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DER BIKINIFISCH DAS MAGAZIN 12. Ausgabe 2/2018, erscheint mindestens viermal im Jahr in Zusammenarbeit mit dem Bikinifischmuseum Graz, Metahofgasse 17P, 8020 Graz INTERNATIONAL ISSN 2414-6218 Jahresabo: 30.- Euro incl. Versand Ausland 40.- Euro incl. Versand PREIS: 5.- Euro Impressum: Christian „MOTOR“ Polanšek, Metahofgasse 17 P , A – 8020 Graz +43 676 64 051 64, www.kulturinstitut-graz.com, [email protected]

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DER BIKINIFISCHDAS MAGAZIN

12. Ausgabe 2/2018, erscheint mindestens viermal im Jahr in Zusammenarbeit mit dem Bikinifischmuseum Graz, Metahofgasse 17P, 8020 Graz INTERNATIONAL ISSN 2414-6218 Jahresabo: 30.- Euro incl. Versand Ausland 40.- Euro incl. Versand PREIS: 5.- Euro

Impressum: Christian „MOTOR“ Polanšek, Metahofgasse 17 P , A – 8020 Graz +43 676 64 051 64, www.kulturinstitut-graz.com, [email protected]

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INHALT01 Giraffe (c) Christian Polanšek 2009, Impressum

02 Inhaltsverzeichnis, Editorial

03 Matta Wagnest

04 Michael Ehmann, Heinz Payer, „Sir“ Oliver Mally

05 Buchstabenfest, Peter Semlitsch, Nicole Prutsch

06 Erwin Michenthaler, Heinz Payer, Billi Thanner

07 Arbeiterkammer, Zoon Politikon, Der Tonort, Belegtes Schwarzbrot

08 Peter Pongratz, Xiaoru „Rainy“ Goger 09 Cosima von Bonn, Alois Aichinger, DO[N’T DO] IT!

10 Internationales Fernsehprogramm, Susanne Gregor

11 Die Neue Galerie Graz in 99 Werken, Ilsetraud Riegler

12 Ruud van Weerdenburg

13 Heinz Payer, Erwin Michenthalerm

14 Wolf Rajszár-Kruse

15 Peter Weibel

16 Ruud van Weerdenburg, Erwin Michenthaler

17 Robert Krotzer, Adi Traar, Peter Semlitsch, Manko

18 TRBALA III, der geniale 3. Versuch

19 Peter Semlitsch, Kreuzmichl Musi, Werner & Petra Scherr

20 Kunst-Kontroversen Steirische Positionen 1945–1967

21 Kunst-Kontroversen Steirische Positionen 1945–1967

22 Robert Piber, Flughafen Graz-Thalerhof, Tergeste, Anton Petz

23 Alexander Karner, Ursula Stross

24 Rettenbachklamm, Kaiser-Josef-Markt, Werner Augustiner, Hüblerhof

(c) Peter Semlitsch 2018

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EDITORIAL

Der zwölfte Bikinifisch beehrt das Universum. Die Welt hat sich verändert oder auch nicht. Seit der Erfin-dung der Zeit ändert sich alles. Ohne die Zeit würde alles still stehen. Nichts wäre in Bewegung. Darum hat man die Zeit, um etwas zu ändern. Aber wer darf ver-ändern? Wer darf gestalten? Wir haben eine neue Bundesregierung, aber was hat sich geändert? Geschimpft wird auf die bösen Min-destsicherungsbezieher. Es soll bei den Mindestsiche-rungsbeziehern welche geben, die sich vor der Arbeit drücken wollen. Aber wenn es zu wenig Arbeit gibt, wie soll ich mich davor drücken. Der böse das System unterwandernde arbeitsscheue Mindestsicherungsemp-fänger ist für die Machthaber vorerst nicht skizierbar. Aber dann wird man sich seiner doch habhaft. Der frisch zugewanderte Wirtschaftsflüchtling, welcher sich als politisch verfolgt ausgibt, der ist es. Der be-zieht Mindestsicherung zu unrecht. Darf dieser Mensch denn überhaupt rein in unser Land, ohne vorher anzu-klopfen. Und soviele von denen sind bereits da und können gar nicht abgeschoben werden, weil man gar nicht weiß, wo die alle herkommen. Bist ein Migrant, dann bist kein Mensch, bist kein Migrant bist ein Mensch. Einfache Position. Die Afri-kanischen Parkbesucher vor meinem Bürofenster dis-kutieren schon wieder sehr laut. Ich dachte, die streiten. Nein die reden soooo laut miteinander. Ich hüpfe vor mein Büro und bitte die Herren aus Afrika, ich weiß nicht genau von wo aus Afrika sie herstammen, etwas leiser zu sein. Die Männer haben Verständnis für mei-ne Aufregung und suchen sich einen anderen Platz um sich akustisch auszutauschen. Ich gehe nicht mehr zurück in mein Büro, sondern besuche den nächstgelegenen Supermarkt. Ich suche die Selbstbedienungssalatbar auf, befülle ein 375-Mil-lilitergebinde mit Obstsalat. Verschließe es und gehe zur Selbstbedienungskasse. Gestern kostete der Obst-salat in diesem Gebinde 1,99 Euro. Heute verlangt die Maschine 2,49 Euro von mir. Der Obstsalat kostet um 25,13 Prozent mehr als am Vortag. Ich bin bei der letzten Nationalratswahl wählen ge-gangen, damit alles besser wird und trotzdem erlaubt sich diese Supermaktkette diese Frecheit und verteuert mir ohne Vorwarnung meinen Fruchtsalat. Ich glau-be denen ist es herzlicht wurscht, wer vorgibt an der Macht zu sein. Der Fruchtsalat kostet 2,49 Euro, weil die es so wollen, ganz egal wer den Kanzler stellt. Aber schuld daran, daß alles immer teurer wird, sind wahr-scheinlich die Migranten. Mahlzeit!

(c) Christian Polanšek

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MATTA WAGNEST

PErforMANcE „PriNT“ voN MATTA WAGNEST

iN dEr GAlEriE kuNST & HANdEl

GErHArd SoMMEr BürGErGASSE 5 8010 GrAz +43 316 81 00 98 +43 664 30 77 179

[email protected]

AuSSTElluNGSdAuEr BiS 14.07.2018

Öffnungszeiten: Di. - Fr. 11-18 Uhr, Sa. 10-13 Uhr

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MICHAEL EHMANN

HEINZ PAYERSIR OLIVER MALLY

buchpräsentation

ZOON POLITIKONder Mensch als POLITISCHES LEBEWESEN

Heinz Payer präsentierte im Volksgartenpavillon in Graz im Rahmen seiner Vernissage das Buch: ZOON POLITIKON. Die Laudatio hielt SPÖ-Gemeinderat Michael Ehmann, für die gute Stimmung sorgte Bluesurgestein „SIR“ Oliver Mally.

Das Buch „ZOON POLITIKON“ ist um 12.- Euro im Kunsthausshop in Graz erhältlich. Die Ausstellung ist noch bis 30. September 2018 im Spö-Pavillon, Volksgartenstrasse 11. 8020 Graz zu sehen.

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NICOLE PRUTSCHBeyond The Measuring Principle

v.l.n.r.: Kaufmännische Geschäftsführung Alexia Getzinger, MAS, Künstlerin Nicole Prutsch, Wissenschaftlicher Geschäfts-führer Hofrat Dr. Wolfgang Muchitsch, Kurator Roman Grabner„Wie nimmt der Mensch den Menschen war?“, fragt sich die Künstlerin Nicole Prutsch selbst und stellt gleichzeitig dem Pub-likum die gleiche Frage. Wird eine Sopranistin vom Publikum in erster Linie als Sängern oder als Frau oder als Europärin wahrge-nommen. Wird die auf einem Foto dargestellte Frau als eine asia-tische Frau, nur als Frau, oder als Dame aus besserem Haus wahr-genommen? Fragen über Fragen? Besuchen Sie die dazugehörige Instalation von Nicole Prutsch im studio. Neue Galerie Graz, Jo-anneumsviertel, 8010 Graz, noch zu sehen bis bis zum 19.08.2018

Nicole Prutsch, Shift (N°7639), 2017

Über das studioDas studio der Neuen Galerie diente seit den 1990er-Jahren bis 2010 als Plattform für junge österreichische Künstler und Künstlerinnen, die nach Abschluss ihrer Ausbildung noch nicht voll im Kunstbetrieb etabliert waren bzw. am Anfang ihrer Karriere standen.

