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12 | Sonderthema 7. Februar 2018 | PFERDEWOCHE Alexandra Koch Als Fjordpferd oder Nor- weger bekannt, eroberten die stämmigen Kleinpfer- de von ihrer Heimat aus ganz Europa. Heute findet man sie in vielen Reitschu- len überall auf der Welt. Berühmt sind Fjordpferde vor allem für ihr besonde- res Aussehen. Dazu tragen speziell zwei Merkmale bei: zum einen der Aal- strich auf dem Rücken, der noch aufs Urpferd ver- weist. Manche Fjordpferde haben zudem leichte Ze- brastreifen an den Beinen, ebenfalls ein untrügliches Zeichen für ihre Ur- sprünglichkeit. Auch die Falbfarbe ist für die Rasse obligatorisch. Speziell ist bei vielen, aber nicht allen Fjordpferden, eine typi- sche schwarzweisse Steh- mähne. Diese rührt aber nicht etwa von einer be- sonderen Laune der Natur her, sondern entsteht durch eine spezielle Schur der Mähne. Viele Fjord- pferde tragen ihre Haar- pracht auch lang und unge- schoren, weshalb sie sich dann nicht von der Mähne anderer ursprünglicher Ponyrassen unterscheidet und seitlich nach unten fällt. Der Körperbau der 132 bis 142 Zentimeter grossen Ponys ist gedrun- gen und kräftig, sodass sie auch Erwachsene pro- blemlos tragen. Die Beine sind kurz und die Hufe sehr hart. Die damit ver- bundene Trittsicherheit kam den Tieren vor allem Norwegen ist immer eine Reise wert – auch für Pferdefreunde. Nachdem ich im vergangenen Jahr den Süden Schwedens erkundete, war nun das im Westen angrenzende Land der Fjorde an der Reihe. Doch Norwegen hat viel mehr zu bieten als eine beeindruckende Küstenlinie. Am besten zu erkunden ist das Land auf den Spuren der Fjordpferde, eine der ursprünglichsten Rassen Europas. Eine Reise auf den Spuren der Pferde durch die vielleicht beeindruckendste Landschaft Nordeuropas. Reisebericht Norwegen Im Zauberland der Fjorde Überall entdeckt man die Fjordpferde mit ihrer typischen Stehmähne. Fotos: Alexandra Koch

Im Zauberland der Fjorde - dramaxandra.de07... · Hardangervidda National-parks. Heute werden die Tiere natürlich nur noch selten in der Landwirt-schaft eingesetzt, doch es gibt

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12 | Sonderthema 7. Februar 2018 | PFERDEWOCHE

Alexandra Koch

Als Fjordpferd oder Nor-weger bekannt, erobertendie stämmigen Kleinpfer -de von ihrer Heimat ausganz Europa. Heute findetman sie in vielen Reitschu-len überall auf der Welt.Berühmt sind Fjordpferdevor allem für ihr besonde-res Aussehen. Dazu tragenspeziell zwei Merkmalebei: zum einen der Aal-strich auf dem Rücken, dernoch aufs Urpferd ver-weist. Manche Fjordpferdehaben zudem leichte Ze-brastreifen an den Beinen,ebenfalls ein untrüglichesZeichen für ihre Ur-sprünglichkeit. Auch dieFalbfarbe ist für die Rasseobligatorisch. Speziell istbei vielen, aber nicht allen

Fjordpferden, eine typi-sche schwarzweisse Steh -mähne. Diese rührt abernicht etwa von einer be-sonderen Laune der Naturher, sondern entstehtdurch eine spezielle Schurder Mähne. Viele Fjord-pferde tragen ihre Haar-pracht auch lang und unge-schoren, weshalb sie sichdann nicht von der Mähneanderer ursprünglicherPonyrassen unterscheidetund seitlich nach untenfällt. Der Körperbau der132 bis 142 Zentimetergrossen Ponys ist gedrun-gen und kräftig, sodass sieauch Erwachsene pro-blemlos tragen. Die Beinesind kurz und die Hufesehr hart. Die damit ver-bundene Trittsicherheitkam den Tieren vor allem

Norwegen ist immer eine Reise wert – auch für Pferdefreunde. Nachdem ich im vergangenenJahr den Süden Schwedens erkundete, war nun das im Westen angrenzende Land der Fjordean der Reihe. Doch Norwegen hat viel mehr zu bieten als eine beeindruckende Küstenlinie. Am besten zu erkunden ist das Land auf den Spuren der Fjordpferde, eine derursprünglichsten Rassen Europas. Eine Reise auf den Spuren der Pferde durch die vielleicht beeindruckendste Landschaft Nordeuropas.

