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Inhaltsverzeichnis Vorwort von Ruediger Dahlke 9 Einstimmung: Die Welt ist schlecht? 13 „Wünsch Dir was …“ 17 „Leben oder gelebt werden, das ist die Frage …“ 23 „Das Spiel des Lebens – das Leben als Spiel“ 27 Die acht Stufen der Bewusstheit 35 „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ 43 Vom Schatten ins Licht, von der Bewusstlosigkeit zur Bewusstheit 47 Unsere zwölf Lebensbühnen 51 Die 1. Lebensbühne: Egoismus und Aggression 51 Die 2. Lebensbühne: Besitz und Konsum 63 Die 3. Lebensbühne: Kommunikation und Austausch 73 Die 4. Lebensbühne: Empfindsamkeit und Gefühl 85 Die 5. Lebensbühne: Lebensfreude und Ausstrahlung 97 Die 6. Lebensbühne: Einordnung und Vernunft 107 Die 7. Lebensbühne Begegnung und Beziehung 117 Die 8. Lebensbühne: Veränderung und Wandlung 127 Die 9. Lebensbühne: Erkenntnis und Sinn des Lebens 137 Die 10. Lebensbühne: Recht und Ordnung 145 Die 11. Lebensbühne: Freiheit und neue Wege 153 Die 12. Lebensbühne: Loslassen und Demut 161 Der größte Schatz liegt in uns selbst verborgen 171 Ein Leitfaden zu mehr Bewusstheit 175 Das Anti-Blockier-System für Körper, Geist und Seele 175

Inhaltsverzeichnis - Schirner

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Ruediger Dahlke 9Einstimmung: Die Welt ist schlecht? 13„Wünsch Dir was …“ 17„Leben oder gelebt werden, das ist die Frage …“ 23„Das Spiel des Lebens – das Leben als Spiel“ 27

Die acht Stufen der Bewusstheit 35„Spieglein, Spieglein an der Wand …“ 43Vom Schatten ins Licht, von der Bewusstlosigkeit zur Bewusstheit 47Unsere zwölf Lebensbühnen 51Die 1. Lebensbühne: Egoismus und Aggression 51Die 2. Lebensbühne: Besitz und Konsum 63Die 3. Lebensbühne: Kommunikation und Austausch 73Die 4. Lebensbühne: Empfindsamkeit und Gefühl 85Die 5. Lebensbühne: Lebensfreude und Ausstrahlung 97Die 6. Lebensbühne: Einordnung und Vernunft 107Die 7. Lebensbühne Begegnung und Beziehung 117Die 8. Lebensbühne: Veränderung und Wandlung 127Die 9. Lebensbühne: Erkenntnis und Sinn des Lebens 137Die 10. Lebensbühne: Recht und Ordnung 145Die 11. Lebensbühne: Freiheit und neue Wege 153Die 12. Lebensbühne: Loslassen und Demut 161

Der größte Schatz liegt in uns selbst verborgen 171Ein Leitfaden zu mehr Bewusstheit 175Das Anti-Blockier-System für Körper, Geist und Seele 175

Die acht ABS-Schritte 179Die acht ABS-Punkte 183Der erste ABS-Punkt A 1 – Sag stopp! 185Der zweite ABS-Punkt A 2 – Wach auf! 187Der dritte ABS-Punkt B 3 – Überprüfe Dich! 189Der vierte ABS-Punkt B 4 – Erkenne dich! 193Der fünfte ABS-Punkt S 5 – Entwickle Dich! 197Der sechste ABS-Punkt SC 6 – Werde heil! 201Der siebte ABS-Punkt S 7 – Werde frei! 205Der achte ABS-Punkt C 8 – Sei wahrhaftig! 209

Selbsterkenntnis 213Erwachen 221

Dankeschön 225Anmerkungen 227

„… dich herunterzuspielen, nützt der Welt nichts.dich zurückzuziehen, damit die menschen um dich herum nicht unsicher Werden, daran ist nichts Weises.Wir Wurden geboren, um den glanz gottes, der in uns ist, in der Welt sichtbar zu machen.dieser glanz ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jeder und in jedem.Wenn Wir unser eigenes licht scheinen lassen, ermutigen Wir unbeWusst andere menschen, ihr eigenes licht scheinen zu lassen.Wenn Wir frei sind von unserer eigenen furcht, Wirkt unser eigenes sein ganz von allein befreiend auf andere.“

