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HUSSERLIANA EDMUND HUSSERL GESAMMELTE WERKE BAND IIIJ2 IDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIE UND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE ERSTES BUCH ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUF GRUND DES NACHLASSES VERÖFFENTLICHT VOM HUSSERL-ARCHIV (LEUVEN) IN VERBINDUNG MIT RUDOLF BOEHM UNTER LEITUNG VON SAMUEL IJSSELING EDMUND HUSSERL IDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIE UND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE ERSTES BUCH ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DIE REINE PHÄNOMENOLOGIE NEU HERAUSGEGEBEN VON KARLSCHUHMANN 2. HALBBAND ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) DEN HAAG MARTINUS NIJHOFF 1976

Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

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Page 1: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

HUSSERLIANA

EDMUND HUSSERLGESAMMELTE WERKE

BAND IIIJ2

IDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIEUND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE

ERSTES BUCH

ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

AUF GRUND DES NACHLASSES VERÖFFENTLICHT VOMHUSSERL-ARCHIV (LEUVEN) IN VERBINDUNG MIT

RUDOLF BOEHM UNTER LEITUNG VON

SAMUEL IJSSELING

EDMUND HUSSERLIDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIE

UND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE

ERSTES BUCH

ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DIE REINE

PHÄNOMENOLOGIE

NEU HERAUSGEGEBEN

VON

KARLSCHUHMANN

2. HALBBAND

ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

•DEN HAAG

MARTINUS NIJHOFF1976

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DIE AUSGABE DER GESAMMELTEN WERKE EDMUND HUSSERLS

- HUSSERLIANA - WURDE BEGRÜNDET VON H. L. V AN BREDA

© I976 by Martinus Nijhojj, The Hague, NetherlandsAll rights reserved, including the right to translate or to

reproduce this book or parts thereoj in any jorm

ISBN90247191279024719143 (2. Halbband)

PRINTED IN THE NETHERLANDS

AALBORG UNIVERSITETSCENTER

INHALT DES 2. HALBBANDS

ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

1. RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN

Vorbemerkung des Herausgebers . . . • . . • . • 477ANHANG: Husserls Randnotizen zum "Ausführlichen Sachregis­

ter" von G. Walther. . . • . . . • • • • • . • • • . 517

II. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I

A. TINTENMANUSKRIPTE

BEILAGE 1: Ergänzungen aus den ersten Ausarbeitungen (Mai 1912) 519BEILAGE 2: Eidetik der Natur und Eidetik des Geistes (wohl Juni

1912) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523BEILAGE 3: AuseinemEntwurfzu§ 11 (um Juni 1912) 524BEILAGE 4: Selbstverständigung über meinen Gang in den Ideen

(wohl Juni 1912) 526BEILAGE 5: Rationale Psychologie und Phänomenologie (um Juli

1912) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529BEILAGE 6: Entwurf einer Einleitung zu den Ideen I (um Juli 1912) 530BEILAGE 7: Aus einem Einleitungsentwurf (um Juli 1912) 532BEILAGE 8: Unmittelbare Anschauung als letzter Rechtsgrund

der Erkenntnis (um Juli 1912) . . . . . . . . . . . . . . 534BEILAGE 9: Erfahrung und Erfahrungswissenschaft gegenüber We­

sensforschung und Bewußtseinsforschung (um Juli 1912) . . . 534BEILAGE 10: Dogmatische und phänomenologische (kritische) Wis­

senschaft (um Juli 1912) . . . . . . . . . . . . . . . . 541BEILAGE 11: Phansisch und ontisch; reell Enthaltenes, ideell Ent­

haltenes; Aktcharakter und Stoff (primärer Inhalt) (nachMitte Juli 1912) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542

BEILAGE 12: Zur phänomenologischen Methode und Problematik(um Juli 1912) . . . . . . . . . . . . . 546

BEILAGE 13: Disposition (nach Mitte Juli 1912) 558BEILAGE 14: Disposition (28. August 1912). . . 559

Page 3: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

VI INHALT DES 2. HALBBANDS INHALT DES 2. HALBBANDS VII

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

BEILAGE 15: Altes Ende des Ersten Stückes über Eidetik (Septem-ber 1912). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560

BEILAGE 16: Aus dem Manuskript zu Ideen I, §§ 56-58 (Ende Sep­tember 1912). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560

BEILAGE 17: Eingeklammertes Urteil und Urteil über Eingeklam­mertes (September/Oktober 1912). . . . . . . . . . . . . 564

BEILAGE 18: Die Reduktion des Seinscharakters auf bloßen Inhalt(September/Oktober 1912) . . . . . . . . . . . . . . . . 565

BEILAGE 19: Einleitungsentwurf für das Schlußkapitel der Ideen I(Oktober 1912). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566

BEILAGE 20: Phänomenologie der Wahrnehmung und Phänomeno-logie der Denkoperationen (Oktober 1912). . . . . . . . . 567

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN

BEILAGE 21: Gliederungsentwurf für die Ideen I (Ende Januar 1913) 568BEILAGE 22: Einleitungsentwurf für den IV. Abschnitt (Anfang

Februar 1913) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568BEILAGE 23: Erster Entwurf zur Anmerkung über Messer und Cohn

(Februar/März 1913) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571BEILAGE 24: Messer - Cohn. Zweiter Entwurf (Februar/März 1913) 572

IU. BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN

BEILAGE 25: Indexblatt über Erfahrung (um 1913) 575BEILAGE 26: Abschrift von S. 151 (um 1914) 576BEILAGE 27: Zu Ideen, S. 22ff. (1918) . . . . . . 577BEILAGE 28: Zu S. 23 (um 1913) . . . . . . . . 577BEILAGE 29: Nähere Ausführung zu § 10, S. 21 unten (auch zu § 13,

S. 26) (um 1913) . . . . . . . . . 578BEILAGE 30: Substrat und Wesen (1918). . . . 580BEILAGE 31: Zu Ideen, S. 24-25 (1918) . . . . . 583BEILAGE 32: Zu§ 11 (nach Mitte Dezember 1917) 584BEILAGE 33: Einwand gegen das ganze 1. Kapitel des I. Abschnitts

(bis S. 32) (um 1923). . . . . . . . . . . 584BEILAGE 34: Beilage ad S. 51 der Ideen (um 1924) 585BEILAGE 35: Einlage zu S. 56 (Herbst 1929) . 586BEILAGE 36: Zu S. 59 (Herbst 1929). . . . 587BEILAGE 37: Einlage zu S. 59 (Herbst 1929). 589BEILAGE 38: Zu S. 59 (Herbst 1929). . . . 590

1 Diese wie die folgenden Seitenangaben in den Beilagentiteln beziehen sich auf dieOriginalpaginierung der Ideen I. die in dieser Ausgabe (I. Halbband) am Seiten­rand verzeichnet ist.

BEILAGE 39: Beilage zu S. 64 (Herbst 1929). 594BEILAGE 40: Beilage zu S. 67 (Herbst 1929). 594BEILAGE 41 : Beilage zu S. 69 (Herbst 1929). 595BEILAGE 42: Zwei Einschübe zu S. 70 (Herbst 1929). 597BEILAGE 43: Zu S. 81 (um 1924). . . . . . . . 597BEILAGE 44: Zu Ideen, S. 86 (um 1917). . . . . 598BEILAGE 45: Beilage zu § 46, p. 87 (Herbst 1929). 598BEILAGE 46: Beilage zu S. 97 (Herbst 1929). 601BEILAGE 47: Einlage zu § 52 (Herbst 1929). . . 601BEILAGE 48: Zu S. 100 (Herbst 1929) . . . . . 603BEILAGE 49: Drei Einschübe zu S. 103 (Herbst 1929). 604BEILAGE 50: Zu S. 169 der Ideen (um 1914). . . . 605BEILAGE 51 : Zu S. 179 (um 1923). . . . . . . . 606BEILAGE 52: Beilage in Ideen I, S. 179ff. (um 1914). 606BEILAGE 53: Zu § 98 (um 1914). . . . . . . . 607BEILAGE 54: Zu S. 206 (um 1914). . . . . . . 608BEILAGE 55: Beilage zu S. 228, § 113 (um 1914). 609BEILAGE 56: Zu Ideen, S. 228, § 113 (um 1914). . 610BEILAGE 57: Beilage zu S. 232 der Ideen (um 1914). 611BEILAGE 58: Beilage zu S. 233 der Ideen I (um 1914). 611BEILAGE 59: Einlage zu Ideen, S. 234 (um 1914). . 612BEILAGE 60: Zu S. 236 unten der Ideen (um 1914). . 612BEILAGE 61: Zu S. 239, § 116 (um 1914) . . . . . . 613BEILAGE 62: Beilage zu S. 242 der Ideen oben (um 1916). 613BEILAGE 63: Beilage zu S. 246 der Ideen (um 1914). . 614BEILAGE 64: Zu S. 248, 2. Zeile von oben (um 1914). 615BEILAGE 65: Zu § 122, S. 253f. (um 1914). . . . 615BEILAGE 66: Beilage ad p. 270 (um 1914). . . . 616BEILAGE 67: Beilage ad S. 273, § 132 (um 1915). 616BEILAGE 68: Zu S. 283-284 der Ideen (um 1914). 618BEILAGE 69: Zu S. 284 unten der Ideen (um 1914). 618BEILAGE 70: Ideen, zu S. 284ff. (um 1914). . . . 619BEILAGE 71: Zu S. 290 oben der Ideen (um 1914). . 622BEILAGE 72: Zu S. 297, § 143 der Ideen (um 1914). 623BEILAGE 73: Zu § 144, p. 298 der Ideen (um 1914). 624BEILAGE 74: Zu S. 308 der Ideen oben (wohl Anfang 1915). 625BEILAGE 75: Zu S. 311 oben der Ideen (wohl Anfang 1915) . 626

IV. Aus DEM "GIBSON-KONVOLUT"

BEILAGE 76: 11. Abschnitt, 2. Kap., S. 57ff.: Gang der Untersuchung(um 1925) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627

BEILAGE 77: Was ist der Grundgedanke des 2. Kapitels "Bewußt-sein und natürliche Wirklichkeit"? (1927). . . . . . . . . . 630

BEILAGE 78: Gedankengang des 2. Kapitels des II. Abschnitts beiUnterlassung einer Stellungnahme zum transzendentalen Idea­lismus (um 1928) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633

Page 4: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

VIII INHALT DES 2. HALBBANDS

BEILAGE 79: Die Forderung einer phänomenologischen Psychologie(Herbst 1929) . . . . . . . . . . . . 640

BEILAGE 80: Beilage zu S. 60 (Herbst 1929). . 641BEILAGE 81: Zur Terminologie (Herbst 1929). 642BEILAGE 82: Terminologisches (Herbst 1929). 642BEILAGE 83: Die phänomenologisch-psychologische Reduktion als

Ausschaltung der äußeren Erfahrung, darunter der Menscher-fahrung (Herbst 1929). . . . . . . . 643

BEILAGE 84: Beilage zu S. 62 (Herbst 1929) . . . . . . . . . . 6511. RANDBEMERKUNGEN AUS DEN

HANDEXEMPLAREN

TEXTKRITISCHER ANHANG

ZUR TEXTGESTALTUNG

TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

NACHWEIS DER ORIGINALSEITEN

NAMENREGISTER

655

657

707

708

Vorbemerkung des Herausgebers

Das Husserl-Archiv zu Löwen bewahrt vier Exemplare derIdeen I aus Husserls Nachlaß auf, die er zwischen 1913 und 1929mehr oder minder stark annotiert hat. Diese handschriftlich ein­getragenen Randnotizen von sehr variablem Inhalt und Charak­ter werden im Folgenden vollständig abgedruckt. Und zwarwerden für jedes der vier Exemplare alle auf die gleiche Seite dervorliegenden Ausgabe bezüglichen Notizen separat gegeben. Diesvor allem wegen des als D bezeichneten Exemplars, das Husserlgrößtenteils in einem Zuge im Herbst 1929 annotiert hat (vgl.die "Einleitung des Hrsg." im 1. Halbband dieser Ausgabe,S. LI-LU). Den in ihm befindlichen Bemerkungen liegt eineinheitlicher Umarbeitungswille zugrunde. Ähnliches gilt fürmehrere Notizenkomplexe im sog. Exemplar A, das indessen, daim Verlauf einer über sechzehn Jahre sich hinziehenden Beschäf­tigung Husserls mit dem Werk annotiert, in seiner Gesamtheitnicht ein bestimmtes Umarbeitungsvorhaben widerspiegelt. Dieseparate Wiedergabe der Randbemerkungen eines jeden der vierExemplare läßt die schnelle Gewinnung einer übersicht über dieNotizen in jedem einzelnen Exemplar zu. Außerdem wurden zurErleichterung des Vergleichs dieser Bemerkungen mit dem im 1.Halbband vorliegender Ausgabe wiedergegebenen Drucktext derIdeen I die Randbemerkungen aus den vier Husserlschen Hand­exemplaren gleich zu Beginn des vorliegenden 2. Halbbands ab­gedruckt. Dabei erwies es sich als notwendig, für die Angabebzw. das Auffinden der Stelle im Drucktext der Ideen I, auf diesich die Randbemerkungen jeweils beziehen, jene Seiten- undZeilenzahl anzugeben, auf welcher der in Frage kommende Textim 1. Halbband vorliegender Ausgabe sich findet. Diese Seiten-

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478 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 479

Anm.F.

Rb.V.gestr.1·5.m. Blaust.m. Bleist.

Zu 5. 7 d. Neuausg.C I61. zu Metaphysik Rb. Über solche Sätze hat man immer wieder hin­weggesehen.D 51. Rb. Erst im zweiten <Buch> reales und zeitliches Sein unterschiedenI2-I8 zu Eben bis können zweimal Rb. m. Blaust. NB 251. Rb. Nur einBruchstück ist wirklich gegeben.

Zu 5. I2 d. Neuausg.D 2 Erfahrungswissenschaften F. im gewöhnlichen Sinn

Zu 5. II d. Neuausg.~ 3 und mindestens partiell] und, mindestens partiell, 6 Rb. zu Erfahrungem Indexblatt <= Beilage 25> 9 "gewahren" und gestr. I2-2I Am RandWellenlinie und Rb. <Der> andere Mensch ist <herein? >genommen, dasandere Ichsubjekt und seine Erlebnisse nicht. Insoweit <wäre?> das Ge­sa?te hier korrekt. I3 uns selbst und eingeklammert, am Rand Deleatur­ze1chen I41. Anderen und von eingeklammert, am Rand DeleaturzeichenI9-2I bei Der andere bis gegeben Fragezeichen am RandD 7f. zu in dem gewöhnlichen Sinne Rb. im gewöhnlichen Sinn, wo vonRechtsausweisung ohne theoretische Erfahrung die Rede ist

Zu 5. IO d. Neuausg.A 711. Rb. vgI. Schlußparagraph 17 dieses Abschnitts, S. 32. Vgl. auchBeilage 33C 22 Genesis F. im natürlichen Sinn dieser RedeD IO zu theoretischen Einstellung Rb. Und die natürliche praktische Ein­stellung?

Zu 5. 8 d. Neuausg.DIll. Rb. Phänomenologie als erste Philosophie 6 zu Metaphysik Rb.also auch für Metaphysik

Zu 5.4 d. Neuausg.D 211. Rb. Psychologie und Phänomenologie

Zu 5. 6 d. Neuausg.A 27 "Welt" F. und eine reale Welt überhauptD 2III. Rb. Im voraus Scheidung der Reduktionen in eidetische undspezifisch phänomenologische 27 Rb. Die Ausdrucksweise ist gefährlich.

Zu 5. 5 d. Neuausg.D 6 mit dem "Bewußtsein"] mit dem Ich und Bewußtsein 291. Bewußt­sein] Ichbewußtsein

Zu 5. 3 dieser NeuausgabeA 32 In bis 1.5., 2I einzugehen eingeklammert

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c

B

D

und Zeilenangaben sind ebenso wie aller sonstiger vom Heraus­geber stammender Text im Folgenden kursiv gedruckt. AllerHusserlscher Text dagegen erscheint im Normaldruck. Obzwaralso für die Bezeichnung der Seiten- und Zeilenzahlen, auf diesich Husserls Bemerkungen beziehen, aus technischen Gründenvom Prinzip der vorliegenden Ausgabe, nach Möglichkeit stetsauf die Originalpaginierung der Ideen I zu rekurrieren, abge­wichen werden mußte, sei doch ausdrücklich darauf hingewiesen,daß alle von Husserl stammenden - also in Normaldruckgesetzten - Seitenangaben in seinen Randbemerkungen sich aufdie Originalpaginierung des Werks beziehen, die in vor­liegender Ausgabe am Rande angegeben ist.

Bei der Wiedergabe von Husserls Randbemerkungen werdendie folgenden Zeichen und Abkürzungen verwendet:A Husserls "Handexemplar" der Ideen I (gebundener

"Sonderdruck" aus dem Jahrbuch 1/1, 1913), anno­tiert von 1913 bis 1929Bd. I von Husserls Reihe des Jahrbuchs (]ahrbuch I/I,1913), annotiert zwischen 1914 und 1921broschiertes Exemplar von Jahrbuch I/I (1913), anno-tiert ca. 1921Exemplar der 2. Auflage der Ideen I (1922), annotiertvor allem im Herbst 1929AnmerkungDer zitierte Teil des Drucktexts wird im betreffendenExemplar durch den nachfolgenden handschriftlichenZusatz Husserls fortgeführthandschriftliche Randbemerkung HusserlsVeränderunggestrichenfolgende Seitemit Blaustiftmit Bleistift. - Alle handschriftlichen NotizenHusserls sind, sofern nicht anders angegeben, mitBleistift ausgeführt

m. Rotst. mit RotstiftDer vor der Klammer zitierte Text ist im betreffen­den Exemplar durch den nachfolgenden ersetztAlle Zufügungen des Herausgebers sind in spitzeKlammern gesetzt

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480 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 481

Zu S. I3 d. Neuausg.A I4 Rb. Hier fehlt die Erstreckung des Wesensbegriffes aus die logischeForm (vgl. die bei S. l5liegende Beilage <= Beilage 29» I6ff. Rb. Wesenals Was im Individuum. Wesen in Idee gesetzt = reines Wesen oderEidos. 26 Rb. adäquate ErschauungC I6ff. Rb. cf. § 143, S. 297 25 Wesen F. in einer schlichten, abgeschlosse-

nen ErscheinungD 2 relative] zufällige; dies als besser und als zur Übersetzung bemerkt

bezeichnet

Zu S. I4 d. Neuausg.A 33 Rb. originär = leibhaftige Selbst<heit> erfassend. Vgl. auch Beilage 25

Zu S. I5 d. Neuausg.A 7 Rb. Gegenstand 38f. Rb. dunkel = nicht mehr anschauend. Vgl. auch

Beilage 25

Zu S. I6 d. Neuausg.A 3-5 Rb. Tatsache und Eidos; Existenz - Essenz I3 bei das reineWesen Verweis auf S. 10D 3-5 Rb. Existenz und Essenz

Zu S. I8 d. Neuausg.A I4 bei Erfahrung Rb. Erfahrung 37 bei Sein Rb. Dasein

Zu S. I9 d. Neuausg.D 20 bei heißt Rb. Apodiktisch cf. <5.> 285 "heißt ... " sowie Rb. Apodik­tizität <5.> 15 <und> 285; muß wohl gebessert werden.

Zu S. 20 d. Neuausg.A I7 Fiktion F. und Variation 27f. Rb. Also treten da Wesen von Wesenauf und Wesen von Individualität als solcher.

Zu S. 2I d. Neuausg.A I Rb. ErfahrungD 36 exakter] "exakter", dazu Rb. Aber es zeigt sich, daß dieses ma­thematische Ideal nicht überall gültig sein kann, so nicht für die Phäno­menologie.

Zu S. 22 d. Neuausg.D IO Disziplinen, F. die deduktiven,

Z.u S. 23 d. Neuausg.A IS Rb. RegionD I8 Rb. Ontologie

Zu S. 26 d. Neuausg.A 6ff. Rb. Siehe Beilage bei <5.> 15 über das Wesen des Wesens <= Beilage

29>

Zu S. 27 d. Neuausg.A I9ff. Rb. Bedeutungskategorien - formale gegenständliche KategorienVgl. auch die Beilagen 27 und 28 36 F. der Anm. Neue Auflage § 11D 6f. Rb. m. Blaust. Definition der logischen Kategorie I6f. Rb. m.Blaust. analytische Kategorien

Zu 5.29 d. Neuausg.A I logisch eingeklammert 24 A blei tungen F. <o>der Abwandlung;außerdem Anm. Von einer Erweiterung des Begriffes Ableitung, so daßer die Generalisierung befaßt, ist S. 29 gesprochen [I zu Substrate A nm.Daß Substrate unselbständige Gegenstände sind, ist 5.28 unten ausdrück­lich gesagt. Vgl. Beilage 32D 36 F. der Anm. m. Blaust. Philosophie der Arithmetik

Zu S. 30 d. Neuausg.A I Termini, auf] Termini, und mit ihnen auf 2 enthalten F. In derlogischen Bedeutungssphäre kann es keine ungeformten Termini geben,wie meine Vorlesungen richtig s<agen>. Aber die Termini weisen aufGegenstände zurück, die nicht syntaktisch gef<ormt sind>, sondern allenSyntaxen gegenüber<stehen?> Vgl. Beilage 3I 6 leeres] formales, sach­leeresD 34f. Rb. m. Blaust. cf. Formale und transzendentale Logik dazu m.Bleist. Verweis auf die neue Schrift Formale und transzendentale Logikgefordert

Zu S. 3I d. Neuausg.D 2 zu eRthalten Rb. "enthalten" im weitesten Sinn

Zu S. 32 d. Neuausg.D II Bedeutung] Syntagma und Rb. Bedeutung, Bedeutungskategorien :das bedarf besserer Präzisierung. 38 einen eidetischen] einen sach­haltig eidetischen

Zu S. 34 d. Neuausg.A 2S Rb. (cf. <5.> 27, 2. Absatz)

Zu S. 35 d. Neuausg.A I3f. Rb. Die Begriffe sind gegenüber denen der Logischen Untersuchun­gen etwas modifiziert. I7 und I9 "Abwandlung" gestr.; dazu Rb. Ablei­tung heißt es in der Definition <5.> 24 28ff. Rb. Dieses Gesetz ist mirzweifelhaft geworden. Sich mischende Arten! 38 Rb. Aus dem Text gehthervor, daß ich die IH. Untersuchung in einer Einschränkung aufVerhältnisse "eigentlicher" Inexistenz in Anspruch nahm.D I8 Rb. Individuum als Urgegenstand I9 das logisch] das rein logisch

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482 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 483

Zu S. 36 d. Neuausg.A I6 Rb. Phantom

Zu S. 38 d. Neuausg.A 7-IO Ausrufezeichen am Rand. Vgl. Beilage 32

Zu S. 39 d. Neuausg.D 6f. zu wesentliche Grundlagen für unseren Aufbau der Idee einer reinenPhänomenologie Rb. m. Blaust. NB? 32f. zu philosophische E1t0x1) Rb.m. Blaust. nicht zu verwechseln mit derjenigen, die Philosophie selbst alsMethode gestaltet; cf. phänomenologische Reduktion

Zu s. 40 d. Neuausg.A 35f. die dasJ die in einer gewissen Wendung das

Zu S. 42 d. Neuausg.A 3 Erfahrung F. im gewöhnlichen Sinn IO den wir ErfahrungJ denwir gewöhnlich in der neuzeitlichen Wissenschaft ErfahrungD IO zu Erfahrung Rb. m. Blaust. Erfahrung = Naturerfahrung

Zu s. 43 d. Neuausg.B 24 ihresJ eines?D I zu "Sehen" Rb. m. Blaust. NB voe:'Lv

Zu s. 44 d. Neuausg.A rIff. vor Wahrheit eine (nicht geschlossene) Klammer geöffnet; dazu Rb.Ändern. Das ist überflüssig und gehört nicht hierher. Vgl. auch Beilage 25

Zu s. 46 d. Neuausg.A 3Iff. Rb. Bedeutung der Aussage als Oberschicht. Vgl. den Schlußabsatzder Beilage 28D 7 zu ganz so Rb. m. Blaust. Das darf nicht mißdeutet werden. 32f·Sachverhaltsintuition F. m. Blaust. als "kategorialer Anschauung"

Zu s. 47 d. Neuausg.A 9 wir als F. angeblich 30 zu bestimmender ist Rb. Zitat aus LogischeUntersuchungen I! 34 der SätzeJ der mathematischen Sätze. Dazu Rb.mathematische Sätze

Zu S. 48 d. Neuausg.A 6 Rb. Falsch. Hier ist Idee und Wesen identifiziert und die Bedeutungenals Wesen hingenommen. 35f. wofern sie als strenge und eigentliche ver­standen sein soll.J wofern sie verstanden sein soll als Bildung eines psy­chologischen Vorkommnisses, eines seelischen Zustands.

Zu s. 49 d. Neuausg.A 2-5 Fragezeichen am Rand

B I8ff. Rb. falsch, bessern! Außerdem Besserungshinweis Es gibt realeund ideale Erzeugnisse. Eine Erzeugung eines "Kentauren" in der Phan­tasie ist Erzeugung eines Idealen und nicht Erzeugung des psychischenAktes (der verwechselt wird mit seinem noematischen "Gegenstand").Ebenso ist Wesen ein ideales Erzeugnis.

Zu s. 50 d. Neuausg.A 3ff. Rb. NB?? 7ff. Rb. Das kann noch gebess<erb werden!B 3ff. Fragezeichen am Rand und Rb. NB

Zu S. 52 d. Neuausg.A 9 zu an erfahrenen Rb. bessern

Zu s. 53 d. Neuausg.D 7ff. Rb. m. Blaust. Die Mein ung ist reine, unbedingte Allgemeinheit,deren Ausweisung in sehender Wesensintuition läge. Mag auch sein, daßdie Mathematik voreilig Wesensallgemeinheit antizipiert, die sich nurbeschränkt einlösen läßt.

Zu S. 55 d. Neuausg.A 28 aller F. originärer

Zu 5.56 d. Neuausg.A I4ff. Rb. Wir stehen jetzt nicht in einer eidetischen Einstellung, sondernjeder für sich sage Ich und sage aus mit mir, was er ganz individuell vor­findet.C I6f. anschaulich vor F. als daseiend,D I4ff. Rb. m. Blaust. Vorhandenheit des Weltlichen 30 zu Wahr­nehmungsfelde Rb. m. Blaust. Wahrnehmung in einem erweitertenSinn; derart, daß gewahrende, erfassende Wahrnehmung ein besondererVollzugsmodus ist

Zu s. 57 d. Neuausg.A IO sich erst] sich andererseits erst I9 minder F. obschon immer nurunvollkommen 34 Rb. unendlichD I2 zu in ein klares Anschauen Rb. m. Blaust. in ein, Wahrnehmen imerfassenden Sinn ebenso betätigendes Erfahren 34 unendlich. Der] un­endlich, d.h. der

Zu 5.58 d. Neuausg.A 29 Umgebung F. hinsichtlich ihrer sozialen Charaktere.D 27ff. Rb. m. Blaust. Ich und Menschen überhaupt sind also vorhanden,als Weltlichkeiten.

Zu s. 59 d. Neuausg.A 7/. Rb. Auch die sozialen Akte wären zu nennen. I2//. Rb. NatürlicheEinstellung ist hier auf die vorhandene reale Welt bezogen. Die Welt ist

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ein Universum des "an sich Seienden". Erweitert muss sie aber auf alles"uns" gegenüber "an sich seiende" "Ideale" bezogen werden, es ist freilichaus Spontaneitäten her, als Gebilde, für uns da, aber dann doch auch"geistig vorh<anden".> I7 bis /.5.,9 Immerfort bis kann eingeklammert;dazu Deleaturzeichen und Rb. Vielleicht am besten erst nach dem nächstenParagraphen. Gilt für die Intersubjek<tivität!> JI//. Rb. Ändern! Bei­lage <= Beilage 34> 32 und solange ich arithmetisch eingestelltbin.] und seit ich "Arithmetik studiert" habe, in mir arithmetische Ideensystematisch gebildet, erschaut habe und mir damit bleibend zugeeignetmit einem universalen Horizont. 33 ist F. und war 34 dahinlebe] dahin­lebte 3B/. Einstellungen] AkteD I7 bis /.5., 9 Immerfort bis kann eingeklammert 32 bin; F. ich habevon ihr nicht immer Erfahrung und Miterfahrung wie von der realen Welt.

Zu 5. 60 d. Neuausg.A 2 Einstellungen eingeklammert 3 Rb. Jede Welt hat ihren offenenHorizont. 24//. Rb. Zweiter Begriff von "subjektiver Umwelt". Jedervon uns hat seine ihm geltende Umwelt, dieselbe gemeinschaftliche Welt,so wie sie in meiner Erfahrung mir gilt. 32 hier Vormeinungen] hiertheoretische VormeinungenD B Ichbeziehung F. und davon, daß die arithmetische Welt Welt derarithmetischen Forschung etc. ist,

Zu 5. 6I d. Neuausg.A I9 finde ich F. als waches Ich in nie abweichender zusammenstimmen­der Erfahrung 20//. Rb. Ja, die Modalisierungen müssen vorher aus­führlich eingeführt werden. Die Welt ist beständig da <in> meiner Er­fahrung, aber das, trotzdem meine Erfahrungen zweif<elhaft> werden etc.2B naive] bloße 3r/. Einstellung. F. Es sind die gewöhnlich so ge­nannten "positiven" Wissenschaften, Wissenschaften der natürlichen Po­sitivität.D 7 zu bisher kaum gesehene Rb. Heidegger sagt das Gegenteil. 3r/. zuWissenschaften der natürlichen Einstellung Rb. = positivenWissenschaften

Zu 5. 62 d. Neuausg.A 4 in einem artikulierten Urteil] etwa in einem artikulierten prädikativenUrteil 6 zu wachen Rb. Hier ist die Wachheit betont.

Zu 5. 63 d. Neuausg.A 2B-30 zur ursprünglichen schlichten Thesis< ... > hinzutritt] auf dieursprüngliche schlichte Thesis< ... > sich bezieht 34 unverträglichen] ver­träglichen

Zu 5. 64 d. Neuausg.A 2B zu so und so Anm. Würden wir als Skeptiker ernstlich zweifeln, obdie Welt sei oder nicht sei, so würde!' wir es mit der Annahme, sie sei,

oder mit der, sie sei nicht, probieren (Wir brauchen das Sein nun nichtauszuschalten, da <Rest verstümmelt» 30 zu zu setzenden Rb. zusetzenden? Irgendwie gesetzten! 33 Thesis] SeinsthesisD I3 zu €1t0X-IJ Rb. m. Blaust. besser: Glaubensenth<altung> 22lebendigenund lebendig verbleibenden] uns geltenden 30 zu setzenden] irgendwiegesetzten

Zu 5. 65 d. Neuausg.

A 9 unmodifizierte eingeklammert IB setzen wir in Klammern] setzenwir in einem Schlage <das> Reich des Ansieh und jedes Ansich in Klam­mern

D I phänomenologische] transzendental-phanomenologische 25 übe die]übe eine im eigentümlichen Sinn 26/. die mir jedes Urteil überräumlich-zeitliches Dasein völlig verschließt gestr.; zu ersetzendurch eine Einlage <= Beilage 35> 3I ich aus] ich damit aus

Zu 5. 66 d. Neuausg.A 7 zu Positivismus Rb. der Comtesche 7-8 von und gegen bis verstößteingeklammert I2 Vorfindlichkeiten F. der objektiven Erfahrung IB/.gilt uns jetzt nichts] sei jetzt außer Geltung gesetzt 32 Welt, einge­rechnet uns selbst] Welt als setzbare, als im weitesten Sinne seiende,eingerechnet uns Menschen selbst 33 Rb. Ist das Weltall nicht All desSeienden überhaupt? Hat es einen Sinn, nach dem, was"übrig" bleibt,zu fragen? In der Tat, der Ausdruck ist bedenklich, da er, aus der sinn­lichen realen Welt genommen, den Gedanken mit sich führt eines Wegtunseines Teiles aus einem Ganzen, aus einem realen Zusammenhang. DieFrage darf aber in der Form ihren guten Sinn behalten: Was kann alsSein noch setzbar sein, wenn das Weltall, das All der Realität einge­klammert bleibt?

D I habe F. in Konsequenz davon, daß ich schon jedwede natürlicheErfahrung, auf die als Dasein ausweisende alle wissenschaftliche Begrün­dung letztlich zurückweist, der Modifikation der Einklammerung unter­worfen habe. 2 Urteilsausschaltung m. Blaust. verbessert in Urteilsein­klammerung IB Erfahrungen F. unter Ausmerzung von Scheinen IB/.gilt uns jetzt nichts] sei hinfort "außer Geltung gesetzt" 29-33 inwiefernmit der im Vorstehenden gegebenen Begrenzung der Gesamtsphäre dert1t°X-IJ wirklich eine Einschränkung ihrer Universalität gegeben sei. Waskann denn übrig bleiben, wenn die ganze Welt, eingerechnetuns selbst mit allem cogitare, ausgeschaltet ist?] inwiefern mitd~r im yorstehenden gegebenen Zeichnung des Umfangs der €1tOX-IJ eineEmschrankung der universalen Sphäre erfahrbaren Seins und möglicherUrteile gegeben sei. Kann nach Ausschaltung des universalen Bodens dernatürlichen Erfahrung, der Erfahrung im gewöhnlichen Sinn, überhauptnoch eine mögliche Erfahrung und ein Erfahrungsboden übrig sein, unddamit ein Seinsboden für eine mögliche Wissenschaft? Was kann dennübrig bleiben, wenn die ganze Welt "ausgeschaltet" ist? 32uns selbst] uns Menschen selbst

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Zu S. 67 d. Neuausg.A I2 zu individuellen Seins ist Anm. Individuelles Sein ist aktuellgegeben durch Erfahrung. Korrelativ ist also auch gesagt, es handle sichum die Entdeckung einer gegenüber der objektiven, deutlicher gesprochen:der mundanen Erfahrung völlig neuartigen Erfahrung, einer universalen,endlosen Erfahrung, in deren einstimmigem Gang sich diese neue Seins­sphäre konstituiert. I8 dem Ich] demjenigen Ich 2I Ich F. (das psy­chologische Ich) 3I Gewohnheiten unterringelt 32 auch im wissen­schaftlichen Denken sind] und wie alle Menschen bisher es waren, wie wirund alle Menschen es auch im wissenschaftlichen Denken sind, es je warenin allen historisch gewordenen, "positiven" Wissenschaften 39 ent­springt F. bzw. wir merken nicht, daß sich in der Methode absolut <uni­vers>aler Epoche die das psychologische Bewußtsein selbst gebende psy­chologische Erfahrung <venwandelt in eine neuartige Erfahrung.D IO/. nicht abgegrenzten] nie aufgewiesenen I2 Seins ist, F.ursprünglich zugänglich in einer ihr zugeordneten Erfahrungsart. I sf.aus wesentlichen Gründen] in einem besonderen Sinne I9/.gegebenF. und aus ihr in Reinheit zu schöpfen 2S/. übrigen Erlebnisse] übrigenrein psychischen Erlebnisse 30 alle Erlebnisse] alle diese Erlebnisse 33der psychologischen Reflexion] (und das charakterisiert sie auch in derpsychologischen Reflexion)

Zu S. 68 d. Neuausg.A I diesen Sphären] diesen natürlich-psychologischen Sphären 5/. Be­wußtseinssphäre F. mit dem von ihr untrennbaren "Ich" 2I Phäno­menologie F. Natürlich erfassen wir das Bewußtsein in seiner Eigen­wesentlichkeit in völliger Originalität nur (jeder für sich) als unser selbst­eigenes Bewußtsein, und zunächst wird dieses (das eigene, meine) von derphänomenologischen Epoche nicht betroffen. Erst sehr viel später ge­winnen wir die Erkenntnis, daß <das> dann auch vom universalen Allsubjektiven Bewußtseinslebens gilt. 26 Region, F. zunächst als dieunseres eigenen Bewußtseinslebens, 27 Region und] Region eine neueist und 34 nach bleiben Rb. Ergänzungen! <=vielleicht Beilage 80 oderBeilage 83>D 7 ohne die] ohne jene eigenartigen IO-I2 Einsicht in das Wesen desBewußtseins überhaupt und ganz besonders auch des Bewußtseins,]Einsicht in das aus rein "innerer Erfahrung" bzw. rein innerer Anschauungüberhaupt zu schöpfende Wesen des Bewußtseins überhaupt. Ganzbesonders interessiert uns dieses Bewußtsein, I5-I8 von in sich bis esals, dann auch nochmals bis 20 eigenartige eingeklammert; am Rand Delea­turzeichen und Rb. Einlage< = vielleicht Beilage 37 oder Beilage 36 bzw.Beilage 38> 20 einer neuen] einer prinizpiell neuen 22-26 von Erst bismach t eingeklammert und gestr. 22 "phänomenologische"] transzenden­tale 24 die notwendige] die unbedingt notwendige 24f. das "reine"]das transzendental "reine" 33/. phänomenologische Welt] transzenden­tale Seinssphäre 34 ja kaum] und höchstens 36 Problematik F. derNeuzeit 37/. von dem soviel die Rede sein wird] das wir dem psycho­logisch-reinen gegenüberstellen 39 Operation] Methode

Zu S. 69 d. Neuausg.

A I4 Am Rand m. Blaust. Verweis au/ S. 168 I7 "Außenwelt"] "Welt"2If. Rb. also eidetisch-phänomenologische Psychologie 35 Rb. oder auchin einer Einfühlung, wofern wir nur Anschauungen von Anderer Seelen­leben gewännen? 37 reinen Wesen] reinen allgemeinen WesenC 37 zu adäquater Ideation Rb. Wenn sie adäquat ist, so haben wir, wiesich herausstellt, eigentlich nicht mehr "Psychisches".D I gewonnen wird, F. gegenüber ihrer psychologischen Parallele, der reinpsychologischen, 2 Operation F. (wie auch ihre Parallele) 5/. Rb. klären<?> Vgl. auch Beilage 8I und 82 7-IO von der bis unsere gestr. und (ab 8also) eingeklammert. Deleaturzeichen am Rand und Rb. verbessert in b<=Schlußabsatz der Beilage 38> II werden F. müssen, I4 als Thema] alspsychologisch-phänomenologisches Thema I4//. Rb. cf. auch "Funktion"S. 176 I5 Wir beginnen F. die näheren Ausführungen I6 phänomeno­logischen] transzendentalen I7 "Außenwelt"] reale Welt I8/. psycho­logische] rein psychologische I8/. psychologische Reflexion] psycho­logische Reflexion; dazu m. Blaust. bemerkt: und die radierte Stelle<= eine an dieser Stelle radierte Bemerkung>: der phänomenologischenReflexion. Ausdrücklich betonen, daß hier eine psychologische Unter­suchung eigener Art - eine rein intentionale - durchgeführt wird, dievielleicht für eine echte Psychologie eine grundlegende Reform andeutet.20 neuen] transzendentalen 2If. des "Bewußtseins] des reinen Be­wußtseins 22 Daseins von F. menschlichen Gemeinschaften, 24 sind.F. Wir sind in der Einstellung der beschriebenen phänomenologisch­psychologischen Reduktion, in der alles das reine Bewußtsein der Be­wußtseinssubjektivität Transzendierende auf Seiten des jeweilig im Be­wußtsein Bewußten und nach Seiten des Ich ausgeschaltet bleibe. I1 Wirfolgen F. zugleich 29 u. dgl. F. schon rein gefaßt 36 klarer F. undreiner 36/. fixieren wir F. (frei variierend und im reinen Überhaupt dasInvariante, das<?> verbleibende Allgemeine herausschauend). Vgl. auchBeilage 83

Zu S. 70 d. Neuausg.

A 3 vollziehen F. - während wir doch die natürliche Einstellung nichtverlassen haben. 3If. erfassendes Wesen] erfassendes individuellesWesen 33 betrachten F. und in einer eidetisch generellen Wesensbe­trachtung einbeziehen läßt, die uns ein allgemeines Wesen, die reineWesensartung ergibt. 33/. diesen Eigengehalt] diesen singulären Eigen­gehalt

D 3 Forschung] Erschauung 6 Sinne, auf] Umfang 7 es zum Glücknicht ankommt] uns notwendig noch fehlt I9 zunächst F. ganz und gar20 Sinne, F. in dem es der rein psychologischen Sphäre verbleibt. 11 Später­hin F. (in den späteren Teilen des Werkes) 201. Späterhin wird es unsnoch gründlich beschäftigen eingeklammert; außerdem Rb. m. Blaust. NB2I der Analyse] der rein psychologischen Analyse 26 Die Bewußtseins­erlebnisse] Die reinen Bewußtseinserlebnisse 11 ganzen F. noch aufzu­weisenden 27 in ihrem] für jedes Ich in der Totalität eines 29 Wesen

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F. kontinuierlich 30 wird dann] ist 11 des Stromes gestr. 34f. ab in (undnochmals ab zu) bis und eingeklammert 35 charakterisieren F. bzw. We­sensarten, reine Typen von cogitationes zu unterscheiden 37ff. Rb. m.Blaust. NB

Zu 5. 7I d. Neuausg.A 3 "Akt" F. im prägnanten Sinn IIff. Am Rand Ausrufezeichen und Rb.Da ist eine Unklarheit. Das Papier selbst, das in objektiver Wahrheitseiende oder auch vielleicht nichtseiende, als was es in seiner Wahrheit ist,mit seinen evtl. in objektiver Wahrheit ihm zukommenden Beschaffen­heiten, ist nicht das Erlebnis, obschon zu ihm untrennbar gehört, daß inihm "dieses Papier" <als in? >der "Raumwelt seiend" gehört. Das Erlebnisist Wahrnehm<en ?>. ISf. Sein von total verschiedener Seinsart] Seiendesvon total verschiedener Art. Und doch ist es klar, daß die cogitatio in sichcogitatio von ihrem cogitatum ist und daß dieses als solches, und s? wiees das ist, von ihr untrennbar ist. 35 liegt. F. Im kontinuierlichen Über­gang von der einen zur anderen Modalität der Anschauung haben wir inEvidenz trotz der Erlebnisänderung das Bewußtsein "dasselbe" Papieretc. 36 "objektiv" in dem objektiven] in objektiver Wahrheit in demseienden objektivenD 2 sein können; F. und dabei einsichtig zu machen, daß eine reine Be­wußtseinserfahrung derart möglich ist, daß sie, von reinem Erlebnis zureinem fortschreitend, nie Anderes berührt und mit aufnimmt als wiederBewußtsein - wohin alle Bewußtseinssynthesen gehören. Also mit ande­ren Worten, ein universales Feld reinen Bewußtseins, zunächst meines inpsychologischem Sinn reinen Bewußtseins, soll als ein in sich geschlossenesFeld möglicher Erfahrung und Erfahrungsausweisung herausgestellt wer­den; als solches ein Feld zu vollziehender reiner Ideation. I3 heißt, F.das, wie ich gewiss bin, real existiert, 11 sondern] obschon IS Papier, F.wenn es ist, I9 Seinsart, F. im Erlebnis als real seiend bewußt, abernicht als reales Bestandstück darin enthalten. So verfällt es mit allemihm Eigenen der phänomenologischen Epoche. Danach bemerkt Fortset­zung <siehe> Beilage <= Beilage S4> 2I Rb. m. Blaust. "eigentlichesWahrnehmen" = Gewahren 35 Rb. m. Blaust. Hintergrund 36 "ob­jektiv"] überhaupt real

Zu 5. 72 d. Neuausg.A I dinglichen Vorkommnissen, die gültige und fortschreitende] ding­lichen Eigenschaften und sonstigen Vorkommnissen die gültige, in Ein­stimmigkeit, also Selbstbewährung fortschreitende I4 Dinge sind wie inder Wahrnehmung, so auch] Dieselben Dinge, die in der Wahrnehmunggegeben sind, sind auch I6 Phantasien. F. Im Übergang, der ein einheit­liches Bewußtseinserlebnis ist, erschauen wir evident "dasselbe" als frühererinnert und dann wahrgenommen etc. Ebenso sind wir in der Phantasiephantasierter Dinge bewußt, vielleicht gleicher wie in der Wahrnehmung,und erkennen "synthetisch" die Gleichheit. I9 "Charakterisierungen"vor] Modalitäten des Seinsglaubens vor und geben sich darin 24 Nixen

F. in ihrem phantasierten objektiv Wirklich- und Wahr<sein> 2S Rb.Zugewendet<sein>D 3f. zum Wesen] zum reinen Wesen 5 Wahrnehmung F. bzw. zumWahrgenommenen als solchem 7 möglich sind] mir möglich, die mir(im "ich kann") frei erzeugbar sind; dazu m. Blaust. als andere Umarbei­tungsmöglichkeit vermerkt ichlich möglich, von mir "gekonnt" <sind> IS"dunkler" F. "leerer", "unanschaulicher" I9 fingierte F. Dinge 23bewußten, F. in ihnen als Wirklichkeit oder Fiktion geltenden 25 sind.F. Darin verfällt wieder das Gelten als Wirklich- oder Nichtigkeit derReduktion, während überall doch eine jede in ihrer Weise Bewußtseinvon ist, in ihrer Weise "meinend", Vermeintes als solches in sich tragend,als untrennbar zugehörig zu ihrem reinen Eigenwesen. 33 bereits er­scheinen m. Blaust. geändert in bereits anschaulich erscheinen oder un­anschaulich irgendwie vorstellig sein 36 in besonderem Sinne] in irgend­einem besonderen Sinne betrachtend, urteilend, gefühlsmäßig bewertend,handelnd

Zu 5. 73 d. Neuausg.A 7 zu Erlebnisstrom Rb. Ich habe ja noch <nicht> gezeigt, wie ich zudem Erlebnisstrom komme. 20 des cogito] des Aktus cogito 23 tieri­sche] "tierische" 36 und von] und, wie jedes im Übergang übergreifendvereinigende Bewußtsein evident macht, vonD IIf. Rb. m. Blaust. prägnanter Sinn von Akt II Sinn des Ausdrucks]Sinn des Ausdrucks I3 festen Begriff] Aktbegriff I7 anzeigen. F.In diesem ausgezeichneten Sinn haben wir erfahrende Akte, Gefühlsakte,Willensakte, ausdrückliche und nicht ausdrückliche. ISff. Rb. Es schei­det sich dann waches Ich im engeren Sinne der Positionalität und wach­strömendes Ich.

Zu 5. 74 d. Neuausg.A 5f. Rb. Ausdrücklich hinweisen auf diese Synthesen der Einigung, wobeiwir sie selbst wieder wandeln können in die Form des auf das eine Achtensund <des> das im einen Modus Gegebensein und im anderen Identifizierensund evtl. ausdrücklich Identität prädikativ Herausstellens. S irgend­einem F. realen II psychologischen] realen I7 von etwas F. undvon seinem jeweiligen Etwas 20-23 das Erlebnisfaktum bis erfaßte We­sen.] das Erlebnisfaktum an, sofern es in die Welt eingeflochten und mitdem und jenem ihm äußeren Weltlichen real verflochten ist, sondern esselbst rein nach seinem eigenen inneren Gehalt, wie es dieses Lebens­moment selbst ist und in reiner Anschauung zu fassen. Eben darum gehtes seiner Form nach in die Ideation ein: Jedes Erlebnis in sich selbst alsintentionales ist überhaupt Bewußtsein von seinem jeweiligen Was <Restverstümmelt> 30 bis f.5., I2 Unter bis sprechen m. Blaust. eingeklammert34 zu reellen Momenten Rb. Hier fehlt die Unterscheidung von "reellenund id<eellen> Momenten" von Er<1ebnissen>D II psychologischen] psychophysischen und sonstwie realen I3Vielmehr ist von Erlebnissen rein ihrem Wesen nach] Vielmehr ist hier

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und überall von phänomenologisch reinen Erlebnissen I4 reinen] ihrem11 den] ihrem I9 "wirklichen] "daseienden" 20-23 das geht nicht biserfaßte Wesen.] das geht das reine Erlebnis in seinem Eigenwesen an.Also wesensmäßig - d.h. in der Ideation: die Wahrnehmung überhaupt,Phantasie überhaupt; in formalster Allgemeinheit: Intentionales über­haupt - ergibt, findet es sich <als> invarianter Bestand der erschautenallgemeinen Wesen. Dasselbe gilt bis zu der niedersten Konkretionsstufe.22 pure Idee] pures Eidos 23 Wesen des] Wesen jedes 24f. in welchembestimmten oder unbestimmten Sinne es das ist.] in welchem Inhalte,Sinne es das ist, wobei freilich zu berücksichtigen ist, wie jeweils der ihmuntrennbar zugehörige Horizontsinn mitbestimmend ist. Danach bemerktDazu evtl. Beilage <=Beilage 39> 25 Somit] SO 3I alles und jedes imErlebnisstrom Vorfindliche; also gestr.

Zu 5.75 d. Neuausg.A 5 Dieses Weiß, F. nicht <das>, das wir ohne Reflexion am Dinge finden,I9 Subjekt] Ichsubjekt 20 Objekt. F. Vom cogito untrennbar ist derIchpol, <... > cogito, das <... > gerichtet, sowie zu ihm selbst gehört derBlick-auf.D 5 Blickwendung F. und in phänomenologischer Reduktion auf das reinPsychische 8 darstellender] "darstellender" I5 beschreibende F. psy­chologische I9 Subjekt F. (das "Ich") 22 Ichblick auf etwas] Ichblickauf etwas 25 des Aktes] des spezifischen Aktes 30 daß F. (wie schonS. 64 berührt worden ist) 33f. des Objektes (des Gegenstandes über­haupt)] des Bewußtseinsobjektes (des intentionalen Gegenstandes)

Zu 5. 76 d. Neuausg.A 2If. der Wert] der vermeintliche Wert 35 ein Achten] ein gegen­ständliches Achten 37 Rb. VorstellenD 23 volle m. Blaust. gestr. 25 Wert F. und was ihm zugehört 33 einzwiefaches Zugewendetsein.] und eventuell ein zwiefaches Zugewendet­sein, in der Einheit eines cogito intentional verflochten ein doppeltescogito. 37f. umschließende F. und für es mitfungierende 38 Aktuali­tät. F. Offenbar hat das achtende Sachvorstellen, wenn es ein wertendZugewendetsein fundiert, einen anderen Modus der Achtsamkeit (des denGegenstand erfassenden Vorstellens), als wenn es nicht solche dienendeFunktion hat.

Zu 5. 77 d. Neuausg.A I9 Rb. Objektivation 27 Wir fügen ferner bei: gestr. 3If. schlicht­erfassenden, F. und zwar gewahrend erfahrenden 33 Rb. innere Wahr­nehmung 35 Mißbilligung usw. F. Doch ist zu bemer<ken>, daß innereWahrnehmung hier ein erfassendes wie gewahrendes Wahrnehmen besagt,was nicht ausschließt, sondern, wie sich zeigen läßt, <F. durch Text das­selbe gilt ... ?>D 6 erfahren F. oder erfahren können. 8 Akt F. im prägnanten Sinn I9Objektivation] "Objektivation" 20ff. Rb. m. Blaust. NB 24 nach

usw. einzufügen eine Beilage <=Beilage 40> 28 nicht bewußt] nicht ak­tuell bewußt 30 "reflektiven" Blickwendung] reflektiven Blick­wendung 36 wirklichen] lebendig gegenwärtig verlaufenden 37 bis f.5.,6 Rb. Reflexion "in" modifizierten Akten

Zu 5. 78 d. Neuausg.A 2 Wir können, F. was eine besondere und sehr merkwürdige intentionaleEigenheit ist, 25 Rb. Realität 32 nur abstraktiv,] (nur abstraktiv,)D 3 Erinnerung, F. in der Phantasie, in der 6 Modifikationen. F. Einegenauere Erörterung würde tiefliegende Analysen erfordern. I2ff. Rb. 1)Rein psychisch gerichtete Akte; rein Psychisches, in seiner Intentionalitätauf rein Psychisches gerichtet; 2) Akte, die das rein Psychische «der>rein phänomenologischen Sphäre) transzendieren. Die ersteren zerfallenin egologische Akte und in Akte, die wir rein intersubjektive nennen. 28Wahrnehmung] Erfahrung 29 Wahrnehmung und Wahrgenom­menes] Erfahrung und Erfahrenes 33 unselbständiges F. Moment

Zu 5. 79 d. Neuausg.A I8-26 außer bis gewinnen eingeklammert; Rb. Es muß doch möglichsein, das anders noch auszudrücken sowie Beilage <=Beilage 4I> I8wesentlichen] eigenwesentlichen 20 eigenen] absolut-eigenen 20ff.Rb. Ich bleibe immer bei dieser Rede von "eigenem W<esen>" stecken.Die ganzen Betr<achtungen> bis <So > 96 sind aber die Auseinander­<setzung?> 24 die eigenen] die absoluten, eigenen 26 seine große] seineeigentliche und große 26 gewinnen] enthüllenD 2-4 zu auszeichnendes bis Stellungnahmen Rb. nicht unterstrei­chen! 4 Fällen F. immanenter Erfahrung und 5 Erlebnissen F. über­haupt I4-I9 Ganz bis vorausgesetzt eingeklammert und gestr. 20 eige­nen F. singulären 25 fundiert] "fundiert" 25f. an Klarheit zunehmenund gestr. 29 von Erlebnis] von reinem Erlebnis 30 notwendige] aufdem eingeschlagenen Wege über die Herausarbeitung der "rein psychi­schen" Erfahrungssphäre - wir können sagen, als Anfang einer "reinenPsychologie" - 32 Wesens jenes "reinen"] Sinn jenes "transzenden­talen" 36 gehörten< ... > an] gehörten immer noch mit zu

Zu 5. 80 d. Neuausg.A 2 verflochten ersatzlos gestr. 23 Tierseelen F. und die KulturgeistigkeitB 2I bei Fundamentalschicht Fragezeichen am RandD 5-I3 Was bis Inwiefern soll eingeklammert und gestr. 5-6 Was besagtbis realen Welt] Wie ist nun diese Verflechtung mit der realenWelt <zu verstehen?> Vgl. Beilage 42 I3-I5 Inwiefern soll bis Und wennsie das ist] Wenn zunächst die materielle Welt ein prinzipiell Anders­artiges, aus der immanenten Eigenwesenheit der Erlebnisse Aus­geschlossenes ist 26 verbundenes F. physisches und nur so kon­kretes 33 suchen wir] suche ich 35 vollziehe F. in beständigem natür­lichen Vollzug 36f. Dingwelt vorfinde,] Dingwelt als eine konsequentsich nach ihrem Sein bestimmende vorfinde. Dahin gehört, 38 nun gestr.

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39 bis f.S., I Es genügt aber für unsere Zwecke, die sinnliche Wahr­nehmung zu betrachten] Es ist dabei die sinnliche Wahrnehmungzu beachten. Der gleiche (?) Text auch noch folgendermaßen ersetzt: Inwelcher Bewußtseinsart ich immer Weltliches bewußt <habe>: wenn siedabei <das> Sein dieses Weltlichen als wirkliches meint, kann die Fragenach der Richtigkeit dieser Meinung gestellt werden, und jede Ausweisungführt dann letztlich auf Erfahrung zurück. Und da die tragende Grund­schicht aller Realität die Körperlichkeit ist, so kommen wir auf sinnlicheErfahrung. Betrachten wir die sinnliche <Wahrnehmung>

Zu S. 8I d. Neuausg.A 4 zu begründenden Rb. Evidenz, vgl. später den Abschnitt über Ver­nunft und WirklichkeitB 3 bei Urerfahrung Fragezeichen am RandD I3 ist ein] trägt in sich I5 da] "da" 11 nun aus] nun uns ursprünglicherfahrungsmäßig aus I7 in sich, F. und immer wieder bestätigen 30Das Wahrnehmen] Das ich-nehme-wahr 3I wie] fast wie 32 Wesenlosesersatzlos gestr. 33 berührt, F. es selbst unmittelbar erfaßt, bei ihm selbstist.

Zu S. 82 d. Neuausg.A 4 zu "naiver Mensch", Rb. (oder F.?) als vorwissenschaftlicher, I4Qualitäten F. als die wahren. 25 Vielmehr F. die Meinung könnte nurdie sein, 27 ist] sei 28 ist gestr. 29 das gegebene] das in der sinnlichenErfahrung gegebene 39ff. Rb. vgl. <So > 99D 28 ist F. dann in der hier leitenden Auffassung

Zu S. 83 d. Neuausg.A 4f. gibt das bloße "dies", ein leeres x, das um] indiziert bloß mitseinem erfahrungsmäßigen Dasein und So<sein> das wahrhaft Seiende<und> Soseiende, das objektiv nur ist als IO Dimensionen F. Das wärealso der korrekte Sinn der Lehre von der Indikation des physikalischwahren Seins durch das sinnlich erfahrene. I7f. der sinnliche] der ge­samte sinnliche I9-22 gilt bis wird eingeklammert; dazu Rb. Paßt das?Text verbessert in aber immerfort indiziert, in der Art, wie physikalischeMethode das sinnlich Gegebene "bearbeitet", jedes sinnlich Erfahrbareein entsprechendes, durch sie herauserkanntes theoretisch (mathematisch)"Wahres". 30ff. Verweis auf S. 180, 201f. 3I reellen Bestande m.Blaust. in Anführungszeichen gesetztB 9 bei nur symbolisch vorstellbaren Fragezeichen am RandD 2 das gegeben] das direkt gegeben 4 gibt, F. wäre also zu sagen, 8obj ektiven] objektiv-physikalischen 30f. Verweis auf S. 181, 20lf. 33transzendent gegenüber] transzendent sogar gegenüber

Zu S. 84 d. Neuausg.D I eben] oben 2 Dinges F. der bloßen sinnlichen Erfahrung, des Dinges,das vor der Wissenschaft im alltäglichen Leben als das Ding gilt,

Zu S. 85 d. Neuausg.A 23 abschatten] darstellen bzw. abschatten 33 haben diese selbst] inder Einstimmigkeit der Wahrnehmungskontinuität als seiende und mit<dem> und dem sinnlich anschaulichen Merkmalsbestand wahrgenommen,haben die Wahrnehmungsmannigfaltigkeiten selbst 37f. "Empfin­dungsdaten", Daten] "Empfindungsdaten". Hier schöpfen wir ja,aus den Wahrnehmungserlebnissen selbst schöpfend, den korrekten, reinpsychologischen Begriff von Empfindungsdaten. Es <sind> DatenD I9 in denen, F. wenn sie aktuell gelten, 22 Momente sich F. imBewußtsein der Identität

Zu S. 86 d. Neuausg.A I3 I dentifikation; F. deutlicher, Synthesen des einen Gegenstandes,der einen Farbe, der einen Gestalt - der einen, in immer neuen Darstel­lungen dargestellten. I4 behalten, F. was schon in den Logischen Unter­suchungen hervorgetreten ist, 27 tut, F. eine durch die psychologischeLiteratur beständig hindurchgehende Verwechslung, 37 des Dinges] dessinnlichen Erfahrungsdinges

Zu S. 87 d. Neuausg.A IO Erlebnis] Subjektivität überhaupt und subjektives Erleben 25immer, F. auch immanenteC 29ff. Rb. dagegen Logische Untersuchungen II/2, 232ff.D 34f. Darin bekundet sich eben die prinzipielle Unterschiedenheit derSeinsweisen] Darin kündigt sich mit der prinzipiellen Unterschiedenheitder Bewußtseinsweisen schon auch <die> der Seins<weisen an>

Zu S. 88 d. Neuausg.A I4 wahr F. - in leibhaftiger Gegenwart <ist es> nur dadurch da, unddas für jede Momentangegenwart, I6 ab; F. seine Gegenwart ist nichtdurch gegenwärtige Abschattung abgeschattet. I9 an und herankommenersatzlos gestr. 3I Erscheinungen F. und schließlich - und das allesweist zurück auf das Sichdarstellen -D 2 zu Realität Anm. Doch wir sind noch nicht so weit ihn schon reinfassen zu können. Auf dem natürlichen Boden, auf dem wir uns bewegen,ist ja mein Bewußtsein, mein Bewußtseinsstrom, auch rein immanentgefaßt, und mein ihm zugehöriges reines Ich noch weltliche Bestimmung~es realen Menschen. 3 diesem] diesem I6 sich F. in dieser Art (näm­l~ch durch Empfindungsdaten sich darstellend) 20 Abschattungen] Emp­fmdungsabschattungen 23 durch Abschattung] durch sinnliche Ab­schattung 27 durch Abschattung] durch immanente sinnliche Abschat­tung 35 kann nur F. anschaulich sein,

Zu S. 89 d. Neuausg.A 8 kontinuierliche] kontinuierlich einstimmige I4f. Wahrnehmungs­dinge, F. das, solange die Einstimmigkeit nicht durchbrochen ist unddaher die notwendige Präsumption des Fortgangs in ihrem Stil mit sich

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trägt, das Ding im Modus gewissen Daseins und voraussichtlich Weiter­seins gibt, und entsprechend hinsichtlich der Soseinsbestimmungen. I5Raumding F. seinem durch die äußere Erfahrung und ihren Stil gestiftetenallgemeinen Sinn nach I7 kann, F. zunächst aber für mich - wenn ichvon Anderen noch nicht spreche.D 6 Wahrnehmungen F. (wesensmäßig verflochten in ihrer Funktion mitsonstigen, stilmäßig zugehörigen Intentionalitäten und "transzendenten"

ontischen Korrelaten)

Zu 5.90 d. Neuausg.A 7//. Rb. ·Wesentliche Ergänzungen <S.> 97, besonders <S.> 99 IS/· oderschlichten Phantasie eingeklammert; Rb. positionalen <Phantasie> ISf.nicht Auffassungen] nicht mittelbare Auffassungen in 2I darum F. oderin dieser Hinsicht 24/. oder freien Phantasie eingeklammert

Zu S. 9I d. Neuausg.A I oder Phantasie eingeklammert IO Sein] Gegebensein II absolutesSein] als-Absolutes-gegeben-Sein dazu Rb. Titel! Gezeigt ist, daß Tran­szendenz prinzipiell nur gegeben ist als Phänomen, das Immanente aber

als "Absolutes".

Zu S. 92 d. Neuausg.A 7//. Rb. Der ganze Paragraph 44 unbrauchbar 9 Weise] Form I7transzendentes Sein] transzendentes reales Sein I8-20 verstanden alsSein für ein Ich, nur zur Gegebenheit kommen kann in analoger Weisewie ein Ding, also nur durch Erscheinungen] für ein Ich nur zur wahr­nehmungsmäßigen Gegebenheit kommen kann durch Erscheinungen. Da­nach F. Das darf freilich nicht besagen, jedes Reale sei selbst ein Ding,selbst nach allem, was es ist, sich durch Abschattung darstellend. Men­schen, andere Personen sind mir freilich nach ihrem Ichsein und ichlichenLeben nicht selbst als Abschattungseinheiten gegeben, aber sie könnenfür mich nur dasein durch< ... > ihre Leiber< ... >, die sich abschattendeDinge sind und durch sie "appräsentiert" <ab aber rekonstruierter Text>2I aber F. für mich 28//. Rb. unzureichend Vgl. Beilage 43 30 stelltsich F. als wahrnehmungsmäßige Gegenwart nicht dar nach seinem ganzengegen<wärtigen> Gehalt (und so in jedem Moment) 33 durch Abschat­tung] durch einseitige Abschattung 36 nicht ab] nicht einseitig ab 37 zues hat keine Seiten Rb. Ja, woran auf der nä<chsten> Seite angeknüpft ist,auf Seitengegebenheit kommt es an; damit auf die offene Präsump<tion>und die Möglichkeit des Nichtseins.D 3 Ding] "Ding" 20 durch Erscheinungen] durch sinnlich abschattendeErscheinungen 25 durch Erscheinung] durch sinnliche Erscheinung 3Ietwas, das F. in seiner Gegenwart, in jedem Punkte seines Jetzt 33durch Abschattung] durch gegenwärtige Empfindungsdaten als absch<at­tende> 34/f. Rb. bessern dazu der Hinweis das Absolut besagt zugleich:Seitengegebenheit ist nur vorbehaltlich, es ist immer offen, ob andereSeitendarstellungen einstimmig "Dasein" geben. Anders beim Immanen-

ten. Dazu Rb. Das wird aber <So >85 aufgewiesen! Vgl. Beilage 43 37 habeich F. für jeden Punkt seiner kontinuierlichen Gegenwart

Zu S. 93 d. Neuausg.A I absolut da, F. nicht präsumptiv einseitig erfahren, n//. Am Rande 0<= ungültiger Text> IS-20 Wellenlinie am Rand I6 sekundärer] inter­mediärer 27 nicht in] nicht präsumptiv in 27-3I Es bis sind einge­klammert 32//. Rb. Deutlicher! 34 adäquat gestr. 36 aus F. gleichsam39 bzw. in] bzw. auch inD 25 gibt F. und somit undurchstreichbar, vorbehaltlos 27 kann F. undso als absolut, selbst undurchstreichbar <erscheint>. Dazu Rb. Das wird<S.> 85 besonders erörtert. 3I sind; F. und daß, während das Sein desWahrnehmungsdings als Schein durchstreichbar ist, sie selbst in ihremabsolut Sein unfraglich sind.

Zu S. 94 d. Neuausg.A 8 Erscheinung. F. Jede Gegenwart ist absolut undurchstreichbar; hin­sichtlich des Realen aber ist jede Gegenwart präsumptiv seiend.

Zu S. 95 d. Neuausg.A 9 Rb. Reflexion. Deutlicher: Erlebnisreflexion außerdem m. Blaust. cf.§ 77, S. 144.D I5 vorhanden ersatzlos gestr. 23 Blickfeld] "Blickfeld" 35 selbstver­ständlich. F. Worin es wesensmäßig gründet, daß <der> aufmerkendeBlick sich auf dies oder jenes aus dem hintergründlichen Blickfeld richtet("Affektion" und Wesensbedingungen der Affektion), ist eine besondere,hier nicht zu erörternde Frage.

Zu S. 96 d. Neuausg.D 25 der Erlebnisse.] der mir jeweils gegenwärtigen und höchstens unab­gehobenen und unbeachteten Erlebnisse. 35 Denkenden] "Denkenden"

Zu S. 97 d. Neuausg.A 4 dieses Leben] dieses mein Leben 7 Möglichkeit F. der Bürgschafts­leistung I8 Kein F. aus möglicher Erfahrung zu schöpfender IS/. Rb.Genauer! 32 ist nie] ist in einstimmig verlaufener und noch gegen­wärtig einstimmig fortströmender Erfahrung nieD I hinblicke F. und es rein als es selbst nehme 2I ist F. als strömendeGegenwart 25 geben. F. Nichts darf ich dabei aber meinen Erlebnissenzumuten, was ich nicht absolut erfasse, was sie nicht selbst in ihrer Eigen­wesentlichkeit ausmacht - Daß sie Bestandstücke des realen Menschensind, psychophysisch eins mit seinem Leib, daß die Empfindungsdatenn~tural, physisch und psychophysisch kausiert sind u.dgl. sind, das gehörtnIcht selbst zu den Erlebnissen in ihrem eigenen absoluten Wesen; undwenn ich davon ein Wissen habe, wenn ich meine Erlebnisse so als zumMenschen (ich als Mensch) gehörig "auffasse", darüber noch so sichereMeinungen habe, so sind eben diese Auffassungen, Meinungen neue Er-

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lebnismomente, die ich als Erlebnisdaten aufweisen kann, und dann ab­solut, während ich die reale Welt und darunter all mein Menschlichesselbst nur transzendent erfahre und nicht apodiktisch. - Diese Darstel­lung treibt zwar weiter, und sie ist nicht wirklich zulänglich, aber mannehme, was hier geltend gemacht ist, nicht leicht. Es mag zum Sein derErlebnisse Identifizierbarkeit und somit ein wieder Zurückgehenkönnengehören, es mag sein, daß die Absolutheit von Beständen der Wieder­erinnerung und ein apodiktischer Gehalt vorausgesetzt ist, und vor allemauch, wenn ich von meinem Leben, meinem Erlebnisstrom, meinem iden­tisch Ichsein in eigenwesentlicher Reinheit sprechen soll: Aber man siehtvoraus, daß hier eine Antwort möglich sein kann und daß ein Gehalt, undein in sich absoluter, konkreter, geschlossen einheitlicher, in sich undurch­streichbarer seiend ist als der, in dem ich Welt und mein Menschsein alsweltlich reales überhaupt erfahren, wissen, handelnd voraussetzen kann,und so ein reines, eigenwesentliches Sein vor dem der Welt.

Zu S. 9B d. Neuausg.A 4f. Rb. nähere Ausführung! IB kann F. während seiner einstimmigbestätigten leibhaften Gegenwart IBf. Rb. <Fehlt die?> Erläuterung fürdie eigentliche leibhafte Gegenwart sowie zu nicht sein eine Anm. 1), dieaber nicht hier, sondern in Beilage 44 ausgeführt ist.D 6 Sphäre F. lebendiger, immanenter Gegenwart 9 Dingwelt F. in derRealitätenwelt überhaupt, IIf. (unter Ausschluß dessen, was "von mir"der Dingwelt zurechnet)] unter Ausschluß all der Realitätsauffassungen,richtigen und falschen Meinungen, in denen ich im natürlichen Leben mirden Sinn Mensch in der realen Welt zuspreche IB kann F. trotz dieserleibhaften Gegebenheit 27 eines Erlebnisses] eines reinen Erlebnisses

Zu S. 99 d. Neuausg.A I-3 kämen, aber in dem Sinne, daß ein Zweifel denkbar ist, und dasist er, weil die Möglichkeit] kämen, sie hat sogar eine empirische Zweifel­losigkeit, sofern es eine apodiktische Unmöglichkeit <ist>, während derEinstimmigkeit der Erfahrung ein Nichtsein der Erfahrungsdinge undder <Welt> zu glauben; aber Zweifelhaftigkeit besteht in dem Sinne, daßein Zweifelhaftwerden und Nichtigwerden denkbar ist und die Möglich­keit 7 vorausgesetzt. F. Ich bin und bin in meinem Sein erkenntnismäßig"früher". Bff. Rb. Hier das Vorangehen der Subjektivität vor der rea­len Objektivität. 27f. daß er unsere Vernunft zwingt,] daß er uns zwingt,wenn wir theoretisch den<ken?>, in Absicht auf Einsicht gew<isse ... ?> inGang zu setzen - mit einem Worte: auf Erfahrung gegründete Wissen­schaft -,D 2I Verweis auf eine Beilage <=Beilage 45>

Zu S. IOO d. Neuausg.A 7 ausschlössen. F. Sagt man, wahres Sein der Erfahrungswelt sei Kor­relat der Möglichkeit einer Wissenschaft - die Bedingungen der Möglich­keit der Wissenschaft müßten notwendig erfüllt sein, es könne also die

Erfahrung nicht beliebig laufen, sondern <nur> so, daß <sie> eben Wissen­schaft möglich <ma>cht -, so antworten wir, daß dieser im Wesentlichenkantianisierende <Ge >danke sehr wichtig sein mag, <um?> regressiv dieStrukturform <mög>licher Erfahrung als Erfahrung einer <an> sich seien­den objektiven Welt <zu?> enthüllen - daß er keineswegs im voraus dieapodiktische Notwendigkeit bestätige, <es?> müsse in dieser Welt eine<obj>ektive Wahrheit oder, was gleichwertig, eine wahre Welt sein; dasaber unter der bloßen Voraussetzung, daß uns einstimmige Erfahrungeine Welt erscheinen läßt. Nicht den kantischen Begriff der Erfahrungdürfen wir zugrunde legen, sondern <den> der vortheoretischen Erfahrung,zunächst der fortgehenden einstimmigen Wahrnehmung, so wie sie imvorwissenschaftlichen Leben wirklich Erlebnis ist. Daß uns Dinge imRaum, in der Raumzeit, in Kausalität miteinander <ver>flochten erschei­nen, auf die wir <... > rechnen können, dasselbe könnte alles beständig,während wir <praktisch hiervon leben '" Rest verstümmelt> I6 Einhei­ten; F. durchhaltend, d.i. in konsequenter Bewährung während unseresaktuellen und überschaubaren Lebens. I7f. in der gedanklichen] in derphantasiemäßigen gedanklichenD I6 Einheiten. F. So in mir und in den Erscheinungsmannigfaltigkeitender in mir sich zunächst für mich ausweisenden Anderen, sich ausweisendals reine Subjekte reiner, für mich "einfühlungsmäßig", also in Vergegen­wärtigungen eigener Art sich bietender Erscheinungsmannigfaltigkeiten.

Zu S. IOI d. Neuausg.A I7 zu motivierte Rb. vernünftig motivierteD IB der "Motiva tion"] der rein immanenten Motivation

Zu S. I02 d. Neuausg.D I7 formaler] analytisch-formaler 23 wir, daß es notwendig erfahr­bar] wir, oder deutlicher, erkenne ich, das jeweils reine Reflexion übendeIch, dass es notwendig für mich erfahrbar 29 ein] mein 30 sein muß,F. von dem ich überhaupt soll reden, das für mich überhaupt als anderesund ebenso als eines "der" offenen Vielheit Anderer soll Sinn und mög­liches Sein haben können. Aus mir selbst schöpft auch der "Andere" seineErfahrungs- und Rechtsquelle, in mir vollzieht sich seine Ausweisung(nicht etwa zunächst zu verstehen als irgendein logischer actus). Undwenn ich dann, wie bei mir, das natürliche menschliche Sein auf dasEigenwesentliche von Ich und Leben reduziere, so sehe ich dann, daß iches ebenso bei jedem für mich sich auswei<se>nden anderen Menschen tunkann und so die reine Ichvielheit gewinne.

Zu S. I03 d. Neuausg.~ 3~.Male sich] Male konsequent sich 35 einbüßt - daß es keine Welt]embußt und daß das wirklich in infinitum so bleibt - daß es keine ein­stimmig setzbare, also seiende WeltD 3 der Menschengemeinschaft] der auf das reine Bewußtseinsleben undreines Ich reduzierten Menschengemeinschaft B jeden Ich] jeden in mir

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selbst sich ausweisendes reines Ich 20 Erfahrungen F. in mir und inmeiner Intersubjektivität 26 de facto, F. d.i. wie es die Empirie in ihrerArt (also nicht etwa apodiktisch) zweifellos macht, 32 Dingsetzungen

F. jemals

Zu S. I04 d. Neuausg. . ....A 27 Bewußtsein, F. auf eine bewußtseinsmäßig lebende S~bJektlv1tat,

3I Gegeben ist] Gegeben, aber prinzipiell nur vorbehal~hc~ ~e~ebe~:ist 32 Direkt] Originär 351. zu immer weiter Rb. Das "lll lllflll1tumstrenger hervorheben! 39 theoretischen gestr. 11 und Erfahrungsdenkens]

und theoretischen Erfahrungsdenkens .D 811. Rb. Man wird einwenden, das sei ein leichtsinniger Schluß. Es 1stmöglich, daß meine Erfahrungen Ausweisungen für eine Erfahrungswelt,die die meine ist, unmöglich machen. Aber darum kann doch sehr wohleine mir unzugängliche Welt möglich sein und die Welt, die '."irklich ist,nur daß ich verrückt bin - nichts weiter. Indessen, wenn 1ch das an­erkennen soll, muß ich die Möglichkeit einer Welt einsehen können. Undwie soll diese Einsicht selbst, die doch eine Anschauung solcher Weltfordert, aussehen? Eine anschauliche Vorstellung (gegenüber meinen kon­sequent unstimmigen Wahrnehmungen und. Erf~hru~gen überhau~t)könnte die Stilgestalt einer einstimmigen Manmgfaltlgke1t von Phantas1.enhaben, in denen eine Phantasiewelt erschiene als eine vorstellbare Mog­lichkeit. Aber was liegt in solchen Phantasien? Es sind Wahrnehmungenals ob, Fiktionen von Wahrnehmungen, von darin synthetisch zusa~­

menhängenden Abschattungen, Erscheinungen-von, bezog~nalso au~ e1­nen phantasiemäßig mitphantasierten korrelativen Erlebm~stro~ ~llles

reinen Ich. Die mögliche Welt ist untrennbar bezogen auf em moghchesIch und Icherleben; und soll sie eine real mögliche sein, eine mögliche, diesich als eine mögliche Tatsache je soll ausweisen können, so muß in ei~em

wirklichen Ich und Ichleben sich die reale Möglichkeit wirklich auswelsenkönnen, d.i. es muß das wirkliche Leben dieses wirklichen Ich einen wirk­lichen Zusammenhang der Intentionalität bilden, in dem die eventuelle

Verrücktheit" als eine besondere Art des Scheines sich ausweist, der~ein wirkliches Sein hinter sich hat. Entweder ich bin es selbst, der inseinem reinen Eigenwesen diese Möglichkeit erkennen kann, oder ~s <is~>

ein anderes Ich etc. Dieses andere kann nicht für mich leere Möghchke1tsein es müßte selbst in meinem Erleben begründet und begründbar sein._ Beweist auch irgendein verrückter Erfahrungsstil im Momente nichtsfür <das> Nichtsein der Welt, so doch ein Universalstil, der überhauptkeine reale Möglichkeit einstimmiger Bewährung in sich hätte. 39 theo­

retischen gestr.

Zu S. I05 d. Neuausg.A I wir den] wir immer den 4 wirklich F. in infinitum 5 nichts, F . .undin infinitum, 23 abschattendes, F. prinzipiell nur mit präs~mptlven

Horizonten und 24 relatives] bewußtseinsrelatives 26 Erschemung zu

geben.] Erscheinung in präsumptiver Weise, die immerfort das Nichtseindes selbst Wahrgenommenen offen läßt, zu geben.D I-3 (wobei wir den Sukkurs der Wechselverständigung mit anderen Ichund Erlebnisströmen mit in Rechnung zu ziehen hätten)] (es ist dabei zubeachten, daß wir in die in infinitum fortzuführende Einstimmigkeit derWahrnehmungen, der Erfahrungen auch diejenigen mit einbeziehen, indenen sich andere Menschen, Wechselverständigung mit ihnen, möglicheReduktion derselben auf reine Iche und Erlebniszusammenhänge für unsausweist) 36 keinem Dinge] keinem als absolut gedachten, ihm voran­gehenden Seienden

Zu S. I06 d. Neuausg.A 5 für ein Bewußtsein hat.] "für" ein Bewußtsein hat als in Bewußt­seinssubjekten durch Erscheinungen erfahrbares und sich als Bewährungs­einheit von Ersch<einungen> möglicherweise in infinitum bewährendes. 7von motivierten] von einstimmig motivierten 8 ein Nichts ist, F. odergenauer, für das ein Darüberhinaus ein widersinniger Gedanke ist. 28Ausschaltung] "Ausschaltung"D 5 für ein] für 6 in seinen Erfahrungen setzt, das prinzipiell] im Modusdes selbst-da, selbst gewesen, selbst kommend erfährt und in mannigfalti­gen Bewußtseinsakten als selbiges bewußt hat, und so, daß dieses Be­wußthaben zurückleitet auf Mannigfaltigkeiten möglicher selbstgebenderErfahrung, und das prinzipiell 8 ein Nichts] ein Widersinn I5 idearum]"idearum" 22 VorsteHiges, Erscheinendes ist.] als in dem reinen Ichmotivierte Aktualität und Potentialität ist, bzw. Vorstellbares, in mög­lichen Erscheinungen zu Verwirklichendes. 26 natürlichen F. erfahren­den und 33 Akte, F. die wirklichen oder in vorgezeichneter Potentialitätmöglichen und zu verwirklichenden, 37 Thesen, F. die aktuellen und imvoraus die potentiellen,

Zu S. I07 d. Neuausg.A I2 diesen thetischen] diesen aktuell thetischen 341. derart wie wir siedurchgeführt haben gestr., am Rand FragezeichenD 6 "ausgeschaltet" F. oder besser eingeklammert 8 Transzendenzen F.als intentionales Korrelat der ideell zu verwirklichenden und einstimmigfortzuführenden Akte habitueller Geltung I2 Dingeinheiten F. und Rea­litäten jeder Art 25 sind F. und mit allem, was in ihnen und von ihremEigensein unabtrennbar Vermeintes als solches, z.B. Erfahrenes als sol­ches, ist. 341f. Rb. Diese Betrachtungen motivierten mich, als vernunft­kritische, einzusehen, daß eine transzendentale Epoche vollziehbar ist,die eine wohlbegründete und independente Transzendentalphilosophieermöglicht. 35 bei sind also notwendig Frage- und A usrulezeichen, dazuals V. dieses gestr. Textes führen uns erst dazu 36 Feld reinen] Feldtranszendental reinen 37 kann, F. ein Bewußtsein,

Zu S. I08 d. Neuausg.A II Naturforschung F. und überhaupt Weltforschung I3 Natur F. und

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das gesamte Weltall 35 einzige "Natur"] einzige Welt, und durch sieerstreckt sich die einzige "Natur" 38 Wesenheiten gestr.D I Natur, F. der realen Welt 3 sind notwendig] schaffen MotivationenII Naturforschung, F. Geistesforschung als Weltforschung I4 sind not­wendig, um zu] lassen uns 23 Natürliches, F. überhaupt Weltliches 26Seins, F. also nicht auf das im psychologischen Sinn reine Bewußtsein. 33Psychologischen, F. und abstrahiert eine zu begründende rein intentionalePsychologie vom Psychophysischen. 35 "Natur"] Realwelt 36 Natur­wissenschaft, F. alle Weltwissenschaften, die Psychologie, Geisteswissen­schaften jedes natürlichen Sinnes eingeschlossen.

Zu S. I09 d. Neuausg.A 3-9 Sie bis konstituierend eingeklammert; am Rand Wellenlinie und Rb.Das ist mißzuverstehen. Dazu 8 in und konstituierend in A n/ührungs­zeichen gesetzt.D 35 Naturbegriffs F. und Weltbegriffs

Zu S. IIO d. Neuausg.A 4 unerläßlich ersatzlos eingeklammert, dazu am Rand Fragezeichen 6//.Rb. Das gehört wieder zum transzendentalen Idealismus.D 9 nach hauptsächlich einzuschalten eine Beilage <=Beilage 46> 28Fremden, und F. wenn nicht das, so jedenfalls

Zu S. III d. Neuausg.A I3-I4 wenn bis Iche eingeklammert, am Rand DeleaturzeichenC I3 andere F. mit uns zusammenhängendeD II-29 Es bis auszuführen m. Blaust. eingeklammert, dazu Rb. m. Blaust.Diesen Absatz streichen, dafür Einlage <= Beilage 47> I5 logische Mög­lichkeit] formallogische Möglichkeit (Widerspruchslosigkeit) I7 Des wei­teren] Insbesondere I7 Wahrnehmung F. jener Ursache-Realitäten

Zu S. II2 d. Neuausg.A 9 Rb. Diese Rede von leerem x war schon Seite 72 als irreführend zu<charakterisieren>. 26 Selbst, F. es ist nicht selbstgebend. 32//. Rb.Bessern! 34 in] "in"

Zu S. II3 d. Neuausg.A 2 Erscheinungsweisen erscheint] Erscheinungsweisen selbst erscheint 6unterwirft. F. Doch nicht bloß einer kausalen Analyse. Das erste ist dieGeometrisierung. I8 Nur] Was das besagt, ist leicht klar zu machen:Denn nurD 38 vor gewisse und 39 nach Konstruktionen Trennungsstriche sowie amRand ein senkrechter Strich. Vgl. Beilage 48

Zu S. II4 d. Neuausg.A I7 Erscheinungen F. (oder Rb.?) Das Unbekannte ist hier nur das Un­theorisierte; das rechtmäßig theoretisch Erkannte ist bekannt, und wei-

tere Bekanntheit dahin<ten zu suchen, ist Widersinn. 25//. Rb. Hierhätten die sinnlichen Dat<en> genannt werden sollen und die Verwechs­lung der sekundären Qualitäten und der immanenten sinnlichen Modali­täten.

Zu S. II5 d. Neuausg.A I9 Unanschauliche] Anschauliche 29/f. Rb. GeyserC I9 Unanschauliche] Anschauliche aber dazu bemerkt wohl falsch und Rb.Unanschauliche ist wohl richtig.

Zu S. II6 d. Neuausg.D 3-8 Dieser Absatz durch horizontalen Trennungsstrich vom vorhergehendenText abgetrennt; dazu Rb. Das kann hier noch nicht kommen. 3 Es bedarfkeiner besonderen Ausführung] Es ist im voraus verständlich 4 Natur­objektivitäten F. (der relativen Wirklichkeiten, wie sie in aller gewöhn­lichen Praxis Seinsgeltung haben, und der idealen, logifizierten der exak­ten Physik) 7-8 Und bis überhaupt gestr. IO Schranken] SchrankenI3 in den ersatzlos gestr. sowie nach I7 psychophysische ein Trennungs­strich angebracht; beides verbessert in Beilage 48 35/. die Verknüpfungvon Bewußtsein und Leib zu einer naturalen] die Erfahrung einer Ver­knüpfung von Bewußtsein und körperlichem Leib zu einer im weiterenSinne naturalen, einer weltlich-realen

Zu S. II7 d. Neuausg.C 23 als etwas, F. als Zustand,D I daß nur] daß ich nur I3 wäre. F. Was es wirklich annimmt, ist eineneue Bewußtseinsschichte. 26 Ichsubjektes] Menschensubjektes 3I

Rb. Ergänzungen nötig hinsichtlich der Einigkeit! 37 auf das reine] aufsie selbst, das reine

Zu S. II8 d. Neuausg.A I6-20 Wellenlinie am Rand, dazu Rb. Bessern! 34 eines persönlichen]eines menschlich und tierisch persönlichenD 3 die als Wesensmöglichkeit mitverflochtene] als Wesensmöglichkeitdie 5 Setzungen ausschaltend] Setzungen nicht mitmachend (und in die­sem Sinne "ausschaltend") I2 Erlebnis F. jenes Gefühls I6 an. F. Imreinen Bewußtsein besagt diese Änderung, daß statt des schlichten Ge­fühls das, was wir hier <als?> Auffassen des Gefühls als das eines Menschenbezeichneten, <gegeben ist?>. 25 ungültige, F. im Gang weiterer Er­fahrung durchstrichene: 34 persönlichen] menschlichen 35 persönliche]menschlich-seelische

Zu S. II9 d. Neuausg.A 8 nicht personales gestr.D I-3 auflösen, die intentionalen Formen, die sie konstituieren, abtunund auf die reinen Erlebnisse reduzieren.] ihrer Seinsgültigkeit beraubtdenken; dann bleiben sie mit da als reine Erlebnisse. Reduzieren wir von

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vornherein auf das transzendental Reine, so bleiben uns auch im Normal­fall der Gültigkeit die konstituierenden Mannigfaltigkeiten. 8 personales]menschliche Leiblichkeit beseelendes I2 einer Person] einer objektivrealen Person I6 Erlebniszusammenhänge, F. genauer: Zusammen­hänge wirklicher und als mögliche motivierter Erlebnisse I71. alle sind]alle empirische Einheiten sind 23 dem empirischen Erlebnis] dem realenpsychologischen Erlebnis, dem des Menschen in der Welt 3I ZuständeF. reale, also im angegebenen Sinn

Zu S. I20 d. Neuausg.A 9 zu nicht selbst wieder durch Sinngebung am Rand FragezeichenD 35 Generalthesis, F. d.i. der einheitlichen Seinsgewißheit, die zum be­ständig fortlaufenden Strom der Erfahrung als in ihm motivierte Einheitgehört; eine Einheit der v0rsprachlichen, an derartigen Schichten, Sonder­gehalten, "Dingen", Eigenschaften etc. auftretenden Gewißheit des Istund aller in den Hintergründen implizierten Seinsgeltung : der Geltungim Modus der Fortgeltung, der immanenten Tradition sozusagen, ausQuellen früherer Erfahrung und Assoziation.

Zu S. I2I d. Neuausg.D 261. uns die] uns nicht nur die leicht zu gewinnende 29 und] sondern

Zu S. I22 d. Neuausg.A 5 Ausschaltung ersatzlos gestr. 11 Natur] Thesis der Welt n Ausschal­tung] Einklammerung 20 Ausschaltung ersatzlos gestr. 2I der physi­schen und psychophysischen] mit ihren Dingen, Animalien, Menschen 23Gegenständlichkeiten F. aus unserem Urteilsfeld 29 Ausschaltung F.aus unserer Urteilssphäre

Zu S. I23 d. Neuausg.A 25-27 wenn bis Vergängliches eingeklammert; dazu Rb. Überlegen, falschund 25 bezweifeln gestr. 33 Rb. Affektion! 36 Sprache F. (ich lassedahingestellt, ob in seinem Sinn, und unbekümmert um seine Verwen­dungsweise dieses Satzes):

Zu S. I24 d. Neuausg.A 3 und dann] und, wenn wir hier passende Reservation machen, dann41. eigenartige - nicht] eigenartige - in gewissem Sinne nicht 221·sehr mittelbar] in total anderer WeiseD 5 bei nicht konstituierte Fragezeichen am Rand

Zu S. I25 d. Neuausg.A 36 universalis. F. Norm der Phänomenologie.

Zu S. I26 d. Neuausg.A 32 überhaupt F. nach allen kategorialen Ableitungen

Zu S. I27 d. Neuausg.A I4 Theorienformen] Theorien I8 Formenlehre] Wissenschaft von dengültigen Formen diese V. aber nur für eine Umarbeitung gedacht 27könnte] müßte 32 zu in reiner Immanenz Rb. Das sieht so aus, als obbloß reel<1e> Daten in Betracht <kämen>.

Zu S. I28 d. Neuausg.A 37 wäre, F. in ihrer Ontologie

Zu S. I29 d. Neuausg.A I8 Gehörige erforschen] Gehörige ontologisch erforschen 271. eideti­schen] ontologisch-eidetischen

Zu S. I35 d. Neuausg.D 411. Rb. Ist das erste Kapitel nicht entbehrlich? Sein Gehalt aber zubeachten und zum Teil in die Darstellung der Phänomenologie selbsteinzubeziehen.

