ob Transportwissen-schaftler, Elektriker, Schreiner oder Lehrer - hat auch gute Chan-cen. Ich glaube tatsächlich: Bil-dung verändert alles.“, so Abbè Pierre Aye Ndione.

Detlef Pötzl Pfadfinder/innen aus Thiès berichteten bei ihrem Besuch in Bamberg vom Problem der Arbeitslosigkeit im Senegal. Foto: BDKJ

Bildung verändert alles

Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft im Senegal. Foto: Katharina Ebel

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Filmen für den Traumjob

Wer sich selbst ein Bild von dem Projekt der Kolping-jugend machen will, sollte einfach einmal im Internet vorbeischauen unter:

www.film4job.de

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J ugendlichen zwischen Schule und Arbeit eine

Perspektive geben, das will auch die Kolpingjugend im Diözesanverband Bamberg. Ihr Kooperationsprojekt „Film 4 job“ wurde sogar mit dem Kolpingjugendpreis 2010 ausgezeichnet.

Mit ihrem berufsbildenden Film-projekt „Film 4 Job“ werden Aus-bildungsberufe vorgestellt und im Internet zugänglich gemacht. Das Kooperationsprojekt (Kolpingju-gend DV Bamberg, Dynamos In-foladen, CAJ, Bezirksjugendring Oberfranken) unterstützt spezi-ell Schüler der Hauptschule, um ihnen den Einstieg in die Berufs-welt zu erleichtern.

Die Schüler erhalten durch die-ses Projekt die Möglichkeit mit Videokameras in Betrieben Aus-zubildende zu interviewen. So bekommen die „Reporter“ vie-le Infos zu den Tätigkeiten und Kompetenzen, die man in dem jeweiligen Beruf erlernt. Aber auch ganz praktische Fragen, wie zum Beispiel nach dem Lohn, den man in und nach der Ausbildung verdient, wie viel Urlaubstage man hat oder wie oft man in die Berufsschule muss, werden durch die Auszubildenden beantwortet.

Die aufgezeichneten Interviews werden mit einem Medienpäd-agogen so bearbeitet, dass ein zehn-minütiger Clip entsteht, der im Internet online gestellt wird. So soll nach und nach eine Informationsbörse entstehen, mit der sich Jugendliche über ihren Traumberuf informieren können.

„Das Besondere an diesem Filmprojekt ist, dass die Jugend-lichen alles selber machen“, sagt Steffen Düll, Jugendbildungsrefe-rent der Kolpingjugend Bamberg. „Es ist von Jugendlichen, über Jugendliche, für Jugendliche.“ Durch dieses Projekt erhalten die Schüler nicht nur Wissen über verschiedene Berufe, sondern auch das Knowhow zur Bedienung

einer Videokamera, die Ab-nahme des Tons im Inter-

view und die Kenntnis, worauf es bei einer

guten Reportage ankommt. Dies ist ein Baustein, der die jungen Erwachsenen bei der Berufs-findung und den Einstieg in das Berufsleben

unterstützt. Au-

ßerdem reize es viele Jugendli-che, einmal einen richtig profes-sionellen Film zu drehen, was die Motivation steigere.

„Film 4 Job“ wurde als Pilot-projekt gestartet und erfolgreich getestet. Ursprünglich war ange-dacht, in den folgenden Jahren „Film 4 Job“ als Vertiefung im Anschluss an die Belregiosemi-nare anzubieten, die auch von Referenten der Kolpingjugend durchgeführt werden und so als festen Bestandteil in unserem Bildungsangebot zu etablieren. Aufgrund der momentan schwie-rigen Situation in der Schulpoli-tik (Schließung/Zusammenlegung von Hauptschulen) und der unge-wissen Lage bei der erweiterten Berufsorientierung (Wegfall der Förderung durch die EU), liegt das Projekt momentan auf Eis. Die Schule in Waischenfeld, mit der in der Vergangenheit Belregio- Seminare durchgeführt wurden, ist mittlerweile geschlossen, die Finanzierung von berufsvorberei-tender Bildungsarbeit wird durch den Einstieg von Kultusministeri-um und Arbeitsagentur stark be-schnitten.

