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5/6 2019 Inhaber im Mittelstand Zeitschrift für Familienunternehmen unternehmer magazin unternehmer magazin 67. Jahrgang G 4012 12,50 Euro Neue Weltmarktführer Interview mit Frank Thelen Titelthema CSR und Compliance Agenda und Aktivitäten Extra »Green Finance« Bonds, Loans, Schuldscheine Special Wandel durch Disruption und »New Work« Familienunternehmen Titelthema Finanzierung und Kapitalanlagen Finanzierung und Kapitalanlagen Special Special Titelthema Familienunternehmen Wandel durch Disruption und »New Work«

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5/6 • 2019Inhaber im Mittelstand • Zeitschrift für Familienunternehmenunternehmermagazin

unte

rneh

mer

magazin

67. Jahrgang • G 4012 • 12,50 Euro

Neue WeltmarktführerInterview mit Frank Thelen

Titelthema

CSR und ComplianceAgenda und Aktivitäten

Extra

»Green Finance«Bonds, Loans, Schuldscheine

Special

Wandel durch Disruption und »New Work«FamilienunternehmenTitelthema

Finanzierung undKapitalanlagenFinanzierung undKapitalanlagen

SpecialSpecial

Titelthema

FamilienunternehmenWandel durch Disruption und »New Work«

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achhaltigkeit ist in der Wirtschaftein unbestrittenes Ziel. Dabei ist»Corporate Social Responsibility«

(CSR) ein weites Feld, auf dem es neben juri-stischen Themen, die sich auf Haftungsfragenund auf Haftungsvermeidung durch Systemezum »Compliance Management« beziehen,vor allem um ethische Gesichtspunkte, umden Schutz der Umwelt und der Menschen-rechte sowie um die Einhaltung von Arbeits-und Sozialstandards als übergreifende Zielegeht. Das Wirken von Unternehmen soll ge-nerell keine negativen Auswirkungen haben.

CSR und Compliance > In einem ganzheit -lichen Unternehmenskonzept ergänzt CSR al -so das klassische »Compliance ManagementSystem«, wobei sich die beiden Thematikenüberlappen. Die Compliance verdankt sich derUnternehmensethik und ist nicht nur im Sinnedes gesellschaftsrechtlichen Legalitätsprinzipsein Instrument zur Haftungsvermeidung.

Mit dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsge-setz hat die Nachhaltigkeit 2017 auch formalden bundesdeutschen Rechtsraum erreicht.Das Gesetz verpflichtet große, kapitalmarkt -orientierte Unternehmen darauf, nicht mehrnur über ihre Finanzzahlen, sondern auchüber ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen regel-

mäßig zu berichten. Dass sich Nachhaltigkeitin jeder Beziehung lohnt, zeigen Erkenntnisseder Versicherungswirtschaft. Laut einer Stu-die der Allianz stützen Anleger Klagen wegenKurseinbrüchen bei börsennotierten Gesell-schaften nicht mehr nur aufderen fehlerhaftes Manage-ment oder auf bedenklicheKennziffern, sondern zuneh-mend auch auf externe »BadNews«, etwa auf Umweltka-tastrophen, auf Korruption,Ermittlungen von Behördenoder auf Cyberattacken.

Die globale #metoo-B e -wegung hat für Übergriffe inder Arbeitswelt und in ande-ren Bereichen sensibilisiert.Der Einsturz einer m arodenKleiderfabrik in Bangladeschhat die Billiglöhne in den Schwellenländernauf die Agenda gebracht und auch Kritik andeutschen Branchenunternehmen ausgelöst.Bei alledem zentral ist der Vorwurf, dass Ge-schäftsleitungen durch die Missachtung vonWerten eine toxische Kultur entstehen lassen,so dass die Aktivitäten von Unternehmen aufvielen Feldern Schäden verursachen, die auchgesellschaftlich negative Folgen haben. Das

gilt nicht nur für börsennotierte AGs, da Re-putationsschäden jedes Unternehmen betref-fen. Hinzu kommt, dass die Verbraucher selbstnachhaltiger geworden sind und auf den Um-weltschutz achten, auf artgerechte Tierhaltung

sowie auf soziale Standards,beispielsweise auf die Höhedes Mindestlohns. Wer die-sen Ansprüchen als Herstelleroder Anbieter nicht genügt,wird weniger verkaufen.

Das Engagement für die-se Dinge zeigt sich in der do -ku mentierten und durch Ta-ten beglaubigten Firmenkul-tur, im Selbstverständnis vonUnternehmen als »Good Co r -po rate Citizen« und in ihren(regelmäßigen)Aktivitäten inder Sozialgesellschaft.