Zu S. I37 d. Neuausg..A 30 mathematisierende Subjekt] mathematisierende menschliche Sub­jekt

Zu S. I4I d. Neuausg.A Ilf. Rb. gebendes Bewußtsein sowie Vgl. die "wesentlichen Ergänzun­gen" !i 125, S. 260.D I zu Methode der Klärung Rb. m. Rotst. § 125 nochmals Itt. Rb. Dasgehört, wie die weiteren Paragraphen, doch auch in das Sachliche derPhänomenologie.

Zu S. I42 d. Neuausg.A ntt. Rb. Gebendes Bewußtsein sowie Bewußtsein des "selbst" in Klar­heit und Unklarheit, z.B. Erinnerung, und zwar erfassendes, cf. fol­gende Seite. I2 anschauliches] selbst-anschauliches I7tt. Rb. Wiesteht es aber mit den illustrierenden Anschauungen, den verbildlichenden?281· Rb. Also die kategoriale Selbst-Anschauung ist mitbeschlossen.

Zu S. I43 d. Neuausg.A 9f. Rb. m. Blaust. Wesen der Klärung

Zu S. I44 d. Neuausg.A 41. zu Gegebenheitsweise Rb. Die neueren Untersuchungen sagen:eine Art der Modifikation. n/f. Rb. zu kurz!

Zu S. I46 d. Neuausg.A I3 gekommen sind, F. und entsprechend der Vollkommenheit, in dersie es sind.

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504 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 505

Zu S. I47 d. Neuausg.A 22-27 Rb. NB

Zu S. I48 d. Neuausg.A 7 zu notwendig Rb. NB

Zu S. I5I d. Neuausg.A 32 am Rand (zu alle?) Fragezeichen

Zu S. I55 d. Neuausg.A 37 zu "Abstraktion" Rb. Wieder eine andere Grundard> der Abstrak-tion ist die der Bildung formal-ontologischer Wesensbegriffe.

Zu S. I56 d. Neuausg. .A 4 haben F. und ebenso <nicht mit> der in sich exakter formalon~olo~l­scher Begriffe. Aber die kommen hier, in der materialen Sphäre, lllcht mBetracht. 811. Rb. Das ist nicht korrekt, da der Unterschied zwischenGrenzideen und formalen nicht berücksichtigt ist. Andererseits kam eshier an auf materiale Disziplinen und materiale Wesensgesetze. Vgl. Bei­lageblatt zum Abschnitt über Vernunft <=Beilage 72 oder wahrschein-

licher Beilage 73>D nlf. Rb. Das ist zu beschränkt. I2 Erlebnisse. F. Gegen das metho-dische Vorurteil der exakten Wissenschaft.

Zu S. I58 d. Neuausg.A 25 nur eidetische] nur materiale eidetischeD 22f. durchaus F. idealisierende

Zu S. I60 d. Neuausg.A I6-2I Rb. Undeutlich!

Zu S. I62 d. Neuausg.A 4 bei Reflexion m. Blaust. rückverwiesen aul S. 65, 83. 22 zu JedesRb. Die Mehrheit von Ich ist besser immer außer Spiel gelassen, da sie<?>übrigens unnötige Zweifel erregen könnte.

Zu S. I63 d. Neuausg.A nl. Rb. m. Blaust. Reflexion in der Erinnerung (auch <S.> 148)D 35 phänomenologische F. und eidetische

Zu S. I66 d. Neuausg.A 27 m. Blaust. rückverwiesen auf S. 145

Zu S. I67 d. Neuausg.A IO Erzeugung in Anführungszeichen gesetzt, dazu Rb. Das Wort Er-zeugung besser hier vermei<den>. 20 bloßen Phantasie] bloßen re?ro­duktiven Phantasie 28 gefaßten Modifikationen] gefaßten reproduktiven

Modifikationen 35 zu Urerlebnisse Rb. = konkrete Erlebnisse, die nichtmehr reproduktive Modifikationen von konkreten Erlebnissen <sind>. 39Rb. Ein originäres konkretes Erlebnis hat, heißt es, nur eine absolutoriginäre Phase. Ein reproduktives konkretes Erlebnis enthält hinsichtlichder reproduzierten Retentionen und Protentionen <auch? Rest verstüm­melt>D 9 Rb. Konstitution der Zeitlichkeit aller Erlebnisse

Zu S. I68 d. Neuausg.A 33 Rb. Recht 36f. Rb. cf. Vorlesungen <19>22/23

Zu S. I7I d. Neuausg.A 22 induktiven F. und dabei indirekten

Zu S. I77 d. Neuausg.A 29 wollte, F. was doch auf einen unendlichen Regreß führen würde.

Zu S. I79 d. Neuausg.D I61. was nicht notwendig mit dabei sein muß gestr., am Rand Deleatur­zeichen 3411. Frage- und A usrulezeichen am Rand

Zu S. I80 d. Neuausg.D 8f. subjektiv-orientierte] ichlich-orientierte

Zu S. I8I d. Neuausg.A 2 zu kosmischen Zeit Rb. Kosmisch könnte doch irreführen. Raum­zeit? I3-28 am Rand zwei Fragezeichen 39 bis f.S., 6 Rb. m. Blaust.Ausschaltung des Zeitproblems; cf. <S.> 171.D 6 zu eingebüßt Rb. eingebüßt?!

Zu S. I82 d. Neuausg.A I711. m. Blaust. verwiesen aul S. 245D 30 seines reinen Ich] seines reinen Ich

Zu S. I87 d. Neuausg.A 3611. m. Blaust. rückverwiesen aul S. 60D I Wesensgehalt] Wesensgehal t (eigenartigen als Wahrnehmung) 6ff.Rb. Also die individuelle Differenz liegt an der Umgebung und damit ander Zeitstelle. I3 zwei] zwei 20 zwei F. individuell bestimmte 27ff.Fragezeichen am Rand

Zu S. I9I d. Neuausg.A 37 bis f.S., I Rb. m. Blaust. cf. <S.> 162f.; weitergeführt m. Bleist. <vgl.>auch folgende Seite

Zu S. I92 d. Neuausg.A 8 zu Intentionalität Rb. Das wäre also im Grunde eine höherstufigeIntentionalität.

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506 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 507

Zu S. I94 d. Neuausg.A IO zu formt Rb. Bedenkliche Redeweise! II zu hereinbringt Rb. Unter­schied <der> Erscheinungsweisen und Stellungnahmen? ! I8 Rb. Moment!und I8t. Fragezeichen am Rand 30tt. Fragezeichen am Rand

Zu S. I95 d. Neuausg.A I-3 Fragezeichen am RandD 30 empirisch] objektiv real

Zu S. I96 d. Neuausg.A I7f. Rb. Die konstitutiven ProblemeD 37 Sensualismus, F. aber auch der feinere Sensualismus der Intentio­nalität

Zu S. I97 d. Neuausg.A 28tt. Rb. M.a.W.: Jeder Region von Gegenst<änden> entsprechen we­sensmäßig zugehörige und speziell zu ihnen gehörige, sie <konstituieren­de?> Bewußtseinsgestaltungen, die zu beschreiben und in ihrer not <wen­digen> konstitutiven Funktion gerade für solche Gegenständlichkeiten zu<verstehen?> sind. Und diese verständlichen <Scheidungen?> zu leisten,ist die große phänomenologische Aufgabe.D 6 so ziemlich gestr. I5 Rb. Verhüllung, implizit 23 zu Objektiven Rb.auch Erweiterung

Zu S. I98 d. Neuausg.D II Wissenschaft F. und aller Kultur. I3 Verschmelzungen gestr. 3IUnterklassen F. und naturalistisch als Unterlage für Erklärungen

Zu S. I99 d. Neuausg.A I2 wichtigen gestr.D 2 Rb. Der Begriff der formalen Phänomenologie - die Kontingenz desHyletischen müßte hier erörtert werden.

Zu S. 200 d. Neuausg.A 2 Rb. cf. für den Terminus Noe<sis S. > 199 Vgl. Beilage 5I

Zu S. 20I d. Neuausg.A 4 noetischen] logischen

Zu 5.202 d. Neuausg.A I7 konnte] durfte 28 noetisches; es] "noetisches"; das sagt: esD 8 eigentlichen Komponenten] reellen Komponenten

Zu S. 203 d. Neuausg.D I6 bei "Noema" Rb. Einführung des Terminus

Zu S. 204 d. Neuausg.

A I5 ausgeschaltet] eingeklammert 27 Ausschaltung] Einklammerung3I entspricht. F. Hier haben wir keine der evtl. im Erfahrungszusammen­hange sich motivierenden Durchstreichungen zu vollziehen, die eben <die>Worte Illusion etc. mit ausdrücken: weder Sein noch Nichtsein in der"Wirklich<keit> dürfen wir setzen (aktuell setzen oder auch "hinneh~~n").11 thetische gestr. 32 nicht da F. und so auch nichts, was in bezug auf sieals gesetzte oder hingenommene Wirklichkeit noch zur Setzung oderHinnahme kommen dürfte.

Zu S. 205 d. Neuausg.

A I2tt· Rb. Dasselbe gilt, wenn wir die Modifikation der Wahrnehmungbetrachten würden <h, die uns als vollbewußte Illusion (in dem Zusam­menhange etwa: das eben als wahrnehmungsmäßige Wirklichkeit Hin­genommene stellt sich< ... > nach welchen <h Momenten< ... >, die zumIllusionären als solchen <Rest verstümmelt> 24 zur Wahrnehmung] zurjeweiligen Wahrnehmung

D IO Sphäre. F. m. Rotst. Psychologisch-phänomenologische Reduktion.33t· aller Psychologie ersatzlos gestr.

Zu S. 206 d. Neuausg.D 5 dem psychologischen] dem rein psychologischen

Zu S. 207 d. Neuausg.

A 4 die Überzeugung] die nachkommen<de> Überzeugung 7 Vorgestell­tes, F. sein so und so Bewußtes

Zu S. 209 d. Neuausg.A 32 "Wirklichkeit als solcher"] "Wirklichkeit" als erscheinender

Zu S. 2IO d. Neuausg.A 5 In] Z.B. in

D 9 zu Sinn Rb. gegenständlicher Sinn 36 Rb. Kern und Sinn werdenspäter geschieden! <S.> 273ff., vorher 197, 247ff.

Zu S. 2II d. Neuausg.

A: I6 Noema, F. sowie dann weiter auch von Gegenständlichkeit schlecht­hin - falls sie existiert (ist, besteht im weitesten Wortverst<and».

Zu S. 2I2 d. Neuausg.

A 7 in Erinnerungen)] in Erinnerungen, die evtl. selbst wieder Erinne­~ungen zweiter oder höherer Stufe sein mögen) 20 in Phantasiewelten]1ll bloße Phantasiewelten 3I Erlebnisses F. ideal gesprochen 35 die­selbe Gegenständlichkeit, 36f. in denselben Erscheinungsweisen, 37 den­selben Orientierungen, erscheinenden Merkmalen, 38 denselben Modis un­bestimmter Andeutung, 39 unanschaulicher Mitgegenwärtigung sind allezu sperren

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508 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 509

Zu S. 2I3 d. Neuausg.A I2 Bewußthabens. F. Natürlich haben wir hier einen idealen Grenzfallim Rahmen der Evidenz konstruiert (eine kantische Idee). Aber es istauch evident, daß, selbst wenn wir die faktischen Wandlungen, diesich auch in der Sinngebung bei Wandel der Aufmerksamkeitvollziehen werden, in Rechnung ziehen, <... > die Dimensionen <?>des immanenten Sinnes und des attentionalen Modus und ihrer relativen<?> Independenz festzulegen ist - 30 daß zu] daß im ideal:n ~ren~fallzu 34ff. Klammer geöffnet, Wellenlinie am Rand und Rb. !Iler 1St m~htgeschieden zwischen der objektiven Aufmerksam<keit>, d1e notwend1geVoraussetzung ist für die "aufmerkenden" Vollzüge der höheren Stellung­

nahmen, und diesen <selbst>.

Zu S. 2I4 d. Neuausg.A 5ff. Rb. Die ganze Seite verbessern! B voraus, F. oder vielleicht sagenwir besser, schließt positive Aufmerksamkeit auf das ein, I6 Die]. Auf­merksamkeit ist hier: Die IB die Funktionen] die spontanen FunktlOnenD I7 der Subjektivität] der Ichlichkeit 20 das Sein] das bloße Sein

Zu S. 2I5 d. Neuausg.A 39 gleich und 40 empirische ersatzlos gestr. ..D I7 zu Noesen höherer Stufe Rb. Nicht Noesen, sondern Akte hoherer

Stufe

Zu S. 2I7 d. Neuausg.A I7 bei Urteil als "Idee", als Wesen, Fragezeichen am Ran~D 3 Rb. m. Rotst. Sinn I7 als Wesen gestr.; am Rand Frageze~chenund Rb.

Verbesserung!

Zu S. 2IB d. Neuausg.A 24 das noematische] ein noematisches 3I Form ersatzlos gestr.

Zu S. 2I9 d. Neuausg.A 23ff. Rb. Urteil 33 Zahlbewußtsein; F. <man> kann auch sagen: abernicht die <Z>ahl in Anführungszeichen.D B Rb. cf. <S.> 189, 273, 247ff.

Zu S. 220 d. Neuausg.A I zu "Inhalt" Rb. Urteils"materie" I3 fortfallen] "fortfallen" I5sein F. (freilich bringt das zugleich eine Modifikation, trotz der Identi­tät) IB aufschichtet] "aufschichtet" 11 fortfällt] "fortfällt" dazu Rb. Dassind aber Modifikationen!C IB fortfällt. F. Doch gehen mit dem Wegfallen auch gewisse phäno­menologische Modifikationen der Unterschicht vonstatten.

Zu S. 22I d. Neuausg.A 4ff. Rb. Sache, Wertheit, Wertverhalt

Zu S. 222 d. Neuausg.A 25f. Rb. NB! Vgl. auch Beilage 5I 37 und Sache] und was Sache

Zu S. 225 d. Neuausg.D IIff. Fragezeichen am Rand

Zu S. 227 d. Neuausg.A II Änderung F. der wandelbaren MannigfaltigkeitD I7ff. Rb. Ja, relativ. Das hyletische Datum ist ja selbst Einheit, aberfreilich immanente, subjektiv-reelle - andererseits dahinter ein Subjek­tives höherer Stufe, das diese Einheit Konstituierende.

Zu S. 229 d. Neuausg.AB usw. F. Natürlich gilt all das für Wahrnehmungen im allerweitestenSinn und nicht etwa bloß für Dingwahrnehmungen; es gilt für alle originärgebenden Akte: Jeder Grundar<t> von Gegenständlichkeit entsprechenwesensmäßig zugehöri<ge> Grundarten von ursprünglich konstitu<ieren­dem>, d.i. ursprünglich gerade sie und keine anderen gebendem Bewußt­sein, und dieses Bewußtsein hat wesens<mäßig> seine ganz bestimmtenStrukturen, deren Erforschung die Aufgabe <ist>.D 9 Frage- und Ausrufezeichen am Rand

Zu S. 230 d. Neuausg.A I2 ff. vor Man eine (nirgends geschlossene) Klammer geöffnet; dazu Rb.von hier unbrauchbar Vgl. Beilage 53 und 51 25 bei haben A nm. Gemeintist offenbar dies: Das Qualitätsnoema hat unter den realen Bestand­stücken des Bewußtseins sein jeweiliges Korrelat in der Empfindung, abereine Unendlichkeit von wechselnden Empfindungen dient vermöge derFunktion des die Empfindungsdaten, d.h. <?> Abschattungen bewußt­seinsmäßig Beseelens <?> und <Auffassens ... ?> Abschattung <... > Quali­tät <Rest verstümmelt> 27 Momente] Momente

Zu S. 23I d. Neuausg.A 9 in der Tat F. in den verschiedenen Phasen und Abschattungen derWahrnehmungen von demselben Vgl. auch Beilage 53 2Bf. konkreten,30 puren Noesen, 3I Momente, 32 volle Noema sind alle zu sperren

Zu S. 232 d. Neuausg.D 4ff. Rb. NB?

Zu S. 233 d. Neuausg.D 3 bei "gegenständlichen Sinn" verwiesen auf S. 270

Zu S. 234 d. Neuausg.A I3 haben: F. in der Phantasie oder Erinnerung lebend steht uns z.B.ein Gemälde "vor Augen" u.dgl. 23f. (denen, wie überall, parallele noeti­sche entsprechen) zu sperrenD I3 Rb. leicht mißzuverstehen

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510 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 511

Zu S. 237 d. Neuausg.A 3//. Rb. Bedenklich und näher zu charakterisieren als relative RedeD 2I oder wir reflektieren stufenweise auf die Noesen usw. eingeklammert,am Rand Fragezeichen

Zu S. 238 d. Neuausg.A 4/f. Rb. Der ganze Begriff des Noetischen ist eben problematisch, sowie er eingeführt <ist>.

Zu S. 240 d. Neuausg.A I7 die Pro blemgru ppen] die Hauptthemen und auf sie bezo<gen>die Problemgruppen

Zu S. 248 d. Neuausg.A I//. Fragezeichen am Rand I2//. Deleaturzeichen am Rand 35 bei der­jenigen nahe verwandt Rb. nein

Zu S. 254 d. Neuausg.A I/f. Rb. Beilage <=Beilage 55> 6 Scheiden wir F. - immer in derdoxischen Sphäre, auf <die> sich vorläufig alle unsere Scheidungen <und>Termini beziehen - I8/. wirklichen gestr., dazu Rb. kann gestrichenwerden Vgl. auch Beilage 56.

Zu S. 255 d. Neuausg.A 7 attentionale] attentionale I8 in gewisser Weise und ähnlicheingeklammert I9 aktuellen] wirklichen 22 Phantasie-Erlebnisgegen­wart. F. Jedes Erlebnis ist eben im inneren Bewußtsein wahrgenommen.32 wie] als

Zu S. 256 d. Neuausg.A I inneres Reflektieren] inneres gewahrendes Reflektieren I3-I5 DieseAktualität der Daseinssetzung ist, nach dem früher Ausgeführten, neutra­lisiert im perzeptiven Bildbewußtsein.] Der Aktualität wirklicher Da­seinssetzung <en>tspricht eine Aktualität neutralisierter Daseinssetzungim perzeptiven Bildbewußtsein. Vgl. den Schlußabsatz von Beilage 55 20aktuelle] wirkliche 24 erlaßt] erfaßt 28/. (nicht neutrale, wirklichsetzende) gestr.; am Rand zweimal Deleaturzeichen und Rb. Beirrend!Streichen! 34 setzende] setzende 35 In der Neutralitätsmodifikationder Erinnerungen, d.i. der] In den Neutralitätsmodifikationen von Erinne­rungen, d.i. in den dazu Rb. Ändern, deutlicher! 38f. Setzungen] Quasi­setzungen ; dafür im Modus des Gleichsam eingeklammert

Zu S. 257 d. Neuausg.A 2 ohne Aktualität der Setzung gestr. 4 wie in] wie sie in 11 Setzungs­aktualität] Aktualität der Setzung 3I mit modalen] mit den modalen

Zu S. 258 d. Neuausg.

A 27f. Das ist selbstverständlich unter allen Umständen möglich gestr.;stattdessen Beilage <= Beilage 57>

Zu S. 259 d. Neuausg.

A I4/· statt in der Weise des Bewußtselllsvollzugs innerhalb desModus cogito ist besser: in der Weise des Bewußtseins innerhalb desVollzugsmodus cogito I9-24 am Rand Wellenlinie und Rb. stattdessenBeilage <=Beilage 58> 20/. zu "wirkliches", "wirklich setzendes"Rb. stimmt nicht mit <S.> 236

Zu S. 260 d. Neuausg.A 9 zu ist Rb. hat?! 27 Wir werden, F. wie gesagt,

Zu S. 26I d. Neuausg.

A I9-28 Und wieder bis enthält eingeklammert; Rb. dafür Einlage< = Bei­lage 59>D 28/. Rb. Aber die Position als Fiktum?

Zu S. 262 d. Neuausg.

A 25 explizite] sozusagen patente 29 expliziten] aktuellen 30 explizier­te] aktuelle 34 explizite] aktuelle

Zu S. 263 d. Neuausg.

A I7 Akt] "Akt" I8 Gefallens usw.] Gefallens, sich Hineinphantasierensusw. 2I Aktualität F. des cogito 2I/. Insofern scheiden wir deutlichervollzogene Akte und nicht vollzogene] Insofern sprechen wir ande­rerseits doch selbst mit Recht in einem weiteren Sinne von Aktoder intentionalem Erlebnis und scheiden dann zwischen vollzogenemund nicht vollzogenem (was ohnehin besser klingt als aktuelle Akte <undin>aktuelle). 28-39 Die vollzogenen bis u.dgl. eingeklammert; vgl. als V.Beilage 60 3I "Stellungnahmen" F. des IchD 2I deutlicher F. vom Ich her

Zu 5.264 d. Neuausg.

A I Sinne F. der intentionalen Erlebnisse überhaupt 6//. Rb. Es fehltdoch ein Herausheben der Setzung als ein besonderes Moment im in­~entionalenErlebnis. I5/. Titel Neutralität F. trotz seiner Ausdehnunguber das ganze Bewußtseinsgebiet I6 hatte ihren] hatte ja ihren I7Potentialität F. doxischer Setzungen. 23/. nichtneutralisierte oderneutralisierte] positionale oder neutrale

Zu S. 265 d. Neuausg.A 28 vereinigten sinnlichen] vereinigten dunklen sinnlichen

Zu S. 266 d. Neuausg.A I4 neuartigen] neuen 35 doxologische] doxische

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512 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 513

Materie im Sinne der Logischen

Zu 5.268 d. Neuausg.A 3S doch gestr.

Zu 5.269 d. Neuausg.A I "intentionale Erlebnisse"] "intentionale" Erlebnisse 4-6 Im Vorbei­gehen sagten wir oben ganz korrekt, Aktcharaktere überhaupt seien"Thesen"] Davon haben wir oben schon Gebrauch gemacht, Aktcharak­tere überhaupt galten uns als "Thesen". - Das Recht dieser Erweiterunggründet in der wesentlichen Analogie - außerdem zu oben Verweis aul s.234, 237 S zu Aktcharaktere Rb. Die Rede von Akt charakteren alsThesen ist unpassend. 81. Rb. Die Ausdrucksweise! I4 zu SetzungsartenRb. Setzung ist doch nicht die ganze Noese, und wenn auch kein Stück,so doch ein abstrakt Hervorzuhebe<ndes> 20 zu archontische Rb.Beilage <= Beilage 62> 22f. zu spezifischen "Aktcharaktere" Rb. Warumheißen sie spezifische Aktcharaktere ?

Zu S. 270 d. Neuausg.A II und zwar F. (hier liegt das Neue) IS setzbar m. Blaust. in Anlüh­rungszeichen gesetzt 22 "Positionen"] Positionen

Zu S. 272 d. Neuausg.A I7 Gemeintsein F. Aber dazu tritt nun freilich <der> besondere Vorzugdes Doxischen: <die> Objektivierung, um dessen willen <die> doxischenErlebnisse mit Recht die eigentlich objektivierenden genannt <werden>.Nämlich:C 32 Syntaktische] Synthetische aber auch Rb. synthetische?

Zu S. 273 d. Neuausg.A 911. Rb. m. Blaust. Synthesis des ursprünglichen Zeitbewußtseins <vgl5.> 161 3011. am Rand Verweis m. Blaust. aul S. 161

D 91f. Rb. Zeitsynthese

Zu S. 274 d. Neuausg.A III. Rb. Beilage <= Beilage 62>D IS Rb. Synthese wird im Weiteren meist gleichgesetzt mit Poly­these.

Zu S. 27S d. Neuausg.A 341f. Schrägstrich am Rand. Vgl. Beilage 64·

Zu S. 276 d. Neuausg.D 38 Verweis aul Logische Untersuchungen, III. Band, <5.> 160.

Zu S. 277 d. Neuausg.A 30 neutrales,] neutrales, z.B.

Zu S. 278 d. Neuausg.

A I81· "der Pseudo-Dionysius", F. oder in Negate 20 Syntaxen] Syn­thesen

Zu S. 28I d. Neuausg.

A IO-I4 Deleaturzeichen am Rand IsII. Schrägstrich am Rand. Vgl. Bei­lage 6S.

Zu 5.283 d. Neuausg.

A 321. bei urquellender Aktualität Rückverweis aul S. 253 37 zu es "fälltuns ein" Rb. Einfall, <welches sind> frühere Parallelstellen ?

Zu 5.287 d. Neuausg.A 27 - I. 5., S Wellenlinie am Rand

Zu 5.288 d. Neuausg.

A 711· am Rand Fragezeichen und Rb. Falsch. Das eigentliche Ausdrückenist das Anpassen des Ausdrucks an das eigentlich Gegebene, Ausgedrückte(der <Unterschicht?». 3I zu Methode der Klärung Rb. m. Blaust. cf. § 67,p.125B Iol. leeren, bloß verbalen eingeklammertD 3I Rb. m. Rotst. § 67, Idee <der> Methode

Zu S. 289 d. Neuausg.

A I911· Rb. Da spielt etwas vom Fehler auf der vorigen Seite mit. 37 zuU n terschich t Rb. Sie ist oft und meist leer, also nur da in Form derBedeutungsintention selbst.

Zu S. 290 d. Neuausg.A 2I-23 Rb. NB

Zu S. 29I d. Neuausg.A 32 Fragezeichen am Rand

Zu S. 293 d. Neuausg.A I71f. Fragezeichen am Rand 231. Rb. Das ist wohl nicht richtig.

Zu S. 297 d. Neuausg.

D 5 wirklich] "wirklich" IS zu "Kerns" Rb. = gegenständlicher Sinnsowie m. Rotst. verwiesen aul s. 187ff., 208ff., 197

Zu S. 298 d. Neuausg.

D I7 Rb. Logische Untersuchungen III - (keine Seitenzahl angegeben)

Zu 5.299 d. Neuausg.A 36 zu "noematischer Sinn" Rb.Untersuchungen

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514 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 515

D 23 Kern F. im gegenständlichen Sinn 36 zu "noematischer Sinn" Rb.in den Vorlesungen: gegenständlicher Sinn

Zu S. 300 d. Neuausg.D 26 "erinnerungsmäßig" gestr. 26//. Rb. ausführlicher <auf S.> 209

Zu S. 30I d. Neuausg.A S//. Rb. Beilage< = Beilage 66> 20/. bei von dem wir oben gesprochenhaben Verweis au/ S. 269 oben

Zu 5.3°7 d. Neuausg.

A ~3-IS Fragezeichen am Rand 2S zu Die analytisch-syntaktischen Ope­ra.tlOnen Rb. synthetische Operationen der analytischen Sphäre 27 Be­stImmungsgehalt F. immer

D 4 eingehenden F. variablen I6//. Rb. Logische Untersuchungen IV32 f. synthetischen] polythetischen

Zu S. 30B d. Neuausg.D 4 synthetischen] polythetischen

Zu S. 302 d. Neuausg.D 23 "Akt", F. nicht nur eine unselbständige Aktphase 27 Kerne, F.gegenständliche Sinne dazu Rb. aber Kern und Sinn wird später ge­schieden, <vgl. S.> 273

Zu S. 30S d. Neuausg.A B-IS Rb. Terminologische Änderung gegenüber den Logischen Unter­suchungen. "Sinn oder Bedeutung" der Logischen Untersuchungen jetztidentifiziert mit S atz.D 3 Thetische und synthetische] Monothetische und polythetische IBsynthetische] polythetische

Zu 5.306 d. Neuausg.A I2 zu ein <... > Begriff von Erscheinung Rb. Ein Begriff von Er­scheinung in Beziehung auf "Sinn". Hierher gehört wohl: die erscheinendeSeite als "Erschei<nung"> der betreffenden Merkmale des Ge<genstands>und dem entsprechend der Ge<genstand> ganz und gar als der, der da inder Seite und im Übrigen uns erscheint.D I2/. zu Erscheinung Rb. Apparenz 34 Sätze F. und der Apparenzenund der "Gegenstände selbst" in Anführungszeichen

Zu S. 304 d. Neuausg.AIs/I. Rb. Sehr unvollkommen! Beilage! <= Beilage 67> 201. zu zweiterBegriff von "Gegenstand im Wie" Rb. gegenüber: X (ex, ß, y) 3S Rb.voller KernD 4 synthetischen ersatzlos gestr. 61. Rb. Das ist neu zu überlegen.IS - I. 5., 2 § 132 bis Fülle eingeklammert; dazu Rb. Das wird nicht sobleiben können und (zu "Sinn"?) Dieser Begriff, so gefaßt, ist nicht halt­bar. I6 Der Sinn] Der gegenständliche Sinn

Zu S. 3IO d. Neuausg.A 34//. Rb. Intersubjektivität in der ReduktionD 3I Rb. Apparenzen 32//. Rb. intersubjektive Konstitution

Zu S. 3I6 d. Neuausg.

A 6-II statt Zu jedem bis "vernünftig motiviert" wäre korrekter:Zum Dingsinn, sofern er leibhaft erscheint, gehört die Setzung. DieSetzung als Setzung dieses Sinnes ist motiviert durch das leibhaft Er­scheinen. Vgl. auch Beilage 6B

Zu S. 3I3 d. Neuausg.

D 27/· zu die noematisch "vermeinte" Identität des X "wirkliche" Identi­tät Rb. nicht ganz korrekt und V. das noematisch "vermeinte" Identischede~ X "Wirkliches"

Zu S. 3II d. Neuausg.D 6 entsprechen jedem Ding] entsprechen jedem Ding

Zu S. 309 d. Neuausg.A 22/f. Rb. NB

Zu S. 3I7 d. Neuausg.

A I4/· eine "Fülle" in sich zu bergen] innerhalb des Vollkerns eine Fülle"zu haben I6/f. Rb. cf. p. 15 sowie vgl. die Randbemerkungen im'~rauenungebun~enen<?> Jahrbuchexemplar< = in C> Vgl. auch Beilage 26 29/.:vesen, 1m anderen um I ndivid uelles] Wesen und Wesensverhalte,Im.anderen um Individuelles und individuelle Sachverhalte Vgl. auchBezlage 6B

BI4f. statt eine .',Fülle in sich zu bergen die sachliche Besserung: innerhalbdes Vollkerns eme Fülle zu haben IB//. Rb. Widerspruch mit p. 15 Vgl.auch Beilage 26

~ IBIf. Rb. "Yid~rspruch der Terminologie mit S. 15 Vgl. auch Beilage 269/.. Rb. I. EIdetisches Sehen, II. Individuales Sehen 2IIf. Rb. Oberster

G~Slchtspunkt: unmittelbare Evidenz: 1. Individuelles _ 2. Wesen;mIttelbare Evidenz: 1. Individuelles evident als infolge der Setzungvon anderem Individuellem, <2.> Übertragung von Wesensverhalten aufgegebene Fälle. Vgl. auch Beilage 70 36/t. Rb. 1. assertorisches Sehen 2, .

"Gegenstand261. Rb. Inhalt

Zu S. 303 d. Neuausg.A 3/. zu "Gegenstand schlechthin" Rb. X 41. zuim Wie seiner Bestimmthei ten" Rb. X (ex, ß, y ... )im zweiten Sinn (gegenüber Sinn)D 9 "Sinn" F. (gegenständlicher Sinn)

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516 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 517

apodiktisches Sehen als Einsehen des Seins eines Einzelnen auf Grundeines eidetischen (oder notwendigen) Seins Vgl. auch Beilage 70

Zu S. 3I8 d. Neuausg.A 27f. Rb. Kreuzung sehender und einsehender, erfahrender und eideti­scher (Evidenz mit der apodiktischen und assertorischen?) Vgl. auch Beilage

7°C 31f. Rb. A) Wesensverhalt, B) Allgemeinheit?D 211. Rb. cf. S. 15

Zu S. 322 d. Neuausg.B 35-37 und schließlich laufen alle Linien zurück zum Urglau­ben und seiner Urvernunft, bzw. zur "Wahrheit". Wahrheit istoffenbar das Korrelat] Alle doxische Wahrheit führt letztlich zurück zurIdee der absoluten (=adäquaten) Wahrheit, der vollkommenen. DieseWahrheit ist das Korrelat Vgl. Beilage 7IC 351. schließlich laufen alle Linien zurück zum Urglaubenund seiner Urvernunft, bzw. zur "Wahrheit"] alle Wahrheit führtzuletzt zurück zur Idee der Urwahrheit.

Zu S. 323 d. Neuausg.A I5 der Wahrheit] der absoluten WahrheitB 3 zu entsprechenden Anm. Dem entsprechenden Glauben! = Esgibt eine absolute Evidenz (eine adäquate). Adäquate Wahrheit ist einweniger guter Ausdruck: absolute Wahrheit. Doch kann man ihn auchhalten und sagen, die Adäquation besteht darin, daß sich die Wahrheitnach dem seienden Sachverhalt richtet. Das "es gibt" = das mathema­tische "es gibt". Vgl. Beilage 7I

Zu S. 324 d. Neuausg.A 9 die Wahrheit] die doxologische (letztlich die Ur-)Wahrheit

Zu S. 327 d. Neuausg.A 3 bei Sinne Anm. Vgl. z.B. oben - (keine Seitenzahl angegeben) I3 imZusammenhang] im anschaulich gewordenen Erinnerungszusammenhang

Zu S. 33I d. Neuausg.A I8f. unendliches, F. mehrdimensionales, Vgl. auch Beilage 72

Zu S. 332 d. Neuausg.B 6 zu Idee Rb. vgl. im anderen Handexemplar (= eine radierte Bemerkungzu dieser Stelle in A. Vgl. Beilage 73)

Zu S. 334 d. Neuausg.A 6 zu gewöhnlich Rb. Das hat Steinmann mißverstanden; als ob ichmeine Theorie der Evidenz auch auf Urteile beschränken wollte.

Zu S. 336 d. Neuausg.A 28ff. zu Möglichkeit Rb. Das ist aber nur Möglichkeit im einen Sinnder Anmutlichkeit.

Zu S. 340 d. Neuausg.A 30 zu "dogmatisch" Anm. Vgl. I <=1. Abschnitt?>, S. - (keine Seiten­zahl angegeben)

Zu S. 349 d. Neuausg.A I9 Rb. Reflexion

Zu S. 352 d. Neuausg.A 25 Rb. intersubjektiv

Zu S. 359 d. Neuausg.A 35ff. (zu 37 alle Bewußtseinsdeskriptionen gehörige?) Rb. Auch dieHyletik?

ANHANG

Husserls Randnotizen zum "Ausführlichen Sachregister" von G. Walther

In Husserls Handexemplar D ist als Anhang auch das AusführlicheSachregister von Gerda Walther abgedruckt. Die häufigen mit Rotstift vor­genommenen Unterstreichungen einzelner Stellen darin scheinen auf einenintensiven Gebrauch des Sachregisters hinzuweisen. Alle Eintragungen imWaltherschen Register hat Husserl, sofern nicht anders vermeldet, mit Blei­stift vorgenommen. Im Folgenden werden sie in der Reihenfolge der Stich­worte, auf die sie sich beziehen, wiedergegeben.

Stichwort Analyse, Teil reelle Analyse: zur letzten Seitenangabe 265f. Rb.Bevorzugung reeller Analyse von der psychologischen Einstellung her

Stichwort Anschauung: Rb. es fehlt kategoriale Anschauung als erwei­terter Begriff von Anschauung p. 11 sowie Index fehlt bei der Walthersub Anschauung die kategoriale Anschauung 11 und dazu 260 unten

Stichwort Einbildung: danach als neues Stichwort notiert Einfall: 255, 258Stichwort Erlebnis, Teil immanente Einheit von Erlebnissen: Rb. Erleb­

nisstrom und immanente Zeit 163Stichwort Explizieren: Rb. explizite Intentionalität 235Stichwort Hintergrund, Teil Bewußtseins-H. und reines Ich: statt der

Seitenangabe 235 gibt Husserl an 235ff.Stichwort Ich, Teil Blick d. r. I siehe dort: verwiesen auf Ichblick Index 8

<= S. 8 des Waltherschen Registers, wo das Stichwort Blick verzeichnet ist>Stichwort phänomenologischer Idealismus, Teil Pro: Am Rand ein Frage-

und AusrufezeichenStichwort Intentionalität: Rb. explizite Intentionalität 235f.Stichwort Konstitution: Rb. intersubjektive Konstitution 279Stichwort Modifikation: zu Beginn Rb. allgemeiner Charakter der Modi­

fikation 215, 220

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518 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

A. TINTENMANUSKRIPTEI

11. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFTDER IDEEN I

Vor Stichwort Natur als neues Stichwort notiert Nähe (Gegebenheits­nähe) - Ferne 125

Stichwort Noema, Teil DeI.: m. Rotst. zugefügt die Seitenangabe 265Stichwort Phänomenologie: Rb. Phänomenologie und erste Philosophie

121 sowie empirisch gerichtete psychologische Phänomenologie 1711Stichwort Psychologie: Rb. Psychologische Phänomenologie 171. Cf. 143,

auch im Vorübergehen "immanent psychologisch" 180. 184 phänomeno­logische Reduktion für den Psychologen. Außerdem bei Teil P. u. Phäno­menologie m. Rotst. zugefügt der Seitenverweis 105

Stichwort Realität: nach diesem Stichworttitel m. Rotst. eingefügt derSeitenverweis 6

Stichwort Reduktion: Rb. intersubjektive Reduktion 279Stichwort Sinn: Rb. "gegenständlicher Sinn" 188f., 208, 272Stichwort Synthese: Rb. Syntaktische Anschauung (kategoriale) 260

außerdem bei Teil Unterscheidung v. explikativer oder analytischer S. zuexplikativ Rb. = bloße Explikation

5

BEILAGE 1

ERGÄNZUNGEN AUS DEN ERSTEN AUSARBEITUNGEN2

<Mai 1912>

In allen empirischen Aussagen kommen zum Ausdruck die Tempora.Z.B. Göttingen liegt an der Lahn. Die Rede ist vom jetzt seienden undin einer sich um das Jetzt herum ausbreitenden Dauer seienden Göt-

10 tingen. Und das Jetzt ist das aktuelle Tempus Präsens, das im Ist auchinsofern zum Ausdruck kommt, als die Beschaffenheit als die demGegenstand in dieser Dauer zukommende gemeint ist, sich selbst überdiese Dauer erstreckend. (Und das Jetzt ist die temporale Aktualität.)Göttingen war früher ein armseliges Nest. Da ist Göttingen evtl. ge-

15 dacht als das jetzige Göttingen, aber das nur in einer früheren (unbe­stimmten) Strecke seiner Dauer ein elendes Nest war. Dagegen CäsarsGang über den Rubikon: das ist der gewesene Cäsar, dessen Gewesen­heit ihren Sinn erhält durch die Beziehung zum erfahrenen (vom Ur­teilenden erfahrenen) Jetzt.

20 Die Tempora sind: ist jetzt, ist gewesen, ist sein werdend. Ebensohaben wir Ortsbestimmtheiten: ist dort, nach allen möglichenRaumrichtungen orientiert um das absolute Hier, das erfahrene Hier.

Immer ist ein Erfahrungshof da, ein Raum-Zeitschema, das einerfahrenes ist, das der Perzipierende und Urteilende sozusagen mit

25 sich herumträgt und das ihn wieder in gewisser Weise in sich trägt,sofern der Erfahrende sich selbst in das Jetzt und Hier als das seinesetzt. Wie er das tut, das ist eine Frage für sich.

Das Erfahrungsschema ist aber nicht leere Form ohne Inhalt. DasJetzt und Hier und die darum sich gruppierende Umgebung ist immer­

30 fort erfüllt: ein originär räumlich-zeitlicher Horizont ist bestimmt als

1 Zu dieser und den folgenden Manuskriptbezeichnungen vgl. die "Einleitung desHrsg". im I. Halbband dieser Ausgabe, S. XXXIVff. - Anm. d. Hrsg.

2 Vgl. § 6 (und § 27) der Ideen I. - Anm. d. Hrsg.

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520 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 521

erfüllter; seine Fülle liegt in der aktuell erfahrenen Gegenständlichkeitund dem immerfort aktuell erfahrenen Leib, der das Hier in sich trägtund das Jetzt. Ebenso das aktuell erfahrene Erlebnis mit seinem ak­tuellen Jetzt und die aktuellen, wenn auch partiell unbestimmten

5 Retentionen und Erinnerungen. Soweit die erfahrene Fülle, die eigent­lich anschauliche reicht, soweit ist der Horizont ein klarer und be­stimmter. Darüber hinaus erstreckt sich aber ein dunkler und unbe­stimmter endloser Horizont. Und da ist es der Aufklärung bedürftig,wie sich das Hineinsetzen etwa eines Gegebenen, einer Wiedererinne-

10 rung oder Einfühlung in den Horizont vollzieht, wie etwa ein erinnerterHorizont, der selbst seinen Mittelpunkt und seine klare und dunkleUmgebung hat, hineinbezogen wird in den aktuellen Horizont.

So bei den singulären und so bei den partikulären und universellenempirischen Urteilen, auch bei den Gesetzesurteilen der Naturwissen­

15 schaft. Die Allgemeinheit als empirische besagt das Immer und Über­all, und das enthält als Orientierungspunkt das Jetzt und Hier.

Empirisch-psychologische Urteile haben auch Beziehung auf einen,und nicht nur einen temporalen Erfahrungsmittelpunkt.

Ich empfinde, ich urteile, ich fühle: jetzt.20 Ich habe empfunden, ich habe geurteilt: soeben, in der früheren

Vergangenheit etc.Ich werde empfinden, urteilen etc.Ein anderer empfindet, urteilt etc. oder hat geurteilt etc.Diese Empfindungen, diese psychischen Phänomene sind bezogen

25 auf ein Subjekt, das sein aktuelles Jetzt in ihnen selbst bewußt hat,oder in bezug auf ein aktuelles Jetzt seiner aktuellen Erlebnisse einpsychologisches Vergangen oder Künftig bewußt hat. Andererseits binich, der psychologisch Urteilende, da und habe mein Jetzt und Hier, inbezug darauf mein Raum-Zeitschema, darin orientiert die fremden

30 Leiber und mittelbar auch die fremden Ich. Und das fremde Zeitsche­ma hat Beziehung auf mein aktuell erfahrenes Zeitschema und Raum­Zeitschema und hat mit Beziehung darauf sein "gleichzeitig", seineinfühlungsmäßig gesetztes Jetzt, das als "gleichzeitig" gesetzt ist mitdem erfahrenen Jetzt, und sein Vergangen oder Künftig, die wieder

35 ihre relative Anknüpfung haben an mein Jetzt und meine originäreund erfahrene Raumzeitlichkeit. Die reine Setzung setzt eben reineEinzelheiten, und das sind nichts anderes als ideale Möglichkeiten, alsVereinzelungen von Ideen, die kein reales Dasein solcher Vereinzelun­gen implizieren. Die empirische Setzung aber setzt ein reales Dasein,

40 das der Einzelheit den Charakter der reinen benimmt und sie zurdaseienden stempelt. Einmal vollzieht sich die Setzung im reinen Be­wußtsein der Idealität, ohne daß darum eine Idee zum Gegenstand­worüber würde, das andere Mal im Erfahrungsbewußtsein, das nichtbloß seinssetzendes, sondern ins Dasein versetzendes ist, also einen

45 bewußten Daseinsboden voraussetzt.An Beispielen können wir uns die Sache klar machen. Jede in Dies­

heit vorstellige Einzelheit, z.B. wenn ich sage Göttingen, Napoleon,

dieser Tisch, ist als individuelles Dasein bewußt dadurch, daß das In­dividuelle bezogen erscheint auf das aktuelle hic et nunc, das der abso­lut notwendige, wenn auch fließende Orientierungspunkt alles indivi­duellen Seins ist. Mich selbst finde ich im Jetzt und Hier, und von ihm

5 ist das Ich in seiner Seinsaktualität unabtrennbar. Alles individuellVorstellige ist notwendig in dieser Vorstellung in bezug auf mich orien­tiert eben durch das Jetzt und Hier, in bezug auf welches es notwendigorientiert ist. Das Ich und sein aktuelles Jetzt und Hier ist dabei nichtGegenstand-worüber, aber es ist notwendig mit bewußt. Alles, was

10 individuell gegenständlich ist, ist bewußt als dazu orientiert. DasHier und Jetzt ist nicht ein Gedachtes, nicht ein indirekt, etwa gardurch Begriffe, Vorgestelltes. Indirekt vorgestellt ist das Hier undJetzt, das ich in der einfühlenden Erfassung einer anderen Person ihrals ihren Grundpunkt der Orientierung zuschreibe. Aber den Anderen

15 selbst und alles, was ich in bezug auf ihn als orientiert vorstelle, kannich nur vorstellen in Orientierung zu meinem unmittelbaren, sozusa­gen lebendigen Hier und Jetzt als meine Umgebung. Wir können dasauch so ausdrücken: Jedes individuelle Objekt ist nur vorstellig alsObjekt meiner, des Vorstellenden, Umgebung. Das ist nur ein an-

20 derer Ausdruck dafür, daß jedes in Diesheit vorgestellte Individuellenotwendig Orientierung zum Mittelpunkt der Umgebung <hat>, zumHier und Jetzt, das mit dem vorstellenden Ich notwendig ineins be­wußt, und zwar originär bewußt, wahrnehmungsmäßig bewußt ist,erfahrungsmäßig. Das ist also das Grundstück alles Erfahrungsbewußt-

25 seins. So wie ich nichts erfahren, nichts in Diesheit setzen kann, ohnemeinen Erfahrungsmittelpunkt, mein Hier und Jetzt und einen end­losen raum-zeitlichen Horizont, der selbst erfahrener ist, zu setzen, sokann ich nichts einbilden, ohne es in Beziehung sei es auf das erfahreneHier und Jetzt und den Erfahrungshorizont, also das erfahrene Orien-

30 tierungsschema, sei es in bezug auf ein eingebildetes Orientierungs­schema emzubilden.

Bleiben wir beim Fall der Erfahrung bzw. bei dem des nach Erfah­rung sich richtenden Erfahrungsurteils. Jedes singuläre Urteil überindividuelles Sein setzt die singulären Vorstellungen, das ist diejenigen,

35 die in ihm Diesheit vorstellen, in sein Orientierungsschema als Er­fahrungsschema hinein, das ist in das aktuell erfahrungsmäßig gesetzteZeitschema und Raumschema. Sage ich, Göttingen liegt an der Lahn,so deutet das Tempus Präsens die Einordnung in die aktuelle Gegen­wart, die durch meinen zeitlichen Orientierungsmittelpunkt gesetzte

40 und erfahrene Gegenwart, an. Göttingen ist vorstellig als ein dauerndesSein, und die Dauer gruppiert sich um diesen Aktualitätspunkt herumund wird dadurch selbst zur wirklichen, als wirklich gesetzten Dauer.Sage ich, Carthago war eine phönizische Pflanzstadt, so ist es als Ge­wesenes gesetzt. Das Wort gewesen weist wieder notwendig auf das

45 aktuelle Jetzt hin, in bezug auf das Gewesenheit ihren Sinn erhält:Von meinem Jetzt aus habe ich den endlosen Horizont der empirischenVergangenheit und habe ich ebenso einen endlosen Horizont empirisch

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522 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 523

gesetzter Zukunft, und in dieser Zeitumgebung liegt alles, wovon ichals individuelles, wirkliches und empirisch mögliches Sein spreche. Undebenso in räumlicher Hinsicht. Alles Räumliche ist ein Dort zum Hierin dreidimensionaler Mannigfaltigkeit. Nur sofern zwischen meinen

5 Orientierungen und denen eines Anderen gewisse Austauschbeziehun­gen bestehen, die jeder von seiner Orientierung aus erfassen und er­kennen kann, sofern ist Verständnis und ist intersubjektives Setzenund Urteilen möglich. Urteilen wir nun in unbestimmter Vorstel­lung, partikulär oder universell, so können wir die unbestimmten Vor-

10 stellungen mit einem solchen Sinn vollziehen, daß wir die vorstelligenGegenstände als zu dem aktuellen, erfahrenen Ich bzw. Orientie­rungsmittelpunkt gehörige, also dem empirischen Horizont zugehörigeauffassen. Dann ist die Urteilssetzung eine empirische. Sagenwir, alle materiellen Körper unterliegen dem Gravitationsgesetz, so ist

15 gemeint, alle Körper, die jetzt sind oder früher waren oder künftig seinwerden: Damit ist die Universalität bezogen auf die empirische Wirk­lichkeit, auf den durch meine aktuelle Existenz, durch mein aktuellesJetzt und Hier vorgezeichneten und gesetzten, weil erfahrenen Hori­zont. Das gilt also bei allen Erfahrungsurteilen, mögen sie auch Ge-

20 setzescharakter haben und mögen die Gegenständlichkeiten-worüber,die im Gesetz völlig unbestimmt gelassen und beliebig sind, selbstkeine Setzung erfahren. Ich sage nicht aus, daß es materielle Körpergibt, und die Existenz solcher liegt nicht, oder braucht nicht zu liegen,in dem Sinn des Satzes. Ich kann bloß meinen, was überhaupt ein ma-

25 terieller Körper ist, muß schwer sein. Und doch ist das Urteil ein em­pirisches, doch enthält es einen Wirklichkeitsboden : Er liegt in derempirischen Bewußtseinsweise, darin, daß ich die Allgemeinheit derKörpervorstellung auf diesen erfahrenen Horizont beziehe. Es ist eineDaseinssetzung vollzogen, die ich ausdrücken kann, wenn ich sage:

30 Nicht alle Körper schlechthin und überhaupt in reiner Allgemeinheit,sondern alle Körper der Wirklichkeit, nämlich der im Raum und inder Zeit als unendlich formaler Horizont liegenden individuellen Wirk­lichkeit, sind schwer. Dieser Horizont ist nicht ein rein gedachter, son­dern ein durch mein erfahrenes Hier und Jetzt als Erfahrungshorizont

35 gesetzter und selbst erfahrener.Schalten wir aber das aktuelle hic et nunc aus als Beziehungspunkt

der Orientierung für die unbestimmten vorstelligen Gegenständlich­keiten, durchschneiden wir gewissermaßen die Verknüpfung mit dieserfundamentalen Erfahrungssetzung und damit auch die Setzung des

40 aktuellen räumlich-zeitlichen Horizonts, so verbleibt bei diesen Ge­genständlichkeiten ein "bloß" gedach ter Horizont. Und nun könnenwir in bezug auf diese bloße Idee eines räumlich-zeitlichen Horizontsin reinem Denken unbestimmte allgemeine Setzung vollziehen, z.B.wenn wir urteilen, alle Körper sind ausgedehnt.

45 Jedes Ausgedehnte untersteht hinsichtlich seiner Ausdehnung dengeometrischen Gesetzen u. dgl.

Ich sprach von allen Körpern, aber nicht von Körpern, die ich zum

aktuellen Hier und Jetzt orientiere, als ob ich von meinem Hier ausmich zu ihnen hinbewegen, als ob ich von meinem Jetzt aus sie imDurchlaufe~der Zeit finden könnte. Körper kann ich ohne Orientierungzum Jetzt mcht erfahren, aber ich kann sie imaginieren und finde sie

5 zu einem imaginierten Orientierungspunkt orientiert. Und ich kannn.un erwägen, völlig frei von aller aktuellen Daseinssetzung, was zueI~em Körper als solchem, wie immer er orientiert gedacht ist und ober m der Erfahrung vorkommt und nachweisbar ist oder nicht und obes in Wirklichkeit überhaupt etwas gibt oder nicht, was zu einem Kör-

10 per als Körper gehört, was seine Idee ausmacht, was ihm als Vereinze­lung, als "rein" der Idee des Körpers <entsprechendem> zukommt undwas nicht. So in allem rein chronologischen, rein geometrischen, reinarithmetischen Urteilen.

Sprechen wir von jeder beliebigen Geraden, daß sie als Radius eines15 Kreises genommen werden kann etc., so sind wir von aller Beziehung

zum erfahrungsbewußten hic et nunc frei. Das hic et nunc, das unsdabei vorschwebt, ist selbst ideal.

BEILAGE 2

<EIDETIK DER NATUR UND EIDETIK DES GEISTES>

20 <wohl Juni 1912>

Wir knüpfen unsere Überlegungen an den (oben § 6)1 ausgesproche­nen Satz, daß jeder obersten echten (materialen) Gattung von empiri­schen Gegenständen, jeder Region von empirischen Gegenständen einregionales Wesen entsprechen <muß> und demgemäß jeder regionalen

25 empirischen Wissenschaft eine regionale Wesenslehre, eine Eidetik.In diesem Sinne entspricht, sagten wir, der empirischen Wissenschaft(oder dem einheitlichen Komplex empirischer Disziplinen), die sich aufdie materielle Natur beziehen, die Ontologie der Natur, die "reine"(das ist eidetische) Naturwissenschaft, in einem gegenüber dem Kanti-

30 schen erweiterten Sinn. Gehen wir von der erfahrenen Natur aus soist sie zeitliche, räumliche, und spezifisch materielle Natur, und da~itdrücken sich offenbar Gruppen von Bestimmungen aus, die zu jedemNaturobjekt als solchem wesentlich gehören. Gehen wir nun zum rei­nen Wesen, zum Eidos über, so ergeben sich eidetische Disziplinen in

35 bezug auf das Wesen von Zeit als solcher, bzw. von Zeitlichem alssolchem, in ~e~ug auf den Raum und Räumliches als solches; in bezug~uf R~umzeItliches als solches erwächst die Idee der Bewegung, dieIhrerseits zu eidetischen Untersuchungen Anlaß gibt. Endlich auf dasvo~e Wesen materiellen, spezifisch "physischen" Seins, das mehr als

40 ZeIträumlichkeit in sich schließt, obschon notwendig auch diese, er-

1 Vgl. Ideen I, § 9. - Anm. d. Hrsg.

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524 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 525

geben sich neue eidetische Sätze, wie sie Kant unter dem Titel reineNaturwissenschaft im Auge hatte (bzw. Metaphysik der Natur). Alsoeidetische Chronologie, Geometrie, Phoronomie, Physik gehören hierzusammen als Wissenschaften, die zur "Idee" der Natur gehören, der

5 Natur im engeren Sinn der physischen Welt.In eben dieser Weise hätte den empirischen Geisteswissenschaften,

zunächst der empirischen Wissenschaft vom individuellen Geiste, eineEidetik entsprochen, also der empirischen Psychologie eine rein ratio­nale. Ob diese viel oder wenig mit der rationalen Psychologie des 18.

10 Jahrhunderts zu tun hat, geht uns hier nichts an und desgl~ich~n

nichts die Kritik, die Kant an der letzteren übte. Wovon WIr hIersprechen, ist ja eine in sich klare und verständliche Sache, eine Wesens­lehre des Geistes in genau dem Sinne, in dem die Geometrie eineWesenslehre des Raumes ist: also nicht mehr und nicht weniger als

15 diese "metaphysisch".Ist mit dieser Idee wirklich eine inhaltsreiche Wissenschaft bezeich­

net, so eröffnen sich natürlich auch Aussichten auf wissenschaftstheore­tische und wissenschaftspraktische Folgen für eine methodische Ra­tionalisierung der empirischen Psychologie, analog denjenigen, die

20 <die> physische Naturwissenschaft der Neuzeit erfahren wird. So wiedie nomologische und nomologisch erklärende physische Naturwissen­schaft unserer Zeit in der Gruppe eidetischer Disziplinen, die zur reinenIdee der Natur gehören, die Quelle ihrer Rationalität findet, und wiesie sich aus diesen Quellen schöpfend mindestens in großen Gebieten

25 über die niedere Stufe physischer "bloß beschreibender" Naturkundeund Experimentallehre zur Stufe rationaler Wissenschaft erhebenkonnte, genau so wäre es zu erwarten, daß durch Ausbildung dereidetischen Psychologie für die empirische Quellen der Rationalitäterschlossen würden, wodurch letztere zu einer höheren Wissenschafts-

30 stufe, zu einer in einem guten Sinn rationellen bzw. zu einer zu ratio­neller Erklärung befähigten Wissenschaft würde. Zur Erläuterung seinoch angemerkt, daß auf seiten der physischen Natur uns die Chemiein ihren Anfängen und die medizinische Therapeutik die niedere Stufeillustrieren können, die "theoretische" oder "rationelle" Physik (wie

35 sie früher genannt zu werden pflegte) die höhere, und ebenso die ausder rationellen Physik erklärende Naturhistorie, wie Mineralogie (so­weit sie wirklich erklärt).

BEILAGE 3

sehen" Unterscheidung) zwischen syntaktischen Formen und syntak­tischen "Stoffen" oder "Substraten". Damit zeigt sich eine radikaleSonderung der analytischen Kategorien an, und zwar in syntaktischeKategorien und Substratkategorien.

5 Unter syntaktischen Gegenständlichkeiten verstehen wir solche,die aus anderen Gegenständlichkeiten durch syntaktische Formen(oder schlechthin "Syntaxen") abgeleitet sind. Die diesen Formen ent­sprechenden Kategorien nennen wir syntaktische Kategorien. SolcheKategorien sind Sachverhalt, Relation, Einheit, Vielheit, Anzahl,

10 Ordnung usw. Wir können die hier statthabende Wesenslage auch sobezeichnen: Jeder Gegenstand, sofern er explizierbar, auf andereGegenstände beziehbar, kurz logisch bestimmbar ist, nimmt verschie­dene syntaktische Formen an. Es konstituieren sich als Korre­late des bestimmenden Denkens Gegenständlichkeiten höherer Stufe,

15 Beschaffenheiten und beschaffenheitlieh bestimmte Gegenstände,Relationen zwischen einem Gegenständlichen und anderem Gegen­ständlichem, Vielheiten von Einheiten, Glieder von Ordnungen, Ge­genstände als Träger von Ordinalzahlbestimmungen usw. Ist das Den­ken prädikatives, so erwachsen schrittweise Ausdrücke und zugehörige

20 apophantische Bedeutungsgebilde, welche diese Gegenständlichkeitenmit ihren syntaktischen Formen eben in der Weise der Bedeutungenim Medium ihrer syntaktischen Bedeutungsformen spiegeln. Syntak­tische Gegenständlichkeiten können, wie Gegenständlichkeiten über­haupt, abermals als Substrate syntaktischer Gebilde fungieren, diese

25 wieder usw. Umgekehrt weist jedes solche Gebilde evidenterweise aufletzte Substrate zurück, auf Gegenstände erster und unterster Stufe,also auf Gegenstände, die nicht mehr analytisch-kategoriale Gebildesind, also in sich selbst nichts mehr von jenen ontologischen Formenenthalten, welche .... 1 sind. Die Gegenständlichkeiten überhaupt tei-

30 len sich also logisch ein in absolute Substrate und syntaktische Gegen­ständlichkeiten, wobei die letzteren notwendig absolute Substrate alssyntaktische Stoffe ihrer syntaktischen Formen enthalten. In Relationzu den Substraten nennen wir die syntaktischen Gegenständlichkeitenauch "bloße logische Ableitungen". Wo wir von Substraten schlecht-

35 hin sprechen, sollen immer absolute Substrate gemeint sein, es sei denn,daß ausdrücklich von relativem Substrat gesprochen wird.

40

<AUS EINEM ENTWURF ZU § 11 ><mn Juni 1912>

Es bedarf jetzt einer wichtigen Unterscheidung im Gebiete derGegenständlichkeiten im weitesten Sinne, welche sich spiegelt in einerfundamentalen Bedeutungsunterscheidung (oder "rein-grammati-

1 Gemäß § II zu ergänzen: "bloße Korrelate der Denkfunktionen (Zusprechen,Absprechen, Beziehen, Verknüpfen, Zählen usw.)". - Anm. d. Hrsg.

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526 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 527

BEILAGE 4

SELBSTVERSTÄNDIGUNG ÜBER MEINEN GANG IN DEN IDEENl

<wohl Juni 1912>

Die erste Betrachtung ist naiv.5 Denn die erkenntnistheoretischen Probleme gehen ja die Möglich­

keit einer Geltung der Erfahrung ebensowohl als die der transientenAnschauung jeder Art an. Das Transzendenzproblem wird ~ue~st ge­stellt als Tatsachenproblem. Es wird aber alsbald zum eIdetIschenProblem. Das muß ja nachher in der erkenntnistheoretischen Betrach-

10 tung selbst ausgeführt werden. ., .'Die naive Betrachtung muß also m Ihrer erkenntmstheoretIschen

Naivität begrenzt sein. ..Die Betrachtung läßt sich wohl ohne einschneidende Anderung so

halten. Naiv beginne ich mit der Gegenübersetzung vo~ T~tsachen­15 wahrheiten - eidetische. Und ebenso Erfahrung und eIdetIsche Er­

schauung bzw. Wesenseinsicht.Ich steige so auf zur Parallelisierung von eidetischer Wissenschaft

von der Natur und vom Geiste und darin von Phänomenen.Nun Wendung gegen den Naturalismus. Er bestreitet die Ideen

20 überhaupt und das reine Denken überhaupt. Wir können einsehen, daßdas widersinnig und leichtfertig zugleich ist. Jede Art geben~es Be­wußtsein hat sein Recht. Daß ich sehe, ist der letzte Erkenntmsquell.Nicht meine ganze Ausführung vorher liegt "vor. aller .Philosophie",oder mindestens nicht in jedem Sinn. Sondern so hegt dIe Sache:

25 a) Solange ich nichts von Erkenntnistheorie weiß, sol~nge ich nai.vbin, kann ich im allgemeinen so argumentieren, daß Ich sage: dieEigenheit eidetischer Erkenntnis bestreiten, das ist Vorurte~l.So gutich der Erfahrung traue und trauen muß, so gut auch de~ reme~Den­ken. Ich brauche keine Philosophie als vorgegebene PhIlosophIe, um

30 diese Betrachtung anzustellen. Ich kann hinsichtlich aller Philosophievon Mißtrauen erfüllt sein und sie ihren Weg gehen und stehen lassenund mache mir klar: was ich sehe, das sehe ich.

Ich mache mir klar: Eine Behauptung ist keine leere Behauptung,wenn sie sich nach Erfahrung richtet; und Erfahrung hat Kraft, so-

35 lange nicht Gegenerfahrungen sprechen. Ebenso: e~ne B~hauptun.g,diesich berechtigt durch bloßes Klarmachen des "Smnes .(oder dIe da­durch als widersinnig charakterisiert ist), hat Recht (bzw. Unrecht).Und es gibt solche Aussagen; sie prinzipiell bestreiten, ist widersinnig.

Das ist eine Art Argumentation, wie ich sie in den Prolegomena ge­40 geben habe. Ich kann auch einsehen: Der "Einsicht" folgen, ist das

Prinzip aller Prinzipien. Und Einsicht ist Urteilen aufgrund der Gege­benI-.eit, sich ihr unmittelbar anmessend.

1 Als Vorbereitung zu ihrer Abfassung niedergeschrieben.

b) Wenn ich mich in diesen Streit einlasse, so muß ich nun sagen:das ist ein erkenntnistheoretischer Streit. Und dem Allgemeinstennach ist er entschieden, sofern ich auf das Sehen und seine Kraft hin­weise, und sehend es selbst feststelle. Aber die Erkenntnistheorie selbst

5 ist damit nicht geleistet. Und was hierher gehört: Wenn ich von einerrationalen Naturwissenschaft und rationalen Psychologie spreche undihre Möglichkeit behauptet habe, auch die Möglichkeit einer rationalenArithmetik, rationalen Geometrie, so unterliegt das eben dem Streit,ob hier wirklich die "gebende Anschauung" spricht; und wenn sie

10 spricht, wieweit sie trägt und ob sie wirklich soweit trägt, diese Diszi­plinen zu ermöglichen. Da liegen ja die Probleme: Kann ein Ding"gegeben", selbst originär gegeben sein? Kann die "Idee" eines Dingsgegeben sein? Es kann nur Immanentes gegeben sein und somit auchWesen von Immanentem. Also wie ist Erfahrung möglich? Wie ist

15 Naturerkenntnis möglich, wie reine geometrische Erkenntnis? Etc.Also soll ich hier in die Erkenntnistheorie eintreten?Das widerspricht meinem Gang. Ich will doch nicht durch die er­

kenntnistheoretische Problematik hindurch zur Phänomenologie füh­ren.

20 Ich muß also im Stande der Unschuld bleiben.Wie kann ich das? Nun, einfach so, daß ich eben die Argumentation

nicht über den Boden des naturwissenschaftlichen Chauvinis­mus hinausführe, über den Boden der Naivität. Und wohl noch dazu­füge: Man treibt tatsächlich eidetisches Denken und läßt es tatsächlich

25 im naturwissenschaftlichen Zusammenhang gelten, und hinterherreflektiert man darüber und will es nicht anerkennen. Zum Teil infolgevon außen her hineingekommener philosophischer Vorurteile.

Insbesondere wären noch einige Sätze folgenden Inhalts einzufügen:Diel Geometrie ist das große Instrument der Naturwissenschaft. De

30 facto verfährt sie nicht empirisch - begründet sie nicht durch Beob­achtung und Versuch. Etwa Experimente in der Phantasie? Unsinn.Oder sagt man: "In der Erfahrung der Menschengeschlechte" in derbisherigen vorwissenschaftlichen Erfahrung hat sich ein Schatz vongeometrischen Erfahrungen angesammelt, dem ich nur Ausdruck

35 gebe"? Aber die Wissenschaft begründet doch nicht durch vorwissen­schaftliche, sonder wissenschaftliche Erfahrungen. Die vage empirischallgemeine Erinnerung, daß Körper fallen, gibt keinen physikalischenSatz: zumal auch Körper steigen. Ich mache Beobachtungen und Ex­perimente. Ich erfahre nach wissenschaftlichen Methoden. Aber wie in

40 der Geometrie? Etc. Oder: wo sind die wissenschaftlichen Erfahrungenarithmetischer Sätze etc. ?

*

1 VgI. dazu § 25. - Anm. d. Hrsg.

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528 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 529

Die! Naturwissenschaft ist groß geworden dadurch, daß sie denphilosophischen Skeptizismus beiseite geschoben hat. Ichsage, beiseite geschoben, und nicht: überwunden. Denn die skeptischenProbleme hat sie nicht gelöst, und die Art der Reaktion gegen den

5 Skeptizismus, so berechtigt sie ist, so geeignet sie <ist>, seinen Wider­sinn herauszustellen, ist doch noch nicht diejenige, die die Problemelöst, die durch ihn gestellt sind, und die Motive befriedigt, die in ihmihren Auftrieb entfalteten. Die Naturwissenschaft hemmt den Fort­gang wissenschaftlicher Erkenntnis, wenn sie den Skeptizismus nur

10 hinsichtlich der Erfahrung beiseite schiebt und nicht hinsichtlich desEidetischen. Und wenn sie das Eidetische nur unter einer falschenempirischen Flagge in ihre Methode einschmuggelt. Denn dadurchverschließt sie uns, oder hemmt sie den Eingang in große eidetischeGebiete: diejenige, die nicht durch den Zwang der Intention ihrer

15 eigenen Methode gefordert sind in der physischen Natur (der klassi­schen Stätte der Naturwissenschaft), bzw. die durch den antiken Plato­nismus vorgebildet waren.

Lassen wir also vollbewußt das Eidetische gelten, so haben wir freieBahnen für eine rationale Psychologie und darin Phänomenologie:

20 zunächst freie Bahn für die eidetische Grundlegung der Psychologie.Der Weg erfordert also auch diese Ausführung und die ausdrückliche

Betonung, daß der Vernunftwille, der gebenden Anschauung undspeziell der Erfahrung folgen, nicht ausschließt, daß die Möglichkeitder Erfahrung große Dunkelheiten hat und schwierige Probleme, und

25 vielleicht auch die Möglichkeit eidetischer Anschauung. Und daß hierMotive liegen, das klar Gegebene wegzudeuten und so den Gang derobjektiven Erkenntnis zu verwirren. Man kann sich aber zunächst aufdas Prinzip der Gegebenheit stützen (als Grundprinzip der Methode)und einfach der Folge möglicher empirischer und eidetischer Diszi-

30 plinennachgehen.Die Fortführung der Betrachtung liefe dann so, daß ich zunächst

noch näher erörterte die eidetische Reduktion. Um rein eidetischeWissenschaft zu gewinnen und in jedem Schritt und vor allem im An­fang sicher zu sein, daß wir nichts faktischer Wissenschaft mitführen;

35 auch sicher zu sein vor Mißdeutungen, die das Eidetische von vornher­ein etwa in Faktisches umgedeutet haben, vollziehen wir prinzipiell"eidetische Reduktion". Darunter auch Ausschaltung des Ich alsFaktum.

1 Zu diesem Absatz vgl. § 26. - Anm. d. Hrsg.

BEILAGE 5

<RATIONALE PSYCHOLOGIE UND PHÄNOMENOLOGIE>

<um Juli 1912>

Ob~r dasyerhältnis v?n r~tionalerPsychologie und Phänomenologie5 muß Ich mIch sehr vorSIchtIg äußern.

Es muß ausdrücklich gesagt werden, daß der Sinn meines Ausschlus­ses rationaler Psychologie nur der ist, daß ich das Ziel einer Erfor­schung der psychischen Realität, der Idee des Geistes und des dem Geis­te Zugehörigen als solchen ausschließe und das "Bewußtsein" und die

10 Bewußtseinsphänomene rein nach ihrem eigenen Wesen und nachihren Wesensbeziehungen erforschen will, ohne zu fragen, was sie zuErlebnissen von Geistern macht, bzw. ohne diese Frage als Leitfragezu stellen.

Es mag sein, daß Erlebnisse nicht denkbar sind ohne Geister!: dann15 muß das aus dem Wesen der Erlebnisse selbst hervorgehen.

Wie überhaupt Phänomenologie und rationale Psychologie zuein­a.nder stehe~, das bleibt von vornherein offen. Obschon man gleichsIeht, daß dIe Wesenslehre der Erlebnisse sich in die rationale Psycho­logie einordnen muß, wofern wir nur die Idee des Geistes in allgemein-

20 ster Weise nehmen. Es fragt sich auch bei der Idee des Geistes (Nus),wie sie zu begrenzen ist. Ob wir <hin>zunehmen, daß sie wesentlicheins sein soll (wenn auch vielleicht nicht notwendig) mit der Idee Leiboder nicht. Jedenfalls soll Geist eine "reale" Einheit sein, eine kosmi­sche.

25 Das ist wohl der Hauptgedanke: Die Einheit der Welt und die derWelteneinheit sich einordnenden und die Welteinheit fundierendenEinheiten: das sind die kosmologischen Realitäten. Diese sindes, die wir in den kosmologischen Wissenschaften studieren.

Die Phänomenologie will aber weder empirische noch rationale30 Kosmologie sein. Danach scheiden sich allerdings natürliche und phä­

n?menologische Einstellung, sofern die natürliche kosmologisch ist,die phänomenologische nicht. Beiderseits sind wir auf Materiales ein­gestellt. Oder die Einteilung der Wissenschaften in kosmologische undphänomenologische ist keine vollständige (abgesehen davon, daß die

35 ph~nomenologische Wesenslehre nichts Getrenntes ist gegenüber derratIonalen Psychologie), es bleibt noch Raum für die formalen Wis­senschaften. Und nur für die? Aber darauf kommt es nicht an. Die~cheidun~ vo~ kosmologischer und phänomenologischer Einstellung1St eben WIchtIg, weil man natürlich geneigt ist, das Phänomenologische

40 zu psychologisieren.

1 Nein, das ist nicht das Wesentliche.

Page 31: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

530 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 531

BEILAGE 6

<ENTWURF EINER EINLEITUNG ZU DEN IDEEN I>

<um Juli 1912>

Das Ziel der nachfolgenden Überlegungen ist eine Emporleitung zur5 Idee der reinen Phänomenologie, dieser erst jüngst zum Durchbruch

gekommenen Grundwissenschaft der Philosophie und Psychologie.Einer solchen Emporleitung bedarf es gar sehr. Denn das eigentümlicheForschungsgebiet der Phänomenologie liegt nicht innerhalb des end­losen Erkenntnishorizontes, den die natürliche Einstellung des

10 forschenden Blickes auf reales Sein umspannt. Innerhalb dieses Hori­zontes liegt alle Naturwissenschaft, alle Wissenschaft von räumlich­zeitlich zu bestimmendem Dasein, von physischem und psychischem.Auch alle wissenschaftlichen Disziplinen, welche gleich der reinenGeometrie, reinen Zeitlehre, reinen Bewegungslehre und so überhaupt

15 der "reinen Naturwissenschaft" sich auf das Wesen (die reine Idee)der Natur überhaupt beziehen, also die Wahrheiten erforschen wollen,ohne welche reales Sein (sei es physisches oder psychisches) nicht ge­dacht werden kann, reichen <nicht> höher, wie weit oder eng wirübrigens den Rahmen solcher Erkenntnis spannen mögen. All diese

20 Wissenschaften sind auf objektives Sein, auf Realität gerichtet, siegehen als Wissenschaften der "natürlichen" Einstellung auf realeSachen und nicht auf Phänomene im Sinne der reinen Phänomenologie.Wenn sie überhaupt, wie das von der Psychologie statt hat, auf Phäno­mene von Sachen gehen, so doch nicht auf "reine" Phänomene (son-

25 dem auf reale Phänomene), die vielmehr erst durch eigentümlicheReduktionsprozesse erwachsen, und das aufgrund von Reflexionenund Urteilsausschaltungen, die apriori, also notwendig, in Ansehungjedweder Gegenständlichkeit zu vollziehen sind. Es bedarf methodischgeleiteter Überlegungen, um die Möglichkeit, den Sinn und Zweck

30 solcher "phänomenologischen Reduktion" zur Evidenz zu bringen unddamit das Arbeitsfeld der reinen Phänomenologie, dieser gegenüberallen "natürlichen" Wissenschaften völlig neuartigen, aber auf alle sichbeziehenden und sie ergänzenden Wissenschaft, zu gewinnen. Reine,transzendentale Phänomene sind nicht einfach aufzuweisen, es genügt

35 nicht für sie eine bloße Hinwendung des Blickes und allenfalls eine ge­wöhnliche Abstraktion bzw. Ideation, wie das für Gegenstände dernatürlichen Erkenntnissphären der Fall ist.

Damit ist zugleich gesagt, daß reine oder transzendentale Phäno­menologie in dem hier behandelten Sinn von aller Psychologie scharf

40 unterschieden ist. In der deutschen Psychologie und Philosophie un­serer Tage ist Phänomenologie ein beliebtes Wort. Man pflegt darunteraber zu verstehen eine Analyse der Bewußtseinsgestaltungen und derihnen immanenten Phänomene im Rahmen der unmittelbaren innerenErfahrung. Eine solche Phänomenologie wäre freilich nichts radikal

45 Neues, sondern die selbstverständlich unerläßliche Grundschicht aller

empirischen Psychologie. Alle psychologische Erfahrungserkenntnisführt ja zurück auf die unmittelbaren Erfassungen psychischer Erleb­nisse, die der Psychologe in seiner "Selbsterfahrung" vollzieht. Findetman einen Mangel der bisherigen Psychologie darin, daß sie es an einer

5 hinreichend umfassenden und systematischen Durchführung unmittel­barer Erfahrungsanalysen habe fehlen lassen, so würde die Bestätigungdieses Mangels doch auf keine prinzipiell neue Wissenschaft, sondernhöchstens auf eine fundierende Sonderdisziplin der gegebenen führen.Wir hier wollen die Position begründen, daß es gegenüber dieser psy-

10 chologischen Phänomenologie, die alle solche immanenten Deskrip­tionen des in psychologischer Erfahrung zu Gebenden umspannt, einergewissen "reinen" oder transzendentalen Phänomenologie bedarf, mitder uns prinzipiell neuartige Erkenntnisse zuwachsen, die trotz allerVerwandtschaft mit den psychologischen und trotz aller Bedeutung,

15 die sie für eine radikale Begründung der letzteren beanspruchen, vonder Psychologie prinzipiell abzusondern sind. Diese reine Phänomeno­logie nennen wir auch transzendental, weil alle echten transzendental­philosophischen Probleme durch sie allein endgültig zu formulierenund zu lösen sind. Das peinliche Unbehagen, das jedermann empfinden

20 muß, der von den objektiven Wissenschaften (denjenigen der natür­lichen Einstellung) mit ihren klaren Problemen und Methoden in dasDunkel der Vernunftkritik und Philosophie herabsteigt, hat seineQuelle darin, daß die für ein reinliches und klares Erfassen der vernunft­kritischen und metaphysischen Problematik grundwesentliche Än-

25 derung der Einstellung mit der Reduktion auf das reine Phänomennicht vollbewußt und in radikaler Reinheit vollzogen wird und sozunächst nicht vollzogen werden kann. Erst mit der Etablierung derreinen Phänomenologie gewinnt die Vernunftkritik und Philosophieihre vollkommene innere Klarheit, ihre sichere Absonderung, ihre Frei-

30 heit von allen sie widersinnig verkehrenden Einmengungen des "Psy­chologismus" und des "Naturalismus" jeder Art.

Erst durch sie wird es verständlich, warum alle Wissenschaften dernatürlichen Einstellung, wie vollkommen ihre Ausbildung auch seinmöge, notwendig "dogmatisch" sein müssen oder, was dasselbe ist,

35 daß sie ihrem Wesen nach eine Dimension von Problemen (die ver­nunfttheoretischen) offen lassen, die außerhalb ihrer eigentümlichenDomäne liegen; oder, was recht verstanden wieder dasselbe besagt:~arum sie einer transzendentalen "Kritik" bedürfen, die etwas prinzi­pIell Verschiedenes ist von jeder im Rahmen der natürlichen Einstel-

40 lung zu vollziehenden Kritik.Indessen, mit all dem rühren wir an Interessen, die wir zunächst

ausschließen wollen. Für die jetzige Art der Emporleitung zur Phäno­menologie fassen wir den Vorsatz, alle Philosophie auf sich beruhen zulas~en. Wir rechnen mit dem verbreiteten Mißtrauen gegen Philoso-

45 phIe, mag es übrigens, und in welchen Grenzen immer, berechtigt seinoder nicht. Insbesondere wünschen wir gerade diejenigen, die ihrenStolz daransetzen, aus dem Felde menschlicher Erkenntnisbemühun-

Page 32: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

532 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 533

<AUS EINEM EINLEITUNGSENTWURF>

<um Juli 1912>

Es sagt also, daß solange eine Wissenschaft der Vernunft und eineWissenschaft vom Sein in jedem Sinn, z.B. in dem der Natur, sich als

35 Wissenschaft nicht etablieren kann, ohne daß das Gebiet speziellerAnalysen in wissenschaftlich korrekter Weise durchgearbeitet ist, mitdem wir anheben. (Von einem berühmten Philosophen sind mir wieder­holt Äußerungen über die Phänomenologie des Inhalts zu Ohren gekom­men, es handelt sich da um ganz nützliche, aber in dieser Subtilität

40 übertriebene Spezialarbeit. Natürlich, geklärte Begriffe braucht jederPhilosoph. Aber die wird jeder im Zusammenhang seiner Arbeit undseiner Bedürfnisse sich schon selbst besorgen. Auf die großen Problemeder Vernunftkritik, der naturwissenschaftlichen Methode u. dgl. heiße

gen alle "Metaphysik" auszuschalten oder, was für sie auf dasselbehinauskommt, in prinzipieller Vorurteilsfreiheit zu forschen, zu einerunbefangenen Hingabe an unsere Darlegungen zu bestimmen. Siemögen sich davon überzeugen, daß wir der Forderung vollkommenster

5 Freiheit von jederlei Vorurteilen nicht nur zustimmen, sondern sie soradikal verstehen und erfüllen, wie sie kein Positivist je zu erfüllenvermöchte. Das Gesagte beträfe zunächst unsere Stellung zu all dem,was bisher Philosophie hieß und Daseinsrecht als Wissenschaft oderWeltanschauung beanspruchte. Es sei für uns keinerlei Philosophie

10 vorgegeben, und am besten sprächen wir überhaupt nicht von Philo­sophie, oder höchstens in Parenthese. Unser einziges Interesse sei dieAufweisung der neuen Wissenschaft, die wir reine Phänomenologienannten, mag sie mit sogenannter Philosophie viel oder wenig zu tunhaben. Was überhaupt neben oder gegenüber den natürlichen Diszi-

15 plinen einerseits und der Phänomenologie andererseits noch Philoso­phie heißen und sein könne, das wollen wir erst nachher überlegenund dann auch zusehen, ob nicht Interessen höchster Erkenntnisdigni­tät, eben der philosophischen. an der Ausbildung der Phänomenologiehingen. Niemand bestreitet, daß jede Wissenschaft ihr eigenes Recht

20 habe, ganz abgesehen von den ihr äußerlichen Motiven, die ihre Aus­bildung wünschenswert erscheinen lassen, und von jederlei praktischemNutzen, den sie hinterher haben mag. So wollen wir also jetzt im erstenHauptteil dieser Arbeit nichts anderes tun, als einen Weg beschreiben,auf dem es evident wird, daß alle Erkenntnis sich der Stufenordnung

25 natürlicher und phänomenologischer Einstellung fügt, und daß mitder letzteren sich ein prinzipiell eigenartiges Forschungsgebiet eröffnet,das somit zur Domäne einer eigentümlichen Wissenschaft werden mußmit eigentümlichen Methoden. All die übrigen berührten Fragen erör­tern wir im zweiten Teil.

30 BEILAGE 7

es die Kräfte zu spannen und nicht im Kleinen hängen bleiben. Soähnlich möchten die in ihrer Zeit hochgeehrten Professoren und Ge­heimräte der Alchemie, Astrologie, Naturphilosophie usw. sich der­einst, und oft genug, über die kleinliche Spezialarbeit eines Galilei ge-

5 äußert haben. Geistreiche Männer waren es ja auch, reich an Gedan­ken, und ihren Schriften hat man in neuerer Zeit sogar wieder einigeBerechtigung angedeihen lassen. Aber wir stehen darum doch aufSeiten Galileis und der strengen Naturwissenschaft. Es wird sich jaauch in unserem Fall bald herausstellen, ob die Phänomenologie aus

10 bloßer Andacht im Kleinen erwachsen ist, oder ob sie sich nichthöchster Ziele rühmen und diese in wissenschaftlicher Weise auch zufördern vermag.)

Im übrigen, auch ohne große Horizonte wird eine gewisse und nichtunbedeutende Nützlichkeit mindestens für begrenzte erkenntnistheo-

15 retische und psychologische Problemsphären Sachkundigen sehr baldaufleuchten, und so hoffe ich, daß der eine oder andere die Mühe einerernsten Verarbeitung des im Nachfolgenden Dargebotenen nichtscheuen wird, die unerläßlich ist, wenn das Ziel eines wirklichen Ver­ständnisses desselben erreicht werden soll.

*20 Die Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft, und darin liegt,

bei der Bedeutung, die das Wort Erfahrung in dieser Verwendung hat,<ein> Doppeltes:

1) Sie ist eine Wissenschaft von Realitäten. Die Phänomene, die sieals psychologische Phänomenologie behandelt, sind reale Vorkomm­

25 nisse, die als solche, wenn sie individuelles Dasein haben, sich wie diezugehörigen realen Subjekte der Einheit der Welt, als der omnitudorealitatis, einordnen.

2) Sie ist Tatsachenwissenschaft (Tatsache im Humeschen Sinneines matter of fact).

30 Demgegenüber werden, um es vorweg anzudeuten, die reduziertenPhänomene charakterisiert werden als irreal: die Reduktion "reinigt"die realen Phänomene von dem, was sie als reale Phänomene, alsBestandstücke der Welt kennzeichnet. Die transzendentale Phäno­menologie ist also keine Wissenschaft von Realitäten. Diese Reduktion

35 ist die spezifisch transzendentale.Fürs Zweite: Die Phänomenologie ist keine Tatsachenwissenschaft,

sondern eine eidetische Wissenschaft, eine Wissenschaft, die aus­schließlich "Wesenserkenntnisse", Erkenntnisse des "reinen" Denkensund nicht Fakta feststellen will. Die zugehörige Reduktion ist die eide-

40 tische, die Änderung der Einstellung, die vom Singulären und "empi­risch Allgemeinen" zum Eidos bzw. zur reinen Allgemeinheit (derunbedingten Allgemeinheit, die in der Anwendung auf Singuläres ihmden korrelativen Charakter der apodiktischen Notwendigkeit verleiht)überführt.

Page 33: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

534 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 535

<UNMITTELBARE ANSCHAUUNG ALS LETZTER

RECHTSGRUND DER ERKENNTNIS>l

<um Juli 1912>

5 Wir heben an mit der Beschreibung der natürlichen Einstellung, undwir vollziehen sie in der Weise, daß wir die allgemeinen Arten derEinstellung und die zu denselben gehörigen Vorfindlichkeiten generellbesprechen und in einigen rohen Linien verfolgen.

Wir gehen aus von der erfahrenden Einstellung, die am genauesten10 dem Titel "natürlicher" Einstellung entspricht, sofern sie die Erkennt­

niseinstellung auf die "Natur" ist. Allgemein können wir sagen: Er­kenntnis, auf welche Gegenständlichkeitssphäre sie sich beziehen mag,ist, wie bekannt, unmittelbar oder mittelbar. Das sagt: Erkenntnisse,als Urteile, die einen, sei es auch vielleicht beschränkten Rechtsgrund

15 haben, schöpfen ihr Recht entweder unmittelbar aus einem seinser­fassenden, "gebenden" Akt, etwa so wie ein Wahrnehmungsurteil un­mittelbar "ausdrückt" (bzw. auseinanderlegt und ausdrückt), was ineinem Wahrnehmen als wirklich "gegeben" ist; oder sie ziehen ihrRecht aus einem schließenden Prozeß, der seinerseits bei der Frage

20 nach dem Recht seiner "Prämissen" zuletzt auf unmittelbar gebendeAkte zurückweist. Offenbar bestimmt danach die Art unmittelbarerAnschauung das Erkenntnisgebiet: Jede Grundart von "gebenden"Akten bestimmt ideell einen Umkreis möglicher Gegenständlichkeitenbzw. einen Umkreis von möglichen Erkenntnissen, die in so gearteten

25 "gebenden" Anschauungen Rechtsgründe finden können, und damitbegrenzt sich in weiterer Folge die sachliche Einheit einer Wissenschaftbzw. ein Umkreis zusammengehöriger wissenschaftlicher Disziplinen.Die erste und sozusagen natürlichste Art gebender Anschauungen istdie "Erfahrung". In ihr sind wir "natürlich" eingestellt - auf die

30 Natur. Doch machen wir uns etwas bestimmter deutlich, was inerfahrender Einstellung vorgefunden wird.

35

BEILAGE 8

BEILAGE 9

<ERFAHRUNG UND ERFAHRUNGSWISSENSCHAFT

GEGENÜBER WESENSFORSCHUNG UND

BEWUSSTSEINSFORSCHUNG2>

<um Juli 1912>

In der natürlichen Geisteshaltung steht uns die seiende Welt vorAugen, eine Welt, die sich endlos in Raum und Zeit ausbreitet. Sie

1 Vgl. § 1 (und § 27). - Anm. d. Hrsg.2 Vgl. das 1.-3. Kapitel des 11. Abschnitts. - Anm. d. Hrsg.

besteht aus einer endlosen Fülle von Dingen, mannigfaltig gestaltetund qualitativ geartet, bald sich bewegend, bald ruhend, bald sichqualitativ verändernd oder sich unverändert erhaltend, aufeinanderWirkungen übend und solche voneinander erleidend. In diese Welt,

5 die unmittelbar für uns da ist, in fragloser Selbstverständlichkeitexistierend, ordnen wir uns selbst ein. So wie sie finden wir uns selbstunmittelbar und ganz selbstverständlich inmitten dieser Welt vor. DasInmitten besagt hier eine ausgezeichnete Stellung, leiblich und geistigfinden wir uns nämlich als ein Beziehungszentrum, zu dem die übrige

10 Welt die Rolle der "Umgebung" spielt. Zwar die Umgebungsobjektemit ihren Beschaffenheiten, Verhältnissen, Veränderungen usw. sind,was sie sind, für sich; sie haben aber eine zu uns gehörige räumlich­zeitliche Orientierung, nach hier und dort, nach rechts und links, vor­wärts und rückwärts, nach nah und fern. Ebenso nach jetzt und dann

15 und vorher, nach zeitlich näher und ferner. Um das Jetzt und Hiergruppiert sich eine engere Umgebung als unmittelbar wahrgenommene,als unmittelbar gesehene, gehörte, getastete usw., bzw. als unmittelbarals gewesen gegebene, als etwas, das "soeben" gesehen, irgendwiewahrgenommen war und das, obschon nicht mehr wahrgenommen,

20 noch im Blick ist, noch im Griff als das unmittelbar Gewesene.Mit den wirklichen Wahrnehmungen und Retentionen verflicht sich

dann das Spiel wechselnder vergegenwärtigender Anschauungen, vonmannigfachen Wiedererinnerungen, mit denen uns frühere Wahrneh­mungen bzw. Wahrgenommenheiten "wieder bewußt" werden, von

25 veranschaulichenden Vergegenwärtigungen, in denen wir uns, den inden anschaulichen Gegebenheiten liegenden Leitfäden folgend, selbstnicht Gegebenes und gegeben Gewesenes, sei es auch als Möglichkeitenund Vermutlichkeiten, anschaulich machen. Von der ersten Umgebungschreiten wir so zu immer neuen Umgebungen, in der festen Ordnung

30 der Räumlichkeit und Zeitlichkeit fortschreitend. Auch die Zukunftder Welt tritt dabei zu uns in Beziehung, zunächst durch die unmittel­bar vorblickende Erwartung, die mit unmittelbarer Wahrnehmungverflochten ist, und dann durch antizipierende Veranschaulichungendessen, was künftig Gegenwart bzw. künftig wirkliche, mögliche, ver-

35 rnutliche Wahrnehmung bieten wird, bieten könnte.Über diese niederen Bewußtseinsbeziehungen zur Welt, über die der

schlichten Erfahrung, bauen sich aber auch höhere auf; denkend, be­greifend, urteilend, schließend gewinnen wir auf dem Grunde der Er­fahrung ein ihren Bereich umspannendes, aber ihn übergreifendes

40 Wissen. Dazu kommen die vielartigen emotionalen Akte, mit denen sichneue Beziehungen herstellen, wir schätzen das Angenehme und Un­angenehme, wir werten als nützlich und unnützlich, als moralisch gutund böse, wir greifen handelnd in die Welt ein usw.