nelson mandela

Vorwort von Ruediger Dahlke

„Nach dem Vorwort ist vor dem Vorwort“, teilte mir der Autor, nachdem ich meinen Beitrag zu seinem letzten Buch geleistet hatte, mit. Dieser Satz von Sepp Herberger bezüg-lich des Fußballspiels „hat etwas“ und kann abgewandelt für vieles gelten. Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne und diesem wieder ein Zauber, wie uns Hermann Hesse wissen lässt. Mich freut jedenfalls jedes neue Buch von Thomas Künne, den ich vor vielen Jahren in einem meiner Seminare kennen- gelernt hatte, die er damals noch als Manager besuchte, weil es zeigt, wie konsequent er die Urprinzipien auf die Wirk-lichkeit anwendet, seinen Weg geht und Mitreisende einlädt, ihn zu begleiten. Wir leben in einer Zeit, in der sich offenbar ein breites Erwachen für die Gesetze des Lebens anbahnt. Das Gesetz der Entsprechung war nie ein „Secret“ oder ist es jedenfalls nicht mehr, seit die Spatzen es – aufgrund des gleichnamigen Bestsellers – von den Dächern pfeifen. Ich selbst habe gerade ein Manuskript über die Lebensgesetze ab-geschlossen und hoffe, damit auch dem – in meinen Augen und nach meinen Erfahrungen – noch viel wichtigeren Ge-setz der Polarität zur überfälligen Popularität zu verhelfen. In jedem Fall aber sind auf der den Gesetzen und Spielregeln folgenden Ebene der Wirklichkeit die Urprinzipien oder Ar-chetypen von entscheidender Wichtigkeit, um sich im Le-ben zurechtzufinden und das zu erreichen, was heute alle anstreben: Erfolg. Ohne die Spielregeln zu kennen, lässt sich

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kein Spiel gewinnen. Das ist beim kosmischen Spiel Lila, wie die Hindus das Leben nennen, nicht anders. Wer aber die großen Regeln durchschauen will, braucht Einsicht in die Urprinzipien. Thomas Künne vermittelt diese auf eine verblüffende und ansprechende Weise. Er teilt die Menschen in drei Gruppen ein, die Unwissenden, die Besserwisser und die Weisen – und entwickelt daraus mit frechen Worten ein Szenario, das bei vielen zu verblüfftem Augenreiben führen dürfte. Bevor man es sich versieht und mit Fakten, die jeder aus Erfahrung ken-nen dürfte, zugetextet wird, erlebt man sich plötzlich mitten in einer Art Lebensbilanz, und viele werden sich wohl bei den Unwissenden einstufen müssen, wenige bei den Besser-wissern und nur ganz wenige bei den Weisen. Diese kleine letzte Gruppe wäre wohl die einzige, die dieses Buch nicht braucht, denn sie ist ja bereits angekommen. Ganz locker und gleichsam nebenbei entwickelt der Autor fast eine Art allgemeine Verschwörungstheorie, indem er nämlich aufzeigt, wie leicht sich das Heer der unbewussten Unwissenden mit der uralten, schon im Rom der Antike er-probten Methode „Brot und Spiele“ abspeisen lässt. Wenn er die Machenschaften der überschaubaren Gruppe der Besser-wisser ebenso locker und überzeugend entlarvt, mag manches Licht aufgehen und eine gewisse Methode im Hintergrund deutlich werden. Es kann nicht verborgen bleiben, dass die Besserwisser deutlich bewusster agieren als die Unwissenden und dass sie ganz und ausschließlich den eigenen Vorteil im Auge haben, ohne dabei allerdings zu bemerken, dass sie da-bei letztlich allen und auch sich selbst schaden. Die wenigen Weisen schauen dem Treiben gelassen zu. Die dargestellte Einteilung hat etwas Archetypisches, und wir

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finden sie im Schamanismus wieder, etwa wenn Don Juan, der Lehrer von Carlos Castaneda, die Menschen ebenfalls in drei Gruppen einteilt, das Wild, die Jäger und die Krieger. Es gibt eine Fülle von Wild, das seinen Instinkten durch ein Leben voller Unbewusstheit folgt. Die Gruppe der Jäger ist deutlich kleiner und bewusster. Frei geworden von den In-stinkten, können sie dem Wild auflauern und es fast so belie-big jagen wie die Besserwisser die Unwissenden. Die winzige Gruppe der Krieger schließlich hat mit all dem nichts mehr zu tun, sie sind so stark, dass sie sich vor niemandem beugen und so demütig, dass sie niemandem erlauben, sich vor ih-nen zu beugen. Nach dieser Einführung und nicht zu verhindernden Selbst-diagnose macht der Autor mit den 8 Stufen der Bewusstheit vertraut, die einer leicht nachvollziehbaren Entwicklungsli-nie entsprechen. Diese verfolgt er anschließend konsequent durch die 12 Urprinzipien, wie sie sich in den Tierkreiszei-chen ausdrücken. Jeder Leser wird sich in Bezug auf diese Archetypen auf ver-schiedenen Ebenen wiederfinden und mit fortschreitender Lektüre ein Mosaik seiner eigenen Entwicklung erkennen. So werden Entwicklungsdefizite offenbar, aber auch Hilfen aus anderen archetypischen Bereichen, wo man schon weiter mit sich gekommen ist. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der sich mit sei-nem Muster beschäftigen und dabei sichergehen will, dass er keine Aspekte, vor allem auch keine Schattenaspekte aus-lässt. Dafür ist gesorgt, denn mit dem Urprinzipien-System sind automatisch alle Aspekte der Wirklichkeit eingeschlos-sen, d.h. kein Leser wird sich und seinen Schwachpunkten entkommen, wenn er das Gelesene jeweils auf sich bezieht

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und nicht in die häufige Falle tappt, die Splitter im Auge des anderen zu beklagen, während er die Balken in den eigenen Augen übersieht. Der erfrischend lockere Schreibstil des Au-tors macht es andererseits leicht, auch bei sich selbst etwas genauer hinzuschauen und nicht ausgerechnet dort ständig beide Augen zuzudrücken. Es handelt sich überhaupt um ein Buch zum Aufwachen – es könnte sogar den Anspruch, wei-terschlafen zu wollen, erheblich stören.