BUCHSTABENFEST

Joachim Baur veranstaltet jedes Jahr in Bad Radkersburg in seinem Zollammt gemeinsam mit seiner Tochter Helene das Buchstaben-fest. Oben zu sehen die beiden Kunstwerke von Christian Polan-sek. Extra angefertigt für das Buchstabenfest in Bad Radkersburg.

Die Vorbereitung für die Buchstabenwanderung zur Mur im Rahmen des Buchstabenfestes.

Sehr gut zu erkennen ist das „L“

PETER SEMLITSCH

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ERWIN MICHENTHALERWal as Wouchaneind vor da Tir steht, fir olle insare Fains, wal ouhne Fains miasst ma Tog fir Tog Traggafoahrn. Zerscht oba a

Quiz. Wer hot gsogt „Alles ist schön“ ?a) Hansi Hinterseer b)Angela Merkel c) Andy Warhol d) Franco Foda?

Guat, des wor ned schwar. Oba jetz, Haind auffi, Haind auffi!I siach nix! I siach nix!

Und oans, zwoa

I bin a Franknstein Steiraund meine Lederhoseneier

die brennen wie Feianur für di

Und mei Record Goudlvadient sie zu an Doudl

wann i die Charts aufiroudlnur fir di

Mit mein Toschnfeitlziag i mein akkuraten Scheitel

wan i stü im Hergottswinkel kniawal an Frankenstein Steirais da Herrgout liab und teia

wan is Schmoiz ins Herzerl einiriar

Und die feschn Madlin ihrm Dirndlkladl

die schaukeln wia wüd ihr Dekolettewal so a Tannenbam Beißer

so a Latschn Reisserder mocht eich die Highfidelity

I bin a Frankenstein Steiraund meine Lederhoseneier

die brennen wie Feianur für di

Und mei Record Goudlvadient sie zu an Doudl

mit mein Schwounzlutschajoudlnur fir di

Is mir wurscht wos ihr redswan i kreibatz wie da Waitsdoun füll i mi unendlich frei

i bin a Frankensteinsteiraund mir brennan meine Eier

und wanns brenntdann schittl i mei Gweih

Houmpaitsch homa, weiweiwei

Frankensteinsteira zsamgschriem, Punkt, Komma!

Wal im Herbst fohrma wieda unsa Woazboatralli, mit insare Fains, wal ouhne insare Fains miasst ma söba insan Woaz rippln.

ERWIN MICHENTHALER

HEINZ PAYER

Kipfeltreffen...was soll man da auch noch sagen?

BILLI THANNER

Billi Thanner mit ihrer von Johannes Holzmann kuratierten Live-Performance in der diethardt collection im Zebrahaus in der Wielandgasse 18 in 8010 Graz

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DER TONORT

...gesehen am 26. Mai 2018 beim 3. CiTollArt Festival in Deutsch- feistritz in der Tennishalle. Feinster Jazz!

DER TONORT das sind:Marko Živadinović - AkkordeonNenad Vasilić - BassLajos Toth - KeyboardPredrag Perić - SchlagzeugMiloš Milojević - SaxophonNikola Vuković - TrompeteRichard Jantscher - Gitarre

BELEGTES SCHWARZBROT

gesehen bei: KAFFEE & KUCHEN

Annenstrasse 22. 8020 Graz Öffnungszeiten: Mo-Fr 8.00 - 19.00 Sa 8.00 - 17.00

Euro 2,80

ARBEITERKAMMER STEIERMARK

Alexandra Hörmann und AK-Präsident Josef Pesserl AK-Präsident Josef Pesserl präsentierte gemeinsam mit der Al-exandra Hörmann, Leiterin der AK-Abteilung Bildung, Jugend und Betriebssport, das Pilotprojekt „AKtiv Lernen“.AK bietet Lernhilfe „Die AK Steiermark hat es sich zum Ziel gesetzt, Missstände nicht nur aufzuzeigen bzw. Forderungen zu stellen, sondern auch Handlungen zu setzen“, sagt AK-Präsident Josef Pesserl. Mit dem Best Practice-Modell „AKtiv Lernen“ bietet die AK heuer erstmals für ihre Mitglieder und deren Kinder ein Lernhilfean-gebot, durchgeführt von der VHS Steiermark, in den Sommer-ferien an. In Anlehnung an das Modell der verschränkten Ganz-tagsschule wird es an der VHS Graz/Graz-Umgebung zwischen 27.8. und 7.9.2018 in der Zeit von 8 bis 16 Uhr Nachhilfe in Ma-thematik, Deutsch und Englisch geben. Lerneinheiten und Frei-zeitaktivitäten wechseln sich über den Tag verteilt ab. Der Selbstbehalt für die Eltern liegt bei 50 Euro pro Woche in-klusive Verpflegung. Die Anmeldung ist zwischen 11. und 25. Juni bei der VHS möglich. Alle Kursinformationen unter: www.vhs.at

ZOON POLITIKON

Das Buch von Heinz Payer gibt es im Kunst-hausshop in Graz um 12.- Euro zu kaufen.

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PETER PONGRATZ

Vienna in June 2012, Acryl /Lw.

Dalmatiniche Gärten, 2018, Acryl Lw.

Dalmatinische Gärten, 2018, Acryl, Lw.

XIAORU„RAINY“ GOGEREin Stadtführer zu Graz auf Chinesisch

Immer mehr Touristen aus dem Fernen Osten besuchen die schöne steirische Landeshauptstadt Graz und machen sich auf Sight-Seeing-Tour. Vom Zeughaus über Dom und Mausoleum bis zum Schloss Eggenberg werden die 22 wichtigsten Sehenswürdig-keiten von Graz – mit schönen Fotos – beschrieben. Frau Xiaoru Goger (staatlich geprüfte Fremdenführerin) bringt den ersten Stadtführer zur steirischen Landeshauptstadt in chinesi-scher Sprache heraus – ein wunderschöner Bildband mit erklären-den Texten auf Chinesisch.

Frau Xiaoru Goger wurde in Yongkang in der Provinz Zhejiang in China geboren und lebt seit 1998 in Österreich. Sie war die erste zertifizierte chinesische Fremdenführerin in Graz aus der Volks-republik China und ist mittlerweile Geschäftsführerin des Y&G Kultur-Reisebüros, weiters ist sie Mitglied der Graz Guides und des Burgenvereins Steiermark, Gruppenleiterin der WeChat chi-nesisch-Group Graz. In ihrer Freizeit betätigt sie sich gerne als Schriftstellerin und Fotografin.

ISBN: 978-3-7011-8094-3 Ausstattung: gebunden, 132 Seiten 19,90 EURLeykam Buchverlagsgesellschaft m.b.H. Nfg. & Co. KG

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COSIMA VON BONN

o.T./1992 Serigrafie auf Papier86 x 61 cm Auflage: 20 Exemplare

u. V Künstlerex., num. u. sign, Hrsg.: Edition Artelier, Graz 1992

gesehen in der Galerie ARTELIER CONTEMPORARYGriesgasse 3, 8020 Graz/Austria

Tel.: 0043/316/834411 Fax: 0043/[email protected] www.artelier-contemporary.at

ALOIS AICHINGERSchmetterlinge umfangen mich,

Berge in meinem Herzen.Der Wind steht still,

der Wasserfall gefroren.Die Steine können sprechen,sanft berührt mich die Natur.

