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Business Guide
INDIENOhne Chaos keine Schöpfung
Die Spezialbank für Wachstums-märkte in Indien und Südostasien.
Die starkeBank, die Welten verbindet.
Unternehmen wir
etwas gemeinsam
auf Ihrem Weg zu
einem erfolgreichen
Export- und Indien-
geschäft
Austrian Anadi Bank AG | Domgasse 5 | 9020 Klagenfurt am WörtherseeTel. +43 (0)50202 0 | [email protected] | anadibank.com
AUTORIN: DR. COSIMA KLINGER-PAUL
Einleitung: Indien – ein Land in Aufbruchstimmung
Vergessen Sie alles, was Sie bisher gehört haben
Die größten Herausforderungen für das Land von heute
Die Erfolgsfaktoren für den Start
Praktisches und Wichtiges
Fallbeispiele (Interviews)
Es gibt kein Gewürz namens Curry in Indien
Informationen und Websites
AUF AUGENHÖHE MIT DEM TIGER
Indien ist nicht erst seit heute ein Land der Superlative. Die Vielfalt an Sprachen, Kulturen und Religionen, seine reiche Geschichte und seine Milliardenbevölkerung haben dem Subkontinent weltweite Besonderheit verliehen. Die jüngeren Superlative fi nden sich mehrheitlich in den Bereichen Wirtschaft und Wachstum: Mit prognostizierten 7,5 % BIP-Wachstum laut IWF die weltweit am schnellsten wachsende Volkswirtschaft, erwarten Indien in den kommenden Jahren 465 Milliarden Dollar an Infrastrukturinvestitionen: Ob Energie, Umwelt, Transport & Verkehr, IT, Landwirtschaft, Gesundheit – überall sind infolge der zu einem großen Teil staatlich verordneten Programme Megainvestitionen geplant. Die Bedeutung für Unternehmen aus Österreich und Mitteleuropa liegt auf der Hand: Hinter jeder der angestrebten Investitions- und Wachstumszahlen steht ein immenser Bedarf an Technologie, Know-how und Fähigkeiten, um sie Realität werden zu lassen. Assets, die viele unserer heimischen Unternehmen anbieten können.
Die Anadi Bank steht zu 100 % in britisch-indischem Eigentum. Wir verstehen Indien als erweiterten Heimmarkt und bauen die notwendigen Brücken, um Exporteuren den Weg zu den Potenzialen des indischen Marktes zu öffnen. Dank der starken wirtschaftlichen Verankerung unserer Eigentümer können wir unseren Kunden ein dichtes Netzwerk an lokalen Unternehmen, Experten und Kontakten zur Verfügung stellen und ihnen nicht nur bei den ersten Schritten in eine so komplexe Welt zur Seite stehen. Gleichzeitig stehen wir unseren Kundinnen und Kunden als starker und fl exibler Finanzpartner für sämtliche Themen rund um Handels- und Exportfi nanzen verlässlich und rasch zur Verfügung.
Indien ist nicht erst seit heute ein Kristallisationspunkt kultureller Mythen und Missver-ständnisse. Genau deshalb kann ein Kompendium wie dieses hilfreich sein, um ein wenig Einblick in die Spezifi ka dieses so interessanten und vielschichtigen Landes zu bekommen. Vergessen wir jedoch nicht, dass trotz aller Zahlen, Automatisierung und Digitalisierung Wirtschaft noch immer durch das Zusammenwirken von Menschen funktioniert. Und je mehr diese Menschen übereinander, über die jeweils andere Kultur, über Geschäftsusancen und Lebensumstände wissen und verstehen, desto eher werden sie zu gemeinsamen Erfolgen fi nden. Ich beglückwünsche Frau Klinger-Paul deshalb zu ihrem Buch und freue mich, dass wir als Anadi Bank zu seiner Verbreitung beitragen können.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine spannende Lektüre sowie Erfolg und Freude beim besseren Kennenlernen des indischen Tigers.
Christoph Raninger
Vorsitzender des VorstandsAustrian Anadi Bank AG
GD Mag. Christoph Raninger
VORWORT
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EINLEITUNG – INDIEN, EIN LAND IN AUFBRUCHSTIMMUNGSeien wir ehrlich. Wir stehen Indien als Wirtschaftsland immer noch skeptisch gegenüber. Gründe dafür gibt es genug. Kaum eine Geschäftsbeziehung funktioniert reibungslos, Warenlieferungen ins Ausland entsprechen oft nicht der gewünschten Qualität, bleiben im Zoll liegen oder verschimmeln im Monsun noch vor Exportantritt im Hafen von Mumbai.
Die Medien tragen stets zum Bild der großen Unbekannten bei, die Berichterstattung beschränkt sich auf Naturkatastrophen, Zugsunglücke und Epidemien. Es genügten 2 Opfer der Pest in einem entlegenen Bergdorf im Himalaja, um in ausländischen Medien von einer Epidemie zu lesen und von einer weiteren Reise in dieses gefährliche Land abzuraten.
