Ingraban D. Simon Alte Buntpapiere download aus dem 18. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Privatsammlung Konrad

  • Upload
    idsimon

  • View
    392

  • Download
    4

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Alte Buntpapiere aus dem 18. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Privatsammlung Konrad.BuntpapierBuntpapiersammlungHistorische BuntpapierePapiermacher KleisterpapierTunkpapierModeldruckBrokatpapier

Citation preview

  • 1Ingraban D.SimonBUNT UNDGLNZENDTEIL 1Di g i t a l e Fa s s un g 2013

    Alte Buntpapiereaus dem

    18. Jahrhundert und der ersten Hlfte des 19. JahrhundertsPrivatsammlung Konrad

  • 2BUNT UNDGLNZENDTEIL 1

    Alte BuntpapierePrivatsammlungKonrad, Berlin

    20. Mai bis 25. Juli 1999

  • 3Ingraban D. Simon

    Alte Buntpapiereaus dem

    18. Jahrhundert und der ersten Hlfte des 19. JahrhundertsPrivatsammlung Konrad, Berlin

    2. verbesserte und erweiterte Auflage

  • 4VorbemerkungAnllich der Ausstellung mit dem Titel BUNT UND GLNZEND, in der es um zweiverschiedene kunsthandwerkliche Oberflchenbearbeitungen geht, stelle ich in zweiBegleitheften zur Ausstellung das jeweilige Gebiet vor: BUNT steht fr Buntpapiereaus dem 18. Jahrhundert und der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts (PrivatsammlungKonrad, Berlin). Diesen ist das vorliegende Begleitheft BUNT UND GLNZEND Teil 1gewidmet. GLNZEND steht fr Gegenstnde mit Strohintarsien, Strohmosaik aus dem20. Jahrhundert mit dem Glanzeffekt des gepltteten Strohs (Begleitheft BUNT UNDGLNZENDTeil 2).Bei der Gliederung und den Bezeichnungen der Buntpapiere bin ich in meiner kurzenDarstellung der Sammlung den Notizen des Sammlers aus dem Jahr 1919 gefolgt, weilsie zugleich ein zeitbezogenes Zeugnis des Wissensstandes zur systematischen Erfassungder Buntpapiere sind.Gegenber der 1. Auflage, die 1997 anllich der Sonderausstellung HerrnhuterPapier und andere Buntpapiere (Heimatmuseum der Stadt Herrnhut) verffentlichtworden ist, habe ich den Text und das Bildmaterial in geringem Umfang gendert underweitert. Die Publikation dieser Broschre mit farbigen Abbildungen war mir nur inEigenleistung unter Verwendung eines Tintenstrahldruckers mglich. Die hierdurchvorhandenen Mngel im Druck mge man mir nachsehen.

    Berlin, im April 1999 Ingraban D. Simon

    Verffentlichung anllich der Sonderausstellung BUNT UNDGLNZEND- Alte Buntpapiere aus dem 18. und der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts (Sammlung Konrad,Berlin)undStrohintarsien, Strohmosaik aus dem 20. Jahrhundert (Sammlung Simon, Berlin) -im Dreieich-Museumvom 20. Mai bis 25. Juli 199963303 Dreieich - Dreieichenhain. Tel.: 06103/84914. Telefax: 06103885061999Umschlagbild: Tunkpapier. Trkisch Papier. 1780Titelseite: Modeldruck. Tapetenmuster. 1760 (italienisch) Ingraban D. SimonAbbildungen: Ingraban D. SimonGesamtherstellung: Ingraban D. SimonGedruckt mit TintenstrahldruckerNachdruck 2009 mit Laserdrucker

  • 5I C 2 Kleisterpapier. Gezogen. Herrnhuter Papier.Vor 1800

    Alte Buntpapiereaus dem

    18. Jahrhundert und der ersten Hlfte des 19. JahrhundertsPrivatsammlung Konrad, Berlin

    Relativ selten sind Sammlungen alter Buntpapiere in privater Hand. GabrieleGrnebaum, die in ihrer umfassenden Darstellung Buntpapier (1982) aucheinen berblick ber bekannte Buntpapier-Sammlungen gibt, nennt als Privat-sammlung nur ihre eigene Sammlung. Dies liegt sicher nicht allein daran, daPrivatsammlungen auf diesem Gebiet kaum erfat sind. Alte Buntpapiere ausder Zeit vor 1850 sind heute nur noch selten zu erwerben. Die Privatsammlun-gen aus frherer Zeit sind entweder aus Unkenntnis beim Auflsen von Nach-lssen vernichtet worden - wer mit einem Packen bunter Papierstcke schonBedeutung bei - oder sie sind - wie z.B. die Sammlung von Olga Hirsch, diesich jetzt im Britischen Museum in London befindet - in den Sammlungsbe-stand ffentlicher Einrichtungen eingegangen.

  • 6Zum Begriff Alte BuntpapiereAlte Buntpapiere ist ein Sammelbegriff fr Papiere, deren Oberflche aufunterschiedlichste Verfahrensweise manuell - in der Regel einseitig - gefrbtoder farbig bedruckt wurde. Die Farbe wird nicht bei der Papierherstellung derPapiermasse beigefgt. Buntpapiere mssen nicht mehrfarbig, d.h. bunt imSinne unseres heutigen Sprachgebrauchs sein. Zu ihnen gehren auch einfarbi-ge und ungemusterte Papiere.Die Herstellung der Buntpapiere, die lteste Form der Papierveredelung, gingin Europa zeitlich fast konform mit der weitgehenden Ablsung des Perga-ments durch das Papier in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts.

    I C 1.3 Kleisterpapier. Nicht gezogen. Mehrfarbig. 1724

    Beispiele von Buntpapier aus dieser Zeit sind selten. Sie haben sich bei Spiel-karten erhalten, deren Rckseiten zunchst regelmig wei waren, dann aberals Neuheit mit einem farbigen und teilweise gemusterten Papier beklebt er-scheinen, so bei dem Stuttgarter Spiel von 1430 im WrttembergischenLandesmuseum in Stuttgart, beim Ambraser Hofjagdspiel (um 1440) undbeim sdwestdeutschen Hofmterspiel (um 1450), beide im Kunsthistori-schen Museum in Wien. Weitere Belege fr die Verwendung von Buntpapiervor 1600 finden wir bei Kstchen, Schatullen und Schrnken, die mit bedruck-tem Papier ausgekleidet oder auch teilweise auen beklebt waren. Zu Beginndes 18. Jahrhunderts wurde es blich, die Innenseiten von Kleiderschrnkenund Sekretren mit Buntpapier zu bekleben.

  • 7die maximale Gre des Buntpapiers war durch die Technik der Papierherstel-lung vorgegeben. Bis in die erste Hlfte des 19. Jahrhunderts konnte Papiernicht in langen Bahnen hergestellt werden. Der Papiermacher fertigte dasPapier auf fr die Herstellung handlichen flachen Sieben, die vom erforderli-chen Kraftaufwand des Papierers die Mae 64x46 cm regelmig nicht ber-schreiten konnten. Der Buntpapierbogen war jedoch in der Regel nicht grerals 33x42 cm. Mglicherweise war dieses Format fr die Herstellung und denVertrieb des Buntpapiers geeigneter.

    Papierherstellung: Der Schpfer an der Btte mit Sieb, der Gautscherlegt die Bogen zwischen nasse Filze, der Leger trennt sie wieder nachdem Pressen. Nrnberg 1689

  • 8Muster Charten. Allerhand unmetallisierte Papiere/ da von jeden Muster ein besonderes Sorti-ment in wolfeilen Prei zu haben bey mir Georg Christoph Stoy in Augsburg.Musterkarte des Buntpapierhndlers und -verlegers Georg Christoph Stoy, Augsburg. Um

    1720.Mit freundlicher Genehmigung der Kunstbibliothek zu Berlin, Preuischer Kulturbesitz.

    Quellen von BuntpapiersammlungenSieht man einmal von Buntpapieren ab, die sich im Bestand alter Buchbindereienbefanden, so konnten und knnen Sammler weitgehend nur auf bereits verarbeite-tes Buntpapier zurckgreifen. Auch hier waren und sind die Quellen sehr be-schrnkt. In der Regel wurde das Buntpapier unwiederbringlich verbraucht. Kin-der verspielten das Buntpapier. So erinnert sich Johann Wolfgang von Goethein Dichtung und Wahrheit zum Jahr 1755 an Brokatpapier aus seiner Kinder-zeit: Die Buden des sogenannten Pfarreisens (der durch eine eiserne Pforte ver-schliebare Fuweg ber den Domplatz in Frankfurt) waren uns Kindern

  • 9sehr bedeutend und wir trugen manchen Batzen hin, um uns farbige, mit golde-nen Tieren bedruckte Bogen anzuschaffen.