Niemand kann das Glückumfassen.(c)ALOIS AICHINGER 2018

DO[N’T DO] IT! SelbstoptimierungGrazer Autorinnen/ Autoren VersammlungJ o a n n e u m s v i e r t e l

Bei Selbstoptimierungen gibt es nach oben immer noch Luft. Dort oben wird die Luft aber dünn. „Es kann nur einen ge-ben…“ Aber auch beim Scheitern lässt sich ein Optimum herausholen: „Fail better“.

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INTERNATIONALES FERNSEHPROGRAMM

Ist Ihnen am Wochenende fad, und Sie möchten ein wenig krea-tiv sein, besuchen Sie den Waschasalon mit dem Namen: „UN-TER WASSER“ in der Volksgartenstraße 5, 8020 Graz. Ge-gen ein geringes Entgeld können Sie hier Ihre Wäsche täglich von 6.00 bis 22.00 Uhr waschen. Gleichzeitig können Sie beim Blick in die rotierende Waschtrommel in die Ferne sehen. Wenn Sie Buntwäsche waschen, können Sie Farbsehen. Abhängig da-von, welche Wäsche Sie in die Trommel werfen, wird die Far-bigkeit Ihres Programmes entschieden. Diese Art des Fernse-hens ist nicht zusätzlich gebührenpflichtig. Sie bezahlen nur fürs Wäschewaschen. Gute Unterhaltung wünscht der Bikinifisch.

SUSANNE GREGORUnter Wasser

(C) Droschl Verlag 2018

Susanne Gregor, 1981 in Žilina, Slowakei geboren, zog mit ihren Eltern 1990 nach Österreich, studierte Germanistik und Publizis-tik, danach Lehrtätigkeit an der University of New Orleans. Seit 2005 lebt sie in Wien. 2009 erhielt sie den Förderpreis des Hohe-nemser Literaturpreises und ein Jahr später den Exil Literaturpreis »Schreiben zwischen den Kulturen«. 2011 debütierte sie mit dem Roman Kein eigener Ort, der auf der Shortlist des Alpha-Literatur-preises (2012) war. 2015 erschien ihr Roman Territorien bei Dro-schl, im Februar 2018 ihr Erzählband Unter Wasser.

Immer wieder begenet die Autorin verschiedenartigsten Män-nern. Einmal in Wien, dann in New Orleans, in Nicaragua oder sonst wo auf unserem Planeten. In sehr intensiven und unter-schiedlichst geschehenden Beziehungen entwickelt sich ihr Cha-rakter, wird sie geprüft und erweist sich als besondere Frau. Susanne Gregor, Unter Wasser, Erzählungen, 2018, gebun-den , 13 x 21 cm, 120 Seiten, ISBN: 9783990590140, € 19.-,

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Die Neue Galerie Graz in 99 Werken

Herausragende Kunst vom 19. bis ins 21. Jahrhundert..Hrsg. Peter Peer. Autor: Walter Titz, Mit Texten von Olga Flor, Valerie Fritsch und Andreas Unterweger. Wien, München: Brandstätter Verlag, 2018, 286 Seiten, 160 Abbildungen. Hardcover, Format 22 x 27 cm. ISBN 978-3-7106-0221-5Inhalt: Malerei, Grafik, Fotografie, Video, Skulptur, Objekt, Instal-lation: Rund 65.000 Exponate österreichischer und internationaler KünstlerInnen umfasst die Sammlung der Neuen Galerie Graz, eine der größten und bedeutendsten des Landes und Teil des von Erz-herzog Johann vor mehr als zweihundert Jahren gegründeten Joa-nneums. 99 Kunstwerke von Georg Ferdinand Waldmüller, Rudolf von Alt und Marie Egner bis Maria Lassnig, Robert Wilson und Erwin Wurm sind Ausgangspunkt für 99 Kunst-Geschichten, die über die Kunstgeschichte hinausgehen und überraschende Auftritte bieten. Von Pop-Ikone Marianne Faithfull etwa, oder der Kultband Arcade Fire. 99 Kunst-Geschichten, die unterhaltsam von komple-xen Hintergründen erzählen. Davon, dass Kunst immer in der Wirk-lichkeit verankert ist, so elitär sie erscheinen mag. Davon, wie sie diese schillernden Realitäten nicht minder schillernd widerspiegelt, verwandelt. Meisterhaft, lustvoll, spielerisch, kritisch, provokant.

ILSETRAUD RIEGLER

...gesehen bei:

STORE GRAZ

Enge Gasse 3, A-8010 GrazTel.: +43 (0) 664 43 57 422

E-Mail: [email protected]

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RUUD VAN WEERDEBURG

VERSTEH` IMMER BAHNHOFAnekdoten vom Bahnfahren von Ruud van Weerdenburg

Mürz-Zuschlag Es ist zwanzig Jahre her, dass es in Deutschland oft Züge ge-geben hat, für die man Zuschlag bezahlen musste. Mehr als drei Mal pro Jahr fuhr ich damals von Amsterdam, durch Deutschland, nach Graz. Erschrocken hatte ich die Banknoten aus meiner Brieftasche ge-holt, um die Scheine bereit zu haben, die ich offenbar unbedingt dazu zahlen würde müssen. Und als ich - schon müde - im tiefsten Österreich gelandet, durch den Lautsprecher sagen hörte: «Mürz-zuschlag!», dann wäre ich schon fast ausgestiegen. Wegen Mangel an Geld, ja - mein Budget war nicht für diese merkwürdige, auf Deutsch, aber auf Niederländisch bestimmt doch mindestens ver-fluchte, «…mit Zuschlag-Bande…» berechnet. Aber stelle dir vor, dass ich tatsächlich dem «Graz-Express» den Rücken zugekehrt hätte und jemand hätte mich auf dem Bahnhof, während ich mit einem Bier vor der Nase an der Bar auf den nächs-ten Zug wartete, gefragt: «… und was hat Sie zu uns geführt…?»

Blinder Passagier? Warum ich an der Bar gestanden bin, im Speisewaggon, während der Fahrt von mehr als zwei Stunden? Nicht weil ich unbedingt Alkohol zu mir nehmen wollte, sondern weil die Haltung beim Sitzen nervenaufreibend wurde. Das Stehen an der Bar sorgte aber wieder für einen anderen Effekt: Du benimmst dich als ob du be-schwipst wärst, auch ohne nur einen Tropfen getrunken zu haben. Die schnelle, unauffällige Art, mit der der Schaffner an mir vor-bei «schlich», brachte mich unausweichlich zu der Frage: «Und, noch einen blinden Passagier gefunden?», als er fünfzehn Minuten später wieder zwischen den auseinanderweichenden Türen hervor kam. Geistreich und schlagfertig antwortete er: «Nicht einmal ei-nen Brillenträger». Und was ihn noch sympathischer machte, war sein unnachahmliches Weiter-Schlurfen, das zu scheu war, um un-ser Lachen zu ernten.

Gutenabend Dieses Bilderbuch-Ereignis fand in Amsterdam statt, und du wirst es nirgendwo in der Welt wieder finden. Ich saß um 18 Uhr im Zug, zwischen so vielen anderen Pendlern, versteckt hinter aufgeschlagenen Zeitungen und Büchern, fast so schlimm wie in London. Wir befanden uns in so einem Waggon voller Sitze und ohne Zwischenwände. Die Türen [tschjisten*of-fen] schossen auf, und der Schaffner sagte laut beim Hereinkom-men:«Gutenabend…!». Wie üblich, antwortete kein Lippenpaar. Er machte halt und rief: «Ich werde mich jetzt umdrehen und verschwinden, dann erschei-ne ich wieder, begrüße euch und wehe, wenn jemand mir nicht antwortet...» Und so geschah es, - und alle Frauen und Männer grüßten zurück, wie in einem optimal eingeübten Musical.