In dieser selben Welt finden wir neben unserem auch andere Ich, mit45 anderen "Leibern", vielerlei Menschen und Tiere, "beseelte" Wesen,

die wie wir zu der uns allen gemeinsamen Welt analoge Beziehung ha­ben, jeder ein Ich mit einem Jetzt und Hier, Beziehungszentrum für

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536 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 537

eine Umgebung, die für jeden eine andere ist. Jeder hat seine Erleb­nisse, seine Wahrnehmungen, Erinnerungen usw., einen Bereich un­mittelbarer und mittelbarer Erfahrung, einen Bereich des Wissens,aber alles bezogen auf die eine, allen gemeinsame räumlich-zeitliche

5 Welt. Alle Dinglichkeiten dieser Welt sondern sich aus in zwei Klassen,in bloß physische Dinge und in Leiber. Die letzteren dadurch ausge­zeichnet, daß sie einerseits selbst physische Dinge sind, daß sie an­dererseits aber zugleich Träger sind für mancherlei Leibes-"Empfin­den" und in höherer Stufe von mancherlei geistigen Erlebnissen, von

10 Anschauungen, Urteilen, Gefühlen, Wollungen, mittels deren sie sichauf sich selbst und auf die Umwelt beziehen. Zwischen den physischenZuständen des Leibes und all seinen "psychischen" Erlebnissen be­stehen dabei gewisse funktionelle Zusammenhänge, die zwischen Reizund Empfindung usw.

15 So stellt sich die Welt dem natürlichen Auffassen dar, und zunächstvor aller Wissenschaft. Auf die so schon aufgefaßte Welt beziehen sichdann die mannigfachen Erfahrungswissenschaften. Die physischeNaturwissenschaft beschäftigt sich mit den physischen Tatsachen, mitallen Dingen, soweit sie physische Beschaffenheiten haben, unter Ab-

20 sehen von allem "Geistigen", die Psychologie und Psychophysik be­schäftigen sich mit den "psychischen Phänomenen", mit den Erleb­nissen erlebender Wesen und Leibern, sofern sie Träger von "Seeli­schem" sind.

Alle Erfahrungswissenschaften beziehen sich auf die Welt, in die wir25 hineinsehen, die wir überhaupt erfahren. Mag die Weltauffassung der

\Vissenschaft sich noch so sehr entfernen von derjenigen der vorwissen­schaftlichen Erfahrung, mag sie auch lehren, daß Sinnesqualitätenbloß subjektiv sind, daß die Dinge in den oder jenen Hinsichten nichtwirklich so sind, wie sie uns in unmittelbarer Erfahrung erscheinen: es

30 bleibt doch dabei, daß uns die unmittelbare Erfahrung die Dingweltgibt, die Naturwissenschaft uns theoretisch bestimmt. Alle Wirklich­keitsurteile der Naturwissenschaft beziehen sich auf die erfahreneNatur. Sie gehen von den erfahrungsmäßig gegebenen Dingen undDingbestimmungen <aus> und gründen sich in ihrem ganzen weiteren

35 Forschen auf Erfahrung. Sie überschreiten das unmittelbar Erfahrene,sofern sie über die Sphäre wirklicher Erfahrungsgegebenheit hinaus­reichen, und auch in dem Sinn, wie jede theoretische Bestimmung hin­ausreicht über sinnliche Erscheinung: andererseits ist ihr Feld dochnichts anderes als die eine einzige Natur, die, wie weit sie über das

40 Gebiet unmittelbaren Erfahrens hinausreicht, dasselbe doch auch um­spannt, die das Gegebene besser und anders bestimmt, aber doch seinwahres Sein bestimmt. Es ist also dieselbe Natur, in der wir uns schonvor der Wissenschaft finden, die uns beständig und unmittelbar an­schaulich umgibt, über die wir im gemeinen Leben reden, wieviel un-

45 vollkommener die Alltagsbestimmungen gegenüber den theoretischender Naturwissenschaft auch sein mögen.

Wir können uns nun denkend, und zuhöchst wissenschaftlich den-

kend, in doppelter Richtung betätigen: Entweder wir verbleiben inn~türlicher Einstellung, wir beteiligen uns an der Arbeit der Welt­wIssenschaften und erforschen als Naturforscher, desgleichen alsPsychologen, als Soziologen, Historiker usw. die "gegebene" Wirklich-

5 kelt. Oder abe~ wir üb~n h~s~chtlich des Daseins dieser gesamtenWelt, der phySIschen WIe geIstIgen, absolute Epoche, stellen uns also~anz heraus aus dem System der Naturwissenschaften und ihrer sämt­li~hen, und sei es noch so primitiven oder noch so begründeten Erkennt­lllS, ganz wi~ w~nn :vir hinsichtlich aller Skeptiker wären, und bewegen

10 uns ausschheßlich III der Domäne reiner Wesenserforschung. Solche':Vesensforschung können wir richten auf all das, was uns in der natür­l~c~~~ Erkenntnissphäre als gegeben entgegentritt: überall die Fak­tl~ltat eben ausschaltend und das rein Wesensmäßige erwägend. Wirkonnen also erforschen das Wesen von Raum und Zeit, das Wesen von

15 materiellem dinglichen Sein, das Wesen von physischer Natur über­haupt. Ebenso das Wesen von leiblichem Sein, das Wesen von leiblichgetragener Geistigkeit, in allen zugehörigen und einsehbaren (zu We­sensgegebenheit zubringenden) Artungen und anderen Besonderungen.Ebenso auf das Wesen aller Gestaltungen geistiger Erlebnisse, auf das

20 W~sen von Wahrnehmen, von Dingwahrnehmen, Leibwahrnehmen,GeIstwahrnehmen, von Wahrnehmen psychischer Erlebnisse usw., aufdas Wesen der verschiedenen Artungen von Vergegenwärtigungen undso überhaupt auf das Wesen des Erfahrens von Erfahrbarem der oderjener Gegenständlichkeitskategorien. Desgleichen auf das Wesen des

25 Denkens und des im Denken Gedachten als solchen das Wesen vonUrteilen und Urteil, von Schließen und Schluß, von Beweisen und Be­weis usw. können wir unsere Forschung richten, auf das Wesen allerGemütsarten, auf die Korrelationen von Werten und Wert, von Willeund Handlung us~. So überhaupt auf alles Psychische, auf alle "Akte",

30 auf all das, was SIe wesensmäßig, nach Gattungen und Arten, die inWesensschauung erfaßbar und adäquat fixierbar sind, in sich selbstenthalten und was sie intentional als Korrelate verschiedener Stufeu~.d v~rschiedenerDignität in sich bergen; und immer ohne mindesteRucksIcht darauf, ob singuläre Einzelheiten solcher Wesen wirklich

35 erfahren worden sind, ob sie in "der" Welt wirklich vorkommen undwas für solch: Fakt~~it~ten sein:rseits dann bestehen und gelten ~ag.Dagegen geh?rt. naturhch ganz m den Forschungskreis die Frage, wasdas w~sensmaßIg besagt: es sei etwas wirklich erfahren, es seien alle

4 der?leI.chen ~or~om~~isse d~r Welt "dagewesen", a~3 "bestehend",o "WI~k~ch eXIstlerend begrundet. Wesensforschungen haben ihre

naturlichen Zusammenhänge, sofern die erforschten Wesen solchehaben, u:nd. zwa: als Wesen haben. Jeder reine Wesenszusammenhangbesagt hmsIchtlich entsprechenden möglichen einzelnen Seins absoluteNotwendigkeit, unbedingte Allge~eingültigkeitder Verknüpfung der

45 de~ Wesen entsprechend~n Bestlmmungen. Darin liegt die philoso­phIsche Bedeutung der remen Wesenslehre, wofern sie in dem gehöri-

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538 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 539

gen, durch die Wesen vorgezeichneten Gesamtzusammenhangsyste­matisch durchgeführt wird. <••. )1

Nämlich: Die ontologischen Wesen der Art wie die Zahlen, die Ur­teile und überhaupt die Gestaltungen der logischen Bedeutungen,

5 wieder die Gestaltungen des Raumes, der Zeit, der reinen Bewegung,der reinen Dinglichkeit usw. lassen sich erforschen ohne in Erwägungzu ziehen, wie das Wesen etwa von Zahl und Zählen, von Urteil undUrteilen, von Schluß und Schließen zusammengehört, und wieder wieRaum und räumliches Anschauen, Ding und Dingerfahren usw. zuein-

10 ander stehen. Demnach treten Arithmetik, reine Logik, reine Mannig­faltigkeitslehre, reine Raumlehre usw. als 0 b j ek tive Disziplinen au.f,bei denen man an nichts weniger zu denken hat als an Psychologieoder an Wesenslehre von Psychischem. So steht es mit der Unterlagean Wesenserkenntnissen, welche die physische Naturwissenschaft, um

15 exakte Wissenschaft sein zu können, erfordert.Ganz anders steht es, wenn wir das Bewußtsein selbst und seine Ge­

staltungen der Wesensforschung unterwerfen wollen. Das Wesen desBewußtseins ist es, Bewußtsein "von etwas" zu sein, und das Wesendieses Etwas ist nicht beziehungslos zum Wesen des Bewußtseins von

20 ihm. Das Bewußtsein ist nicht eine Schachtel, ein gleichgültiges Be­hältnis gegenüber dem, wovon es Behältnis ist, das man beliebig her­ausnehmen und wieder hineinstecken könnte. Das Etwas ist ja auchnicht in einem echten Sinn etwas in dem Bewußtsein, und vor allemist das Phänomen Wahrnehmung von einem Ding etwas seinem Wesen

25 nach anderes wie Wahrnehmung eines Geistigen, und Wahrnehmungvon einem Haus etwas anderes als Wahrnehmung von einem Baumusw. Dasselbe gilt von jederlei Bewußtsein hinsichtlich seiner Korre­late. Es ist gar keine Rede davon, daß man eine Phänomenologie derWahrnehmung etablieren könnte, ohne auf das Wesen des Wahrge-

30 nommenen und auf das, was in diesem Wesen als Dingwesen, als Geist­wesen etc.liegt, Rücksicht zu nehmen. Alle Wesenseigentümlichkeitendes Wahrgenommenen sind Titel für Wesensforschungen des Wahr­nehmens. Eben damit hängt es zusammen, warum die Psychologie soviel mehr Affinität zur Phänomenologie und Philosophie hat als die

35 physische Naturwissenschaft und sogar als die Wissenschaften derreinen Mathesis und der realen Ontologie, die doch selbst Wesenslehrensind und sich somit dem System aller Wesenslehren (das in der Tatein Zusammenhang ist) einordnen. Sowie man, um die Psychologie alsstrenge Wissenschaft zu ermöglichen, das Bewußtsein überhaupt und

40 nach allen seinen Grundgestaltungen wesensmäßig erforscht, ist maneo ipso genötigt, die Wesenskorrelate dieser Gestaltungen mit zu er­forschen, und damit erblickt man eo ipso die transzendentalphiloso­phischen Probleme, die Probleme der "transzendentalen Deduktion",die eben durchaus Wesenszusammenhänge zwischen Bewußtseins-

1 Hier fehlt im ursprünglichen Blattzusammenhang ein Blatt. - Anm. d. Hrsg.

eigentümlichkeiten und Eigentümlichkeiten von Bewußtseinskorrela­ten angehen und mit der allseitigen Erforschung dieser Zusammenhän­ge ihre vollkommene Erledigung finden müssen. Natürlich ist es eineandere Frage, wie weit empirische Wirklichkeitsinteressen, wie sie die

5 psychologischen sind, das wirkliche Eintreten in diese Problemgruppenerfordern: obschon selbstverständlich, daß es im Interesse der Wissen­schaft hier wie auf naturwissenschaftlicher Seite liegen wird, daß dieSphäre des Apriori unbekümmert um die praktischen und empirischenInteressen einer systematischen und möglichst vollständigen Behand-

10 lung unterzogen wird.

*Ob man nun von transzendentalphilosophischen bzw. metaphysi­

schen Interessen getrieben wird oder von Interessen psychologischerWissenschaft: es ist leicht zu sehen, daß der Wesensforschung desBewußtseins eine gewisse Ordnung vorgezeichnet ist, ohne daß doch

15 eine gewisse Wahrheit des Wortes vom unvermeidlichen Untersuchenim Zickzack aufgehoben wäre.

I. Ist man etwa geleitet von Absichten auf eine "Theorie der Er­fahrung", so besagt das für uns, die wir die radikalen Probleme unddie allein echten, von allem mythischen Ballast befreiten im Auge

20 haben, offenbar Folgendes: Naturwissenschaft, soll sie wirklich exakteWissenschaft sein, höchsten Anforderungen gerecht werden können,bedarf als Norm der Einsicht in die Bedingungen der Möglichkeit vonWissenschaft überhaupt, und zwar zunächst in objektiver Hinsicht.Das besagt, sie bedarf einer reinen Logik, erweitert zur reinen formalen

25 Mathesis, und Mannigfaltigkeitslehre : wie jede Wissenschaft. Sie be­darf aber als Wissenschaft von der Natur der Einsicht in die Bedin­gungen der Möglichkeit einer Natur überhaupt, das ist des Wesens vonNatur überhaupt, mit anderen Worten einer Ontologie der Natur, miteinschließend die Wesenslehre von Raum, Zeit und reiner Bewegung.

30 Das ist aber nicht eine "Theorie der Erfahrung", sondern eine Theorie,die das Wesen des Seins überhaupt und erfahrbaren Seins überhauptund rein für sich betrachtet entwickelt. Im eigentlichen und echtenSinn zielt "Theorie der Erfahrung" auf nichts anderes als auf eine zuden Quellen reiner Wesensschauung zurückgehende Erforschung des

35 schlicht erfahrenden Bewußtseins und dann in höherer Stufe desauf Erfahrung sich gründenden "Verstandes" bewußtseins (oderwissenschaftlichen Bewußtseins), wodurch in allen methodischenSchichten der Erfahrungserkenntnis das Wesen der Geltung gegenüberdem der Nichtgeltung, der empirischen Begründung gegenüber der

40 Entgründung zu letztem Verständnis kommt und damit zugleichder notwendige Zusammenhang zwischen Wesen (oder "Sinn") deserfahrbaren Seins und des Erfahrens und Erfahrungsdenkens selbst. Eshandelt sich, könnten wir kurz sagen, darum, das sich Beurkunden derGegenstände möglicher Erfahrung in eben dieser Erfahrung zu voller

45 Wesenseinsicht zu bringen.

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540 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 541

Das sind die Probleme der "Möglichkeit" der Erkenntnis, die eo ipsodie Probleme des "Ansich" des Erkenntnisgegenstandes in Beziehungauf die Erkenntnis umspannen. Um nun solche Probleme zu lösen, wirdman selbstverständlich zunächst auf eine Phänomenologie der Erfah-

5 rungserkenntnis niederster Stufe, also zuletzt auf eine Phänom~no~ogieder schlichten Erfahrung und Anschauung überhaupt sOWIe IhrerWesenskorrelate verwiesen.

Ja) Auf eben dasselbe wird man aber verwiesen, von welche? trans­zendentalen Aufgaben sonst man zunächst ausgehen mag, seI es von

10 den Aufgaben einer Phänomenologie der Denksphäre und ihrer Be­deutungskorrelate (und welcher Korrelate dieser Sphäre sonst) odervon den Aufgaben der Gemütssphäre in ihren verschiedenen Schichten.Denken weist uns zurück auf Vorstellen, auf Anschauen oder Leervor­stellen dieser oder jener Art. Ist das Denken auf Wesensgegenständ-

15 lichkeiten gerichtet, so werden wir auf Schauen von Wesen zurückge­führt, und dieses wieder hängt so nah mit Anschauen im gewöhnlichenSinn zusammen, daß ohne Klärung des letzteren auch das Wesen desersteren und so des Denkens selbst in vollkommener Weise nicht er­zielt werden kann.

20 2. Und endlich auch wenn wir statt von irgendwelchen transzenden-talen vielmehr von psychologischen Interessen unsere Antriebeerfahren haben, so werden wir doch sehr bald darauf aufmerksam, daßBewußtsein überhaupt ein Stufenbau ist und daß, allgemein zu reden,die unteren Stufen in der Wesenserforschung vorangehen müssen der-

25 jenigen der höheren. Anschauen und alles ihm verwandte schlichteVorstellen aber gehört zum Bewußtsein unterer Stufe. Freilich, einigerEinschränkung bedarf das Gesagte. Es ist nicht so, daß, was wirzunächst anschauen nun (woran wir alle unter diesem Titel denken,ist: Wahrnehmen, sich Erinnern, bildlich Anschauen, Phantasieren)

30 schon Bewußtsein im allerinnersten und allertiefsten Sinn ist, in daswir vielmehr von solchem Anschauen ausgehend allererst durch eigen­tümliche Reflexionen eindringen müssen. Aber vom Standpunkt dernatürlichen Einstellung, den wir als phänomenologische Anfänger alleteilen, in der ihr geläufigen inneren Reflexion (inneren Erfahrung), ist

35 sie das Erste in der Bewußtseinsordnung, und so haben wir mit ihr zubeginnen. Alle Problemantriebe, die einer Phänomenologie zustreben,verlangen also von uns als erstes eine Phänomenologie der empirischenAnschauung und der ihr unmittelbar wesensverwandten Erlebnisse.

BEILAGE 10

<DOGMATISCHE UND PHÄNOMENOLOGISCHE

(KRITISCHE) WISSENSCHAFT>

<um Juli 1912>

5 Erkenntnis geht auf Gegenstände, und Erkenntnis selbst (idealitergesprochen natürlich jede) kann Gegenstand der Erkenntnis werden.Erkenntnis ist ein Bewußtsein, ist ein Titel für mannigfache Bewußt­seinsgestaltungen, Wahrnehmungen, Erinnerungen, Erwartungen,Denkakteetc., zu deren reellem und intentionalem Gehalte mancherlei

10 Daten (oder Dabilien) gehören wie Empfindungsdaten, Auffassungs­charaktere, Bedeutungen, Phantome, Sehdinge usw., die wir als zurjeweiligen Erkenntnisweise des Gegenstandes gehörig vorfinden, wis­senschaftlich analysieren, beschreiben können und die wir sämtlich alsBewußtseinsdateri' im weitesten Sinne bezeichnen. Stellen wir über-

15 haupt gegenüber Gegenstand und Gegenstandsbewußtsein, so rechnenwir auf der letzteren Seite alle Bewußtseinsdabilien mit, die im Be­wußtsein vom Gegenstand, welcher Art immer es sei, vorfindbar sind.

Die l Erforschung irgendwelcher (wahrhaft seiender) Gegenständeist offenbar etwas Verschiedenes von der Erforschung des Bewußt-

20 seins, wirklichen und möglichen, das sich auf solche Gegenständebezieht. Gibt das zur Sonderung von Wissenschaften Anlaß, etwa da­durch, daß wir exklusiv scheiden zwischen Gegenständen im engerenSinn (solchen, die nicht Bewußtsein sind bzw. Bewußtseinsdaten, mitdenen, durch die Bewußtsein sich auf Gegenständliches bezieht) und

25 Bewußtsein selbst?Man2 wird hier zunächst sagen: Bewußtsein ist Sache der Subjektivi­

tät und gehört in die Psychologie. Psychologie zwar ist nicht bloßWissenschaft vom Bewußtsein, sie ist Wissenschaft von der Seele, vomGeiste, sie handelt von Personalität, Charakteranlagen, erworbenen

30 Dispositionen usw. Aber ist Bewußtsein ohne Geist, ohne Bewußt­seinssubjekt denkbar? Jedenfalls kommen wir auf die Scheidungzwischen Psychologie und nichtpsychologischer Wissenschaft.

Indessen3, eine fundamentale Scheidung werden wir durchführenmüssen, die ihre Quelle hat nicht in verworrenen, spekulativ philoso-

35 phischen Motiven, sondern in schlichten, völlig klaren Gegebenheiten,nämlich die zwischen reinem oder transzendentalem Bewußtsein undrealem Bewußtsein im Sinne der Psychologie als Naturwissenschaft.Dieser Scheidung läuft parallel diejenige zwischen dogma tischer4

und phänomenologischer Wissenschaft bzw.5 zwischen dogma-

40 1 Zur Ausarbeitung!2 Zur Ausarbeitung!3 Zum folgenden Absatz vgl. § 62. - Anm. d. Hrsg.4 Dogmatisch weiter zu nehmen als kosmologisch!5 Zur Ausarbeitung!

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542 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 543

tischer Erkenntnisstellung und phänomenologischer. So­bald das Erkenntnistheoretische (das Vernunfttheoretische über­haupt) maßgebend ist, das von vornherein keineswegs leitend sein mußfür alle diese Unterscheidungen, enthüllt sich die bezeichnete Wissen-

5 schaftsscheidung als solche zwischen! Wissenschaften, die einer Kritik,einer vernunfttheoretischen Auswertung, Aufklärung bedürfen, die sieaus sich selbst heraus zu liefern nicht imstande sind, und andererseitsder Wissenschaft, die jede vernunfttheoretische Frage, die an sie (wiean jede Wissenschaft) zu stellen ist, aus <sich> selbst heraus beantwor-

lOtet, die also keiner außerhalb ihrer eigenen Domäne liegenden "Kritik"fähig und bedürftig ist. Mit anderen Worten: Die phänomenologischeWissenschaft, die abgesehen von allen vernunfttheoretischen Proble­men zu konstituieren ist als Wissenschaft vom reinen Bewußtsein,erweist sich auch als die von diesen Problemen geforderte Wissenschaft,

15 und ihr gegenüber sind alle anderen Wissenschaften dogmatisch undbedürfen einer durch Phänomenologie und nur durch sie zu leistenden"Kritik".

*Erkenntnistheoretisch haben wir den Gegensatz von Sachen und

Erkenntnis der Sachen, d.h. theoretisches Vernunftbewußtsein über20 die Sachen. Allgemeiner vernunfttheoretisch: Sache (Gegenstand über­

haupt) und auf die Sache bezogene Vernunft (vernünftige, rechtmäßigeStellungnahme). Es scheiden sich Urteile über Sachen und Urteileüber das Recht von Stellungnahmen über die Sachen. Die Erforschungdes Vernunftbewußtseins führt aber auf die Erforschung des Wesens

25 des Bewußtseins überhaupt, und zwar auf diejenige des reinen Bewußt­seins im Sinne der Phänomenologie.

BEILAGE 11

PHANSISCH UND ONTISCH; REELL ENTHALTENES,

IDEELL ENTHALTENES; AKTCHARAKTER UND STOFF

30 (PRIMÄRER INHALT)2

<nach Mitte Juli 1912>

Eine große Rolle spielt die fundamentale Unterscheidung der Phä­nomene im Sinne der Phänomenologie als der cogitationes nach ihrenphansischen und ontischen Daten.

35 Jede wesensmäßige Erwägung der Phänomene kann diese doppelteRichtung haben, sie kann das Phänomen wesensmäßig analysieren unddeskribieren nach seinen phansischen Komponenten und andererseitsdie vermöge dieser Komponenten bewußten ontischen Korrelate her-

1 Zur Ausarbeitung!2 Vgl. §§ 84-85. - Anm. d. Hrsg.

ausheben und evtl. als Ideen für sich hinstellen: Ideen, die Korrelat­ideen sind, sofern zu ihnen idealiter Ideen von Phänomenen mit phan­sischen Komponenten "gehören", die aber, wie es die Art von Ideenüberhaupt ist, an sich erwogen und nach ihrer idealen Konstitution

5 immanent analysiert und nach idealen Gesetzen beschrieben werdenkönnen.

Sofern Bewußtsein unter Normen steht und es von ihm heißt, daßes auf wahrhaft Seiendes, wirklich Seiendes (in gültiger Weise, in nor­malem Bewußtsein) gerichtet ist, und in diesem Sinne "triftig", haben

10 wir auch "wirkliches" Sein, haben wir "wirkliche" Onta als ontischeKorrelate gewisser Bewußtseinsarten. Den Ideen dieser wesensmäßigzu charakterisierenden Phänomene bzw. Phänomenzusammenhängeentsprechen dann Ideen von hyparchontischen Onta als Korrelatideen.Man kann sagen: Die idealen Zusammenhänge herauszustellen, die

15 zwischen Bewußtsein und Sein schlechthin (I)v, das ist hyparchonti­sches Sein) bestehen, und dabei die sämtlichen idealen Zusammen­hänge herauszustellen, die zwischen phansischen Wesenskomponentender Bewußtseinsarten <und> ihren verschiedenen ontischen Korrelatenbestehen, und mit Rücksicht darauf die Wesenszusammenhänge her-

20 auszustellen, die speziell die ideale Beziehung von Bewußtsein aufgültiges Sein jeder Grundart <ausmachen>, das ist die Aufgabe derLehre von der Konstitution. Ontische Korrelate sind: Gegen­stand und Sachverhalt schlechthin und als Vermeintheitskorrelat ver­standen; Gegenstand und Sachverhalt "im Wie", Erscheinung, eigent-

25 lich und uneigentlich Erscheinendes als solches, Klarheitsunterschiede,attentionale Unterschiede etc; auch Unterschiede zwischen "Gegen­stand" (Inhalt) und Charakter etc. Phansische Komponenten sind dieModi der Spontaneität, das sich Zuwenden, sich Richten auf usw.

I. Für die Unterscheidung von phansischen und ontisch-idealen30 Daten ist Folgendes von Wichtigkeit: Der Ausgang ist der von den

vollen cogitationes, etwa der vollen konkreten Gesamtwahrnehmung,die ich jetzt habe.

Dieses Ganze ist eine Phansis, und phansisch nennen wir alle reellenTeile derselben bzw. alle reellen Bestimmtheiten derselben. Und in

35 idealer Erwägung: die ihnen entsprechenden Ideen, z.B. die IdeeWahrnehmung, die Idee aufmerkender Zuwendung, die Idee der Auf­fassung usw. Ihnen stehen gegenüber alle Gegenständlichkeiten, aufdie sich die Phansen in irgendeiner Weise beziehen, von denen sie inirgendeiner Weise Bewußtsein sind und die rein aufgrund ihres Wesens

40 durch entsprechende "Einstellung", "Blickrichtung" aus ihnen ent­nommen und als zu ihnen wesensmäßig zugehörig erfaßt werden kön­nen.

n. Wir können fragen: Was ist die Wahrnehmung in sich selbst,was fÜJ; Komponenten hat sie, was für innere Prädikate, die sie als das

45 Seiende, das sie ist, konstitutiv bestimmen. Wahrnehmung ist eineEinheit des inneren Bewußtseins, als das ist sie ein Dauerndes, in ihrerDauer sich Veränderndes und hat wie jedes zeitliche Objekt ihre Zeit-

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544 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 545

fülle und ihre zeitlich-einheitlichen Beschaffenheiten. Wenn wir in die­ser Richtung beschreiben, so beschreiben wir phansisch. Also bei dersogenannten "äußeren Wahrneh.mung~': daß sie. einen ge':l'issen ~e­stand an Empfindungsinhalten emschließt, daß dIese Empfmdungsm-

5 halte in gewisser Weise bewußt sind, nämlich nicht Zielpunkte derRichtung-auf sind, daß sie Träger von Auffas~ungensind, durch welc~ein der Wahrnehmung im gewöhnlichen Smne der Gewahrung dIeZuwendung-auf hindurchgeht, daß je nachdem gewisse Auffassungs­linien durch die beseelende Zuwendung ausgezeichnet sind, andere

10 nicht usw., gehört hierher. Auch dies, aber nicht mehr re!n: da~ Wa~r­nehmung Gewahrung von einem Gegenstand, Bewußtsem von Ihm 1st.Ebenso, daß die Empfindungsinhalte gegenständliche Moment~ dar­stellen usw. Da beschreiben wir zugleich die Korrelate und die Be­ziehungen der immanenten Momente, in denen Korrelate, oder durch

15 welche sie bewußt sind, und die Korrelate, die da bewußt sind.Wir können sagen: Bei dieser Gegenüberstellung ist maßgebend

(und war für mich immer maßgebend) A) der Unterschied zwischenReellem und Ideellem, letzteres gemeint als nicht reelles Korrelat.Wenn wir Wahrnehmung, wenn wir eine Phansis überhaupt beschrei-

20 ben, so scheiden sich uns überhaupt B) adäquat zu erfassende Gegeben­heiten,l die durch reine Wesensanalyse, also apriori aus dem Gesamt­wesen des Phänomens zu entnehmen sind. Es scheidet sich uns imadäquat Gegebenen das "reell Gegebene", "reell Enthaltene" unddas ideell Gegebene, als bloß ideales Korrelat "Enthaltene", w~s

25 besagt, nicht enthalten im eigentlichen Sinn, eben dem reellen: D~ß ~leTischwahrnehmung Wahrnehmung von dem Tisch und so Wie SIe 1St,Wahrnehmung von dem Tisch in einer bestimmten Orientierung ist,in der er sich von einer gewissen Seite zeigt, daß er als so und so ge­formt, gefärbt erscheint usw., das ist, wofern ich nur getreu ausdrücke,

30 als was der Tisch da erscheint und "wie" er erscheint und nicht überdas in dieser Wahrnehmung selbst Erscheinende hinausgehe, einezweifellose Wahrheit. Rein Gegebenes wird beschrieben, und so fürjedes Bewußtsein. Aber nicht der erscheinende Tisch, seine erscheinen­den Merkmale, seine erscheinende Orientierung usw. (und zwar genom-

35 men nicht als wirkliche Wirklichkeit, sondern rein als "Wahrgenom­menes als solches") ist "reelles" Bestandstück der Wahrnehmung undnicht in dem Sinn in ihr, wie die Empfindungsinhalte in ihr sind, wiedie Auffassung in ihr ist, die gesamte Erscheinung jetzt verstandennicht als Erscheinendes, sondern als Bewußtsein von dem Erscheinen-

40 den. Daß Wahrnehmung Wahrnehmung von dem so und so zu Bezeich­nenden ist, das gehört zu ihr, das so Bezeichnete aber, als ihr Korrelat, istnicht reell in ihr. Gebraucht man den naheliegenden, aber sehr vieldeu­tigen Ausdruck Vermeinen für jedes Bewußtsein, so würde man sagen,das den Gegenstand Vermeinen ist Sache, ist reelle Eigentümlichkeit der

45 1 Reelles ist also nicht soviel wie adäquat Gegebenes.

cogitatio. Ihr Wesen ist eben zu vermeinen, aber Vermeintes als solchesist nicht selbst in ihr "reell" zu finden, sondern nur ideell als Korrelatzu finden. Dieses Sein idealer Korrelate bzw. ihr Finden im Phänomenmag seine Probleme haben, es ist jedenfalls zunächst etwas absolut

5 Gegebenes und in der echten Evidenz vom Sein und Gehalt der cogita­tio beschlossen. Man muß es sehen, daß das erscheinende Objekt undseine Erscheinungsmerkmale als Vermeintheiten absolut gegeben sind,daß ich beschreiben kann, was im Wahrnehmen wahrgenommen ist,als was und als wie Bestimmtes die "Sache" dasteht, daß die Sache

10 selbst sich nur einseitig darstellt und sich darstellt durch Darstellun­gen, daß sie nicht selbst gegeben ist, daß auch nicht ihre Idee gegebenist, daß aber gegeben ist "die vermeinte Sache als solche" und daßdiese Vermeintheit doch nicht gegeben ist in der Weise "reeller" Be­standstücke der cogitatio, daß das Vermeinen und das Bewußtsein mit

15 all dem, was reell bewußt ist wie Empfindungsinhalte, Auffassung etc.,nicht einerlei ist mit Vermeintern als solchem, dem idealen Korrelat.

Aber freilich, der Unterschied kann nur dem klar werden, der schonein Stück meiner Analysen durchgearbeitet hat.

III. Dieser wichtige Unterschied zwischen phansisch und korrela-20 tiv-ontisch darf nun aber nicht vermengt werden mit anderen wichti­

gen Unterschieden. In gewisser Weise könnte man diesen Unterschiedauch bezeichnen als den zwischen "Reellem und Ideellem" oder auchreell Bewußtem und ideell Bewußtem, ein verlockender Ausdruck, deraber wegen seiner Vieldeutigkeit doch besser vermieden bleibt. Vor

25 allem gibt es hier einen anderen kardinalen Unterschied zwischen"Reellem" und Ideellem, der sich ausschließlich in der phansi­schen Sphäre bewegt, demgemäß (gleichgültig, ob in allen "Akten",allen konkreten cogitationes) unterschieden wird zwischen "Aktcha­rakteren" und dem Stoff,l der durch diese Charaktere eine gewisse

30 Formung erhält, vermöge deren das ganze Gebilde sich intentional aufetwas bezieht, und dies wieder so, daß durch verschiedene wesens­mäßig mögliche Blickrichtungen aus ihm verschiedene intentionaleRichtungen zu unterscheiden bzw. zu aktualisieren sind, und in jederwieder Komponenten von Stoff und solche von Form konstitutiv sind.

35 In den Logischen Untersuchungen war öfters von "Aktcharakteren" :von Aktcharakteren der Setzung, der Auffassung u. dgl. die Rede undan einer Stelle wurde darauf hingewiesen, daß sich jedes Bewußtseinreell auflöse in Komponenten, die von zwei Grundarten sind: "primäreInhalte" und "Reflexionsinhalte" (welches letzteres doch wieder nur

40 ein zusammenfassender Ausdruck für mancherlei "Aktcharaktere"war). Das soll uns zur Leitung dienen.

Empfindungsinhalte wie Rotinhalt und seine Komponenten,z.B. die zu ihm gehörige Ausbreitung, sein Moment der Farbigkeit undAbstufung etc., gehören in eine ganz andere Dimension hinein wie all

45 1 I. Aktcharakter als das Spezifische des Bewußtseins, 2. primäre Inhalte.

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546 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 547

ZUR PHÄNOMENOLOGISCHEN METHODE <UND PROBLEMATIK>!

<um Juli 1912>

Hinsichtlich der phänomenologischen Methode ist ein- für allemalauf Folgendes genau zu achten. Die exemplarischen Einzelheiten von

40 Wahrnehmungen und so von allen in Erwägung stehenden cogita-

das, was in spezifischem Sinn Bewußtsein ist und Bewußtsein­von macht, wie Auffassung als das und das, wie Hinweis auf etwas,Aufmerksamkeit auf usw. Man sieht schon, daß hier sehr wesentlichVerschiedenes zusammensteht, daß aber doch eine gewisse Gemein-

5 samkeit hervortritt, wenn wir es kontrastieren mit der Empfindung.IV. Doch sehr wichtig ist es, hier sogleich folgenden Unterschied

heranzuziehen. Der Unterschied zwischen "Phansischem" und "On­tischem" kann in doppelter Weise gemacht werden:1) in der Sphäre der cogitationes als Einheiten des inneren Bewußt-

10 seins. Und das ist der gewöhnliche, oder sagen wir lieber der ersteund nächstliegende Begriff von cogitatio.

2) Was in der ersten Sphäre als Phansis auftritt, ist selbst ein bloß"Intentionales" in der Stufe des inneren Bewußtseins, ebensogutwie die Empfindungseinheit sich konstituiert als Einheit einer

15 Mannigfaltigkeit im inneren Bewußtsein.Gehen wir auf den Fluß des "inneren" Bewußtseins, des die imma­

nenten Zeiteinheiten konstituierenden, zurück, so können wir bei ihmauch unterscheiden Reelles und Ideelles, zu letzterem gehörig alles sichim reellen Fluß vermöge seiner Wesenheit konstituierende "Gegen-

20 ständliche". Dann gehört zum Reellen, zur absoluten Phansis selbstdas Spiel originär auftretender und sich abschattender Empfindungs­stoffe, in dessen Fluß sich das Empfindungsrot als Einheit konstituiert,nicht aber diese selbst. Und ebenso die Bewußtseinsflüsse, die die Kom­ponenten der Phansis im ersten Sinn und sie selbst als ganze Einheit

25 konstituieren.Natürlich entspricht beiden Gebieten auch ein verschiedener Sinn

von Stoffen (primären Inhalten) und "geistigen Verarbeitungen",formenden, und zwar "Synthesis" leistenden "Aktcharakteren". ImBewußtseinsfluß kommen wir zur Idee letzter Stoffe und letzter For-

30 men, beide nicht als Dinge zu denken, als Sachen, die einmal etwassind und dann im Bewußtsein zusammenkommen, sondern ihrem We­sen nach in gewissen zu beschreibenden Weisen aufeinander bezogen,vor allem die Stoffe bloß ideelle Abstrakta, die ohne Form überhauptnichts sind.

35 BEILAGE 12

tiones, welche der Ideation dienen sollen, nehmen wir nicht in der Leer­heit oder Vagheit, in der sie sich uns (bzw. in der sie sich dem Leser inder Lektüre der beschreibenden Worte) zunächst darbieten werden.Vielmehr bringen wir sie uns zu lebensvoller Klarhei t, genau so weit

5 als es nötig ist, die Ideation wirklich und eigentlich zu vollziehenund zwar so, daß die Idee zu absoluter Gegebenheit kommt. Wir be~wegen uns durchaus in Gebieten, wo alles Festzustellende aus absoluterSelbstgegebenheit zu schöpfen ist, und daß es das ist, muß selbst voll­bewußt ~nd ~l~r erfaßt sein. N~cht alle ~deen sind unmittelbar gegeben

10 und zu llltmtIver Gegebenheit zu brIngen, und selbst soweit sie ess~.nd, mu~ die Gegebenhei.t keine absolute, "adäquate" sein. Beispielefur das ellle und andere hegen nahe: große Anzahlen, die unendlicheAnzahlenreihe, die höheren geometrischen Gebilde, der unendlicheRaum, die unendliche Zeit, auch das wirkliche Naturding als Idee. Mit

15 all dem hat phänomenologische Forschung auch zu tun, und solcheIdeen bedeuten Haupttitel für transzendentalphilosophische, in höchst~~fassenden phänomenologischen Zusammenhangsforschungen sichlosende Probleme. In allen phänomenologischen Grundfeststellungenaber handelt es sich, wie es sein muß, um Wesen und Wesenszusam-

20 ~enhänge, d!e voll un.d ganz. zutage liegen, "absolut selbstgegeben"sllld, so daß Jeder ZweIfel an Ihrem Haben, an ihrem Selbsterfaßtseinsinnlos wäre. Das schließt nicht aus, daß solche Selbstgegebenheit inG:raden de~ Deutlichkeit und Klarheit erfolgt, daß nämlichdIe exemplarIsche Unterlage hinreichend klar ist für die Selbsterfas-

25 s~mg eines. allge~einen W~sens, während die Selbsterfassung von spe­ZIelleren, mhalthch "bestImmteren" Wesen ein weiteres Klären er­fordert, womit aus dem zur Allgemeinheit gehörigen Hof der bestimm­baren Unbestimmtheit ein spezialisierendes Moment zu exemplarischerKlarheit und Deutlichkeit und in weiterer Folge eine zugehörige beson-

30 dere Idee zu reiner Gegebenheit kommt.In jedem F~ll ~aben wir selbstverständlich in der Klärung soweit zu

gehen, daß WIr dIe betreffenden Ideen wirklich haben, in ihrem Selbsterfassen; jede unserer Feststellungen fixiert so Erfaßtes. Nach demorientieren sich die sprachlich bezeichnenden Ausdrücke, die, wenn

35 auch aus dem alten Schatz der Sprache genommen, doch nicht nachder allzeit vagen und fließenden Sprachüblichkeit, sondern nach derFixierung in strenger Zuordnung zu den erfaßten und in ihrer Identitätwieder zu erkennenden Wesen verstanden werden müssen............................... 1

40 Das2 Hauptabsehen der Phänomenologie geht natürlich in ersterLinie auf die allgemeinsten W esensun terschiede des Bewußt­seins, die ~ben verm?ge ihr~r Allgeme~heit in allen besonderen phä­nomenologIschen GebIeten eme entscheIdende Rolle spielen müssen.

1 Vgl. das 1, und 2. Kapitel des IH. Abschnitts. - Anm. d. Hrsg.

1 Zwischen diesem und dem folgenden Absatz fehlen im ursprünglichen Textzusam­menhang etwa 20 Blätter. - Anm. d. Hrsg.

2 Gut, aber zum Teil parallel mit <dem verlorenen vorhergehenden Blatt> 23.

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548 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 549

Diese allgemeinsten Unterschiede sind aber auch darum wichtig,weil sie entscheidend sind für die Allgemeinhei t der phänomeno­logischen Methode.. Di~seMethod~ ist ja selbst ein ~erk der P~äno­menologie und setzt m Ihrer. AusbIldung schon phanomenologische

5 Einsichten voraus. So ergibt sich mir z.B. aus der Gruppierung folgen­der allgemeinster Wesenserkenntnisse eine bestimmte Methode, die ichbezeichne <als> die der phänomenologischen Analyse unter dem Ge­sichtspunkt der "Konstitution" des Geg~ns.tändlichen .imBewußtsein oder kurzweg die Methode konstltutlVer Bewußtsems-

10 forschung. Jedes Erlebnis hat Beziehung auf GegenständlichesdurchIntentionalien. Und zum Wesen jeder Bewußtseinsart gehört es, daßsie gerade auf eine gewisse und k.eine. andere Gegenstandsar~ (evtl.beiderseits bei passender AllgememheIt: Gegenstandskategone) Be­ziehung hat, so daß Wesen solcher Gegenständlichkeit un.d Wese.n

15 solchen Bewußtseins notwendig zusammengehören. DesgleIchen dIeEinsicht, daß zu jeder Kategorie von Gegenständlichkeit zunächst ge­wisse Grundarten von "Anschauungen", "gebenden" Erlebnissen ge­hören, daß, wie überhaupt zu allen Erlebnissen, so zu dies~n verschie­dene mögliche Stufen der Klarheit (unbeschadet der bestlmn::ten In-

20 tentionalität der betreffenden Erlebnisse) gehören. AndererseIts aberauch, daß mannigfaltige solche Anschauungen, mannigfaltig ihremunterscheidbaren Wesen nach, kontinuierlich ineinander übergehendEinheitsbewußtsein bilden können, kontinuierliche Synthesen also, zuderen Wesen es gehört, selbst in ihrer Ganzheit intentionale Erlebnisse

25 zu sein und zwar von dem einen und selben Gegenständlichen, das inall den mannigfaltigen Erlebnisphasen der Kontinuität gegenständ­liches Korrelat ist, das sich aber in jeder von ihnen "in verschiedenerWeise darstellt". Und wieder die Einsicht, daß solche Synthesen sichverschieden erweitern können, daß sie in verschiedenen Dimensionen

30 selbst wieder kontinuierlich sich abwandeln und so immer wieder das­selbe Gegenständliche in verschiedener Richtung darstellen können.

Dies gibt zur Methode Anlaß, alle Untersuchungen in der Sphäremöglichster Klarheit der Anschauung (so klar, daß Wesenserfassungstatthaben kann) derart zu führen, daß von seiten der Erlebnisse aus

35 die Analyse niemals in der Vereinzelung geführt, sondern das Einzelneimmer zugleich in Hinsicht auf seine möglichen kontinuierlichenEinheitsbildungen betrachtet wird, daß man also allen synthetischenEinheitsbildungen nachgeht, in die sich die Anschauungen der be­treffenden allgemeinen Art (Anschauungen von Gegenständlichem

40 einer gewissen Kategorie, und als Anschauungen von einem bestimm­ten Typus, sagen wir Wahrnehmung) ausbreiten und ihren Gegenstand"allseitig" darstellen können; bzw. vom Standpunkt des Gegenstandsgesprochen ist es die Methode, ihn als Gegenstand ihn ge~enderAnschauungen, als reines Korrelat derselben anzusehen und SIch zu

45 fragen: wie sieht das kontinuierliche Bewußtsein aus in all seinenmöglichen kontinuierlichen Sonderabwandlungen, in dem dieser Ge­genstand als eins und identisch, sich dabei allseitig Zeigendes gegeben

wäre, in welche Schichten zerfallen diese kontinuierlich-einheitlichenAnschauungsreihen, wie entsprechen Schichten im Wesen des gege­benen Gegenständlichen, das in solchen Erlebniskontinuen Anschauungfindet, Schichten der diese selbe gegenständliche Schichte einheitlich

5 und vollkommen gebenden Anschauungskontinuität, und wie sinddiese wissenschaftlich und wesensmäßig zu bestimmen? Die Problemesetzen sich in höheren Stufen fort, sowie die Wesenserkenntnis fort­geschritten ist und man erkennt, daß kontinuierlich einheitlicheAnschauungszusammenhänge auch in neuen Weisen synthetisch ein-

10 heitlich werden können, in Weisen der synthetischen Diskretion, wiedamit sich Gegenständlichkeiten höherer Stufe konstituieren usw. Undso wird die Methode der Konstitution schließlich zur allgemeinenMethode der gesamten Phänomenologie; aus keinem anderen Grunde,weil die teleologische Konstitution des Bewußtseins (das ist der

15 möglichen Zusammenhänge einzelnen Bewußtseins, mit denen sichGegenständliches konstituieren kann) es so fordert. Natürlich ordnensich dieser Methode auch die Gegenstücke ein, die da möglich sind,Gegenstücke, die mit den Unterschieden der Normalität und Ano­malität offenbar zusammenhängen: die Kontinuität kann fortlaufen

20 im Sinne ungebrochener Darstellung desselben, sich nur näher be­stimmenden Gegenstandes, sie kann aber auch fortlaufen als "Anders"­bestimmung desselben, und sie kann durchbrochen werden in der Formdes Nichtigkeitsbewußtseins.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I

25 Mit den eben angedeuteten Studien verflechten sich alsbald sehrwichtige andere: Die Rede von Wahrnehmung (und was von diesemUrakt der Anschauung gilt, gilt analog von anderen Anschauungen)kann nach verschiedenen miteinander verwobenen Wesenseigentüm­lichkeiten orientiert werden. Innere Wahrnehmung verstehen wir

30 gewöhnlich als innere Reflexion, somit als eine gewisse Blickzuwen­dung und zugleich Erfassung. Ein Erlebnis kommt in seiner "Gegen­wart" zur Selbsterfassung. Ebenso kann innere Retention ("frische"Rückerinnerung) verstanden werden als ein im Blick noch Festhalteneines soeben innerlich wahrgenommen Gewesenen, das vom Zeitmodus

35 der aktuellen Gegenwart ("jetzt") herabgesunken ist in den der aktu­ellen "Soebengewesenheit". Ebenso kann innere Wiedererinnerungverstanden sein als "erneute" ins Auge Fassung eines Erlebnisses;es ist nun bewußt als vergegenwärtigte Gegenwart, in der Ver­gegenwärtigung vom "Jetzt" (nicht dem aktuellen, sondern eben

40 vergegenwärtigten Jetzt) herabsinkend in das "gegenwärtig gewesen",wobei die "Wieder"-Erinnerung, das "Erneut"-sein mitbesagen kann,daß im Sinn solchen Bewußtseins auch liegt, daß die vergegenwärtigteGegenwart den Charakter wahrgenommen gewesener im vorigen Sinn,also einer im Blick, in der Erfassung gewesenen Gegenwart hat, usw.

1 Zwischen diesem und dem folgenden Absatz fehlen im ursprünglichen Textzusam­menhang etwa 5 Blätter. - Anm. d. Hrsg.

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550 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 551

In all dem liegen Implikationen, die auf einfachere Fälle zurückweisen.Sprechen wir von innerer Wahrnehmung als innerer Reflexion, alsoeiner Rückwendung des Blickes, so liegt dieser bildlichen Rede dochder Gedanke zugrunde, daß Reflexion ein eigenes Vorkommnis des

5 Sichrichtens auf etwas ist, was nicht von vornherein Zielpunkt diesesSichrichtens ist, was jedenfalls, wenn wir das Richten nicht als neuauftretenden Vorgang interpretieren, nicht notwendig Zielpunkt seinmüßte, daß sich der Blick auch abwenden und auf Anderes, vordemnicht im Blick Liegendes richten kann usw. In der Tat unterscheiden

10 wir, und doch mit gutem Grund, zwischen Erlebnissen schlechthinund innerlich erfaßten, im Richtungsstrahl innerer Reflexionliegenden Erlebnissen. Und wir meinen, es braucht nicht einmalirgendwelche innere Reflexion vollzogen zu sein; sind wir z.B. derBetrachtung eines äußeren Gegenstandes zugewendet, so wird dies so

15 ausschließlich sein können (und ist es ja in der Regel), daß keinerlei"cogitatio", kein "Erlebnis" zum Objekte wird, nicht das äußereWahrnehmen selbst und keines sonst. Andererseits kann sich Reflexionetablieren, und tut sie es, so tritt damit, meinen wir, <ein> neuesErlebnis auf, das offenbar nicht selbst wieder Gegenstand einer

20 Reflexion ist, obschon nachträglich dazu werden kann: Wollten wirannehmen, jedes Erlebnis sei reflektiv erfaßt, so gerieten wir ja sogleichin einen unendlichen Regreß.

Wie sind nun Erlebnisse bewußt, während sie nicht Objekte einesreflektierenden Bewußtseins sind? Können wir darüber etwas aussa-

25 gen? Nun doch, sie sind, können wir z.B. sagen, bewußt als aktuelleGegenwärtigkeiten, als jetzt gegenwärtig, dauernd, mit dem Inhaltjedes neuen, des aktuellen Jetzt dieser Dauer in die Gewesenheitherab~inkend usw. Ist Wahrnehmung Blickrichtung auf, Erfassungvon emem als "aktuell gegenwärtig" Bewußten, ist Retention Blick-

30 richtung auf, Erfassung von einem als "aktuell gegenwärtig gewesen"Bewußten, so ist jenes Bewußtsein vor der Blickrichtung kein Wahr­nehmen, ~eine Retention. Andererseits kann auch das originäreBewußtse~, das der originären Gegenwart bzw. das der originärenGewesenhelt selbst als Wahrnehmungsbewußtsein bzw. frisches Er-

35 innerungsbewußtsein verstanden sein (obschon die Tendenz dersprachlichen Ausdrücke mehr in die erstere Richtung geht, also dieZuwendungen hineinnimmt). Fragen wir nach dem Rechtsgrundsolcher U~terscheidungen,die doch voraussetzen, daß der Gehalt jenesunreflektierten Bewußtseins für uns irgendwie faßbar wird, und über-

40 legen wir andererseits, daß sie nicht auf empirischen Schlußweisenberuhen sollen, da wir als Phänomenologen alles Empirische aus­g~schaltet haben, so lautet offenbar die Antwort: von der Zuwendung,dIe als "neues Ereignis" auftritt, und davon, daß sie etwas erfaßt, dasvorher nicht erfaßt war, wissen wir dadurch, daß eine Reflexion

45 möglich ist, welche von dem Erlebnis, das nun Objekt des Zugewen­detseins, erfaßtes Objekt ist, zurückgeht fürs erste auf das Erfassenselbst und auf dasselbe als Erfassen dieses jetzt Erfaßten in seiner

Dauer. Fürs zweite aber kann der reflektierende Blick auch zurück­ge?en auf das "vorhin", .auf die früheren Phasen des Objekts undsemer Erfassung; und dann zurückgehend findet diese Reflexion denAnfang des Erfassens dieses Objekts und Zeitstrecken desselben die

5 ~orher liege~ u~d der Erfassung entbehrten. Z.B. eine Sorge regt ~ich,Ich wende mIch Ihr zu. Davon weiß ich; rückblickend finde ich nämlichvor der erfaßten Sorge die Sorgenregung, eine Zeitstrecke derselbenSorge vor dem Einsatzpunkt der Erfassung. Wir finden in dieserReflexion (die wir n~türlich selbst wieder zum reflektiven Objekt

10 machen und exemplansch als Unterlage für unsere Wesensbetrachtungne?men) fürs erste als Gegenstand ein vergangenes Erlebnis, das einerZeltstrecke nach bewußt war ohne Zuwendung und einer Zeitstreckenach mit Zuwendung. Wir haben aber Bewußtsein ohne Zuwendungoffenbar auch gesondert und nicht als Stück einer selben Dauer-

15 strecke, in der dasselbe Erlebnis Zuwendung erfährt. So mögen wir inder Re~lexion"gleichzeitig" mit der Sorgenregung vor der Zuwendungauch fmden W~hrnehmungen oder sonstige Erlebnisse, die jederZuwendung zu Ihnen entbehren. Fürs zweite, die Reflexion selbstdie wir zum Objekt einer zweiten Reflexion machen, finden wir al~

20 ein Erlebnis, das jetzt anfängt und fortdauert, sich aber bezieht aufein vergangenes Erlebnis, das ebensowohl in seinem Vergangenheits­bestan? Obj.ekt einer in derselben vergangenen Dauer stattgehabten~efl~xlOnsem ~ann als auch ohne solche sein kann. Die Reflexion gehtm eme Erlebmsvergangenheit zurück, und zum Wesen des als ver-

25 gangen Bewußten gehört es, daß es gegenwärtig gewesen ist. Es kannaber im Sinn dieser zurückgehenden Reflexion bzw. dessen, was siee~faßt, liegen, daß das Gewesene entweder zwar gegenwärtig war, abern~cht erfaßt war (nicht iJ::merlich wahrgenommen im bevorzugtenSmn) , o~er daß es eben mcht nur überhaupt gegenwärtig, sondern

30 auch ObJekt der Erfassung war. Das ergibt also wesentlich verschiede­ne Modi dessen, was da der Titel Erinnerungsbewußtsein befassenkann, abgesehen von dem Unterschied zwischen Retention undWiedererinnerung ; sie werden erzeugt durch die verschiedenen Weisen,wie Reflexion (nicht in Rechnung gesetzt die Reflexion, die das Erin-

35 ~erun~serlebnis wie jedes Erlebnis, das aktuelle Gegenwart ist, zummnerlich "wahrgenommenen" macht) "in" der Erinnerung auftreten,als aktuell gegenwärtige Reflexion in sie hineinleuchten oder zumErinnerten selbst gehören kann. Und dabei gibt es offenb~r näher zuüberlegende Iterationen.

40 Das Studium solcher Unterschiede ist nicht nur wie auch hierwieder zu betonen ist, von Interesse in der Hinsicht, daß sich mitde?,selben Typen. sehr allgemeine Bewußtseinsgestaltungen kenn­ze~chnen und es dIe selbstverständliche Aufgabe der Phänomenologiesem rp.uß, alle Grundgestaltungen intentionaler Erlebnisse sowie alle

45 a~lgemein fixierbaren Typen von Komplexionen herauszustellen undemer Wesenserforschung zu unterziehen.

Vielmehr treten uns hier fundamentale Wesenseigentümlich-

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552 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 553

keiten des Bewußtseins-überhaupt entgegen, die allen er­denklichen Erlebnissen eignen unangesehen ihrer besonderenWesensartungen, und zugleich (oder eben darum, wie wir auch sagenkönnen) Eigentümlichkeiten, welche den Grundcharakter phänomeno-

5 logischer Methode mitbestimmen. In letzterer Hinsicht ist es ja einHauptstück phänomenologischer Forschungsmethode (für ihr Absehenauf erkenntnistheoretische, metaphysische und psychologische An­wendungen höchst bedeutsam), daß der Blick der Wesenserfassungauch reflektiv unvergegenständlichte Erlebnisse treffen und sie in

10 dieser Gegebenheitweise erforschen kann.Was aber den anderen Punkt anlangt, so ist zunächst zu beachten,

daß es eine Grundeigenschaft aller Erlebnisse ist, die sich in der Mög­lichkeit der Reflexion auf sie und ebenso in der Möglichkeit derZuwendung zu ihren reellen Teilen, zu ihren Intentionalien, darunter

15 zu ihren Gegenständen, ausspricht. Was wir meinen, wird in empirisch­objektiver Wendung sofort verständlich. Das Hinsehen auf ein ~aus,

das Wahrnehmen oder ursprüngliche Erinnern desselben, tut Ihm,dem Haus selbst, nichts an, modifiziert es nicht, schafft auch keineneue Tatsache in der physischen Welt der Häuser. Dagegen Reflexion

20 auf ein Erlebnis schafft ein neues Erlebnis, in das das unreflektierteeingegangen, und nicht ohne Wesensänderung eingegangen ist. Ebensonatürlich jede aktuelle Zuwendung zu irgend was, das in einem aktuel­len Erlebnis reell oder intentional "liegt". Und das nehmen wir nun,passend begrenzt, in den Rahmen der phänomenologischen Reduktion

25 auf. Es handelt sich dann, wie wir sehen, um mögliche Bewußtseins­modifikationen, die im Wesen des Bewußtseins überhaupt apriorigegründet und somit für Phänomenologie fundamental sind.

Aber nicht diese allein kommen hier in Frage, diese sozusagen not­wendig möglichen Bewußtseinsmodifikationen, sondern auch um an-

30 dere notwendige wirkliche Modifikationen, um eine allherrschendeapriorische Gesetzmäßigkeit unablässiger, wirklich durch alle Erleb­nisaktualität hindurchgehender Umgestaltungen <handelt es sich>, dieihre zusammenfassende Einheit finden in der rätselvollen Form desursprünglichen Zeitbewußtseins.

35 Was ein Erlebnis in sich selbst ist, das erfassen wir in der reflektivenIntuition, und in der Ideation erfassen wir sein Wesen. Richten wirunsere Wesenserfassung auf das allgemeinste Wesen von Erlebnisüberhaupt, von konkretem Bewußtsein überhaupt, so finden wir alsunaufhebbar dazugehörig, daß es "dauert", daß es ist, was es ist, nur

40 als Einheit seiner Dauer. Diese Dauer kann begrenzt oder unbegrenztsein. Ist sie begrenzt, so heißt es, das Erlebnis fängt an, "dauert seineZeit" und hört schließlich auf. Darin aber liegt, als etwas im Wesennotwendig Beschlossenes, daß das Erlebnis ein erstes "Jetzt" als"Anfang" hat, erfüllt mit einem gewissen Wesensgehalt, und alsbald

45 geht dieses Jetzt in ein soeben Gewesen über, während ein neuesoriginäres Jetzt, sei es mit gleichem oder verwandeltem Wesensgehaltauftritt. Mit diesem Jetzt geht es ebenso, kontinuierlich geht es und

doch ohne jedes Dazwischen in ein Vergangen über, während dasVergangene des ersten Jetzt in ein Weiter-vergangen sich wandelt undso kontinuierlich weiter, bis ein letztes erfülltes Jetzt auftritt, das einLetztes ist, sofern das neue Jetzt nur die Kontinuität der Vergangen-

5 heiten, aber keine neue Fülle als Fortführung der Dauer des Erlebnis­ses mit sich bringt. Die Dauer könnte unbegrenzt sein, sagten wir:Dann aber gilt mit leicht ersichtlichen Modifikationen eben dasselbevon irgendeinem herauszuschauenden Stück der Dauer: und es gehörtoffenbar zum Wesen unbegrenzter Dauer, daß aus ihr begrenzte

10 herauszuschauen bzw. "herauszudenken" ist. Jedes Erlebnis hatnotwendig seine Dauer in dieser sich in lebendiger kontinuierlicherProduktion von immer neuen Gegenwartspunkten und von immerneuen Vergangenheitspunkten (als unaufhörlichen Umbildungen derGegenwartspunkte und jedweder schon gebildeten Vergangenheits-

15 punkte) konstituierenden Form. Dabei ist die Erlebnisdauer notwendigAusschnitt einer unendlichen Erlebniszeit, die eine numerisch einzigeForm ist für alle Erlebnisse, die beziehbar sind auf dasselbe reine Ich.Man kann auch sagen, daß einheitliche Beziehung auf das reine Ichäquivalent ist mit Einfügbarkeit von Erlebnissen mit ihren Dauern in

20 einen Fluß der Zeit, der intuitiverfaßbar ist in einer einheitlich sie um­spannenden Reflexion: Alle Erlebnisse, die in einer reflektiven An­schauung sich einfügen lassen einem und demselben sie intuitivbefassenden Fluß der lebendigen Zeitkonstitution, gehören einemreinen Bewußtsein, einem reinen Ich an. Die Zeit, von der hier

25 die Rede ist, ist die zum reinen Wesen der Erlebnisse selbst gehörigeZeit-Form, die ihrerseits lebendig gegeben ist nach einer ursprüng­lichen Notwendigkeit im beständigen Fluß der Gegenwärtigkeiten undVergangenheiten. Wir scheiden diese Zeit als phänomenologisch ge­gebene Form scharf von der Zeit der Natur, von der hier gar keine Rede

30 ist, die für uns ausgeschaltet ist und hier selbst als Idee nicht in Fragekommen kann. Wie diese phänomenologische Zeit als Form dauernderErlebniseinheiten und die Gegebenheitsweise dieser Zeit im Flußlebendiger Erzeugungen der flüchtig angedeuteten Art zur "objek­tiven" Zeit und ihren Gegebenheitsweisen steht, das bleibt hier völlig

35 problematisch. Die zum Erlebnisstrom gehörige Zeit ist reine intuitiveForm und enthält als solche nichts Mathematisches, keine mathemati­schen Punkte, keine mathematischen Strecken, keine mathematischeGleichheit usw. Intuitiv gehören zu ihren abgrenzbaren Dauern bloßvage graduelle Verhältnisse des länger dauernd oder kürzer und

40 gleichlang Dauern, die jeder Exaktheit entbehren, wie denn dieanschauliche Teilung nur endliche Anzahlen von Teilen unterscheidenläßt. Man muß sich hüten, den anschaulichen Gegebenheiten in derUntersuchungssphäre, in der das Gegenständliche rein als Korrelatdes Anschauens genommen sein will, Eigenschaften zuzumuten, die

45 ihnen als solchen Korrelaten prinzipiell widerstreben. Und in diesemSinn also dürfen wir auch die Zeit nur nehmen als das rein zum Wesender Erlebnisse, so wie uns dieses Wesen in der reflektiven Intuition

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554 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 555

bzw. Ideation zur Gegebenheit kommt, Gehörige und müssen sie dannhinnehmen mit der wunderbaren Gegebenheitsweise (die nicht sieselbst ist) in der Form der Produktion der Gegenwart und Vergangen­heit. Wir scheiden dabei also ausdrücklich zwischen der Zeitform

5 selbst und dieser Gegebenheitsweise.Die Zeitdauer ist Dauer eines Erlebnisses. Sprechen wir von dem­

selben Erlebnis als der Einheit der Dauer, das, nachdem es vergangenist, beliebig oft in erneuernder Wiedererinnerung gegeben sein kann,dann ist wie das Erlebnis so seine Dauer ein Identisches, das starr ist

10 und verbleibt trotz des stetigen Flusses der lebendigen Gegebenheits­weise, in der "das" Erlebnis und seine Dauer sich ursprünglichkonstituierte, da es lebendig gegenwärtige Dauer war, und in der es injeder '\Vied~rerinnerungsich in der Weise der Vergegenwär1;igung inlebendIg wtedervergegenwärtigter Dauer (wiedervergegenwärtigtem

15 jetzt-Produzieren, In-die-Vergangenheit-Sinken usw.) von neuem er­zeugt, obschon eben in Modifikation. Zum Wesen all dieser Verhältnissegehört, daß jede Wiedererinnerung mit ihrem neuen aktuellen jetztdem wiedererinnerten jetzt Vergangenheits-Distanz gibt, und beigleichem Wiedererinnerten gehört in die Einheit eines umspannen-

20 den Bewußtseins notwendig zu der jetzt aktuellen Wiedererinnerungdie größere Distanz im Vergleich mit der eben vorher vollzogenenund selbst wieder wiedererinnerten. So gewinnt jede Dauer ihrebeständige Zurückschiebung, während sie doch immerfort als dieselbeDauer desselben Erlebnisses starr und unverändert bleibt. Wir dürfen

25 also nicht die Dauer selbst und die Gegebenheitsweise der Dauer (zuder das Spiel der produktiven Konstitution der Dauer, aber auch derreproduktiven Konstitutionen gehört) vermengen und demnach auchn~cht die Zeit der Erlebnisse (als Einheiten ihrer Erlebnisdauern) unddIe Gegebenheitsweise dieser Zeit.

30 Aber nun heißt es: Das jetzt ist ein kontinuierlich neues undkontinuierlich sich wandelndes. Was ist da neu und wandelt sich? DerZeitpunkt mit seiner Zeitfülle, der im Jetzt gegeben, im soebenVergangen "noch im Blick" ist, ändert sich nicht, er ist der starrePunkt der starren Dauer, eingeordnet der starren Zeit. Er ist absolut

35 derselbe im Fluß der hier statthabenden Modifikationen. Man wirdsich gedrängt sehen zu sagen: Das wirkliche und eigentliche Erlebnisist nicht das, was in der starren Zeit einheitlich und identisch istsondern dasjenige, das dieses Identische bewußt macht und das di~Rede von der Form der Gegebenheitsweise des identischen Zeitpunkts

40 als Jetzt und als sich wandelndes Vergangen möglich macht. In derT~t, ist, möchte man sagen, nicht eine Reflexion möglich, welche den~li~k auf das Phänomen richtet, in dem in abklingender KlarheitlllelllS gegebe~ ist das "Jetzt" mit dem Kontinuum des "Vergangen"?Und welche dIeses Phänomen insgesamt in stetiger Wandlung findet?

45 Diese Wandlung geht nicht das Objektive, die erfüllte Zeitdauer,z.B. d~s in immer neuer Zeitperspektive sich Darstellende, sich vomJetzt Immer weiter zurückschiebende Wahrnehmungserlebnis, Ur-

teilserlebnis etc. an, nämlich als diese erfüllte Zeitdauer in sich selbst(~ie ja objektiv identisch bleibt), sondern geht das im eigentlichenSmn statthabende Erleben und seine Bewußtseinsweisen an in denensich identische Einheit eines immer wieder in anderer Perspektive, in

5 anderer Gegebenheitsweise Erscheinenden als notwendiges Korrelat"konstituiert". Müssen wir also nicht unterscheiden die Erlebnis­kontinuität, in der die immanente Zeitlichkeit, die des einheitlichen,dauernden Erlebnisses bewußt wird, in der sie sich als intentionaleG:egenstä~dlichkeitkonstituiert, und diese Gegenständlichkeit selbst,

10 dIe als rellles Korrelat genommen Identisches ist mit wechselndemChar~kter des Wie der Darstellungsweise : analog wie wir es bei allenIden~ltätskorrelaten finden, und notwendig finden? In solche merk­würdIge Probleme geraten wir. Es ist die Aufgabe der Phänomenologienun überhaupt, die rätselvollen Geheimnisse des Zeitbewußtseins zu

15 enthüllen, und nur sie ist dazu befähigt durch ihre Methode der reinenW:sensintuition. Schon die kleinen Andeutungen, die hier zur Be­zeIchnung der allgemeinen Eigenschaften des Bewußtseins, die Titelfür unsere Untersuchung sein sollen, notwendig waren, reichen weitüber alles hinaus, was die Psychologie in ihrer Unfähigkeit, Wesens-

20 verhältnisse zu sehen, ohne die sie doch nichts leisten kann, zu sagenwußte.

Aber i wir sind noch lange nicht genug vorbereitet, um so schwierigeUntersuchungen als es die des Zeitbewußtseins sind, mit Aussicht aufErfolg in Angriff zu nehmen, ja auch nur die tieferen Probleme dessel-

25 b:n klar ~ormulieren zu können. Wir Anfänger der phänomenolo­gischen WIssenschaft (denn das sind wir in der Tat alle) müssen erstmancherlei primitive Unterschiede voll erfaßt und uns zu freierBeherrschung zugeeignet haben, da wir sonst unvermeidlichen Ver­mengungen unterliegen und die Bewußtseinsschichten, auf die es in

30 der Analyse ankommt, nicht unverwirrt erhalten können.Nehmen wir jetzt zusammen, was unsere einführenden Betrach­

tungen..uns als Vo~de~tungen zu notwendigen und gleich im Eingangder Phanomenologle SIch aufdrängenden Untersuchungen allgemeinerBewußtseinseigentümlichkeiten ergeben haben, so wurde unser

35 Interesse erregt für die Idee der "cogitatio", des intentionalen Er­l~bnisses mit seinen Grundeigentümlichkeiten, phansische und on­tIsche Seiten zu haben, in letzterer Hinsicht Intentionalien in sich zubergen und sich durch sie auf Gegenständlichkeit zu beziehen. Dahandel.t es s~ch um die Erforschung der verschiedenen Grundtypen von

40 IntentlOn~h~n und zugle~ch um die Aufklärung und wesensmäßigeCharaktenstIk der verschIedenen Beziehungsweisen dieser Erlebnissesowohl der primitiven als der komplexen, auf Gegenständliches. '

1 Die drei folgenden Absätze hat Husserl später mit Bleistift leicht durchgestrichenund dazu am R~nd bemerkt: ,,<Die Manuskriptblätter> 33 und 34 <= S. 555, Zeile22 - S. 558, Zetle 6> kürzen und neu ausarbeiten. Wirkliche Rekapitulation und an­knüpfen den Übergang zur besonderen Anschauungsanalyse!" - Anm. d. Hrsg.

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556 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 557

Was hier zu studieren ist, das kann nur in gründlichem Studiumeinzelner Typen von cogitationes, die der Analyse nächste und gün­stigste Ansatzpunkte liefern, mit ihren besonderen Beziehungs­weisen, ihren besonderen Formen von Intentionalien und phansischen

5 Eigentümlichkeiten, klar gemacht werden. Hat sich so der Blickgeschärft und schon Besonderheiten klar erfaßt, dann kann weiterge­gangen und an die großen Probleme Hand angelegt werden, welche diealten Titel Sinnlichkeit und Verstand, Denken und Anschauen, aberauch Verstand und Gemüt, Gemüt und Wille u. dgl. dunkel andeuten.

10 Wir stoßen aber auch auf andere Eigentümlichkeiten, die uns in dieserHinsicht die Direktion auf günstige <? > Anfänge geben, auf Unter­schiede der Klarheit und Unklarheit bei allen Erlebnissen, ferner aufgewisse höchst merkwürdige besondere Bewußtseinsweisen, die dochin Absicht auf allgemeine Bewußtseinsanalysen, die des Zeitbewußt-

15 seins etc., eine besondere Bedeutung beanspruchen.Jedes wirkliche Erlebnis hat seine Bewußtseinswirklichkeit als

Einheit einer lebendigen Dauer und konstituiert sich bewußtseins­mäßig als aktuelles Jetzt und immer neues Jetzt in der Form desZeitbewußtseins. Darin ahnten wir schon, daß zwischen Erlebnis als

20 Einheit der lebendigen Dauer und dem die Dauer konstituierendenBewußtsein (das nicht Erlebnis im selben Sinn sein kann) zu unter­scheiden ist, und daß gegenüber dem nächsten Erlebnisbegriff (demder lebendig dauernden Einheit) und anderen, tieferen Begriffen (alsoauch Bewußtsein als Dauerndes und Bewußtsein als Dauer Konsti-

25 tuierendes) wird unterschieden werden müssenI. Das führt auf dietiefsten Probleme des Zeitbewußtseins.

Andererseits nötigt die Erwägung der Weise der Zeitgegebenheitzur Unterscheidung zwischen gegenwärtigendem Bewußtsein, in demdas Jetzt bewußt ist, und vergegenwärtigendem Bewußtsein, in dem

30 das soeben gewesene Jetzt bewußt ist als vergangen (und das natürlichmit seinem zeitfüllenden "Inhalt").

Wieder unterscheidet sich aber Vergegenwärtigung (in ihren ver­schiedenen Modis) von jener merkwürdigen Modifikation, die dabloße Phantasie heißt: dem "wirklich" als vergangen Bewußten

35 steht gegenüber das als vergangen "Vorschweben" ohne Wirklich­keitscharakteristik. Dazu kommen die Unterschiede innerhalb des­sen, was allgemein als Vergegenwärtigung bezeichnet sein kann: soder Unterschied des "originär" Vergangen, mit dem das Korrelat derRetention charakterisiert ist, dasjenige Vergangen, das "noch fest-

40 gehaltenes" Jetzt ist, ein Jetzt, das aber doch nicht mehr jetzt, sonderneben vergangen ist, und andererseits dasjenige "sekundäre" Vergangen,das die Wiedererinnerung bietet, das das frühere Jetzt wieder vergegen­wärtigt und wieder vergegenwärtigt seinen Abfluß in das originäreVergangen.

1 Dieser Satz wurde von Husserl mit Bleistift durchgestrichen; dazu Bemerkung:"Die Rekapitulation ist zu ändern". - Anm. d. Hrsg.

Es handelt sich in der Erforschung solcher Unterschiede um Lösungalter Probleme, die uns Hume's Unterscheidung zwischen Impressionund Idee als allgemeine Unterscheidung aller "Perzeptionen", das istaller Erlebnisse, gestellt hat, wobei er der Vielfältigkeit der hier

5 spielenden Unterschiede nicht inne geworden ist. Diesel Problemegehen sogleich in umfassendere über, damit zusammenhängend, daßdie Unterschiede, die hier als universell insofern auftreten, als sie ander Konstitution eines jeden Erlebnisses in der Einheit der Erlebnis­zeit beteiligt sind, doch wieder spezieller sind von dem Gesichtspunkt

10 aus, daß Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung und all die ge­nannten Erlebnisformen nicht nur im Erlebnisreich in dieser Weiseauftreten als Gegenwärtigung, Vergegenwärtigung etc. von Erlebnis­sen, vielmehr auch als Gegenwärtigung z.B. von Dingen, vonphysischen Ereignissen usf. Mit anderen Worten: Unter den Erleb-

15 nissen, die da als gegenwärtig oder vergegenwärtigt bewußt sind,treten wieder solche auf, die Gegenwärtiges oder nicht Gegenwärtigesbewußt machen, und zwar auch solches, das nicht selbst Erlebnis ist.Also wird man dahin geführt, was auch aus anderen Gründen vongroßem Nutzen ist, die Phänomenologie der Gegenwärtigung und

20 aller zugehörigen Modifikationen in der letzteren Richtung allgemeinerzu behandeln.

Damit aber wieder ist verflochten die Problemgruppe, die sich umdie Titel Wahrnehmung, Vorstellung, Bildbewußtsein, Erinnerungusw. gruppiert, wobei der normale Sinn dieser Worte etwas wesentlich

25 Neues hereinbringt: "Aufmerksamkeit", Zugewendetsein, Meinen,Erfassen von gegenwärtiger oder vergangener Wirklichkeit, dannweiter Explikation, Zusammennehmung, Aufeinanderbeziehung usw.Ferner in anderer Linie: Unterschiede zwischen gewisses Wirklich­keitsbewußtsein, Anmutungsbewußtsein, Zweifelsbewußtsein, Nich-

30 tigkeitsbewußtsein und Fragen, ob sie wesentlich zu den Zuwendungengehören oder wie sie zu den Zuwendungen stehen. Weitere Titel all­gemeiner, mit jedem Bewußtsein irgendwie verflochtener Unterschiedesind die Titel Klarheit, Deutlichkeit, Lebendigkeit in ihren verschie­denen Bedeutungen.

35 Alle solche Unterschiede sollen sich uns aufdrängen und sollen zueiner ersten Fixierung kommen in einem relativ beschränkten Gebiet.Wir nehmen das Gebiet der uns alles in allem am nächsten liegenden, re­lativ noch am leichtesten zu analysierenden äußeren Anschauung.Alle Beschreibungen suchen wir von vornherein möglichst allgemein

40 zu halten, so daß sich im Besonderen zugleich ein Allgemeineres ebenbesondert. Vor allem das allgemeinste Gebiet der Anschauungen, derGegenwärtigungen, Vergegenwärtigungen und der zu ihnen sich ge­sellenden und sie phänomenal modifizierenden Zuwendungen undStelluJ?gnahmen werden wir beständig im Auge haben und von dem

1 Zum Folgenden hat Husserl später mit Bleistift nochmals vermerkt: "Kürzen!".- Anm. d. Hrsg.

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558 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 559

erwählten Gebiet aus möglichst die Grundlinien zu ziehen sucheneinerseits für eine Erforschung des Zeitbewußtseins, andererseits fürdie des Raumbewußtseins und des Bewußtseins vom räumlichen Da­sein. Und endlich wieder Linien, die emporführen zu einer Theorie der

5 Aufmerksamkeit, einer Phänomenologie der Synthesen höherer Stufe,die die Ursprungsstätten des Sinnes der Prädikation enthalten.

BEILAGE 13

DISPOSITION

<nach Mitte Juli 1912>

10 1) Idee der Philosophie als Wissenschaft, d.ie das. Interess~ derabsoluten Erkenntnis vertritt; - Idee der PhIlosophIe als WIssen­schaft die das Interesse des absolut wertvollen personalen Lebens

, 1vertritt: Anfang der Vorlesungen von 1911 Sommer '.. .

2) Idee der Wissenschaftslehre : Ende der Vorlesungen uber Logrk15 1910(11; Ende: die Noetik2. '"

3) Ausgang von der Beschreibung der GegebenheIten der natur­lichen Erkenntnis. Was ist da zu erforschen.

A) Welches sind die Wissenschaften der natürlich~n ~instellUI~g.

Zunächst der Erfahrungseinstellung, dann der eIdetIschen Em-20 stellung. . '" .

B) a) Die neue Dimension: das Bewußtsem-von; dIe Phanomenologreund phänomenologische Reduktion; Ausschaltung der Natur,auch der psychischen.

b) Die Noetik.25 4) Die skeptischen Probleme. Lotze3.

1 Im Sommer 1911 hatte Husserl über "Grundprobleme der Ethik und Wertlehre"gelesen. Der Anfangsteil dieser Vorlesung befindet sich unter der Signatur F I 14 imHusserl-Archiv. - Anm. d. Hrsg.

2 Das Schlußstück von Husserls Vorlesung "Logik als Theorie der Erkenntnis"vom Winter 1910/11 liegt im Husserl-Archiv unter der Signatur F I 12. - Anm. d.Hrsg. . .,

2 Husserl bezieht sich dabei auf das Seminar über "Lotzes Erkenntmstheone 1mAnschluß an das 3. Buch der Logik Lotzes" vom Sommer 1912. Vgl. die Blätter 26-28von Ms. F I 42 und 61-69 von Ms. B II 18. - Anm. d. Hrsg.

BEILAGE 14

DISPOSITION (28. AUGUST 1912)1

I

Emporleitung zur Domäne der Phänomenologie ohne Hereinziehung5 irgendwelcher philosophischer bzw. vemunftkritischer Interessen und

Probleme.1. Einleitung. Was ich im weiteren beabsichtige.2. Natürliche und phänomenologische Denkhaltung (oder auch

"ontologisch"-real und "phänomenologisch").10 Beschreibung der ontologischen (realen) Denkhaltung und des in ihr

Gegebenen und zu Erforschenden. Die Felder der ontologischen(Real-)Wissenschaften.

Diese Wissenschaften können sein empirische Wissenschaften undeidetische Wissenschaften (rationale). Hier bedarf es aber sogleich der

15 Verteidigung des Rechtes eidetischer Forschung.3. Die phänomenologische Einstellung und das phänomenologische

Residuum. Das Bewußtsein und seine Korrelate.Der Unterschied der Einstellung auf das singuläre Dies-da! und der

eidetischen Einstellung. Die Verbindung der phänomenologischen und20 eidetischen Reduktion. Eidetik des reinen Bewußtseins. Ob sich

nicht nach Begründung einer eidetischen Bewußtseinsforschung Wegeeröffnen könnten für die Erforschung des singulären phänomenolo­gischen Seins (des Dies-da), bleibe dahingestellt.

4. Was ist in dieser Eidetik zu erforschen. Welche Probleme sind die25 Eingangsprobleme. Charakteristisch für phänomenologische Forschung

und Methode.

II

Philosophie (bzw. Vernunjtkritik) und Phänomenologie

1. Idee der Philosophie bezogen auf das ideale Ziel absoluter30 Erkenntnis. Was ist das für ein ideales Ziel? Die Mathematik, die

Naturwissenschaft bietet keine "absolute" Erkenntnis. Und so über­haupt jede "ontologische" Wissenschaft. Man stellt gegenüber: Natur­wissenschaft und Philosophie der Naturwissenschaft, Mathematik undPhilosophie der Mathematik. Die natürlich erwachsene, ontologisch

35 gerichtete Naturwissenschaft und der Streit um ihre Interpretationen.Die Schwierigkeiten erwachsen aus Reflexionen über das Verhältnisvon Natur und Bewußtsein von Natur. Ebenso: Die Mathematik undLogik,. so wie sie rein objektiv gerichtet ist: andererseits der Streit um

1 Disposition vom 1. Juli 1912. Abschrift.

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560 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 561

verschiedene Interpretation (Psychologismus und Naturalismus). ImAnschluß daran: Formulierung des Erkenntnisproblems in seinenersten und nächstliegenden Formen. Damit verbunden der Ausgangvom Skeptizismus. Idee der absoluten Erkenntnis. Was gehört zur

5 Realisierung dieser Idee. Welches sind die Bedingungen ihrer Ermög­lichung. Schließlich kulminiert alles in der Vernunftkritik undPhänomenologie.

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

BEILAGE 15

10 ALTES ENDE DES ERSTEN STÜCKES ÜBER EIDETIK!

<September 1912>

Was wir soeben, in Absicht auf eine Erwägung der Idee einerreinen Phänomenologie, vorausgeschickt haben, einer eidetischen undnicht empirischen Disziplin von den Phänomenen, muß streng in dem

15 Sinne verstanden werden, in dem es hier festgestellt worden ist. Wirhaben nicht philosophische Theorien aufgestellt, wir haben nicht voneinem metaphysischen Standpunkte aus doziert, sondern selbst­verständliche Folgen aus einigen prinzipiellen Feststellungen gezogen.Was diese aber anlangt, so haben wir einfach beschrieben, was wir in

20 der Intuition als direkt gegeben vorfanden, und haben es genau in demSinne beschrieben, in dem es sich gab, ohne jede interpretierendeHineindeutung, ohne Hinzuziehung von solchem, was uns durchgelehrte Traditionen, durch alte und neue Vorurteile zugemutet, statteben am Gegebenen selbst zu sehen war. So Festgestelltes mag für die

25 Philosophie wichtig sein, aber setzt keine Philosophie voraus, wie esüberhaupt nichts Vorgegebenes voraussetzt.

BEILAGE 16

AUS DEM MANUSKRIPT ZU IDEEN I, <§§ 56-58><Ende September 1912>

30 Wir vollziehen nun eine notwendige Erweiterung des Rahmens derphänomenologischen Reduktion. Die ganze natürliche Welt haben wiraus dem Urteilsfeld ausgeschaltet, und was wir von ihr zurückbehalten

1 Zu § 18. - Anm. d. Hrsg.

haben, waren die die natürliche Welt bewußtmachenden Erlebnisseund Erlebniszusammenhänge; und haben wir diese einmal in Reinheitso haben wir damit eo ipso das gesamte reine Bewußtseinsfeld, wi;haben den Blick für das Transzendentale gewonnen und gehen an

5 seinen eigenen Leit!äden weiter. In diesem Sinn haben wir sogleich dasGanze als. unse~ eIgen betr.achtet und demgemäß auch gesprochen.Indesse~ 1st es I.n systematIschem Interesse notwendig, die Idee derReduktIon erweItert durchzuführen und auf den weitesten Kreis desBewußtseinstranszendenten auszudehnen, auf den, der übrig bleibt,

10 nachdem die räumlich-zeitliche Welt schon transzendentaler Epocheverfallen ist!.

Forr~al gesprochen erstrecken wir unsere Einklammerung auf alles,was WIr anschauend, vorstellend, erkennend, dabei wertend undpraktisch behandelnd, kurzum in welchen Bewußtseinsweisen immer

15 als im weitesten Sinne individuell seiend setzen und von <dem> wiruns einsichtig überzeugen können, daß es nicht selbst Bewußtsein(und n~lll schon von aller Weltsetzung gereinigtes Bewußtsein) ist.Daß ~It der Ausschaltung der Setzung der Natur, der physischen undpsychIschen, auch alle durch wertenden und praktische Bewußtseins-

20 funktionen sich konstituierenden individuellen Gegenständlichkeitenausgeschaltet sind, alle Kulturgestaltungen, Künste und Kunstwerke,W!s~enschaftenund wissenschaftlichen Abhandlungen, Waren, jeder­zeIt.lIche<? > Nutzwerte us,,:., ist selbstverständlich. Desgleichen gibtes m unserer Domäne keme gegenständlichen Wirklichkeiten wie

25 Staat, Sitte, Recht, Religion; aber auch Anderes verfällt nun derAusschaltung. Alle bisher ausgeschalteten Transzendenzen sind Reali­tät~n, ~n deren Konstitution im Bewußtsein Abschattungsmannig­faltIgkeIten bzw. Erscheinungsmannigfaltigkeiten wesentlich beteiligtsind.

30 Wie steht es nun, kann man fragen, mit dem "reinen" Ich? Dasmenschliche Ich und das tierische Subjekt verfällt als solches derphänomenologischen Reduktion. Wird infolge derselben das Ich ganzund gar, ~nd etwa auch das vorfindende, phänomenologische Ichselbst zu emem transzendentalen Nichts? Reduziert es sich auf den

35 bloßen Lauf des Bewußtseins? Jede cogitatio nimmt in der Reflexiondie Form cogito an; verliert es diese Form, fragen wir, wenn sie zurtranszendentalen Reflexion wird? Klar ist von vornherein so viel daßwenn wir das transzendentale Residuum des natürlichen Ich sdchen',

1 Dieser ganze A:bs~tz wurde von Husserl wieder gestrichen und durch folgenden,allerdmgs unvollstandlgen Text ersetzt: "Wir gehen nun dazu über den Rahmen derphänomenologischen Epoche nach gewissen Richtungen zu erweit~rn. Bisher habenwir sie definiert durch Ausschaltung der gesamten natürlichen Welt. Und auf dieFrage ~~ch de,:, Residuum lenkte sich Unser Blick auf die Domäne des absoluten Be­wußtsems. Es 1st aber gut zu bemerken, daß bei Ausschaltung der natürlichen Weltnoch Transzendenzen übrig bleiben, die, wenn wirklich bloß das reine Bewußtseinübrig bleiben soll, ebenfalls ausgeschieden sein müssen. Wir beginnen mit einernäheren< ... >" - Anm. d. Hrsg.

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562 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 563

wenn wir die Setzung Leib ausschalten und ihr die den Leib konsti­tuierenden Bewußtseinszusammenhänge substituieren, wenn wir dannauf den weiteren sie (soweit sie aktuell sind) umspannenden transzen­dentalen Bewußtseinslauf stoßen, wir in diesem kein Ich als Bewußt-

5 seinsdatum finden können. Jedes Erlebnis ist das meine, jedes fasseich in der Form "ich denke", in jedem aktuellen cogito lebe ich, undmein Blick geht "durch" seinen Inhalt auf das Gegenständliche. ~bernicht kann dieses Ich dabei selbst ein Stück oder Moment an Jedercogitatio <sein>, und wiederum ein Stück oder Moment a~ d~m merk-

10 würdigen Ichstrahl, an dem "Blick auf". Jedes ErlebnIS 1St etwasZufälliges, prinzipiell betrachtet, je~es kann w~chseln, kom~en ~md

gehen, wie wir ja faktisch die Erlebmswelt als eme W~lt be~ta~dlgen

Flusses vorfinden. Demgegenüber soll aber das Ich em Pnnzlp derNotwendigkeit sein. Das Ich braucht nicht zu reflektieren und braucht

15 nicht im Hinblick auf die reflektiv erfaßte cogitatio zu sagen: ichdenke, aber die Ichzugehörigkeit der cogitatio und die Zugehörigkeitaller cogitationes, die in dem einen und selben individuellen Bewußt­seinsstrom dahinfließen, zu dem identisch einen individuellen Ich (fürjeden Bewußtseinsstrom zu einem andern) gibt sich .als"eine ~ot.wen-

20 digkeit des Wesens. Das Ich denke muß alle "meme cogItatlOnesbegleiten können. Es scheint doch, daß davo~ du~ch die phäno~en?­

logische Reduktion nichts verloren geht und em re~es I?h ~ls ~nnzlp

dieser Notwendigkeit übrig bleibt. Denkbar mag sem em SIch 1m ge­schlossenen Strom meines Bewußtseins identisch durchhaltendes, in

25 der immanenten Zeit desselben identisch dauerndes Phänomen: z.B.ein in stupider Identität fortdauerndes Tonempfinden. Aber derglei­chen ist kein Ich und nichts dem Ich Analoges. Eine solche konstantecogitatio bedarf ja ihrerseits noch eines dauernden Ich, das ihr identi­sches Subjekt wäre, und es bliebe bei einem doch prinzipiell möglichen

30 Sichverändern und Verschwinden dieses zufällig dauernden Phäno­mens. Andererseits ist es klar, daß, wenn es unvermeidlich wird, alsResiduum der Weltreduktion auch ein identisches reines Ich im reinenBewußtseinsstrom anzuerkennen (worüber wir hier übrigens keineFeststellungen machen), dieses Ich etwas prinzipiell Anderes wäre als

35 irgendein Objekt der Welt. Diese bliebe ihm allzeit ein Gegenüber,während zugleich eben dieses Ich den Menschen und in ihm das empi­rische Ich setzte und in der natürlichen Reflexion sich in diesem natu­ralisierte. Jedes Weltobjekt ist ein Objekt durch Abschattung (undBekundung). Es ist entweder bloßes sich abschattendes und schema-

40 tisch sich bekundendes Objekt, bloßes Objekt der Erscheinung, miteinem Wort: räumliches Objekt, oder es ist ein im räumlichen ObjektFundiertes, wie ein Mensch, dabei selbst eine Unterschicht von Raum­dinglichkeit einschließend. Also das Ganze doch wieder ein Ganzesdurch AbschattungI. Das Ich aber schattet sich nicht ab, es

45 1 Das empirische Ich hat aber auch seine Bekundung.

erscheint nicht, es lebt in seinen Akten und ist das Subjektdes Lebens. Das sagt: Die Erlebnisse stehen da als die seinen, dieAktgebilde als seine Leistungen, die Empfindungsinhalte als seineStoffe, die Erlebnisse als Hintergründe, als seine Felder der Freiheit,

5 <seine> Verhaltungsweisen und der ganze Erlebnisstrom nicht alsMannigfaltigkeit seiner es abschattenden Erscheinungen, sondern alsStrom, in dem es lebt, in dem es sich kontinuierlich als identischesSubjekt bekundetI. Gilt das nicht nur für das empirische Ich undIcherleben, sondern auch für das transzendentale, somit für das em-

10 pirische, weil es schon radikal für das transzendentale gilt, dann hättenwir hier eine grundwesentlich andersartige Transzendenz als <die> derWelt bzw. der Transzendenz durch Erscheinung. Diese hypothetischeErörterung genügt für unsere Zwecke vollkommen. Wir brauchen fürdas vielumstrittene Ich des reinen Bewußtseins keine Partei zu er-

15 greifen: Wir erstrecken im voraus unsere transzendentale Reduktiondarauf. Das Ich wäre ja nicht selbst reines Bewußtsein, sondern eindarin sich "Bekundendes", und wo immer wir in Form des cogito dasIch vorfinden, da adjungieren wir unserer Sphäre eben dieses Vorfin­den und ebenso die vorgefundene cogitatio. Das Ich selbst ist der

20 cogitatio und ihrer Domäne in eigener Weise transzendent, auch dieseTranszendenz schalten wir aus. Doch muß bemerkt werden, daß eineFassung der Phänomenologie wohl möglich ist, die diese Transzendenznicht ausschaltet. Aber nur soweit, als die mit dem reinen Bewußtseingegebene unmittelbare Evidenz reicht, nur soweit nicht Lehren über

25 <das> reine Ich aufzustellen sind, die <nicht> direkt der Bewußtseins­sphäre zu entnehmen sind, wobei sie als uns zugehörig anerkennen<... >

*Noch auf eine andere Transzendenz stoßen wir, eine Transzendenz,

die nicht wie das Ich ineins mit dem Bewußtsein gegeben ist, sondern30 mittelbar zur Erkenntnis kommt. Ich meine die Transzendenz Gottes.