Steffen Dül l

Mit der Kamera im Betrieb unterwegs. „Film 4 job“ verbindet Berufsorientierung und Medienpädagogik - leider liegt das Projekt auf Eis. Foto: Poerschke

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Zum Priester berufenKlar, er war schon

immer in seiner Heimatpfarrei in Ebensfeld engagiert - mit Leib und Seele Wallfahrtsführer, gewähltes Mitglied der Kirchenverwaltung, Wortgottesdienstleiter und begeisterter Sänger in der Choralschola - aber Priester werden wollte Dieter Georg Jung eigentlich nicht.

Nach dem Abi wollte er ur-sprünglich „etwas mit Menschen“ machen. Die Auswertung seiner Fähigkeiten und Wünsche beim Berufsinformationszentrum (BIZ) ergab schon damals den Traum-beruf Priester – für den jungen Ebensfelder damals ein abwegiger Gedanke. „Schließlich wollte ich einmal eine eigene Familie ha-ben“, erzählt Dieter. So studier-te er Bauingenieurwesen an der

FH in Coburg, arbeitete drei Jahre als Brücken-bauingenieur in Kronach. Die Bezahlung war nicht schlecht. „Aber irgend-etwas fehlte in meinem Leben“, erinnert sich Dieter. Eine plötzliche Eingebung blieb jedoch aus. Es brauchte einige Zeit, bis in ihm der Entschluss heranreif-te: Ich will Priester werden.

Pe r s ö N l i c h e a N s P r a c h e

In seiner ehrenamtlichen Pfar-reiarbeit sei es ihm stets ein An-liegen gewesen, auch Kirchen-ferne für den Glauben und die Liturgie zu begeistern. „Das reiz-te mich“, sagt Dieter. Beim Wein-fest in Ebensfeld hätte ihn dann jemand angesprochen: „Dieter, du kannst doch noch ganz ande-re Brücken bauen“. Da fing der

junge Brückenbauer an zu über-legen. Berufung und Ansprache, so Dieter, erfahre man zunächst durch andere Menschen. Ein Be-kannter schloss gerade sein Stu-dium ab und wurde Pastoralre-ferent – sollte das vielleicht das Richtige sein?

Im Oktober 2003 fing er mit dem Theologiestudium in Bam-berg an. „Nach einem Semes-ter war für mich klar, dass es in Richtung Priester gehen sollte. Ich wollte ganz für die Menschen da sein, im Gottesdienst, im Ge-bet und beim Spenden der Sakra-mente.“ Deshalb zögerte Dieter aber auch, ins Priesterseminar zu gehen. „Ich wollte bei meinen Studienfreunden sein, die damals

Dieter Georg Jung hat seine Entscheidung getroffen - im Bamberger Dom wur-de er am 25. Juni zum Priester geweiht. Foto: Bärbel Meister

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Dieter Jung wartete lange bis er sich entschloss, ins Priesterseminar zu gehen. Foto: Poerschke

von den Weisendorfer Beschlüs-sen hart getroffen wurden“, er-innert sich Dieter. Doch als selbst die ihn fragten, ob er nicht end-lich ins Priesterseminar gehen wolle, war die Sache eigentlich klar: Nach dem Vordiplom und ei-nem Jahr in Jerusalem trat er ins Bamberger Priesterseminar ein.

Ko N t a K t N a c h auß e N h a l te N

Gebetszeiten, Sonderausbil-dungen, Vorträge, Gesangs- und Sprechausbildung – es sei schon ein volles Programm gewesen, das er hier absolvieren musste. „Um so wichtiger war es mir, auch Freunde außerhalb der Mauern des Priesterseminars zu haben“,

sagt Dieter. „Ich wollte nicht un-nahbar werden.“ Doch nicht im-mer konnte er das machen, was er wollte. Er musste die Erfah-rung machen, dass es nicht leicht ist, in der kirchlichen Hierarchie zu stehen und Weisungen befol-gen zu müssen. „Der Gehorsam ist wohl der schwierigste der drei Evangelischen Räte (aus dem Evangelium abgeleitete Weisun-gen Jesu für ein Leben als Pries-ter, Anmerk. d. Red.), weil man immer wieder Eigenes aufgeben muss.“ Dazu kam Terminstress in den Pfarreien und wenig Zeit für die eigenen Eltern und den Bruder. Dennoch habe er seinen Entschluss nie bereut.

