170
In diesem vierten Buch sind die Drucker und Druckereyverwandte aufgeführt, deren Name mit »H«, »I«, »J« oder »K« beginnt. B13, 7.2017

In diesem vierten Buch sind die Drucker und ... · Joakim Krcovski Ivan Andrevic Krylov Helmer Kupferstecher (d.i. Karl May) Josef Leopold von Kurzböck. Charles Habré (Havre, Haver,

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

In diesem vierten Buch

sind die Drucker und Druckereyverwandte aufgeführt,

deren Name mit »H«, »I«, »J« oder »K« beginnt.

B13, 7.2017

Verzeichnis über die hier versammelten Drucker

Charles HabréHeinrich Wilhelm HahnWilliam HallJohann HallerWarren Gamaliel HardingJoel Chandler HarrisFrancis Bret HarteWilliam Randolp Hearst (und eine Geschichte zum Hanf)

Charles Theodosius HeathJakob HegnerGáspár HelthAelbrecht HendricxszHeo Jin-suJohannes HerbsterAlexander HerzenMax Herzig Friedrich JasperAndreas HessHermann HesseZacharias HeynsRowland HillJakob Friedrich Hinz

Salomon HirzelPeder HoegGeorg HoffgreffRaphael HoffhalterFrans HogenbergJohan HöjerKatsushika HokusaiVaclav (Wenzel) HollarJodocus HondiusJohannes HonterusJan van HoutGeorge Howe, Arthur Phillip und Lachlan MacquarieJoseph HoweCharles HulpeauTom Hultgren

Pablo Iglesia PassoImprenta de BarcinaImprenta RealImpressão RégiaImprimerie impériale

Imprimerie Pascal MontaubinImprenta del ProgresoIsabella von KastilienMichael IsingrinIsevolod Vjaceslavovic IvanovFrederic Eugene IvesZar Iwan IV. Wassiljewitsch

Joseph-Marie JacquardIsaac JaggardSigmund JähnAnton JakicDjura JaksicAnton JanderaMartynus JankusJohannes JanssoniusVaclav JelinekJesuitendruckereien in ParaguayJianyang-DruckereiGerard de JodeJoseph JohnsonLyndon Baines JohnsonFranz Jonas

Kaiser Joseph II. von ÖsterreichErnest Joyce

Jakob KaiserNikola KarastojanovPieter van den KeereSen KatayamaGottfried KellerFriedrich Gottlob Keller Johann Matthäus Voith Heinrich VoelterWolfgang von KempelenJohannes KeplerHenrik Keyser d.Ä.Henrik Keyser III.Miklós Misztótfalusi KisMunshi Newal Kishore

Verzeichnis über die hier versammelten Drucker

Karel KlícJohn und Paul KnaptonIzidor Imre KnerHeinrich KnoblochtzerLorenz KoberAnton KobergerMatthias KochFriedrich Gottlob KoenigEliyahu KorenJohann Krafft und ErbenWilhelm Johann KrafftGuillermo KraftVáclav Matej KramériusKarl KrauseJoakim KrcovskiIvan Andrevic KrylovHelmer Kupferstecher (d.i. Karl May)Josef Leopold von Kurzböck

Charles Habré(Havre, Haver, Havre, Havreye oder Havereye) stammt aus dem niederländischenGent und gründete in Havanna die erste Druckerei. Er soll als mittelloser Einwan-derer auf die Insel gekommen sein. Philip V. von Spanien erteilte im frühen 18.Jahrhundert die Erlaubnis, daß auch nichtspanische Schiffe in den Hafen vonHavanna einlaufen durften. Als Folge der guten Beziehungen zwischen Spanienund Frankreich kamen nun Schiffe aus Nantes, La Rochelle und Saint Malo nachKuba. Über Charles Habré liegen nur wenige Informationen vor; es ist sicher, daßer in Antwerpen gearbeitet hatte. Habré heiratete am 15. Januar 1720 die schonin Havanna lebende aus St. Malo stammende Witwe Maria Teresa Ralfe. Dererste Druck auf Kuba erfolgte möglicherweise bereits 1720. Seine Arbeit als Druk-ker allein war vermutlich nicht ausreichend, um seinen Lebensunterhalt zu ver-dienen, denn es gab hier zu jener Zeit keine höhere Lehranstalt. Einem Doku-ment aus dem Jahr 1727 ist zu entnehmen, daß Habré auch eine Buchhandlungin einem Haus des Melchor Rodrigues in der Nähe der Kirche Espíritu Santobetrieb – die erste auf Kuba. Es wird angenommen, daß er nur wenig offizielleUnterstützung erhielt. Gedruckt wurden von ihm vor allen Formulare und Beschei-nigungen sowie Personalnachrichten, die er in seinem Buchladen verkaufte. Sei-ne bekannteste Arbeit ist »Tarifa general de precios de medicinas«, eine Preis-liste für Medikamente, die er am 11. Januar 1723 abschloß. Der Umfang derBroschüre beträgt insgesamt 28 Seiten in einem Format von 14x20 Zoll. EineSeitennumerierung erfolgte nicht, jedoch ist das jeweils erste Wort der Folgeseiteam Schluß der Seite gedruckt. Die Titelseite soll als Holzstich das Wappen Spa-niens darstellen. Auftraggeber der Broschüre waren die Apotheker der Stadt.Habrés Antiqua-Typen waren abgenutzt, der Text fehlerhaft, was zu einem Teilauch auf fehlende Akzente zurückzuführen ist, aber vermutlich ebenfalls auf dieschlechte Beherrschung der Sprache. Seine Drucke erreichen nicht die Qualitätwie die zur gleichen Zeit in Mexiko gedruckten Bücher. Auf der Titelseite ist zulesen: »En la Havana, con licencia de los superiores, en la imprenta de CarlosHabré, 1723«.

Kuba 1957

Guinea-Bissau 2011Johann August Ludwig Preiss (1811–1883) stammt aus Herz-berg am Harz und studierte in Hamburg Botanik und Zoologie;nach der Promotion emigrierte er nach Australien, damals nochals Neu-Holland bezeichnet. 1838 erreichte er die Swan RiverColony in Westaustralien, wo er bis 1842 blieb. Hier nahm er diebritische Staatsbürgerschaft an. Er sammelte hier etwa 200.000Pflanzen von 3.000 bis 4.000 verschiedenen Arten. SeineSammlung bildete die Grundlage für frühe Studien der west-australischen Flora. 1842 fährt er nach London und verkauftseine Sammlung; andere Botaniker veröffentlichen aufgrunddieser Sammlungen später eigene Studien. Neben den Pflanzensammelte Preiss auch Vögel, Reptilien, Insekten und Mollusken.1843 kam auf der Grundlage der von Preiss gesammeltenFossilien die Schrift »Molluscorum Novae Hollandiae specimen«mit einem Umfang von 46 Seiten von Karl Theodor Menke undJohann Georg Christian Lehmann bei der »Libraria AulicaHahniana« in Hannover heraus. Bei Meissner in Hamburgkommen von Johann Georg Christian Lehmann in zwei Bänden»Plantae Preissianae Sive Enumeratio Plantarum Quas inAustralasia Occidentali et Meridionale Occidentali Annis 1838 bis18 Collegit L. Preiss« heraus.

Heinrich Wilhelm Hahn(1760–1831) erhielt 1792 von Rat und Bürgermeister Hannover die Erlaubnis,eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung gegenüber dem Leineschloß einzu-richten. Nach dem Eintritt seines Bruders Bernhard Dietrich Hahn im Septemberdes Gründungsjahrs firmierte das Geschäft unter Brüder Hahn; weitere Namenwaren Fratres Hahn, Freres Hahn, Hahn’sche Buchhandlung, Hahn’sche Hof-buchhandlung, Hahnsche Verlagsbuchhandlung, Libraria Hahniana, Libraria aulicaHahnii). Gemeinsam mit der Helwingschen Hofbuchhandlung trug das Geschäft(ab 1818) den Titel »Königliche Hofbuchhandlungen«. 1810 gründeten sie eineZweigstelle in Leipzig. Der Verlag gab insbesondere geschichtswissenschaftlichePublikationen heraus. Zu ihren Verlagswerken gehören die »HannoverschenGeschichtsblätter« und die »Monumenta Germaniae Historica«. Nach dem Ein-tritt des Bruders vergrößerte sich das Geschäft durch umfangreiche Buchbeständeaus dem 18. Jahrhundert und früher, die aus anderen Buchhandlungen über-nommen wurden: 1803 aus der Ritterschen Buchhandlung und von Friedrich Bern-hard Culemann in Hannover, 1806 der Trampesche Buchhandlung in Halle undzwei Jahre später aus der Buchhandlung Caspar Fritsch in Leipzig. Ab 1815 ver-öffentlichte die Firma die neue »Luther-Bibel der Hannoverschen Bibelgesell-schaft«. Nach dem Tod des Bernhard Dietrich Hahn 1818 trat Heinrich WilhelmHahn d.J. in das Geschäft ein, der anfänglich nur in Hannover die Geschäfteführte; das Leipziger Geschäft leitete sein Bruder Heinrich Bernhard Hahn. 1843war Heinrich Wilhelm Hahn d.J. alleiniger Besitzer des Unternehmens. Ab 1832/33 gab der Verlag die Hannoversche Zeitung heraus. Heinrich Wilhelm Hahnschrieb 1848 an das Frankfurter Parlament und regte an, eine Reichsbibliothekzu gründen. Nach dem Tod von Hahn d.J. übernahmen der Schwiegersohn Carlvon Thielen (1822–1905) und dessen Sohn Herbert Adolf Wilhelm von Thielendas Unternehmen. Ab 1839 wurden in insgesamt 126 Bänden sämtliche Romane

Heinrich Wilhelm Hahn

und Erzählungen von Henriette Wilhelmine Hanke geb. Arndt verlegt. Zu denBüchern des Verlags gehören auch diverse Bücher für den Schulunterricht. Schrif-ten des Freiherrn von Knigge wurden ebenfalls bei Hahn herausgegeben. Ab1886 lag die verlegerische Leitung beim Enkel von Hahn d.J. Die HahnscheVerlagshandlung in Leipzig und die Hahnsche Buchhandlung in Hannover wur-den 1892 in der Firma Hahnsche Buchhandlung in Hannover und Leipzig ver-einigt. 1911 wurde die Leitung dem neu gewonnenen Teilhaber Georg Schmidtübertragen. Der Leipziger Firmenteil war schon zuvor 1893 an Franz Wagnerverkauft worden. Anfang des 20. Jahrhunderts reduzierte man das Verlagsgeschäft.Der Verlag gehört heute der Familie Schütz zu Holzhausen, die keine Buchhand-lung betreibt.

Gibraltar 2012»A Tale of Two Cities« von Charles Dickens spielt während der Zeit derFranzösischen Revolution. »It was the best of times, it was the worst oftimes, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness...« Der Romanbehandelt das Leben um Dr. Manette und seiner Tochter Lucy in zwei Städten,London und Paris. Eine düstere, im Londoner Nebel spielende Anfangs-szene, eine Reise nach Paris, um den jahrelang unschuldig in der Bastillegefangengehaltenen Dr. Manette nach London zurückzuholen, die Liebes-geschichte seiner Tochter Lucy zu Charles Darnay und die dramatischenVerknüpfungen mit der Pariser Hauptstadt während der Terrorherrschaft.Charles John Huffam Dickens (1812–1870) war ein englischer Schriftsteller,zu dessen bekanntesten Werken »Oliver Twist«, »David Copperfield«,»Große Erwartungen« und »Eine Weihnachtsgeschichte« gehören. Er warder Sohn eines mittellosen Marineschreibers im Navy Pay Office in Ports-mouth. 1822 zog die Familie nach London. Sein Vater kam ins Schuld-gefängnis, seine Mutter zog mit sieben Geschwistern gleichfalls ins Gefäng-nis. Nur Charles lebte außerhalb, um den Unterhalt für die Familie zu ver-dienen. Er arbeitete mit anderen Kindern in einer Lagerhalle. Charles konn-te ab 1824 wieder zur Schule gehen und wurde 1827 Schreiber bei einemRechtsanwalt. Daneben ging er regelmäßig in das British Museum. 1829wurde er Parlamentsstenograph. Ab 1831 arbeitete er für Zeitung The Sun,wurde hier Redakteur und schließlich Journalist beim Morning Chronicle.1836/37 erschienen die »Pickwick Papers« in monatlichen Heften, dieDickens berühmt machten.

William Hall(1800–1847) stammt aus London; es ist unbekannt, ob er Schriftsetzeroder Drucker bzw. Buchhändler lernte. Er gründete mit EdwardChapman (1804–1880) 1830 eine Buchhandlung und einen Verlag,der unter »Chapman and Hall« firmierte und sich in London in der StraßeStrand (in der Verlängerung der Fleet Street) befand. 1835 stellten sie»Squib Annual of Poetry, Politics, and Personalities« von RobertSeymour her. Ein Jahr später schlug Seymour vor, eine Informations-serie über Sportler zu publizieren, für die Charles Dickens für 14 Pfundim Monat als Herausgeber gewonnen werden sollte. An die Stelle die-ses Projekts trat auf Vorschlag von Dickens‘ jedoch die Veröffentlichungder »Pickwick Papers« in monatlichen Fortsetzungen, die erstmals imMärz 1836 herauskam. Die »Pickwick Papers« trugen einen grünenUmschlag, umfaßten jeweils 32 Seiten und 4 Illustrationen und koste-ten 1 Shilling. Die Illustrationen kamen von Hablot Knight Browne. DieSerie war für alle ein Riesenerfolg: bereits im Mai 1837 betrug die Auf-lage über 20.000 Exemplare, Dickens erhielt von Hall einen Bonus von500 Pfund. Am Ende der Serie betrug die Auflage 40.000 Exemplare.Dickens erhielt 2.000 Pfund, die Druckerei von Chapman und Hall ver-diente 14.000 Pfund. Mit dem im April 1838 veröffentlichten ersten Teilvon »Oliver Twist« begann eine weitere Serie, die schnell eine Auflagevon 50.000 Exemplaren erreichte. Ein weiterer Erfolg war der erste Teildes Roman von Dickens »Nicholas Nickleby«, der im November 1839publiziert wurde. Der unveröffentlichte Teil dieses Romans sollte wie-der als Fortsetzung erscheinen und zwar in dem von Hall gedrucktenMagazin Master Humphrey’s Clock. Verkauft wurde dieses Blatt ab April1840, das eine Auflage von 70.000 Exemplaren erreichte; ab 13. Februar

William Hall

Nevis 2000Zu identifizieren sind auf der linkenMarke die Dickens-Bücher »A ChristmasCarol in Prose ...«, A Tale of Two Cities«und »Great Expection«.

Gibraltar 2012»A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost-Story ofChristmas« ist eine der bekanntesten Erzählungen vonCharles Dickens. Sie wurde im Dezember 1843 mitIllustrationen von John Leech erstmals veröffentlicht. DieErzählung handelt von Ebenezer Scrooge, einem alten,grantigen Geizhals, der in einer einzigen Nacht Besuchvon seinem verstorbenen Teilhaber Jacob Marley unddann von drei weiteren Geistern erhält, die ihm schließlichdazu verhelfen, sein Leben zu ändern. Das Buch enthältstark sozialkritische Töne, mit denen Dickens dieMißstände in England anprangern wollte. Die Geschichtewurde etliche Male verfilmt. In Anlehnung an EbenezerScrooge nannte Carl Barks eine seiner bekanntestenFiguren »Scrooge McDuck« (das ist der, der im Geld-speicher badet) – Dagobert Duck. Bei dieserEindeutschung ging aber der Witz der Namensschöpfungverloren. Der Namensverwandtschaft zum literarischen»Scrooge« und der schottisch anklingende Nachname»McDuck« deuten beide auf den (den Schotten sprichwört-lich zugeschriebenen) Geiz der Figur hin.

1841 wurde Dickens‘ nächster Roman (»Barnaby Rudge«) in der selben Zeit-schrift veröffentlicht; die Illustrationen stammten von Browne und GeorgeCattermole. Nach einer Reise Dickens‘ in die USA veröffentlichten »Chapmanand Hall« die »American Notes for General Circulation«. 1843 vereinbarten Hallund Dickens den Druck des Romans »Martin Chuzzlewit«, der ab Januar 1843publiziert wurde und eine Auflage von 20.000 Stück erreichte.

Johann Haller(1463–1525) stammt aus Rothenburg ob der Tauber, der in Krakau an der dorti-gen 1364 gegründeten Akademie (seit 1817: Uniwersytet Jagiellonski) studierte.Nach dem Studium handelte er mit Wein, Kupfer und Zinn. Am Ende des 15.Jahrhunderts begann er, auch Bücher herauszugeben; ein »Missale Cracoviense«ließ Haller um 1494 von Georg Stuchs in Nürnberg drucken. 1500 druckte Wolf-gang Stöckel in Leipzig das »Doctrinale« von Alexander de Villa Dei mit einemKommentar von Johann von Glogau. Stöckel stellte mehrere Schriften für denBuchhändler Haller her. Spätestens 1507 besaß Haller eine eigene Officin,denn in diesem Jahr erschien »Rhetorica ad C. Herennium« von Marcus Tulliusmit einem Vorwort von Raphael Regius. Er gilt deshalb als Begründer des polni-schen Buchdrucks. Seine ersten drucke waren Meßbücher, dann folgten Brevierefür die Geistlichen. 1505 erhielt er ein erstes Druckprivilegium für sechs Diöze-sen. Neben den liturgischen und theologischen Büchern druckte Haller auch wis-senschaftliche Werke über Astronomie, Mathematik, Philosophie und Jura; erwar auch Drucker der Akademie und des Königshofes. 1509 veröffentlichte er inLatein die von Nikolaus Kopernikus aus dem Griechischen übersetzte Schrift»Theophylactus Simocatta«. Haller druckte nicht nur in lateinischer Sprache, son-dern auch als erster polnischsprachige Texte einschließlich einer Wiedergabeder damaligen polnischen Nationalhymne »Gottesmutter–Jungfrau, gottgelobteMaria«, erstmals gesungen vom polnisch-litauischem Heer bei der Schlacht vonTannenberg (1410). Haller, der mit Barbara Kunosch, der Toichter eines reichenKürschners, verheiratet war, soll auch zeitweise Ratsmitglied und Bürgermeistervon Krakau gewesen sein. Haller hat in seiner Officin mindestens 200 Bücher mitinsgesamt mehr als 3.500 Druckbögen hergestellt, darunter 1507 auch das»Computus Chirometralis« von Johann von Glogau (Jan z Glogowa, 1445–1507).Sein Sohn Franciszek Haller, Doktor der Medizin und der Philosophie sowie Stadt-

Polen 2001Auf der Briefmarke ist die Titelseite des «ComputusChirometralis. Clerus in ecclesia quattuor sciat essetenenda. Grammaticam Musicam Jus Canonum: atqueKalendas von Johannes von Glogau abgebildet, 1511 vonJohannes Haller mit 40 Seiten im Quartformat gedruckt.Joannis Glogouiensis; polnisch Jan z Glogowa (1445–1507) stammt aus Glogau, studierte in Krakau, erlangte dieMagisterwürde um 1430 und wurde hier auch Professor. Erwar vermutlich einer der Lehrer des Kopernikus. Von ihmstammt eine kommentierte Ausgabe des Donatus und zufast allen Schriften des Aristoteles. Von ihm sind ab 1476die frühesten Practica, astromische Vorhersage-Broschü-ren, in deutscher Sprache überliefert. 1506 druckte Hallervon ihm »Introductorium compendiosum in tractatumsphere material. Joa. de Sacrobusto«. Johannes vonGlogau übersetzte auch mehrere Bücher der Bibel inslawische Sprachen.

schreiber, setzte die väterliche Tätigkeit als Verleger nicht fort, war aber als Buch-händler tätig. Der zweite Sohn, Stefan, wurde wie sein Vater ebenfalls Kaufmann,Ratsherr, heiratete reich, leitete mehrere Handelsunternehmen und wurde nacheinem verlorenen Prozeß von König Stefan Bathory als Ratsherr abgesetzt. BeiJohann Haller lernte Hieronymus Vietor, der erst in Wien mit Hans Singrienerdruckte und ab 1517 in Krakau eine Druckerei besaß.

Johann Haller

Warren Gamaliel Harding(1865–1923) bezeichnete sich als »Knight of the stick« (Ritter des Winkelha-kens), womit er meinte, daß er auch als Schriftsetzer gearbeitet habe. Sein Vaterwar Lehrer und seine Mutter Hebamme, die später eine Zulassung als Medizinerinerhielt. In Caledonia im Marion County (Ohio) kaufte sein Vater die lokale Wochen-zeitung The Argus. In der Redaktion dieser Zeitung lernte Harding die Grundlagendes Zeitungsgeschäfts kennen und arbeitet vermutlich auch in der Setzerei. Wäh-rend seiner Studentenzeit arbeitete er für die Zeitschrift Union Register in MountGilead. Nach seiner Rückkehr nach Caledonia kaufte er für 300 Dollar die bisdahin erfolglose Zeitung Marion Daily Star. Es handelte sich dabei um die auf-lagenschwächste Zeitung der Stadt, die allerdings als einzige täglich erschien.Harding tauschte die Redaktion aus und unterstützte die Republikaner. Hardingschaffte es, den konkurrierenden Marion Independent als erfolgreichste täglicherscheinende Zeitung abzulösen. Einer von Hardings Zeitungsjungen war NormanThomas, der später ein bekannter Journalist, Führer der Sozialisten in New YorkCity und mehrmals erfolgloser Präsidentschaftskandidat wurde. 1891 heirateteHarding Florence Mabel Kling DeWolfe (1860–1924), die Tochter seines größtenKonkurrentenAmos Hall Kling (1833–1913); sie übernahm im selben Jahr dieLeitung der Zeitung; in der Folgezeit half die geschäftstüchtige Florence, denMarion Daily Star in eine profitable Zeitung zu verwandeln. Harding übernahmdiverse Direktorenposten. Er war Treuhänder der »Vereinigten Baptisten Kirche«und Vorsitzender mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen. Harding besaß eineBegabung für öffentliche Auftritte. 1898 wurde er in den Senat des Staates Ohiogewählt, von 1903 bis 1905 war er stellvertretender Gouverneur. Nach seinerAmtszeit zog er sich ins Privatleben zurück, wurde aber später wieder politischaktiv. 1910 scheiterte er bei der Wahl zum Gouverneur. 1914 wurde er in denSenat gewählt. Harding war außerhalb Ohios relativ unbekannt, kandidierte aber

USA 1925

USA 1930 USA 1938

USA 1923

dennoch 1920 bei der »Republican National Convention« in Chicago als Außen-seiter für die Präsidentschaft. Aufgrund politischer Machenschaften von ihn fördern-den Parteifreunden gewann er die Nominierung. Harding wurde massiv von derPresse unterstützt, und erstmals wurden Filmstars für einen Wahlkampf ein-gespannt. Konservative Prominente wie Al Johnson, Douglas Fairbanks und MaryPickford und Finanzgrößen wie Thomas Alva Edison, Henry Ford und HarveyFirestone unterstützten Hardings Kampagne. Sein Einsatz für die Frauenrechtestieß bei weiblichen Wählern auf große Zustimmung. Harding bediente sich aucheines Wahlkampfschlagers mit dem lapidaren Titel »Harding«. Der Republikanerwurde 1920 mit dem größten prozentualen Vorsprung aller Zeiten (60,3 zu 34,1Prozent) zum amerikanischen Präsidenten gewählt – bei der ersten Wahl, bei derFrauen wählen durften. Unter ihm wurde eine strikte Politik der Nichteinmischungin den Bereichen Wirtschaft und Soziales betrieben. Die wirtschaftliche Entwick-lung der Nation sollte nicht durch staatliche Überwachung behindert werden. Erwar ein Verfechter der klaren Trennung der staatlichen Gewalten. Dem SupremeCourt räumte er einen hohen Stellenwert ein und bestellte den ehemaligen Präsi-denten William Howard Taft zum Obersten Richter. Während Hardings Amtszeitwurde ein Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich, Österreich und Ungarn unter-zeichnet, womit der Erste Weltkrieg für die USA formal beendet wurde. Kolumbi-en wurde für den Verlust von Panama entschädigt. Harding ließ das Bureau ofVeterans Affairs einrichten, das sich um die Bedürfnisse der Weltkriegsveteranenkümmerte und damit Vorläufer des heutigen Kriegsveteranenministeriums war.Im Oktober 1921 sprach er in Birmingham (Alabama) die Rassenproblematik an;er meinte, daß die Nation das wirtschaftliche Wachstum nicht eher genießen dürfe,bis die Gleichheit der Rassen hergestellt sei. Nach der Amtseinführung verhalfHarding vielen seiner Freunde zu lukrativen Ämtern. Eine Gruppe, die als »Ohio

Warren Gamaliel Harding

Guinea 2009Präsident Harding nebst Florence Mabel Harding; siewar die erste Frau, die nach der Einführung desFrauenwahlrechts im jahr 1920 für ihren Ehemann alsPräsidentschaftskandidat stimmen durfte.

Laos 1976Die Präsidenten Harding, Franklin Roosevelt,Calvin Coolidge und Herbert Hoover. In derMitte das berühmte Bild »Raising the Flag onIvo Jima«.

Liberia 2000

Gang« bekannt wurde, nutzte ihre Positionen, um Regierungsgelder zu hinterzie-hen. Seine Präsidentschaft, er spielte zweimal die Woche Golf und weitere zweiTage Poker, ist mit Bestechungen und Korruption seiner Minister verbunden; erselbst wurde nie in Skandale verwickelt. Er gilt zu Unrecht als ein wenig erfolg-reicher Präsidenten der USA. Er starb infolge eines Schlaganfalls oder eines Herz-infarktes nach einer vorhergehenden vermutlichen Lebensmittelvergiftung nacheiner Amtszeit von nur zwei Jahren. Da die Witwe die Autopsie verweigerte, kamenGerüchte auf, er sei das Opfer einer Verschwörung geworden. Vielleicht ist er nuran einer Bleivergiftung gestorben – einer Krankheit, die den einen oder anderenSchriftsetzer dahinraffte.

Warren Gamaliel Harding

Joel Chandler Harris(1848–1908) war der Sohn irischer Einwanderer, der als Printer’s devil, insbe-sondere bei der Satzherstellung, bei der auf der Baumwollplantage von JosephAddison Turner gedruckten Zeitung (The Countryman) in Eatonton (Georgia) ar-beitete. In dieser Zeit lernte er das Leben der Afroamerikaner und die Verhältnis-se vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg kennen. Harris ging dann als Journalistnach Macon, New Orleans und Savannah. Von 1876 bis 1900 arbeitete er alsJournalist bei der Atlanta Constitution. 1900 gründete er ein eigenes Magazin,Uncle Remus’ Magazine. Harris schrieb sehr erfolgreiche Erzählungen um einentypisierten, individuellen Neger mit dem Namen »Uncle Remus«. Er verarbeitetehierbei Überlieferungen (Märchen, Natursagen und Fabeln) und Geschichten aufeiner Plantage in einer authentischen Sprache. Harris gilt als erster Autor, dervom Material der Neger-Folklore Gebrauch gemacht hatte und als einer der be-deutendsten Vertreter der »Local color«-Schule. In Deutschland erschienen 1904seine Texte unter dem Titel »Meister Lampe’s lustige Streiche und Abenteuer«.

USA 1984

Francis Bret Harte(1836–1902) wird in Albany/New York als Sohn eines Lehrers geboren, der ausden Niederlanden eingewandert war. 1845 zog die Familie nach New York, woFrancis Bret Harte bei einem Anwalt und einem Apotheker arbeitete. Bereits imAlter von 10 oder 11 Jahren begann er, die Erlebnisse seines Bruders im Mexika-nisch-Amerikanischen Krieg (1646–1648) in Form kleiner Gedichte zu verarbeiten.1854 ging er in den Westen, nach Kalifornien. Hier arbeitete er als Goldgräber,Lehrer in den Goldminen, Apotheker und, befreundet mit Mark Twain, als Druckerund Setzer. 1860 zog er nach San Francisco und blieb dort bis 1878. Die vielenTätigkeiten führten dazu, daß er ein gutes Gespür für die unterschiedlichen Charak-tere entwickelte, die die neue Bevölkerung des amerikanischen Westens aus-machten. Während seiner Arbeit bei den Zeitungen Golden Era und OverlandMonthly begann er erste Kurzgeschichten zu veröffentlichen. 1871 geht er nachNew York, 1878 nach Europa. Harte war zwei Jahre Konsul in Krefeld, in denJahren 1880 bis 1885 Konsul im schottischen Glasgow und seit 1885 Journalistin London, wo er auch starb. Mit seinen Goldgräbergeschichten und dem Dialekt-gedicht »The Heathen Chinese« aus dem Kalifornien der 1850er Jahre erzielteer in den USA große Erfolge. Er verband den »edlen Bösewicht« mit DickensschenSonderlingen und wurde der berühmteste Kurzgeschichtenautor in den USA. Um1870 machte Harte sich einen Namen als Western-Autor.

USA 1987

Joseph Harris Hartnell(vor 1799–1850) war der einzige Sohn des 1818 verstorbenen Londoner Druk-kers Joseph Hartnell. Joseph Harris begann 1811 eine Druckerlehre bei seinemVater und wurde 1816 freigesprochen und Mitglied der Stationers‘ Company. Vonseinem Vater erbte er zwei Druckpressen. Hartnell druckte und handelte u.a. mitKupferstichen. 1818 druckte Hartnell im Auftrag des Verlegers John Miller »Copyof a memorial presented to the Lord Chamberlain by the committee of managementof the Theatre-Royal Drury-Lane …« von R. W. Elliston. 1830 stellte er als Druk-ker der Royal Navy »A List of Flag Officcers and other Commissioned Officers ofHis Majesty’s Fleet …« her. 1839 wurde er Drucker der Regierung. Von ihm stammtdie am 7. Januar 1840 herausgegebene «Post Office Regulation». Seine Officinbefand sich anfänglich im Wine-Office-Court, 1846 betrieb er seine Geschäfte alsVerleger, Buchhändler und Drucker in der Red Lion Passage in der Fleet Street.

Gibraltar 1979Die Abbildung verweist auf die Veröffentlichung der PostRegualtion, entspricht jedoch nicht dem Druck der vonJoseph Hartnell gedruckten Notice.

Montserrat 1979Die richtig abgedruckte Notice undSir Rowland Hill

(1863–1951) besaß Anfang des 20. Jahrhunderts die größte Zeitungskette inAmerika und gilt als einer der bedeutendsten und einflußreichsten Journalistender amerikanischen Geschichte. Hearst zählte zu den reichsten Menschen derWelt und war Hauptvorbild für die Titelfigur in Orson Welles‘ Film »Citizen Kane«(1941; ehemals der beste Film aller Zeiten, der mit dem geheimnisvollen Worten»Rosebud« endet). Nach seinem Journalismusstudium in Harvard begann erbeim Harvard Lampoon, der von Joseph Pulitzer geleitet wurde, zu arbeiten. 1887kaufte er die Zeitung San Francisco Examiner, um sie mit großem Erfolg radikalumzugestalten. Vom Journalismus Pulitzers inspiriert, wies er seine Journalistenan, schockierende Nachrichten zu schreiben, um die Leser zu begeistern. Mitden Möglichkeiten aufgrund des von seinem Vater geerbten Vermögens (7,5 Mil-lionen Dollar, heute mehr als 200 Mio) kaufte Hearst 1895 das New Yorker MorningJournal, engagierte einige der bekanntesten Journalisten der Zeit und erschloßeinen Markt mit mehreren Millionen Lesern; hierbei konkurrierte er mit der NewYork World von Pulitzer. Während des Unabhängigkeitskrieges Kubas (vonSpanien) begannen Hearst und Pulitzer eine Kampagne gegen Spanien und ver-öffentlichten in ihren Zeitungen Berichte und Bilder über die Mißhandlung derkubanischen Bevölkerung durch die spanische Besatzung. Die Auflage der Zei-tungen Hearsts stieg auf insgesamt über eine Million Exemplare. Mit dem Ver-mögen, das er durch die guten Geschäfte während des Spanisch-AmerikanischenKriegs und der Eroberungen der Zeitungsmärkte von San Francisco und NewYork verdient hatte, erweiterte Hearst in den folgenden Jahren sein Unternehmen.So gründete er 1900 die Chicago American, 1902 den Chicago Examiner und1904 den Los Angeles Examiner. 1902 und 1904 gewann er als Mitglied der Demo-kratischen Partei trotzdem die Wahlen zum Repräsentantenhaus. Jedoch ließenihm seine Zwei-Millionen-Kampagne für die Präsidentschaftswahl und die Ver-

William Randolph Hearst

Nicaragua 1994Das Schloß von Hearst in San Simeon

waltung seiner Zeitungen sehr wenig Zeit für die Pflichten im Kongreß. 1905 stell-te er sich der Wahl zum New Yorker Bürgermeister, und versuchte 1906, zumGouverneur gewählt zu werden. Nachdem er zweimal nicht gewählt wurde, zogsich Hearst für politische Kandidaturen zurück. 1903 heiratete er mit 40 Jahrendie erst 21 Jahre alte Millicent Willson, mit der er fünf Söhne hatte. Als HearstsMutter 1919 starb, zog er auf das 680 qkm große Gelände in San Simeon um,das früher seinem Vater gehört hatte. Dort baute er sich von 1919 bis 1947 für 37Millionen Dollar (heute mehr als 500 Millionen Dollar) ein eigenes Schloß (HearstCastle, in Citizen Kane: »Xanadu«) und gab je 50 Millionen für Immobilien in NewYork und für Kunstgegenstände aus. Letztere konnte er zum Teil durch die großeNot, die in Europa nach dem Ersten Weltkrieg herrschte, günstig erstehen. Soerwarb er 1925 und 1931 ganze Klostergebäude in Spanien, die er abbauen undin die Vereinigten Staaten schicken ließ. Hearst äußerte in den 30er Jahren Sym-pathien für den Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus. Seine1918 gegründete Filmproduktionsfirma »Cosmopolitan Productions« stellte ins-gesamt über 200 Filme her. 1934 reiste er nach Deutschland, wo er von AdolfHitler empfangen wurde. Nach dieser Reise veröffentlichten Hearsts ZeitungenArtikel gegen die Sowjetunion; eine Kehrtwende in Hearsts Position brachten diedeutschen Novemberprogrome 1938, die er öffentlich als Barbarei bezeichnete;seine Zeitungen waren unter den ersten, die über den Holocaust berichteten.1935 betrug Hearsts Vermögen nur noch 200 Millionen Dollar (heute rund 3,5Milliarden Dollar); damit war er aber noch einer reichsten einer der reichstenMenschen der Welt. In den 1940er Jahren besaß er 25 Tageszeitungen, 24 Wo-chenzeitungen, 12 Radiosender, zwei weltweite Nachrichtenunternehmen, dasCosmopolitan-Filmstudio und weitere Medienfirmen. 1948 kaufte er in Baltimoreeinen der ersten Fernsehsender der USA. Hearst verkaufte täglich mehr als 13

William Randolph Hearst

Wie es dazu kam,daß aus Hanf kein Papier mehr hergestellt wurdeGroße und einflußreiche amerikanische Industrieunternehmen wie derChemiekonzern DuPont und Papierfabrikanten sowie Waldbesitzerhatten ein großes Interesse an der Ächtung von Hanf und setzten sichdirekt und indirekt für ein Verbot der Pflanze ein. Hanf wurde,nachdem die starke landwirtschaftliche Bedeutung seines Anbaus zur Gewinnung von Fasern, Ölen, Papier, Farben, etc. aufgrund vonfehlenden technischen Möglichkeiten zur Massenproduktion imZuge der industriellen Revolution stark nachließ, Anfang deszwanzigsten Jahrhunderts eine zentrale Rolle in der amerikanischenLandwirtschaft prophezeit. Hierbei standen auch wirtschaftlicheInteressen im Vordergrund. Der Hanf wurde durch neue Ernte-maschinen eine übermächtige Konkurrenz dazu. 1916 hatte dasamerikanische Landwirtschaftsministerium ein Bulletin über»Hanfwerg als Material zur Papierherstellung« für »Personen, die aneiner ökonomischen Papierherstellung interessiert sind, besondersprint and book manufactures«. Im Bulletin (Nr. 404) wird unteranderem festgehalten, daß dank moderner Fasergewinnungstechnikaus einem Hektar Hanf dieselbe Papiermenge hergestellt werdenkann, wie aus 4,1 Hektar Wald (und das – im Gegensatz zur Holz-bewirtschaftung – Jahr für Jahr). Hearst war Eigentümer der damalsgrößten »Paper Manufacturing Company«, Wald- und Papierfabriken-besitzer. DuPont konkurrierte nicht nur im Textilfaserbereich mit Hanf,sondern war auch Lieferant der Sulfide für die Papierherstellung ausHolz (und stand somit in engen Geschäftsbeziehungen zu Hearst).Beteiligt an der Kampagne gegen Hanf war auch der Bankier Mellon,zweitreichster Mann der USA, wichtiger Aktionär der Firma DuPont warein Onkel der Ehefrau des Harry J. Anslinger; in seiner Funktion als

William Randolph Hearst

Millionen Zeitungen und erreichte mit ihnen etwa 40 Millionen Leser. Beinahe einDrittel der US-amerikanischen Erwachsenen las eine Zeitung aus dem HauseHearst, viele erhielten diese Informationen in Form von Filmen und übersetztenZeitungen auch im Ausland. Über einen langen Zeitraum, ab 1916, führten be-sonders die Zeitungen des Hearst-Konzerns führten eine Hetzkampagne gegenCannabis und »potrauchenden Mexikaner« sowie farbige Jazz-Musiker durch,aber selbst Zeitungen wie die New York Times, berichteten in dieser Zeit häufigüber Vergewaltigungen und Autounfälle im Zusammenhang mit Marihuana. Dabeiging es doch um die wirtschaftlichen Interessen von DuPont, von Papierfabrikenund Waldbesitzern.

Finanzminister im Kabinett Präsident Herbert Hoovers ernannteAndrew Mellon seinen Neffen Harry zum Leiter der neu-organisierten staatlichen Rauschgift- und DrogenbehördeFBNDD (Federal Bureau of Narcotics). Durch technischeEntwicklungen der Hanfverarbeitung bekamen die großen Holz-,Papier, und Zeitungsunternehmen wie die »Hearst Papermanufacturing Division« oder »Kimberly Clark« plötzlich ernst-zunehmende Konkurrenz, denn Papier aus Hanf, das bis 1883noch etwa 80 Prozent Marktanteile besaß, ist qualitativ hoch-wertiger und wäre durch den technischen Fortschritt wesentlichgünstiger in der Herstellung. Der an Waldbestände gebundenenPapierindustrie drohten große Verluste. In dieser Zeit patentierteDuPont sowohl sein Verfahren zur Herstellung von Kunstfasernund Plastik aus Öl, als auch das Sulfat/Sulfitverfahren zurPapierherstellung aus Holzzellmasse. 1937 wurde von demChefberater des Finanzministeriums Herman Oliphant einEntwurf für ein »Marihuana tax act« im Kongress eingebracht,das unverändert verabschiedet wurde. Damit war der Hanfanbaumit erheblichen Steuern verbunden. Es wird auch gesagt, daßein weiterer Grund für das de-facto-Hanfanbauverbot die Weiter-beschäftigung der nach der Aufhebung der Prohibition arbeitslosgewordenen 2.300 »Prohibition Agents« war.Was machen wir mit der DEA, wenn Walter White und JerssePinkman ihr Giftzeug legal produzieren?

(1785–1848) war ein englischer Kupferstecher und Briefmarken- bzw.Banknotendrucker, der Teilhaber bei Perkins, Bacon & Co. war. Er war einillegitimer Sohn des erfolgreichen Graveurs und Kupferstecher James Heath,der unter besonderer Förderung von König George III. stand. CharlesTheodosius Heath lernte als Sechsjähriger bei seinem Vater die ersten Gra-vuren herzustellen. Schon als Jüngling wurde er Mitglied der »Society ofBritish Artists« und lieferte Beiträge für deren Ausstellungen. Er trug mit sei-nen Arbeiten für die Verbreitung von literarischen Jahrbüchern wie ForgetMe Not, Literary Souvenir und The Amulet bei, die nach einer Stahlstich-Methode, patentiert von dem Amerikaner Jacob Perkins, hergestellt wur-den. 1827 gründete er sein eigenes Jahrbuch, The Keepsake. 1832 gründeteer Heath’s Picturesque Annual und ein Jahr später Heath’s Book of Beauty.Seine Geschäfte waren sehr erfolgreich, doch geriet er mehrmals, erstmals1821, in finanzielle Schwierigkeiten; 1840 mußte er deshalb einen großenTeil seiner Lagerbestände verkaufen. In den 1820er Jahren illustrierte ermehrere Werke von Sir Walter Scott. Heath eröffnete ein eigenes Studio, indem er andere Graveure und Kupferstecher beschäftigte, die gleichfalls mit»Heath» signierten. Charles Heath als Kupferstecher, sein Halbbruder undFinanzier George Heath und Edward Henry Corbould, mit dem er verschwä-gert war, als Gestalter stellten sie diverse Briefmarken für verschiedene Re-gierungen her. 1840 wurden Heath mit seinem Sohn Frederick Augustusbeauftragt, die erste Briefmarke, die Penny Black, zu gravieren. Mit seinerFrau und Kusine Elizabeth Petch hatte er u.a. drei Söhne, von denenFrederick Augustus (1810–1878) und Alfred (1812–1896) gleichfalls Kupfer-stecher und Henry Charles Heath (1829–1898) Maler der Königin Victoriaund anderer Royals wurden. Charles Theodosius Heath klagte 1826 gegen

Charles Theodosius Heath

Marshall Inseln 1990

den Verleger John Murray, der einige seiner Drucke mit Illustratioopnen vonHeath ausschmückte, doch wegen des fehlenden Copyrights verlor er seineKlage (erst 1877 wurde in Großbritannien das »Prints Copyrights Act« ver-abschiedet). 1839 begann er trotz finanzieller Schwierigkeiten mit derVeröffentlichung von »Heath’s Beauties of the Opera and Ballet«, das er biszu seinem Tod fortsetzte. Mit dem nach Großbritannien gekommenen JacobPerkins gründete er eine Druckerei, an der später Joshua Butters Baconbeteiligt wurde, der die Anteile von Heath kaufte. Heath war in seiner Zeiteiner der aktivsten und einflußreichsten Männer in der britischen Buch-produktion.

Charles Theodosius Heath

Jakob Hegner(Jacques Hegner, Jean Jacques Hegner, 1882 bis 1962) war ein in Wien geborenerDrucker, Verleger und Übersetzer. Nach dem Besuch eines Wiener Gymnasiumsstudierte er an der Universität Leipzig Philosophie, Geschichte und Kunst-geschichte; gleichzeitig war er für den Verlag »Hermann Seemann Nachfolger«tätig. Er ging dann zu weiteren Studien nach Florenz und kehrte 1903 nachDeutschland zurück. In Berlin gründet er den »Verlag Jacques Hegner«. 1910zieht er nach Dresden und gründet zwei Jahre später den »Hellerauer VerlagJakob Hegner«. Während des Ersten Weltkriegs ist Hegner im Kriegspresse-quartier in Wien tätig. 1918 gründet er die »Hellerauer Druckerei«, in der er seineDrucke im Handsatz herstellen ließ. Die Bücher aus dieser Druckwerkstatt zeich-nen sich durch hervorragende Typographie aus. 1919 konvertiert er zum prote-stantischen Glauben und heiratet eine evangelische Pfarrerstochter. 1930 mußer wegen der Folgen der Weltwirtschaftskrise seine Hellerauer Unternehmenschließen. In den folgenden Jahren ist er für die Druckerei Oskar Brandstetter inLeipzig tätig, für die er insbesondere christliche Autoren verlegt. 1935 wechseltHegner abermals seinen Glauben und wird katholisch. 1936 wird er aus der Reichs-schrifttumskammer wegen seines ursprünglichen jüdischen Glaubens ausge-schlossen. Er geht deshalb nach Wien und gründet den »Thomas-Verlag«. 1938emigriert er nach Großbritannien. 1946 zieht Hegner in die Schweiz und gründetin Olten den »Summa-Verlag«. 3 Jahre später zieht er nach Köln und gründetden »Jakob-Hegner-Verlag«, der schon kurze Zeit später vom Bachem-Verlagübernommen wird. Wegen seiner Verdienste für die Buchgestaltung und für seineÜbersetzungen aus dem Französischen und Englischen erhält Jakob Hegnermehrere Auszeichnungen.