    Quellen von Buntpapier-Sammlungen: Vorsatzpapierin Bchern. Hier: Klopstocks Oden, 1771.II A 2.3.2 Tunkpapier. Marmor. Mehrfarbige Oasen

    Hauptquellen von Buntpapiersammlungen sind deshalb Umschlge von Bro-schren und Vorsatzbltter von Bchern, dem grten Anwendungsbereich vonBuntpapieren. Whrend in der Anfangszeit des Buchdrucks das Buch so wert-voll war, da es mit dem haltbaren Einband aus Leder oder Pergament frJahrhunderte geschtzt werden sollte, verwendete man seit dem 16. Jahrhun-dert das Buntpapier fr Broschrenumschlge oder als farbiges Vorsatzpapier.Insbesondere nach der Mitte des 17. Jahrhunderts, als man auch in Europa dieHerstellung des sogenannten Trkisch Papiers oder Marmorpapiers beherrsch-te, nderte das farbige Vorsatzpapier den Charakter der Buchausstattung. Esersetzte im hohen Mae die schlichten weien Bogen fr die Verbindung vonBuchdeckel und Buchblock. Von der Gre der Umschlge und Vorsatzpapiereher bot sich fr die Sammlerin Olga Hirsch ein besonderer Fundus an Buntpa-pieren an. Sie war als Ehefrau des Musikwissenschaftlers Paul Hirsch (1881-1951), der eine der grten Musikbibliotheken besa, an der Quelle von Bunt-papieren, die als Umschlge oder Vorsatzpapiere von diversen groformatigenInstrumental- und Vokalpartituren dienten.

  • 10

    Die Buntpapiererin aus: Neu erffnete Sammlung mit ihreneigenen Arbeiten und Werkzeugen eingekleideten Knstlern,Handwerkern und Professionen. Kupferstich des Verlages Engel-brecht, Augsburg. Um 1730.Mit freundlicher Genehmigung der Kunstbibliothek zu Berlin, Preuischer Kulturbesitz

    Buntpapier nach 1850Um 1850 verdrngte die maschinelle Buntpapierproduktion das handgefertigteBuntpapier. Doch einige Jahrzehnte spter bemerkte man den Verlust. 1883setzte die erste Buntpapier-Ausstellung in der Berliner Kunstgewerbebibliothek

  • 11

    ein Zeichen. Von 1890 an ist eine Wiederbelebung der manuellen Fertigungvon Buntpapier, insbesondere unter knstlerischem Aspekt, zu verzeichnen.Die Zeit eines Georg Christoph Stoy, der in den Jahren 1720/30 als Buntpa-pierhndler und -verleger von Augsburg aus auf Musterkarten rund 30 ver-schiedene Buntpapiersorten anbieten konnte - darunter Kleisterpapier, Spritz-papier, Goldprgedruck und Trkisch Papier - ist zwar vorbei. Auf den Jahr-mrkten preisen nicht mehr, wie es im 18. Jahrhundert blich war, unter lautemGeschrei Frauen ihr Buntpapier an, das sie an Ort und Stelle fertigten. Dochzum Glck gibt es immer wieder Begeisterte, die sich die alten Fertigkeiten desBuntpapierers, der Buntpapiererin aneignen und sie weiter vermitteln.Gisela Reschke, die im Jahr 1997 unter dem Titel Wolkenkleister, Marmorund Brokat eine Ausstellung historischer Buntpapiere in der Staatsbibliothekzu Berlin (Unter den Linden) gestaltete und sich selbst Buntpapiererin nennt,beschreibt die heutige Situation optimistisch: Aus eigener Erfahrung kann ichfeststellen, da zwar die Herstellung von Buntpapier als Broterwerb noch nichttrgt, aber ein zunehmendes Interesse bibliophiler Kreise sich in steigendenTaxen der Auktionatoren bemerkbar macht. Wenn man die Auktionskatalogeder letzten Jahre verfolgt sowie die darin gemachten Angaben, stellt man fest,da auch wieder die genauere Beschreibung der Buntpapiertechnik alsSchmuck in Schnitt, Vorsatz, Einband und Schuber als pART des Buches ihrenNiederschlag findet.

    II A 2.2.2 Marmor-Papier. Adern mit Parallelstellen. Mit Krisseln durch Ab-druck. 1824

  • 12

    Zeitlicher berblick zumBuntpapier in Deutschland15. bis 19. Jahrhundert

    Um 1430 Erstes datierbares Buntpapier in Deutschland (Ravensburg): Einfarbig gestrichenes Pa-pier als Spielkarten-Rckseite. Zuvor waren die Spielkarten-Rckseiten wei.

    Um 1470 Rezeptbchlein einer Nonne des St. Katharinen-Klosters zu Nrnberg, das Hinweise frdie Fertigung von farbig gestrichenem Papier und Velourpapier gibt.

    Um 1575 Die ersten deutschen Buntpapiere in Holzdrucktechnik und die ersten Fladerpapiere.Fladerpapier ahmte durch Holzschnittaufdruck die Maserung von Ahornholz nach.

    Ende16. Jh.

    Verwendung von einfarbig gestrichenen Papieren und gesprenkelten Papieren alsUmschlag fr Broschren wird blich. Zum Beispiel: Mattes schwarzes Papier als Um-schlag fr Manuskripte von Leichenreden, insbesondere in evangelischen Gebieten. Dun-kelbraun oder schwarz gesprenkeltes braunes Papier (Kiebitzpapier) und schwarz gespren-keltes graues Papier (Granitpapier) als Umschlge fr wissenschaftliche Abhandlungen undTraktate. Das Buch war noch so wertvoll, da man es weiterhin mit dem haltbaren Leder-oder Pergamenteinband schtzte.

    Nach 1650 Tunkpapier wird in Deutschland in grerem Umfang hergestellt. Bis dahin war dasVerfahren der Herstellung dieses Papiers - das man wegen seiner angeblichen Herkunft ausder Trkei Trkisch Papier nannte - im europischen Bereich ein Geheimnis, daswissenschaftlich erforscht wurde.In Bchern ersetzte es als Vorsatzpapier das bis dahin weie Verbindungsblatt zwischenBuchdeckel und Buchblock.

    Um1680-90

    Die Technik des Stoffdrucks mit Bronzefirnis wird in Augsburg durch den KattundruckerJeremias Neuhofer und den Formschneider Jakob Enderlin auf die Buntpapierherstellungbertragen. Bronzefirnispapiere werden zum Auskleiden von Behltern und Mbeln wieauch fr Bucheinbnde und Vorsatzpapiere verwendet.

    Um 1690 Erste Brokatpapiere (Goldprgedruck) aus Augsburg.1720/30 Musterkarten des Buntpapierhndlers und -verlegers Georg Christoph Stoy, Augs-

    burg, mit denen ca. 30 Buntpapiersorten (u.a. Kleisterpapier, Spritzpapier, Goldprgedruck-, Modeldruck-, Trkisch Papier) angeboten wurden.

    Um 1730 Kolorierte Kupferstiche des Verlages Martin Engelbrecht, Augsburg, mit den Darstellungeneines Buntpapiermachers und einer Buntpapiermacherin

    Um 1735 Erste Kattunpapiere. Sie wurden mit Holzmodeln gedruckt, die zunchst fr das Bedru-cken von Baumwollstoffen benutzt wurden. In Deutschland und Frankreich waren in derersten Hlfte des 18. Jahrhunderts das Einfhren, Herstellen und Bedrucken von Baum-wollstoffen teilweise verboten. Man frchtete die Konkurrenz der billigen bedrucktenBaumwollstoffe fr die einheimische Tuchmanufaktur und Seidenindustrie. FriedrichWilhelm I. bestrafte das Tragen englischer bedruckter Baumwollzeuge mit dem Halseisen.In Leipzig wurde der Kattun noch 1750 ausdrcklich verboten (Max von Boehn). Diesknnte miturschlich sein fr das relativ spte Auftreten von Kattunpapieren, die sich ab1750 groer Beliebtheit erfreuten. Sie wurden unter anderem zum Auskleiden von Schrn-ken und als Vorsatzpapier in Bchern und fr Umschlge von Broschren verwendet.