Ruediger Dahlke, Seminyak, Bali im Januar 2009 (www.dahlke.at)

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Einstimmung: Die Welt ist schlecht?

„Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“Sprichwort

„Ich bin so gut, aber die Welt ist so schlecht zu mir!“ Wer beim Lesen dieser Zeile zustimmend nickt, ist nicht alleine damit. Viele Menschen beschreiben ihr Lebensgefühl etwa so:„Ich arbeite tagein, tagaus, um über die Runden zu kommen. Dabei fühle ich mich wie ein Hamster im Laufrad, der trotz aller Mühe keinen Schritt weiterkommt. Im Gegenteil: Ich wer-de das Gefühl nicht los, dass ich mich immer mehr anstrengen muss, um meinen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Ich fühle mich immer schlapper, ausgenutzt und überflüssig. Glück habe ich einfach nie. Damit muss ich mich wohl abfinden.“Das klingt sehr traurig. Meistens wird Menschen, die sich so über ihr Leben äußern, Zustimmung, vielleicht sogar ein gewisses Maß an Mitleid entgegengebracht, aber alles bleibt so, wie es ist. Zustimmen möchte der Autor daher nicht und auch kein Mitleid zollen – er möchte helfen. Mit diesem Buch bietet er eine Anleitung, wie Sie, lieber Le-ser, erkennen können, auf welcher Stufe der Bewusstheit Sie sich augenblicklich befinden, denn erst, wenn Sie sich Ih-rer eigenen gegenwärtigen Situation bewusst geworden sind, können Sie sich auch daraus lösen. Das bewährte Sprichwort „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“ dient dabei als Motto.

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In unserer heutigen Zeit ist es schwer, die eigene Lage rich-tig einzuschätzen. Wir leben in einer komplexen Welt der beständigen kleinen und großen Veränderungen, von denen oftmals nicht sofort gesagt werden kann, ob sie gut oder schlecht sind, und wenn ja, für wen – für mich, für die an-deren, für alle? Suchen wir nach Orientierung, verstellt ein Überangebot an Informationen, Ratschlägen und Warnun-gen den Blick auf das, was wesentlich für das eigene Leben und für die Bewältigung von Krisen ist. Wir können es nicht mehr spüren, denn jeden Tag kommt etwas dazu an Verän-derungen, an Informationen, an Versprechungen und Dro-hungen. Dazu ein Beispiel:Setzt man einen Frosch in ein überhitztes Wasserbad, so wird er augenblicklich heraushüpfen, weil es ihm zu heiß ist. Er-hitzt man das Wasser hingegen kontinuierlich immer nur um ein Grad, während der Frosch schon darin sitzt, merkt das Tier nichts von der Bedrohung. Er bleibt im kochenden Wasser und verbrüht.Vielleicht fühlen auch Sie sich ein wenig wie der Frosch in diesem grausigen Experiment? Dieses Buch will Sie sensibel machen für die „Temperatur“ dort draußen, denn nur, wer die Welt um sich herum richtig deutet, kann sie auch durch-schauen und hinterfragen. Dieses Buch möchte Ihnen auch helfen, sich zu Ihrem eigenen Wohl weiterzuentwickeln. Dazu vermittelt es zunächst die acht Stufen der Bewusstheit. Es zeigt Ihnen, dass diese Stufen ein Bestandteil von uns al-len sind. Im nächsten Schritt gilt es aufzudecken, auf welcher Stufe Sie selbst gegenwärtig stehen. Dies geschieht, indem Ihnen ein Spiegel vorgehalten wird. Sie werden erkennen, dass allein Sie selbst Ihres Glückes Schmied sind. Sie werden

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sich im Laufe dieser wachsenden Selbsterkenntnis häuten wie eine Schlange. Sie werden wahrhaftig Sie selbst werden!Alles andere wäre doch nichts als Selbstbetrug, meinen Sie nicht auch? 1

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„Wünsch Dir was …“

Wir können zurzeit eine literarische Renaissance der kosmi-schen Gesetze erleben. Doch deren „Wiedergeburt“ ist ei-gentlich nicht notwendig. Diese universellen Gesetze hatten ihre Wirkung niemals verloren. Nicht sie waren tot, sondern unser Wissen um sie. So kannten zum Beispiel bisher nur wenige die Sieben Gesetze des Lebens aus dem „Kybalion“ des Hermes Trismegistos.2

Spätestens seit Erscheinen des Films „The Secret“ kennt man das Gesetz der Anziehung. Seitdem weiß man auch, dass der Mensch wie ein Magnet funktioniert. Er zieht das an, was er denkt: Gutes zieht Gutes an, Schlechtes zieht Schlechtes an. Die drei wichtigsten Worte sind: Gedanken werden wahr.