Lambert Schneider (1900–1970) stammt aus katholischem Elternhaus und wuchsin Karlsruhe auf, war Spartakist und gründete 1925 in Berlin einen Verlag. Das

Israel 1985Titelseite der Schocken-Bibel.

erste Verlagswerk war der Druck des »Alten Testaments« in der Übersetzung vonBuber und Rosenzweig. Schneider legte Wert uaf eine gute Typographie undbeauftragte daher die Druckerei von Jakob Hegner mit der Herstellung. Ein wei-terer Druckbetrieb, der für Schneider arbeitete, war die Werkstatt von Carl ErnstPoeschel. Für drei Jahre erschien bei Schneider die Zeitschrift Die Kreatur, her-ausgegeben von einem Juden (Buber), einem Katholiken (Joseph Wittig) undeinem Protestanten (Viktor von Weizsäcker). Aufgrund der Weltwirtschaftskrisegeriet der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten, vor allem durch das aufwendigeBibel-Projekt. Durch Vermittlung Leo Baecks kam es zur Kooperation mit demKaufmann Salman Schocken, der 1931 die Judaica in den neugegründeten»Schocken Verlag« übernahm. Lambert Schneider wurde Hersteller und kauf-männischer Leiter dieses Verlags. 1938 mußte der Verlag von Schocken geschlos-sen werden. Als der Salzburger Verleger Otto Müller 1938 mit Berufsverbot be-legt wurde und gezwungen werden sollte, seinen Verlag für ein Zehntel des Wer-tes an einen nationalsozialistischen Funktionär zu verkaufen, übernahm LambertSchneider den »Otto Müller Verlag« auf Grundlage des tatsächlichen Wertes. ImZweiten Weltkrieg wurde der Verlagssitz in Berlin und das Buchlager in Leipzigausgebombt. Schneider wurde nach dem Krieg Lizenzträger des »Carl WinterUniversitätsverlages« und erhielt außerdem eine Lizenz für einen eigenen Ver-lag. 1949–1949 erschien hier die monatliche erscheinende Zeitschrift Die Wand-lung und 1946–1950 die Süddeutsche Juristenzeitung. Lambert wurde zudemVorsitzender der »Aktionsgruppe zur Demokratie und zum freien Sozialismus«,in der u.a. Adolf Arndt, Heinrich von Brentano, Alex ander Mitscherlich und CarloSchmid mitarbeiteten. In seinem Verlag erschien 1950 die erste deutsche Aus-gabe des »Tagebuchs der Anne Frank«. Lambert Schneider hat auch nach 1945die meisten deutschsprachigen Werke Martin Bubers verlegt. Nach seinem Tod

Jakob Hegner

Bundesrepublik Deutschland 2012»Die Schrift« ist die deutsche Übersetzung des Tanachsdurch Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig(1886–1929). Sie entstand von 1926 bis 1938, bis 1929gemeinsam durch Buber und Rosenzweig, nach dessenTod in diesem Jahr wurde sie von Buber allein weiter-geführt und vollendet. Von 1954 bis 1962 überarbeiteteBuber den Text noch einmal. Für die Übersetzung gab eskeinen Auftraggeber; sie entstand auf Anregung, nicht imAuftrag, des Verlegers Lambert Schneider. »Die Schrift« istweitestgehend eine konkordante Übersetzung und bedientsich einer dichterischen Sprache. Sie strebt an, densprachlichen Charakter des Urtextes wiederzugeben; sowird beispielsweise Genesis 1:1f. mit »Im Anfang schufGott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war Irrsalund Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottesschwingend über dem Antlitz der Wasser.« übersetzt. Die»Verdeutschung der Hebräischen Bibel« von Martin Buberund Franz Rosenzweig erschien in den Jahren 1926 bis1937 im Verlag Lambert Schneider bzw. im SchockenVerlag Berlin.

1970 wurde der Verlag Lambert Schneider von Lothar und Christa Stiehm fort-geführt. Das Verlagsarchiv des ursprünglichen Verlags Lambert Schneider befindetsich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Salman Schocken (1877–1959) stammt aus Margonin (Provinz Posen) und warein deutscher Verleger und Gründer sowie Besitzer von Kaufhäusern. Sein Vaterwar Buchhändler in Posen. 1901 zog Salman Schocken nach Abschluß einerkaufmännischen Lehre nach Zwickau, wo er in dem Kaufhaus seines BrudersSimon mitarbeitet. Dieses Geschäft kaufte er auf und errichtete anschließendweitere Kaufhäuser in Chemnitz und Stuttgart. 1915 war er mit Martin Buber Mit-begründer der zionistischen Zeitschrift Der Jude. In den 1920er Jahren gründeteer in Berlin das Schocken-Institut für Hebräische Poesie und 1931 einen eigenenVerlag für die Herausgabe der Bibel von Buber und Rosenzweig. 1933 wurde ihmdie deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, 1934 zog er nach Palästina. Seineinzwischen 30 Kaufhäuser verkaufte er 1936 an eine englische Bankengruppeunter Andrew McFadyean, doch 1938 wurde das Unternehmen enteignet (»ari-siert«). Die Kaufhäuser firmierten dann unter Merkur AG. 1949 erhielt Schockendie Mehrheit an der Merkur AG und damit seine Häuser zurück und verkaufte sie1953 an Helmut Horten (die sächsischen Kaufhäuser waren entschädigungslosenteignet worden). In Jerusalem finanzierte er den Bau der »Schocken-Biblio-thek«, die er wie auch sein Privathaus mit dem 6.100 m2 großen Garten von ErichMendelsohn (1887–1953) entwerfen ließ; dieser hatte bereits die Kaufhäuser inDeutschland für ihn gestaltet. 1937 kaufte er die Zeitung Haaretz, die von seinemSohn Gershom Schocken geleitet wurde. Salman Schocken zog 1940 in die dieUSA, wo er den Verlag »Schocken Publishing House Ltd.« gründete, in dem u.a.mit Unterstützung von Hannah Arendt die »Schocken Books« (inzwischen beiRandom House) herausgegeben wurden.

Jakob Hegner

Gáspár Helth(um 1510–1574, Caspar Heltnensia Transsilvanus, Heltai) wurde in Heltau gebo-ren, war ein Siebenbürger Sachse und wirkte in Klausenburg (Cluj Napoca) alsPfarrer und Reformator, als Humanist und Literat, als Drucker und Papier-mühlenbesitzer sowie Politiker für die Erneuerung der Kirche und für die Verwen-dung des Ungarischen, das er durch eine Bibelübersetzung, eine GeschichteUngarns und weitere Veröffentlichungen zur Literatursprache weiter entwickelthat. Seine Officin ist die einzige Druckwerkstatt, die das 16. Jahrhundert übertätig ist. An der Universität Wittenberg schreibt sich Gáspár Helth 1542 als »Cas-par Heltenis Transsilvanus« ein. Kurz nach Beendigung des Studiums wurde Helth1544 zum Stadtpfarrer in der Michaelskirche von Klausenburg berufen. Ein Jahrspäter beginnt er, die lutherische Reformation einzuführen. Im selben Jahr 1545heiratet er Madjarin Sophia Gyulai. Zunächst wirkte er im Sinne Luthers. 1554wurde die Kirche der ungarischen Lutheraner in Siebenbürgen gegründet, miteinem früheren Mönch namens Tamás als ihrem ersten Bischof. Ab 1559 begannHelth für den Calvinismus zu wirken, was unter anderem am Druck der reformier-ten Glaubensbekenntnisse von Heinrich Bullinger und Péter Melius Juhász ab-zulesen ist. Nach seinem Wechsel zum Calvinismus wurden die Papierlieferun-gen aus den lutherischen Orten Hermannstadt und Kronstadt eingestellt; Helthließ deshalb 1564 in Klausenburg eine eigene Papiermühle errichten; das Was-serzeichen versieht er mit seinen Initialen »CH«. Dank seines Wirkens und derProduktion der von ihm und Georg Hoffgreff im Jahre 1550 gegründeten Drucke-rei wurde Klausenburg zu einem bedeutenden ungarischen Zentrum des Huma-nismus. Die ersten Drucke der Officin waren: »Confessio de coena domini« vonMartin Bucer, eine evangelische Agenda, und die Übersetzung von Luthers Klei-nem Katechismus ins Ungarische. Helths »Száz fabula« (Hundert Fabeln, nachÄsop, aber mit eigenen Ergänzungen) war die erste ungarischsprachige Prosa.

Ungarn 2010Auf der Briefmarke ist die Titelseite der »Chronica azMagyaroknac dolgairol mint iöttec ki a nagy ScythiabólPannoniában« abgebildet, das 1575 von Helths WitweMadjarin Sophia Gyulai gedruckt wurde und auf der derDruckername zu lesen ist. Es ist eine Übertragung derlateinischsprachigen Ungarnchronik von Antonio Bonfini,dem Hofchronisten von König Matthias Corvinus. Es wardas erste historiographische Werk in ungarischer Spracheund legte einen Grundstein der modernen ungarischenGeschichtsschreibung.

Gáspár Helth

Helth nahm auch die erste Vereinheitlichung der ungarischen Orthographie. AlsVerleger vertrieb er vorrangig Werke theologischen Inhalts und hat maßgeblichan der Entwicklung der ungarischen Kunstprosa mitgewirkt. In seinen Werkenläßt sich Kritik an der Gesellschaft erkennen, wobei er die zunehmende Machtdes Bürgertums anprangerte. Helth gründete in Klausenburg auch ein öffentli-ches Bad und eine Brauerei. Nach seinem Tod übernahm die Witwe (GáspárneHeltai, »relicta Casparis Helti«) in den Jahren 1575 bis 1582 die Führung derWerkstatt. Von ihr wurde 1575 eine Chronik der Ungarn (Chronica az Magya-roknak dolgairól) hergestellt, die schon im Jahr zuvor von Helth begonnen wor-den war. In diesen Jahren wurden zumeist ungarische Übersetzungen ausländi-scher Texte hergestellt. Die religiösen Schriften, die unter Gáspár Heltai vorherrsch-ten, wurden nicht zuletzt wegen der Vorschriften durch den Fürsten StephanBáthory (István Batory) eingeschränkt. Eines der wichtigsten Produkte ihrer Pressewar das »Herbarium« von Péter Juhász Melius. Es ist eine erste medizinisch-botanische Arbeit aus dem Jahr 1578, die die Namen und die Namen Variantenvon mehr als 1.200 Pflanzen enthält. Insgesamt stellte sie rund 50 Werke her,wobei sie nicht nach reformatorischen oder katholischen Schriften unterscheidet.Nach dem Tod der Witwe 1584 übernimmt der Sohn Gáspár Helth d.J. die Officin,in der er jedoch nicht mitarbeitet, sondern die Arbeit seinen Faktoren überläßt;darunter ist Gaspar Schäßburger (Caspar Schespurgensis) und in den 1990erJahren Jakob Klöß; die Officin stellt mehr als 60 Werke her.

Aelbrecht Hendricxsz(1545–1613) stammt aus Leiden; ab 1569 lebte er in Delft, wo er 1570 als »AerentHeyndricxsz van Leijden, bouckvercoper« das Bürgerrecht kauft. 1571 wird er alsBeauftragter Plantins (aus Antwerpen) genannt. 1573 heiratet er die WitweAgniesgen Bruynen und kann somit die Leitung der von Harman Schinckel hin-terlassenen Werkstatt übernehmen. 1574 kommt er der erste Druck unter sei-nem Namen heraus. Er war Anhänger der Mennoniten (Wiedertäuferbewegung);1578 stellte er für diese ein erstes Werk her. Agniesgen wird deshalb als Eigentü-merin der Officin vom Kirchenrat in Delft vorgeladen; ihr wird die Schuld an demDruck des Wiedertäuferbuchs gegeben und deshalb als Strafe der Ausschlußvom Abendmahl verfügt. Ein zweiter Konflikt mit dem Kirchenvorstand entstand1580, als sein Korrektor Dirck Kemp an der Prädestination (Auffassung, nach derGott u.a. das Schicksal aller Menschen vorherbestimmt hat) öffentlich zweifelte.1582 wird Hendricxsz als Nachfolger von Carel Silvius zum Drucker der VereinigtenStaaten berufen. 1590 wird er zum angestellten Drucker der allgemeinen Stände-versammlung (Staten Generaal) berufen. 1591 zieht er mit der Druckwerkstattnach ’s-Gravenhage. Hier wird er zum Bürgermeister bestellt. 1605 legte er seinAmt als Staatsdrucker zugunsten seines Schwiegersohns Hillebrant Jaconsz vanWouw nieder. Sein Stiefsohn Bruyn Harmensz Schinckel führte ab 1591 die Delf-ter Druckerei selbständig fort. Er verwendete mehrere Druckermarken und Devi-sen (»Avec le temps paulatim« nach Ovids Metamorphosen und »Het rike derhemelen is als een verborgen schat in den acker. Math. 13«; Das Himmelreich istgleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte, Matthäus 13:24.

Niederlande 1998»Nieuw geusen lieden boecxken« ist das bedeutendstepolitische Liederbuch aus dem Achtzigjährigen Krieg. Dieadligen Niederländer wurden 1566 von der spanischenRegentin Margarete von Parma als »Geuzen« als Bettleroder als »Mendigos del mar« (Piraten) bezeichnet; dieseBezeichnung wurde jedoch als Ehrentitel betrachtet, denner meinte die calvinistische Glaubensauffassung und einepatriotische Einstellung. Das Liederbuch war eine Samm-lung von Texte verschiedener Autoren, die zumeist unbe-kannt sind; einige Dichter dieser Geuzenlieder sind be-kannt: Joris Sylvanis, Pfarrer in Amsterdam, Cooman Janvan Delft und Pieter Sterlinckx van Heenvliet. Alle als»geusen lieden boecxken« bezeichneten Bücher warenklein, handlich, engbedruckt und – wenn überhaupt – nurmit wenigen Holzschnitten ausgestattet; ursprünglichwaren die Lieder auf einzelnen Blättern gedruckt. DerInhalt ist im Grunde ein Geschichtsbuch; es sind Lieder,die den Kampf gegen die Spanier in den Niederlandenschildern, Erinnerungslieder an einzelne Kämpfe undsonstige Propagandatexte. Die Lieder wurden mit neuenTexten auf alte schon vorhandene Melodien übertragen. ImLiederbuch von 1581 ist auch die zweitälteste Version derNationalhymne enthalten.

Republik Korea 2000

Republik Korea 2011

Republik Korea 1963 und 1967

Republik Korea 1969

Heo Jin-suZur Zeit des Goryeo-Königreichs (935–1392) wurde während einer langen Frie-denszeit unter König Hyonjong (1009–1031) die »Tripitaka« geschaffen. Heo Jin-su war Regierungsbeamter in der Zeit des Königs Jeongkong (reg. 1034 bis 1046).Er veranlaßte, daß 1046 die ursprüngliche »Tripitaka Koreana« gedruckt wurdeund zwar als Bitte für das Wohlergehen des Landes, die Langlebigkeit seinerMutter und das Seelenheil seines verstorbenen Vaters. Nach bibliographischenAngaben in den »Tripitaka«-Bänden sollen sie im Tempel Cheonhwa-sa im Ostenvon Gaeseong, der Hauptstadt von Goryeo, gefertigt worden sein. Heo Jin-su solldiese Drucke als Opfergabe in zwei Buddha-Statuen im Tempel Seobaek-sa inder Nähe von Gimhae als Opfergabe eingelegt haben. Ein Teil dieser Drucke(1.800 Rollen) der ersten Tripitaka befinden sich heute im Tempel Nanzenji inJapan, ein anderer Teil (2.400 Rollen) wird im Tempel Ankokuji auf der Iki-Insel inder Nähe der Insel Tsushima und im Tempel-Museum Joshoji auf Tsushima auf-bewahrt. Der Tempel Ankokuji trug bis Anfang des 14. Jahrhunderts denselbenNamen wie der Tempel Haeinsa in Korea, in dem die zweite Ausgabe der »TripitakaKoreana« aufbewahrt ist; der Name bedeutet »Tempel für den Frieden der Nati-on«. Die Drucke der ursprünglichen »Tripitaka Koreana« sind meistens aus eineroder zwei Papiersorten gemacht, aber es wurden auch mehrere Papiersortenunterschiedlicher Qualität verwendet. Struktur und Inhalt der ursprünglichen»Tripitaka Koreana« fußen auf der K’ai-pao-tsang-Ausgabe (971 bis 983), dembuddhistischen Kanon des Nördlichen Song-Reichs (960–1126). Dieerste»Tripitaka« wurde während der Invasion der Mongolen in Korea 1232 durchein Feuer vernichtet. Das Wort »Tripitaka« stammt aus dem Sanskrit und bedeu-tet soviel wie »drei Körbe«: Sutren, das Vinaya und das Abhidharma, die inBambuskörben aufbewahrt wurden. Nach dem Abzug der Mongolen ordnete KönigGojong aus der Goryeo-Dynastie an, eine neue »Tripitaka« anzufertigen und da-

Republik Korea 1998

Republik Korea 1998

Volksrepublik Korea 1996verweist auf en druckbeginn buddhistischer Schriften.

mit den Schutz vor einem erneuten Mongoleneinfall zu erbitten. In den Jahren1236–1251 stellten Mönche der Soon- und Gyo-Schulen mit Unterstützung desHauses Choe die neue »Tripitaka« her; diese zweite Ausgabe wird auch als »Palm-an Daejanggyeong« (80.000 Tripitaka) bezeichnet. Insgesamt besteht diese zweiteAusgabe aus 81.258 Holzblöcken, in denen 52.38.960 Buchstaben eingeschnit-ten wurden und keine Fehler enthalten sind. Jeder Holzblock weist ein Formatvon 70Í24 Zentimeter auf. Die Stärke der Blocks schwankt zwischen 2,6 und 4,0Zentimetern. Alle Holzschnitte dieser »Tripitaka« werden seit 1398 in dem buddhi-stischen Tempel des Jogye-Ordens in Haeinsa der auf eine Gründung im Jahr802 zurückzuführen ist, in Gyeongsang in der Republik Korea, etwa 60 km süd-westlich der Stadt Taegu im Süden des Landes, aufbewahrt; sie sind UNESCO-Weltkulturerbe und der älteste und umfassendste buddhistische Kanon der Welt.Die Chang­gyong Panjon, die heutige Aufbewahrungsstätte der »Tripitaka« wur-de 1488, am Anfang der Choson-Zeit, errichtet. Die Halle lag zunächst unmittel-bar neben der Taejokkwangjon-Halle, die dem Vairocana Buddha gewidmet ist.Aufbewahrt werden die Holzblöcke in vier Hallen, die oberhalb des Tempels lie-gen. Die originale Form des Gebäudes ist unbekannt; 1481 wurde unter KönigSejo eine Wiederherstellung des verfallenen Tempels angeordnet, die 1488 voll-endet wurde. 1622 und 1624 wurden die Hallen, in denen die »Tripitaka« aufbe-wahrt wird, renoviert. Da die Gebäude seit ihrer Entstehung weder durch Kriegs-einwirkungen noch durch Feuer beschädigt worden ist, konnte die »TripitakaKoreana« bis heute vollständig erhalten werden. Dieser Tempel ist buddhistischesNationalheiligtum Koreas. Das Kloster liegt erhöht inmitten des Kaya-san-Natio-nalparks. Gelagert werden die Druckstöcke in einem für diesen Zweck gebautenHaus; ein natürliches Ventilationssystem sorgt dafür, daß die empfindlichen Druck-stöcke nicht zerfallen. Durch die Anordnung der Belüftungsfenster im Tempel (an

Heo Jin-su

einer Seite oben kleine; unten große Fenster – an der anderen, gegenüberlie-genden Seite unten kleine und oben große Fenster) wird eine Luftzirkulation ge-schaffen, welche große jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen ver-hindert. Das Holz der Druckstöcke kann somit nicht faulen und ist bis heute ineinwandfreiem Zustand. Jeder Block besteht aus Birkenholz, das von den südli-chen Inseln Korea geholt wurde, und wurde vor der Bearbeitung behandelt, umden Zerfall des Holzes zu verhindern. Sie wurden in Meerwasser für drei Jahreeingeweicht, dann geschnitten, anschließend in Salzwasser erhitzt, zugeschnit-ten und nach dem Holzschnitt mit Lack überzogen (um Insekten abzuhalten).Jeder Block wurde dann mit einem Metallrahmen eingefaßt, um ein Verziehen zuverhindern. Jeder Block weist 23 Zeilen mit 14 Zeichen pro Zeile auf. Es wirdangenommen, daß die Holzschnitte von einer Gruppe von etwa 30 Mitgliedernausgeführt wurden; dennoch sind sie in einem einheitlichen Stil hergestellt wor-den.

Heo Jin-su

Johannes Herbster(Oporinus, 1507–1568) war der Sohn des aus Straßburg zugewanderten MalersHans Herbster und begann seine Laufbahn nach einer Ausbildung in Straßburg(im »Contubernium pauperum scholasticorum«). Das nötige Geld zur Anschaf-fung von Schulbüchern verdiente er sich durch Abschreiben. Ab etwa 1526 war erLehrer im Zisterzienserkloster St. Urban (im Kreis Luzern) und an der Leonhard-schule in Basel. Zusätzlich arbeitete er bei Johannes Froben, bei dem er durchAbschreiben von Manuskripten und Korrekturlesen seinen Unterhalt verdiente.Jodocus Gallicus meinte 1488 in Heidelberg satirisch, ein Studium befähige»kuppler«, »hurenwirtt«, »wurtsknecht«, »pfaffenknecht oder »sackträger« zuwerden: da ist Korrektor gerade eine glänzende Karriere. Dann studierte HerbsterMedizin und Physik an der Basler Universität und wurde, obwohl schon verheiratet,kurze Zeit »Famulus« und Amanuensis bei Theophrastus Bombastus Paracelsus.1533 ist Herbster als Lateinprofessor an der Universität eingeschrieben. 1538/39und 1541/42 war er Professor für Griechisch an der Universität. 1536 begründeteer mit Balthasar Lasius, Robert Winter und Thomas Platter eine Druckereigesell-schaft, die aber bald wieder aufgelöst wurde; man hatte für 800 Gulden die Werk-statt von Andreas Hartmann kaufen können. 1537 erschien der erste Druck die-ser Gesellschaft. 1542 gab Herbster seine universitären Tätigkeiten auf und ar-beitete nur noch als Drucker. Sein bedeutendstes Druckwerk ist »De humanicorporis fabrica« des Anatomen Andreas Vesalius. Die Gelehrten hielten es wegender Qualität seiner Arbeit für eine Ehre, ihre Schriften in seiner Officin drucken zulassen. Obwohl das Geschäft gut ging, kam es wegen der Verschwendungssuchtseiner Inhaber nicht zu einer finanziell guten Entwicklung; die Officin wurdedeswegen geteilt, wobei Herbster und Winter zusammenblieben. Als letzterer starb,mußte Herbster die Gesamtschulden decken. Durch Annahme von Vorschüssenhielt er sich zwar über Wasser, ein Geschäftsmann aber wurde er nicht. Trotzdem

Sowjetunion 1978Die Briefmarke zeigt die Postbeförderung mit Pferdeschlitten(sog. Kibiska) aus dem »Rervm Moscouiticarum CommentarijSigismundi Liberi Baronis in Herberstain, Neyperg, &Guettenhag: quibus Russiae ac Metropolis eius Moscouiaedescriptio, Chorographicae tabulae, religionis indicatio ...continentur« von Siegmund Freiherr von Herberstein (1486bis 1566). Die Herbster-Ausgabe in Latein zeigt die Schlitten-fahrt in einem Querformat. Herberstein selber veranstalteteauf der Grundlage der lateinischen Ausgabe von 1556 eineneuerlich erweiterte Ausgabe in deutscher Sprache, die 1557unter dem Titel »Moscovia der Hauptstat in Reissen« in Wienerschien. Das Bild auf der Briefmarke befindet sich in derWiener Ausgabe von Zimmermann auf Seite 183 abgebildet,jedoch gespiegelt. Sigismund Freiherr von Herberstein(1486–1566) diente nach seinem Studium in Wien den Kai-sern Maximilian I. und Ferdinand I. in der Finanzverwaltungund als Diplomat. 1516/17 sowie 1526/27 hielt er sich indiplomatischer Mission in Moskau auf und erkundete beidiesen Gelegenheiten das russische Land. In seinem Bericht»Rervm moscouiticarum commentarij« gibt er eine detail-reiche geographische wie kulturhistorische Beschreibung desdamaligen russischen Reiches. Seine Reisebeschreibungmachen ihn zum Begründer der Rußlandkunde.

galt er eine Zeitlang als bedeutender Papierhändler, der besonders große Men-gen Papier nach Norddeutschland lieferte. Die Officin befand sich auf dem Nadel-berg »zum schönen Hause«. Herbster heiratete im hohen Alter (ein fünftes Mal)die Witwe des Buchdruckers Johannes Herwagen. 1567 veröffentlichte er einenKatalog seiner Verlagswerke (»Librorum per ioannem oporinum partim excsorumhactenus …«). Im selben Jahr verkaufte er die Druckerei, ein Jahr später starb er.Die Officin wurde dann von den Brüdern Hieronymus und Polycarpus Gemusaeusund Balthasar Han weitergeführt; es bestand noch 1591. Die Bücherzeichen vonHerbster (erstmals 1541 verwendet) zeigen den griechischen Sänger und DichterArion auf einem Delphin; man sagte über ihn, er hätte so schön gesungen, daßselbst die Tiere ihn deshalb lieben würden. Auf einer Fahrt von Korinth nach Ta-rent wird das Schiff überfallen, der Sänger von Räubern ausgeplündert und ge-zwungen, ins Meer zu springen (es hätte in dieser Sklavenhalterzeit auch schlim-mer werden können). Doch – so erzählt Herodot – er wird von einem Delphingerettet, der ihn zum Kap Tainaron trägt. Die von Herbster verwendeten Devisenentstammen der »Aeneis« Vergils bzw. den »Metamorphosen« Ovids.

Johannes Herbster

1851 gründete eine Gruppe Slowenen unter Leitung des Lehrers Antona Janeži?a,des Kaplans Andreja Einspielerja und des Bischofs Anton Martin Slomska in Kla-genfurt den Hermagoras Verlag und eine Vereinigung, die sich zum Ziel setzte,den Slowenen gute Bücher in ihrer Sprache zu liefern. 1860 wurde diese Vereini-gung in eine kirchliche Genossenschaft unter der Bezeichnung »Mohorjeva» be-nannt. Der Verlag ist der älteste slowenische Verlag in Kärnten und einer derältesten in Österreich. Die Hermagoras Druckerei, die 1871 gegründet wurde, istdie älteste bestehende Druckerei in Kärnten. 1918 wurde der Sitz des Verlagsnach Prevalje (im neugebildeten Staat Jugoslawien) verlegt; seit 1927 befindetsich der Verlag in Celje. 1924 wurde eine Zweigstelle in Gorizia als GoriškaMohorjeva družba und 1947 in Klagenfurt als Mohorjeva družba eingerichtet. DerVerlag als slowenische Kulturorganisation brachte insgesamt über 40 MillionenBücher heraus; jährlich kommen etwa 35 Editionen heraus. Hinzu kommen etwafünf neue Schulbücher; etwa zwei Drittel der Bücher sind in slowenischer und derRest in deutscher Sprache. Der Verlag gibt seit 1982 die Zeitschrift Nova revijaheraus; in den 1980er Jahren betrug die Auflage etwa 3.500 Exemeplare, in den1990er Jahren nur noch etwa 1.500 Exemplare. 1858 wurde erstmals für dasFolgejahr ein Kalender der Mohorjeva-Gesellschaft in Slowenien veröffentlicht.1918 betrug die Zahl der Abonnenten 90.512. Im ersten Teil des Kalenders wer-den für das jeweilige Jahr die Monate, Wochen, Tage, die Feiertage, die Mohn-phasen, die sonntäglichen Evangelien und die Himmelszeichen wiedergegeben.Im zweiten Teil werden interessante Berichte aus dem In- und Ausland, Gedichte,Kurzgeschichten, Fachartikel zu verschiedenen Themen (Wirtschaft, Landwirt-schaft, Technologie, Gesundheit) publiziert.

Slowenien 2001Die Briefmarke, die aus Anlaß des 150. Jahrestags desVerlags der »Mohorjeva druzba« ausgegeben wurde, zeigtdie Titelseite des Kalenders für 1920 mit einer Zeichnungvon F.Kopac. Die Titelseiten der Kalender zeigen zumeistlandwirtschaftliche Themen.

Hermagoras

Alexander Herzen(1812–1870) war der Sohn eines russischen Adligen und der aus Deutschlandsstammenden Luise Haag. Er studierte in Moskau; 1843 wird er mit einigen Freun-den wegen der angeblichen Zugehörigkeit zu einer Saint-Simonistischen Gesell-schaft verhaftet und nach Wjatka und Wladimir verbannt, wo er für die Regierungarbeitet. 1839 ist er wieder in Moskau und darf anschließend nach St. Peters-burg. Von hier wird er als Regierungsrat strafversetzt nach Nowgorod. Er schei-det 1842 aus den Staatsdiensten und geht nach Moskau, geht seinen philosophi-schen Privatstudien nach und veröffentlicht unter dem Pseudonym Iskander (Alex-ander) u.a. zwei Romane. 1846 geht er – mit dem Erbe seines verstorbenenVaters ausgestattet – nach Deutschland, Italien und Frankreich und veröffentlichtanonym weitere Schriften. 1850 wird er aus Paris ausgewiesen und siedelt nachLondon um. Er ist anfänglich allein in London, dann kommt seine Familie nach;die Schriftstellerin Malwida von Meysenbug aus Kassel führt den Haushalt unddient als Erzieherin und Ersatzmutter für die beiden Töchter Olga und Natalie.Herzen übernimmt 1851 die »Polnish Democratic Press« am Regent Square 38der in London lebenden polnischen Emigranten, in der dann u.a. seine ZeitschriftKolokol und der Almanach Poljarnaja Zwezda gedruckt werden. In dieser »Freienrussischer Druckerei« (»Vol‘naja russkaja tipografija«, »Volnoi Russkoi Tipografi«)arbeitet als Schriftsetzer und Drucker der aus Polen stammende Ludwik Czer-niecki. Herzen läßt in seiner Officin diverse russische Schriftsteller wie Lermon-tov, Puschkin und Marlinskij ohne zensurbedingte Lücken veröffentlichen – je-weils in russischer Sprache und auch Schriften der Dekabristen von 1825 herstel-len. Gedruckt werden auch Texte anderer europäischer tatsächlicher oder ver-meintlicher Revolutionäre wie Proudhon, Michelet und Mazzini. StanislawTchorzewski, ein polnischer Emigrant, sorgt für den Vertrieb der Drucksachen. Aneinen Freund schreibt Herzen: »Remember, that I have a third daughter, the print

Sowjetunion 1962

Rumänien 1962

Sowjetunion 1952

Alexander Herzen

shop, and that she has a nanny, Czerniecki, who has a nasty habit – he needsfood and a place to live.« Herzen wird besucht von Russen auf der Durchreise(Turgenev, Tolstoi, Dostojevski) und von allen »Freidenkern« Europas. Er ge-nießt ein sehr großes Ansehen in Rußland, weil er gut unterrichtet ist, seine Infor-mationen weitergibt und die russischen Verhältnisse kritisch betrachtet. Anfangder 1860er Jahre läßt er das »Kommunistische Manifest« in russischer Sprachedrucken, das von dem Anarchisten Mikhail Bakunin übersetzt worden war. Her-zen gilt nun als Anarchist, seine Reputation sinkt. Als er die Polen für ihren Auf-stand gegen den Zaren (1863) lobt, ist’s vollends vorbei mit seinem Ansehen. Ab1863 lebt er in Genf (hier gibt er 1868/69 weiterhin die Kolokol heraus), dann inBrüssel.

Ludwik Czerniecki (1828–1872) stammt aus Lublin (Polen). Er beteiligte sich anden Revolutionen von 1848, kämpfte 1849 in Ungarn und flüchtete nach der Nie-derlage in die Türkei. Ab 1851 arbeitete er in England als Setzer in der Druckereider »Polnischen Demokratischen Gesellschaft«, deren Mitglied er war, sowie nachdem Kauf der Officin durch Alexander Herzen in dessen Officin; hier wurde diePolski Demokrati gedruckt. Die Werkstatt befand sich am Regent Square, dannin der Judd Street 82, der Judd Street 2 und später in der Caledonian Road 5 amThornhill Place. Ein Journalist der Saturday Review beschreibt die »Free RussianPress«: »The rooms which they occupy are pervaded by so thoroughly Slavonican air that a visitor might imagine that they had been suddenly transported toMoscow or Petersburg. Russian books occupy the shelves, Russian proof-sheetscover the tables and Russian manuscripts are being set up by the compositorswhose speech is Russian or Polish.« 1865 folgte Czerniecki der Familie Herzennach Genf. 1869 trat ihm Herzen seine »slawische« Druckerei (»Imprimérie libre

Sowjetunion 1948Aus dem Vorwort zur zweiten Ausgabe: »Die erste russi-sche Ausgabe des Manifests der Kommunistischen Parteiübersetzt von Bakunin, erschien anfangs der sechzigerJahre in der Druckerei der ›Kolokol‹. Der Westen konntedamals in ihr (der russischen Ausgabe des ›Manifests‹) nurein literarisches Kuriosum sehn. Solche Auffassung wäreheute unmöglich.«

Sowjetunion 1945

Sowjetunion 1957Nikolai Platanowitsch Ogarjow (1813–1877), rechts,stammt aus St. Petersburg und war ein russischer Sozia-list, Journalist und Dichter. Er studierte an der MoskauerUniversität, wo er Herzen kennenlernte. 1834 wird errelegiert und nach Pensa deportiert. 1840 geht er alspolitischer Flüchtling nach Berlin, kehrt 1846 nach Rußlandzurück. 1850 wird er abermals verhaftet, wieder freigelassenund emigriert nach London. Mit Herzen war er Heraus-geber der Kolokol und Mitarbeiter beim Poljarnaja swesda.1865 beteiligte er sich in Genf an der Arbeit der Internatio-nalen Arbeiterassoziation, geht aber 1873 wieder nachLondon zurück, wo er auch stirbt.

Sowjetunion 1954Deutsche und russische Ausgabe des Manifests.

russe«) ab und unterstützte ihn weiterhin finanziell. Die nach dem Tod Herzensim April/Mai 1870 erschienenen Ausgaben der Kolokol wurden von Czernieckiherausgegeben. Er war ein sehr aktives Mitglied der Schweizer polnischen Ge-meinde, der »Gmina polska«. 1870 gründete er mit Ludwik Wolowski die Zeit-schrift La Fédération: organe de la démocratie polonaise et internationale«.

Alexander Herzen

(1863–1912) stammt aus Sanok in der Ukraine und war ein Wiener Verleger undBuchhändler, der in seinem Verlag besondere Prachtbände zu Ehren des Kaiserssowie der Geschichte Österreichs und des Deutschen Reichs herausgab. Wegenseiner Verdienste als Verleger erhielt er mehrere Auszeichnungen. Er war Stifterund Förderer des »Künstlerhauses Wien« und der »Sezession«. Die großforma-tigen Bücher waren meist in Leder mit Gold oder Silberprägung ausgestattet undim Stil der »Wiener Sezession« gestaltet. Für den Druck seiner Bücher verwen-dete er die damals hochwertigsten Methoden wie Heliogravüre und Farblitho-graphien.

Max Herzig

Österreich 1984Der Titel des auf der Briefmarke abgebildeten Buches imFormat 46,5 x 36,5 cm, 1898 in zwei Teilen herausgege-ben, lautet »Viribus Unitis. Das Buch vom Kaiser« mit einerEinleitung von Joseph Alexander Freiherrn von Helfert undvon Herzig. Als Verlagsorte wurden Budapest, Wien undLeipzig angegeben. Es enthält auf den 322 Seiten dreichromolithographische Tafeln von Koloman Moser, 95Vollbilder, 263 Textbilder und 2.000 Porträts zeitgenössi-scher Persönlichkeiten in verschiedenen Techniken (Helio-gravüre, Lichtdruck, farbige Lithographie) von Hans Tichy,Zygmunt Ajdukiewicz, Akos von Garay, Ottokar Walter undTheo Zasche sowie sowie Vignetten und Randleisten vonJosef Hoffmann, von dem auch der Einband stammt. Eserschien zum 50jährigen Krönungsjubiläum von KaiserFranz Joseph und kostete als sog. Salonausgabe 50 Gul-den. Als Drucker werden die Firmen Max Herzig & Co undFriedrich Jasper genannt.

siehe auch Friedrich Jasper

Andreas Hesswar der erste Drucker in Ungarn, der 1472 eine Officin in Ofen besaßund 1473 in Buda arbeitete. Es wird angenommen, daß Hess vor seinerTätigkeit als Drucker Schreiber in einem Kloster war. Gelernt hatte erden Druckerberuf in Rom in der Officin des Georg Lauer; er gehörtevorher möglicherweise schon zur Druckerei des Eusebius-Klosters, dasvon Kardinal Caraffa geleitet wurde, und in dem Lauer seine Werkstattbetrieb. Die Mehrzahl der Minuskeln entstammt Stempeln, aus denenbis zum Februar 1472 dieselben Minuskeln des Georg Lauer in Romhervorgingen. Dem Geschmack des Hofes mußte diese Type ent-sprechen haben. Hess verließ Rom nach der Herausgabe des »Con-fessionale« des Antoninus Florentinus im Februar 1472. Im selben Jahrbegann Hess mit der Errichtung seiner Officin, mit der Ausbildung sei-ner Mitarbeiter und dem Schriftguß; die von ihm oder bei ihm gegosse-nen Typen waren von geringer Qualität. Stempel brachte Hess wohlnicht mit sich, sondern bloß Matrizen, von denen eine, welche für dieAbbreviatur »us« diente, verlorenging oder während der Reise zer-brach, denn Hess verwendete dieses Zeichen auch bei seinem zwei-ten Druck nicht. Die gesamte Ausstattung war unzureichend, zumalHess keine eigenen Matrizen schneiden konnte. Er stellte nur zweiWerke her: in Buda die »Chronica de Gestis Hungarorum« (im Impres-sum der Chronik heißt es: »Finita Bude Anno d[omi]ni M.CCCC.LXXIIIin uigilia penthecostes: per Andrea Hess«) und in Ofen die »LeonardiAretini in opusculum Magni Basilii de legendis poeticis« im Umfangvon 20 Seiten. Im ersten Druck setzt Hess in seiner Vorrede, er habedas Drucken in Latium gelernt; das Werk widmete er dem Ofner Probst

Ungarn 1973gedenkt der Einführung der Druckkunst in Ungarn im Jahr 1473durch Andreas Hess. Die linke Marke zeigt die erste ungarischeAbbildung einer »Schriftsetzung« nach dem »Orbis Pictus« vonComenius. Die Abbildung der rechten Marke zeigt die erste Illustra-tion einer Druckpresse in einem ungarischen Buch, einer Evangeli-um-Übersetzung von Gabor Pesti.

und Vizekanzler des Königs Mathias, Ladislaus de Kara. Hess erklärt in seinerVorrede, der Probst habe ihn aus Italien nach Ungarn berufen, und ohne dessenHilfe hätte er den Druck weder beginnen noch beenden können. In Buda unter-nahm er es, die Chronik des Landes zu drucken, in der Hoffnung, daß diesePublikation jeden Patrioten interessieren würde. Er hatte die »ChronicaHungarorum« in drei Abschnitte geteilt, also wohl über drei Pressen in seinerWerkstätte verfügt. Der erste Abschnitt ist gedrängt, der zweite gedehnt und en-det mit einem kurzen gelehrten Gedicht, das ursprünglich wohl nicht zum Textgehörte; der letzte Abschnitt scheint gekürzt; es fehlt ein Hinweis auf die Ermor-dung des Königsbruders. Die Erzählung schließt mit den Ereignissen des Jahres1467. Die Druckkosten für die »Chronik« machten etwa 400 Dukaten BologneserWährung aus. Als Anhaltspunkt wurden die anderorts bekannten Kosten zur Ein-richtung einer Druckerei, des Letterngusses, die Papierpreise vom Jahre 1472für 28 Ries Papier, der Lohn von etwa zwölf Angestellten und das Honorar desKorrektors mit in Betracht gezogen. Die »Chronik« wurde ungebunden verkauft.Der Druck des Textes wurde zu Pfingsten 1473 beendet, doch Hess ließ seineVorrede noch nachträglich auf die ursprünglich leer gelassene dritte Seite drucken.Die »Chronik« war schnell vergriffen und wurde mehrmals nachgedruckt. Derzweite Druck von Hess (im Quartformat) enthält zwei Abhandlungen, »De legen-dis poetis« des heiligen Basilius und die »Apologia Socratis« nach Xenophon,jeweils in der Übersetzung von Leonardus Brunus Aretinus. Da Hess schon 1474nicht mehr genannt wird, ist er vermutlich verstorben, jedenfalls nicht mehr inUngarn. 1480 bestand die Officin von Hess nicht mehr, denn König Matthias ord-nete an, daß die liturgischen Bücher der Bistümer nunmehr gedruckt werden soll-ten und dies geschah ausschließlich außerhalb Ungarns. Im übrigen war König

Andreas Hess

Ungarn 1940Abgebildet ist auf der Briefmarke eine Seite des »CorvinaCodex« aus der Bibliothek König Mathias’ von Ungarn.Aufgeschlagen ist die Seite mit einer Druckpresse und derJahreszahl 1473, was auf den ungarischen ErstdruckerAndreas Hess verweist. Der »Corvina Codex« ist eines derberühmtesten Werke aus der Bibliothek. König Mathiasliebte Handschriften und hielt nicht so viel von der Druck-kunst; er ließ manchmal gedruckte Schriften abschreiben,bevor er sie in seine Bibliothek stellte (was möglicherweiseauch nur der Beschäftigung in den klösterlichen Skriptoriendienen sollte).

Volksrepublik China und Ungarn 2003Die »Ungarische Bilderchronik« ist ein Manuskript ausdem 14. Jahrhundert, das die Geschichte des KönigreichsUngarn beschreibt. Der vollständige Titel ist »Chroniconpictum, Marci de Kalt, Chronica de gestis Hungarorum«(Bilderchronik, Mark von Kalts Chronik über die Taten derUngarn). Die 147 Bilder umfassende Chronik enthält inlateinischer Sprache die politisch-militärische Geschichte,den Lebensstil, die Kultur, die Traditionen und Legende dermittelalterlichen Ungarn. Sie besteht aus Pergament-blättern mit einem Format von ca. 300x210 mm. DerDeckel ist aus weißem Leder gefertigt. Andreas Hessstellte in der Vigilie vor Pfingsten 1473 die erste Druckaus-gabe her. Die Chronik von Hess erschien ohne Titelblatt.

Andreas Hess

Matthias, über den wir in dieser Sammlung als Förderer der Druckkunst auchberichten, ein Liebhaber der handgeschriebenen Bücher; nur solche kamen inseine Privatbibliothek.

Hermann Hesse(1877–1962) wuchs multikulturell auf, da der Vater ein deutsch-baltischer Mis-sionsprediger war und die Mutter eine schwäbisch-schweizerische in Indien ge-borene Missionarstochter war. 1890 besucht er die Lateinschule in Göppingenund macht ein Jahr später das Landexamen. Im selben Jahr geht er nachMaulbronn und besucht das evangelisch-theologisches Seminar. Ein weiteresJahr später ist er auf dem Gymnasium in (Stuttgart-Bad) Cannstatt, dann Mecha-nikerlehre in der Calwer Turmuhrenwerkstatt. 1895 Buchhandelslehre in Tübin-gen, ab 1899 Buchhändler und Antiquar in Basel. Er zieht als freier Schriftstellernach Gaienhofen am Bodensee. 1907–1909 ist er Mitherausgeber der ZeitschriftMärz, 1911 fährt er gen Indien. Im Ersten Weltkrieg ist er beim Roten Kreuz undin der Gefangenenfürsorge tätig; er wird Leiter einer Gefangenenbücherei undeines Sonntagsblattes. 1919 zieht er nach Montagnola und ist bis 1923 Mither-ausgeber der Zeitschrift Vicos voco. 1946 erhält er den Nobelpreis für Literatur.Hesse löst bei seiner Wiederentdeckung durch die Jeunesse dorée den Indien-Boom aus (Poona und so).

