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RÜCKBLICK | VORSCHAU Die Geschichte der Alkylanzien Zur Stoffgruppe der Alkylanzien sind in Deutschland wichtige Beiträge geliefert worden. Kann man demzufolge zurecht von der onkologischen „Apotheke der Welt“ sprechen? Patientenindividuelle Zytostatikazubereitungen Platinkomplexe gehören zu den am häufigs- ten eingesetzten Zytostatika bei der Therapie von malignen Erkrankungen und spielen auch in der Herstellungsroutine von Apotheken mit Zytostatikaservice eine bedeutende Rolle. Tumorhemmende Metallverbindungen Die Entwicklung tumorhemmender Metall- komplexe ist eine Erfolgsgeschichte, die im Jahre 1965 mit der Entdeckung von Cis- platin begann. Neben Platinverbindungen sind aktuell auch ruthenium- und gallium- haltige Wirkstoffe in der Pipeline. Medizinische Chemie der Platinkomplexe Trotz aller Erfolge mit den fünf heute ver- fügbaren Platinkomplexen verbleibt doch eine Reihe von Problemen, die nur unzu- reichend beherrschbar sind und eine stän- dige Weiterentwicklung und Neuentwick- lung aktiver Substanzen erfordern. Cisplatin und seine Analoga Die Muttersubstanz der Platinkomplexe, Cisplatin, wurde bereits 1978 in die klinische Praxis eingeführt. Seitdem ist sie unter anderem in der kurativen Therapie von Hodentumoren ein Eckpfeiler. Derivate könnten ein geringeres Nebenwirkungs- spektrum bei gleicher Wirksamkeit zeigen. Pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten Die antineoplastische Therapie mit Alky- lanzien und Metallkomplexen ist mit einer Vielzahl von unerwünschten Arzneimittel- wirkungen und arzneimittelbezogenen Problemen verbunden. Durch die Pharma- zeutische Betreuung kann der Apotheker einen Beitrag zur Verbesserung bzw. dem Erhalt der Lebensqualität leisten. Dosis-Individualisierung in der Krebs-Chemotherapie Krebspatienten weisen häufig patho- physiologische und arzneimittelinduzierte Veränderungen auf. Für den Erfolg und die Verträglichkeit einer Chemotherapie ist eine Dosis-Individualisierung von entschei- dender Bedeutung. Glufosfamid – ein neues Lost-Derivat Tumorhemmende Platinverbindungen und bifunktionelle Alkylanzien üben ihre Wirkung mehr oder weniger unselektiv durch die Vernetzung von DNA-Strängen aus. Ziel einer jeden Neuentwicklung auf dem Gebiet ist es, selektiv nur die Tumor- zellen zu treffen. IM NÄCHSTEN HEFT: | ALKYLANZIEN/METALLKOMPLEXE © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.pharmuz.de 1/2006 (35) | Pharm. Unserer Zeit | 91 DNA-Protein- Vernetzung G Pt Protein NH3 NH3 N N NH2 O HN N N N O HN N H3N Pt NH3 6 7 Chelat-Koordination an eine Guanin-Base Pt H3N Cl Cisplatin H3N Pt Cl H3N Cl aktiver Transport passive Diffusion intrazelluläre [Cl ]: ~ 3 – 20 mM extrazelluläre [Cl ]: ~ 100 mM H3N Pt H2O H3N Cl Hydrolyse + DNA Nucleus Mitochondrium RNA Metallothionein SH HS SH HS SH HS Glutathion Ansprechen Toxizität CR PR SD PR CTCAE Plasma- konzentration Dosierungs- schema Surrogat- endpunkt O P N Cl N Cl O O O OH HO HO HO P O H N Cl H Cl H P N N HO O Cl H Cl H Ifosfamid Glufosfamid β-Glucosidase Cytochrom P450 Iphosphoramid-Mustard O CH2

Im nächsten Heft: Alkylanzien/Metallkomplexe

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R Ü C K B L I C K | VO R SC H AU

Die Geschichte derAlkylanzien

Zur Stoffgruppe der Alkylanzien sind inDeutschland wichtige Beiträge geliefertworden. Kann man demzufolge zurechtvon der onkologischen „Apotheke derWelt“ sprechen?