Speisewaggon Wir waren schon außerhalb des «letzten Lochs vor dem Balkan» aber echt solide Fuß gefasst auf dem Land (so ferne das im Fahr-zeug möglich ist) hatten wir noch nicht. Bruck an der Mur war

noch nicht erreicht, aber der Zug machte prompt halt. Und schien sich auch vorläufig nicht nach vorne zu bewegen. Aber wohl zu-rück. Wirklich: Wir wurden zurückgezogen, in exakt die Richtung, wo wir her kamen. Keiner in dem Speisewaggon hatte eine Ah-nung, was hier vor sich ging. Die Serviererin noch am wenigs-ten; sie hielt emsig Ausschau auf all das Geld, das noch kassiert werden sollte... Beim nächsten Bahnhof, hörten wir, mussten wir aussteigen und auf Schienenersatz warten. Diese gesteigerte Aufmerksamkeit aufzubringen, war völlig un-nötig, da alle Insassen ohnehin pflichtgetreu mit Bezahlen beschäf-tigt waren - sogar wenn sie vor Schrecken noch keinen Bissen von dem Frühstück genommen hatten. Wenn du hier als Terrorist mit einem Gewehr etwas vorhast, hast du keine Chance, bevor nicht alle bis auf den letzten Cent bezahlt haben.

Schnurrbart Im vorzeitigen Aussteigen kommt mir vor, ich habe nicht alles mitgenommen. Hastig begaben die Leute sich über den Bahnsteig ins Innere des Bahnhofs. Es war auch komplett finster und eisig kalt obendrein - 6 Uhr in der Früh, tiefster Winter. Ich hatte noch immer das Gefühl, nicht alles mit dabei zu ha-ben, was ich den anderen Stadt brauchte - aber langer Rede, kurzer Sinn: Das unentbehrlichste blieb mein dicker Wintermantel. Das beschäftigte mich dann auch am meisten, als ich in den Wagon stieg, wo schon jemand im Abteil saß mit einem fast monumenta-len Schnurrbart, an beiden Enden stark nach oben gebogen. Ich suchte einen Haken für den Mantel in meiner Hand und hätte ihn beinahe an den Schnurrbart gehängt.

Ein tiefroter Strich Um vier Uhr in der Früh, bei wenig Kunstlicht im Winter, ist der Unterschied zwischen der roten ÖBB-Vorteilskarte und der roten Kundenkarte vom Copy-Center schwer auseinanderzuhalten. So-bald etwas Rotes in aller Eile auf deinem Schreibtisch auftaucht, packst du es ein und machst dich auf den Weg. Bist du eigentlich wohl noch rechtzeitig? Keine Zeit hast du jedenfalls, um auf ir-gendeine Uhr zu schauen. Der Schaffner schaut aus wie der junge Peter Handke («Begrü-ßung des Aufsichtsrats»), also muss ich aufpassen bei der Erklä-rung meines Irrtums. «Dass das ausgerechnet mir geschehen musste...»Ich zeigte ihm die rote Karte. «Um vier Uhr in der Früh hatte ich mich schon gefreut, diese Copy-Karte gefunden zu haben, mit der Wahnvorstellung, dass es die ÖBB-Vorteilskarte wäre. Irren kommt mir immer menschli-cher vor...». «Damit habe ich nichts zu tun!» rief er aus und begann schon eine Menge Zusatzgebühren in sein Computer-Gerät einzutippen.Achtzehn Euro hatte ich schon dem Automaten in der Bahnhofs-halle zwischen die Kiefer gesteckt, im Tausch gegen das Ticket, das ich dem Mann vor die Nase hielt. Allein in dem Wagon sitzend, mit noch mehr als zwei Stunden in diesem Zug vor mir, nahm ich mir felsenfest vor, das Geld zurück-zubekommen, bevor wir in Graz wären. Auf halbem Weg der Reise streckte ich die Beine, indem ich durch den langen, leeren Zug ging und erwischte den Schaffner beim Haare kämmen. «Wissen Sie, wieviele tödliche Unfälle in diesem Jahr schon mit Zügen passiert sind? Ich nehme in Kauf, dass Irren menschlich ist und deswegen nehme ich den Zug...». «Damit habe ich nichts zu tun,» erwiderte er sofort.Ich ging zurück nach meinem Wagon und pfiff auf alles, was mit den österreichischen Zügen zu tun hatte. Früher – und in Orientali-

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HEINZ PAYER

Der Fight im guten alten Germany lässt nichts aus...

ERWIN MICHENTHALERFulgurativ

Die Blüten von hellen Stiefmütterchen mit dunkler Binnenzeich-nung, sehen aus wie Porträts von Karl Marx. Da ich nicht glaube, dass es sich dabei um eine Jubiläumsmutation handelt, hab ich das bisher einfach übersehen. Oder, aus physiologischer Pers-pektive: Wir sind gestern ziemlich langsam Spazieren gegangen.

schen Ländern, manchmal noch immer – pfiff die Lokomotive auf bezaubernde Art auf alles, wo es entlang ging. Jetzt war ich dran. Irgendwann später wurde jemand, der auch eingestiegen war, neben mir kontrolliert. Aus irgendeinem Grund schaute ich vom Lesen auf, von meinem Platz aus und sah eine aufgefaltete Bank-note über meinem Kopf hängen, plus zwei Zwei-Euromünzen! Wie Obst an einem Baum. Meine Hand griff sofort danach und steckte es direkt in meine Hosentasche. «Vielen Dank!» rief ich erstaunt. «Damit habe ich nichts zu tun,» sagte der Streber sofort und un-mittelbar. Und er verschwand im Gang. Der Sonnenaufgang muss bestimmt irgendwo im Flachland an diesem Morgen ein tiefroter Strich gewesen sein. Am nächsten Tag musste ich aber auch noch zurück nach Wien und nahm den Zug um 10.26. Der Schaffner kam schon in das Abteil als ich noch allein war und aus dem Fenster schaute. «Fahr-karte bitte!» Ich sagte im Umdrehen:«Dass ausgerechnet mir das geschehen muss...» und ich erzählte alles ruhig, wie einen gut ein-studierten Sketch, wobei ich meine eigene Dummheit in den Vor-dergrund setzte und auch beiläufig erwähnte, dass der Schaffner auf den Hinweg volles Verständnis für meine Schlaftrunkenheit gezeigt hatte. Dieser hier war älter, ein bisschen dick und halb kahl. Er nahm eine Seemannshaltung-im-Sturm an – die Füße auf alle Fälle breit aus einander – und rückte seine Schultertasche zu-recht, damit ihm nichts von meiner Vorführung entging. Am Ende fragte er, klar akzentuiert: «Und wo ist diese Vorteilskarte nun wirklich?» «In der Canalettogasse Nummer 3 in Meidling.» Zu seiner Grätsche-Haltung gehörten offenbar seine Hände in die Hüften und unmittelbar darauf schlug er mir auf die Schulter: «Dort ist die Karte bestimmt besser aufgehoben als bei ihnen!» Und er setzte seinen Weg im Zug fort. XX

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ze Rasse stärken“ und der „weißen Kultur ihre Vorherrschaft über den Planeten“ sichern. Eugenik, also die Idee rassischer Zucht-wahl unter den Menschen, ging durch alle Medien. Noch makab-rer die riesigen Schwarz-Weiß Fotos im Pariser Gare de l’Est, sie zeigen u.a. einen alten Mann mit einem Bild aus seiner Jugend. Poilus sind sie, Kriegsteilnehmer aus Deutschland, England, Al-gerien, Amerika und natürlich Frankreich. Unter dem Porträts ist eines von Louis de Cazenava, dem letzten französischen Poilu, er starb 2008. Der Rauch aus seiner Pfeife musste wegretuschiert werden, so will es ein Gesetz gegen die Propagierung des Tabak-konsums. Im „Frieden“ wird nicht geraucht! Bei der Militärparade am 14. Juli 2014 wurden viele Vertre-ter der mitkämpfenden Völker eingeladen, mit Recht wurde von Algerien gefordert, dass sich die einstige Kolonialmacht für ihre Verbrechen entschuldigen soll. Dies ist bis heute nicht geschehen.

