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Indikatoren und Karten zur Darstellung von
Potenzialen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen auf Landkreisebene
Reiner Plankl, Stefan Neumeier, Torsten Osigus, Patrick Küpper, Peter Mehl
59Thünen Working Paper
Dr. Reiner Plankl
Dr. Stefan Neumeier
Torsten Osigus, M.A.
Dr. Patrick Küpper
Dr. Peter Mehl
alle Thünen-Institut für Ländliche Räume
Johann Heinrich von Thünen-Institut
Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
Bundesallee 50
38116 Braunschweig
Tel.: 0531-596-5502 (Sekretariat)
Fax: 0531-596-5599
E-Mail: [email protected]
www.thuenen.de
Ansprechpartner:
Dr. Peter Mehl
Tel.: 0531-596-5243
E-Mail: [email protected]
Thünen Working Paper 59
Braunschweig/Germany , Juli 2016
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis 1
Abbildungsverzeichnis III
Zusammenfassung i
Summary ii
I Einleitung 1
1 Sachverhalt und Vorgehensweise 1
2 Auswahl der Indikatoren 1
II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 3
1 Arbeitsmarkt 3 Indikator 1: Gemeldete erwerbsfähige Personen je offene Stellen 4 Indikator 1-1: Offene Stellen je 1.000 Erwerbsfähige 6 Indikator 1-2: Gemeldete offene Stellen je 100 Arbeitslose 8 Indikator 2: Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter über 50 Jahre an
sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen insgesamt 10 Indikator 3: Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter aus Hauptasylzu-
gangsländern an sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen insgesamt 12
Indikator 4: Angebotene betriebliche Ausbildungsplätze je 100 Bewerber 14 Indikator 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 16
2 Wohlstand und kommunale Finanzsituation 19 Indikator 6: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 20 Indikator 7: Kommunale Schulden je Einwohner 22 Indikator 8: Kommunale Einnahmen je Einwohner 24
3 Wohnungsmarkt 27 Indikator 9: Wohnungsleerstandsquote 28 Indikator 9-1: Wohnungsleerstandsquote (empirica) 30
4 Demografischer Handlungsbedarf und Daseinsvorsorge 33 Indikator 10: Herausforderungen bei der Daseinsvorsorge durch den demogra-
phischen Wandel 34
5 Zentralität und Erreichbarkeit 37 Indikator 11: Erreichbarkeit Zentraler Orte 38 Indikator 12: Erreichbarkeit von Mittelzentren 42 Indikator 13: Erreichbarkeit des nächsten Supermarkts oder Discounter 46
6 Gesellschaftliche Reaktionen auf die Flüchtlingsentwicklung 49 Indikator 14: Anzahl flüchtlingsfeindlicher Vorfälle zwischen Januar 2015 und Mai
2016 50 Indikator 15: Anzahl der von Pro Asyl registrieren Initiativen ehren-amtlichen
Engagements 54
II Inhaltsverzeichnis
7 Bestehender Integrationsbedarf 57 Indikator 16: Index Integrationsbedarf (Menschen mit Migrationshintergrund und
Zuzüge aus dem Ausland) 58
III Abschließende Bemerkungen 61
Literaturverzeichnis 63
Anhang 66
Abbildungsverzeichnis III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gemeldete erwerbsfähige Personen je offene Stellen, 2014 5
Abbildung 1-1a: Offene Stellen je 1.000 Erwerbsfähige, August 2015 7
Abbildung 1-1b: Gemeldete offene Stellen je 1.000 Erwerbsfähige 20 bis 59 Jahre,
Jahresdurchschnitt 2015 (Karte entnommen aus empirica, 2016, S. 32) 7
Abbildung 1-2: Gemeldete offene Stellen je 100 Arbeitslose, Dezember 2014 9
Abbildung 2: Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter älter 50 Jahre an sozialver-
sicherungspflichtig beschäftigten Personen insgesamt 11
Abbildung 3: Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter aus Hauptasylzugangs-
ländern an sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen insgesamt 13
Abbildung 4: Angebotene betriebliche Ausbildungsplätze je 100 Bewerber 15
Abbildung 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen dem
Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2003 und dem Durchschnitt der Jahre 2011
bis 2013 17
