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IM BLICKPUNKT

4 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de Ausgabe 21/14 | 23. Mai 2014

Ein Blick von der jordanischen Seite aus über das Tote Meer nach Israel.

Wenn deutsche Pilgergruppen eine Wall-fahrt ins Heilige Land planen, dann sind es meist nur die Stationen Jerusalem,

Betlehem und der See Genezareth, die sich im Programm wiederfinden. Auf die Frage, warum das bei den Deutschen so sei, antwortet Monsig-nore Maroun Lahham, Patriarchalvikar für Jor-danien, charmant mit einer Gegenfrage: „Wa-rum sind wohl die drei Päpste, die schon das Heilige Land besucht haben, zuerst nach Jorda-nien gekommen? Warum ist auch jetzt die erste Station von Papst Franziskus das Land ‚jenseits des Jordans‘?“

Eine Antwort darauf ist nicht nur in den di-plomatischen Besonderheiten des Nahen Os-tens zu finden. Auf dem Gebiet des heutigen haschemitischen Königreiches Jordanien liegt die nachweislich festgestellte Taufstelle Jesu in Bethanien. Sie wird Papst Franziskus am Nach-mittag des 24. Mai besuchen. Die Ausgrabun-gen sind inzwischen abgeschlossen und jeder Besucher kann sich eine Vorstellung davon ma-chen, wie es wohl früher ausgesehen hat, auch wenn der stark mäandrierende Jordan heute et-was westlicher fließt. Dort wird Papst Franzis-kus von einem Holzsteg aus auf den heutigen Flusslauf des Jordans blicken können. Auf der gegenüberliegenden israelischen Seite sieht er dann nicht nur eine schwerbewaffnete Militär-patrouille, sondern auch viele Menschen, die sich dort in extra hergerichteten Becken „tau-

fen“ lassen. Die Besucherströme scheinen dort nicht abzureißen.

Auf der jordanischen Seite bauen inzwischen alle christlichen Konfessionen eigene Kirchen. Dass die katholische seit mehreren Jahren nur ein Rohbau ist und Vögeln als Nistplatz dient, ist sicher unerfreulich. Vielleicht hat der Patriar-chalvikar gegenüber dem Papst ja eine plausible Erklärung dafür.

Ansonsten ist das Land bestens vorbereitet. Das jordanische Tourismusbüro ließ sogar extra

ein Broschüre drucken, in der für einen Besuch der Messfeier mit Papst Franziskus am Samstag im Stadion von Amman geworben wird. Viel-leicht bekommt der Papst sie ja zu sehen und wird feststellen, dass ein Tag für die Bereisung des Heiligen Landes jenseits des Jordans eigent-lich viel zu kurz ist. Denn neben der Taufstelle Jesu gibt es viele Orte, an denen biblisches Ge-schehen festgemacht werden kann. Das beginnt schon unweit der Taufstelle mit dem Hügel des Elija. Er soll von Bethanien aus mit einem Feu-

Zuerst nach JordanienDas Land „jenseits des Jordans“ vor dem Papstbesuch

Die ausgegrabene Taufstelle Jesu. Schon Papst Johannnes Paul II. und sein Nachfolger Papst Benedikt besuchten diese Stelle in Bethanien.

23. Mai 2014 | Ausgabe 21/14 www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 5

IM BLICKPUNKT

Große Teil der jordanischen Bevölkerung sind Beduinen und leben von der Schaf- und Ziegenzucht. Sie backen ihr Brot auf ihren Wanderungen mit ihren Herden unterwegs. (Fotos: PA)

INFODie Reise wurde unterstützt vom Jor-danian Tourism Board und von Royal Jordanien.

Eine Reise für Kirchenzeitungsle-ser nach Jordanien findet vom 17. bis 24. Oktober statt. Besucht werden un-ter anderem das Wadi Rum, das Tote Meer, die Weltkulturerbestadt Petra, der Berg Nebo sowie die Stadt Ma-daba, bekannt durch ein einzigartiges Mosaik. Die Fahrt wird von einem sach-kundigen Reiseleiter begleitet. Infor-mationen dazu unter Telefon (0 21 33) 26 80 26.

� www.kirchenzeitungsreisen.de

erwagen in den Himmel aufgefahren sein. Und dann ist da natürlich der Berg Nebo, von dem Moses einen Blick ins „gelobte Land“ geworfen hat, so wie Papst Johannes Paul II. später auch.

Nicht nur biblische Ziel

Aber neben den biblischen Zielen hat Jorda-nien noch mehr zu bieten. Im friedlichsten Land des Nahen Ostens – „Wir haben aus dem Ara-bischen Frühling in Ägypten gelernt“, so Pat-riarchalvikar Lahham – gibt es neben dem To-ten Meer viele andere sehenswerte Gebiete. So kommt dem „Öko-Tourismus“ eine immer grö-

ßere Bedeutung zu. Da-bei hat der Reisende, wie etwa in der Feynan Eco Lodge, die Möglichkeit, das Leben der Beduinen kennenzulernen wie es wirklich ist. Angeboten werden nicht nur Expe-ditionen in die Gebirgs-landschaft des Landes, sondern auch Wanderun-gen mit Ziegenhirten und ihren Herden. Es ver-wundert nicht, dass die-ses Angebot schon viel-fach von Familien wahr-genommen wird, die so ihren Kindern das Leben unter ganz anderen Um-ständen als in der „Zivi-lisation“ zeigen können. Allerdings: eine han-dyfreie Zone sind wer-der die Beduinenzelte noch das Gebirge. Dafür schmeckt das im Wüs-tensand gebackene Brot unvergleichbar gut.

Auf die Frage, ob man denn überhaupt

jetzt in den Nahen Osten reisen sollte, hat Bi-schof Lahham eine klare Antwort: „Hilfe für unser Land ist auf drei Wegen möglich. Natür-lich sollte die deutsche Regierung Jordanien bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme aus Sy-rien helfen. Wer spenden möchte, kann das an die Caritas tun, denn die funktioniert hier bes-tens. Und wer selbst nach Jordanien kommt, hilft auf direktem Weg.“ Denn, so der Bischof, gerade viele Christen würden im Tourismus-bereich arbeiten. Überhaupt seien die Christen auch in Führungspositionen der Wirtschaft gut vertreten. Das Miteinander mit der muslimi-schen Bevölkerungsmehrheit funktioniere gut, obwohl nur gut zehn Prozent der Bevölkerung Christen seien.

Vom friedlichen Zusammenleben wird sich Papst Franziskus selbst überzeugen kön-nen. Denn auf seinem Programm im Land „jenseits des Jordans“ steht auch eine Begeg-nung mit Flüchtlingen.

Sicher wird in der Berichterstattung vom Papst-Besuch auch von den hohen Sicher-heitsvorkehrungen die Rede sein. Der nor-male Tourist hat aber nur normale Kontrol-len zu erwarten. Das heißt, auch am Hotel wird ein Check durchgeführt. „Gefährlicher“ erscheint da schon der Autoverkehr in der Hauptstadt, aber auch der sollte vor einem Besuch im Land jenseits des Jordans nicht abschrecken.

HELMUT PATHE

Schon seit mehreren Jahren im Bau: Die katholische Kirche unweit der Taufstelle Jesu. Auf dem Berg Nebo stand schon Papst Johannes Paul II.