    Um 1760 Erste Kleisterpapiere aus Herrnhut. Kleisterpapier einfacher Art wurde oft vom Buch-binder selbst hergestellt zum Einbinden von Bchern und Akten.

    1769 Besuch des 20jhrigen Goethe der Synode der Herrnhuter Gemeinde in Marien-born/Wetterau.70 Herrnhuter berzge auf broschierten Drucken zwischen 1770 und 1830 befinden sichin der Bibliothek Goethes in Weimar (Mick).

    Um 1850 Verdrngung des handgefertigten Buntpapiers durch maschinelle Buntpapierproduktion.1883 Erste Buntpapier-Ausstellung in der Berliner Kunstgewerbebibliothek.Ab 1890 Wiederbelebung der manuellen Fertigung von Buntpapier, insbesondere unter knstleri-

    schem Aspekt.

  • 13

    Der SammlerKonrad Simon (1920).1860 Berlin - 1945 Berlin

    Sammlung Konrad

    Die Privatsammlung Konrad, die 1997 erstmalig im Heimatmuseum der StadtHerrnhut im Rahmen der Sonderausstellung Herrnhuter Papier und andereBuntpapiere ffentlich gezeigt wurde, umfat Buntpapiere aus dem 18. Jahr-hundert und der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts, meist im Ausschnittsformatvon 10,5x15 cm.Vergegenwrtigen wir uns die Zeit des Entstehens der Sammlung: 1912 bis1919. In dieser Zeit mu allgemein ein groes Interesse an handgefertigtenBuntpapieren geherrscht haben. Als Beispiele: 1907 war die zweite Buntpa-pierausstellung in der Berliner Kunstgewerbebibliothek, 1912 griff der Insel-Verlag fr die Einbnde seiner kleinformatigen Insel-Bcherei erstmals und aufDauer - wenn auch nur maschinell gedruckt - auf historische Buntpapiere zu-rck. In der Zeit um 1920 hatten viele Buchbindereien eigene Buntpapier-Abteilungen. Sachverstand zum Thema Buntpapier war offensichtlich weitverbreitet. Hinzu kommt die Eigenart des Sammlers Konrad, Jahrgang 1860:Als Gymnasialprofessor fr Mathematik und Naturwissenschaften hatte erbesondere Liebe zum Analysieren und zur genauen und systematischen Erfas-sung von Vorgngen. Besonderen Wert hat er auf die genaue zeitliche Zuord-nung der einzelnen Papiere gelegt. Die Papiere sind auf der Rckseite datiert,sofern der Sammler beim Auswerten seiner Quellen - durchweg Bcher mitVorsatzpapieren und Broschren mit Umschlgen - das Erscheinungsjahr fest-stellen konnte und die Gewiheit hatte, da sich die Quelle noch in ihrem Ori-ginalzustand befand. Auch in seinen persnlichen Aufzeichnungen zu seinerSammlung erweist er sich als Analytiker und Zahlenmensch. So hat er ineiner Tabelle Wachstum der Sammlung seine Sammlerintensitt festgehal-ten: Die Sammlung wchst vom Jahr 1912 mit 163 Papieren bis zum Jahr 1914auf 256 Papiere und wird 1919 mit 410 Papieren abgeschlossen. Insoweit hatdie Sammlung - unabhngig von ihrem Gegenstand - einen zustzlichen Reiz:Sie vermittelt eine musterhafte Methodik des Sammelns.

  • 14

    Die BuntpapiersammlungKonrad ist in drei groe Gruppen eingeteilt:I. Mit Pinsel hergestellt. Dazu gehren Streichpapier, Spritzpapier und

    Kleisterpapier.II. Tunkpapier mit den UntergruppenMarmor, Trkisch Papier, Schnecken-

    Marmor und Kamm-Marmor.III. Modeldruck mit den Untergruppen Kattunmuster, Tapetenmuster und

    Golddruck.

    I. Mit Pinsel hergestelltZur ersten Gruppe, Mit Pinsel hergestellt, gehren Streichpapier, Spritzpa-pier - dessen wesentlicher Typ auch Kiebitz-Marmor genannt wird - und Kleis-terpapier.

    I Mit Pinsel hergestellt (Gliederung)

    I A Streichpapier. 1825 I B Spritzpapier. 1752 I C Kleisterpapier (hier I C 2:Gezogen). 1777

    I A Streichpapier

    1694 18271827 1835

    1833 1841 1816 1801

  • 15

    AnmerkungEinfarbig gestrichene Papiere sind die einfachste Art der Buntpapiere. Mit dem Pinsel oder derBrste wird der weie Papierbogen in einem Farbton - in der Regel mit Leimfarbe - eingestrichen.Anschlieend, d.h. in noch feuchtem Zustand, wird der Farbauftrag mit einer weichen Brsteverschlichtet, um ihn gleichmig erscheinen zu lassen. Durch Gltten des trockenen Bogens undEinstreichen mit Wachs oder durch Gelatinieren kann eine glnzende Oberflche erzielt werden.Die einfarbig gestrichenen Papiere dienen auch als Grundlage fr andere Buntpapiere, wie z.B. frdas Spritzpapier, Bronzefirnispapier und Brokatpapier..Erstes datierbares Buntpapier in Deutschland ist ein einfarbig gestrichenes Papier als Spielkarten-Rckseite (Ravensburg, um 1430). Zuvor waren die Spielkarten-Rckseiten wei. Einfarbigschwarzes mattes Papier wurde seit 1590 in evangelischen Gebieten gern als Umschlag fr Manu-skripte von Leichenreden benutzt. Stark glnzende Papiere in hellen Farbtnen waren besondersbeliebt in der Zeit des Klassizismus als Vorsatzpapier von Bchern.I B Spritzpapier

    I B 1 Typisch. Schwarz aufBraun (Kiebitz-Marmor).1718

    I B 1 Typisch. Farbig aufWei. 1762

    I B 1 Typisch. Farbig aufFarbig (Wei und Gelb aufRot). 1810

    I B 2 Varianten. Tupfver-fahren. 1805

    I B 2 Varianten. Fliever-fahren. 1794

    I B 3 bergang zum Kleis-terpapier. Verwischungenmit Pinsel. 1826

    AnmerkungSpritzpapier. Auf ein einfarbig gestrichenes farbtrocknes Papier wird eine andere Farbe gespritzt, soda feine Punkte entstehen. Hierzu wird ein steifer in Farbe getauchter Borstenpinsel auf einemgrobmaschigen Sieb oder an einem Finger ber dem Papier mehrmals abgestreift, bis die gesamtePapierflche mit feinen Spritzern gesprenkelt ist. Ist die Spritzfarbe dunkelbraun oder schwarz unddie Grundfarbe hellbraun, so spricht man wegen der den Kiebitzeiern hnlichen Frbung von Kie-bitzpapier. Das hellgrau eingestrichene schwarz gesprenkelte Papier wird auch Granitpapier ge-nannt.Varianten des Spritzpapiers ergeben sich dadurch, da die Farbe auf die Grundfarbe nicht gespritzt,

  • 16

    sondern mit dem Pinsel getupft wird (Tupfverfahren) oder die Farbe relativ flssig aufgespritzt odergetupft wird und der Papierbogen dabei hngt, so da die noch flssige Farbe Rinnsale bildet(Flieverfahren). Ferner kann die frisch aufgespritzte Farbe sogleich mit dem Pinsel verwischtwerden. In der Regel wurde bei den Spritzpapieren Leimfarbe verwandt.Ende des 16. Jahrhunderts beginnt man Broschren, insbesondere wissenschaftliche Abhandlungenund Traktate, in Kiebitzpapier einzuschlagen.

    I C Kleisterpapier (Gliederung)

    I C 1. 1 Nicht gezogen. Ohne Pinsel.1820

    I C 1. 2 Nicht gezogen. Mit Pinsel fahrend.1746

    I C 1. 3 Nicht gezogen. Mehrfarbig.1760

    AnmerkungI C 2 Gezogen. Krummlinig.