Schweiz 1978

Bundesrepublik Deutschland 1978

(1611–1687) stammt aus seiner Brauerfamilie in Danzig. Er war wie sein Großva-ter und Vater Bierbrauer. Nach seiner Zeit auf dem Akademische Gymnasiumlernte Johannes Hevelius zunächst handwerkliche Fertigkeiten, u.a. das Kupfer-stechen. Ab 1630 studierte er in Leiden Jura, beschäftigte sich aber auch mitOptik und Mechanik und bereiste dann England und Frankreich. 1634 ist er wie-der in Danzig, wo er in der familieneigenen Brauerei tätig wurde, die das Jopenbierherstellte. 1636 wird er Mitglied der Brauergilde und 1643 Zunftmeister. Verheira-tet war er mit Katharine Rebeschke, die zwei benachbarte Häuser besaß. Alssein Vater 1649 starb, verband Hevelius die drei Häuser und errichtete auf denDächern ein großes Observatorium. Bereits 1641 hatte er sich in der Dachkam-mer einer seiner Häuser richtet er sich eine Sternwarte mit einem Teleskop von45 Meter Länge ein, die Stellaeburgum, Sternenburg, nennt. Nach und nach be-sorgte er sich zahlreiche Instrumente, neben präzisen Winkelmeßinstrumenten(astronomische Quadranten, Sextanten, Linsenfernrohre). Für sein Observatori-um baute er Teleskope und erfand parallel zu Christiaan Huygens die Pendeluhr.Hevelius beobachtete Sonnenflecken, führte neue Sternbilder ein und erstellteMondkarten. 1647 veröffentlicht er sein erstes größeres Werk unter dem Titel»Selenographia sive Lunae Descriptio«. Die Schrift beschreibt die Mondoberflä-che wie auch die Mondphasen. Die Stiche in diesem wie in den späteren Büchernfertigt er selbst an Mit diesem Werk, das u.a. sechzig Kupferstiche mit Mond-darstellungen enthält, begründete er die topographische Darstellung der Mond-oberfläche; die Bezeichnung »Meer« für ihre dunklen Flächen geht auf ihn zu-rück. Die Danziger Bürger nannten das Observatorium »Uranienburg». Dicht unterder Sternwarte lagen die seit 1662 bestehenden Privatdruckerei und dieKupferstecherei; sicherlich schliff Hevelius hier auch die Linsen, die er für seineFernrohre brauchte. Die Officin von Hevelius hatte er aus den Niederlanden. 1651wird Hevelius hochwohllöblicher Ratsherr und schließlich auch Bürgermeister derDanziger Altstadt. 1661 wurde ein Halophänomen in Danzig beobachtet, und

Johannes Hevelius

Polen 2011

Anguilla 1985Rechts ist die Tempelpyramide des Quetzalcoatl (oderKukulcán) in der Ruinenstadt Chichén Itzá abgebildet.Die Pyramide ist 30 Meter hoch mit einer Kantenlänge von55 Metern. Die Treppen umfassen 365 Stufen, was abernicht als Tage eines Jahres zu interpretieren sei, sonderneiner im 20. Jahrhundert erfolgten Restaurierung.

Hevelius beschrieb es dem Pfarrer Georg Fehlau an der Sankt Marienkirche inDanzig. 1662 druckte Simon Reiniger in der Privatdruckerei von Hevelius dasBuch »Mercurius in sole visus«, in dem er das Halophänomen beschreibt. Nachdem Tod seiner ersten Frau (1662) heiratet er 1663 die damals 16jährigeKaufmannstochter Elisabeth Koopmann (1647–1693). Vier Kinder entstammtendieser Ehe. Elisabetha Koopmanns Eheschließung mit Hevelius im Jahr 1663erlaubte ihr, eigene Interessen an der Astronomie wahrzunehmen; sie forschtezusammen mit Hevelius und gab nach seinem Tod noch zwei seiner Werke her-aus. Sie gilt als die erste Frau, deren Leistungen in der Astronomie anerkanntwurden. 1664 wird Hevelius zum Fellow der Londoner Royal Society gewählt.Hevelius publizierte mit der »Cometographia« (1668) und der in zwei Teilen er-schienenen »Machina coelestis« (1673 und 1679) zwei weitere wichtige astrono-mische Werke veröffentlicht. Am 20. Juni 1670 beobachtet Helvetius (wie auchGiovanni Cassini) einen neuen Stern nahe dem Sternbild Schwan: eine »Nova«,wie solche vorher nie gesehene Sonnen im 17. Jahrhundertr genannt wurden;Helvetius sah den Zusammenprall zweier Sonnen, die heute als »CK Vulpeculae«als sog. »Rote Nova« zu sehen ist; Der ursprüngliche Ausbruch im Jahr 1670 warso heftig, daß er leicht mit dem bloßem Auge beobachtet werden konnte. . In derNacht vom 26. auf den 27. September 1679 brennen seine Sternwarte und dieDruckerei ab und auch seine Bücher und Instrumente verbrennen. Hevelius be-ginnt unverzüglich mit dem Wiederaufbau. Hevelius gilt als einer der bedeutend-sten Astronomen seiner Zeit und wurde von vielen Seiten unterstützt, so zumBeispiel von König Ludwig XIV. von Frankreich und dem polnischen König Jo-hann III. Simon Reiniger d.Ä. druckte 1656 für Hevelius die Dissertatio »De NativaSaturni Facie«. Simon Reiniger d.J. druckte 1663 in der Privatdruckerei vonHevelius die »Hochzeitsrede auf Johannes Hevelius«. In der Privatdruckerei vonHevelius wurden neben dessen eigenen Schriften auch katholische und histori-sche Texte gedruckt.

Johannes Hevelius

Polen 1987Links: »Crügers großer Azimuthal-Quadrant«, der vonHevelius verbessert wurde (um 1644). Die rechte Markezeigt – seitenverkehrt – eine von Hevelius angefertigteSkizze mit der Position der im Jahr 1670 von ihm beobach-teten »Nova«. Die Karte wurde von der Royal Society inderen Zeitschrift Philosophical Transactions veröffentlicht.

Polen 2013Ruamsonde »Heweliusz«

Zacharias Heyns(1566–1608) war Karthograph, Drucker und Buchhändler. Er arbeitete 1592–1604in Amsterdam (Turm der Alten Kirche). Verheiratet war er mit Anne Hureau auseiner wohlhabenden Händlerfamilie. Sein erster Druck war eine Schrift des Eras-mus von Rotterdam, von Französisch in Niederländisch übersetzt. Bemerkens-wert war, daß er einige lateinische Bücher herstellte, obwohl in Amsterdam sonstnur holländischsprachige Werke gedruckt wurden. Heyns war der erste Amster-damer, dessen Name in den Frankfurter Messekatalogen genannt wird. Er ver-wendete als Ladenschild »inde Drie Hooftduechden«, die drei Tugenden; seinSchild wurde später auch von anderen Verlegern genutzt. 1607 veröffentlichte er»Spel van Sinne«. 1599 gibt er »Den Nederlandtschen Landtspieghel« heraus.Ein Jahr später verlegt er den Reisebericht über fünf Schiffe, von denen nur einesmit Kapitän Sebald de Weert von der Magellanstraße nach Amsterdam zurück-kam; dieses Werk hat er nach Erzählungen eines Teilnehmers wohl größtenteilsselbst geschrieben. 1605 druckt er mehrere hebräische Bücher. Die letzte großeAusgabe in Amsterdam waren die »Historien« von Paul Jovius. 1605 ist Heyns»boeckvercooper, woonende in de voorstraet in de dry Hooftduechden« in Zwolle,wo er 1607 »drukker van den Staten van Overijsel« wird. 1608 stellt er nocheinige Drucke her; dann zog er sich zurück und widmete sich der Literatur, daseine Frau ein großes Erbe antreten konnte. 1615/16 gibt er eine Sammlung vonGedichten für die Gesellschaft »Roode roosen« heraus; in dieser Zeit wird eineSammlung von »Emblamata« von ihm zusammengestellt. 1616 ist er Herausge-ber der Schöpfungsgeschichte (»de Weke«) von Guillaume de Saluste. 1623stellt er die »Oorloghs-practijck« von Praissac her. Eine weitere Ausgabe seiner»Emblamata« erfolgt 1625. 1629 gibt er die Schrift »Belli detestatio« von Eras-mus von Rotterdam heraus. Es ist nicht bekannt, wann und wo Heyns starb.

Niederlande 1998Der von Heyns im eigenen Verlag 1598 herausgebrachtegedruckten »Theatrum orbis terrarum«, erstmals 1570erschienen. 1595 kam eine Ausgabe heraus, dieinzwischen 200 in Kupfer gestochene Karten enthielt.Schon 1571 besorgte der mit Ortelius befreundete PeeterHeyns (1537–1598) eine niederländische Übersetzung derLänderbeschreibungen des »Theatrum orbis terrarum«.Nach dem Tod seines Vaters 1598 brachte ZachariasHeyns im eigenen Verlag eine vermehrte Ausgabe deserfolgreichen Taschenatlas heraus: »Le miroir du mondeou Epitome du Théâtre d’Abraham Ortelius«. Etwa dieHälfte der Karten ist niederländischen Regionen gewidmet.Die Briefmarke zeigt »Frisia Orientalis et Occidentalis«.Der Name von Heyns ist auf der Karte nicht eingetragen.

Rowland Hill(1795–1879) verfaßt 1837 eine Broschüre »Post Office Reform, is Importanceand Practibility«, die der Öffentlichkeit und der zwei Jahre vorher gegründeten»Royal Commission« des britischen Parlaments übergeben wurde. Hill schlug indieser Denkschrift »gestempelte Briefbögen und -umschläge« vor – ein Gedan-ke, der 1834 bereits von Charles Knight gemacht wurde (den ersten Vorschlag,Briefmarken bzw. aufklebbare Brieftaxstempel »nach Art gepreßter Papieroblaten«zu verwenden, hatte der österreichische Beamte Lovrenc Kosir 1835). Hill wurdevom Parlament mit der Durchführung einer Postreform beauftragt und führte dassog. Penny-Porto-System ein, das erhebliche Vereinfachungen im Postbetriebund eine Senkung der Postgebühren (mit einem etwa 10jährigen darauffolgendenDefizit der Post) mit sich brachte. 1840 wurden auf Vorschlag Hills von der Postdie ersten aufklebbaren Briefmarken und auf Briefbögen und Umschlägen ein-gedruckte Wertmarken (sog. Mulreadies) ausgegeben. Auch die Briefmarke hatHill nicht erfunden: Hier griff er eine Idee des schottischen Zeitungsverlegers undBuchdruckers James Chalmers auf. Hill wurde zum Generalpostmeister ernanntund 1860 geadelt, bei seiner Pensionierung 1864 erhielt er eine Zuwendung von20.000 Pfund für seine Verdienste um die britische Post. Vor Friedrich Koenighatte er, unterstützt von seinem Bruder Edwin, 1835 versucht, eine Druckmaschinemit konisch geformten Lettern zu konstruieren, deren Satz auf einen rotierendenZylinder gestellt wurde; er ließ diese Zylinderdruckpresse bei Dryden in Lambethbauen. Da er jedoch den Zylinder-Durchmesser viel zu gering wählte und dieRundstereotypie noch nicht erfunden war, mißglückte ihm, was 1856 den NewYorker Konstrukteuren Augustus Applegath und Richard March Hoe gelang, sichaber auch nicht durchsetzte. Hill ging von Endlospapier für seine Maschine aus,doch unter den Bedingungen der englischen Steuer auf Papier war seine Metho-de auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisierbar; sein Antrag beimSchatzamt, die Steuer auszusetzen, wurde abgelehnt; Hill gab sein Projekt daherauf und konzentrierte sich auf die Reform des Post Offices.

Barbuda 1979Ohne Sir Rowland wäre die Leidenschaft der Briefmarken-sammler wohl nicht entstanden.

Äquatorialguinea 1979Auf einer Druckpresse von Perkins, Bacon & Petch wurdeam 6. Mai 1840 die »One Penny Black« in der Fleet Streetin London gedruckt.

Gibraltar 1979

Bangladesch 1979

Ghana 1990Die Firma Perkins, Bacon & Petch stellte unter wechseln-den Namen Banknoten und Briefmarken her. Sie wurdenberühmt durch den Druck der »Penny Black« im Jahr1840. Jacob Perkins stammt aus Massachusetts (USA)und gründete 1819 gemeinsam mit den Graveuren GideonFairman und Charles Heath in London eine Druckerei.1829 verkaufte Heath seine Anteile an J. B. Bacon. 1835kam Henry Petch hinzu.

Bahamas 1979

Portugal 1940

Rowland Hill

Belgien 1965zeigt den älteren Herrn Rowland Hillmit Kindern!

Sao Tomé e Principe 1980

Großbritannien 1995

Guyana 1979

Rowland Hill

Das war die Druckmaschine von Rowland Hill

Gabun 2015

Jakob Friedrich Hinz(Hinze, Jakobs Fredrihs Hincs, 1743?–1787) stammt aus Neidenburg in Masurenund war Buchhändler und Verleger in Königsberg, Mitau und Hasenpoth (Aizputein Lettland) und hatte geschäftliche Beziehungen nach Berlin (z.B. zum MedizinerMarcus Herz) und nach Leipzig und Halle. Er hatte in Königsberg Philosophiestudiert und übernahm 1764/65 in Mitau die Buchhandlung des nach Riga umzie-henden Johann Friedrich Hartknoch, die vorher von dem Buchhändler, Verle-ger und Drucker Johann Jakob Kanter betrieben hatte. Er war Freimaurer, der mitdazu beitrug, daß die Bibliothek der Freimaurer etwa 1.700 Bücher und Hand-schriften besaß. Seine verlegerische Tätigkeit begann er 1771 mit der Herausgabevon sieben Titeln; bis 1778/79 gab er jedes Jahr durchschnittlich sechs Titel her-aus. Danach kam nur jährlich noch ein Titel heraus. Ab 1780 ließ er auch seineBuchhandlung durch einen gesellen führen. 1784 machte er eine Bildungsreisedurch Deutschland. 1785 ging er nach Livland und wurde Stadtsekretär in Pernau.Hinz verlegte erfolgreich liturgische Literatur in lettischer Sprache; mit WilhelmAugust Seidel gründete er zum Vertrieb solcher Bücher die »Steidel et Comp.«Dieser Verlag gab auch drei Übersetzungen und eine Landkarte von Kurlandsowie Symphonien des kurländischen Hofkapellmeisters Franz Adam Veichtnerheraus. Als erster Verlag für lettische Bücher gaben unter der Bezeichnung»Kursemes Grahmatu Bode« (Kurländische Bücherbude) mehrere »tröster« ausdem 17. Jahrhundert heraus, darunter das »Gebeth-Buch, auf allerley Zeiten undNothfälle«. Hierbei verstieß Hinz auch gegen Privilegien anderer kurländischerVerleger. Hinz hatte sich die Herausgabe sämtlicher (lettischer und deutscher)Bücher von Gotthard Friedrich Stender vertraglich zusichern lassen. Für etlicheLehrer der Academia Petrina (ein hochschulartiges Institut in Mitau) druckte erderen Schriften, wie auch für die Gymnasiallehrer von Mitau; hierbei konkurrierteer mit dem Verleger und Hofbuchdrucker Johann Friedrich Steffenhagen. VonCarl Friedrich Bahrdt gab er die »Allgemeine theologische Bibliothek« in 13 Bändenheraus. Hinz starb bei einem Spaziergang durch einen Herzinfarkt.

Lettland 2014Abgebildet ist Gotthard Friedrich Stender. Seine Schrift»Augstas gudribas grahmata no pasaules un dabbas«(»Das Buch der hohen Weisheiten über Welt und Natur«)wurde von HGinz verlegt. Die Titelseite dieses von JakobFriedrich Hinz verlegten Buchs befindet sich im Hinter-grund der Briefmarke. siehe auch yyy

Salomon Hirzel(1804–1877) entstammt einer alten Schweizer Gelehrten- und Kaufmannsfamilie,sein Vater Heinrich war Professor für Philosophie in Zürich. 1823 ging er bei demBerliner Verleger Georg Andreas Reimer in die Lehre, dessen Tochter Anna (1813bis 1885) er 1830 heiratete. Im gleichen Jahr übernahm er zusammen mit sei-nem Schwager Karl Reimer die Leitung der bereits seit 1680 bestehendenWeidmannschen Buchhandlung in Leipzig, die sich im Besitz seines Schwieger-vaters befand. Salomon Hirzel war neben seiner verlegerischen Tätigkeit ein pas-sionierter Sammler alter Drucke und Manuskripte bedeutender Dichter, vor allemGoethes. Am 1. Januar 1853 gründete Salomon Hirzel in Leipzig einen Verlag,der von Anfang an eng mit der Herausgabe des »Deutschen Wörterbuchs« vonJacob und Wilhelm Grimm verbunden war. Hirzel und Reimer hatten den Brüdernnach ihrer Vertreibung aus Göttingen vorgeschlagen, da sie ja jetzt »musze hät-ten«, ein Wörterbuch zu erstellen. Bei Hirzel erschien auch Theodor Mommsens»Römische Geschichte«. Der wichtigste Autor unter der Verlagsleitung von Salo-mon Hirzel war Gustav Freytag. Salomon Hirzels Enkel Georg, der den Verlag1894 übernommen hatte, war ein passionierter Sammler von Dichterbriefen. SeinOnkel Ernst Reimer überließ ihm zahlreiche Briefe der Brüder Grimm, die im Ver-lag in einer kritischen Ausgabe veröffentlicht wurden. Seit dem ersten Band desWörterbuchs wird das Werk vom Verlag S. Hirzel verlegt. Der Verlag gehört heutemit Sitz in Stuttgart zur Verlagsgruppe Deutscher Apotheker Verlag.

Deutsche Demokratische Republik 1975Das »Deutsche Wörterbuch« (DWB) ist das größte undumfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache seitdem 16. Jahrhundert mit Wortbedeutungen und Belegstellen.1838 begannen die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mitdem DWB. Erst 1961 wurde es beendet. Eine besondereRolle bei der Herausgabe des Grimmschen Wörterbuchsspielt Heinrich Rudolf Hildebrand (1824–1894), der imVerlag von Salomon Hirzel als Korrektor tätig war. Hilde-brand war der Sohn eines Schriftsetzers, der im Verlag vonBrockhaus in Leipzig als Faktor arbeitete. Hildebranderhielt durch seinen Vater noch vor der Einschulung Privat-unterricht in Latein und Französisch. 1829 bis 1836 lernteer an der privaten Naumannschen Schulanstalt in Naun-dorf und danach in der Thomasschule zu Leipzig, wo erdas Abitur ablegte. 1848 machte er mit einer Arbeit überWalther von der Vogelweide sein Staatsexamen. Danachwurde er Korrektor und Übersetzer bei der DeutschenAllgemeinen Zeitung in Leipzig. Dann war er Lehrer an derThomasschule und zusätzlich an der Deutschen Buch-händlerschule. 1852–1890 arbeitete er als Korrektor fürdas Wörterbuch und war nach dem Tod des letzten Grimm1863 Herausgeber. Die Zusammenarbeit der Grimms mitihrem Korrektor war nicht immer spannungsfrei. Hilde-brand verlor mit zunehmendem Alter sein Sehvermögenund beendete deshalb die Arbeit am Wörterbuch.

Peder Hoeg

Norwegen 1989ABC-Buch aus dem Jahr 1804 (aus Anlaß des 250. Jah-restags der Einführung der Grundschulpflicht in Norwe-gen). Diese von Peder Hoeg gedruckte Fibel hatte einenUmfang von 16 Seiten.

Informationen über diesen Drucker konn-

ten bisher nicht gefunden werden

Georg Hoffgreff(György) war der eigentliche Gründer einer Druckwerkstatt in Klausenburg inSiebenbürgen. 1542 studierte er mit Valentin Wagner, der später ebenfalls Druckerwurde, an der Universität Wittenberg. Hoffgreff lernte in Nürnberg um 1549 beiJohann von Berg und Ulrich Neuber Setzen und Drucken. 1550 gründet er eineeigene Officin in Klausenburg. Er besaß mehrere Antiqua-Schriften und Kursive,die er für lateinische und ungarische Texte nutzte, und Frakturschriften für deut-sche Texte. Hoffgreff arbeitete eng mit Gáspár Helth zusammen; beide nutztengemeinsam Schriften und Druckpresse, arbeiteten aber zumeist auf jeweils eigeneRechnung. Zu den ersten Drucken zählt »Confessio de coena domini« von Mar-tin Bucer. 1552/53 entstehen fünf Drucke, die nur Helths Namen tragen; dieserdruckte hier seine eigenen Bücher, während Hoffgreff für andere Autoren undAuftraggeber arbeitete. 1554–1558 werden in dieser Officin 19 Drucke hergestellt,die ausschließlich Hoffgreff als alleinigen Eigentümer nennen. Im Gegensatz zuvielen anderen Druckwerkstätten jener Zeit war die Klausenburger Officin profita-bel. Die Druckerei von Hoffgreff und Helth besaß einen großen Bestand vonHolzschnitten, die als Ornamente eingesetzt wurden, und die vermutlich von JakobLucius, gleichfalls aus Siebenbürgen stammend, hergestellt worden waren. Einigedieser dekorativen Elemente, insbesondere Initialen, wurden offenbar aus Deutsch-land bezogen.

Ungarn 1954János Apáczai Csere (1625–1659) stammt aus Trans-sylvanien und war ein protestantischer Mathematiker undPhilosoph. Im Hintergrund sind zwei Bücher abgebildet;das linke zeigt die Titelseite der »Logicatse«, das vonGeorg Hoffgreff in Klausenburg gedruckt wurde. Dasrechte Buch stellt die von János Apáczai Csere verfaßte»Magyar Encyclopædia« dar, die 1653 von Jan vanWaesberghe in Utrecht gedruckt wurde.

Raphael Hoffhalter(1525–1568, eigentlich Skrzetusky, Rafael, Hofhalter, »Belga«, Raphaeln) stammtaus Posen und war adliger Herkunft. Angeblich habe er in den Niederlanden ge-arbeitet, doch liegen hierfür keine Belege vor. In Zürich heiratet er unter demNamen Hoffhalter 1549, wird hier 1551 Hintersasse und arbeitet selbständig so-wie mit dem Lehrling Hans Sturm als Buchstabengießer und Formschneider. Durchdie Heirat wird er Schwiegersohn des Reformators und Predigers HeinrichBullinger. 1555 ist er in Wien und erhält 1556 ein dreijähriges Privileg, wonach erals Buchdrucker und Formschneider tätig werden und mit Papier und Büchernhandeln darf. In einigen in Wien hergestellten Drucken nennt er sich nochSkrzetusky. Seine Werkstatt betreibt er anfänglich gemeinsam mit Kaspar Kraftaus Ellwangen, doch schon 1557 druckt er allein. 1560 befindet sich die Werk-statt im Haus »zum gülden Wolff«, das sich in der Rotenturmstraße befand. 1561stellt er ein »Thurnier Buech« von Johannes von Francolin her. 1563 muß erwegen seiner reformatorischen Einstellung Wien unter Hinterlassung seiner Druck-materialien verlassen und geht nach Debrecen in Ungarn. In dieser calvinistischgeprägten Stadt wird er als Formschneider für den Drucker Mihaly Török tätig. Imselben Jahr zieht er weiter nach Nagyvárad (Großwardein, Siebenbürgen) imheutigen Rumänien, wo er sich wieder eine Werkstatt einrichtet. 1567 verlegt erauf Einladung von König Sigismund die Officin nach Gyulafehérvár (Karlsburg).1568 wird er von ungarischen Calvinisten erschlagen, da er angeblich lästerlicheHolzschnitte verbreitet habe. Insgesamt stellte er um die 150 Drucke her, davonetwa 130 in Wien. Seine Witwe Kathrin Göldli, die er in Zürich geheiratet hatte,übernimmt die Werkstatt und führt das Geschäft bis 1590 fort. Sein in Zürichgeborener Sohn Rudolf (»Tigurinus«, Züricher) betrieb eine Officin in Westungarnund stellte etwa 40 Drucke her.

Ungarn 2014Abgebildet ist der Titel des von Istvan Werböczy zusam-mengestellten und von Hoffhalter gedruckten Gesetz-buches »Magyar Decretvm« aus dem Jahr 1565.

Frans Hogenberg(Franciscus Hoichberger, Hohenberg, Franciscus Hogenbergius Bibliopola, 1535–um 1590) war Kupferstecher, Radierer, Verleger und Buchhändler. Er stammt ausMecheln in Belgien. Von ihm wurde 1587 die »Beschreibung derer FürstlicherGüligscher ec. Hochzeit« herausgegeben. Hogenberg war Porträtstecher, Zeich-ner von Landschaften und Kartenstecher. 1560 ist er in Frankreich, 1568/69 inEngland, 1570 in Antwerpen und noch im gleichen Jahre als Flüchtling (vor HerzogAlba) in Köln, 1585 ist er in Hamburg, 1588 in Kopenhagen und noch einmal inHamburg. In England arbeitet er an der vom Bischof von Canterbury, MatthewParker, herausgegebenen »Bischofsbibel« mit einigen Bildnissen beteiligt, dar-unter wohl das Titelbild mit Königin Elisabeth I. und ein Porträt des Lordsiegel-bewahrers William Cecil Burgley. Von Hogenberg sind auch 16 Blatt mit Tatendes dänischen Königs Frederik II. (»Res gestae Friderici II. Daniae regis«). Es istnicht auszuschließen, daß er für den Leonhard Thurneysser (Berlin) gearbeitet hat.Hans Vingaard (gest. 1559) stammt aus Stuttgart, wo er den Druckerberuf er-lernt hatte. 1528 ging er nach Viborg, um die Reformation zu unterstützen. 1532ging er nach Kopenhagen, wo er bis zu seinem Tod als Drucker und Buchhändlertätig war. Im selben Jahr druckt er eine Übersetzung des Katechismus von Luther.Zu seinen Werken gehören viele weitere Texte von Luther und von schwedischenReformatoren wie Peder Palladius, aber auch die älteste schwedische»kirkeordinanser«. Von Vingaard stammen auch mehrere Bücher mit patriotischenund historischen Texte; auch mehrere Ausgaben der »rimkrønike« wurden vonihm hergestellt. Zu seinen Drucken gehören auch medizinische Fachbücher undBücher für »gute« Haushaltsführung. 1536 kaufte er die Druckerei von ChristianPedersen, der in Malmö eine Officin betrieben hatte; hier hatte Vingaard auch

Dänemark 2009Landkarte von Dänemark aus dem Jahr 1585.Marcus Jordanus (1531–1595) war Kartograph und Mathe-matiker, der aus dem damals dänischen Krempe stammt.Nach dem Studium in Kopenhagen wurde er dort 1550zum Professor für Mathematik ernannt. Eine von ihmerstellte Landkarte Dänemarks im Kalendarium für dieJahre 1558–1585 zählt zu den ersten gedruckten Kartenüber die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Gedrucktwurde diese Karte zuerst von Hans Vingaard und dann vonAbraham Ortelius im »Catalogus Cartographum«.Jordanus erstellte auf Wunsch des dänisch-königlichenStatthalters Heinrich Rantzau eine »Danorum Marca, uelCimbricum, aut Daniae Regnum …«, die drei Jahre spätervon Frans Hogenberg und Georg Braun im »CivitatesOrbis Terrarum« (auch: »Beschreibung und Contrafacturder Vornembster Stät der Welt«) veröffentlicht wurde. DieZusammenstellung umfaßt über 600 wirklichkeitsnaheStadtansichten und Stadtpläne mit einem Gesamtumfangvon etwa 1.600 Seiten im Format 280×410 mm. Sie wur-den in sechs Bänden (mit unterschiedlichen Titeln) zwi-schen 1572 und 1617 herausgegeben und zeigten allegrößeren Städte in Europa, Afrika, Asien und sogar inAmerika. Der erste Band erschien 1572 und war KaiserMaximilian II. gewidmet, die weiteren folgten 1675–1612.

Frans Hogenberg

Portugal und Vietnam 2016GemeinschaftsausgabeKarte von Lissabon

eine Filiale seiner Buchhandlung. 1537 erstellt er einen Katalog, in dem er mehrals 100 von ihm gedruckte und lieferbare Schriften aufführt. Die Qualität seinerDrucke war gering. Nach seinem Tod wurden seine Geschäft von den Erben unterdem Faktor Lorentz Benedicht fortgeführt; Benedicht übernahm später die Druckerei.

Johan Höjerwar der Sohn von Carl Hoijer, der in Turku in Finnland Buchbinder an der dortigenAkademie war; 1713 mußte er wegen des russischen Einfalls in Finnland fliehenund wurde in Norrköping wieder Buchbinder und floh 1719 erneut vor den Russen.Sein Sohn war Johan Höjer, der an unbekannter Stelle Buchdrucker gelernt hatteund in Uppsala Faktor in der Officin der dortigen Akademie von Johan HenrikWerner wurde. 1733 konnte er die Werkstatt kaufen. 1735 wurde er auch Nach-folger von Werner als Akademiedrucker (typis Wernerianis bzw. literis Werneria-nis, dann: Johan Höijer, Johan Höjer kongl. acad. boktr., Literis Höjerianis, typis &sumtibus Höjerianis), der Dissertationen und sonstige Schriften herstellte (z.B.»Herbarium Amboinense« von Olof Stickman, »Methodus Investigandi ViresMedicamentorum Chemica« von Laurentius Hiortzberg oder »Consectaria Elec-trico-Medica« von Pehr Zetzell). Höjer starb 1751. Seine Witwe Beata CharlottaMentzer führte das Geschäft mit dem gemeinsamen Sohn Lorentz Magnus Höjerfort. Lorentz Magnus (Lars Magnus Höjer, Lawr. Magn., Höijer) war bis zu seinemTod 1758 als Drucker in Uppsala (akademiboktryckaren) tätig. 1767 wurde Jo-hann Edmann Drucker der Akademie, der bereits ab 1760 in Norrköping als Druckertätig gewesen ist.

Nevis 2000»De observationibus pro figura telluris determinanda inGallia habitis, disquisitio. Auctore Andrea Celsio ... Upsaliæ,typis Höjerianis«. Das Werk wurde am 10. Februar 1738fertiggestellt und hat einen Umfang von 20 Seiten.Das Gemälde von Olof Arenius (1701–1766) zeigt alsAusschnitt Anders Celsius (1701–1744), ein in Uppsalalebender schwedischer Astronom, Mathematiker undPhysiker. Seine bedeutendsten Werke sind »Dissertatio deNova Methodo Distantiam Solis a Terra Determinandi«(1730) und »De Observationibus pro Figura Telluris Deter-minanda in Gallia Habitis, Disquisitio« (1738). Er schriebaußerdem Gedichte und war Autor populärwissenschaftli-cher Literatur. 1741 stellte er das erste schwedische Ob-servatorium in Uppsala fertig. Er fand heraus, daß Polar-lichter das Magnetfeld der Erde stören und untersuchte dieHelligkeit von Sternen. 1742 definierte er die nach ihmbenannte Temperatureinteilung Grad Celsius, wobei er denSiedepunkt von Wasser mit 0° und den Gefrierpunkt mit100° festlegte und den dabei herrschenden Luftdruck mit760 mm auf der Qucksilbersäule festlegte; dies ermöglichteeine genaue Festlegung der Temperaturen in der ganzenWelt. Erst seit 1948 ist die Temperaturskala nach ihmoffiziell benannt. Celsius starb an Tuberkulose.

(1760–1849) war ein japanischer Maler und einer der bedeutendsten Vertreterdes Ukiyo-e-Genres. Seine bekanntesten Werke sind die Farbholzschnitte derBilderfolge »36 Ansichten des Berges Fuji«, die zwischen 1830 und 1836 ent-stand. Mit drei Jahren wurde Katsushika Hokusai von Nakajima Ise adoptiert,einem Spiegelmacher für den Hof des Shogun. Im Alter von 18 Jahren, als erbereits einige Erfahrungen als Holzschneider hatte, begann er in der Werkstattdes Ukiyo-e-Meisters Katsukawa Shunsho, einem Maler und Zeichner vonFarbholzschnitten. 1779 veröffentlichte er seine ersten Arbeiten: Schauspieler-portraits, die unter dem Namen Katsukawa Shunro erschienen und sich vor allemdurch die individuellen Gesichtszüge der Dargestellten auszeichneten. Er verließdie Werkstatt seines Meisters erst 1793 nach dem Tod Shunshos. Den NamenShunro führte er bis 1794. Danach wanderte Hokusai durch Japan. Er wechseltehäufig seine Lehrer und Schulen und auch mehr als 30 Mal seinen Namen undwohnte an etwa 90 verschiedenen Orten, wobei er seine Kunst immer weiter per-fektionierte. Nebenbei verfaßte Hokusai auch volkstümliche Romane. 1782 er-schien sein erstes Buch mit eigenen Illustrationen. Ab 1798 nahm er eigene Schüleran und unterrichtete sie in der Kunst des Holzschnitts und der Zeichenkunst. Vondiesem Zeitpunkt an zeichnete er unter seinem bis heute bekannten NamenKatsushika Hokusai. Als die wirtschaftliche Lage in Japan schlechter wurde, ver-schlechterten sich auch die Absatzmöglichkeiten für Hokusai, so daß er seineBilder im Straßenhandel anbieten mußte. Hokusai machte den Begriff »Manga«(etwa zwangloses Bild) populär, der noch heute für japanische Comics verwendetwird. Seine Hokusai-Manga sind Skizzen, die zwischen 1814 und 1815 in ins-gesamt 15 Bänden veröffentlicht wurden. Sie erzählen keine zusammenhängen-den Geschichten, sondern stellen Momentaufnahmen der japanischen Gesell-schaft und Kultur während der späten Edo-Zeit dar und bilden das gesamte Spek-trum des menschlichen Lebens ab.

Katsushika Hokusai

Rumänien 1960

Tschechoslowakei 1977

Tschechoslowakei 1953

Tschechoslowakei 1971

(Wenceslaus, 1607–1677) stammt aus Prag und war Zeichner und Kupferstecher.Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in England. Er machte als einer derersten die Technik der Farbradierung in England bekannt. Er entstammte einerwohlhabenden, katholischen Beamtenfamilie aus Böhmen, die nach der Rücker-oberung Prags durch Truppen des Kaisers 1621 verarmte. Ursprünglich sollte erJura studieren. 1627 zog Hollar nach Frankfurt am Main, wo er bei MatthäusMerian in die Lehre ging. In dieser Zeit arbeitete Hollar u.a. an Merians Topogra-phien mit. Nach 1630 hielt er sich in Straßburg, Mainz und Koblenz. 1633 lernteer in Köln den englischen Kunstsammler und Mäzen Lord Thomas Howard, Earlof Arundel, kennen. Hollar begleitete den Earl zunächst an den kaiserlichen Hofin Prag, später nach Wien und auf ausgedehnte Reisen durch ganz Mitteleuropa.Wieder in Köln, veröffentlichte er 1635 sein erstes Buch mit Stichen. Als seinFörderer 1637 nach England zurückkehrte, folgte Hollar ihm nach London, wo erden größten Teil seines weiteren Lebens verbringen sollte. Hollar lebte anfangsin Arundels Haushalt, arbeitete aber nicht exklusiv für ihn, sondern auch für Ver-leger und Buchdrucker, die ihn allerdings zeit seines Lebens schlecht bezahlten.Für Peter Stent schuf er eine große Ansicht von Greenwich, die dieser mit nur 30Shilling pro Druckplatte honorierte. Später legte Hollar seinen Preis auf 4 Pencepro Stunde fest. 1642 trat Hollar in die Dienste des Herzogs von York. Für kurzeZeit war er auch für den Prince of Wales tätig. Als Anhänger des Königs trat Hollarschließlich in ein royalistisches Regiment ein und wurde 1645 bei der Belagerungvon Basing House von Parlamentstruppen gefangengenommen, doch kann ernach Antwerpen fliehen. In den nächsten Jahren entstanden einige von Hollarsbesten Werken, niederländische Stadtansichten ebenso wie Seestücke oder Natur-darstellungen. 1652 kehrt er nach London zurück. In den folgenden Jahren er-schienen zahlreiche Bücher mit Illustrationen von Hollar, unter anderm Klassiker-ausgaben von Homer, Vergil und Juvenal. Wenig geschäftstüchtig, verkaufte Hollar

Tschechoslowakei1983

Vaclav (Wenzel) Hollar

Vaclav (Wenzel) Hollar

auch diese Werke weit unter Wert, so daß er in ärmlichen Verhältnissen lebte.Auch die Restauration der Monarchie unter Charles II. verbesserte seine Lagenicht, da er vom Hof kaum Aufträge erhielt. 1666 wurde Hollar Zeuge des GroßenBrandes von London. Dank Hollar und seiner Genauigkeit beim Zeichnen kannman sich ein Bild von London vor dem Brand und nach dem Brand machen. 1668wird er von König auf eine Expedition nach Tanger geschickt. Dort fertigte erdetailgenaue Zeichnungen der Stadt und ihrer Befestigungen an, die Charles II.als Mitgift seiner Frau, der portugiesischen Prinzessin Katharina von Braganza,in Besitz nahm. Auf der Rückreise wurde sein Schiff in ein Gefecht mit algeri-schen Piraten verwickelt, das er später ebenfalls bildlich festhielt. 1670 erstellt ereinen Stich von Edinburg, eines seiner großformatigsten Werke. Wenzel Hollarwar nicht nur einer der besten sondern auch einer der fleißigsten Künstler seinerZeit. Sein Werk umfaßt rund 400 Zeichnungen und über 3.000 Radierungen. Mehrals 2.700 Druckplatten für Stiche sind von ihm bekannt. Seine Arbeiten zeichnensich vor allem durch absolute Genauigkeit, Detailtreue und einen geradezu doku-mentarischen Realismus aus. Hollar interessiert sich für eine unerschöpflicheVielfalt von Themen. Bekannt wurde er vor allem durch seine Topographien so-wie durch seine Landschafts- und Städtebilder aus Deutschland, Böhmen, Eng-land, den Niederlanden, der Schweiz und dem heutigen Marokko. Darüber hinausfertigte Hollar Druckgrafiken von Werken berühmter Künstler an, die damit einemgroßen Publikum bekannt gemacht werden konnten. Nach dem Vorbild der »Bilderdes Todes« von Hans Holbein d.J. schuf Hollar in den Jahren ab 1644 einen»Totentanz«, der 1651 in London erstmals gedruckt wurde; die meisten der 30Radierungen sind mit »W. Hollar fecit« signiert. Alle Darstellungen sind mit latei-nischen Texte des Alten oder Neuen Testament versehen. Hollar starb in äußer-ster Armut, und es wird überliefert, daß seine letzten Worte dem Gerichtsvollziehergalten: er bat darum, ihm nicht sein Sterbebett zu pfänden.

Tschechoslowakei 1975

Tschechoslowakei 1966

Tschechoslowakei 1969

Jodocus Hondius(eigentlich Josse de Hondt, 1563–1612) war ein flämischer Kartograph, Stempel-schneider, Buchhändler, Drucker und Verleger von Atlanten und Karten. Hondiuswurde als Sohn von Olivier de Hondt und Petronella d’Havertuyn im flandrischenWakken geboren. Noch in seiner frühesten Jugend zog die Familie nach Gent,wo Jodocus im Alter von acht Jahren eine Lehre als Kupferstecher begann. ImJahr 1584 floh Hondius wegen der Verfolgung durch die spanische Inquisition inden Niederlanden nach London, wo er eine englische Ausgabe von Waghenaers»Spiegel der Zeevaerdt« herausgibt. 1590 erstellt er die Weltkarte »Nova UniversiOrbis Descriptio«, die auf den Entdeckungen des englischen Seeräubers undWeltumseglers Francis Drake beruht und in der erstmals das noch nicht entdeckteSüdland erwähnt wird. 1593 geht er nach Amsterdam zurück, wo er seine Werk-statt in der Calverstraete im Haus »In den Wackeren Hondt« einrichtet und sichauf die Herstellung von Globen und Atlanten spezialisiert. 1594 publiziert er dasSchreibmeisterbuch »Theatrum artis scribendi«. 1600 fertigte er einen Himmels-globus an, der zwölf neue Sternbilder des Südhimmels zeigte, die von dem nieder-ländischen Navigator Pieter Dirkszoon Keyser entdeckt worden waren. Im Jahr1604 kaufte Hondius die Druckplatten von Mercators Weltatlas. Er fügte unge-fähr 40 eigene Karten hinzu und veröffentlichte diese erweiterte Ausgabe ab 1606unter dem Namen Mercators und seinem eigenen als Verleger. Dieser Atlas, derin mehreren Auflagen erschien, wird heute als Mercator-Hondius-Atlas bezeich-net. Hondius war einer der bedeutendsten Kupferstecher seiner Zeit und stachKarten unter anderem für die Drucker und Verleger Pieter van den Keere, Waghe-naer oder Speed. Nach seinem Tod im Jahre 1612 in Amsterdam übernahmenseine Söhne Henricus und Jodocus II das Geschäft.

Belgien 2012Hinter Hondius eine Landkarte nördlich des Äquators;mit einem Zirkel mißt der Meister auf einem Globus(nach einem Stich aus dem Jahr 1619, erstmals in einerfranzösischen Ausgabe eines Atlas’ abgedruckt).

Johannes Honterus(1498–1549) stammt aus reichem Kronstädter Bürgerhaus und richtete in seinersiebenbürgerischen Heimatstadt als erster eine Druckerei ein. Sein Vater GeorgAusten war ein Lederer, der neben seinem Wohnhaus eine Gerberei und einenMeierhof besaß. Aus dem Jahr 1539 haben sich Bücher dieser Officin erhalten,so daß ihre Tätigkeit erst seit diesem Jahr beweisbar ist. Honterus erhielt, ver-mutlich durch Dominikaner, eine gute Schulausbildung, studiert 1515 bis 1525mit einer einjährigen Unterbrechung in Wien und erhielt als Johannes HollerCoronensis 1525 den Magistertitel. 1515–1518 vermittelt ihm Joachim VadianGrundkenntnisse der Kartographie. Ab 1525 hält er Vorlesungen an der WienerUniversität. 1529 flüchtet er wegen der türkischen Bedrohung nach Regensburgbzw. Ingolstadt, wo er bei Peter Apian (Bienewitz) lebt und seine kartographi-schen Kenntnisse vertieft. 1530 ist er an der Krakauer Universität immatrikuliertund schreibt hier eine lateinische und griechische Grammatik; dann geht er nachNürnberg und ist 1531 in Basel, wo er als Castigator und Holzschneider arbeitetund eine »Rudimenta Cosmographiae« und zwei Sternekarten herstellt. Im Janu-ar 1533 ist er wieder in seiner Heimatstadt und gründet hier eine Officin, um seineeigenen Werke zu drucken. 1543 stellt er ein Buch über die Durchführung derReformation in Siebenbürgen her, das mit einem Vorwort von Melanchthon inWittenberg nachgedruckt wird. Honterus wird 1544 Stadtpfarrer in Kronstadt; zweiJahre später gründet er eine Papierfabrik und 1547 eine Bibliothek. 1541 publi-zierte er eine Beschreibung der Welt in Versen, in der auch Karten eingebundensind. Im selben Jahr druckt er auch die siebenbürgische Schulordnung. 1544stellt er ein Handbuch des bürgerlichen Rechts her (»Compendium iuris civilis inusum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transsylvania). 1547 druckt er dieKirchenordnung Siebenbürgens. Seine Druckermarke zeigt eine Krone mit dem

Rumänien 1993Das Honterusdenkmal wurde am 21. August 1898aus Anlaß der Wiederkehr des 400. Geburtstags derHumanisten und Reformators Johannes Honterus einge-weiht und ist das Werk des Berliner Bildhauers HarroMagnussen (1861–1908). Am Sockel des Denkmals inKronstadt (Hermannstadt) befinden sich westlich undöstlich je eine Relieftafel aus Bronze von 81 cm Breite und70 cm Höhe. Die westliche Tafel zeigt Honterus in seinerDruckerei. Die östliche Tafel stellt Honterus als Stadtpfarrerdar, wie er einem Kranken in Anwesenheit der Familienmit-glieder das Heilige Abendmahl reicht. Am unteren Randdes Reliefs steht in gotischen Majuskeln »Wachet undbetet«, der Wahlspruch von Honterus aus dem Matthäus-Evangelium 26:41.

Wurzelwerk eines Honter, der siebenbürgisch-sächsischen Bezeichnung für Ho-lunder; sie zusammen heute das Stadtwappen Kronstadts bilden. Noch einmalverläßt er Kronstadt für einen Besuch bei Luther. Er gilt als erster siebenbürgischerHumanist und Universalgelehrter, der 1544 die Schülerverbindung »Coetus Hon-ter« gründete (die bis 1941 bestand).

Rumänien 2007

Rumänien 2009Im Hintergrund die »Schwarze Kirche« in Kronstadt(Brasov), erbaut zwischen 1383 und 1480.