Und der Wunsch nach einer ei-genen Familie? „Diesen Wunsch

aufzugeben war hart“, bekennt Dieter. „Aber ich wüsste jetzt im Pfarreialltag auch nicht, wo ich noch eine Familie unterbringen sollte. Frau und Kinder würden mir leid tun.“ Kraft gebe ihm vor allem das Gebet und die Ge-wissheit, dass sich immer wieder neue Wege und Chancen auftun. „Da ist einfach dieses Gefühl, ge-tragen zu werden.“

Dieter ist sich sicher, den rich-tigen Weg für sein Leben einge-schlagen zu haben: „Ich kann den Menschen viel geben, merke, dass ich das, was mir selbst an Glauben und Freude geschenkt wurde, weitergeben kann.“

Volker Poerschke

Wie wird man Priester?Priester werden, ist eine lange

Ausbildung. Wer sich dazu berufen fühlt, für den gibt es verschiedene Wege.

In der Regel setzt das Theologiestudium als Pries-terkandidat das Abitur voraus. In Bayern ist der Priesterausbildung seit 2008 ein einjähriges Pro-pädeutikum vorgelagert. In diesem „Vorkurs“ zum Theologiestudium können sich Interessierte ori-entieren, das Leben im Priesterseminar kennen lernen, sich auf das Studium vorbereiten und die Glaubensvollzüge ergründen. Es ist allerdings mehr als ein unverbindliches „Schnupperpriesterleben“. In drei Schritten soll es als Glaubens-, Sprachen- und Lebensschule den persönlichen Glauben exis-tentiell vertiefen.An das Propädeutikum schließt das Studium an. Da Bamberg seit Ende 2006 keine eigene theologische Fakultät mehr besitzt, findet diese Ausbildung an der Uni Würzburg statt. Pastorale Praktika wer-den jedoch in der jeweiligen Heimatdiözese ab-solviert, in der man schließlich für zwei Jahre Praxiserfahrung im Pastoralkurs mit Diakonweihe sammelt, bevor man schließlich zum Priester ge-weiht wird. Nach einer vierjährigen Kaplanszeit ist man schließlich bereit, eigenständig eine Pfarrei zu leiten.Aber auch wer kein Abitur besitzt, kann Pries-ter werden. Etwa indem man das Abitur am Abendgymnasium oder Spätberufenense-minar - etwa im Bamberger Theresianum -

nachholt. Über das Spätberufenenseminar in Lam-tershofen ist es älteren Bewerbern möglich, auch ganz ohne Abitur Priester zu werden.

Detaillierte Informationen und Ansprechpartner gibt es im Internet unter: www.priesterseminar-bamberg.de

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e Arbeit ist das halbe Leben –deshalb sollten wir uns mit ihr beschäftigen

Arbeit ist das halbe Leben“, sagt der

Volksmund. Und wirklich, rechnet man mal genauer nach, verbringen wir Jahr um Jahr einen großen Teil unserer wachen Zeit bei unserer Erwerbsarbeit an der Werkbank, am Computer, an der Kasse, im Auto oder wo auch immer. Ca. 85% der Bevölkerung sind ge-zwungen, durch den Verkauf ihrer Arbeitskraft ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Die Erwerbsarbeit ist im Leben der meisten Menschen ein wich-tiger Faktor, um den herum sie ihr privates Leben arrangieren. Sie ist dabei mehr als ein bloßer Job zur Sicherung der materiel-len Existenz. Erwerbsarbeit er-füllt darüber hinaus die zentrale Funktion der sozialen Integration des Einzelnen in die Gesellschaft. Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist nur durch sie der Zutritt zu den sozialen Si-cherungssystemen gewährleistet (Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung). Sie gewährt dem Arbeitnehmer darü-berhinaus gesellschaftliche Wert-schätzung und soziale Anerken-nung. Damit wird Erwerbsarbeit zu einer wichtigen Quelle der menschlichen Selbstentfaltung und speist zu einem erheblichen Teil das Selbstwertgefühl und die Identität des Menschen. Schmerz-lich spürbar wird das für den, der seine Arbeit verliert oder kei-nen Ausbildungsplatz findet und so erst gar nicht die Chance be-kommt, sich selbst über die Ar-beit zu verwirklichen.

