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Niedersächsische Landesschulbehörde Außenstelle Cuxhaven Individuelle Lernentwicklung Vereinbarungen zu Standards der Dokumentation und Förderplanung Handreichung und Materialien

Individuelle Lernentwicklung - ...2014/03/24  · Realschulen und Oberschulen im Landkreis Cuxhaven - März 2014 Korrigierte und erweiterte Fassung vom 24.03.2014 Arbeitsgruppe Leitung

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Niedersächsische Landesschulbehörde Außenstelle Cuxhaven

Individuelle

Lernentwicklung

Vereinbarungen zu Standards der Dokumentation und Förderplanung

Handreichung und Materialien

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Vereinbarungen und Handreichung für die Förderschulen, Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen und Oberschulen im Landkreis Cuxhaven - März 2014 Korrigierte und erweiterte Fassung vom 24.03.2014

Arbeitsgruppe

Leitung Karin Ladda-Winkler, Förderschulrektorin FöS Schule am Meer Cuxhaven Michael Ladda, Förderschulrektor FöS Schule am Feldkamp Schiffdorf Beratung Inka Lienau, Rektorin GS Bad Bederkesa Andreas Schaefer, Fachberater für Unterrichtsqualität, Niedersächsische Landesschulbehörde Timm Wallott, Fachberater für sonderpädagogische Förderung und Inklusion, Schule am Feldkamp Schiffdorf Mitglieder Elisabeth Bauman, Rektorin GS Otterndorf Sabine Dilbat, Rektorin RS Cuxhaven Katja Dittrich, Lehrerin OBS Bad Bederkesa Klaus Erbacher, Rektor HS Otterndorf Sabine Friele, Rektorin GS Stotel Cordula Kerber, Konrektorin OBS Bad Bederkesa Angela Kernich, Rektorin GS Sahlenburg Christiane Link-Fitschen, Rektorin OBS Lamstedt Katrin Meyer-Joost, Rektorin GS Hagen Ralf Patzelt, Förderschulkonrektor FöS Seeparkschule Langen Heinz Schlegel, Rektor GS Basbeck Hajo Stührenberg, Rektor HRS Hagen Sybille Wittenberg, Förderschulrektorin FöS Wittmackschule Otterndorf Angela Woll, Rektorin GS Abendroth Cuxhaven Text und Layout Michael Ladda - Inka Lienau - Andreas Schaefer - Timm Wallott

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Inhalt

0 Vorwort ......................................................................................................................................... 4

1 Kurzfassung der Vereinbarungen .................................................................................................. 5

2 Langfassung der Vereinbarungen ................................................................................................. 9

2.1 Grundgedanken ..................................................................................................................... 9

2.1.1 Curriculare Diagnostik statt Abweichungsdiagnostik..................................................... 9

2.1.2 Kompetenzraster – das Können beschreiben .............................................................. 10

2.1.3 Exkurs: Wygotski und die Zone der nächsten Entwicklung .......................................... 11

2.1.4 Lernentwicklung – von der Dokumentation bis zum Förderplan ................................ 12

2.1.5 Zuständigkeiten – wer schreibt was? ........................................................................... 13

2.2 Dokumentation der individuellen Lernentwicklung ............................................................ 14

2.2.1 Grundlagen ................................................................................................................... 14

2.2.2 Exkurs: Regelungen zum Datenschutz ......................................................................... 16

2.2.3 Kriterien und Umsetzung ............................................................................................. 17

2.2.4 Dokumentieren mit dem Kompetenzraster ................................................................. 18

2.2.5 Terminplan für die Dokumentation und Förderplanung .............................................. 19

2.3 Temporärer Förderplan ....................................................................................................... 20

2.3.1 Grundlagen ................................................................................................................... 20

2.3.2 Umsetzung ................................................................................................................... 20

2.4 Sonderpädagogischer Förderplan ....................................................................................... 24

2.4.1 Grundlagen ................................................................................................................... 24

2.4.2 Umsetzung ................................................................................................................... 24

2.4.3 Kriterien ........................................................................................................................ 26

3 Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 28

4 Anhang ........................................................................................................................................ 30

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0 Vorwort Der Lernstand jeder Schülerin und jedes Schülers verdient Respekt, Anerkennung und Berücksichtigung. Die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung soll diesen Lernstand erfassen und eine Grundlage für die individuelle Förderung im Unterricht bieten. Im Landkreis Cuxhaven haben die Schulen zahlreiche Materialien zur Dokumentation eingeführt und auch selbst entwickelt. Die unterschiedlichsten Materialien haben sich in den vergangenen Jahren gut bewährt. Zunehmend wird allerdings deutlich: Es ist erstrebenswert, die Materialien einheitlicher zu gestalten. Davon profitieren Schülerinnen und Schüler bei Umschulungen und beim Übergang in die weiterführende Schule. Es erleichtert den sonderpädagogischen Lehrkräften die Arbeit. Und für die Kollegien ist es deutlich ökonomischer, wenn nicht jede Schule „das Rad neu erfindet“. Aus diesem Anlass wurde im Rahmen der Schulleitungsdienstbesprechung am 21.02.2013 eine Arbeitsgruppe gebildet. Ihr Auftrag war es, gemeinsame Maßstäbe für die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung zu entwickeln und zu vereinbaren. Im Laufe der Arbeit zeigte sich schnell, dass an diesem Auftrag mehr hängt als gedacht. Wenn die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung die Grundlage für die individuelle Förderung sein soll, dann muss sie dafür auch substantiell etwas hergeben. Das ist kein geringer Anspruch, und nur wenige Materialien erfüllen ihn. Im Ergebnis hat die Gruppe nicht nur Standards entwickelt, sondern auch Materialien (vor allem Kompetenzraster) zusammengestellt und den Bereich der Förderplanung aufgearbeitet. Damit ist mehr erreicht als ursprünglich geplant. Und es gibt Ideen zur Weiterarbeit: Die entwickelten Kompetenzraster sollen verbessert und erweitert werden. Im Ausbauzustand sollen Materialien vorliegen, welche die Entwicklung vom vorschulischen Bereich bis in den Sekundarbereich abbilden. Dieses Dokument stellt den Stand der Arbeit im Februar 2014 dar. Außenstelle Cuxhaven, März 2014 Manfred Kück Lars Mittelstädt Andreas Schaefer Regierungsschuldirektor Regierungsschuldirektor Fachberater für Unterrichtsqualität

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1 Kurzfassung der Vereinbarungen

„Alle in Niedersachsen wohnenden Schülerinnen und Schüler sollen ihr Recht auf Bildung

verwirklichen können“.1 Dies erfordert eine individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler.

Grundlage für die Individualisierung von Lernprozessen ist die Dokumentation der individuellen

Lernentwicklung.

„Die Dokumentation enthält Aussagen

zur Lernausgangslage,

zu den im Planungszeitraum angestrebten Zielen,

zu Maßnahmen, mit deren Hilfe das Ziel erreicht werden soll,

zur Beschreibung und Einschätzung des Fördererfolgs durch die Lehrkraft und durch die

Schülerin oder den Schüler.“ 2

Einige Kernbereiche müssen hierbei erfasst werden3:

Arbeits- und Sozialverhalten

Lese- und Schreibkompetenz

mathematische Kompetenz

fremdsprachliche Kompetenz

Die Sichtung der Grundsatzerlasse aller Schulformen4 ergibt:

Die individuelle Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler ist prozessbegleitend zu

dokumentieren. Die eigenverantwortliche Schule legt die Form verbindlich fest.

