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14 I SportInForm 08–2011 I Im Blickpunkt Verein mit Fangarmen TuS 05 Daun unterstützt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche port für alle – Wir helfen mit!“ Unter diesem Motto sagen der Landessportbund Rheinland- Pfalz und die Sparda-Bank Südwest eG Armut und sozialer Ausgrenzung den Kampf an. LSB und Sparda-Bank un- terstützen rheinland-pfälzische Sport- vereine in dem Vorhaben, Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Vereins- sport zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr wurden Verantwortliche aus 33 Vereinen zu sogenannten „Vertrauens- coaches“ ausgebildet und mit jeweils 5.000 Euro finanziell ausgestattet, um direkt vor Ort benachteiligten jungen Menschen zu helfen. Zwei der Ver- trauenscoaches sind Brigitte May und Frank Wieber vom TuS 05 Daun. Sport- Inform stellt ihre Arbeit vor. Frank Wieber vergleicht seinen Verein gerne mit einer Krake – im positiven Sinne, versteht sich. Der Turn- und Sportverein 05 Daun strecke in alle Richtungen seine Fangarme aus, „und möglichst viele Menschen sollen da- ran kleben bleiben“, erklärt der TuS- Vorsitzende. Diese Vorgehensweise hat den Klub zum größten Sportverein im Landkreis Vulkaneifel werden lassen. Er zählt knapp 1.300 Mitglieder, darun- ter über 700 Kinder und Jugendliche. „S Die TuS-Vertrauenscoaches Brigitte May und Frank Wieber mit Kindern aus der Dauner Kindertagesstätte Thomas Morus. Foto: J. Dick Um mit besagten Fangarmen auch in schwer erreichbare Ecken, etwa zu so- zial benachteiligten Familien, vordrin- gen zu können, sind laut Wieber drei Dinge besonders wichtig. „Man muss viel kommunizieren, die Augen offen halten und gut vernetzt sein.“ Sein Ver- ein unterhält zahlreiche Kooperatio- nen, mit Kinderärzten, Schulen, einem Förderzentrum, der Familienhilfe und drei Kindertagesstätten am Ort. Eine davon ist die Katholische Kita Thomas Morus. Hier arbeitet Brigitte May als Erzieherin. Im Ehrenamt ist sie Abteilungsleiterin Turnen und Gymnastik beim TuS Daun. Die 45-Jährige bildet somit eine wich- tige Schnittstelle, um Kinder früh an den Sport heranzuführen. „Das Kindergartenalter ist eine sensib- le Phase“, weiß May. „Die Eltern wollen vor allem eines: dass es ih- rem Kind gut geht.“ May erkennt frühzeitig, wenn bei einigen Fa- milien das Geld dafür aber nicht ausreicht. „Dann werden wir so- fort aktiv.“ Mit den Fördermitteln aus dem LSB-Projekt „Sport für alle – Wir helfen mit!“ werden je nach Bedarf Mitgliedsbeiträge über- nommen, Vereinsfahrten bezuschusst oder der Kauf von Sportausrüstung un-

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14 I SportInForm 08–2011 I Im Blickpunkt

Verein mit FangarmenTuS 05 Daun unterstützt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche

port für alle – Wir helfen mit!“ Unter diesem Motto sagen der Landessportbund Rheinland-

Pfalz und die Sparda-Bank Südwest eG Armut und sozialer Ausgrenzung den Kampf an. LSB und Sparda-Bank un-terstützen rheinland-pfälzische Sport-vereine in dem Vorhaben, Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Vereins-sport zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr wurden Verantwortliche aus 33 Vereinen zu sogenannten „Vertrauens-coaches“ ausgebildet und mit jeweils 5.000 Euro finanziell ausgestattet, um direkt vor Ort benachteiligten jungen Menschen zu helfen. Zwei der Ver-trauenscoaches sind Brigitte May und Frank Wieber vom TuS 05 Daun. Sport-Inform stellt ihre Arbeit vor.

Frank Wieber vergleicht seinen Verein gerne mit einer Krake – im positiven Sinne, versteht sich. Der Turn- und Sportverein 05 Daun strecke in alle Richtungen seine Fangarme aus, „und möglichst viele Menschen sollen da-ran kleben bleiben“, erklärt der TuS-Vorsitzende. Diese Vorgehensweise hat den Klub zum größten Sportverein im Landkreis Vulkaneifel werden lassen. Er zählt knapp 1.300 Mitglieder, darun-ter über 700 Kinder und Jugendliche.