Wie in den klassischen Systemen für das»Compliance Management« abgebildet, folgtauch die CSR dem Credo der Unternehmens-führung, sozialethisch zu handeln und fließtvon oben kaskadenmäßig in alle Unterneh-mensbereiche ein. Dabei erstreckt sich CSRnicht nur auf Unternehmen und ihre Mitar-beiter selbst, sondern auch auf die Geschäfts -partner, zumal auf Lieferanten, da die Nach-

40 unternehmermagazin 5/6·2019

EXTRA

CSR und Compliance in Unternehmen

Unternehmer und Gesellschaft

Alles erkennen und richtig machenN

Dr. André-M. Szesny

Verantwortung auf der Straße • E-Transporter reduzieren Feinstaub und Lärm Auf der Schiene • Kein Stau, kein CO2

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haltigkeit natürlich schwindet, wenn sich nurein Teil der Lieferkette nicht an die korrektenSozial-, Umwelt- und Arbeitsstandards hält.

Transparenz der Lieferkette>Unter ne hmenmüssen heute jedes einzelne Glied ihrer Liefer-kette kennen, um die Nachhaltigkeit auf allenWertschöpfungsstufen zu sichern. Sich einenÜberblick über diese Strukturen zu verschaf-fen, kann aufwendig sein, doch die Kontrolleder Lieferkette ist im Sinne der Compliancesinnvoll, da Unternehmen und ihre Leiter haf-ten, wenn Marktpartner den Mindestlohn un-terschreitenoder Sozialversicherungen Beiträ-ge vorenthalten (»Scheinselbständigkeit«). Lie -ferketten sollten also nicht nur zur Kontrolleder Nachhaltigkeit transparent sein, sondernauch, um Haftung für Fremdverschulden zu

vermeiden. Indessen erfolgt die Durchsetzungder CSR in allen Bereichen von Unternehmen.Da Niederlassungen auch im Ausland in denBeschaffungsmärkten Kontakt zu Lieferantenhaben, ist die Einhaltung der Standards bereitsim Einkauf zu sichern, wobei CSR auch imVertrieb eine wichtige Rolle spielt. Da Nach-haltigkeit für die Endkunden aber auch im B-to-B relevant ist, kann CSR darüber hinaus inder Kommunikation von Unternehmen undim Marketing positiv angesprochen werden.

Prüfung der Produkte und des Standortsvon Lieferanten > CSR wirkt vor allem anzwei Punkten: Produktbezogen soll sie die Ver-wendung bestimmter Inhaltsstoffe und Hilfs-stoffe, Legierungen, Liefermengen, Verhält nis -se (z.B. Zuckergehalt) und die Bedingungen in

der Fertigung regeln. Standortbezogene CSRbetrifft das Schutzniveau für Arbeitnehmer imHerstellungsland,denUmweltschutz, den Aus -schluss von Kinderarbeit und von Korruptionje nach »Corruption Perception Index« (CPI)im Produktionsland (www.transparency.org).

Eine »Third Party Due Diligence« hilft, diespezifischen Risiken durch Geschäftspartnerzu identifizieren: Jeder Lieferant sollte in »SelfAssessments«Auskunftüber seinCompliance-und CSR-Programm geben sowie Einsicht-nahme in die Unterlagen gewähren, die für dieGeschäftsbeziehung relevant sind und Besu -che vor Ort gestatten. Die Nähe zu Behördenund politisch exponierten Personen ist ebensozu prüfen wie Sanktionslisten, die Lieferantenerfassen könnten. Hinzu kommen Internet -recherchen und Hintergrundinformationen.

Rechtliche Absicherung > Die juristischeAbsicherung von CSR erfolgt durch interneRechtsabteilungen oder externe Anwälte. DieCSR-Standards sind als unabdingbarer Ver-tragsbestandteil in Einkaufsverträgen zu fixie-ren. Geschäftspartner sind zu verpflichten, dievon ihnen beauftragten (Sub-)Unternehmenzu nennen und sie strikt zur Einhaltung dervorgegebenen CSR-Standards anzuhalten.

Kontrolle durch Auditing > Vertrauen istgut, Kontrolle besser: Auskünfte der Lieferan-ten über ihre CSR-Aktivitäten und die Ein-haltung der vertraglichen Regelungen solltenselbstverständlich sein. Sinnvoll – und in denBereichen, in denen bei Verstößen Haftungdroht, absolut erforderlich – sind außerdemVereinbarungen über Kontrollmaßnahmen,insbesondere Audits oder die Einsichtnahmevon Unterlagen. Gegebenenfalls bietet es sichauch an, sich Betretungsrechte einräumen zulassen, um die Produktionsstätten inspizierenzu können. Solche Rechte müssen dann je-doch auch zumindest von Zeit zu Zeit vollzo-gen werden. Reine Papiertiger reichen nicht.

Des Weiteren ist vertraglich klarzustellen,welche Verstöße welche Folgen haben sollen,etwa Vertragsstrafen oder die Beendigung derLieferbeziehung. Andererseits können bei be-sonders guter CSR-Performance Incentivie-rungen vereinbart werden, etwa durch Rabat-te oder durch höhere Einkaufsvolumina. �

Dr. André-M. Szesny, LL.M., Partnerund Leiter Praxisgruppe Wirtschafts- und

Steuerstrafrecht, Heuking Kühn Lüer Wojtek,Düsseldorf

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