Dies ist für den Einzelnen weit mehr als der Wegfall finanzieller Sicherheit. Von den allermeisten Betroffenen wird er als persönli-

che Ka-tas-trophe erlebt, denn er be-deutet eine empfindliche Beeinträchti-gung des Selbstwertempfindens, der sozialen Anerkennung und der Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben.

Doch auch wer einer Erwerbsar-beit nachgeht, gehört nicht auto-matisch zu den gesellschaftlichen Gewinnern. Ca. 6,5 Millionen Menschen leben in Deutschland unter oder an der Armutsgrenze, obwohl sie einer Erwerbsarbeit nachgehen. Die Entlohnung ih-rer Arbeit ist so gering, dass sie davon aus eigener Kraft sich und ihre Familien nicht auf Dauer über Wasser halten können. Der Druck am Arbeitsplatz nimmt gerade in Zeiten globaler Arbeitsteilung und angesichts eines hohen Ar-beitslosensockels stetig zu.

Ist es da nicht wahrhaft eine sehr verständliche Wunschfanta-sie, bei der Glücksspirale oder im Lotto kräftig abzusahnen, sich künftig dem süßen Nichtstun hin-zugeben und nie wieder arbeiten zu müssen?

In der Bibel steht etwas ande-res. Arbeit ist in der Bibel ein Mit-tel, mit dem die Welt menschli-cher und der Mensch immer mehr zum Menschen wird. Das Paradies in der Bibel wird nicht als ein arbeitsfreies Schlaraffenland be-

schrieben. Auch Adam arbeitete dort: Seine Aufgabe war es, den Garten Eden zu bebauen und zu pflegen – also das, was man heu-te ökologischen Landbau nennen würde (Gen 2,15). Der Bibel geht es vielmehr darum, die Arbeit so zu gestalten, dass sie menschen-würdig und zutiefst befriedigend ist.

So entwickeln sich in der jü-disch-christlichen Tradition vom Alten Testament bis zur christ-lichen Sozialethik unserer Tage Kriterien für gute Arbeit, die die Würde des Menschen in der Arbeit garantieren und so zu Humanität und Gerechtigkeit in der Welt beitragen sollen. Da-bei geht es um den Schutz des arbeitsfreien Sonntags genauso, wie um die betriebliche Mitbe-stimmung der Arbeitnehmer, um gerechte Löhne, von denen man anständig leben kann, wie auch um den Wert der Gewerkschaf-ten zum Schutz der Arbeitneh-merinteressen. Immer geht es darum, die Würde des Menschen auch in der Welt der Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen und vor Angriffen zu schützen.

Manfred Böhm

Dr. Manfred BöhmLeiter der Betriebs-seelsorge im Erzbistum Bamberg

Geboren 1958 in Coburg. 1977 Abitur in Bamberg. Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Tübingen. Von 1988 bis 1998 beschäftigt in der Kath. Bildungs-arbeit in Kulmbach, Lichtenfels und Erlangen. Seit 1998 in der Kath. Betriebs-seelsorge tätig.

Arbeit ist mehr als eine Verdienstmöglichkeit. Foto: Poerschke

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VMit Jugendlichen in die solare ZukunftDer Bund Naturschutz Bamberg

startet gemeinsam mit seiner Ju-gendorganisation, der Evangelischen Jugend Bamberg und dem BDKJ ein innovatives und bundesweit einmaliges Projekt: das Jugendsolarprogramm.