Abbildung 6: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 21
Abbildung 7: Kommunale Schulden je Einwohner 23
Abbildung 8: Einnahmen je Einwohner 25
Abbildung 9: Wohnungsleerstandsquote auf Landkreisebene 29
Abbildung 9-1: Regionale Leerstände 2011 (Wohnungsleerstand in Deutschland 2011) 31
Abbildung 9-2: Wohnungsleerstandsquoten Jahresende 2014 bezogen auf den gesamten
Wohnungsbestand (MFH+EZFH) - Leerstand Zensus 2011 fortgeschrieben 31
Abbildung 10: Herausforderungen bei der Daseinsvorsorge durch den demografischen
Wandel 35
Abbildung 11: Median Erreichbarkeit von Zentralen Orten pro Kreis 39
Abbildung 12: Median Erreichbarkeit von Zentralen Orten pro Gemeinde 40
Abbildung 13: Median Erreichbarkeit von Mittelzentren pro Kreis 43
Abbildung 14: Median Erreichbarkeit von Mittelzentren pro Gemeinde 44
Abbildung 15: Median Erreichbarkeit von Supermärkten und Discountern pro Kreis 47
Abbildung 16: Median Erreichbarkeit von Supermärkten und Discountern pro Gemeinde 48
Abbildung 17: Anzahl flüchtlingsfeindlicher Vorfälle zwischen Januar 2015 und Mai 2016
pro Kreis 51
Abbildung 18: Anzahl flüchtlingsfeindlicher Vorfälle zwischen Januar 2015 und Mai 2016
pro Gemeinde 52
IV Abbildungsverzeichnis
Abbildung 19: Anzahl der von Pro Asyl registrieren Initiativen ehrenamtlichen
Engagements für Flüchtlinge pro Kreis 55
Abbildung 20: Anzahl der von Pro Asyl registrieren Initiativen ehrenamtlichen
Engagements für Flüchtlinge pro Gemeinde 56
Abbildung 21: Regionen im Demografischen Wandel - Integrationsbedarf 59
Zusammenfassung/Summary i
Zusammenfassung
Die gegenwärtige Verteilung von Flüchtlingen in Deutschland auf der Grundlage von Steueraufkommen
und Bevölkerungszahl wird weithin als integrationspolitisch suboptimal angesehen. Das vorliegende
Thünen-Workingpaper leistet zu dieser Diskussion einen Beitrag, indem es die Integrationspotenziale der
Landkreise in Deutschland über Indikatoren aus verschiedenen integrationsrelevanten Bereichen erfasst,
die insbesondere auch die Perspektive der ländlichen Räume berücksichtigen. Mit insgesamt 16 Indikato-
ren werden die sieben Bereiche Arbeitsmarkt, Wohlstand, Wohnungsmarkt, Demographischer Handlungs-
bedarf und Daseinsvorsorge, Zentralität und Erreichbarkeit, Reaktionen aus der Gesellschaft auf die
Flüchtlingskrise sowie Integrationsbedarf erfasst. Die Darstellung der Ergebnisse für Deutschland erfolgt
auf Landkreisebene und in Kartenform. Dabei wird zunächst der einzelne Indikator vorgestellt, danach die
regionale Verteilung des Indikators in Form von Ergebnis-Karten dargestellt und schließlich werden zentra-
le Ergebnisse zum Indikator erläutert, eingeordnet und kommentiert („Lesehilfe zur Karte“). Soweit die
Datengrundlage es ermöglicht, werden neben der Kreisebene auch Karten auf Gemeindeebene darge-
stellt.
Die verwendeten 16 Indikatoren bilden die Integrationspotenziale von Kreisen in den einzelnen, hier als
integrationsrelevant angenommenen Bereichen, differenziert ab. Wir haben ganz bewusst davon Abstand
genommen, diese sechzehn Indikatoren zu einem zusammenfassenden Integrationsindex zu verdichten,
weil wichtige Voraussetzungen hierfür nicht gegeben sind. Insbesondere war das Problem der Gewichtung
der Indices nicht zufriedenstellend zu lösen. Der Vergleich mit den Karten des empirica-Instituts belegt,
wie stark die jeweiligen Ergebnisse vom gewählten Indikator und von der Anzahl, dem Zuschnitt der gebil-
deten Klassen sowie der räumlichen Bezugsebene abhängen. Mit der Entscheidung für die jeweilige Vari-
ante wird erheblicher Einfluss auf das dargestellte Ergebnis und die daraus möglicherweise daraus abgelei-
teten Empfehlungen und Entscheidungen genommen. Mit einer einzigen zusammenfassenden Karte der
Integrationspotenziale der Landkreise würden daher Gewissheiten suggeriert, die dem jetzigen Stand des
Wissens nicht entsprechen.
