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571 steht. Bisher ist eine ~hnliche Bildung am Kopf 'noch nieht beobachtet2 dieselben befanden sieh vieimehr fast aussehliesslich an der Vorderseite des Thorax, und es ist nur je ein Fall mitgetheilt~ wo der Sitz auf dem Acro- mion und auf dem Oberschenkel angegeben wird. Ich will hier nicht n~hel a~ff die Literatur eingehen, sondern nur auf zwei krbeiten fiber supernume: fftre Brfiste und Brustwarzen verweisen: die eine, die ausffihrlichste Zusam- menstellung yon Leichtenstern und die jfingste Arbeit fiber dieses Thema yon Neugebauer~). kus ihnen geht zm' Genfige hervor, dass es zur Er- kl[irung der morphologischen Bedeutung der Brustdrfise yon grossem Inter- esse sein muss, gerade solche Eiklle kennen zu lernen, in welehen ~hnliche Bildnngen an anderen Stellen, als am Thorax gefunden werden. In Sachen ,,Kropf im Altertlmm". Von Landgerichtsarzt J. Ch. Huber in Memmingen. In einer grfindlichen Arbeit, die Herr Dr. Fuhr kfirzlich in dieser Zeit- schrift verSffentliehte, behauptet derselbe, dass sich in den Hippokratisehen Schriften keine Andeutung des Kropfes time. Wenn der kutor statt der nnbequemen Edition des Fo~sius die handliche und bequeme yon E. Littr~ benutzt h~tte , w~re er wohl zu diesem Ausspruche nicht gelangt. Im 6. Buehe der Epidemien, Sectio[II No. 6 (Littr6 V. 9~94) lesen wit nehmlich: ,7'5 ~pv- Zo, dv ndvv, ff~).~fi~v ~lzrrzf~v z.'~ fl~X~&;, oiov Z~t&,, zqvar,~Z).or avar~o~"- nrlzb~p 8~, o[ov r?~ (t~oE~'c~ xa'r r~ 7oyyQ~va*" avvahlov zrd a~ a~}.~qd- r~p*~'." Diese Stelle tibersetzt Littr6 also: ,,Le fi'oid intense cause la ruptm'e des veines et Ia toux, par exemple la neige, la glace, il produit des engorgements, par exemple les engorgements aupr~s les oreilles et les goltres; la rigidit6 du corps y contribue aussi?' Zun~chst ski bemerkt, dass die Lexicographen (z. B. Pape) das Wort 7o),70dwl mit ,Kropf" verdeutsehen. Bei Theophrast (Hist. plant. I. 8. 6.) werden yore Oelbaume pathologische Auswiiehse erw~hnt und als 7@7~oot bezeiehnet, mit welehem Ausdruck das Weft 7o),),v),l; (Rfbe) etymologiseh ohne Zweifel zusammenh~ingt. Die Ma- serkrSpfe sind an vielen B[umen beobachtet worden und jedem Pflanzen- pathologen bekannt (cfr. Frank A. B., Krankheiten der Pflanzen S. 129). Weitere Erl~uterungen zum Worte ,yoyy()oh, V" finden sich in Gorraei Definitiones medicae (169.2) p. 138 und in Fo~sius Oeconomia Hippocratis, Artikel yOyT()t?n,a, Wichtig ist hier der Commentar Galen's zu denVolks- 1) Neugebauer, Eine bisher einzig dastehende Beobachtung yon Poly- mastie mit I0 Brustwarzen (nach einem Vortrage in der 59. Yersamm- lung deutscher Naturforseher and Aerzte zu Berlin 1886). Centralbl. f. Gyn~tkol. 1886. S. 729. Archly f. pathol. Anat. Bd, CXIL Hft.,'L 37

In Sachen „Kropf im Alterthum”

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steht. Bisher ist eine ~hnliche Bildung am Kopf 'noch nieht beobachtet 2 dieselben befanden sieh vieimehr fast aussehliesslich an der Vorderseite des Thorax, und es ist nur je ein Fall mitgetheilt~ wo der Sitz auf dem Acro- mion und auf dem Oberschenkel angegeben wird. Ich will hier nicht n~hel a~ff die Literatur eingehen, sondern nur auf zwei krbeiten fiber supernume: fftre Brfiste und Brustwarzen verweisen: die eine, die ausffihrlichste Zusam- menstellung yon L e i c h t e n s t e r n und die jfingste Arbeit fiber dieses Thema yon Neugebauer~) . kus ihnen geht zm' Genfige hervor, dass es zur Er- kl[irung der morphologischen Bedeutung der Brustdrfise yon grossem Inter- esse sein muss, gerade solche Eiklle kennen zu lernen, in welehen ~hnliche Bildnngen an anderen Stellen, als am Thorax gefunden werden.