Die Reduktion der empirischen Welt ins Bewußtsein ergibt faktischeZusammenhänge von Bewußtseinsströmen als solchen, in denen sicheine Welt konstituiert, und schon darin liegt eine auffällige Teleologie.Die systematische Erforschung aller Teleologien, die von der empiri-

35 schen Welt aus, von der Entwicklung des Kulturlebens der Menschheitaus usw. sich ins reine Bewußtsein übertragen, führt zur Idee einesGrundes, also nicht als dinglicher Ursache für den faktischen Lauf allesabsoluten Bewußtseins in seiner Teleologie. Ich übergehe, was sonstnoch von seiten des religiösen Bewußtseins auf dieses selbe Subjekt hin-

40 führen, und als Vernunftmotiv hinführen mag: offenbar ist, daß diesaußerweltliche göttliche Prinzip dem Bewußtsein selbst in seinerAbsolatheit transzendent und in einem total anderen Sinne absolutes

1 Das reine Ich und das sich bekundende Ich ist zweierlei!

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564 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 565

Wesen wäre. Auf dieses erstrecken wir natürlich die phänomenologi­sche Reduktion, es wird aus dem zu schaffenden Urteilsfeld ausgeschal­tet, sofern es ein Feld des Urteilens über das reine Bewußtsein selbstsein soll. Da damit auch all das, was in bezug auf Ich und Gott als

5 transzendent apperzipierte freie Tat, Schöpfung u. dgl. ausgeschaltetist, so haben wir nun alle möglichen individuellen transzendentenWirklichkeiten ausgeschaltet: die hinsichtlich des Bewußtseins sozu­sagen polar gegenübergeordnet sind als Welt der Erscheinung und alsWelt der absoluten Subjektivität oder Welt der Freiheit.

10 BEILAGE 17

<EINGEKLAMMERTES URTEIL UND URTEIL ÜBER

EINGEKLAMMERTES >1

<September/Oktober 1912>

phänomenologischer Reduktion. Denn eine Phantasiemodifika­tion darf aber ja nicht verwechselt werden mit der Klam­mermodifikation; und das Urteilen "in" der Phantasie nicht ver­wechselt werden mit dem Urteilen, das das Korrelat des Phantasie-

5 erlebnisses setzt und beschreibt. Das Urteilen in der Phantasie ist selbsteine ~~~ntasie, und akt~ellesErlebnis ist das Urteilsphantasieren. DasUrteIl uber das PhantaSIerte als solches, über das noematische Korre­lat das Phantasieerlebnisses, ist aber kein phantasiertes Urteil undkeine Phantasie von einem Urteil, sondern ein innerliches aktuelles

10 Urteil wie ir~endein anderes. Ebenso darf man übrigens auch nichtverwechseln 1m Falle der Wahrnehmung und ähnlich setzender Er­leb~isse da~ Urteilen in der Klammer, also das phänomenologischeR~slduumeme~ natürlichen Urteilens über die Gegenstände der Natur,mit dem Urteilen über das Klammerphänomen und über den in der

15 Klammer stehenden Inhalt als solchen. Das erstere ist das transzen­dental gereinigte Urteilserlebnis, das letztere< ... >

In der phänomenologischen Reduktion nehme ich das Erlebnis insich selbst und in seinem Erlebniszusammenhang, ich lasse jedes Urteilüber seine Realität. Und ist es als Realität aufgefaßt, so nehme ich dasErlebnis mit. dieser. Auffassung, aber so, daß ich die Setzung dieser

25 Auffassung mcht mitmache und nur das erweiterte Phänomen nehmedas ist ich vollziehe eine Ideation, in der ich den Blick richte auf das i~meiner inneren Wahrnehmung und Setzung des E<rlebniss~s> als realGegebene, und zwar den "Inhalt", also auf "reales E mit seinem Seins­charakter". Also ich nehme das, aber bloß als Inhalt. Als Phänome-

30 nologe nehme ich also lauter solche Inhalte; ich setze aber als Meta­physiker", als Dies-da-Setzer, mehr. Ich mache das Realität~urteilnicht mit, aber ich setze das E und die innere Wahrnehmung des E inseiner Eigenheit und Diesheit.. Das Ausschalten der phänomenologischen Reduktion ergibt Reduk­

35 hon auf den bloßen Inhalt und lauter bloße Inhalte, wenn die Reduktioneben eidetische ist. 2

.Wenn ich e.in Wahrnehmen vollziehe und dann seine Setzung nichtmitmache, mIch aus der Setzung "zurückziehe", so blicke ich auf dasWahrgenommene, das Dies-da ist, mit seinem Seinscharakter: Aber

40 dieser Inhalt mit seinem Seinscharakter ist bloß "Inhalt" derart, daß

Nun, diese Vorzeichenänderung ist uns nicht unbekannt. Das "Ein-15 klammem" der phänomenologischen Reduktion betrifft mit jeden

wahrgenommenen Dinggegenstand als Wirklichkeit und gibt ihm durchdie "Klammer" genau die Modifikation, die hier in Frage ist. Also an­stelle des Gegenstandes, dieses blühenden Baums schlechthin, haben wirnun diesen blühenden Baum in Klammem (oder, wie wir in schriftlichem

20 Ausdruck es zumeist bevorzugen werden, in Anführungszeichen), sowie wir anstelle des Urteils über den Baum ein neues Urteilen haben,das über den Inhalt der Klammer. Das erstere Urteil ist unser phäno­menologisches Objekt, das zweite ist ein Urteil, das wir als phänome­nologische Forscher vollziehen und mit dem wir als phänomenolo-

25 gisches Objekt das im ersteren beurteilte Wahrnehmungsobjekt unsnicht als Wirklichkeit, sondern als wahrnehmungsmäßig Bewußtesphänomenologisch zueignen. Man muß also scharf unterscheiden denBaum schlechthin und das zur gegebenen Wahrnehmung gehörigeWesenskorrelat : den vermeinten Baum als solchen. In der Tat darf

30 man nicht so tun, als wäre das nichts. Es ist Subjekt gültiger und sehrwichtiger Aussagen: eben der Sinnesaussagen, der Aussagen über den"Sinn" der Wahrnehmung, das ist über das Wahrgenommene alssolches, ebenso über den "Sinn" der Phantasie, über das Phantasierteals solches usw. Im Falle der freien Phantasie bedarf es insofern keiner

35 eigenen phänomenologischen Reduktion, als wir "frei" phantasierendkeine Wirklichkeitssetzung vollziehen, das Phantasierte, etwa denZentaur, nicht für wirklich halten. Indessen zeigt eine genauere Be­trachtung, daß im Phantasieren eine gewisse Setzungsmodifikationenthalten ist, so daß der Zentaur als modifizierte Wirklichkeit als

40 Ding einer "Phantasiewelt" dasteht. Und auch diese Quasiwelt b:darf

20

BEILAGE 18

<DIE REDUKTION DES SEINSCHARAKTERS AUF

BLOSSEN INHALT>1

<September/Oktober 1912>

1 Zu §§ 88 und 89. - Anm. d. Hrsg.

1 Vorentwurf zu § 90. - Anm. d. Hrsg.a Von vornherein ist Eidos nicht"Überhaupt"!

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566 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 567

der Seinscharakter auch bloßer Inhalt ist. Ebenso überall: Ich blickeauf das Urteil hin, das ich nicht selbst mitmache etc. Das kann ich auf­grund der Wahrnehmung, des Urteilens etc. machen. Die Impressionensind ebensogut aufgrund der Quasiwahrnehmungen etc. Ich mache

5 auch nicht die Quasisetzung mit.

BEILAGE 19

<EINLEITUNGSENTWURF FÜR DAS SCHLUSSKAPITEL DER IDEEN 1>1

<Oktober 1912>

leicht zugänglich waren, überwucherte das sachliche und noematischeInteresse, und während die Wissenschaften Fortschritte machten,blieb das erkennende Bewußtsein selbst, das sehr viel schwerer dierichtige Methode wissenschaftlicher Theoretisierung finden konnte,

5 auf der Stufe vorwissenschaftlicher, vereinzelter Reflexionen und Be­merkungen. Von vornherein wirksam waren nur die Äquivalenzennoetischer und noematischer Einsichten, die so selbstverständlichwaren, daß ihre Gegenglieder nicht zur Trennung kamen.

BEILAGE 20

Ist die Phänomenologie der möglichen Perzeptionen und perzep­tionalen Noemata, der "Erscheinungen", mit all den zugehörigen Set-

15 zungsmodis in der Methode der Konstitution, dem systematischenLeitfaden der materialen Urkategorien folgend, vollzogen, so verbin­den sich ihre Ergebnisse mit den Leistungen der Phänomenologie derhöheren, der spezifischen Verstandessphäre mit ihren beziehenden undverbindenden Synthesen und ihren neuen, den "mittelbaren" Begrün-

20 dungsformen. Nun kann hinsichtlich der Gegenständlichkeiten, die inbloßen schlichten Wahrnehmungsthesen als gegeben angenommenwaren, das Spiel der kollektiven, explizierenden, beziehenden Opera­tionen angehen, oder es kann unter Heranziehung von Phantasiever­gegenwärtigungen das Spiel der Operationen des hypothetischen

25 Denkens, des Voraussetzens, es sei das so und so Phantasierte oder essei das Wahrgenommene "angesetzt" anders als es wirklich ist, an­gehen; es können Vergleichungen und Unterscheidungen vollzogen,begriffliche Wesen in der leeren und vollen Ideation (einer neuen Denk­operation) gesetzt, es können Ausdrücke ineins mit begrifflichen Fas-

30 sungen vollzogen werden, Schlüsse, Beweise in vielfältiger Art sich an­schließen usw. All die zugehörigen phänomenologische Analysen, dieallgemeineren in Form leerer oder <voller Ideation? ... >

Wir können zweierlei Motive der vernunfttheoretischen Problematik10 unterscheiden, die von vornherein verflochten auftraten, aber in ihrer

Auswirkung sich trennten, um sich erst in der Idee der phänomenolo­gischen Vernunftlehre, die überhaup.t ~lle möglichen We~ensfor~chun­

gen der Vernunft umspannt, zu veremmgen. Fürs erste dIe MotIve derlogischen und parallel damit der axiologischen und et~isch-p~aktisc~en

15 Noetik, fürs zweite die Motive der Transzendentalphl1osophle, speZIellder Problematik der Möglichkeit der Erkenntnis bewußtseinstrans­zendenter Realitäten. (Ich möchte dabei sogleich bemerken, daß hierimmer das Wort Transzendenz in dem natürlichen und unentbehr­lichen Wortsinn genommen wird, der Gegenstände transzendent nennt,

20 die nicht selbst Bewußtseins"erlebnis", Einzelheiten der Idee Bewußt­sein (Vorstellen, Urteilen usw. und deren unabtrennbare Bestände)sind.)

Beschränken wir unsere Erörterung der ersten Motivengruppe aufdie logische Sphäre. Es war oben von der Wesenskorrelation zwisc~en

25 Urteilen und Satz (Urteil im gewöhnlichen Sinn der formalen LogIk),zwischen einsichtigem bzw. richtigem Urteilen und Wahrheit u. dgl.gesprochen worden, zu der die Vermengung der Korrelate Anlaß gab.In den Reflexionen über Erkenntnis, Wahrheit, Sein, die die Begrün­dung einer wissenschaftlichen Erkenntnis und wissenschaftlichen The-

30 orie, andererseits der Kampf gegen den Skeptizismus vollzog, wurdeman beständig vom Noematischen zum Noetischen und umgekehrtgeführt. Die Wahrheit war Erwerb und Gewinn einer Denkarbeit, dieim reflektiven Blick zu erfassen und zu beschreiben war und sich alswesentlich verschieden zeigte gegenüber den unechten Vernunftbetäti-

35 gungen der 86~oc, des vagen Meinens, der verworrenen Vorurteile mitihren verworrenen Begriffen und daraus in vager Weise gezogenenunechten Schlüssen. Darüber war natürlich viel die Rede in der Weiseeiner Reflexion über die wahre Methode der Gewinnung von Wahr­heiten. Aber sowie Stücke objektiver Wissenschaft, Stücke zusammen-

40 hängender Theorien erwachsen waren, die der geschulten Einsicht

10 <PHÄNOMENOLOGIE DER WAHRNEHMUNG UND

PHÄNOMENOLOGIE DER DENKOPERATIONEN>1

<Oktober 1912>

1 Vgl. § 147. - Anm d. Hrsg. 1 Zu § 153. - Anm. d. Hrzg.

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568 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 569

1 Alle Seitenzahlangaben dieser Beilage beziehen sich auf Husserls (verlorenes) Kur­rentschriftmanuskript, das dem Drucktext der Ideen I zugrunde lag. - Anm. d. Hrsg.

2 Diese Ziffer wurde von Husser! wieder gestrichen. - Anm. d. Hrsg.8 VgI. §§ 128 und 146. - Anm. d. Hrsg.

<EINLEITUNGSENTWURF FÜR DEN IV. ABSCHNITT>3

<Anfang Februar 1913>

<... >ein schichtenartiger Aufbau, der im Parallelismus in den Noe­sen wie in den noetischen Korrelaten waltet. Ihn zu finden und streng

30 zu beschreiben ist die Aufgabe, und die Erkenntnis allgemeinsterStrukturen ist zugleich bestimmend für die ganze Methode des Vor­gehens im Besonderen. Man kann geradezu von einer Methode der

Schichten sprechen, nämlich von einem methodischen Vorgehen, dassystematisch je eine einzige, sei es auch nur durch Abstraktion abzu­hebende Schicht zum Forschungsfeld macht, in ihr die relativen Con­cretaheraushebt, ihre Typen fixiert, an ihnen Elemente, Seiten, Inten-

5 tionalien unterscheidet, an ihnen in frei beweglicher Intuition modifi­zierende Operationen übt, die Typik dieser Operationen und ihrerErgebnisse fixiert und so zu einer möglichst vollkommenen Erkenntnisder in diese Schichte fallenden Erlebnismomente zu gelangen sucht.Dabei ist es keineswegs erforderlich, zunächst die im Bewußtseinsbau

10 zuunterst liegenden Concreta aufzusuchen, mit ihnen die systematischeArbeit anzufangen und die auf sie bezüglichen Probleme vor allen an­deren zu lösen: oder, was hier gleichwertig ist: die Ausführung derHyletik ist keineswegs das Erste was nottut, als ob damit das Funda­ment gelegt wäre, das den ganzen weiteren Bau der Phänomenologie

15 zu tragen berufen wäre. Im Gegenteil ist eine gewisse Einsicht in dasWesen der Gesamtschichtung und in die Eigenheit der höheren Schich­ten, bzw. der Funktionen, in die die niederen (speziell die hyletische)Schichten verflochten sind, ganz unentbehrlich, um zu einem reinenErfassen der Gegebenheiten der Unterschichten durchzudringen, um

20 Vermengungen von solchem, was in Wahrheit den Oberschichten zu­gehörig ist, zu verhüten. In der Tat, zunächst gegeben und bis zu einemgewissen Grade gleich zugänglich sind die mannigfaltigen konkretenPhänomene. Erst durch Analyse lernen wir die verschiedenen Dimen­sionen unterscheiden, nach denen sie sich teilen und schichten. Bei der

25 außerordentlichen Komplikation des Baues, die in der ersten sozusagenmakroskopischen Betrachtung sich als solche gar nicht ankündigt,geht die Analyse sehr langsam weiter, erst allmählich und nach langerübung lernt man die wesentlichen Gemeinsamkeiten sehen, welche dieRede von der Einheit einer durchgängigen Schicht rechtfertigen, lernt

30 man die Irrtümer kennen, die da drohen, die Versuchungen verstehen,die zur Verwechslung wesentlich zu sondernder und doch sich ähnlichanmutender Schichten geneigt machen. Man lernt überhaupt den all­gemeinen Ähnlichkeiten unanalysierter Komplexe mißtrauen, welchedie Hauptquellen aller phänomenologischen Verirrungen sind, iII?:mer

35 wieder stellt es sich durch Analyse solcher Komplexe heraus, daß Ahn­lichkeiten von Komplexen ihre Gründe in sehr verschiedenen der un­analysierten Komponenten haben können. Die phänomenologischeForschung bewegt sich in ihren Anfängen, und sie wird noch langehinim Stadium der Anfänge bleiben, unvermeidlich im Zick-Zack. Man

40 hebt sich durch rohe Analyse eine Schichte ab, man erkennt eine Iden­tität gegenüber mehrfachen Dimensionen möglicher Modifikationen,man findet im Abgehobenen ein Feld der Arbeit und kommt ein Stückvorwärts. Aber plötzlich zeigt sich eine Art von Vorkommnissen, dieman nicht einzuordnen vermag, man wird unsicher in Betreff dessen,

45 was wirklich zur erwählten Dimension gehört und was nicht, man sieht,daß die Schichte noch nicht reinlich abgeschieden ist, man ist genötigt,in eine analytische Untersuchung einzutreten, die tief in eine neue

63--7878-90

90-111

111-127

<S.>331 bis 4141-63

BEILAGE 22

BEILAGE 21

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN

25

<GLIEDERUNGSENTWURF FÜR DIE IDEEN I>

<Ende Januar 1913>

5 H. Die Fundamentalbetrachtung der Phänomenolo-

teKap. Die Thesis der natürlichen Einstellungund ihre Ausschaltung

2. Kap. Bewußtsein und Realität10 3. K~p. Das phänomenologisch reine Bewußt-

sem4. Kap. Die phänomenologischen Reduktionen

IH. Zur Methodik und Problematik der Phänomeno­logie

15 1. Kap. Methodische Vorerwägungen2. Kap. Allgemeine Bewußtseinseigentümlich­

keitenIV2. Noesis und Noema

1. Kap. Allgemeine Unterscheidung zwischen20 Noematischem und Noetischem

2. Kap. Die durchgehenden noetisch-noemati­sehen Strukturen

3. Kap. oder V. AbschnittIdee einer Phänomenologie der Vernunft

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570 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 571

1 Zu § 79, S. 158 der Originalpaginierung, Anm. 2. - Anm. d. Hrsg.

nach ein, so verbleibt vom Standpunkt des jeweiligen reinen Bewußt­seins der "Sinn" bzw. "Satz", der in sich selbst die gegenständlicheBeziehung hat, sein X, als Bestimmungssubjekt, mit dem Bestim­mungsgehalt, in dem es "vermeinter Gegenstand" ist, der je nach Art

5 der Sinnesfülle seine anschauliche oder dunkle Gegebenheitsweise hat.Wir können nun zwei Richtungen der Untersuchung einschlagen. Ent­weder wir gehen dem Sinn nach <... >

15 Cohn wirft mir eine Äquivokation vor, entstanden durch die Gleich­setzung des Allgemeinen mit dem nicht durch einen individuellen(räumlichen und zeitlichen) Ort Bestimmten. "Wenn nämlich dasPhänomen in jenem unermeßlichen Flusse des Geschehens (im Erleb­nisfluß) fließt, so ist ein Stück dieses Flusses gewiß nicht durch einen

20 chronometrischen Ort bestimmt; aber mit diesem Mangel ist dochnicht notwendig der Vorzug verbunden, daß das jetzt im Flusse Flies­sende wesensidentisch sei mit anderen, in anderen Flüssen oder ananderen Stellen des gleichen Flusses Befindlichen." Darauf ist zu ant­worten: Ich setze nicht das Allgemeine, nämlich das Wesen, darum

25 mit de~ <nic~t> durch einen individuellen (nämlich realen) Ort in derWeltzeit und im Weltraum Bestimmten gleich, weil ich betone, daßein Wesen einen solchen Ort prinzipiell nicht hat. Ein Wesen ist ge­ge~en ~er. Wesenserschauung, und was das heißt, kann jeder vorur­teilsfrei direkt erfassen, er braucht sich nur den "klaren Sinn" von

30 "Farbe überhaupt" und "Ton überhaupt" zur Gegebenheit zu bringen.Darübe~ ist hier weiter kein Wort zu verlieren. Wichtiger ist der weitereSatz. Die Phänomene im reduzierten und noch nicht eidetischen Flußhaben natürlich keinen chronometrischen Ort. Aber daß sie ihn nichthaben, spielt hier keine Rolle und spielte auch keine in den Darstel-

35 lungen des Logos-Aufsatzes.Was behauptet wird, ist die Möglichkeit einer Wesenserkenntnis, der

Erfassung von Wesen selbst und der Erfassung von Erlebnis wesendann weiter die Erkenntnis von unbedingt allgemeingültigen Sätze~

Schicht hineinführt, sofern sich nämlich herausstellt, daß eben, wasman dem eigenen Felde zugerechnet hatte, einem neuartigen zugehöre,daß überhaupt was man als eine Struktur angesehen hatte, ein Inein­ander grundwesentlich verschiedener Strukturen sei usw. Es ist dies

5 ja auch sonst die Art struktureller Untersuchungen, da Strukturendurcheinanderzugehen, sich nicht überall scharf abzuheben pflegen;von der einen Struktur, der das Interesse gilt, muß man öfters in dasStudium anderer Strukturen übergehen, wobei, was als andere undals dieselbe Struktur gelten darf, oft erst durch lange und in den Er-

10 gebnissen schwan~ende Unters.uchungen fe~tzustellen ist. Vielf.ältigeBeispiele für das hier Gesagte bieten schon dIe Analysen der vorliegen­den Schrift. Um nur Eins hervorzuheben, so ist es leicht, damit anzu­fangen: "Bewußtsein ist Bewußtsein von etwas", und allenfalls auchzwischen Bewußtsein selbst und Vermeintem als solchen zu unter-

15 scheiden. Aber wie nun dieses "immanente" Korrelat als Gegenständ­liches fassen? Ist es als Wesenszugehöriges nicht eo ipso Bestandstückdes Erlebnisses, also mit dessen reellen Komponenten in einer Ebeneliegend? Dann weiter: man entschließt sich etwa, hier ~ine sozusagenideelle, eigenartige Schicht zu statuieren. Aber was nun ihr zurechnen?

20 Da macht die "Setzung" Schwierigkeit. Sie ist, sagt man sich, dochSache des Bewußtseins, das Ich setzt den Inhalt, das Setzen ist Subjek­tives, und das Subjektive muß man doch zum reellen Bewußtseinsbe­stand rechnen. Dann berücksichtigt man den Unterschied der Refle­xionsrichtung auf das Ich und die noetische Schicht und die auf das

25 Noematische, und wird darauf achtsam, daß am Noematischen selbst,in der Blickrichtung, die dem Noetischen abgewandt ist, sich das"gewiß" oder "vermutlich" usw. zeigt. Damit scheidet sich, was Sacheder parallelen Strukturen ist und was zunächst verworren durchein­anderging. -

30 Im Verfolge phänomenologischer Untersuchungen, deren Haupt­thema ja die Intentionalität ist, stößt man notwendig auf die von Er­kenntnistheoretikern oft behauptete, aber nie in dem einzig zulässigeneidetisch-phänomenologischen Sinn erkannte Korrelation zwischenSein und Bewußtsein. Die Phänomenologie lehrt in dieser Hinsicht,

35 daß das phänomenologisch reine Bewußtsein durch sein eigenes, in­tuitiv faßbares und analysierbares Wesen gegenständliche Beziehung,und zwar Beziehung auf seine Gegenständlichkeit habe. Ist es einAllgemeinheitsbewußtsein, so ist das Gegenständliche eine Allgemein­heit, ist es ein Individualbewußtsein, so ein Individuelles, also etwa

40 dieser Gegenstand, dieses Ding hic et nunc. Der große Schritt ist hierder, die Trivialität auf das Niveau phänomenologischer Wesenseinsichtzu erheben. Bewußtsein und Gegenstand sind, wie wir mehrfach be­tont haben, nicht zwei Fakta, die zufällig zusammenkommen, sondernphänomenologisch, "transzendental" zusammengehören. Das Apriori,

45 die Wesenszusammengehörigkeit reicht bis in die niederste Konkre­tion, die als "Inhalt" des Individuums immer noch ein Wesen ist.Klammern wir als Phänomenologen den Gegenstand seinem Dasein

10

BEILAGE 23

<ERSTER ENTWURF ZUR ANMERKUNG ÜBER MESSER UND COHN>l

<Februar/März 1913>

über meine Erörterungen des Begriffes Wesen und des Sinnes einerWesensanalyse hat Messer einfach weggelesen, und so hat er von allenprinzipiellen Ausführungen wirklich kein Wort verstanden. Das machtsich in seinem neuen Aufsatz natürlich wieder bemerkbar.

*

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572 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 573

über Wesen und speziell über Erlebniswesen. Die Möglichkeit einerWesenserkenntnis kann nicht erwiesen, sie kann nur eingesehen wer­den. Sie ist selbst eine Wesenserkenntnis. Nach einem Beweis fragen,das hieße schon einen Widersinn begehen, da der Beweis das zu Be-

5 weisende voraussetzen würde und so in infinitum. Wenn es sich heutedarum handelt, die reine Arithmetik oder reine Geometrie zu verteidi­gen, so würde ein Cohn denselben Einwand machen können: DieGeometrie bezieht sich auf die Kontinuität der empirisch in bestän­digem Fluß befindlichen Raumding-Gestaltungen. Die geometrische

10 Wesenserschauung erfaßt am Empirischen das Wesen und stellt un­bedingt allgemeine geometrische Sätze fest. So behauptet der Idealist.Aber eine solche Wesenserkenntnis unterliegt dem Einwand, so würdeder Empirist, dessen Sachwalter diesmal Cohn wäre, sagen, daß mitder reinen Erfassung des Wesens, die eine Ablösung der reinen Idee vom

15 empirisch individuellen räumlich-zeitlichen Sein ist, nicht notwendigder Vorzug verbunden ist, daß das jetzt im Fluß Fließende wesens­identisch sei mit dem anderen in anderen Flüssen etc. Ebenso diearithmetische Erkenntnis, sofern sie sich auf Empirisches, also Fließen­des bezieht. Wäre es nun sehr weise, wenn man gegen die Etablierung

20 dieser reinen Disziplinen aus solchen Gründen argumentieren und diegewaltige Bedeutung der unbedingt gültigen reinen Erkenntnis für dieempirische Naturforschung verkennen würde? Dahinter spielt auchbeständig, auch bei Cohn, das Mißverständnis, als ob die phänomeno­logische Methode die empirische ersetzen sollte. Sie hat für Psychologie

25 gar nicht mehr zu leisten als das Apriori der Natur, speziell z.B. dasmathematische Apriori, für die empirische Naturwissenschaft. Siespielt bei allen streng wissenschaftlichen Daseinsfeststellungen eineRolle, aber sie ist keine physikalische Methode, und so ist die phäno­menologische das Fundament streng wissenschaftlicher Psychologie

30 und doch kein Dasein <erweisend>.

BEILAGE 24

MESSER - COHN. <ZWEITER ENTWURF>1

<Februar/März 1913>

Die während der letzten Korrektur des Drucksatzes dieser Blätter35 erscheinenden Artikel von J. Cohn und A. Messer im ersten Bande der

"Jahrbücher für <Philosophie>" zeigen wiederum, wie schwer es auchgründlichen Forschern wird, sich vom Banne der herrschenden Vorur­teile zu befreien und die Eigenart einer reinen Wesenslehre zu erfassen.Was Messer anlangt, so ist hier nicht der Ort, auf seine wiederholten

40 Einwände gegen meine Erörterungen über psychologische Methode

1 Zu § 79, S. 158 der Originalpaginierung, Anm. 2. - Anm. d. Hrsg.

einzugehen. Nur kurz sei, und mit großem Bedauern, <ge>sagt, daß erden Sinn meiner Darstellungen so vollständig verfehlt hat, daß ich(soweit irgend Prinzipielles in Frage ist) alle seine Referate über meineLehren kontradiktorisch umkehren müßte, um in ihnen einiger-

5 maßen meine wirklichen Lehren wiederzuerkennen. Selbst in seinenZitaten bekundet sich das vollkommene Mißverständnis darin, daßer (natürlich ohne es zu merken) entscheidende Sätze wegläßt, so daßsich ihr Sinn geradezu in den entgegengesetzten verwandelt (vgl. seinZitat im "Archiv <für die gesamte Psychologie", Bd. XXII>, S. 120

10 im 2. Absatz mit dem Original). Alle meine Ausführungen hinsichtlichder Begriffe Wesen, Wesensanalyse, reine Bewußtseinsanalyse bleibenohne Wirkung, er versteht sie als Selbstbeobachtung und meinePhänomenologie als eine vermeintlich verbesserte Auflage der Selbst­beobachtungs-Psychologie. Darüber ist hier weiter nichts zusagen. Ich

15 hoffe, daß die ausführlicheren Darstellungen der vorliegenden Arbeitähnliche Mißverständnisse bei dem geschätzten Forscher nicht mehraufkommen lassen werden.

J. Cohn wirft mir "eine Äquivokation" vor, entstanden "durch dieGleichsetzung des Allgemeinen mit dem nicht durch einen individuellen

20 Ort Bestimmten" (gemeint ist das reale Sein im Weltraum und derWeltzeit), und er fügt nun den Einwand bei: "Wenn das Phänomenin jenem unermeßlichen Fluß des Geschehens fließt (im Erlebnisstrom) ,so ist ein Stück dieses Flusses ... "1 Darauf ist fürs erste zu sagen: daßes mir nie eingefallen ist, eine Gleichsetzung des Allgemeinen, das

25 ist des Wesens, mit dem nicht durch den individuellen Ort Be­stimmten zu vollziehen. Das bedarf hier keiner Ausführung. Natürlichwird man bei der Beschreibung des Wesens zu sagen nicht unterlassen,daß es kein räumlich-zeitliches Dasein hat. Besagt das aber eine Gleich­setzung?

30 Ferner: Gerne gestehe ich zu, bisher noch nicht dargetan zu haben,daß sich die Gültigkeit der Resultate meiner, ,Wesensschau'" geschwei­ge denn ihrer Vollständigkeit, beweisen lasse. Ich verstehe nur nicht,wie J. Cohn mir hat die Absicht zumuten können, einen solchen Beweis,der eine vollkommene Absurdität wäre, führen zu wollen. Auch er hat

35 also den ganzen Sinn meiner Darstellungen nicht verstanden, oder,was gleich gilt, den Sinn von "Wesen" und Wesenserkenntnissen nichterfaßt. Es ist nicht richtig und keineswegs, wie es in Cohns Darstellun­gen scheinen könnte, meine Ansicht, wenn es in ihnen a.a.O. <S.> 226heißt, die "Phänomenologie soll das reine Bewußtsein untersuchen,

40 muß aber dafür vom empirischen Bewußtsein ausgehen und muß... vorerst an die in der Sprache fixierten Unterscheidungen anknüp­fen." Im Gegenteil habe ich den größten Nachdruck schon im Logos­Artikel darauf gelegt, daß die Phänomenologie wie jede Wesenslehrenicht. vom empirischen Bewußtsein, d.i. doch von einem erfahrenden

1 Vgl. die Fortführung dieses Zitats in der vorigen Beilage 23 (oben S. 571). - Anm.d. Hrsg.

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574 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

III. BEIBLÄTTER AUS DENHAND EXEMPLAREN

Natürliche Erkenntnis <So >71

Natürliche, theoretische Einstellung - Welt, Natur, Allheit derRealitäten, der Gegenstände möglicher "Erfahrung" <So > 7

Gegenstand im weitesten Sinn <So > 1110 Erfahrung = natürliche Erfahrung <S.> 7 und S. 35; ongmar

gebende Erfahrung = gewöhnliche Wahrnehmung, --+ auch "originäreErfahrung" <S.> 8

Originäre Gegebenheit = Bewußtsein, den Gegenstand in seiner"leibhaftigen" Selbstheit zu erfassen <So > 11

15 Äußere Wahrnehmung = von physischen DingenSelbstwahrnehmung<5.> 70: Wahrnehmung = UrerfahrungEinfühlung als Ansehen der Erlebnisse Anderer kein originär geben­

der Akt <So > 820 Der Andere nicht bewußt als "originär gegeben", obschon als selbst

da in eins mit seinem Leib.<So > 10: individuelle Anschauung = Anschauung im gewöhnlichen

engeren Sinn <S.> 11 - Wesensschauung (Ideation), auch Wesenser­schauung.

25 Originär gebende Erschauung, adäquate - inadäquate.Dunkles Bewußtsein <So > 11 Anm. identifiziert mit "nicht mehr

anschauend" .Z.B. <S.> 16 wird originäre Gegebenheit eines WesensverhaItes ver­

standen als Evidenz, als Einsicht in die kategoriale Gegenständlichkeit.30 Es wird also nicht geschieden das Erfassen des WesensverhaItes als

Gegenstand aufgrund der Evidenz von der Evidenz selbst. Ebenso wie

und als solchem Daseinssetzung vollziehenden, ausgehen muß. VgI.unsere Ausführungen über Phantasie und Wesenserfassung. Mit diesemNicht-Verstehen hängt aber zusammen, daß Cohn von der Phänome­nologie Auskunft darüber erwartet (oder so spricht, als ob ich der

5 Phänomenologie solche Auskunft zumutete), ob sein jetzt im Bewußt­seinsfluß Vorhandenes mit dem früher Vorhandenen wirklichwesensidentisch sei. Das wäre ebensogut, wie wenn man vom Geo­meter Feststellungen darüber erwarten wollte, ob im Fluß der empiri­schen sinnlichen Dinggegebenheiten ein Räumliches, etwa ein jetzt

10 hier und dann dort Gegebenes, unter demselben geometrischen Wesenfalle, also geometrisch identisch Bestimmtes sei. Oder von einemArithmetiker Auskunft darüber, wie man sich empirisch der Identitätder Zahl versichere. Gesetzt es wären die rein mathematischen Diszi­plinen noch nicht etabliert und es würde jemand gegen die Neubegrün-

15 dung des Postulats einer von aller Empirie losgelösten, in reiner An­schauung und reinem Denken zu vollziehenden mathematischen We­senslehre des Matemathischen den "Beweis" der "Gültigkeit der Re­sultate der Wesensschauen" für die Empirie verlangen? Oder man wür­de die Behauptung, daß reine Erkenntnis hier selbstverständlich

20 grundlegend sein muß für die entsprechenden empirischen Wissenschaf­ten, so mißverstehen, als ob die reinen Wissenschaften Daseinsfest­stellungen und die Methoden für Daseinserweise als solche aus sichhergeben sollten? Nicht triftiger kann ich den weiteren Einwand Cohnsfinden: daß die exakte Beschreibung eine Zerlegung des Erlebnisses

25 in einzelne Momente fordere, daß aber eine solche Zerlegung unter ver­schiedenen Gesichtspunkten in verschiedener Weise möglich sei. Dieexakte Beschreibung des faktischen Erlebnisses ist die Aufgabe derempirischen Psychologie, so wie die exakte Beschreibung eines gege­benen Dinges <die> der empirischen Naturwissenschaft. Sofern aber

30 im Wesen von Ding überhaupt mit Raumgestalt, Zeitgestaltung, Be­wegungsgestaIt, Substanzialität, Kausalität usw. höchst umfassendeWesensallgemeinheiten und Gesetzlichkeiten vorgezeichnet sind, ohnedie eben ein Ding nicht möglich ist, werden die zugehörigen apriori­schen Disziplinen den Naturforscher mit einem System "exakt be-

35 schreibender" Begriffe versehen, die er in der Erfahrung anwendet,aber nicht aus ihr entnimmt. Dieses Apriori beiseite schieben und alleBegriffe an der Erfahrung ausbilden zu wollen, das hieße exakteNaturwissenschaft, Naturwissenschaft höchster Stufe unmöglich ma­chen. Und analog auch (mutatis mutandis) in unserem Fall.

5

BEILAGE 25

INDEX<BLATT ÜBER> ERFAHRUNG

<um 1913>

1 Diese wie alle weiteren in den Titeln oder im Text der folgenden "Beiblätter ausden Handexemplaren" auftretenden Seitenzahlen beziehen sich auf die Original­paginierung der Ideen I, die in vorliegender Ausgabe am Rande wiedergegeben ist.- Anm. d. Hrsg.

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576 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLARENi 577

nicht geschieden wird die "Anschauung" als das Hinsehen und Erfas­sen des Sachverhalts (Nominalisierung) und die Evidenz, in der derSachverhalt originär konstituiert ist, aber nicht Objekt ist für einErfassen.

5 Fortsetzung: Erfahrung ausführlich behandelt im 2. Kapitel, 1. Ab­schnitt.

S. 37 wird vom Begriff der Erfahrung ausgeschlossen das Katego­riale: Die Ausführung müßte aber geändert werden. Der Empirismusmit seiner These, daß alle Erkenntnis auf Wahrnehmung sich gründet,

10 nimmt natürlich dazu, daß nur solche kategoriale Akte (Urteile,Schlüsse), die sich nach Wahrnehmungen "richten", Wert haben. AlsoErfahrung umgreift auch das Urteilen nach den schlichten Akten der"Erfahrung" (Wahrnehmung etc.).

Es kommt also nur auf die Argumentation an: wie es mit den Prin­15 zipien der Schlußweisen steht.

BEILAGE 26

ABSCHRIFT <VON> s. 15<um 1914>

Jede eidetische Besonderung und Vereinzelung eines eidetisch all­20 gemeinen Sachverhalts heißt, sofern sie das ist, eine Wesensnotwen­

digkeit.Wesensallgemeinheit und Wesensnotwendigkeit sind Korrelate.Doch schwankt die Rede von Notwendigkeit den zusammenge­

hörigen Korrelationen entsprechend: auch die entsprechenden Urteile25 heißen notwendige. Es ist aber wichtig, die Sonderungen zu beachten

und vor allem nicht W esensallgemeinhei t, wie es gewöhnlichgeschieht, als Notwendigkeit zu bezeichnen.

Das Bewußtsein einer Notwendigkeit, näher ein Urteilsbewußt­sein, in welchem ein Sachverhalt als Besonderung einer eidetischen

30 Allgemeinheit bewußt ist, heißt ein apodiktisches, das Urteil selbst,der Satz, eine apodiktische Folge (auch apodiktisch notwendige Folge)des Allgemeinen, auf das es bezogen ist.

Die ausgesprochenen Sätze über die Verhältnisse zwischen Allge­meinheit, Notwendigkeit, Apodiktizität können auch allgemeiner ge­

35 faßt werden, so daß sie für beliebige und nicht nur für rein eidetischeSphären gelten. Offenbar gewinnen sie aber in der eidetischen Begren­zung einen ausgezeichneten und besonders wichtigen Sinn.

.~erbindung von eidetischen Urteilen mit Daseinssetzungen von In­dIVIduellem. Anwendung geometrischer Wahrheiten auf Fälle der

40 Natur. Der Fall Tatsache. Er ist aber eidetische Notwendigkeit, soferner Vereinzelung einer Wesensaligemeinheit ist.

BEILAGE 27

<ZU> IDEEN, <S.> 22ff.<1918>

Bedeutungskategorien, Bedeutung

5 "Die zum Wesen des Satzes gehörigen Grundbegriffe" etc.:Die letzte Klärung von Satz, die letzte Reinigung, führt doch gerade

im Sinne der Ideen darauf, hier noch zwischen Bedeutung und Satzzu scheiden und, wie es doch da schon geschieht, Satz ontologisch zuverstehen. Das muß also zu einem eigenen Thema gemacht und voll-

10 endet werden.

BEILAGE 28

<ZU s.> 23<um 1913>

Ad Bedeutung

15 S. 23 unterscheide ich bei den "Kategorien" Begriffe im Sinne vonBedeutungen, andererseits die Wesen selbst (hier die formalen),die in diesen Bedeutungen Ausdruck finden.

Das ist wohl nicht befriedigend. Z.B. die formale Kategorie "Sach­verhalt". Da hätten wir die Bedeutung Sachverhalt und das formale

20 Wesen Sachverhalt. Ich kann auch den verbalen Ausdruck nehmen"roter Sachverhalt", wiewohl es dergleichen nicht gibt, und das ent­sprechende "Wesen" - das es eben nicht gibt.

Wir unterscheiden: Das mit den Worten Vermeinte als solches. DieWorte können in normaler Urteilsfunktion stehen - qualitativ un-

25 modifiziert. Oder in anomaler Funktion - qualitativ modifiziert. Siestehen darum doch, wie man sagt, in derselben Bedeutung. Der Sinn,das Wesen des Vermeinten, abgesehen von der Qualität, ist dasselbe.Das Wesen ist das kategorial Vermeinte als solches. Andererseits, istdas Meinen ein mögliches oder ein wahres, so entspricht dem das dem

30 Meinen bzw. der Meinung (dem Gemeinten als solchen) zugehörigeWahre, wahrhaft Seiende; der "Meinung" Sachverhalt überhaupt dieIdee, das Wesen "Sachverhalt". Ich muß aber in ganz umfassenderWeise und in voller Allgemeinheit all die Verhältnisse Satz, Wesen etc.zum Objekt einer eigenen Darstellung machen.

35 Ich scheide abschließend: kategoriale Begriffe - kategorialeWesen. Besser doch Begriffe von Kategorien, allgemeine Worte, undBegriffe, die Kategorien nennen (nicht ausdrücken, das paßt dochnicht), und Kategorien selbst.

Ich habe die Worte, die Ausdrücke: Sachverhalt überhaupt, Vielheit

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578 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 579

*

überhaupt etc. - das formale Wesen "Sachverhalt". Nehme ich dieWorte Sachverhalt schlechthin etc., so beziehen sie sich auf Sachver­halte, auf material bestimmte, auf einzelne überhaupt etc. vermögeihres Wesens, das selbst nicht gegenständlich wird.

1 Das ist ja auch weiter unten (in § 13 der Ideen) ausgeführt.

Es gibt rein formale Betrachtungsweisen, bezüglich auf das Formaleals solches, und was dabei herausgestellt ist, steht selbst wieder unterformalen Betrachtungsweisen, die Formen zum Inhalt haben und soin i~finitum - ~nd anden~rseits gibt es materiale Betrachtung~weisen,

5 das 1st solche, dIe am bestImmten Gegenständlichen am bestimmtenWesen sich vollziehen, etwa den Wesen Rot" ode; Ausdehnung"D ' " " JJ ,

" mg etc.Es ist die Weise der formalen Ontologie, über reine Formen zu

handeln, ~~so ü~er Inhalte nur zu handeln als "Inhalte überhaupt",10 und dann uber dIe Formen der Inhalte, sei es als Formen von Inhalten

ü~erhaup~, ~ei es in bestimmter Aufweisung von Formen: Ihre Be­stImmtheIt 1st besondere Form und ihr Allgemeines ist Form über­haupt, also bezogen auf in der Weise der Bestimmtheit gesetzte Sub­strate überhaupt.

15 Formale Betrachtungsweisen, deren Korrelate formale Wesen sindsind. also Wesen einer total neuen Dimension gegenüber den materiaibestI~mtenWesen mit ihren sie kategorial gestaltenden Formen.

WIr haben demgemäß, wie ich es in den Vorlesungen seit vielenJahren auszudrücken pflege, zwei grundverschiedene Arten der Ver­

20 allgemeinerungI:1. die logisch-mathematische Verallgemeinerung, die zu den puren

Formen dadurch führt, daß sie die Vollkerne durch Leerkerne dieb~stimn:ten Materien durch unbestimmte Etwas (Materien überha~pt),di~ bestImmten Gegenstände durch "Gegenstände überhaupt", die be-

25 stImm~en Wesen durch "Wesen überhaupt" ersetzt;2. dIe materiale Verallgemeinerung und bei den reinen Wesen die

re0e Generalisierung, die von den Arten zu den Gattungen empor­steIgt, den echten Gattungen, die selbst ein Materielles sind und reineMaterien unter Abstraktion von allen sie umwebenden syntaktischen

30 Formen.Die formale Betrachtung (oder Form-Betrachtung), welche Wesen

dadurch.zulassen, daß sie unter das Allgemeine "Wesen überhaupt"faßbar smd (ein Allgemeines, das kein "Teil" ist wie die echte Gat­tung), ist also eine ganz eigenartige. Das Wesen des Wesens ist

35 also nicht im selben Sinn Wesen wie das Wesen schlecht­hin. Das Formale ist überall Form-von und andererseits doch wiederals Eidos, als Form Eidos zu behandeln, und das in allen Stufen. DieI~tui~ion, di.e .das ~ormwesen e~gibt, ist eine wesentlich andersartigeWIe dIe IntUItIon, dIe das matenale Wesen das Wesen im ersten Sinn

40 ergibt. '.Aber ein Gemeinsames bleibt bestehen: die völlige Freiheit vom

DIes-da, von al!er i~div~duellen S~tzung, die unbedingte Allgemeinheitbzw. ~otwendIgkeIt, dIe zum EIdos überhaupt nach Form wie nachMatene gehört, und die Möglichkeit, auch Form-Wesen wie Gegen-

45

BEILAGE 29

NÄHERE AUSFÜHRUNG ZU § 10, s. 21 UNTEN u.f.(AUCH ZU § 13, s. 26)

<um 1913>

5 S. 40. Evidenz von Urteilen (Aussagen)

Unterschied von Evidenz und Nichtevidenz von Aussagen:"Eine gleiche Oberschicht, die des gleichen Aussagens als bloßen be­

deutungsmäßigen Audrückens, ist das eine Mal Schritt für Schrittangepaßt einer "Klar einsehenden" Sachverhaltsintuition, während das

10 andere Mal als Unterschicht ein ganz anderes Phänomen, ein nicht in-tuitives, evtl. verworrenes, ungegliedertes Sachverhaltsbewußtseinfungiert" .

15

Wesen des Wesens; Wesens-Aussagen über Wesen als formal­ontologische Aussagen.

Jedes Wesen hat einen Inhalt und eine Fonn, so wie jeder Gegen­20 stand. Die Gattungen und Arten betreffen den Inhalt und im echten

Sinn die absoluten Substrate, desgleichen alle echten Teilverhältnisse.Was Wesen und Wesen im eigentlichen Sinn "gemeinsam" haben

wie das, was sie im inhaltlichen, eigentlichen Sinn unterscheidet, istihre Eigenheit.

25 Andererseits, wenn wir von "Wesen überhaupt" sprechen, so ist dasAllgemeine "Wesen" nicht selbst wieder ein Inhalt, sondern eine Form.Und wenn wir Gattung und Art überhaupt nehmen in Abstraktionvom "Inhalt", so sind diese Titel und die zu ihnen gehörigen Verhält­nisse formale. Sprechen wir von dem, "was zum Wesen des Wesens"

30 gehört, so betrifft das dasjenige, was die Fonn "Wesen überhaupt"mit sich bringt, welche Gestaltungen zu dieser Form gehören. Ebensowenn wir von "Inhalt" (Materie) überhaupt sprechen, in Relation zur"Fonn" überhaupt, und so auch im besonderen, so ist Inhalt selbstwieder eine "Form".

35 Die Form selbst im Vergleich mit anderen Formen, sofern das All­gemeine "Form" herauszuheben und zu betrachten ist, ist selbst wie­der eine "Fonn", die Form "Form überhaupt".

Der Unterschied bezeichnet sich mit den Worten:

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580 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 581

tändlichkeiten zu behandeln, über sie reine Aussagen zu machen, auf:ie bezügliche Sachverhalte zu erfassen in dem ~~ne~ eigenen Charaktereidetischer Gegebenheit, die sich umwandeln laßt m abs?lute o~er un­bedingte Geltungen für Individuelles ~berhaupt, und die dabeI selbst

5 in formaler Allgemeinheit Gedachtes Ist. .Wo immer wir hier in diesen Betrachtungen :eme Aus?agen machen

über Materiales, sind diese Aussagen selbst k~me mate~~len, sondernformale. M.a.W. wir bewegen uns durchaus m der Sphare <der> for-malen Ontologie.

5chwierigkeiten

"Rot" ist einmal Prädikat, wie in dem Sachverhalt."di~s ist ro~".15 Das andere Mal Subjekt, wie in dem Sachverha!t "Rot Ist eme SpezIes

von Farbe". Im letzteren Fall liegt dem UrteIl zu~n?e das Wese~als Gegenstand worüber, so wie es da selbst gege~en Ist ~~ der vergleI­chenden Betrachtung und Deckung der rot~n Dmge, naher der ,~~~­Flächen: das Rot hebt sich heraus und "WIrd zum Ge~:nstand ~ur

20 mein Urteilen und für das Urteil: zum Gegenstand woruber. Es WIrdzum nominalen Subjekt. "

Hier finde ich in den beiden logischen Verhalten ("S~chverhalte~ )_ den beiden logischen Verhalten, die mir ~n W~hrhett gegebe.n smdoder gegeben als quasi bestehende, als ~öglichkette? - vergl~lchen~

25 das "rot" und "Rot", das Prädikat hIer, das SubJekt do:t, m zweI"logischen Formen", in zweierlei Syntaxen (form~l-ontologIsch)"da:­selbe Substrat"; in den beiden Sätzen (als UrteIlen) denselben logI­schen "Kern" (rein grammatisch) (das Bedeutungssubs~~at ?er Be­deutungssyntaxe). Dem "Substrat" in der Bedeutungssphare, .Im noe-

30 matischen Gehalt des "Urteilens" (auch im Ausdruck): entspncht ~asSubstrat" im Sachverhaltsglied (und natürlich auch eme Parallele Im

Bewußtsein, Erlebnis).Bleiben wir im Ontischen. Ist da Substrat etwas ander~s als Wesen

Rot? Es ist das Identische gegenüber verschiedenen "lOgIschen Fun~-35 tionen", es ist das, was in verschiedenen logischen Form:n ~efaßt sem

kann und mit diesen in verschiedene logische Verhalte e~tntt als ~uf­bauendes Glied. Wir meinen doch alle, daß ein :"esen m?ht S~bJektsein muß. Weist man darauf hin, daß das Rot SIch manm~alttg da:­stellt und mit diesen Darstellungsweisen ~n ~,as Bewußtsem u~d sem

40 Noema eintritt, so ist zu sagen: Zum "Smn. des .Noe~~ gehort. d~sRot als Einheit dieser Darstellungen, und dIese Emhett ISt es, dIe m

10 BEILAGE 30

SUBSTRAT UND WESEN

<1918>

logische Form eintritt und mit dieser den logischen Sinn des Satz­Bewußtseins ausmacht.

(Geht man hinter das logische Bewußtsein zurück in das sinnlicheBewußtsein, so mag ein sinnlicher Gegenstand, der rot ist, aber nicht

5 als rot seiend aufgefaßt ist, erscheinen, seine sinnliche Einheit durch­halten, worin also das implizierte Rot seine Einheit durchhält. Das\Vesen vereinzelt sich in diesem Gegenstand und liegt gewissermaßenin ihm: aber implicite. Dem Wesen selbst ist es gleichgültig, ob es hieroder dort an Exempeln erfaßt, ob diese oder jene als seine Vereinzelun-

10 gen gegeben sind, ob es so oder so "kategorial" gefaßt wird.)Schwierigkeiten liegen hier aber durch den Unterschied zwischen

Moment (singulärem unselbständigem Moment) und Wesen. Mit Be­ziehung auf die Frage, was die prädikative Synthese (die ist-Synthese)zur Einheit bringt: das individuelle vorausgesetzte Subjekt und das

15 Moment, oder das Subjekt und das entsprechende Wesen. Im einenFall habe ich eine der (natürlich phänomenologisch unterschiedenen)Synthesen von Ganzem und Teil. Sie ist natürlich eine charakteristischandere und doch dem allgemeinen nach gleich für Ganzes und Stückund Ganzes und Moment. Bei jedem Fall einer partialen Identifikation

20 kann der Teil als Teil des und des Wesens (allgemein: "Begriffes")dastehen. Diese Auffassung eines Moments oder eines Teils durch seinWesen, kann diese selbst als prädikativ gedacht werden (und dann alseine aus der prädikativen hervorgegangene attributive)? Natürlichnicht, wenn zur Prädikation schon die Wesensfassung (begriffliche

25 Auffassung) gehört, nämlich für das Prädikat, also Prädikat und We­sen untrennbar zusammengehören.

Aber wie? Werden wir von Prädikationen wie "dies ist rot" zurück­geführt auf Synthesen, die, weiter zurückliegend, sich zirkumskriptivmit den Worten ausdrücken: dies Moment ist ein Einzelfall von Rot

30 (nämlich des Wesens, das in der Gegenüberstellung solcher Momentezur ideativen Abhebung kommt mit Beziehung auf einen offen un­endlichen Umfang)?

Und wenn ich sage "Rot ist eine Farbe", habe ich da zu scheidendie verschiedenen Farbenspezies und in jeder eine besondere Speziali-

35 sierung von "Farbe" als Gattungswesen, und habe ich dann für diePrädikation im Wesen Farbe das spezialisierte Moment Farbe, dasallererst als "spezieller" Fall des Gattungswesens Farbe erkannt wer­den müßte? Danach scheinen die primitiven Prädikationen: dies istHaus, jenes ist Haus, Baum etc., dies ist Farbe, dies ist Rot etc., und

40 dann: dies A ist rot, dies Rot ist eine Farbe etc., oder auch: dies istrot, dies ist eine Art Farbe etc.

Was wäre es dann aber mit den "Substraten"? Wir hätten dannSubjektgegenstände als Träger von Momenten <und> diese Momenteselbst..Dies, das Haus, als Subjektgegenstand, in partialer Identifika­

45 tion erfaßt sein Moment, etwa die Gestalt; oder diese farbige Fläche,individuell als Subjekt erfaßt, an ihr die Kreisform, diese als Kreiserkannt, also in "Erkenntnis-Synthese" zum Wesen in Beziehung ge-

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582 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 583

setzt, und dann das Subjekt als Subjekt des Prädikates: was wäredas? Nicht das individuelle und als grün erkannte Moment. Das Mo­ment in seiner individuellen Einzelheit tritt nicht ins Prädikat. Sageich "dies ist grün", so ist das Subjekt durch den Begriff, das Wesen

5 Grün "bestimmt", es <ist> etwas des Wesens Grün. Man möchte sagen,es ist in Beziehung gesetzt zum Wesen als ein individuelles Subjekt,das als eine Vereinzelung des Wesens in sich als Moment tragend eineeigene Beziehung zum Wesen hat. Aber ein relationeller Sachverhaltist nicht prädiziert, relationelle prädikative Sachverhalte sind ein en-

10 ger Kreis von Sachverhalten, und sie stehen gegenüber Sachverhaltenwie "dies ist grün".

Man sieht, wie große Schwierigkeiten hier sind (worüber meine frü­heren Ausarbeitungen), demnach auch Schwierigkeiten für das Ver­hältnis von syntaktischen Gegenständlichkeiten und prädikativen

15 Denkgegenständlichkeiten. Wenn ich an der Anschauung kolligierendzusammennehme, oder teils zusammennehme, teils ausnehme (Aus­schlüsse vollziehe), wenn ich von einem Gegenstand zu seinen Teilenund Momenten übergehe, Synthesen der Identifikation vollziehe, odervergleichend zusammenhalte, Ähnlichkeiten hervorgehen lasse oder

20 Gleichheiten, mich auf den Boden eines Gliedes stelle etc., so ist esklar, was da letzte "Substrate" sind für solche verknüpfenden oderbeziehenden Operationen. Aber wenn ich im besonderen Sinne denkeund etwa ein Dreieck überhaupt denke, wobei mir ein Exempel vorAugen steht, gehört dies auch ins Substrat, da ich es im Denken nicht

25 "meine"? Und wenn ich denke: dieser Tisch hat Löwen-Füße, so sindin der Unbestimmtheit dieser Prädikation doch nicht diese individuel­len Füße gedacht, in ihrer individuellen und konkreten Bestimmtheitgemeint: Sind sie Substrate? Wir haben hier anschauliche Gegenstän­de und Verknüpfungen, die mit ihnen vollzogen werden, mit ihnen

30 "als" angeschauten Gegenständen (sei es der Wahrnehmung oderPhantasie usw.), und wir haben eine höhere Schichte des Denkens unddenkenden Meinens, wir haben da konstituiert Denkverhalte, die inden anschaulichen Gründen auf sie zurückbezogen sind: aber sie nichtohne weiteres in sich enthalten. Darum scheidet sich ja Anschauung

35 und Denken, Sache und Sachverhalt an sich, angeschauter, gedachterSachverhalt usw. Hier ist getreue Beschreibung alles, und diese er­fordert eine Sonderung der Schichten. Und ein systematisches Vor­gehen von unten an.

BEILAGE 31

<ZU> IDEEN, <S.> 24-25<1918>

Syntaktische Gegenständlichkeiten, Korrelate der Denkfunk-5 tionen (Funktionen der "syntaktischen" Identifizierung) und

ihre letzten Substrate als Substrate der Syntaxen. Syntak­tische Ableitungen der entsprechenden Substra~e.

Die Darstellung <So > 24 f. ist unvollkommen. Die syntaktischenG~gen~tänd?chkeitenwe~den identifiziert mit den kategorialen Gegen-

10 standlichkeIten der LogIschen Untersuchungen. Dahin gehören aberauch Gattung, Art usw. Ich vermisse aber, daß im § 12 dies ausdrück­lich gesagt ist, daß also die Scheidungen, die da durchgeführt werden,zur "syntaktischen" Sphäre gehören.

Dazu aber das Bedenken bezüglich des Schlusses des § 11, S. 25. Die15 logische Scheidung in letzte Kerne und syntaktische Form betrifft

Z.B. das Adjektiv grün, das die Prädikatform oder Attributform hatund insofern Syntagma ist; ferner kann das "grün" nominalisiertwerden, zum Subjekt oder Objekt werden.

Wir haben hier verschiedene syntaktische Funktionen, denen zu-20 grunde ~iegt ein letzter Kern, der seine Kernkategorie hat, die eine

andere 1st für "grün" als für "Haus". Wie steht es nun mit diesenKernkategorien ? In Hinsicht auf die Syntaxen, von denen wir hierausgegangen sind im Anschluß an meine logischen Vorlesungen, habenwir in den Kernen verschiedener Kategorie ein Letztes. Aber ent-

25 spricht dem Bedeutungskern "rot" nicht die Spezies Rot, entsprichtdem Kern "Baum" nicht die konkrete Gattungsidee Baum? Ich nann­te aber Gattung und Art Kategorien. Und wie steht es mit dem Ver­hältnis von Konkretum und Abstraktum (selbständige und unselb­ständige Wesen)? Das sind doch auch Kategorien. Oder sollen letzte

30 S?bstrate sein selbständige und unselbständige Gegenstände als indi­VIduelle Gegenstände?

Substrate, heißt es, sind Gegenstände, die nicht mehr kategorialeGebilde sind, die in sich selbst "nichts mehr von den ontologischenFormen enthalten", welche bloß Korrelate der Denkfunktionen sind.

35 Aber wie gibt es das, wie ist so etwas denkbar? Es fragt sich, was da:,Denkfunktion" heißt, wie das zur Abhebung zu bringen ist. Eventuell1st es doch etwas Unselbständiges. Das "X" im Noema ist hier heran­z~ziehen, aber das ist doch nicht gemeint, denn aus dem wird dochmcht der volle Gegenstand durch Syntaxen.

40 A~s Ge?ens~änden können wir neue Gegenstände syntaktisch bilden.GeWIß. WIr mussen auf letzte Gegenstände kommen. Diese konstituie­re~ sich anders als die "syntaktisch" produzierten Gegenstände.WIr haben gegen~ber den syntaktischen Kategorien nicht-syntakti­sche, Kernkategonen oder Substratkategorien. Auch da kommen wir

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584 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 585

(Vergleichung etc.) auf "Synthesen", aber nicht auf Syntaxen. Dasalles ist ja angedeutet, sofern eben syntaktische und Substratkatego­rien unterschieden werden. Aber es ist nicht zu voller Reinheit heraus­gearbeitet. Vielleicht wegen der Kürze der Darstellung.

zum Eidos - als ob man nun schon ohne weiteres zu den exaktenWissenschaften käme. Die Idealisierung ist verschwiegen.

BEILAGE 34

BEILAGE 33

EINWAND GEGEN DAS GANZE 1. KAPITEL DES I.ABSCHNITTS (BIS <s.> 32)

<um 1923>

<ZU § 11><nach Mitte Dezember 1917>

Sachhaltiges letztes Wesen, syntaktisch nicht verbundenes Indivi­duum. Abstraktum, Konkretum, 't"68e: 't"L. Die unselbständigen Gegen-

10 stände. Gegenstände das Unterschiedene und Identische. Das indivi­duelle sinnliche Datum - seine Dauer, seine Qualität etc. Die indivi­dualisierende Zeitbestimmung - die Qualität als Qualitätsmoment ­das Qualitätsmoment hier und dort, jetzt und dann. Das Qualitäts­moment in sich selbst "hat keine Individualität". Ist es also ein

15 Wesen?

20 Die Betrachtungen gehen aus von der natürlichen Erfahrung, stehenauf dem natürlichen Boden. Das Universum des Seienden überhaupt,des Etwas überhaupt ist die W el t. Alle eidetisch idealen Gegenständ­lichkeiten sind auf die Welt bzw. auf eine mögliche Welt überhauptbezogen.

25 Die formale Logik ist also die formal allgemeine Realitätenlogik wiebei Aristoteles. Es ist genau lesend zu überlegen, ob das wirklichdurchgehalten ist.

Wie steht es mit der Evidenz dieser ganzen Betrachtung auf demGrund dieser Voraussetzung? Beansprucht diese Betrachtung, ein end­

30 gültiges Apriori zu geben? Bedingt nicht die ungeklärte VoraussetzungSchwankungen und Schwierigkeiten?

Kann ich wissen, daß alles Seiende überhaupt sich in eine solcheregionale Austeilung einfügt, daß Wissenschaften darauf zu gründensind? Sind nicht die Regionen die universalen Weltstrukturen, wäh­

35 rend doch der Begriff der Weltstruktur, da nicht die Welt als einheit­liches Universum vorangestellt ist, überhaupt nicht zur Erörterungkommt?

Dazu der große Fehler, daß von der natürlichen Welt (ohne sie alsWelt zu charakterisieren) ausgegangen wird und sogleich übergegangen

*

<BEILAGE> AD <5.> 51 <DER> IDEEN

<um 1924>5

Ist, was hier gesagt ist, korrekt?

Die "Welt" arithmetischer Gebilde, die unendliche Reihe reinerZahlen und die theoretischen Gebilde der reinen Arithmetik waren fürmich nicht da, "existierten" für mich in keiner Weise, solange ich

10 nicht in <der> Schule und in meiner wissenschaftlichen AusbildungArithmetik betrieben hatte. Und aktuell ist jetzt diese Welt für mich,ernstlich "vorhanden", nur, während ich arithmetisch beschäftigt bin.Nur da, nur im ursprünglichen Arithmetisieren, im Erzeugen arithme­tischer Gebilde, habe ich sie als arithmetische Wirklichkeiten vor

15 Augen und im Hinblick auf fertige Erzeugnisse, etwa von Formeln,die ich verstehe, und im unklaren Erinnerungsbewußtsein an umfas­sende weite Zusammenhänge, in die sie sich einordnen, habe ich einmittelbares Bewußtsein von einer weiteren mir zugänglichen arithme­tischen Welt, in der ich jetzt Posto gefaßt habe. Anders hinsichtlich

20 der realen Welt. In meinem wachen Leben ist sie immerzu aktuell vor­handen, sofern ich "von ihr" immer irgend etwas, diese oder jeneRealitäten wirklich in meinem Erfahrungsfeld habe. Ich brauche nichterst in ihr Posto zu fassen, ich habe immerzu meine aktuelle Stellungund Erfahrung in ihr, möge diese Erfahrung auch nicht aktuell be-

25 tätigt sein. Das aktuell Erfahrene ist zwar umgeben von Unerfahre­nem, aber in der Weise eines vom Erfahren aus zugänglichen endlosenHorizonts unerfahrener Nähen und Fernen, die ich jederzeit in ihrerOrdnung in Verwirklichung bringen, in die ich schrittweise eindringenkann. Die reale Welt war also für mich direkt und indirekt durch

30 wirkliche und mögliche Erfahrung vorhanden, auch zur Zeit, da icheine "ideale Welt" mir noch nicht erworben hatte, und sie bleibt vor­handen, auch wenn ich mich, z.B. in meinem arithmetischen Tun, ganzin die ideale Welt des Arithmetischen "verliere" etc.

Schluß des Paragraphen <28>:

35 Die beiden Welten sind "außer Zusammenhang", die arithmetischeordnet sich nicht in den Horizont meiner Erfahrungsrealität ein.

Aber das muß genauer gefaßt werden:Die arithmetische Welt habe ich mir einmal, wie oben gesagt, er-

BEILAGE 325

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586 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 587

worben, und damit hat sie für mich eine Zeitbeziehung - Beziehungzu der Zeiträumlichkeit, in der ich als Lernender war. Sie hat auch fürmich ihre sinnliche Gestalt als geschriebene, gedruckte - als Systemvon objektiven, also in der realen Welt jeweils lokalisierter Aussage-

5 sätze als geschriebener etc. Aber das Arithmetische "selbst", die idea­len Gebilde selbst sind nicht im Raum und in der Raumzeit, ordnensich nicht selbst wie das allein wesentlich Raumzeitliche in raumzeit­liche Zusammenhänge, sind nicht selbst da und dort und mit Realem,dem sie evtl. "beiwohnen", real verbunden. Ihr zeitliches Dasein ist

10 uneigentlich, si~ können beliebig oft und an beliebig vielen Stellenzugleich da sein unbeschadet ihrer Identität.

BEILAGE 35

<EINLAGE ZU S. > 56<Herbst 1929>

15 <Tue ich so, wie es meine volle Freiheit ist, dann negiere ich diese"Welt" also nicht, als wäre ich Sophist, ich bezweifle ihr Daseinnich t, als wäre ich Skeptiker; aber ich übe die "phänomenologische"trtox1) , >das ist: Die mir beständig als seiend vorgegebene Welt nehme<ich> nicht so hin, so wie ich es im gesamten natürlich-praktischen

20 Leben tue, darunter auch so wie ich es in den positiven Wissenschaftentue: als eine im voraus seiende Welt, und in letzter Hinsicht nicht alsden universalen Seinsboden für eine in Erfahrung und Denken fort­schreitende Erkenntnis. Keine Erfahrung von Realem vollziehe ichhinfort naiv-geradehin. Was sie mir bietet als seiend schlechthin, als

25 vermutlich oder wahrscheinlich seiend, als zweifelhaft, als nichtig (alsSchein), nehme ich nicht so auf. Die im naiven Erfahren betätigtenGeltungsmodi, deren naiver Vollzug das "auf dem Boden der Erfah­rung stehen" (ohne sich in einer besonderen Vornahme und Entschei­dung auf ihren Boden <zu> stellen) ausmacht, setze ich außer Vollzug,

30 ich versage mir diesen Boden. Das betrifft Erfahrungen von Welt­lichem nicht bloß einzelweise. Schon jede einzelne hat wesensmäßigihren universalen Erfahrungshorizont, der, obschon unexpliziert, dieoffen endlose Totalität der seienden Welt als beständig mitgeltendemit sich führt. Eben dieses im natürlichen Leben aktuell und habituell

35 immerfort mich tragende, mein gesamtes praktisches und theoretischesLeben fundierende im voraus Gelten bzw. im voraus Für-mich-Sein"der" Welt inhibiere ich, ich nehme ihm die Kraft, die mir bisher denBoden der Erfahrungswelt gab. Und doch geht der alte Gang derErfahrung weiter wie bisher - nur daß diese Erfahrung, in der neuen

40 Einstellung modifiziert, mir eben den "Boden" nicht mehr liefert, aufdem ich bisher stand. So übe ich phänomenologische ~1tOx1), die miralso hinfort und eo ipso den Vollzug jedes Urteils, jeder prädikativenStellungnahme zu Sein und Sosein und allen Seinsmodalitäten vonräumlich-zeitlichem Dasein, von "Realem", verschließt.

BEILAGE 36

<ZU s.> 59<Herbst 1929>

. Wi~ g7hen in dies.en Studien fort, soweit es nötig ist, um als erstes5 dIe EmsIcht zu g~wmnen, daß Bewußtsein rein für sich unangesehen

a~er psy~hophY?ISchen realen Zusammenhänge zu erfahren und insem~m r~men ~Igenwesen eidetisch zu erforschen ist. Das aber nichtnur m ~mzelh~It als Bewußtseinserlebnis. Es ist einzusehen, daß ina~straktIv~r Emstell.ung.~uf das Seelische eines Menschen und zu-

10 nachs! memer (des Jew~Ihgen Psyc~ologischen Forschers) eine reinpsychIsche Erfahrung (wIssenschafthch fungierend psychologische Er­!ah~~~.zu:nem1:en) zu vollziehen ist, in der die reine Bewußtseinssub­Je~tIvI~at 1m remen Bewußtseinsleben erfaßt und erfaßbar wird. EsZ:Igt sIch dann, daß diese Erfahrung, konsequent fortgeführt, ein in

15 s~ch geschlossenes. Erfahru?gsfeld liefert. Genauer gesprochen, dasemze.lne ~ewußtsemserle b~:l1s.' das diese Erfahrung zur Erfassungbringt,e.~eIst sIch als wesensmaßIg unselbständig, aber die stetig fortzu­fuhrende Erfahrung von bewußten zu immer neuen liefert nicht bloßHaufe~ von Erleb?issen, sondern in Wesensnotwendigkeit ist jedes

20 Erlebn~s Moment emes konkret ganzheitlichen Zusammenhanges, undzwa~ eme.s of~en endlosen Bewußtseinsstromes, in dem das jeweiligeIch I? Remhelt erfahren und stetig erfahrbar ist als darin lebend. DerdamIt he.rvortre~ende.e,:,i~:nt ein~eitli~heZusammenhang reiner Be­wußtseInssubJektIvItat als Emhelt eines zu einer Totalität abge-

25 schlossenen Erfahrungsfeldes begründet hier wie bei jedem solchen~rfa~n~ngsfeld (z.B. der raum-dinglichen Erfahrung, der Natur alsemheIthc~em Erfa~r~~gsfeld) di~ Mö?lic~keit einer Wesensforschung.Bewußtsemserlebms uberhaupt m eIdetIscher Reinheit als wesens­mäßig nur <~n> einem To~alfeld eines Bewußtseinsstro~es möglich,

30 und Wesen emes Bewußtsemsstromes, einer Bewußtseinssubjektivitätüberhaupt, kann thematisch werden.

<Es> e~wä~hst so die ~insicht der Möglichkeit einer eigenen Wissen­?chaft, d~e dIe ~ensc~hche Subjekti,:,ität konsequent nur als solcheJener "rem see~Ischen Erfahrung, rem als Bewußtseinssubjektivität

35 erforscht und .ms?eso~dere nach dem Wesensmäßigen (apriori) er­forsc~t, ohne SIch 1m mI~des!en um psychophysische Zusammenhänge~u kummern - als ob SIe mcht da wären. Man wird hier sagen, vonIhnen konsequent abstrahierend.

Es ist also möglich, im Ausgang von exemplarischen erfahrenden40 !,-nsc~auungen v?n rein Psychischem, wie es reine Erfahrung bietet,

~n freIer ~hantasleabwandlung und in Hinblick auf das in solcher reinl1~mer wle~er zu Erschauungen bloßer Möglichkeiten eines Bewußt­sems Invanante, eine WesenstJ:'pi~ von. ~ewußtseinsgestaltungen zuentwerfen, und z:war so~ daß schlIeßlIch dIe mvarianten und invariablen

45 Wesen, Wesen emer remen Bewußtseinstotalität konkret anschaulich

Page 60: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

588 ERGÄNZENDE TEXTE (I912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 589

zu erforschen <sind> als eine nicht leere, sondern konkrete Allgemein­heit oder als eine konkrete Wesensform, Wesensgesetzlichkeit, an diejedes erdenkliche individuelle Bewußtseinsleben erdenklicher reinerErfahrung unbedingt gebunden ist.

*5 In dieser reinen Psychologie, die, um ihr exemplarisches Material zu

gewinnen, mit einer abtastenden Erfahrungsanalyse ,:,on empirischenVorkommnissen in seelischer Erfahrung und unter freIer Abwandlungderselben in der Phantasie mit der anschaulichen Gestaltung eideti­scher Möglichkeiten anheben wird, ist das Augenmerk allzeit auf rein

10 Seelisches gerichtet, sie hält sich also im Rahmen be~tändiger~bstra~­

tion von allen in realer Wirklichkeit und MöglichkeIt anschaulIch mIt­verflochtenen Komponenten (physische Leib~chkeit, in wei~ere~FolgeNatur überhaupt) der realen Konkretionen. Ahnlich also WIe dIe phy­sische Natur (bzw. mögliche physische Natur) in einer parallelen Ab-

15 straktion, in der von aller weltzugehörigen Geistigkeit abgesehen wird,als rein physische Natur thematisch wird als eine in sich geschl~ssene

Region kontinuierlich fortzuführender Erfahrung bzw. PhantasIevor­stellung, und wie diese Region sich dabei als ein unendlicher, für sicheigenwesentlich geschlossener Einheitszusammenhan~ darbietet, .des-

20 sen ungebrochene Kontinuität sich in der kontinuierlIch fortschreIten­den Anschauung enthüllt: so ähnlich kann, wie zu zeigen ist, in derkorrelativen Abstraktion rein psychische Erfahrung, rein psychischgerichtete Phantasie in infinitum kontinuierlich zusammenhän~end

fortschreiten, und es erschließt sich dann ein ungebrochener eIgen-25 wesentlich geschlossener Zusammenhang, das regional in sich abge­

schlossene Anschauungsfeld rein psychischen Seins als Wirklichkeitund reine Möglichkeit. Mit anderen Worten, auch hier kann man inrein psychischer Erfahrung konsequent verbleiben, in ihr, ohne Nicht­Psychisches zu durchschreiten, in einer rein psychisch verbundenen

30 Sphäre bleiben.Auf der einen Seite wird die rein physische Natur (als die in konti­

nuierlicher rein physischer Erfahrung sich ursprünglich gebende) zumGebiet einer puren Physik (in einem weitesten Sinn), und vorstellbareNatur überhaupt tals in kontinuierlicher Einstimmigkeit rein physi-

35 scher Phantasieanschauung vorstellbare) zum Gebiet einer apriorischenWissenschaft, einer Wissenschaft von der eidetischen Wesensform einerpuren Natur überhaupt. Auf der anderen Seite ist dasselbe zu erwarten,wenn rein psychische Erfahrung möglich, kontinuierlich zusammen­hängend fortzuführen ist: die parallele Möglichkeit einer reinen Psy-

40 chologie als Tatsachenwissenschaft und einer eidetischen reinen Psy­chologie als apriorischer Wissenschaft von der notwendigen Wesens­form einer möglichen reinen Subjektivität. So wie Physik als "exakte",als rationale Naturwissenschaft nur möglich werden konnte auf demFundament der für sie als logische Methode fungierenden apriorischen

45 Geometrie, apriorischen Zeitlehre und Kraftlehre als zusammenhän-

genden Disziplinen einer apriorischen Naturwissenschaft wie sie ausjenen ihre "exakten" Grundbegriffe, ihre rein rationalen 'Normen be­z~eht, s.o würde dan.n die eidetische (die "apriorische") reine PsychologiedIe logIsche F~nktlOn haben, an Stelle der unreinen und vagen Begriffe

5 der psychologIschen Empirie "exakte" rein rationale Grundbegriffezu schaffen für eine eventuelle reine Psychologie (als Tatsachenwissen­sch~ft). ~llld in weiterer Folge für eine konkrete Psychologie, ihrenzweIseItIgen Begriffen nach der rein psychischen Seite Rationalitätverleihend.

10 Weiter l?efaßt: Die eidetische Psychologie hätte die Funktion, diePsychologIe durch Rückbeziehung auf die Wesensform, die das eideti­sche Wesen der psychischen Region als ihre reine ratio herausstelltTatsachenwissenschaft vom Psychischen als rationale möglich z~~achen, und zwar i~ abstrakter Hinsicht auf das Psychische rein in

15 sIch selbst. Schon dIe Psychologie des 19. Jahrhunderts zeigte einestarke Tendenz auf eine reine Psychologie, nämlich unter den Titelndeskriptive, auch phänomenologische Psychologie oder Psychognosie(Brentano). Aber es fehlte an allen prinzipiellen Klärungen der Metho­de und des Sinnes dieser Reinheit und der Erkenntnis des notwendigen

20 Absehens auf eine reine und dabei eidetische. Der Mangel dieser Klä­rungen verhinderte eine ernste Durchführung.

BEILAGE 37

EINLAGE ZU <s.> 59<Herbst 1929>

25 <Wir gehen in diesen Studien soweit, als es nötig ist, die Einsicht zuvollziehen, auf die wir es abgesehen haben, nämlich die Einsicht, >daßBewußtsein in einer konsequenten inneren Erfahrung als in sich wesens­mäßig zusammenhängend, <als> eine offen endlose und doch für sichabgeschlossene Seinssphäre zu erfassen ist, mit ihrer eigenen Form

30 ei.ner "immanenten" Zeitlichkeit. Und es wird zu zeigen sein, daß ebendIese Seinssphäre durch die oben beschriebene phänomenologischeAusschaltung nicht betroffen ist. Genauer gesprochen: Durch denVollzu~de~phänomenologischen Außer-Spiel-Setzung der Seinsgeltungd~r ob~ektIven Welt verliert diese "immanente" Seinssphäre zwar den

35 Sllln elller realen Schichte an der Welt zugehörigen und Welt schonvoraussetzenden Realität Mensch (bzw. Tier). Sie verliert den Sinn desmenschlichen Bewußtseinslebens, wie es jedermann in rein "innererErfahrung" fortschreitend erfassen kann. Aber sie geht nicht einfachverloren, sondern in der geänderten Einstellung jener Epoche erhält sie

40 d~n. S~n ~iner ab~ol~ten Seinssphäre, einer absolut eigenständigen,dIe III SIch 1st, was SIe 1St, ohne Frage nach Sein oder Nichtsein der Weltund ihrer Menschen, unter Enthaltung der Stellungnahme in dieserHinsicht, also einer im voraus schon in sich und für sich seienden, wie

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590 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 591

immer die - nur in ihr zu stellende und zu beantwortende - Seins­frage der Welt und ob mit guten oder schlechten Gründen beantwortetwerden mag. Somit bleibt die reine Bewußtseinsphäre mit dem von i~r

Unabtrennbaren (darunter dem "reinen Ich") als "phänomenologl-5 sches Residuum" zurück, als eine prinzipiell eigenartige Seinsregion,

die als das zum Feld einer Bewußtseinswissenschaft eines entsprechendneuen - prinzipiell neuen - Sinnes werden kann - der Phänomeno­logie.

<Wir gehen in diesen Studien soweit, als es nötig ist, die Einsicht zuvollziehen, auf die wir es abgesehen haben, nämlich die Einsicht, >daßBewußtsein überhaupt, bzw. Einheit einer Bewußtseinssubjektivität,

15 die in der natürlichen und so auch der psychologisch fungierenden Er­fahrung als eine reale Komponente der in de~ Welt unter. dem TitelAnimalien vorhandenen Realitäten ursprünglich gegeben 1st und alsdas, als "selische" Seite derselben, als seelische Individualität, alsSeelenleben in der Psychologie das Thema ist, auch in einem total

20 anderen Sinne und in einer radikal geänderten Einstellung erfahr­bar und erforschbar ist.

Ist nämlich, wie es die Psychologie bei ihrer Zielstellung schon un­bedingt fordert, das psychische Sein und Leben in eigenwesentlicherReinheit und eigenwesentlicher Verbundenheit, obschon eben abstrak-

25 tiv als Komponente der Welt, gefaßt, so ist durch <die> im vorausumschriebene eigentümliche Epoche als einer apriori allgemein zu voll­ziehenden Einstellungsänderung des Forschenden der dieser eigen­wesentliche Zusammenhang als ein absolut eigenständiges Sein, insich, an und für sich konsequent zu erfahren und zu erforschen, also

30 herauszustellen als eine prinzipiell neuartige absolute Seinsregion,Erfahrungsfeld einer prinzipiell neuartigen und absolut eigenständigenWissenschaft - der transzendentalen Phänomenologie.

So wird sich die vorangestellte Frage beantworten, was denn nochübrig bleiben kann, wenn <durch> jene phänomenologische Epoche das

35 Weltall- wie wir zunächst doch meinen, das All des Seienden über­haupt - außer Geltung gesetzt wird. Es verbleibt, oder vielmehr eswird durch diese Epoche allererst eröffnet, die absolute Seinsregion,die der absoluten oder "transzendentalen" Subjektivität - nicht einepartiale Region der totalen Realitätenregion Weltall, vielmeh: von ihr

40 und allen ihren Sonderregionen prinzipiell geschieden, aber kemeswegsgeschieden im Sinne einer Angrenzung, als ob sie sich ergänzend mitder Welt verbinden, mit ihr ein umfassendes Ganzes bilden könnte. DieWelt ist in sich eine Totalität, die ihrem Sinn gemäß eine Erweiterung

10

BEILAGE 38

<zu 5.> 59<Herbst 1929>

nicht zuläßt. Und doch wird sich zeigen, daß die Region der absolutenoder transzendentalen Subjektivität in einer besonderen, ganz einzig­artigen Weise das reale Weltall bzw. alle möglichen realen Welten undalle Welten jedes erweiterten Sinnes "in sich trägt", nämlich in sich

5 durch wirkliche und mögliche "intentionale Konstitution".Erst durch diese Einsicht wird sich die einzigartige Bedeutung der

beschriebenen phänomenologischen Epoche verstehen, ihr vollbewuß­ter Vollzug wird sich als die unbedingt notwendige methodische Opera­tion zeigen, welche uns mit der absoluten Region einer absolut eigen-

10 ständigen Subjektivität den Erfahrungs- und Seinsboden zunächst er­schließt, auf den mit derneuen Phänomenologie alle radikale Philosophiezurückbezogen ist und<der> ihr als absoluter Wissenschaft Sinn gibt.

Doch um das einzusehen, und zwar, wie es erforderlich ist, im Aus­gang von der wesensmäßig früheren natürlichen Einstellung und der

15 in ihr erwachsenen bzw. radikal zu gestaltenden Psychologie aus, be­darf es tiefgehender und umständlicher Überlegungen, deren Gang wirzunächst allgemein vorzeichnen:

1. Es wird gezeigt werden, daß menschliche (und immer mit dazu­genommen tierische) Bewußtseinssubjektivität in der Tat ineigen-

20 wesentlicher Reinheit an und für sich herauszuerfahren ist, und daßin einer entsprechenden Methode "rein psychologischer" Erfahrungein eigenwesentlich zusammenhängendes unendliches Erfahrungsfeldbzw. Seinsfeld sich erschließt und somit zum Thema werden kann einerreinen Psychologie. Es sei gleich beigefügt, daß hier das nicht nur

25 Erst-Notwendige, sondern auch Erst-Zugängliche eine eidetische reinePsychologie ist (eine eidetische Wissenschaft von den Möglichkeitsab­wandlungen der Erfahrung von rein Psychischem), und nur auf diesekommt es für uns an. Statt in der faktischen Welt faktischer Menschenund Tiere stehen wir dann in einer eidetisch möglichen Welt überhaupt

30 mit anschaulichen, aber als eidetische Möglichkeit "vorstellbaren"Menschen und Tieren überhaupt, und das eidetisch mögliche rein Psy­chische ist dann mögliche reale Komponente in diesen möglichen Kon­kretionen. Zwar unter beständiger Abstraktion von den mitverfloch­tenen Realitätsmomenten (physische Leiblichkeit, Natur überhaupt).

35 Ähnlich also wie die physische Natur in einer parallelen Abstraktionvon aller weltzugehörigen Geistigkeit zu einer in sich geschlossenenRegion wird und die in konsequenter Einseitigkeit rein physischer Er­fahrung und rein physischer Phantasie als ein unendliches zusammen­hängendes Feld wirklicher Erfahrung oder zu fingierender Quasier-

40 fahrung zu verflechten und zu durchlaufen ist, bzw. auf Grund dieserkonsequenten Erfahrung oder Quasierfahrung zum Gebiet einer uni­versalen theoretischen Wissenschaft, einer apriorischen und empiri­schen werden kann, so ähnlich kann, wie zu zeigen ist, in der Gegen­richtung durch eine konsequente rein psychische Erfahrung abstraktiv

45 ein regional geschlossenes Erfahrungsfeld - das einer "reinen" Be­wußtseinssubjektivität - herausgestellt werden, welches dann für eineregional geschlossene Wissenschaft, eine "reine" Psychologie, den

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592 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 593

Arbeitsboden herstellte. Schon die Psychologie des 19. Jahrhundertsstrebte unter den unklaren Titeln deskriptive Psychologie, Psychogno­sie, obschon unsystematisch und ohne prinzipielle Klärungen des eigen­tümlichen Sinnes solcher Reinheit, auf eine reine Psychologie hinaus,

5 die eben um des Mangels solcher Klärungen willen nie zu einer ernst­lichen Ausführung durchdrang.

Das zu ihr hindrängende Motiv liegt offenbar darin, daß alle kon­krete anthropologische und überhaupt biologische Forschung vermögeder Zweiseitigkeit ihrer Realitäten einer nach jeder dieser Seiten und

10 dann auch für die Ganzheit-Eigenheiten selbst gerichteten konsequen­ten Erfahrung und Möglichkeitsanschauung bedarf. Letzteres zurursprünglichen Schöpfung der regionalen Grundbegriffe, die als Grund­begriffe der Biologie fungieren. Aber, <wie> angedeutet, die Leistungder Exaktheit (das Analogon der physikalischen Exaktheit) fordert

15 dann die systematische Ausbildung einer eidetischen Wissenschaft,welche auf Grund der Möglichkeitsabwandlung der Erfahrung dieWesensform der Region animalisches Lebewesen erforscht. Das fordertfür die psychische Seite dieser zweiseitigen Region in Hinsicht auf diepsychische Seite eine Eidetik möglicher rein psychischer Erfahrung,

20 das ist eben eine eidetische und "rein phänomenologische" Psycholo­gie.

Hier kommt alles auf Möglichkeit und Sinn dieser rein psychischenErfahrung ("inneren Erfahrung") an bzw. auf die Methode dieser Rei­nigung und dessen, was sie als rein Erfahrenes behält, desgleichen <auf>

25 die Nachweisung der Möglichkeit einer geschlossenen Unendlichkeitund Kontinuität solcher Erfahrung mit dem Korrelat eines unend­lichen und doch allheitlich abgeschlossenen Erfahrungsfeldes (in ersterLinie: des Bewußtseinsstromes).

Fürs Zwei te: Reine Bewußtseinssubjektivität, reines Bewußtsein,30 dasselbe, das in der vorhin angedeuteten methodischen Abstraktion

den Sinn einer eigenwesentlichen geschlossenen Region in n erhai b dervorgegebenen realen Welt hat, läßt sich, in einer Abänderung dermethodischen Einstellung der Psychologie, und im besonderen eines"reinen" Psychologen, in einem grundwesentlich neuen Sinne einsehen.