Die Dokumentation dient zur Besprechung der Lernentwicklung mit Kolleginnen und

Kolleginnen, mit Eltern und mit Schülerinnen und Schülern

Für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf ist die

Dokumentation der individuellen Lernentwicklung als Förderplan anzulegen.

Das neue Verfahren zur Feststellung eines Bedarfs an sonderpädagogischer Unterstützung gibt

folgende Setzung vor:5

Die Dokumentation der ILE ist verpflichtender Bestandteil des Überprüfungsgutachtens

Die Förderplanung ist verpflichtender Bestandteil des Überprüfungsgutachtens

1 NSchG §58

2 Erlasse der unterschiedlichen Schulformen GS, HS, RS, OBS, GY; Niedersächsisches Kultusministerium, 2004a, 2004b, 2011, 2012,

2013 3 Niedersächsisches Kultusministerium, 2006

4 vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2004a, 2004b, 2011, 2012, 2013

5 vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2013a, 2013b

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Qualitätskriterien Indikatoren

Vielseitigkeit

Die Inhalte sind für alle Beteiligten (Schülerinnen und Schüler,

Erziehungsberechtigte, Lehrkräfte sowie weiteres pädagogisches

Personal) verständlich formuliert.

In der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung (ILE) gibt es

Freiraum für Beschreibungen

Schülerinnen und Schüler können sich anhand der Dokumentation

der ILE selbst einschätzen.

Transparenz und

sachlich/

fachliche

Richtigkeit

Der Lernaufbau des Faches wird korrekt abgebildet.

Die Fortschritte der Schülerin oder des Schülers werden sichtbar.

Das aktuelle Können der Schülerin oder des Schülers wird

dargestellt.

Die nächsten Ziele können direkt abgelesen werden.

Kompetenz-

orientierung

Die Dokumentation der ILE ist wertschätzend und respektvoll.

Das Können und die Fortschritte der Schülerin oder des Schülers

stehen im Vordergrund.

Die Kompetenzen sind positiv formuliert. (Ich kann …)

Der individuelle Leistungsstand wird dargestellt. Eine Einsortierung

in Klassennormen findet in der Dokumentation der ILE nicht statt.

Jede Schülerin und jeder Schüler mit oder ohne

sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf findet sich in der

Dokumentation der ILE wieder.

Jede Schülerin und jeder Schüler macht Fortschritte. Die Darstellung

der Kompetenzentwicklung ist kleinschrittig genug.

Ökonomie/

Handhabbarkeit

Die Darstellung ist übersichtlich.

Die Fortschreibung der Dokumentation der ILE erfolgt zu

verbindlichen Terminen.

Die Dokumentation der ILE erfolgt zwingend in den Bereichen

Deutsch, Mathematik, Englisch, Arbeitsverhalten und

Sozialverhalten.

Es werden die Lernausgangslage, Ziele und Maßnahmen dargestellt.

Vereinbarung Die Schulen im Landkreis Cuxhaven erfüllen bei der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung folgende Kriterien:

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Ziel dieser Qualitätskriterien ist die multiple Einsatzmöglichkeit im Hinblick auf:

Dokumentation der individuellen Lernentwicklung

Eltern- und Schülergespräche

Schuleigene Arbeitspläne

Weitergehende Förderplanung und die Feststellung von sonderpädagogischem

Unterstützungsbedarf

Pädagogische Konferenzen

Unterrichtsentwicklung

Ein Beispiel für die Umsetzung ist das folgende Kompetenzraster (vollständige Raster im Anhang).

Jedes Feld eines Kompetenzrasters beschreibt einen Kompetenzstand, der häufig aus Schülersicht

formuliert ist: „Ich kann …“. Dabei wird jedes Fach oder Lernbereich in verschiedene

Kompetenzbereiche untergliedert. Jeder Kompetenzbereich hat eine eigene Zeile im

Kompetenzraster. In jeder Zeile wird die Kompetenzentwicklung stufenweise von links nach rechts

fortschreitend abgebildet. Entscheidend ist, dass jedes Feld ein Können, eine Kompetenz

beschreibt.

Empfehlung Die Arbeitsgruppe empfiehlt Kompetenzraster für die Dokumentation der ILE, um die Qualitätskriterien zu erfüllen.

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Für einen Teil der Schülerinnen und Schüler wird

es – zusätzlich zur Dokumentation - erforderlich

sein, genauer hinzuschauen (sei es im fachlichen

Lernen oder im Bereich des Verhaltens) und in

kleiner Runde zu besprechen und zu

vereinbaren, was zu tun ist. Dabei geht es um

kleinere Interventionen, die keine große

Bestandsaufnahme verschiedener

Entwicklungsbereiche erfordern, recht zügig

umzusetzen und einfach zu dokumentieren sind.

Für einen solchen temporären Förderplan ist

die Struktur des 4-Felder-Planes geeignet.

In einzelnen Situationen kann es darüber hinaus nötig sein, eine Förderplanung umfassender

anzulegen. Ein solcher sonderpädagogischer Förderplan wird daher umfangreicher sein, mehrere

Entwicklungsbereiche berücksichtigen und auch über einen längeren Zeitraum fortgeschrieben

werden. Er ist in seinem Aufbau differenzierter und vielfältiger, auch wenn die Grundstruktur des

4-Felder-Planes erhalten bleibt (siehe Kapitel 2.4 - Sonderpädagogischer Förderplan).

Dieser modulare Aufbau von der Dokumentation der Lernentwicklung bis hin zur Förderplanung

lässt sich anhand der RTI-Pyramide darstellen. Sie unterscheidet zwischen Maßnahmen, die für alle

Schülerinnen und Schüler gelten (Basis der Pyramide), solchen für etwa 20% sowie speziellen

Maßnahmen für einen Anteil von ungefähr 5%6:

6 vgl. Universität Rostock, 2013

Vorschlag Die Arbeitsgruppe schlägt vor, zwei Ebenen der Förderplanung zu unterscheiden.

5%

20%

100%

Erreichter Anteil der Schülerinnen und Schüler:

98 – 100%

etwa 95%

etwa 80%

Dokumentation der ILE, z.B. mit

Kompetenzrastern

Sonderpäd. Förderplan

Temporärer Förderplan

Anteil sonderpäd.

Lehrkraft

Anteil Lehrkraft allgem. Schule

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2 Langfassung der Vereinbarungen

2.1 Grundgedanken

2.1.1 Curriculare Diagnostik statt Abweichungsdiagnostik

Wenn man die individuelle Lernentwicklung darstellen möchte, kann man zwei verschiedene

Ansätze verfolgen. Nur einer davon hilft wirklich weiter.