Kleine Kinder haben viele Wünsche. Sie gehen damit zu den Eltern, den Großeltern, zu Tante und Onkel. Oft bekommen sie das, was sie sich wünschen. Aber es sind, alles in allem, bescheidene Wünsche, verglichen mit dem, was die Erwach- senen an Sehnsuchtsbildern hinsichtlich ihres eigenen unge-lebten Lebens in sich anhäufen. Da sind zunächst all die materiellen Dinge.Während in weiten Teilen der Erde die Menschen um die tägliche Existenzsicherung kämpfen und sich danach seh-nen, ein wenig mehr zum Leben zu haben, steht der weitaus kleinere Teil der Menschheit vor einem stetig wachsenden

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Angebot an materiellen Gütern. In dieser Überflussgesell-schaft zu leben, heißt jedoch nicht, sich auch alles beliebig leisten zu können, geschweige denn, zufrieden zu sein mit dem, was man hat, gleichgültig, wie viel es ist. Wer nicht mit einem gesunden Maß an Selbstbescheidung lebt, kann angesichts dieses Überflusses in eine immer stärker werdende und das ausgeglichene Lebensgefühl untergrabende Unzu-friedenheit geraten. Und der Blick bleibt oft ein Leben lang auf die materiellen Güter beschränkt. Der Weg führt dann schnell weiter zum Konsumgüterkredit und schließlich zum Schuldnerberater.

Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow veröf-fentlichte 1943 das eindimensionale Modell einer menschli-chen Bedürfnishierarchie:

Heutige mehrdimensionale Motivationsmodelle sind weitaus komplexer, diese einfache Pyramide von Maslow ist dennoch

Selbst-verwirklichung

Wertschätzung

Soziale Bedürfnisse

Sicherheitsbedürfnisse

Physiologische Bedürfnisse

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bis heute als wichtige prinzipielle Darstellung menschlicher Bedürfniserfüllung anerkannt.

Kurz und bündig: Die unteren drei Stufen der maslowschen Pyramide (inklu-sive Teile der vierten Stufe) zeigen die sogenannten Defizit-bedürfnisse. Sie müssen befriedigt und erfüllt sein, damit der Mensch nicht ständig einen Mangel fühlt. Erst wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt sind, ist eine Weiterentwicklung in Richtung vierter und fünfter Stufe möglich. So sagt es Mas-low. Zu den Bedürfnissen dieser höchsten Stufen gehören Wer-te wie Individualität, Talententfaltung, Altruismus, Güte, Kunst, Philosophie und Glaube. Ab 1970 nannte Maslow die oberste Stufe „Transzendenz“, die Suche nach und An-bindung an den Schöpfergeist.

Es steht den Europäern bzw. jenen Menschen, die es „besser haben“, schon lange nicht mehr zu, sich – wie in früheren Zeiten – auch für etwas Besseres zu halten. Viele spirituelle Wege, die heutzutage bei uns in Büchern vermittelt werden, haben ihren Ursprung in sogenannten einfachen Kulturen. Und auch Menschen, die täglich um ihr Überleben, die Stillung ihrer Defizitbedürfnisse kämpfen müssen, streben tatsächlich entgegen der Maslowschen Hierarchie nach in-nerer Selbstverwirklichung, nach Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber. Im Gegenteil, sie sind oftmals durch die äußere Not viel eher bereit, solidarisch zu handeln. Was aber ist mit den Menschen in der sogenannten Überflussge-sellschaft? Wer vom Leben das Privileg geschenkt bekommt, jeden Tag satt zu werden, ein Dach über dem Kopf zu haben,

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Kleidung zum Schutz vor Witterungseinflüssen, vielleicht sogar noch einige Ersparnisse sein eigen nennt, der könnte sich doch eigentlich erst recht mit seinem Leben beschäfti-gen, um sich und andere besser zu verstehen.Warum tun es aber die wenigsten? Vielleicht, weil sie gesättigt sind? Oder gar übersättigt?Ein kritischer Beobachter könnte zu der Feststellung gelan-gen, dass ein Zuviel auf Dauer genauso unbefriedigend ist wie ein Zuwenig. Vielleicht erinnern Sie sich an eine Episo-de aus Ihrer Kindheit: Haben Sie nicht auch einmal zu viel Schlagsahne, Schokopudding oder Teig genascht, so lange, bis es Ihnen richtig übel wurde und schlecht erging?Viele Zeitgenossen, die uns bei unseren täglichen Wegen auf der Straße begegnen, zeigen eben diesen Gesichtsausdruck, als ob sie an einem Zuviel leiden. Zugeben würden das die wenigs- ten von ihnen. Eher im Gegenteil: Wahrscheinlich würde die Mehrheit schmollend kundtun, dass es das Leben nicht wirklich gut mit ihnen meint. Obwohl sie selbst doch so gut sind. Und die Welt um sie herum so schlecht.