35 Sie bezeichnet dann nicht mehr eine bloß abstrakte Region innerhalbder Welt, vielmehr nimmt sie in der neuen Einstellung (der "transzen­dentalen") den grundwesentlich neuen Sinn einer absolut eigenstän­digen Region an, deren Erfahrungsgegebenheiten rein, also unweltlich,unreal <sind>, weil in dieser neuen Einstellung alle Welterfahrung

40 methodisch außer Geltung gesetzt ist. Die auf transzendentalerSelbsterfahrung ruhende Wissenschaft von der transzendentalen Sub­jektivität (die transzendentale Phänomenologie) hat nicht wie die reinePsychologie als vorgegebenen Boden die Erfahrungswelt gegeben alsim voraus seiend, sie hat also auch nicht in Erfahrungsgeltung und

45 als wissenschaftliche Themen Menschen und Tiere; und doch hat siereines Bewußtsein, aber nun nicht mehr als abstrakte Komponente,sondern absolut seiendes. Die Einstellungsänderung in ihrer eigentüm-

lichen methodischen Leistung wandelt den methodisch gegründetenSinn rein psychologischer Erfahrung in den neuen einer transzenden­talen und in neuer Weise reinen Erfahrung. Das in der ersteren alsgeschlossene, kontinuierlich zusammenhängende Region sich heraus-

5 stellende psychologisch reine Erfahrungsfeld, das der psychologischreinen Bewußtseins-Subjektivität bzw. zunächst des psychologischreinen Stromes der eigenen Bewußtseinserlebnisse, wandelt sich in dasentsprechende universal geschlossene Feld der transzendentalen Be­wußtseinssubjektivität, bzw. den transzendental reinen Strom meiner

10 eigenen transzendentalen Bewußtseinserlebnisse. Die "Ausschaltung",die ich als transzendentaler Phänomenologe vollziehe, "schaltet" mitder konkreten Erfahrungswelt überhaupt auch die psychologisch reineSubjektivität aus. Aber eben durch diese transzendentale Epocheeröffnet sich der erfahrenden Anschauung und der Anschauung über-

15 haupt die transzendentale Subjektitvität als absolut eigenständigeRegion, <wird> als Region des "absoluten Seins" zugänglich. Sie wirdzugänglich auf dem Wege über die rein psychologische Reduktion (alsoüber die methodische Reinigung, in der wir uns das rein psychologischeErfahrungs- und Forschungsfeld zueignen) durch eine apriori jederzeit

20 mögliche Einstellungsänderung <und> ihr zugehörige Sinnesabwand­lung der rein psychischen Region, die doch ihren eigenen Wasgehaltunberührt läßt.

So, wiederholen wir, wird sich durch genauere Auslegung des Ge­sagten die vorangestellte Frage beantworten, was denn noch "übrig

25 bleiben" kann, wenn die vorgegebene Welt, das All des im gemeinenSinne "Seienden", außer Geltung gesetzt, oder, was dasselbe, als Bodeneiner naiv vollzogenen Erfahrung und Erfahrungsforschung prinzipiellverwehrt wird. Was verbleibt, ist nicht das Reich der rein-psychologi­schen Anschauung, sondern in einer Sinnesabwandlung ihr gesamtes

30 Eigenwesen. Es verbleibt die die psychologische Region selbst prinzi­piell mit ausschaltende transzendentale, absolut eigenständige Seins­region. Wie diese transzendentale Region in ihrer Unweltlichkeit dochin einem gewissen Sinne die Welt und in Wesensbetrachtung alle mög­liche Welt in sich trägt, wird uns noch ausführlich beschäftigen.

35 Aber nun kommt alles darauf an, was hier angedeutet ist, zu einemwirklich einsichtigen Verständnis zu bringen.

*

<Zu s. > 59, 3. Absatz:

Um dessentwillen werden wir von transzendentalen oder phänome­n~logische~ Reduktionen sprechen. Das Wort Phänomenologie und

40 seme Ableitungen sind vieldeutig. Hier ist es abgesehen auf eine, wieaus den bisherigen Andeutungen hervorgeht, völlig eigenartige Phäno­menologie, deren bestimmtere Bezeichnung transzendentale Phänome­nologie lautet. Besonders betonen möchte ich, und gerade für alle diese

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594 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 595

1 Vgl. S. 60 der Originalpaginierung. - Anm. d. Hrsg.

Zum Abschluß des § <37>:

So nicht nur für konkrete reale Objekte, sondern auch für Vorgänge,Beziehungen, Verbindungen, Ganze und Teile usw. Z.B. wir habennicht nur Naturvorgänge, sondern auch Handlungen, Veränderungen

30 von Geisteswerken, von KuIturobjekten jeder Art und als solchen (z.B.Entwertung von Kunstwerken durch "Verderben" ,oder Unbrauchbar­Werden von Maschinen), Zusammenhänge von literarischen Werken,nicht als bloßen Naturdingen, sondern als Kapitel eines Buches oderals Zusammenhang von Werken einer nationalen Li~eratur, bezol?en

35 auf Autoren, Leser, Nationen usw. In Hinsicht auf dIe GegebenheIts-

<Im Wesen des Erlebnisses liegt nicht nur, daß es, sondern auchwovon es Bewußtsein ist, und in welchem bestimmten oder unbestimm-

10 ten Sinne es das ist, > aber auch, in welchem Gegebenheitsmodus es<= das Ding> darin bewußt ist, so z.B. in welchem Modus zeitlicherGegebenheit - als jetzt und selbst gegenwärtig, als soeben selbst da­gewesen und "noch" bewußt, als "soeben selbst kommend" (unmit~el­bar erwartet) usw. Oder auch, in welchem Darstellungsmodu~ es sIch

15 zunächst in lebendiger wahrnehmungsmäßiger Gegenwart gIbt, z.B.als perspektivisch abgeschattet, als nah oder fern, bz,:". sich näherndoder entfernend als oben oder unten und dgl. Ferner, III welchem Gel­tungsmodus, al~ in schlichter Gewißheit "seiend" o~er ~ls mögli~h,vermutlich oder auch als wahrscheinlich seiend, als nIchtIger Schelll,

20 als freie Fiktion usw. Wesensmäßig sind auch ichliche Möglichkeiten,das (im "ich kann" und "ich tue") frei erzeugende Durchlaufen we­sensmäßig zusammengehöriger Modi.

Ausdrücke (in Sonderheit für den des Transzendentalen), daß sie ~wiealle weiter einzuführenden Termini) <ausschließlich gemäß dem Slllneverstanden werden <müssen>, den ihnen unsere Darstellungen vor-zeichnen ... 1>

<BEILAGE ZU s.> 69<Herbst 1929>

BEILAGE 41

weisen finden wir dann nicht bloß dingliche "Horizonte" als Horizontemöglicher naturaler Erfahrung, sondern auch wertliche und praktischeHorizonte; z.B. der praktische Horizont, den der Handelnde in seinemzwecktätigen Tun jeweils hat, bezogen auf die Einheit eines Zweckes,

5 der selbst in weiteren Zweckzusammenhängen steht. Dazu kommenaber auch wesensmäßig mögliche Einstellungsunterschiede (immer imGesamtrahmen der natürlichen Einstellung), nämlich sofern alle wieimmer hoch fundierten Objektivitäten, etwa aus der ursprünglichwertenden oder praktischen Einstellung, übergeführt werden können

10 in die "theoretisch" erfassende und so zu Themen vorübergehendenoder konsequenten "Vorstellens", im besonderen eines Erfahrens, Ex­plizierens, Prädizierens usw. werden können.

15Daß ein solcher "Erlebnisstrom" in Wesensnotwendigkeit alle

Erlebnisse überhaupt, die je die meinen sollen sein können - d.i. mirin möglicher immanenter Erfahrung als sie selbst zugänglich sind ­reell verbindet, oder daß ein Erlebnisstrom mir zugehört als ein offen

20 endloses, rein im Eigenwesentlichen seiner Erlebnisse fundiertes undin sich allheitlich abgeschlossenes Ganzes, ist andeutungsweise auffolgendem Wege evident zu machen. Wesensmäßig gehört zu einemErlebnis überhaupt, das ich in immanenter Reflexion anschaulich alsmeines erfasse, ein "Leerhorizont", zweiseitig enthüllbar als Horizont

25 einer unanschaulichen ("dunklen") Zukunft und Vergangenheit. Inursprünglichster Anschaulichkeit, innerlich wahrnehmungsmäßig, er­fasse ich etwa zunächst eine jeweilige immanente Gegenwart, die strö­mend lebendige. Assoziative Weckung, eventuell willkürlich dirigiert,macht seinen Horizont in Einzelheiten klar, und dabei wird evident,

30 was dieser Rede von Horizonten Sinn überhaupt gibt, nämlich, daß diejeweils auftauchenden Einzelheiten, die einzelnen Erinnerungen oderVorerwartungen, nur zur Selbstanschauung bringen, was vordem schonzur lebendigen Gegenwart mitgehörte, nämlich als dunkle, obschonganz unabgehobene Mitmeinung eines ineins mit dem jetzt lebendig

35 Gegenwärtigen im Modus "nicht mehr" oder "noch nicht" Gegenwärti­gen. Jedes so hervortretende Klare (erfüllend die vorgängige Leere unddoch noch Leeres unerfüllt übrig lassend) tritt selbst wieder mit einemihm zugehörigen Horizont auf, der sich in ähnlicher Weise nach seinemSinn klärend enthüllen läßt. Diese Enthüllung hat, wie evident zu

40 machen ist, die Wesensart der Iterierbarkeit; in Richtung auf denjeweilig zum schon Klaren gehörigen Zukunftshorizont ist wesensmäßigeine Enthüllung im kontinuierlichen Fortschreiten zu <weiteren Er­lebnissen >, in denen eine Strecke kontinuierlicher immanenter ZeitIich-

BEILAGE 40

<BEILAGE ZU s.> 67<Herbst 1929>

BEILAGE <ZU s.> 64<Herbst 1929>

BEILAGE 39

25

5

Page 64: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

596 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 597

*<Was ihr <= der Welt> noch fehlt, sind die> Menschen- und Tier­

seelen und was von diesen her weltlich Bestimmtes <ist>, z.B. diegesamte Kultur als personal erwachsende Geisteswelt. - Da doch

30 Person selbst nichts anderes sein kann als Eigenheit, ist das Neue das~ewußtseinsleben,als bewußtseinsmäßiges Bezogensein des Ich in pas­SIven und aktiven cogitationes auf ihre Umwelt.

Wie ist aber diese Verflechtung zu verstehen? Ist nicht die realeWelt, die für uns seiende und so seiende, ausschließlich als die in unse­rem Bewußtsein vorgestellte, erfahrene, irgendwie bewußte? Ist es

20 nicht das Bewußtsein selbst in seinem eigenwesentlichen Zusammen­hang, das in seinen mannigfaltigen Modis und Synthesen in uns der!Velt al~ der .uns gelte.nden, in uns sich evtl. ausweisenden, überhauptIhren Smn gtbt, und 1st diese Sinngebung mit allen Evidenzen Aus­~eisungen, Begründungen - im Bewußtseinsstrom selbst, im jewei-

25 hgen Bewußtseinsleben des Ich (das all sein reines Leisten umspannt)verlaufender Zusammenhang?

Was für mich gilt, gilt für jedermann, von dem ich bewußtseins­mäßig eine Vorstellung und im besonderen ein Wissen soll habenkönnen. Er mit seinem ganzen Erlebnisstrom ist dem meinen transzen­dent, andererseits, was er in dem seinen je bewußt hat, anschaulich

5 oder ~nanschauli.ch, ist, s~fe:-n es nicht reines Erlebnis ist, geschöpftaus remer ReflexIOn auf sem Immanentes Leben, auch seinem Bewußt­sein tr~ns~endent; anders kann ich mir ihn apriori nicht denken,sofern Ich Ihn doch als anderes Ich, also mir in allem meinem eideti­schen Wesensallgemeinen gleich - als Ich, als von meiner Wesens-

10 a:-tung - denken muß. Transzendenz besagt also die Eigenart inten­t1onale~Gegenständlichkeiten, die das singuläre Eigenwesen der purenErlebmsse überschreiten, also ihnen sich nicht mit ihrem Wesen ein­fügen wollen.

<ZU s.> 81<um 1924>

BEILAGE 43

<ZWEI EINSCHÜBE ZU S. > 70<Herbst 1929>

BEILAGE 42

Die absolute Gegebenheit und ihr Korrelat, das "Absolute", istfalsch definiert.

15

35

keit <sich enthüllt, > möglich, womit ein kontinuierlicher Strom vonErlebnissen zur Selbstgegebenheit kommt. Es ist weiter evident, daßje zwei solche Ströme, die ein Erlebnis identisch gemein haben, alsTeile in die Einheit eines umfassenden Stromes eingehen; ferner, daß

5 von jedem zu jedem Erlebnis ein verbindender Strom führt undenthüllbar ist, schließlich daß ein Strom alles umspannt als meinuniversales Leben, worin ich bin. Alle Beziehungen und Verbindungen,die zu Erlebnissen nach ihrem immanenten Eigenwesen gehören, habenden Charakter Hume'scher relations of ideas, sie liegen apriori im

10 Erlebnisstrom selbst als dem konkreten, in sich selbst durchaus eigen­wesentlich geschlossenen Strom. Er ist ein endlos offenes Ganzes - eineapriorische Totalität -, das ausschließlich durch die eigenen Wesens­gehalte der Erlebnisse selbst bestimmt ist.

Auf den genaueren Gang des Stufenbaus der Evidenz, die vermöge15 der wesentlichen Unterschiedenheit der Klärung des Wesenszuges des

vergangenen Erlebnisstromes und des zukünftigen (vieldeutig-unbe­stimmt antizipierten) ihre Umständlichkeiten hat, wollen wir nichteingehen. Klar ist, daß was für mich als offen endlose Totalität meinesLebens enthüllbar ist, durch Einfühlung in jeden Anderen übergeht,

20 daß jedes andere Ich ihrem Sinn gemäß für mich nur denkbar ist alsWesensabwandlung meines Ich, als "meinesgleichen".

Was wir ausführten, betraf die Erlebnisse, wenn wir uns rein an dashalten, was uns die reine Reflexion auf die jeweilige cogitatio als reinesund somit ihr selbst eigenes Wesen bietet, das ist, was adäquat an-

25 schaulich wird in der reflektiven Anschauung und mit diesem selbst­gegebenen Inhalt für das reflektierende Ich Wirklichkeit ist, gegen­wärtige, erinnerungsmäßig vergangene, künftige. Zu diesem Gehalt,z.B. hinsichtlich einer immanenten Wahrnehmung von einer "äuße­ren" Wahrnehmung, gehört das reale Ding, das in ihr "äußerlich"

30 Wahrgenommenes ist, nicht, und nicht nach irgendeinem Teil oderabstrakten Moment. Zwei Erlebnisse haben eventuell dasselbe allge­meine Wesen, aber jedes hat in seiner Singularität sein eigenes Wesen,seine Wesensvereinzelung, seinen "Inhalt". Dasselbe Ding kann nuneventuell in mehreren Wahrnehmungen mit völlig gleichen Bestim-

35 mungen, etwa mit genau derselben Farbe oder Gestalt wahrgenommensein, aber dann sind die Wahrnehmungserlebnisse selbst inhaltich ge­trennt, sie haben bestimmtenfalls gleiche (obschon nie absolut gleiche)eigenwesentliche Bestände, in denen numerisch identisch dasselbe"vorstellig" ist.

40 Eine Dingwahrnehmung ist ein Erlebnis, in welchem ich das betref­fende Wahrgenommene im Modus der leibhaften Selbsterfassung be­wußt habe, und in immanenten Synthesen mit neuen Wahrnehmungenmeine ich es zudem im Modus "desselben", das jede dieser Wahr­nehmungen je als "leibhaft selbst" erfaßt. Aber das leibhaft erfaßte

45 Ding selbst ist und bleibt "transzendent". So für die gesamte realeWelt, die "in mir", innerhalb meines Erlebnisstromes bewußt wird,in welchen intentionalen Gestalten auch immer.

Page 65: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

598 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 599

BEILAGE 45

<BEILAGE> ZU § 46, p. 87<Herbst 1929>

Anmerkung zum großgedruckten Satz: "Alles leibhaft Ge­gebene kann auch nicht sein":

20 Man beachte in welchem Sinn; und welchen besonderen Sinn dieseZufälligkeit de; Thesis der Welt besitzt (siehe oben a~f dieser Sei~e).Man darf solche Sätze nie aus dem Zusammenhang reIßen. Das Dmgmuß sein, wenn der Erfahrungszusammenhang einstimmig fortläuftins Unendliche. (Fräulein Stein meint, daß das mißverstanden werden

25 könne.)

Doch wir müssen zugestehen, daß diese Betrachtung, so Wichti!Ses30 sie zur Geltung bringt und zudem solches, was nie beachtet worden 1st,

keineswegs ausreicht. Wir hatten immer die Wahrnehmun~ von Er­lebnissen (ihre originale Selbstgebung) und die vo~ realen Dmg~n (zu­nächst materiellen) kontrastiert. Aber dürfen ~lr uns ~uf emzel.neDingwahrnehmungen beschränken und andererseits auf emzelne Dm-

35 ge? . . .(Haben wir nicht immerzu vorausgesetz~, daß :Vlr emen Erlebms-

strom - einen endlosen strömenden Zug emes remen Lebens haben,daß ich, also der Wahrnehmende, nicht nur dieses und jenes Erlebnis

wahrnehme, sondern eine einheitliche Erfahrung von meinem Lebenhabe, von der her ich desselben zweifellos gewiß bin?) Und haben wirnicht vorausgesetzt, daß wir beständig als "Wir" reden, daß wir sind-liegt darin nicht die Voraussetzung, daß mir als Wahrnehmendem

5 und überhaupt Erfahrendem nicht nur mein Ich und Leben sondernauch das der Anderen gegeben ist?

Die gesamte Betrachtung - die mit § <27> anging - vollzog sich inder natürlichen Einstellung, vollzog, deutlicher gesprochen, je­der von uns in der natürlichen Einstellung, in der er die Welt in seiner

10 umweltlichen Gegebenheitsweise hatte, in der sie ihm schlechthin galt,in der er auf sich reflektierend sich und sein Leben als menschliches,als psychophysisches, als an einem materiellen Leib sich wie immer"abspielendes" vorfinden kann, als ein "reales", in einer nicht bloßdinglichen sondern psychophysischen (menschlichen) Erfahrung. Stel-

15 len wir in den Mittelpunkt: die Welt ist - aber daß sie ist, ist dochmeine Aussage, und rechtmäßige Aussage, sofern ich die Welt erfahre.Hätte ich keine Welterfahrung, keine ursprüngliche Weltwahrneh­mung, in der mir Welt als "kontinuierlich" lebendige Gegenwart ge­geben wäre, so wäre Welt für mich kein Wort mit Sinn und keine

20 Weltaussage aus<ge>sagt mit zu rechtfertigendem Seinssinn. AberWeltwahrnehmung vollzieht sich doch nur in einer Weise und wesens­mäßig, in der mir nur einzelne Dinge in einem beschränkten Dingfeldals Wahrnehmungsfeld wirklich wahrnehmungsmäßig gegeben sind.Daß Welt mehr ist als dieses strömend wechselnde Feld, verweist mich

25 auf den "Horizont", der es weitet, und daß er in seiner wahrnehmungs­mäßig unerfüllten Leere Dinghorizont ist, verweist seinerseits aufmeine Möglichkeiten (auf mein Können), in diesen Horizont "einzu­dringen", das ist, mir durch gewisse vergegenwärtigende und nichtetwa bloß fingierende Akte eine Dingfülle zu verschaffen, von der ich

30 gewiß bin, daß die dabei anschaulich vorstelligen Dinge, sei es be­kannte Wirklichkeiten, obschon ja nicht original selbstgegebene, sindoder vermutliche, unbekannte, aber als seiend auszuweisende durchnachkommende Wahrnehmungen. Erst recht vergangene und zukünf­tige Wirklichkeiten (zukünftig nicht bloß als nachträglich meine Prä-

35 sumption unbekannten gegenwärtigen Daseins erfüllende) sind mög­liche und nur partiell wirkliche Gegebenheiten von Erfahrungen derArt der Erinnerung und Vorerwartung. Dinge und Welt sind für michin beständiger Geltung, und nicht bloß aus einer beschränkten einzel­dinglichen und schon als das mit Horizonten ausgestatteten Wahr-

40 nehmung, sondern aus einem Geltungsbewußtsein der Art eines uni­versalen Horizontbewußtseins. Also auch dieses bedarf einer Kritik,sofern ich wie oben in Fragen eingehe, welcher Art das Recht ist, dasWelterfahrung für mich hat, die Erfahrung, aus der ich den ursprüng­lichsten Sinn und das Recht für meine Weltgewißheit überhaupt ge-

45 winne - ob ihm apodiktische Zweifellosigkeit eignet, die das Nichtseinabsolut ausschließt, oder nicht, und das in universalem Kontrast miteiner reinen Ich- und Erlebniserfahrung. Was andererseits diese an-

<ZU> IDEEN, S. 86<um 1917>

BEILAGE 4415

Das, worauf es ankommt, ist doch, daß Dinggegebenheit nicht nurals Gegebenheit durch Abschattung ist, so~d~rn i~m~rzuund notwen­dig präsumptive Gegebenheit, und zw~r hm~lchtlIchJ~des Ge?enwart­punktes, jedes Punktes, in dem das Dl~g leibhaft als. Jetzt seIend u~d

5 so seiend gegeben ist. Was immer von Ihm gegeben 1St: es ka~n s~m,daß es falsche Prätention war, das hängt vom Fortgang der emsü~­migen Wahrnehmung ab. Für immanentes Sein entfällt das. ~ag emePräsumption auf künftiges Sein nicht sti~men, mag es aufhoren ; s~­weit es erfahren ist, ist es auch notwendIg, der Erfahrungsglaube fur

10 das wirklich Erfahrene ist nicht durch den Gang weiterer Wahrneh-mung betroffen. .... .

Ich habe aber immer nur das Dmg m der moglIchen Wahrnehmungbetrachtet - nicht aber in der synthetischen Verknüpfung getrennterErfahrungen.

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600 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 601

BEILAGE 47

1 Als Ersatz für den vierten Absatz von § 52 (auf S. 98 der Originalpaginierung)gedacht. - Anm. d. Hrsg.

<EINLAGE ZU § 521><Herbst 1929>

.~s. ist ja leicht einzusehen, daß, wenn die unbekannte angeblich35 m?glIche Ursa~he überhaupt ist, sie prinzipiell wahrnehmbar sein

mußte, wenn mcht für mich, so für andere, besser und weiter schauen-

Stelle das.apod~ktisc~e ~rinzip gälte: Jedem Schein liegt Sein zugrun­de, u~d.mcht em belIebIges, sondern ein immanentes Sein, mit einemapodIkhs.chen Gehalt ausweisbar, der doch die volle BestimmtheitdIeses S~ms nur als unendliche "Idee" zugänglich macht.

5 Ab~r ~st ~uch all das durchführbar, so bleibt nun doch fühlbar dieSchwIengke.It, daß Ausweisung einer Welt nicht meine eigene Erfah­rungssache 1st, sondern Sache der intersubjektiven sich wechselseitig~rgän.zenden, bereichernden <Erfahrung>, und so e~st Welt als die da~st, dIe für uns die seiende ist, ausweisbar. Indessen, bin ich es nicht

10 m de.ssen Leben ,,~ndere" Sinn und Seinsgeltung erlangen müssen:und m dem das MIt-Anderen-Sein, Mit-Anderen-Erfahren etc. seinee.rste u~d le~zte f~st wurzelnde Ausweisungskraft erhält? In mir letzt­IIc~ .weIs~ SIch dIe Welt auch als intersubjektive aus - wie, das istfreIlIch em großes Problem.

BEILAGE 4615

<BEILAGE ZU s.> 97<Herbst 1929>

<Wir führt~n die letzte Reihe unserer Überlegungen hauptsächlich>an der matenellen Welt durch, die aber die bloße Kernschicht der

20 Welt .selbst, der Welt der Realitäten ist. Diese Welt, die unser allergememsame Umw~lt ist, ist. zwar in je.dem e.inzelnen ihr zugehörigenRealen auch matenell, aber 1m allgememen mcht bloß das nicht <bei>Me.nsch u?d Tier: die ja materiell-körperliche Leiber, abe: nicht bloßeLeIber <smd; beI> Sprac~e, Kunst, Staat usw., obzwar sie körperlich

25 als reale Weltvorkommmsse der realen Welt in jedem einzelnen realenBestand auch ihre physische Schicht haben. Aber eben auch eine"geistige". Inde~sen, selbst wenn wir nur das spezifisch Naturale be­:,orzugten, sche.mt unsere Betrachtung unzureichend. Das Naturob­]ekt, das matenelle Ding nahmen wir nur als das der bloß sinnlichen

30 Imagination (der sinnlichen Erfahrung).

langt, so durften wir, durfte ich doch nicht den natürlich-naiven Sinnmeines Erlebnisstromes voraussetzen. Auch er ist ein Universum,"aus" dem nur Einzelheiten wirklich, und sei es auch apodiktisch,gegeben sind, auch da muß ich in die Horizonte meines Lebens ein-

5 dringen und müßte eine Kritik der immanenten Erfahrung als Erfah­rung meines Seins und des Seins meines Lebens in die immanenteErinnerung, Erwartung, kurz in die ganze immanente und konkreteSelbsterfahrung hineintragen.

All das weist in der Tat auf umfassende und schwierige Untersu­10 chungen hin, deren zureichende konkrete Ausführung erst spät ge­

lungen ist. Im ersten Entwurf der Ideen war sie noch nicht befriedigenddurchgeführt.

Indessen, ist nicht vorauszusehen, und zwar ursprünglich <? > ausdem in der lebendigen Gegenwart schon Ersichtlichen, daß das Sein

15 der Welt für mich nur Seinsgeltung hat aus dem "Subjektiven" derErlebnisse her, in denen die Welt "erscheint", und daß alle weiter­gehende Ausweisung mich immer wieder auf Subjektives verweist, aufPhänomene der verschiedenartigen und synthetisch sich verknüpfen­den Erfahrungen und auf einen gewissen Stil der Ausweisung, die

20 selbst ein durchaus subjektives Vorkommnis ist?Ist es nicht evident, daß dieses Subjektive rein in seiner Eigen­

wesentlichkeit gefaßt werden kann, die nichts von Welt zur Mitsetzungbringt, sondern rein sich an das hält, was Erscheinung von Welt, Er­fahrung, Erfahrungsausweisung von Welt bietet? Geht also nicht

25 wesensmäßig für mich mein Sein und Bewußtsein dem Sein der Weltvorher, darunter auch dem weltlichen Sein, das ich in gewöhnlicherRede als Ich - Ich, der Mensch in der Welt, Reales unter den Reali­täten der Welt, bezeichne?

Das Vorhergehen ist offenbar apriorische Fundierung und nicht30 etwa eine 10gisch-urteilsmäßige und überhaupt in eigenen Akten voll­

zogene Gründung des einen auf das andere. Mein Sein, in seiner imma­nent zeitlichen Universalität, in seiner voll konkreten Eigenwesent­lichkeit: Wäre ich nicht, so wäre für mich keine Welt, das klingt wieeine Tautologie. Aber indiziert sich damit näher besehen nicht die

35 wunderbarste Tatsache, daß die Welt, die für mich ist und nachallem Bestimmten, das sie für mich ist, eine Einheit ist, die sich inmeinen subjektiven Erlebnissen und darin auftretenden "Darstellun­gen" darstellt und von dieser Korrelation nicht loszulösen ist?

Nun macht freilich die Struktur der Apodiktizität meines Seins als40 des reinen Ich meines reinen Lebens und dieses selbst auf das zeitliche,

immanent zeitliche Ganze dieses Seins und Lebens ihre Schwierigkei­ten. Da doch z.B. immanente Erinnerung sehr wohl täuschen kann,also Widerstreit, Täuschung, Anderssein (als selbst anschauliche Erin­nerung zeigt) sehr wohl möglich ist außerhalb der lebendig anschau-

45 lichen immanenten Gegenwart. Aber wie, wenn trotz solcher Möglich­keiten das konkrete Sein meines Bewußtseinsstromes apodiktischwäre, und wesensmäßig einsichtig zu machen, daß hier und an erster

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602 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 603

de Iche. Die Richtigkeit des Existentialurteils besagt Möglichkeit derAnpassung der Ursache-Meinung als Bedeutung an die Ursach~ sel~:,t,als originale Selbstgebung dem Urtei~endenentgege,ntretend: Elll mog­liches Ich gehört also zur MöglichkeIt der Wahrhe1t bzw.. emes wahr-

5 haft Seienden, hier wie bei irgendwelchem wahrhaft Se1end~n s~nst.Dabei handelt es sich nicht etwa um eine leere Möglichkeit 1m Smneeiner bloß widerspruchslosen "Denkbarkeit" oder einer bloßen Vor­stellbarkeit (Fingierbarkeit) eines solchen urteilenden Subjekts un.d

seines möglichen Erfahrens. Denn soll ich, der all da~ Erwä!Sende,. d1e10 Möglichkeit der fraglichen Ursa~he, ~enn ~.uc~ als .elller ~ur. fakhsch

unzugänglichen, zugestehen, solllch d1ese MoghchkeIt als eme m Wa~~­heit bestehende behaupten, also einsehen können, so muß doch ~urmich die Möglichkeit eines diese Ursache selbst erfahrenden Ich elll­sehbar sein, das ich selbst nicht bin. Es müßte also die Möglichkeit

15 einer Einfühlung bestehen und ihre sehr weitreichenden zugehörigenWesensbedingungen müßten erfüllt sein. Sie sind beschlosse.n in .derformal andeutenden Aussage: daß jeder für mich möglicherwelse se1en­de Andere im Horizont meiner faktischen Erfahrungswelt mitenthal­ten sein müßte in der Weise, wie etwa menschenartige Wesen für mich

20 als offene Möglichkeiten bestehen, lebend auf den für mich direkt un­zugänglichen, aber meiner Umwelt doch zugeh?rigen C?es~irnen. S?lcheMöglichkeiten sind nicht bloße Vorstellbarkelten (~mg1erba~keIten).Sie besagen, daß im Motivationszusammenhang memer fakhsch ver­laufenden Erfahrungen mir empirisch notwendig vermutende oder

25 empirisch gewisse Antizipationen erwachsen könnten von Erfahrunge.nmit Erfahrungsgegenständen, deren wirkliches Erfahren durch d:efaktischen Reglungen meines Erfahrungslebens - aber eben nur mder Zufälligkeit der Faktizität - für mich nicht vollziehbar werden,während sie doch als antizipierende empirische Gewißheiten oder V~r-

30 mutlichkeiten Wahrscheinlichkeiten, ihre Tragkraft haben und m­duktive Erfahrungsaussagen (Aussagen über induktive Wirklichkei­ten, Vermutlichkeiten, Wahrscheinlichkeiten) berechtigen. Was dannwiederum die Möglichkeit für das Eintreten aller. Antizipationen .an­langt, so ist sie selbst motiviert durch die allgememe Struktur mellles

35 Erfahrungslebens, sofern ich auch in meinem näheren Erfahrungs­umkreis immer wieder auf Unterschiede zwischen faktisch Erfahrba­rem und Nicht-Erfahrbarem stoße; nämlich derart, daß in wohlver­trauter Typik Hemmungen die Freiheit meines erfahrenden.Z.ngehe~sauf das Antizipierte unterbinden, während sie do~h als mohv1e~te ~ur

40 mich ihre Geltung haben, evtl. Induktionen möghch machen, d1e slchvielfältig bestätigen, evtl. auch durch Verwirklichung eigener direkterErfahrungen, auf die sie als Antizipationen vorweisen, oder solcherErfahrungen anderer Menschen, die mir aus eigenen Einfühlungenzugänglich geworden sind. .. . .

45 So stehen wir also in der universalen Sphäre emp1nsch-mdukhverGewißheiten, Vermutlichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, die über denallumspannenden Zusammenhang meiner möglichen Erfahrungen,

n:einer ~irklic~en (de: eigentlichen, direkten) und meiner Antizipa­honen mcht hmausrelChen und es auch nicht tun, wo auf möglicheErfahrungen Anderer rekurriert wird: da, wie gesagt, jeder Andereals für mich in Gewißheit oder Möglichkeit (Vermutlichkeit) seiender

5 Andere seine Seinsgeltung für mich hat aus der Erfahrungsart derunmittelbaren oder selbst schon mittelbaren, antizipatorisch motivier­ten Einfühlung, also eo ipso mit zugehört zum universalen Reich mei­ner möglichen Erfahrung.

Doch man wird einwenden, daß die Ursache-Realitäten, die der10 Naturforscher als exakter Physiker supponiert und als die wahre Natur

ansieht, weder für uns noch für andere Subjekte direkt sinnlich erfahr­bar sind, nämlich sie seien nicht die sinnlich anschaulichen Dingge­gebenheiten (die "Sinnendinge"), sondern diesen prinzipiell transzen­dent. Diese Transzendenzen höherer Stufe seien die wahren Natur-

15 objekte, die da an sich sind, während die Sinnendinge noch bloße sub­jektive Gebilde sind.

BEILAGE 48

<ZU s.> 100<Herbst 1929>

20 Die Dinge, die uns in einstimmiger sinnlicher Erfahrung als leib­hafte Wirklichkeiten erscheinen, haben den Sinn von verharrendenidentischen Substraten identischer Bestimmungen - eben von Gegen­ständen im logischen Sinn -, die in diesen identischen Bestimmungenin beliebig fortgehender einstimmiger Erfahrung immer wieder be-

25 stimmbar wären. Aber genau besehen ergibt einstimmige Erfahrung,in Richtung auf den Gegenstand selbst fortschreitende, das <zu> Be­stimmende, als identische Gegenständlichkeit Geltende, in fortschrei­tender "Genauigkeit". Darin liegt, daß sie nicht bloß neue und neueBestimmungen zugänglich macht, sondern das jeweils schon Erfahrene

30 in seinem anschaulichen Bestande nie Endgültiges, sondern nur Rela­tives ergibt, nach den wirklich anschaulich gewordenen Gehalten sichimmerfort modifizierend, also nie die jeweilige Bestimmung in wirk­licher Identität und in ihrem letztlich wirklichen Selbst ergebend.Und das alles zudem in Bezug auf Umstände, deren Wechsel Rich-

35 tungen neuer und neuer Modifikationen bestimmen.Zu dieser Relativität gehören komplizierte Beschreibungen. Aber

hier genügt, daß das Identische gegenüber allen diesen Relativitätenwesensmäßig immerfort in der Erfahrungsmeinung liegt (wo das Er­fahren "theoretisches" ist, das nicht wie in der Praxis im Relativen

40 sich Genüge tut, sondern das durch alle mögliche Praxis hindurch­gehende Identische der Erfahrung als den Gegenstand selbst im Augehat), daß diese aber nicht eine leere Meinung ist und trotz der Modifi­kationen nie den Charakter des Scheins hat, sondern eine sich gerade

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604 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 605

*

Die volle.re.ale Welt.ist nicht bloß physische, sondern psychophysi­s~he, Ull:d ~Ie 1st :praktische Welt, Welt der mannigfaltigen Kulturge­bIlde, dI~ Ih~ers.eIt~ auf psychophysische Subjektivität bezogen sind.Aber sowIe wIr dIes m Rechnung ziehen, erwächst eine besondere Schwie-

5 rigkeit.

Absatz:. <Machen wir uns klan, wie je mein Bewußtsein, das, in seinerImmanenten Eigenw~sentlichkeitin rein immanenter Erfahrung ge­setzt, allem, was dann als Transzendenz zur Setzung und Ausweisung

10 k?mmt, vorangeht und damit <dem> vorangeht, was je unter demTitel Welt für mich Sinn und Seinsgeltung hat, sozusagen in "die Welt",die für mich seiende, hineinkommt, <wie das an sich Absolute seineImmanenz preisgeben und den Charakter der Transzendenz annehmenkann.>

ZU <s.> 169 <DER> IDEEN

<um 1914>

Das Hintergrundfeld ist ein potentielles Wahrnehmungsfeld ; es mußaber offen bleiben, ob immer (und nun gar wesensnotwendig) die Sin-

20 nesdata dinglich aufgefaßt seien. Im allgemeinen ist es der Fall. Es sollaber nicht behauptet werden, daß es undenkbar sei, daß der Hinter­grund ein bloßer Empfindungshintergrund ist ohne dingliche Auffas­sungen. Auch das ist ein Problem, ob nicht die Hintergrundauffassun­g.en, ~ie verschiedentlich zu Hintergrundkomponenten gehören, Modi-

25 fIkatlOnen von cogito's sind, d.h. so wie ein aktuelles Wahrnehmena~gesehenwerden kann als ein aktueller Vollzug einer Dingauffassung,WIr können auch sagen als ein Aktualitätsmodus des Erscheinens derwenn wir das Wahrnehmen fallen lassen, uns ohne Festhaltung eine~anderen Objekte zuwenden, <inaktuell wird, so daß> mit der Wahr-

30 nehmung eine Modifikation vonstatten geht, eine Änderung des Ak­tualitätsmodus in einen Hintergrundmodus. Man könnte sagen, dieganze Struktur des Aktes ist dieselbe, nur vollziehe ich nicht wirklich.Aber sogar das Ich ist in modifizierter Weise dabei, sogar das Erfassen,Zuwenden, aber alles das entseelt, inaktuell.

35 .Es s~heint, daß es verschiedene Weisen des Hintergrundbewußt­sems gibt oder geben kann, die ursprüngliche \Veise, die nichts von~olchen Modifikationen trägt, und das Hintergrundbewußtsein, dasm Dunkel gesunkenes Vordergrundbewußtsein ist. Oder Wahrneh­mun&,s"regungen", Wahrnehmungstendenzen, die nicht Wahrnehmun-

40 gen smd. Vgl. auch den folgenden Absatz über "Regungen". Etwas be­schränkt, aber es gehört doch all das wirklich zusammen.

BEILAGE 5015

BEILAGE 49

Die Rede ist hier, deutlicher gesprochen, von der theoretischen Er­fahrung, der naturwissenschaftlichen Erfahrungspraxis und nicht derirgendeiner sonstigen Praxis zugrund~ liegenden ~rfahrung> als w:lche

25 bei jeder Praxis ihre besonderen Honzon~e hat, I~re praktI~cheSitua­tion mit der sich vorzeichnet, was relativ auf SIe als erreIchtes underreichbares Erfahrungsziel zu gelten hat. Aber durch den Wechsel derArt der Praxis und ihrer situationsbestimmten Zwecke hindurch gehtdie Identität derselben Dinge; was in der einen schon es selbst ist, ist

30 in der anderen rohe Darstellung und so in infinitum.

<DREI EINSCHÜBE ZU s.> 103

<Herbst 1929>

*

<Die gesamte materielle Natur, die sinnlich erscheinende und die in35 ihr als höhereErkenntnisstufe fundierte physikalische Natur> haben wir

für unsere Zwecke hinreichend geklärt - die Überzeugung, daß Naturin untrennbarer Relativität zur Natur erfahrenden, auf Erfahrungs­grund logisch erkennenden Subjektivität steht, ist schon auf Grundder bloß allgemeinen Strukturskizzen, die wir gaben, unvermeidlich.

*

in diesem Wandel der anschaulichen Gehalte bestätigende Meinung,mit anderen Worten, Bewußtsein einer Selbsterscheinung des Gegen­standes, in wechselnden Stufen der Approximation sic~ selbst dar­stellend. Eben darauf bezieht sich die naturwissenschaftlIche Methode

5 und die durch den Stil solcher Erfahrung motivierte und bei expliziterAnalyse und Beschreibung desselben verständlich zu machende Auf­gabe, in kantischer Rede, gegenüber den bloßen ,,~ah~ehm~ngs­urteilen" exakte "Erfahrungsurteile" anzustreben; das 1st, m gewIssenIdealisierungen und Begriffsbildungen neuartige, "exakte" (math~ma-

10 tische), durch bloße sinnliche Abstraktion aus d.er Ans~hauun~ dIrektzu schöpfende Begriffe und entsprechende UrteIle. zu bIlden, dIe nachArt ihrer Bildung "Ideen" sind, in denen <der Stil> der Wandlungender relativen sinnlichen Dinge (der sinnlichen Erscheinungen) fest in­diziert ist und nach seinen Besonderungen mathematisch beherrschbar

15 wird in seiner festen Rückbeziehung der sich besondernden exaktenBegriffe auf besondere Erfahrungsgegebenheit:n. Die ex.akt~ Besti~­mung durch mathematisch-naturwissenschaftlIche Begnffe IS~ ,,lOgI­sche" theoretische" Bestimmung der sinnlich erfahrenen Dmge alsder in' ;innlicher Erfahrung durch die anschaulichen Gehalte sich dar-

20 stellenden Identitäten - der beständig theoretisch vermeinten und zubestimmenden.

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606 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 607

der Setzung, einem neuen Pfeil, in das "innere Bewußtsein" vom Erleb­nis "dieser rote Tisch" und finde in ihm außer der Beziehung auf dasIch und dem vom Ich ausgehenden Noetischen: Das Was und seine~omponenten.sind nun .vorstellig in einem neuen Bewußtsein gegen-

5 uber dem schlichten "dIeser rote Tisch!" Es ist eine Reflexion undnun ist die Materie und ist die Qualität des früheren BewußtseinsG.egensta~d.~ie Mate~ie als Gegenstand erhält eine Seinssetzung. AberdI: M~ter~e dIeser SeI~ssetzung ist nicht die Materie, die da gegen­standhch 1st, sondern eme Materie, die sich auf eine Materie bezieht.

BEILAGE 51

<ZU s.> 179

<um 1923>

Erst S. 199 ist im Vorübergehen gesagt, daß "Noesis" soviel besagt5 wie "konkret vollständiges intentionales Erlebnis" unter "Betonung

seiner spezifisch noetischen Momente". Zur Noesis gehören also diehyle tischen Momente, sofern solche Funktionen der Intentionalitättragen, Sinngebung erfahren, einen konkreten noematischen Sinnkonstituieren helfen.

10 Das muß aber früher mit entsprechender Feierlichkeit gesagt wer­den. Ich bin selbst ins Schwanken gekommen, da ja früher noetischeund hyletische Momente unterschieden wurden.

10 BEILAGE 53

<zu § 98>

<um 1914>

Antwort:

30 Im ersten Falle habe ich eine auf die Materie "gerichtete" Vorstel­lung. Die hat eine neue Materie und eine neue Qualität.

Eine Seinssetzung, das ist ein vom Ich ausgehendes doxisches Be­wußtsein, eine doxische These, die durch eine "Vorstellung" "hin­durch"geht. Z.B. ich setze "dieser rote Tisch!" Man kann da sagen,

35 die These geht durch das "X" hindurch, das im Noema, näher: dernoematischen Materie, liegt. Die Charakterisierung als seiend ist nichtsanderes als dieser vom Ich ausgehende Pfeil durch das X.

In der Wendung des Blickes, in der ich das noematisch Gegebenezum Gegenstand mache, finde ich vor - ich gehe jetzt mit dem Pfeil

Blickrichtung auf das Noema, auf den "Gegenstand", welcher dabewußt ist, und auf die Bedeutung, den Gegenstand im Wie. Das Wie,die Weise im "Sinne", die ganze Bedeutung als "Materie". Die Materieist aber bewußt in einem doxischen Modus, und da haben wir ein neues

20 Wie.Der Gegenstand, welcher mit dem und dem Sinn bewußter ist, ist mit

diesem Sinn bewußt als seiend (gewiß), als vermutlich seiend etc.

Schwierigkeit:Wenn ich die Materie zum Gegenstande mache, so erteile ich ihr die

25 Seinssetzung.Wenn ich den Gegenstand, den ich in diesem Sinn M vorstellig habe,

als seiend setze, habe ich da nicht auch die Materie M, der ich dieSeinssetzung, bzw. deren Gegenstand ich die Seinssetzung erteile?

15

BEILAGE 52

BEILAGE IN IDEEN I, <5.> 179//.

<um 1914>

Kurze Nota zur Umarbeitung

Einheit des "vermeinten Gegenstandes" (im Sinn) - konstituieren­15 de Bewußtseinsmannigfaltigkeiten,

11 1· k t't' d noematische M . . .para e. ons 1 Uleren e . h anmgfalhgkeItennoehsc e .Noema überhaupt,Noesis ü berhau pt.S. 206: "Natürlich würden sich diese beiden Formenlehren keines-

20 wegs sozusagen wie Spiegelbilder zueinander verhalten oder wie durcheine bloße Vorzeichenänderung ineinander übergehen, etwa so, wie wirjedem Noema N substituierten ,Bewußtsein von N'." Der weitere Satzist schief. Es müßte etwa gesagt werden: Eine durchgängige Korres­pondenz ist nicht so etwas wie Spiegelung. Und nun müßte neu aus-

25 geführt werden: Um die Sachlage hier allgemein zu charakterisieren,m~ß man sich freilich von vornherein vor Schiefheiten, vor gewissenbeIrrenden Versuchungen hüten. Es sind im Verhältnis von Noesis undNoema verschiedene Parallelismen nicht zu vermengen.

I) Die einen betreffen die Verhältnisse von Einheiten zu den kon­30 stituierenden Mannigfaltigkeiten,

2) die anderen die Verhältnisse zwischen noematischen Kompo­nenten im vollen Noema und noetischen Komponenten in der ent­sprechenden vollen Noesis, und damit die Verhältnisse zwischen vol­lem Noema und voller Noesis selbst. Ein gewisser Parallelismus

35 b~ste~t darin,. daß der vermeinten Einheit im Noema, sagen wir derEmheIt des Dmges in der Mannigfaltigkeit der Dingwahrnehmungen(o?er auch einer Mannigfaltigkeit von Dingerinnerungen, kurz vonDmga,nschauungen), die einheitlich zusammengehen zum anschauendenBewußtsein von dem einen und selben Ding (nur einmal so orientiert

40 d~s andere .Mal ~nders, einmal nah, das andere Mal fern etc.), ebe~dIese Manmgfalhgkeit von Noesen entspricht.

Page 70: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

608 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 609

Speziell entspricht in der Einheit einer solchen Wahrnehmungsman­nigfaltigkeit der Einheit des sinnlich erscheinenden Dinges (als Kom­plex primärer und sekundärer Qualitäten) ein gegliedertes System vonMannigfaltigkeiten von hyletischen Daten und näher von Farben-

5 daten, Tastdaten etc. Näher besehen gehören zu den Abschattungen,in denen sich die erscheinenden Farben, Formen etc. abschatten, auchstetig sich modifizierende Auffassungscharaktere.

Also hier haben wir einen gewissen Parallelismus zwischen der gegen­ständlichen Einheit (dem Gegenstand in Anführungszeichen) und hy-

10 letischen und noetischen Mannigfaltigkeiten; jede Komponente derEinheit repräsentiert durch eine Mannigfaltigkeit, und der Komplex derKomponenten repräsentiert durch die Gesamtheit dieser Mannigfaltig­keiten.

Dazu ist dann Einzelnes aus der Ausführung <So > 267 (207?) zu15 benutzen.

Dann die Erörterung, daß wir zu unterscheiden haben die Einheitim Noema und das Noema voll und ganz.

Man merkt es im letzten Absatz, daß ich selbst in Verwirrung gera­ten bin und es nachher zurechtzustellen suchte. Die ganze Ausführungbis <So > 208 muß neu umgearbeitet werden; so wie sie da steht, ist sieunklar.

25 S. 206 in der Mitte heißt es, die beiden Formenlehren seien nichteinfach Spiegelbilder. Dabei wird hingewiesen auf das Sichentsprechenvon irgendeiner einfachen Dingqualität und den sie abschattendenhyletischen Mannigfaltigkeiten. Dann war es auch korrekt, wie es imursprünglichen Entwurf geschehen war, beizufügen, daß auch die Auf-

30 fassungsmomente nicht undifferenziert sein könnten (obwohl da nichtabzusehen ist, wie man diese Differenzen beschreiben könnte andersals in dieser Allgemeinheit).

Aber der Hauptgedanke ist doch der:Es ist für den Begriff des Noema die Gefahr eines Doppelsinnes:

35 1) Der Sinn, der so und so bestimmbare Gegenstand als solcher(noematischer Sinn).

2) Dieser Sinn in seiner Gegebenheitsweise (volles Noema).Und wir haben eine Formenlehre der Sinne und parallel dazu eine

Beschreibung der Mannigfaltigkeiten, in denen sich der Sinn konsti­40 tuiert, in denen er zu anschaulicher Erfüllung kommt - wobei sich

scheidet der Sinn überhaupt als evtl. leerer Sinn und der Sinn als ge­gebener Gegenstand in Anführungszeichen.

Andererseits haben wir aber eine Fomenlehre der Noesen und ihrer

Der Begriff der aktuellen und potentiellen Setzung

Nicht hinreichend klar. Die Terminologie muß doch fest, ohne40 Schwanken durchgeführt sein.

Aktuelle und potentielle Setzung.Hier ist Setzung schIechthin die "wirkliche" Setzung im Gegen-

gesamten Korrelate. In dieser Weite gilt doch das Bild vom Spiegel­bild. Einmal haben wir Einheiten gegenüber Mannigfaltigkeiten, dasandere Mal nicht.

Die Umarbeitung müßte schon den vorletzten Absatz <von S. > 2065 betreffen. Es geht da durcheinander:

1) daß nicht für jedes noematische x auf der anderen Seite bloßallgemein steht "Bewußtsein von x",

2) daß jeder "Einheit" im Noema eine konstituierende Mannigfal­tigkeit entspricht, was etwas ganz anderes ist.

10 Hier ist das ganze Denken nicht zur Reife gekommen. Für eine For­menlehre kommt doch natürlich in Betracht eine Formenlehre derSinne. Vom Sinn muß man sich doch durchaus leiten lassen. Es istdann die Frage: welche Rolle spielt das Thema "Einheit - Mannig­faltigkeit". Es ist da zu sagen, daß es eine Aufgabe ist, die noetischen

15 Mannigfaltigkeiten zu beschreiben, die einer jeden Einheitskomponen­te im einheitlichen Sinn zugehören, bzw. zugehören zur intuitivenKonstitution der Einheit. (Aber eben dieser Unterschied zwischen in­tuitiver Gegebenheit und Nichtgegebenheit ist nicht ausreichend her­vorgetreten im Bisherigen!) Ferner ist die Aufgabe, alle noematischen

20 Vorkommnisse, rein in ihrem Gebiet verbleibend, auch wieder zu ord­nen unter dem Gesichtspunkt Einheit und Mannigfaltigkeit. JedesNoema hat in sich den "Sinn", aber hat ihn in sich als Sinn in einemgewissen Modus, und wieder haben wir hier die Auszeichnung des"klaren Sinnes". Muß man da nicht sagen: Wir haben auf noematischer

25 Seite eine geschlossene Beschreibung Einheit - Mannigfaltigkeit, allenoematisch möglichen Abwandlungen, die zu einem Sinn gehören, dazueine vorangehende Morphologie der Sinne. Dann eine parallele Behand­lung der Noesen in hyletischer und noetischer Hinsicht und unteranalogem Gesichtspunkt. Aber freilich setzt das schon tiefere Unter-

30 suchungen voraus. Vielleicht kann man hier nur andeuten: die Haupt­unterschiede. Morphologie der Noemata überhaupt, zunächst alsMorphologie der Sinne und noematischen Sinnesgegebenheiten etc.Zunächst bin ich nicht einmal sicher, wie das verfahrene Ding aus demDreck zu ziehen ist.

BEILAGE 55

<BEILAGE ZU 5.> 228, § 113<um 1914>

35

BEILAGE 54

zu <5.> 206<um 1914>20

Page 71: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

610 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 611

satz zur neutral modifizierten, also positionale Setzung. (Es hätteeben von vornherein ein Gegenterminus zu neutral eingeführt wer­den müssen.) Jede, ob wirkliche oder neutrale Setzung ist nun aber ineinem doppelten attentionalen Modus möglich, entweder in der Form

5 des cogito oder in dem Gegenmodus, das Ich lebt nicht als vollziehendesin dem Akte.

Also aktuelle Setzung ist eine nicht neutrale Setzung imMod us des cogi to. Die poten tielle Setzung ist eine nich t neu­tralisierte Setzung im Modus der Unvollzogenheit, also nicht als

10 cogito.Ich gebrauche den Ausdruck a tten tionale Aktuali tä t im Sinne

von Vollzug eines intentionalen Erlebnisses im "darin leben", im Zuge­wendetsein auf das in ihm intentionale Korrelat.

Also eine Setzung schlechthin (eine nicht neutralisierte) ist aktuell,15 sie enthält eine attentionale Aktualität, oder sie ist potentiell, ihr fehlt

die Aktualität der Ichzuwendung, etc.Der dritte Absatz ist nun irreleitend. Der Hinweis auf die Vieldeutig­

keit von aktuell ist unnütz und verwirrt, und es kommt auch weiterdie Betrachtung gar nicht auf Klärung solcher Vieldeutigkeiten hin­

20 aus.Das Richtige ist, niemals "aktuell" zu sagen, wo der Gegensatz zur

Neutralitätsmodifikation in Frage ist, sondern gegenüberzusetzen:wirklich - neutral modifiziert. Evtl. gleich von vornherein das "posi­tional" - neutral einzuführen und den Ausdruck positionale Setzung

25 nicht zu scheuen, wie unschön es klingt.Auch das wäre gut zu sagen: Scheide ich aktuelle und potentielle

Setzungen, so muß ich parallel scheiden aktuelle und potentielle Quasi­setzungen (neutralisierte). Der Positionalität entspricht die Quasi­positionalität.

denen wir leben, und solchen, in denen wir nicht leben (in der Sphäreder Doxa ist es der Unterschied zwischen Aufmerksamkeit undUnaufmerksamkeit - nachsehen, ob ich nicht von vornherein denUnterschied allgemein für alle Akte definiert habe!). Dieser Unter-

5 schied bezieht sich auf alle intentionalen Erlebnisse, ob sie "wirklich"setzend sind oder neutral modifiziert. Hier empfinden wir freilich einestörende Doppeldeutigkeit. Das "wirklich" weist ja in einer Klasse vonFällen auf ein Unmodifiziertes hin gegenüber einem Modifizierten.

Haben wir also neutrale Modifikation im Auge, so kontrastierten wir10 ,,~irkliche" Setzung (eben die unmodifizierte, die Setzung schlechthin)

mit der neutral modIfizierten. Das "wirklich" bezeichnet aber auch~en Gegen.satz. zu möglich: und speziell in dem Sinne von vermögent­hch, von emeflm Wesen emer Sache liegenden Fähigkei t, das Wirk­liche durch eine Aktualisierung ans Licht zu bringen. Das Wirkliche

15 ist dann das Verwirklichte oder in Beziehung auf ein anderes evtl. alsVerwirklichung seiner Fähigkeit Aufzufassendes.

BEILAGE 57

<BEILAGE ZU s.> 232 <DER> IDEEN

<um 1914>

20 I. Absatz <von> § II4 <Statt "Das ist selbstverständlich unter allenUmständen möglich": > Nun überträgt sich offenbar, was wir an dendoxischen Erlebnissen und insbesondere auch an den doxischenModalisierungen festgestellt haben, auf alle intentionalen Erlebnisseüberhaupt.

<BEILAGE> ZU <S.> 233 <DER> IDEEN I

<um 1914>

. <Statt "Das Verhältnis der parallelen ,Akte' besteht darin, daß dereme von beiden ein ,wirklicher Akt' ist, das cogito ein ,wirkliches',

30 ,wirklich-setzendes' cogito, während der andere ,Schatten' von einemAkte, ein uneigentliches, ein nicht ,wirklich' setzendes cogito ist.":>

Das Verhältnis der parallelen "Akte" besteht darin, daß der eine vonbeiden ein wirklich setzender Akt ist (ein "wirkliches" Glauben, Zwei­feln'"Werten, Wünsch~n usw.), der andere hingegen ein nur "gleich-

35 s.am setzender Akt, em solcher, dessen "Thesis" uneigentliche, näm­hch nel,ltral modifizierte ist, und das unbeschadet der attentionalenForm des cogito. (Wir erweitern also zugleich den Begriff der Thesisüber alle dem "Aktcharakter" der Doxa (wie wir noch näher erörternwerden) parallelen Aktcharaktere.)

*30 Dann <5.> 230: Verbesserung <für "Diese Aktualität der Daseins-

setzung ist, nach dem früher Ausgeführten, neutralisiert im perzepti­ven Bildbewußtsein." >:

Dieser Aktualität wirklicher Daseinssetzung entspricht nach demfrüher Ausgeführten eine Aktualität neutralisierter Daseinssetzung im

35 perzeptiven Bildbewußtsein.

BEILAGE 56

<ZU> IDEEN, s. 228, § 113<um 1914>

Die Darstellung ist nicht vollkommen klar.40 3. Absatz: Der Unterschied zwischen Aktualität und Potentialität

der Setzung ist ein Spezialfall des Unterschiedes zwischen Akten, in

25 BEILAGE 58

Page 72: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

612 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 613

BEILAGE 59 BEILAGE 61

<Statt "Die vollzogenen Akte, oder wie es in gewisser Hinsicht (näm­lich in Hinsicht darauf, daß es sich um Vorgänge handelt) besser heißt,die Aktvollziehungen machen die ,Stellungnahmen' im weitesten Sinneaus, während die Rede von Stellungnahmen im prägnanten Sinne auf

25 fundierte Akte zurückweist": >Vorzüglich paßt die Rede vom Vollziehen auf das zum Wesen des

Aktes gehörige Moment der Setzung (Thesis) bzw. auf die Wandlung,die im Übergang zur Form cogito gerade diesem Moment zuteil wird.Die vollzogene (nach der früheren Ausdrucksweise: aktuelle bzw. a~-

30 tualisierte) These bestimmt - in Beschränkung auf den Fall der POSI­tionalität - einen weitesten Sinn der Rede von "Stellungnahme" bzw.stellungnehmenden Akte. Jedes Wahrnehmen, Urteilen, Werten usw.- jedes vollzogene und nicht neutralisierte - ist danach ein stellung­nehmender Akt. Andererseits weist freilich die Rede von Stellung-

35 nahmen im prägnanten Sinn' auf gewisse fundierte Akte zurück etc.

<EINLAGE ZU> IDEEN, S. 234<um 1914>

An Stelle des letzten Absatzes, dessen Anfügung nicht klar ist <"Und5 wieder: so geartet ist Bewußtsein überhaupt, daß es von einem doppel­

ten Typus ist ... ">:Des Näheren gilt in dieser Hinsicht das Gesetz:Jedes Bewußtseinserlebnis überhaupt ist, gemäß seinem doppelten

Typus als "Urbild" und "Schatten", als posi tionales oder neutrales10 Bewußtsein auch hinsichtlich seiner doxischen Potentialität

doppelt geartet: Ist es vom positionalen Typus, so f~hrt die .Ent­faltung seiner doxischen Potentialität auf lauter wirklIche doxlscheAkte, auf positionale ; ist es vom neutralen Typus, auf lauter neutrale.Im letzteren Falle enthält es m. a. W. in seinem noematischen Bestan-

IS de gar nichts doxisch Faßbares, oder was gleichwertig ist, es enthältkeinerlei "wirklich" Noematisches, sondern nur "Gegenbilder" vonNoemen.

BEILAGE 62

<ZU S.> 239, § 116<um 1914>

Die Scheidung niederer und höherer Stufe ist nicht klar um­S grenzt. Es ist kein radikaler Gesichtspunkt angegeben. Ich weiß auch

nicht recht, wie.

Ad archontische Thesis

<BEILAGE ZU> s. 242 <DER> IDEEN OBEN<um 1916>

10

Der Terminus Thesis, Setzung (Stellungnahme in einem weitenSinn) wir.d doch normalerweise verstanden als wirkliche Setzung, alsVollzug emes Glaubens etc. Aber Vollzug kann noch etwas verschiede­nes besagen. Und es scheint mir, daß wir unter dem Titel Thesis immer

15 an ein Einstrahliges denken. Ich vollziehe einen polythetischen Glau­be.n, wenn ich Subjektglauben vollziehe und damit dem "Gegenstand"seme These erteile als seiend, daraufhin die Prädikatsetzung, womit ich,was der Gegenstand ist, daß er so ist, setze. Da habe ich zwei Thesen.Freilich in der Einheit eines Glaubensbewußtseins, das vollzogen ist,

20 aber nur im Vollzug der beiden aufeinander gegründeten thetischenSchritte. Ich habe nicht noch eine eigene "Thesis" als übergreifendesDrittes. Potentiell liegt da eine These - ich kann nominalisieren, ichkann das polythetische Bewußtsein umwenden in ein monothetisches.

Also brauchen wir einen doppelten Terminus. Eitlen allgemeinen,25 der jedes "positionale Moment" bezeichnet, das als solches entweder

These schlechthin ist oder thetische Potentialität ist. Und dann The-se" schlechthin, als ein Strahl der Setzung. "

Genau besehen ist dabei "thetische Potentialität" wieder mehr­deutig. Denn es darf sich nicht handeht um Vollzugsmodalitäten der

30 Art, wie sie vorliegen, je nachdem ich eine These oder ein thetischesMoment einmal vollziehe, das andere Mal noch im Griff halte dasd:itte Mal außer Vollzug lasse, fallen lasse. Da kann ich ja auch wiederdIe These neu aufnehmen und neu "vollziehen". Und das ist eine the­tische Potentialität in einem Sinne. Hier aber handelt es sich darum

35 da~, .wie.immer solcher Vollzugsmodus besteht, eine polythetische Ein~heIt m eme monothetische verwandelt werden kann.

Jede polythetische Einheit hat ein positionales Moment, nämlichhat einen positionalen Gesamtcharakter, abgesehen von seinen wirk­lichen Thesen. Die Rede vom Archontischen geht nicht speziell auf

40 Thesen im prägnanten Sinne wirklicher Thesen, sondern auf die po-

BEILAGE 60

<ZU S.> 236 UNTEN <DER> IDEEN

<um 1914>20

Page 73: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

614 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 615

25

sitionalen Gesamtcharaktere, die, wenn wir den einfachen Fall nehmen,wo keine Polythesis vorliegt, eben schlichte Thesen sind, so daß dasWort Gesamtcharakter dann nicht mehr paßt. Wo wir lauter doxischeThesen haben, da haben wir einen Gesamtcharakter, wenn wir eine

5 Polythese haben. Kann man darauf die Rede von archontisch beziehen?Die Thesen sind sicherlich dienende. Ebenso, wenn Vermutungen inÜberzeugungen gründen, oder Zweifel in Überzeugungen und Vermu­tungen etc. Wenn wir Gemütsakte wie Freuden in doxischen Aktengründend haben, da ist wieder ein Oberstes, das in den Unterlagen

10 gründet, die ihm "dienen". Wie steht es da mit den Gemütsthesen ?Haben wir da nicht auch wieder die zwei Fälle: die Gemütsthese istwirklich These oder es ist eine polythetische Einheit des Gemütsbe­wußtseins, positional, aber nicht These? Aber wie sehr differenziertdas sein mag: auf eine oberste Positionalität kommen wir doch, und

15 das sollte mit dem "archontisch" gesagt sein.

BEILAGE 63

<BEILAGE ZU 5.> 246 <DER> IDEEN

<um 1914>

Gegenübergestellt sind von mir: kontinuierliche und gegliederte20 Synthesen.

Aber was da gegliedert heißt, dürfte weitere Scheidungen zulassen.Vielleicht auszugehen wäre von dem Titel fundierter Akt, den ichdoch viel verwendet habe.

Vor allem ist zu bemerken: Es können25 1) die Thesen fundierte sein in vollen Akten, die ihrerseits ihre These

haben und ihre Materie.Es treten da bloß neuartige thetische Charaktere auf, die sich, wie

etwa die Gefallensthese oder Freudenthese, auf die Materie des fun­dierenden Aktes keineswegs gleichmäßig beziehen müssen (oder auf

30 den Gegenstandsgehalt des letzteren Aktes).2) Es können aber auch volle Akte in vollen Akten fundiert sein,

wie im Zeichenobjekt konstituierenden Akt der bezeichnende, oderBildobjekt - Bildsujet. Auch das Allgemeinheitsbewußtsein.

Hier kann man doch im allgemeinen nicht sagen, daß die spezifisch35 thetischen Charaktere in den thetischen der Unterstufe oder vielmehr

der fundierenden Akte fundiert sind.3) Aber da taucht ein neuer wichtiger und zu beachtender Punkt

auf: nämlich eine These kann "als These" durch eine andere These"motiviert" sein: das Weil.

40 Bei der Freude: ein Gegenstand gefällt mir, und weil ich glaube, daßer ist, freue ich mich. Kann man das auf einer Stufe behandeln mitden beziehenden Akten des Wollens um eines anderen willen, des Sich­freuens, des Wertens, Wünschens um eines anderen willen? Das Wort

"beziehend" ist hier unpassend. Das Wollen, Werten etc. "mit Rück­sicht auf", "mit Beziehung darauf", "auf Grund des".

Dieses "Gründen" ist ein Setzen auf Grund eines Gesetzthabens,eines schon Gesetztseins. Es greift also in erster Linie die Thesen an.

5 Aber nicht die bloßen Thesen, die eben Thesen ihrer Materie sind.Aber die Materie spielt dabei eine ganz andere Rolle. Fraglich ist, obund inwiefern Akte der Bevorzugung hierhergehören. Also das gibtschon mehrere Punkte und Fragen.

4) Akte der Kollektion, der Disjunktion, der Prädikation (Explika­lO tion und Beziehung im gewöhnlichen Sinn).

Nun ist aber hier die Frage, wie sie zu den Zweck-Mittel-Aktenstehen und überhaupt: kollektives Wollen haben wir doch auch, ebensodie schließenden Akte, die Akte des "weil- so" beiderseits.

Warum heißt es in der ersten Zeile des letzten Absatzes: "eine15 andere Gruppe"? Also da bedarf es gründlicher Überlegungen.

BEILAGE 64

<ZU S. > 248, 2. ZEILE VON OBEN

<um 1914>

dm Satz: "Zu jeder solchen vielstrahligen (polythetischen) Konsti-20 tution synthetischer Gegenständlichkeiten - die ihrem Wesen nach

"ursprünglich" nur synthetisch bewußt werden können - gehörtdie wesensgesetzliche Möglichkeit ... " > muß wohl das "ursprünglich"näher erläutert werden.

BEILAGE 65

ZU § 122, <5.> 253f.<um 1914>

Den Titel Thema und thematisches Bewußtsein gebrauche ich hiernicht in dem besonderen Sinne meiner sonstigen Untersuchungen.

Ebenso kann die Rede vom thematischen Griff noch anders ver­30 standen sei. Thema kann auch in Bezug auf "theoretisches Interesse"

interpretiert werden.

Page 74: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

616 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 617

BEILAGE 66

<BEILAGE> AD p. 270

<um 1914>

Schluß des § I30 :

5 Es wäre hier gut beizufügen, daß die Sachlage natürlich keine we­sentlich andere ist in der psychologischen Sphäre. Subjekte, wie Per­sonen, ferner ihre psychischen Eigenschaften, ihre vorübergehendenoder bleibenden Dispositionen, endlich auch ihre Wahrnehmungen undsonstigen psychischen Zustän~ek~nnen zu ~bjekten.wer~e~:und auch

10 da ist zu unterscheiden das ObJektive und seme "subJektive Gegeben­heitsweise.

BEILAGE 67

<BEILAGE> AD <s.> 273, § 132<um 1915>

15 Die noematischen Korrelate der EmPfindungsdaten (hyletischen)in der Noesis

Man könnte hier so einsetzen: Während mir der wahrgenommeneGegenstand, dieses Tintenfaß hier, erscheint, achte ich auf mein Er­lebnis das <heißt> auf die wechselnden Empfindungsdaten, gegenüber

20 den identischen gegenständlichen Merkmalen, auf dies, daß mit denEmpfindungsdaten sich gerade diese Merkmale darstellen, daß dasSichdarstellen ein Erlebnismoment ist usw.

Beschreibe ich nun anderseits den mir hierbei erscheinenden Gegen­stand so kann ich einerseits beschreiben seinen "Sinn" im engeren

25 Sinn, 'den vermeinten als solchen, ich kann aber auch beschreiben diebesondere Weise, wie er mir erscheint, er in seinem jeweiligen gegen­ständlichen Sinn. Nehme ich ein bestimmtes Merkmal, etwa eine far­bige Fläche, die zum erscheinenden Gegenstand al? solch~.m (deI?"Sinn") gehört, so ist der bloß noematische Modus dIeser Flache, dIe

30 Weise wie sie erscheinende ist, eine andere je nach dem wechselndenrepräsentierenden hyletischen Inhalte (aber auch der motivierendenhyletischen Daten). ....

Hand in Hand damit geht der UnterschIed der OnentIerung, dIeSache des Noema ist (und zwar der Hülle des Sinnes). Sie betrifft pri-

35 mär die erscheinende Gestalt und sekundär die qualitative Bedeckung.Nehmen wir den erscheinenden Gegenstand in seinem Orientierungs­modus fest, so kann hier (abgesehen vom Klarheitsmodus) nichts mehrwechseln? Doch käme auch, abgesehen von der (vieldeutigen) Klarheitin Betracht der Unterschied der "Fülle der Repräsentation", nämlich

40 der Reichtum der Darstellung, je nachdem ich direkt oder indirekt

sehe, also je nach den motivierenden Daten (Augenrichtungen etc.).Im Gebiet des deutlichen Sehens haben wir Unterschiede der motivie­renden Daten, aber auch im undeutlichen Sehen. Es sind also hierzwei Dimensionen: die der Deutlichkeit und Undeutlichkeit und die der

5 motivierenden Daten. l

Die Ausführungen über Kern als Sinn im Modus der Fülle (S. 273)bedürfen also mehrfacher Ergänzungen. 2

Wir werden nun wohl sagen müssen: Die hyletischen Daten selbstgehören nie zum noematischen Gehalt. Aber jedem Wechsel der fun-

10 gierenden hyletischen Daten entspricht vermöge der noetischen Funk­tionen auch ein Wechsel im Noema. Und wo an und für sich betrachtetein hyletisches Moment in der Noese wechseln kann, ohne daß eindadurch speziell konstituiertes gegenständliches Moment wechselt, daist dieses doch in einem anderen Modus noematisch charakterisiert. Aber

15 diese geänderte noematische Charakteristik besagt dann zugleich, daßauch eine Änderung in dem übrigen gegenständlichen Sinn statthat (wieOrientierung und dgl.). Das bedarf näherer Untersuchung l

Dieselbe farbige Fläche kann sich mir in verschiedener Weise dar­stellen, also den wechselnden hyletischen Daten in ihrer Auffassung

20 entsprechen Unterschiede des Noema, aber nicht die repräsentierendenDaten gehören ins Noema, sondern die "Erscheinungsweise" des Ge­genstandes. Ist "Erscheinungsweise" und Weise der Orientierungwirklich ein- und dasselbe? Der unveränderte Gegenstand ist dasIdentische aller Erscheinungsweisen, das Identische in allen Orientie-

25 rungen. Wie verhalten sich die Begriffe: Weise der Orientierung des­selben unveränderten Gegenstandes und Erscheinungsweise desselben?

Hyletische Daten repräsentieren, werden aufgefaßt. Apparen­zen, Erscheinungen wechseln, und in ihnen "repräsentiert" sich der­selbe Gegenstand. Ein total anderer Begriff von Repräsentation!

30 Im Noema haben wir z.B. hinsichtlich einer wahrgenommenen rotenFläche ihre wechselnden Apparenzen, "Erscheinungen". Der Gegen­stand schlechthin ist nur gegeben in Form des sich von der und derSeite, in der und der "perspektivischen Abschattung" , in der und derFarbenperspektive etc. Darstellenden. Im Noema haben wir also nicht

35 hyletisches Datum Farbe, sondern "Farbenperspektive", nicht dashyletische Datum Ausbreitung und Quasigestalt, sondern Gestaltper­spektive. Immerhin kann man sagen, daß, wie wir in der Noese diepure Hyle haben ineins mit ihrer Auffassung, so in dem Noema das,was sozusagen "Leistung" der Auffassung der Hyle oder "Leistung"

40 des Bewußtseins ist, und diese Leistung enthält eine Komponente,die von der Hyle herstammt, und eine, die von den noetischen Mo­menten herstammt. Aber weiter können wir wohl nichts sagen3.

1 Ja, aber hier spielen die auf die Optima gerichteten "Repräsentationen" ihreRolle!

45 2 Das alles reicht noch nicht hin!3 Neu untersuchen!

Page 75: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

618 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLARE 619

BEILAGE 68

<ZU S. > 283-284 DER IDEEN

<um 1914>

Sehen und speziell Einsehen hat in meiner Darstellung einen5 fühlbaren Doppelsinn, der sich mindestens darbietet, obschon ich mich

bestimmt für die eine Alternative entscheide.1) Das den Vernunftcharakter der Thesis Motivierende, das was

ihr Recht gibt, der "Rechtsgrund" als Grund der Rechtmäßigkeit derSetzung: das Sehen.

10 2) Der Vernunftcharakter selbst.So sagen wir ja auch: ich glaube das, weil ich es einsehe (bzw. sehe).Einmal liegt das Wesen des Sehens in der thetischen Materie, das

andere Mal in der Thesis selbst vermöge der Materie.Endlich 3), wie es in der Mitte von <So > 284 heißt: "Einheit einer

15 Vernunftsetzung mit dem sie wesensmäßig Motivierenden."Wir sprechen von evidenten Sätzen, evidenten Urteilen. Was heißt

das eigentlich?Der Satz ist das Noema, das auch die noematische Thesis befaßt.

Der Satz ist evident, er ist erfüllter Sinn, er hat den Charakter eines20 sehend Gegebenen im Sinne 1). Er leuchtet ein, und selbstverständlich

geben wir ihm auf Grund dessen die Thesis. Wir glauben, weil wirsehen. Aber freilich, schon im gewöhnlichen Reden von Wahrnehmen,Sehen liegt der Doppelsinn. Das Sehen braucht das Glauben nicht zubeschließen, tut es aber oft und gewöhnlich.

2) ?as :,ehen eines un bedingt allgemeinen (in unbedingte All­gememheIt gewendeten eidetischen) Verhaltes, wie z.B.: ein Rotesüberhaupt ist ein Ausgedehntes.

Die Rede von "apodiktisch" wird aber gewöhnlich benützt bei An-5 ~endung von ~esensgesetzen, eidetisch allgemeinen Sätzen auf the­

tIsch gesetzte Em~elfälle oder eidetische Besonderungen. S. 15 wirdg~ra~ezu der Begnff des Apodiktischen fixiert für Anwendungsfälleeldet~scher Sachv~rhaltsgegebenheiten.Das ist auch ein sehr berechtig­ter Smn. Und bel dem Worte "apodiktisch" denken wir doch immer

10 an ein "es muß sein", und das weist uns zurück auf einen Obersatzalso eine Anwendung. '

Besser also scheiden wir:Sehen { 1) das ,,~rfah~ende" Sehen, und zwar als rein erfahrend;

2) das eIdetIsche Sehen;15 3) das ,Ein.sehen e~er "unbedingt allgemeinen" Allgemeinheit =

~otwendlgkeIt. Das Emsehen einer reinen universellen Notwendigkeit1st

a) erwachsen aus einer Umwendung eines eidetischen Sehens nach2) oder

20 . b) herv~rgegangen als Sonderfall, und zwar als reine Besonderungemer unbedmgten Allgemeinheit.

4) das Einsehen eines individuell Erfahrenen.Also: 1. Sehen (empirisch und eidetisch)

II. ~insehenvon reine.nAllgemeinheiten und von Notwendigkei­25 ten als Veremzelungen und reme Besonderungen von Notwendigkeiten.

25 BEILAGE 69

ZU <5.> 284 UNTEN <DER> IDEEN

<um 1914>

BEILAGE 70

IDEEN, zu <5.> 284ff.<um 1914>

Der spezifische Vernunftcharakter kann doch selbst originär ge­geben sein oder nicht.

30 Die Erinnerung an ein Gesehenhabenan ein Eingesehenhaben.

*

Zu § I37

Sachlich ist zwar alles richtig, aber die Terminologie ist unfertigund stimmt nicht ganz mit der von S. 15. Der Terminus apodiktisch

35 befaßt hier zweierlei:1) Das Sehen eines Wesensverhaltes, etwa gelegentlich einer Aus­

sage, in der über Wesen ausgesagt wird.

Evidenz

30 Der angegebene Unterschied zwischen assertorischer und apodik­tischer Evidenz reicht noch immer nicht aus.

Wir haben 1) Erfahrungsurteile2) apriorische Urteile.

. ~ei den Erf~hrungsurteilenhaben wir a) beschreibende Urteile, in-35 divI~uelles Sem und Sosein ausdrückend; b) allgemeine Erfahrungs­

urteIle ; aber auch c) andere auf individuell Einzelnes bezogene Urteile,z.B. hypothetische, disjunktive. Wir kommen also auf die formal­logischen Urteilsunterschiede in der Beziehung auf individuelle Er­fahru,n~st~esen oder .unbestimmt allgemeine Erfahrungsthesen. Bei

40 de.? apn~~lsc~en UrteIlen haben wir aber die analogen Formen. Daraufmußte RucksIcht genommen werden. Wie viele radikal unterschiedeneEvidenzformen haben wir? Und zwar:

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620 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 621

Formen unmittelbarer Evidenz,Formen mittelbarer Evidenz?

Es gehört doch zum Wesen eines allgemeinen Erfahrungsurteils,daß es Evidenz nur haben kann in Form mittelbarer Evidenz. Gibt

5 es eine andere Art unmittelbarer Evidenz in der Erfahrungssphäre alsdie dese infach beschreibenden Urteils? Ja nur des einfachsten, derForm etwa "dies ist rot"? Also: erst müßte die unmittelbare Evidenzuntersucht werden und dann wäre den Stufenfolgen und Stufenbil­dungen der Formenlehre nachzugehen und diesen gemäß die mittel-

10 bare Evidenz zu studieren und nachzuweisen, wie die Stufenfolge derEvidenzen den Rückweisungen entsprechend zu laufen hat, die in denattributiven etc. Modifikationen (also in den sukzessiven Formenbil­dungen) angedeutet sind.

Ebenso bei eidetischen Urteilen. Die "beschreibenden" eideti­15 schen Urteile etc.

Aber gibt es nicht hier auch andere unmittelbar evidente Urteile?"Wenn etwas rot ist, ist es ausgedehnt", also hypothetische Formen.Satz vom Widerspruch, von der doppelten Negation etc., disjunktiveUnmittelbarkeiten. Dann Mittelbarkeiten, die auf evidente Unmittel-

20 barkeiten, die keine Erfahrungsthesis einschließen (insofern also eide­tisch sind), zurückführen.

Hier tritt das "notwendige Folge-sein" auf. Folge-sein charakteri­siert die Mittelbarkeit des Urteilens. Die einsichtige Mittelbarkeit er­gibt einsichtige Folge - Einsicht als Folge -, dann können die Gründe

25 einsichtig sein etc.Das alles muß sorgsam erwogen werden. Es handelt sich hier um

das Typische.Satz: Jede mittelbare Evidenz, die auf em pirisch-eviden ten

Grundlagen beruht, ist durch diesen empirischen Charakter der Grund­30 lagen affiziert, und das Abgeleitete hat empirischen Charakter.

Jede mittelbare Evidenz, die auf apriorischen (eidetisch evidenten)Grundlagen beruht und n ur auf solchen, hat einen eigentümlichenCharakter, eben den der eidetischen Notwendigkeit.

Genauer betrachtet merken wir Differenzen.35 Es wird im Text richtig Beziehung genommen auf den Unterschied

zwischen I ndivid uen und Wesen. Nicht aber ist Rücksicht ge­nommen auf den sich damit kreuzenden Unterschied der logischenAbwandlungen. Eine Urgegenständlichkeit wird anders "gesehen"als eine logische Abwandlung derselben, als eine Beschaffenheit, ein

40 Inbegriff, eine Beziehung, ein Sachverhalt usw. Und jede Art Ab­wandlung wird anders "gesehen".

Und wieder ist dabei die Bewußtseinsweise des Sehens eine wesent­lich andere, je nachdem wir uns in der Sphäre individueller oder eide­tischer Urgegenständlichkeiten bewegen.

45 S. 15 wird der Ausdruck apodiktisch ausschließlich begrenzt aufdie Besonderungen von eidetischen Allgemeinhei ten. Hier aberwird gegenübergestellt Sehen vom Individuellen (assertorisch) und

eidetisches Sehen als apodiktisches, und dazu Mischungen. Hier han­delt es sich um Bezeichnung der verschiedenen Bewußtseinsweise desSehens. Das Wort "apodiktisch" weist an sich auf die Bewußtseins­weise hin. Am besten, man sagt: Die Bewußtseinsweisen sind eben bei

5 Eidos und Individuum und wieder nach den verschiedenen Abwand­lungen verschieden. Eine besondere und ausgezeichnete Weise desBewußtseins ist die, daß etwas nicht nur überhaupt gesehen, sondernim Charakter des "infolge" gesehen wird als notwendig seiend. DerSeinsmodus ist ein verschiedener, und zurückgewiesen werden wir auf

10 Eidetisches.Jedenfalls muß die Verwirrung beseitigt werden. "Apodiktisches

Sehen" darf nicht für jedes eidetische Sehen gebraucht werden.Da das Wort individuelles Sehen nicht brauchbar ist, so könnte

gegenüber dem "eidetischen" Sehen oder der eidetischen Evidenz ge­15 sprochen werden vom erfahrenden Sehen, von der erfahrenden

Evidenz. Statt eidetische Evidenz = Einsicht.Aber kann man gut von einer Einsi ch t bei einer Zahl sprechen?

"Ich habe von der Zahl 2 eine unmittelbare Einsicht, von der Zahl 21eine mittelbare". "Ich habe von einer Kurve zehnter Ordnung keine

20 Einsicht" etc.Jedenfalls gebrauchen wir das Wort Einsicht nur für "Sachver­

halte", Urteile, Seinsverhalte, und man wird sogleich bei den voran­stehenden Beispielen einwenden: ich habe nicht von der Zahl, sondernvom Sein der Zahl Einsicht, von ihrer Existenz.

25 Ein Ding sehe ich, ich nehme es wahr (demgegenüber: ich erinnerees,. es :chw~bt mir in der Reproduktion, und zwar als vergegenwärtigteWIrklIchkeit vor). Ich sehe das Ding, nicht die Existenz des Dinges.Es kommt freilich vor, daß wir sagen: ich sehe, daß das Ding hier ist.Aber ich habe Evidenz davon, daß das Ding ist.

30 Sollen wir also scheiden: Anschauen und Vollzug von doxischenThesen und sagen, die Einsicht und allgemeiner die Evidenz sei einModus (besser: Charakter?) im Vollzug doxischer Thesen, der ein ver­schiedener sei, je nachdem die Thesen Anschauungsunterlage habenoder nicht? Aber freilich, was heißt das, Anschauungsunterlage ? Und

35 was heißt Vollzug?Es ist ein Unterschied, wahrzunehmen (nämlich den Gegenstand)

und zu "urteilen", daß der Gegenstand ist. Evident ist das Urteil.Evident, evtl. einsichtig nennen wir auch das Urteilen. Anderer­seits das Urteil im Sinne des Geurteilten als solchen. Sein, Sosein, aber

40 auch andere Abwandlungen: wir "sehen", daß, wenn A B, CD ist etc.Überall kommen wir darauf zurück, daß die Probleme des Urteilsvollko~me~ gelöst sein müssen. Es kommt dabei in Betracht, daß,wenn Ich emen Gegenstand sehe, zwar das Sehen als originäre Ge­geben.heit die mitverflochtene Doxa sicherlich affiziert, daß ich aber

45 erst, wenn ich das "Urteil" vollziehe "A ist", ich an dem "ist", an derThesis, den Vernunftcharakter erfassen kann, und erst wenn ich estue, habe ich Evidenz. Freilich auch der Vernunftcharakter wird ge-

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622 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 623

sehen. Und andererseits, erst im Kontrast zur Seinssetzung undnäher zum Vollzug von Urteilen, die den Charakter nicht haben, hebtsich mir der Vernunftcharakter ab : daher die Rede von Einsicht immeretwas Relatives, auf Kontrastierung Bezügliches an sich hat. Sage ich

5 aus "dieses Papier ist weiß", so ist das jetzt für mich ein rein be­schreibendes Urteil, und dieses Urteil hat seine Evidenz. Ich sehe aberden Evidenzcharakter im Kontrast, ich muß ihn zur Abhebung brin­gen. Aber es hat i~n d~ch auch o~nehin. "

Wie steht es mIt memer Erweiterung der Idee der "Anschauung10 auf die "kategoriale Sphäre"? Es bleibt doch wohl dabei. Auc~.die

Sachverhalte sind Gegenstände, und sie werden gesehen. Aber freIhch,ihr Sehen, wenn wir das als einen einstrahligen Akt fassen, weist zu­rück auf einen evidenten Vollzug des Urteils, als intuitiver Synthese.Sie ist ein synthetisches Sehen und hat den Vernunftcharakter.

15 Hierbei sind wir auf das Sosein auf Prädikatseite (um ein katego­riales Urteil zu nehmen) gerichtet, im hypothetischen auf das Wenn­sein - und das abhängige "so ist". Wir sind nur im schlichten Er­fahren und auch im schlichten Erfassen von eidetischen Singularitätennicht auf "Sein" gerichtet. Das ist nun freilich kein "Gegenstand" im

20 gewöhnlichen Sinn, aber es konstituieren ~ich eben im ,,?eziehenden"Bewußtsein die kategorialen Gegenstände m den synthetIschen Akten.Es wird also wohl mit den nötigen näheren Ausführungen alles inOrdnung sein.

Zu bemerken ist aber noch, daß wir von Einsehen auch in der25 empirischen Sphäre sprechen, allerdings nicht bei einfachen. E~ah­

rungsurteilen, aber wohl bei Erfahrungsbegründungen und hmsicht­lieh der Gesetzesurteile, die uns eben in der Erfahrungsbegründung zu"Einsichten" werden: während das einzelne empirische Urteil, dasUrteil des "es ist hic et nunc so" selbst nicht einsichtig wird; einsichtig

30 wird, daß es unter den gegebenen Umständen so sein muß, daß dasEreignis eintreten müßte etc., also die Notwendigkeit des empirischenSoseins und Daseins wird einsichtig.

Einsichtig ist jedes Axiom, jede eidetisch erschaute Wahrheit (jedeseidetisch intuitive Urteil). Einsichtig heißt dann auch jede Notwendig­

35 keit. Hier ist aber nicht alles durchsichtig.

BEILAGE 71

<ZU> s. 290 OBEN <DER> IDEEN

<um 1914>

Der gesperrt gedruckte Satz oben <"und schließlich laufen alle Li-40 nien zurück zum Urglauben und seiner Urvernunft, bzw. zur ,Wahr­

heit' "> muß lauten: und schließlich laufen ... zurück zum Urglaubenund seiner Urvernunft bzw. zur Urwahrheit, der Wahrheit imabsoluten Sinn.

Und dann der neue Anfang der Zeile <"Wahrheit ist offenbar dasKorrelat des vollkommenen Vernunftcharakters der Urdoxa" >: Abso­lute Wahrheit, vollkommene, Urwahrheit, usw.

<Zum folgenden Satz "Die Ausdrücke ... " :> "Es gibt" - im ma­5 thematischen Sinne von Existenz - eine Evidenz, und zwar eine

adäquate.

BEILAGE 72

<ZU> s. 297, § 143 <DER> IDEEN

<um 1914>

10 Hier liegen zentrale Schwierigkeiten vor, und es ist nicht zu über­sehen, inwiefern sie gelöst sind.

Fürs erste der Unterschied zwischen Phantom und Ding. Zwei­tens die Frage, was die zur Idee eines Dinges (und wohl auch Phan­toms) gehörige Erkenntnisunendlichkeit eigentlich besagt, also fordert.

15 Man wird vielleicht sagen: ein Ding wird wahrgenommen: Es istdabei ein räumlich-zeitlich-materielles Sein auffassungsmäßig bewußt,wobei die Auffassung mancherlei offen läßt. Ist aber nicht eine Auf­fassung denkbar, die keine Unbestimmten mehr in sich schließt?Und ist es nicht denkbar, daß diese in sich bestimmte Auffassung sich

20 dann immerfort bestätigt, erfüllt: daß also das Ding genau so undnicht anders sei, als wie es "erscheint"? Und wie es bestimmt aufgefaßtist?

Allerdings liegt es im Wesen jeder solchen Auffassung, daß der Fort­gang der Erfahrung nach den verschiedenen Auffassungsseiten ein

25 "anders" ermöglicht, und Explosion ist auch immer möglich. Danachkann auch der Auffassung jederzeit substituiert werden eine Unend­lichkeit möglicher Auffassungen, oder von geänderten Auffassungenvon Möglichkeiten (die zusammen unverträglich sind), für deren jedeetwas Allgemeines spricht (es sind ja allgemeine Möglichkeiten, die

30 nicht leer sind, obwohl jetzt nichts "positiv" für sie spricht), undebenso kann hinsichtlich irgendeiner der mitwahrgenommenen Be­stimmtheiten jederzeit eine Unbestimmtheit substituiert werden, diesich im Rahmen der regionalen Form hält.

Das ändert aber nichts daran, daß eine bestimmte Auffassung mit35 einer Gewißheitsthesis dazu denkbar wäre, die sich immerfort bestä­

tigte. Oder, was dasselbe ist: denkbar ist (so kann ich jede Ding­wahrnehmung schließlich umgewandelt denken) eine Wahrnehmung,die den Gegenstand vollbestimmt meint über das hinaus, was von ihmeigentlich wahrgenommen ist.

40 So .könnte man sagen. Denn es ist ein Problem, ob das wirklichdenkbar ist. Freilich, ein Ding kann seinem regionalen Wesen nachmit unendlich vielen anderen Dingen in Beziehung treten, unendlichviele Kausalitäten entwickeln, unendlich viele besondere Eigenschaf-

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624 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 625

ten haben. Aber das kann doch unter so festen Gesetzen stehen, daßdas Ding nur eine begrenzte Zahl gesetzmäßiger Kausalitätsrichtungenhat und in jeder seine festen gesetzlichen Möglichkeiten. Die Regionläßt es offen, wie viele solcher Richtungen, in welcher Weise Abschluß

5 bestehe. Für die Erkenntnis bestehen also Unendlichkeiten insofern,als sie immer parat sein muß, neue Richtungen einzuschlagen. Aberan sich besteht keine Unendlichkeit. Und wenn nicht, so muß einegeschlossene Dingauffassung möglich sein.

Das muß noch viel bestimmter überlegt, entwickelt, erörtert wer­10 den.