Der erste Ansatz lenkt den Blick darauf, ob die Leistungen eines Kindes den Erwartungen zu diesem

Zeitpunkt des Schulbesuches entsprechen. Meistens wird der Grad der Entsprechung mit Zeichen

dargestellt (z.B. mit -/0/+ oder ). Dieses Vorgehen kann als Abweichungsdiagnostik

beschrieben werden und wird in der folgenden Grafik7 veranschaulicht:

Gegen diesen Ansatz sprechen drei Gründe:

a) Abgebildet wird hier lediglich, dass (und wie sehr: „“) ein Kind hinter den Erwartungen

bzw. der Alterskohorte zurückbleibt – aber nicht, wo es in der Lernentwicklung steht. Es

gibt somit auch keinen Anhaltspunkt, welche nächsten Lernschritte anstehen. Das gilt

ebenso für Kinder, die deutlich („“) weiter sind als andere, bei denen aber ebenso im

Dunkeln bleibt, wo sie eigentlich schon angekommen sind.

b) Eine Entwicklung lässt sich auf diese Weise kaum abbilden. Selbst wenn ein Kind deutliche

Fortschritte macht, behält es in der Regel seine Position relativ zur Alterskohorte, die sich ja

ebenfalls weiter entwickelt. Erst wenn ein Kind andere „überholt“ wird ein Fortschritt

sichtbar.

c) Dieses Modell entspricht der üblichen Leistungsbewertung und Notengebung, die sich an

Regelstandards und Klassennormen orientiert. Da eine solche bereits regelmäßig vorge-

nommen und in Halbjahreszeugnissen zusammengefasst wird, ist es nicht sinnvoll, sie ein

weiteres Mal anzufertigen. Neue Erkenntnisse kämen nicht zustande.

7 Kretschmann, 2009

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Der Ansatz der Abweichungsdiagnostik stellt also bestenfalls eine alternative Form der

Notengebung dar. Er hilft jedoch nicht dabei, die individuelle Lernentwicklung darzustellen oder

konkrete Schritte für das weitere Lernen aufzuzeigen.

Der zweite Ansatz lenkt den Blick darauf, an welcher Stelle der Lernentwicklung sich ein Kind

aktuell befindet. Grundlage dafür ist ein Modell für den Lernaufbau im jeweiligen Bereich, anhand

dessen die aktuelle Position ermittelt und abgebildet wird. Dieses Vorgehen wird hier als

curriculare Diagnostik bezeichnet8:

Bei diesem Vorgehen wird unmittelbar deutlich:

a) Welche Lernschritte sind bereits vollzogen?

b) An welcher Stelle der Lernentwicklung steht das Kind?

c) Welcher Lernschritt erfolgt als nächstes?

Dabei ist es grundsätzlich unerheblich, wie die Stellung zur Alterskohorte ist. Der aktuelle Stand,

die nächsten Lernschritte und der Verlauf der Entwicklung lassen sich alleine aus dem Modell des

Lernaufbaus und der individuellen Situation des Kindes heraus bestimmen und abbilden. Ein Bezug

zur Altersnorm oder zu einem Regelstandard ist nicht erforderlich.

Der Ansatz der curricularen Diagnostik erfasst damit tatsächlich und im Wortsinne die individuelle

Lernentwicklung.

2.1.2 Kompetenzraster – das Können beschreiben

Der Ansatz der curricularen Diagnostik legt die Verwendung von Kompetenzrastern nahe. Jedes

Feld eines Kompetenzrasters beschreibt einen Kompetenzstand, der häufig aus Schülersicht

formuliert ist: „Ich kann …“.

Dabei wird jedes Fach oder Lernbereich in verschiedene Kompetenzbereiche untergliedert. Jeder

Kompetenzbereich hat eine eigene Zeile im Kompetenzraster.

8 Begriff und Darstellung: Kretschmann, 2009

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In jeder Zeile wird die Kompetenzentwicklung stufenweise von links nach rechts fortschreitend

abgebildet. Entscheidend ist, dass jedes Feld ein Können, eine Kompetenz beschreibt. Mitunter

passiert es, dass die weiter links liegenden Felder folgendermaßen formuliert werden: „...kann

noch nicht richtig“, „kaum erkennbar“. Das ist nicht im Sinne des Erfinders (bzw. dieses Ansatzes).

Kompetenzraster beschreiben in jedem Feld ein Können, nicht ein Nichtkönnen.

(Beispiel: Kompetenzraster des Institut Beatenberg

9)

Die Möglichkeiten des Kompetenzrasters10 gehen dabei weit über die reine Abbildung des

aktuellen Standes, der nächsten Lernschritte und der individuellen Entwicklung hinaus. Mit seiner

Hilfe lässt sich auch ein individualisierter Unterricht vornehmlich in den Lehrgängen organisieren.

Hinter jedem Kompetenzfeld verbirgt sich dann ein Aufgaben- und Materialpool, anhand dessen

man die beschriebene Kompetenz erwerben kann.11

Insofern umfasst ein Kompetenzraster genau das, was eine Dokumentation der ILE leisten soll: Die

Lernausgangslage (aktuelles Feld), Ziele (nächster Lernschritt) sowie Maßnahmen (die hinter einem

Feld liegenden Materialien und Aufgaben).

2.1.3 Exkurs: Wygotski und die Zone der nächsten Entwicklung

Das Prinzip, die Lernentwicklung als Können zu beschreiben, wird leicht missverstanden: Als ginge

es darum, aus Nettigkeit die Dinge nicht beim Namen zu nennen, beschönigende Formulierungen

zu verwenden oder problematische Bereiche auszublenden.

9 Institut Beatenberg, 2012

10 Neben solchen Kompetenzrastern, die den Lernprozess über mehrere Jahre abbilden, gibt es auch solche, die sich auf einzelne

Unterrichtseinheiten beziehen. Für die Dokumentation der Lernentwicklung sind die erstgenannten jedoch ökonomischer – um den

Preis der geringeren Auflösung. 11

Kompetenzraster haben hier auch eine große Nähe zu schuleigenen Arbeitsplänen, da sie Kompetenzen sowie Inhalte und Vorgehensweisen zu deren Vermittlung darstellen.

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Aber darum geht es nicht. Die Beschreibung des Könnens ist vielmehr deshalb wichtig, weil nur so

die entscheidende „Zone der nächsten Entwicklung“ (Wygotski) bestimmt werden kann:

Zwei Punkte sind entscheidend:

Die Zone der nächsten Entwicklung kann nur bestimmt werden, wenn geklärt ist, was das

Kind gerade noch ohne Hilfe kann. Aussagen über das Nichtkönnen helfen dabei nicht viel.

Die Zone der nächsten Entwicklung ist schmaler als man denkt. Sie geht schnell in die Zone

der Überforderung über. Darum muss die Bestimmung präzise erfolgen.

Jede Förderung beginnt also mit der genauen (nicht ungefähren) Bestimmung des aktuellen

Lernstandes. Dieser Anspruch hört sich trivial an – das ist er aber nicht. So beginnt kaum ein

Förderplan mit einer genauen Beschreibung, was ein Kind kann; stattdessen werden in der Regel

die Lernschwierigkeiten und das Noch-Nicht-Können beschrieben.

Genau diese präzise Bestimmung des Lernstandes und der nächsten Lernschritte ist das Ziel

moderner Diagnostik:12

2.1.4 Lernentwicklung – von der Dokumentation bis zum Förderplan

Eine kompetenzorientierte Dokumentation der individuellen Lernentwicklung mit einem

Kompetenzraster enthält schon wesentliche Elemente einer Förderplanung. Sie lässt sich für alle

Schülerinnen und Schüler realisieren.