(c) Art &Future 2018

entschuldigen soll. Dies ist bis heute nicht geschehen. Als Frank-reich nach dem Krieg zumeist aus dem Maghreb stammende afri-kanische Soldaten in Deutschland stationierte, kochte dort die Wut gegen die Besatzer hoch. Zwar hatte auch Deutschland tausende Afrikaner rekrutiert, um seine Kolonien in Ostafrika zu verteidi-gen, aber es hatte sie nie in Europa eingesetzt oder sich dessen schuldig gemacht, was Wilhelm Solf, der deutsche Außenminister und frühere Gouverneur von Samoa, eine „rassenschänderische Verwendung Farbiger auf Kriegsschauplätzen“ nannte. In einem Leitartikel der englischen sozialistischen Zeitung „Daily Herald“ von 1920 hieß es: „Die schwarze Geisel Euro-pas“, hier wurde im Kern der globalen Rassenordnung das Ide-al weißer Reinheit propagiert. Wenn heute die Ideologen wei-ßer Weltherrschaft wieder eifrig länderübergreifende Bündnisse schmieden, müssen wir uns, wie schon Du Bois im Jahre 1910, fragen: „Was ist eigentlich so besonders am Weißsein, das man unbedingt danach trachten soll?“ Wir müssen außerdem den Ers-ten Weltkrieg im Kontext eines gemeinsamen westlichen Griffs nach der Weltherrschaft betrachten, der die augenfälligen Gegen-sätze in diesem Krieg überwand. Der Erste Weltkrieg war der Mo-ment in der Geschichte, an dem sich die vielfältigen Folgeerschei-nungen des Imperialismus in Asien und Afrika erstmals nicht mehr nur dort, sondern auch auf europäischen Boden in eine Explosion selbstzerstörerischer Gewalt entluden. Indien erinnert sich nur dunkel und mit gemischten Gefühlen an den Ersten Weltkrieg. Mehr als eine Millon Inder, wie schon er-wähnt, taten damals als Soldaten oder zivile Helfer Dienst in der bri-tischen Armee, in Flandern, in Frankreich und im Mittleren Osten. Es war ein Krieg, den die britischen Kolonialherren gegen ihre eu-ropäischen Feinde führten. Die Inder folgten ihnen in den Kampf – freiwillig, denn für sie gab es keine es keine Wehrpflicht, sie wollten etwas verdienen und für viele auch etwas von der Welt sehen. Der

Der Autor Wolf Rajszár-Kruse* 23. Oktober 1946 in Graz, ist Theaterwissenschaftler, Filme-macher, ehemals Dozent an der Hochschule für Film und Fern-sehen, München und Autor und Herausgeber ausgewählter Film-texte CINEMATHEK.Durch die Arbeit an der Filmdo-kumentation „Der Volksbaron“, dem im 106. Jahr befindlichen Baron von Falz-Fein, hat er sich intensiv mit der Geschichte des Ersten Weltkrieges beschäftigt.

Globale Rassenhierachie im Ersten Weltkrieg Mit mehr als 8 Millionen Toten und 21 Millionen Versehrten war der Erste Weltkrieg der blutigste in der europäischen Geschichte. Die Erzählungen je nach Nation unterscheiden sich selbst nach 100 Jah-ren deutlich. Kriegerdenkmäler und Gedenkstätten bewahren eine so umfassende und herzzerreißende Erinnerung an Verlust und Trauer, dass in den unzähligen Büchern und Filmen zum Thema die Jahre davor als goldenes Zeitalter von Wohlstand und Zufriedenheit in Eu-ropa und den herrlichen Sommer von 1913 als dessen letzten Höhe-punkt erscheinen. Doch heute da sich Rassismus und Fremdenfeind-lichkeit im gesamten Westen rasant ausbreiten, ist es höchste Zeit, den rassistischen Hintergrund und die imperialistische Vorgeschich-te dieses so folgenschweren Krieges in Erinnerung zu rufen, wenn-gleich beide nicht nur in Deutschland, Frankreich und Großbritan-nien und auch an den Volkstrauertagen gerne ausgeblendet werden.So auch der Historiker Christop-her Clark, der 2014 die Eröff-nungsrede zu den Salzburger Fest-spielen hielt. Die Wahl des Vortra-genden wurde mit einer gewis-sen Berechnung getroffen, schließ-lich vertritt Clark die These:„Nicht das Deutsche Reich oderÖsterreich-Ungarn seien für denKrieg haftbar zu machen, son-dern alle europäischen Staaten diein die Katastrophe getorkelt sind“. Vor allem der kritische Blick, den Clark auf Serbien richtet, findet im Land der k.u.k.-Nostalgie Zu- (c) Art &Future 2018

stimmung, entlastet er doch die Doppelmonarchie von dem Vor-wurf, die Balkankrise fahrlässig auf die Spitze getrieben zu haben. Im musealen Wien stößt er damit, verständlicherweise, nicht auf großen Widerspruch. Max Weber schrieb im September 1917 in der Frankfurter Zei-tung: „An der Westgrenze steht heute ein Auswurf afrikanischer und asiatischer Wilder, alles Räuber- und Lumpengesindel unter Waffen.“ Gemeint waren die Millionen arabischer-, indischer-, afrikanischer-, chinesischer- und vietnamesischer Soldaten und Arbeiter, die zu dieser Zeit in den Stellungen der Westfront und an etlichen Nebenschauplätzen des Ersten Weltkriegs kämpften und arbeiteten. Britische Imperialisten rekrutierten, da ihnen die Arbeitskräfte ausgegangen waren, fast 1,4 Millionen Inder für den Kriegsdienst. Auch Frankreich zog bis zu 500.000 Soldaten aus seinen Kolonien in Afrika und Indochina ein, und beinahe 400.000 Afroamerikaner standen im Sold der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Der amerikanische Präsident erklärte 1917 ganz selbstver-ständlich, „er wolle die weiße Rasse wider die gelbe und schwar-

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Blutzoll war hoch, mindestens 60.000 verloren ihr Leben. Der Erste Weltkrieg will daher nicht recht in eine patriotische Ge-denkkultur passen. Er wurde vielfach verdrängt und halb ver-gessen. Es war aber ein Schritt in Richtung Freiheit. Die Briten sagten Indien 1917 endlich den gleichen Grad an Selbst-bestimmung zu, den die „Weißen“ Dominions schon genossen.

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Als das Weißsein in seiner vollen Blüte und ein heißersehntes Merkmal war, ergänzten einschlägige Geisteshaltungen und Wel-tanschauungen einander zudem, was De Bois als die Überzeugung vom „Eigentum an der Erde jetzt und immerdar“ definierte. Ro-bert Gerwarth fügte noch hinzu: „Wissen über die Behandlung, Ausbeutung und Vernichtung von ‚Unmenschen’, das die westli-chen Mächte im Verlauf der Kolonialgeschichte zusammengetra-gen haben.“ Die angeblichen Rivalen, westliche Imperialisten, wurden vorübergehende Freunde beim Wettlauf um Märkte und Rohstoffe und sind rein „zufällig“ in diesen Ersten Weltkrieg hi-neingeschlittert. Beispielweise konnte die deutsche Kolonisation Südafrikas, die sich als Lösung für die das Problem der Überbevöl-kerung in der Heimat verstand, immer wieder auf Unterstützung durch die Briten zählen. Auch die chinesische „Melone“ hatten alle Westmächte im späten 19. Jahrhundert längst in freundlichen Einvernehmen untereinander aufgeteilt. Wann immer Missstim-mungen zwischen den Teilhabern an der Beute Asiens und Afrikas aufkamen, wurden sie größtenteils friedlich und unweigerlich auf Kosten der betroffenen Asiaten und Afrikaner gelöst. Das lag auch daran, dass Kolonien im ausgehenden 19. Jahrhundert weithin als unverzichtbare Sicherheitsventile für Zeiten des sozialen oder wirtschaftlichen Überdrucks galten. Die Zukunft jeder herrschenden Klasse hing von ihrer Fähigkeit ab, zwischen „Kapital und Meute, zwischen Überreichen und den Habenichtsen“, wie Arndt schreibt, ein funktionierendes Bünd-nis zu schmieden. In diesem Sinn prägt der Sozialdarwinismus im frühen 20. Jahrhundert bereits die Weltanschauung der meis-ten Europäer und definierte einen Konsens, demzufolge Völker wie biologische Organismen der Ausrottung oder Degeneration anheimfielen, sobald es ihnen nicht mehr gelang, Fremdkörper auszustoßen oder fernzuhalten und Lebensraum für ihre Angehö-rigen zu sichern. Dass der Rassismus heute im Westen so extrem wieder auflebt und verbunden damit erneut ganze Bevölkerungs-gruppen und Religionen wenn nicht als grundsätzlich unzähmbar in ihrer Gewaltneigung, so doch als kulturell unvereinbar mit der