Mit den dargestellten Indikatoren und Karten wird versucht, die Integrationspotenziale der lokalen Auf-
nahmegesellschaft bzw. der dortigen administrativen und politischen Instanzen regional differenziert und
in unterschiedlichen Bereichen auf Ebene der Landkreise in Deutschland zu erfassen. Ausgeblendet blei-
ben dabei die Perspektive der aufgenommenen Menschen und die Frage, welche Faktoren ihren
Integrationswillen und ihr Integrationspotenzial positiv beeinflussen.
JEL: J15, J18
Schlüsselwörter: Flüchtlinge, Integration, Indikatoren, räumliche Verteilung, Deutschland
ii Zusammenfassung/Summary
Summary
The current distribution of refugees in Germany based on tax revenue and population levels continues to
be perceived as sub-optimal in terms of integration policy. This Thuenen Working Paper contributes to the
discussion in that it documents the integration potential of counties in Germany with indicators from vari-
ous integration-relevant fields, considering in particular the perspective of rural areas. With a total of 16
indicators in seven areas including: labor market, economic well-being, housing availability, demographic
needs, provision of basic services, centrality and accessibility, social reactions to the refugee crisis and the
need for integration are considered. The presentation of the results for Germany is given in the form of
county level maps. Here, single indicators are first introduced, then the regional distribution of the indica-
tors is shown in the form of thematic maps, and ultimately central results for the indicators are expressed
with a short description, a summary and a discussion of the main results (“Spark Note”). Where possible,
the county level maps are also supplemented with community level maps.
The 16 socio-economic indicators used illustrate the integration potential of the counties, differentiated
by the single indicators relevant for integration. We purposely abstained from combining these into a
comprehensive integration index because important requirements for this task are not met. In particular it
was not possible to solve the problem of the weighting of the indicators. The comparison with the maps of
the empirica-institute clearly show that the results strongly depend on the selected indicator and the re-
gional level of depiction as well as on class size, class number and method of classification. Thus, meth-
odological decisions on the basis of maps and indicators strongly influence the results and information
depicted, and as a consequence also the decisions made based on those maps and indicators. A combined
index of all 16 indicators to show the integration potential of the counties would imply a certainty not
provided by the current level of knowledge.
The depicted indicators and maps attempt to assess the integration potential of the local host society, or
rather the differentiated potential of the regional administration and political bodies to integrate refu-
gees, as well as thematic differences at the county level in Germany. Here, the perspective of the arriving
refugees and the question of which factors have a positive influence on their desire and potential to be
integrated is not addressed.
JEL: J15, J18
Keywords: refugees, integration, indicators, spatial distribution, Germany
Kapitel Einleitung 1
I Einleitung
1 Sachverhalt und Vorgehensweise
Gegenwärtig erfolgt die Verteilung von Flüchtlingen in Deutschland auf die Bundesländer auf Grundlage
des sogenannten Königsteiner Schlüssels. Hierbei findet die Einwohnerzahl und die Wirtschaftskraft ge-
messen am Steueraufkommen im Verhältnis 1/3 zu 2/3 Berücksichtigung. Die weitere regionale Verteilung
durch die Länder erfolgt nach landesspezifischen Quotierungsverfahren, bei denen zumeist die Einwoh-
nerzahl neben der Fläche und teilweise auch der Ausländeranteil einfließen (vgl. hierzu im Einzelnen Geis
und Orth, 2016, S. 7). Diese Verfahren zur Verteilung von Flüchtlingen in Deutschland werden von ver-
schiedener Seite kritisiert (Geis und Orth, 2016; empirica 2015a, b; 2016): „Die aktuelle regionale Vertei-
lung der Flüchtlinge ist weder aus gesamtstaatlicher Sicht noch für die Flüchtlinge selbst optimal. So gehen
die Verteilungsmechanismen aus einer Verwaltungstradition hervor, die sich unter völlig anderen Rah-
menbedingungen entwickelt hat und die Aufnahmefähigkeit der Kommunen kaum in den Blick nimmt.“
(Geis und Orth, 2016, S. 27).