Für einen Teil der Schülerinnen und Schüler wird es zusätzlich erforderlich sein, genauer

hinzuschauen (sei es im fachlichen Lernen oder im Bereich des Verhaltens) und in kleiner Runde zu

12

Wachtel, 2013

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besprechen und zu vereinbaren, was zu tun ist. Dabei geht es um kleinere Interventionen, die

keine große Bestandsaufnahme verschiedener Entwicklungsbereiche erfordern, recht zügig

umzusetzen und einfach zu dokumentieren sind. Für einen solchen temporären Förderplan ist die

Struktur des 4-Felder-Planes geeignet.

In einzelnen Situationen kann es darüber hinaus nötig sein, eine Förderplanung umfassender

anzulegen. Ein solcher sonderpädagogischer Förderplan wird daher umfangreicher sein, mehrere

Entwicklungsbereiche berücksichtigen und auch über einen längeren Zeitraum fortgeschrieben

werden. Er ist in seinem Aufbau differenzierter und vielfältiger, auch wenn die Grundstruktur des

4-Felder-Planes erhalten bleibt.

Dieser modulare Aufbau von der Dokumentation der Lernentwicklung bis hin zur Förderplanung

lässt sich anhand der RTI-Pyramide darstellen. Sie unterscheidet zwischen Maßnahmen, die für alle

Schülerinnen und Schüler gelten (Basis der Pyramide), solchen für etwa 20% und speziellen

Maßnahmen für einen Anteil von ungefähr 5%:

2.1.5 Zuständigkeiten – wer schreibt was?

Förderpläne werden immer gemeinsam erstellt und gemeinsam umgesetzt. Eine

Alleinzuständigkeit der Förderschullehrkraft oder der Lehrkräfte der allgemeinen Schule ist nicht

zielführend.

Das gilt grundsätzlich auf allen drei Ebenen der RTI-Pyramide. Allerdings wird es in der Regel

sinnvoll sein, wenn sich Lehrkräfte mit sonderpädagogischer Ausbildung stärker im Bereich der

sonderpädagogischen Förderplanung einbringen.

Dieses Prinzip ist im Rahmen der sonderpädagogischen Grundversorgung im Primarbereich eher

umzusetzen. Im Sekundarbereich stellt sich die Situation schwieriger dar, weil die Stunden der

sonderpädagogischen Lehrkraft an die jeweilige Schülerin und den jeweiligen Schüler gebunden

sind.

5%

20%

100%

Erreichter Anteil der Schüler:

98 – 100%

etwa 95%

etwa 80%

Dokumentation der ILE, z.B. mit

Kompetenzrastern

Sonderpäd. Förderplan

Temporärer Förderplan

Anteil sonderpäd.

Lehrkraft

Anteil Lehrkraft allgem. Schule

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2.2 Dokumentation der individuellen Lernentwicklung

Zielgruppe der

Maßnahmen

Die Entwicklung jeder Schülerin und jedes Schülers wird dokumentiert

Zuständigkeit

„Lehren und Lernen finden in der Schule in der Regel in Gruppen statt, beide sind aber zugleich sehr

individuelle Vorgänge. Die […] Dokumentation unterstützt die individuelle Lernentwicklungspla-

nung für jede Schülerin und jeden Schüler.“13 Daher wird sie auch für jede Schülerin und jeden

Schüler angelegt. Im Folgenden werden erst (rechtliche) Grundlagen dargelegt und in einem Ex-

kurs auf den Datenschutz eingegangen. Anschließend werden die in der Arbeitsgruppe erarbeite-

ten Standards für eine ´gute´ Dokumentation der ILE tabellarisch dargestellt. Diese sollen helfen,

die Qualität zu sichern und weiter zu erhöhen. Mit Hilfe dieser Kriterien wurden unterschiedlichste

Dokumentationen der ILE von der Arbeitsgruppe gesichtet und bewertet. Am Ende dieses Prozes-

ses konnte sich auf das Kompetenzraster als Form, die im Landkreis Cuxhaven favorisiert werden

soll, geeinigt werden. Sie erfüllt am besten die erarbeiteten Qualitätsstandards.

2.2.1 Grundlagen

„Alle in Niedersachsen wohnenden Schülerinnen und Schüler sollen ihr Recht auf Bildung

verwirklichen können“.14 Dies erfordert eine individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler.

Grundlage für die Individualisierung von Lernprozessen ist die Dokumentation der individuellen

Lernentwicklung.

„Die Dokumentation enthält Aussagen

zur Lernausgangslage,

zu den im Planungszeitraum angestrebten Zielen,

zu Maßnahmen, mit deren Hilfe das Ziel erreicht werden soll,

zur Beschreibung und Einschätzung des Fördererfolgs durch die Lehrkraft und durch die

Schülerin oder den Schüler.“ 15

13

Niedersächsiches Kultusministerium, 2006, S.4 14

NSchG §58 15

Erlasse der unterschiedlichen Schulformen GS, HS, RS, OBS, GY; Niedersächsisches Kultusministerium, 2004a,b, 2011, 2012, 2013

Anteil der Lehrkraft allgem. Schule

Anteil der sonderpäd. Lehrkraft

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Einige Kernbereiche müssen hierbei erfasst werden:16

Arbeits- und Sozialverhalten

Lese- und Schreibkompetenz

mathematische Kompetenz

fremdsprachliche Kompetenz

Die Sichtung der Grundsatzerlasse17 und der Handreichungen18 des Kultusministeriums ergibt:

Die individuelle Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler ist prozessbegleitend zu

dokumentieren

Die eigenverantwortliche Schule legt die Form verbindlich fest

Es finden auf Basis der Dokumentation regelmäßig Gespräche über die Lernentwicklung der

Kinder mit den Eltern in den Schuljahrgängen 1-4 statt

In den Schuljahrgängen 5-10 dient die Dokumentation auch als Grundlage für Gespräche

mit den Schülerinnen und Schülern über ihren Lernstand und die nächsten Lernschritte

Die Lehrkräfte unterstützen die Schülerinnen und Schüler darin, selbst Verantwortung für

ihre Lernentwicklung zu übernehmen

Für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf ist die

Dokumentation der individuellen Lernentwicklung als Förderplan anzulegen

Das neue Verfahren zur Feststellung eines Bedarfs an sonderpädagogischer Unterstützung gibt

folgende Setzung vor:19

Die Dokumentation der ILE ist verpflichtender Bestandteil des Überprüfungsgutachtens

Die Förderplanung ist verpflichtender Bestandteil des Überprüfungsgutachtens

Die Schulinspektion formuliert die grundlegenden Anforderungen zur Kernaufgabe

folgendermaßen:

„Die Schule erfasst die Lernausgangslage.

Die Schule dokumentiert die individuelle Lernentwicklung nach einem schuleinheitlichen

Verfahren.

Die Schule hat Maßnahmen zur individuellen Förderung festgelegt.“20

16

Niedersächsiches Kultusministerium, 2006 17

vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2004a,2004b, 2011, 2012, 2013 18

Niedersächsiches Kultusministerium, 2006 19

vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2013 20

NLQ, 2014, S.5

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2.2.2 Exkurs: Regelungen zum Datenschutz21

21

Exkurs wurde komplett entnommen aus: Handreichungen: Individuelle Lernentwicklung und ihre Dokumentation (Niedersächsiches Kultusministerium, 2006, S.7,8)

„Die Dokumentation begleitet die Schülerin oder den Schüler vom 1. bis zum 9. bzw. 10. Schuljahr-

gang. Sie enthält personenbezogene Informationen, für die datenschutzrechtliche Vorschriften zu

beachten sind.