weißen westlichen Völkern stigmatisiert werden, weist zugleich darauf hin, dass der Erste Weltkrieg keineswegs ein so tiefer his-torischer Bruch war. Er war vielmehr, wie Chinas bedeutendster Intellektueller Liang Qichao schon 1918 meinte, „Übergang und Vermittlung zwischen Vergangenheit und Zukunft“. Dass Kultur-völker daheim unbehelligt bleiben können, wenn sie in ihren Krie-gen gegen Barbaren das Völkerrecht und allgemein gültige sittli-che Grundsätze verletzen, war immer schon eine Illusion. Diese Illusion hat sich spätestens jetzt zerstreut, da auch im modernen Westen die ethnisch-rassischen Bewegungen massiven Zulauf ha-ben. Dem weißen Möchtegern-Weltherrscher im Weißen Haus, der alles daransetzt, die letzten noch verletzbaren moralischen Hemm-nisse einzureißen kann das nur recht sein; wie jüngst seine Dro-hung: „Feuer und Raserei zu entfachen, wie die Welt es noch nie gesehen hat!“ Die weiße Herrschaft nahm in ihrer Geschichte die Formen von Kolonialismus, Sklaverei, Rassentrennung, Gettoisie-rung, rassistischen Einwanderungsgesetzen, neoimperia-listischen Kriegen und Massenverhaftungen an. Mit Trump an der Macht ist sie in ihre letzte und desperateste Phase eingetreten. Ein wenig Be-sonnenheit wäre notwendig um nicht wieder in eine Katastrophe zu stolpern.

© Wolf Rajszár-Kruse

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ERWIN MICHENTHALER

Vom Schindluder, ein PamphletEs soll einen persönlichen Überblick geben über die Nudelsuppe, auf der wir zu schwimmen gekommen sind. Das Pamphlet soll eine Diskussionsgrundlage bilden und kann ebenda auch in Zei-tungsform mitgenommen und im E Mail Verkehr weiter entwi-ckelt werden. Nicht soll es stecken bleiben in bloßer Diskursdar-stellung, sondern natürlich soll es die Redseligkeit ankurbeln. Wir sind ja angefochten von großen oberflächlichen Gesten und mar-ginalisiert in vom Tisch gewischten Ansprüchen, während unsere Medien in sprachverwutzelter Beliebigkeit am Obsoletti knab-bern. Was haben wir also den Prosecco süffelnden Autoschnalzern entgegen zu halten?

Erhältlich bei RHIZOM Annenstraße 52, 8020 GrazTel.: +43-(0)699-12040482

RUUD VAN WEERDEBURG„Lay-oben“ in Leoben..! Eine „Sommerabend-Zugfahrt“ durch die Berge, von der Kleinstadt in die Metropole, und das alles in Mit-teleuropa, ist etwas Festliches. Besonders nach einem inspirierendem Glas Rotwein. Die Türen waren noch geöffnet (das Fenster des Wa-gons nicht, weil das unmöglich ist in den neuen Zü-gen). „Summer in the City“, erklang es in mir, während da noch eine leichte Brise vorhanden war, die den Men-schen in dem Fahrzeug das Gefühl vermittelte unter-wegs zu sein. Genauer gesagt: das Glas Rotwein trug mich wie ein Fallschirm (in meinem Hinterkopf), durch die Finsternis voller Sterne, bis ich in Wien ankam. Ein Mann setzte sich gegenüber mir hin und schaute sich erstaunt um. Klar auf der Hand lag es für mich, dass dieser sich im Notfall vielleicht eher mit einer Kutsche fort bewegte, aber auf alle Fälle nicht mit mo-dernen Zügen. „Ich besitze schon ein Auto.“ erklärte er mir ungefragt. „Aber meine Tochter hatte Geburtstag, und…“, ich nickte wie ein Leuchtturm in einem gefähr-lichen Wirbelsturm,worauf der Mann versuchte etwas Ähnliches vorzu-führen. Doch er konnte es nicht lassen von sich zu geben: „…einen Opel fahre ich.“ Ich nickte wie ein Pfarrer, den man im Beichtstuhl nicht erkennen kann. Was den Reisenden offenbar beruhigte, abgesehen von der Tatsache, dass er seufzte: „Jeder Doppel fährt ´nen Opel……“ Allmählich wurde klar, dass der Mann aus Leoben kam – jedenfalls hatte er erklärt dorthin zu fahren – und, dass ich nicht in einem Fernsehgerät saß (und kein Geräusch von mir gab). Vorher hatte er kurz erklärt, dass er und seine Frau nicht mehr wirklich an intimen Festlichkeiten teilnahmen, nichts destotrotz aber scheinbar doch noch zusammen lebten. Auch hat-te er die Mädchen und Frauen, die sich auf dem Bahn-steig fort bewegten gemustert, so als ob sie auf einem Laufsteg in New York oder Paris liefen, mit dem Blick eines Mannes, der schon lange kalt gestellt war. Der Wagon neben uns knatterte nun noch mehr in der Kurve, als es vorher schon der Fall war, und der „Typ“ begann mich halb schreiend zu provozieren: „Jeder Doppel fährt ´nen Opel…..!“Ich verzog keine Miene – wie ein unterbezahlter Schau-spieler, der aus Wut seinen Text vergessen hatte. Die Spitze seiner Zunge kam zwischen seinen Lippen her-vor, als er den Models nachschaute, am nächsten Bahn-hof, untermalt von der Musik jener Polsterfedern und diesen ganzen Geräuschen, und „Knarsch-Spieldosen“, die es offenbar nicht mehr in dem Ehebett meines zu-fälligen Reisegefährten zu hören gab. „Le-oben!“ schrie er mich verzweifelt an. Danach fühlte ich mich genötigt zum ersten Mal etwas zu sagen und das war der folgende Rat: „Lay oben….!“ Er hatte sogar das Feingefühl den Unterschied der Aussprache zu hören, diese Nuance an Bedeutungsveränderung. Worauf ich erklärte: „Sag das doch Deiner Frau: „Lay oben….! – du kannst dich auf mich legen….“ XX

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ROBERT KROTZER

Stadtrat Mag. Robert Krotzer präsentiert dem BIKIN-FISCH den Sozialratgeber der KPÖ. Der Sozialratgeber ist nich nur für Menschen in prekären Lebenssituatio-nen geschrieben. Alle Grazer und Grazerinnen finden darin alle Anlaufstellen für alle Lebenssituationen. Ein Muss welches in keinem ordentlich geführten Haushalt fehlen darf. Erhältlich im Büro von Stadträtin Elke Kahr und im Büro von Stadtrat Mag. Robert Krotzar. GRATIS!