*Könnte ich dann noch den Gegensatz machen "endliche Gegeben­

heit", Gegebenheit in Form einer Idee?Das "Idee" würde jetzt nicht besagen Unendlichkeiten des Wahr­

nehmens mit Unendlichkeiten, die immer neue und Andersbestim-15 mungen brächten. Sondern für die Erkenntnis kann es nicht ausge­

macht sein, ob das als Ding Konstituierte wirklich das letzte Ding ist,oder ob es nicht neue Eigenschaftsrichtungen fordert (bzw. auch: mankann nicht wissen, ob das Ding wirklich so ist, wie es gemeint ist. Dasgehört aber in eine andere Linie).

20 Das Problematische liegt also nicht in der Behauptung, daß "Reali­täten" "in keinem abgeschlossenen Bewußtsein in vollständiger Be­stimmtheit und ebenso vollständiger Anschaulichkeit gegeben seinkönnten" «S. > 297).

Richtig ist das sicher. Insofern: schon in räumlicher Hinsicht sind25 doch alle Erscheinungsmöglichkeiten eines Dinges nicht in einem kon­

tinuierlichen Zuge zu durchlaufen: bloß hinsichtlich der Raumgestalt.Aber es bleiben eben schwierige Fragen übrig.

ein Eid?s, obschon nicht jedes Eidos. Ich brauche ja nicht vollendetereKlarheIt der Unterlage, um ein hGheres Eidos zu erfassen. Und ichkann es vollkommen erfassen, so daß von einer höheren Klarheit nichtn:ehr gesprochen .werden kann. Bei einem Individuellen, speziell bei

5 emem.konkreten Immanenten Sein kann das nicht behauptet werden.Es I~t gesprochen worden.von Ideen, wie die der vollkommenen

KlarheIt des In:manenten, dIe Grenzen sind. Wir scheiden genauer:Ideen zerfallen m solche:. I) .~ie idea~e C?re~~en sind, denen sich evident gebende Akte, obschon

10 madaquate, m mfmItum annähern können - finite Ideen-2) in Ideen, die keine solchen Grenzen sind, bei denen al~o keine

solche "Annäherung" möglich ist: "infinite Ideen".

*Es fehlt ein Paragraph über den Typus."Empirische" Wahrheit, Wahrheit in der Sphäre der transzen­

15 denten Erfahrung.Demgegenüber der Typus (die Idee) der absoluten Wahrheit..Ferner üb~r ".o~j~ktive" ~ah.rheit im Gegensatz zu subjektiver.

DIe .IntersubJekhvItat der obJektIVen Wahrheit und die Subjektivitätder Immanenten Wahrheit.

20 Mathematisch-logische Wahrheit,We.sen~w.a~rheit (der "eigentlichen", materialen Wesen),ObJekhvItat der Erfahrungswahrheit, wenn sie die Form mathema­

tischer Naturwissenschaft hat.Aber ist die ganze Diskussion schon so weit vorbereitet um dieses

25 Thema hier zu erledigen? '

BEILAGE 74

Man könnte sagen: Auch das immanente Sein ist für die Erkenntnisgegeben nur als Idee, da es eines Prozesses der "Annäherung" bedarf.Die adäquate Gegebenheit ist eine Idee, die den Charakter einer Grenzehat, der man sich beliebig annähern kann.

35 Das transzendente Sein ist aber auch darin transzendent, daß es dakeine Annäherung gibt.

Es wurde ja festgestellt, daß es auch in der immanenten SphäreUnterschiede der Klarheit und Unklarheit gibt. Also in dieser Hinsichtliegt die Idee vollkommener Klarheit. Das wäre also zunächst hervor­

40 zuheben und als ein Gemeinsames außer Betracht zu setzen.Endlich ist noch zu sagen: absolut und adäquat gegeben sein kann

30

BEILAGE 73

ZU § 144, p. 298 <DER> IDEEN

<um 1914>

<ZU> s. 308 <DER> IDEEN OBEN

<wohl Anfang 1915>

"Im pluralen Urteilen tritt der Plural als plurale Thesis auf."30 Da.s plurale Urteilen weist zurück auf ein Kollektivbewußtsein bzw.

auf em plurales Bewußtsein schon vor dem Prädizieren. Durch nomi­nalisieren.de Wendung wird der Plural zum Gegenstand Menge, undso entspnngt d~r Grundbegriff der Mengenlehre. (In der Darstellungdes Text~s sCh.:mt e~, als ob der Plural als singularisches Objekt erst

35 der Urtellssphare, dIe doch hier überall als Sphäre des prädikativenBedeutens verstanden war, entspränge.)

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626 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 75

IV. AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT"

<ZU s.> 311 OBEN DER IDEEN

<wohl Anfang 1915>

Es wäre dazu zu bemerken, daß wir unter "unvollkomm~neGe-5 gebenheit" eben eine Gegebenheit versteh~n,.die .~ls solche kem~ Un­

stimmigkeiten einschließen kann, z.B. dIe madaquate Erschemungeines Gegenstandes. Unstimmigkeiten k~nnen hineinkommen durchSynthesen, z.B. wenn sich mit der Erschemung des. G~genstandes ver­flechten weitere Vorstellungen, und zwar solche, dIe sIch dem X nach

10 mit dem der Erscheinung decken. Wie ",:ir das Wort ~uffass,!ngver­stehen in allen Zusammenhängen, wo WIr der Erschemung eme Auf­fassung zumessen, da handelt es sich nicht um eine eigene Vorstellung,sondern um einen Charakter etc.

5

BEILAGE 76

II. ABSCHNITT, 2. KAP., <S.> 57ft.!: GANG DER

UNTERSUCHUNG

<um 1925>

Im vorangehenden Kap. I war die phänomenologische Epoche alsEinklammerung, als Epoche hinsichtlich der Generalthesis allgemeinerklärt worden.

p. 57-58: Die Meinung ist nicht die, die Welt als Tatsache "auszu­10 schalten" in dem Sinn, wie eine mögliche Eidetik (eine Ontologie der

Welt, also eine Wissenschaft von den wesensmöglichen Welten) vonder tatsächlichen Welt nicht spricht und keinen Gebrauch macht.

<S.> 58: Unser Ziel: Gewinnung einer neuen, in ihrer Eigenheitbisher nicht herausgestellten Seinsregion, einer Region individuellen

15 Seins: die Region reines Erlebnis, reines Bewußtsein mit seinem reinenIch (besser: reine Subjektivität mit allen ihr wesenseigentümlichenindividuellen Momenten).

Nota. "Region" bezieht sich auf konkrete Individuen. Das sind hierdie konkreten Subjekte als Monaden, zu denen je ein Leben mit abzu­

20 hebenden Erlebnissen gehört und einem Ich, bezogen in seinen Erleb­nissen als intentionalen auf intentionale Gegenständlichkeiten.

<So > 59: Vorgehen: Keine transzendentale Reduktion. Wir blei­ben in natürlicher Einstellung; Einstellung auf das Ich bin, <bin>Subjekt von cogitationes, Subjekt mannigfaltigen "Bewußtseins" (al-

25 so, wie ich sagen müßte: psychologische Einstellung, und speziell aufdas Ich bin, bin in meinem Bewußtseinsleben). Übergang in die We­sensanalyse, also Erforschung des reinen und apriori erschaubarenWesens von Bewußtsein überhaupt mit Ich überhaupt (bzw. Ichenüberhaupt. Hier eine Ergänzung nötig: Originäre Erforschung mei-

30 nes eigenen Ichlebens und dann Erforschung des vergemeinschafte­ten). Ich will zeigen, daß Bewußtsein überhaupt (mein eigenes, einzel-

1 Diese wie sämtliche folgenden Seitenangaben beziehen sich auf die Original­paginierung der Ideen I, die in vorliegender Ausgabe am Rande wiedergegeben ist.- Anm. d. Hrsg.

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628 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 629

personales, aber auch vergemeinschaftetes) ein Eigensein <hab, dasin seinem "absoluten Eigenwesen" durch die phänomenologischeEpoche nicht betroffen wird. Mit Beziehung darauf die Rede vonphänomenologischem Residuum.

5 Die phänomenologische Epoche oder Reduktion die notwendigeOperation, welche, während wir auf natürlichem Boden stehen, das"reine Bewußtsein" uns zugänglich macht (besser: die reine Subjek­tivität), einerseits eine neuartige Seinsregion, eine nie rein geschauteund in ihrer universalen Einheit erfaßte und beschriebene, anderer-

IO seits die absolute Seinsregion, welche alle erdenklichen Seinsregionenin erst festzustellenden Weisen in sich trägt. - Hier stehen wir abervor einer nicht ausgesprochenen Paradoxie. Auf dem natürlichen Bo­den haben wir es mit den Seelen und dem rein Seelischen zu tun - alsomit dem geschlossenen Zusammenhang des seelischen Lebens als Be-

lS wußtseinslebens. Wir erfassen die Aufgabe, diesem Zusammenhangnachzugehen, dessen jedes Ich bewußt ist und den jedes in explizitenErfahrungsakten enthüllen kann als den, in dem es lebt und <in>dessen vergangenen (erinnerungsmäßig wieder zu erfassenden) Erleb­nisweisen es eben gelebt hat - und zugleich die Aufgabe, die allge-

20 meine Form oder Wesensstrukturen dieses Zusammenhanges heraus­zustellen, damit seine Wesensgesetzlichkeiten, an die jedes seelischeLeben eben apriori gebunden ist.

Zunächst mein eigenes Ich und Ichleben: ich lebe es nicht nur, ichbin seiner bewußt; indem ich lebe, ist mein Leben nicht nur überhaupt

25 "bewußt" - ein weitfältiger <?> Ausdruck -, sondern in der Weiseder Wahrnehmung in seiner aktuellen Lebensgegenwart bewußt. Dessoeben verflossenen Lebens bin ich in unanschaulicher Weise bewußt,auch das fernere Vergangenheitsleben ist nicht für mich ein Nichts,jedenfalls es wird mir, und zwar als meine Lebensvergangenheit, be-

30 wußt in Form von zufällig geweckten oder von mir absichtlich ge­weckten Erinnerungen. Da wäre freilich noch viel zu sagen. Jedenfallsmein eigenes Leben ist für mich in der Weise des Originalen gegeben,evtl. in absichtlicher, erfassender, explizierender Erfahrung Erfahrenesund prinzipiell in seinem ganzen endlosen Strom Zugängliches, Er-

35 fahrungsmögliches, evtl. zu Beschreibendes und dann wohl auch zumtheoretischen Thema zu machen. Vermöge der Einfühlung und geleitetvon meiner eigenen Selbsterfahrung kann ich nun auch Anderer See­lenleben, als was es von ihnen Gelebtes, und zwar Bewußtseinslebenist, zu beschreiben unternehmen, soweit eben die Einfühlungserfah-

40 rung jeweils reichen mag.Also wenn ich auch nicht weiß, wie weit zunächst die am Faktum

hängenden Deskriptionen der allgemeinen "Innen"-Struktur des See­lenlebens reichen mag und gar die Möglichkeit einer Eidetik seelischerWesensart, jedenfalls ist hier eine Aufgabe. Das ist es, was wohl die

45 Logischen Untersuchungen unter dem Titel deskriptive Psychologie ­deskriptive Psychologie des Ich als Bewußtseins-Ich und seines Be­wußtseinslebens - im Auge hatten und was dort also Phänomenologie

hieß. Nun müßte also gesagt werden, daß zwar längst von Psychologieauf dem Grunde innerer Erfahrung sehr viel die Rede war und daßsogar Brentano, der Neuentdecker der Intentionalität, also der de­skriptiven Eigenheit seelischen Eigenlebens (als Bewußtseinslebens),

5 sogar schon unter dem Titel Psychognosie auf eine deskriptive Innen­psychologie des echten Sinnes hinstrebte - daß es aber trotzdem niezu echten Deskriptionen hier gekommen war, weil die eigentümlicheArt des Insich- und Fürsichseins des Lebens und der zu seinem Wesengehörigen intentionalen Implikationen und dann jederzeit möglichen

10 Explikationen nicht verstanden worden war.Also es müßte die echte Idee der rein innengewendeten, rein auf das

Ich und Ichleben gerichteten deskriptiven Psychologie als Thema for­muliert werden und gezeigt, daß, wenn wir reine Innenanschauungüben und uns an die in reiner Anschauung selbst zu erschauenden

15 Möglichkeiten halten, wir unbedingte Notwendigkeiten bzw. Wesens­allgemeinheiten gewinnen, Wesensgesetzlichkeiten, für jedes mögliche"Ich bin" notwendig gültig, bzw. den notwendigen Sinn und die not­wendigen Formstrukturen jedes durch Möglichkeitsabwandlung unse­res eigenen vor< an >gehenden Ich erkennen könnten. Damit wäre eine

20 apriorische Ontologie der menschlichen Seele als einer möglichenmenschlichen überhaupt, aber rein nach der Bewußtseinsinnerlichkeitorientiert, zum notwendigen Thema geworden, und als notwendigesFundament für eine "exakte" Psychologie überhaupt.

Wenn das also das ausdrücklich bezeichnete Ziel ist, so muß in der25 näheren Ausführung also zunächst der Weg gezeichnet werden, wie ich

mein thematisches Feld, die "rein psychologische" Subjektivität, inReinheit gewinne, also reines Erleben, reines Bewußtsein, reinen Be­wußtseinsstrom und Bewußtseins-Ich. Denn da gibt es methodischeGefahren mit Rücksicht auf die cogitata. Es ist vorauszusehen, daß,

30 was hier nottut, die Einführung der Methode der psychologisch-phä­nomenologischen Reduktion ist. Also ist es nicht unpraktisch, ebendamit dem historischen Entwicklungsgang folgend, zwei Stufen derPhänomenologie zu unterscheiden: die Stufe der psychologischen Phä­nomenologie und die der transzendentalen, die dann selbst wieder ihre

35 Stufen zeigen wird.Auch das müßte gesagt werden, und danach getan.Von S. 60 an gehe ich in der Tat im Grunde diesen Weg.Doppelte Weltbetrachtung, doppelte Geistesbetrachtung, doppelte

Phänomenologie, doppelte Einstellung: das transzendentale Vexier­40 bild.

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630 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 631

BEILAGE 77

WAS IST DER GRUNDGEDANKE DES 2. KAPITELS

BEWUSSTSEIN UND NATÜRLICHE WIRKLICHKEIT"?" 1927

5 Die phänomenologische Reduktion als Epoc~e i~t eing~führt in Kap.I, aber es ist noch nicht gezeigt, daß durch SIe elll ulllversales, III

sich geschlossen endloses und ein abso.lutes Erf~hru~gsfeld er­wächst, welches, weil die Welt außer SpIel gesetzt 1St, kelll weltzuge­höriges, reales Feld sein kann, also nicht etwa das psychologische

10 Bewußtsein. ..Dazu vollziehe ich eine "erkenntnistheoretische" Uberlegung, die

sich auf dem natürlichen Boden abspielt. (Jede Motivation, die zu einerErkenntnistheorie hinleiten soll, muß zunächst auf dem natürlichenErfahrungsboden und Erkenntnisboden erwachsen. Sollte Erk~nntn~s-

15 theorie als voraussetzungslose möglich, ja als das notwendIg sem,voraussetzungslos hinsichtlich jeder Erkenntnisgeltung, also auch derder allgemeinen Erfahrung, so muß doch ein ":eg :ron der natürlich~n

Einstellung, der naiv Welt voraussetzenden, hlllleIten zur. erkenntms­theoretischen (transzendentalen). Bedürfnisse des natürlIch Denken-

20 den, natürlich Eingestellten müssen sich in ersten erkenntnistheoreti­schen Problemen aussprechen, die dann noch nicht die Gestalt derreinen und echten sind, der transzendentalen, voraussetzungslosen.)Demnach beginne ich mit natürlich eingestellten Überlegungen, dieschon so weit führen, daß die Welt für uns nur da ist als Welt der

25 Erfahrung, als Welt, die Bewußtseinswelt ist.Woher weiß ich, woher wissen wir von einer Welt und zunächst

einer räumlich-zeitlichen Natur? Aus unserer Erfahrung, das ist ausgewissen unserer subjektiven Erlebnisse. Gehen wir dem nach unddem aufgrund der Erfahrung vollzogenen und zu vollziehenden Den-

30 ken, theoretisieren in Methoden, die selbst in subjektiven Erlebnissenverlaufen, in Evidenzen, die wieder subjektive Erlebnisse sind.

Diese subjektiven Erlebnisse sind nun selbstverständlich zur Weltgehörig - unserem Seelenleben als menschlich-personalem zugehö­rig, das seinerseits reales Dasein hat als Beseelung von physischen

35 Leibern. Aber woher wissen wir das? Wir sagten ja schon, daß wirvon der Welt überhaupt nur wissen können durch unser Er­fahren, Denken etc.

Gewiß. Aber nun können wir scheiden das Eigenwesen tlichedes jeweiligen Erlebnisses und das, was ihm in unseren Augen die

40 Bedeutung und Geltung gibt eines menschlichen Erlebnisses als ei­nes realen Moments in der Welt. Wie kann das gemeint sein? Wirkönnen die Seelenerfahrung reduzieren auf das, was unter dem TitelSeele direkt in die Erfahrung fällt, als es selbst ganz original in dieWahrnehmung oder direkt in die Erinnerung, was direkt als kommend

45 erwartet wird und nicht indirekt in der Weise der Einfühlung. Und

zwar finden wir als das vor die Bewußtseinserlebnisse in ihrem eigenenZusammenhang. Doch bedarf es dabei der Vorsicht und der sorgsamenRücksichtnahme auf das, was von einem Bewußtsein selbst unabtrenn­bar ist (phänomenologisch-psychologische Reduktion, würde ich jetzt

5 sagen). Die Seele ist mir in der Erfahrung gegeben an der Leiblich­keit - beim Anderen. Aber wenn der Andere, wie jedermann, seineLeiblichkeit unter anderem miterfährt, und sogar immer, so reduziereich auf die Erfahrung von ihretc. Jedermann erfährt die Welt -dieganze Welt, die er erfährt, wird eingeklammert. Ich, das reduzierende,

10 muß da sagen: ich habe die Welt und erkenne sie, habe in ihr denAnderen, und um das reine Bewußtsein des Anderen als "Seelenleben"voll zu gewinnen, schalte ich die Welt, als die der Andere bewußt hat,in dem Sinne aus, daß sie bewußt ist für ihn, aber nicht in sein Bewußt­sein reell hineingehört. Für mich selbst, da ist es merkwürdig. Ich habe

15 die Welt in natürlicher Geltung und danach bin ich, gelte ich mir alsMensch unter anderen Menschen etc. Aber mein reines Seelenleben zugewinnen erfordert Reduktion auf mein Bewußthaben von ihr, wäh­rend das darin mir Geltende als objektiv real ausgeschaltet wird alsnicht dazu gehörig. (Aber es gehört doch zugleich in meiner Geltung

20 zu der Welt, die mir geltende bleibt, und sie gehört zu dem, was, wieich, so jedermann, der ihr zugehört, als weltlich-real erfahren kann.!)

(Dann finde ich als zum cogito in seiner Reinheit (der psychologi­schen Reinheit) gehörig das cogitatum qua cogitatum. Die Weltzuge­hörigkeit (die psychophysische Realität überhaupt) ist nicht mitzu-

25 rechnen zum rein psychischen Bestand, obschon sie zum ganzen <? >psychologischen Erfahren gehört. Die psychologische Erfahrung um­faßt auch das Psychophysische, aber die Reduktion auf das rein Psy­chische besagt Reduktion auf das davon, was durch "reine Bewußt­seinserfahrung" zu fassen ist und offenbar konsequent zu verfol-

30 gen. Die Beschreibung dieser "rein psychologischen" Erfahrung (reinimmanenten) ist das Wichtigste.

Es wird auch geschieden werden müssen: Einschränkung derMensch-Erfahrung auf das rein Seelische (wozu auch das rein Perso­nale gehört), und die auf das reine Seelenleben, auf das Universum des

35 Bewußtseins.Im Grunde genommen war diese Reinigung (die phänomenologisch­

psychologische) auch am Anfang des 2. Kapitels vorgenommen undmit diesem Sinn reines Bewußtsein im psychologischen Sinn (genauer:reines Bewußtsein als ein gewisser Bestand der Psyche, die ihrerseits

40 Gegebenheit mundaner Erfahrung bleibt) herausgestellt. Dieses reine

1 Von "Für mich selbst" bis hierher hat Husserl den Text später gestrichen unddazu bemerkt: "Unklar! Ich spreche zunächst von beliebigen Menschen - aber nunmuß ich, mir sagen, daß Menschen mir nur durch meine Erfahrung gegeben sind,daß die Welt, die ich in Geltung habe als seiend, die mir erscheinende, von mir erfah-

45 rene, bedachte etc., also darin beschlossen auch alle anderen Menschen und auch meinSein als Mensch, als psychophysisches Wesen - alles, was für mich ist, für mich realist, ich <habe> es durch cogitationes." - Anm. d. Hrsg.

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632 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 633

Bewußtsein ist nun der Boden für die transzendentalen Erwägungendes Kapitels.)

Wie kommen wir Menschen zur Welterkenntnis? Nun, alles, wasder Titel Welterkenntnis umspannt, gehört unter den Titel Bewußt-

5 sein (und allenfalls eine rein im Bewußtseinsleben erwachsende Er­kenntnishabitualität). Alles Reale ist erkennbar und zunächst erfahr­bar. Betrachten wir universal das Bewußtseinsleben, das meine undunseres in unserer gemeinschaftlichen Beziehung auf dieselbe Welt,und zwar als reines Bewußtseinsleben, so zeigt sich, daß in ihm selbst

10 die ganze Sinngebung und Seinsbewährung für unsere Welt liegt. Die­ses Leben ist eine konsequent zu verfolgende, in sich geschlossene Ein­heit, und es zeigt sich, daß, wenn dieses Erkenntnisleben passend ab­gewandelt wäre, für uns, zunächst für mich, die Welt nicht existierenwürde; es zeigt sich, daß mein Ich (so wie es im Bewußtseinsleben

15 selbst, als reines, liegt) und unser Ich konkret als Ich des Lebensund mit diesem Leben in seinem Eigensein von der Nichtexistenzder W el t nicht betroffen ist. Das betrifft zunächst die physischeNatur als fundierende Unterschichte der Erfahrungswelt, und ihr ent­sprechend die physische Erfahrung in konsequenter Fortführung, als

20 durchgängige Unterschichte der Welterfahrung.Wäre keine Natur, so wäre auch kein Mensch - ich, dieser Mensch,

wäre auch nicht - und doch, ich bin. Dieses unzerstörbare Ich­bin ist das Ich und Ichleben in seiner konkreten Eigenwesentlich­keit. I Ich werde nun erst darauf aufmerksam, daß mein rein Psychi-

25 sches "Psychisches" (Beseelendes einer physischen Leiblichkeit) fürmich nur ist durch eine zum Eigenen, eigenwesentlichen Inhalt meines"rein Psychischen" selbst gehörige naturale Apperzeption, dieihre Geltung verlieren kann. Dann verwandelt sich das rein Seelische,zunächst meines und dann unseres, <in> das Transzendentale, das

30 nicht mehr als Seelisches gelten kann. Ich sehe dann aber auch, daß,wenn mir die Welt aus bewährter Erfahrung gilt, ich eine Reduktionals transzendentale vollziehen kann, die mein und das intersubjektiveSeelische in seiner Eigenwesentlichkeit absolut setzt und dem Rech­nung trägt, daß die Weltgeltung, auch bewährte, was ich vorher über-

35 sehen haUe, selbst im Rahmen des universalen Bewußtseins sich hal­tende Leistung ist.

1 Das konkrete Ich-bin - das auf Eigenwesentlichkeit reduzierte seelische Sein- ist offenbar in sich geschlossen, ein Ganzes, ein Unendliches, in infinitum zu Ver­folgendes und zu Enthüllendes.

BEILAGE 78

GEDANKENGANG <DES 2. KAPITELS DES 11. ABSCHNITTS>

BEI UNTERLASSUNG EINER STELLUNG<NAHME> ZUM

TRANSZENDENTALEN IDEALISMUS

5 <um 1928>

Beschränkung des Gedankengangs auf einen Kern, der noch nicht fürden transzendentalen Idealismus präjudiziert

I. Kap.: Die Beschreibung der Epoche hinsichtlich der General­thesis.

10 . ~' .~~p. :. Was kann "übrig" bleiben? Die transzendentale Subjek­üvItat m Ihrem transzendentalen Leben (das "übrig" freilich keinpassender Ausdruck).

Das Thema: Kehre ich wieder zurück auf den natürlichen Boden derWelthabe und mache ich die menschliche Subjektivität zum aus-

15 schließlichen Thema meiner Studien, so muß ich mich überzeugen,daß das Ichleben als Bewußtseinsleben ein eigenes Sein hat mit eineme~genen Wesen, das, wenn ich in die Epoche übertrete, von ihrmcht betroffen ist. Darin liegt: Subjektivität in rein eigenwesentlicherBetrachtung ist konsequent so zum Urteilsthema und zum Boden

20 einer Wis~enschaftzu machen, daß Sein und Sosein jedweder Realitätund somit der Welt überhaupt außer Frage, außer irgendwe1cherVoraussetzung oder Entscheidung bleibt. Mit anderen Worten: Diesereine Subjektivität ist absolut, ist absolut erfahrbar und erkennbar.Die reine Psychologie hält sich abstraktiv an das reine Bewußtsein,

25 aber eben damit ist sie mit realem Sinn beladen und impliziert Seinder Welt und speziell psychophysisches Mitsein.

Aber sind wir nicht Menschen in der Welt, und wenn ich jede Stel­lungnahme zur Welt außer Spiel setze, ist doch auch jede Stellung­nahme zum Sein der Menschen außer Spiel gesetzt und zu dem aller

30 menschlichen Eigenheiten, also auch zum Bewußtseinsleben der Men­schen - ob es ist oder nicht ist? Sehr richtig. Aber wie, wenn es zweier­lei wäre, Bewußtseinsleben und Bewußtseinssubjekte rein an sichund für sich, absolut, als seiend zu erfassen, es zu erfahren und zu be­denken, und fürs zweite Bewußtseinssubjekt und Bewußtseinsleben

35 als weltliches Vorkommnis, als tierisches und menschliches zuerfah:e~ - es "objektiv", "äußerlich", raumbezogen, naturbezogen,verleIbhcht zu erfahren und zu bedenken? Nämlich so, daß Natur da­bei erfahren ist als seiend und Subjektivität als in ihr als Komponenteseiend.

40 Vielleicht, daß sich zeigen läßt - und das wird im Weiteren gezeigtwerden -, daß Ich, der ich im einstimmigen Erfahren einer Welt be­gri~fen bin, also dieses natürliche Weltleben lebe, mir einen Fortgangmemer Erfahrungen vorstellen kann, derart, daß ich danach urteilenmüßte, es sei diese Welt nicht und sie sei nie gewesen - trotz meiner

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einstimmigen Erfahrung. Von jedem Momente natürlichen Erfah­rungslebens aus kann ich diese M?glich~eit des ~ic~ltsei~s der - ein­stimmig erfahrenen - Welt als elI~e eVlden.te .M0ghc~kelt er~ennen.

Andererseits, mich selbst kann Ich dabeI me als mcht seIend vor-S stellen. Während ich lebe und darunter Welterfahrung habe und evtl.

die Möglichkeit des Nichtseins der W~lt während .der Erf.ahru~g vo~ihr erkenne, bin ich und bin ich für mIch notwendIg als seIend m EVI­denz anzuerkennen, in jedem Augenblick kann ich auf mich reflektie­ren und mein Leben, und in apodiktischer Notwendigkeit muß ich

10 urteilen: ich bin, ich habe diese Erfahrungen, in denen mir eine Welt"gegeben" ist. Daß diese Welt nicht .ist, ist immerfort of~e~e ~öglich­keit, trotzdem ihr Sein aus beständIger Erfahrung bestabgt 1St; daßich nicht bin, ist niemals für mich eine ebensolche Möglichkeit währendder mit meinem Sein untrennbar gegebenen Selbsterfahrung.

15 Nicht als ob je das Sein der Welt für mich zweifelhaft wäre und seinkönnte, nicht als <ob> diese Zweifelhaftigkeit in der Erkenntnis be­schlossen wäre, daß, während die Erfahrung so einstimmig verläuft,wie sie bisher verlaufen ist und soeben noch verlief, jederzeit die dis­junktive Möglichkeit besteht, daß sie trotz~em .entwede.r sei oder ::LUc~

20 nicht sei. Im Gegenteil, ich kann schlechthm mcht zweIfeln, ob SIe seIoder nicht sei. Der Stil der Einstimmigkeit meines bisherigen Erfah­rungslebens führt notwendig mit sich die Präsumption derselben Ein­stimmigkeit für die Zukunft, in solchem Erfahrungsstil lebend kannich nicht anders als auf die Zukunft rechnen und das Sein der Welt,

25 wie wir es alle ja tun, weil wir es tun müssen, glauben. Erst eine wirk­liche Änderung dieses Erfahrungsstils, erst ein faktischer Fortgangder Erfahrungen, der ihn zerbrechen würde - so wie er als Möglich­keit mir evident geworden ist -, könnte den Zweifel und dann denNichtglauben an die Welt bedingen. Aber die Wesensmöglichkeit der

30 Abwandlung besteht.Indem ich diese Gedanken in Evidenz durchdenke, wird mir in

wirksamster Weise klar, daß mein Bewußtseinsleben, darin mein zu­sammenhängend einheitliches Welterfahren, wodurch für mich "die"Welt da ist und da ist mit <den> und den realen Gehalten, in sich ist-

35 wie immer es mit wahrhaft Sein oder Nichtsein dieser Welt stehenmag. Und in sich ist, was es ist, welchen Akt der Epoche ich darinauch vollziehen mag, also in seinem Sein und seinem für mich not­wendig Sein nicht betroffen wird, wenn ich die Epoche über dasWeltall erstrecke.

40 Es ist ja klar geworden, die mögliche Annahme des Nichtseins derWelt, während ich sie doch erfahre, steht nicht etwa in einem Wider­spruch mit der notwendigen Selbstsetzung meines Ich und meinesErfahrens von der Welt - als ob mit dem Nichtsein der Welt auchbeschlossen wäre mein eigenes Nichtsein. Wäre mein Sein in seiner

45 Eigenwesentlichkeit, die eine reine Psychologie thematisch macht, nurrein psychologisch denkbar als rein seelisches Sein, so wäre auch in derHypothese des Nichtseins der Welt das Nichtsein des Ich beschlossen,

wie auch in der Inhibierung jedes Erfahrungs- und Seinsglaubens hin­sichtlich der Welt die reine Bewußtseinssubjektivität inhibiert wäre.Die evidente, die wahrhaft bestehende Möglichkeit des Nichtseins dervVelt während meiner Erfahrung setzt das Sein meines Ich als er-

5 fahrenden voraus. Ich bin, selbst wenn die Welt nicht ist. Ich wie­derhole, was ich schon mehrfach sagte, und doch, man muß dem, washier vorliegt, durch solche Wiederholung fest ins Auge sehen. DerStrom meines Lebens, so wie es rein in sich selbst ist, ist, was es ist,während ich das Sein der Welt offen lasse; wie es auch wäre,

10 wenn ich mich für das Nichtsein entscheiden müßte.Somit habe ich in meiner reinen Selbsterfahrung, die ich gewinne in

der radikalen Epoche - als der zwingenden Methode, diese Reinheitzu gewinnen und zu wahren - ein eigenes, in eigener, von der Welt­erfahrung una bhängiger Erfahrung gegebenes Seins feld, das nun

15 eo ipso ein Feld möglichen Urteilens und dann wohl auch einsichtigenund wissenschaftlichen Urteilens werden kann. (Es kann das auch inderselben exemplarisch-eidetischen Weise werden, wie die mundaneErfahrung zum Feld eines eidetischen, z.B. geometrischen Urteilenswird. Das sagt: Statt über die faktische reine Subjektivität zu urteilen,

20 die ich rein genommen als ich selbst bin, nehme ich das jeweilig Fak­tische zum Exempel für die Gewinnung von reinen Allgemeinheiten,und von da aus beschreite ich den Weg apriorischer Wissenschaft fürmöglichen Raum, mögliche Raumzeit, mögliche Bewegung und be­wegende Kräfte, mögliche reale Welten überhaupt, und benütze dieses

25 Apriori, um eine "exakte" Wissenschaft von der faktischen Welt zuschaffen. So kann ich unter Epoche hinsichtlich der Welt mein reinesIchsein im Ichleben zum Ausgang der Ideation nehmen und das Aprio­ri möglicher reiner oder transzendentaler Subjektivität verfolgen, undnichts anderes. Eben damit vollzieht sich zugleich eine Epoche hin-

30 sichtlich aller möglichen Welten (bzw. möglicher Welterfah­rungen), wir wollen ja nichts weiter als Wissenschaft vom reinen odertranszendentalen bewußten Sein und Leben, und zunächst eine aprio­rische. Zunächst - denn in den Ideen ist auf eine empirische nichtetwa schlechthin verzichtet, sondern nur gesagt, daß die transzenden-

35 tale Phänomenologie als eidetische Wissenschaft begründet werdensoll- während erst nachher, im H. Abschnittl, erwogen werden sollte,was mit ihr zu machen ist.)

Das ist vorweg der Gedanke, der die Ausführungen des 2. Kap. derIdeen bewegt.

40 Doch könnte es nützlich sein, noch folgende Überlegungen beizu­fügen.

1 W<;>rauf sich der Ausdruck "II. Abschnitt" bezieht, muß offen bleiben. Um denII. Abschnitt der Ideen I kann es sich dabei nicht handeln, und auch eine Verschrei­bung für "lI!. Abschnitt" ist unwahrscheinlich. Meint Husserl vielleicht das in der"Einleitung" der Ideen I angekündigte "zweite Buch" der Ideen (vgl. besonders dieheutigen Ideen In, veröffentlicht in Husserliana V)? - Anm. d. Hrsg.

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636 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 637

1) Dieser obige Gedankengang schränkt die Darstellung des 2. Kap.auf einen wesentlichen Kern ein, und so eingeschränkt nimmt erkeine Stellung zum transzendentalen Idealismus, obschoner auf dem Wege zu diesem liegt und obschon in den Ideen diese Stel-

5 lung sogleich vollzogen worden ist. Das war unpraktisch. Auch wardie Begründung unvollständig, da die Frage der "objektiven" Existenzder Welt als intersubjektiverfahrbarer und in dieser Erfahrbarkeit ansich seiender nicht erörtert war. Ja, schon die Frage des Ansich mirselbst gegenüber als seiend in nicht bloß wirklicher, sondern möglicher

10 Erfahrung war nicht ausreichend begründet bzw. geklärt worden. Dertranszendentale Idealismus kann wohl hier ganz ausgeschaltet bleibenund seine Begründung müßte für sich gegeben werden. Die Koperni­kanische Umwendung der Welterkenntnis ist die Folge der Umwen­dung in der erfahrenden Einstellung.

15 2) Es ist ferner sichtlich zu machen, daß es des Nachweises derevidenten Möglichkeit des Nichtseins der einstimmig erfahrenen Weltnicht bedarf. Weg der Kantreae.1 Daß die Welt ist, ist für mich Glau­benssache, Sache meines Erfahrens, meines Urteilens, evtl. Wissens.Das letztere, wenn ich mit Grund glaube. Er mag noch so guter Grund

20 sein, meine Evidenz mag noch so entscheidend sein - vor aller Er­wägung der Gründe dieses Glaubens bin ich und bin ich für michin absoluter Evidenz, die unmittelbar zwingend ist. Jeder Versuch,mich zu bezweifeln in meinem Sein, würde mein Sein voraussetzen;wie alles und jedes, was ich als sonst seiend begründen möchte und

25 vielleicht begründen kann, voraussetzt, daß ich vor der Entscheidungschon bin. Ich bin früher als alles und jedes, was für mich je geltenmag. Dieses Ich mit seinem Leben, das an sich vorangehende,will ich zum Thema machen, und so, daß ich also über nichts sonsteine Entscheidung, ein Urteil voraussetze; das ist, ich übe Epoche

30 usw. Wer bin ich als dieses überall Vorausgesetzte? Leiblicher Mensch?Etc. Das ist der direkte Weg in die transzendentale Sphäre; obschonnicht an dem natürlichen Vorurteil befangen, nicht so überzeugend(trotz seiner Zweifellosigkeit).

3) Der Weg, den ich dn> den Ideen gegangen bin, bewegt sich zu-35 nächst ganz auf dem Boden der natürlichen Welteinstellung. Es kann

danach der Weg so geführt werden, daß er zunächst ganz wie ein Wegder Begründung einer eidetischen "reinen Psychologie" gestaltet wird,einer Psychologie reiner Innerlichkeit. Und zunächst einer reinenSelbsterfahrung als Urfundament für eine solche Psychologie, eine

40 Psychologie des reinen Ichseins im reinen Ichleben. Alles Psycho­physische soll außer Frage bleiben. Hier sehe ich sogleich, daß ich eineeidetische Bewußtseins- und Ichlehre gewinne. Ich kann ja zunächsteingestellt sein auf reine Fakta, aber damit ist wenig anzufangen, essei denn auf eine Individual- und Elementartypik ausgehe<n>. Jeden-

1 Veröffentlicht in Husserliana VII, S. 230-287. - Anm. d. Hrsg.

falls kann ich jedes Fremde in mir anschaulich nacherzeugend undda~urch .klar verstehend, es statt als Fremdes als eine Möglichkeitmemes eIgenen Lebens und dann eines rein möglichen Bewußtseins­lebens überhaupt (einer erdenklichen Abwandlung meines eigenen und

5 wirklich gelebten) betrachten und nun eidetisch vorgehen. Ich zeigenun, was da an wesensallgemeinen Strukturen und Strukturgesetzenzu erforschen ist, ohne die ein Bewußtseinsleben überhaupt nichtdenkbar ist. Eine Wesenslehre möglicher Intentionalität und mögli­cher Enthüllung von Intentionalitäten. Dazu brauche ich psycholo-

10 gisch-phänomenologische Reduktion. Statt der transzendental reinen,der absoluten Sphäre, wird die psychologisch reine, und zwar als eineigenes Erfahrungs- und Urteilsfeld herausgestellt. Da alle Möglich­keiten fremden Bewußtseinslebens nur anschaulich für mich sinddurch eigene Möglichkeiten, so übe ich zuerst eine rein introspektive

15 Bewußtse~nseidetik, nur nicht eine Psychologie der Selbsterfahrung,sondern eme Wesenslehre möglicher, eidetisch möglicher Selbsterfah­rung. Ich erfahre also in gewisser Weise egologisch.

Ich weiß aber, als in der Welterfahrung stehend, daß Andere fürmich da sind, und in einer generellen, ja genau besehen apriorischen

20 Erwägung erkenne ich mit apodiktischer Evidenz, daß eine Erfahrungvon Anderen für mich nur erdenklich ist, wenn ich innerhalb meinerErfahrungswelt durch eine in ihr von mir erfahrene oder als erfahrbarindizierte Leiblichkeit, die nicht die meine ist, Motive gewinne, einAnalogon zugehörigen Bewußtseinslebens zu setzen und zu bewähren.

25 Fremdes Seelenleben kann prinzipiell nur eine Analogie des meinen,also nur eine der in meinem eigenen Bewußtseinsleben beschlosse­nen eidetischen Möglichkeiten sein. So gilt die Eidetik, die ich ego­logisch begründe, notwendig für jedes für mich je setzbare fremdeSubjekt, und wenn innerhalb der Idee eines Ich überhaupt oder einer

30 Personalität überhaupt Typen möglicher reiner reduzierter Personali­tät apriori unterscheidbar sind, so sind es doch Abwandlungstypen~einer selbst und meines Typus, und jedes Fremde nach seinem Typus1st dann erkennbar durch die universale Eidetik unter der nach ge­gebenen Motiven zu vollziehenden Beschränkung und Anwendung,

35 unter Heranziehung des besonders geforderten und innerhalb der Ei­detik herausgestellten besonderen Typus.

Freilich, wenn ich egologisch die Typik möglicher Erfahrungen undeinstimmige Erfahrungszusammenhänge verfolge und der darin sichfür mich ausweisenden oder möglicherweise ausweisenden Gegenstän-

40 de, komme ich wie auf physische Natur als Einheit möglicher äußererErfahrung als bloß naturaler, so auch auf die mir äußere, die fremdeS~.bje~tivit~tals ps~chophysisch reale, als erfahrungsbewährte Gegen­standhchkeIt der Emfühlungserfahrung als psychophysisch zweiseiti­ger..

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638 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 639

Übergang zum transzendentalen Standpunkt

Aber gerade darauf kommt es an: Reine "Bewußtseinspsychologie"durchführend folge ich rein den Zusammenhängen des Bewußtseins inder Ichzentrierung, und wenn ich auch auf dem Boden der natürlichen

5 Einstellung verblieben bin, so muß ich doch alles Bewußtseinstran­szendente "ausschalten", ich darf das jeweilig Erfahrene, Gedachte,Gewertete etc. nur als intentionale Gegenständlichkeit nehmen. l Wennich das konseq uen t tue, im Exempel und in der eidetischen Möglich­keit überhaupt, so führt eine naheliegende, aber viel Konsequenz er-

10 fordernde Überlegung notwendig zum transzendentalen Idea­lism uso Ich habe im Faktum mein reines Ich, und ich habe im Eidosreines Ich überhaupt und darin beschlossen alle Möglichkeiten, wie ichund wie ein abgewandeltes Ich (meiner selbst) Erfahrung und Erkennt­nis einer möglichen Welt gewinnen könnte, rein als Zusammenhang

15 oder im Zusammenhang seines Ichlebens, wobei nicht "die" Welt odereine Welt vorausgesetzt ist, sondern in der Verfolgung der möglichenGestalten des Bewußtseinslebens als motivierte Setzung und darinGesetztes des und des Sinnes auftritt. Ich sehe auch: Um mein "reinSeelisches" zu erforschen, hatte ich die Überzeugung vom Sein der

20 darin bewußten realen Welt, obschon ich sie für eine Psychologievoraussetze, so doch in diesen Betrachtungen rein psychologischerAnalyse, so <wie> das Psychophysische, nur beständig mitgeführt,ohne das mindeste davon zu gebrauchen. Ja, ich durfte es nicht, ichmußte phänomenologische Reduktion üben - genau solange ich reine

25 Bewußtseinsbetrachtung durchführte. Was würde sich ändern, wennich diese immer mitgeführte Voraussetzung, Geltung inhibierte derWelt, in Bezug auf welche ich eine Seelenforschung durchführte, diesie doch alsdann< ?>, was den Gehalt der Feststellungen anlangt, nievoraussetzen durfte? Offenbar nichts anderes, als daß meine Fest-

30 stellungen nicht mehr die Bedeutung von Seelen forschungen hätten,das ist Erforschung reiner Bewußtseinsinnerlichkeiten, die zu demvorgegebenen, durch äußere Erfahrung im gegebenen Fall feststehen­den Leib psychophysisch gehört. All das fällt dahin, während reinbewußtseinstheoretisch dies verbleibt, daß all das Erfahrenes meiner

35 Erfahrungen ist - nur daß ich eben als phänomenologisch forschendes

1 Die philnomenologisch-psychologische Reduktion vollziehe ich in dieser Art alsozugleich "in" den Nebenmenschen, die mir gelten und nun reduziert als reine Anderegelten. Weiter: Menschen stehen in Gemeinschaft. Zunächst, sie sind nicht nur über­haupt füreinander da, sondern so, daß sie in einer wirklichen und möglichen Erfahrungs-

40 vergemeinschaftung stehen, in der sie derselben ihnen gemeinsamen Welt als inter­subjektiver Bewußtseinswelt inne werden. Diese Erfahrungsvergemeinschaftung undausweisende Konstitution derselben Welt, und einer solchen, in der jeder Mensch alleAnderen und sich wie die Anderen dieser Welt einordnet, unterliegt rein psychologi­scher Forschung. Endlich, alle Formen der personalen Verknüpfung, Herr und Diener,

45 Freund und Feind, Verabredung, Gemeinschaft des HandeIns, Werke als Gemein­schaftswerke etc.

Ich die Geltung dieser Erfahrungen als bewußtseinstranszendentereinklammern muß. Ich behalte also, wenn ich nicht nur vorübergehendoder als Mittel für objektive Seelenforschung, sondern schlechthin dieSeinssetzung der Welt außer Benützung stelle, mich ihrer schlechthin

5 enthalte, das reine Bewußtsein und die Eidetik des reinen Bewußt­sems.

Reines Bewußtsein ist, zeigt sich, durch die Leistung der Psycholo­gie selbst unter Zuzug dieser Überlegung absolut setzbar ohneVoraussetzung der Welt.

10 Andererseits finde ich in der reinen Bewußtseinseinstellung die Weltals gesetzte und als rechtmäßig gesetzte, aber eben als subjektivesKorrelat, als intentionale Gegenständlichkeit im intentionalen Cha­rakter der konsequent zweifellosen Antizipation, sich im Erfahrungs­gang bewährend - und doch nie endgültig bewährend.

15 Aber ist die Welt, die wir nun so finden, eine andere als die Welt,die wir in der Natürlichkeit des Lebens beständig vorausgesetzt unddie wir auch als Psychologen vorausgesetzt hatten? Enthüllt uns diepsychologische oder Bewußtseinsreflexion nicht, daß die Vorausset­zung eben unsere Setzung war und daß die Welt für uns im

20 Voraussetzen eben nur war durch unser Voraussetzen, nämlichdurch unser beständiges und einstimmiges Erfahren, dem wir, esschlicht vollziehend, folgten? Es ist also klar, daß jetzt nur unsereNaivität überwunden ist, sofern wir eben, auf die Art unseres Bewußt­seinstuns im reinen Bewußt seinsleben achtend, erkennen müssen, daß

25 es für uns keine andere Welt geben kann, daß eine Welt nur so für unseinen Sinn haben kann als eine in unserer eigenen Intentionalität sichmit dem und dem Sinn gestaltende und ausweisende Welt: wobei dasAusweisen nichts Mystisches ist, sondern eine verstehbare Leistung,die rein innerhalb des Bewußtseins selbst liegt mit allem, was da

30 den Charakter "wahre. Sein" ausmachtIst damit die Welt in ihrem wahren Sein eine andere <als> die sie

war, und ist damit etwa das psychophysische Sein in einen Scheinverwandelt oder als ein Schein - angeblich - enthüllt? Keineswegs.Die psychophysische Erfahrung ist selbst eine in der reinen Subjektivi-

35 tät als Möglichkeit und Wirklichkeit auftretende und sich im eigenenLeben und fremden Leben (als durch Einfühlung gegebene fremdepsychophysische Subjektivität) bewährende Erfahrungsart. Ihr Kor­relat ist eben die mundane Seinsgestalt psychophysisch Reales, Tierund Mensch. Und zu ihrer Artung gehört die jeweilige Möglichkeit, das

40 psychophysisch objektivierte Psychische rein zu betrachten und in derreinen Betrachtung und Setzung als eine reine Subjektivität zu er­kennen, die als reine setzbar ist für sie selbst und zugleich in ihrenreine? Bewußtseinszusammenhängen vermöge ihrer besonderen Struk­tur sl~h auffassen kann in der objektivierten Gestalt tierisches oder

45 menschliches Seelenleben. Ich bin zugleich transzendental reines Sub­jekt und Subjekt für die Welt und als absolut vorausgesetzt für allesals objektiv zu Setzende. Ich bin zugleich Mensch in der Welt: sofern

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ich als transzendental reines Ich mundane Erfahrung übend auchmeinen Leib als Objektives finde und in ihm <mich> als mich objektivBetätigenden und all mein rein Subjektives, das ich in den Bli~k ?e­komme, auf ihn empirisch Beziehenden. Während all dessen bm Ich

5 doch reines Ich, und vor aller Objektivierung ist schon ein Leben, unddie Objektivierung selbst ist neues reines Leben.

Psychologie überhaupt als Wissenschaft vom Seelischen muß, sosagt man Locke folgend, vor allem auf innere Erfahrung gegründetwerden, eben als der Erfahrungsart, in der Seelisches sich selbst, wieunvollständig und unvollkommen auch, zeigt. Aus ihr schöpfen wir

15 und schon das tägliche Leben alle ursprünglichen Begriffe von See­lischem, die notwendig in die psychophysischen Betrachtungen miteingehen müssen, aber nicht in der vagen, unvollständigen, analytischunexpliziten Gestalt der Alltagsbegriffe. Die Forderung einer deskrip­tiven, einer phänomenologischen Psychologie geht in ihren Intentionen

20 weiter. Sie zielt auf eine für sich abgeschlossene Disziplin, in derdas Seelische rein auf dem Grunde innerer Erfahrung erforscht werdensoll, also unter Ausschluß aller im weitesten Sinne psychophysischenProblematik, also aller auf die konkrete Realität des Menschen oderTieres im universalen Zusammenhang der \Velt bezogenen Unter-

25 suchungen des Seelischen. Versteht man, wie jetzt üblich, unter einerphänomenologischen eine rein an die erfahrende Anschauungsich bindende Forschung, so wäre das eine phänomenologische Seelen­forschung, und zwar, wie gesagt, rein auf dem Grunde innerer Erfah­rung. Im übrigen gehen die Ansichten auseinander, ob sich seelisches

30 Sein ideell in diesem Phänomenologisch-Deskriptiven erschöpft oderob die Seele, im besonderen unter dem Titel "Ich", ein prinzipiell derinneren Erfahrung oder gar der direkten Erfahrung überhaupt unzu­gängliches Sein habe, eine unerfahrbare seelische "Substanz" u. dgl.Die ersten Versuche einer solchen phänomenologischen Psychologie

35 finden wir in der Locke'schen Schule, nämlich als solche einer psycho­logischen Erkenntnistheorie bei Berkeley und noch reiner ausgestaltetbei Hume. Ihre Wirksamkeit, unbeschadet der Reaktionen gegen denerkenntnistheoretischen Psychologismus, gegen den psychologischenIdealismus und Skeptizismus, geht durch die Zeiten hindurch. Im

40 letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lebt die Idee einer geschlossenen

deskriptiv-phänomenologischen Psychologie als eine bewußte prinzi­pielle Forderung mit besonderer Kraft wieder auf im Zusammenhangmit den mit leidenschaftlicher Energie und immer neu <in> immerwieder zerfließenden Gestalten unternommenen Versuchen, die Psy-

5 chologie endlich in den Gang einer strengen Wissenschaft zu bringennach dem Vorbilde der strengen Naturwissenschaften.

Indessen, zu einer wirklichen, einer ernstlich wissenschaftlichen Aus­führung vermochte die geforderte phänomenologische Disziplin nichtzu kommen. Es müssen doch tiefliegende, ganz prinzipielle Schwierig-

10 keiten einem solchen Vorhaben im Wege stehen, es muß irgendwie ander Eigenart des Psychologischen liegen, daß die natürliche, die All­tagserfahrung von Psychischem nicht so leicht zu wissenschaftlicherErfahrung und wissenschaftlicher Begriffsbildung werden kann, wie eshinsichtlich der Natur und der natürlichen Erfahrung der Fall war.

Die neue Seinsregion ist die des Seins meines Ich (des Philosophie­renden), in sich und für sich in absoluter Eigenständigkeit, die dem

20 realen Ich der natürlichen und psychologischen Einstellung fehlt. Eswird sich zeigen, daß alles "an sich" Seiende jeden Sinnes, insbeson­dere alles reale Sein, und dann Sein als Welt, als Allheit der Realitäten,wesensmäßig relativ ist auf dieses absolute Sein. Doch muß gleich ge­sagt werden, daß im phänomenologisch reduzierten Ich-bin in gewisser

25 Weise beschlossen sind andere Ich, daß mit anderen Worten der psy­chologische und psychophysische Sinn der Erlebnisse der Einfühlungsich reduziert auf einen transzendentalen Sinn, derart daß im Wesen destranszendental gefaßten Fremdbewußtseins auch ein transzendentalesanderes Ich selbst begründet ist - also innerhalb der transzendentalen

30 Epoche. Die Phänomenologie beginnt als Wissenschaft des transzen­dental reduzierten Ego - meines, des phänomenologisch Philosophie­renden. Aber als Wissenschaft von allem dem, was in dieser wissen­schaftlich unbekannten Konkretion liegt, wird sie von selbst zur Wis­senschaft von der in mir sich transzendental bekundenden fremden

35 - transzendentalen - Subjektivität< ?>.

BEILAGE 80

BEILAGE ZU <So > 601

<Herbst 1929>

15

BEILAGE 79

<DIE FORDERUNG EINER PHÄNOMENOLOGISCHEN

PSYCHOLOGIE >1

<Herbst 1929>10

1 Wohl Vorentwurf zu Teilen der Beilagen 36, 38 und 82. - Anm. d. Hrsg.

1 Weiterführung wohl nicht des letzten oder vorletzten, sondern des drittletztenAbsatzes von § 33, der sich allerdings (ebenso wie der vorletzte Absatz) auf S. 59 derOriginalpaginierung der Ideen I befindet. - Anm. d. Hrsg.

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642 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 643

BEILAGE 81

ZUR TERMINOLOGIEl

<Herbst 1929>

Aber wir beschränken hier das Wort, indem wir als phänomeno-5 logisch die Erforschung der reinen Subjektivität bezeichnen, aus­

schließlich wie sie sich als Phänomen an und für sich in ihrem purenEigenwesen bietet, und zwar nach Wirklichkeit und Möglichkeit, unddanach kontrastieren wir phänomenologische oder betonter: phäno­menologisch reine Psychologie als die besprochene in sich geschlos-

10 sene fundamentale Disziplin jeder radikale Wissenschaftlichkeit an­strebenden Psychologie überhaupt, und transzendentale (transzenden­tal reine) Phänomenologie. Ferner als die Zugangsmethoden zum bei­derseitig Reinen die phänomenologisch-psychologische Reduktion undtranszendental-phänomenologische Reduktion. So in der Kontrastie-

15 rung. Da das Absehen dieser Schrift ausschließlich auf die Begründungeiner transzendentalen Phänomenologie (und damit einer transzenden­talen Philosophie überhaupt) gerichtet ist, wofür die kontrastierendenBetrachtungen bloß Mittel des erleichternden Zugangs sind, wird spä­terhin, wo von Phänomenologie, phänomenologischer Reduktion usw.

20 schlechthin gesprochen wird, ausschließlich an die transzendentalegedacht.

BEILAGE 82

TERMINOLOGISCHES2

<Herbst 1929>

25 Die Wesensverwandtschaft der beiden Reduktionen, derjenigen aufdie psychologisch reine und transzendental reine Subjektivität, und derUmstand, daß sogar die reduzierten Wesensbestände von identischemWesen, obschon von grundverschiedener Seinsart sind, bedingt dieVerwendung von parallelen Ausdrücken, wie wir sie schon bisher wie-

30 derholt verwendet haben. Beiderseits sprechen wir von Phänomeno­logie, sofern es die moderne Tendenz in der Verwendung dieses Aus­drucks ist, ein forschendes Verhalten anzuzeigen, das sich ausschließ­lich nach dem orientieren will, und für welche theoretischen Zweckeimmer, was selbstgebende Anschauung der betreffenden Sachensphäre

35 lehrt, die also das Angeschaute genau als was es geschaut ist <nimmt>und wie, in welchen Erscheinungsmodis es sich in der Anschauungdarstellt.

1 Zum Schlußabsatz von § 33 (auf S. 59 der Originalpaginierung). Anm. d. Hrsg.2 Zum Schlußabsatz von § 33. - Anm. d. Hrsg.

~ber wir beschränken das Wort hier dahin, daß wir als phänomeno­logIsch ~usschließ~i~h die ansc.hau!i~he Erforschung der auf ihr Eigen­wesenthches geremIgten SubJektIvItät bezeichnen insbesondere dereidetisch erforschten. '

5 Dan~:h kontrast.ieren \~ir phänomenologische Psychologie (beton­ter: phanomenologlsch reme Psychologie) als die besprochene funda­mentale Disziplin jeder radikale Wissenschaftlichkeit anstrebendenPsychologie, andererseits transzendentale (transzendental reine) Phä­nomen?logie: .Danach. ko~trastieren wir auch die Zugangsmethoden

10 der beI~erseltIge~ RemheIten: die phänomenologisch-psychologische,ReduktIon und dIe transzendental-phänomenologische Reduktion. SOI~ d~r Kontrastierung. Da aber das eigentliche Absehen dieses Buches~Ie md~'pen.dente Beg~ündung der transzendentalen Phänomenologie1st, wofur dIe kontrastIerenden Betrachtungen und das Voranschicken

15 der Um~eichnungeiner phänomenologischen Psychologie bloß Mittel~es erle?chter.~den.Z~gangs zum Verständnis dieser Phänomenologiesmd, wIrd .spaterhm m den Stücken eigenständiger Ausführung der­selben, wo Immer von Phänomenologie schlechthin die Rede ist immernu~ <an;, die tra?szendentale Sphäre gedacht, wie auch "phän~meno-

20 logIsche AufweIsungen dann stets transzendentale meinen werden.

BEILAGE 83

<DIE PHÄNOMENOLOGISCH-PSYCHOLOGISCHE REDUKTION ALS

AUSSCHALTUNG DER ÄUSSEREN ERFAHRUNG, DARUNTER DER

MENSCHERFAHRUNG>l

25 <Herbst 1929>

Also .an diese Überzeugungen knüpfen wir, ihren rechtmäßigen Ge­halt eVIdent machend, an. (Die Bewußtseinserlebnisse sind in der Tatin einer "inneren Erfahrung" an und für sich in kontinuierlicher Er­fahrung anschaulich zu erfassen und für jedes einzelne Ich als Momente

30 eines Bewußtseinsstromes des offen endlosen Bewußtseinslebens desjeweiligen erfahrenden Ich, als ein Bereich, <der ein> kontinuierlichfortzuführendes, in sich abgeschlossenes Erfahrungs- und Seinsfeldausmacht, in dem direkte innere Erfahrung sich bewegt und das sienicht überschreiten kann.)

35 Abe~ innere Erfahrung, so wie sie hier gemeint ist und als wissen­sch~fthc~e E~fah.rung gemeint sein muß, hat den Sinn einer gewissenRelllhel t, dIe SIe von jeder schlichten auf Ich und Icherlebnissereflektierenden anschauenden Reflexion unterscheidet. Die an sicherste, d~e schlich~e "innere" Erfahrung (Selbsterfahrung) drückt sich

40 aus als Ich sehe, Ich höre, ich freue mich, ich stimme zu, ich lehne ab,

1 Zu § 34 (und § 33). - Anm. d. Hrsg.

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644 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 645

ich will usw. Sie charakterisiert sich als Reflexion, sofern ich geradehinsehend, hörend, an einem Schönen mich freuend, urteile?d, auch ~itdem Urteil des Anderen miturteilend, mitwollend usw. mcht auf mIchselbst und mein Sehen, Hören, Michfreuen, Urteilen usw. gerichtet bin

5 und erst in einer Wendung des erfahrenden Blickes dergleichen zumErfahrungsthema mache, zum Erfaßten. Aber dieses erste, rückge­wendete Erfahren des Subjektiven ist nicht rein psychische Erfahrungund wird dazu erst durch eine reinigende Methode. Diese aber, als eineden Boden einer wissenschaftlichen Psychologie erst schaffende (und

10 zunächst einer rein "phänomenologischen", in der offenbar alle undjede echte Psychologie gründet), darf nicht b~oß naiv-se~~stverständ­lich betätigte sein, sondern muß durc? RefleXIOn ~nd KntIk zur exak­ten Bestimmtheit ihres Sinnes und Ihrer TragweIte gebracht und sologisch-bewußt geübt <werden.>. .Dazu gehört auch, daß a.llererst ge-

lS zeigt werden muß, daß u~d WI~ 1m Aus~ang von SC~lOn. re~n e~faß~enBewußtseinserlebnissen sIch em unendlIches, kontmUlerhch m sIchzusammenhängendes, allheitlich geschlo.ssenes Erfahr~n.~sfeld ~r­schließen läßt, nämlich das da Bewußtsemsstrom, Totahtat (~lh~It­liche Einheit) aller Erlebnisse des innerlich erfahrenden u?d sem eI~e-

20 nes Leben enthüllenden Ich heißt. Geht unsere IntentIon auf emeeidetische Wesensforschung, so soll diese innere Erfahrung das "Ex­emplar" liefern bzw. der in ihrer ~etätigungsi~h erschließende ~rleb­nisstrom. Darin liegt aber, daß dIese exemplan~che? Fakta.treler ~n­schaulicher Variation unterworfen werden, um m dIeser freIen Vana-

25 tion das Wesensallgemeine herausschauen zu k?nnen als das, was .daswirklich konkret Erfahrene zu konkreter stetIger Bedeckung bnngtmit seinen konkreten Abwandlungen. Einer Deckung, in der im reinenÜberhaupt das überhaupt rein innerlich Erfahrbare seine in.varia~teStruktur zeigt; invariant, wie immer variiert werden möge. DIe Van~-

30 tion verwandelt wirklich Erfahrenes in eine bloße Möglichkeit und mimmer neue bloße Möglichkeiten, das ist sie bewegt sich nicht me~rin wirklicher Erfahrung, sondern in Modifikationen der Erfahrung, mbloßen Phantasieerfahrungen, Erfahrungen "als ob". Sonach handeltes sich um die Eröffnung einer Wesenslehre, einer Eidetik derjenigen

35 psychologischen Innerlichkeit, die in "reiner" .inn~rer Erfahrung alsFaktum gegeben ist und die WesensnotwendIgkeIten und ~e~ens­möglichkeiten herausstellt, die für diese faktische Sp~äre apnon ~el­ten, nämlich für jede mögliche, erdenkliche psychologIsch~ Innerhch­keit als solche einer erdenklichen reinen Erfahrung und <emes> erfah-

40 renden Ich gelten müssen. Mit einem Worte, es eröffnet sich die Ideeeiner (vielleicht unendlich reichhaltigen) apriorisch~n, ~ein phäno~e­nologischen, aus Quellen einer reinen Anschauung Wlrkhcher un~ mog­licher reiner Erfahrung ausschließlich schöpfenden Bewußtsemspsy­chologie. Bewegt sich faktische innere und reine ~rfahrung auf dem

45 Boden der faktischen Welt und dem Faktum des dIese Erfahrung be­tätigenden Menschen als realem in der Welt, so bewegt sich nun dieeidetisch schauende Wesensbetrachtung auf dem Boden der Vorge-

gebenheit möglicher Welten als Varianten der faktischen Welt wobeidie Variationen meines faktischen Seins als realer Mensch mit' einbe­zogen sind.

Fragen wir nu? ?ach d~r reinigenden Reduktion, die, wie gesagt5 worden, not.wendlg I~t, um I.nnere Erfahrung zur reinen zu machen, so

ha?delt es sIch um eme gewIsse "Ausschaltung", eine gewisse "Außer­Sple~-Setzung" von Seinssetzung, von Mitmeinungen von Seiendem,dIe m dopp~l~e~ R.ichtung zu vollziehen ist und vollzogen seinmuß, damIt dleJemge mnere Erfahrung gewonnen wird, die das leistet

10 w~s die. spezifisch ~sychischen Phänomene zur reinen Selbstgegeben~heIt bnngt, und dIe rein "deskriptive" oder "phänomenologische"Psychologie beschreiben will.

Jeder Psychologe weiß, daß äußere Erfahrung es ist, durch die füruns, für ihn selbst überhaupt eine Welt raumzeitlicher Realitäten da

15 ist, eine Art mannigfaltiger Erlebnisse, die für das Ich vielerlei sonstigeErlebnisse motivieren, die zwar nicht äußere Erfahrungen, aber äuße­re,. auf Reales bezogene Bewußtseinsweisen sind, Denkmeinungen,Willensentschlüsse und handelnde Wollungen, ästhetische Betrach­tungen usw. Zwar nicht diese Bewußtseinserlebnisse, aber die Reales

20 erfahrenden haben das Merkwürdige, daß sie in ihrem Sein ein evidentanderes Sein"bewußt machen", bzw. daß die reflektive "innere" Er­fahrung von einer äußeren Erfahrung, und unter letzterem Titel ein"inneres", ein Bewußtsein unmittelbar und adäquat erfaßt, das seiner­seits den Charakter unmittelbarer Selbsterfassung eines Äußeren, eines

25 Realen hat. Vor allen genaueren Auslegungen der Art dieser Realitäts­~rfa.hru~~ ist ~s evi~ent, daß das Außen, das da im jeweiligen Innen,1m Jewelhgen mnerlichen Erfahren "selbst" erscheint, <von diesem>prinzipiell verschieden und in diesem nicht wirklich, als reellesBestandsstück, sondern nur als "Idee", nur "intentional" enthalten

30 ist. Natürlich gehört zur Deskription des Bewußtseins "äußere Erfah­rung" r~in an ihm selbst nichts von dem, was die äußere Deskriptionals dem m der äußeren Erfahrung als wirklich Seiendem Zukommendesin Erfahrungsurteilen feststellt. Wenn sie ihrerseits deskriptiv fest­stellt und feststellen muß, daß z.B. diese Wahrnehmung, die ich jetzt

35 als Wahrnehmung einer grünen Unterlage erlebe, in sich selbst denWahrnehmungssinn "grüne Unterlage" hat, daß sie davon Wahrneh­mung ist, so ist in dieser Hinsicht nicht etwa eine Deskription auf demBoden äußerer Erfahrung vollzogen. Denn offenbar ist dabei mein~rfahrungs~laube,die i~ der äußeren Wahrnehmung normalen Sinnes

40 li~gen~e Semss~tzung dIeser "grünen Unterlage" außer Spiel gesetzt,dIe m~r ~en Sems.boden für die normalen Beschreibungen als solchedes WIrkhch Daselenden gibt. Die Beschreibung bleibt als innere un­geändert, ob die äußere Seinssetzung als richtig oder als Schein auszu­weisen, ist, sie präjudiziert ~eder für Sein oder Schein der Unterlage,

45 sondern nur d~s Bew~ßtsems :,on als seiend gemeinter, geltenderUnterlage..!n d~eserr.t Smne voll~~~ht der "deskriptive Psychologe" wieselbstverstandhch eme "Epoche hinsichtlich dessen, wovon das Be-

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646 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 647

10

wußtsein Bewußtsein ist, hinsichtlich aller Seinssetzungen von solchem,nicht Bewußtsein ist. Er gewinnt durch diese Epoche in Hinblick aufdas d.~sBewußtseindieses als rein inneres Erlebnis, und dazu gehört auchdas Außere, nicht als Seiendes, sondern als Seinsphänomen des und

5 des Sinnes, so und so als selbst-da Erscheinendes.Sofern das Thema reines Bewußtsein als ein universales gedacht ist

und eine konsequente Beschreibung bzw. Eidetik reinen Bewußtseinsauf dem Grunde innerer Erfahrung als Thema gelten kann, ist esselbstverständlich, daß in einer universalen Epoche, als einer univer-

10 salen thematischen Willenseinstellung, jedwedes vorkommende Be­wußtsein, was immer es bewußt haben mag, auf seine Reinheit in derRichtung zu reduzieren ist, daß jede Seinsmeinung und darin irgend­wie fundierte Stellungnahme "eingeklammert", nicht mitgemachtwird, die im natürlichen Vollzug des betreffenden cogito vollzogen ist,

15 soweit sie irgend dadurch ihr cogitatum als Sein setzt, das den reellenBestand des cogito überschreitet. Also nur <so >weit ein Bewußtseinauf ein anderes irgendwie erfahrend oder meinend "intentional" be­zogen ist und dieses letztere selbst der methodischen Reinigung schonunterzogen ist, verbleibt es mir als deskriptivem Psychologen - zu-

20 nächst ausschließlich meiner eigenen Erlebnisse. Ich als erfahrendBeschreibender, als darin wirkliches Sein Setzender setze auch mit jedez.B. in meiner normalen äußeren Erfahrung als Moment liegendeäußere Setzung - die Setzung als innerlich Seiendes erfahrend setzenist aber nicht, als "Phänomenologe" die Setzung mitvollziehen, mir

25 von ihr das "es ist da" des Realen geben lassen. Und so überall.Es ist evident, daß nur, weil solche Einstellungsänderungen für mich

freie Möglichkeiten sind, ich überhaupt vom Eigensein eines Bewußt­seins und Bewußtseinslebens rein in sich und für sich sprechen kann,und daß für die Klarheit über den Sinn und die Möglichkeit einer rein

30 phänomenologischen Betrachtung der psychischen Phänomene dieKlarheit über diese Methode der Reinigung und die in ihr wissenschaft­lich hervortretenden Unterscheidungen notwendig ist.1

Doch wir sprachen von einer zweiseitigen Reinigung, die dieBewußtseinserlebnisse für ihre Reinheit erfordern. Fassen wir das Be-

35 wußtseinserlebnis unter dem Titel cogito, so haben wir die nach Sei.tedes cogitatum erforderliche Reinigung betrachtet. Aber der Ausdruckcogito verweist auch auf das Ich, das seinerseits auch einer "Reduk­tion" bedarf. Umspanne ich thematisch deskriptiv mein eigenes "See­lenleben", und zwar in Absicht auf das reine Bewußtseinsleben, so ist

40 meine Seele, darin, was mich zur Person Ich macht mit meinen Ver­mögen etc. Thema, ja für mich überhaupt als Psychologen Ich injedem Sinn, auch in dem, wo ich meinen körperlichen Leib mir selbst,wie gewöhnlich, zurechne. Aber dieses Zurechnen ist selbst ein Titelfür Erlebnisse, und so jedes Bewußtsein, in dem ich meiner selbst,

45 1 Die Fortführung dieser Methode betrifft das, was "übrig bleibt" und wie dieseszu behandeln ist.

meines konkret menschlichen Daseins als zweiseitig psychophysischen,unter Absehen von der Leibesseite meiner Seele bewußt bin - undwoher sonst als durch dieses Selbstbewußtsein weiß ich irgend etwas~on mir und h~b~ ich, hat all das für mich Sinn und Geltung? Offenbar

51St. aber, soweit Ich .als realer Mensch und meine psychische Seite alsSeite des Realen, mit Körperlichem psychophysisch kausal Einigen inFrage kommt, wieder Bewußtsein in Form äußerer Erfahrungen imSpiel, so daß ich auch in dieser Richtung phänomenologische Epochevollziehen muß.

Psychologische Ausschaltung der Welt

Ich sehe nun, daß es möglich und notwendig ist, um als universalesThema die Allheit meiner wirklichen und möglichen reinen Erleb­nisse zu gewinnen, das reale Universum ganz und gar außer Geltungzu setzen, als das normal das für mich in meinem eigenen Bewußt-

15 seinsleben als seiende und soseiende Welt in Erfahrungen, in Urteilen,in Wertungen etc. Vorstellige, Vermeinte, Geltende ist, ohne Fragenach Reichweite des Rechtes meiner Meinung.

Dabei bin ich als Mensch, als menschliche Person, als Seele einesLeibes "eingeklammert". Hierzu ist zu beachten: Als Psychologe und

20 in Gemeinschaft der Psychologen wissenschaftlich forschend erstrebe<ich> eine wissenschaftliche Erkenntnis psychophysischer EinheitenMenschen (bzw. Tiere) in Beziehung auf deren "Seelen", natürlichganz unmetaphysisch verstanden als die realen animalischen Eigen­schaften, die nicht zur bloß realen Körperlichkeit der animalischen

25 Wesen gehören und die in einer puren Biophysik erforscht werden. Dadie Seelen in der realen Welt nicht eigene Realitäten für sich sind, aberdoch eine "rein" psychologische Betrachtungsweise, und zunächst ausreiner Erfahrung, zulassen, so erfordert Seelenforschung zweierlei:rein seelische Erforschung und psychophysische. Die phäno-

30 menologische Psychologie, und zunächst als psychologische Phäno­menologie des reinen Bewußtseins, vollzieht also mit ihren phäno­menologischen Reduktionen bloß Methoden der Durchführung der­jenigen Abstraktion, in der innerhalb der konkreten realen Welt undder konkreten realen Animalien das Psychische, und zunächst in Be-

35 wußtseinserfahrung, rein und unverfälscht durch sie Transzendieren­des zur Selbsterfassung kommen, <zur> Wesenserkenntnis kommenkann und nach seinen Wesensgehalten zugänglich wird. Das rein ge­faßte Bewußtsein mit allen davon in reiner Fassung zugehörigen Be­w';1ßtseinssynthesen ist also durch die thematische Reinigung nicht in

40 seme: Realität geändert worden, es ist zur Welt mitgehörig, obschonals em unselbständiges, eine bloße abstrakte Komponente der kon­kreten Realitäten Mensch oder Tier.

Die· Begründung einer phänomenologischen Psychologie als einerDisziplin ausschließlich auf dem Boden, den innerpsychologische Er­

45 fahrung als rein liefert, hat ihren ersten Boden in demjenigen Feld

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648 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929) AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT" 649

rein psychologischer Erfahrung, die ~er ~sychologe, d~e .ich 8.:1s.Sub­jekt der psychologischen Forschung m eI?"ener, also volhg ~ngmalerSelbsterfahrung als Feld meines reinen Sems und Lebens ph~nomeno­logisch reduzierend herausstelle. Dabei gehört di~ses R~duZleren u~~

5 das psychologische Forschen überhaupt selbst mit zu ~Iesem ,,!,eld ,das als in sich wesensmäßig zusammenhängendes ReIch der Immerwieder zu übenden Reflexion auch die immer wieder zu übenden Re­flexionen höherer Stufe, hier die der Forschung, mit umfaßt. Ist auchdiese egologische Forschung die erste~ so ~st sie nicht ~iie einzige. Außer

10 mir sind Andere in der Einheit der wIrkhchen und mIr als Psych~:>1ogenimmerfort geltenden Welt. Es ist ja stets zu beachten, daß Ich, alsphänomenologischer Psychologe, und zunächst ic~ phänomenologischegologischer Philosoph< ?>nur zu Zwecken der remen Herausstellu~gmeines Psychischen die methodische Ausschaltun~ der gesamten 1ll

15 ihm mitgeltenden, es transzendierenden, abe~ dann bewuß~en we!t­lichen Realitäten vollziehe, während doch die Welt als seIende 1mHintergrund ihre beständige Geltung behält. Darin liegt, daß die~esFeld meines reinen Bewußtseinslebens mir, dem Psychologen, als emeabstraktiv-methodisch herausgestellte Schichte der realen Welt gilt;

20 der Welt, die außer meiner reinen Seele auch andere Mens~hen u~dderen reine Seelen enthält. Ich kann in der Tat, nachdem Ich memreines seelisches Sein und Leben erschlossen habe, alsbald von dem­jenigen Anderer nicht nur sprechen, sondern e,s mir zugänglich mach~n.Freilich nicht durch innere Erfahrung, also dIrekt, sondern durch eme

25 Modifikation der inneren Erfahrung, die da Einfühlung heißt und dieeine analoge Reinigung nun ermöglicht zu einer reinen Einfüh~ung(in das reine Leben des Anderen) wie mein inneres Erfahren zu ememreinen inneren Erfahren.

Reine Einfühlung

30 Hier eröffnet sich nicht nur die rein erfahrende Betrachtung derAnderen, also die Erschließung ihrer phänomenologischen Inn~rlich­keit nach ihren immanenten Zusammenhängen, sondern auch dIe Er­schließung der intersubjektiven phänomenologische,n Zusammenhän­ge, der in reiner intersubjektiver innerer Erfahrung (mnerer Erfah~ng

35 in dem notwendig erweiterten Sinn) zugänglich werdenden remenIntersubjektivität. Daß nicht nur reines Einzelsubje~t und zunächstsein Bewußtseinsstrom je eine in sich geschlossene, m konsequenterSelbsterfahrung bzw. konsequenter Einfühlung (i~eel~ in ~nfinitum) ~~erschließende Einheit ist, sondern daß auch für die die emzelnen pha-

40 nomenologisch reinen Subjektivitäten umspannende reine In tersu?­jektivität das Gleiche gilt, obschon der "Zusammenha?g" als remseelische Gemeinschaft (in der Einstellung phänomenologisch-ps~cho­logischer Betrachtung, also alles i,m weiteste~ Sinne ,'psychophysI:cheausschließend) nun einen wesenthch neuen Smn er?alt: das .~u zeIgen

45 ist hier die große, nie gesehene Aufgabe. Gesetzt, SIe seI zu losen (u:

künftige Publikationen dürften erweisen, daß sie schon gelöst ist),dann ist auch diese phänomenologisch reine Intersubjektivität durchphänomenologisch reine Erfahrung herausgestellt als eine Realitäts­schichte. Durch die vorgegebene reale Welt mit ihren psychophysi-

5 schen Realitäten geht hindurch ein rein innerlich sich herstellenderbzw. herzustellender "Zusammenhang", der nicht der psychophysischeintersubjektive Zusammenhang ist. Die zweifellose Aufweisung des­selben bzw. die universale Durchführung der Idee einer Psychologierein phänomenologischer Innerlichkeit führt zu großen Rätseln. Jeden-

10 falls ist für die psychologische Einstellung, für die eine Welt selbst­verständliche Erfahrungstatsache ist, auch die reine Intersubjektivitätreales Moment innerhalb dieser realen Welt.

*Heben wir noch einmal das für die phänomenologisch-psycho­

logische Reduktion, verstanden als eine habituelle Einstellung,15 Charakteristische heraus. Es liegt darin, daß die reale Welt wie im

alltäglich praktischen Leben in der habituellen Vorgegebenheit bleibtals seiende und als Boden, wie für alle positiven Wissenschaften sonst,so für die Psychologie, und speziell für eine phänomenologisch reine.Die immerfort strömende Welterfahrung, darin beschlossen die phy-

20 sische und psychophysische, ist immerfort in Geltung. Wenn diese"äußere" Erfahrung außer Spiel gesetzt und sogar in Absicht auf eineuniversale reine Psychologie uni versal außer Spiel gesetzt wird,wenn demnach jedes naive wie wissenschaftliche Urteil über die Weltder Epoche verfällt - wie es scheinen möchte, ganz so wie in der

25 transzendentalen Reduktion -, so hat diese Methodik hier nur Sinnim Zusammenhang der abstraktiven Einstellung auf Psychisches, sieist nur das methodische Mittel, um dieses als einen universalen eigen­wesentlichen Zusammenhang in Reinheit herauszustellen, als einereale, in sich abgeschlossene Schichte purer "psychischer Phänomene".

30 Demgegenüber ist es das Charakteristische der transzenden talenEpoche, daß der Phänomenologe vorweg und schlechthin die univer­sale Welterfahrung und alles sonstige in Geltung Haben von welt­lichem Sein, das aktuelle wie habituelle, in einem universal gerichtetenWillen außer Aktion setzt. Damit wird eine universale Habitualität

35 gestiftet, die es konsequent unmöglich macht, irgendwelche weltlichgerichtete Seinsgeltung in Vollzug zu halten oder "mitzumachen", sodaß für den transzendentalen Phänomenologen das Weltall als vor­gegeben-geltender Urteilsboden gänzlich fehlt.

Nun kann man damit zwar, wie wir es im § <33> getan, unmittelbar40 beginnen, also ohne überhaupt der Tendenz auf eine phänomenologi­

sche Psychologie, auf eine positive Wissenschaft überhaupt zu folgen,ohne für dergleichen irgendwie interessiert zu sein. Ein solches Vor­gehen und der Aufbau einer dabei erwachsenden Wissenschaft hätteaber zunächst etwas höchst Befremdliches. Es wäre zunächst ganz

45 unverständlich, wozu sie eigentlich gut sein könnte und wie sie gar

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dazu käme, sich den historisch vielsagenden Titel einer transzen­dentalen Wissenschaft anzumaßen. Erst in weiterer Durchführungund spät nachkommenden Überlegungen würde der Grundsinn der­selben als philosophischer Fundamentalwissenschaft zutage treten und

5 die Rechtmäßigkeit ihrer Benennung sich rechtfertigen. Schon der nieprinzipiell geklärte alte Streit zwischen Transzendentalphilosophie undPsychologie, der Streit um den "Psychologismus", der uns hier alsbaldin den Sinn kommt, regt ein anderes Vorgehen an und läßt es alswichtiges Erfordernis erscheinen, nämlich vorerst nicht nur der Idee

10 einer rein psychologisch-phänomenologischen Erfahrungssphäre undWissenschaft nachzugehen, wie wir es bisher getan, sondern in ihrselbst und den ihr zugehörigen universalen Erkenntnisproblemen dieMotivation aufzuweisen, die zu einer Einstellungsänderung drängt, sieschließlich hervortreibt, in der das, was vordem als rein psychische

15 Sphäre und in diesem Sinn rein phänomenologisch gesucht, gefundenund evtl. theoretisch behandelt war, jene angezeigte Sinnumdeutungeiner absoluten Seinssphäre erhält.

Es ist aus Gründen nicht nur der gegenwärtigen philosophischenLage und sogar der gesamten historischen Lage der werdenden Philo-

20 sophie seit Descartes, sondern vermöge der wesensmäßigen Lage, indie jeder werdende Philosoph und jede werdende Philosophie notwen­dig kommen muß, wenn sie in immer radikaleren Selbstbesinnungenauf die Probleme der Bewußtseinssubjektivität stößt, von größterWichtigkeit, daß, und naturgemäß als erstes, die Idee einer rein phä-

25 nomenologischen Psychologie zu Ende gedacht und zu vollkommensterKlarheit ihres Sinnes und ihrer Möglichkeit gebracht wird. Es ist hier­bei notwendig, daß die radikale prinzipielle Besinnung so weit getrie­ben wird, daß im konkreten Durchdenken des Sinnes und damit derTragweite einer - durchaus rechtmäßigen - und universalen Er-

30 kenntnispsychologie, und zwar einer objektiv gültigen Welterkenntnis,eine mögliche Motivation zur "Kopernikanischen Umwendung" ent­springen kann, d.h. (und dies allein ist der echte Sinn dieser vielbelieb­ten Rede) eine Motivation, die mit einem Male sichtlich macht, daßdie rein psychische Sphäre in ihrer ganzen eigenen anschaulichen

35 Wesentlichkeit als absolute zu setzen ist, während es rechtmäßigbleibt, in natürlicher Einstellung verbleibend sie als Schichte der na­türlich geltenden Welt zunächst rein psychisch und dann psychophy­sisch (konkret: anthropologisch usw.) zu behandeln.

Fürs zweite ist es aber von nicht minderer Bedeutung, sich des40 Eigenständigen der transzendentalen Sphäre und transzendental-phä­

nomenologischen Wissenschaft direkt zu versichern, sie also wirklicheigenständig, ohne den Weg über die phänomenologische Psychologiezu nehmen, aufzubauen. Es gibt vielerlei Eingangswege in die tran­szendentale Phänomenologie und, was damit gegeben ist, in eine radi-

45 kaI gegründete und allein echt wissenschaftliche Philosophie. Einerdavon nimmt eben den Ausgang von der Radikalisierung der phäno­menologischen Psychologie. Ein anderer, der direkteste und unent-

beh~liche, den Ausgang,;,on <der> direkten Ausführung der "Koperni­k<l;lllschen l!mwe~dung bzw. den Ausgang von dem allgemeinen Hin­bhck auf dIe ulllversale Weltgeltung im natürlichen Weltleben undallen positiv~n Wissenschaften und dem jederzeit möglichen Vollzug

5 der Welt "emklammernden" transzendentalen Epoche - mit demdara~ anzuschließenden Nachweis, daß durch sie eine "Reduktion"auf dIe tra~.szendentale,. di~ absolute Subjektivität vollzogen ist.

Demgemaß werden WIr eme Strecke weit andeutend uns in der reinp~ychologischen Sphäre, und zwar der phänomenologisch-psycholo-

10 gIs~hen Erfa~run? halten, den psychologischen Weg verfolgen und biszu Jener MotIvatIon fortführen, im nächsten Kapitel aber in der in­d~pendentenBegründung der Phänomenologie fortschreiten, die durchdIe Vorausstellung der transzendentalen Reduktion schon angezeigtwar.

15 § <34>

Wir beginner: also mit einer Reihe von Betrachtungen, so einge­s~ellt, als ob WIr von transzendental-phänomenologischer Reduktionllle etwas gehört hätten. Wir <sind in natürlicher Weise auf die Außen­welt gerichtet ... >

20 BEILAGE 84

<BEILAGE ZU s.> 62<Herbst 1929>

Nach dem ersten Absatz: Andererseits dürfen wir nicht übersehendaß d~e Wahrnehmung in sich selbst, in ihrem reduzierten Eigenwesen:

25 den Smn hat, Wahrnehmung "dieses Papiers" zu sein, und ihn hat obsich ?iese in ihr selbst liegende Seinsmeinung bestätigt oder sich inSchem auflöst. Darüber werden wir späterhin noch ausführlichersprechen.

Page 92: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

TEXTKRITISCHER ANHANGZUM 2. HALBBAND

Page 93: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

ZUR TEXTGESTALTUNG

Der vorliegende 2. Halbband enthält ausschließlich Texte aus HusserlsNachlaß, die in direkter Beziehung zu den Ideen I stehen. Angestrebt isteine vollständige Wiedergabe dieser Manuskripte. So heterogen sie auch sind- sie schwanken zwischen einzelnen Wörtern und längeren Reflexionen, undvielfach sind sie nur fragmentarisch erhalten -, lassen sie sich doch prinzi­piell in zwei Gruppen einteilen: a) Manuskripte, die zur Vorbereitung desDrucktexts geschrieben wurden, und b) nach Erscheinen des Werkes ent­standene (kürzere oder längere) Bemerkungen dazu. Wird die erste, aus demSommer I9I2 bis Frühjahr I9I] stammende Textgruppe durch die Einheitder darin maßgeblichen Abzweckung auf die Publikation hin zusammen­gehalten, so bilden in der zweiten nur noch jene Texte eine Einheit, die inden Rahmen von Husserls Umarbeitungsversuch der Ideen I vom HerbstI929 gehören.! Dazwischen liegen oft nicht näher datierbare Notizen aus denJahren I9I] bis zumindest I927 (Datum von Beilage 77). Da auch zur Um­arbeitung von I929 ein Teil der Texte, nämlich die Notizen aus den Hand­exemplaren, nicht eindeutig zuweisbar ist, mußte auf eine streng chronolo­gische Wiedergabe verzichtet werden zugunsten einer rein auf formalen Kri­terien basierenden Edition.

Aus gebrauchstechnischen Gründen wurden die Randbemerkungen aus denvier von Husserl annotierten Exemplaren der Ideen I vorangestellt. Es sollteder Vergleich dieser Notizen mit dem ursprünglichen Drucktext des Werks,wie er im I. Halbband dieser Ausgabe vorliegt, möglichst erleichtert werden.Einzig bei den oft nur als Fragment vorliegenden Manuskripten, die dem ge­druckten Werk voraufliegen, ließ sich eine chronologische Textanordnungdurchführen. Diese Textgruppe wird oben in einer durch innere wie äußereKriterien wahrscheinlich gemachten Entstehungsfolge wiedergegeben. DasAnordnungsprinzip der Beiblätter aus den Handexemplaren ist dagegen dasgleiche wie bei den Randnotizen in den Handexemplaren: Sie werden in derReihenfolge des Drucktexts der Ideen I, auf den sie sich beziehen, abgedruckt.Streng formal wurde jede Husserlsche Notiz zum Werk, die auf einem eigenenZettel niedergeschrieben ist, als Beiblatt behandelt. Die Randnotizen könnenalso z. T. ausführlicher und besser durchformuliert sein als manche Bei­blätter. Indessen erscheinen alle in Husserls Handexemplare eingetragenenBemer.kungen bei den Randbemerkungen; alle Notizen dagegen, die sich auf

1) Vgl. die Einleitung des Herausgebers im I. Halbband dieser Ausgabe, S. XLVI!­LVI.

Page 94: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

656 ZUR TEXTGESTALTUNG

gestr.Rb.V.

eigenen, den Handexemplaren eingelegten Zetteln befinden, in der Gru~pe

der Beiblätter. Das "Gibson-Konvolut" schließlich enthält, neben den spezzellfür die Umarbeitung der Ideen I im Herbst I929 verfaßten Texten auchältere Texte über Reduktion usw., die Husserl darin zusammengelegt hat.Von diesen Texten werden einzig drei ältere, alle auf das 2. Kapitel des II.Abschnitts der Ideen I bezügliche Reflexionen abgedruckt. Die I929 ent­standenen Manuskripte dagegen werden vollständig wiedergegeben.

Die oben wiedergegebenen Manuskripttexte sind, sofern nicht anders an­gegeben, durchweg mit Tinte stenographiert (Ga~elsberger System). D~bei

wurde durchgängig die Letztfassung der Texte w~edergegeben. Neben emerausführlichen Beschreibung der jeweiligen Textunterlagen verzeichnen d~e

folgenden textkritischen Anmerkungen alle Textänder~ngen Husserls: Wzeschon in den oben wiedergegebenen Texten der Manusknpte stehen dabe~ auchhier alle Textzusätze, die vom Herausgeber stammen, in spitzen Klammern<.•• >. Weiterhin finden die folgenden Abkürzungen Verwendung:

BI. Blatt oder BlätterEinf. Einfügung (Manuskriptzusatz Husserls)Erg. Ergänzung (Manuskriptzusatz, für den die genaue Stelle

seiner Einfügung nicht feststeht)gestrichenRandbemerkungVeränderung

TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

1. RANDBEMERKUNGEN AUS DENHANDEXEMPLAREN (S.477-518)

In Husserls Nachlaß finden sich vier mehr oder weniger stark annotierteExemplare der Ideen 1. Sämtliche in ihnen enthaltene Randbemerkungenwurden oben wiedergegeben. Sie sind von Husserl, sofern nicht oben andersvermerkt, alle mit Bleistift niedergeschrieben. Nach der Entstehungszeit derjeweils frühesten in ihnen enthaltenen Notizen werden diese Handexemplareals Exemplar A, B, C bzw. D bezeichnet.