    1759Kleisterpapier. Nicht gezogen. Bei der einfachsten Herstellung werden zwei einfarbig oder mehr-farbig mit Kleisterfarbe eingestrichene Bogen mit der noch feuchten Farbseite aufeinander gelegtund ganz oder teilweise gepret. Es entstehen auf der Oberflche beim Auseinanderziehen derBogen aufgrund der smigen Konsistenz der Kleisterfarbe unterschiedlich starke Farbablagerungen,so da eine gederte netzartige Struktur erscheint (Kleister-Maserpapier). Die Struktur kann auchdadurch beeinflut werden, da die Rckseite des oben liegenden Bogens zum Beispiel mit demFinger wellenfrmig gedrckt wird. Als Farben wurden in den blichen Buchbinderkleister gege-ben: Florentiner Lack fr Karminrot, Indigo oder Berliner Blau fr Blau, ein Sud von Gelbbeerenfr Gelb, eine Mischung hiervon mit Blau fr Grn. Bei den mehrfarbigen Papieren besteht die

  • 17

    Kunst darin, die einzelnen Farben auf den Papierbogen so zu kombinieren, da eine gute Gesamt-wirkung entsteht.Ein anderer Typ von Kleisterpapier (sog. Kleister-Marmorpapier, Wolkenmarmor) entsteht dadurch,da ein angefeuchteter Bogen mit Kleisterfarbe - meist einfarbig, seltener mehrfarbig - bestrichenund anschlieend mit verschiedenen Gegenstnden (z.B. mit Pinsel drehend oder fahrend, miteinem Schwamm oder Finger) gemustert wird.Kleisterpapier. Gezogen. Eine weitere Methode der Bearbeitung besteht darin, die dickflssigeKleisterfarbe des frisch eingestrichenen Papiers mit Gegenstnden verschiedenster Art wegzuquet-schen, so da der weie Papiergrund wieder sichtbar wird. Durch Ziehen mit Kmmen entstehengeradlinige oder krummlinige Muster, Ranken werden mit geriffelten Rdchen und hlzernengemusterten Rollen gezogen, durch Eindrcken von nicht eingefrbten Modeln entstehen weitereOrnamente (sog. Herrnhuter Papier).

    I C 2 Kleisterpapier. Gezogen. Herrnhuter Papier

    1778 o. J. 1767 1789

    1777 1773 1783 1740 (?)

    1778 vor 1800 1755 1775

    1762Anmerkung

    1770 1788 vor 1800

    Auffallend ist, da Konrad in der Gliederung seiner Sammlung den Namen HerrnhuterPapier nicht erwhnt. Es ist nicht auszuschlieen, aber kaum anzunehmen, da Konrad dieseBezeichnung bis zum Abschlu seiner Sammlung im Jahr 1919 nicht gekannt hat. In der Literaturtaucht der NameHerrnhuter Papier erstmals in Beckmanns Beitrgen zur Geschichte derErfindungen im

  • 18

    Jahr 1799 auf. Diese Art des Kleisterpapiers entstand, so heit es, in der zweiten Hlfte des 18.Jahrhunderts in Herrnhut, wo im Chorhaus der ledigen Schwestern der Herrnhuter Brdergemeindedie charakteristische Produktion aufgenommen wurde. Sie eroberte alsbald den Papiermarkt desstlichen Mitteldeutschlands. Auf den Straen Dresdens priesen Ausrufer das Herrnhuter Papier an.Bei der Beliebtheit und der gegenber dem Tunkpapier einfacheren und damit kostengnstigerenHerstellung des Papiers gab es auch Nachahmer in anderen Orten, wohl auch in Berlin. In Herrnhutist das Papier wahrscheinlich bis 1824 hergestellt worden. Es wurde dann wohl durch industriellgefertigtes Papier und die nderung des Zeitgeschmackes verdrngt. In der Bibliothek Goethes inWeimar sind 70 broschierte Drucke aus der Zeit zwischen 1770 und 1830 mit Herrnhuter Papiereingeschlagen. 1769 hatte der 20jhrige Goethe die Synode der Herrnhuter Gemeinde in Marien-born/Wetterau besucht.

    II. Tunkpapier

    Marbreur de Papier. Kupferstich aus der Enzyklopdie von Diderot und d`Alembert,1765. Dargestellt wird die Herstellung des Tunkpapiers.

    Die zweite groe Gruppe der Buntpapiere der Sammlung Konrad steht unterdem Oberbegriff Tunkpapier. Das komplizierte Verfahren zur Herstellungdes Tunkpapieres war in Europa bis Mitte des 17. Jahrhunderts unbekannt oderzumindest ein streng gehtetes Geheimnis. Reisende hatten die bunten eigen-willig gemusterten Papiere mitgebracht, schon wegen des Geheimnisses ihrerHerstellung waren sie sehr geschtzt. Sie wurden sogar ein Gegenstand derdamaligen Wissenschaft. Man bezeichnete das Papier von ungewisser Herkunftschlicht mit Trkisch Papier. Dabei ist es auch geblieben, als sich in Deutsch-land seit Mitte des 17. Jahrhunderts des Rtsels Lsung verbreitete: Die Farb-komposition entsteht bei diesem Papier nicht unmittelbar auf dem Papier, son-dern auf dem aus Charagheenmoos oder Gummitragant hergestellten Schleim-

  • 19

    grund, auf den in der sogenannten Marmorierwanne die Farben - vermischt mitOchsengalle - aufgetragen und gestaltet werden. Man tunkt dann einen pr-parierten Papierbogen auf die Oberflche des Schleimgrundes. Sobald dasPapier die Oberflche berhrt, nimmt es die Farben auf. Die in diesem Verfah-ren hergestellten Papiere werden heute generell als Trkisch Papier oder auchMarmorpapier bezeichnet. Interessant ist, da Konrad im Rahmen dieser Papie-re den Begriff Trkisch Papier nur zur Bezeichnung einer Untergruppe nebenweiteren Untergruppen wie Marmorpapier, Schnecken-Marmor und Kamm-Marmor verwendet.Das beliebte und begehrte Papier brachte eine Wende in der Buchausstattung:Als Vorsatzpapier verdrngte es das bis dahin weie Verbindungsblatt zwi-schen Buchdeckel und Buchblock und war dort bis um 1700 konkurrenzlos.

    II Tunkpapier (Gliederung)

    II A Marmor (hier: II A 2.3.2Adern mit Parallelstellen.Oasen mehrfarbig). 1746

    II B Trkisch. 1765 II C Nicht benannte Unter-gruppe (hier: II C 1 Matt. 4Farben). 1767. Schweden

    II D Schnecken- Marmor(hier: II D 2 Kleine Schne-

    cken). 1786II E Kamm-Marmor

    (hier: II E 3.1 Hauptypus. Parallelstreifig).1696

  • 20

    I A Tunkpapier. MarmorDie Untergruppe Marmor wird in der Sammlung nach besonderen Kriteriengegliedert, z.B.: Adern einfach (d.h. nicht mit engen Parallelstellen) auf gleich-frmigem Grund. Zustzlich wird differenziert: Mit Oasen ohne Krissel. Hierwird weiter unterschieden, ob die Oasen klein oder gro sind und die Oasen insich oder neben sich weitere Oasen haben. Der Sammler kannte die Herstel-lungsverfahren der Papiere gut. So unterscheidet er bei den Papieren, in denendie Oasen Krissel aufweisen, danach, ob diese durch Besprengung, Linienfh-rung oder Abdruck entstanden sind. Die Bezeichnungen Oase und Krissel (heu-te Grietropfen genannt) drften dem Fachjargon um 1919 entsprochen ha-ben.Im Verhltnis zu den brigen Tunkpapieren der Sammlung Konrad sind diekleinmustrigen, meist ein- oder zweifarbigen Marmorpapiere die jngsten Pa-piere. 28 Prozent der 108 Marmorpapiere der Sammlung sind vor 1800 entstan-den, die brigen 72 Prozent in der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts, schwer-punktmig ab 1820. Die Papiere der anderen Untergruppen des Tunkpapiers inder Sammlung Konrad - Trkisch Papier, Schnecken-Marmor, Kamm-Marmor und eine vom Sammler mit Fragezeichen versehene nicht benanntenUntergruppe - stammen durchweg aus der Zeit vor 1800. Insoweit entsprichtdies den Feststellungen von Krnitz aus dem Jahr 1807, der zur Herstellung vonTunkpapieren (insgesamt unter dem Namen Trkisch Papier) bedauernd fest-stellt:

    So kunstlos und einfltig dies alles zu seyn scheint, so wahr ist es doch, dasehr viele bung, Geschicklichkeit und Vorsicht nthig ist, um die besten Ar-ten zu liefern, und weil diese nur selten verlangt werden, oder wohlfeil ver-kauft werden mssen, so werden sie jetzt auch nur selten gemacht, zumahl seitdem die sogenannten Herrenhuterpapiere, welche zuerst in Herrenhut gemachtsind und daher ihren Namen haben, und die Kattunpapiere, welche mit den ab-genutzten Kattunformen von den Kattundruckern zu Augsburg in den Neben-stunden gemacht werden, wegen ihres guten Ansehens und niedrigern Preises,beliebter geworden sind.