Johannes Honterus

Siehe auch Schobelnsche Druckerei

Jan van Hout(1542–1609) stammt aus Leiden und wurde 1564 in seiner Geburtsstadt Notarund »stadssecretaris«. In dieser Funktion hat er wesentlich zur Gründung undAusstattung des Stadtarchivs beigetragen. Außerdem war er »Geschäftsführer«des Kuratoriums der Leidener Universität. 1564 wurde er zum »Buchhalter« derStadt berufen, doch die spanische Regierung setzte ihn 1569 ab und van Houtemigrierte ein Jahr später aus politischen Gründen nach Emden, kehrte aber dreiJahre später wieder zurück und wurde wieder in sein Amt eingesetzt, das er dannbis zu seinem Tod ausübte. Er war Freund und »rechte Hand« des BürgermeistersPieter Andriaanszoon van der Werff, dem er ins Utrechter Exil folgte, wohin auchdie Leidener Universität verlegt worden war. 1577, nach der Vertreibung der Spa-nier aus den Niederlanden, sorgte er dafür, daß die Festung »Vreeburg« zerstörtwurde. Ihm unterstand auch die Druckwerkstatt der Stadt. Durch seine Initiativewurde ein noch heute bestehender Jahrmarkt eingerichtet. Als Dichter war er derErste, der in seiner Muttersprache klassische Jamben formulierte. 1578 gab erein »Vrunt-buuc« (Freundebuch) heraus, zu dem er das Anfangsgedicht lieferteund eigene Sonette publizierte. An dem Buch arbeiteten 25 Freunde mit, darun-ter Janus Dousa, Christoffel Plantin, Justus Lipsius und Jan Cornets de Groot.Van Hout schrieb mehr als ein Dutzend Dichtungen wie 1596 »Loterijspel«, »Ste-hen voor het Leridse stadhuis« (1597/58) und »Opt omntset van Leyden« (1602).

Niederlande 1950

(1769–1821) war der Sohn des Thomas Howe, der Regierungsdrucker inBasseterre (Saint Christopher Island, heute St. Saints), war. Wie auch sein Bruderlernte er bei seinem Vater den Druckerberuf. Im Alter von 21 Jahren ging er nachLondon und arbeitete in der Officin der Tageszeitung The Times und bei anderenZeitungen. Wegen Ladendiebstahl wurde er (»George Happy alias HappyGeorge«) 1799 zum Tode verurteilt, doch zur Deportation nach New South Walesbegnadigt, wohin auch seine Frau ihm folgt, die auf der Überfahrt verstirbt. ImNovember 1800 kam er in Australien an. Howe wird von Gouverneur Phillipsbeauftragt, die mitgebrachte Druckerei zu betreiben. Die alte Druckpresse hatteeinen Wert von nur 2 Pfund, der Letternumfang betrug 9 kg. Howe soll ein»ingenious man« gewesen sein, der unter diesen Umständen und einem dauer-haften Mangel an Papier und Druckfarbe erfolgreich arbeitete. 1802 druckte Howedas erste in der Kolonie hergestellte Buch: »New South Wales General StandingOrders« mit einem Umfang von 146 Seiten. Ein Jahr später nutzte GouverneurKing im Auftrag von Lord Hobart diese Officin, um die Sydney Gazette mit vierSeiten Umfang als Wochenzeitung für amtliche Mitteilungen und einigen weni-gen privaten Anzeigen herauszugeben; die erste Ausgabe kam am 5. März her-aus. Bei der Herstellung des Blattes half ihm sein neunjähriger Sohn Robert (1795bis 1829). Für die Herstellung der Zeitung wurde die Officin mit neuen Typenausgestattet. Das finanzielle Risiko der Zeitung mußte Howe tragen. Howe kanneine eheähnliche Beziehung mit Elizabeth Easton beginnen und zwischen 1803und 1810 wird er Vater von fünf Kindern. 1803 wurde Howe unter Auflagen und1806 endgültig begnadigt. Um seine Einnahmen zu erhöhen, eröffnet er einSchreibwarengeschäft und wird zudem Privatlehrer für Lesen, Schreiben undGrammatik. Zwischen August 1807 und Mai 1808 muß er seine Drucktätigkeiteinstellen, da die Regierung unter Gouverneur William Bligh ihm kein Papier gebenwill. 1810 wird seine Officin durch einen Blitzschlag zu großen Teilen zerstört,

George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie

aber der neue Gouverneur Lachlan Macquarie erneuert seine Bestellung alsRegierungsdrucker und zahlt ihm ab 1811 als Regierungsdrucker eine Vergütungvon 60 Pfund im Jahr. 1812 heiratete er die Witwe Sarah Wills, die ein erfolgrei-ches Geschäft ererbt hatte; ihr Sohn Horatio Spencer Wills wurde später Heraus-geber der Gazette. Zusätzlich zur Gazette publizierte Howe ab 1808 den »NewSouth Wales Pocket Almanac«, der bis 1821 herauskam. Neben seiner Druck-tätigkeit begann Howe auch mit Sandelholz zu handeln. Er kam zu Wohlstandund war 1817 einer der Mitgründer der Bank of New South Wales. Im Jahre 1813veröffentlichte er die erste Naturgeschichte Australiens »Birds of New South Waleswith their Natural History« von John Lewin und 1819 das erste Poesiebuch, dasin Australien gedruckt wurde, »First Fruits of Australian Poetry« von Barron Field.Bei seinem Tod hinterließ er einen Nachlaß von 4.000 Pfund. 1820, nach seinemÜbertritt zu den Methodisten, übernahm Robert Howe die Officin seines Vaters.Er druckte ab 1821 The Australian Magazine; or, Compendium of Religious,Literary, and Miscellaneous Intelligence und mehrere Bücher des Gründers derMethodisten wie »An Abridgment of the Wesleyan Hymns, selected from the largerHymn-book published in England«. Sein jüngerer Halbbruder gründete 1821 inLaunceston Tasmanian and Port Dalrymple Advertiser. 1825 schloß er sich JamesRoss in Hobart zusammen und wurde Regierungsdrucker und Mitherausgeberder Hobart Town Gazette.

Arthur Phillip (1738–1814) stammt aus Allhallows bei London und wurde Admi-ral und Gouverneur in Australien. 1751 erlernte er in »the establishment of poorboys« für Kinder von Seeleuten in Greenwich eine kaufmännische Tätigkeit. Nachzwei Jahren ging er zur Marine, in der 1761 zum Lieutenant berufen wurde. Nachdem Ende des Siebenjährigen Kriegs wurde er entlassen. 1770 diente er wiederin der Navy und 1774–1778 in der portugiesischen Flotte und danach wieder in

George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie

der Navy und dabei Karriere machte. 1786 wird er zum ersten Gouverneur derSträflingskolonie von New South Wales ernannt. Phillip wollte jedoch auch ande-re Bürger ansiedeln: »As I would not wish convicts to lay the foundation of anEmpire.« Mit sich führte Phillip eine Druckereieinrichtung. Am 18. Januar 1788erreichte die Erste Flotte die Botany Bay mit insgesamt 1.030 Personen, vondenen 736 Sträflinge (darunter 188 Frauen) waren. Zwischen 1788 und 1792kamen insgesamt 3.546 männliche und 766 weibliche Sträflinge nach New SouthWales. Phillip gelang es, nach Überwindung erheblicher Schwierigkeiten, eineSiedlung aufzubauen. Nach der Ansiedlung seiner Sträflinge beauftragte er dengelernten Drucker Georges Howe, in der mitgebrachten Officin die amtlichenDokumente zu drucken. 1796 ging Phillip wieder nach England zurück, wo er1805 pensioniert wurde.

Lachlan Macquarie (1762–1824) wurde auf der Insel Ulva in der GemeindeKilninian auf den Inneren Hebriden geboren. 1777 trat in die Armee (Royal High-land Emigrants) ein und diente in Nova Scotia, New York und Charleston undJamaica. 1784 ist er wieder in Schottland, wo er mit halbem Soldat aus der Ar-mee ausscheidet. Drei Jahre später wird er reaktiviert und geht unter Hinterlas-sung von Schulden mit dem 77. Regiment nach Indien, wo er zum Major beför-dert wird und die Tochter Jane (»Oh delightful glorious and generous girl!«) eineswohlhabenden und ehemaligen Mitarbeiters der East India Company heiratet.Bedauerlicherweise konnte er seiner Frau mit seinem Sold in Kalkutta nicht dengewohnten Lebensstil bieten und verschuldete sich abermals. Auf einer Reisenach Macau verstirbt seine Frau, hinterläßt ihm aber 6.000 Pfund. Über mehrereZwischenstationen als Offizier und Gentleman wird er schließlich 1810 Gouver-neur von New South Wales. Die von seinem Vorgänger betriebene Politik setzt erfort. Bemerkenswert ist seine Förderung der Aboriginals mit z.B. dem Bau einerSchule (Native Institution).

Australien 1986Gouverneur Arthur Phillip

Australien 2010Gouverneur Lachlan Macquarie

George Howe, Arthur Phillip und Lachlan Macquarie

Joseph Howe(1804–1873) wurde von seinem Vater, dem Drucker John Howe, gleichfalls zumDrucker ausgebildet. John Howe war Druckereibesitzer in Massachusetts undunterstützte während des Amerikanischen Unabhängigkeitskampfes die Engländer.Mit weiteren Loyalisten floh er nach dem Krieg ins kanadische Halifax in NovaScotia; hier ernannten ihn die Engländer zum Postmeister, der auch eine Officinbesaß. Joseph Howe unterstützte seinen Vater hierbei 1827 kaufte Joseph Howedie Zeitung Novascotian. Als Herausgeber machte er das wöchentlich erschei-nende Blatt zu einer der einflußreichsten liberalen Publikationen der Kolonie, wozuvor allem seine kritische Berichterstattung über die Sitzungen des Abgeordneten-hauses der britischen Kronkolonie. 1835 veröffentlichte sein Blatt einen anony-men brief, in dem Politikern und Polizei vorgworfen wurde, 30.000 Pfund Sterlingunterschlagen zu haben. In dem folgendem Gerichtsverfahren wegen »aufrühre-rischer Ehrverletzung« verwies Howe auf zahlreiche Korruptionsfälle und plädiertefür die Pressefreiheit. Obwohl der Richter eine Verurteilung empfahl, entschieddie Jury nach nur zehn Minuten Beratungszeit, Howe freizusprechen. Dieses Er-eignis gilt als ein Meilenstein in der Entwicklung der Pressefreiheit in Kanada.Nach diesem Prozeß wurde Howe politisch tätig. 1836 wird er in das Abgeordneten-haus gewählt. Wegen mehrerer Artikel im Novascotian wird er von John Haliburton(Sohn des Richters im Ehrverletzungsprozeß) zum Duell gefordert; Haliburtonverfehlt ihn, Howe schießt absichtlich als zweiter in die Luft. 1840 wird er Mitgliedder Kolonialregierung; ein Jahr später wird er Speaker des Abgeordnetenhauses.1842 wird er zum Steuereintreiber in Halifax ernannt. 1843 verläßt er die ausLiberalen und Konservativen gebildete Regierung. Aufgrund seiner Bemühun-gen erhält Nova Scoatia als erste Kolonie eine eingeschränkte Selbstverwaltung.1853 wird er erster Eisenbahnkommissar und beaufsichtigt die Bauarbeiten derNova Scotia Railway. 1855 verliert er seinen Sitz im Abgeordnetenhaus, wird aber

Kanada 1973

in einem anderen Bezirk in einer Nachwahl wieder gewählt; 1860–1863 ist erPremierminister von Nova Scotia, aber die Konservativen gewinnen die Wahlenund er muß sein Amt niederlegen. Er wird Bevollmächtigter für das Fischereiwesen.1867 gründete er die Anti-Confederation Party, die 18 von 19 Sitzen im Abgeord-netenhaus gewinnt. 1869 wird er Mitglied im Kabinett von John Macdonald undsetzt sich für die Aufnahme Manitobas in die kanadische Föderation ein. Bis zuseinem Tod übte er weitere politische Ämter aus

Joseph Howe

Charles Hulpeau(Ulpeau) war Buchhändler (und möglicherweise auch Buchdrucker) im Paris des17. Jahrhunderts. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts (1556) wird der Buch-händler Jean Hulpeau erwähnt, der mit dem Drucker Michel de Vascosan zu-sammenarbeitete; 1582 wird ein Jean Hulpeau genannt, der als Buchhändler»au mont Sainte-Geneviève« wohnte und mit Marguerite Marchant verheiratetwar. In den Jahren 1624–1638 war Charles Hulpeau nach den Angaben auf sei-nen Büchern an verschiedenen Orten tätig: »(Au bout du) Pont Saint-Michel (à latournée des Augustins)«, »Au Palais (dans la grand-salle)«, »rue Neuve de Pa-lais« und »prés la table de Marbre«. 1625 gibt er mit einem Privileg des Königsunter der Adresse »Chez Charles Hulpeau, demeurant au bout du pont sainctMichel, à l’Image S. Iean« eine neue und überarbeitete Ausgabe der »Essais deMichel Seignevr de Montaigne« heraus.1627 ist er mit Pierre Rocolet als Druckerund Buchhändler der Universität genannt, die königliche Privilegien erhalten haben.1632 gab er die Bücher »Jeu royal de la paume« und »Le jeu du picquet« heraus.Seine Geschäfte führte er unter »À l’Image Saint Jacques«, »À l’Ancre double«bzw. »À (l’enseigne de) l’Envie«. Seine Devise lautete: »Pax et Prudentia vincant«.

Ungarn 1965Die Briefmarke bildet das Frontispiz des Buches »Le royaljeu de paume» ab. Der Kupferstich ist von einemunbekannten Künstler.

Schweden 20121973 erschien die »Traffic« von Tom Hultgren. Die an dengeometrischen Bauhaus-Stil anknüpfende Posterschriftrepräsentiert ein Jahrzehnt, in dem die Jugendkultur nacheinem adäquaten grafischen Ausdruck für ihreneugewonnene Freiheit suchte. Zahlreiche Flyer undPlattencover wurden mit den von Letraset vertriebenenRubbelbuchstaben der »Traffic« gestaltet. Als digitalisierteSchrift wird »Traffic« bei Letraset als »Trafalgar«vermarktet.

Informationen über diesen schwedischen Schrift-

gestalter konnten bisher nicht gefunden werden

Tom HultgrenDie auf der Breiefmarke abgebildete Schrift ist von dem Schriftgestalter TomHultgren entworfen worden.

Pablo Iglesia Posse(1850–1925) erhielt seine Ausbildung als Setzer und Drucker im »Hospicio yEscuela de Artes y Oficios« (Hospiz und Gewerbeschule) in Madrid; seine Mutterwar 1859 von Galizien in die spanische Hauptstadt umgezogen. Wegen der Ar-mut der Familie wurde Iglesias untergebracht und erzogen in einem Heim, das ermit 12 Jahren verlassen mußte. Er lernte Schriftsetzer und während der folgendenBerufstätigkeit in einer Abendschule Französisch. Tätig gewesen ist Iglesias da-nach fast ausschließlich als Setzer. Während der revolutionären Periode von 1869bis 1875 in Spanien besuchte er Vorträge der Internationalen und trat 1870 in dieSektion »Typographie« des spanischen Gewerkschaftsbundes »Asociación Ge-neral de Trabajadores« (UGT) ein. Daraufhin wurde er politisch verfolgt und vonmehreren Druckereibesitzern entlassen; 1889 wurde er deren Präsident. 1870wurde er Präsident der Organisation der Druckereiarbeiter. Am 2. Mai 1879 grün-dete er mit 16 Schriftsetzern, 4 Ärzten, 2 Juwelieren, 1 Steinmetz und 1 Schuh-macher die spanische sozialistische Partei PSOE), deren Vorsitzender er 1885wurde. 1871–1873 war er Redakteur der Zeitung La Emancipacion. PeriodicoSocialista und 1872/73 Mitglied der Neuen Madrider Föderation der »Internatio-nalen Arbeiter-Organisation« (IAA). 1881 organisierte er einen großen Streik derDruckereiarbeiter. Er wurde aus diesem Grunde im Jahre 1882 inhaftiert. 1885verfaßte er die Statuten des Bundes der Schriftsetzer, dessen Vorsitzender erauch war. Zu diesem Zeitpunkt hat er seinen Beruf schon nicht mehr ausgeübt,1889 nahm er am Gründungskongreß der Zweiten Internationalen teil; ein Jahrspäter führte er die erste spanische Mai-Demonstration an, in der der Achtstun-dentag und die Abschaffung der Kinderarbeit gefordert wurde. 1909 wurde er alsFolge der »Setmana Tràgica«, den blutigern Auseinandersetzungen in Andalusi-en über die Einberufung von mittellosen Reservisten (reiche Bürger konnten sichfreikaufen) zwischen Anarchisten und Radikalrepublikanern auf der einen Seiteund der spanischen Armee auf der anderen Seite vberhaftet. 1910 errang er fürdie PSOE den ersten Parlamentssitz in Madrid.

Spanien 1936

Spanien 1988

Spanien 1931 Spanien 1931

Ein Ausflug in die Genealogie:Pablo Iglesias Turrión (geb. 1978) ist Vorsitzender der 2014 gegründetenPodemos (»Wir können«). Sein Großvater väterlicherseits, ManuelIglesias, war Sozialist und in der Zweiten Republik Kommandeur in derRepublikanischen Armee; er wurde vom Franco-Regime zum Todeverurteilt und nach einer Strafumwandlung 5 Jahre inhaftiert. SeinGroßonkel mütterlicherseits wurde hingerichtet. Beide Eltern waren inder Franco-Zeit im Untergrund in der »Frente RevolucionarioAntifascista y Patriota« (FRAP) aktiv tätig. Pablo Iglesias Turriónwurde nach dem Gründer der PSOE benannt, der einen Tag späterseinen Geburtstag hatte, und mit dem er mütterlicherseits verwandt ist.

Kuba 1959»Memorias sobre la Historia de la isla Cuba« von FelipePoey, gedruckt in der »Imprenta de Barcina« (Imprenta ypapelería de Barcina) in der calle de la Reina No. 6 inHavanna

Informationen über diese Druckerei

konnten bisher nicht gefunden werden

Imprenta de Barcina

Imprenta Real(Imprenta Real, Imprenta Real de Madrid, Tipografía Real, Tipografía Regia) inMadrid wurde von König Philipp II. 1594 gegründet; eine erste Druckwerkstatt inMadrid wurde 1566 von Alonso Goméz und Pierres Cosin betrieben, die anfäng-lich gemeinsam arbeiteten. Goméz wurde »typographus regius«. Der erste Druk-ker der königlichen Werkstatt war der aus Italien stammende Julio Junta (Giunta)aus einer weitverzweigten Drucker-, Buchhändler- und Verlegerdynastie, die inLyon, Rom, Venedig, Salamanca, Madrid und Burgos Druckwerkstätten besaßund ursprünglich in Florenz als Papierhändler tätig waren. 1596 kam der ersteDruck heraus. Die Werkstatt war Teil der Nationalbibliothek, und der jeweiligeLeiter der Biblioteca Nacional de España war zugleich verantwortlich für die Officin.Francisco del Hierro (?–1729) war ab 1725 der (zweite) »impressor de la RealAcademia Española« in Madrid. Nach 1726 wurde stellten er bzw. seine Erbendas Wörterbuch »Diccionario de la lengua castellana« her, das insbesondere fürden Einsatz in Behörden dienen sollte.

Kroatien 1995Das »Lekcionar Bernardina Spliæanina« (Lesebuch desBernardin von Split) wurde 1495 in Venedig gedruckt. Es istgeschrieben auf Latein in gotischer Frakturschrift und das erstegedruckte Buch in kroatischer Sprache (die gottesdienstlichenBibellesungen sind in kroatischer Sprache, die Rubriken sind,wie z.T. auch in anderen liturgischen Büchern, in lateinischerSprache); für den Druck in Venedig hat der FranziskanerBernardin Drvodiliæ das Lektionar auf der Grundlage ältererglagolitischer Texte redaktionell vorbereitet. Ein Lektionar ist einliturgisches Buch, das alle biblischen Lesungen und Predigttextesämtlicher Tage des Kirchenjahres enthält.

Spanien 1912

Nicaragua 2012Die »Constitucion politica de la MonarquiaEspanola« (genannt »La Pepa«, weil sie amNamenstag des heiligen Josefs verabschiedetwurde) wurde in der Imprenta Real gedruckt undwegen des Ortes ihrer Verkündung auch als»Verfassung von Cadiz« bezeichnet, war dieerste schriftlich niedergelegte Verfassung, dievon Spaniern für Spanien erstellt wurde.

Spanien 2013Der »Diccionario de la lengua castellana en que se explica elverdadero sentido de las voces, su naturaleza y calidad, conlas phrases o modos de hablar, los proverbios o rephranes, yotras cosas convenientes al uso de la lengua / Compuesto porla Real Academia Española« besteht aus sechs Bänden. Der»Diccionario de Autoridades« war das erste Wörterbuch, dasdie 1713 gegründete Königliche Akademie herausgab. DieseRegelungen stellte ein Anhang zur Rechtschreibung (Ortho-graphia, 1741) zusammenfassend dar; einige der damalsfestgelegten Regeln sind noch heute gültig. Der erste Band(Buchstaben A und B) erschien 1726, der zweite (Buchstabe C)erschien 1729, Band 3 (Buchstaben D–F) wurde von der Witwegedruckt, Band 4 (Buchstaben G–N) kam 1734 heraus, Band 5(Buchstaben O–R) folgte 1737 und Band 6 (Buchstaben S–Z)kam 1739 heraus. Die letzten drei Bände wurden von denErben des Francisco del Hierro (Herederos de Francisco delHierro) gedruckt. Im vierten Band (1803) werden erstmals »ch«und »ll« als eigene Buchstaben verwendet (galt bis 1994) und»x« wird durch »j« getauscht, sofern es wie »J« gesprochenwird. 1803 wurde auch der Zirkumflex-Akzent gestrichen. In der22. Auflage (2001) heißt es im Colophon über den Druck: »Seacabó de imprimir este libro en Madrid, en los talleres gráficosde Rotapapel, S. L., el día 9 de octubre de MMI, fecha en quese cumplen 454 años del bautismo de Miguel de Cervantes.«

Kuba 2000Auf dem Tab eines Zusammendrucks von 5 Briefmarkenaus Anlaß der »Exposición mundial de Filatelia Espana2000« wird die Titelseite des 1764 in der königlichenOfficin gedruckten »Reglamento Profisional del CorreoMaritimo« abgebildet. In diesem »Reglamento« wird derPostverkehr zwischen Spanien und seinen Koloniengeregelt: monatlich sole ein Schiff mit Post von la Corunanach Havanna und zweimonatlich ein Schiff nachMontevideo segeln. 1777 werden die endgültigenVorschriften für diesen Postverkehr verabschiedet.

Argentinien 2002

Imprenta Real

Impressão RégiaDie Königliche Druckerei (Real Officina Typografica) in Lissabon wurde durchMarques de Pombal unter der Regierung José I. gegründet; Vorbild der Druckereiwar die Pariser Imprimerie Royale. Gedruckt werden sollten insbesondere Schul-und Lehrbücher. Die mit einem Dekret vom 24. Dezember 1768 geplante Drucke-rei nahm bereits im Februar 1769 ihre Arbeit auf; sie befand sich in einem derRegierungspaläste. Die Officin sollte mit der Absicht, eine Anstalt wie die Pariserkönigliche Druckerei zu schaffen, welche eine Pflanzstätte der Kunst werden,zugleich auch billige Unterrichtsbücher drucken sollte. Das Dekret, welches dieImprenza Regia anordnete, datiert vom 24. Dezember 1768. Ein Regierungs-palast wurde ihr eingeräumt und bereits in den ersten Tagen des Jahres 1769konnte sie zu arbeiten beginnen. Die Leitung wurde dem Drucker Miguel Manescalda Costa übertragen, dessen eigene Buchdruckerei sowie die Schriftgießerei desJoao de Villeneuve als Grundlagen für die Staatsanstalt angekauft waren. Nebeneiner Gravierschule, geleitet von Joaquim Carneiro da Silva, wurde auch eineManufaktur für die Herstellung von Spielkarten eingerichtet, die wesentlich zumfinanziellen Erfolg der königlichen Druckerei beitrug. Von 1769 bis 1801 wurdeninsgesamt 1.230 Bände gedruckt. Nach dessen Tode wurde eine »Juntaadministrativa« ernannt, die jedoch nicht sehr erfolgreich arbeitete. 1810 beriefdie Regierung Joaquim da Costas als General-Administrators, der mit einer kurzenUnterbrechung die Leitung der Anstalt bis 1833 behielt. Mit dem Sturze der Regie-rung Dom Miguels wurde die Staatsdruckerei dem Ministerium des Innern direktuntergeordnet. 1838 wurde Jose Frederico Pereira Marcecos zum Administratorder Druckerei berufen. Marcecos brachte aus England, Frankreich und Belgiendie neuesten Erfindungen mit. 1844 übernahm sein Bruder Firmo AugustoMarcecos die Leitung, der weitere Verbesserungen vornahm und daneben Lehr-lingsschulen, Hilfskassen und ähnliche Einrichtungen gründete. Vom Staat erhält

Portugal 1969José I. von Portugal (José Francisco António InácioNorberto Agostinho de Bragança, 1714–1777) wurde 1750König von Portugal. Während seiner Regierungszeit fand(1755) das verheerende Erdbeben statt, das Lissabonzerstörte;die Jesuiten predigten, daß dieses Erdbebeneine Strafe Gottes für die vom König veranlaßten Refor-men sei. Ein Attentat nach einem sog. Schäferstündchenmit der Mätresse überlebte er, nicht jedoch die Täter undihre Auftraggeber. Da der König keine männlichenThronerben hinterließ, wurde seine Tochter Maria mitseinem Bruder Pedro verheiratet (was schert uns dieinzestuöse Verwandtschaft?). Gemeinsam bestiegen sieals Maria I. und Pedro III. den Thron. Seine gesamteHerrschaft zeichnete sich durch die Schaffung vonInstitutionen, insbesondere im wirtschaftlichen undpädagogischen Bereich, aus. Er gründete die Real Juntado Comércio, die Erário Régio (königliche Schatzkammer),die Real Mesa Censória, das Colégio dos Nobres, die Aulodo Comércio und die Régia Oficina Tipográfica.

Portugal 1977Alexandre Herculano de Carvalho e Araujo (1810–1877)stammt aus Lissabon und wurde Historiker, Schriftsteller,Politiker, Zeitungsherausgeber und Leiter der Bibliothekvon Ajuda. Er gilt gemeinhin als Begründer derportugiesischen Romantik. Er beteiligte sich früh an denKämpfen gegen die absolute Monarchie, die ihn für einJahr ins Exil nach England und Frankreich trieb. 1832kehrte er aus dem Exil zurück. Er begründete die Zeit-schrift O Panorama (1837–1839), die damals die führendeKulturzeitschrift Portugals war. Ab 1840 war er politischaktiv und wurde Abgeordneter in den Cortes. Sein Stek-kenpferd war die Bildungspolitik. Gleichzeitig wurde er imJahr zuvor zum Leiter der Königlichen Bibliothek von Ajudaberufen. Sein Werk besteht aus Erzählungen, Romanen,Gedichten sowie seinen historischen Büchern, die ganzklassisch den Beginn der portugiesischen Romantik auf-zeigen und ihn zum führenden Exponenten Portugals aufdiesem Gebiet machte. Die »História de Portugal« kam inden Jahren 1846–1851 heraus.

Brasilien 1981Diogo Alvares Correia (1475–1557) war ein Portugiese aus Viana do Castelo, der 1509/10vor Brasiliens Küste in der Nähe der heutigen Stadt Salvador als Schiffbrüchiger strandete.Er erhielt von den Tupinambas den Namen Caramuru, Neunauge (Muränen); nach ande-ren Quellen soll er den Namen filho do travao, Sohn des Donners, erhalten haben, weil erwohl eine Schußwaffe benutzte. Er gilt als Gründer der Gemeinde Cachoeira. Caramurwurde mit der Tochter des Häuptlings Taparica, Paraguassu, verheiratet. Mehr als vierJahrzehnte lang war er Vermittler zwischen den Indianern und europäischen Händlern, diean der Küste vor Bahia insbesondere wegen des brasilianischen Holzes (Caesalpinaechinata, Brasilholz, Fernambuk oder Pernambukholz) ankerten. Zwischen 1526 und 1528reiste Diogo Alvares Correia mit seiner Frau nach Frankreich, wo seine Frau in St. Maloals Catarina Alvares Paragua çu getauft wurde (zu Ehren der Catherine des Granches,Ehefrau des Entdeckers Jacques Cartiers). 1548 vermittelte er für König João III. vonPortugal zwischen den Indianern und Portugal bei der Errichtung des Generalgouverne-ments in Brasilien. Als Kenner der einheimischen Sitten half er, den Konrtakt zwischen deneuropäischen Siedlern und Missionaren und den Einheimischen zu erleichtern. Unter demTitel »Caramura« wurden Schiffbruch und das Leben bei den Tupinambas 1680 in eineGeschichte des Jesuiten Simon de Vasconcelos und 1781 von dem Augustinerpater Joséde Santa Rita Durão (1722–1784) in einem Epos dargestellt. Auf der Briefmarke ist dieTitelseite des in Lissabon gedruckten Poems und der Autor abgebildet ist. Das Poem istdas erste Werk, das das Thema der e inheimischen Bewohner Brasiliens behandelt.

Impressão Régia

die Druckerei keine Zuschüsse; 1873 beschäftigte die Officin über 300 Personen.Zwei Deutsche sollen zur Leistung der Königlichen Druckerei stark beigetragenhaben: Joseph Leipold, der Direktor der galvanoplastischen Abteilung, und IgnazLauer, Leiter der Schriftgießerei.

Imprimerie impériale1638 entscheidet König François I., eine königliche Druckerei einzurichten. 1639wurden unter Kardinal Richelieu in der Grande Galerie des Louvres in Paris dieersten Pressen der »Manufacture royale d’imprimerie« (Typographia regis) auf-gestellt, um, so heißt es, »multiplier les belles publications utiles à la gloire du roi,au progrès de la religion et à l’avancement des lettres«. Die ersten Arbeiten sindein »Nouveau Testament« in zwei Bänden, »De imitatione Christi« von Françoisde Sales und der erste Band der Schriften des heiligen Bernard von Clairvaux.Erster Leiter der Druckerei wird Sébastien Cra-moisy. Die Imprimerie wurde imLaufe der Jahre mit Typenmaterial der besten Schriftschneider ausgestattet undverfügte über einen großen Bestand an sog. orientalischen Lettern. 1670 beginntunter Jean-Baptiste Colbert die Herausgabe der Bücher unter dem Titel »LeCabinet du Roi«. 1691 wird Jean Anisson, Sohn des Lyoner Druckers LaurentAnisson, und anfänglich auch in Lyon als Drucker tätig, Direktor der »ImprimerieRoyale«; sein Nachfolger wird 1707 sein Schwager Claude Rigaud. Bis 1794 und1814 bis 1823 ist immer ein Drucker aus dieser Familie Leiter der Druckerei. ImZusammenhang mit der Französischen Revolution wird die »Imprimerie royale«zur »Imprimerie de la République«. 1790 wird sie als »Imprimerie du Louvre«bezeichnet. 1792 muß die Officin aus dem Louvre ausziehen. 1794 ist die Druckereiim »Hôtel de Beaujon« in der Faubourg Saint-Honoré, 1795 wird sie im »Hôtel dePenthièvre« in der rue de La Vrillière untergebracht, wo sie bis 1809 bleibt; zeit-weise bestehen hier zwei Druckereien, die den Namen »Imprimerie de laRépublique« tragen. 1797 erhält Pierre François Didot vom französischen Justiz-minister Joseph Fouché Räume im Louvre, aus denen man die »Imprimerie de laRépublique« ausquartiert hatte. In dieser Officin entstehen die sog. Louvre-Aus-gaben (»Editions du Louvre«), die sich durch große Sorgfalt auszeichnen. 1809wird die Werkstatt im 1705 errichteten »Hôtel de Rohan« in der rue Vieille du

Frankreich 1991350 Jahre »Staatsdruckerei«. 1620 gründete König LudwigXIII. im Louvre eine Privatdruckerei. Von seinem Drucker,Antoine Vitré, wurde in der Zeit von 1618 bis 1645 einePolyglottenbibel in zehn Foliobänden hergestellt. AufInitiative Richelieus wurde 1640 diese Privatdruckerei indie »Imprimerie Royale« umgewandelt; ihr erster Direktorwurde Sebastian Cramoisy. In der königlichen Druckereiwurden vor allem theologische Schriften hergestellt, da-neben Klassikerausgaben und Werke zur Glorifizierungder französischen Geschichte. Die in der »ImprimerieRoyale« hergestellten Bücher sind gekennzeichnet durchdas gemeinsame repräsentative Folioformat, der königli-che Initial- und Vignettenschmuck mit der Krone derBourbonen sowie die große Antiqua- bzw. Kursivschrift(»Caractères de l’Université«) und die griechische Schrift-type (»Grecs du Roi«), die für die Druckerei geschnittenwurde. 1692 erhielt die »Académie Française« den Auf-trag, eine neue Schrift für den ausschließlichen Gebrauchin dieser Druckerei zu entwickeln. Eine Kommission unterLeitung des kirchlichen Gelehrten ( Abbé) Nicolas Jaugeonentschied, die Buchstaben auf geometrischem Wege zukonstruieren: Jeder Buchstabe wurde in ein Rasterfeld von64x36 = 2.304 Quadrate eingepaßt. Philippe Grandjeanschnitt die »Romain du Roi«.

Frankreich 1978Emblem der »Imprimerie nationale«

Temple untergebracht. Hier werden die ersten 23 Bände der »Description del’Égypte« gedruckt. 1870 erhält die »Imprimerie Royale« den Namen »Imprimerienationale«, den sie noch heute trägt. Sie beschäftigt heute 1.900 Mitarbeiter indrei Standorten (Paris, Evry und Douai).

Jean-Joseph Marcel (1776–1854) war Teilnehmer an Napoleons Feldzug nachÄgypten (1799 bis 1801) und Mitglied der »Commission des Sciences et desArts«, eine Gruppe von 167 technischen und Wissenschaftlern, Ingenieuren undKünstlern. Marcel war auch Sprachwissenschaftler; er erkannte als Erster, daßsich auf dem 1799 bei Raschid (am Bolbitinischen Nilarm) gefundenen »Steinvon Rosetta« auch ein Textabschnitt in der aramäischen Sprache bzw. im syri-schen Dialekt befand. Marcel und dem Künstler und Erfinder Nicolas-JacquesConté gelang es, den Text auf dem Stein als »Druckstock« zu verwenden, so daßer Gelehrten in ganz Europa zur Verfügung gestellt werden konnte (1822 enträt-selte Jean-François Champollion den Text). Nach seiner Rückkehr nach Frank-reich wurde Marcel zum Direktor der »Imprimerie impériale« berufen, was er bis1815 blieb. 1805 druckte er anläßlich eines Besuchs von Papst Pius VII. ein »Vater-unser« in 150 Sprachen. Während der Eroberung Algeriens durch Frankreich inden 1830er Jahren veröffentlichte er ein Arabisch-Französisches Wörterbuch.Für seine Verdienste wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion berufen.

Imprimerie impériale

Ober Jafa 1967 (Protektorat von Südarabien,1967 in die Volksrepublik Jemen eingeliedert)Auf der Marke ist der Louvre abgebildet.

Imprimerie royale1640–1669 Sébastien Cramoisy1669–1687 Sébastien Mabre-Cramoisy1687–1691 Veuve Mabre-Cramoisy1691–1707 Jean Anisson1707–1723 Claude Rigaud1723–1735 Louis-Laurent Anisson1735–1760 Jacques-Louis-Laurent

Anisson-Dupéron1760–1761 Louis-Laurent Anisson-Dupéron1788–1794 Étienne-Alexandre-Jacques

Anisson-Dupéron

Imprimerie de la République1794–1802 Philippe-Daniel Duboy-Laverne

Imprimerie impériale1802–1814 Jean-Joseph Marcel

Imprimerie royale1814–1823 Alexandre-Jacques-Laurent

Anisson-Dupéron1823–1824 Louis-Gabriel Michaud1824–1830 Étienne-Louis Villebois1830–1831 Eugène Duverger1831–1848 Pierre Lebrun

Imprimerie nationale1848–1850 Auguste Desenne1850 Arsène Peauger (Januar–Juni)

Imprimerie impériale1850–1861 Jean-Baptiste Vernoy

de Saint-Georges1861–1870 Anselme Pétetin

Imprimerie nationale1870–1882 Jean-Barthélemy Haureau1871 Louis-Guillaume Debock

Direktoren der Imprimerie nationale Paris

Mauritius 2001»Voyage de découvertes aux terres australes« ist der Titeleines Reiseberichts, der 1807 in einer ersten Auflage vonFrançois Peron auf Wunsch des WissenschaftlichenAusschusses der Akademie der Wissenschaften in Parisveröffentlicht und in der »Imprimerie impériale« unter derLeitung von Jean-Joseph Marcel hergestellt wurde. 1815wurde der Bericht durch den Fregattenkapitän LouisClaude de Freycinet Saulces vervollständigt. Der Berichtbeschreibt die Expedition unter Nicolas Baudins, die am18. Oktober 1800 in Le Havre begann, und u.a. nachAustralien führte. Rechts unten ist Napoleon I. abgebildet.

Imprimerie impériale

Andorra franz. 1982»Relació sobre la vall de Andorra« von Tomàs Junoy,1838 gedruckt in der Imprimerie Pascal Montaubin()

Informationen über diese Druckerei bzw.

den Drucker konnten bisher nicht gefun-

den werden

Imprimerie Pascal Montaubin

Argentinien 2004»Gramática de la lengua castellana« von Andrés Bello,gedruckt in der »Imprenta del Progreso« in Santiago deChile, Plaza de la Independencia 32

Informationen über diese Druckerei

konnten bisher nicht gefunden werden

Imprenta del Progreso

Isabella von Kastilien(1451–1504) war die Tochter des Königs Johann II. von Kastilien und León unddessen zweiter Gemahlin Isabella von Portugal. Königin Isabella I. von Spanienbeauftragte 1490 vier deutsche Drucker mit der Herausgabe eines lateinischenWörterbuches und König Manuel I. von Portugal (1469–1521) ließ den deutschenBuchdrucker Jacobo Cromberger aus Sevilla 1508 nach Lissabon kommen undernannte ihn zum »Ritter des königlichen Hauses«. Isabella I. heiratete am 19.Oktober 1469 Ferdinand II. dem Katholischen von Aragonien und bestieg nachdem Tod ihres Bruders Heinrich IV. 1474 den kastilischen Thron. Zwar erhobJohanna, die Tochter Heinrichs IV., die der Vater für illegitim erklärt hatte, An-spruch auf die kastilische Krone und wurde von einem Teil des Adels und vonPortugal dabei unterstützt; aber Isabella besiegte diese Gegner, und die Schlachtvon Toro 17. März 1476 sicherte ihr die Krone. Isabella und Ferdinand nahmennach Vereinigung der Reiche Aragonien und Kastilien 1479 den Namen Königund Königin von Spanien an, obwohl Isabella fortfuhr, Kastilien allein zu verwal-ten. Die Eroberung von Granada (1492) bedeutete das Ende der Reconquista;die gänzliche Vertreibung der Mauren aus Spanien war großenteils ihr Werk. Ih-rer Unterstützung verdankte Christoph Kolumbus im selkben Jahr die Unterstüt-zung der Krone zu seinem Unternehmen, das die Entdeckung von Amerika zurFolge hatte. Ihr aber muß auch die Einrichtung der Inquisition besonders zuge-schrieben werden, denn ihr kirchlicher Eifer kannte keine Grenzen. Isabella wareine tüchtige Regentin; verbunden mit Ferdinand, einem Realpolitiker ersten Ran-ges, legte sie den Grund zur Großmacht Spanien.

Gambia 2000Isabel I. de Castilla bzw. Isabel I. la Católica (1451–1504)und Ferrando II o Católico (1452–1516).

Michael Isingrin(Ysingrynivm, Ysingrinus) stammt aus Basel und war hier 1531–1557 Buchdruk-ker. Er war seit 1530 Mitglied der Gärtnerzunft und wechselte 1554 in die Schlüssel-zunft. Er war verheiratet mit einer Tochter des Buchdruckers Johann Bebel und inzweiter Ehe mit Elisabeth Lindern. Seine Officin befand sich in der Freien Straßeim Haus zum Falkenberg. Mit seinem Schwiegervater Johann Bebel stellte Isingrinin den Jahren 1531–1539 insgesamt sechs Drucke her. 1534/35 druckte er mitBebel und Heinrich Petri (Henricpetri) die hebräisch-lateinische Bibelausgabe vonSebastian Münster. Ein Schwerpunkt seiner Drucke lag auf den antiken griechi-schen Autoren. So druckte er 1539 in Oktav eines der Gedichte Hesiods, der»Werke und Tage«, die in Italien griechisch zuerst um 1480, in Basel 1518 beiFroben und 1522 bei Valentin Curio erschien. 1548 kaufte er von dem DruckerBartholomäus Westheimer dessen Haus »zum schwarzen Bären« auf dem St.Petersberg einschließlich der Druckereieinrichtung. Seine Druckermarke zeigteine Palme. Insgesamt stellte er über 120 Werke her. Nach seinem Tod führteseine Witwe das Geschäft mit dem Schwiegersohn Thomas Guarin weiter, der ab1561 die Werkstatt allein leitete.

Bundesrepublik Deutschland 2001Pfeffer aus dem »New Kreüterbuch« von Leonhart Fuchs(1501–1566). Er studierte in Heilbronn und in ErfurtPhilosophie und Naturlehre. 1516 kehrte er in seineHeimatstadt zurück und eröffnete eine Privatschule. 1519studiert er in Ingolstadt bei dem Humanisten JohannesReuchlin Griechisch, Latein und Hebräisch sowiePhilosophie. 1524 wird er zum Doktor der Medizinpromoviert und praktiziert in München; ab 1526 lehrt erMedizin in Ingolstadt. 1528 ist er Leibarzt beim AnsbacherMarkgrafen Georg dem Frommen. Dann ist er wieder inIngolstadt, erneut in Ansbach und schließlich in TübingenProfessor der Medizin. Fuchs gilt als einer der Väter derPflanzenkunde und verfaßte über 50 Bücher und Streit-schriften. Seinen großen Ruhm verdankt er in erster Linieseinen Kräuterbüchern. 1543 veröffentlicht er das »NewKreüterbuch«, in dem systematisch die bekanntenPflanzen beschrieben und ihre medizinische Verwendungbeschrieben werden.Sao Tomé e Principe 2008

Isevolod Vjaceslavovic Ivanov(1895–1963) war der Sohn eines Lehrers, stammt aus Lebjaz’e (Sibirien) undwurde ein russischer Schriftsteller. Er trat 1910 in einem Zirkus ein, war Schau-spieler in Wanderbühnen, Matrose, Buchdrucker, und dann nahm er in der RotenArmee am Bürgerkrieg teil, 1920 in Leningrad, fand Maxim Gorkijs Hilfe und schloßsich der literarischen Gruppe der »Serapionsbrüder« an. Er wurde bekannt durchseinen Roman »Bronepoezd 14-69«, der 1927 dramatisiert wurde; auf wieder-holte Vorwürfe der sowjetisch-stalinistischen Kritik hin paßte er sein Stück »Parcho-menko« und spätere Werke den Grundsätzen des sogenannten sozialistischenRealismus an und arbeitete Früheres entsprechend um. Bedeutend sind seineDarstellungen ungewöhnlicher Ereignisse in Sibirien, Turkestan und der Mongoleiwährend des russischen Bürgerkriegs; er gibt in Erzählungen und Romanen, dieauf pessimistischem Grundton gestimmt sind, einer revolutionären Romantik Aus-druck.

Sowjetunion 1965

Frederic Eugene Ives(1856–1937) stammt aus Litchfield (Connecticut) und lernte beim LitchfieldEnquirer den Beruf eines Druckers. Nebenbei interessierte er sich für die Photo-graphie; 1874 wurde er in einem Laboratorium der Cornell University angestellt.Er beschäftigte sich zuerst mit der Entwicklung eines additiven Farbkopier-verfahrens – der Herstellung von Farbabzügen, mittels Kombination von roten,grünen und blauen Teilbildern. Später konzentrierte er sich auf die Konstruktionvon eigenen Aufnahme- und Betrachtungsgeräten. 1886 führte er den Email-kopierprozeß ein und stellte um 1890 gemeinsam mit Max Levy in PhiladelphiaGlasgravurraster her. Sein 1895 auf den Markt gebrachtes »Photochromoscope«-System bestand aus Kamera und Projektor und war die erste kommerzielle An-wendung des additiven Verfahrens. Auf Ives gehen insgesamt 70 Patente zu-rück, darunter das Heliochromoskop und die Halbton-Photogravur.