Jugendliche werden in dem Projekt gemeinsam mit Fachfirmen Photovoltaikanlagen bauen und damit ganz praktisch zum Klimaschutz beitra-gen. Lernen durch Handeln, Umweltbildung durch Aktion ist dabei der Kerngedanke. Während der zweijährigen Projektlaufzeit werden sich über 500 Jugendliche in Workshops und Solarbauwochen intensiv mit dem Klimawandel und den Chancen erneuerbarer Energien auseinandersetzen. Sie

werden so selbst zu Klimaexperten und Botschaftern einer solaren Zu-

kunft. „Damit sollen die So-larmodule, die in un-

serer Gegend schon

viele Dächer prägen auch in den Köpfe der jungen Leute ankommen“, so der Vorsitzende der Kreis-gruppe Heinz Jung.

Die Jugendlichen sind in allen Phasen von der Planung bis zur Öffentlichkeitsarbeit in den So-larbauvorhaben selbst aktiv. Erreicht werden die Jugendlichen über die Kooperation mit Jugendver-bänden und Schulen in der Region Bamberg.

Möglich wird das Projekt durch eine Förderung aus dem Klimaprogramm 2020 des Bayerischen Umweltministeriums in Höhe von 73.000 Euro. Den Förderscheck hat die Staatssekretärin Mela-nie Huml am 25. Februar bei einer kleinen Fei-er übergeben. Mit diesen Mitteln kann der BN die halbe Stelle des Projektreferenten Fabian Rieger finanzieren, der die Jugendlichen fachlich und pädagogisch begleitet und unterstützt sowie ein Netzwerk mit Kooperationspartnern aufbaut.

Vorbild für das Projekt ist das Jugendsolar-projekt in der Schweiz (www.jugendsolar.ch ), mit dem Greenpeace in den letzten zehn Jahren über 180 Photovoltaikanlagen installiert und über 10.000 Jugendliche erreicht hat.

Matthias Lange

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DV Werte gestern, heute und morgen

Das Wochenende vom 8.bis 10. April

2011 hat wieder viele Delegierte der Mitglieds- und Dekanatsverbände in das Jugendhaus Burg Feuerstein zur BDKJ-Diö-zesanversammlung zusam-men kommen lassen. Das Thema der Versammlung „Werte gestern, heute und morgen“ sollte die Anwesenden zum Nach-denken anregen, was ihnen im Leben heute wichtig ist und welche Dinge für sie von großer Bedeutung in Bezug auf die Jugendarbeit sind.

Nach dem Rechenschaftsbe-richt des Diözesanvorstandes konnten die Delegierten ganz getreu dem Motto der Versamm-lung mit ehemaligen BDKJ’lern ins Gespräch kommen. Es wurde sich über die Vorstellungen von damals mit denen in der heutigen Zeit ausgetauscht. Schlließlich

konnte jede/r Einzelne für sich interessante und beeindruckende Aspekte mitnehmen.

Die Thematik der Wertvorstel-lung und ihres Zerfalls wurde auch im Studienteil „web 2.0 und Werte“ aufgegriffen. Im Speziel-len wurde dabei der Bereich der Wertediskussion im Internet vor-gestellt.

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Der demografische Wan-del, die Notwendigkeit der Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund, die Veränderungen in der Bildungslandschaft sowie die Veränderung der pas-toralen Räume stellen die kirchliche Jugendarbeit vor Herausforderungen. Die Diözesanversammlung hat beschlossen, sich die-sen Themen in einem Dia-logprozess zu stellen. Die Ergebnisse dieses Dialogs sollen auch in den neuen Jugendplan aufgenommen werden. Außerdem be-schlossen die Delegierten, die Bemühungen um die

Prävention sexualisierter Gewalt noch weiter zu intensivieren.