    Krnitz schliet seine Ausfhrungen zu der selten gewordenen Herstellung desTunkpapiers ab mit der allgemeinen Feststellung:

    So gibt es Wissenschaften, welche Unkundige fr leicht halten, aber vielFlei und Geschicklichkeit fordern, selten angewendet, schlecht bezahlt, vonwenigen erlernt, und von solchen Wissenschaften verdrngt werden, die leich-ter zu fassen und besser an den Mann zu bringen sind.

  • 21

    II A Tunkpapier. Marmor (Gliederung)

    1.2.2 18441.1 1832 1.2.1 1846

    1.2.3 1728 1.3.1 1822 1.3.2 1797

    2.2.1 17602.1 1845 2.2.2 1821

    2.3.2 17242.3.1 1771

    Gliederung1. Adern einfach (d.h. nicht mit engenParallelstellen)1.1 auf gleichfrmigem Grund1.2 mit Oasen, ohne Krisseln, und zwar1.2.1 Oasen klein. Meist Oase auf Oase1.2.2 Oasen klein und hell gerandet1.2.3 Oase gro. Meist Oase neben Oase1.3 mit Krisseln1.3.1 Krissel durch Besprengung oder

    Linienfhrung1.3.2 Krissel durch Abdruck2. Adern mit Parallelstellen2.1 auf gleichfrmigem Grund2.2 mit Krisseln, und zwar2.2.1 Krissel durch Besprengung oder

    Linienfhrung2.2.2 Krissel durch Abdruck2.3 mit Oasen, und zwar2.3.1 einfarbige2.3.2 mehrfarbige

  • 22

    II A 1.2.1 Tunkpapier. Marmor. Adern ein-fach. Oasen, ohne Krissel. Oase klein, meistOase auf Oase. 1821

    II A 2.2.2 Tunkpapier. Marmor. Adern mitParallelstellen. Mit Krisseln durch Abdruck.1789

    AnmerkungDie kleinmustrigen, meist ein- oder zweifarbigen Marmorpapiere, auch Stein-Marmorpapiergenannt (s. Gliederung 1.2.1), entstehen dadurch, da die Farbe mit einem Borstenpinsel in vielenTropfen auf die Schleimoberflche gleichmig aufgespritzt wird. Die Farbe dehnt sich auf demSchleimgrund nicht aus. Die Adern knnen durch Treibmittel wie verdnntem Gallensaft oderSeifenwasser - auch mit dem Zusatz von etwas l, z.B. Olivenl - beeinflut werden. Hellumran-dete Oasen - auch Tigeraugen genannt - (s. Gliederung 1.2.2) entstehen durch das Auftropfen einerLsung auf den eingefrbten Schleimgrund, die die Farben zersetzt. Als Sprengmittel wird z.B.eine Lsung aus Alaun, Soda und Pottasche verwendet. Krissel knnen durch Besprengung desgefrbten Schleimgrundes mit Terpentinl entstehen (s. Gliederung 1.3.1 und 2.2.1). Das l ver-bindet sich mit dem Schleimgrund und den Farben und treibt diese nicht auseinander und erzeugtdie Krissel. Eine wellenfrmige Frbung des Papiers (s. Gliederung 2.1) erreicht man dadurch, daman das Papier auf den gemusterten Schleimgrund mit ruckartigen gleichmigen Bewegungenvon einer Ecke diagonal zur anderen Ecke der Marmorierwanne auflegt, so da sich die Schleim-oberflche wellenartig zusammenschiebt (Wellen-Marmorpapier). Fr die Herstellung mehrfarbi-ger Papiere ist es erforderlich, jede Farbe einzeln mit einer unterschiedlichen Menge von Ochsen-galle auf den Schleimgrund zu geben. Ochsengalle verhindert das Absinken der Farben, treibt dieseauseinander, ohne da sie sich vermischen.

    II B Tunkpapier. Trkisch PapierDie vom Sammler zu dieser Untergruppe zusammengefaten Papiere fallensofort durch ihre eigenwilige, vielfarbige und buntscheckige Gestaltung auf.Bei ihnen sind nach Konrads Kriterien in der Regel auer Schwarz und Weiausschlielich folgende fnf Farben vertreten: Gelb, Orange, Purpur, Grn undBlau; oder als Abart: Hellgelb oder Hellgrnlich, Hellorange, Rosa, Grnblau,Blaugrau. Besonders bezeichnend sollen sein: Purpurrot, Dunkelschwarz undWei, und zwar insbesondere als Oasen. Oft haben die so bezeichneten PapiereOasen in mehreren Farben, stets auch weie. Es ist zu vermuten, da dieseCharakterisierung des Trkisch Papiers dem Stand des Wissens in Fachkreisenum 1919 entsprach.

  • 23

    II B Trkisch Papier

    1780 1767 17721796

    1764 1764 17871765

    II C Tunkpapier. Nicht benannte Untergruppe

    II C 1 Matt: 4 Farben. 1761 II C 4 bergang zu Kamm-Marmor. O.J.

    II C 5 bergang zu Trkisch.1801

  • 24

    II D Tunkpapier. Schnecken-Marmor

    II D 2 Kleine Schnecken.1784 (Paris)

    II D 2 Kleine Schnecken.1785 II D 2 Kleine Schnecken.1804

    II D 3 Groe Schnecken. 1758 II D 3 Groe Schnecken. 1744 II D 3 Groe Schnecken. 1726AnmerkungSchnecken-Marmorpapier: Das schneckenfrmige Muster entsteht dadurch, da man in demvorgefrbten Schleimgrund die Farben mit einem Holzstbchen spiralenfrmig zieht. Um eingleichmiges Schneckenmuster zu erzielen, bewegt man eine Platte mit mehreren Stiften vorsich-tig spiralfrmig auf dem gefrbten Schleimgrund.

  • 25

    II E Tunkpapier. Kamm-Marmor

    II E 1 Farben bandfrmig.1765

    II E 2 Farben flchenhaft.O.J.

    II E 3.1 Haupttypus. Parallel-streifig. 1754

    II E 3.2 Hauptypus. MitSchnecken (Wirbeln). 1718

    II E 3.2 Hauptypus. MitSchnecken (Wirbeln). 1760

    II E 3.3 Haupttypus.Schwarz. 1710

    AnmerkungKamm-Marmorpapier: Das Muster entsteht dadurch, da die Zinken des sogenannten Marmorier-kamms einige Millimeter tief von einer Seite der Marmorierwanne zur anderen durch den gefrbtenSchleimgrund gezogen werden. Unterschiedliche Muster sind u.a. durch den Abstand der Zinkendes Marmorierkamms und dessen Fhrung bedingt.

  • 26

    III A 2 Modeldruck. Kattunmuster.

    III. ModeldruckDie dritte groe Gruppe der Buntpapiere fat Konrad unter dem StichwortModeldruck zusammen. Hier werden Kattunmuster, Tapetenmuster undGolddruck unterschieden, wobei unter letzteren die Bronzefirnispapiere und dieim 18. Jahrhundert so beliebten Brokatpapiere fallen. Auffallend ist, da derSammler die Bezeichnungen Bronzefirnispapier und Brokatpapier nicht be-nutzt. Statt dessen teilt er den Golddruck zutreffend - entsprechend der unter-schiedlichen Herstellungstechniken - in Goldmodeldruck und Goldprgedruckein. Der Begriff Brokatpapier, der heute ausschlielich zur Bezeichnung desmit ca. 6 mm starken Kupferplatten hergestellten Goldprgedrucks verwendetwird, umfate damals auch das Bronzefirnispapier und war deshalb zur Cha-rakterisierung der Papiere ungeeignet.