USA 1996

Zar Iwan IV. Wassiljewitsch(1530–1584) mit dem Beinamen der Strenge bzw. der Schreckliche war der ersteGroßfürst von Moskau. Er stammt aus dem Geschlecht der Rurikiden, welchesim Lauf der Geschichte zahlreiche Großfürsten und Zaren hervorgebracht hat.Durch tiefgreifende Reformen von Verwaltung, Rechtswesen und Armee stärkteIwan IV. die Zentralgewalt und förderte den niederen Dienstadel zu Lasten derBojaren. Iwan IV. war mit der Krönung 1547 der erste Zar Rußlands. Unmittelbarnach der Krönung begann er, die Macht der Bojaren zu beschneiden und derenEigentum in Staatseigentum umzuwandeln. Er schuf sich eine besondere Soldaten-einheit, die Opritschnik, die den Anspruch des Zaren gewalttätig durchsetzte undeine berittene »Bande« mit Besen (Reinigung) und Hundekopf (Unterwürfigkeitund Spürsinn) als Abzeichen, deren Mitglieder Leibwächter, Spitzel und Henkerwaren. Der Zar galt als fromm und in der Heiligen Schrift belesen, dazu alsintelligent, aber auch verschlagen und nachtragend. Ab 1549 residierte er im Mos-kauer Kreml. Iwan IV. gründete 1549 das erste russische Parlament, in dem diefeudalen Stände repräsentiert waren. Das neue Gesetzbuch und die Regie-rungsverordnungen (Ustawnije Gramoty) dehnten die Rechte der gewählten Ver-treter bäuerlicher Gemeinden im Gericht und in der lokalen Selbstverwaltung aus.In den 1550er Jahren initiierte er bedeutende Gesellschafts- und Staatsreformen.Unterstützt wurde er dabei von einem Kreis bedeutender Berater, dem »Aus-erwählten Rat« (Isbrannaja Rada). Hierzu gehören die Neufassung der Gesetz-gebung durch das Gesetzbuch (Sudebnik) von 1550 und die Neuordnung desrussischen Heeres. Unter Iwan IV. begann der internationale Aufstieg Rußlandsund dessen Mitgestaltung der Belange der europäischen Staaten. Mehrere Kriegezerstörten jedoch die Wirtschaft des Landes. Zu Iwans Verdiensten gehört, daßer 1563 im Kreml eine Officin von Iwan Fedorov einrichten ließ. Neben der Ein-führung der Druckkunst richtete der Zar auch »Kabaken« ein; das waren staatlichsanktionierte Wirtshäuser in Moskau, durch die Iwan IV. erhebliche Steuerein-nahmen erzielte. Dieses System wurde dann auf das gesamte Reich ausgeweitet.Iwan IV. war achtmal verheiratet; einige Ehefrauen starben gewaltsam.

Rußland 1996

»H.N. Jacobsens Bókahandil« wurde am 29. Juli 1865 von dem Buchbinder HansNiklái Jacobsen (1832–1919) in der Ólavsøka in Tórshavn gegründet; sie ist dieälteste Buchhandlung der Faröer. 1849 wurde Jacobsen »Jeker«, d.h. Soldat aufSkansin, der Festung am Hafen von Tórshavn. Er lernte lesen, schreiben undrechnen, bevor er als Autodidakt erste Bücher einband. Der Gouverneur CarlEmil Dahlerup (1813–1890) verhalf ihm 1854 zu einem Aufenthalt in Kopenha-gen. Dort sollte er mehr über die Buchbinderei lernen, da solche Fachleute nachAnsicht des Gouverneurs auf den Färöern fehlten. Nach seiner Rückkehr grün-dete er das Geschäft auf Tinganes in der dortigen Hauptgasse Gongin. 1918wurde die Buchhandlung in die 1861 gegründete Realschule am Marktplatz Vagliðam Anfang der Niels Finsens gota verlegt. Bis 2005 betrieb die Buchhandlungauch eine eigene Druckerei und einen eigenen Verlag, in dem viele faröischeBücher herauskamen. Männer wie Jens Davidsen und andere initiierten auf denFaröern einen Leseverein. 1828 wurde in Tórshavn eine Bibliothek gegründet.Der regelmäßige Schulbesuch wurde eingeführt, und damit stieg auch die Nach-frage nach Büchern und ähnlichen Materialien. Hans Niklái Jacobsen wurde ge-beten, Bücher zu beschaffen. Er wurde 1864 Mitglied des dänischen Bucher-händlerverbandes und erhielt im November desselben Jahres die Genehmigung,ein Geschäft zu betreiben. In den Jahren zwischen 1864 und 1906, also gut 40Jahre lang, war er Vorstandsmitglied der Færø Amts Bibliotek. Niklái begann inder Buchhandlung auch Abziehbilder und große Bögen mit Papiersoldaten sowiePapier und Tapeten zu verkaufen und als Verleger und Herausgeber zu arbeiten.Außerdem wurde von H. N. Jacobsen ein eigenes Fotoatelier eingerichtet. Ver-kauft wurden auch Bücher, Papier, Füllfederhalter, Fotos, Schallplatten, Porzellan,Glas, Lederwaren, Spielwaren sowie Bibeln und Gesangbücher; das Unternehmenbetrieb auch eine bedeutende Druckerei mit Verlag. Der Verlag gab mehrere

Dänemark Faröer 1988H. N. Jacobsen, Djone I. Geil und Enok Baerentsen

Hans Niklái Jacobsen

Dänemark Faröer 2015Hier befand sich die Druckerei, die Buchhandlung und derVerlag von Jacobsen. Abgebildet sind auf der rechtenBriefmarke der Verkaufsraum der Buchhandlung, links sindvier Titel aus dem Verlag und darunter zwei HeidelbergerTiegelautomaten abgebildet. Auf der rechten Briefmarkewird das Gebäude gezeigt.

Bücher heraus wie spätere Ausgaben von »Færøske folkesagn og Æventyr«(Färöische Volkssagen und Märchen) von dem Sohn von Hans Niklái, Jacob Jakob-sen. In der Druckerei H. N. Jacobsen wurden sowohl Briefmarken als auch Geld-scheine gedruckt. 1903 wurde sein Schwiegersohn Poul Niclasen (1852–1905)Miteigentümer. Nach seinem Tod führte seine Witwe Sigrid Jacobsen Niclasen(1854 bis 1927) das Geschäft mit ihrem Vater fort, die 1919 alleinige Eigentüme-rin wurde. Hans Niklai Jacobsen war einer der neun Bürger, die sich Weihnach-ten 1888 trafen und für die Selbständigkeit der Inseln eintraten. Ende des 20.Jahrhunderts wurden das Geschäft und die anderen Teile des Unternehmens ineine Stiftung umgewandelt. Heute ist die Buchhandlung, in dem auch die Touris-mus-Information untergebracht ist, das einzige Antiquariat der Färöer.

Hans Niklái Jacobsen

Joseph-Marie Jacquard(1752–1834) war gelernter Buchbinder und »imprimeur libraire« für den Rat derStadt Lyon. Außerdem war er Drucker und lernte bei seinem Schwager Jean-Marie Barret Schriftgießer. 1786 begann er, sich für die Seidenweberei in seinerHeimatstadt Lyon zu interessieren. Mit großem finanziellen Aufwand versuchteer, Webstühle zu mechanisieren. Schließlich erfand er ein Lochkartensystem zurSteuerung auch der kompliziertesten Muster, mit dem diese automatisch gewebtwerden konnten. Schon 10 Jahre später hatte sich sein programmiertes Web-verfahren allgemein durchgesetzt und der Textilindustrie einen solch großen Auf-schwung gebracht, daß ihm die Textilindustriellen von Lyon schon zu Lebzeitenein Denkmal setzten. 1820 erhält er das Kreuz der Ehrenlegion. Seine Erfindungdes lochbandgesteuerten Webstuhls führt zu Massenarbeitslosigkeit undAufkommen einer neuen Tätigkeit: das Werfen von Holzschuhen, »sabots« ge-nannt, in laufende Maschinen.

Togo 1999Webstuhl von Joseph-Marie Jacquard

Deutsche Demokratische Republik 1983Aufstand der Seidenweber in Lyon mit Karl Marx und den»Deutsch-Französischen Jahrbüchern« (gedruckt 1844 inParis »im Bureau der Jahrbücher«, rue Vanneau.

Frankreich 1934

Isaac JaggardAls Drucker der Werke Shakespeares wurde Isaac Jaggard berühmt. Bereits 1613betrieb er in London eine Officin. Nach der Übernahme der väterlichen Buch-handlung, 1623, stellte er unter Mitwirkung von Edward Blount, John Smethwickund William Aspley einen ersten Band der Werke Shakespeares her. In der OfficinJaggards wurde auch eine erste Shakespeare-Gesamtausgabe gedruckt, her-ausgegeben von John Heminge und Henry Condell. Die Titelseite zeigte dasPorträt des Dichters des Graveurs und Kupferstechers Martin Droeshout (dasaber wohl nicht Shakespeare darstellt). Isaac und William Jaggard benutzten fürdieses umfangreiche Druckwerk eine Antiqua-Type in unterschiedlichen Größen.Für den Text, in zwei Spalten gedruckt, ist die Antiqua mit einer Kursiven ver-mischt worden. Isaac Jaggard starb 1627; seine Witwe übertrug das Geschäftauf die Brüder Richard und Thomas Cotes. Sein Vater William 1608 hatte seineOfficin »at the sign of the Half-Eagle and Key« in Barbican, also an der StadtmauerLondons. 1599 druckte er »The Passionate Pilgrime« mit Gedichten, zu dem auchShakespeare einige Gedichte beigesteuert hatte. Er entwickelte seine Werkstattzu einer der größten Officine und arbeitete nicht nur auf eigene Rechnung, son-dern schloß sich mehrmals mit anderen Buchhändlern zusammen, um größereWerke herauszugeben. 1610 stellte Jaggard einen Lehrling namens John Shake-speare ein, einen Sohn des Metzgers Thomas Shakespeare in Warwick. Wegendieser Namensgleichheit vermeinte man vielfach, daß Englands größter Dichterals Korrektor oder Setzer in der Fleet Street gearbeitet hätte. 1611 wurde WilliamJaggard Drucker der City of London.

Bosnien Serbische Republik 2014Im »First Folio« von Jaggard wird ein Bildnis von WilliamShakespeare abgedruckt. Dieses Bild wurde von MartinDroeshout vermutlich im Auftrag von ShakespearesFreunden und seiner Familie geschaffen; es soll eine hoheÄhnlichkeit mit Shakespeare haben. Auf der Briefmarke istim Vordergrund das sog. Chandos-Porträt abgebildet, dasvermutlich zwischen 1600 und 1610 gemalt wurde; es istnach dem ehemaligen Eigentümer James Brydges3rd Duke of Chandos benannt. Angeblich habe der MalerRichard Burbage, ein Freund des Dichters, dieses Bildniserstellt. Nichts genaues weiß man nicht.Im »First Folio« von 1623 wird auch »Romeo and Juliet«abgedruckt. Da sollte doch hier der Hinweis nicht fehlen,daß es bei Shakespeare (und bei anderen Autoren) imTheater im Elisabethanischen Zeitalter keinen Balkon gab,auf dem Julia auf Romeo wartet; selbst das Wort »Balkon«wird im Englischen erst später belegt. Der Balkon an demvermeintlichen Haus in Verona wurde erst 1936 angebaut.Noch immer ist nicht geklärt, ob Shakespeare tatsächlich dieStücke geschrieben hat. Es könnte ja auch sein, daß der ausItalien eingewanderte Calvinist Michelangelo Florio, der sichin England nach seiner Mutter Crollalanza nannte, Verfasserder Stücke ist/sein könnte, denn Crollalanza heißt in derenglischen Sprache Shakespeare.

Fujeira 1969Die erste Gesamtausgabe von Shakespeares Dramen erschien 1623, sieben Jahrenach seinem Tod, im Folio-Buchformat (Buchrückenhöhe von etwa 40 cm). Sie wurdeherausgegeben von seinen Schauspielerkollegen John Heminges und Henry Condell,denen Shakespeare besonders verbunden gewesen sein mußte, denn er hatte ihnenin seinem Testament Geld zum Kauf von Trauringen hinterlassen (»Mourning rings«waren bis ins 18. Jahrhundert hinein beliebte Schmuckstücke, die an Verstorbeneerinnern sollten). Die Folio-Ausgabe trug den Titel »Mr. William ShakespearesComedies, Histories & Tragedies, published according to the True Originall Copies.London Printed by Isaac Jaggard and Ed. Blount, 1623« und wurde in etwa 750 Exem-plaren gedruckt; die Ausgabe kostete 15 Schilling für ein ungebundenes Exemplar und1 Pfund für eine gebundene Ausgabe. Vom »First Folio« sind 234 Exemplare erhalten(bei Christie’s London 2016 Schätzpreis bis anderthalb Millionen Euro). Es gibt nichtweniger als 40 verschiedene Varianten dieser ersten Folio-Ausgabe. Das ist eineFolge der damaligen Vorgehensweise bei der Herstellung vieler Bücher, nicht nurdieser Ausgabe. Während der Druck bereits lief, wurden die einzelnen Seiten Korrek-tur gelesen. Wurden Fehler erkannt, korrigierte man sie, verwendete aber die bereitsfertigen, fehlerhaften Seiten mit. So sind die entstandenen Bände jeweils eine Mi-schung verschiedener korrigierter und unkorrigierter Seiten. Die Zusammenstellungvon insgesamt 16 Stücken des William Shakespeares ist als »First Folio« bekannt. Beider Company of Stationers wurde die Ausgabe am 8. November 1623 registriert.

Sierra Leone 1989Aus Anlaß des 425. Geburtstags Shakespeares.Das Theaterstück »All’s Well, that Ends Well« (Ende gut,alles gut) wurde vermutlich zwischen 1601 und 1605 vonShakespeare verfaßt; unter Shakespeares Quellen warWilliam Painters »Palace of Pleasure«, eine englischeÜbersetzung von Boccaccios »Decameron«. 1623 wurdedas Stück erstmals in der »First Folio« publiziert. Die Ideefür eine Gesamtausgabe hatten Heminges und Condellvon dem 1616 gedruckten »Works« von Ben(jamin)Johnson, der seinem lieben Freund und Kollegen Shake-speare »little Latin and less Greek« bescheinigte. Derbritische Nationalheilige ist der heilige Georg (der mit derLanze und dem Drachen), dem man besonders am24. April eines jeden Jahres gedenkt. Der nicht schriftlichbelegbare Geburtstag des englischen Nationaldichters istauf den 24. April gelegt worden, weil zu diesem Zeitpunktdie Neugeborenen binnen zwei Tagen getauft wurden; alsebenfalls nicht sicherer Todestag Shakespeares istpassenderweise der 23. April bestimmt worden (einesolche Festlegung kennen wir von Gutenberg, dem dasJahr 1400 als Geburtsjahr zugewiesen wurde).

Isaac Jaggard

Sigmund Jähnaus Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland (geb. 1937) war der erste Deutscheim Weltraum. Nach der Volksschule lernte er 1951–1954 Buchdrucker, hat aberwohl in diesem Beruf nie richtig gearbeitet. Nach der Lehre war er nämlich Pionier-leiter an der Zentralschule in Hammerbrücke. 1955 trat er seinen Wehrdienst beider VP-Luft, Vorläufer der Volksarmee der DDR, an, dann wurde er Offiziers-schüler, Flugzeugführer, stellvertretender Kommandeur für Politarbeit, Ge-schwaderchef. Es folgte ein Studium an der Militärakademie »J. A. Gagarin« inder Sowjetunion und ein Abschluß als Militärwissenschaftler. Ab 1976 erhielt ereine Ausbildung zum Kosmonauten im »Sternestädtchen« (Swjosdny Gorodok)nördlich von Moskau; 1978 war er mit der »Sojus 31« in den Weltraum (siebenTage mit 125 Erdumkreisungen) mit anschließender Beförderung zum Oberst undstellvertretenden Leiter des »Zentrums für Kosmische Ausbildung« beim Kom-mando der LSK/LV. 1979 wird er zum Leiter dieser Ausbildungsstelle ernannt,was er bis zum Ende der DDR 1990 blieb. Er gehörte 1990 zu den letzten Gene-rälen, die aus der NVA entlassen wurden.

Ghana 1994

Deutsche Demokratische Republik 1978

Deutsche Demokratische Republik 1978 und 1985

Deutsche Demokratische Republik 1978

Laos 1983

Deutsche Demokratische Republik 1986

Bulgarien 2010»Bulgarische Volkslieder von den Miladinovi Brüder Kon-stantin und Dimitar gesammelt«, 1861 gedruckt von AntonJakic (Ante Yakich ?-1894) in Zagreb

Anton Jakic

Informationen über diesen Drucker konn-

ten bisher nicht gefunden werden

Djura Jaksic(1832–1878) war ein serbischer Dichter, Maler und Pfarrerssohn; er studiert Malereiin Temesvár, Budapest (1848) und München. Die Kunstakademie Wien beendeter nicht. Er wird Anhänger der serbischen Jugendbewegung »Omladina«, nahman der Revolution 1848 gegen die Ungarn und 1876 am Krieg gegen die Türkenals Freiwilliger teil. Ewig in Geldnöten, fristete Jaksic sein Dasein ab 1856 alsVolksschullehrer, Ikonen- und Porträtmaler in Novi Sad (bis 1863), arbeiteteschließlich 1871 als Korrektor der Staatlichen Druckerei Belgrad. Neben Jovanovic-Zmaj und L. Kostic war Jaksic bedeutendster Vertreter der serbischen National-romantik, schrieb temperamentvolle Gedichte, die sich – so heißt es – durch Tiefedes Erlebnisses und wirkungsvolle Sprache auszeichnen; seine Novellen undDramen idealisieren zunächst das Mittelalter, schöpfen später aus dem Alltag.Seine Dorfgeschichten enthalten bereits realistische Ansätze.

Jugoslawien 1982

Anton JanderaIm Jahr 1764 kauft der Buchbinder Franz Xaver Zerauscheg (Czerauscheg,Cerauscheg, Cerovcek) die Zagreber Officin des Buchdruckers Josef JohannSchotter mit einem Kredit des Hutmachers Andreas Besse (auch Wesse, Wisse,Wiesse). Da Zerauscheg kein gelernter Drucker war, mußte er für die Leitungund Führung der Werkstatt einen ausgebildeten Fachmann einstellen: AntonJandera wurde Faktor der Officin. Unter Jandera wird die »Officia propria sancto-rum patronorum regni Hungarriae et diocesaneo ecclesiae Zagrabiensis« gedruckt.1766 wird die «Constitutiones synodales« des Bistum hergestellt. Trotz guterAufträge bleibt der Eigentümer der Officin verschuldet. 1768 verläßt Jandera dieDruckerei, wodurch Zerauscheg sein Druckprivilegium als »Inclyti regni Croatiaetypographus« verliert. Er wird Leiter der vom Zagreber Domkapitel gegründetenDruckerei in Zagreb Neudorf (Nova Ves); da die Räumlichkeiten unzureichendwaren, wird die Officin schon 1769 nach Zagreb Kapitelstadt verlegt. 1771 erhältJandera ein Privilegium als Drucker von Kaiserin Maria Theresia. Er beschäftigtvier Gehilfen und war als Drucker sehr aktiv. 1769 druckt er unter der Bezeich-nung »Typis primo Rainerianis, dein Zerauschegianis ac demum Antonii Iandera«die »Historiae cathedralis ecclesiae Zagrabiensis« von Balthasar Adam Kercselichmit 340 Seiten im Quartformat. Auf Anweisung Maria Theresias als Königin vonUngarn stellt er 1770 das prohabsburgische Geschichtswerk »De regnis Dalmatiae,Croatiae et Sclavoniae notitiae praeliminares« her. Von Jandera stammt auch eineAnweisung in der kroatischkajkavischer Volkssprache zur Seidenzucht (»Krateknavuk illiti Vuputyenye kak dudovu belo drevo zaszagyati …« des königlichenSeidenzucht-Inspektors Karl Sollenghi) her. Bei Jandera erschienen auch dieersten deutschsprachigen Drucke Kroatiens, wie zum Beispiel 1771 eine Fibel.Da er im Gegensatz zu anderen Druckereien »deutsche« Frakturschrift besaß,konnte er auch eine »Neue Slavonische und Deutsche Grammatik« herstellen. In

Kroatien 1996»Temelji ZitneTrgovine« (»Grundlagen des Getreide-handels«) von Josip Sipus aus Karlovac, nachzehnjähriger Vorbereitung 1796 gedruckt von AntonJandera in Zagreb.

der kurzen Zeit bis zu seinem Tod 1772 stellte er insgesamt 27 Büchern mit einerGesamtauflage von mehr als 10.500 Exemplaren her. Nach seinem Tod wird dieDruckerei von der Witwe Juliana Jandera (geb. Softic oder Maglic) fortgeführt;Faktor wird Josef Karl Kotsche aus Prag, der 1773 ein Privilegium erhält. 1774übernimmt Johann Thomas Edler von Trattner die Druckerei von Janderas Witwe.Im Auftrag Trattners wird Joseph Kotsche Faktor der Officin; die Officin wird nachVarazdin verlegt, aber 1776 nach dem großen Stadtbrand nach Zagreb zurück-verlegt.

Anton Jandera

Martynus Jankus(1858–1946) war ein litauischer Politiker, Schriftsteller, Buchdrucker und einerVerleger der Zeitschrift Aušra (Morgenröte). Jankus, der den Beinamen »Patriarchvon Litauen« trug, stammt aus Bittehnen in Ostpreußen bei Ragnit. Er setzte sichfür die Selbständigkeit Litauens ein und wurde deshalb mehr als vierzigmal durchdie preußische Regierung verhaftet bzw. mit Geldbußen belegt. 1883 war er ei-ner der Gründer der Zeitschrift Aušra und 1884/1885 verantwortlicher Redakteur,der auch unter den Pseudonymen V. Martyneitis, Giedris, Bitens Mercius undGyvoleitis schrieb. 1891–1893 gab er die erste satirische Zeitschrift Litauens(Tetute) heraus. Zu seinen weiteren Zeitungsgründungen gehören u.a. NaujojiAušra, Lietuviškas darbininkas, Saulëteka und Varpo. 1889 kaufte er in Ragniteine Druckerei, verzog 1892 mit der Officin nach Tilsit und kurze Zeit danachnach Bitenai, wo er drei Druckpressen betrieb. In Bitenai befand sich bis 1904auch ein Lager für illegale Bücher. Die Officin ging 1909 in Konkurs, die Werkstattwurde 1912 verkauft. In seinem Verlag veröffentlichte Jankus viele Werke litaui-scher Autoren erstmalig, darunter auch ein Werk von Kristijonas Donelaitis, derersten Veröffentlichung in lateinischer Schrift. Zusammen mit Dovas Zaunius undJonas Smalakis gründete er 1890 in Ostpreußen die erste litauische politischeOrganisation. Nach der Besetzung der Memelgebiets (Klaipeda) durch russischeTruppen wurden er und seine Familie nach Sibirien verbannt; hier starben seinVater und sein jüngster Sohn. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs konnteer zurückkehren. Jankus war einer der Unterstützer der »knygnesiaí«, die ver-botene Bücher nach Rußland schmuggelten. Er veröffentlichte etwa 360 Bücher(darunter 45 selbstgeschriebene) und verlegte 25 Zeitschriften in deutscher bzw.litauischer Sprache.

Litauen 2008Rechts ist eine Druckpresse abgebildet.

Johannes Janssonius(1588–1664) stammt aus Arnhem und war Kartograph, Buchhändler und Ver-leger in Amsterdam in den Jahren 1613–1664. 1649 ist er in Stockholm, 1654 inUppsala und 1656 wieder in Schweden tätig. In Amsterdam befand sich seineBuchhandlung »op’t Water by de Oude brugghe ... in de Pas-kaert«. Janssoniusführte auch die Herausgabe der Atlanten von Mercator-Hondius fort. Im Jahre1612 heiratete er die Tochter Elisabeth von Jodocus Hondius (1563–1612). 1616veröffentlichte er die Karten von Frankreich und Italien. Da Hondius der Eigen-tümer der Druckplatten von Mercator war, arbeiten sie zusammen, nach JodocusHondius’ Tod mit seinen Söhnen Jodocus d.J. und Henricus, an neuen Ausgabendes Atlasses von Mercator. 1633 erfolgte die Herausgabe des zweiten Bands desAtlasses. Das bedeutendste Werk von Jan Janssonius ist der Atlas »Theatre duMonde«, veröffentlicht 1639 in drei Bänden. Zu seinen Drucken gehört auch derSternenatlas »Harmonia Macrocosmia« von Andreas Cellarius, den er 1660 her-stellte. Durch die ständigen Ergänzungen hat der Atlas im Jahre 1662 elf Bände.Mit seinen Landkarten war Janssonius einer der größten Konkurrenten des JohannBlaeu (1596–1673) und dessen Werk »Theatrum Orbis Terrarum«. 1661 druckendie Elzevier für ihn »Tabula Italiae Corsicae, Sardiniae, et Adjacentium Regnorum«.1632 veröffentlicht er »Psychologia vera«, eine lateinische Ausgabe der »VierzigFragen von der Seele« des Mystikers Jacob Böhme. 2 Jahre später druckt erdessen »Morgenröte« unter dem Titel »Aurora«. 1650 verlegt er den ersten Teilder »Artis Magnae Artilleriae« des Casimir Simienowicz. Nach dem Tod vonJanssonius wurde die Gesellschaft von seinem Schwager Waesberg weitergeführt.Die Familie verkaufte 1694 die Druckplatten an den aus Deutschland stammen-den Kupferstecher Peter Schenk.

Madagaskar 2009Auf der Briefmarke ist eine Karte aus »PlanisphæriumCopernicanum. Sive Systema universitotius, creati ex hypothesiCopernicana, in plano exhibitum« (»Kopernikanisches Sphären-modell. Oder System des gesamten Universums, geschaffennach der Theorie von Kopernikus, als Modell gezeigt«) vonAndreas Cellarius (1596–1665) abgebildet. Der aus Neuhausbei Worms stammende Cellarius war Astronom, Mathematikerund Kosmograph. 1614 studierte er in Heidelberg; spätestens1625 ist er in Amsterdam. 1637–1665 war er Rektor der Latein-schule in Hoorn. 1660 veröffentlichte er das vorgenannte Buch.Der erste Teil des Atlas’ »Harmonia Macrocosmia« enthältKupferstiche, die das Weltbild von Claudius Ptolemäus, Niko-laus Kopernikus und Tycho Brahe wiedergeben; der Text ist inLatein, Holländisch, Deutsch und Französisch. Die Illustrationensind zumeist von Frederik Hendrik van den Hove und Johannesvan Loon. Der Atlas zeigt auch die klassischen christlichenSternbilder, die von Julius Schiller in dessen »Coelum stellatumchristianum« im Jahr 1627abgedruckt worden waren. Trotz derWidersprüche von christlichem und »modernem« Sternenbildwurde das Buch nicht hat in den »Index Librorum Prohibitorum«aufgenommen.

Weißrußland 1995Kazimierz Siemienowicz (um 1600–1651) stammt aus einer weißrussischen Adels-familie, studierte an der Universität Vilnius und lernte u.a. Mathematik, Mechanik,Hydraulik, Optik und militärische Taktik. Von 1632 bis 1634 nahm er am Russisch-Polnischen Krieg und der Belagerung von Biala unter Mikolaj Abramowicz teil. Dannverbrachte er einige Zeit in den Niederlanden, wo er unter Friedrich Heinrich vonOranien im Krieg gegen Spanien focht. 1646 nach seiner Rückkehr nach Polen dienteer unter König Wladyslaw IV. als Experte für Artillerie und Raketentechnik in der könig-lichen Artillerie. 1648 kehrte Siemienowicz auf Anraten des neuen Königs Johann II.Kasimir Wasa in die Niederlande zurück, um dort seine Studien zu veröffentlichen.Dann verbrachte er einige Zeit in den Niederlanden, wo er unter Friedrich Heinrich vonOranien im Krieg gegen Spanien focht. 1646 nach seiner Rückkehr nach Polen dienteer unter König Wladyslaw IV als Experte für Artillerie und Raketentechnik in der könig-lichen Artillerie. 1648 kehrte Siemienowicz auf Anraten des neuen Königs Johann II.Kasimir Wasa in die Niederlande zurück, um dort seine Studien zu veröffentlichen.»Artis Magnae Artilleriae pars prima« erschien 1650 mit einem Umfang von 284 Seitenkurz vor dem Tod des Autors; angeblich sei er von Mitgliedern der Gilde der Waffen-schmiede umgebracht worden. Das Werk wurde 1676 ins Deutsche übersetzt:»Vollkommene Geschütz-Feuerwerck- Und Büchsenmeisterey-Kunst / Hiebevor inLateinischer Spraach beschrieben und mit Fleiß zusammengetragen Von CasimiroSimienowicz, Königl. Majest. und der Cron Pohlen General Feldzeugmeister Leutnant.Anietzo Jn die Hochteutsche Spraach übersetzet: Von Thoma Leonhard Beeren /Lipsien.«).

Tschad 2009

Johannes Janssonius

Friedrich Jasper(1847–1938) stammt aus Wien. Seine Mutter war Emilie Jasper, die mit demBuchhändler Friedrich Ernst Moritz Jasper (1803–1849) verheiratet war und alsErzieherin der Prinzessin Carola nach Wien kam und dort heiratete. Nach demTod ihres Mannes arbeitete sie in der Buchhandlung, verkaufte später ihren An-teil an dieser und widmete sich ihrer Leihbibliothek. 1860 verkaufte sie auch die-se. Nach dem Besuch der Realschule erlernte in den Jahren 1866 bis 1868 denBeruf eines Buchdruckers, den er vorzeitig abschloß. Ein Jahr nach Beendigungder Lehre kaufte seine Mutter in Wien die kleine Officin des Heinrich Spitzer undbaute diese in kurzer Zeit zu einem Großunternehmen aus. 1872 erhielt er dieKonzession zur Führung des Betriebs. Im selben Jahr war er an der Gründungdes Deutsch-österreichischen Buchdruckervereins und 1899 an der des Reichs-verbands österreichischer Buchdruckereibesitzer beteiligt. In seiner Druckereiführte er als einer der ersten österreichischen Drucker 1879 die Stereotypie ein.Nach 1874 war er mehr als drei Jahrzehnte als Gremialvorstand der Buchdruckertätig, förderte die Gründung der Lehrlingsfachschule (1874; später Gremial- undFortbildungsschule) und die 1897 erfolgte Umwandlung der Wiener Versuchsan-stalt für die Photographie zur Graphischen Lehr - und Versuchsanstalt sowie derGründung der Sektion für Buchdruck an dieser Anstalt. Er wirkte mit an der Duden-Redaktion zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung mit.

Österreich 1984Der Titel des auf der Briefmarke abgebildeten Buches imFormat 46,5 x 36,5 cm, 1898 in zwei Teilen herausgege-ben, lautet »Viribus Unitis. Das Buch vom Kaiser« mit einerEinleitung von Joseph Alexander Freiherrn von Helfert undvon Herzig. Als Verlagsorte wurden Budapest, Wien undLeipzig angegeben. Es enthält auf den 322 Seiten dreichromolithographische Tafeln von Koloman Moser, 95Vollbilder, 263 Textbilder und 2.000 Porträts zeitgenössi-scher Persönlichkeiten in verschiedenen Techniken (Helio-gravüre, Lichtdruck, farbige Lithographie) von Hans Tichy,Zygmunt Ajdukiewicz, Akos von Garay, Ottokar Walter undTheo Zasche sowie sowie Vignetten und Randleisten vonJosef Hoffmann, von dem auch der Einband stammt. Eserschien zum 50jährigen Krönungsjubiläum von KaiserFranz Joseph und kostete als sog. Salonausgabe 50 Gul-den. Als Drucker werden die Firmen Max Herzig & Co undFriedrich Jasper genannt.

siehe auch Max Herzig

Vaclav Jelinek(Wenzel, Wenzeslaus, Venceslai, 1737–1823) war ab 1788 Drucker in Tyrnau;nach seinem Tod führten seine Erben die Officin bis 1841 fort. Aus der Druckereistammen insgesamt mehr als 800 Werke, davon etwa 200 in Latein. Unter seinenDrucken gehört auch »Methodus recte gubernandi Parochiam« von Abbé Pochard(1803 erschienen). Von Jelinek wurde auch die Schrift »Zwey Abhandlungen überMetaphysik und Naturlehre« von »Karl des Heiligen Römischen Reiches Freyherrnvon Kerekes, Magnaten des Königreichs Ungarn« (1806). Jelinek war auch Druk-ker der Akademie.

Slowakei 2012Auf dem Block ist die Titelseite des von Jelinek gedrucktenWerks des Anton Bernolák »Etymologia vocumslavicarum« abgedruckt

Jesuitendruckereien in ParaguayDie ersten Druckereien in Argentinien, Brasilien und Paraguay entstanden nichtin großen Städten oder Ortschaften dieser Länder wie Buenos Aires, Cordobaoder Asunción, sondern in den Reduktionen der Jesuiten in Loreto, Santa Mariaund San Francisco Javier. Das erste Buch wurde in der Mission San IgnacioGuazú in Paraguay hergestellt. Schon früh erkannten die Jesuiten, daß gedruck-te Bücher für die Missionierung ein unverzichtbares Hilfsmittel seien. In den Be-richten an ihre Vorgesetzten in Europa schrieben sie regelmäßig, wie notwendigdie Einrichtung einer Druckwerkstätte sei, um die Verbreitung des Glaubens zuerleichtern. Sie trugen auch vor, daß es billiger sei, die erforderlichen Bücher inden Reduktionen selbst herzustellen statt diese aus Spanien zu importieren. Imübrigen könnten sie mit eigenen Druckpressen auch sicherstellen, daß Wörter-bücher, Grammatiken, Predigten, Gebetsbücher, Katechismen und andere Textein der Sprache der Guarani hergestellt werden könnten. Da die Jesuiten langeZeit keine Antworten auf ihre Bitten, geschweige denn Druckpressen erhielten,behalfen sie sich damit, Bücher abzuschreiben. 1637 schickte die Ordensleitungin Südamerika Pater Antonio Ruíz de Montoya nach Spanien, um die Erlaubniseinzuholen, die Guarani zur Verteidigung ihrer Dörfer durch die Überfälle der »SãoPaulo Bandeirantes« zu bewaffnen. Montoya nahm auf seiner Fahrt nach Europaauch einige Manuskripte in Guarani mit, um sie in Europa drucken zu lassen.1639 wurden diese in Europa gedruckten Bücher auf verschiedene Reduktionenverteilt. Parallel wurden die Guaranis für das Abschreiben längerer Texte aus-gebildet. Die Chronisten berichten, daß die Guaranis diese Arbeit mit großer Hin-gabe und Sorgfalt erledigten. Bis 1700 war das Abschreiben der Texte und dieKopie von Bildern und Schmuckelementen allgemeine Praxis. Weltweit betriebendie Jesuiten am Ende des 17. Jahrhunderts nur insgesamt 30 Druckwerkstätten,aber 200 Missionen, 612 Schulen, 157 Seminare, 59 Novizenhäuser und 340

Paraguay 1990In der Jesuitendruckerei von Santa Maria Maggiore (La Mayor)wurde der von Luis de Bolaños (1580–1629) in die Sprache derGuarani übersetzte »Catecismo Breve« gedruckt. Luis deBolaños stammt aus dem spanischen Marchena bei Sevilla. Erwurde sehr jung Mitglied des Franziskanerordens, der damalsdie größte kirchliche Organisation war. Nach dem Studium derTheologie wurde er zum Diakon geweiht. 1572 ging er mit 22Mitbrüdern unter Führung des Franziskaners Alonso de SanBuenaventura nach Amerika. Luis de Bolaños gilt als Initiatorder Reduktionen in Paraguay und Nordargentinien, in denen diebis dahin nomadisierenden Guaranis in festen Dörfern angesiedeltwurden, dadurch intensiver missioniert und (auch) kontrolliertwerden konnten. 1580 wurde die erste Reduktion gegründet.1585 wurde Luis de Bolaños zum Priester geweiht und 1586zum Leiter der Franziskaner von Asuncion gewählt. Von ihmstammt die erste Grammatik und ein Lexikon des Wortschatzesder Guarani sowie eine Übersetzung des auf der Synode vonLima genehmigten Katechismus in die Sprache der Guarani;seine Übersetzung wurde 1583 von der 3. Synode in Limaanerkannt und zusätzlich 1603 von der Synode in Asuncion fürdie Missionierung genehmigt. Die Reduktionen wurden spätervom Jesuitenorden übernommen.

Residenzen, in denen 20.000 Menschen, davon 8.500 Priester, lebten. Dabeimuß auch berücksichtigt werden, daß die erste Officin 1539 in Mexiko eingerich-tet worden war, eine zweite Druckerei erst 1584 in Lima entstand und die Ausbrei-tung des Druckwesens sehr langsam vor sich ging (Bolivien 1660, Kuba 1707,Kolumbien 1746, Chile 1754, 1764 in Cordoba). 1700 wurde die erste Officin ineiner Guarani-Reduktion eingerichtet. Bartolomé Mitre schreibt in seiner »Orígenesde la imprenta argentina«, daß diese Druckerei nicht durch die Einführung einerDruckpresse und der erforderlichen Materialien sowie gelernten Druckern erfolg-te, sondern quasi eine abermalige Erfindung der Buchdruckerkunst im tropischenUrwald gewesen sei: die Anfertigung der Lettern sei durch wilde Indianer ohnejegliche Zivilisationserfahrung mit neuen phonetischen Zeichen in einer unbe-kannten Sprache erfolgt. Der Bau der ersten Druckpresse erfolgte unter AnleitungPater Johann Baptist Neumanns (geb. 1659, Juan Bautista Neumann) aus Wien,der mit Pater José Serrano (1633 in Antequera, Andalusien geboren, seit 1658am Rio de la Plata; später war er Rektor der Hochschulen in Asunción und BuenosAires) nach 1701 in der Missionsstation Nuestra Señora de Loreto wirkte. Dieersten Bücher (»Martyrologium Romanum«), die hier gedruckt wurden, kamen1703 und 1705 heraus. Beiden gilt die Ehre, den Buchdruck in Argentinien einge-führt zu haben. Es wird angenommen, daß für die Herstellung der DruckpresseHarthölzer aus dem Regenwald verwendet wurden. Für die Lettern soll Blei undZinn genommen worden sein; einige Historiker glauben, daß für manche Letternauch Holz genutzt wurde. Alle Arbeiten im Zusammenhang mit der Herstellungvon Büchern (wie Letternguß, Druck, Bindearbeiten) mußten gelernt und gelehrtwerden. Die Druckfarbe bestand vermutlich aus Ruß, der bei der Verbrennungvon Holz entstand, und der mit Wasser, Zucker und Gummi vermischt wurde. Eswird auch berichtet, daß Druckfarbe auch aus Johannisbrotkernmehl oder aus

Paraguay 2012Die »Sermones y exemplos en lengua guarani« mit einemVorwort von Ludovicus à Rocas und einer »ProbatioOrdinarii« des Bischofs von Buenos Aires wurden 1727unter der Aufsicht der »Compañia de IESVS« von demGuarani Nicolas Yapuguay in seiner Sprache geschrieben.Gedruckt wurde das Werk in der Officin der Jesuitenin der Reduktion San Francisco Xavier im heutigenArgentinien. Herausgeber der Schrift war möglicherweisePaolo Restivo. Die Antiqua-Lettern des einfarbig inSchwarz gedruckten Buchs mit einem Umfang von 165Seiten halten keine Linie; auf einigen Seiten sindSchmuckelemente gedruckt.

Jesuitendruckereien in Paraguay

einem besonderen Gras hergestellt worden sei. Das einzige, was aus Europaeingeführt wurde, war Papier. Die hergestellten Bücher waren der Zensur (u.a.dem Consejo de Indias in Sevilla, Bischof) unterworfen. Die Übersetzungen indie Sprache der Guarani mußten gleichfalls genehmigt werden (vom Prokuratordes Ordens in Lima, Hernando de Aguilar, bzw. vom Vizekönig Melchor PortoCarrero Lasso de la Vega). In den Officinen der Reduktionen wurden insgesamtetwa 20 Werke hergestellt, von denen nur wenige noch vorhanden sind. Die Auf-lagen betrugen jeweils vermutlich nur 100 Exemplare. Officine bestanden in Loreto,Santa Maria Maggiore, San Francisco Xavier und Santa Maria Maggiore. Es wirdangenommen, daß Druckpresse und Druckmaterialien einer Missionsstation ver-schiedentlich auch zu anderen Reduktionen befördert wurden, da Typen und Buch-gestaltungen sich ähneln. Die Drucktätigkeiten der Jesuiten enden 1727; es gibtkeine Belege, daß nach diesem Jahr noch in den Reduktionen gedruckt wordenist. Mögliche Ursachen sind das Fehlen von kostengünstigem Papier, der geringereBedarf an Büchern für die Missionsarbeit und die Probleme zwischen Jesuitenund der spanischen Krone. Ein letzter Druck der Jesuiten erfolgt 1764/66 imColegio de Monserrat de Córdoba; nach der Vertreibung der Jesuiten wurde dieseOfficin vom Vizekönig erworben und 1780 nach Buenos Aires gebracht, wo sie imWaisenhaus aufgestellt und bis 1824 betrieben wurde.

Jesuitendruckereien in Paraguay

Jianyang-Druckereiin der Provinz Fujian war zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert eine gewerbli-che Werkstatt; sie spielte ein bedeutsame Rolle im chinesischen Buchhandel.Anders als die Bücher der Regierung oder Werke für Schulen und Universitätenwar die Produktion der Jianyang-Druckerei für den allgemeinen Buchhandel be-stimmt. Sie stellte u.a. Lexika, Geschichtsbücher, medizinische Texte, Enzyklo-pädien, liturgische Bücher und Romane sowie Anthologien aller Art her. Verkauftund gehandelt wurden ihre Bücher nicht nur auf dem regionalen Markt Jianyang.Der Einfluß der Drucker und Verleger von Jianyang reichte bis nach Nanjing, wosie ebenfalls große Bedeutung hatten. So wurde das Buch »Zizhi tongjian gangmu«von Tang Sheng in Nanjing veröffentlicht und ebenfalls von Liu Chaozhen inJianyang, einem führenden Mitglied der als Drucker, Verleger und Buchhändleraktiven Liu-Familie, angeboten. Eine weitere bedeutsame Druckerei in Jianyangwar von der Xiong-Familie geleitet, die wie die Shide-Familie (Shide tang) in Nanjingim Colophon ein Lotusblatt als Druckerzeichen verwendeten. Das Buch »Xinkechuxiang guanban dazi Xiyou ji« einer Druckerei in Jianyang (Zhongde tang) weistdieselbe Titelseite und dieselben Illustrationen auf wie eine Ausgabe in Nanjingdurch die Shide tang.

Volksrepublik China 2003 und Ungarn 2003Die Nördliche Song-Dynastie von 960 bis 1126 und dieSüdliche Song-Dynastie 1126–1279 waren in denangegebenen Jahren die herrschenden Dynastien inChina. In dieser Zeit wurden die »Bestimmungen vonZhou« (Gesetze, Zeremonievorschriften) mit Anmerkungenvon Zheng Xuan aus den Zeiten der Han-Dynastie(200–220 v.Chr.) und zusätzlichen Ergänzungen vonLu Deming aus der Tang-Dynastie (618–907 n.Chr.) ineinem Blockbuch zusammengefaßt. Gedruckt wurdedieses Werk in der Jianyang-Druckerei während der Zeitder Südlichen Song-Dynastie. Das Buch wird heuteaufbewahrt in der Bibliothek der Universität von Peking.In der gleichen Zeit schuf Bi Sheng die bewegliche Letterfür den Druck von Büchern.