Vor diesem Hintergrund wollen wir im Folgenden einen Beitrag zu dieser Diskussion leisten, welcher ver-
schiedene für die Aufnahme- und Integrationsfähigkeit relevant erscheinenden Bereiche, insbesondere
auch aus der Sicht von Kommunen in ländlichen Räumen, berücksichtigt. Dazu werden Kriterien für die
Einschätzung von Potenzialunterschieden bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen identifiziert,
über geeignete Indikatoren erfasst und die regionalen Unterschiede mit Hilfe von Karten dargestellt.
2 Auswahl der Indikatoren
Die folgende Darstellung fasst diejenigen Indikatoren zusammen, die uns für die Abschätzung von Poten-
zialunterschieden von Landkreisen bei der Integration von Flüchtlingen wesentlich erscheinen. Die insge-
samt 16 Indikatoren verteilen sich auf die sieben Bereiche Arbeitsmarkt, Wohlstand, Wohnungsmarkt,
Demographischer Handlungsbedarf und Daseinsvorsorge, Zentralität und Erreichbarkeit, Reaktionen aus
der Gesellschaft auf die Flüchtlingskrise sowie Integrationsbedarf. Soweit die Datengrundlage es ermög-
licht, werden neben der Landkreisebene auch Karten auf Gemeindeebene dargestellt.
Im Einzelnen werden folgende Indikatoren ausgewählt und untersucht:
Arbeitsmarkt
Gemeldete erwerbsfähige Personen je offene Stellen
Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter über 50 Jahre an sozialversicherungspflichtig beschäf-
tigten Personen insgesamt
Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter aus Hauptasylzugangsländern an sozialversicherungs-
pflichtig beschäftigten Personen insgesamt
2 Kapitel I Einleitung
Angebotene betriebliche Ausbildungsplätze je 100 Bewerber
Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
Wohlstand und kommunale Finanzsituation
Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
Kommunale Schulden je Einwohner
Kommunale Einnahmen je Einwohner
Wohnungsmarkt
Wohnungsleerstandsquote
Demografischer Handlungsbedarf und Daseinsvorsorge
Herausforderung bei der Daseinsvorsorge durch den demographischen Wandel
Zentralität und Erreichbarkeit
Erreichbarkeit Zentraler Orte
Erreichbarkeit von Mittelzentren
Erreichbarkeit des nächsten Supermarkts oder Discounter
Gesellschaftliche Reaktionen auf die Flüchtlingsentwicklung
Anzahl flüchtlingsfeindlicher Vorfälle zwischen Januar 2015 und Mai 2016
Anzahl der von Pro Asyl registrieren Initiativen ehrenamtlichen Engagements für Flüchtlinge
Bestehender Integrationsbedarf
Index Integrationsbedarf (Menschen mit Migrationshintergrund und Zuzüge aus dem Ausland)
Die einzelnen Ergebnisse werden für jeden Indikator wie folgt vorgestellt:
− zunächst wird der Indikator vorgestellt und erläutert;
− dann wird die regionale Verteilung des Indikators in Form von Ergebnis-Karten dargestellt;
− schließlich werden zentrale Ergebnisse zum Indikator erläutert, eingeordnet und kommentiert
(„Lesehilfe zur Karte“).
− Für einige Indikatoren werden zu Vergleichszwecken die Indikatoren von empirica dargestellt.
Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 3
II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
1 Arbeitsmarkt
4 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
54
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 7
Gemeldete offene Stellen je 1.000 Erwerbsfähige 20 bis 59 Jahre, Jahresdurch-
schnitt 2015 (Karte entnommen aus empirica, 2016, S. 32)
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8 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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14 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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22 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 31
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4 Demografischer Handlungsbedarf und Daseinsvorsorge
34 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 35
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38 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 51
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54 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 57
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58 Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse
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Kapitel II Integrationsrelevante Indikatoren und Karten: Ergebnisse 59
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KAPITEL III Abschließende Bemerkungen 61
III Abschließende Bemerkungen
Die verwendeten 16 Indikatoren liefern eine differenzierte Darstellung der Integrationspotenziale von
Landkreisen in den einzelnen - hier als integrationsrelevant angenommenen - Bereichen. Wir haben ganz
bewusst davon Abstand genommen, diese 16 Indikatoren zu einem zusammenfassenden Integrationsin-
dex zu verdichten, weil wichtige Voraussetzungen hierfür nicht gegeben sind. Im Einzelnen sind folgende
Gründe ausschlaggebend.
− Zunächst sind wichtige Indikatoren selbst auf Landkreisebene nicht verfügbar (z. B. offene Stellen für
gering Qualifizierte) oder fehlen ganz, wie z. B. Daten über die sozialräumliche Verteilung leerstehen-
den Wohnraums. Diese wären wichtig, um sozial stigmatisierte Ghettos zu verhindern. Sehr relevant
wären auch Daten zur ÖPNV-Erreichbarkeit integrationsbezogen wichtiger Angebote, bessere Daten
und Indikatoren zum Umfang zivilgesellschaftlichen Engagements für Flüchtlinge (Willkommenskultur)
und zum Umfang fremdenfeindlicher Aktivitäten (Ablehnungskultur) sowie aktuelle Daten zur Belas-
tungssituation durch Flüchtlinge, d. h. aktuelle Angaben zur Anzahl bereits ansässiger Asylbewerbern,
anerkannter Flüchtlinge und Flüchtlingen mit Duldungsstatus nach Landkreisen wie auch die zusätzli-
che finanzielle und personelle Belastung hierdurch. Mit letztgenannten Angaben könnten regionale
Unterschiede der schon bestehenden Integrations-Belastung erheblich besser abgeschätzt werden als
mit dem oben dargestellten Index Integrationsbedarf (vgl. oben Teil II, Kapitel 7).
− Weiterhin stellen selbst Kreisindikatoren aufgrund der sehr unterschiedlichen Größe der Landkreise in
Deutschland und der mit der Größe wachsenden Heterogenität innerhalb der Landkreise nur unvoll-
ständige Informationen bereit. Die geeignete räumliche Bezugsebene unterscheidet sich je nach Indi-
kator. So ist zum Beispiel verfügbarer Wohnraum auf Kreisebene bei großen Landkreisen nur ein be-
dingt hilfreicher Indikator. Ebenso erfassen Arbeitsmarktindikatoren auf Kreisebene die jeweilige
Situation nur unzureichend, weil Teile von Landkreisen etwa in der Nähe von Ballungszentren durch-
aus sehr günstige Rahmenbedingen im Hinblick auf Beschäftigungsmöglichkeiten bieten können (Aus-
pendlerlandkreise) – Voraussetzung ist eine gute Erreichbarkeit, auch mit dem ÖPNV.
− Einmal angenommen, die benötigten Daten wären sehr kleinräumig verfügbar, so bliebe für einen
Gesamtindex dennoch zu entscheiden, wie die verschiedenen Indices zueinander zu gewichten sind.
Ist beispielsweise verfügbarer Wohnraum höher zu gewichten als ein höheres Angebot an Ausbil-
dungsplätzen oder ist es eher umgekehrt? Wiegt ein hohes Maß an zivilgesellschaftlichem Engage-
ment Nachteile bei der Erreichbarkeit und Zentralität auf? Können flüchtlingsfeindliche Straftaten
durch einen geringen kommunalen Schuldenstand wettgemacht werden, der größere Spielräume für
eine proaktive kommunale Integrationspolitik eröffnet als bei hoch verschuldeten Kommunen? Fragen
wie diese zeigen, dass es keineswegs einfach ist, geeignete, belastbare Gewichtungen für einzelne In-
dikatoren zu finden – vor allem deshalb, weil die sich die gewählten Gewichtungen sehr stark auf das
Ergebnis auswirken.