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An der Versammlung hieß es auch Abschied nehmen. Die Amtszeit von Björn Scharf war zwar bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen und doch wur-de er erst an dieser Versammlung zusammen mit Angelina Langer, die viele Jahre als ehrenamtliche BDKJ-Diözesanvorsitzende tätig war, gebührend verabschiedet. Zu ihrer Nachfolgerin in diesem Amt wurde Juliana Sitzmann ge-wählt. Die gebürtige Bamber-gerin war viele Jahre als Minist-rantin tätig, bis sie schließlich in den BDKJ-Dekanatsvorstand Bam-berg gewählt wurde. Dort lernte sie die Verbandsarbeit erstmals richtig kennen und trat der Deut-schen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) bei. Neben ihrem ehren-amtlichen Engagement studiert sie Pädagogik und Theologie an der Universität Bamberg. Das zweite zu vergebende Amt wurde durch die Bestätigung von Detlef Pötzl als Diözesanjugendpfarrer besetzt. Jul iana Sitzmann

Werte gestern, heute und morgen: Ehemalige und heutige BDKJ-Mandatsträger/innen tauschten sich über die Jugend(verbands)arbeit aus. Foto: Poerschke

Neu gewählt wurde Juliana Sitzmann, im Amt be-stätigt wurde Detlef Pötzl. Foto: BDKJ

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Wir sind unbezahlBARUnter diesem Titel startet der BDKJ-

Bayern eine Kampagne zur besse-ren Ausstattung der Jugendbildungs-maßnahmen (JBM).

Bereits seit mehreren Jahren gibt es im BDKJ-Bayern und damit auch für uns im Erzbistum eine unzureichende und unsichere Bezuschussung von JBM’s. Dabei stellen JBM’s eine wichtige Säule der katholischen Jugendarbeit dar. Es handelt sich bei Jugendbildungsmaßnahmen um alle Veranstal-tungen in der Jugendarbeit, die das Ziel haben, Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen zu vermitteln. Der momentane Tagessatz für JBM-Zu-schüsse gilt seit 1994 und muss dringend deutlich angehoben werden.Mit der Kampagne verfolgt der BDKJ das Ziel, im Jahr 2011 alle Politikerinnen und Politiker des Bayerischen Landtags zu einer JBM einzuladen und mit ihnen dort ins Gespräch zu kommen. Bei diesen Gesprächen soll den Politikern verdeutlicht werden, wie wichtig Bildungsangebote für Kinder

und Jugendliche außerhalb des Klassenzimmers sind, und sie sollen dazu aufgefordert werden, sich für eine Erhöhung der Zuschüsse einzusetzen. Am Ende der Gespräche wird den Politikern von den Verantwortlichen der Jugendarbeit ein Scheck über eine tolle Jugendarbeit überreicht. Im Rahmen der Kampagne fordern wir eine An-passung der Tagessätze für JBM-Zuschüsse von momentan 10,50 Euro auf 13,50 Euro bzw. eine Erhöhung der Ausstattung des Kinder- und Jugend-programms der bayerischen Staatsregierung um mindestens 1 Million Euro gezielt für Jugendbil-dungsmaßnahmen. Damit die Kampagne erfolgreich wird, braucht es Sie/Dich, der die Jugendarbeit vor Ort gestaltet. Ihr müsst die Politiker aus dem Landtag zu euch einladen. Dazu habt ihr bis Herbst Zeit. Alle Ma-terialen die ihr benötigt erhaltet ihr entweder bei eurer Verbands-/Dekanatsstelle oder bei der BDKJ-Diözesanstelle. Viel Erfolg bei den Gesprä-chen. Ihr seid wirklich UNBEZAHLBAR! Tina Muck