Gerard de Jode(Gerrit de Jode, Gerhardus de Iode, 1509–1591) war Kartograph, Kupferstecherund Verleger sowie Buchhändler in Antwerpen. Er stammt aus Nijmegen undwurde 1547 Mitglied der St.-Lukas-Gilde. 1549 erhält er das Bürgerrecht vonAntwerpen und 1551 das Recht, als Drucker tätig zu werden. In seiner Officinstellte er auch die Landkarten anderer Kartographen wie die des Italieners GiacomoGastaldi (1555, Weltkarte), Jacob van Deventers (1558, Karte von Brabant), Abra-ham Ortelius (1564, Weltkarte) und Karten von Bartholomeus Musinus undFernando Alvares Serco. Ab 1560 gibt er Karten der wichtigsten Länder heraus,die er selbst sticht bzw. von den Brüdern Johannes und Lucas von Doetechumstechen läßt. Das bedeutendste Werk von Gerard de Jode ist das zweibändige»Speculum Orbis Terrarum«, das er 1578 veröffentlichte und in dem er die bishervon ihm ausgegebenen Karten zusammengefaßt. Für diesen Atlas erhielt er 1575ein kaiserliches und 1577 ein königlich-spanisches Privileg. Der Atlas erschienmit einem begleitenden Text von Daniel Cellarius und wird 1579 von ChristoffelPlantin neu herausgeben. Das »Speculum« enthält auch eine Sammlung von 38Karten, die er als »Speculum Totius Germaniæ« bezeichnet. Als Verleger vonKarten gilt Gerard de Jode neben Abraham Ortelius wohl mit zu den bedeutendstendes 16. Jahrhunderts. Sein Atlas verkaufte sich nicht gut, da er im Wettbewerbmit dem berühmteren und erfolgreicheren »Theatrum Orbis Terrarum« von Abra-ham Ortelius konkurrierte. Neben seinen Arbeiten als Kartograph veröffentlichteGerard de Jode Arbeiten von Marten de Vos, Crispin van den Broeck, HendrickGoltzius, Maarten van Heemskerck und anderen. In Antwerpen stellte er auchGloben her. Sein Sohn Cornelis de Jode wurde Nachfolger und druckte 1593einen von seinem Vater vorbereiteten »Speculum Orbis Terræ« her, von demGelehrte meinten, er sei dem Weltatlas von Ortelius überlegen.

Israel 1986

Joseph Johnson(1738–1809) stammt aus Everton (Liverpool) als Sohn eines Ehepaars baptisti-schen Glaubens und wurde ein einflußreicher Buchhändler und Verleger in Lon-don. Mit 15 Jahren wurde er Lehrling bei dem Londoner Buchhändler GeorgeKeith, der sich auf religiöse Literatur spezialisiert hatte; es war zu jener Zeit sehrungewöhnlich, daß ein Junge seine Heimatstadt verließ, um andernorts eine Aus-bildung zu machen. Seine Verlagsproduktion umfaßte eine große Bandbreite vonvielen mit von der allgemeinen Meinung abweichenden Themen von Autoren wieMary Wollstonecraft, William Godwin, Thomas Malthus und Joel Barlow sowieeinigen Religionskritiker wie Joseph Priestley, mit dem er befreundet war und derihm viele Autoren aus Kreisen der Unitarier zuführte. 1761 gründete er seineeigene Buchhandlung und einen Verlag und begann mit der Publikation religiöserThemen. Er wechselte mehrmals sein Ladenlokal; ab 1765 befand sich sein Ge-schäft in der Paternoster Row, wo er bis 1767 mit B. Davenport zusammenarbei-tete. In dieser Zeit wurde Johnsons Religionsauffassung radikaler, was mög-licherweise der Grund für die Beendigung der Partnerschaft war. Unmittelbar da-nach verlegte er 9 Erstausgaben und weitere 32 Ausgaben mit anderen Buch-händlern. Er wurde Teilnehmer eines »select circle of bookmen that gathered atthe Chapter Coffee House«. Er gründete 1768 eine neue Partnerschaft mit JohnPayne und publizierte mit diesem im folgenden Jahr 50 Titel. Anfang 1770 brannteseine Buchhandlung vollständig ab; im August 1770 eröffnete er ein neues Ge-schäft am St. Paul’s Churchyard; es war die größte Buchhandlung in dieser Straßeder Buchhändler. Zu seinen frühen Verlagswerken gehören »The Complete Pocket-Book; Or, Gentleman and Tradesman’s Daily Journal for the Year of Our Lord,1763« und »The Ladies New and Polite Pocket Memorandum Book«, die er bis indie 1790er Jahre immer wieder nachdruckte. Während der Amerikanischen Revo-lution gab er verschiedene politische Texte heraus. 1771 verlegte er John Hunters»A Natural History of the Human Teeth, Part I«; 1777 publizierte er ohne Autoren-angabe »Laws Respecting Women, as they Regard Their Natural Rights« (ver-

Großbritannien 2009»A Vindication of the Rights of Men, in a Letter to the RightHonourable Edmund Burke; Occasioned by His Reflections onthe Revolution in France« von Mary Wollstonecraft erschienerstmals 1790 ohne Angabe der Autorin; erst ab der zweitenAuflage wird ihr Name aufgeführt. Wollstonecraft kritisiert in ihrerpolitischen Kampfschrift die Aristokratie und unterstützt republi-kanische Auffassungen. Die erste Auflage war binnen dreiWochen verkauft. Mary Wollstonecraft (1759–1797) warSchriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin irischerAbstammung. Ihr Vater war Weber und Landwirt. Seit frühesterKindheit zog die Familie immer wieder um. Länger als sechsbis sieben Jahre blieb sie nie an einem Ort. Deshalb warWollstonecrafts Schulbildung eigentlich nicht besonders gut.Doch ihr ganzes Leben war sie bestrebt zu lernen; ein großesLebensziel von ihr war unter anderem die gleichberechtigteSchulbildung für Mädchen. Sie gründete u.a. zusammen mitihren Schwestern eine private Schule in London und unterrichtetedort bis 1786, die jedoch von ihren Schwestern herunter-gewirtschaftet wurde. Wollstonecraft wurde wieder als Gouver-nante (in Irland) tätig. 1787 kam ihr erster Roman (»Mary«)heraus und sie konnte sich eine kleine Wohnung in Londonleisten. Ihr bekanntestes Werk ist »A vindication oft he rights ofwoman«, das sie 1792 in Frankreich schrieb: in diesem Buchtritt sie für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein.

mutlich von Elizabeth Chudleigh Bristol), wie er auch Mary Wollstonecrafts ersteAusgabe anonym herausgab. Er war seit dem Ende der 1770er Jahre der ersteVerleger, der in größerem Umfang Kinderbücher bzw. Bücher über Kindererziehungsowie Schulbücher publizierte. In den 1770er und 1780er Jahren weitete er seinThemenspektrum aus und veröffentlichte medizinische Bücher und Literatur fürKinder. Hierbei unterstützte er insbesondere neue Autoren mit neuen Themen.Bei wöchentlichen Abendessen trafen sich Literaten und Gelehrte zu »JohnsonCircle«. Johnson gehörte zu den Unterstützern der Französischen Revolutionund veröffentlichte eine große Anzahl politischer Pamphlete und zusätzlich einAnalytical Journal, in dem britische Reformer ihre politischen Theorien publizierenkonnten. 1799 wurde er angeklagt, eine Schmähschrift gegen den GeistlichenGilbert Wakefield veröffentlicht zu haben, und zu sechs Monaten Haft (mit angeneh-men Bedingungen) verurteilt. Joseph Johnson publizierte danach weniger politi-sche Arbeiten und weniger neue Autoren. In der Dekade nach 1700 ließ er einesehr erfolgreiche Ausgabe mit Werken von William Shakespeare drucken. In den1790er Jahre publizierte er über 100 Gedichtbände. Sein Freund John Aikin be-zeichnete ihn als »the father of the booktrade« und »the most important publisherin England from 1770 until 1810«. Zu den von ihm geförderten Autoren zählteninsbesondere Frauen. Der deutsche Weltumsegler Johann Reinhold Forster wareiner seiner Autoren. Seine Bücher war selten luxuriös, sondern für die lesendeBevölkerung gedacht und deshalb kostengünstig. Dazu trug bei, daß er seineVerlagswerke vielfach in der Provinz und nicht in London drucken ließ. SeineBücher waren voll mit Fehlern und schlecht gebunden. Dennoch soll er dazubeigetragen haben, das Ansehen der Buchhändler zu steigern. Insgesamt hatJohnson mehr als 2.700 Texte herausgegeben, durchschnittlich 56 Bücher proJahr, einschließlich Nachdrucke; die Hälfte davon waren religiöse Bücher mit einerdurchschnittlichen Auflage von 750 Exemplaren, wobei seine politischen Büchernur eine Auflage von jeweils 250 Exemplaren hatten.

Joseph Johnson

Lyndon Baines Johnson(1908–1973) war von 1963 bis 1969 Präsident der USA; von 1961 bis zu KennedysErmordung 1963 amtierte er als Vizepräsident. Er wurde mit einer der größtenMehrheiten in der US-Geschichte zum Präsidenten gewählt (Vizepräsident watHubert Humphrey). Lyndon Johnson wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf.1913 verließen die Johnsons ihre Farm in Stonewall und zogen einige Kilometerweiter nach Johnson City, wo der junge Lyndon die »Johnson City High School«besuchte. Um Geld zu verdienen, arbeitete er auf Farmen in der Umgebung undin einem »Barber shop« »he shined shoes«. Bei der Lokalzeitung war er als»printer’s devil« tätig. Seine politische Karriere begann er 1932 als Assistent desKongreß-Abgeordneten Richard M. Kleeberg in Washington. 1941 kandidierte ererstmals, aber erfolglos, für einen Sitz im Senat; erst 1948 ist er erfolgreich. Beibeiden Wahlen ist’s wohl nicht mit rechten Dingen zugegangen. Von ihm stammtdie Idee der »Great Society«. Unter seiner Führung wurden mehrere bürger-rechtliche und soziale Reformen verabschiedet. Die Gleichberechtigung der Afro-amerikaner wurde in einem nie da gewesenen Maße vorangetrieben, indem dieRassentrennung im gesamten Land gesetzlich für illegal erklärt und jegliche Dis-kriminierung verboten wurde. Darüber hinaus schaffte er es mit Hilfe seiner Sozial-programme, die Zahl der in Armut lebenden US-Bürger während seiner fünfjähri-gen Präsidentschaft um etwa die Hälfte zu senken. Neben den Bürgerrechts-gesetzen (auch für die indigenen Einwohner), Sozialreformen und der Einführungder Medicare- bzw. Medicaid-Programme setzte sich Johnson stark für die Ver-besserung des Bildungssystems, für Umweltschutz und Verbraucherschutz ein.Während seiner Präsidentschaft weitete sich der von Kennedy begonnene Viet-nam-Krieg erheblich aus.

USA 1973 und 1986

Guinea 1974Rechts ist Richard Milhouse Nixon (1913–1994),37. Präsident der USA 1969–1974, abgebildet. Nixon war1953–1961 Vizepräsident unter Dwight D. Eisenhower.1961 verlor er gegen Kennedy. 1968 gewann er mit SpiroAgnew den Präsidentschaftswahlkampf gegen Hubert H.Humphrey. Nixon war der einzige Präsident, der vonseinem Amt zurücktreten mußte; er kam damit einem»Impeachment« zuvor, das wegen seiner Verwicklung indie Watergate-Affäre eingeleitet werden sollte.

(1872–1944) war ein britischer Künstler, der gemeinsam mit den Deutschen RudolfKoch als Vater der modernen Kalligraphie genannt wird. Geboren wurde Johnstonin San José in Uruguay, wo sein Vater als Offizier des 3rd Dragoon Guards diente.1875 ging die Familie nach Großbritannien zurück. Aufgrund der familiären Ver-hältnisse wurde Johnston von einer Tante unterrichtet; er begeisterte sich fürMathematik, Technik und begann mit dem Studium illustrierter Manuskripte. EineZeitlang studierte er Medizin an der Edinburgh University, beendete dieses Studiumaber nicht. William Lethaby, Dekan der »Central School of Art and Craft«, ermög-lichte ihm das Studium von Manuskripten in der »British Library« und berief ihn1899 als Lehrer für Schriftgestaltung; bei ihm lernte Eric Gill. Nach 1901 lehrteJohnston auch am »Royal College of Art«. 1906 veröffentliche er das Handbuch»Writing & Illuminating, & Lettering«; eine Neuauflage begann er im Jahr 1920.Ab 1912 lebte er bei Eric Gill in Ditchling (Sussex), wo er auch starb. Berühmtwurde er durch seine serifenlose Schrift Johnston, die er nach 1913 als Auftrags-arbeit der Londoner U-Bahn (London Underground) entwarf. Johnston wurde auchbekannt als Erneuerer eines modernen Stils mit der Schreibfeder, die er von derklassischen Antiqua und der Halbunziale ableitete. Als Lehrer beeinflußte er eineGeneration britischer Typographen und Kalligraphen. In 1912 lehrte er für kurzeZeit auch in Dresden und förderte damit in Deutschland den Übergang der goti-schen Schrift zur Antiqua. 1921 gründeten ehemalige Studenten Johnstons die»Society of Scribes & Illuminators«, die als berühmteste Gesellschaft für Kalligra-phie gilt.

Großbritannien 2013Die Erklärung des Motivs ist in der »Hausschrift« derLondoner U-Bahn gesetzt.

Edward Johnston

Franz Jonas(1899–1974) stammt aus Mähren und war gelernter Schriftsetzer, der sich in derösterreichischen Buchdruckergewerkschaft, in der »Revolutionären SozialistischenArbeiterjugend« und in der bis 1934 so genannten »Sozialdemokratischen Arbei-terpartei Österreichs« (SDAP) engagierte. Von 1919 bis 1932 arbeitete er alsKorrektor. 1934 wurde er arbeitslos, fand dann aber eine Beschäftigung alsZeitungssetzer und als kaufmännischer Angesteller der Floridsdorfer Lokomotiv-fabrik. Nach dem Verbot der SPÖ 1934 wird Jonas wegen der Beteiligung an derBrünner Reichskonferenz der Sozialisten im Dezember 1934 verhaftet, aber 1936von der Anklage des Hochverrats freigesprochen und aus der Haft entlassen. Ergehörte dem sog. Fünferkomitee an, in dem auch der gelernte Schriftsetzer KarlHolubek Mitglied war, das den Widerstand gegen das austrofaschistischeStändestaatsregime koordinierte. Da seine Arbeit bei der Lokomotivfabrik alskriegswichtig galt, wurde er nicht zur Wehrmacht eingezogen. Nach demZweiten Weltkrieg machte er sich beim Wiederaufbau Wiens einen Namen undhatte zwischen 1948 und 1951 in der Wiener Stadtverwaltung führende Positio-nen in den Bereichen Ernährung und Bauwesen inne. 1950 wurde er stellvertreten-der Vorsitzender der SPÖ und 1951 Bürgermeister und Landeshauptmann vonWien. 1952/1953 gehörte er dem Bundesrat an und von 1953 bis 1965 dem Natio-nalrat. Im Mai 1965 wurde er von der Bevölkerung zum österreichischen Bundes-präsidenten gewählt und 1971 im Amt bestätigt.

Österreich 1968

Österreich 1974

Iran 1965

Kaiser Joseph II. von Österreich(Benedikt August Johann Anton Michael Adam, 1741–1790) stammt aus demGeschlecht Habsburg-Lothringen und war Erzherzog von Österreich. 1764 wur-de er römisch-deutscher König und 1765–1790 Kaiser des Heiligen RömischenReichs Deutscher Nation. Im Nebenamt bekleidete er ab 1780 die Ämter desKönigs von Böhmen, von Kroatien und von Ungarn. Er war der erstgeboreneSohn und viertes Kind der Maria Theresia (»Königin zu Hungern und Böheim,Erz-Hertzogin zu Österreich Frau eines schön- und wolgestalteten Ertz-Herzogen«)und des Franz Stephan von Lothringen (später Franz I.). Taufpate war Papst Be-nedikt XIV. Joseph heiratete am 6. Oktober 1760 in Wien die Prinzessin Isabellavon Bourbon-Parma; diese Ehe soll unkonventionell gewesen sein. In zweiterEhe heiratete er 1765 seine Cousine 2. Grades Prinzessin Maria Josepha vonBayern; diese Ehe blieb kinderlos. Als er 1790 an Tuberkulose verstarb, trauertennur wenige um ihn. Nachfolger wurde sein jüngerer Bruder Leopold II. KaiserJoseph II. gilt als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Für ihn war das Herr-schertum ein Dienst am Staat als übergeordnetem Ganzen. Die Leibeigenschaftder Bauern etwa wurde 1781 durch das Untertanenpatent aufgehoben. Die adligenStändeversammlungen wurden zugunsten von Staatsbeamten zurückgedrängt.Sein Versuch, Hochdeutsch als Staatssprache vorzuschreiben, löste nicht nur inden Niederlanden Proteste aus. Im Rahmen seiner Kunstpolitik wurde das Burg-theater zum deutschen Nationaltheater erklärt. Josephs Einheitsstaat sollte inerster Linie für Wohlstand und Fortkommen seiner Bürger sorgen. Unter JosephII. wurden 700 Klöster aufgelöst und deren Bücher in andere Bibliotheken über-geführt, er führte den sog. Josephinischen Gemeindesarg ein (1781) und verab-schiedete zwei Toleranzpatente. Er lehnte Bordelle für Wien ab (»Was, Bordelle?Da brauche ich über ganz Wien nur ein großes Dach machen z’ lassen …«),besuchte aber ein solches am Wiener Spittelberg in der Gutenberggasse 13. Er

Österreich 1908

Österreich 2008

Belgien 1982

Österreich 1981

war in Trattners Officin zuweilen als Schriftsetzer tätig, und man kann ihn Dilettantnennen, denn er übte die Setzerei um ihrer selbst willen aus, also aus Interesse,Vergnügen oder Leidenschaft. Dabei kann er vollendete Kenntnisse und Fertig-keiten erlangt haben; solange er aber die Tätigkeit nicht beruflich für den Lebens-unterhalt ausübt oder eine entsprechende, anerkannte Ausbildung absolviert hat,gilt er als Dilettant. Joseph II. hatte als Kronprinz eine kleine, mit allem Zubehörversehene Presse erhalten, die in seinem Kabinette Aufstellung fand. Zu seinemLehrer wurde ihm um das Jahr 1755 der bei Hofe beliebte Johann Thomas Trattnerbestellt. Trattner unterrichtete den Kronprinzen hauptsächlich im Setzen und seinFaktor Johann Georg Trassler gab die nötige Anweisung im Drucken. Für seineMutter Maria Theresia druckte er ein Festgedicht, welches er zu deren Geburts-tag selbst verfaßt und in zwei Kolumnen gesetzt hatte. Die Presse, welche KaiserJoseph als Kronprinz benutzt hatte, befand sich 1819 im Palaste des ErzherzogsJohann von Österreich. Letzterer übersandte sie damals an den Wiener Buch-drucker Anton Strauß nebst einem Schreiben, worin der Erzherzog sagte, »daßdiese Presse am füglichsten bei dem Manne aufgestellt sei, der ... in der Folge inseinem eigenen Etablissement, dem ausgedehntesten des ganzen österreichi-schen Kaiserstaates, die Typographie wirklich als Kunst betrieben und unver-drossen einer bedeutenden Stufe der Vollkommenheit zugeführt habe«. Von Straußging die Presse an den Buchdrucker Leopold Sommer über, und dieser verkauftesie mit allen Utensilien, Setzkasten und Lettern im Jahre 1850 um 995 Gulden andie k.k. Österreichische Staatsdruckerei.

Österreich 19961000 Jahre Österreich: Joseph II. und Maria Theresia

Kaiser Joseph II. von Österreich

Frankreich 1957/58

Die Nimrod-Expedition (offizieller Name »Britische Antarktis-Expedition 1907–1909«) war eine britische Forschungsreise in die Antarktis. Sie war die erste derdrei Antarktisexpeditionen, die der britische Polarforscher Ernest Shackleton or-ganisierte und leitete. Shackleton beabsichtigte mit dieser Reise vor allem, alserster Mensch den geographischen Südpol zu erreichen, was ihm aber nicht ge-lang. Während der Überwinterung der Nimrod-Expedition entstand dasExpeditionsbuch »Aurora Australis«. Es enthält zehn Beiträge der Expeditions-teilnehmer, die mit Lithographien und Radierungen von George Marston illustriertsind. Es war das erste Buch, das in der Antarktis gedruckt wurde. Die Originaledes Expeditionsbuchs »Aurora Australis« verblieben im privaten Umfeld derExpeditionsteilnehmer.

Ernest Joycewar zuständig für die Hunde, die Schlitten und die zoologischen Sammlungensowie für allgemeine Lagertätigkeiten. Die Nimrod-Expedition war nach der Teil-nahme an der »Discovery Expedition« von Robert Falcon Scott (1901–1904) sei-ne zweite Reise in die Antarktis. Nach dem Besuch der »Greenwich Royal Hospi-tal School for Orphans« ging er 1891 zur Navy und wurde im Laufe seiner Marine-karriere zum Unteroffizier 1. Klasse befördert. Joyce diente als Vollmatrose anBord der »Gibraltar«, stationiert in Kapstadt, als er im Oktober 1901 die Gelegen-heit ergriff, zu Scotts erster Antarktisexpedition zu wechseln. Eher ein Besatzungs-mitglied des Schiffes als Mitglied der Küstenmannschaft, erwartete er nicht, imEis zu bleiben, doch als die »Discovery« einfror, blieb er gezwungenerweise undgewann erste Erfahrungen mit Schlitten und Hunden. Unter seinen Kameradenwaren Ernest Shackleton, auf den er einen guten Eindruck machte, und FrankWild, der auf einer späteren Reise ein enger Gefährte wurde und mit dem er auf

Ernest Joyce

Irland 2004

dieser ersten Expedition die niedriger gelegenen Hänge des bis dahinunbestiegenen Mount Erebus erforschte. Nach dem Ende der Expedition kehrteer zurück zur Navy und wurde zum Bootsmann befördert. 1905 verließ er dieNavy, trat jedoch ein Jahr später wieder ein und schloß sich 1907 der Nimrod-Expedition an. Joyce wurde von einem anderen Expeditionsteilnehmer (Mars-hall) als unintelligent, nachtragend und unverträglich geschildert. Wild und Joycestellten das erste in der Antarktis gedruckte Buch her: »Aurora Australis«. Unmit-telbar vor dem Beginn der Nimrod-Expedition machten Ernest Joyce und FrankWild einen Crash-Kurs in Satzherstellung und Druck; die traditionelle siebenjäh-rige Ausbildung von Druckern wurde durch diesen 3-Wochen-Kurs in der Londo-ner Druckerei von Joseph Causton and Sons Ltd. in Hampshire ersetzt. Sie lern-ten Setzen, den Gebrauch von Druckfarbe und Verwendung von Farben, Design,Schneiden und Ätzen von Kupferstichen und Lithographien und eine ausreichen-de Einführung in ­einen Druckprozeß. Die Firma überließ Shackleton für seineExpedition eine Albion-Druckpresse und eine kleine Kupferstichpresse; im Plandes Expeditionshauses in der Arktis werden diese Maschinen als »printingmachine« bzw. »printing press« bezeichnet. Zusätzlich wurde die Druckerei mithandgemachtem Büttenpapier bester Qualität und einer ausreichende Menge anDruckfarbe versorgt. Joyce und Wild setzten und druckten täglich zwei Seiten;eine Lampe erwärmte die kalten Lettern, so daß sie damit arbeiten konnten. DieDruckfarbe wurde bei einer zu großen Kälte klebrig und begann einzufrieren:»The tempe­rature varies from cold to colder«. Joyce und Wild hielten eine ­Ker-ze unter die Druckform, um die Druckfarbe flüssig zu halten. Nach dem Probeab-zug mußten die vielen Fehler korrigiert werden, bevor gedruckt werden konnte.Und nach dem Druck mußten die Lettern mit klammen Fingern wieder abgelegtwerden. Shackleton schreibt in seinem Bericht über die Expedition: »The early

Ernest Joyce

days of the printing department werde not exactly happy.« Es wurden zwischen25 und 30 Exemplare gedruckt, die ursprünglich für den Verkauf gedacht waren,aber schließlich an die Expeditionsteilnehmern und an Freunde sowie Unterstützerverschenkt wurden. Das Buch, das während der Nimrod-Expedition gedrucktwurde, umfaßt 120 Seiten. Bernhard Day entwickelte eine Möglichkeit, die ge-druckten Seiten ordentlich zusammenzubinden: In jede Seite wurden drei Löchergestanzt und dann mit einer starken grünen Schnur zusammengebunden. Fürden Einband verwendete er Sperrholzbretter aus Birke oder Hartholz (drei Schich-ten) von mitgeführten Transportkisten, die er passend schnitt, reinigte, hobelte,die Ränder und Kanten abschrägte und polierte, so daß sie glänzten. BraunesLeder nahm er für den Buchrücken und für die Kanten seiner Buchdeckel. Aufdem Buchrücken wurde die erst in der Antarktis entworfene Handelsmarke, zweiPinguine in einem Rahmen, eingeprägt. »Published at the Winter Quarters of theBritish Antarctic Expedition during the Winter Months of April, May, June, July190. Illustrated with Lithographs and Etchings, by George Marston. Printed at theSign of »The Penguin«, by Joyce and Wild. Latitude 77° 32’ South Longitude166° 12’ East Antarctica.«

Ernest Joyce

Jakob Kaiser(1888–1961) stammt aus Hammelburg und war ein gelernter Buchbinder. 1912wird er Mitglied der christlichen Gewerkschaften, 1918–1933 ist er Landes-geschäftsführer der christlichen Gewerkschaften in Rheinland und Westfalen, imMärz 1933 wird er Mitglied des Reichstags. Er verweigert 1933 seine Zustim-mung und Unterschrift zur Gleichschaltung der Gewerkschaften und ist imFührungskreis der Vereinigten Gewerkschaften. Er wird Widerständler und muß1938 mehrere Monate in Gestapohaft. 1945 wird Kaiser Mitbegründer der CDU inder Sowjetischen Besatzungszone (Ost-CDU) und 1947 deren Vorsitzender, imselben Jahr wird er von der Sowjetischen Militär-Administration seiner Ämter ent-hoben. Kaiser ist Stadtrat in Westberlin, bevor er 1949 Bundesminister für Ge-samtdeutsche Fragen (bis 1957) wird, mehrmals ist er stellvertretender Vorsitzen-der der Ost-CDU, nach 1958 Ehrenvorsitzender der Ost-CDU. Kaiser vertrat mitHans Katzer den Arbeitnehmerflügel innerhalb der CDU und stand AdenauersPolitik der Westintegration skeptisch gegenüber.

Bundesrepublik Deutschland 1988

Nikola Karastojanov(1778–1834) druckte seit 1828 im Keller seines Wohnhauses auf einer kleinenHandpresse in Samakov fromme Druckschriften, Heiligenbilder und Traktate alsBlockbücher für die Pilger des Klosters von Rila. Er war Volksschullehrer undBuchhändler. Um 1836 kaufte er rund 200 Kilogramm Schriftenmaterial von derUniversitätsdruckerei in Budapest und begann mit dem Druck mit beweglichenLettern. Zu diesem Zeitpunkt besaß er noch keine Druckerlaubnis. Sein erstesBuch erschien illegal 1846. Erst 1847 erhielt Karastojanov von dem griechischenBischof in Samakov die Erlaubnis, »kirchliche und nützliche Bücher« zu drucken.Sein Sohn Athanas, ein gelernter Holzschneider, Kupferstecher und Drucker,schnitt die Illustrationen und Initialen für diese Bücher. Während der Sohn inBelgrad neue Lettern, Materialien und Instrumente kaufte, brach eine Revolutiongegen die osmanische Herrschaft aus. Die Druckerei konnte deshalb nicht weiter-geführt werden.

Bulgarien 1940

Bulgarien 1978

Pieter van den Keere(Peter, Petrus Kaerius, 1570–1646) war ein flämischer Kupferstecher, Verlegerund Buchhändler sowie ein weithin gerühmter Landkartenhersteller. Sein Vaterwar der Buchdrucker und Schriftgießer Hendrik van den Keere d.J. in Gent. Auf-grund religiöser Unruhen und Verfolgungen flieht er mit seiner Schwester – wieviele andere protestantische Niederländer – 1584 nach London; seine Schwesterheiratet hier Jodocus Hondius d.Ä., bei dem Pieter van den Keere Gravieren undden Kupferstich gelernt. 1592 stellt er eine Karte Irlands (»Hyberniae novissimadescriptio«) her, die später von Abraham Ortelius im »Theatrum« herausgege-ben wird. 1593 arbeitet er für John Nordens »Speculum Britanniae«. 1595 kanner nach Holland zurückkehren, wo er sich in Amsterdam niederläßt und dort biszu seinem Tod lebt und arbeitet. Um 1599 erstellt er 44 Landkarten der engli-schen, walisischen, irischen und schottischen Regionen, die jedoch nicht geschlos-sen veröffentlicht werden. Mit Hondius zusammen gibt er die »Nova totius Europaedescriptio« heraus. Nach 1603 sticht er große städtische Panoramen von (u.a.)Utrecht, Köln, Amsterdam und Paris. Um 1604 bereitet er die Veröffentlichungdes Atlas’ » Germania Inferior id est Provincuarum XVII.« vor, der 1617 heraus-kommt. Ab 1609 wird er als Verleger tätig. 1613 liefert er der Rotterdamer Admi-ralität mehrere Globen. 1617 erscheint der Atlas der Niederlande »Germaniainferior« mit seinem Namen als Verfasser und mit einigen Karten, die seine vollerSignatur zeigen. 1621 sticht er eine Weltkarte (»Nova totius terrarum orbis«), diebei Jan Janszoon in Amsterdam herauskommt.

Rumänien 2003Unterhalb der Karte Dakiens, so der Name der ehemaligenrömischen Provinz Dacia (106–271), ist der Name desKupferstechers van den Keere angegeben. Hier in Dacialebten die Daker und die Geten. Eingekesselt wurde dieProvinz von den Barbaren.

Sen Katayama(Yabuki Sugataro, 1859–1933) wurde in Hadeki (Japan) geboren. 1878 ging ernach Tokio, wo er eine Buchdruckerlehre macht und außerdem an einer kleinenHochschule studiert. Er geht dann zum Studium in die USA (u.a. »Grinnell Col-lege«), wo er Christ und Sozialist und Mitglied der American Communist Partywird; 1892 schließt er sein Studium ab. 1896 ist er wieder in Japan, wo er Heraus-geber der Zeitung der Metallarbeitergewerkschaft wird. 1903 kehrt er in die USAzurück, um den dortigen Reisanbau zu studieren, und wird ein Jahr später Mit-glied der »American Socialist Party«. In Texas wird er u.a. Reisbauer. 1907 ist erwieder in Japan, agitiert politisch und wird deshalb 1912 verhaftet. 1914 aus demGefängnis entlassen, emigriert er 1922 nach Rußland. Im selben Jahr wurde Kata-yama Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI).Katayama ist Mitbegründer der japanischen Gewerkschaften, der Sozialdemo-kratischen Partei (1901) und der Kommunistischen Partei (1922).

Sowjetunion 1967

Gottfried Keller(1819–1890) ist Sohn eines Drechslers und wuchs in ärmlichen Verhältnissenauf. 1825 bis 1831 geht er in die Züricher Armenschule, 1831 wechselt er insLandknabeninstitut von Stüßihofstätt; zwei Jahre später beginnt er eine Lehre alsLithograph in Zürich (wahrscheinlich bis Sommer 1836). 1833 kommt er auch zurkantonalen Industrieschule, von der er 1834 verwiesen wird. 1840 geht er zurAusbildung als Landschaftsmaler nach München; seine dortige schlechte wirt-schaftliche Lage zwingt ihn schon zwei Jahre später nach Zürich zurück. 1844und 1845 beteiligt er sich an der Freischärlerbewegung gegen Luzern. Mit einemStipendium des Kantons Zürich studiert er in Heidelberg Geschichte, Philosophieund Literatur. 1850–1855 hält er sich in Berlin auf und kehrt dann wieder nachZürich zurück. 1861–1876 ist er erster Stadtschreiber in Zürich. Keller gilt alsbedeutsamster Schweizer Erzähler des bürgerlichen Realismus.

Schweiz 1940»So trieb sie endlich einen Mann auf, welcher in einemalten Frauenklösterlein vor der Stadt, wenig beachtet,einen wunderlichen Kunstspuk trieb. Er war ein Maler,Kupferstecher, Lithograph und Drucker in einer Person,indem er, in einer verschollenen Manier, vielbesuchteSchweizerlandschaften zeichnete, dieselben in Kupferkratzte, abdruckte und von einigen jungen Leuten mitFarben überziehen ließ. Diese Blätter versandte er in alleWelt und führte einen dankbaren Handel damit. Dazumachte er, was ihm unter die Finger kam, sonst noch,Taufscheine mit Taufstein und Gevattersleuten, Grab-schriften mit Trauerweiden und weinenden Genien.«(aus: »Der grüne Heinrich«)

(1816–1895) war der Sohn eines Webers und entwickelte Mitte des 19. Jahrhun-derts das heute übliche Verfahren zur Papierherstellung mittels Holzschliff. Wiesein Vater machte er eine Weber- und Blattbinderlehre und 1839 erwarb inHainichen die Rechte eines Webermeisters. Eine von ihm gewünschte Lehre einesMechanikers konnte er aus finanziellen Gründen nicht antreten. Mit seinem er-lernten Beruf war er unzufrieden, da er sich mehr mit technischen Dingen befassenwollte und auch befaßte. Er beschäftigte sich mit Verbesserungs- bzw. Neuerungs-vorschlägen für technisch-mechanische Vorgänge wie Verbesserungen an land-wirtschaftlichen Geräten. Keller erfand einen künstlichen Blutegel, einen neuenTastapparat für den Morseapparat und ein Schiffsschaufelrad. Keller schlug fernervor, Papier und Pappe aus Torf und Schachteln fabrikmäßig herzustellen. Mitseiner Erfindung des Holzschliffs schuf Keller die Grundlage zur industriellen Groß-herstellung billigen Papiers. Die bis dahin übliche Methode zur Papierherstellungaus Textillumpen stieß aufgrund des Mangels an Hadern bereits um 1700 an ihreGrenzen. Gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg aber die Papier-nachfrage, auch gefördert durch das verstärkte Aufkommen von Zeitungen undder Förderung des Schulwesens und damit der Fähigkeit des Lesenkönnens.1841/42 formuliert Keller die Idee »Papier zu fertigen, von Holzfasern, welchedurch Friction erzeugt werden«. Keller erzählt, daß sie als Kinder dünne Holz-brettchen mit Löchern versehen, Kirschkerne eingeklemmt und dann die vorstehen-den Buckel der Kerne am Schleifsteine abgeschliffen hätten, um so (nach Ent-fernung des weichen Kernes) Perlenschnüre für ihre Freundinnen auf Fäden zureihen. Dabei habe er beobachtet, daß das Schleifwasser stets mit einem Faser-stoff gemischt gewesen sei, und als er um 1840 immer wieder von den Problemengehört habe, Hadern für die Papierherstellung zu beschaffen, sei er auf den Ge-danken gekommen, Papierstoffe aus Holz durch Schleifen an einem Sandstein

Friedrich Gottlob Keller

Österreich 2016 (»Meine Marke«)

Deutsche Post 2016 (Marke individuell)

herzustellen. 1844 hatte Keller mit Unterstützung seiner Frau 100 kg Holzstoffgeschliffen und ließ diesen in der Papiermühle von K. F. G. Kuhn zu Alt-Chemnitzmit 40 Prozent Lumpenpapiermasse in Druckpapier umwandeln. Wie der KanadierCharles Fenerty im Jahr 1838/39 entdeckte Keller, daß sich Wespen ihre Nesteraus eingespeichelten Holzfaserstoffen bauten (die Idee war erstmals von RenéAntoine de Ferchault Réaumur im 18. Jahrhundert formuliert worden). Nicht ver-gessen sein soll an dieser Stelle, daß die Idee, aus Holz Papier zu machen, bereitsder evangelische Prediger Jakob Christian Schäffer in Regensburg im 18. Jahr-hundert hatte. Schäffer hatte in den Jahren 1762–1771 Versuche unternommen,aus verschiedenen pflanzlichen Stoffen (z.B. Kartoffeln) Papier herzustellen. AuchSchäffer kam durch die Beobachtung von Wespennestern auf seine Überlegungender Papierherstellung. Ende 1843 gelang Keller aus einer Mischung von fein-geschliffenem Holz und Lumpen die Papierherstellung. 1845 erwarb Keller diePapiermühle in Kühnhaide bei Marienberg im Erzgebirge. Auf seinem ersten Papierwurde noch im selben Jahr das Frankenberger Kreisblatt gedruckt. 1845 erhältKeller auch ein sächsisches Patent auf seine Erfindung. Keller scheiterte am fehlen-den kaufmännischen Geschick und ungenügenden Eigenkapital. Während einesHochwassers wurde zudem die Mühle beschädigt. Keller war dadurch genötigt,sein Patent der Papierherstellung dem Heidenheimer Fabrikanten Heinrich Voelter(1817–1887) zu verkaufen, der gemeinsam mit Johann Matthäus Voith (1803 bis1874) das Holzschliffverfahren weiterentwickelte. 1853 siedelte Keller nach Krippenim heutigen Bad Schandau (Sächsische Schweiz) um und betrieb dort eine mecha-nische Werkstatt. In der Folgezeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung forst-wirtschaftlicher Meßwerkzeuge und der Herstellung von Fräs- und Hobelmaschi-nen. Seine durch die Papiermühle entstandenen Schulden konnte er dabei nichtabbauen. Erst ein 1892 erfolgter Aufruf an die Öffentlichkeit ermöglichte aus Samm-lungen die Zahlung einer monatlichen Rente.

Friedrich Gottlob Keller

Johann Matthäus Voith war gelernter Schlosser, der in seiner Werkstatt Spinn-Kunstwoll- und Druckmaschinen herstellte. Sein Nachbarn Heinrich Voelter wargelernter Kaufmann und wurde von seinem Vater, der eine Papiermühle betrieb,im Papiermachen unterrichtet. Voelter, der in seiner Wanderzeit auch in der Papier-mühle von Carl-Friedrich August Fischer in Bautzen arbeitete und später die Papier-mühle leitete, lernte in dieser Zeit Gottlob Keller kennen und laufte schließlich1846 dessen Patent auf; Voelter ließ sich von Voith zwei Spindelschleifer für einePapiermühle konstruieren. Nachdem 1864 Voelters Papierfabrik abbrannte, wurdedie Papierherstellung in Heidenheim endgültig eingestellt (in Heidenheim wurdebereits seit 1530 Papier hergestellt). Ab 1852 verkauften Voith und Voelter gemein-sam Holzschleifereien an Papierfabriken in aller Welt. 1882–2011 stellte die spätereVoith AG vollständige Anlagen für die Papierherstellung her.

Friedrich Gottlob Keller

(Kempelen Farkas, Ján Vlk Kempelen; 1734–1804) war Architekt, ungarischerBeamter unter Kaiserin Maria Theresia, Erfinder des »Schachtürken« und vonLettern für Blinde sowie einer Druckmaschine. Kempelen besuchte das Gymna-sium in Preßburg und anschließend die Akademie in Raab (Györ), wo er auf eineBeamtenlaufbahn vorbereitet wurde. Kempelen beherrschte die SprachenDeutsch, Ungarisch, Französisch, Italienisch und Latein, später lernte er wohlzusätzlich noch Englisch. Nach ausgedehnten Reisen in Italien wurde er Mitgliedeiner Kommission, die den »Codex Theresianus«, den lateinischen Entwurf einesbürgerlichen Gesetzbuches ins Deutsche (nach anderen Angaben ins Ungari-sche) übertrug. Er wurde Konzipist der ungarischen Hofkammer und einige Jahrespäter zum Hofkammerrat befördert. 1765 wurde er Beauftragter für das Salz-wesen und Siedlungswesen im Banat; er war verantwortlich für die Ansiedlungvon rund 37.000 Familien, beteiligte sich am Entwurf geeigneter Wohngebäudefür die Siedler, führte den Anbau von Flachs ein und errichtete eine Seidenfabrik.Im Banat ließ er Sümpfe trockenlegen, Straßen wiederherstellen und Schulenbauen, außerdem führte er die Schulpflicht ein. 1776 überzeugte er den kaiser-lichen Hof von der Notwendigkeit, die Universität Tyrnau in geeignetere Räum-lichkeiten der Universität Buda zu überführen; er wurde persönlich mit der Leitungdes Umzugs beauftragt und betreute dabei besonders die Überführung der Uni-versitätsbibliothek. 1786 wurde er zum Hofrat ernannt. 1798 ging er unter Beibe-haltung seiner vollen Bezüge von 5.000 Gulden in den Ruhestand. EuropaweiteBekanntheit erlangte Kempelen durch die Konstruktion seines »Schachtürken«.Dieser erregte in kurzer Zeit großes Aufsehen und wurde von Kempelen am An-fang der 1780er Jahre auf einer zwei-jährigen Reise in europäischen Städtenvorgeführt. Während der »Schachtürke« eine vorwiegend zu Unterhaltungs-zwecken gedachte Erfindung war, ist Kempelens Sprechmaschine zur Hervor-

Wolfgang von Kempelen

Slowakei 1994

bringung menschlicher Sprachlaute eine auch wissenschaftsgeschichtlich bedeu-tende Leistung. Spätestens ab 1769 stellte Kempelen erste Untersuchungen mitMusikinstrumenten an. 1791 veröffentlichte er seine Forschungen in »Wolfgangsvon Kempelen k.k. wirklichen Hofraths Mechanismus der menschlichen Sprachenebst der Beschreibung seiner sprechenden Maschine«. 1778 wurde Kempelender Sängerin, Komponistin und Pianistin Maria Theresia Paradis vorgestellt, diewegen ihrer Blindheit Analphabetin geblieben war. Auf Bitten seiner Kaiserin er-fand Kempelen als Hilfsmittel einen dreidimensional tastbaren Letternsatz undbrachte der Blinden damit das Lesen und Schreiben bei. 1779 baute er für sieeine Druckmaschine mit beweglichem Letternsatz und einen Setzkasten. Als Archi-tekt entwarf Kemperlen 1770 eine Pontonbrücke über die Donau bei Preßburg;1774 erfand er ein mobiles Bett, in dem die Kaiserin während ihrer Genesung voneiner Pockenerkrankung liegen, sitzen, schreiben und ihren Regierungsgeschäftennachgehen konnte und 1777 und 1780 baute er zwei Dampfmaschinen, die späterfür den Bau des Franzkanals eingesetzt wurden. 1788 oder 1789 erhielt er einkaiserliches Patent für den Entwurf einer Dampfmaschine zum Betrieb von Mühl-werken. Kempelen war ein begabter Zeichner und Radierer. Seit 1789 war erEhrenmitglied der Wiener Akademie der Künste.

Wolfgang von Kempelen

Abchasien 1998

Ungarn 1974Als »Schachtürke« wird ein vorgeblichen Schachroboterbezeichnet, der 1769 von Wolfgang von Kempelenkonstruiert und gebaut wurde. Der Erbauer ließ bei denZuschauern den Eindruck entstehen, daß dieses Gerätselbständig Schach spielte. Tatsächlich war darin aber einmenschlicher Schachspieler versteckt, der es bediente. DieSchachmaschine bestand aus einer in türkische Trachtgekleideten Figur eines Mannes, der vor einem Tisch mitSchachbrett saß. Die Figur hat mit vielen bekannten Schach-spielern der damaligen Zeit gespielt. Der Türke begannimmer die Partie, hob den linken Arm, bewegte die Schach-figur und legte den Arm dann wieder auf ein Polster zurück.War der Zug falsch, schüttelte er den Kopf und korrigierte diePosition der Figur. Bei Gardez nickte er zweimal, bei Schachdreimal mit dem Kopf. Alle Bewegungen waren von einemGeräusch ähnlich dem eines ablaufenden Uhrwerksbegleitet. Kempelen, der jedem, der es sehen wollte, dasInnere der Maschine und ihre Mechanik gerne zeigte, standwährend des Spiels etwas abseits und blickte in einenkleinen Kasten, der auf einem Tisch stand.