Reisebericht Norwegen

Im Zauberland der Fjorde

Überall entdeckt man die Fjordpferde mit ihrer typischen Stehmähne. Fotos: Alexandra Koch

früher zugute, als sie in denBergregionen Norwegensdie Bauern bei der Arbeitoder in der Bergbauregionum Røros im Osten desLandes die Kumpel beimTransport des dort abge-bauten Kupfers unterstütz-ten. Heute zählt der kleineOrt in den Bergen zumWeltkulturerbe und eröff-net einen hochinteressan-ten Blick auf die harte Ar-beit früherer Zeiten. Auchim Silberbergwerk Kongs-berg nahe Oslo wirkten diestämmigen Fjordpferdebeim Abtransport deswertvollen Metalls mit.Heute können Besucherdort die Welt unter Tageper Grubenbahn kennen-lernen oder die prachtvolleKirche der Bergbauern be-wundern. Finanziert wurdedas überdimensionaleGotteshaus im winzigenOrt von den reichen Mi-nenbesitzern, welche es zurPflicht machten, dass alleBergleute dort morgensfrüh den Gottesdienst be-

suchten – getrennt von denLogen der reichen Bauher-ren natürlich.

Vor langer Zeit

Doch zurück zur berühm-ten norwegischen Pferde -rasse. Von allen europäi-schen Rassen ähnelt es ammeisten dem ursprüngli-chen asiatischen Wildpferd,auch bekannt als Prze-walski-Pferd. Erste Spurender Fjordpferde findet derReisende schon auf Runen-steinen, die weit mehr als1000 Jahre alt sind. Da wärebeispielsweise der Runen-stein von Eggja, den manheute im Historischen Mu-seum von Bergen bewun-dern kann. Das Museumbefindet sich in einem Parkim Süden der Stadt. Wermehr über die Geschichtedes Pferdes in Norwegenerfahren möchte, sollte sichdie Reise durch die Zeitendort nicht entgehen lassen.Ansonsten lohnt in Bergender Besuch der typischenAltstadthäuser, die dort

einst durch deutsche Kauf-leute erbaut wurden. Siestehen unter dem Schutzder «Unesco». Die besteSicht über Stadt und Fjordgibt es vom Berg Fløyenaus. Ausserdem ist das Ha-fenviertel mit dem Fisch -markt einen Abstecherwert. Dort kann man – wieeigentlich in allen norwegi-schen Küstenstädten – be-sonders köstlichen, fangfri-schen Fisch kosten. Beden-ken sollte man auf seinerReise, dass das Preisniveauin Norwegen deutlichhöher ist als in Deutsch-land. Gefunden wurde derRunenstein von Eggia, denman auf ungefähr 700 nachChristus datiert, am Sogne-fjord, der auch als derschönste Fjord des Landesbezeichnet wird, um diesenTitel aber mit etlichen Mit-streitern konkurriert. Faktist, dass der Sognefjord derlängste und tiefste FjordNorwegens ist. Von ihmführen zwei kleinere, abersehr sehenswerte Fjorde ins

Landesinnere. Zum einender Narøyfjord, der schmals -te aller Fjorde, zum ande-ren der Aurlandsfjord, derden Anschein erweckt, alswürde seine Umgebung ausdem «Herr der Ringe»stammen. Er soll den AutorJ.R.R. Tolkien zu seinenWerken inspiriert haben.Wer dort gelandet ist, darfauf eine Fahrt mit derberühmten Flåmbahn nichtverzichten. Sie wird als eineder schönsten Bahnstre -ck en der Welt bezeichnet –und wer es einmal erlebthat, weiss warum! Aller-dings sollte man die Fahrtam besten für den letztenZug am Abend planen,denn dann sind die Touris -tenmassen bereits weiter-gezogen. Am Mittag be-kommt man ohne frühzei-tige Reservierung und lan -ge Schlangen keinen Platz.