− Der Vergleich mit den Karten des empirica-Instituts belegt (vgl. Teil II, Kap. 1 und 3), wie stark die je-
weiligen Ergebnisse vom gewählten Indikator (Beispiel Arbeitslose je Beschäftigte oder je Erwerbsfä-
hige), von der Anzahl, dem Zuschnitt der gebildeten Klassen und der räumlichen Bezugsebene abhän-
62 KAPITEL III Abschließende Bemerkungen
gen. Mit der Entscheidung für die jeweilige Variante wird erheblicher Einfluss auf das dargestellte Er-
gebnis und die daraus möglicherweise abgeleiteten Empfehlungen und Entscheidungen genommen.
− Eine Aggregation der Indikatoren zu einem Gesamtbild (Karte der Integrationspotenziale) würde daher
falsche Gewissheiten suggerieren. Die öffentlichen Reaktionen auf andere Unternehmungen dieser Art
belegen, dass Medien und Politik eine entsprechende Karte der Integrationspotenziale breit und in-
tensiv rezipieren würden, ungeachtet aller Vorbehalte, Differenzierungen und Relativierungen bezüg-
lich der Aussagekraft.
− Auch das Gutachten des IW kommt nach intensiver Darstellung und Erörterung verschiedener Indika-
toren zur Integrationsfähigkeit von Kreisen zum gleichen Ergebnis: „[E]ine Entscheidung darüber, wel-
che Faktoren konkret berücksichtigt und wie gewichtet werden sollten, [müsste] mit tiefergehenden
wissenschaftlichen Untersuchungen zum Einfluss der einzelnen Faktoren auf die Unterbringungs-, Ver-
sorgungs- und Integrationskapazitäten der Kommunen untermauert werden.“ (Geis und Orth, 2016,
S. 45).
Abschließend bleibt anzumerken, dass Integration als ein mehrdimensionaler Prozess zwischen Aufnah-
megesellschaft und den neu Hinzugekommenen aufgefasst werden muss. Mit den dargestellten 16 Indika-
toren wird versucht, die Integrationspotenziale der lokalen Aufnahmegesellschaft bzw. der dortigen admi-
nistrativen und politischen Instanzen regional differenziert und in unterschiedlichen Bereichen zu erfas-
sen. Ausgeblendet bleibt dabei die Perspektive der aufgenommenen Menschen und die Frage, welche
Faktoren ihren Integrationswillen und ihr Integrationspotenzial positiv beeinflussen.
Literaturverzeichnis 63
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Anhang 65
Anhang
66 Anhang
Anhang
Erläuterung: Zentrale-Orte-System
Das raumordnerische Konzept zur Entwicklung der Siedlungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland
basiert auf dem System der Zentralen Orte, das auf die Arbeiten des Geographen Walter Christaller zu-
rückgeht (vgl. Schätzl, 1993). Der Grundgedanke hinter dem Konzept ist, dass durch Ausweisung Zentraler
Orte unterschiedlicher sogenannter Zentralitätsstufen (u. a. definiert nach Mindestinfrastrukturausstat-
tung) die flächendeckend Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen in zumutbarer
Entfernung zum Wohnort gewährleistet wird.
Das Zentrale-Orte-System gliedert sich dabei hierarchisch in Unterzentren (ausgewiesen durch die jeweili-
gen Regionalpläne), Mittelzentren und Oberzentren (ausgewiesen durch die jeweilige Landesplanung).
Orte einer bestimmen Zentralitätsstufe sollen dabei eine gewisse Mindestinfrastrukturausstattung auf-
weisen, wobei Unterzentren den Grundbedarf (Hauptschule, Arzt, Apotheke, Handwerksbetriebe, etc.),
Mittelzentren den gehobenen und periodischen Bedarf (zum Abitur führende Schulen, Krankenhäuser,
vielseitige Einkaufsmöglichkeiten, etc.) und Oberzentren den höheren spezialisierten Bedarf (Fachhoch-
schulen/ Universitäten, Spezialkliniken, Großkaufhäuser, etc.) decken sollen. Das bedeutet, dass mit den
Zentralen Orten „Versorgungspunkte“ geschaffen werden, die sich selbst und ihr Umland mit bestimmten
ausgewählten Dienstleistungen bedienen (vgl. Leser et al., 1993; Wagner, Uhlenbrock, 2003; ARL, 2016).