Johannes Kepler(1571–1630) stammt aus Weil der Stadt und wurde einer der berühmtesten Astro-nomen und Mathematiker. Er war u.a. Hofmathematiker bei Kaiser Rudolf in Prag.1583 bestand er in Stuttgart das Landesexamen und erhielt aufgrund seiner Be-urteilung die württembergische Begabtenförderung. 1584 ist er an der Kloster-schule Adelberg und 1587 in Maulbronn. 1588 studiert er Theologie an der Uni-versität Tübingen. Hier wird ihm das Ruoffsche Stipendium der Stadt Weil ge-währt. Ebenso wie der Chronologie widmete er sich auch der Astrologie. Die Theo-logie vernachlässigte er. Kepler trat im April 1594 seine Stelle als Professor fürMathematik und Astronomie in der obersten Klasse der evangelischen Stiftsschulein Graz an. Für die Jahre 1595–1600 erstellte er als Professor der Mathematik 6Kalender für die Stadt Graz. Die Lehrtätigkeit in Graz entsprach nicht KeplersWünschen. Der Versuch, eine, wenn auch nur kleine Professur in Tübingen zuerhalten, blieb erfolglos. In dieser Lage begrüßte er Tycho Brahes Einladung undreiste im Januar 1600 nach Prag. Nach Tycho Brahes Tod wurde er unter derHerrschaft der drei habsburgischen Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II.Hofmathematiker. Er war für die Horoskope zuständig. Ferner erhielt er vonRudolph II. den Auftrag, die (später sog.) Rudolphinischen Tafeln auf Grund derBeobachtungen von Tycho Brahe zu erstellen. 1612 starb Kaiser Rudolf II. undes kam zu religiösen Spannungen. Kepler ging als Provinzmathematiker nachLinz (1627 bis 1636). Kepler ließ bei dem Drucker Johann Planck drucken, den ernach Linz geholt hatte; Kepler war auch an der Herstellung des Satzes beteiligt.Da Planck nur die üblichen Typen besaß, mußte er 1616 in Passau die besonderenZahlentypen kaufen; die Auflage von Keplers Kalender war so hoch, daß derDruck für Planck erhebliche finanzielle Einbußen mit sich brachte. Auch in Linzkam es für Kepler zu religiösen Auseinandersetzungen. Er hatte auch Schwierig-keiten, von Kaiser Ferdinand II. sein Honorar zu bekommen. Seine Bibliothekwurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen

Elfenbeinküste 2012

Mali 1980

Komoren 1980

Messe gezwungen. Mitte 1624 lag das Manuskript druckfertig vor. Der Druck ver-zögerte sich u.a. durch langwierige Verhandlungen mit den Erben Brahes, dieumständliche Papierbeschaffung, die schwierige Finanzierung des kaiserlichenAuftrags und die Wahl des Druckorts. Nach 1625 war endlich auch die Zeit ge-kommen, daß Kepler den Druck seines längst erwarteten astronomischen Haupt-werks, der »Tabulae Rudolphinae« einleiten konnte. Als Linz im Juni 1626 vonAufständischen eingeschlossen wird, zerstört ein Brand den zum Druck vorberei-teten Satz. Nach dem Ende der Belagerung erhielt Kepler die vom Kaiser erbete-ne Bewilligung, den Druck in Ulm fortzusetzen. Nach kurzem Aufenthalt in Re-gensburg reiste Kepler mit einem Wagen, auf dem sich auch sein eigenes Typen-material befand, nach Ulm weiter, wo das Papier zum Druck der Tafeln schonbereitlag. Monate verbrachte er nun in der Druckerei des Jonas Sauer, leitete dietypographischen Arbeiten, nahm dabei auch noch an seiner Textvorlage Ände-rungen vor und legte überall mit Hand an, so daß das Anfang September 1627fertige Druckwerk, die »Tabulae Rudolphinae«, auch hierin von ihm geprägt wur-de. Auf dem Weg nach Sagan (bei Görlitz) war Kepler 1628 als Setzer in derDruckerei von Hans Rambau d.J. in Görlitz tätig. Nach eigener Aussage habe eran zwei Büchern mitgearbeitet. Nach Auflösung seines Dienstverhältnisses inLinz kam Kepler am 26. Juli 1628 mit seiner Familie in Sagan an, um dem Herzogvon Friedland die Zukunft vorherzusagen; er blieb trotz seines evangelischenGlaubens bei dem katholischen Wallenstein unangefochten. Kepler richtete eineDruckerei ein, für die er Presse, Drucker, Setzer, Lettern und Papier nach langenSchreibereien und mehreren Reisen bereitstellte. Den als erstes vorgesehenenDruck der Braheschen Beobachtungen verschob Kepler zugunsten der Fortset-zung der Jahrgänge 1617/20 seines Ephemeridenwerks. Während der Druck-pausen an den Ephemeriden begann Kepler mit dem Druck einer weiteren Schrift»Somnium seu Astronomia Lunaris«. Den Abschluß des Drucks erlebte Keplernicht mehr; sein Sohn Ludwig ließ das Buch 1634 drucken.

Johannes Kepler

Volksrepublik Korea 1971Johannes Kepler, Galileo Galilei (Begründer der modernenPhysik und Astronom, 1564–1642), Friedrich WilhelmHerschel (Musiker und Astronom, 1738–1822) und UrbainJean Joseph Le Verrier (Mathematiker und Astronom,1811–1877)

Fujeira 1972

Johannes Kepler

Ajman 1972

Ajman 1972

Komoren 1981

Johannes Kepler

Guinea 2008

Guinea 1994

Rumänien 1971

Bundesrepublik Deutschland 1971Die Zeichnungen sind aus Keplers Schrift »Astronomia novaaitiologetos seu Physica coelestis«. Das Buch erschien 1609 inHeidelberg bei Gotthard Vögelin.

Deutsche Demokratische Republik1971

Mongolei 1980

Guinea 2010Johann Kepler in »De Stella Nova inpede serpentarii« (Prag 1606): »Nachder Geburt der Typographie wurdenBücher zum Gemeingut, von nun an warfsich überall in Europa alles auf dasStudium der Literatur, nun wurden soviele Universitäten gegründet, entstan-den plötzlich so viele Gelehrte, daß balddiejenigen, die die Barbarei beibehaltenwollten, alles Ansehen verloren.«(Kein Land on Kepler-Marke?)

Malawi 2011Johannes Kepler und Isaac Newton

Mozambik 2009in der unteren Reihe wird in der Mitte René Descartes abgebildet – nicht Johannes Kepler.

Johannes Kepler

Benin 2009

Benin 1971

Benin 1971

Dahomey 1971

Sierra Leone2000

Laos 1984

Paraguay 1971

Johannes Kepler

Mali 1980

Burundi 1981

Mali 2010

Ungarn 1980

Guinea-Bissau 2008

Paraguay 1999

Mexiko 1971

Cook Islands 1980

Mozambik 2009Am Tisch sitzend Kaiser Rudolf II., indessen Auftrag Kepler die sog. »TabulaeRudolphinae« erstellt.

Tschad 2009Nach dem Druck des »Mysterium Cosmographicum«, das1596 von Georg Gruppenbach in Tübingen gedrucktwurde, wollte Kepler ein Modell seines Universums als»kosmischen Becher« darstellen. An Herzog Friedrich vonWürttemberg schrieb er: »Wenn Euer fürstliche Gnadendas Werk größerer Kosten würdigen, könnten die Planetenaus Edelsteinen geschnitten werden, Saturn ein Diamant,Jupiter ein Hyazinth, Mars ein Rubin, die Erde ein Türkisoder Magnet, Venus ein gelber Augstein, Merkur ein Kri-stall, die Sonne ein Garfunkel und der Mond eine Perle.Und weil es ein Becher sein soll, möchte darinnen eineErgötzlichkeit zu Trinken gesucht werden. Im äußerstenRand müßten sieben Zapfen sein, mit den Symbolen dersieben Planeten versehen, so daß aus ihnen siebenerleiGetränk gesogen werden könnte.« Die Idee wurde wegender enormen Kosten niemals verwirklicht.

Johannes KJohannes Kepler

Marshall- Inseln 2012

Volksrepublik Korea 1971Am unteren Rand sind abgebildet (v.l.n.r.) Kopernikus,Kepler, Galilei, Newton und Halley. Auf der rechten Markesind die Mars-Monde Phobos und Deimos abgebildet.

Komoren 1988

Österreich 1953

Johannes Kepler

Marshall-Inseln 2010

Jemen Arabische Republik (YAR) 1959

Laos 1984

Tschechische Republik 2009

Königreich Jemen 1969

Henrik Keyser d.Ä.(Heinrich, Henricus Keiser) war ein vermutlich deutscher Drucker, der in Kopen-hagen von 1633 bis zu seinem Tod 1663 eine Officin betrieb, die von seinenNachfolgern über mehrere Generationen unterhalten wurde. Ihm gehörte im 17.Jahrhundert die bedeutendste Druckwerkstatt Schwedens. Er war 1636 zum kö-niglichen Drucker (»typogr. Regius«) berufen worden und besaß im erheblichemUmfang königliche Privilegien. Er erweiterte seine Officin, da er eine in Livlandvon den Schweden erbeutete Druckerei kaufen konnte. Von ihm stammen eineschwedische Bibel (1646) und das erste Kupferstichwerk mit Wappen (1650). Dievon ihm 1642 gedruckte finnische Bibel umfaßte 743 Folioblätter. Nach seinemTod 1663 führte seine Witwe die Officin bis zu ihrem Tod im folgenden Jahr; 1664kaufte sein gleichnamiger Sohn im Alter von 24 Jahren von den anderen Erbendie Officin. 1691–1693 arbeitete Henrik Keyser d.J. (1640–1699) als Univer-sitätsdrucker in Uppsala; der jüngere Henrik, der 1678 ebenfalls königlicher Druckerwurde, publizierte unter dem Titel »Någre få prooff. Hoos Henrick Keiser Kongl.Maytz: och Upsal. Acad. Booktryckiare Stockholm 1691« das erste schwedischeMusterbuch über seine 32 Schriften (Fraktur, Antiqua, Kursive und hebräischeTypen). Sein gleichnamiger Sohn führte die Geschäfte fort. Einer der GesellenKeysers d.Ä. war Christoph Brendeken, der 1676 nach Tallinn übersiedelte, dortdie Witwe des Druckers Adolph Simon heiratete und dessen Nachfolger als Gym-nasialdrucker wurde.

Finnland 1942Die in finnischer Sprache gedruckte Bibel liegt auf dem Altar(rechte Briefmarke), während die linke Briefmarke zeigt, wiesorgfältig Henrik Keyser das bedruckte Blatt Papier abhebt.1602 berief der schwedische König Karl IX. (1550–1611) imZusammenhang mit der lutherischen Reformation einen Aus-schuß aus acht Mitgliedern. Führendes Mitglied war derBischof von Turku, Erik Sorolainen; die Übersetzung war wohlnicht gelungen, so daß vom Reichstag auf Anregung vonBischof Johan Rothovius eine neue Kommission mit vierMitgliedern berufen wurde. 1641 war die handschriftlicheFassung der Bibelübersetzung fertiggestellt. Der Sekretär derKommission, der Gymnasiallehrer Jonas Mathiae Raumannus,übertrug das Manuskript in Druckbuchstaben und versah dieeinzelnen Seiten mit Umrahmungslinien, damit die schwedi-schen Setzer, des Finnischen nicht mächtig, den Satz korrektausführen könnten. Da sich zu diesem Zeitpunkt keineDruckwerkstatt in Finnland befand, wurde die »Biblia, Se on:coci Pyhä Ramattu suomexi« in Stockholm von Henrik Keysergedruckt. Die Auflage betrug 1.200 Exemplare. Der Druck warsehr sorgfältig ausgeführt worden; eine kleine Anzahl vonExemplaren wurde mit vier Kupferstichen ausgestattet. Gewid-met wurde das Werk der Königin Christina von Schweden. Alsdie Bibel schließlich ausgedruckt war, wurden am 31. Juli 1642in allen Kirchen Finnlands die Glocken geläutet.

Henrik Keyser III.(1672–1707) hatte im Jahr 1695 die Officin seines Großvaters und Vaters in Upp-sala als Universitätsdrucker und Buchhändler übernommen. 1701 verzog er nachStockholm; die Werkstatt in Uppsala übernahm J. H. Werner. In Stockholm wardas Geschäft seiner Familie von seiner Mutter und seinem Bruder geführt wor-den. Er machte jedoch eine eigene Werkstatt auf, die er bis zu seinem Tod führte.

Schweden 1983Die nach dem schwedischen König Karl XII. benannte»BIBLIA, Thet är All then Heliga Skrift På Swensko; EfterKonung CARL then Tolftes Befalning« ist eine Fortschreibungder Reformationsbibel (Gustav-Wasa-Bibel) aus dem Jahr1541. Die »BIBLIA« im Folio-Format (43,6x28,5 cm) mitinsgesamt 962 Seiten wurde ergänzt durch mehrere Kupfer-stiche und Landkarten. Die Titelseite war zweifarbig in Rotund Schwarz gedruckt. Drucker und Buchbinder war »HenricKeysers Tryckerij«. Das Neue Testament wurde 1702, dasAlte Testament 1703 hergestellt. Die Neuausgabe der Bibelwurde erstmals in einer Antiqua-Type statt einer gotischenSchrift gedruckt. König Karl XI. (1655–1697) hatte 1686 eineKommission unter Leitung des Bischofs von Turku (Åbo),Johann Gezelius d.Ä. (1615–1690), einberufen, die eine neueÜbersetzung einschließlich der Berichtigung der Fehler der»Reformationsbibel« vornehmen sollte, doch Gezelius starbund der König auch, bevor das Werk abgeschlossen konnte.1698 wurde als Leiter einer von König Karl XII. (1682–1718)neuberufenen Kommission der Bischof von Strängnäs, EricBenzelius (1632–1709), berufen. Die Übersetzung in dieschwedische Sprache wurde 1702/03 vollendet. Viele Zitateaus der Bibel sind Bestandteil der schwedischen Alltagssprachegeworden. Des Königs eigenes Exemplare der Bibel ging inder Schlacht von Poltawa verloren, ist aber später nachSchweden zurückgebracht worden.

Miklós Misztótfalusi Kis(Tótfalusi, 1650–1702) wurde in Alsö-Mistótfalu geboren. Mit 27 Jahren verließ erein Theologisches Seminar und wurde Lehrer in Fogaras. Es gelang ihm, zurWeiterbildung in die Niederlande zu gehen, wo er als Korrektor bei Daniel Elzevierin Amsterdam den Druck der ungarisch-sprachigen Bibel für die reformierte Kircheüberwachte. 1680 geht Kis bei Willem Janszoon Blaeu in die »Lehre«; bei DirkVoskens lernte er Gravieren und Letterngießen. Er ist Schöpfer der sog. Janson-Antiqua, die ursprünglich dem Schriftschneider Anton Janson (zwischen 1660und 1690 auch in Leipzig tätig) zugeschrieben wurde; die von Kis geschnitteneAntiqua gehört als »holländische« Barock-Antiqua (»Dutch-Old-Face«-Stil) seitlangem zum klassischen Repertoire der Schrifthersteller (bei Linotype heißt dieSchrift »Ehrhardt« und bei Stempel hieß sie »Janson«) . 1683 richtete er sich inAmsterdam eine Officin ein. 1684/85 gibt er ein Musterblatt der Schriften seinerOfficin heraus; es zeigt Antiqua, Kursive, Griechisch und Hebräisch. 1685 über-setzte und druckte er eine Bibel in einem handlichen Format; 1687 folgte einNeues Testament und ein Psalmenbuch. Cosimo de Medici bietet ihm an, in Florenzeine Druckwerkstatt für ihn einzurichten, doch Kis lehnt dieses Angebot ab. MitEmpfehlung des Amsterdamer Bürgermeisters Nicolaas Witsen wurde er 1686vom georgischen König Artsil Bagration aus Moskau beauftragt, georgische Buch-staben zu schneiden. Die Georgier verwendeten zwei Schriftarten: eine kirch-liche (Hutsuri) und eine weltliche (militärische) für den Alltag (Mhedruli). Kis schufin kurzer Zeit Hutsuri- und Mhedruli-Buchstaben unter der brieflichen Leitung desschwedischen Diplomaten und Gelehrten Johann Sparvenfeldt. In seinem Buch»Mentség« (Entschuldigung) von 1697 erwähnt Miklós Kis, daß auch der georgi-sche König aus dem fernen Kaukasus (»ad radices Caucasi«) ihn beauftragt hatte,georgische Buchstaben zu schneiden. Die Buchstaben von Kis trafen in Moskauam Hof König Artsils nie ein. Sie gingen vermutlich auf dem Weg dorthin in den

Ungarn 1962Rechts unten ist das Logo der Gewerkschaft der Druck-,Papier-, Presse- und Verlagsarbeiter (»Nyomda-,a Papirirpar, a sajtó és a Könyvkiadás Dolgozóiszakszervezete« (eine Feder, eine Papierrolle vor einemgedruckten Buch) zu sehen. Die Gewerkschaft wurde 1847gegründet.

Ungarn 2000Im Hintergrund ist das von »M. Tótfalusi K. Miklós által«1698 in Kolosvaratt hergestellte Kochbuch »Sz akatsmesterségnek Köny ketskéje«, das erste in Ungarngedruckte, abgebildet. Vorlage war eine Handschrift.Das Kochbuch wurde mehrmals nachgedruckt.

Ungarn 1985»Szent Biblia az-az Istennek Ó és Uj TestamentomabanFoglaltatott egész Szent Irás, Magyar Nyelvre FordíttatottKaroli Gaspar által. Ès mostan hatodszor é kis formábankibotsattatott a Belgyomi Académiákban tanúlóMagyaroknak forgolódások által. Amstelodamban:M.Tótfalusi Kis Miklós, 1685.« (Heilige Bibel, die vollständigeHeilige Schrift Gottes zusammengefaßt im Alten undNeuen Testament. Übersetzt von Gaspar Karoli. Nun insechster Auflage und im Kleinformat herausgegeben vonden ungarischen Studierenden der Belgischen Akademie.In Amsterdam 1685).

Wirren des Schwedisch-Russischen Krieges (1788 bis 1790) verloren. Bis zuseinem Tod blieb er fest davon überzeugt, der erste gewesen zu sein, der georgi-sche Buchstaben geschnitten habe. In den Jahren 1687 bis 1689 arbeitet Kis alsSchriftgießer u.a. für Kunden in England, Polen, Schweden und Deutschland.1689 reist er nach Leipzig, wo er einige seiner Matrizen hinterläßt. Weder Kisnoch später seiner Witwe oder seinen Nachfolgern gelang es, die in Amsterdamund Leipzig hinterlassenen Matrizen nach Ungarn zu holen; 1720 tauchten Anti-qua und Kursive von Kis in einem »Verzeichniß derer Holländischen Schrifften«der »Ehrhardtischen Giesserey« in Leipzig auf. Bei der Weiterreise nach Ungarnwird Kis in Polen als Häretiker eingesperrt, kann aber fliehen. 1693/94 gründeteer eine Druckwerkstatt sowie eine Stempelschneiderei und Schriftgießerei im rumä-nischen Klausenburg. Aus den Niederlanden hatte er Stempel und Matern mit-gebracht, stellte aber auch weiterhin neue Stempel her. In Klausenburg über-nahm er die Leitung einer kirchlichen Officin, in der er 1696 eine Ausgabe vonDavids Psalmen herstellt. Mit seinen Schriften produzierte er eine umfangreicheAnzahl von Büchern; von ihm sind 84 Publikationen bekannt, u.a. druckt er daserste ungarische Kochbuch.

Miklós Misztótfalusi Kis

Munshi Newal Kishore(1836–1885) war ein indischer Verleger und Drucker aus wohlhabender brahma-nischer Familie in Aligarh. Als 22jähriger gründete er 1858 in Lucknow das »NewalKishore Press and Book Depot«, das inzwischen älteste Druckhaus Asiens. Außer-dem gründete er die erste Tageszeitung Nordindiens, The Oudh Akhbar (in Urdu)und etwa 30 öffentliche Bibliotheken, ferner einige Schulen. 1860 gab er erstmalsdie englischsprachige Wochenzeitung The Oudh Review heraus. Das Papier fürseine insgesamt 4.000 Verlagswerke und seine Zeitung beschaffte er sich durchdie von ihm errichtete Papierfabrik »The Upper India Couper Mills«, der erstenPapierfabrik in Nordindien. Für seine wirtschaftlichen und philanthropischen Maß-nahmen erhielt er mehrere öffentliche Ehrungen und Orden. 1885 gehörte er mitzu den Gründern der »Congress Party«. Kishore wird als »Caxton Indiens« be-zeichnet.

Indien 1970

Werner Klemke(1917–1994) war ein deutscher Buchgestalter, Illustrator, Holzschneider, Ge-brauchsgraphiker und Hochschullehrer. Schon als Kind und Jugendlicher zeich-nete er viel, häufig war er in Museen und Bibliotheken zu finden. Nach Besuchdes humanistischen »Köllnischen Gymnasiums« in Berlin, einer Aufbauschulefür Kinder ärmerer Bevölkerungsschichten, machte er 1936 das Abitur und be-gann anschließend eine Ausbildung als Zeichenlehrer, die er schon nach kurzerZeit (auch aus finanziellen Gründen) abbrach. 1937 begann er mit der Arbeit alsTrickfilzeichner für die Firma Kruse-Film. Im Frühherbst 1939 wurde Klemke zurWehrmacht ringezogen, als Gefreiter einer Fliegerabwehreinheit war er an derWestfront in der Schreibstube tätig. Neben dem Alltagsdienst nutzte er seine Mög-lichkeiten dazu, für holländische Juden Ausweispapiere zu fälschen und Lebens-mittelkarten herzustellen sowie auch seinen Kameraden Urlaubsscheine aus-zustellen. Etwa 300 holländische Juden konnten durch die Tätigkeit seiner Wider-standsgruppe vor der Deportation gerettet werden; erst 2011 wurde diese illegaleTätigkeit zufällig bekannt. Nach Kriegsende war er in der Nähe von Norden inOstfriesland interniert. Zufällig ergab sich hier die Gelegenheit, in einer geradewieder instandgesetzten Lithographie-Werkstatt die Technik des Steindrucks zuerproben. Im Sommer 1945 erschien, mit einer gut verkäuflichen Produktion vontäglich 15 Exemplaren, das erste deutsche Kinderbuch nach dem Krieg: »DieBremer Stadtmusikanten«, von Klemke auf Stein geschrieben und gezeichnet.1946 kehrte er nach Berlin zurück. Er bemalte Lampenschirme, Ladenfrontenund die Wände von Gaststätten, schrieb Preisschilder und Wandsprüche. In denJahren 1947 bis 1950 konnte er allmählich häufiger für verschiedene Zeitschriftenwie die Neue Berliner Illustrierte, die Satire-Blätter Ulenspiegel und Frischer Windsowie für Kinderzeitschriften wie die ABC-Zeitung und Der Junge Pionier arbeiten.Vom Berliner Verlag Volk und Welt erhielt er 1948 den ersten großen Auftrag auf

Deutsche Demokratische Republik 1964»Tag des Kindes«

Werner Klemke

dem Gebiet der Buchgestaltung. Für die gewünschten mehr als hundert Holz-stich-Illustrationen zu Georg Weerths »Humoristische Skizzen aus dem deutschenHandelsleben« eignete er sich die Technik des Holzstichs an. nach diesem Auf-trag wurde er Mitarbeiter anderer Buchverlage. Nur drei Jahre später kam er alsDozent an die damalige Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst, 1956wurde er dort Professor für Buchgrafik und Typographie. 1954 unternahm er eineStudienreise nach China, die ihn zur Beschäftigung mit dem chinesischen Farb-holzschnitt anregte und erkennbar Einfluss auf seine späteren Pinselzeichnungenhatte. 1961 wurde Klemke Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste derDDR ernannt, seit 1964–1986 war er dort Sekretär der Sektion Bildende Kunst.Einer politischen Partei gehörte er nie an. 1968 erschienen seine GesammeltenWerke, 1973 wurde er Ehrenmitglied der Kunstakademie der Sowjetunion. Dieitalienische Stadt Certaldo, Geburts- und Sterbeort des Dichters GiovanniBoccaccio, verlieh ihm 1975 die Ehrenbürgerschaft für seine Buchgestaltungdes»Decamerone«. Klemkes Tätigkeiten als Buchgestaltung umfaßt die Arbeitan weit über 800 Titeln. Dazu gehören zahlreiche Klassiker der Weltliteratur wiedas Decamerone, die Canterbury Tales oder die Bekenntnisse des HochstaplersFelix Krull und Arbeiten für Kinderbücher sowie Schulbücher. Ein Schwerpunktseines Lebenswerks ist zweifellos die intensive Beschäftigung mit den Ausdrucks-möglichkeiten des Holzstichs. Klemke war einer von vier oder fünf bedeutendenKünstlern, die sie wieder aufgriffen. Vor allem die Titelseiten für das monatlicherscheinende Magazin haben Klemke landesweit Popularität verschafft. Von Ja-nuar 1955 bis Februar 1990 gestaltete Klemke die Umschläge, insgesamt alsoweit über 400mal. Die Käufer hatten das zusätzliche Vergnügen, den kleinenschwarzen Kater zu suchen, den er regelmäßig auf den Titelseiten unterbrachte.1986 erlitt Klemke einen Schlaganfall; 1988 beendete er seine künstlerische Tätig-

Deutsche Demokratische Republik 1965Aus Anlaß des 200jährigen Bestehensder Bergbauakademie FreibergDie Briefmarken wurden von Werner Klemke entworfen.

Werner Klemke

keit. Sein künstlerischer Nachlass gelangte, wie von ihm gewünscht, an dasKlingspor-Museum in Offenbach am Main. Seine private Bibliothek umfaßte etwa20.000 Bände. Für die Berliner Staatsbibliothek gestaltete er honorarfrei mehrerePublikationen und wurde dafür zum Ehrenleser ernannt, eine seltene Auszeich-nung, die zudem mit einigen Vorteilen bei der Nutzung der Bibliothek verbundenwar.

Karel Klíc(1841–1926) stammt aus Prag und erfand 1879 die Heliogravure (Vorläufer desTiefdrucks) und um 1890 den Rakeltiefdruck, das Inlaid-Linoleum und die Klico-typie. Er war in Brünn, Budapest und Wien als Zeichner, Maler und Photo-graphtätig und experimentierte erfolgreich mit der Herstellung von Reproduktionen,der Linoleumherstellung und der Galvanotechnik, für die er verschiedene Paten-te erhielt. 1886 wan-derte er nach London aus und wurde bei der »Storey Brothers«in leitender Funktion tätig; diese Firma stellte Kalikodrucke (Druck auf Baum-wollgewebe) her. 1895 wurde auf Klícs Anregung und mit seiner Mitarbeit die»Rembrandt Intaglio Printing Company« in Lancaster gegründet. Zwei Jahre späterkehrte Klíc nach Wien zurück. Die Firma »Rembrandt Intaglio Printing« stellte imRollenrotationstiefdruck Kunstblätter her, die nachträglich mit einem Prägerandversehen wurden, um echte Heliogravuren vorzutäuschen. 1961 wurde die Firmavon der »Sun Printers« in Watford gekauft.

Tschechoslowakei 1957Die auf der Briefmarke abgebildete Druckmaschine ist eineKupferdruckpresse, unterscheidet sich von der von Klícsentwickelten und zeigt die künstlerische Freiheit in derTschechoslowakei des Jahres 1957.

John und Paul Knaptonwaren bis 1789 als Buchhändler und Verleger in London aktiv. John Knaptonhatte 1712–1719 bei seinem Vater James, einem führenden Londoner Buchhänd-ler am St. Paul’s Churchyard (unter dem Zeichen »Queen’s Head«), das Ge-schäft gelernt. Nach dessen Tod übernahmen er und sein Bruder Paul das Ge-schäft. Als Verleger haben sie einige bedeutende Ausgaben wie die Werke Alex-ander Popes und die erste Ausgabe von Samuel Johnsons »Dictionary« heraus-gebracht. Ihre Buchhandlung befand sich wie die ihres Vaters am St. Paul’sChurchyard. Ihr Vater hatte als Verleger theologischer Bücher begonnen und wurde1687 erstmals im Register der Stationer’s Company aufgeführt; James Knaptonwar 1727 und abermals 1728 Master der Company of Stationers. Bereits in den1720er Jahren waren die Söhne von James im Verlag tätig. 1730 hatten sie als»James, John and Paul Knapton« ihr Geschäft unter dem Zeichen der Krone inder Ludgate-Street »near the West End of St. Paul’s«. 1734 gaben sie »The artificialclock-maker: A treatise of watch and clock-work, shewing to the meanest capacities,the art of calculating numbers to all sorts of movements; the way to alter clock-work; to make chimes, and set them to musical notes; and to calculate and correctthe motion of pendulums« heraus. 1754 verlegten die beiden Brüder »The truthof the Christian religion«. Die Söhne brachten ebenfalls mehrere theologischeBücher heraus. 1743 ließen sie erstmals die osmanische Geschichte von Can-temir unter dem Titel »The History of the Growth and Decay of the OthomanEmpire« drucken.

Sowjetunion 1973Dimitrie Cantemir (1673–1723) stammt aus Silisteni inMoldawien und Schriftsteller, Philosoph, Historiker, Linguist,Ethnograph und Geograph sowie Komponist. Zwischen 1687und 1710 lebte er in Konstantinopel. An der dortigen Griechi-schen Akademie des Patriarchiats studierte er Geschichte. 1693wurde er Nachfolger seines Vaters Fürst von Moldawien, dochdie Osmanen verhinderten die Amtsübernahme. 1710 wurde erfür drei Wochen Fürst von Moldawien und unterstützte Peterden Großen in dessen Russisch-Türkischen Krieg 1710/11.Nach dem Sieg der osmanischen Truppen in der Schlacht vonStanilesti ging Dimitrie Cantemir ins Exil nach St. Petersburg;Peter der Große ernannte ihn zum Prinzen des RussischenReichs und erhielt den Titel Reichsfürst des Heiligen RömischenReichs von Kaiser Karl VI. 1714 wurde Cantemir Mitglied derKöniglichen Akademie von Berlin, für die er im selben Jahr eineethnographische und ökonomische »Descriptio Moldaviae«erstellte. Er gilt als einer der größten Linguisten seiner Zeit undbeherrschte elf Sprachen. Von ihm stammen mehrere Werke,von denen die »Istoriei cresterii si descresterii ImperiuluiOtoman« das bedeutendste ist; 1734 wurde es erstmals inLondon und in englischer Sprache (von Knapton) gedruckt.

Izidor Imre Kner(1860–1935) war Schriftsteller, Verleger und Drucker und stammt aus Gyoma(Ungarn). 1882 gründete er eine Druckerei (heute: Marzek Kner Packaging Llc)und einen Verlag in seiner Geburtsstadt. Die Officin stellte Geschäftsdrucksachen,Kunstdrucke und Bücher und seit 1920 auch Verpackungsmaterialien her. Izidorsältester Sohn Imre (1890–1945), der in Leipzig den Druckerberuf erlernt hatte,wurde mit 17 Jahren technischer Leiter der Firma. Er gilt wie auch seine SchwesterErzsébet als Buchbinderin und sein Bruder Albert als Erneuerer der ungarischenBuchkunst; ihr Neffe György Haiman forschte über die Geschichte der Druck-kunst. Izidor Kner setzte gemeinsam mit dem Graphiker Lajos Kozma auf dieErneuerung der Druckkunst des Barocks und schuf eine klassizistische Antiqua.Die Verlagswerke der 1930er Jahre waren zumeist in einer neoklassischen Artgestaltet. Am Ende dieses Jahrzehnts flüchteten sie wegen der zunehmendenJudenverfolgung in Ungarn während der faschistischen Diktatur unter Horty indie USA.

Ungarn 1982Die Briefmarke zeigt das Firmenlogo der DruckereiKner, einen Buchführer.

Ungarn 2010

Bundesrepublik Deutschland 1975Holzschnitt aus »Geschichte Peter Hagenbachs und derBurgunder Krieg« von Conrad von Pfettisheim (?–1516),eine gereimte Chronik in 423 Versen mit der ersten Zeile:»Czuo lob vnd er der trinitöt«. Der Autor wird als»Conradvs Pfedteshem« in den ersten 18 Versen alsAkrostichon genannt und war vermutlich Priester an St.Thomas in Straßburg. Von ihm stammt eine Predigt ausdem Jahr 1490 über das Tanzlied »Der scheffer von dernuwen stat«. Der kolorierte Holzschnitt aus dem Jahr 1477zeigt die verlustreiche und erfolglose Belagerung der Stadt»Nuis« 1474/75 durch Karl den Kühnen.

Heinrich Knoblochtzer(heinricus Knobloczer, Knoblotzer, Heinrico, Henricus, Henricum, Heinrichknobloczer zu Heydelberg, Henrico, knoblochtzern, Heinryco Knöblötzer zuHaidelberg) stammt aus Ettenheim bei Straßburg, wo er auch zuerst als Buch-drucker arbeitete. 1479 wird seine Frau Anna ihres zänkischen Verhaltens wegenaus einer Pflegeanstalt für Leprakranke ausgewiesen. 1483 hat er Schulden beidem Basler Michel Tischmacher, über die ein gerichtlicher Vergleich geschlossenwird, nach dem er seine Schulden im Folgejahr zu tilgen habe. 1484 oder 1485verläßt er Straßburg, wohl auch wegen der ungünstigen wirtschaftlichen Aussich-ten. Seine letzten Drucke in Straßburg waren ein »Belial« und »Tuchers Reise«im Jahr 1484. Er geht nach Heidelberg und wird 1486 an der Universität immatri-kuliert; hier druckt er bis 1495. Sein erstes von ihm datiertes Werk in Heidelbergstammt aus dem Jahr 1489. Man nimmt an, daß er in der Zwischenzeit ebenfallsdruckte, seine Drucke jedoch nicht kennzeichnete. Eines dieser anonymen Werkeführte zu seinem Namen »Drucker des Lindelbach«; ein anderes ihm zugeschrie-benes Werk ist »Sermones de sanctis« von Hugo de Prato Florido, das Anfang1485 erschien. 1488 ist vermutlich von ihm der »Anglicus« von Bartholomaeushergestellt worden. Aus dem Jahr 1489 könnten von ihm die »Mensa philosophica«von Michael Scotus, »Nosce te« des französischen Karthäuser Johannes ausMantua und zwei Ausgaben des »Confessionale« von Bartholomaeus de Chaimisstammen. Die Hälfte aller Heidelberger Drucke Knoblochtzers sind in deutscherSprache, die er häufig mit Initialen, Rahmen, Leisten und Bildern ausschmückte.

Lorenz Kober(Laurentius, Lorentz, Laurentium Koberum, Coberj, Cober) stammt aus Weida inSachsen und wurde 1595 Bürger von Leipzig. Im Jahr 1606 beginnt er zu druk-ken oder als Buchführer bzw. Verleger drucken zu lassen; sein erstes Werk ist die»Hochzeitscarmina auf Adam Stockmann und Margaretha Voccius«. 1609 be-nutzt er Typenmaterial von Nikolaus Nerlich d.J., bei dem er möglicherweise alsFaktor tätig war. 1610/11 ist er Faktor bei dem Leipziger Drucker Tobias Beyer,der bis 1615 tätig war. Erst nach 1611 besitzt er eine eigene Officin. Im selbenJahr druckt Kober »Chorographia Tartariae Oder Warhafftige Beschreibung dervberaus wunderbahrlichen Reise, welche ... Marcus Polus ... in die Oriental undMorgenländer ... von dem Leben des Autoris«. Kober druckte in Leipzig etlichePersonalschriften. 1619 druckt er »Geistliche Madrigal mit 4. und 5. Stimmen«von Gabriel Möhlich. Im selben Jahr druckt er »Siehe, wie fein und lieblich ist’s«von Heinrich Schütz (aus Anlaß der Hochzeit des Georg Schütz mit Anna Grosse).Auf Veranlassung der Universität geht Kober 1619 nach Frankfurt (Oder) undwird dort als Buchbinder immatrikuliert. Im selben Jahr stirbt er. Seine Drucker-marke zeigt einen aufrecht stehenden Greif als Symboltier der Buchdrucker, derin seinen Klauen eine Blume mit drei Blüten und vier Blättern hält.

Ungarn 1974»Das Schach- oder König-Spiel von Gustavo Seleno,In vier unterschiedene Bücher, mit besonderm Fleiß,gründlich und ordentlich abgefasset. Auch mit dienlichenKupfern gezieret: Desgleichen vorhin nicht ausgangen.Diesem ist zu ende angefüget ein sehr …« wurde 1616von Lorenz Kober gedruckt. Der Autor ist Herzog August II.von Braunschweig-Lüneburg, der das Buch unter demPseudonym Gustavus Selenus schrieb. Das Buch enthält28 ganzseitige Kupferstiche und 45 Seiten mit weiterenKupferstichen zur Illustration des Textes sowie zahlreicheZier- und Schlußstücke. Insgesamt handelt es sich um 495Seiten. Zu kaufen war es bei dem Leipziger Verleger undBuchhändler Henning Groß d.J. Das Werk ist eine Über-setzung und Erweiterung des Schachbuchs von Ruy Lopezde Segura (»Libro de Axedrez«) aus dem Jahr 1561 inAlcalá gedruckt). Das Werk teilt sich in vier Bücher auf. DieSammlung von Anekdoten und Extrakten wurde vom Autordurch eine intensive und aufwendige Suche in denBüchern der herzoglichen Bibliothek zusammengestellt.Beigefügt ist eine Anleitung zur Beschreibung eines mittel-alterlichen Spieles »Rythmo-Machia«.

Anton Koberger(Koburger, Coberger, Coburger, Anthoni, Anthonium, 1440–1513) war ein bedeu-tender deutscher Buchdrucker, Verleger und Buchhändler. 1464 wird er erstmalserwähnt, 1467 nach einem Umzug innerhalb Nürnbergs ein zweites Mal. Er hei-ratet die Kaufmannstochter Ursula Ingram, die als Mitgift 600 Gulden in die Ehebringt. 1470 gründete er in Nürnberg eine Officin in einem Haus am Egidienplatz,das er 1489 erwarb. Sein erstes größeres Druckwerk erscheint 1472 (Albert vonEybs »Ehebüchlein«). Die Druckerei brachte es allmählich auf (vermutlich) 24Pressen und beschäftigte »100« (i.S. von sehr viele) Gesellen (Setzer, Korrektoren,Drucker, Possilierer, Illuministen, Componisten, Buchbinder). 1472 zog Kobergeraus dem Haus seiner Schwiegereltern (am Fischbach) aus und wohnte bis 1474in dem Haus »unter der Veste«. 1479 besaß Koberger mindestens drei Häuser.1488 wurde er Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg. Durch die Stei-gerung seiner Buchproduktion gelang es Koberger, mit seinem Verlag und seinerDruckerei überregionale Bedeutung zu erlangen. Er sicherte sich den regel-mäßigen Absatz durch hohe Auflagen gängiger Schriften und durch eine Verein-heitlichung von Schrift und Satz, um die Herstellungskosten zu senken. 1493erhielt Koberger die Erlaubnis vom Rat, sich eine eigene Wasserleitung in seinHaus am Egidienplatz legen zu lassen, was für die damalige Drucktechnik (An-feuchten des Papiers vor dem Druck) und für die Mengen Papier, die er bedruckte,wohl unerläßlich war. Ab den 1490er Jahren betätigte er sich auch als Verlegerund Buchhändler, der in Nürnberg ein offenes Ladengeschäft und Niederlassun-gen an allen wichtigen Handelsplätzen Europas betrieb. Zu den berühmtestenWerken aus seiner Officin zählen die zweibändige deutsche Bibelausgabe, diesog. Koberger-Bibel, in einer Vorform einer Schwabacher-Type gesetzt und mitHolzschnitten der Kölner niederdeutschen Bibel dekoriert, und die 1493 gedruck-ten Chronik des Hartmann Schedel mit 1809 Holzschnitten von Michael Wolgemut

Polen 2000

Vereinte Nationen Genf 2004Ansicht von Köln, Blatt XC/XCI der Weltchronik

und Wilhelm Pleydenwurff. Koberger druckte diese Chronik, die die zwei Nürn-berger Kaufleute Sebald Schreyer und Sebastian Kammermeister in Auftrag ge-geben hatten, in deutscher und in lateinischer Sprache, Nachdrucke lieferte Jo-hann Schönsperger in Augsburg. 1499 konnte Koberger ein Grundstück der einJahr zuvor aus Nürnberg vertriebenen Juden, die ehemalige Synagoge, erlan-gen. 1504 beendete er seine Tätigkeit als Drucker, wohl wegen seiner Zugehörig-keit zum Nürnberger Patriziat, deren Mitglieder sich nicht mit dem Handwerk ab-geben durften, und war nur noch im Verlagshandel tätig. Insgesamt ließ er wohlüber 200 Drucke herstellen. Koberger starb 1513 als einer der reichsten BürgerNürnbergs mit diversen Häusern und Betreiber bzw. Besitzer von zwei Mühlen ander Pegnitz; er war zweimal verheiratet und Vater von insgesamt 25 Kindern, vondenen die meisten sehr früh starben. 1526 wurde die Werkstatt geschlossen.

Anton Koberger

Bundesrepublik Deutschland 2005Die Schedelsche Weltchronik erschien nach etwa zwei Jahren Vorbereitungszeit für die Holzschnitte erstmals 1493 in Nürnberggedruckt in einer lateinischen und einer deutschen Fassung und war in der Werkstatt von Anton Koberger hergestellt worden. DieAuftraggeber Schreyer und Kammermeister verpflichteten sich zur Übernahme der Kosten von »babier, knecht, kauf undfuhrlohn« und für den Vertrieb des Buches. Die handschriftliche Vorlage der Chronik hat sich erhalten und befindet sich in derNürnberger Stadtbibliothek. Auf der Titelseite dieses Exemplars heißt es: »Diß ist das Exemplar des Buchs der Chronicken vnndgedechtnis der wirdigern geschichten von anbegyn der welt bis auf diese vnnsere zeit durch den Hochgelerten doctoremHartmannum Schedel erstlich in latein besamelt vnnd geschrieben vnnd nachuolgend durch Georgium Alten aus dem Latein inteutsch gebracht.« Die Auflagenhöhe ist nicht bekannt. Die lateinische Ausgabe umfaßt 656, die deutsche 596 Seiten. Für dendeutschen Text wurde eine neugegossene Schwabacher und für den lateinischen eine Rotunda-Letter verwendet. Über die Preiseder Weltchronik ist fast nichts bekannt. Ein 1495 in London verkauftes Exemplar kostete 66 Shilling 8 Pence. Das Buch wurdekein verlegerischer Erfolg, denn 1509 waren noch 571 Exemplare am Lager. Die Chronik folgt der Tradition mittelalterlicherChroniken, indem sie die Geschichte der Welt in Weltaltern darstellt: vom Ersten Weltalter, der Erschaffung der Welt, bis zumsiebten und letzten Weltalter, das den Weltuntergang und das Jüngste Gericht darstellt. In der Weltchronik werden einige Holz-schnitte (z.B. eine Konzils-Darstellung oder ein Holzschnitt von der Heuschreckenplage) mehrmals abgedruckt. Auch mehrereStädteabbildungen wurden mehrmals herangezogen (z.B. Bologna und Mainz). Unter den Illustrationen befinden sich 29 doppel-seitige Stadtansichten und zwei doppelseitige Landkarten: eine Weltkarte und eine Europakarte. Das Buch ist das am umfang-reichsten illustrierte Buch des 15. Jahrhunderts. Magdeburg ist auf Blatt CLXXIX abgebildet.

Polen 2000Ansicht von Krakau, Blatt CCLXIIII derWeltchronik

Ungarn 1966Ansicht der Burg Buda, Blatt CCLXIXder Weltchronik

Deutsches Reich Generalgouverne-ment Polen 1941Ansicht von Krakau, Blatt CCLXIIII derWeltchronik

Polen 1971Ansicht von Ferrara, Blatt CLIX,und Padua, Blatt XLIV der Weltchronik.

Polen 1971Ansicht von Bologna, Blatt LXII der Weltchronik

Polen 1981Ansicht von Breslau, Blatt CCXXXIII/CCXXXIIII undAnsicht von Krakau, Blatt CCLXIIII der Weltchronik

Tschechoslowakei 1950Ansicht von Prag, Blatt CCXXIX/CCXXX der Chronik

Anton Koberger

Anton Koberger

Tschechien 2014Prag: Kathedrale Kirche zu St. Veit auf der Prager BurgAusschnitt aus Blatt CCXXX recto

Matthias Koch1491 erhält der aus dem Elsaß stammende Deutsche Friedrich Schilling (FryderykSzyling) das Bürgerrecht in Krakau. Schilling wird als reicher Händler beschrieben.Im selben Jahr gründet er mit anderen Krakauer Bürgern eine Gesellschaft fürBau und Betrieb einer Papiermühle in einem Dorf am (Fluß) Pradnik Czerwony;der Ort befand sich im Besitz des Klosters vom Heiligen Geist. Das Wasserzei-chen der Papiermühle zeigt ein Doppelkreuz, das auch vom Kloster verwendetwurde. Die Papiermühle wurde von dem aus Reutlingen stammenden MatthiasKoch (Matys) als Pächter betrieben. 1493 wird hier das erste Papier produziert.1510 pachtet Johann Haller aus Nürnberg, ein ehemaliger Mitarbeiter von AntonKoberger, die Papiermühle. Dem Kloster zum Heiligen Geist zahlte Haller 6 DenareJahreszins. Zwischen Nürnberg und Krakau bestanden zu diesem Zeitpunkt engeHandelsbeziehungen. Diese Mühle bestand bis etwa 1655 und 1660 und wurdedurch die sog. Schwedische Überschwemmung, also durch Kriegshandlungenschwedischer Soldaten, zerstört. Die Papiermühle ist die älteste nachweisbarePapierfabrik in Polen.