In unserer Überflussgesellschaft herrscht nicht nur ein Über-angebot an materiellen Gütern, sondern es hat sich auch eine verwirrende Fülle an spirituellen Wegen von höchst unter-schiedlicher Herkunft eröffnet. Es erscheint wie ein Selbst-bedienungsladen, in dem man nur darauf achten muss, ob das, was jeweils versprochen wird, dem entspricht, was man sich wünscht.Während in früheren Zeiten die Menschen ihr Leben lang – zumindest äußerlich – bei der Religion blieben, in die sie hineingeboren wurden, gehört es heute auch zu der viel ge-nutzten Freiheit unserer Gesellschaft, sich von dieser Her-

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kunftsreligion abzuwenden, falls man nicht sowieso ohne Religionszugehörigkeit aufgewachsen ist. Man kann dann entweder einfach Kirchensteuern sparen oder sich auf die Suche nach einer anderen spirituellen Wegführung ma-chen. Die einen wie die anderen erfahren dann in manchen Bü-chern – ich will sie „Wunschbücher“ nennen –, dass sie alles bekommen können, wenn sie sich es nur richtig wünschen: den perfekten Partner, den Erfolg, der ihnen zusteht, Geld im Überfluss, Glück, Gesundheit und seelisches Heil. Ist die Aussicht auf so viel Harmonie und Zufriedenheit nicht wunderbar?Das Universum ist zum gigantischen Transportunternehmen für unsere Wünsche geworden. Dem Wünschenden ist es dabei weitgehend egal, wie es funk-tioniert. Hauptsache, es funktioniert! Aber wirken spirituelle Gesetze tatsächlich immer?

Dieses Buch möchte Sie sensibel machen für die wirkliche „Temperatur“ dort draußen. Wie bei den materiellen Gütern entspricht auch bei den geis- tig-spirituellen Dingen nicht alles, was angeboten wird, in seiner Verträglichkeit dem tatsächlichen inneren Bedürfnis. Wie aber kann ich erkennen, wessen ich bedarf und was mir bekommt?Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen, Ihre Wünsche hier auf Erden zu verwirklichen und nicht im Himmel. Realis- tisch und bewusst, visionär und wunderbar, und vor allem – ohne rosarote Brille.Sie werden herausfinden, dass Ihre äußere Lebenswelt Ihre innere Welt lediglich widerspiegelt. So funktioniert das

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Resonanzprinzip bzw. Spiegelgesetz, oder volkstümlich aus-gedrückt: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“

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„Leben oder gelebt werden, das ist die Frage …“

Dieses Buch stellt Fragen an Sie:„Lebe ich mein eigenes Leben so, wie es in meinem Lebens-muster 3 verankert ist?“„Lebe ich nach meinem freien Willen oder lebe ich so, wie es andere von mir erwarten?“ oder kurz formuliert: „Lebe ich oder werde ich gelebt?“Diese Fragen sind so alt wie die Menschheit selbst. Auch die Antworten, die darauf gefunden und von Generation zu Ge-neration weitervererbt werden, bleiben unverändert:

– Passiv sein, andere für sich handeln lassen. Lebensmotto: „Das ist eben so, und daran kann man auch nichts ändern!“– Handeln, aber ausschließlich für sich selbst, in einer Band-breite von Selbstgenügsamkeit bis Egoismus.– Handeln (auch) für andere. Ist es der Weise, der an das Wohl der anderen denkt oder ist es der macht- und erfolgs-orientierte Besserwisser, der die Unwissenheit, Gutgläubig-keit oder sogar Not der anderen für seine Ziele ausnutzt?

In der materiellen Welt hat sich im Laufe der Zeit eine Drei-klassengesellschaft manifestiert:– Unterschicht– Mittelschicht– Oberschicht

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Die acht Stufen der Bewusstheit

Nun ist es an der Zeit, Ihnen mit den acht Stufen der Bewusst-heit 6 eine leicht verständliche Einteilung unseres Lebens an-zubieten, die als zuverlässiger Gradmesser für Ihre Selbstein-schätzung dienen will:Schon in der Bibel steht geschrieben: „Der Geist steht über der Materie.“ Johann Wolfgang von Goethe weiß es: „Der Mensch – ein Lebewesen zweier Welten.“ Er meint wohl damit, dass wir einerseits einen animalischen Anteil in uns tragen, der uns mit allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten verbindet. Andererseits ist der Mensch, dieser Homo sapiens (lat: der weise, vernunftbegabte Mensch) das einzige Lebe-wesen, das über sich, sein Leben, seine Triebe, Vorlieben und Neigungen nachdenken und reflektieren kann. Er kann, wenn er das möchte, mithilfe seiner geistigen Fä-higkeiten aus seinem Tun Erkenntnisse für seine weitere Ent-wicklung ziehen. Das heißt: Aus „Fehlern“ der Vergangenheit kann der Mensch für seine Zukunft lernen. Die Evolution hat uns mit unserem Intellekt und Verstand die Möglichkeit gege-ben, die Abläufe unseres Lebens bewusst wahrzunehmen und nachzuvollziehen. Die Schaltzentrale unseres Bewusstseins wie auch unserer Bewusstheit befindet sich bekanntlich in unse-rem Kopf. Dort sitzt unser Gehirn, das alle bewussten wie auch unbewussten Anteile verwaltet, steuert und koordiniert.

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So hat der Mensch (als Homo sapiens) mit seinem Kopf (lat. caput = Spitze, Hauptsitz unseres Bewusstseins im Kör-per) von der Evolution die einmalige Chance erhalten, sich selbst und das Leben generell besser und richtig zu verstehen. So kann jeder, im Rahmen seiner vorhandenen Potenziale und Möglichkeiten, seinen Weg der Erkenntnis gehen, der manchmal durchaus steinig und voller Umwege sein kann. Dieser Weg in höhere Bewusstseinsebenen ist schon sehr früh und in vielen Kulturen als ein Weg mit verschiedenen Stufen beschrieben worden. Man kann ihn auch mit dem Erklimmen einer Leiter vergleichen.