Für die Weitergabe von Schülerdaten gelten die Vorschriften in § 31 NSchG:

(1) Schulen, Schulbehörden, Schulträger, Schülervertretungen und Elternvertretungen dürfen

personenbezogene Daten der Schülerinnen und Schüler und ihrer Erziehungsberechtigten (§

55 Abs. 1) verarbeiten, soweit dies zur Erfüllung des Bildungsauftrags der Schule (§ 2) oder

der Fürsorgeaufgaben, zur Erziehung oder Förderung der Schülerinnen und Schüler oder zur

Erforschung oder Entwicklung der Schulqualität erforderlich ist. …

(2) Schulen dürfen auch diejenigen personenbezogenen Daten von Kindern in Kindergärten und

deren Erziehungsberechtigten (§ 55 Abs. 1) verarbeiten, die in Kindergärten bei der Wahr-

nehmung vorschulischer Förderaufgaben erhoben und an Schulen übermittelt werden, so-

weit die Verarbeitung zur Erziehung oder Förderung der Kinder in der Schule erforderlich ist.

Die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung enthält ausschließlich Daten, die im Rahmen

der Erfüllung des Bildungsauftrags und der Fürsorgeaufgaben sowie zur Erziehung und Förderung

der Schülerinnen und Schüler erfasst werden. Eine Weitergabe beim Übergang in eine andere Schu-

le ist erforderlich, um die Kontinuität der Bildungs- und Erziehungsarbeit sicherzustellen.

Die Datenweitergabe vom Kindergarten an die Grundschule ist durch Erlass geregelt:

[…] die Weitergabe von Daten, d. h. der Austausch über Beobachtungen und Erkenntnisse,

die im Kindergarten zur Entwicklung und zum Lernverhalten von Kindern gewonnen werden,

[ist] ein wichtiges Mittel, um Kontinuität im Bildungsverlauf herzustellen. […]

Die Einwilligung der Erziehungsberechtigten zum Austausch der Fachkräfte des Kindergar-

tens mit den Lehrkräften der Schule über ihr Kind ist vom Kindergarten einzuholen. […]

Am Ende der Schulzeit verbleibt die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung einer Schüle-

rin oder eines Schülers in der Schule und wird ein Jahr nach Ablauf des Schuljahres, in dem diese die

Schule oder - bei organisatorisch zusammengefassten Schulen - die jeweilige Schulform verlassen

haben, aufbewahrt.“

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2.2.3 Kriterien und Umsetzung

Qualitätskriterien Indikatoren

Vielseitigkeit

Die Inhalte sind für alle Beteiligten (Schülerinnen und Schüler,

Erziehungsberechtigte, Lehrkräfte sowie weiteres pädagogisches

Personal) verständlich formuliert.

In der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung (ILE) gibt es

Freiraum für Beschreibungen

Schülerinnen und Schüler können sich anhand der Dokumentation

der ILE selbst einschätzen.

Transparenz und

sachlich/ fachliche

Richtigkeit

Der Lernaufbau des Faches wird korrekt abgebildet.

Die Fortschritte der Schülerin/ des Schülers werden sichtbar.

Das aktuelle Können der Schülerin/ des Schülers wird dargestellt.

Die nächsten Ziele können direkt abgelesen werden.

Kompetenz-

orientierung

Die Dokumentation der ILE ist wertschätzend und respektvoll.

Das Können und die Fortschritte der Schülerin/ des Schülers stehen

im Vordergrund.

Die Kompetenzen sind positiv formuliert. (Ich kann …)

Der individuelle Leistungsstand wird dargestellt. Eine Einsortierung in

Klassennormen findet in der Dokumentation der ILE nicht statt.

Jede Schülerin/ Jeder Schüler mit oder ohne sonderpädagogischen

Unterstützungsbedarf findet sich in der Dokumentation der ILE

wieder.

Jede Schülerin/ Jeder Schüler macht Fortschritte. Die Darstellung der

Kompetenzentwicklung ist kleinschrittig genug.

Ökonomie/

Handhabbarkeit

Die Darstellung ist übersichtlich.

Die Fortschreibung der Dokumentation der ILE erfolgt zu

verbindlichen Terminen.

Die Dokumentation der ILE erfolgt zwingend in den Bereichen

Deutsch, Mathematik, Englisch, Arbeitsverhalten und Sozialverhalten.

Es werden die Lernausgangslage, Ziele und Maßnahmen dargestellt.

Vereinbarung Die Schulen im Landkreis Cuxhaven erfüllen bei der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung folgende Kriterien:

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Ziel dieser Qualitätskriterien ist die multiple Einsatzmöglichkeit im Hinblick auf:

Dokumentation der individuellen Lernentwicklung

Eltern- und Schülergespräche

Schuleigene Arbeitspläne

Weitergehende Förderplanung und die Feststellung von sonderpädagogischem

Unterstützungsbedarf

Pädagogische Konferenzen

Unterrichtsentwicklung

2.2.4 Dokumentieren mit dem Kompetenzraster

Ein Beispiel für die Umsetzung ist das folgende Raster (Auszug, vollständige Fassung im Anhang):

Empfehlung Die Arbeitsgruppe empfiehlt Kompetenzraster für die Dokumentation der ILE, um die Qualitätskriterien zu erfüllen.

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2.2.5 Terminplan für die Dokumentation und Förderplanung

Das folgende Beispiel stammt aus der Grundschule Bad Bederkesa:

1 Dokumentationszeitpunkte festlegen -> Beschlussfassung des Konzeptes zur Dokumentation der individuellen Lernentwicklung und der Förderplanung

01.11. mit Elternsprechtag (Eltern- und Schülergespräche) 01.02. Zeugnis 1. Halbjahr 01.04. mit Elternsprechtag (Eltern- und Schülergespräche) 01.07. Zeugnis 2. Halbjahr

2 Diagnostik -> Beschlussfassung über Lernzielkontrollen und -> Beschlussfassung über regelmäßige Diagnostik und Testverfahren

verschiedene Beschlüsse der Fachkonferenzen Mathematik, Deutsch und Englisch Einsatz von standardisierten Tests zur (Recht)Schreibentwicklung (DBL, HSP)

3 Dokumentation der ILE -> gemeinsam im Klassenteam -> bei Bedarf mit der Förderlehrkraft -> ggf. gemeinsame Planung der Fördermaßnahmen

gemeinsames Treffen der Lehrer -> bei Bedarf mit der Förderlehrkraft -> ggf. gemeinsame Planung der Fördermaßnahmen und Absprache über Aufgabenverteilung (Arbeitspläne, Materialien, Diagnostik)

4 Gespräch mit Schülern oder/und Eltern 01.11. Elternsprechtag 01.04. Elternsprechtag -> weitere Gespräche sind möglich

5 Fördermaßnahmen -> temporäre Fördermaßnahmen: differenzierte Arbeitspläne oder äußere Differenzierung in Kleingruppen -> sonderpädagogische Fördermaßnahmen

Abfragen in den Klassen zum 01.08. und 01.02 (Förder- und Forderbedarf) -> Förderangebote planen (Doppelbesetzung oder Kleingruppe) -> Fördermaterialien sind z.T. verbindlich und einheitlich festgelegt, z.B. Rechtschreibleiter

6 Evaluation der Fördermaßnahmen abhängig vom Förderplan / Fördermaßnahmen

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2.3 Temporärer Förderplan

Zielgruppe der

Maßnahmen

Schülerinnen und Schüler bei denen zusätzliche Fördermaßnahmen oder

weitergehender Unterstützung anzunehmen ist.