„SDie TuS-Vertrauenscoaches Brigitte May und Frank Wieber mit Kindern aus der Dauner Kindertagesstätte Thomas Morus. Foto: J. Dick

Um mit besagten Fangarmen auch in schwer erreichbare Ecken, etwa zu so-zial benachteiligten Familien, vordrin-gen zu können, sind laut Wieber drei Dinge besonders wichtig. „Man muss viel kommunizieren, die Augen offen halten und gut vernetzt sein.“ Sein Ver-ein unterhält zahlreiche Kooperatio-nen, mit Kinderärzten, Schulen, einem Förderzentrum, der Familienhilfe und drei Kindertagesstätten am Ort.

Eine davon ist die Katholische Kita Thomas Morus. Hier arbeitet Brigitte May als Erzieherin. Im Ehrenamt ist sie Abteilungsleiterin Turnen und Gymnastik beim TuS Daun. Die 45-Jährige bildet somit eine wich-tige Schnittstelle, um Kinder früh an den Sport heranzuführen. „Das Kindergartenalter ist eine sensib-le Phase“, weiß May. „Die Eltern wollen vor allem eines: dass es ih-rem Kind gut geht.“ May erkennt frühzeitig, wenn bei einigen Fa-milien das Geld dafür aber nicht ausreicht. „Dann werden wir so-fort aktiv.“

Mit den Fördermitteln aus dem LSB-Projekt „Sport für alle – Wir helfen mit!“ werden

je nach Bedarf Mitgliedsbeiträge über-nommen, Vereinsfahrten bezuschusst oder der Kauf von Sportausrüstung un-

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Im Blickpunkt I 08–2011 SportInForm I 15

Ob Hip Hop oder Tur-nen – beim TuS Daun warten zahlreiche Angebote auf Kinder und Jugendliche. Fotos: privat

terstützt. Seit zehn Jahren verfährt der TuS nach diesem Prinzip, damals wur-de eigens ein Sozialfonds für benach-teiligte Familien eingerichtet. Die Pro-jektmittel von LSB und Sparda-Bank sind nun eine große Hilfe, um dem Ziel, allen Kindern das Sporttreiben zu ermöglichen, einen Schritt näher zu kommen.

„Das Projekt hat unserem Engagement einen Namen gegeben und hat das Bewusststein der anderen Vereins-mitglieder für dieses sensible Thema verstärkt“, berichtet May und erzählt von einem erfreulichen Fall aus dem vergangenen Jahr. Als das Dauner Schwimmbad wegen Renovierungs-arbeiten geschlossen wurde, musste der Verein seine Kurse in die Bäder nach Gerolstein und Steineberg ver-legen. „Zwei Mädchen kamen zu mir und sagten, dass sie nun nicht mehr kommen können, weil ihre Eltern kein Auto haben.“ Prompt erklärte sich die Mutter eines anderen Mädchens be-reit, die beiden zu den Übungsstun-den abzuholen.

Im direkten Umgang mit Kindern aus sozial benachteiligten Familien ist Bri-gitte May eine Sache ganz besonders aufgefallen: „Man setzt automatisch Dinge voraus, die für einen selbstver-ständlich sind, für diese Kinder jedoch nicht.“ Bei Schwimm- und Wasserge-wöhnungskursen staune sie immer wieder aufs Neue, wie wenig vertraut einige Kinder mit dem Element Was-ser sind. „Die meisten haben schließ-lich noch nie in einer Badewanne gele-gen. Sie kennen Wasser nur von oben, aus der Dusche“, berichtet May. „Wenn

sie dann im Schwimmbad ankommen, müssen sie erst einmal das Wasser um sie herum in aller Ruhe genießen.“

30 Kinder werden vom TuS im Rah-men des LSB-Projekts gefördert. „Dis-kretion ist dabei oberstes Gebot“, sagt Wieber. „Die betroffenen Familien ha-ben schon genug einzustecken.“ Für die Zukunft wünschen sich die beiden TuS-Vertrauenscoaches, das Engage-

ment auf andere Altersgruppen aus-zuweiten. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Erwachsene oder Rentner gerne Sport treiben möchten, es sich aber nicht leisten können“, er-klärt Wieber. Der 60-Jährige engagiert sich derzeit auch in der Kommunal-politik, im Rahmen eines Projekts für Langzeitarbeitslose. Die Krake fährt wieder ihre Fangarme aus…

Jochen Dick