Pferde in Oslo

Wer einen weiteren Ru-nenstein mit einer Pferde-darstellung betrachten

möchte, sollte den Runen-stein von Dynna im Kultur-historischen Museum vonOslo besuchen. Es befindetsich in unmittelbarer Nähezur Nationalgalerie, in derman auch einige interes-sante Pferdedarstellungenentdeckt, und zum königli-chen Schloss. Da Norwe-gen nach wie vor eineMonarchie ist, ist der Kö-nig immer wieder dort zu-gegen. Dennoch lässt essich der volksnahe KönigHarald V. nicht nehmen,die Besucher seinerHauptstadt durch die wun-derschönen Schlossgärtenspazieren zu lassen. Be-kannt wurde Oslo bei Pfer-defreunden durch seingrosses Turnier im Okto-ber, welches traditionellden Auftakt zur Weltcup-saison der Springreiter bil-det. Die «Oslo HorseShow» wird in der «Te-lenor Arena» im Westender Stadt ausgetragen. DerVorort Fornebu, in dem dieArena liegt, ist Industrie-

Ferien im Sattel | 13PFERDEWOCHE | 7. Februar 2018

Norwegen

Fläche 323 802 km2

Einwohner 5 252 166Hauptstadt OsloEinwohner 669 060Amtssprache NorwegischStaatsform ErbmonarchieStaatsoberhaupt König Harald V.Währung Norwegische KroneNationalfeiertag 17. MaiTelefonvorwahl +47

Norwegen ist ein skandinavisches Land, das bekannt ist fürseine Berge, Gletscher und tief eingeschnittenen Küsten-fjorde. Die Hauptstadt Oslo beherbergt zahlreiche Grünanla-gen und Museen. Im Osloer Vikingskipshuset sind Wikinger-schiffe aus dem neunten Jahrhundert zu sehen. Bergen istmit seinen typischen bunten Holzhäusern ein beliebterStartpunkt für Bootsfahrten in den dramatischen Sogne-fjord. Norwegen ist auch ein begehrtes Angel-, Wander- undSkiziel. Zu den bekanntesten Wintersportorten zählt Lille-hammer, Austragungsort der Olympischen Winterspiele1994. Quelle: Wikipedia

Der Steinsdalsfossen ist nur einer von Hunderten beeindruckenden Wasserfällen in Norwegen.

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gebiet, Hotels sind jedochrelativ preiswert und nichtso ausgebucht wie in derInnenstadt, die man mitdem Nahverkehr jedochinnerhalb von circa 15 Mi-nuten erreicht. Vorteil vonFornebu: Man kann dortherrlich am ruhigenOslofjord entspannen, hatdas Turnier ganz in derNähe und Osloer Sehens-würdigkeiten wie dasberühmte Opernhaus unddie MuseumshalbinselBygdøy sind nur eine kurze

Fahrt entfernt. Das Turnierstellt vor allem Springrei-ten in all seinen Formen –vom Ponysport bis zumGrossen Preis – in den Mit-telpunkt. Show und Spass -wettkämpfe kommen aberauch nicht zu kurz.

Fjordpferde überall

Wer durch Norwegen reist,wird immer wieder aufFjordpferde treffen. Be-sonders häufig entdecktenwir sie bei der Fahrt ent-lang der Ausläufer des

Hardangervidda National-parks. Heute werden dieTiere natürlich nur nochselten in der Landwirt-schaft eingesetzt, doch esgibt tatsächlich noch Bau-ern, welche Pferde zumTragen von Lasten oderzum Pflügen nutzen. Dasist vor allem in kleinen, ab-gelegen Ortschaften derFall wie der Bergregion umRjukan. Nicht verpassen sollte manin Norwegen übrigens dieStabkirchen, welche fürdas Land so prägend sind.Die Stabkirche von Bor -gund ist die vermutlich ur-sprünglichste, aber auchdie schönste des Landes. InHeddal findet man die mitAbstand grösste Stabkir-che des Landes. Wer sie be-tritt, fühlt sich sofort ineine andere Zeit versetzt,als die norwegischen Bau-ern mit ihren stämmigenPferden und Wagen zumGottesdienst fuhren. ZuAnlässen wie dem Natio-nalfeiertag und Mittsom-mer werden solche Szena-rien anschaulich wiederzum Leben erweckt.Pferde waren besonders

für Bauern lebensnotwen-dig. Die Berge reichenmeist bis an die Fjordküsteheran. Auf einer Fahrtdurch das Land erlebt manimmer wieder engste Pass-strassen, die schon gelän-degängigen Autos Pro-bleme bereiten. Man kannsich vorstellen, wie diekleinen Fjordpferde ih renBesitzern einen grossenVorteil boten, wenn esdarum ging, von Dorf zuDorf zu gelangen. AproposBergpässe: Die Trollstigen

haben zwar nichts mit Pfer-den zu tun, aber wer dieMöglichkeit hat, dieseStrasse zu befahren, solltees sich nicht entgehen lassen.