    III Modeldruck (Gliederung)

    III A Kattunmuster. Ca. 1810 III B Tapetenmuster. 1764 III C Golddruck (hier: III C 2Goldprgedruck = Brokatpapier.Gold auf Farbengrund). 1705

  • 27

    III A Modeldruck. Kattunmuster

    III A 2 In Gruppen. 1836 III A 3 In Streifen. 1802 III A 3 In Streifen. 1781

    III A 3 In Streifen. 1762 III A 3 In Streifen. 1803 III A 4 Hellgrngrau. 1762.Venedig

    III A 2 In Gruppen. 1801 III A 2 In Gruppen. 1822 III A 2 In Gruppen. 1817AnmerkungKattunmuster: Kattunpapiere wurden in der Regel mit Holzmodeln gedruckt, die zunchst fr dasBedrucken von Stoffen (Kattun, Chintz) entworfen und benutzt worden waren. Die Herstellung vonBuntpapieren stellte fr den Kattundrucker ein Nebengewerbe dar. Die fr den Stoffdruck nichtmehr verwendeten Model wanderten auch in die Hnde der nicht zunftmig organisierten haupt-beruflichen Buntpapierer. Um mehrfarbige Drucke herzustellen, muten mehrere Druckstckebenutzt werden, die genau aufeinander abgestimmt waren. Um feine Punkte und Linien als Muster-zu erzielen, wurden in die Holzmodel Metallstifte mit Kpfen und senkrecht stehende Metallbnder

  • 28

    als Farbtrger eingearbeitet. Gedruckt wurde entweder mit groen, den ganzen Bogen erfassendenHolzmodeln, die mittels Farbwalze oder Ledertampons mit Kleisterfarbe eingefrbt wurden undauf die dann das angefeuchtete Papier gelegt und mit einer mit Filz bezogenen Rolle gepret wur-de; oder man benutzte kleinere Holzmodel wie Stempel, die man auf das angefeuchtete auf einerweichen Unterlage liegende Papier drckte.Nach Haemmerle waren die Kattunpapiere (einschlielich Tapetenmuster, s. unten III B) von etwa1750 bis 1830 wohl die verbreitetsten Papiere des europischen Kontinents. Sie wurden nicht nurfr Bcher verwendet und die Innenausstattung von Mbeln und Kstchen, sondern auch zumTapezieren von Wnden.. In der Sammlung Konrad stammen die unter III A Kattunmusterzusammengefaten Papiere ganz berwiegend aus den Jahren nach 1800, wobei das jngste Papiermit 1836 datiert ist. Die unter III B Tapetenmuster eingeordneten 20 Buntpapiere sind lter, 4stammen aus der Zeit vor 1750, von den brigen ist das jngste Papier aus dem Jahr 1773. Beizahlreichen Papieren dieser Gruppe ist ihre italienische Herkunft vermerkt. Es kann sein, daKonrad fr die Papiere zufllig nur Quellen aus dieser und nicht aus frherer Zeit hatte. Anderer-seits mag dabei eine Rolle spielen, da die Kattunmusterpapiere als Nebenprodukt des Kattundru-ckers im Textilbereich von den dort benutzten Modeln abhngig waren. In diesem Zusammenhangist es beachtlich, da das Bedrucken von Baumwollstoff aus wirtschaftlichen Grnden teilweisestaatlicherseits bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts eingeschrnkt war. Max von Boehn fhrt inseinem kulturgeschichtlichen Werk Die Mode dazu aus:

    Fr die Minderbemittelten gab es bedruckte Baumwollstoffe, wie Kattune, die sich allerobrigkeitlichen Verfolgung zum Trotz siegreich durchgesetzt haben. Friedrich Wilhelm I.,der die Erzeugnisse seiner Tuchmanufakturen schtzen wollte, bestrafte das Tragenenglischer bedruckter Baumwollzeuge mit dem Halseisen. In Leipzig wurde der Kattunnoch 1750 ausdrcklich verboten. Am heftigsten aber wtete man in Frankreich gegen diesogenannten Indiennes. Diese billigen, leichten, mit schnen Mustern und leuchtendenFarben bedruckten Stoffe waren noch kaum bekannt, als die Regierung deren Konkurrenzfr die kostbaren Gewebe der franzsischen Seidenindustrie frchtete und ihren Gebrauchverbot. Daraus, da von 1697 bis 1715 25 Verbote einander folgten, geht schon hervor,wie wenig sie nutzten. In dieser Einsicht griff das Gouvernement zu wahrhaft drakoni-schen Maregeln. 1717 bedrohte man die Hndler, die noch ferner diese verpnten Stoffeeinfhren oder verkaufen wrden, mit Galeerenstrafe. Die Frauen und Mdchen desBrgerstandes lie man ffentlich solche Kleider vom Leibe reien. Es nutzte alles nichts.Der Verbrauch bedruckter Kattune fr Kleider, Mbel und Tapeten stieg mit jedem Jahr.Es wurde schlielich ein Sport, gerade diese Stoffe zu benutzen, die verboten waren undnur als Konterbande ins Land kommen konnten. Die Pompadour war 1755 stolz darauf,da in ihrem Schlchen Bellevue alle Mbel mit geschmuggeltem Kattun bezogenwaren. Endlich gab die Regierung nach. 1760 wurden die Verbote aufgehoben, und zu denersten, die sich auf die Herstellung von Indienne warfen, gehrte der bekannte GlcksritterCasanova.

    In Berlin und im brigen preuischen Bereich waren die Einfuhr und Herstel-lung der Baumwollstoffe bis 1743 strengstens bei Strafe verboten. Denunzian-ten bekamen die Hlfte einer Geldstrafe ausgezahlt.

  • 29

    III B Modeldruck. Tapetenmuster

    III B 1 Kattunmusterhnlich.1760

    III B 1 Kattunmusterhnlich.1764

    III B Farbig auf Wei. 1759

    III B 2 Farbig auf Wei. 1757 III B 2 Farbig auf Wei. 1757Italienisch

    III B 2 Farbig auf Wei. 1703

    III B 3 Auf Farbig. 1723 III B 3 Auf Farbig. 1754Italienisch

    III B 3 Auf Farbig. 1769

  • 30

    AnmerkungTapetenmuster. Eine Abgrenzung zwischen Tapetenpapier und Buntpapier ist schwer mglich, essei denn, man orientiert sich an der Gre der Muster. Entscheidend war der Verwendungszweck.Vor Erfindung des Rollenpapiers kurz vor Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch Tapete in derRegel mit Holzmodeln - wie Buntpapier - bogenweise gedruckt. Die Bogen wurden entweder ander Wand oder vorher zu Rollen von 24 Stck (Haemmerle) zusammengesetzt. Konrad lie mit derBezeichnung Tapetenmuster in seiner Sammlung offen, inwieweit die Papiere auch als Tapeteverwendet wurden. Seine Papiere stammen jedenfalls von Bchern und Broschren.

    III B Tapetenmuster. Um 1760AnmerkungPapiere, von demselben Model gedruckt, wie der hier abgebildete Abdruck, sind nach Haemmerle(S. 165) in verschiedenen Sammlungen nachweisbar: Ein vollstndiger mehrfarbiger Abdruckbefindet sich demnach in den Staatlichen Museen in Berlin im Kupferstichkabinett (bei HaemmerleAbbildung 151, um 1770); Druckfragmente sind: im Deutschen Buch- und SchriftmuseumLeipzig; in der Sammlung Olga Hirsch; in der Stadtbibliothek Mainz (1765); im KunstmuseumDsseldorf (im Grndruck). Ein weiteres Fragment - in einem anderen Farbton als das oben gezeig-te - befindet sich in der Sammlung Konrad, datiert mit 1764 (s. oben Seite 26, Abbildung unter IIIModeldruck).