Blättert man in der östlichen wie auch der westlichen Lite-ratur zu diesen Erkenntnisstufen, so trifft man immer wieder auf die Zahl Acht:– Im Raja-Joga werden die acht Stufen der edle achtfache Pfad genannt. – In der westlichen Psychoanalyse, z. B. bei Erik H. Erikson, wird das gesamte Leben von der Geburt bis zum Tod als eine Abfolge von acht Entwicklungsstufen beschrieben:„Die Acht weckt Energie, Dynamik, Zielstrebigkeit und Fleiß. Wer sich von der Kraft und dem Potenzial der Acht beeinflus-sen lässt, ist in seinen Bestrebungen und Aktivitäten häufig sehr erfolgreich, obwohl er meist dem Erfolg bei weitem nicht so viel Bedeutung beimisst wie seine Mitmenschen“. 7

Die liegende Acht ( ∞ ) gilt als Symbol der Unendlichkeit. Unser hier besprochenes Modell der Bewusstheit verwendet ebenfalls acht Stufen, deren Übergänge im wirklichen Leben nicht immer klar getrennt, sondern fließend erscheinen. 8

Übrigens: Auch wenn Sie glauben, bereits eine hohe Stufe er-

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reicht zu haben, so können Sie doch im nächsten Moment wie-der abrutschen. Wen erinnert das nicht an den tragischen Hel-den Sisyphos, der einen Stein den Berg hinaufrollen musste, und dieser jedes Mal kurz vor dem Gipfel seinen Händen entglitt und wieder hinabrollte? Mitunter erinnert es auch an einen Bergsteiger auf seinem Weg nach „oben“: Erst wenn er leichtsin-nig oder gar überheblich wird, rutscht er ab. So schlimm kann es aber nicht werden, wenn wir die einzelnen Bewusstseinsstufen achtsam erleben und ganzheitlich erfahren. Und: Bewusstheit schützt vor dem Fall!

Schauen wir uns diese acht Stufen zunächst einmal ganz all-gemein an. Wie lassen sich einzelne Bewusstseinsstufen er-kennen? Welche Verhaltensweisen sind hierbei zu erwarten und festzustellen?

Stufe 1: Der Mensch benimmt sich vollkommen unkontrolliert und un-reflektiert, er folgt blindwütig einzig und allein seinen anima-lischen Trieben. Sein Verhalten ist unerlöst und fern jeglicher Bewusstheit seines Tuns.Stufe 2: Erste, noch verborgene Züge der Selbstreflexion sind vorhanden, wobei der unüberlegte Wesensanteil noch alles andere überlagert. Der Mensch bleibt ein Sklave seiner Begierden, er handelt robo-terhaft und wie fremdgesteuert.Stufe 3: Die rein materielle Sichtweise bewegt sich ein wenig in Richtung geistiger Gefilde. Noch steht aber die Selbstbehauptung gegen-über der Welt im Mittelpunkt aller Bestrebungen und Taten des Menschen.

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Stufe 4: Eigene Begabungen werden bewusst erkannt und können nun kultiviert und weiterentwickelt werden. Flexibilität und die Be-wusstheit sozialer Strukturen schärfen die Konturen der eigenen Gesamtpersönlichkeit. Stufe 5: Das Ringen mit sich selbst sowie der Umgang mit den eigenen Schattenanteilen ebnen den Weg hin zu einer bewussten Tole-ranz. Die Vorzüge des Charakters schälen sich deutlicher heraus, Verantwortungsgefühl entsteht.Stufe 6: Wandlung des eigenen Tuns zur bewussten und zugleich diszi-plinierten „Absichtslosigkeit“, Hinwendung zum persönlichen Glauben und zu Spiritualität. Der Mensch erlangt innere „Grö-ße“, er strebt nach Sein statt nach äußerem Schein. Stufe 7: Die wachsende Vorurteilsfreiheit verschafft dem Menschen Zu-gang zu den großen Ideen des Lebens und der Schöpfung. Das kleine Ego verschwindet zugunsten einer Ethik, die von Mitge-fühl und Weisheit geprägt ist.Stufe 8: Der Mensch spiegelt die unverfälschte Wahrheit und erkennt sich in tiefem Gleichmut und innerem Frieden als bewussten Teil allen Seins. Er lebt erlöst und getreu der (Selbst-)Erkenntnis „Alles ist in allem und alles ist in mir“.

Diese acht Stufen finden sich in drei Ebenen wieder:

Ebene I = Stufen 1 und 2 :Im dunklen Keller der tiefen Bewusstlosigkeit

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Ebene II = Stufen 3 und 4:Vom Schatten ins Licht – im Geburtskanal der Bewusstwer-dung

Ebene III = ab Stufe 5:Bewusstes Wachstum durch Integration der Schattenanteile

So verkörpern Ebene I und II sinngemäß das Haben, Ebene III das Sein.