Zuständigkeit

2.3.1 Grundlagen

„Ein Förderplan ist ein schriftlicher Plan zur gezielten Unterstützung von Schülerinnen und Schülern,

der die Qualität der schulischen Förderung sicherstellen soll. Mit der Änderung des Verfahrens zur

Feststellung eines sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs bekommt die Förderplanarbeit

[ebenfalls] eine stärkere Gewichtung. Der Förderplan und die Dokumentation der individuellen

Lernentwicklung sind verpflichtende Elemente des neuen Überprüfungsverfahrens [...].“22„Auf

Grundlage der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung ist ein individueller Förderplan zu

erstellen, wenn die Notwendigkeit zusätzlicher Fördermaßnahmen oder weitergehender

Unterstützung anzunehmen ist“.23 Dies bedeutet, dass es auch für Schülerinnen und Schüler ohne

sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf nötig und sinnvoll ist, die Dokumentation der

individuellen Lernentwicklung um einen Förderplan zu erweitern.

2.3.2 Umsetzung

„Der Prozess einer Förderplanung umfasst:

(1) die Festlegung eines Förderplanteams,

(2) die Diagnostik,

(3) das Festlegen von Schwerpunkten der Förderung,

(4) die Konzeption und das Schreiben des Förderplans,

(5) die Umsetzung der geplanten Fördermaßnahmen und

(6) die Evaluation der Förderplanung.“24

22

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=5472 23

Waje & Wachtel, 2013; siehe auch: Rechtliche Vorgaben in Niedersächsiches Kultusministerium, 2006 24

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6115

Vorschlag Die Arbeitsgruppe schlägt vor, zwei Ebenen der Förderplanung zu unterscheiden.

Anteil der Lehrkraft allgem. Schule

Anteil der sonderpäd. Lehrkraft

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zu (1) Förderplanteam

„Zunächst sollte geklärt werden, wer zum Förderplanteam gehört. Der Vorteil einer kooperativen

Förderplanung liegt im Einbringen unterschiedlicher Erfahrungen und Sichtweisen auf das Kind.

Verschiedene Kompetenzen können dadurch genutzt werden.“25 Bei einem temporären Förderplan

ist das Team meist nicht so groß. Neben der Klassenlehrkraft gehören ausgewählte Lehrkräfte und

eventuell eine Förderschullehrkraft dazu. Die Erziehungsberechtigten sollten beteiligt werden.

Zu (2) Diagnostik

„In Förderplangesprächen werden Informationen und Beobachtungen bezüglich des Kindes

gesammelt.“ 26 Als Orientierung im fachlichen Bereich kann hierbei das entsprechende

Kompetenzraster dienen. Der IST-Stand und auch die weiteren Schritte werden hier deutlich.

Zu (3) Festlegung von Schwerpunkten der Förderung

„Im Hinblick auf alle Lern- und Entwicklungsbereiche der Schülerinnen und Schüler müssen

Entscheidungen über die Vorrangigkeit von Schwerpunkten der Förderung getroffen werden.

Insbesondere leistungsschwachen und verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern fällt es oft

schwer, mehrere Bereiche auf einmal zu verbessern.“27

Zu (4) und (5) Konzeption und Schreiben des Förderplans/Umsetzung der geplanten Maßnahmen

Der temporäre Förderplan kann in

Form des 4-Felder-Planes erstellt

werden. Dieser wurde bereits im

Kapitel ´Grundgedanken´ erwähnt. Ein

entsprechendes Formular befindet

sich im Anhang.

25

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6116 26

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6116 27

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6119

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Die Beobachtung des Ist-Standes soll so konkret wie möglich formuliert sein:

Beobachteter Ist-Zustand Was kann der Schüler in diesem Lernbereich? Welche Stärken und Interessen können aufgegriffen werden?

Robert liest Textpassagen in der Klasse gut verständlich vor. Er kann den Sinn eines längeren Textes entnehmen, wenn er den Text selbst mitlesen kann und von jemandem langsam vorgelesen wird. R. interessiert sich besonders für geschichtliche Zusammenhänge.

Ziele müssen erreichbar und beobachtbar sein und sollten konkret und positiv formuliert werden

(Was soll die Schülerin/ der Schüler am Ende des Förderzeitraumes können?):

Nächster Lernschritt Welcher nächste Lernschritt soll unterstützt werden? Erfolgserlebnisse müssen möglich sein - auf überschaubare Bereiche beschränken!

Der Automatisierungsgrad beim Lesen soll erhöht werden, um kognitive Reserven für die Sinnentnahme freizugeben. R. soll bis Ende des Schulhalbjahres kurze Sachtexte ohne fremde Hilfe Sinn entnehmend lesen können. Es soll ihm bis dahin möglich sein, schriftliche Arbeitsanweisungen in allen Fächern selbstständig zu erfassen.

Beim Festlegen der Fördermaßnahmen ist zu klären, ob und wie die Schülerin/der Schüler, die

Lehrkraft, die Erziehungsberechtigten oder auch externe Institutionen beim Erreichen der Ziele

einbezogen werden können. Die Beteiligten werden im Förderplan konkret genannt, evtl. auch die

Organisation der Maßnahme (Zeit und Raum).“28

Unterstützungsmaßnahmen Klassen-, Fach-, Förderlehrkraft, Eltern, Schüler/in, externe Partner, Mitarbeiter Wer? Was? Wann? Womit?

L: Einführung des Lesetandem-Verfahrens im Rahmen des Deutschunterrichts, Texte aus Berkenfeld, Jutta: Den will ich kennen lernen: Albert Einstein. Eltern: Unterstützung des Vielleseverfahrens im Freizeitbereich – gemeinsames Stöbern in Fachzeitschriften, 3 mal pro Woche, Zeitschrift abonnieren FÖL: Vermittelt die SQ3R-Methode (ca. 2 x 20 Minuten erforderlich), Textmaterial nach Auswahl von Robert, Vorschlag: G-Geschichte

28

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6119

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Wichtig ist es, in diesem Punkt an einen eventuellen Nachteilsausgleich zu denken, diesen

nötigenfalls zu planen und zu beschließen.29

Zu (6) Evaluation

„Nach einem festgelegten Zeitraum klärt das Förderplanteam, ob das Lernziel erreicht ist. Waren

Fördersituationen, Methoden und Rahmenbedingungen passend? Einige Teams dokumentieren

dazu bereits während des Förderzeitraums ihre Beobachtungen.

Danach wird entschieden, ob mit dem gleichen Ziel nur mit anderen Fördermaßnahmen

weitergearbeitet wird oder andere Förderbereiche in den Fokus rücken.“30

Überprüfung Termin: Was war erfolgreich und warum? Erfolge festhalten! Ist noch etwas zu tun, zu ändern, anzuregen?

29

Weitere Informationen hierzu in Wachtel & Zimmermann, 2013 30

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6121

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2.4 Sonderpädagogischer Förderplan

Zielgruppe der

Maßnahmen

Meistens Schülerinnen und Schüler mit einem festgestellten

sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf

Zuständigkeit

In diesem Kapitel werden die Ausführungen aus dem vorherigen Kapitel ergänzt. Es wird auf die

Unterscheidung zwischen einem temporären und einem sonderpädagogischen Förderplan

eingegangen.