  • 31

    III C Modeldruck. GolddruckDen Golddruck unterteilt Konrad in seiner Sammlung in Goldmodeldruck,Goldprgedruck und Mehrfarbig.III C 1 Golddruck. Goldmodeldruck (Bronzefirnispapier)

    1658 (?) 1758

    1709 1758AnmerkungDas von Konrad mit Goldmodeldruck bezeichnete Bronzefirnispapier ist ein mit Holzmodeln aufweiem, einfarbigem oder mehrfarbigem Papier gedrucktes Buntpapier, bei dem statt einer Druck-farbe eine mit Goldbronze versetzte Firnis verwendet wurde. Fr Augsburg sind die ersten Bronze-firnispapiere mit den Jahren 1692/95 datiert. Dort hatte man sich zuvor bereits mit der Herstellungvon mit Bronzefirnis bedruckten Stoffen befat. Haemmerle schliet jedoch nicht aus, da Bronze-firnispapiere andernorts, etwa in Italien, bereits zu einem frheren Zeitpunkt entstanden sind. Vonden 16 Bronzefirnispapieren in Konrads Sammlung ist das lteste mit 1658 und das jngste mit1768 datiert. Fr die anderen sind die Jahreszahlen 1703, 1709, 1711, 1716, 1720, 1723, 1724,1758, 1760, 1762 angegeben. Der Druck mit Bronzefirnis war schwierig,, da materialbedingtinsbesondere bei feinen und dichten Mustern bei zu geringem Druck die Farbe nicht haften blieb,bei zu starkem Druck aber sich ein schmieriges und krniges Druckbild ergab. Gegenber demGoldmodeldruck setzte sich das von Konrad mit Goldprgedruck bezeichnete Brokatpapierdurch.

  • 32

    III C 2 Golddruck. Goldprgedruck (Brokatpapier)

    III C 2.1 Goldprgedruck. Gold auf Farben-grund. 1705III C 2.1 Goldprgedruck. Gold auf Farben-grund. 1705

    III C 2. 1 Goldprgedruck. Gold auf Farben- III C 2. 2 Goldprgedruck. Farbig (gelb) aufgrund. 1754 Gold. 1730

    AnmerkungDer Goldprgedruck ist ein Druck im Hochdruckverfahren. Aus der ca. 6 mm starken Druckplattewurde alles, was nicht golden werden sollte, mit Metallbearbeitungswerkzeugen ca. 2 bis 3 mm tiefherausgemeielt. Auf das angefeuchtete mit einem Bindemittel aus Eiwei und Wasser eingestri-chene Papier wird das Blattmetall gelegt, das dann unter dem hohen Druck der Druckplatte in dasPapier eingeprgt wird und sich mit dem Papier verbindet. Dort, wo die Druckplatte das Papiernicht berhrt, bleibt das Blattmetall lose liegen und kann von der Oberflche abgebrstet werden,so da die Grundfarbe des Papiers wieder sichtbar wird. Im Ergebnis glnzt das Blattmetall stetsaus der Tiefe.Konrad unterscheidet innerhalb der Goldprgedrucke nach Gold auf Farbengrund und Farbigauf Gold. Mit Gold auf Farbengrund soll kenntlich gemacht werden, da das Motiv selbst inGold erscheint, auf der Druckplatte also zur Druckflche gehrt. Werden nur die Umrisse desMotivs golden gedruckt, bleibt das Motiv also in der Grundfarbe des Papiers erhaben stehen, so istes Farbig auf Gold. Erste Brokatpapiere aus Augsburg gab es um 1690.Brokatpapiere zeigen hufig Schden durch Oxydation, die z. B. durch Aufbewahren zwischensurehaltigem Papier, Feuchtigkeit und hufiges Berhren mit den Hnden entstehen kann.

  • 33

    III C 2.2 Goldprgedruck. Farbig auf Gold. 1762. Venedig

    III C 2.1 Goldprgedruck. Gold auf Farben-grund. 1709

  • 34

    III C 2 1 Goldprgedruck. Gold auf Far-bengrund. 1713

  • 35

    III C 3 Golddruck. Mehrfarbig

    O.J. 1761

    1756 1756AnmerkungEine merkwrdige, nur teilweise sehr reizvolle Erscheinung sind die mehrfarbigen Golddruckpa-piere. Gedruckt wurde auf sog. patroniertem Papier: Durch die grob ausgeschnittenen Lcher einerSchablone, auch Patrone genannt, wurden - teilweise wahllos, teilweise unter Bercksichtigung desMusters des beabsichtigten Golddrucks - grobe Farbflecke auf das zu bedruckende Papier gebracht.Auf das Muster der Druckplatte abgestimmte Schablonen, fr die man geltes Papier oder dnnesZinkblech verwandte, stellte man teilweise auf der Grundlage von Blinddrucken mit der Druckplat-te, nach denen man genau die Schablonenlcher fr den gezielten Farbauftrag bestimmem konnte,her. Farblich beschrnkte man sich auf Blauviolett, Grn, Gelb, Orange und Karminrot, ohne inBezug auf das zu druckende Motiv Realitt anzustreben. Das Drucken auf patroniertem Papier warsowohl beim Goldmodeldruck als auch beim Goldprgedruck verbreitet.

  • 36

    Das sog. Patronieren wurde auch schon in frheren Zeiten von den Briefmalern ausgebt. Siekolorierten auf diese Weise in vereinfachter Form Kupferstiche, Andachtsbilder und Holzschnitte.Bei vielen galt das Patronieren als Verfall der Kunst. Der bekannte Schuhmacher und Dichter HansSachs reimt in einem Vers zu dem Holzschnitt von Jost Amman Der Briefmaler im sog. Stnde-buch (1567): Den Patronen bin ich nit hold/ Darmit man schlechte arbeit macht/ Darvon auchgringen lohn empfacht.

    Der Briefmaler. Holzschnitt von Jost Amman.Text von Hans Sachs. Aus dem Stndebuch, 1567.Den Patronen bin ich nit hold

  • 37

    Statistik zur Sammlung (nach Aufzeichnungen des Sammlers)Zahlenmig machen die Tunkpapiere etwa die Hlfte der Sammlung aus, dieMit Pinsel hergestellten Papiere und die Modeldruckpapiere je ein Viertel.Der besondere Wert der Sammlung liegt in der gewissenhaften zeitlichen Zu-ordnung eines jeden einzelnen Buntpapiers. Diese konnte zuverlssig aufGrund des angegebenen Erscheinungsjahres der Broschren und Bcher, ausdenen die Buntpapiere stammen, und der hinreichenden Gewiheit, da es sichnoch um den Originalzustand der Schriften handelte, vorgenommen werden.Insofern sind die Papiere eher lter, aber nicht jnger als die Datierung. Knapp70% der ber 400 Papiere sind vor 1800, die brigen in der ersten Hlfte des19. Jahrhunderts entstanden. Bei manchen groen Buntpapiersammlungen ltsich heute nur noch recht ungenau eine Datierung vornehmen, zumal vieleMuster ber lange Zeitrume hin immer wieder gedruckt wurden.

    Gruppe Zahl,davon...

    vor1800

    ab1800

    I MIT PINSEL HERGESTELLT 96 55 41I AMIT PINSEL HERGESTELLT

    28 1 27Streich-Papier1 golden4 schwarz (1 schhwarz, 1 grau, 2braun)

    Spektralfarben:5 rosa/rot (2 rosa, 3 rot)1 orange2 gelb6 grn,6 blau2 violett

    1 ungleichfrmig gestrichen (braune Streifen aufgelbem Grund)

    I BMIT PINSEL HERGESTELLT15 8 7Spritz-Papier (Kiebitz-Marmor)

    I B 1 Typisch2 schwarz auf Farbig (braun)3 farbig auf Wei (bezgl. dieselbe Farbe in Ver-dnnung)5 farbig auf Farbig: eine Spritzfarbe: 4 zwei Spritzfarben: 1 (wei+ gelb : rot)

    10 8 2

    I B 2 Varianten1 Tupfverfahren1 Flieverfahren (bergang zu I B 3)

    2 0 2

  • 38

    Gruppe Zahl,davon...

    vor1800

    ab1800

    I B 3 bergang zumKleisterpapier3 Verwischung mit Pinsel (= bergang zumKleisterpapier)

    3 0 3

    I CMIT PINSEL HERGESTELLT53 46 7Kleisterpapier

    I C 1 Kleisterpapier. Nicht gezogen 28 21 7I C 1. 1 Ohne Pinsel:

    2 bergang zum Kiebitz-Marmor,10 ohne Pinsel automatisch her-gestellt. Einfachste Art, davon:5 schwarz; 5 farbig: 3 blau, 1 o-range, 1 rot

    12 5 7

    I C 1. 2Mit Pinsel:7 Pinsel fahrend, davon: 4 blau ,3 rot1 Pinsel drehend:(trb rot)

    8 8 0

    I C 1. 3Mehrfarbig 8 8 0 I C 2 Kleisterpapier. Gezogen

    10 blau:2 nur geradlinig3 krummlinig5 mit Modeldruck

    13 rot:2 nur geradlinig9 krummlinig2 mit Modeldruck

    1 lila:krummlinig

    1 mehrfarbig:krummlinig

    Also: 4 nur geradlinig, 14 krummlinig, 7auch mit Modeldruck = 25

    25 25 0

    II TUNKPAPIER 227 146 81II A TUNKPAPIER.