Exemplar A ist ein Exemplar der als Sonderdruck aus dem Jahrbuch,Bd. I, Teil I erschienenen I. Auflage von I9I3. Auf seinem Vorsatzblatt hatMalvine Husserl, nachdem das Exemplar (nach Husserls Tode) neu gebun­den worden war, mit Tinte vermerkt Handexemplar. Bei dieser Neubindungwurde es auch neu geschnitten, wobei ein Teil von Husserls Bemerkungenverstümmelt wurde. Husserl hat dieses Exemplar, wie aus Notizen darin bzw.aus Beiblättern hervorgeht, ab I9I3 bis (zumindest) zum Herbst I929 benützt.Ein Großteil des Textes wurde im Lauf dieser Zeit annotiert. Auch sonstfinden sich Lesespuren wie Unterstreichungen mit Blei- oder Blaustift.Einige Randnotizen wurden später wieder ausradiert. Nach Ausweis vonRandbemerkungen enthielt das Exemplar 39 zwischen I9I3 und I929 ge­schriebene Beiblätter. Wegen des zumindest sechzehn Jahre langen Gebrauchsdarf dieses Exemplar das Handexemplar Husserls in emphatischem Sinngenannt werden.

Exemplar B ist ein I. Teilband von Bd. I des Jahrbuchs, und zwar dererste Band von Husserls persönlicher Jahrbuchs-Reihe. Husserl hat ihnebenso wie die übrigen Bände der Reihe in einen weinroten steifen Umschlagbinden lassen. Da eine der wenigen Randnotizen in diesem Handexemplarauf Exemplar A verweist, läßt sich daraus die spätere Annotation von Bableiten. Auch ist B vor Erscheinen der 2. Auflage annotiert, da in ihr einGroßteil der in B verzeichneten Druckfehler korrigiert sind. Näher bestimmenläßt sich indessen der Zeitpunkt der Annotation nicht.

Exemplar C ist ebenfalls ein I. Teilband von Band I des Jahrbuchs vonI9I3. In einer Notiz in A verweist Husserl darauf als auf das graue un­gebun<iene Jahrbuchexemplar. Es ist broschiert und trägt auf dem Umschlagden Namenszug E. Husserl. Darin eingetragen sind hauptsächlich Druckfeh­ler, die in der 2. Auflage von I922 verbessert wurden. Ein Verweis auf den2. Teilband von Band 11 der Logischen Untersuchungen, der zu Beginn des

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Jahres I92I erschien, gestattet die Datierung ~er A,:~otation auf I9~I,spätestens Anfang I922. Dies wird auch durch ezne Vzs.~tenk~rte von FntzKaufmann stud. philos. et iur. bestätigt, auf deren Rucksezte Kaufmannfür Busserl einige Druckfehler notiert hat und die Busserl in Exemplar ~eingeklebt hat. Fritz Kaufmann studierte bis einschließlich Sommer I922 bezBusserl. Es liegt nahe, in Exemplar C ein von Busserl im Rahmen der Vor­bereitung der 2. Auflage angeschafftes und annotiertes Exemplar zu sehen.

Exemplar D ist ein broschiertes Exemplar der 2. Auflage von I9 22 . Aufdem Umschlag hat Busserl mit Blaustift notiert Index <19>23 und mit Blei­stift Index Walther. Außerdem verzeichnete er dort drei Druckfehler, vondenen die auf der Originalseite 136 und 185 allen drei Auflagen gemeinsamsind (in vorliegender Ausgabe gebessert), der dritte 205: folgenden dagegennur in der 3. Auflage neu in den Text geraten ist. Offenbar zum Walther­schen Sachregister hat Busserl darauf auch noch die Stichworte notiert Be­griffsbildung <S.> 41 und Intersubjektivität <S.> 279 und 317. Auch aufdem Vorsatzblatt sind eine Anzahl Bemerkungen und Besserungen fest­gehalten, die, sofern sie nicht allein der 3. Auflage angehörige Druckfehlerrichtigstellen, in den "Randbemerkungen" an ihrem Ort wiedergegeben wur­den. Außerdem ist nochmals, vielleicht ebenfalls zum Sachregister gehörig,mit Blaustift notiert intersubjektive Konstitution <S.> 90, 279, 317. Ex­emplar D ist hauptsächlich mit Bleistift bearbeitet, zeigt aber auch Notizenund Unterstreichungen in Blaustift. Auch Rotstiftbemerkungen und vorallem -unterstreichungen kommen vor. Besonders auffällig ist dabei, daß auchdie Stellenangaben in G. Walthers beigebundenem Ausführlichen Sachregistervielfache Rotstiftunterstreichungen aufweisen. Die Annahme liegt darumnahe, daß Busserl mit diesem Register - mithin Exemplar D überhaupt ­teilweise auch schon vor dem Berbst I929, dem Datum der bekannten Anno­tation dieses Bandexemplars, gearbeitet hat. Indessen lassen sich keine derdarin befindlichen Randnotizen mit Sicherheit auf eine frühere Zeit datieren.Busserls Annotationen zum Waltherschen Sachregister wurden oben alsAnhang zu den Randbemerkungen aus den Handexemplaren abgedruckt.

11. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFTDER IDEEN I

A. TINTENMANUSKRIPTE

Beilage 1 (S. 519-523)

Der Text der BI. 2I-23 des Konvolut F I 4, aus dem auch die Beilage 6stammt. Das Konvolut enthält die ersten vierzehn Bl. der Vorlesung vomSommer I9I2. Der Umschlag, eine Drucksache vom 10. Juli 1912, trägt u. a.folgende Aufschrift m. Rotst. Sommer 1912, p. 1-34, ebenso m. Blaust.Vorlesungen aus dem Sommer 1912, 1-34. Dazu m. Bleist. Einleitung indie Phänomenologie. Nicht als Einleitung in die Philosophie gedacht,also ohne Rücksicht auf skeptische Probleme. Besonders ausführlich

Gegenüberstellung empirische und eidetische "Wirklichkeit" und Wissen­schaft und die Rolle eidetischer Forschung für die empirische, besondersin der Naturwissenschaft der Neuzeit (Das war die Vorlage für die Aus­führungen in den Ideen). Bl. 2I-23 ist m. Blaust. von 1-3 numeriert, aufder Vorderseite von BI. 2I hat Busserl m. Blaust. notiert Ergänzung, auf dervon BI. 22 m. Blaust. zur Ergänzung nachlesen und auf der von BI. 23

nochmals m. Blaust. zur Ergänzung nachlesen. BI. 22 ist die Rückseite einerDrucksache vom 2. Mai 1912, BI. 23 einer solchen vom 6. Mai 1912. Alle dreiBI. zeigen vielfache Blaustiftunterstreichungen; auch sind einige Textstücke m.Blaust. gestr.

519,7 empirischen V. für singulären 11 519,12 gemeint ist Ein/. 11519,28-520,12 Erg. am Rand 11 520,3 statt seinem Ms. ihrem 11 520,10oder Einfühlung Einf. 11 520,15-16 Die Allgemeinheit bisjetzt und HierErg. am Rand 11 520,36-45 Von Die reine Setzung bis Daseinsbodenvoraussetzt später m. Blaust. gestr. 11 520,39 implizieren versehentlichgestr. 11 520,43 nach Erfahrungsbewußtsein gestr. des hic et nunc 11520,46-47 in Diesheit V. für singulär 11 521,5 Alles individuell V. für DieBeziehung alles Individuellen 11521,6 Vorstellige Einf. 11521,6 dieser Vor­stellung Einf. 11 521,8 Ich und sein aktuelles Ein/. 11 521,10 individuellEinf. 11521,18 nach ist gestr. eben 11521,19-20 Das ist nur ein andererAusdruck dafür, daß jedes in Diesheit vorgestellte Individuelle V. für Unddas sagt nichts weiter als 11521,26 Hier V. für Dies 11521,26 und einen V.für und meinen 11 521,42 wirklichen V. für aktuellen 11521,43 vor Sage ichder folgende Text m. Tinte eingeklammert und m. Blaust. gestr.: Dieser Er­fahrungsmittelpunkt ist bei jeder Erfahrung immerfort gesetzter, (ebensowie bei jeder puren Einbildung, wie wenn ich mich in ein fingiertes Hierund Jetzt hineinversetze). Ist nun dies oder jenes individuell vorgestelltund evtl. auch gesetzt, z.B. dieser Tisch, Göttingen usw., sage ich: Göttingenliegt an der Lahn, so ist Göttingen eine Gegenständlichkeit meiner Umge­bung, und zwar meiner räumlichen und zeitlichen. In zeitlicher Hinsichtist es ein dauerndes Sein, dessen Dauer sich um mein aktuelles Hier herum­erstreckt. 11521,45 statt das M s. den 11521,47-522, 1und habe ich ebenso einenendlosen Horizont empirisch gesetzter Zukunft Einf. 11 522,2 als Einf· 11522,2-4 Und bis Mannigfaltigkeit Ein/. 11 522,30 in reiner AllgemeinheitEin/. 11522,37 der Orientierung Ein/. 11522,38 die Verknüpfung mit Einf.11 522,40-41 verbleibt bei diesen Gegenständlichkeiten V. für verwandelter sich in 11 522,41 nach Horizont gestr. unempfindlich gegen Sein undNichtsein 11 523,1-3 als ob bis könnte Einf. 11523,4 nach zum gestr. Denken11 523,5 nach orientiert gestr. in Beziehung setzen, stattdessen 523,4 findeeingefügt 11

Beilage 2 (S. 523-524)

Text von BI. 5 aus dem Konvolut B 11 I9, das laut Aufschrift m. Grünst.auf dem Gesamtumschlag Altes zur Reduktion. Darin Vorlesungen 1912enthält. Voran liegt in einem Sonderumschlag (2/59), mit Poststempel vom26.9.33, Aus der Sommervorlesung 1912 (unmittelbar vor den "Ideen")das Stück über phänomenologische Reduktion (m. Blaust.), und zwar die

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BI. der Husserlschen Paginierung 35-51, 53-77 und 91-94. Zwischen BI.35 und 36 der Husserlschen Paginierung (= BI. 4 und 6 der Archivpagi­nierung) ist das unbezeichnete Einzelbi. S eingelegt. Es zeigt viele bei derNiederschrift entstandene Durchstreichungen, ist aber sonst nicht weiter be­arbeitet.

523,21 Wir knüpfen V. für Wir haben (oben 6. 11 523,26 sagten wir Einf·1I 524,3 Phoronomie Einf. 11 524,5 nach Welt gestr. Parallel muß es hin­sichtlich der "geistigen Natur", genauer hinsichtlich der faktischen 11524,8-9 nach rationale gestr. als Eidetik 11524,10-11 und desgleichen nichtsV. für ebensowenig als 11524,11 nach übte gestr. War diese eine Metaphysikder Seele, eine 11524,18 Folgen V. für Konsequenzen 11524,18 eine V. fürdie 11 524,19-20 analog bis erfahren wird V. für als welche wir schon vonder empirisch-physischen Naturlehre angedeutet haben 11 524,20-21 nachSo wie die gestr. "theoretische" 11 524,23-24 Und wie sie sich V. für unddurch (und mindest in großen Gebieten) 11 524,25 die niedere Stufe phy­sischer Einf. 11524,25 beschreibender V. für empirischer 11 524,26 zur Stuferationaler Wissenschaft Einf. 11524,27 nach konnte gestr. durch Ausbildungund Anwendung der ihr zugehörigen eidetischen Naturlehre: genau eben­so war es zu erwarten für empirische Psychologie in Relation durch 11

524,29-30 höhere Wissenschaftsstufe, zu einer in einem Einf. 11 524,30rationellen V. für klärenden (bzw. zu einer rationellen und so 11 524,31nach Wissenschaft gestr. und Wissenschaftsgruppe 11 524,31-37 von ZurErläuterung bis erklärt) m. Bleist. eingeklammert 11 524,33 niedere Einf· 11524,36 nach erklärende gestr. "exakte" 11 524,36 Naturhistorie V. für Na­turwissenschaft 11

Beilage 3 (5. 524-525)

Text der Rückseite von BI. 9I aus dem Konvolut F 111 I, auf dessen Ge­samtumschlag L. Landgrebe m. Blaust. u. a. notierte: Ideen II bis <5.> 305,darin die Umarbeitung von 1915. Aus diesem Konvolut kommen auch diehier als Beilage 7 (zum Teil), IS und I6 abgedruckten Texte. In einem Son­derumschlag (87IIIz), der laut Husserls Aufschrift ursprünglich Zettel undErgänzungsblätter zu Ideen II enthält, ist auch BI. 9I beigelegt, dessenRückseite Husserl m. Bleist. durchgestrichen und als Erledigt bezeichnet hat.Erledigt wurde dieses Bl. wohl dadurch, daß es ins Bleistiftmanuskript derIdeen I abgeschrieben worden war. Das Bl. ist mit Tinte schon bei der Nieder­schrift als 2 paginiert. Ein dazugehöriges BI. 1 war indessen nicht aufzu­finden. Während der Niederschrift wurden einige Stellen gestr. und ver­bessert. Spätere Überarbeitungen weist das Bl. nicht auf. Die Vorderseiteträgt folgende zu <5.> 10ff. des Bleistiftms. der Ideen II gehörige Notiz m.Bleist. (vgl. Husserliana IV, S. 99, Z. 34-S. IOO,S): Sowie das cogito inInaktualität versinkt, versinkt auch das darin enthaltene reine "Ich" inInaktualität. Eins und das andere besagt dasselbe. Das reine Ich be­zeichnet eine Wesensstruktur des cogito, also steckt das reine Ich auchim Hintergrund, mindest in ihm "zurückgesunken". - Gibt es auch einenursprünglichen Hintergrund und was besagt der?

524,41-42 der Gegenständlichkeit im weitesten Sinne V. für der for­malen ontologischen Kategorien 11 524,42 sich spiegelt in einer V. für(gestr.: parallel läuft) innig zusammenhängt mit einer 11 524,43 fundamen­talen Bedeutungsunterscheidung V. für Unterscheidung im Gebiet derBedeutungen 11 525,2 nach sich gestr. eo ipso 11 525,3 analytischen V. fürontologischen 11 525,8 nach syntaktische Kategorien gestr. Sie finden ihrenAusdruck 11 525,11 vor Jeder eine (nirgends geschlossene) Klammer ge­öffnet 11 525,12-13 statt verschiedene im Ms. verschiedene verschiedene 11525,20 nach welche gestr. die eben in der Weise der <Ms. des> Bedeutungdiese gegenständlichen Bildungen spiegeln 11 525,22-23 vor Syntaktischeeine (nirgends geschlossene) Klammer geöffnet 11 525,29 nach sind ein senk­rechter Strich m. Bleist. 11 525,29 nach Die gestr. logischen 11 525,35 nachsprechen gestr. zu den absoluten Substraten 11

Beilage 4 (5. 526-528)

Text der Bl. IS und I6 aus Konvolut B I I, aus dem auch ein Teil von Bei­lage IZ sowie die Beilage I4 stammen. Laut Aufschrift auf dem Gesamtum­schlag enthält das Konvolut u. a. Mss. Zur Installierung der Phänomeno­logie in Beziehung auf die Erkenntnisproblematik. 1909, zum Teil 1910,dazu einige ausgewählte Beilagen. In einem Sonderumschlag (61I8) liegen u.a. die m. Rotst. als 1 und 2 bezifferten BI. IS und I6, die einige Rot- und vorallem Blaustiftunterstreichungen aufweisen, sonst aber nicht weiter bearbeitetsind.

526,2 Titel und 526,43 (= Anm.) Rb. m. Bleist., die im Ms. folgender­maßen lautet: Titel: Selbstverständigung über meinen Gang in den Ideen:Als Vorbereitung zu ihrer Abfassung niedergeschrieben und das An­gestrichene lesenswert. 11 526,6 nach als die gestr. der geistigen 11 526,11erkenntnistheoretischen Einf. 11 526,14 vor Naiv m. Rotst. nachträglich ge­setzt: 1. 11 526,23 Anführungszeichen bei vor aller Philosophie m. Blaust. 11526,25 bei a) am Rand abwärtsweisender Pfeil m. Bleist. 11 526,36 nach"Sinnes" gestr. und deren Negation "Widersinn" ergibt (sie 11 527,6 ratio­nalen Naturwissenschaft V. für reinen Naturwissenschaft 11 527,7 nachMöglichkeit gestr. damit 11 527,12 Anführungszeichen bei Idee m. Bleist. 11527,32-35 Anführungszeichen m. Bleist. 11 527,41 danach ein Querstrichübers ganze BI., der den folgenden Text vom vorherigen abtrennt 11528,8-9den Fortgang wissenschaftlicher Erkenntnis BI.- V. für sich selbst 11528,13 oder hemmt sie den Eingang in Einf. 11 528,22 der VernunftwilleEinf. 11 528,29 der Folge V. für der Möglichkeit 11

Beilage 5 (5. 529)

Der TextgibtBl. 66 des Konvoluts F IV I wieder. Dieses Sammelkonvolutbesteht aus einer Anzahl kleinerer Konvolute und mehreren Einzelblättern.Der U,mschlag 4I19I (Drucksache vom 15. Oktober 1912) trägt m. Blaust. dieAufschrift Sammlung noch wertvoller <wertvoller m. Rotst. unterstrichen>Blätter zur Ausarbeitung. Das darauffolgende Vorn Pläne (für November1912) ist gestr. und stattdessen m. Bleist. darübergeschrieben Ist das No-

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vember 1912? Aus diesem Umschlag kommen auch die Texte der Beilagen9, IO, II, I2 (zum Teil) und I7. Bl. 66, das mit der Rückseite nach vo~ne indiesem Umschlag liegt, ist an je einer Stelle m. Rotst., Blaust. und Bletst. be-

arbeitet.529,25-40 doppelter Blaustiftstrich am Rand 11 529,37-40 Aber bis Psy-

chologisierung Zusatz m. Bleist. 11529,41 Anm. = Rb. m. Rotst. 11

Beilage 6 (S. 530-532)

Text von Bl. 6-8 aus Konvolut F I 4 (vgl. darüber die textkrit. Anm. zuBeilage I). Die Bl. sind m. Bleist. von 1-3 paginiert. Nach Aussehen undArt der Beschriftung gehören Bl. 6 und 7 zusammen. Ihr Text endet aut derRückseite von Bl. 7 oben. Bl. 8, geschrieben auf der Rückseite einer Druck­sache vom 10. Juli 1912, trägt m. Bleist. obenan das wieder m. Bleist. gestr.Datum 18.IX. Bl. 6 und 7 weisen einige Blaustiftunterstreichungen undBleistifteinfügungen auto Sonst sind diese 3 Bl. nicht weiter bearbeitet. Bl. 8trägt auf der Rückseite noch folgende Entwürfe zum Text des ganzen Ms.:Findet man einen Mangel der bisherigen Psychologie darin, daß sie es aneiner umfassenden und systematischen Durchführung unmittelbarer Er­fahrungsanalysen habe fehlen lassen, so würde die Bestätigung diesesMangels doch auf keine prinzipiell neue Wissenschaft, sondern höchstenseine fundierende Sonderdisziplin der gegebenen führen. - Das peinlicheUnbehagen, das jedermann empfinden muß, der von den objektiven (dennatürlichen) Wissenschaften zu der Problematik der Erkenntnistheorieund überhaupt der Vernunftkritik übergeht (so wie sie in den verschiede­nen historischen Formulierungen uns dargeboten wird), hat ihre Quelledarin, daß die für die <bricht ab>. - Das peinliche Unbehagen, das jeder­mann empfinden muß, der von den natürlichen objektiven Wissenschaf­ten zu vernunftkritischen Problemen übergeht, in welchen älteren oderneueren Formulierungen immer sie uns dargeboten werden, hat seineQuelle darin, daß die für ein reinliches und klares Erfassen der vernunft­kritischen Problematik grundwesentliche Änderung der Einstellung bzw.die Reduktion auf das reine Phänomen nicht vollbewußt und in radikalerReinheit vollzogen wird. - Das peinliche Unbehagen, das jedermannempfinden muß, der von den objektiven Wissenschaften (denjenigen dernatürlichen Einstellung) mit ihren klaren Problemen und Methoden in dasDunkel der Vernunftkritik herabsteigt <bricht ab>

530,10 auf reales Sein Einf. m. Bleist. 11530,10 nach umspannt gestr. Eshandelt sich hier also nicht um ein noch brachliegendes oder nur gelegent­lich und unsystematisch in Angriff genommenes Gebiet zwischen denschon in Kultur genommenen Wissenschaften oder um ein bloßes Teil­gebiet innerhalb einer derselben. Vielmehr ist es eine Grunderkenntnis,daß die reine Phänomenologie in einer gegenüber den 11530,14-15 und soüberhaupt der Einf. 11530,15 nach Naturwissenschaft" gestr. in kantischemSinn 11 530,15 nach sich gestr. als "apriorische" 11530,15 (die reine Idee)Einf. 11 530,16 also die Wahrheiten erforschen wollen V. für alle Erkennt­nisbereiche umspannend 11 530,17 reales Sein V. m. Bleist. für naturhaftes

Sein 11 530,20 sind auf objektives Sein gerichtet V. m. Bleist. für und nichtminder auch die formale Logik und Mathesis sind "objektiv" gerichtet 11530,21 reale Einf. m. Bleist. 11 530,24-25 sondern auf reale PhänomeneEinf. m. Bleist. 11 530,32 nach neuartigen gestr. und doch auf alle 11 530,34transzendentale Einf. m. Bleist. 11 530,38 oder transzendentale Einf. m.Bleist. I1 530,38-39 nach Phänomenologie gestr. nicht zu vermengen ist 11

530,39 nach Psychologie gestr. sorgfältig zu trennen ist 11 530,40 Psycholo­gie und Einf. 11 530,42-43 und der ihnen immanenten Phänomene Eint.m. Bleist. 11 531,13 prinzipiell V. für wesentlich 11 531,13 Erkenntnisse V.für Erkenntnissphären 11 531,24 metaphysischen V. m. Bleist. tür eigent­lich philosophischen 11 531,32 verständlich V. für klar 11 531,38 transzen­dentalen Ein/. 11 531,42-43 zur Phänomenologie Eint. 11 531,47-532,1 ausdem Feld menschlicher Erkenntnisbemühungen Ein/. 11 532,7 GesagteEin/. 11 532,8-9 und Daseinsrecht als Wissenschaft oder Weltanschauungbeanspruchte Einf. 11 532,10-11 nach Philosophie gestr. möglichst wenig 11532,12 reine V. für transzendentale 11 532,13-14 mag sie mit sogenannterPhilosophie viel oder wenig zu tun haben V. für was sie mit Philosophiezu tun habe, was ihr und den natürlichen Wissenschaften gegenüber Phi­losophie sei und sein könne 11532,15 noch Ein/. 11532,17-19 und dann auchbis hingen Ein/. 11 532,22-23 im ersten Hauptteil dieser Arbeit Eint. 11

Beilage 7 (S. 532-533)

Text von Bl. 82 aus Konvolut F 111 I und von Bl. II4 aus KonvolutD I3 I. Bl. 82 in F III I entstammt demselben Sonderumschlag 38/86 wieder als Beilage I5 veröftentlichte Text. In ihm liegen die von Husserl als 22­45 paginierten Teile des Bleistiftmanuskripts der Ideen, Buch 11. No­vember-Dezember 1912 (so eine der Aufschriften aut dem Umschlag) nebstvielen beigefügten Bl. Eines davon ist das von Husserl als 44a des Bleistift­manuskripts bezeichnete Bl. 82, dessen Text in Husserliana V, S. IOI, Z. I­

S. I02, Z. I3 abgedruckt ist. Seine Rückseite trägt m. Bleist. die wieder ra­dierte Husserlsche Paginierung 2a und den oben abgedruckten Text, der m.Bleist. durchgestrichen ist. Neben schon bei der Niederschrift vorgenommenenAnderungen weist er einige Unterstreichungen m. Rotst. auf. - Diesem Bl.wurde beigefügt Bl. II4 aus dem Sammelkonvolut D I3 I, das meist aus demBeginn der zwanziger Jahre stammende Mss. zum Raumproblem enthält. ImSonderumschlag I04/I20 befindet sich einer seiner Aufschriften zufolgewertvolles Material früheren Datums. Die Rückseite des Einzelbl. II4 istmit Tinte und Blaust. gestr. und trägt den oben als zweiten Teil der Beilage 7wiedergegebenen Text. Ihm voran steht ein Entwurf zum oben abgedrucktenBeginn des Texts, der nochmals m. Bleist. gestr. ist. Er lautete: Die Psycholo­gie ist eine Erfahrungswissenschaft. Bei der Bedeutung, die das Wort Er­fahrung in diesem Zusammenhang hat, besagt dies: Psychologie ist eineTatsac,henwissenschaft (matter of fact im Sinne Hume's), und zwar eineWissenschaft von Tatsachen der Realitätssphäre. Demgegenüber wird,um es vorweg anzuzeigen <gestr.: erwiesen werden, daß die transzenden­tale Phänomenologie. Bricht ab>. Die Vorderseite des Bl. trägt den folgenden

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noch gültigen Text: Doppelsinn von Erscheinung, "Erscheinung" in derNaturwissenschaft. a) Die scheinbaren Bewegungen am Himmel, die er­scheinenden und die wahren. Die erscheinenden Größenverhältnisse unddie wahren Größen. b) Die erscheinenden Farben und die wahren Körpermit den wahren Eigenschaften und Vorgängen an ihnen, die uns in Farbenerscheinen. Die erscheinenden Töne und die wahren Vorgänge in derWirklichkeit der Dinge, "die uns als Töne erscheinen". Was ist das fürein Begriff der Erscheinung? Ich habe fürs erste das gesehene, dassinnlich wahrgenommene Ding, den dinglichen Vorgang, das dinglicheVorkommnis. Fürs zweite dieses Ding, dieser Vorgang, das Vorkommniserscheint mir in <Ms.: auf> gewisser Weise, es ist erfahren als so und sobeschaffen, "aber diese Beschaffenheit ist nicht die 'wahre' Beschaffen­heit". Das Ding "erscheint als tönend", als gefärbt. "In Wahrheit hat eskeine Töne, sondern es ist Erreger von Luftwellen", es ist so und so be­wegt. Oder es ist erfahren als bewegt in der Form oc und in den Verhält­nissen ß zu anderen Dingen. Aber in Wahrheit ist die Bewegung eineandere, die Lagenverhältnisse zu den anderen Dingen andere als sie inunmittelbarer Erfahrung "erscheinen". Alle Physik gründet auf diesenUnterschieden. Es soll "aus den Erscheinungen das Wahre erkannt wer­den". Es ist immer angesetzt: ein Ich, eine erfahrende, wahrnehmendePerson, und viele wahrnehmende Personen haben ihre "Stellung" imRaum, in dem Dinge sind, und eine Stellung in der Zeit, in der alle Vor­gänge verlaufen. Das erfahrende Subjekt kann von einem und demselbenDinglichen verschiedene "Erscheinungen" haben, verschiedene Erfah­rungen, in denen das Dingliche mit den und den Bestimmtheiten erfahrenist. Aber das Dingliche, das da erfahren ist, genommen mit den erfahrenenBestimmtheiten ist eine bloße "Erscheinung" von dem wahren Dinglichen(mit wahren Vorkommnissen), und zwar so, daß man durch Vergleichungder Erscheinungen das Wahre herausfinden kann oder es erklären, daßein so und so zu den wahren Dingen orientiertes Subjekt (ein normales)die und die Erscheinungen haben muß, die sich also aus dem Wahren,dem Sein des wahren Dings in Orientierung zum Subjekt erklären.

532,35 etablieren kann V. für anfangen kann 11 532,41--42 und seinerBedürfnisse Einf. 11 533,3 nach Astrologie gestr. etc. 11 533,6 sogar Einf. I1533,13 Im übrigen V. für Was übrigens die nützliche 11 533,15 sehr baldV. für sofort 11 533,16 nach aufleuchten gestr. und das wird an sich viel­leicht ausreichen, um die Mühen der ernsten Durcharbeitung der nach­folgenden Untersuchung zu wagen, die für das Weitere gefordert ist, wennes überhaupt einen Nutzen haben soll, um I1 533,21 in dieser Verwendunghat V. für hierin hat 11 533,23 nach Realitäten gestr. (sc. von realen 11533,24psychologische V. für empirische 11 533,24-25 nach Vorkommnisse gestr.der realen Menschen, Tiere, Vorkommnisse in der Einheit der "Welt", dersich alles reale Dasein <ein>ordnet. Reale Gegenstände 11 533,25-26 wiedie zugehörigen realen Subjekte Einf. m. Bleist. 11 533,28 HumeschenEinf. 11 533,29 nach fact). gestr. Sie beschränkt sich 11 533,30 nach anzu­deuten gestr. die transzendentale Phänomenologie charakterisiert werden

als eine 11 533,32 realen Phänomene Einf. 11 533,32 dem was, sie als realePhänomene V. für aller Beziehung auf Realität, aller Einordnung in dieWelt I1

Beilage 8 (S. 534)

Text der m. Bleist. gestr. Rückseite von Bl. 8 des Konvolut A 138. DiesesKonvolut enthält Mss. vor allem aus den zwanziger Jahren zu Themen derformalen Ontologie. Im Sonderumschlag 3/27 des Konvolut liegen Mss. vonetwa I922/I923, wobei die Bl. 7-9 alle drei gestr. Rückseiten älterer Mss.darstellen, die H usserl zu Beginn der zwanziger Jahre nicht mehr benötigteund deshalb neu beschrieb. Auch Bl. 8 trägt einen solchen neuen Text ZurMathesis als formale Logik der Widerspruchslosigkeit. Wohl bei dieser N eu­beschriftung wurde die ursprüngliche Vorderseite des Bl. nochmals m. Rotst.gestr. Neben bei der Erstbeschriftung vorgenommenen Textänderungen weistdiese Vorderseite nur einige wenige Bleistiftbearbeitungen auf. Ebenso trägtdas Bl. m. Bleist. die Husserlsche Blattzahl 2, ohne daß sich indessen inseinem Nachlaß ein zugehöriges Bl. 1 hätte auffinden lassen.

534,5 heben an V. für beginnen 11 534,9 genauesten V. für besten 11

534,18 als wirklich Einf. m. Bleist. 11 534,22 nach Erkenntnisgebiet gestr.und die möglichen Wissenschaften dieses Gebiets sind durch diese Artgebender Anschauung 11 534,24 nach bzw. gestr. sie bestimmt [I 534,25"gebenden" Einf. m. Bleist. 11 534,26-27 begrenzt sich in weiterer Folgedie sachliche Einheit einer Wissenschaft bzw. Einf. 11

Beilage 9 (S. 534-540)

Text der Bl. 52-56 aus dem Sammelkonvolut F IV I (vgl. darüber dietextkrit. Anm. zu Beilage 5), dem auch die als Beilage 5, IO, II, I2 (zumTeil) und I7 gedruckten Texte entstammen. Die Bl. sind von Husserl m.Bleist. als 1-3 und 5-6 numeriert (mit jeweils einem roten Strich über derZahl). Das fehlende Bl. 4 konnte in Husserls Nachlaß nicht aufgefundenwerden. Die Bl. sind m. Bleist. überarbeitet und weisen von Bl. 54 ab vieleBlau- und einige Rotstiftunterstreichungen auf. Das erste dieser Bl. ist offen­bar eine Bearbeitung von Bl. 72 aus Konvolut F I I3, dem zweiten Bl. desHaupttexts von Husserls Vorlesung des Sommers I907 (abgedruckt in Hus­serliana XVI, S. 4, Z. 26-S. 6, Z. 27).

535,5 nach die m. Bleist. gestr. da 11 535,5 nach fragloser m. Bleist. gestr.Unmittelbarkeit und 11 535,6 existierend Einf. m. Bleist. 11 535,7 inmittendieser Welt vor V. m. Bleist. für vor, und finden uns inmitten der Umwelt<gestr. Einf. m. Bleist.: und finden uns in einer>; uns selbst alsbald ihrzurechnend (Letzteres m. Tinte gestr.) 11 535,8-9 leiblich und geistig findenwir uns nämlich V. m. Bleist. für mit der wir uns in der Welt finden, unsdarin.nämlich finden 11 535,10 die Rolle der V. m. Bleist. für als unsere 11535,10 spielt V. m. Bleist. für ist 11 535,10 Zwar Einf. m. Bleist. 11535,12eine zu uns gehörige V. für zu uns eine mit unserem Leib verknüpfte Stel­lung 11535,14 nach nah und fern Einf. m. Bleist. 11 535,16 nach wahrgenom-

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666 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 667

mene gestr. oder unmittelbar als vergangen bewußte 11 535,19 das Ein/. m.Bleist. 11 535,27 sei es auch V. tür nach seinen 11 535,29 schreiten wir soEin/. 11535,34 nach wirkliche m. Blaust. gestr. oder 11535,34-35 vermutlicheEint. m. Bleist. 11 535,36-37 über die der schlichten Erfahrung Ein/. 11535,38 gewinnen wir V. m. Bleist. tür theoretisierend beziehen wir uns aufdie Welt, "erkennen" wir "wissenschaftlich" 11 535,39-40 ein ihren bisWissen V. m. Bleist. tür wie die Welt in Wahrheit ist 11536,3-10 einen Be­reich bis von Anschauungen V. m. Bleist. tür <gestr. von dem aus erdenkend> gestr. auf den er sein Denken baut usw. Jeder sieht die Dingevon seiner Stelle aus <gestr. von dem Hier aus, das die Stellung> und beider Vertauschung der Stellen tauschen sich nur m. Bleist. gestr.: Nichtalle Dinge gelten uns als Leiber bzw. als Menschen und Tiere. Die Weltzerfällt uns <gestr. so steht sie> in bloß physische <gestr. und geistige>Dinge und Leiber, die ihrerseits zugleich physisch sind und <gestr. anderer­seits> Träger sind von Empfindungen (als Leibesbefindnissen) <gestr. undevtl. von höherem Geistesleben> von Geistesleben verschiedener Art, vonAnschauungen 11 536,12 all Eint. m. Bleist. 11 536,18-19 Tatsachen, mitallen Dingen soweit sie physische Beschaffenheiten haben V. m. Bleist.tür Dingen, mit der bloß physischen Welt 11 536,25 die wir überhaupt er­fahren V. tür in die wir uns hinein wahrnehmen, erfahren, zu der wir durchunseren Leib 11536, 28 nach die Dinge gestr. wie sie zunächst sinnlich erschei­nen, nicht in Wirklichkeit sind 11536,30 bei Dingwelt -welt Eint. m. Bleist.11536,32-46 beziehen sich bis sein mögen V. m. Bleist. tür gründen sich aufErfahrung. Und nicht nur das, sie urteilen über das, was Erfahrung erfährt,über die zunächst in unmittelbarer Weise zur Gegebenheit kommende Welt,die als individuell identische durchgehalten bleibt durch alle theoretischenProzesse der Physik, wie immer die theoretischen Bestimmungen der­selben sich unterscheiden mögen von den Beschreibungen und Bestim­mungen des Alltagserfahrens, und wie immer sie diese berichtigen odersonstwie wesentlich modifizieren mögen (dieser Text ist seinerseits V. türden gestr. Text gehen auf Erfahrung zurück, und Erfahrung ist Ding­erfahrung, Erfahrung von Dingen der Welt. Alle Urteile beziehen sichalso auf die Welt, die in schlichter Erfahrung zu einer ersten Gegebenheitkommt und die individuell identisch durchgehalten wird, wenn auchtheoretisch anders gefaßt wird, in allen Prozessen wissenschaftlichenDenkens.) 11 536,36-37 hinausreichen V. tür überschreiten 11 536,39 dieeine einzige Natur V. tür die eine schon im unmittelbaren Erfahren ge­gebene Natur, die erfahrene und sich im weiteren Erfahren als das be­stätigende, Dinge umfassende und sich immer besser theoretisch be­stimmende Natur, dieselbe in der 11537,1 doppelter V. tür verschiedener 11537,6 geistigen V. tür psychischen 11 537,15-16 nach überhaupt gestr. zu­nächst gedacht als physischer Natur überhaupt 11537,31 WesensschauungV. tür Wesensgegebenheit 11 537,37 natürlich Ein/. 11 537,43 nach Seinsgestr. das unter solchen Wesen steht 11 538,3-5 die Urteile bis wieder Eint·11 538,6 nach erforschen gestr. reiner Erforschung unterziehen 11 539,6 es imEin/. 11 539,7 liegen V. tür erfordern 11 539,11 vor Ob gestr. Stellt man sich

nun transzendentale Probleme bzw. metaphysische einer Theorie der Er­fahrung 11 539,16 nach wäre gestr. Die Notwendigkeit 11 539,17 1. Eint. m.Blaust. 11 539,24-25 erweitert zur reinen formalen Mathesis Eint. 11539,35Bewußtseins Eint. 11 539,37-38 in allen methodischen Schichten der Er­fahrungserkenntnis Eint. 11 539,40 nach Entgründung gestr. aller empiri­schen Erfahrungsweisen 11539,42 nach selbst gestr. Seine letzte Aufklärunggewinnt 11 539,42-45 Es handelt sich bis bringen Ein/. 11 540,6 nach über­haupt gestr. ankommen 11 540,8 la) Eint. m. Blaust. 11 540,15 SchauenV. tür Anschauen 11 540,15 nach Wesen gestr. verwiesen 11540,202. Ein/. m.Blaust. 11 540,20-21 nach transzendentalen gestr. Problemen 11 540,25-26und alles ihm verwandte schlichte Vorstellen Eint. m. Bleist. 11 540,29 istEint· m. Bleist. 11 540,30 allerinnersten und allertiefsten V. m. Bleist. türinnersten und tiefsten 11 540,37 als erstes Eint. 11 540,38 und der ihr un­mittelbar wesensverwandten Erlebnisse Eint. m. Bleist. 11

Beilage 10 (S. 541-542)

Text von BI. 68 aus dem Sammelkonvolut F IV I (vgl. über es die textkrit.Anm. zu Beilage 5), dem auch die Beilagen 5, 9, II, I2 (zum Teil) und I7

entstammen. Das BI. zeigt Bleistitt- und Rotstittunterstreichungen sowie-annotationen.

541,15 nach gegenüber gestr. Gegenstand und Erkenntnis, oder 11541,17nach sind gestr. Man kann nun die Frage aufwerfen: Fordert die Er­forschung von Gegenständen 11 541,28-29 vom Geiste Eint. 11 541,29-30Charakteranlagen, erworbenen Dispositionen V. tür habituellen Dispo­sitionen 11 541,30 nach usw. gestr. Also kämen wir auf eine unpassendeScheidung. Wir können nicht zusammennehmen alle Wissenschaften unddazu die Stücke Psychologie, die sich 11 541,34 verworrenen V. tür dunklen11541,36 nach Bewußtsein gestr. (bzw. reiner transzendentaler 11 541,40-41Anm. I und Anm. 2 = Rb. m. Bleist. 11541,43 Anm. 4 = Rb. m. Rotst. 11541,44 A nm. 5 = Rb. m. Bleist. 11 542,1 nach Erkenntnisstellung m. Rotst.gestr. (oder auch "natürlicher") 11 542,14 auch Eint. 11 542,38 Anm. I =Rb. m. Bleist. 11

Beilage 11 (S. 542-546)

Text der BI. 42-44 aus dem Sammelkonvolut F IV I (vgl. über es dietextkrit. Anm. zu Beilage 5), aus dem auch die Beilagen 5, 9, IO, I2 (zumTeil) und I7 kommen. Diese BI. sind von Busserl m. Bleist. als + 1-+3paginiert. Sie sind leicht m. Bleist. und Rotst. bearbeitet und tragen vieleBlaustitt- und Rotstittunterstreichungen.

542,28-30 Titel = Rb. 11 543,10 "wirkliches" V. tür wahrhaftes 11 543,10"wirkliche" V. m. Bleist. tür hyparchontische 11 543,21 statt ausmachenMs. besteht 11543,29 I. Eint. m. Blaust. 11543,38-39 Weise Eint. m. Blaust.11543,43 II. Eint. m. Rotst. 11544,17 A) Ein/. m. Rotst. 11544,18 nicht reellesV. tür ideelles 11 544,20 scheiden sich V. tür rechnen wir 11 544,20 über­haupt V. m. Bleist. tür rein wesensmäßig also 11 544,20 B) Eint. m. Rotst.

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668 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 669

11 544,22-23 im adäquat Gegebenen Einf. m. Bleist. 11 544, 34 und 36Klammern m. Blaust. 11 544,44 ist reelle Eigentümlichkeit Einf· 11 544,45Anm. = Rb. m. Rotst. 11 545,19 III. Einf. m. Rotst. I1 545,22 Anführungs­zeichen m. Blaust. I1 545,27-28 Klammern m. Rotst. 11 545,35 Anführungs­zeichen m. Rotst. 11545,45 Anm. = Rb. m. Rotst. 11546,3 sieht V. für merkt11 546,6 IV. Ein/. m. Rotst. 11546,7-8 Anführungszeichen bei Phansischemund Ontischem m. Blaust. 11546,21 originär auftretender und sich Ein/. 11

Beilage 12 (S. 546-558)

Der Text dieser Beilage beruht - in der Reihenfolge der Wiedergabe - aufBl. I3 von Konvolut B I I (vgl. zu ihm die textkrit. Anm. zu Beilage 4), Bl.45-46 aus Konvolut F IV I (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 5),Bl. 35 aus Konvolut F I 7 und Bl. 47-5I aus Konvolut F IV I. Bl. I3 ausB I I ist mit Tinte als Beilage bezeichnet, dieses Wort wurde aber m. Blaust.wieder gestr. Ebenso ist ausradiert die Bleistiftbezeichnung 2 sowie die Be­merkung 2. Beilage zu 8, aber besser wohl mit zur Einleitung als p. 7a.Alle diese Hinweise beziehen sich auf unauffindbar gebliebene Teile diesesnur fragmentarisch erhaltenen, ursprünglich wohl etwa 40 Bl. starken Ms.Erhalten davon ist, außer dieser Beilage, das von Husserl als 23a paginierteBl. 45 aus Konvolut F IV I, sowie der Schluß des Ms., die Bl. 28-34 derHusserlschen Pagination. Husserls Bl. 28 ist Bl. 46 in Konvolut F IV I,

sein Bl. 29 Bl. 35 aus Konvolut F I 7, und 30-34 sind die Bl. 47-5I ausF IV I. Konvolut F I 7 enthält hauptsächlich die zweite Hälfte von HusserlsVorlesung "Einführung in die Phänomenologie" vom Sommersemester I90 9,daneben aber eine Anzahl meist älterer Beilagen, unter denen sich als Bl. 35auch das Husserlsche Bl. 29 des hier als Beilage I2 abgedruckten Texts be­findet. Alle zu diesem Text gehörigen Bl. sind leicht m. Bleist. bearbeitet. Sieweisen außerdem z. T. Rotstift- und Blaustiftunterstreichungen au/.

546,36 Titel = Rb. m. Bleist. 11 546,38 Hinsichtlich der phänomenolo­gischen Methode V. für Dabei 11 547,7 nach uns gestr. jetzt 11 547,12 nachnahe gestr. man 11 547,27 womit aus dem V. für wo dem der 11 547,29 inweiterer Folge V. für damit 11547,29 zugehörige Ein/. 11547,31 nach selbst­verständlich gestr. im Vollzug 11 547,33 nach Feststellungen gestr. bean­sprucht 11547,4~1 in erster Linie Einf. 11547,46 Anm. 2 = Rb. m. Bleist.11 548,5 mir Einf. 11 548,5-6 folgender Einf. 11 548,9 konstitutiver V. m.Bleist. für konstituierender 11548,15 nach zusammengehören gestr. Weiternehmen wir hinzu die Einsicht, daß zum Wesen intentionaler Erlebnissebei gleicher intentionaler Beziehungsweise verschiedene Stufen der Klar­heit möglich sind. 11 548,19 bestimmten Einf. 11 548,26 Erlebnis- Einf· I1

548,36 zugleich Einf. 11 548,47 eins und Ein/. 11 548,47 nach Zeigendesgestr. und Gebendes 11 549,4 nach Schichten gestr. der kontinuierlich 11549,25-26 Mit den eben angedeuteten Studien verflechten sich alsbaldsehr wichtige andere V. m. Bleist. (aber mit Tinte nachgezogen) für folgen­den m. Bleist. gestr. Text: Intentionale Erlebnisse der soeben roh ange­deuteten Gruppe haben im Reich der reinen Erlebnisse überhaupt eine aus­gezeichnete Stellung. Nur dadurch, daß Erlebnisse in solchen "inneren

Anschauungen" gegeben oder quasigegeben sind, können sie einem We­sensstudium unterworfen sein. Aufgrund von Erlebnissen dieser Gruppeerfolgt auch jede Konstatierung des "Bewußtseinsstroms" als eines Da­seinsstromes, der alle von mir prinzipiell erfaßbaren Erlebnisse in "zeit­licher" Extension umspannt. (Genauer gesprochen: die assertorischeSetzung des reinen Ich-bin und ich-habe-erlebend-diesen-Zeitstrom-vonErlebnissen beruht auf inneren Anschauungen). Man sieht, daß hiermancherlei für die Erkenntnistheorie und Metaphysik entscheidende Pro­bleme und Forschungen entquellen. Doch das geht uns nicht an. Wirbleiben in der Problematik der allgemeinen Wesenseigentümlichkeitendes Bewußtseins. In dieser Hinsicht sind als zum Zusammenhang dereben angedeuteten Probleme gehörig einige weitere Punkte, obschon wie­der nur in der Weise von ersten Andeutungen, zu besprechen. 11 549,28verwobenen V. m. Bleist. für verflochtenen 11 549,33 im Einf. m. Bleist. I1549,33 nach Blick m. Bleist. gestr. Halten 11 549,36 innere Einf. I1 549,44nach usw. m. Bleist. gestr. Aber 11 550,3 liegt V. für weist 11 550,5 nach vonvornherein gestr. Gegenstand in diesem Gerichtetsein 11 550,6 nach wirgestr. dasselbe 11 550,8 nach auch gestr. Anderem 11 550,9 unterscheiden V.für sprechen 11 550,12 nach Erlebnissen gestr. Ebenso 11 550,17 selbst Ein/.m. Bleist. 11 550,20 obschon nachträglich dazu werden kann V. für Zumal11550,21 annehmen V. für eine solche erfassende 11 550,22 nach Regreß aufdem KoPfe stehend und gestr. Bewußtsein, das nicht zuwendendes, ge­schweige denn Objekt einer Zuwendung war 11 550,24-25 sind? Könnenwir darüber etwas aussagen? Ein/. m. Bleist. 11 550,25 sie sind, können wirz.B. sagen, bewußt (m. Tinte nachgezogene) Ein/. m. Bleist. I1 550,29 einemals Einf. 11550,37 Rechts- Einf. m. Bleist.11550,38 der Gehalt Einf. m. Bleist.1I550,39 für uns Ein/. m. Bleist. I1 550,39-40 wird und überlegen wir anderer­seits, daß sie V. m. Bleist. für war und die andererseits 11550,41 als Phänome­nologen Einf. m. Bleist. 11 550,45 nach nun gestr. im Blick der Zuwendungist (als des Zugewendetseins) 11 551,2 nach Phasen gestr. des Erfaßten 11551,5 Z.B. Einf. m. Bleist. 11 551,6 nämlich Ein/. m. Bleist. 11 551,9-11Klammern m. Bleist. 11 551,9-10 selbst wieder zum reflektiven Objektmachen und exemplarisch als V. m. Bleist. für exemplarisch nehmen, als11551,11 nehmen Einf. m. Bleist. 11551,13 aber V. m. Bleist. für danach11551,18 nach zweite gestr. in der 11 551,21 Erlebnis Einf. 11 551,23 stattals Ms. also 11 551,27 entweder zwar Ein/. m. Bleist. 11 551,29 daß es ebennicht nur überhaupt Einf. 11 551,30 auch Einf. m. Bleist. 11 551,33 siewerden Ein/. 11551,34 nicht in Rechnung gesetzt die V. für abgesehen vonder 11 551,41 sich V. für hier 11551,42-43 kennzeichnen V. für hervortre­ten 11 551,47 nach Vielmehr gestr. werden wir hier 11 551,47 fundamentaleEin/. I1 552,22 aktuelle Ein/. 11 552,24 passend begrenzt Ein/. 11 552,25dann Ein/. 11552,31 wirklich Ein/. 11552,38 konkretem Ein/. 11 552,40 nachseiner Dauer gestr. Dazu aber wieder gehört unaufhebbar, daß 11 552,5-6des Erlebnisses Ein/. 11 553,8 Stück V. für Bestandstück 11 553,9 offenbarEinf. 11 553,11 sich in V. für Form 11 553,11 kontinuierlicher Ein/. 11 553,12immer neuen Ein/. 11 553,13 nach Vergangenheitspunkten gestr. aus

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670 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 671

den Gegenwartspunkten 11 553,13 unaufhörlichen V. für produktiven11 553, 17 Form Einf. m. Bleist. 11 553,19 Einfügbarkeit V. für Beziehbar­keit 11 553,20 intuitiverfaßbar ist in Einf. 11 553,27 im V. für als das 11

553,39 vage Einf. 11 553,47 reflektiven Ein/. 11 554,2 mit der V. für inder 11 554,18 Vergangenheits- Einf. 11 554,20 nach aktuellen gestr. einewachsende Distanz zu der Erzeugung in die Vergangenheit 11 554,21vorher Einf. 11554,22 und selbst wieder wiedererinnerten Einf. 11554,29 nachZeit gestr. Wir werden aber sehr viel tiefer dringen müssen 11554,34eingeordnet Einf. 11 554,36 nach sagen gestr. derselbe Zeitpunkt 11 554,37statt in der Ms. in der in der 11 554,40 sich wandelndes V. für veränder­liches 11 554, 46 z.B. Einf. 11 555,14 nach überhaupt die gestr. wunder­baren 11 555,16 Andeutungen V. für Einführungen in 11 555,26 stattmüssen erst Ms. müssen uns erst 11 555,31 nach unsere gestr. vor­läufigen 11555,32-33 und gleich im Eingang der Phänomenologie sich auf­drängenden Einf. 11 555,35-36 nach Erlebnisses gestr. überhaupt 11 556,10­15 die uns bis beanspruchen Einf. m. Bleist. 11 556,23-24 also auch V. fürebenso 11 556,32 nach aber gestr. Gegenwärtigung und 11 556,32-33 (in ihrenverschiedenen Modis) Einf. 11 556,41 "sekundäre" Ein/. 11 557,4 nach ergestr. sich 11 557,15 nach gegenwärtig gestr. bewußte 11 557,17 selbst Er­lebnis V. für Bewußtsein 11 557,27 nach Explikation gestr. Konjunktion 11557,36 nach Gebiet gestr. in Absicht auf eine 11 558,1 Grund- Ein/. 11 558,2nach Zeitbewußtseins gestr. als Bewußtseins der realen 11 558,2-3 nach diedes m. Blaust. gestr. "äußeren" Dingbewußtseins 11 558,5 nach einer gestr.Theorie 11 558,6 des Sinnes der Einf· 11

Beilage 13 (S. 558)

BI. 3 aus dem Konvolut F I I4, das seiner Aufschrift zufolge die Ein­leitung zur Vorlesung über Grundprobleme der Ethik, Sommer 1911 ent­hält und über die Idee der "philosophischen Disziplinen" - Idee der Philo­sophie handelt. BI. 3 ist die Rückseite einer Drucksache vom 15. Juli 1912und trägt außer dem oben als Beilage I3 abgedruckten Text m. Bleist. diefolgenden, auf die genannte Ethikvorlesung bezüglichen Notizen: Die Griechenhaben die Worte cpt),IXYIXTlIX - cpt),OKIX).{IX (Aristoteles u.a.). cptÄoKlXAewcptÄ.6KIX),O<; <kommen vor bei> Thukydides. Aber nicht cptÄonplX~llX.cptÄonpdy/-,wv(npay/-,IX) heißt sich in alle Sachen, alles Tun Anderer hineinmischen,händelsüchtig. - BI. 3 ist leicht m. Rotst. und Bleist. bearbeitet.

558,8 Titel untenan m. Blaust. notiert und m. Rotst. in Anführungs­zeichen gesetzt 11 558,10 Wissenschaft, die das Interesse der Ein/., z. T. m.Bleist. 11 558,12 wertvollen Einf. 11 558,12 personalen V. m. Bleist. (m.Tinte nachgezogen) für Bewußtseins- 11 558,13 1911 V. für 1910; m. Rotst.wiederholt: 1911 11 558,15 1910/11 m. Rotst. wiederholt 11 558,18 A) Ein/. 11

558,21 B) Ein/. 11

Beilage 14 (S. 559-560)

~ext von BI. I7 aus dem Konvolut B I I (vgl. darüber die textkrit. A nm. zuBetlage 4), aus dem auch ein Teil des als Beilage IZ veröffentlichten Textsstammt. Das Einzelbi. I7 trägt die Oberschrift 27. <August I9I2> AbendRüc~ke~r <Husserls aus den Ferien>. 28. August 1912. Vormittag. DasBI. tst letcht m. Rotst. bearbeitet.

559,2 Titel = Teil der Oberschrift des Ms.: 27. <August 1912> AbendRückkehr. 28. August 1912. Vormittag. Daneben m. Blaust. am RandDisposition 11 559,3 I m. Tinte geschrieben, darunter m. Rotst. wiederholt 11

559,10 realen über ontologischen geschrieben 11 559,12 Real- über ontolo­gischen geschrieben 11 559,27 II. Ein/. m. Rotst. 11 559,39 Anm. = zweiteZeile des Ms. 11

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

Die lediglich fragmentarisch erhaltenen Texte dieser Gruppe sind alle m.Bleist. stenographiert.

Beilage 15 (S. 560)

Text der Rückseite von BI. 58 aus dem Sonderumschlag 38/86 in KonvolutF 111 I, aus dem auch ein Teil des als Beilage 7 veröffentlichten Textsstammt. Der Sonderumschlag enthält einer der Aufschriften zufolge die Aus­a~beitung der Ideen Buch II. November-Dezember 1912. Darin liegendze von Husserl als 22-45 paginierten Teile des Bleistiftmanuskripts derIdeen II mit vielen Beiblättern. Eines davon ist BI. 58, das die HusserlschePaginierung 29a trägt. Sein Text ist in Husserliana V, S. 39, Z. 3I-S. 4I ,Z. 2 abgedruckt. Auf der m. Rotst. und m. Blaust. durchgestrichenen Rück­seite steht auf der oberen, nochmals m. Bleist. gestr. Hälfte der Text der Bei­lage I5, der von Husserl ursprünglich m. Bleist. als 7a paginiert war. Das aist m. Bleist. gestr. und das 7 in 17 geändert. Die untere Hälfte des BI. ent­hält folgenden gestr. Text, der in den Rahmen der Entwürfe zum Bleistift­manuskript der Ideen III gehört (vgl. Husserliana V, S. 37): Machen wirvon unseren allgemeinen Einsichten Anwendung, so ergibt sich also, daßes nicht nur gegenüber der physischen Naturwissenschaft eine rein ra­tionale Wesenswissenschaft von "Natur überhaupt" (eine Ontologie derNatur, "rationale Naturwissenschaft") geben muß, sondern <Ms.: so>auch gegenüber der Psychologie und jedweder Erfahrungswissenschaftvom Geiste eine rationale Geisteswissenschaft, eine "rationale Psycholo­gie", eine Ontologie des Geistes, der geistigen Gemeinschaft usw. Das istan sich ~twas Selbstverständliches, da es eben von jeder Gattung nichtnur faktI:ch erfahr~ner Gegenständlichkeiten, sondern auch von jederGattung m PhantasIeanschauung (als Möglichkeit. aber nicht Wirklich­keiten) ~ns~haubarerGegenständlichkeiten eine reine Wesenslehre gebenmuß, WIe VIel oder wenig an zusammengehörigen Wesenswahrheiten sieauch umspannen mag. Somit muß es, in diesem Rahmen der Ontologie des

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672 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 673

Geistes, auch eine solche der "Phänomene", der Bewußtseinserlebnisse inunserem Sinn geben, eine rein von aller Mitsetzung von Tatsächlichkeitvöllig freie Erforschung dessen, was sei es zu jeder Art von "Bewußtsein",an Bewußtseinsvermeintlichem, Bewußtseinskorrelaten, an möglichenZusammenhängen "apriori" gehört, eben rein wesensmäßig. Beispielsweisesind aus Wahrnehmungen <Text bricht ab>

560,10 Titel = Rb. m. Rotst. 11 560,17-19 sondern bis so haben Einf. 11

560,24 So Festgestelltes V. für dergleichen 11 560,25 nach wichtig seingestr. aber es liegt darin die Eingangspforte der Philosophie 11560,25 nachkeine gestr. vorgegebene 11

Beilage 16 (S. 560-564)

Text von BI. 3 und 4 aus dem Konvolut F 111 I. Die von Husserl m.Bleist. als 23 und 24 paginierten BI. liegen im Konvolut den BI. des ZweitenBuchs der Ideen voran, und zwar so, daß sein BI. 24 vorweg liegt und erstdanach, mit der Rückseite voran, BI. 23. Die Vorderseite von BI. 23 und dieRückseite von BI. 24 sind m. Bleist. leicht durchgestrichen; auf BI. 23 hatHusserl noch darübergeschrieben benützt und auf der Rückseite von BI. 24:erledigt. Auf das voranliegende BI. 24 hat Husserl am Rand notiert Ma­nuskript aus Ideen I, ebenso auf der Rückseite von BI. 24 seiner Pagi­nierung Aus dem Manuskript zu Ideen 1. Beide Angaben sind m. Blaust.eingeklammert und unterstrichen. Dazu hat Husserl noch m. Bleist. notiertreines Ich, cf. II 10 Nov., was wohl zu lesen ist als "vgi. BI. IO des Blei­stiftmanuskripts des Zweiten Buchs der Ideen von November I9I2". An dergleichen Stelle hat Edith Stein beigefügt Ideen I, <Originalpaginierung S.>109, auf welcher Seite sich der diesem BI. korrespondierende Drucktext derIdeen I findet. Die Vorderseite von BI. 3 (= Husserls BI. 24) des KonvolutF III I weist einige Bleistiftverbesserungen auf, die wohl bei Gelegenheit derNiederschrift des Anfangsteils des ursprünglichen Zweiten Buchs der Ideenentstanden.

560,28 Titel = Rb. auf F III 1/4a 11561,3 nach eo ipso radiert im Blick 1I561,12 nach alles gestr. und jedes sowie eine V. für "und jedes": individuelleSein im weitesten logischen Sinn 11 562,15 individuell Einf. 11561,19 Be­wußtseins- Einf. 1I 561,26 nach sind gestr. individuelle I1 561,27 anderenKonstitution im Bewußtsein V. für sich im Bewußtsein konstituierenddurch 11 561,40-47 Einf. am Rand als zweite V., nachdem Husserl vorherals erste folgenden Text angefangen und wieder gestrichen hatte: Es ist nunerforderlich, uns im Rahmen der phänomenologischen Reduktion etwasumzutun und 11 562,2 nach dann gestr. weiter I1 562,3 weiteren Einf. 11562,8 dieses V. für das 11562,18 statt für im Ms. auf 11562,23-24 geschlosse­nen Einf. 11 562,30 zufällig dauernden Einf. I1 562,35 Diese bliebe ihmallzeit ein Gegenüber V. für die ihm allzeit ein Gegenüber bleibt 11 562,37natürlichen Einf. 11 562,38-39 (und Bekundung) Einf. 11 562,39-40 undschematisch sich bekundendes Einf. 11562,45 Anm. = Einf. 11 563,1 nachlebt gestr. und ist I1 563,2 nach als gestr. seine Zuständlichkeiten 11 563,2-4die Aktgebilde bis der Freiheit Einf. 11563,7 in dem es lebt V. für eben

seines Lebens 11 563,8 bekundet gestr. 11 563,8 nicht nur Einf. 11 563,8 Ichund Einf. 11 563,17 "bekundendes" gestr. 11 563,23-26 Aber nur soweit bisanerkennen Einf. 11 563,24 unmittelbare Einf. 11 563,28 Noch auf eineandere Transzendenz stoßen wir V. für Das gleiche überträgt sich aufeine andere, in gewisser Weise verwandte und doch ungleich tiefer liegendeTranszendenz 11 563,33 auffällige V. für wunderbare 11 563,37 Grundes V.für reinen Subjekts als I1 563,39-40 nach hinführen und gestr. vielleicht 11563,40-41 offenbar ist, daß dies außerweltliche göttliche Prinzip V. fürgenug, es wäre die Gottheit hier gedacht als ein nichtweltliches, ein indiesem Sinn reines 11 563,43 A nm. = Rb. 11 564,1 Auf dieses erstrecken wirnatürlich V. für Natürlich verfällt auch das 11 564,3-4 sofern bis sein sollEinf. 11 564,6 transzendenten Einf. 11

Beilage 17 (S. 564-565)

Text von BI. 70 aus dem Sonderumschlag 4I/9I des Konvolut F IV I

(vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 5), dem auch die Beilagen 5, 9,IO, II und I2 (zum Teil) entnommen sind. Das BI. trägt die wieder durch­gestrichene Husserlsche Bleistiftpaginierung 40a. Es ist nicht weiter bearbei­tet. Auf der Rückseite des BI. steht die fragmentarische Bleistiftnotiz: Wasunter dem Titel <unter dem Titel V. für als> Noema bezeichnet ist, ist einim Wesen des Erlebnisses beschlossenes <bricht ab>

564,15 jeden Einf. 11 564,20-27 so wie bis unterscheiden Einf. 11 564,34freien Einf. 11 564,40-565,1 und auch bis Denn Einf. 11 565,7 noematischeEinf· 11

Beilage 18 (S. 565-566)

Text von BI. 9 aus dem Konvolut M 111 6. Es enthält unter dem Hus­serlschen Titel Klassifikation. Beschreibende und erklärende Wissenschaf­ten eine von Edith Stein angefertigte Kurrentabschrift von Ms. A IV I5 (vgl.darüber die Einleitung des Hrsg., S. XXXVIII). Ihr voran liegen im Sonder­umschlag 3/I7 laut Husserls Blaustifttitel Beilagen zu der K-Ausarbeitung(von Fr!' Stein abgeschrieben) über Klassifikation. Neben BI. aus der Vor­lesung von Sommer I9I2 liegen darin auch Bleistiftmanuskripte, darunterder als Beilage 20 publizierte Text. Auf der gestr., wohl weil von Husserlverworfenen Rückseite von BI. 9 findet sich der als Beilage I8 publizierteText. Die nicht durchgestrichene Vorderseite trägt die Steinsche BezeichnungK 17b. Ihr Text lautet: Klassifikation und Beschreibung. Typen­beschreibung. - Das Auffassen unter intellektiven Ideen - Das Erklären,das eindeutig Bestimmen. Imaginative Ideen. NB: Jedes Imaginative istvieldeutig, das Intellektive ist eindeutig, soweit es unter Ideen faßbar ist.Es in seinen Abhängigkeiten ideal fassen und es so bestimmen, daß eine~eihe typischer Beschreibungen gegeben werden kann, die in immergrößerer Annäherung das ideale Sein als das Wahre bestimmen, das wäredas Ideal. Das imaginative Objekt ist unvollkommen gegeben, einseitig,ist bezogen auf Ge<gen>stände; es in diesen Abhängig<keit>en bestimmen

Page 103: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

674 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 675

und vollkommen bestimmen. Vollkommen bestimmen ist ideal bestim­men. Es fehlt wohl noch etwas für das Verhältnis von Typus und Idee."An sich" ist jedes Objekt bestimmt; Subjekt bestimmter Eigenschaften.Es ist bestimmbar in exakter Weise. Es gehört ihm zu eine Idee: eineIdee der intellektiven Stufen. Ist es überhaupt Etwas, so muß es mit sichIdentisches sein, und das kann es als Identisches der Dauer nur sein da­durch, daß jede Phase der Dauer absolut identisch ist. Und daß dieDauer selbst eine Kontinuität von ausdehnungslosen Zeitpunkten ist, dieidentisch-ideal erfüllt sind. An sich kann das Objekt nicht vage sein, nurder Typus ist vage, die Anschauung ist fließend, die imaginative Gleich­heit ist inexakt, Imagination kann Gleichheit nicht exakt fassen. Dieimaginative Auffassung faßt auf: da ist ein Objekt, soll diese Auffassunggelten im Sinn der exakten Wissenschaft, so muß sie explizierbar sein.Und nicht bloß das, es muß das Explizierte "unter festen Begriffenstehen". Das ist einen exakten Inhalt haben. Aber muß es wirklichexakte Wissenschaft geben? Kann die Welt nicht so sein, daß sie nurein vages Bestimmen ermöglicht? Ist nicht tatsächlich die Welt hinsicht­lich der "Sinnlichkeit" vage und die exakte Bestimmbarkeit beruht nurdarauf, daß typische Zusammenhänge den exakten Ansätzen der Physikentsprechen, derart daß in den Erscheinungen sich indirekt ein Exaktesbekundet? Eine Regelung der sinnlichen Erscheinungen, aber nichteine in den sinnlichen Erscheinungen selbst liegende Exaktheit. - DasTypische als Annäherung an die Idee. Erscheinung des ruhenden Seins,des sich Unverändernden (qualitativ, nach der Fülle des Raums); sichbewegenden Unverändernden; des Werdens in beiderlei Hinsicht. Be­schreibung der Abhängigkeiten empirischen Werdens, der Kausalitätenin der Imagination. Unterschiede der Erscheinung der in untersterImagination gegebenen Zustände des Dings und der in Reihen vonZuständen sich bekundenden real-kausalen Eigenschaften.

565,42 Anm. 2 = Rb. 11

Beilage 19 (S. 566-567)

Text von BI. 48 aus Konvolut B 11 I, dessen Umschlag eine Drucksachevom 26. August 1912 ist. Der Sonderumschlag 44/49 ist ein Inhaltsverzeich­nis von Mss. aus dem September I907, aus welcher Zeit auch so gut wie alleBI. des Konvolut B 11 I stammen, mit Ausnahme derer in diesem Sonder­umschlag, der zwischen I904 und I9I2 entstandene Einzelblätter enthält.Das Einzelbl. 48 trägt auf der Vorderseite den als Beilage I9 publiziertenText, dessen letzter Satz allerdings auf der Rückseite steht. Diese Rückseite istm. Bleist. durchgestrichen und enthält zunächst den m. Bleist. stenographier­ten Text, der in den Rahmen des Schlußkapitels der Ideen I gehärt: Ähn­liches muß für jede oberste "Region", das ist für den einer sachhaltigenVerallgemeinerung nicht mehr fähigen und darum höchsten Gattungs­begriff gelten, der ein Gebiet individuellen Seins in idealer Reinheit ab­schließt, das dann dazu bestimmt ist, Gebiet einer wesensmäßig abge­schlossenen Wissenschaft (oder zusammengehörigen Wissenschaftsgruppe)

zu werden .. Solche Ideen sind die des physischen Objekts, die des indivi­duellen GeIstes. Außerdem ist die Rückseite noch umgekehrt beschrieben mitfolge~denTextversionen: Ob es als ein wirkliches oder fingiertes und dabeia~s eIn reales psychophysisches Subjekt gedacht ist, darauf kommt esn.Icht an, sondern eben nur auf Akte des betreffenden Gehalts. Und sofernSIe ein "Ich" voraussetzen, nur auf das, was sie dabei unter diesem Titeln~twendig voraussetze~, und wa~ im übrigen einer näheren Bestimmungmcht bedarf. Aber ob dIeses als em englisches etc. gedacht ist, ob als einreales psychophysisches Subjekt oder nicht: wofern diese Akte ein Ichvoraussetzen, kommt es auch nur auf den notwendigen Sinn dieses Ich"an, das sie dabei voraussetzen und das im übrigen einer näheren Si~nes­erforschung nicht bedarf.

. 566,9 Motive V. für Ausgangspunkte 11 566,9 nach vernunfttheore­tI.schen gestr. und dann in weiterer Folge der 11 566,12-13 Vernunftlehreb~s .umspannt V. für Vernunftkritik wiederzufinden 11 566,13 nach ver­emIgen gestr. und versöhnen 11 566,18-19 und unentbehrlichen Einf. 11

566,20 Bewußtseins"erlebnis" V. für Bewußtsein sind 11 566,20 nach Be­wuß~seins"erlebnis" gestr. Gegenstände der Region "Bewußtsein" sind,das ~st Gegenstände I1 566,32 Erwerb V. für Gewinn I1 566,35 nach Vor­urteIle gestr. und aus ihren verworrenen 11 566,36 nach daraus gestr. ge­zogenen 11 566,4? der gesch~lten Einsicht V. für dem geschulten Geist 11

567,5 nach vorwIssenschafthcher gestr. gelegentlicher 11

Beilage 20 (S. 567)

~in Text auf BI. I3 von Konvolut M III 6 (vgl. die textkrit. Anm. zuBetlage I8), das in den Zusammenhang der Bleistiftbi. II-I6 des Konvolutsgehärt. Die obige Beilage 20 bietet den durchgestrichenen Text der Rückseitedes BI. Ihm geht das schon bei der Niederschrift wieder gestrichene Satz­bruchstück vorher: die Phänomenologie der soeben besprochenen Schichtealso der nach dem ontologischen Leitfaden einer ursprünglich materiale~Kategorie in systematischer Ordnung überschaubaren Wahrnehmung(genauer Wahrnehmungssätze), in denen Gegenständlichkeiten dieserKatego~~e zu voll~ommener Ausweisung kommen sowie das nicht gestr.Bruchstuck: Ist die Phänomenologie der möglichen Wahrnehmungen(W~h~nehmungsakteund Wahrnehmung. Die von Edith Stein als K 17fp~gt.nterte Vorder- sowie ein Teil der Rückseite des BI. tragen folgenden, nochgultt?en Text, der ebenfalls m. Bleist. geschrieben ist: Beschreibung der er­schemend~nNatur. Concreta. Beschreibende Begriffe. Farbe _ Ton, tak­t~ale Bestimmung<?> nicht "Qualitäten", sondern die in der Konkretion~Irekt enthaltene abstrakte Komponente. Was ich im KonkretumfI~de, wenn ich es. in s~ine anschaulichen Komponenten zerlege. Ebenso:dIe For~en der E~nheIt "Komponenten", ist nicht gut deutlich. Es sindanschaulIche Bestimmungen, anschaulich komponierende Bestandstückede~ "Gesa~tinhalts",und Gesamtinhalt ist hier die Gesamtbeschaffen­heit des Emen, des identischen Gegenstands. Er ist ein Identisches d

. k k ' Usemen on reten Bestand an dem hat, was er hat, was er ist, und dieser

Page 104: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

676 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 677

löst sich in partiale Beschaffenheiten auf. Das Eine war hier Einheit dermöglichen Veränderung, der möglichen Bewegung usw. Die Besc~affen­heiten sind selbst Einheiten, das was das Subjekt ist, in dem es Sle hat.Es sind also doch Komponenten, sofern eben das Ganze eine transzen­dente Einheit ist und die Beschaffenheiten Strahlen dieser Einheit. Sieist Identisches in der Kontinuität, evtl. der Veränderung. - Farbe: Jezwei Farben stehen in gewissen Wesensrelationen, "vergleiche" ich sie, sofinde ich Unterschiede der "Helligkeit", der "Qualität", der Sättigung.Es wird abgehoben "Sättigung" Rot. Also nicht Farbe, sondern vis.uelleBeschaffenheit. Ebenso nicht Ton im Sinne der Musik, sondern akustischeBeschaffenheit. Unterschied zwischen Geräusch und Ton, Unterschiedezwischen Geräuschen als solchen, Tönen als solchen: typische Unter­schiede. Abstrakta niederster Stufe, Partialkonkretionen. Innerhalb jederGrundgattung von Partialkonkretionen ergeben sich dan~ "Quali.täten","Intensitäten", "Helligkeiten" u. dgl., deren Unterscheld~ng em Pro­blem ist. Hier haben wir neue Gattungen, die für die verschledenen Gat­tungen von Konkretionen durch Abgründe getrennt sind und nur formaleGemeinsamkeiten haben wie "Qualität", "Grad", "Zeitlichkeit", "Räum­lichkeit". Das sind feste Begriffe. Dagegen in der Sphäre der Besonde­rungen, die wir doch beschreibend berücksichtigen müsse~, ~omm.en wirauf Typisches. Kupferrot, veilchenblau etc. Aber ist dabel mcht eme ge­wisse Helligkeit oder Helligkeitssphäre etc. mitgenommen? Doch wohl.Ebenso Violinton, und zwar das Violin-E oder A, ist da nicht eine In­tensitätssphäre mitgenommen? Doch das kann man ausschließen. O~erGestalt, visuelle Gestalt? Doch wohl nicht. Das "lanzettförmig" kann lchauch durch Tasten erfassen. Die Qualitäten sondern sich. Nicht die An­schauungsformen. Ich kann sie sondern, ich kann darauf achte~, aberfür botanische Beschreibung kommt das nicht in Betracht; da lch dasDing beschreibe, in der Dinganschauung ist die Raumform nicht ein

Doppeltes. .567,16 nach folgend gestr. systematisch 11 567,17 nach Lelstungen der

gestr. funktionellen I1 567,21 Wahrnehmungsthesen V. für Wa~rn~h­mungssynthesen 11 567,24 statt des im Ms. des des 11 567,26 nach wlr~hchist gestr. und des daraus zu Folgernden 11 567,28 leeren und vollen E2nf. 11

567,29 gesetzt V. für vollzogen 11567,29 nach gesetzt gestr. und begründet

werden usw. All das 11

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN

Alle Manuskripte dieser und der folgenden Textgruppen sind, sofern nichtanders vermerkt, mit Tinte stenographiert.

Beila~e 21 (S. 568)

Umschlagblatt des Konvolut K I 69, in dem nur die in B~ilage.22 abge­druckten Bl. enthalten sind. Der Umschlag I / 5 ist m. Ble2st. te2ls steno­graphisch, teils in Kurrentschrift beschrieben. Außer dem oben abgedruckten

Gliederungsentwurf, dem statt Ir. Die Fundamentalbetrachtung der Phä­nomenologie das wieder gestr. II. Die phänomenologischen Reduktionenvorhergeht, trägt der Umschlag die Notiz Begonnen die Ausarbeitung30.12.<19>12 <S.> 1-4 und enthält tagebuchartige Notizen vom 5.-27. JanuarI9I3 über den Fortschritt der Ausarbeitung des Kurrentms. der Ideen I mitSeitenangaben sowie einer Ubersicht, wieviel Seiten Husserl pro eingetra­genem Tag (und zusammen pro Woche) ausgearbeitet hat. Die drei Kolonnendieser Aufzeichnungen geben also zuerst das Datum, dann die ausgearbeitetenSeiten des Kurrentms. und schließlich die Anzahl der am betreffenden Tagausgearbeiteten Seiten. Am Wochenende hat Husserl die Anzahl der in derjeweiligen Woche ausgearbeiteten Seiten vorangesetzt.

<Am> 5/1 <S.> 33- 39 ........ 7 <Seiten>6/1 40- 45 ........ 67/1 46- 52 ........ 78/1 53- 63 ........ 119/1 64- 68 ........ 5

10/1 69- 74 ........ 6<zusammen> 45 <Seiten> 11/1 75- 77 .. oO •••••• 3

12/1 78- 88 ............ 1013/1 89 ............. 114/1 90- 93 ............ 415/1 94- 99 ........ 5i16/1 100-106 .............. 717/1 107-111 ........... 5

35 18/1 112-114 ............... 3119/1 115-117 ........... 320/1 118-121 ............ 421/1 121-125 ............. 322/1 126-135 .......... lOt23/1 136-141 .......... 624/1 142-144 ........ 4

37 25/1 145-150 ........ 6

26/1 151-153 ........ 327/1 154-162 ........ 8

Die Notiz 190 Seiten zu Beginn des Blattes dürfte sich auf das insgesamtzwischen dem 30. Dezember I9I2 und dem 30. Januar I9I3 Ausgearbeitetebeziehen, dagegen läßt sich die Bedeutung des Vermerks 19-20 S. nicht auf­hellen.

568,9 vor 2. Kap. vermerkt: Die Kapitel fortlaufend nummern 11 568,24einer V. für zur 11

Beilage 22 (S. 568-571)

Diese Beilage gibt Bl. 2-4 des Konvolut K I 69, das einzige darin Ent­haltene, wieder. Die in Kurrentschrift abgefaßten Bl. sind m. Bleist. von

Page 105: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

678 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 679

Husserl paginiert als 210-212. Das letzte der drei Bl. bricht knapp nach derMitte des Bl. im Satz ab. Außer den bei der Niederschrift vorgenommenenVerbesserungen tragen die Bl. keine Überarbeitungsspuren.

568,28 in den V. für durch die 11568,29 in den V. für durch die 11 569,10vor mit gestr. und 11 569,12 vor oder gestr. also 11 569,17 speziell die Einf· 11569,18 ganz unentbehrlich V. für die Voraussetzung durchaus erforderlich11569,21 nach Tat gestr. sind 11 569,30-31 die Versuchungen verstehen, dieV. für und ihre Quelle haben in 11 569,31 nach sich gestr. zu Anfang I1569,32 überhaupt Einf. II 569,39 im Stadium der Anfänge bleiben V. fürim Anfangsstadium bleiben 11569,45 man sieht V. für es zeigt sich 11569,47tief in Einf. 11 570,1 sofern V. für und durch die 11 570,1 nämlich Einf· 11

570,3 überhaupt Einf. 11 570,5 nach Strukturen gestr. im Allgemeinen11 570,9 oft Einf. I1 570,18 etwa Ein/. 1I 570,23 berücksichtigt V. fürmerkt 11 570,24 nach Schicht gestr. Einf. (wodurch diese als eigene erkanntworden ist) 11570,28-29 statt durcheinanderging im Ms. durcheinandergingdurcheinanderging 11 570, 30-31 deren Hauptthema ja die Intentiona­lität ist Einf. I1 570,37 zwar V. für nicht nur überhaupt gegenständliche11570,40 hic et nunc V. für hier 11 570, 47 nach den gestr. jeweiligen 11 571,2bzw. v. für und 11 571,4-5 der je nach Art der Sinnesfülle Einf· 11

Beilage 23 (S. 571-572)

Text der Bl. 63 und 64 von Konvolut K I 24. Sie liegen im Binnen­umschlag 55/68, der die Aufschrift trägt Zur Antwort auf Messers Aufsätzeüber Husserls Phänomenologie. Cohn. Voran liegt darin ein längererBriefentwurf Husserls an August Messer, darauf folgt als ein neuer Binnen­umschlag 60/67 eine Drucksache mit dem Datum 17. Februar 1914. Husserlhat darauf einige Exzerpte aus den Ideen I notiert: <5.> 153 <der Original­paginierung handelt über> Existenz der Erlebnisse, <§?> 63ff, § 66, 125.p. 9, 17 faktische Regelungen, <5.> 18, § 8: keine empirische Wissenschaf­ten vorausgesetzt. <5.> 113: Wir bewegen uns im Bannkreis der phänome­nologischen Ausschaltung der Welt. <5.> 114: Erweiterung der ursprüng­lichen Reduktion. Diese Bemerkungen auf dem Binnenumschlag beziehensich auf das darin liegende Bl. 65, die Abschrift (?) durch Malvine Husserleines Briefs Husserls an J. Cohn vom 19. Februar 1914, in dem Husserl sichgegen Cohns Mißverständnis der Husserlschen Unterscheidung von Tat­sachen- und Wesenswissenschaft in den Ideen I wendet. Außerdem enthältdieser Binnenumschlag noch eine Abschrift Malvine Husserls von GeorgAnschütz' Anzeige des August Messerschen Aufsatzes über "Husserls Phä­nomenologie in ihrem Verhältnis zur Psychologie" sowie die hier als Beilage23 und 24 abgedruckten Texte. - Bl. 63 und 64 sind beide nur auf der Vorder­seite m. Bleist. beschrieben. Außer einigen bei der Niederschrift entstandenenAnderungen weisen sie keine Spuren späterer Bearbeitung auf. Die Rück­seite von Bl. 64 trägt folgenden m. Tinte geschriebenen Text, der ein Entwurfzu einem Teil des oben als Beilage 24 abgedruckten Ms. ist (vgl. oben 5. 573,Z. 26-29): Wenn man bei der Beschreibung des Wesens zu sagen nichtvergessen wird, daß es (und darunter speziell auch das Erlebniswesen)

keinen Ort in der psychophysischen Welt hat, so besagt das doch keineGleichsetzung.

571,11 vor Über gestr. Das Mißverständnis <bricht ab> Messer hat inmeinen ausführlichen <bricht ab> meinen Begriff <bricht ab> I1 571,14 nachbemerkbar gestr. Phänomenologie das hieße< ?> 11 571,17 (räumlichen undzeitlichen) Ein/. 11571,18 des Geschehens Einf. [1571,29 nach nur gestr. dasWesen "Farbe" oder "Ton überhaupt" klarzumachen 11571,35 nach Auf­satzes gestr. Die freie I[ 572,1 nach Erlebniswesen gestr. Die Identität desWesens, die seine Gegenständlichkeit ausmacht, besagt nun aber garnichts davon, daß ein Phänomen im einen Stück des Flusses als wesens­identisch sowie gestr. Was würde 11 572,3 nach Beweis gestr. danach I1572,11 nach fest gestr. Aber wie 11 572,12 nach Wesenserkenntnis gestr. istunmöglich I1 572,20 nach und die gestr. beispiel<-hafte? >

Beilage 24 (S. 572-574)

Text der Bl. 6I und 62 aus dem Binnenumschlag 60/67 des Konvolut K I24 (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 23). Bl. 6I ist die Rückseiteeiner Drucksache von etwa Mitte Februar I9I3.

572,32 Titel = Rb. m. Blaust. 11 572,34 nach während gestr. der letztenRevision dieser I[ 573,1 und mit großem Bedauern Einf. 11 573,1 er v. fürder schätzenswerte Forscher 11573,5 Lehren V. für Ansichten I1 573,8 nachgeradezu gestr. umkehrt 11 573,11 statt der Begriffe Ms. der Begriffs, wobeider V. für des ist I1 573,11-12 bleiben ohne Wirkung V. für hat er hinweg­gelesen 11573,13 nach eine gestr. Art Psychologie 11573,14-17 Ich bis werdenV. für Und erst recht nichts zu den geradezu leichtfertigen und bis zurwissenschaftlichen Gewissenlosigkeit leichtfertigen Aufsätzen von An­schütz, die charakteristisch sind für das Niveau, auf dem heutzutage nochPrinzipienfragen der Psychologie (also philosophische Fragen) erwogenund - beliebt<?> werden genommen werden können. Ich hoffe doch, daßgründliche Forscher es nicht verschmähen werden, meine Arbeiten selbstzu lesen, statt sich durch solche verfälschende Darstellungen irreleitenzu lassen. 11 573,20 vor gemeint gestr. nämlich I1 573,21 nach Weltzeit).gestr. Diese Gleichsetzung habe ich nie vollzogen 11 573,24 eine Gleich­setzung v. für die obige Behauptung 11 573,28 nach hat gestr. Aber eineGleichsetzung ist darin 11 573,34 Absurdität V. für Widersinn 11 573,34nach wollen gestr. Ich ersehe das 11 573,37 richtig und keineswegs V. fürwahr und nichts weniger als 11 573,38 in ihnen Einf. [I 573,44 nach das istgestr. vom [I 574,2 nach unsere gestr. obigen 11 574,2 nach über gestr. Fik­tionen 11574,2-3 Mit diesem Nicht-Verstehen V. für Damit 11 574,9 nachDinggegebenheiten gestr. ein als hier und dort erfaßtes Räumliches I1574,11 nach geometrisch gestr. gleich 11 574,13 nach versichere. gestr. Waswürde man nun von 11 574,17 nach "Beweis" gestr. verlangen I1 574,23 nachsollten? gestr. Ich brauche diese Fragen wohl nicht zu beantworten. Waswürde man weiter sagen, wenn sowie Und hier erhebt sich auch 11 574,24nach finden gestr. Eine exakte Beschreibung 11 574,26 nach sei. gestr. Undebenso daß die Phänomenologie erkenntnistheoretische. Natürlich soviel

Page 106: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

680 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 681

Zerlegungsweisen, soviel Wesenserkenntnis. II 574,28 nach Psychologiegestr. aber ohne Phänomenologie II 574,32-33 ohne die V. tür die jedeÄnderung II 574,35 nach versehen gestr. die nicht an der Erfahrung, son­dern vor ihrer Ausbildung die Bedingung einer wirklich streng empirischenNaturwissenschaft ist 11574,37 exakte V. tür strenge 11574,39 analog V. tür

so 11

II!. BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN

Beilage 25 (S. 574-575)

Ursprünglich aus Exemplar A stammendes BI., das Husserl später inExemplar D vor das TitelbI. eingelegt hat. Das nicht weiter bearbeitete BI.trägt als Datum die Rb. 2. X. <I9I3?> aus den Ideen exzerpiert.

575,17 vor Wahrnehmung gestr. Urerfahrung 11576,13 vor Wahrnehmung

gestr. sinnliche 11

Beilage 26 (S. 576)

Nur aut der Vorderseite beschriebenes BI., das ursprünglich in ExemplarA lag. Von Husserl später zwischen S. I4 und I5 der Originalpaginierungin Exemplar D eingelegt. Das BI. weist keine Spuren späterer Bearbeitung

auto576,17 Titel = Titel des Ms., der dort tolgende Form hat: S. 15 (Ab-

schrift) II 576,35 nach beliebige gestr. auch I1

Beilage 27 (S. 577)

Ursprünglich in Exemplar A eingelegtes BI., das Husserl später, ebensowie das der Beilage 28 zugrunde liegende BI., zwischen S. 22 und 23 derOriginalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Das BI. weist keine Spureneiner späteren Bearbeitung auto

577,2 Titel = Rb. 11

Beilage 28 (S. 577-578)

Ursprünglich aus Exemplar A stammendes BI., das Husserl später, ebensowie das der Beilage 27 zugrunde liegende BI., zwischen S. 22 und 23 derOriginalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Das BI. ist nicht weiterbearbeitet.

577,12 Titel = Rb. 11 577,14 Titel = Rb. 11577,14 Bedeutung V. tür Be­deutungen 11 577,37 nach Kategorien gestr. ausdrücken 11 578,11 evtl.

Einf. 1I

Beilage 29 (S. 578-580)

Text von zwei ursprünglich aus Exemplar A stammenden, leicht m. Bleist.überarbeiteten BI., die Husserl, ebenso wie die den Beilagen 30-32 zugrunde

liegenden BI., später zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung inExemplar D eingelegt hat. Die BI. sind von Husserl m. Tinte als 1 und 2paginiert.

578,14-15 Titel = zwei Rb. m. Bleist., die im Ms. tolgenden Wortlauthaben: Insbesondere auch zu § 13, S. 26. Auch kann alles hier Ausgeführteals bloße Näherausführung zu § 10, S. 21 untt'n usf. angesehen werden I1578,17-18 Untertitel = Rb. 11579,12 besondere Eint. 11579,16 total Eint· I1579,18-19 seit vielen Jahren Einf. m. Bleist. 11579,45 Anm. = Rb. m.Bleist. I1 580,6 reine Eint· 11

Beilage 30 (S. 580-582)

Text von drei unpaginierten BI., die ursprünglich in Exemplar A ein­gelegt waren. Später hat Husserl sie, ebenso wie die den Beilagen 29, 3I und32 zugrunde liegenden BI., zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierungin Exemplar D eingelegt. Die BI. weisen einige wenige Bleistittbemerkungenauto

580,13 (Schwierigkeiten) Eint. m. Bleist. II 580,17 selbst Eint. II 580,22logischen Verhalten V. tür Sätzen I1 580,23-24 den beiden bis Möglich­keiten Eint. 1I 580,36-37 aufbauendes Eint. 1I 581,37 des GattungswesensV. m. Bleist. tür von dem Gattungswesen 11 582,3 individuellen Einf. 1I

Beilage 31 (S. 583-584)

Ursprünglich aus Exemplar A stammendes BI., das Husserl später, ebensowie die den Beilagen 29, 30 und 32 zugrunde liegenden BI., in Exemplar Dzwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung eingelegt hat. Das BI. ist nichtüberarbeitet.

583,2 Titel = Rb. 11 583,7 nach entsprechenden gestr. syntaktischen583,35-39 Es bis Syntaxen Einf. 11584,1 (Vergleichung etc.) Einf. 1I

Beilage 32 (S. 584)

Ursprünglich aus Exemplar A stammendes BI., dessen Text aut die Rück­seite eines Brietes von F. Neett an Husserl vom 8.12.17 notiert ist. Späterhat Husserl diese Notiz, ebenso wie die den Beilagen 29-3I zugrunde liegen­den BI., in Exemplar D zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierungeingelegt.

Beilage 33 (S. 584-585)

Unbearbeitetes, nur vorderseitig beschriebenes BI., das ursprünglich inExemplar A lag und später von Husserl in Exemplar D zwischen S. 32 und33 der Originalpaginierung eingelegt wurde.

584,17 Kapitel V. tür Abschnitt I1

Page 107: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

682 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGENTEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 683

Beilage 34 (S. 585-586)

Ursprünglich aus Exemplar Astammendes Bl., von Husserl späterzwischen 5. 50 und 5I der Originalpaginierung in Exemplar Deingelegt.Das Bl. weist mehrere Unterstreichungen m. Rotst. auf·

585,16 nach verstehe gestr. als das verstehende sowie jederzeit ihremwahren Sinn" nach wieder aktualisieren kann 11 585,16 unklaren Einf· 11

585,25 nach sein gestr. von dem das 11 585,25 nach zwar gestr. dann 11 585,29nach Welt gestr. bleibt 11 585,29 direkt und indirekt Einf· 11585,30 zur Zeitda V. für wenn 11 585,31 mir noch nicht erworben hatte V. für die ich mirerworben habe 11585,36 den V. für das 11586,10 nach oft gestr. da 11

Beilage 35 (S. 3586)

Aus Exemplar D stammendes Bl., das dort zwischen 5. 56 und 57 derOriginalpaginierung eingelegt war. Das nur vorderseitig beschriebene Bl.weist mehrere m. Bleist. vorgenommene Textänderungen auf.