2.4.1 Grundlagen

„Für jede Schülerin und für jeden Schüler in der sonderpädagogischen Förderung ist die

Dokumentation der individuellen Lernentwicklung, wie sie auch in der Grundschule und in den

weiterführenden Schulen erfolgt, als individuelle Förderplanung anzulegen. Die Ermittlung des

Förderbedarfs, die Festlegung der Fördermaßnahmen und das unterrichtliche und erzieherische

Handeln stehen in einer Wechselwirkung. Zielsetzungen, Methoden und Inhalte müssen den

jeweiligen individuellen Erfordernissen entsprechen. Fördermaßnahmen sind immer

prozessorientiert. Ihre Ergebnisse und ihre Fortschreibungen bestimmen die Auswahl von

Lernangeboten sowie die Planung und Durchführung von differenzierendem und

individualisierendem Unterricht. […] Bei der individuellen Förderplanung werden unter

Berücksichtigung der Lernausgangslage einer Schülerin oder eines Schülers und im Hinblick auf die

in einem bestimmten Zeitraum erreichbaren Unterrichts-, Erziehungs- und Entwicklungsziele die

notwendigen und realisierbaren Unterstützungen und Fördermaßnahmen dargestellt,

Entwicklungsschritte dokumentiert und fortgeschrieben. Hinweise auf schulische und

außerschulische Bedingungen sind Bestandteile der Planung.“31

2.4.2 Umsetzung

Der Prozess einer Förderplanung umfasst beim sonderpädagogischen Förderplan genau wie beim

temporären die folgenden sechs Schritte:

(1) „die Festlegung eines Förderplanteams,

(2) die Diagnostik,

31

Niedersächsisches Kultusministerium, 2004c

Anteil der Lehrkraft allgem. Schule

Anteil der sonderpäd. Lehrkraft

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(3) das Festlegen von Schwerpunkten der Förderung,

(4) die Konzeption und das Schreiben des Förderplans,

(5) die Umsetzung der geplanten Fördermaßnahmen und

(6) die Evaluation der Förderplanung.“32

Die im vorangegangenen Kapitel dargestellten Inhalte behalten ihre Gültigkeit. Die Intensität der

Auseinandersetzung und der zeitliche Aufwand sind allerdings ungleich höher. Im Folgenden

werden Aspekte dargestellt, die die Unterschiede zwischen einem temporären und langfristigen

Förderplan verdeutlichen sollen. Eine klare Abgrenzung ist dabei nicht möglich:

Zu (1) die Festlegung eines Förderplanteams

Bei einem sonderpädagogischem Förderplan ist es angebracht, dass alle Lehrkräfte, die mit dem

Kind arbeiten, an der Erstellung beteiligt sind. Der Unterstützungsbedarf stellt sich meistens so dar,

dass eine große Anzahl an Fächern betroffen ist. Die Förderschullehrkraft und/oder die Lehrkraft

des mobilen Dienstes nimmt eine deutlich aktivere Rolle ein. Da die Schülerin oder der Schüler in

inklusiven Settings Schüler der allgemeinen Schule ist, bleibt die Verantwortung der

Klassenlehrerin oder des Klassenlehrers bestehen. Des Weiteren sind häufiger auch externe

Fachleute beteiligt.

Zu (2) Diagnostik

Die Diagnostik ist meist breiter angelegt und tiefergehender. „In Förderplangesprächen werden

Informationen […] bezüglich des Kindes gesammelt (Beobachtungen, Lernstandsanalysen, Bericht

aus Gesprächen mit dem Umfeld des Kindes, vorliegende Gutachten,...). Wichtig ist dabei eine

ganzheitliche Sicht auf das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen, Kompetenzen und

Ressourcen.“33 Es werden häufiger Informationen externer Fachleute hinzugezogen.

Zu (3) Festlegen von Schwerpunkten der Förderung

„Die Lernziele können sich sowohl auf die Unterrichtsfächer, als auch auf die Entwicklungsbereiche

Motorik, Wahrnehmung, Kognition, Sozialverhalten, Emotionalität und Kommunikation beziehen

sowie auf die Förderbereiche: Lern-/Arbeitsverhalten und Lebensgestaltung/

Selbstverwirklichung“34 . Es können ggf. auch mehrere Förderbereiche/Förderschwerpunkte

angesprochen werden.

Zu (4) Konzeption und das Schreiben des Förderplanes und (5) Umsetzung der geplanten

Fördermaßnahmen

Für die Festlegung der Lernziele und auch für die spätere Überprüfung der Maßnahme ist eine

32

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6115 33

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6116 34

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6115 ; vgl. ebenfalls Flott-Tönjes u.a., 2010

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Lernprozessbeobachtung der Schülerin/des Schülers unumgänglich. Diese sollte

„zielgerichtet (klar umrissener Beobachtungsrahmen zu einem bestimmten Zweck),

differenziert (Wurden Regeln verstanden? Haben Konsequenzen einen Wert? Gibt es

einen Gewinn für den Schüler/die Schülerin, sich nicht daran zu halten? ...) sowie

sachlich und methodisch (vorgegebenes oder eigenes Beobachtungsverfahren) sein.“35

2.4.3 Kriterien

Die Kriterien sind der Fachliteratur36 entnommen. Sie geben Anregungen, den eigenen Förderplan

zu reflektieren. Einige Kriterien stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Hier bedarf es

schulinterner Absprachen.

Qualitätskriterien Erklärung

1. Fachliche und

sachliche Richtigkeit

Die Inhalte des Förderplans sollten fachlich richtig sein und dem

Entwicklungsstand des Schülers entsprechen. Die fachlichen

Grundlagen sollten sich am aktuellen Forschungsstand orientieren.

2. Vielschichtigkeit

Der Förderplan sollte Förderbereiche aus verschiedenen Lern- und

Lebensbereichen enthalten (Fächer, Lernkompetenz,

Arbeitsverhalten, …) sowie bei der Erstellung verschiedene Personen

einbeziehen.

3. Flexibilität

Die Förderung verlangt situationsweise Abänderungen von ggf.

beschlossenen Maßnahmen. Dies kann eintreten, wenn bspw. eine

Veränderung der Ausgangssituation eintritt oder das Nicht-Wirken

einer Maßnahme bewusst wird.

4. Begrenztheit und

Schwerpunkte setzend

Ein Förderplan muss sich auf die 2-3 vordringlichsten Förderbereiche

und -ziele beschränken. Dabei sollte auch eine Beschränkung des

Umfangs der Maßnahmen auf höchstens 3 pro Förderziel (max. 8 im

Förderplan) erfolgen, um weder das Kind noch die fördernden

Personen zu überfordern.

5. Kommunizierbarkeit

Kommunizierbarkeit schafft Transparenz und stellt eine umfängliche

sowie ganzheitliche Förderung sicher. Daher sollten regelmäßige

Förderplangespräche stattfinden und ein pro Schule einheitliches

Förderplanschema vorliegen.

6. Individuell Förderpläne sind individuell auf den einzelnen Schüler abzustimmen

und für jeden einzeln zu erstellen und fortzuschreiben.