Polen 1991

Rudolf Koch(1876–1934) stammt aus Offenbach am Main und erlernte nach dem Schulbesuchden Beruf eines Ziselierers. Daneben besuchte er eine Zeichenakademie. Nachdem Abschluß der Ausbildung besuchte er die Kunstgewerbeschule in Nürnbergund die Technische Hochschule in München. Eine erste Anstellung erhielt er alsMaler und Zeichner in Leipzig. Nach einem Aufenthalt in London erhielt er 1906eine Anstellung bei der Rudhardschen Schriftgießerei in Offenbach. Er entwirfthier die Schrift »Kabel« und entwirft einige weitere Schriften. Dann wird er an dieHochschule für Gestaltung in Offenbach berufen. 1933 entsteht hier eineDeutschlandkarte (in sechs Farben) für den Insel-Verlag. Für die 1842 in Oranien-burg (bei Berlin) gegründete Schreibfederfabrik Heintze & Blanckertz, die 1926ein Schriftmuseum eröffneten und ab 1928 im hauseigenen Heintze & BlanckertzVerlag eine Schriftenreihe und eine Zeitschrift (Die zeitgemäße Schrift – Zeit-schrift für Schrift- und Formgestaltung) herausgaben, liefert Koch regelmäßigBeiträge (ein weiterer Mitarbeiter ist der Engländer Edward Johnston). In diesemVerlag wurden auch Bücher von Koch publiziert, der auch für den Insel-Verlagarbeitete. Kochs Bemühungen bezogen sich auch auf die Erneuerung der deut-schen Schreibschrift, die in der gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahr-hunderts vorherrschenden Form der Deutschen Kurrentschrift, eine Schreibschrift,die aufgrund ihrer Schwierigkeit, sie zu schreiben und zu lesen, (und aufgrunddes Bormannschen Verbots der »deutschen« Schriften von 1941) inzwischen aus-gestorben ist. Neben der Entwicklung von Schriften galt Kochs Interesse der Er-neuerung des kirchlichen Kunsthandwerks. Von Koch stammen ein gutes Dutzend»gebrochene« Schriften (zu.B. Maximilian, Jessen, Deutsche Zierschrift, Frühling)und neun »runde« Schriften (z.B. Neuland, Kabel, Zeppelin, Koch-Antiqua). Von Kochstammt die Wallau, die als gebrochene Grotesk vom »Setzervolksmund« auchals »Schaftstiefelgrotesk« bezeichnet und z.B. mit der »Tannenberg« auf der Ber-liner Nord-Süd-S-Bahn-Strecke aus Anlaß der »Spiele der XI. Olympiade« 1936eingeführt wurde.

Schweiz 1942Für die Schweizer wird im Zweiten Weltkrieg eine Serie vondrei Briefmarken in den drei (von vier) Landessprachenherausgegeben. Bemerkenswert ist hierbei, daß der Textauf den Marken in »typischen« Schriften der jeweiligenSprachgemeinschaft bedruckt sind. Für den französischenTeil ist eine »Garamond«, für den italienischen eineklassizistische Antiqua (»Bodoni«) und für den deutsch-sprachigen Teil eine gebrochene Schrift gewählt worden.

Ob es sich wirklich um eine von Rudolf Koch entworfeneSchrift handelt (wie es im Michel-Katalog heißt), war bisjetzt (Mitte 2015) nicht verifizierbar.

Friedrich Gottlob Koenig(1774–1833) wurde in Eisleben in Thüringen geboren, ging schon mit 8 Jahren indie Quinta des Eislebener Gymnasiums; 1790–1794 erhielt er eine Ausbildungzum Setzer und Drucker (Schweizer Degen) bei Breitkopf & Härtel in Leipzignach Zahlung des erforderlichen »Aufdingegeldes«, danach Studium der Mathe-matik und der Mechanik in Leipzig. 1803 konstruiert er in Suhl eine erste Schnell-presse, die aus Geldgründen nicht fertiggestellt wird. Koenig reicht in Würzburgeine Bittschrift ein, die abgelehnt wird; er sucht Geldgeber in Wien, Dresden,Berlin und Leipzig – selbst in St. Petersburg – alles vergebens; darum nach Lon-don. Erfolg! Schließt mit dem Druckereibesitzer und Verleger Thomas Bensleyeinen Vertrag und bekommt für den Bau einer Druckpresse Geld. 1810 erhält erein erstes englisches Patent für die eiserne Presse und ein Jahr später wird dieMaschine bei Bensley in Betrieb genommen. 400 Bogen können in einer Stundeauf dieser Dampfdruckmaschine gedruckt werden. 1814 kauft der Times-Verlageine Druckmaschine. Dann konstruiert Koenig eine neue Maschine mit zwei Farb-werken und permanent rotierenden Druckzylinder. 1817 schließt er mit seinemFreund und Mechaniker Andreas Friedrich Bauer einen Vertrag, und beide grün-den in Oberzell bei Würzburg in einem aufgelassenen Prämonstratenserklostereine noch heute bestehende Firma für die Herstellung von Druckmaschinen. 1822läuft die erste Maschine, bald darauf wird schon die vierte Schnellpresse bestellt,die alle bei der Firma Haude & Spener aufgestellt wurde (am 13. Januar 1823wird in Berlin die Haude & Spenersche Zeitung als erste kontinentale Zeitung aufeiner Schnellpresse gedruckt). Anfänglich prosperiert die junge Firma, aber nachder französischen Juli-Revolution 1830 und der folgenden verstärkten Presse-

Deutsches Reich 1940Entwurf einer Briefmarke mit dem Konstrukteur FriedrichKoenig, die 1940 aus Anlaß des geplanten Gutenbergjahrsgemeinsam mit je einer Marke für Johannes Gutenbergund den Erfinder des Steindrucks Aloys Senefelder aus-gegeben werden sollte. Am rechten Rand ist zu lesen:»Die Buchdruck-Schnellpresse«

Österreich 2016 (»Meine Marke«)

Österreich 1979zeigt aus Anlaß des 175jährigen Bestehens seiner Staats-druckerei eine Schnellpresse von Koenig.

Bundesrepublik Deutschland 1968Koenig-Buchdruckschnellpresse.95 Prozent aller in der Welt installierten Druck-maschinen für den hochpräzisen Untergrund-und Stichtiefdruck stammen von KBA (Koenig& Bauer) in Würzburg, die 2013 rund 6.000Mitarbeiter und einen Umsatz von 500 MillionenEuro aufweist, doch auch vom allgemeinenNiedergang der Druckindustrie betroffen ist.

zensur in Deutschland fast falliert – wäre da nicht die 1825 gekaufte Papierfabrikdes ehemaligen Benediktinerklosters in Münsterschwarzach a.M. gewesen, die1828 mit der Papierproduktion begann. Friedrich Koenig war unter den ersten,die die große Bedeutung der Papiermaschine für die Entwicklung des Druck-wesens erkannten.

Friedrich Gottlob Koenig

Eliyahu Koren(bis 1962 Elias Korngold, 1907–2001) war ein in Nürnberg geborener Schrift-entwerfer und Graphiker. Er hatte die Kunstschule der Stadt Nürnberg und diestädtische Schule für Graphik und Angewandte Künste besucht, bei der er nachseinem Studium als Assistent wirkte. 1933 emigrierte er nach Haifa in Palästina,wo er u.a. für Rudi Deutsch (Dayan) in Tel Aviv Bücher illustrierte. 1936–1962 warer Leiter des Keren Kayement des Jewish National Fund wurde und verantwort-lich für Graphiken, Publikationen und Briefmarken sowie dem Goldenen Buchvon Jerusalem war. Mitte der 1950er Jahre begann er seine Arbeit an der späterso genannten (hebräischen) Koren-Bibel. Koren war bereits in den 1940er Jah-ren von Judah L. Magnes, Präsident der Hebräischen Universität in Jerusalem,gebeten worden, für einen Bibel-Druck des universitären Bibel-Komitees eineneue Schrift zu entwerfen. Nachdem die Hebrew University Press eine Offset-Ausgabe der British and Foreign Bible Society mit Anmerkungen von Moshe Da-vid Cassuto publizierte, schied Koren aus dem Projekt aus und teilte mit, daß ereine eigene Bibel-Ausgabe drucken werde. 1957 gründete er ein unabhängigesStudio und 1961 in Jerusalem den Verlag Koren Publishers, der ein Jahr späterdie sog. Koren-Bibel herstellte und sich auf religiöse Literatur spezialisierte. Eswurde eine der wenigen Bibeln, die nach der Inkunabelzeit von einem jüdischenDrucker hergestellt wurde. Für die Bibel schuf er eine eigene Schrifttype (KorenBibel Type). 1962 veröffentliche Korngold die Tora als ersten Teil seiner Bibel,1964 folgte die anderen Teile der Hebräischen Bibel. Der Oberrabiner von Israelakzeptierte die Koren-Bibel für die Lesungen in den Synagogen; der jeweiligeStaatspräsident Israels legt seinen Eid auf der Koren-Bibel ab. Die Bibel wird vonErziehungsministerium an Schulen verteilt. In den 1970er Jahren begann Korenmit der Herstellung eines Gebetbuches (Koren Siddur), für das er eine besondereSchrifttype und ein besonderes Layout schuf. 1981 wurde dieses Buch publiziert.2009 gab Koren Publishers eine neue englischsprachige Version des Gebetbuches(Koren Sacks Siddur) mit einer Einführung des Rabbi Lord Jonathan Sacks heraus.

Israel 2012Auf dem Tab ist das Logo des Koren-Verlags.

Johann Krafft und ErbenJohann Krafft d.Ä. (Johannes, Hans, Crafft, Kraft, Crato, Ioannum Cratonem,Ioannes, ?–1578) stammt aus Usingen (Wetterau). Verheiratet war er mit Marga-rete Pfeiffer, die eine entfernte Verwandte des Druckers Hans Lufft war, mit der erfünf Söhne und eine Tochter hatte. Er arbeitete seit 1549 in Wittenberg als selb-ständiger Drucker, nachdem von den vormals dort ansässigen Buchdruckern dereine, Georg Rhau, verstarb, und der andere, mit ihm weitläufig verwandte HansLufft, nach Königsberg übersiedelte. Sein erster Druck war 1546 »Vrsprvng undvrsach« von Martin Schrot; in diesem Jahr hat er vermutlich noch nicht in Witten-berg gewohnt und diesen Druck bei Georg Rhau hergestellt oder herstellen las-sen. 1549, etwa ein Jahr nach Rhaus Tod, kam als weiterer Druck in wohl jetzteigener Officin Melanchthons »Defensio. Conivgii Sacerdotvm Pia« heraus. 1553konnte er sich ein Haus im Judenviertel kaufen, für das er neben dem Kaufpreis25 Groschen 6 Pfennig Steuern zahlen mußte, und errichtete hier eine neue Officin.Weil er eine Nachbarin mit »Schmähworten bedacht und vff der Gassen angetast«hatte, mußte er eine Strafe von 24 Groschen zahlen. 1558 wurde eine weitereStrafe fällig, da er »das ganze weibliche geschlecht alhir geschmehet und verunret«hatte. Seine rund 850 Drucke zeichneten sich durch gute Typographie und Papier-qualität aus. Er stellte auch hebräische Titel her. Als bedeutendster WittenbergerReformationsdrucker der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert druckte er allein 43Schriften (teilweise mehrmals) seines Freundes Philipp Melanchthons, darunterdie »Loci theologici« (1555, 1559, 1563) und »Epistolae selectiores aliquot«. Da-neben erschienen in Kraffts Officin humanistische und hebräische Werke; aucheinige Schriften Luthers wurden von ihm hergestellt. Nach 1564 besuchte er re-gelmäßig die Messe in Frankfurt am Main und gehörte 1567–1576 (trotz der be-straften Schmähungen der Frauen Wittenbergs) als angesehener Bürger demRat der Stadt Wittenberg an und war sogar Mitglied des Stadtgerichts. Er starb

Slowenien 2007Jurij Dalmatin (1547–1589) stammt aus einer dalmatini-schen Adelsfamilie und war ein protestantischer Über-setzer der Bibel in die slowenische Sprache. In den Jahren1565–1566 besuchte er die Klosterschule in Bebenhausenund studierte danach bis 1572 Theologie in Tübingen.1572 übersetzte er im Auftrag von Primož Trubar dieGenesis in die slowenische Sprache. Im selben Jahr wurdeer Prediger in Laibach (Ljubljana). Dalmatin übersetzteals erster die gesamte Bibel aus dem Hebräischen bzw.Griechischen in seine Muttersprache, wobei er die deut-sche Fassung von Luther zu Hilfe nahm. Zur Übersetzungder Bibel soll er sich auf Burg Auersperg aufgehaltenhaben. Im Oktober 1580 geht er nach Graz und Klagenfurt,um die Bibel drucken zu lassen. Tatsächlich wurde dieseerste slowenischsprachige Bibel dann 1584 in Wittenberggedruckt. In den folgenden Jahren wurden 870 seinerslowenischen Bibeln in Fässern versteckt nach Kraingeschafft, 330 in die Steiermark

1578. Nach des älteren Kraffts Tod führten seine Söhne Zacharias (Crato) undJohann Krafft (Johannes) die Firma bis 1614 weiter. Zacharias Krafft begann 1586selbständig zu arbeiten. Er konnte ebenfalls hebräische Schriften herstellen, fürdie er einen jüdischen Korrektor beschäftigte. Insgesamt druckte er rund 60 Werke.Sein letzter Druck erschien 1590 (vermutlich posthum): »Annotationes in Gram-matica« von Philipp Melanchthon. Seinen Anteil an der väterlichen Officin über-nahm sein Bruder. Johann Krafft d.J. (Crato, Ioannis Cratonis junioris, Iohannis)studierte in Heidelberg und schloß mit dem Magistergrad ab. 1589 trat er in dieOfficin des von seinem Bruder geführten Geschäfts ein. In diesem Jahr erschienauch sein erster Druck. Dem Frankfurter Drucker Johann Dörffer lieh er für etwa20 Werke sein Typenmaterial. Insgesamt druckte Krafft rund 200 Werke. 1601kommt der letzte Druck von ihm heraus. Er beendete in diesem Jahr seine Tätig-keit. Die Werkstatt (officina Cratoniana) bestand bis 1609.

Johann Krafft und Erben

Slowenien 2017(rechts)

Wilhelm Johann Krafft(1833–1908) war ein Siebenbürger Drucker und Verleger, der nach dem Besuchdes Gymnasiums in seiner Geburtsstadt Schäßburg bei Johann Gött in Kronstadt(Brasov) eine Lehre als Buchdrucker machte. 1853 ging er auf Wanderschaftnach Hermannstadt, Temeswar, Pforzheim, Berlin, Münster und Schwerin. Er kehr-te im September 1858 zurück und fand Anstellung in der Officin von Samuel Filtschin Hermannstadt, wo er ein Jahr später zum Geschäftsführer ernannt wurde. Am21. Februar 1860 heiratete er die Tochter seines Prinzipals Caroline ElisabethaFiltsch (gest. 1897), mit der er den Sohn Carl Wilhelm Krafft (1861–1929) unddrei Töchter hatte. 1868 übernahm er die Druckerei seines Schwiegervaters, be-nannte sie um in »W. Krafft – Buchdruckerei, Buchhandlung, Linieranstalt undPapierdütenfabrik«, rationalisierte den Betrieb und zog damit um in die Reisper-gasse Nr. 10. Da sein Schwager J. Spreer die Filtsche Verlagsbuchhandlung über-nommen hatte, gründete er eine eigene. Er gründete auch einen Filialbetrieb amMarktplatz in Schäßburg. Nach dem Tod des Wiener Verlegers Karl Graeser (1849–1899), der ebenfalls Drucker bei Filtsch gelernt hatte, übernahm er dessen ge-samten Bestände an siebenbürgischen Büchern. Er gründete eine Verlags-abteilung für rumänische Bücher und soll damals das größte Lager rumänischerBücher besessen haben. Zur Verlagsproduktion gehörte unter anderen die vonGeorg Daniel Teutsch begonnene und von dessen Sohn Friedrich fortgesetzte»Geschichte der Siebenbürger Sachsen f. d. sächsische Volk«. Für die Heraus-gabe des ersten Konversationslexikons in rumänischer Sprache wurde er mit demKronenorden ausgezeichnet. Sein Sohn, der auch den Druckerberuf erlernt hat-te, übernahm 1903 die Firma. Bereits 1883 war er Mitarbeiter in der väterlichenFirma. Durch die Fusion mit der Druckerei Josef Drotleff (1839 bis 1929) gingdaraus das größte deutsche Verlagshaus im Südosten Europas hervor. Sein EnkelGustav Markus übernahm 1920 die Schäßburger Filiale als »Markus Druckerei«und zog damit nach Kronstadt.

Rumänien 2011Die »Rumänische Enzyklopädie« ist die erste Enzyklopä-die in rumänischer Sprache, die in drei Bänden von 1898bis 1904 vom »Siebenbürgischen Vereins für rumänischeLiteratur und Kultur des rumänischen Volkes« (ASTRA)herausgegeben wurde. Am 7. Februar 1895 wurde von denMitgliedern der ASTRA beschlossen, eine Enzyklopädieherauszugeben. Der Sekretär der ASTRA, Dr. CorneliusDiaconovich, wurde beauftragt, Mitarbeiter für dieses Werkzu gewinnen und das gesamte Projekt zu leiten. Es gelangihm, Wissenschaftler, Journalisten, Historiker und Literatenfür diese Arbeit zu gewinnen. Das dreibändige Werk, vonWilhelm Johann Krafft, veröffentlicht erschien in Hermann-stadt: Band I mit 936 Seiten mit 10.401 Artikeln (A bisCopenhagen), 9 Karten, Plänen und Anlagen und 111Abbildungen im Text, erschien 1898, Band II mit 948Seiten mit 8.402 Artikeln (von Copepoden bis Keman), mit1 Karte, 2 Anlagen und 20 Ab-bildungen im Text, erschien1900, und Band III mit 1.276 Seiten mit 18.819 Artikeln(von Kemet bis zymotic), 2 Karten, 2 Anlagen und 16Abbildungen im Text, erschien 1904.

Guillermo Kraft(1839–1893) als Wilhelm Kraft geboren, stammt aus Braunschweig und wander-te 1862 nach Argentinien aus. In Buenos Aires gründete er zwei Jahre spätereine Druckerei in der calle Reconquista. Er war der erste argentinische Drucker,der eine Lithographiepresse und später eine Rotationsmaschine anschaffte. Inden 1870er Jahren begann er, auch Bücher zu verlegen. Zu seinen Autoren ge-hörten u.a. Bartolomé Mitre, Carlos Burmeister und Otto Krause. Auf die Firmavon Kraft ist die »Cámara Argentino del Libro« und die erste Buchmesse (Feriadel Libro Argentina) zurückzuführen, die 1943 in Buenos Aires stattfand. Bei Krafterschien die erste spanische Ausgabe der Annals of Surgery aus Philadelphia(USA). Zu den Drucken der Guillermo Kraft Limitada gehören auch Wertpapiereund in den 1930er Jahren auch Briefmarken. Sein Geschäft wurde in eine Aktien-gesellschaft umgewandelt.

Kroatien 2013»El salto del Guayrá, La chute du Guayrá« erschien 1905mit einem Umfang von 44 Seiten bei Guillermo Kraft.Autoren sind die Brüder Mirko (1871–1913) und StevoSeljan (1875–1936), die den Wasserfall in der Nähe dergleichnamigen Stadt in Paraguay beschrieben. Die BrüderSeljan stammen aus Karlovac in Kroatien und gingen 1899auf eine Forschungsreise nach Afrika. Mirko Seljan wurdeunter Kaiser Menelek II. Gouverneur der von diesemeroberten südlichen Provinzen Äthiopiens, Stevo seinStellvertreter. Nach der Rückkehr nach einem einjährigenAufenthalt 1903 fuhren sie nach Südamerika. Die Brüdergründeten wissenschaftliche Einrichtungen und einigeUnternehmen in Brasilien, Chile und Peru. Mirko Seljanstarb bei einer Expedition zur Erforschung des Amazonasim peruanischen Regenwald.

Václav Matej Kramérius(1759–1808) war ein tschechischer Schriftsteller, Zeitungs- und Buchverleger sowieGründer einer Druckerei. Während des Studiums arbeitete Kramérius als Biblio-thekar bei Jan z Neuberku. Außerdem überarbeitete er altböhmische Werke. DieseAnstellung, bei der er auch viele Kontakte zu Literaten knüpfen konnte, solltespäter für seine Verlagstätigkeit von Vorteil sein. Nach dem Studium nahm er dieStelle eines Lehrers für die tschechische Sprache an. 1786 wechselte er zu Schön-felds Kaiserlich-königlichen Postzeitung (Schönfeldské císarské královské poštovnínoviny). Am 1. Juli 1789 erschien die erste Ausgabe seiner neuen Zeitung PragerPostzeitung (Pražské poštovské noviny), die 1791 umbenannt wurde in Heimat-zeitung des Kramérius (Kramériusovy c.k. vlastenecké noviny). Von Beginn anverkaufte sich die Zeitung gut und erreichte eine hohe Popularität. Seiner Zeitunglegte er den sogenannten »Neuen Kalender der Toleranz« bei, in dem sowohlevangelische wie auch katholische kirchliche Feiertage aufgeführt waren. Inhaltwaren auch für das Jahr geplante Veranstaltungen, Ratschläge für die Landwirteund weiteres. Seine Sammlung »Die neuen böhmischen Lieder für das schöneGeschlecht der Frauen« beinhaltete Gedichte, sowohl in Übersetzung als auchEigenwerke. Seine Rittererzählungen waren sehr beliebt. Kramérius ergänzte dieAusgaben durch eigene kleine Schriften. 1795 kaufte er eine Druckerei und grün-dete seinen Verlag. In diesem Verlag »Tschechische Expedition« (Ceska expe-dice), erschienen die meisten Bücher in tschechischer Sprache, womit diese Spra-che gefördert wurde. Nach seinem Tod führte sein Sohn Václav Rodomil Kramériusden Verlag weiter.

Tschechoslowakei 1953Links wird auf die Zeitung von Kramérius verwiesen.

Karl Krause(Johann Gottfried Karl, 1823–1902) stammt aus Leimehna bei Eilenburg, wo erals elftes Kind einer Bauernfamilie geboren wurde. Mit 15 Jahren ging er nachLeipzig und arbeitete als Laufbursche für das »Café français« des Konditors Wil-helm Felsche. 1842 begann er eine vierjährige Schlosserlehre und ging anschlie-ßend dem Brauch der Zeit entsprechend auf Wanderschaft (nach Süddeutsch-land und in die Schweiz). 1848 ist er wieder in Leipzig und arbeitet als Schlosserbis 1855 bei der Maschinenbauanstalt der Brüder Friedrich und Gustav Harkort inLeipzig und lernt beim Maschinenfabrikanten A. W. G. Götz das Maschinenbauen.Er war sehr sparsam und konnte mit seinem Ersparnis und mit zusätzlicher finan-zieller Hilfe des Leipziger Konditors und Schokoladenfabrikanten Wilhelm Felsche(1798–1867) eine Reparaturwerkstatt für Maschinen des graphischen Gewerbeseröffnen. Schon bald begann er, selbst solche Maschinen zu bauen. Seine Spe-zialität waren neben anderen Anlagen der graphischen Industrie vor allem Papier-schneidemaschinen. 1857 errichtete er sich eine eigene Eisengießerei in der Leip-ziger Inselstraße. Im selben Jahr baute Krause eine Kniehebelpresse zum »Ver-golden«, »ganz aus Eisen, mit prismatisch verstellbarer Tiegelführung«. Ein be-sonderes Problem der Vergolde- und Prägepresse ist das Erfordernis eines sehrhohen Anpreßdrucks, der deutlich über dem der Druckpressen mit ihrem mehrfedernden Druck liegen muß. Außerdem baut er weitere Maschinen für Buchbin-der. 1859 kann er die ersten Maschinen exportieren mit Büros u.a. in Barcelona,Buenos Aires, St. Petersburg und Konstantinopel. 1873/74 ließ er auf einem gro-ßen, von ihm 1870 erworbenen Gelände in dem östlich von Leipzig gelegenenCrottendorf eine neue Fabrik erbauen, die bald der größte Arbeitgeber war undnach ihrer Eingemeindung 1889 ebenso für den neuen Leipziger Stadtteil. 1885beschäftigte Krause 400 Arbeitnehmer, die bis zu 2.211 Maschinen pro Jahr fer-tigten. 1896 hatte die Fabrik 600 Beschäftigte (1913: 1.500 Mitarbeiter). Später

Belgien 1988Die Abbildung zeigt eine Steindruckmaschine,die heute im »Musée Royal de Mariemont« steht.

wird bei Krause auch eine »Verbesserte Kniehebelpresse für Blinddruck und Ver-goldung« konstruiert. 1895 wird die »Non plus ultra« gebaut, eine Blitzpresse fürden Prägedruck mit einer Leistung von bis zu 15.000 Prägungen am Tag. ImJahre 1897 verließ die 50.000. Maschine das Werk von Karl Krause, den man als»König der Papierbranche« bezeichnete. Karl Krause war verheiratet mit Emilie,geborene Polter. Die Tochter Anna heiratete den Dr.-Ing. Heinrich Biagosch, derseit 1893 in der Firma arbeitete und nach dem Tod die Leitung übernahm. DieseFamilie wohnte zusammen mit der Witwe Karl Krauses in einer 1906 auf demFabrikgelände errichteten Villa (2011 abgebrannt). Bereits 1893 war HeinrichBiagosch, der im Zweiten Weltkrieg erlitt das Werk Bombenschäden. 1929 ge-lang der Firma Krause mit der Erfindung einer Kopiermaschine ein Meilensteinsin der modernen Entwicklung des Buchdrucks. Nach 1945 wurden zahlreicheMaschinen demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion gebracht.1946 bzw. 1948 wurde der Betrieb enteignet und als »Polygraph Karl KrauseLeipzig-VEB« bzw. »VVB Polygraph Radebeul« und später als »VEB Buchbinderei-maschinenwerk Leipzig« fortgeführt. Mit einer Gründung in Bielefeld wurde 1949das Unternehmen fortgeführt.

Karl Krause

Joakim Krcovski(Yoakim Karchovski, um 1750–1820) war ein bulgarischer Priester, Lehrer undSchriftsteller; er gilt als einer der wichtigsten Personen der bulgarischen Wieder-geburt. Er stammt aus Oslmoj im heutigen Makedonien; es wird angenommen,daß er in Istanbul erzogen wurde und ab 1887 sein Studium der Theologie ab-geschlossen hatte. Das erste Kloster in Berovo in Makedonien wurde unter derLeitung von Joakim Krcovski zwischen 1815 und 1818 gegründet, in der aucheine Druckwerkstatt eingerichtet ist. Er druckte hier fünf Schriften mit eigenerPresse mit religiösem Inhalt im ostmakedonischen Dialekt, mit starker moralisch-didaktischer Tendenz und einer Verurteilung ausschweifender Feierlichkeiten unddes Luxus. Als Autor gibt er das Leben des makedonischen Volkes am Anfangdes 19. Jahrhunderts wieder; einige seiner Schriften wurden mehrmals nachge-druckt. Krcovski gründete einige Klosterschulen und begann, Lehrer und Priesterauszubilden. Gemeinsam mit Kiril Pejcinovik und anderen Schriftstellern gelingtes ihm, nach der langjährigen osmanischen Herrschaft die makedonische Sprachewiederzubeleben und ein Nationalbewußtsein zu wecken. Doch erst in den 1870erJahren kommt es zu ersten Aufständen gegen die Türken. Von Krcovski stam-men vier Bücher, die zwischen 1814 und 1817 gedruckt wurden. 1819 zieht ersich in ein Kloster zurück. Er stirbt bei einer seiner Reisen.

Jugoslawien 1970

Makedonien 2000aus Anlaß des 250. Jahrestags des Drucks eines Buchsvon Krcovski: »Einige erbauliche Ratschläge«, das 1819erschien. Die Werke von Joakim Krcovski spielen in derzweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutendeRolle in der religiösen und ethischen Erziehung dermakedonischen Bevölkerung. Er popularisierte einenchristlichen Humanismus und stand ein für einemakedonische Gemeinschaft. Seine Bücher repräsentierenund interpretieren eine große Anzahl vorhandenerreligiöser Texte. Geschrieben sind sie in der Volkssprache– die die bis dahin vorherrschende kirchenslawischeSchriftsprache ersetzt.

Ivan Andrevic Krylov(1769–1844) war ein Fabeldichter. Der Vater war Offizier; Krylov wuchs deshalbin ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Schulbesuch wurde er Magistrats-schreiber in Tver; 1783 übernahm er eine Beamtenstelle in St. Petersburg undging nach ersten Versuchen, Dramen zu schreiben, zur journalistischen Tätigkeitüber und gab satirische Zeitschriften heraus. 1793–1806 ist er in der Provinz, u.a.als Hauslehrer, und schreibt nebenher seine ersten erfolgreichen Komödien sowiedie ersten Fabeln. 1806 ist er wieder in St. Petersburg, drei Jahre später wird einerstes Bändchen seiner Fabeln gedruckt. 1812 bis 1841 war Krylov Bibliothekarin der Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg; die weiteren, jeweilsvermehrten Ausgaben der Fabeln begründen seinen Ruhm als Rußlands bedeu-tendster Fabeldichter, obwohl er zunächst als Dramatiker, satirischer Schriftstellerund Lyriker bekannt wurde. Bei der Übersetzung von Fabeln Lafontaines wurdeer sich seiner Begabung für dieses Genre bewußt; er entlehnte bei Lafontaineund Äsop als Übersetzer oder in Form von Nachdichtungen etwa ein Drittel derStoffe seiner 200 Fabeln; er setzte in seinen Fabeln neben Erscheinungen in derrussischen Umwelt, in der Staatsordnung, im gesellschaftlichen Leben, in Wissen-schaft und Bildung allgemein menschlich unrühmliche Eigenschaften einem ent-larvenden Spott aus und prangerte im humorvoll gezeichneten Genrebild in derselbstzufriedenen Rede von Tier und Mensch Laster und Schwächen an. Er ver-mied hierbei eine unmittelbare moralische Belehrung und läßt bisweilen ein Lobder Klugheit, der nüchternen Besinnung anklingen. Unvergleichlich ist die sprach-liche Gestaltung, für die er ausschließlich russische grammatikalische Eigenheitennutzte; die Sprache, reich an Intonationen, durch besondere Art der Bildung undVerwendung der Wortformen gekennzeichnet, war noch etwas beeinflußt vomalten klassizistischen Stil, aber ist russische Umgangssprache. Viele der Verse,die Krylow formulierte, sind sprichwörtlich geworden. Er war Mitglied der Russi-schen Akademie der Wissenschaften. 1842 erschien eine Ausgabe seiner Fabelnauch in deutscher Sprache. Ivan Krylov ist in dieser Sammlung, weil er in St.Petersburg auch Besitzer einer Druckerei war.

Sowjetunion 1969

Sowjetunion 1944

(1794–1868) stammt aus einer brandenburgischen Drucker- und Buchbinder-familie, die nach 1699 in Neuruppin eine Buchbinderei betrieb. Gründer war Jo-hann Matthias Kühn, sein Sohn Johann Christian führte den Betrieb fort. JohannBernhard Kühn (1750–1826) war der dritte Buchbinder, der nach seiner Ausbil-dung 1770 auf Wanderschaft nach Leipzig, Heilbronn und Straßburg ging. Nachseiner Rückkehr nach Neuruppin eröffnete er 1775 ein Geschäft, in dem er nebenBuchbindearbeiten auch eine Leihbibliothek einrichtete. 1787 verlegte er nacheinem Brand seinen Betrieb, in dem er zusätzlich eine Buchhandlung einrichteteund ab 1791 eine Druckwerkstatt. 1815 übergab er die Leitung seines Unterneh-men seinem Sohn Adolf Gustav Leopold; sein anderer Sohn Carl wurde Buch-und Papierhändler in Berlin. Adolf Gustav Leopold hatte nach dem Abitur 1812und 1813 an der Preußische Akademie der Künste in Berlin Holz-, Stahl- undKupferstich studiert. In den Jahren 1814–1819 erteilte er Zeichenunterricht imNeuruppiner Gymnasium, trat 1819 als Teilhaber in die Firma seines Vaters einund übernahm diese 1822. Bereits 1825 führte er das Steindruckverfahren ein.Die Bilderbögen wurden in Berlin von seinem Bruder Carl vertrieben. Gustav Kühnzeichnete, kolorierte und betextete die Bögen, die bald auch außerhalb Berlinsvertrieben wurden. Für Kühn war die Produktion der Bilderbogen kein künstleri-sches, sondern ein geschäftliches Unternehmen; er zog keine bekannten Künst-ler zur Gestaltung heran. Ab 1828 gab er die Ruppiner Zeitung, den Vorläufer derMärkischen Zeitung, ebenfalls heraus. Bereits 1830 besaß die Druckerei 1.000Drucksteine und hatte rund 600.000 Blatt hergestellt; vier Jahre später waren es1,2 Millionen Exemplare. Die Blätter wurden aufgrund der hohen Auflagen in-zwischen von Angestellten koloriert (1850 waren 60 Koloristen, Heimarbeiter, be-schäftigt); die Lithographiesteine stellten zumeist gewerblichen Steinzeichner her.Zum Vertrieb der Drucke konnte sich Kühn nicht nur auf Agenten, sondern auch

Adolf Gustav Kühn

Österreich 2016 (»Meine Marke«)

Gustav Adolf Kühn

auf fliegende Händler und Altwarensammler stützen, die sich der Bilderbogen alsTauschmittel bedienten. Ab 1858 wurden manuelle Lithographiepressen und ab1865 dampfbetriebene Pressen eingesetzt. In den Jahren 1865 und 1866 sindjeweils 30 Bogen unter der Rubrik »Heiligenbilder« verzeichnet, welche mit Bild-unterschriften in hebräischer Schrift versehen waren. Das fehlerfreie Schriftbildläßt darauf schließen, daß die Verlage auf Steinschneider zurückgriffen, die ent-weder der Sprache mächtig waren oder sehr gute Vorlagen bekamen. Kühn ließBilderbögen in diversen Sprachen (wie z.B. finnisch, schwedisch, dänisch, rus-sisch) herstellen. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Bernhard Kühn dieDruckwerkstatt, sein Sohn Gustav war als Kommisssionshändler für die Drucketätig. Seine Enkel Paul (1848–?) und Richard (1850–1899) verkauften im Jahre1892 die lithographische Anstalt und den Bilderbogenverlag an Otto Meusel undRichard Gumbrecht (1864–1911), welche noch einige Jahre unter dem NamenKühn produzierten. Zur Jahrhundertwende ging der Druck von Bilderbögen, ins-besondere durch die bebilderten Zeitschriften, stark zurück. Meusel und Gumbrechterwarben 1904 die Märkische Zeitung, die bis 1845 erschien. Das wiedervereinteUnternehmen wurde in den 1920er Jahren von Meusels Bruder Oswald und des-sen Schwiegersohn Walther Engelbrecht geführt, die Geschichte des Verlagesendete im Jahre 1939.

Karl Friedrich May (1842–1912) stammt aus Ernstthal und starb in Radebeul.Uns interessiert hier nur, daß er sich bei einer seiner Betrügereien »HelmerKupferstecher« nannte. Karl May entstammte einer sehr armen Familie inErnstthal mit bitterer Armut und war das fünfte von 14 Kindern. Der Vater warWeber; die »Märchen«-Großmutter, die Mutter und die Geschwister arbeitetenebenfalls für den Lebensunterhalt. Nach der Schulzeit studierte er ab 1856 alsProseminarist am Lehrerseminar in Waldenburg. Obwohl May finanzielle Unter-stützung vom Landesherrn erhielt, war die finanzielle Situation der Familie weiterhinkritisch. 1857 begann seine Ausbildung am Hauptseminar. Dort wurde er 1859wegen Diebstahl von Kerzen ausgeschlossen. Es konnte aber auf dem Gnaden-weg ein Weiterstudium am Lehrerseminar in Plauen ab 1860 ermöglicht werden.1861 konnte er die Ausbildung erfolgreich abschließen. Damit war er jetzt»Schulamtskandidat«. Er bewarb sich auf Hilfslehrerstellen. Eine erste Anstellungfand May in Glauchau Anfang Oktober. Er lebte als Untermieter bei einem Ehe-paar. Als der Hausvater ihn ungehöriger Annäherungen an die Ehefrau beschul-digte, verlor May sein erstes Schulamt nach vierzehn Tagen. Auf eine Annoncehin fand er eine neue Anstellung als Fabrikschullehrer in Altchemnitz. Er bewohntedabei zusammen mit einem anderen Angestellten der Fabrik ein Zimmer. EineDiebstahlsanzeige durch diesen Zimmergenossen wenige Wochen später (Maywar mit dessen Taschenuhr in den Weihnachtsurlaub nach Hause gereist) brachteihm eine kurze Haftstrafe in Chemnitz. Aufgrund dieser Haftstrafe wurde er ausder Liste der Schulamtskandidaten gestrichen. Eine Tätigkeit als angestellterLehrer war nunmehr ausgeschlossen. In den beiden folgenden Jahren bemühtesich Karl May offenbar noch, auf legale Weise seinen Lebensunterhalt zuverdienen: Er gab in Ernstthal Privatunterricht, schrieb Erzählungen, komponierteund deklamierte. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen allerdings nicht.

Helmer Kupferstecher war Karl May

Bosnien-Herzegowina 2017

Er beging deshalb in Sachsen zahlreiche Straftaten, die sich alle durch relativeGewaltlosigkeit, aber phantasievoll-komplizierte Umsetzung auszeichneten. Oft-mals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand. May wurde wegen Dieb-stahls, Betrugs und Hochstapelei 1865 zu vier Jahren Arbeitshaus. Im Jahre 1865benutzt Karl May das Pseudonym Hermes Kupferstecher, um einen Pelzdiebstahlin Leipzig durchzuführen. Bei der ersten Wohnadresse in der Möckernschen Straßegibt er sich allerdings als Noten- und Formenstecher Hermin aus. Diesen falschenNamen verwendet er auch bei seiner zweiten Zimmer-Vermieterin am Thomas-kirchhof 12. Hermes nennt er sich erst beim Pelzhändler Johann Friedrich Gott-lob Erler, wo er den Diebstahl begeht. 1868 wurde er nach zweieinhalb Jahrenvorzeitig entlassen. Danach wurde er wieder kriminell, verurteilt und von 1870 bis1874 im Zuchthaus Waldheim untergebracht. 1878 wurde er wegen Hochstape-lei erneut verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus kehrte May 1874zu seinen Eltern nach Ernstthal zurück und begann wieder mit den »legalen«Tätigkeiten: Er schrieb. Im November 1874 wurde zum ersten Mal eine Erzäh-lung von May veröffentlicht. Bereits in der Zeit zwischen seinen beiden großenHaftstrafen hatte May Kontakt zu dem Dresdner Verleger Heinrich GottholdMünchmeyer, der ihn nun fest einstellte. Damit war erstmals Mays Lebensunter-halt gesichert, und er gab sich alle Mühe, redigierte und schrieb. 1878 erschie-nen seine ersten Bücher. Nun gesundete er finanziell.

Helmer Kupferstecher war Karl May

Josef Leopold von Kurzböck(1736–1792) hatte bei seinem Vater gelernt und übernahm 1755 dessen Officin.Er war »kaiserl. königl. illyrisch und aller orientalischer Sprachen Hofbuchdruckerund Buchhändler«. 1755 übernahm er von seinem Vater die Universitätsdruckereiin Wien und ergänzte die vorhandenen Fraktur- und Antiqua-Schriften um Letternfür die illyrische und orientalische Sprache. 1770 erhielt Kurzböck für 20 Jahredas »Privilegium privatum« zum Druck serbischer Bücher. Kurzböck konnte sei-ne Arbeit allerdings erst nach der Ernennung des Staatszensors (Atanasie De-metrovic) beginnen, der von der österreichischen Regierung und von den ortho-doxen Kirchenoberen akzeptiert worden war. Seine Druckerei nannte sich 1774auch »Cesaro-Kralovskaja dvornaja Illirijeskaja i Vostojnaja Tipografija IosifaKurcbeka« (Kaiserlich-königliche Illyrische und Orientalische Hofdruckerei desJoseph Kurzböck). Von 1770 bis 1792 druckte Kurzböck insgesamt 151slavenoserbische bzw. russisch-kirchenslawische Bücher, überwiegend Bücherreligiösen Inhalts und in weiterer Folge Schulbücher, amtliche Schriftstücke, Lob-reden auf berühmte Persönlichkeiten und einigen Werke der Belletristik. SeineLettern wurden in einer eigenen 1782 gegründeten Schriftgießerei, bis 1792 ge-leitet von dem vorher bei Trattner tätigen Anton Magatsch, gegossen. An derSchriftgießerei war auch der Stuttgarter Hof- und Kanzleidrucker Christoph Cotta(1730–1807) beteiligt. Kurzböck ließ sich von Ernst Mansfeld mehrere Fraktur-und Antiqua- sowie orientalische Schriften schneiden, deren Schriften u.a. anPrager und Brünner Druckereien verkauft wurden. Kurzböck erhielt zudem einPrivileg für die Errichtung einer Universitätsbuchhandlung. Er konkurrierte damitmit dem gleichfalls privilegierten Drucker Johann von Trattner. 1776 wird Kurzböckvon Kaiserin Maria Theresia in den Adelsstand (Edler) erhoben. Er war Übersetzermehrerer Schriften aus dem Italienischen und gab 1779 eine vermehrte und ver-besserte Ausgabe des 1766 erschienenen Almanac de Vienne en faveur des

éstrangers in deutscher und französischer Sprache heraus. Nach seinem Todübernahm Anton Schmid die Schriftgießerei. Die Officin übernahm der aus Esseg(Osijek, Slawonien) stammende Stephan von Novakovij, ein in Wien lebenderBeauftragten der ungarischen Hofkanzlei. Die Werkstatt wurde als »Slaveno-Srbskaja, Vallachijskaja i Vostojnych jazykov privileg. Tipografija« (PrivilegierteDruckerei für Slaweno-Serbisch, Wallachisch und Orientalische Sprachen) be-zeichnet; sie befand sich in der Salvatorgasse 456 am Hohen Markt. Novakovijmußte seine Druckerei jedoch aus finanziellen Gründen schon 3 Jahre späteraufgeben; die slavenoserbischen Lettern der ehemaligen Officin von Kurzböckwurden an die Ofener Universitätsdruckerei verkauft.

Josef Leopold von Kurzböck

Österreich 1994Holzschnitt aus dem »Weiß Kunig«: Die Münze des Kaisers.Der »Der Weiß Kunig. eine Erzählung von den Thaten Kaiser Maximilian des Ersten, herausgegeben aus dem Manuscripteder kaiserl. königl. Hofbibliothek von Marx Treitzsaurwein auf dessen Angeben zusammengetragen, nebst d. von HannsenBurgmair dazu verfertigten Holzschnitten.« gehört neben dem »Theuerdank« zu den beiden autobiografischenVeröffentlichungen Kaiser Maximilians I. (1459–1519); im Gegensatz zum »Theuerdank« blieb das Werk unvollendet. AlsVerfasser wird Maximilians Sekretär Marx (Marcus) Treitzsaurwein (Ritter von Ehrentreitz, 1450–1527) genannt. Das Werkbesteht aus drei Teilen, die in einer Mischung aus Heldenroman, Chronik und Fürstenspiegel. Geschildert werden dieBrautwerbung und Krönung Kaiser Friedrichs III. (1415–1493), Maximilians Vater. Dann wird in der Erzählung von der Geburt,der Kindheit und der Jugend Maximilians und in einem dritten Teil von dessen Herrschaft und Kriegstaten berichtet. DieZeitspanne reicht bis 1513. Die Namen in der Erzählung sind verschlüsselt. Der »Weiß Kunig« spielt auf die Heraldik an,Friedrich III. und Maximilian sind der »alte« und der »junge weiße König«. Das Werk hatte 251 Holzschnitte, die je zur Hälftevon Hans Burgkmaier d.Ä. (1473–1531) und Leonhard Beck (1480–1542), die auch den Theuerdank illustrierten, geschaffenwurden; je zwei Holzschnitte werden Hans Schäuflein (um 1480–um1540) und Hans Springinklee (1490–1540) zugeschrieben. DieErzählung ist auf die Bilder zugeschnitten; gegen Ende reduziert sie sich auf Bildtitel. Das Werk wurde nicht veröffentlicht undim 16. Jahrhundert vergessen. Die durch Treitzsaurwein bearbeitete und zum Teil neu gearbeitete handschriftliche Fassunggelangte in seinem Nachlaß durch seine Tochter an die Familie Strein von Schwarzenau. 200 Jahre lang blieben die Holz-schnitte verschwunden; sie wurden im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Erst 1775 erschien der »Weißkunig« erstmals in Wien.