586,13 56 (= Titel) = Rb. m. Bleist. 11 586,20 nach Leben m. Bleist.gestr. des Alltags I1 586,20 auch V. m. Bleist. für aber auch I1 586,21 alseine im voraus seiende Welt und V. m. Bleist. für also 11 586,21 nach Hin­sicht m. Bleist. gestr. ich nehme sie 11 586,23 von Realem Einf. 11 586,24hinfort Einf. 11 586,27 nach Geltungsmodi gestr. sollen nicht mehr naivbetätigte bleiben 11 586,27 nach das gestr. macht, was wir I1 586,28 (ohnesich in einer besonderen Vornahme und Entscheidung V. m. Bleist. fürbzw. sich 11 586,29 setze ich V. für setzen wir 11 586,30 ich versage mir V.für wir versagen uns 11586,31 nicht bloß Einf. 11586,36 bei im voraus Geltenist im voraus Einf. 11 586,37 bei die Kraft ist die V. m. Bleist. für seine 11586,37 die mir bisher V. für ich stelle mich nicht auf 11 586,38-39 Unddoch geht der alte Gang der Erfahrung weiter wie bisher V. für die ich,und doch weiter wie bisher, erfahre 11 586,40 modifiziert Einf. m. Bleist. 11586,40 mir eben V. für keinen 11 586,40 nicht mehr Einf· 11 586,40-41 aufdem ich bisher stand V., z. T. m. Bleist., für auf den ich mich, und ins­besondere auch als Urteilender, stelle 11586,43-44 von räumlich-zeitlichemDasein V. für von Weltlichem 11

Beilage 36 (S. 587-589)

Zwei aus Exemplar D stammende Bl., die ebenso wie die den Beilagen 37und 38 zugrunde liegenden Bl. in einem Umschlag liegen, der von einemBrief Friedrich Bergers an Husserl vom 13. September 1929 gebildet wird.Den Umschlag hat Husserl zwischen 5. 58 und 59 der Originalpaginierungeingelegt. Das erste der beiden hier abgedruckten Bl. ist von Husserl m.Blaust. als I paginiert, welche Paginierung offenbar sofort in 1 geändertwurde. Neben einer Bleistiftbemerkung weist es mehrere Blaustiftunter­streichungen auf. Die Rückseite beginnt mit einem sofort wieder gestr. TitelTranszendenz. Grundabsicht des 1. Buches Enthüllung der Transzendenz.Das zweite Bl. ist oben am Rand als 592 bezeichnet, d.h. als Neufassung desTextes des 2. Absatzes auf 5. 59 der Originalpaginierung. Neben mehreren

bei der Niederschrift vorgenommenen Verbesserungen weist es keine An­derungen auf. So ist zu vermuten, daß die beiden Bl. unabhängig vonein­ander entstanden sind, und erst später als <59>1 bzw. 592 zusammengestelltwurden. Deswegen wurden sie im Druck durch Asterisk voneinander ab­gesetzt.

587,2 59 (= Titel) ist der Bezeichnung 592 des 2. Bl. entnommen 11 587,4nach um gestr. die erste 11587,5 nach Bewußtsein gestr. Bewußtseinssubjektein eigenes Wesen hat, das 11 587,6 nach und gestr. in seiner Eigenwesent­lichkeit I1 587,9 nach Einstellung gestr. auf Bewußtseinserlebnis, auf Be­wußtseinssubjektivität überhaupt 11 587,9 nach Seelische gestr. auf Be­wußtseinssubjektivität und Bewußtseinsleben 11 587,10 nach Forschers)gestr. das einzelne Bewußtseinserlebnis ein wesensmäßig unselbständigesist, und derart, daß sich Bewußtseinserlebnis je eines Menschen und einereine und konsequente 11 587,11 vor wissenschaftlich gestr. als wissen­schaftlich rein 11 587,11 nach fungierend gestr. rein 11 587,12 zu nennen V.für genannt 11587,14 nach konsequent gestr. und aktual 11 587, 17 nach abergestr. innerhalb der 11 587,18 nach neuen gestr. und das schon Erfahreneergänzenden 11 587,24-25 zu einer Totalität abgeschlossenen Einf. und V.für endlos offenen 11587,25 solchen Einf. 11587,26-27 der KlammerausdruckEinf. m. Bleist. 11 587,29 nur Einf. 11 587,32 nach eigenen gestr. aprio­rischen Wissenschaft (Wesenswissenschaft) 11587,32-33 nach Wissenschaftgestr. und vor allem einer sowie in Sonderheit einer apriorischen 11 587,33die menschliche Subjektivität V. für das Bewußtsein, die Seele und so 11587,42 nach Erschauungen gestr. rein 11587,43 nach eine gestr. apriorische 11587,44 invarianten und V. für Wesen 11 588,3 erdenklicher V. für mög­licher 11 588,6 Erfahrungsanalyse von V. für Typisierung der 11 588,8 nachPhantasie gestr. also 11 588,8 nach mit der gestr. Konstruktion 11588,10 siehält sich also im Rahmen V. für also unter 11 588,11 realer V. für em­pirischer 11 588,11-12 nach mitverflochtenen gestr. Realitäten 11 588,13nach realen gestr. wirklichen und eidetisch möglichen 11588,17 nach Regiongestr. möglicher Erfahrung und phantasierend abwandelbarer Vorstellung(gestr. in fungierend abwandelbarer Phantasie) ist und wie sie danach inkonsequent erfahrender und fortphantasierender Anschauung in infini­tum als ein unendlicher Einheitszusammenhang zu durchlaufen ist: soähnlich kann, wie zu zeigen ist, in der Gegenrichtung durch eine konse­quent reine psychische Erfahrung abstraktiv ein regional geschlossenes,einheitlich geschlossenes Erfahrungsfeld erfahren bzw. in abwandelnderPhantasie als ein zusammenhängendes Reich quasi-erfahrend anschaulichverfolgt werden 11 588,19 nach Einheitszusammenhang gestr. als der der 11588,19 nach darbietet gestr. einen kontinuierlich fortzuführenden Naturdarbietet - ein den kontinuierlich die 11 588,24 vor ungebrochener gestr.kontinuierlich 11 588,31 vor Auf der gestr. Auf der einen Seite gründet indem kontinuierlich zu verfolgenden Feld wirklicher rein physischer Er­fahrung die 11 588,32 rein physischer Einf. 11 588,32 nach sich gestr. er­schließender 11 588,37-39 dasselbe bis ist V. für ebenso mindest zunächstals notwendige Frage zu erwägen sowie für Aufgabe zu stellen die 11 588,39

Page 108: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

684 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 685

Möglichkeit einer Einf. I1 588,45 nach Kraftlehre gestr. und der anderen 11

589,1 apriorischen V. für "rein" rationalen 11 589,2 "exakten" V. für ra­tionalen I1 589,3 eidetisch V. für reine 11 589,5 psychologischen V. für see­lischen 11 589,7 konkrete Psychologie V. für Psychologie überhaupt 11

589,10 hätte V. für ergäbe 11 589,12 als ihre reine ratio V. für in reinerRationalität 11 589,13 vor Tatsachenwissenschaften gestr. allen I1 589,13nach psychischen gestr. nach der Seite rein als solchem 11 589,16 nachPsychologie gestr. obschon nicht ganz 11

Beilage 37 (S. 589-590)

Einzelbi. aus dem gleichen Umschlag wie die den Beilagen 36 und 38 zu­grunde liegenden Texte. Von Husserl in Exemplar D zwischen 5.58 und 59der Originalpaginierung eingelegt. Das BI. ist nicht weiter bearbeitet.

589,27 nach als gestr. in sich zusammenhängend 11 589,28-29 eine offenendlose und doch für sich abgeschlossene Seinssphäre V. für und abge­schlossene Erfahrungssphäre 11 589,39 jener V. für der I1 590,2 nach derWelt gestr. beantwortet, vernünftig oder unvernünftig gestellt und 11

Beilage 38 (S. 590-594)

Text von sechs BI. aus dem gleichen, zwischen S. 58 und 59 der Original­paginierung in Exemplar D eingelegten Umschlag wie die Unterlagen der alsBeilage 36 und 37 abgedruckten Texte. Das erste, m. Blaust. als 591 be­zeichnete BI. beginnt mit dem sogleich wieder gestr. Satzbruchstück 59 kon­kreter gesprochen und zunächst in natürlich psychologischer Weise, diemenschliche (und tierische) Seele, das bewußtseinsmäßig Auf der Vorder­seite dieses BI. unten hat Husserl später m. Blaust. als einzufügen ein BI. aund b bezeichnet. Das m. Blaust. als zu 59 a bezeichnete Einschubbi. (abge­druckt oben S. 590, Zeile 33-5. 59I, Zeile 5) trägt auf der Rückseite dengestr. Bleistifttext: Die schlichte erfahrende Reflexion des vorwissenschaft­lichen Lebens, z.B. die von der erfahrenden Betrachtung eines Umwelt­dings oder -ereignisses, auf das Erfahren selbst zurückwendet und sichausdrückt als ich sehe, ich höre, oder die aus der schlichten Hingabe anErfreuliches den reflektiv erfahrenden Blick auf das ich freue mich richtet,ebenso auf das ich will, ich handle - solche schlichte, subjektiv gewendeteErfahrung, indem sie Ichakte, Ichzustände eben als die des Ich erfaßtund zum Ausdruck bringt, ist offenbar gerade in dieser Hinsicht keine"reine". Außerdem ist auf dieses BI. m. Bleist. der nur versehentlich nichtgestr. Text notiert bloße Schichte an konkreten Realitäten der Welt <einigeWorte unlesbar> zu erforschen ist, sondern daß sie in eigenwesentlicherReinheit einmal gefaßt und schon zu psychologischen Zwecken gefaßt,durch eine methodische Umstellung, die jene eigentümliche Epoche er­weckt, als absolutes Sein zu erfahren und erforschend zu verfolgen ist alseine prinzipiell eigenartige Seinsregion, Erfahrungsfeld einer prinzipiellneuartigen Erfahrung, die in der Tat zum Gebiet einer neuartigen, insUnendliche fortzuführenden Wissenschaft wird - der transzendentalen

Phänomenologie. Doch um das einzusehen, und zwar, wie es erforderlichist, von der auch wesensmäßig vorangehenden natürlichen Einstellungund der in ihr erwachsenden oder zu entwerfenden Psychologie (bricht ab)Diese ganze Rückseite des Einschubbi. gehört in den Rahmen jener m.Bleist. geschriebenen BI. im "Gibson-Konvolut", die in vorliegendem Halb­band als Beilagen 80, 8I und 83 veröffentlicht sind. Inhaltlich bildet daszweite Textstück einen Vorentwurf zu dem oben S. 590, Zeile 22-32 undS. 59I, Zeile I3-I5 abgedruckten Textstücke des BI. 591, welcher Text z. T.gleich auf den der Einschübe a und b folgt. Nach dem beschriebenen Einschubzu 59 a ist laut Husserls Angabe das Beibi. zu 59 b einzuschalten, das außerdem einzuschiebenden Text auch noch die Einfügung zum 3. Absatz von S.59 der Originalpaginierung enthält. Dieser Einschub ist hier sinngemäß ansEnde der Beilage gestellt (oben 5.593, Zeile 38-5.594, Zeile 4). Nach diesenbeiden Einschubblättern läuft der Text von BI. 591 durch bis auf die Mitte derRückseite des BI., wo er endet., Dies weist darauf hin, daß auch das m. Blaust.als 592 bezeichnete ttnd dergestalt dem vorigen angefügte BI. erst später an­gestückt wurde. Dies bestätigt auch der Beginn des BI., der folgenden m.Blaust. gestr. Text enthält: konkreter gesprochen, daß menschliche Seele,als bewußtseinsmäßig lebendes "Ich" in Reinheit an und für sich zu er­fahren und zu erforschen ist, und zwar in doppelter Weise: 1. psycholo­gisch, d.h. so, daß das innerhalb der konkreten Welt nur als unselbständigeSeite konkreter animalischer Realitäten auftretende Psychische im Rah­men der erfahrenden Anschauung rein in sich, in seinem regionalen Eigen­wesen thematisch gemacht wird und Der diesen Worten (die übrigens aufdem oben zitierten gestr. Bleistifttext der Beilage zu 59 a beruhen) folgendeText (ab zwar, abgedruckt oben S. 59I, Zeile 33ff.) der an BI. 591 anschließt,weist einige Bleistiftüberarbeitungen auf. Kurz vor dem Ende der Vorder­seite von BI. 592 ist m. Bleist. auf die Einlage 7t' verwiesen. Dieses BI. 7t',

Fortsetzung zu 592 ist ebenfalls spätere Beifügung zum Text (abgedrucktoben S. 592, Zeile 7-2I). Es stellt die ursprüngliche obere Hälfte zu demschon beschriebenen BI. zu 59 b dar. Sein ursprünglicher, jetzt auf der m.Blaust. gestr. Rückseite stehender Text, der eine Vorform des auf dem BI. zu59 astehenden Textstücks ist, lautet wie folgt: daß Bewußtseinssubjektivi­tät, Bewußtseinsleben ein erfahrbares eigenwesentliches Sein, das indieser Eigenwesentlichkeit absolut zu setzen ist <bis hierher m. Tintegestr.>, derart, daß es durch die oben beschriebene phänomenologischeEpoche nicht betroffen ist. Somit bleibt es in ihr als Residuum zurück,als eine prinzipiell eigenartige Seinsregion, unweltlich, keine Teilregionder Totalregion reales Weltall, von ihr und allen sich ihr einordnenden undsie bestimmenden realen Regionen prinzipiell geschieden und in keinerWeise an das Weltall angrenzend, sich mit ihm <nicht> zu einem umfas­senden Ganzen verbindend - und doch, wie sich zeigen wird, in einerbesonderen, einzigartigen Weise das Weltall "in sich tragend", es in sich"intentional konstituierend". Der auf diese Beilage 7t' folgende Text vonBI. 592 geht kontinuierlich über in den Text des ursprünglich m. Bleist. als

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686 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGENTEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 687

592 paginierten Schlußblatts der Beilage, dessen Paginierung Husserl m.Blaust. in 593 umgeändert hat.

590,16 reale V. tür bloße 11 590,24 und eigenwesentlicher Verbunden­heit Einf. I1 590,27 dieser V. tür hier 11 590,29 konsequent Einf. 11 590,31absolut Einf. 11590,39 Realitäten- Eint. 11590,40 nach Sonderregionen gestr.total 11 590,43 nach die gestr. keine 11591,3 realen Eint. 11 591,7 vor beschrie­benen gestr. Phänomenologie 11 591,9 zeigen V. tür herausstellen 11 591,11-12 mit der neuen Phänomenologie Eint. 11 591,13-14 im AusgangEinf. 11 591,14 nach früheren gestr. vorausgehenden 11 591,14 nach Ein­stellung gestr. ausgehend 11 591,26 statt den im Ms. den in den 11 591,29eidetisch V. tür ideal 11 591,31 und Tieren Eint. 11 591,36 weltzuge­hörigen Eint. 11 591,38 und rein physischer Phantasie Eint. m. Bleist.11 591,38-39 zusammenhängendes Feld V. m. Bleist. tür Erfahrungs­feld 1I 591,39 wirklicher Erfahrung oder Eint. m. Bleist. 11 591,39--40fingierender Quasierfahrung zu verflechten und zu durchlaufen ist V. m.Bleist. tür durchforschen ist 11 591,41 Erfahrung oder QuasierfahrungEint. m. Bleist. 11591,43 wie zu zeigen ist Einf. 11591,44 abstraktiv Einf. m.Bleist. 11 591,45--46 Bewußtseinssubjektivität V. tür Psychologie 11 591,46nach dann gestr. vielleicht 11 591,46 nach eine gestr. apriorische und em­pirische 11 592,3--4 eigentümlichen Einf. 11 592,6 durchdrang V. m. Bleist.tür kam 11592,10 Ganzheit V. tür Einheit 11592,13 angedeutet V. tür wiegesagt 11 592,16 vor Erfahrung gestr. systematischen 11 592,16 nach Er­fahrung gestr. und die aus ihr hervortretenden empirischen Typik 11592,17animalisches Lebewesen Einf. 11 592,18 psychische Seite dieser zwei­seitigen V. tür biologische 11592,18 nach Region gestr. (die im weitesten Sinnzoologische, zweiseitig konkrete) 11 592,19 psychischer Eint. 11 592,20-21nach Psychologie gestr. in der Methode 11 592,22 dieser V. m. Bleist. türeiner 11 592,24 und dessen, was sie als rein Erfahrenes behält, desgleichenEinf. 11 592,25 statt die Nachweisung im Ms. und die Nachweisung, dabeiist die Eint. m. Bleist. 11592,31 den Sinn einer V. tür als eine 11592,33 derPsychologie V. m. Bleist. tür des Psychologen 11592,35 sie bezeichnet dannnicht V. m. Bleist. tür in der sie nicht 11 592,36 nach Welt m. Bleist. gestr.bezeichnet 11 592,36 nimmt sie V. m. Bleist. tür m. Tinte gestr. sich heraus­stellt 11 592,37 den grundwesentlich neuen Sinn einer V. m. Bleist. tür alsdie 11592,38 Region V. tür Seinsregion 11592,38 an Eint. m. Bleist. 11592,38nach an m. Bleist. gestr. herauszustellen ist 11 592,38 rein, also unweltlichEinf. 11592,39 nach unreal gestr. (oder irreal) sind 11592,41 SelbsterfahrungV. m. Bleist. tür Erfahrung 11 592,41 nach ruhende gestr. transzendentale 11592,43-44 gegeben als im voraus Eint. m. Bleist. 11 593,7 wandelt sichEinf. 11 593,17 nach zugänglich gestr. doch als durch eine apriori möglicheEinstellungsänderung 11593,17-18 also über die V. tür eben die 11593,19-20durch eine apriori jederzeit mögliche Einstellungsänderung V. tür als11593,20 nach zugehörige gestr. mögliche 11593,20-21 nach Sinnesabwand­lung gestr. zu gewinnen I1 593,23 wiederholen wir V. tür beantwortet sichbzw. 11 593,23-24 nach Gesagten gestr. beantworten 11 593,24 beantwortenEinf. 11 593,28 Was verbleibt V. tür Das phänomenologische Residuum

sozusagen 11 593,29 Anschauung V. für Erfahrung 11 593, 29 einer Einf. 11593,29-30 ihr gesamtes Eigenwesen Einf. 11 593,31-32 nach Seinsregiondie wieder gestr. Eint. die als erfahrbare das Feld einer prinzipiell neu­artigen Wissenschaft werden kann - der transzendentalen Phänomenolo­gie. 11 593,32 transzendentale Region Einf. 11 593,34 ausführlich Einf. 11593,36 einsichtigen Einf. 11 593,39 nach sprechen gestr. wobei aber das 11593,41 nach eigenartige gestr. und neue 11 594,1 nach Ausdrücke gestr.transzendental 11

Beilage 39 (S. 594)

Text eines aus Exemplar D stammenden und dort zwischen die Seiten 64und 65 der Originalpaginierung eingelegten Bl.

594,6 Titel Beilage 64 Rb. m. Blaust. 11594,10 vor aber auch gestr. aberauch in welchem (gestr. Eint. : Zeitigungs) Modus Zeitigungs- <bricht ab> 11594,12 selbst da Einf. 11594,13 selbst Eint. 11

Beilage 40 (S. 594-595)

Text eines aus Exemplar D stammenden und dort zwischen die Seiten 66und 67 der Originalpaginierung eingelegten Bl. Das Bl. ist leicht m. Bleist.bearbeitet.

594,2467 Rb. 11594,26 Zum Abschluß des § Rb. 11 594,28 nach Z.B. gestr.nicht 11 594,30 nach von gestr. Zweck [I 594,30 und als solchen Einf. m.Bleist. 11 594,32 nach Maschinen gestr. etc. 11 594,32 literarischen Einf. 11595,3 nach den der gestr. Handwerker 11 595,5 nach steht gestr. aber auch 11595,6 nach aber auch gestr. Unterschiede wesentlich möglicher 11 595,6 im­mer Einf. m. Bleist. 11 595,7 nämlich Eint. m. Bleist. 11 595,10 nach erfassen­de gestr. in die so daß sie 11 595,11 "Vorstellens", im besonderen eines V.tür Erfassens, Bestimmens 11

Beilage 41 (S. 595-597)

Text dreier Bl., die Husserl in Exemplar A zwischen die Seiten 68 und69 der Originalpaginierung eingelegt hat. Alle drei Bl. sind leicht m. Bleist.bearbeitet. Das erste Bl. ist m. Tinte als 1 paginiert. Diese Bezeichnung hatHusserl m. Blaust. zu 691 erweitert und diesem Bl. die m. Blaust. als 692 und693 bezeichneten Blättchen angereiht. Sie sind entstanden aus einem in derMitte auseinandergerissenen größeren Bl., auf dessen früherer Rückseite ihrheutiger Text notiert ist. Die ursprüngliche obere Hältte des größeren Blattsträgt aut ihrer Rückseite nun den als 693 bezeichneten Schlußtext der Einlage,während die Rückseite der ursprünglichen unteren Hältte den Text von 692enthält. Der gestr. ursprüngliche Text des größeren Blattes lautet: Ebensodie Vorerwartung <bis hierher gestr.>. Allgemein kann diese Zugehörigkeitjedes meiner Erlebnisse zu einem <gestr.: Ganzen, obschon endlos offenenGanzen meines "Erlebnisstroms"> allheitlich abgeschlossen, in sicheigenwesentlich verbundenen Ganzen in folgender Weise evident ge-

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688 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 689

macht werden. Jedes Erlebnis, das ich in immanenter Reflexion erfasse,zunächst jedes "innerlich Wahrgenommene", das ist als strömendelebendige Gegenwart wirkliche, hat seinen immanent-zeitlichen Horizont<gestr.: seiner zunächst dunklen Vergangenheit und Zukunft. Er enthülltsich dadurch>. Er gehört dem Erlebnis zunächst als "Leer"-Horizont,als Horizont einer dunklen (unanschaulichen) Vergangenheit und Zu­kunft zu. Assoziative Weckung (evtl. auch willkürlich dirigiert) machtihn fortschreitend klar und macht dabei evident das anschaulich auf­tauchende Erlebnis, in reiner Erlebnisreflexion als das erfaßt; des vordemschon zu der lebendigen Gegenwart <gestr.: obschon vielleicht ganzunabgehoben zugehören als> Mitgehörigen <Ms.: mitgehörten> als dunkle,obschon vielleicht ganz unabgehobene Mitmeinung eines "nicht mehr"oder "noch nicht" Gegenwärtigen. Jedes so, in Sonderheit anschaulich,Hervortretende oder willkürlich Hervorgeholte, hat wieder seinenHorizont, der sich in ähnlicher Weise befragen und anschaulich ver­wirklichend klären läßt. Evidenterweise ist dabei der Zukunftshorizonteiner schon geweckten und klaren Vergangenheit wieder Vergangenheit,und zwar eine solche, die ich in Richtung auf die lebendige Gegenwartkontinuierlich enthüllen und als kontinuierlich einheitliche erschauenkann. Rückspringende Deckung, die von jeder Stelle als mögliche Ver­gangenheitsweckung evident ist, zeichnet immer wieder eine kontinuier­liche Strecke in Richtung auf die Gegenwart. Dieser Text ist eine Vorformdes Textes von BI. 691 (abgedruckt oben S. 595 Zeile I6-S. 596, Zeile 2I).Daneben enthält die obere Hälfte des ursprünglichen Entwurfblattes, d.h. dieheutige Rückseite von BI. 693, noch folgenden Entwurf zur Widmung einesGeschenkexemplars der im Juli/August I929 erschienenen Formalen undtranszendentalen Logik: Th. G. Masaryk, dem Logiker, dem <gestr.:hochverehrten> Führer in meinen allerersten philosophischen Studien<gestr.: dem Logiker>, in Dankbarkeit und ehrerbietigst überreicht.

595,14 69 am Rand m. Blaust. 11 595,16 Wesensnotwendigkeit V. fürwesensmäßig 11 595,16 statt alle Ms. allen sowie danach gestr. meinen 11595,22 vor Wesensmäßig gestr. Jedes 11 595,23 nach das gestr. mir 11 595,24zweiseitig enthüllbar Ein/. m. Bleist. 11 595,26 innerlich Einf. 11 595,27etwa zunächst Einf. m. Bleist. 11 595,27 die V. m. Bleist. für eine 11 595,29nach wird m. Bleist. gestr. jeweils 11 595,30 überhaupt Einf. m. Bleist. 11595,30-31 die jeweils auftauchenden V. m. Bleist. für solche 11595,31 nachEinzelheiten m. Bleist. gestr. etwa auftauchend danach m. Tinte gestr.anschaulichen 11595,31-32 oder Vorerwartungen Einf. 11595,32 nur Einf.m. Bleist. 11 595,32 nach schon gestr. wenn auch vielleicht ganz unab­gehoben 11 595,33 nämlich V. m. Bleist. für eben 11 595,34 ineins mit dem jetztlebendig Ein/. m. Bleist. 11 595,40 nach Iterierbarkeit gestr. sie lassen 11

595,40 den V. für die 11 596,1 nach möglich gestr. eines 11 596,2 nach zurgestr. evidenten 11 596,2 nach weiter gestr. entscheidend 11 596,2 nachevident gestr. zu machen 11 596,4 in die Ein/. 11 596,4 ferner V. für undschließlich 11 596,5-6 führt und enthüllbar ist V. für gehört 11 596,11-12eine apriorische Totalität Ein/. 11 596,14 Auf den genaueren Gang des

Stufenbaus der V. für Die genauere Begründung der 11 596,18 endloseEin/. 11 596,22 nach Erlebnisse gestr. in ihrer Eigenwesentlichkeit, wie siein 11 596,23-24 reines und somit Ein/. m. Bleist 11 596,24 nach was gestr.in ihr 11 596,25 nach diesem m. Bleist. gestr. seinem 11 596,28-29 von einer"äußeren" Wahrnehmung Ein/. 11 596,29 nach gehört gestr. wenn sie 11596,29 "äußerlich" Ein/. 11 596,30 nach und gestr. nicht mit geringsteMoment 11 596,34 evtl. Ein/. 11 596,34 nach gleichen gestr. Wahrnehmungs11596,40-41 in welchem ich das betreffende Wahrgenommene V. für dasihr Ding im Modus 11 596,41 leibhaften Ein/. 11 596,41-42 bewußt habeV. für meint 11 596,42 neuen V. für anderen 11 596,43 meine ich es zudemEinf· 11 596,43 nach "desselben" gestr. meint 11 596,43 jede dieser V. fürdie anderen 11 596,44 "leibhaft Einf. 11 596,44 leibhaft erfaßte Einf. 11596,45 nach für gestr. liegt nicht reell beschlossen als Teil oder Momentll597,2 im besonderen Einf. 11 597,4 nach hat gestr. als irgend 11 597,6 nachreiner gestr. Selbst 11 597,6 statt auch Ms. ist auch 11 597,8 nach meinemgestr. Wesens 11 597,11 nach die das gestr. Eigenwesentliche (den adäquatanschaulichen Gehalt) 11 597,12 nach Erlebnisse gestr. und der ganzen 11597,12 nach also gestr. mit 11

Beilage 42 (S. 597)

M. Bleist. beschriebenes BI., das Husserl zwischen S. 70 und 7I derOriginalpaginierung in Exemplar D beigelegt hat. Der Text ist auf die Rück­seite einer Rechnung des M ax N iemeyer Verlags vom 9. September 1929notiert, in der der Verlag über die Verschickung von Geschenkexemplaren derFormalen und transzendentalen Logik an Neumann, Binder, Jensen,Hilbert, Broad, Schweitzer, Albrecht, Dawes Hicks abrechnet. AUf derRückseite hat Husserl, außer dem als Beilage 42 abgedruckten Text, noch m.Blaust. die Namen Jakob, Arnim, Schestov, Schneider notiert, an welchePersonen wohl ebenfalls Geschenkexemplare der Formalen und transzen­dentalen Logik versandt werden sollten. Dem oben wiedergegebenen Beilagen­text geht vorher der m. Tinte notierte und sogleich wieder gestr. Verbesserungs­entwurf Betrachten wir nun die Realitätenwelt sowie der Entwurf Nachder Betrachtung der Erlebnisse in sich als Erlebnisstrom betrachten wirAußerdem der m. Bleist. geschriebene und wieder gestr. Entwurf Wie ist nundiese "Verflechtung" von realer Welt und <Bewußtsein> zu verstehen,da doch Bewußtsein im Bewußtseinsstrom je ein abgeschlossener Zu­sammenhang sein soll.

597,15 70 Rb. m. Bleist. 11 597,18 nach uns gestr. was sie nach Sein undSosein 11 597,19 nach Bewußtsein gestr. erfahrene, gemeinte 11 597,20-21in seinem eigenwesentlichen Zusammenhang das Ein/. 11 597,21 nach undgestr. jeweiligen Synthesen 11 597,24 nach selbst gestr. und den darin vomIch in 11597,28 nach Bestimmtes gestr. da doch personales Sein 11

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690 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 691

Sein als DaseinWassein in "Weisen des Seins"Charaktereigenschaften, ...Dem Dasein im Gegenteil "geht esum sein Sein"

VorhandenseinWas-sein: Eigenschaften

<Dem vonhandenen Seiendenist sein Sein <gleich>gültig bzw.weder gleichgültig noch un­gleichgültig.<mo Bleist.: Be>deutsamkeit?

601,16 97 Rb. 11 601,19 nach Welt gestr. an der 1I 601,20 Diese V. für DieWelterfahrung ist die 11 601,21 nach Umwelt ist gestr. umspannt ist ja 11601,23 körperliche Leiber V. für Leiber 11 601,24 nach Leiber gestr. nichtKultur 11 601,24-25 körperlich als reale Weltvorkommnisse Ein/. 11 601,25nach Welt gestr. durch 1I 601,26 nach ihre gestr. körperlich 1I 601,28 nachunzureichend gestr. Das materielle Ding nahmen wir 11

Beilage 44 (S. 598)

Notiz auf der Rückseite einer Drucksache. Das ursprünglich in Exe.m.plarAeingelegte BI. wurde von Husserl später zwischen S. 86 und 87 derOngmal­paginierung in Exemplar Deingelegt.

Beilage 43 (S. 597-598)

Text eines nur auf der Vorderseite beschriebenen BI., das urspr~n~lich

in Exemplar A eingelegt war, aber später zwischen S. 80 u~d 8I.der .Ongm~l­paginierung in Exemplar D beigelegt wurde. Auf der Rucksez~e fz~det. szchfolgender nicht gestr. Satz: Das alles kann d?ch nicht ernsthch m dIeserDarstellung der Ideen, an dieser Stelle ausemandergesetzt ,:"erden. .

598,4 nach Punktes gestr. der Dauer, die die des Dinges 1st und dIe I1

598,4 statt in dem Ms. in der I1

Beilage 45 (S. 598-601)

Text eines m. Bleist. notierten Doppelbi., das Husserl zwischen S. 86 u~d

87 der Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Als ~. Blezst.geschriebener Text gehört dieses Ms. in den Zusammenhang der Bezlage~ 80,8I und 83 aus dem Gibson-Konvolut (vgl. auch die textkrit. Anm. zu Bezlage38). Das Ms. ist nicht weiter bearbeitet.... . .

598,27 Titel = Rb. 11598,34 Ding- V. fur Erlebms- 11599,12. WIe ll~mer

Einf. 1I 599,13 nach "reales" gestr. gegeben 11 599,19 für mIch Eznf: [I

599,20 nach mit gestr. Sinn I1 599,23 wirklich Ein/. 1I 599,30 a~sch~uhch

Ein/. 1I 599,35 unbekannten Einf. II 599,37 Erinnerung. V. fu~ WIeder­erinnerung II 599,38 nach beschränkten gestr. (stets mIt HOrIzonten 1159941 Also auch dieses V. für das seinerseits II 599,42-43 das Welt­erf~hrung für mich V. für ob das eine apodiktische Z:veifell~sigke~: 11599,47 einer V. für der 11600,1 durfte ich Ein/. 11600,10 hm V. fur zuruck11 600,10 konkrete Einf. II 600,13-14 aus dem V. für in der I1 600,18 ver­schiedenartigen V. für wechselnden 1I 600,23-24 vor Erfahrung gestr.Meinung und 1I 600,34 indiziert V. für drückt I1 60~,35 na~h Tatsachegestr. aus II 601,1 Jedem V. für Soviel II 601,4 unendhche Ezn/. ~I 601,12letzte fest wurzelnde V. für allein verwurzelnde I1 601,12 -kraft Etnf· 11

Beilage 46 (S. 601)

M. Bleist. geschriebenes Beilagebi. (vgl. die textkrit. Anm. zu Beila~e.45),

das von Husserl in Exemplar D zwischen die Seiten 96 und 97 der Ongmal­paginierung eingelegt wurde. Es ist auf die Rückseite eines E.xzerpt~ aus M.Heideggers Sein und Zeit notiert, welches Werk Husserl zm jultfAugustI929 ausführlich studiert hat (vgl. I. Kerns "Einleitur:g des Hr~g." zuHusserliana XV, S. XXII/.). Der Text dieses m. Tznte geschnebenenExzerpts des Beginns von § 9 des Heideggerschen Werkes lautet:

Beilage 47 (S. 601-603)

Text zweier nicht weiter überarbeiteter BI., die Husserl zwischen S. 98 und99 der Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat.

602,13 nach diese gestr. Möglichkeit 1I 602,15 statt und ihre Ms. und die<gestr. für sie> ihre I1 602,19 -artige Wesen Einf. 11 602,24 Erfahrungen V.für Wahrnehmungen 11 602,24 vermutende V. für Antizipationen I1602,36-37 Erfahrbarem V. für Wahrnehmbarem 11 602,38 Typik V. fürArt 11 602,40 ihre Geltung haben, evtl. Ein/. 1I 602,41 eigener Ein/. 11603,6 mittelbaren Ein/. II 603,13 nach diesen gestr. gegenüber als 1I

Beilage 48 (S. 603-604)

Text eines BI., das Husserl in Exemplar D zwischen die Seiten IOO undIOI der Originalpaginierung eingelegt hat. Der oben im Druck durch Aste­risk vom Vorhergehenden abgetrennte Textteil ist im M s. durch einenQuerstrich über die ganze Breite des BI. vom vorangehenden Textstück ge­schieden. Das BI. weist eine größere Anzahl von Unterstreichungen m.Bleist. au/.

603,18 100 Rb. m. Bleist. 11 603,20-21 leibhafte Einf. 1I 603,21 verhar­renden Einf. 603,30 in seinem anschaulichen Bestande Einf. I1 603,36gehören V. für gehört 11 603,38-42 Klammerausdruck = Ein/. /1 604,3nach wechselnden gestr. Genauigkeit 11 604,5 durch den V. für aus dem I1604,5 motivierte V. für entspringende, durch ihn selbst nahe 11 604,7 inkantischer Rede Ein/. 11604,9-10 "exakte" (mathematische) V. für nichtaus den I1 604,10 bloße Ein/. 11 604,10 aus der Anschauung direkt V. füraus direkter Anschauung 11 604,12 nach in denen gestr. der jeweils ge­sonderte Stil der Erfahrung, so wie er aus ihrem Gang sich bestimmtvorzeicl:;met 11 604,14 mathematisch Ein/. 11 604,15 exakten Ein/. 1I 604,16nach Erfahrungsgegebenheiten gestr. Diese Aufgabe logisch-theoretischeroder logischer Bestimmung ist Bestimmung 11 604,18 nach Dinge gestr.aber 11 604,19 nach Gehalte gestr. selbst 11 604,19 nach sich gestr. anschaulich

Page 112: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

692 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGENTEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 693

11 604,20 theoretisch Eint. 11 604,20 nach vermeinten gestr. so wie allezufällige Relativität 11604,23 Erfahrungspraxis V. m. Bleist. tür als welche11 604,25 nach praktische gestr. Umstände 11 604,26 nach als gestr. er­fahrungsmäßig seiend 11 604,27 nach Wechsel der gestr. praktischenZwecke und 11 604,28 nach Art der gestr. Zielung hindurch 11

Beilage 49 (S. 604-605)

Text eines m. Bleist. nur aut der Vorderseite beschriebenen BI., dasHusserl zwischen S. I02 und I03 der Originalpaginierung in Exemplar Deingelegt hat.

604,32 103 Rb. 11 604,36 vor die gestr. Natur 11 604,37 nach erfahrendengestr. bzw. theoretisch 11 604,38 logisch V. tür theoretisch 11 605,1 realeEinf. 11605,8 immanenten Eint. 11 605,10 nach kommt gestr. für mich 11

Beilage 50 (S. 605)

Text eines nicht weiter bearbeiteten BI., das zwischen S. I68 und I69 derOriginalpaginierung in Exemplar A eingelegt war.

605,24 nach gehören Ms. nicht 11

Beilage 51 (S. 606)

Text aut der Vorderseite eines nicht weiter bearbeiteten BI., das Husserl,ebenso wie das der Beilage 52 zugrunde liegende BI., zwischen S. I78 undI79 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat.

Beilage 52 (S. 606-607)

Text eines BI., das Husserl, ebenso wie das der Beilage 5I zugrundeliegende Bl., zwischen S. I78 und I79 der Originalpaginierung in ExemplarAeingelegt hat. Das BI. weist einige Unterstreichungen m. Rotst. auf.

606,14 Beilage in Ideen I = Rb. m. Bleist., 179ff. = Rb. m. Blaust. 11606,26 statt ich den Ms. mir der 11

Beilage 53 (S. 607-608)

Text eines ursprünglich aus Exemplar A stammenden BI., das Husserl,ebenso wie das der Beilage 54 zugrunde liegende BI., später in Exemplar Dzwischen die Seiten 206 und 207 der Originalpaginierung eingelegt hat.

607,13 Titel = Rb. 11 607,38 zusammengehen V. tür zusammengehende11607,38 anschauenden Eint. 11608,3 gegliedertes V. tür von Mannigfaltig­keiten 11

Beilage 54 (S. 608-609)

Ursprünglich aus Exemplar A stammendes BI., das Husserl gleich demin Beilage 53 abgedruckten Bl. später zwischen S. 206 und 207 der Original-

paginierung in Exemplar D eingelegt hat. Das BI. weist an zwei StellenUnterstreichungen m. Rotst. auf.

608,27 nach und den gestr. entsprechenden 11609,32 noematischen Einf. 11

Beilage 55 (S. 609-610)

Text eines in Exemplar A liegenden BI., das Husserl, ebenso wie das derBeilage 56 zugrunde liegende BI., zwischen S. 228 und 229 der Original­paginierung des Werks eingelegt hat. Das BI. weist einige wenige An- undUnterstreichungen m. Rotst. und Blaust. auto

610,5 nach Gegenmodus gestr. in dem 1I 610,5 nach vollziehendes gestr.als 11 610,26 vor Auch gestr. ad 230. Diese Aktualität 11

Beilage 56 (S. 610-611)

Text eines leicht m. Bleist. bearbeiteten BI., das Husserl, ebenso wie dasder Beilage 55 zugrunde liegende BI., zwischen S. 228 und 229 der Original­paginierung in Exemplar A eingelegt hat. Das BI. ist nur aut der Vorder­seite beschrieben.

610,37 Ideen S. 228 Titel m. Bleist. 11 611,7-8 in einer Klasse vonFällen V. tür überhaupt 11 611,8 nach Modifizierten gestr. eine unmodifi­zierte Setzung, eine Setzung schlechthin nennen wir im Gegensatz 11611,9 nach kontrastieren wir gestr. "wirkliche" Setzung, die Setzungschlechthin, die unmodifizierte Setzung unter dem Titel " wirkliche"Setzung 11 611,11 nach modifizierten gestr. Andererseits kontrastierenwir in anderen Klassen von Fällen Wirklichkeit und Möglichkeit, undinsbesondere auch da, wo die Möglichkeit eine im Wesen einer Sachlich­keit begründete Eigenheit ist, die eine Verwirklichung in einer 11 611,12speziell V. tür zwar 11 611,13-14 nach Wirkliche gestr. als ein 11 611,14nach durch eine gestr. Herauszuholendes, als ein verborgen Enthaltenesaus sich Herzu<?> [1611,15 evtl. Eint. 11

Beilage 57 (S. 611)

Kurrentschrittlicher Text aut der Rückseite einer Drucksache aus denletzten Monaten des Jahres I909. Das BI. wurde von Husserl, ebenso wiedas der Beilage 58 zugrunde liegende BI., zwischen S. 232 und 233 derOriginalpaginierung in Exemplar A eingelegt. Unten hat Husserl in Steno­graphie das Bruchstück notiert und wieder gestr.: Es ist ferner auch.

611,20 I. Absatz § 114 Eint. m. Bleist. 11 611,22 Erlebnissen V. türAkten, darunter den 11

Beilage 58 (S. 611)

Kurrentschrittlicher Text eines BI., das Husserl, ebenso wie das derBeilage 57 zugrunde liegende BI., zwischen S. 232 und 233 der Original­paginierung in Exemplar A eingelegt hat.

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694 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGENTEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 695

611,26 vor zu gestr. eine 11 611,34 Wünschen Eint. 11 611,34 nach usw.gestr. vollziehend 11

Beilage 59 (S. 612)

Text eines hauptsächlich kurrentschrittlichen BI., das Husserl zwischenS. 234 und 235 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat. Dasaut der Vorderseite beschriebene, nicht weiter bearbeitete BI. trägt vor derHusserlschen Bezeichnung S. 234 den Hinweis Ideen. Letzteres Wort ist ineiner Art geschrieben, die der Handschritt Edith Steins zu ähneln scheint.

612,10 Potentialität V. tür Positionalität 1/

Beilage 60 (S. 612)

Hauptsächlich kurrentschrittliches BI., das Husserl zwischen S. 236 und237 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat. Das nur aut derVorderseite beschriebene BI. weist eine Rotstitt- und mehrere Blaustitt­unterstreichungen auto

Beilage 61 (S. 613)

Text eines ursprünglich aus Exemplar A stammenden, von Husserl aberspäter in Exemplar D zwischen S. 238 und 239 der Originalpaginierungeingelegten Blättchens.

Beilage 62 (S. 613-614)

Text eines BI., das Husserl in Exemplar A zwischen S. 242 und 243 derOriginalpaginierung eingelegt hat. Das beidseitig beschriebene Bl. ist nichtweiter bearbeitet.

613,37 positionales V. tür thetischen 11 613,37 nämlich Einf. 1/ 614,4nach Gesamtcharakter gestr. in Form 11

Beilage 63 (S. 614-615)

Text eines beidseitig beschriebenen, nicht weiter überarbeiteten BI., dasHusserl zwischen S. 246 und 247 der Originalpaginierung in Exemplar Aeingelegt hat.

614,29 nach gleichmäßig gestr. zu " 614,32 bei Zeichenobjekt -objektEint. 1/ 614,33 Auch das Allgemeinheitsbewußtsein Eint. 11 614,36 nachsind gestr. in dem Sinn 11

Beilage 64 (S. 615)

Text eines kurrentschrittlichen Zettels, der ursprünglich aus Exemplar Akommt, von Husserl aber später in Exemplar D zwischen die Seiten 248 und249 der Originalpaginierung eingelegt wurde.

Beilage 65 (S. 615)

Text eines hauptsächlich kurrentschrittlich abgetaßten BI., das vonHusserl zwischen S. 252 und 253 der Originalpaginierung in Exemplar Aeingelegt wurde.

615,25 Titel = Titel des Ms., der dort die Form hat: zu § 122, 253/4,sowie Rb., die im Ms. lautet: Zu S. 253f. "

Beilage 66 (S. 616)

Text eines meist kurrentschrittlichen Zettels, den Husserl in Exemplar Azwischen S. 270 und 27I der Originalpaginierung eingelegt hat.

Beilage 67 (S. 616-617)

Text zweier BI., die Husserl m. Tinte als 1 und 2 bezeichnet hat. Sie sinddem Exemplar A zwischen S. 272 und 273 der Originalpaginierung bei­gelegt. Diese BI. weisen einige wenige Spuren einer Bearbeitung auto

616,13 § 132 Eint. m. Blaust. " 616,15 noematischen Eint. " 616,29bloß Einf. 1/ 616,34 (und zwar der Hülle des Sinnes) Eint. 1/ 616,34 nachbetrifft gestr. aber 1/ 617,23 nach dasselbe? gestr. Doch wohl. 11 617,23unveränderte Eint. 1/ 617,43-44 Anm. I = Rb. 1/617,45 Anm. 2 = Rb. 11

617,46 Anm. 3 = Erg. m. Blaust. 1/

Beilage 68 (S. 618)

Text eines nur aut der Vorderseite beschriebenen Einzelbi., das, ebensowie die den Beilagen 69 und 70 zugrunde liegenden BI., aus Exemplar Astammt, von Husserl aber später in Exemplar D zwischen die Seiten 282 und283 der Originalpaginierung eingelegt wurde.

618,15 -setzung V. tür -charakters 1/

Beilage 69 (S. 618-619)

Text eines meist kurrentschrittlich geschriebenen BI., das ebenso wie dieden Beilagen 68 und 70 zugrunde liegenden BI. aus Exemplar A stammt,von Husserl indessen zwischen S. 283 und 284 der Originalpaginierung inExemplar D eingelegt wurde.

618,26 Titel = Rb. 11 618,36---37 etwa gelegentlich einer Aussage Eint." 619,6 oder eidetische Besonderungen Eint. 11 619,15 nach Einsehengestr. und zwar 11

Beilage 70 (S. 619-622)

Text" dreier nicht weiter bearbeiteter BI., die vor allem zu Beginn kurrent­schr~ttlich, . gegen Ende .dag~gen hauptsächlich stenographisch niederge­schrzeben sznd. Ebenso wze dze den Beilagen 68 und 69 zugrunde liegendenTexte entstammen sie ursprünglich dem Exemplar A, wurden indes von

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696 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 697

Husserl später zwischen S. 282 und 283 der Originalpaginierung in ExemplarDeingelegt.

620,31 mittelbare Einf. I1 620,43 nach nachdem gestr. es 11 621,22Urteile, Seinsverhalte V. für (in Anführungszeichen) 11 621,32 (besser:Charakter?) Einf. 11 621,38 evident evtl. Einf· 11

Beilage 71 (S. 622-623)

Text eines teils kurrentschriftlich, teils stenographisch geschriebenen BI.,das ursprünglich aus Exemplar A kommt, von Husserl aber später zwischenS. 290 und 29I der Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt wurde.Die Rückseite dieses Bl. trägt das folgende m. Tinte und Blaust. gestr.Textbruchstück, das offenbar eine Vorarbeit zu dem als Beilage 70 publi­zierten Text ist: relativer auf ein einsichtig geworden Sein von etwas, dasnicht einsichtig war, auf das einsichtig Werden einer uneinsichtigenUrteilsmeinung ? Einsicht = Einleuchten. Es leuchtet mir ein. Ich hattevorher kein Licht, nun habe ich das Licht, das mir den Sachverhalterhellt. Ist es nicht jedenfalls ein Ausdruck des Kontrastes gegenüberden Fällen, wo dasselbe gemeint, aber "ohne Einsicht" gemeint ist?Sicher ist, daß wir das Wort Einsicht nie bei Aussagen über individuelleEinzelheiten verwenden. Andererseits doch bei Gesetzen. Von einemNaturforscher sagt man, wenn er ein Naturgesetz entdeckt hat, er habeunsere Einsicht (und die seine) erweitert. Nun ist das freilich immer eine~Wahrheit, die ex datis in mittelbaren Denkprozessen abgeleitet ist unddann als mittelbare Notwendigkeit bewußt ist und "eingesehen". ZumTeil freilich auf Grund von Hypothesen

Beilage 72 (S. 623-624)

Text eines ursprünglich aus Exemplar A stammenden, von Husserl aberspäter in Exemplar D, und zwar zwischen S. 296 und 297 der Original­paginierung eingelegten Bl.

623,25 ermöglicht V. für fordert 11 624,6 statt als Ms. also [I

Beilage 73 (S. 624-625)

Text eines teils kurrentschriftlich, teils stenographisch niedergeschriebenenBI. Ursprünglich aus Exemplar A kommend, hat Husserl es später inExemplar D zwischen S. 298 und 299 der Originalpaginierung eingelegt.

625,8 nach zerfallen gestr. hier 11

Beilage 74 (S. 625)

Text eines Halbbl., dessen zweite Hälfte das der Beilage 75 zugrundeliegende BI. ist. Das nur vorderseitig beschriebene BI. kommt ursprünglichaus Exemplar A. Später hat Husserl es zwischen S. 308 und 309 der Original­paginierung in Exemplar Deingelegt.

Beilage 75 (S. 626)

Text eines Halbbi., dessen erste Hälfte das in Beilage 74 veröffentlichteBI. ist. Das teils kurrentschriftlich, teils stenographisch beschriftete BI. stelltdie Rückseite eines Entwurfs zu einem Brief Husserls an August Messer vonAnfang I9I5 (?) dar. Ursprünglich aus Exemplar A kommend, hat Husserldieses BI. später in Exemplar D zwischen S. 3IO und 3II der Original­paginierung eingelegt.

IV. AUS DEM "GIBSON-KONVOLUT"

Beilage 76 (S. 627-629)

Text der Bl. I26-I28 aus dem Sammelkonvolut BI 911. Husserl hat ihmm. Blaust. den Umschlagtitel Reduktion. Psychologie und transzendentalePhänomenologie gegeben. Der Sonderumschlag II4/I34, dessen Inhalt indieser bzw. den folgenden Beilagen vollständig wiedergegeben ist, wird voneinem Brief Edith Steins an Husserl vom 10. September 1929 gebildet. Aufder Vorderseite des Sonderumschlags hat Husserl m. Blaust. notiert Gibson,für Ideen-I<Ms.: Ih-Umarbeitung gedacht. Zur Psychologie. Weg überpsychologische Reduktion. Diese Notiz ist über einen m. Bleist. steno­graphierten und wieder gestr. Text geschrieben. Er lautet folgendermaßen 592<d.h. zu S. 59 der Originalpaginierung der Ideen I, 2. Absatz, dem dieserText offenbar vorangehen sollte> Aber sie gibt gleichwohl nicht das Be­wußtseins-Ich und Bewußtsein auf mit dem Gehalte, der in der <gestr.:psychologischen Abstraktion> natürlich psychologischen Auffassung denSinn seelische und abstrakte Komponente des realen Menschen hat. Indiesem Sinn ist Bewußtsein als absolut Seiendes erfahrbar, also über­haupt und in Wahrheit konsequent setzbar, beurteilbar, erkennbar in einerKontinuität transzendentaler Erfahrung, bzw. als Bewußtsein einesabsoluten Eigenseins und Eigenwesens, das durch die phänomenologischeReduktion nicht ausgeschaltet, sondern im Gegenteil erst durch ihrenVollzug anschaulich zugänglich ist, nämlich in diesem absoluten Sinn.Gemäß dieser kurzen Vorzeichnung versteht sich, daß in der Tat sozu­sagen ein phänomenologisches Residuum übrig bleibt, also daß dieInhibierung aller Urteile über die Welt, darin aller psychologischer Ur­teile nicht etwa nichts mehr als erfahrbar und erkennbar übrig läßt,vielmehr eine unendliche, prinzipiell eigenartige Seinsregion, <gestr.: diedes transzendentalen Seins> Dieser Text, offenbar eine Vorlage für Teiledes als Beilage 38 abgedruckten Ms., wurde wohl durchgestrichen, nachdemHusserl das darin Relevante in das Ms. jener Beilage übernommen hatte.- BI. I26-I28 in diesem Umschlag ist leicht m. Bleist. bearbeitet und weistBlaustift- und Rotstiftunterstreichungen auf. Nach ihrem Aussehen zuurteile1it, dürften diese Bl. aus der Mitte der zwanziger Jahre stammen.

627,15-17 Die Region bis Momenten Einf. 11 627,22 transzendentaleEinf. m. Bleist. 11 628,1 nach vergemeinschaftetes gestr. ein Eigenwesenhat, oder überhaupt 11 628,6 während wir auf natürlichem Boden stehen

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698 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 699

Einf. m. Bleist. 11 628,16 nachzugehen Einf· 11 628,26-29 Des soeben bisals meine V. für Weise der 11 628,30 zufällig geweckten V. für wirklichenoder möglicherweise eintretenden 11 628,32 nach für mich gestr. teilswahrnehmungsmäßig da, teils (durch Erinnerung in Antizipation, durchErwartung und Handlung) selbsttätig zugängliches Leben. Und imbesonderen es ist hier ein Feld möglicher absichtlich 11 628,35 dann wohlauch Eint.' 11 629,1 längst Einf· 11 629,18-19 unseres eige?en E.inf.. 11629,29-35 Es ist bis zeigen wird Einf. 11629,38-40 Doppelte bzs VexIerbIld

Einf. m. Bleist. 11

Beilage 77 (S. 630-632)

Text der BI. I02-I04 aus dem Konvolut B II 4. Sein Gesamtumschlagträgt den Titel Reduktion - Epoche (m. Grünst.). Der Sonderumschlag87/I09, der ursprüngliche Umschlag des "Gibson-Konvoluts",. tr~gt m.Rotst. die Aufschrift Ideen und zweimal m. Blaust. B II 16 sowze GIbson­Einlagen in die "Ideen", Bd. 1. Die weitere Bemerkung Darin Idee derNormalität in ihrer transzendentalen Bedeutung - der Einwand derVerrücktheit <mo Rotst.:> in den 12 Blättern hat Husserl m. Blaust. gestr.und dazu bemerkt Herausgenommen, in eigenem Umschlag. Diese Be­merkung bezieht sich auf das heutige Ms. B IV 3, das die Aufschrift trägtGehört zu dem Gibson-Konvolut für Ideen 1. 12 Blätter, darin Einwandder Verrücktheit. Herausgenommen hat Husserl diese BI. aus dem ur­sprünglichen Umschlag des Gibson-Konvoluts, weil er sie laut Aufschrift desUmschlags von B IV 3 schließlich Zu den Pariser Vorlesungen gestellt hat,in welchem Kontext sie auch in Husserliana XV, S. 22-39, als Text Nr. 2veröffentlicht wurden. - Weiter hat Husserl auf dem ursprünglichen Um­schlag des Gibson-Konvoluts im Konvolut B II 4, BI. 87 m. Blaust. nochnotiert Darin auch ein Versuch der Umarbeitung des Kapitel 2 <Ms.: 3>Abschnitt 2 der Ideenfür Gibson. Material zur Reduktion. Mit lila Stift trägtder Umschlag noch die Aufschriften Epoche. Faßt<?> durchaus wichtig<e>Entwürfe, geeignet als Beilagen zu einer Neuauflage der Ideen. In diesemSonderumschlag hat Husserl außer einigen wohl I929 entstandenen BI.hauptsächlich ältere Texte zusammengelegt, darunter die m. Bleist. auf 1927datierten BI. I02-I04. Sie sind m. Blaust. von 1-3 paginiert. Zu Beginnnotierte Husserl m. Blaust. diese Blätter <verbessert aus: dieses BI.> gut;am Rand von BI. I03 die wieder radierten Worte weniger gut, und auf BI.I 04 radierte er die Bemerkung auch nicht besonders förderlich. BI. I02 istdie abgerissene Rückseite eines anderen Manuskripts, dessen ursprünglicheVorderseite m. Rotst. und Tinte durchgestr. ist. Sein ursprünglicher Textlautete wie folgt: (die dadurch subjektiv erfolgt, daß sich in der Körper­lichkeit seelisches Sein und Leben ausdrückt) gegebene ist "Körper­lichkeit in Einheit mit einem Subjekt", und dieses Subjekt "erlebt" dasund das, hat Erfahrungen von Dingen "als Erscheinungen". Was es insich erlebt,. sind wirkliche und mögliche Synthesen, in denen Erfahrungs­einheit sich konstituiert und diese, so wie sie jeweils Einheitspunkt ist,gehört mit zu dem Subjekt und seinen Synthesen, und die entsprechenden

Potenzialitäten gehören ihm zu als seine Vermögen. "An sich", in derobjektiven Welt sind die Dinge, die Realitäten überhaupt, in dem be­treffenden Menschen, nämlich in seiner Seele sind Vorstellungen von denDingen etc. Jeder hat seine Erfahrungserlebnisse, jeder seine erscheinen­den Dinge als solche, jeder seine Urteile, Erfahrungsurteile, theoretischenUrteile etc. Jeder sein Werterieben etc. Daß Erfahrungen und Erfahrungs­objekte "als solche" in der objektiven Welt entsprechende Wahrheitenhaben, daß wenn die Erfahrung und das Denken in erfahrungslogischkonkreten Weisen von den Subjekten behandelt, in der Tat Wahrheitergeben, ist vorausgesetzt. Der Psychologe ist sicher, richtig denken zukönnen, nehmen wir an, er denkt richtig, nun dann haben wir dieseOrdnung: vorausgesetzte Welt, die jedermann erfährt und erfahren kann,bedenkt oder bedenken kann etc. und in ihr die erfahrbaren Subjekte undSubjektleiber. In den Subjekten <bricht ab>. Die Bl. I02-I04 sind m.Tinte, Blei-, Blau- und Rotst. weiter bearbeitet und weisen zahlreiche Unter­streichungen auf.

630,4 1927 Rb. m. Bleist. 11 630,6 noch nicht V. m. Bleist. für nicht 11630,7 und ein absolutes Einf. m. Rotst. 11 630,8 welches V. m. Bleist. fürdas 11 630,11 bei "erkenntnistheoretische" Anführungszeichen m. Blaust. 11630,12 die Einf. m. Bleist. 11 630,12 nach zu gestr. einer erkenntnistheo­retischen Feststellung 11 630,17 statt so Ms. so so 11 630,18 Welt Einf· 11630,12 und 22 Klammern m. Blaust. 11 630,32 selbstverständlich V. fürselbst erfahren, meinen wir 11 630,35 nach wir gestr. es nur 11 630,40 undGeltung Einf. 11630,43-45 als bis Einfühlung Einf. 11 631,10 muß da sagenV.für bei Anderen 11631,15 gelte ich mir als Einf. 11631,16 Aber Einf. m.Bleist. 11 631,16-17 zu gewinnen Einf. 11 631,17 von ihr Einf. 11 631,19zugleich in meiner Geltung Einf. 11 631,20 geltende bleibt V. für gilt 11631,22-632,2 Klammern m. Rotst. 11 631,28 nach was gestr. rein" 631,29und offenbar V. für und 11 631,30 Die Beschreibung Einf. 11 632,10-12Dieses Leben bis und es Einf. 11 632,14 mein V. m. Blaust. für unser 11632,23 konkreten Einf. m. Blaust. 11 632,26 eigenwesentlichen Inhaltmeines Einf. 11 632,27 Psychischen V. für Seelischen 11 632,29 zunächstmeines und dann unseres V. für in 11 632,30 als Einf. 11 632,37-39 Anm. I= Rb. 11

Beilage 78 (S. 633-640)

Text der BI. I29-I33 aus dem Sonderumschlag II4/I34 im KonvolutBI9 II (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen76 und 79-84 entnommen sind. Diese von Husserl als 1-5 m. Bleist. pagi­nierten BI. weisen Bearbeitungen und Unterstreichungen m. Tinte, Bleist.,Blaust. und Rotst. auf. Entstanden sind sie, wie ihre Bezugnahme auf die"Kantnde" zeigt, nach I924, und zwar offenbar einige Jahre danach.Andererseits sind sie vor dem Herbst I929 niedergeschrieben. Deswegen istals Datum das Jahr I928 wahrscheinlich.

633,2-4 Titel = Rb. m. Blaust. 11 633,6-7 Untertitel = m. Blaust. zuge­fügter Titel des M s. 11633,18-23 Darin liegt bis erkennbar Einf. 11 633,24-26

Page 116: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

700 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 701

Die reine bis Mitsein V. m. Bleist. für gestr. Einf. und zwar so, daß seinSein durch eine Entscheidung für Nichtsein der realen Welt nicht auf­gehoben, sondern, wie wir noch einsehen werden, vorausgesetzt wäre. I1633,32-33 rein an sich und für sich Einf. II 633,33 absolut Einf. m. Rotst. 1I633, 37-39 Nämlich bis seiend Einf. I1 633,43 vorstellen V. für denken 11

634,1 Momente V. für Punkt I1 634,4-5 vorstellen V. für voraussetzen I1634,7-8 in Evidenz Einf. I1 634,11-14 dabei Rb. m. Rotst. dazu Beilage I,n. Diese Beilagen waren in Husserls Nachlaß nicht aufzufinden bzw. zuidentifizieren 11 634,29-30 Aber die Wesensmöglichkeit der Abwandlungbesteht. Einf. m. Bleist. 11 634,32 nach daß gestr. für mich I1 634,34 nachin sich ist m. Blaust. gestr. was es ist 11 634,44-635,2 Wäre mein Sein bisinhibiert wäre Erg. am Rand 11 635,13 in eigener Einf. m. Bleist. 11 635,14Erfahrung gegebenes Einf. m. Bleist. 11 635,14 nach nun m. Bleist. gestr.Einf. in dieser Absolutheit 1I 635,16-37 Klammern m. Bleist. II 635,17exemplarisch - eidetischen Einf. I1 635,27 -sein im Ichleben Einf· 1I636,1 1) m. Blaust. nachgezogen I1 636,1 obige Einf. 11 636,1-2 schränktbis eingeschränkt Einf. 11 636,3-4 obschon er auf dem Wege zu diesemliegt m. Tinte nachgezogene Einf. m. Bleist.11 636,10-14 Der bis Einstel­lung in blaue Keilklammern gesetzt, wohl zur Hervorhebung 1I 636,15 2) m.Blaust. nachgezogen II 636,15 ferner Einf. m. Bleist. II 636,35-36 Es kannbis ganz wie ein V. für Es kann daher gesagt werden, daß zugleich es der11 636,37 eidetischen Einf. I1 636,38 statt Innerlichkeit Ms. Innerlichkeitist 11 636,42 am Rand m. Blaust. bemerkt und sogleich wieder gestr. 1924 11637,10-12 Statt bis herausgestellt Einf. 11637,14 zuerst Einf. m. Blaust. 11637,15 vor Selbsterfahrung m. Bleist. gestr. Selbstwahrnehmung 1I 637,30reiner reduzierter Einf. m. Bleist. 1I 637,42 als psychophysisch reale Einf.m. Bleist. 11 637,43-44 als psychophysisch zweiseitiger Einf. m. Bleist. 1I638,1 Untertitel = Rb. m. Rotst. II 638,7-11 Wenn bis Idealismus in blaueKeilklammern gesetzt, wohl zur Hervorhebung 11 638,20 darin bewußtenrealen Einf. m. Bleist.11638,22 so wie das Psychophysische Einf. m. Bleist. 11638,26 Geltung inhibierte Einf. m. Blaust. 1I 638,28 alsdann Einf. m.Blaust. 11 638,31 nach Erforschung m. Bleist. gestr. derjenigen 1I 638,35­639,1 als phänomenologisch forschendes Ich Einf. m. Bleist. 11 638,36-46A nm. I = Rb. II 639,5 nach enthalte gestr. sie offen I1 639,15 vor Aber m.Blaust. eine (nirgends geschlossene) Keilklammer geöffnet 1I 639,35 alsMöglichkeit und Wirklichkeit Einf. 11 639,45 transzendental Einf. m.Bleist. I1 639,46 als absolut Einf. I1 640,1 transzendental Einf. m. Bleist. II

Beila~e 79 (S. 640-641)

Text von Bl. II5 aus dem 50nderumschlag II4/I34 im Konvolut BI 9 II(vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen 76,78 und 80-84 entstammen. Außer den sogleich bei der Niederschrift imHerbst I92Q angebrachten Textänderungen weist das Bl. keine spätereBearbeitung auf. Dem oben gedruckten Text geht vorher der gestr. TextPsychologie aus Quellen innerer Erfahrung ist die ursprüngliche Zugangs­methode des Seelischen, die Erfahrungsart, in der es sich in seiner

von allem physischen Sein grundunterschiedenen Eigenart direkt zeigt.640,11-12 so sagt man, Locke folgend, Einf. I1 640,13 nach werden

gestr. denn das ist die direkte I1 640,13 Seelisches V. für das Seelische 1I640,13 nach sich gestr. in seiner I1 640,13-14 wie unvollständig und un­vollkommen V. für von allem Physischen unterschiedene Eigenart zeigtoder unvollkommen 11 640,14 schöpfen V. für verdanken I1 640,15 undschon das tägliche Leben Einf. 1I 640,17-18 aber nicht bis AlltagsbegriffeEinf· 11640,18 Forderung V. für Idee 11640,19 in ihren Intentionen Eint.11 640,20 nach weiter gestr. In ihr liegt 11 640,21 rein V. tür ausschließlich11 640,21-22 erforscht werden soll Eint. 11 640,22 im weitesten Sinne Einf.1I 640,25 nach Seelischen gestr. dieser bloß unselbständigen Komponentein der realen Welt. Das wäre dann eine an sich erste, eine reine Psycholo­gie, eine Disziplin, die Seelisches gegeben in der rein psychischen Sphäre,diejenige nämlich, die durch innere Anschauung sich rein phänomeno­logisch, ausschließlich die Gegebenheiten <der> inneren Anschauung be­schreibend, erforscht. I1 640,26 nach phänomenologischen gestr. ForschungI1 640,27 nach Forschung gestr. so handelt es sich unter 11 640,27-28 stattSeelenforschung Ms. Erforschung Seelenerforschung 1I 640,29 Im übrigenV. für Dabei I1 640,30 ideell Einf. 1I 640,30 oder V. für d.h. 11 640,32 odergar V. für und der Erfahrung überhaupt und evtl. II 640,33 nach u. dgl.gestr. Tatsächlich II 640,34 nach solchen gestr. deskriptiven 1I 640,35-36 alssolche einer psychologischen Erkenntnistheorie Einf. 1I 640,37 vor Reak­tionen gestr. beständigen I1 640,39 nach Idealismus gestr. und Skeptizismus11640,39 nach Skeptizismus gestr. hat nie aufgehört 11640,39 nach hindurchgestr. in den neuen Bestrebungen nach 11 641,2 nach auf gestr. wissen­schaftliche Psychologie sei nur möglich 1I 641,4 nach wieder gestr. unhalt­baren I1 641,10 nach irgendwie gestr. an der tief I1 641,11 nach daß gestr.es nicht in 11641,11 statt daß Ms. daß daß I1

Beila~e 80 (S. 641)

Text aut dem Vorderblatt des 50nderumschlags II4/I34 im KonvolutB I 9 II (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch dieBeilagen 76, 78-79 und 8I-84 entnommen sind. Der m. Bleist. steno­graphierte Text trägt die Bezeichnung n <mo Blaust.:> Beilage <mo Bleist.:>zu <5.> 60 <der Originalpaginierung>.

641,18 Die neue Seinsregion ist V. tür die des transzendentalen Seins1I 641,18-19 (des Philosophierenden) Ein/. 11 641,19-20 die dem realenIch der natürlichen und psychologischen Einstellung fehlt Ein/. 11 641,22nach Sein gestr. der Welt I1 641,24 phänomenologisch reduzierten V. fürtranszendentalen 1I 641,25 nach andere gestr. transzendentale 11 641,26und psychophysische Ein/. 11641,30 nach Wissenschaft gestr. meines 11

Beila~e 81 (S. 642)

Text von Bl. I25 aus dem 50nderumschlag II4/I34 im Konvolut BI 9 II(vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen 76,

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702 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 703

78-80 und 82-84 entnommen sind. Der m. Bleist. stenographierte Text stehtauf einem BI., dessen untere Hälfte abgerissen ist. Auf der Rückseite des BI.ist der folgende gestr. Text m. Bleist. notiert, offenbar eine Vorbereitung zumgültigen, hier als Beilage 8I abgedruckten Text: wie auch die Methode,durch welche wir es gewinnen werden, als transzendentale Epoche oderauch als transzendentale Reduktion, nämlich auf das transzendentaleBewußtsein. Da <gestr.: die Begründung einer exakt wissenschaftlichenPsychologie (das ist einer Psychologie <als> positiver Wissenschaft> diein einem ähnlichen Sinn Rationalität oder Exaktheit anstreben muß wiedie Naturwissenschaft der Neuzeit), die systematische Ausbildung einerreinen Psychologie, einer Psychologie aus "rein" seelischer Erfahrungfordert und andererseits die Begründung einer radikal wissenschaft­lichen Philosophie in ähnlicher Weise fordert die Begründung einer reintranszendentalen Wissenschaft, einer Wissenschaft von der transzenden­talen Subjektivität. <gestr.: Wo es auf die für die prinzipielle Selbstausle­gung der philosophischen Methode überaus wichtig> Die wesentlicheVerwandtschaft der Reduktion <bricht ab>

642,5 nach Erforschung gestr. von I1 642,5 reinen Einf. I1 642,5-6 be­zeichnen ausschließlich V. für rein 11 642,6 an und für sich V. für an aufsich selbst, rein an sich selbst, in 11642,7 nach Möglichkeit gestr. bezeichnen11 642,8-9 oder betonter phänomenologisch reine Einf. 11642,9 besprocheneEinf. 11 642,11 nach überhaupt gestr. (als welche ja 11 642,12-13 als dieZugangsmethoden zum beiderseitig Reinen Einf. 11 642,13 nach und gestr.und die die transzendentale Phänomenologie aus 11 642,19 nach wo gestr.von phänomenologisch 11 642,21 nach gedacht gestr. wie denn einzusehensein wird, daß die transzendentale Phänomenologie eigenständig ge­gründet ist< ... >einer phänomenologischen Psychologie bedarf, nur die 11

Beilage 82 (S. 642-643)

Bl. IZ3 aus dem Sonderumschlag II4/I34 im Konvolut B I 9 II (vgl.darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen 76, 78-8Iund 83-84 entstammen. Außer einigen wenigen bei der Niederschrift vor­genommenen Anderungen zeigt das BI. keine weiteren Bearbeitungsspuren.

642,27 von identischem V. für ein identisches 11642,33 nach welche gestr.Zwecke 11 642,36 nach sich gestr. darin 11 643,2 nach die gestr. rein 11 643,2statt Erforschung der auf Ms. Erforschung die <gestr. transzendentale>der 11643,9 nach auch gestr. phänomenologisch 11 643,13 independente Einf·11 643,14 kontrastierenden V. für Kontrastierungen 11 643,18 nach Phäno­menologie gestr. und Phänomenologischem die Rede ist 11

Beilage 83 (S. 643-651)

Text der BI, II6-I22 aus dem Sonderumschlag II4/I34 im KonvolutB I9 II (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Bei­lagen 76, 78-82 und 84 entnommen sind. Die m. Bleist. stenographierten Bl.II7-IZO sind von Husserl m. Rotst. von 2-5 paginiert, wobei das ebenfallms.

Bleist. beschriebene BI. II6 als Beilage zu 2, die auf der Vorderseite von BI. II7

einzuschalten ist, bezeichnet ist. Die m. Bleist. als 6 und 7 angefügten m.Tinte stenographierten BI. I2I und I22 schließen zwar thematisch an dievorhergehenden BI. an, aber der Zusammenhang beider ist nicht notwendigals eine Fortführung der ersten fünf BI. durch die beiden letzten zu verstehen.Deswegen wurden oben im Druck beide Textgruppen durch Asterisk von­einander abgesondert. - Auf der Rückseite von BI. II6 findet sich derfolgende gestr. Text m. Bleist. notiert, an dessen Rand Husserl ein ebenfallsgestr. Fragezeichen gesetzt hat: Wir begrenzen nun unser Thema. Es lautetreines Bewußtsein in seinem eigenwesentlichen Sein, in seinen eidetischenMöglichkeiten, seinen eidetisch allgemeinen Wesenseigenheiten. Deut­licher: Wir betrachten in reiner Eigenheit das wesensmäßig Allgemeinevon Bewußtseinserlebnis überhaupt. Die Reinheit, die jetzt <in Fragekommt> - wo wir auf dem Boden der vorgegebenen Welt stehen undsomit in jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit Ich und BewußtseinPsychologen sind -, hat einen besonderen psychologischen Sinn, der eoipso scharf unterschieden ist vom transzendentalen (in dem der Welt­boden uns entzogen wäre), aber, wie sich zeigen wird, einen solchen, derzwischen beiden eine Parallele und eine Gemeinsamkeit des Wesensherstellt. <gestr.: Um diese Reinheiten in der Parallele terminologischauszudrücken und dabei parallel die Methode der Reinigung anzudeuten>Unterscheiden wir zwischen reinem Bewußtsein (reiner Subjektivität) intranszendentalem Sinn und reinem in psychologischem, so gründet dieParallele in einer parallelen Methode der Reinigung (der "Reduktion"auf das Reine), und terminologisch scheiden wir danach transzendental­phänomenologische Reduktion und psychologisch-phänomenologischeReduktion. Dieser Text stellt offenbar den Entwurf einer Anderung des 2.

Abschnitts von § 34 der Ideen I (auf S. 60 der Originalpaginierung) dar. ­BI. II7, von Husserl m. Rotst. als 2 paginiert, beginnt mit den stehen gelasse­nen Worten zu beschreiben. Darauf folgt gestr.: Es liegt darin beschlossendie überzeugung, daß Bewußtseinserlebnisse dem Psychologen ganz un­mittelbar rein in sich gegeben sind, daß sie sich an und für sich <bricht ab>.Auch durch diesen Einsatz also erweist sich dieses BI. als ein zweites. Eindazugehöriges BI. I konnte indessen in Husserls Mss. nicht aufgefundenwerden. Nach ihrem Inhalt zu urteilen, gehören diese m. Bleist. niederge­schriebenen BI., wie das auch die zitierte Rückseite des Beilageblatts II6

nahelegt, in den Rahmen von § 34 der Ideen 1. Erst das Ende der m. Tintebeschriebenen angefügten BI. I2I-I22, die mit der Zitierung des Anfangssat­zes von § 34 schließen, verweisen den ganzen Text vor § 34. Da er aberoffensichtlich nicht in den Rahmen der tJberarbeitungsversuche von § 33des Werks gehört, ist anzunehmen, daß Husserl zumindest bei der Nieder­schrift dieses Textes daran dachte, ihn als eigenen Paragraphen zwischendie §§ 33 und 34 einzuschieben. - Die m. Bleist. beschrifteten BI. II6-I20

zeigen zwei Blaustift- und eine Rotstiftanstreichung, das m. Tinte geschriebeneBI. IZI trägt dagegen viele Blaustiftunterstreichungen, während das m.Tinte beschriebene BI. I2Z nur einige wenige Bleistiftbearbeitungen zeigt.

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704 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 705

Dies wie auch der Umstand, daß BI. I2I nur bis zur Mitte der Rückseitebeschrieben ist, deuten darauf hin, daß die beiden m. Tinte beschriebenenBI. keinen fortlaufenden Text bieten. Ahnliches gilt wohl auch für die m.Bleist. geschriebenen BI. II7-I20, sofern BI. II7 (BI. 2 der HusserlschenPaginierung) ebenfalls nur bis zur Mitte der Rückseite beschrieben ist.

643,26 nach wir gestr. sie klärend und 11 643,29 nach Erfahrung gestr.und in der ganzen Fülle ihrer Konkretion und in ihrem 11 643,29 und fürjedes einzelne Ich als Momente V. für und es ist wirklich zu sehen, daßsie sich als so erfahrene und erfahrbare wesensmäßig zur konkretenEinheit 11 643,30 offen endlosen Einf. 11 643,30-31 des jeweiligen V. füreines 11 643,31-32 als ein Bereich kontinuierlich fortzuführendes V. fürzusammenschließen müssen, oder daß dieser ein 11 643,35-36 und alswissenschaftliche Erfahrung gemeint sein muß V. für hat ihrem zuklärenden Sinn gemäß, wie die genauere Klärung zeigt 11 643,37 nachReinheit gestr. den einer 11 643,38-644,18 Die an sich bis erschließenläßt V. für den m. Bleist. gestr. und m. Bleist. eingeklammerten Text: Dieeigentlich schlichte "innen"gewendete Erfahrung ist nicht rein und wirddazu erst durch eine Methode, die nicht bloß naiv-selbstverständlichbetätigte bleiben darf, sondern zur Bestimmtheit ihres Sinnes gebrachtund so als bewußte Methode geübt werden muß. Und ebenso muß dieTragweite dieser Methode, ihre Erschließung eines unendlich geschlosse­nen Erfahrungsfeldes klar gemacht werden, Dieser Text ist zu ersetzen durcheine Beilage, die auf einem eigenen BI. notiert ist. Auf diesem BI. geht demgültigen, als Ersatz dienenden Text folgendes z. T. eingeklammerte undgestr., z. T. nur eingeklammerte ungültige Textstück vorher: <gestr.:> So wieschlichte äußere Erfahrung (natürliche), dieselbe, die durch das Alltags­leben hindurchgeht, auch als Ausgang, als beständige Voraussetzung fürdas naturwissenschaftliche Leisten fungiert, aber erst durch Methode zuwissenschaftlicher Erfahrung wird, so ist schlichte psychologische Er­fahrung, ist die psychologische Reflexion des Alltags Ausgang undbeständige Voraussetzung für die Psychologie, bedarf aber erst derMethode, um zu psychologischer Erfahrung zu werden. <eingeklammert:>Das Grundstück aller Methode wissenschaftlich psychologischer Erfahrungist es, Psychisches als reines Erfahrungsthema zu gewinnen, um es dannin deskriptiven Begriffen zu fixieren. 11 643,38 vor Die gestr. Ich sagte 11644,18 vor nämlich gestr. desjenigen 11644,19 innerlich Ein/. 11644,21 nachErfahrung gestr. mit ihrem jeweilig faktischen Feld 11 644,23-24 anschau­licher Einf. 11 644,34 nach Eidetik gestr. der rein psychologischen Inner- 11644,38 nach nämlich für gestr. sie 11 644,46 nach nun gestr. diese I1 644,47nach Boden der gestr. in der eidetischen Variation 11 645,1 nach Weltgestr. und somit auch der Variation meines menschlichen Seins in 11 645,8nach zu vollziehen ist gestr. um innere Erfahrung 11 645,10 psychischenV. für psychophysischen 11 645,10 reinen Einf. 11 645,19 Reales V. füräußerlich 11 645,29 Bestand- Ein/. 11645,30-31 "äußere Erfahrung" Ein/. 11645,41 normalen Einf. 11 646,5 als selbst da Einf. 11 646,6 reines Ein/. 11646,7 bzw. V. für und 11 646,15 Sein V. für etwas 11646,19 statt unterzogen

Ms. vollzogen 11646,20 erfahrend Einf. 11646,23 innerlich Einf. 11646,28 insich V. für an und 11 646,38 deskriptiv Einf. 11 646,44 nach selbst gestr.meines Leibes 11 647,1 konkret Einf. 11 647,4 hat all das Einf. 11 647,10Untertitel = Rb. 11647,11-12 als universales Thema V. für reines Bewußt­sein und zwar universal 11 647,12 reinen Erlebnisse V. für Erlebnisse inReinheit 11 647,14 das normal das V. für es 11 647,16 Vermeinte Ein/. 11

647,30 psychologische Einf. 11 647,35 unverfälscht V. für unvermengt 11

647,36 nach Selbsterfassung gestr. und Beschreibung 11 647,41 als Einf. 11647,42 nach Tier. gestr. und eingeklammert: Es wird später die fundamen­tale Frage sein, inwiefern die phänomenologische Reduktion der phäno­menologischen Psychologie (als Disziplin einer vollen Psychologie) eineAbwandlung in der Weise ihrer Epoche erfahren kann, durch die das reineBewußtsein, die reine Subjektivität ihren Sinn radikal ändert und zudem wird, was wir transzendentale Subjektivität nennen - der Funda­mentalbegriff der transzendentalen Phänomenologie und, wie wir hoffenweiterhin nachweisen zu können, der fundamentalste einer wissenschaft­lichen Philosophie 11 647,44 Disziplin ausschließlich V. für in der be­schriebenen Reduktion 11 648,8-11 Ist auch bis beachten, daß Ein/. 11648,11-13 als phänomenologischer Psychologie und zunächst ich phänome­nologisch egologischer Philosoph V. für dabei 11 648,14 gesamten Einf. 11648,15 aber darin bewußten Ein/. 11 648,29 Untertitel = eingeklammerteRb. 11 648,40 reine Ein/. 11 648,45 nach nie gesehene gestr. (wie baldfolgende Publikationen zeigen werden, inzwischen in den Grundlehrenschon gelöste) 11 648,45-649,12 Gesetzt bis Welt Einf. 11 649,7 inter­subjektive Einf. 11649,32 in Geltung Haben von V. für Vermeinen von 11

649,40 statt der Ms. von der 11 649,43 nach erwachsenden gestr. und sichdabei transzendental nennenden 11650,2 Wissenschaft V. für Phänomeno­logie 11 650,4 zutage treten Einf. 11 650,5 sich rechtfertigen V. für zutagetreten 1I 650,9 vor nämlich m. Bleist. gestr. zunächst einen anderen Wegzu bevorzugen 11 650,9 nicht nur Ein/. m. Bleist. 11 650,10 rein Einf· 11650,11 wie wir es bisher getan, sondern V. m. Bleist. für und 11 650,12universalen Einf. 11650,22 kommen V. für stehen 11650,24 nach daß gestr.in parallelen und daß einmal 11 650,25 nach gedacht gestr. wird 11 650,26nach wird gestr. und im Zusammenhang dieser sowie daß fürs zweite unddanach, außerdem dabei die prinzipielle Selbstbesinnung soweit zurDurchführung kommt 11 650,28 statt des Ms. der des 11650,29-30 Erkennt­nis- Ein/. m. Bleist. 11 650,30 und zwar Einf. m. Bleist. 11 650,31 nachMotivation gestr. entspringen kann 11 650,34 anschaulichen Einf. 11 650,36nach als gestr. Welt 11 650,43 nach vielerlei gestr. Anfänge oder 11 650,46-47phänomenologischen V. für reinen 11 651,5 Epoche V. für Reduktion 11651,8-10 andeutend bis halten Einf. m. Bleist 11651,11 in der V. für zur 11651,18 Wir Einf. m. Bleist. 11

Beila~e 84 (S. 651)

Text von BI. I24 aus dem Sonderumschlag II4/I34 in Konvolut B 1911(vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen 76

Page 119: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

706 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

und 78-83 entnommen sind. Dieser kleine Zettel war eigentlich als Einlagein Exemplar D gedacht, wie aus einer Notiz dort auf S. 62 der Original­paginierung hervorgeht.

651,21 62 Rb. m. Bleist. 11 651,23 Nach dem ersten Absatz Rb. 11 651,23nach Andererseits gestr. beachten wir 11 651,25 nach ob gestr. sie 11 651,26statt Seinsmeinung bestätigt Ms. Seinsmeinung sich bestätigt 11

NACHWEIS DER ORIGINALSEITEN

In der folgenden Übersicht sind in der linken Kolonne die Seitenzahlenund Zeilenziffem des obigen Drucktexts wiedergegeben, während dierechte Kolonne die ihnen entsprechenden Manuskriptkonvolute undBlattzahlen nach der offiziellen Signatur bzw. Paginierung des Husserl­Archivs zu Löwen vermerkt.

519,5-523,17523,21-524,37524,41-525,36526,2-528,38529,4-40530,4-532,29532,33-533,19533,20--44534,5-31534,37-540,38541,5-542,26542,28-546,34546,36-547,38547,40-550,22

FI4j21-23BII19j5FIIIlj91bBIlj15-16FIVlj66FI4j6-8FIIIlj82bD13Ijl14bAI38j8bFIVlj52-56

6842--44

BIlj13FIVlj45--46

550,23-551,39550,40-558,6558,8-25559,2-560,7560,10-26560,28-564,9564,14-565,16565,21-566,5566,9-567,8567,13-32568,5-24568,28-571,7571,11-572,30572,32-574,39

FI7j35FIVlj47-51FIl4j3BIlj17FIIIlj58b

3--4FIVlj70MIII6j9bBIIlj48MIII6j13bKI69j1

2--4KI24j63-64

61-62

Die "Beiblätter aus den Handexemplaren" tragen keine gesonderteArchivsignatur

627,3-629,40630,2-632,39633,2-640,6640,11-641,14641,16-35

BI9IIj126-128B1I4j102-104BI9IIj129-133

115114

642,2-21642,23-643,20643,26-651,19651,21-28

125123116-122124

Page 120: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

Aristoteles 584Berkeley 640Brentano 589, 629Cohn 571-574Comte 485Descartes 650Galilei 533Geyser 501Heidegger 484

NAMENREGISTER

Hume 533, 557, 596, 640Kant 497, 523-524, 604Locke 640Lotze 558Messer 571-572Stein 598Steinmann 516Walther 517

Page 121: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

ERSTES BUCH;."

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ALLGE~INE EINFüHRUNG IN DIE REINE;; PHÄNOMENOLOGIE

~RL SCHUHMANN

NEU HERAUSGEGEBEN

VON

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EDMUND HUSSERLt'll;,~"

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IDEEN ZU:p:INER REINEN PHANOMENOLOGIE••t~~i I

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EDMUND

HUSSERL

IDEENZU EINER

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PHILOSOPlllE

ERSTES BUCH

2. Halbband

HUSSERLIANA

BAND III, 2

~ueh von Husserls Ideen zu einer reinen Phänomenolognologischen Philosophie erschien zu Husserls Lebzeitnd 1928 in drei fast völlig identischen Auflagen.

den im Rahmen der auf Grund des Nachlasses Ve\usgabe der Gesammelten Werke eine "Neue, auf Grunftlichen Zusätze des Verfassers erweiterte Auflage" .

Husserl-Archivs in dieser Form herausgegeben 'vo~l. Diese Ausgabe suchte in textkritisch verantwortetannigfachen Ansätzen Husserls zu einer Überarbeitu '.echnung zu tragen durch eine Neugestaltung des Haup

nehr vorliegenden, im Auftrage des Husserl-Archivs voann besorgten Neuausgabe des Werkes wird im ersteein der Text der zu Lebzeiten Husserls erschienene:dergegeben, während die sämtlichen handschriftlichererfassers im Rahmen der im Zweiten Halbbande ZUsaErgänzenden Texte berücksichtigt sind. Die Teilun

ollte das vergleichende Studium von Urtext und Vo,eitungen und weitergehenden Entwürfen erleichtern.

fIalbband enthält, ausser dem Drucktext der Ideen I, e's Sachregister" von G. Walther aus dem Jahr 1923 sow'ster" von L. Landgrebe von 1928.1 Halbband werden zunächst die Randnotizen sämtlic1, die Husserl zwischen 1913 und 1929 in vier Hans Werks eingetragen hat. Daran anschliessend kommeuskripte aus seinem Nachlass zum Abdruck, die er e1912 und März 1913 zum Zwecke der Vorbereitung dedergeschrieben hat. Es folgen die Notizen zum Weruf Beiblättern niederschrieb, die er in seine Handexe!en I eingelegt hat. Den Abschluss des Bandes bilde,die gelegentlich des Versuchs einer Umarbeitung d

n Zusammenhang mit der englischen übersetzung drbst 1929 entstanden sind.

2. HALBBANDERG~~.NZENDE TEXTE (1912-1929)

...........................

Page 122: Ideen Zu Einer Reinen Phanomenologie Und - Husserl, Edmund

Das Erste Buch von Husserls Ideen zu einer reinen Phänome11o1und phänomenologischen Philosophie erschien zu Husserls LebZe~1913, 1922 und 1928 in drei fast völlig identischen Auflagen. 1

1950 erschien im Rahmen der auf Grund des Nachlasses Vöffentlichten Ausgabe der Gesammelten Werke eine "Neue, auf G~der handschriftlichen Zusätze des Verfassers erweiterte Auflage" .Auftrage des Husserl-Archivs in dieser Form herausgegeben 'vWalterBiemel. Diese Ausgabe suchte in textkritisch verantwOrte0

Form den mannigfachen Ansätzen Husserls zu einer überarbeitundes Werkes Rechnung zu tragen durch eine Neugestaltung des lIauptextes.

In der nunmehr vorliegenden, im Auftrage des Husserl-Archivs voKarl Schuhmann besorgten Neuausgabe des Werkes wird im ersteHalbband allein der Text der zu Lebzeiten Husserls erschieneneAuflagen wiedergegeben, während die sämtlichen handschriftlicheZusätze des Verfassers im Rahmen der im Zweiten Halbbande ZUsamengefassten Ergänzenden Texte berücksichtigt sind. Die Teildes Bandes sollte das vergleichende Studium von Urtext und Vostudien, Bearbeitungen und weitergehenden Entwürfen erleichtern.

Der Erste Halbband enthält, ausser dem Drucktext der Ideen I, e'"Ausführliches Sachregister" von G. Walther aus dem Jahr 1923 so .das "Sachregister" von L. Landgrebe von 1928.

Im Zweiten Halbband werden zunächst die Randnotizen sämtliwiedergegeben, die Husserl zwischen 1913 und 1929 in vier Hanexemplare des Werks eingetragen hat. Daran anschliessend kommealle jene Manuskripte aus seinem Nachlass zum Abdruck, die er ezwischen Mai 1912 und März 1913 zum Zwecke der VorbereitungDrucktexts niedergeschrieben hat. Es folgen die Notizen zum Werdie Husserl auf Beiblättern niederschrieb, die er in seine Handexeplare der Ideen I eingelegt hat. Den Abschluss des Bandes bildeManuskripte, die gelegentlich des Versuchs einer Umarbeitung dDrucktexts im Zusammenhang mit der englischen übersetzungWerks im Herbst 1929 entstanden sind.

EDMUNDHUSSERL

IDEEN

ZU EINER

REINEN

PHÄNOMENO­

LOGIE UND

PHÄNOMEN()..

LOGISCHEN

PHILOSOPHIE

ERSTES BUCH

2. Halbband

HUSSERLIANA

BAND 111, 2