35

NLQ, 2014, http://www.nibis.de/nibis.php?menid=6117 36

vgl. Melzer, 2010, S.5-6

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7. Ökonomisch in der

Erstellung und Fort-

schreibung

Ökonomie in der Erstellung und Fortschreibung wird durch die

Begrenzung der Inhalte erreicht. Zudem können festgelegte

Teamzeiten der Förderplanung diese unterstützen. Ein Förderplan ist

ökonomisch, wenn die in ihm festgehaltenen Ziele mit den zur

Verfügung stehenden zeitlichen und sächlichen Ressourcen erreicht

werden. Daher sind diese immer wieder zu kontrollieren und zu

verändern.

8. Unterrichtsrelevanz Die Unterrichtsrelevanz ist in zweierlei Hinsicht zu sehen. Einerseits

müssen beschlossene Fördermaßnahmen in den Unterrichtsablauf

eingepasst werden. Andererseits sind Unterrichtsmethoden zu

wählen, die eine individuelle Förderung zulassen (z.B. Offener

Unterricht, Wochenplanarbeit).

9. Verbindlichkeit Ein Förderplan sollte für alle an der Förderung und an der

Förderplanung beteiligten Personen verbindlich sein. Dies wird mit

der Unterschrift, als der Übernahme von Verantwortung für die

geplanten Maßnahmen, kenntlich gemacht. Auch gegenüber und mit

den Schülern kann mithilfe eines Förderkontrakts bzw. einer

Zielvereinbarung Verbindlichkeit unterstützt und geschaffen werden.

10. Dokumentation Das Festhalten der Maßnahmen auf einem Plan dient der

Dokumentation, die v.a. bei einem Wechsel von Klasse und Lehrkraft

von Bedeutung ist. So ist es möglich nachzuvollziehen, welche

Förderung durchgeführt wurde und welche Initiativen zu ergreifen

sind. Gleichzeitig kann die eigene pädagogische Arbeit gegenüber der

Schuladministration legitimiert werden.

11. Evaluation Die Kontrolle des Förderplans ist nicht nur ein Mittel der

Zielüberprüfung, sondern kann auch als Qualitätsinstrument der

Arbeit in der Klasse eingesetzt werden.

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3 Literaturverzeichnis

Flott-Tönjes, U., Oberlack, S., Ross-Boelhauve, R., Schumacher, H., Thamm, J., Widlak, C., et al. (2010).

Fördern planen. Förderzielorientierter Unterricht auf der Basis von Förderplänen. Gladbeck: Vds

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Institut Beatenberg. (2012). Kompetenzraster. Abgerufen am 17. Februar 2014 von www.institut-

beatenberg.ch/...

Kretschmann, R. (2009). Pädagogische Diagnostik als Grundlage für die Begleitung von Lernprozessen, PH

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http://home.arcor.de/rudolf.kretschmann/Aufs/Aufs%20Diagnostik/diagtxt/2009%20Bern%20Forum%20U

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Melzer, C. (2010). Der Förderplan als Möglichkeit professionalisierter Förderung. CD: Inklusion braucht

Professionalität - Mit Beiträgen zum Sonderpädagogischen Kongress vom 22. bis 24 April 2010 in Weimar .

Niedersächsiches Kultusministerium. (2006). Handreichung - Individuelle Lernentwicklung und ihre

Dokumentation. Hannover.

Niedersächsisches Kultusministerium. (2004a). Die Arbeit an der Realschule. Schulverwaltungsblatt , S. 100

geändert durch RdErl. vom 9.4.2013 (SVBl. 6/2013 S.221).

Niedersächsisches Kultusministerium. (März 2011). Die Arbeit in den Schuljahrgängen 5 bis 10 des

Gymnasiums. Schulverwaltungsblatt , S. 149 geändert durch RdErl. vom 9.4.2013 (SVBl. 6/2013 S.221).

Niedersächsisches Kultusministerium. (August 2012). Die Arbeit in der Grundschule. Schulverwaltungsblatt ,

S. 404 .

Niedersächsisches Kultusministerium. (2004b). Die Arbeit in der Hauptschule. Schulverwaltungsblatt , S. 94

geändert durch RdErl. vom 9.4.2013 (SVBl. 6/2013 S.220).

Niedersächsisches Kultusministerium. (Juni 2013). Die Arbeit in der Oberschule. Schulverwaltungsblatt , S.

221 geändert durch RdErl. vom 9.4.2013 (SVBl. 6/2013 S.221).

Niedersächsisches Kultusministerium. (Februar 2013). Ergänzende Bestimmungen zur Verordnung zur

Feststellung eines Bedarfs an sonderpädagogischer Unterstützung v. 31.1.2013. Schulverwaltungsblatt , S.

67-69.

Niedersächsisches Kultusministerium. (2004c). Sonderpädagogische Förderung. Schulverwaltungsblatt , 49-

75.

Niedersächsisches Kultusministerium. (Februar 2013). Verordnung zur Feststellung eines Bedarfs an

sonderpädagogischer Unterstützung. Schulverwaltungsblatt , S. 66-67.

NLQ. (2014). Förderplanung. Abgerufen am 19. November 2013 von Niedersächsischer Bildungsserver:

http://www.nibis.de/...

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NLQ. (12. Februar 2014). Übersicht der Handlungsfelder mit Kernaufgaben . Abgerufen am 1. März 2014

von http://www.nibis.de/nibis3/uploads/2nlq-

a2/files/A_1_Ubersicht_der_Handlungsfelder_mit_Kernaufgaben_und_Grundlegenden_Anforderungen_AB

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Universität Rostock. (6. August 2013). Rügener Inklusionsmodell. Abgerufen am 17. Februar 2014 von

http://www.rim.uni-rostock.de/response-to-intervention/...

Wachtel, P. (2013). Begründung zur Neufassung der Verordung "Feststellung eines Bedarfs an

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Wachtel, P., & Zimmermann, N. v. (2013). Nachteilsausgleich aus pädagogischer Perspektive.

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Waje, M.-C., & Wachtel, P. (Februar 2013). Die Verordnung zur Feststellung eines Bedarfs an

sonderpädagogischer Unterstützung. (Niedersächsisches_Kultusministerium, Hrsg.) Schulverwaltungsblatt ,

S. 83-86.

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4 Anhang

Die hier aufgeführten Dokumente sind unter den folgenden Internetadressen verfügbar:

www.unterricht-entwickeln.de (Plattform für Schulen der Region, Zugangsdaten erforderlich).

Wenn die Sammlung erweitert wird, finden Sie die neuen Kompetenzraster ebenfalls unter der

angegebenen Adresse.

Ausgefülltes Beispielraster (Mathematik)

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Mathematik (FöS GE – Schule am Meer

Mathematik Primarbereich, mehrere Seiten

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Mathematik Primarbereich, auf einer Seite

Mathematik Sekundarbereich, mehrere Seiten

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Mathematik Sekundarbereich, auf einer Seite

Deutsch Primarbereich, mehrere Seiten

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Deutsch Primarbereich, auf einer Seite

Deutsch Sekundarbereich (Institut Beatenberg)

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Englisch Sekundarbereich (Institut Beatenberg)

Soziale Kompetenzen (nach Agneta Zetterström)

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Selbstkompetenz (Institut Beatenberg)

Lernkompetenz (Institut Beatenberg)

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Vorlage Temporärer Förderplan

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Planungstabelle zur Einführung der Arbeit mit Kompetenzrastern (C. Kerber)