Worüber nicht oder immer noch spärlich berichtet wird, ist das wirtschaftliche Powerhouse Asiens, in dem sich die Zukunft abspielt. 59 % der über eine Milliarde zählenden Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre. Ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum – höher als das von China – gepaart mit einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung resultiert in Wachstumsraten in den Industrien von 6 – 8 %.
Erst durch den Boom in den Bereichen IT und Outsourcing von Dienstleistungen wurde die Welt auf Indien aufmerksam, und plötzlich begann sich das Bild vom armen Drittweltland zu wandeln. Das Dilemma ist, dass bislang in den Köpfen der Menschen kein neues Bild geschaffen wurde.
Die Wirtschaft der restlichen Welt kann es sich jedoch nicht mehr leisten, Indien weiterhin als weißen Fleck auf der Landkarte zu behandeln. Das vor Energie und Aufschwung sprudelnde Land ist offen und bereit für den Konsum von Qualitätsprodukten, neugierig interessiert an einem besseren Leben und bereit, zu investieren.
Natürlich schmälert diese Aussage nicht die existierenden Probleme dieser ältesten Demokratie der Welt. Geschäftliche Beziehungen funktionieren nicht alleine durch einen wirtschaftlichen Aufschwung besser, aber es ist an der Zeit, dass wir die Spielregeln im Umgang mit indischen Geschäftspartnern lernen, damit wir nicht vollends hinter der Dynamik der Wirtschaftsmächte Asiens verblassen.
Wir haben kein Bild, keine Vorstellung von Indien.
Sie sehen immer nur 1 % der indischen
Kultur, glauben aber, viel mehr zu sehen.
Geben Sie Bettlern an Straßenkreuzungen
kein Geld, diese sind in Gruppen organisiert und
verdienen als Angestellte einen
festgelegten Tageslohn.
Können Sie sich noch an die Zeit Anfang der 1970er-Jahre erinnern? Wenn ja, spüren Sie noch die Aufbruchstimmung und den Elan? Es ist jene besagte Stimmung, die Sie sich vor Augen halten sollten, wenn Sie an einem realistischen Bild Indiens interessiert sind.
Das Problem ist, dass Sie auf den ersten Blick die jahrtausendealte Kultur, die sich in ganz strikten Bahnen abspielt, nicht erkennen können. Es scheint weit einfacher, sich auf China einzustellen als auf Indien. Indien ist nach wie vor eine große Unbekannte, bei der man sich leicht verschätzt.
Die Zeit der Unsicherheit im Umgang mit indischen Geschäftspartnern kann durch dieses Buch verkürzt werden, und Sie werden gewappnet sein, Indien zu entdecken, und wenn Sie erst einmal die Tarnkappe vom Haupte dieses Landes genommen haben, werden Sie den darunter verborgen liegenden Reichtum erkennen und nützen können.
1. VERGESSEN SIE ALLES, WAS SIE BISHER GEHÖRT HABEN
WIR HABEN KEIN BILD VOM MODERNEN INDIEN
Uns fehlen realistische Vorstellungen von Indien
Das Wissen um das „alte“ Indien und die Meldungen über IT-Spezialisten ergeben noch kein einheitliches Bild
Die eigene Kulturbrille ist in Indien nicht anwendbar
Es sind die Kontraste des Landes, die den Betrachter beim ersten Be-such des Landes gefangen nehmen und schnell zu voreiligen Schlüssen verleiten. In den Straßen frei streunende „heilige“ Kühe und bettelnde Kinder verleiten ebenso wie Berichte über Witwenverbrennungen, tantrische Magie und religiöse Massenveranstaltungen zu Urteilen wie „Armut“ und „Rückständigkeit“.
Der erste Fehler des Besuchers aus dem Westen ist eine voreilige, einseitige Sichtweise der Dinge, die aus Überheblichkeit zu einem schnellen Urteil führt. Der zweite Fehler ist, diese Meinung unverzüg-lich mit Ihrem indischen Geschäftspartner zu teilen, Lösungen für die Abschaffung der frei streunenden Kühe zu bieten und dem nächsten Bettler einen Dollar in die Hand zu drücken. Spätestens dann haben Sie das erste falsche Signal gesetzt und werden überraschte Blicke Ihres Gegenübers ernten.
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Es ist nicht mein Bestreben, religiöse und soziale Missstände zu baga-tellisieren. Doch eine einseitige Sichtweise verstellt den Blick auf eine komplexe und kontrastreiche Gesellschaft, die in sich stabil ist und die im Umgang mit religiöser Integration und Toleranz in Zeiten wie diesen beispielhaft funktioniert. Und nicht nur das, Indien verfügt über eine Mittel- und Oberschicht von insgesamt 300 Millionen Menschen, die ein großes Potenzial als Konsumenten von Qualitätsprodukten heute und in Zukunft darstellen.