Naturpark Langedrag

Nicht weit entfernt vonHardangervidda findet derUrlauber Langedrag. Die-ser Bergbauernhof inmit-ten eines Naturparks bie-tet 350 Tiere und vieleAbenteuer für Gross undKlein. Er ist auch für Fe-rien mit Kindern bestens

Der königliche Palast von Oslo ist Sitz von König Harald V.

Der Nidaros Dom in Trondheim war einst

Krönungsstätte der norwegischen Könige.

Typisch norwegisch sind die aus Holz erbauten

Stabkirchen wie hier in Borgund.

Ferien im Sattel | 15PFERDEWOCHE | 7. Februar 2018

geeignet. Neben einemWolfsrudel gibt es unteranderem Ziegen, Elche,Rinder und natürlichFjordpferde. Es gibt Rei-terferien für Kinder, dieMöglichkeit zum Ritt aufFjordpferden für Grossund Klein unter Anleitungvom Anfänger bis zumKönner im Sattel. Ausser-dem hat man in der kaltenJahreszeit die Chance, sichmit dem Schlitten von ei-nem Pferd ziehen zu las-sen, Skijköring zu probie-ren oder einen Ausritt imSchnee zu unternehmen.Im Sommer werden auchmehrtägige Wanderritteangeboten.

NorwegischesFjordpferdezentrum

Unter gar keinen Umstän-den dürfen Pferdefreundeden Besuch im «NorskHes tesenter» verpassen.Es befindet sich am herrli-chen, aber oft unter denschönsten Fjorden des Lan-des vergessenen Nordfjordsüdlich des berühmten Gei-

rangerfjordes. Besuchersind immer eingeladen, dieAnlage zu besichtigen. Zieldes 1989 gegründeten Zen-trums ist der Erhalt der al-ten Rasse und deren Ge-schichte. Die Region umden Nordfjord wird auchals «Mekka des Fjordpfer-des» bezeichnet. Seit 1886findet eine Hengstschau andem Ort statt, der heutedas Zentrum beherbergt:Nordfjordeid. Wer sich ein-mal die prächtigsten Ver-treter ihrer Rasse ansehenmöchte, sollte am erstenMaiwochenende vorbei-schauen. Während derSommermonate findendort Seminare und Kurserund um das Fjordpferdstatt. Ausserdem kann manjederzeit eine Nacht in ei-ner der zu vermietendenHütten verbringen und sichauf dem Gelände umsehen. Jenseits des Geiranger-fjords erreichten wirTrondheim, das im Mittel-alter Sitz der norwegischenKönige und damit Haupt-stadt war. Heute lohnt vor

allem der Abstecher in denprachtvollen Nidaros-Dom, dem wichtigstenWallfahrtsort in Nordeu-ropa. Auch mit Pferden ka-men die Pilger von weitherdorthin, erfährt man in denhochinteressanten Füh -rungen durch das geschichts -trächtige Gebäude. Östlichvon Trondheim Richtungschwedische Grenze trifft

man übrigens häufig Wan-derreiter an. Anbieter wie«Pferd & Reiter» habenWanderritte in dieser Re-gion im Programm. In denHochebenen sind manch-mal mit Glück sogar Ren-tiere und Auerochsen zubeobachten. Kein Wunder,befindet man sich doch be-reits an der Grenze zuLappland.

Wundervolle PolarlichterDie Winter sind in Norwe-gen übrigens lang und ziem-lich kalt. Allerdings hat mandie Möglichkeit, Polarlich-ter bis in den Süden desLandes erblicken zu kön-nen. Im Sommer begeistertdie Mitternachtssonne.Man muss nicht bis zum Po-larkreis fahren, um einenEindruck davon zu bekom-men. Auch auf Höhe Trond-heims erlebt man Mitte Junibereits nahezu rund um dieUhr Helligkeit und kurz vorder Geisterstunde einenherrlichen Sonnenunter-gang. Richtig dunkel wird esdann überhaupt nicht – füruns Mitteleuropäer er-scheint es fast wie Magie.

Informationen

Norwegisches Fjordpfer-dezentrum: www. norsk-

fjordhestsenter.no

«Oslo Horse Show»:www.oslohorseshow.com

Naturpark Langedrag:www.langedrag.no

Prachtvolle Landschaften und ganz eigene Stimmung: Norwegen hat viel zu bieten, unter anderem den Nordfjord (gross) und Trollstigen (klein).

Der Geirangerfjord: das vielleicht beliebteste Fotomotiv

Norwegens.