Im Folgenden werden wir gemeinsam zwölf unterschiedliche Lebensbühnen beleuchten, jede mit ihren acht Stufen und drei Ebenen, von unten nach oben. Somit ist sichergestellt, dass wir das gesamte Spektrum unserer erlebten und gelebten Wirklichkeit abbilden.Bitte beachten: Ob ein Mensch einen Lendenschurz oder einen Nadelstreifenanzug, einen Blaumann oder eine feinste Robe trägt, ist nicht bestimmend dafür, welche Bewusstseinsstufe er uns spiegelt. Das Etikett, das Äußere, sagt selten etwas über den Inhalt. Häufig begegnen wir dem krassen Gegenteil.

Zu den Lebensbühnen:In jedem Augenblick des Lebens spielen wir unsere „Rolle“ auf einer oder mehreren Lebensbühnen, tagein, tagaus. Mal sind wir der Hauptdarsteller, mal der (tragische) Held, ein anderes Mal führen wir vielleicht Regie oder sind Souffleur. Oder wir begnügen uns mit einer Nebenrolle ohne Worte, sind eventuell der Sündenbock für andere, werden verfolgt und gedemütigt. Oder wir spielen unser Spiel, tanzen den anderen auf der Nase herum und spinnen ein Netz von Handlungsfäden, die wir wie Zügel in der Hand halten.

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Mal ist es eine Komödie, mal eine Tragödie, meist jedoch ein Drama.

Sämtliche zwölf Lebensbühnen entsprechen den Urprin-zipien des mundanen Tierkreises. Er bildet lückenlos alle Grundbausteine „weltlicher“ Existenz ab (lat. mundanus = weltlich). Diese Analogie möchte die folgende Liste aufzeigen: Die wohl bekanntere Bezeichnung des jeweiligen Sternzeichens steht an erster Stelle, gefolgt vom Namen des Archetyps oder Urprinzips.

Die 1. Lebensbühne – Mars/Widder = Egoismus und Aggression Die 2. Lebensbühne – Venus/Stier = Besitz und KonsumDie 3. Lebensbühne – Merkur/Zwillinge = Kommunikation und AustauschDie 4. Lebensbühne – Mond/Krebs = Empfindsamkeit und GefühlDie 5. Lebensbühne – Sonne/Löwe = Lebensfreude und AusstrahlungDie 6. Lebensbühne – Merkur/Jungfrau = Einordnung und Vernunft Die 7. Lebensbühne – Venus/Waage = Begegnung und BeziehungDie 8. Lebensbühne – Pluto/Skorpion = Veränderung und WandlungDie 9. Lebensbühne – Jupiter/Schütze = Erkenntnis und Sinn des Lebens

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Die 10. Lebensbühne – Saturn/Steinbock = Recht und OrdnungDie 11. Lebensbühne – Uranus/Wassermann = Freiheit und neue Wege gehenDie 12. Lebensbühne – Neptun/Fische = Loslassen und Demut

Sie befinden sich hier nicht etwa in einem Buch über Astro-logie. Für das ABS-Programm ist Ihr Sternzeichen, Ihr Ge-burtstag oder Geburtshoroskop ohne Bedeutung. Der Tier-kreis mit allen Sternzeichen bildet jedoch naturgemäß die gesamte Bandbreite menschlicher Eigenschaften ab, wie sie sich sowohl interessierte Laien als auch ambitionierte Profis (vom Psychologen bis Astrologen) erschließen. Blieben wir bei der Astrologie, so würden wir nun mithilfe ihrer Geburts-stunde danach suchen, auf welcher der Lebensbühnen Sie gemäß Ihrer angeborenen Veranlagungen stehen. Aber das ist nur die eine Seite des Lebens. Im Laufe desselben entwickeln wir uns, freiwillig oder unfreiwillig, in den verschiedensten Lebensfeldern weiter. Das geschieht teils ganz leicht, weil es unserer Veranlagung entspricht, oder eben auch schwieriger, widerständiger. Grundsätzlich trägt aber jeder Mensch von allen Aspekten bzw. Lebensbühnen etwas in sich. Bei un-serem ABS-Programm für Körper, Geist und Seele gehen wir nun hin und schauen danach, wo Sie in diesem Augenblick stehen.

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Unsere zwölf Lebensbühnen

„Das Wasser, das das Schiff trägt,ist dasselbe, das es verschlingt.“Fernöstliches Sprichwort

Die 1. Lebensbühne

egoismus unD Aggression

Stufe 1: Berserkertum, Krieg, Brutalität, Mord, Hirnlosigkeit, Verge-waltigung, blinde Wut, Triebhaftigkeit, ZerstörungStufe 2: Egoismus, Faustrecht, Kompromisslosigkeit, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, Rücksichtslosigkeit, Draufgänger-tum, Ellbogenmentalität, ZornStufe 3: Leistungsbereitschaft, Heißblütigkeit, Rivalität, Übermut, Durchsetzungsfähigkeit, Antriebskraft, EroberungsstrategieStufe 4: Entschlossenheit, Kampfgeist, Direktheit, Mut, Tatendrang, PioniergeistStufe 5: Zivilcourage, Aufrichtigkeit, Impulskraft, Besonnenheit im Tun, Freude an Eigenenergie

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Stufe 6: Spontaneität, Motivation, Erleben von Schöpferkraft, Lust am KampfStufe 7: Absichtslosigkeit der Handlung, frei fließende Aktivität, agierende BewusstheitStufe 8: Gleichmut, selbstloses bewusstes Tun im Einklang mit der Schöpfung

Kurz und bündig:Dass der Mensch so brutal sein kann wie eine Bestie, das bestreitet niemand. Manche Forscher führen dies darauf zu-rück, dass der Mensch ursprünglich von fleischfressenden Raubtieren abstammt, was seine unterschwellige Neigung erklären könnte, zu einer außer Kontrolle geratenen Kampf-maschine, einem Monstermenschen zu mutieren.