ADI TRAAR3 aphoristische Begegnungen

Zu einer befreienden Begegnung mit

dem inneren Schelm kommt es, wenn man mit dem Stift in der Hand, von den vir-tuellen Korrekturoffizieren und Syn-taxpolizisten ungestraft seine Recht-schreibfehler erst aus Unachtsamkeid, dann zunemend aus puhrem Vergnügen zu Bapier bringt. Alles, was du dir denken kannst, und darüber hinaus, hab ich zeitlebens falsch gemacht. (Begegnung mit dem wahren Sieger) Alles, was Du zeitle-bens falsch gemacht hast, und darü-ber hinaus, niemals werde ich es Dir verdenken. (Begegnung mit dem wahren Freund) Zu einer Begegnung bedarf es der gleichen Augenhöhe – von dort ist es ganz nah bis zur Stirn, und die wird geboten zur Entgegnung.

PETER SEMLITSCH

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Trbala I

Trbala II

Trbala III

TRBALA IIIder geniale 3. Versuch

Helmut Gekle präsentierte im Schloss Esterházy in Eisenstadt seine neueste Kriminalsatire. Trbala III gibt Einblick in die Ar-beitswelt des mit modernsten Methoden arbeitenten Kriminalko-missars Mösl. Musikalische Unterstützung erhielt er vom Musik-komedian Hannes Hager.

Schloss Esterházy

Cafe Maskaron

Weingläser. Trbala III und der hervorragende Wein aus dem Hause Esterházy

v.l.n.r.: Hannes Hager, Helmut Gekle und Trbala III

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PETER SEMLITSCH

ZIP 70x100cm Öl auf Leinwand auf Keilrahmen 2018

DIE KREUZMICHL MUSI

Die Kreuzmichl Musi spielte beim Almrauschkirtag 2018 in Semmriach auf.

WORKARTNEUE MENSCHENBILDERPETER SEMLITSCH

Mag.a Dr. in Ute Sonnleitner (Bildungssekretärin ÖGB) und Dr. Oliver Wieser (Landesgeschäftsführer SPÖ Stei-ermark) eröffnen die Ausstellung „Neue Menschenbilder“ von Peter Semlitsch in den Räumlichkeiten des ÖGB Stei-ermark (Karl-Morre-Straße 32, III. Stock, 8020 Graz). Die Ausstellung ist noch bis zum 21. September 2018 zu sehen.

Peter Semlitsch mit seinen beiden Kindern, Alois Ai-chinger, Dr.in Ute Sonnleitner und Dr. Oliver Wieser

WERNER & PETRA SCHERR

Liebe Marktbesucher, wir sind täglich am Kai-ser Josef Platz in Graz von 06-13 Uhr für Sie da.

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des Zweiten Weltkriegs mit all ihren mentalitätsspezifischen Fol-geerscheinungen gebildet hatten. Die Gesellschaft nach 1945 war von den Ereignissen der jüngeren und jüngsten Geschichte massiv überschattet und von einer tiefgehenden Spaltung gekennzeichnet.Eine zögerliche Einstellung gegenüber der Moderne war bereits im reaktionären Klima der Zwischenkriegszeit evident. Die so-zialen und politischen Konflikte sowie die Wirtschaftskrisen för-derten eine vehemente Rückbesinnung auf traditionelle Werte, die sich in einem extremen Kulturkonservativismus manifestierte. Ein bodenständiger Heimatbegriff, gekoppelt mit einer intensivierten Religiosität, stellte den Menschen und die heimatliche Natur in das Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung. Kubismus, Surrealismus oder abstrakte Kunst waren nur wenigen bekannt. Der Expressionismus, noch in den 1910er-Jahren von aufwühlen-der Intensität, schwächte nach 1918 zu gemäßigten Formen ab. Die Neue Sachlichkeit erfuhr ihrer akkuraten Gegenständlichkeit wegen die Vereinnahmung durch die vorherrschenden reaktionä-ren Kunstvorstellungen. Lediglich über die 1923 gegründete Gra-zer Sezession fand zeitweilig eine verstärkte Rezeption moderner Tendenzen statt, welcher durch den aufkommenden Faschismus ein Ende bereitet wurde.

Reno Ernst Jungel, „Erzberg“, 1958, © Neue Galerie Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum

1945: Bruch oder Kontinuität? Im Bewusstsein um die historische Last und die Verbrechen des NS-Regimes versuchte man nach 1945 auch über die bildende Kunst zu einem neuen Selbstverständnis zu finden, doch waren die Wege dahin höchst umstritten. In der Verteidigung künstlerischer Traditionen sahen die Einen einen Rest von Werten gesichert, die auf vielen anderen Gebieten unwiederbringlich verloren schienen. Ihnen galt die gegenständliche Kunst als einzige Mittlerin christ-licher Wertvorstellungen, derer es nach den Katastrophenjahren mehr denn je bedurfte. Die Verfechter/innen der zeitgenössischen Kunst distanzierten sich von den künstlerischen Themen und Sti-len der Vergangenheit, die sich aus ihrer Sicht von den Regimen korrumpieren hatten lassen und die Katastrophe auf Ebene der Kunst mitbefördert hatten. Dazu zählte auch die gegenständliche Kunst, die ihren Missbrauch in einem ideologisch aufgeladenen Realismus des Ständestaates und der NS-Kunst erfahren hatte. Das intensive Engagement für die moderne und zeitgenössische Kunst setzte auch ein deutliches Zeichen gegen das regressive ge-sellschaftspolitische Klima der Nachkriegszeit. Dieses war u. a. bedingt durch die relativ rasche Reintegration ehemaliger Nati-onalsozialisten in die Gesellschaft und in die Verwaltungsebenen des Staates. Damit einher ging aber auch eine Prolongierung der spezifischen politischen und ideologischen Wertvorstellungen, welche sich auch auf den Kunstbetrieb bzw. auf die Akzeptanz der aktuellen künstlerischen Strömungen negativ auswirkten. Ebenso

Kunst-Kontroversen Steirische Positionen 1945–1967

Kurator Peter Peer in der Ausstellung „Kunst-Kontroversen“, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 GrazDauer: bis 06.01.2020 Kuratiert von Peter Peer

Künstler/innen, welche in ihren Themen und darstellerischen Mitteln neue Wege einschlugen, lösten fortwährend Kontroversen aus. Sie spiegelten nicht nur künstlerische Auffassungsunterschie-de, sondern sehr häufig auch gesellschaftliche, politische oder ganz allgemein weltanschauliche Standpunkte. Dieses Phänomen lässt sich seit dem Beginn der Neuzeit beobachten. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Kunst durch ihre teils öffentli-che und kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zeitge-schehen zu einer sensiblen gesellschaftspolitischen Beobachterin. Die Ausstellung der Neuen Galerie Graz beleuchtet diese Polarität anhand des Zeitraumes von 1945 bis in die späten 1960er-Jahre in der Steiermark, wo sich in einem offenen Feld der Möglichkei-ten Verfechter/innen der Avantgarde und „traditionsverbundene“ Künstler/innen teils erbitterte Kämpfe um die Vorherrschaft in der bildenden Kunst geliefert haben.

Friedrich Aduatz, um 1958, Materialbild, Ohne Titel Schenkung Dr. Helmut Czerny an die Neue Galerie 2001

1918–1945: Isolation und Regression In Österreich nach 1945 wurde die Situation um jene ideo-logischen Ressentiments verschärft, welche sich beginnend mit dem Untergang der k. u. k. Monarchie, den politischen Kämpfen der Zwischenkriegszeit und deren Eskalation im Bürgerkrieg von 1934 sowie der Katastrophe des Nationalsozialismus und des

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nahtlos erfolgte auch die Integration von NS-treuen oder zumin-dest regimegefälligen Künstlerinnen und Künstlern in das steiri-sche Kunstgeschehen der Nachkriegszeit.