PatientenindividuelleZytostatikazubereitungen

Platinkomplexe gehören zu den am häufigs-ten eingesetzten Zytostatika bei der Therapie von malignen Erkrankungen undspielen auch in der Herstellungsroutine von Apotheken mit Zytostatikaservice einebedeutende Rolle.

TumorhemmendeMetallverbindungen

Die Entwicklung tumorhemmender Metall-komplexe ist eine Erfolgsgeschichte, die imJahre 1965 mit der Entdeckung von Cis-platin begann. Neben Platinverbindungen sind aktuell auch ruthenium- und gallium-haltige Wirkstoffe in der Pipeline.

Medizinische Chemie derPlatinkomplexe

Trotz aller Erfolge mit den fünf heute ver-fügbaren Platinkomplexen verbleibt docheine Reihe von Problemen, die nur unzu-reichend beherrschbar sind und eine stän-dige Weiterentwicklung und Neuentwick-lung aktiver Substanzen erfordern.

Cisplatin und seine Analoga

Die Muttersubstanz der Platinkomplexe,Cisplatin, wurde bereits 1978 in die klinische Praxis eingeführt. Seitdem ist sieunter anderem in der kurativen Therapievon Hodentumoren ein Eckpfeiler. Derivatekönnten ein geringeres Nebenwirkungs-spektrum bei gleicher Wirksamkeit zeigen.

Pharmazeutische Betreuungvon Krebspatienten

Die antineoplastische Therapie mit Alky-lanzien und Metallkomplexen ist mit einerVielzahl von unerwünschten Arzneimittel-wirkungen und arzneimittelbezogenenProblemen verbunden. Durch die Pharma-zeutische Betreuung kann der Apothekereinen Beitrag zur Verbesserung bzw. demErhalt der Lebensqualität leisten.

Dosis-Individualisierung inder Krebs-Chemotherapie

Krebspatienten weisen häufig patho-physiologische und arzneimittelinduzierteVeränderungen auf. Für den Erfolg und dieVerträglichkeit einer Chemotherapie isteine Dosis-Individualisierung von entschei-dender Bedeutung.

Glufosfamid – ein neues Lost-Derivat

Tumorhemmende Platinverbindungen undbifunktionelle Alkylanzien üben ihre Wirkung mehr oder weniger unselektivdurch die Vernetzung von DNA-Strängenaus. Ziel einer jeden Neuentwicklung auf dem Gebiet ist es, selektiv nur die Tumor-zellen zu treffen.

I M N Ä C H S T E N H E F T : | A L K Y L A N Z I E N / M E TA L L KO M PL E X E

© 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.pharmuz.de 1/2006 (35) | Pharm. Unserer Zeit | 91

DNA-Protein-Vernetzung

GPt

Protein

NH3

NH3N

N

NH2

O

HNN

N

NO

HNN

H3N

Pt

NH3

67

Chelat-Koordination an eineGuanin-Base

Pt

H3N Cl

Cisplatin

H3N

Pt

Cl

H3N Cl

aktiverTransport passive

Diffusion

intrazelluläre [Cl–]:~ 3 – 20 mM

extrazelluläre [Cl–]:~ 100 mM

H3N

Pt

H2O

H3N Cl

Hydrolyse

+

DNA

Nucleus

Mitochondrium

RNA

Metallothionein

SHHS SH

HS SHHS

Glutathion

Ansprechen

Toxizität

CRPRSDPR

CTCAE

Plasma-konzentration

Dosierungs-schema

Surrogat-endpunkt

OP

NCl

NCl

O

O OOH

HOHO

HOP

O

HN

ClH

ClH

PN N

HO O

Cl

H

Cl

H

Ifosfamid Glufosfamid

β-GlucosidaseCytochromP450

Iphosphoramid-Mustard

O

CH2