Erläuterung: Methodik der Erreichbarkeitsberechnung
Berechnet wurden die Indikator „Erreichbarkeit von Zentralen Orten“, „Erreichbarkeit von Mittelzentren“
und „Erreichbarkeit von Supermärkten oder Discountern“ anhand der geographischen Erreichbarkeit im
Verkehrswegenetz mit dem sogenannten Rasteransatz mit Hilfe des Thünen-Erreichbarkeitsmodells (vgl.
z. B. Neumeier, 2015). Dazu wurde ein Vektorraster mit einer Kantenlänge von 250 m über die Siedlungs-
fläche von Deutschland gelegt und dann im Verkehrswegenetz die Entfernung vom Mittelpunkt jeder
Vektorrasterzelle zum jeweils nächstgelegenen „Zentralen Ort“, „Mittelzentrum“ bzw. „Supermarkt oder
Discounter“ berechnet. Der ermittelte Entfernungswert wurde dann der entsprechenden Vektorrasterzel-
le zugeordnet. In einem weiteren Schritt wurden die Werte der einzelnen Vektorrasterzellen, die in einen
Kreis bzw. eine Gemeinde fallen durch Wahl des Medians zu einem Erreichbarkeitswert für die entspre-
chende administrative Gebietseinheit aggregiert.
Als Grundlage für das der Analyse zugrunde liegende Vektorraster dient das EWZ 250 des BBSR (vgl. Burg-
dorf 2010). Die Entfernungsberechnung zu Zentralen Orten erfolgte über die Open Source Routing Machi-
ne (OSRM) im Verkehrswegenetz der der OpenStreetMap (OSM). Die Entfernungsberechnung zu Super-
märkten und Discountern erfolgte mittels des „a-star-shortest path“ Algorithmus in einer Postgresql Da-
tenbank auf Basis eines kommerziellen Verkehrswegenetzes. Das heißt für jeden Startpunkt im Analyse-
raster (Mittelpunkt einer Rasterzelle) wurde die Entfernung zum jeweils nächstgelegenen Zielpunkt des
Zielpunkterasters (Zentraler Ort, Mittelzentrum, Supermarkt oder Discounter) berechnet.
Anhang 67
Die Daten zu den Zentralen Orten wurden vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung auf
Gemeindeebene zur Verfügung gestellt. Um ausgehend von diesen Daten Zielpunkte (Zentrale-Orte) für
die Berechnung zu erhalten, wurde auf Basis des Analyserasters ein Zielpunkteraster mit Zentralitätsin-
formationen erstellt. Dazu wurde das Analyseraster mit den Gemeindegeometrien verschnitten, wobei
jedem Mittelpunkt einer Vektorrasterzelle des Analyserasters die entsprechende Zentralitätsinformation
derjenigen Gemeinde zugewiesen wurde in der dieser Mittelpunkt liegt.
Abgrenzung von guter zu schlechter Erreichbarkeit:
Als Schwellenwert zur Abgrenzung einer guten von einer eher schlechten Erreichbarkeit wurde eine We-
gezeit von 15 Minuten gewählt, da mehrere Studien darauf hinweisen, dass diese Zeit die akzeptierte
Obergrenze zur Erreichung von Einrichtungen der Grundversorgung darstellt (vgl. AREG, 2008; BMVBS,
2011). Verschiedene Untersuchungen belegen, dass die Gehgeschwindigkeit bei langsam gehenden Men-
schen 1,3 m/s beträgt (Perry, 1992; Götz-Neumann, 2006; Morgenroth, 2008; Granacher et al., 2010). In
15 Minuten können basierend auf diesem Wert daher zu Fuß 1.170 m zurückgelegt werden. Gemäß einer
Studie des BMVBS beträgt in Deutschland die durchschnittliche PKW-Geschwindigkeit über alle Straßenty-
pen 33 km/h (BMVBS 2002). Dementsprechend können mit dem PKW in 15 Minuten 8.250 m zurückgelegt
werden.
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Zitationsvorschlag – Suggested source citation:
Plankl R, Neumeier S, Osigus T, Küpper P, Mehl P (2016) Indikatoren und
Karten zur Darstellung von Potenzialen bei der Aufnahme von Flüchtlingen auf
Landkreisebene. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 77 p, Thünen Working Paper 59, DOI:10.3220/WP1467711761000
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