Franz Roupec, Arabesken 1967, Öl auf Leinwand, Schenkung des Künstlers 1978

Zwischen Tradition und Avantgarde – Ambivalenz statt Klarheit Die künstlerischen Positionen dieser Zeit liefern ein ambiva-lentes Gesamtbild. Keinesfalls sind die Vertreter/innen der gegen-ständlichen Kunst mit den reaktionären Kräften gleichzusetzen. Vielen war der Verbleib in der Gegenständlichkeit ein künstle-risches Anliegen. Ein Bindeglied zwischen traditionellen und fortschrittlichen Kräften stellten die Strömungen der klassischen Moderne dar, welche im Österreich der Zwischenkriegszeit nur marginal aufgenommen wurden und während der NS-Zeit gänz-lich verschwanden. Ältere Künstler/innen sahen einen Weg, darin an die aktuelle Kunst aufzuschließen, ohne traditionellere Auf-fassungen und eben die Gegenständlichkeit aufgeben zu müssen. Doch standen vor allem die neuesten Strömungen wie Informel, Tachimus und abstrakter Expressionismus im Fokus. In diesen Jahren standen u. a. gegenstandslose Arbeiten spätromantischen Porträts und Landschaftsbildern gegenüber. Bezeichnend ist ge-nerell die Durchlässigkeit zwischen den zeitaktuellen und traditi-onellen Richtungen. Nicht wenige Künstler/innen bewegten sich zwischen diesen, suchten Moderne und Tradition zu verbinden, um sich letztlich der Kritik beider Seiten auszusetzen.

Steirische Positionen 1945–1967 Die Ausstellung sucht diese unterschiedlichen Positionen in drei Ab-schnitten darzustellen. Der erste behandelt den Nachhall traditioneller Strömungen nach 1945, beginnend bei Richtungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis zur Rezeption von Richtungen der klassischen Moderne. Gerade dieses Spektrum umfasst gleichermaßen konserva-tive wie fortschrittlichere Positionen. Der zweite Abschnitt beleuchtet die Wege zur abstrakten und gegenstandslosen Kunst mit geometrisie-renden und informellen Ausprägungen, welche sich parallel dazu ent-wickelten und um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpften. Der dritte Abschnitt geht auf die Rezeption von Richtungen der klas-sischen Moderne. Gerade dieses Spektrum umfasst gleichermaßen konservative wie fortschrittlichere Positionen. Der zweite Abschnitt beleuchtet die Wege zur abstrakten und gegenstandslosen Kunst mit geometrisierenden und informellen Ausprägungen, welche sich paral-lel dazu entwickelten und um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpften. Der dritte Abschnitt geht auf die unterschiedlichen Positio-nen ab Mitte der 1960er-Jahre ein. Hier hat die Abstraktion die Radi-kalität der Frühphase größtenteils abgelegt und sich auf breiter Ebene etabliert. Einige wenige Künstler rezipierten mit der Pop-Art eine

hochaktuelle Form gegenständlicher Kunst während sich andere vollständig der Konkreten Kunst und Op-Art zuwandten. Die Aus-stellung Kunst-Kontroversen endet mit „trigon ’67“, das ein wohl skandalträchtiges Statement zur zeitgenössischen Kunst lieferte, aber auch bereits breite Anerkennung erfuhr. Man war sich der Bedeutung dieser Leistungen durchaus bewusst. Zeitgenössische Kunst heuteRückbezüge auf unsere Gegenwart sind erlaubt. Die Auseinander-setzung einer interessierten Öffentlichkeit mit zeitgenössischer Kunst, welche in Zeiten ökonomischer Sicherheit und politischer Stabilität für Erbauung sorgt, kann in einem rauer werdenden All-gemeinklima, einhergehend mit einer schwindenden Toleranz auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen, durchaus an Rückhalt verlieren. Gerade in einer Zeit, in der politische Opinionleader wieder zunehmend radikalere Töne anschlagen, allgemeine Ängs-te vor dem Verlust von Frieden, Identität und Wohlstand schüren, auf die unendlich komplexen Fragen der Gegenwart mit scheinbar simplen, aber nicht minder gefährlichen Lösungen antworten, die letztlich zur Einschränkung oder Aufgabe persönlicher Freiheiten und Freiräume von Einzelnen führen, besitzt die zeitgenössische Kunst in ihrer Rolle als kritischer gesellschaftlicher Seismograf mehr Relevanz denn je.

Feriedrich Hartlauer Urzrlle 5 1958. Thermalziegel, Ankauf aus dem Nachlass des Künstlers

Künstler/innen der Ausstellung (Auswahl):Hans Adametz; Friedrich Aduatz; Werner Augustiner; Hans Bauer; Otto Beckmann; Werner Berg; Margret Bilger; Ferdinand Bilger; Hans Bi-schoffshausen; Günter Brus; Heinrich Charusa; Mario: Decleva; Walter Eckert; Godwin Eckhart; Edwin eder; Gottfried Fabian; Franz Felfer; Leo Fellinger; Emanuel Fohn; Greta Freist; Hans Fronius; Johann Fruh-mann; Bruno Gironcoli; Roland Goeschl; Wilhelm Goesser; Fred Har-tig; Friedrich Hartlauer; Emmy Hiessleitner-Singer; Wolfgang Hollegha; Erwin Huber; Eilfried Huth; Edgar Jene; Reno Ernst Jungel; Willibald Karl; Erich Kees; Franz Koeck; Reinhold Krassnig; Richard Kratochwill; Richard Kriesche; Richard Larsen; Axl Leskoschek; Gerhard Lojen; Pau-la Maly; Eduard Matras; Hans Mauracher; Ulf Mayer; Friedrich May-er-Beck; Josef Mikl; Otto Mirtl; Alfred Josef Münich; Hans Nagelmüller; Norbert Nestler; Siegfried Neuburg; Peter Richard Oberhuber; Franz Xa-ver Ölzant; Adolf Osterider; Vevean Oviette; Hermann Painitz; Ferdinand Pamberger; Friedrich Panzer; Rita Passini; Pipo Peteln; Josef Pillhofer; Rudolf Pointner; Heinrich Pölzl; Peter Pongratz; Markus Prachensky; Max Puntigam; Arnulf Rainer; Walter Ritter; Franz Rogler; Carl Rotky; Franz Roupec; Luis Sammer; Leo Scheu; Alfons Schilling; Eckart Schus-ter; Hannes Schwarz; Fritz Silberbauer; Alexander Silveri; Rudolf Spohn; Karl Stark; Hans Staudacher; Rudolf Szyszkowitz; Jorrit Tornquist; Franz Trenk; Hubert Tuttner; Carl Unger; Erich Unterweger; Günter Waldorf; Kurt Weber; Max Weiler; Franz Weiss;Susanne Wenger; Alfred Wicken-burg; Richard Winkler; Wladimir Zagorodnikov; Gustav Zankl u.a XX

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ALEXANDER KARNER

GALERISTIN URSULA STROSS AUF DER SCOPE BASEL 2018

(C)Ursula Stross 2018Die Grazer Galeristin Ursula Stross präsentierte zeitgenössische steirische Künstler am Stand A29 auf der SCOPE BASEL 2018. Rubens und ManRAY zeit-genössisch interpretiert von Herbert Soltys, Nu-bische und ägyptische Kultur in mixed Media-Tech-nik von Gerhard Almbauer und Emerich Weissenberger.

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DIE RETTENBACHKLAMM

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Der Künstler Werner Augustiner (1922 - 1986) gehört zu den wichtigsten Vertretern der Steirischen Moderne. Neben Künstler-persönlichkeiten wie Norbertine Bresslern-Roth oder Leo Fellinger zählt er zu den bedeutendsten Vertretern des Künstlerbundes Graz, war aber auch Mitglied des Österreichischen Werkbundes. Zu se-hen bis 2. September 2018 im Feuerwehrmuseum in Groß St. Flo-rian, Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian | Tel.+43(0)3464/8820 Öffnungszeiten: 18. März bis 04. November 2018, Di - So, 10.00 - 17.00 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr)

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