Das Problem ist, dass unsere Maßstäbe, unsere Konzepte nicht ange-wandt werden können. Sie passen ganz einfach nicht für dieses Land. Wir würden ja auch nicht versuchen, die Strukturen der Gesellschaft in China mit unseren Vorstellungen erklären zu wollen. Doch China hat es geschafft, selbst an einem Bild als asiatisches Powerhouse zu arbeiten. Indien ist erst am Beginn einer Marketingkampagne zur Verbesserung des Images des Landes.
Und so bleibt der Besucher alleine und ohne geeignetes Bild von Indien und hat gar keine Ahnung, was er alles nicht weiß. Immer wenn er glaubt, er habe Parallelen zur eigenen Kultur gefunden, sieht er etwas, was so völlig konträr zu dem bisher Erlebten ist, dass er zurück-schreckt und wieder am Anfang steht.
In Indien fi nden Mittelalter, Gegenwart und Zukunft immer gleichzeitig statt. Einem atomaren Waffenarsenal stehen 34 % der Weltanalpha-beten gegenüber. Extremer Hitze steht extreme Kälte gegenüber. Armut steht einem enormen Reichtum gegenüber.
Indien ist kein armes Land. Die Erfahrung im Umgang mit Religionen birgt Platz für die zweitgrößte muslimische Gesellschaft der Welt (184 Millionen), die ihre eigenen Traditionen, ihr eigenes Bildungs- und Rechtssystem und somit ihr eigenes Familienrecht wie selbstverständlich ausüben kann.
Sie werden einwenden, dass es in Indien immer wieder zu Ausschrei-tungen zwischen Anhängern unterschiedlicher Religionen kommt. Das ist richtig. Doch wenn man sich der Dimensionen bewusst wird, dann wird klar, dass diese Ausschreitungen vereinzelt und meist in ökono-misch unterbemittelten Gegenden stattfi nden und jeweils nach Ein-schreiten der angesehenen Armee wieder befriedet werden.
Im Gegenteil, Indien ist ein exzellentes Beispiel für miteinander statt
Indien macht im Ausland keine Wer-bung für die Vor-züge des Landes.
Es ist nicht leicht, sich ein Bild von Indien zu verschaffen. Ein Jour-nalist hat einmal Fol-gendes gesagt: Ver-weilt man in Indien
einen Tag, dann kann man einen Artikel
schreiben. Bleibt man einen Monat, dann kann man ein Buch
schreiben. Bleibt man jedoch ein Jahr, dann kann man gar nichts
mehr schreiben.
gegeneinander. In Zeiten, in denen die Polarisierung von Standpunkten die Norm zu sein scheint, ist es umso wichtiger, zu beweisen, dass ein Miteinander lebbar ist.
In Indien wird nichts totgeschwiegen, eine gut funktionierende Presse und demokratisch gewählte Politiker sorgen für die Aufklärung von Ereignissen. Technologie und Social Media machen es leicht, Missstän-de aufzuzeigen und der öffentlichen Meinung Raum zu geben.
Doch wenn man sich des Ausmaßes der Bevölkerung von 1,3 Milli-arden bewusst ist, dann könnte so manches andere Land von einem dermaßen friedlichen Zusammenleben nur träumen.
Indien ist so groß wie das alte Europa oder Australien. Es ist ein buntes, turbulentes Land mit mehr Eindrücken, als Sie in den Vorworten von Reiseführern fi nden werden. Indien ist wie ein Kontinent mit starken gesellschaftlichen Strukturen, einer in Traditionen und Riten verankerten und gleichzeitig modernen Gesellschaft, in der sich an allen Ecken und Enden Unternehmertum breit macht und ein starkes Selbstbewusstsein herrscht. Wenn Sie und Ihre Firma von den Entwicklungen in diesem Land profi tieren wollen, dann lassen Sie sich ruhig ein auf diese Entde-ckungsreise und seien Sie gewappnet für einen turbulenten Weg.
Fazit
Es bedarf einiger Zeit, bis ein realistisches Bild von Indien entsteht
Keine Sorge, es geht den meisten Menschen so
Moderne und Traditionen existieren nebeneinander
Das moderne Indien ist ein dynamisches Land, das viele Gesichter hat
DYNAMIK IN DER WIRTSCHAFT – FAKTEN UND WISSENSWERTES
Früher war es schwer, Fragen zur Wirtschaftsentwicklung Indiens zu beantworten. Damals konnte die Frage, warum man gerade in Indien investieren oder seine Produkte verkaufen sollte, nicht einfach beantwortet werden. Das ist viel einfacher geworden. „You cannot afford not to be in India“ ist die Devise.