In Sachen ,,Kropf im Altertlmm".

Von Landgerichtsarzt J. Ch. Huber in Memmingen.

In einer grfindlichen Arbeit, die Herr Dr. F u h r kfirzlich in dieser Zeit- schrift verSffentliehte, behauptet derselbe, dass sich in den Hippokratisehen Schriften keine Andeutung des Kropfes time. Wenn der kutor statt der nnbequemen Edition des Fo~s iu s die handliche und bequeme yon E. L i t t r~ benutzt h~tte , w~re er wohl zu diesem Ausspruche nicht gelangt. Im 6. Buehe der Epidemien, Sectio[II No. 6 (Littr6 V. 9~94) lesen wit nehmlich: ,7'5 ~pv- Zo, dv ndvv, ff~).~fi~v ~lzrrzf~v z.'~ fl~X~&;, oiov Z~t&,, zqvar,~Z).or avar~o~"- nrlzb~p 8~, o[ov r?~ (t~oE~'c~ xa'r r~ 7oyyQ~va*" avvahlov zrd a~ a~}.~qd- r~p*~'." Diese Stelle tibersetzt L i t t r 6 also: ,,Le fi'oid intense cause la ruptm'e des veines et Ia toux, par exemple la neige, la glace, il produit des engorgements, par exemple les engorgements aupr~s les oreilles et les goltres; la rigidit6 du corps y contribue aussi?' Zun~chst ski bemerkt, dass die Lexicographen (z. B. Pape) das Wort 7o),70dwl mit ,Kropf" verdeutsehen. Bei T h e o p h r a s t (Hist. plant. I. 8. 6.) werden yore Oelbaume pathologische Auswiiehse erw~hnt und als 7@7~oot bezeiehnet, mit welehem Ausdruck das Weft 7o),),v),l; (Rfbe) etymologiseh ohne Zweifel zusammenh~ingt. Die Ma- serkrSpfe sind an vielen B[umen beobachtet worden und jedem Pflanzen- pathologen bekannt (cfr. F r a n k A. B., Krankheiten der Pflanzen S. 129). Weitere Erl~uterungen zum Worte ,yoyy()oh, V" finden sich in Gor r ae i Definitiones medicae (169.2) p. 138 und in Fo~s ius Oeconomia Hippocratis, Artikel yOyT()t?n,a, Wichtig ist hier der Commentar Ga len ' s zu denVolks-

1) N e u g e b a u e r , Eine bisher einzig dastehende Beobachtung yon Poly- mastie mit I0 Brustwarzen (nach einem Vortrage in der 59. Yersamm- lung deutscher Naturforseher and Aerzte zu Berlin 1886). Centralbl. f. Gyn~tkol. 1886. S. 729.

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krankbeiten (Kfibn'sche Ausgabe XVII. B. p. 38). Hier unterscheidet er die hiirteren und wehr runden Anschwellungen des gaIses (yoy~'Q~vat) yon den li~ngliehen (~(~sa). Und in der Exegesis tier veralteten Ausddicke des H i p p o k r a t e s (Kfihn XIX. p. 91) erkl~rt er 7o~7,o~r~ wit flqoyZOZ~2~ , wobei er wieder auf die Aehntichkeit mit den Ausw~ehsea der Biuwe zu- rfickkowwt. - - Auch bei E r o t i a n (ed. K l e i n p. 23) wird 7oyy(~dv~ wit ~,ooyxo~.~it ~ erklirt (LXXVII. ;7oyy0~vcct' o~ ~ v ~v ~r~ r~az;#~,~ 71rd,u~'ra

d~ E~r T~r ZOt~d6a~ o'A~at xal~aaut). Hier scheint mir die Les- art 7c~y~,~ur etwas bedenk!ieh, und d/irfte wohl y~oyT(~dv,; gelesen wer- den. Noch erw~hnt E r o t i a n , dass y6~/7,oor der Name eines grossen ~lee~--

�9 fisches sei; dieser ydTy~or wird in der Thierkunde des A r i s t o t e l e s als ,,Conger" Meeraal erklirte und dfirfte wohl mit der Etywologie des Wortes 7o77r zunlchst niehts zu sehaffen haben (Ausgabe yon A u b e r t und W i w w e r I. 126).