    108 30 78Marmor II A 1 Adern einfach (d.h. nicht mit engen Paral-

    lelstellen)64 8 56

    II A 1.1 auf gleichfrmigemGrund 6 0 6II A 1.2 mit Oasen , ohne Krissel, und zwar 34 3 31

    II A 1.2.1 Oase klein. Meist Oa-se auf Oasea) Eine Farbe in verschiedenerStrkeb) Adern andersfarbig

    18810

    18810

    000

    II A 1.2.2 Oasen klein und hellgerandet

    7 1 6

  • 39

    Gruppe Zahl,davon...

    vor1800

    ab1800

    II A 1.2.3 Oasen gro. MeistOase neben Oase

    9 2 7II A 1.3 mit Krisseln und zwar 24 5 19

    II A 1.3.1 Krissel durch Be-sprengung oder Linienfhrung

    14 1 13II A 1.3.2 Krissel durch Ab-druck

    10 4 6 II A 2 Adern mit Parallelstellen 44 22 22

    II A 2.1 auf gleichfrmigemGrund 1 0 1II A 2.2 mit Krisseln, und zwar 17 5 12

    II A 2.2.1 durch Besprengungoder Linienfhrung

    7 1 6II A 2.2.2 durch Abdruck 10 4 6

    II A 2.3 mit Oasen, und zwar 23 17 6II A 2.3. 1 einfarbige Oasen(wobei weie Besprengung nichtmitzhlt)

    11 7 4

    II A 2.3.2 mehrfarbige Oasen =rosa und andere. Hierher gehrtVorsatzpapier von 1771: Klop-stocks Oden. Fnf Farben, ab-gesehen von Wei. Oasen mehr-farbig, fast ohne Adern.

    12 8 4

    Anm.: Diese Anordnung (II A) deckt sich einigermaen mit der zeitlichenEntwicklung: Die ersten die jngsten, die letzten die ltesten Papiere.

    II B TUNKPAPIER28 28 0Trkisch

    Kennzeichen: Vielfarbig, buntscheckig.Auer Wei und Schwarz noch 5 Farben:Gelb, Orange, Purpur, Grn, Blau.Abart: Hellgelb oder Hellgrnlich, Hell-orange, Rosa, Grnblau, Blaugrau. Beson-ders bezeichnend: Purpurrot, Dunkel-schwarz, Wei, dies besonders als Oasen.Oasen in mehreren Farben; stets auch wei-e.

    II B 1 Trkisch, sehr bunt (5farbig + Schwarzund Wei). Weie Oasen. Dunkelschwarz , Pur-pur.

    24 24 0

    II B 2 Trkisch 4 4 0II C TUNKPAPIER

    29 29 0(Nicht benannte Untergruppe) II C 1 Matt, 4 Farben 9 9 0 II C 2 Eine Farbe berhht (blau-grn), 4

    Farben4 4 0

    II C 3 Orange tritt hinzu (5, auch 6 Farben) 9 9 0

  • 40

    Gruppe Zahl,davon...

    vor1800

    ab1800

    II C 4 bergang zumKamm-Marmor 2 2 0 II C 5 Stellung unklar. bergang zum Trkisch 5 5 0II D TUNKPAPIER

    19 16 3Schnecken-Marmor II D 1 Neuere (1871 u. 1875). Schnecken-

    Marmor?2 0 2

    II D 2 Schnecken-Marmor. Kleine Schnecken. 13 12 1 II D 3 Schnecken-Marmor. Groe Schnecken 4 4 0II E TUNKPAPIER

    43 43 0Kamm-Marmor II E 1 Kamm-Marmor. Farben bandfrmig 4 4 0 II E 2 Kamm-Marmor. Farben flchenhaft 9 9 0 II E 3 Kamm- Marmor. Haupttypus 30 30 0

    II E 3. 1 Parallelstreifig 16 16 0II E 3. 2 Mit Schnecken (Wirbeln) 11 11 0II E 3. 3 Schwarz 3 3 0

    III MODELDRUCK 87 73 14III A MODELDRUCK

    19 5 14KattunmusterS=Schwarz, W=Wei, fa=farbig

    III A 1 Kattunmuster. Schweinchen 2 0 2 III A 2 Kattunmuster. In Gruppen angeordnet

    2 S &W auf Farbig (hier auf Grn, Rosa)1 S&fa auf Farbig (hier auf Rot und Lila)1 W & fa auf Farbig,(hier Blau auf Hell-blau)2 S & fa auf Wei (hier Blau und Karmin)

    8 0 8

    III A 3 Kattunmuster. In Streifen angeordnet5 in parallelen Streifen2 in sich kreuzenden Streifen

    7 3 4

    III A 4 Kattunmuster. Hellgrngrau 2 2 0III B MODELDRUCK.

    20 20 0Tapetenmuster III B 1 Tapetenmuster. Kattunmusterhnlich 4 4 0 III B 2 Tapetenmuster. Farbig auf Wei 12 12 0 III B 3 Tapetenmuster. Auf Farbig 4 4 0III C MODELDRUCK

    48 48 0Golddruck III C 1 Golddruck. Goldmodeldruck 16 16 0 III C 2 Golddruck. Goldprgedruck. 24 24 0

    III C 2. 1 Goldprgedruck. Gold auf Far-bengrund

    10 10 0III C 2. 2 Goldprgedruck. Farbig aufGold

    14 14 0 III C 3 Golddruck.Mehrfarbig 8 8 0

  • 41

    LiteraturhinweiseAuf die Geschichte und die Technik der Herstellung der Buntpapiere konnte hier nicht weitereingegangen werden. Auf folgende Literatur wird hingewiesen:Grnebaum, Gabriele. Buntpapier. Geschichte - Herstellung - Verwendung. Kln, 1982 (DuMontTaschenbcher Band 120). Das Buch enthlt genaue Rezepte fr handgefertigte Buntpapiere. Es istals Bestimmungsbuch geeignet. Viele Abbildungen.Haemmerle, Albert. Buntpapier. Herkommen - Techniken - Beziehungen zur Kunst. Unter Mitar-beit von Olga Hirsch. Mnchen, 1961 (aus dieser Auflage wird hier zitiert) und 1977. Mit vielengroformatigen Abbildungen, das Standardwerk zum Buntpapier.Hanebutt-Benz, Eva-Maria. Alte Buntpapiere. Ausstellungskatalog. Museum fr KunsthandwerkFrankfurt/M., 1979. Kleine Hefte 11. Der von Eva-Maria Hannebutt-Benz bearbeitete Katalog gibtin knapper Form einen ausgezeichneten berblick ber die Buntpapierarten und ihre Herstellung.Mick, Ernst Wolfgang. Altes Buntpapier, Dortmund, 1979. Die bibliophilen Taschenbcher Nr.140. Viele farbige Abbildungen nach Originalen aus dem Deutschen Tapetenmuseum Kassel mitErluterungen.Reschke, Gisela. Wolkenkleister, Marmor und Brokat. Historische Buntpapiere. Staatsbibliothekzu Berlin - Preuischer Kulturbesitz . Ausstellungskataloge, Neue Folge 24. 1997.

    Aufstze:Crkern, Johann Melchior. In: Der wohl anfhrende Mahler. Jena 1743. Dort: 35. Kapitel Dassogenannte Trckische, wie auch allerhand vergldetes und mit Blumen bedrucktes Papier zumachen.Fritsch, Werner. ber eine Sammlung alter Buntpapiere. Zeitschrift Papiergeschichte, 1974,S.16-22. Herausgeber: Deutsches Museum Mnchen.Petrus (Simon), Ingraban D. Alte Buntpapiere, Privatsammlung Konrad, Berlin. Sammler-Journal 1992, Heft 5 (S.806 ff); 1997, Heft 11 (S. 36 ff); 1998, Heft 1 (S. 126 ff).Stephan, Oliver / Manon, Evelinde. Buntpapiere aus 6 Jahrhunderten. Sammler-Journal 1978,Heft 7 (S. 509 ff).