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Foto: BDKJ-Bayern

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Die Bibel und die Arbeit

D ie menschliche Arbeit hat aus christlicher Sicht einen hohen Stellenwert. Die Beauftra-gung, die Erde zu bebauen und zu bewahren macht die Arbeit des Menschen unabdingbar. Menschliche Arbeit ist also Gabe und Aufgabe zugleich. Die Bibel spricht aber auch davon, dass es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ruhe und Arbeit braucht. Für das soziale Miteinander und für die Ausrichtung des Menschen auf Gott hin ist der 7. Tag – der Ruhetag – sehr wichtig. Die Fronarbeit in Ägypten war die Grunderfahrung des Volkes Israel im Blick aufmenschenunwürdige und ausbeuterische Arbeits- und Lebensbedingungen. Darumbedeutet die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei die grundlegende Erfahrung, dass Gott als Anwalt derer handelt, die unter einer zutiefst menschenunwürdigenArbeits- und prekären Lebenssituation leiden.Zur Zeit Jesu ist die Gesellschaft von einer sich weiter verschärfenden Verarmung und Verelendung gekennzeichnet. Die meisten arbeitenden Menschen waren in der Landwirt-schaft beschäftigt, in der Regel in abhängigen Verhältnissen als Sklaven, Tagelöhner oder Pächter. Die Gleichnisse geben hierfür einen bildhaften Einblick. „Hungrig und nackt“ ist eine immer wiederkehrende Formulierung. Die Sorge um das „tägliche Brot“ war allge-genwärtig, für die große Zahl der Bettelarmen wie für die Tagelöhner. Der Grundsatz, dass jede Arbeit ihres Lohnes wert ist und jeder mit seinem Einkommen einigermaßen überle-ben können muss, wird im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg noch einmal unter-mauert. Existenzsicherung und Anerkennung gehören der biblischen Sozialethik entspre-chend zu den fundamentalen Rahmenbedingungen einer gerechten Gesellschaft.

Detlef Pötzl

Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, son-dern darin, dass du auch immer willst, was du tust. Calvin Cool idge (1872 – 1933)

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A u g u s t 10.-21.08 Weltjugendtag in Madrid www.jugend-im-erzbistum.de www.youthhearing.de

O k t o b e r 03.10. Diözesan-Mini-Fußballturnie Viereth www.minis-im-erzbistum.de

16.10. DiözesantagderGefirmten ab 10.00 Uhr Burg Feuerstein www.tag-der-gefirmten.de

22./23.10. Bundesweite Eröffnung der Missio-Aktion (Thema: Senegal) 22.10.11, 18.00 Uhr Jugendgotesdienst in St. Martin, Bamberg

28.10. Nacht der Lichter 19.30 Uhr - Bamberger Dom www.ökumenisch-unterwegs.de

28.-30.10. Festival religiöser Lieder Burg Feuerstein

N o v e m b e r 09.11. 19.00 Uhr, Gefährliche Erinnerung (Gedenken an die Reichspogromnacht) Burg Feuerstein

18.-20.11. Schulungswochenende für Oberministrant/inn/en Schornweisach www.minis-im-erzbistum.de

26.11. BDKJ-Diözesanversammlung Burg Feuerstein

D e z e m b e r 18.12. Friedenslichtaktion des DPSG Diözesanverbandes Lorenzkirche, Nürnberg www.dpsg-bamberg.de

29.12. Diözesane Eröffnung der Stern- singeraktion ca. 14.00 Uhr, Forchheim

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Impressum:

i-Punkt - Zeitschrift des BDKJ-Diözesanverbandes und des Jugendamtes der Erzdiözese Bamberg Kontakt: Postfach 11 01 38, 96029 Bamberg Tel. 09 51/86 88-0, [email protected] Internet: www.bdkj-bamberg.de

Fotohinweis: Einige Bilder dieser Ausgabe sind der Foto-CD „Blickwinkel“ des Deutschen Bundesjugendrings entnommen (rw: Journalistenbüro Röhr : Wenzel; dp: dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation)

Redaktion: Volker Poerschke, Detlef Pötzl

Layout: Volker Poerschke

Druck: flyeralarm GmbH / Würzburg

Auflage: 1000 Exemplare

Nacht der LichterFreitag, 28. Oktober 2011, 19.30 Uhr im Bamberger DomVeranstalter: Jugendliche, die in Taizé waren, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Erzdiözese Bamberg, dem BDKJ-Diözesanverband Bamberg,der Diözesanstelle Berufe der Kirche, der Evangelischen Jugend Bamberg undden evangelischen Kirchengemeinden in Bamberg.

Kontakt:• Jugendamt der Erzdiözese Bamberg, Björn Scharf (0951/868819), [email protected]• EJ im Dekanat Bamberg, Hubertus Schaller (0951-22846), [email protected]• Diözesanstelle Berufe der Kirche, Jacqueline Stössel (0951/502310), [email protected]