Dabei ist Aggression nicht immer schlecht oder lebensbedro-hend. Im Gegenteil: Ohne aggressive Energie kommt nichts auf und in diese Welt.Die aufmüpfigen Frühlingsboten, die aggressiv die lähmende Winterdecke durchbrechen, um vom Erwachen der Natur zu künden, das zarte Küken, das mit spitzem Schnabel aggressiv die Eierschale aufpickt, um ans Licht zu kommen.Bei der Geburt eines Menschen wird von Mutter und Kind die gesamte aggressive Kraft der Natur abverlangt, um den Weg durch den Geburtskanal vom Schatten ins Licht zu er-möglichen bzw. zu überwinden.

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Auch der Egoismus ist, wertfrei betrachtet, ein notwendiges Phänomen, um zum eigenen Leben zu gelangen. Der in der Esoterik so gerne wiederholte Satz „Wir müssen unser Ego loslassen“ wird spätestens dann zur Farce, wenn wir uns noch gar keine eigenständige Persönlichkeit oder ein Ego zum Los-lassen erarbeitet haben.Wie aber kann man etwas loslassen, das man noch gar nicht besitzt? Auch hier gilt: Wie bei allen zwölf Lebensbühnen geht es um unsere bewusste innere Einstellung zu Egoismus und Ag-gression.

Es geht los, beginnen wir den Aufstieg, von unten nach oben, vom Unbewussten zum Bewussten.

Ebene I = Stufen 1 und 2: Im dunklen Keller der tiefen Bewusst-losigkeit

Die erlebte Wirklichkeit: In der Außenwelt herrschen immer irgendwelche kriegsähnlichen Zustände und Auswüchse. Blinde Wut wechselt sich ab mit triebhafter Brutalität bis hin zur Vergewaltigung. Das animalische Leben ist lediglich ein hirnloses Dahinvege-tieren, Täter- und Opferrolle verschwimmen im Morast der Bewusstlosigkeit. Es herrscht das rein egoistische Faustrecht des Stärkeren, die Mentalität von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, das Gesetz von Rache, Blutrache und kompromisslo-sem Zorn und Hass. Schmerzen und Wunden gehören zur festen Tagesordnung und werden irgendwann nicht mehr als solche wahrgenom-

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men. Sie sind ein fester Bestandteil dieser Ebene I, vor allem auch im seelischen Bereich. Zum Nährboden von Ebene I der Lebensbühne Egoismus und Aggression:In Kriegszuständen oder irrationalen Ausnahmezuständen gedeiht diese Ebene I prächtig, und zwar zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte sowie in allen Kulturkreisen.Ebene I lebt jedoch nicht nur im Krieg in Jugoslawien, Irak, Vietnam oder wo auch immer, sie lebt unter uns. Im Kol-lektiv, in der Großfamilie, der Sippe oder in einer Gemein-schaft, aber genauso im Familienverbund im Nachbarhaus oder Hochhaus an der Ecke. Gedeihen kann sie jedoch, wie die blutsaugenden Vampire der Mythen, nur im Dunkeln, in der Verschleierung oder im Verschweigen und Bagatelli-sieren des wahren Geschehens, das daher zu oft unentdeckt bleibt. Zu dem aggressiven Verhalten auf Ebene I gehört als Gegenpol auch das reflexartige Wegschauen. Und oft verde- cken die Opfer ihr geschundenes Gesicht hinter schwarzen Sonnenbrillen und erfundenen Ausreden („Da bin ich selbst dran schuld, ich bin die Kellertreppe runtergestürzt!“) aus Angst und Scham. Kommen die Vergehen und Verbrechen dennoch irgendwann an die Oberfläche, bringen sie in der Regel den Täter vom hellen Tageslicht in die dunkle Zelle des Knastes. Unsere Tageszeitungen berichten tagtäglich von solchen Gräueltaten.

Ebene II = Stufen 3 und 4: Vom Schatten ins Licht – im Ge-burtskanal der Bewusstwerdung

Blicken wir in den Spiegel von Ebene II, betrachten uns und

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unsere Umwelt, so können wir erkennen: Der Sumpf, in dem man steckt, wird langsam, aber sicher als solcher erkannt. Das Vertrauen in die eigene Kraft wächst, der Mut zu Verän-derungen der eigenen Lebenssituation kann sich Schritt für Schritt entfalten. Es ist das Erwachen der eigenen Leistungsbereitschaft sowie der inneren Antriebskraft, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, anstatt sich willenlos herumschubsen zu lassen wie ein lebloses Stück Dreck.Die Selbstbehauptung, der wachsende Wille zu einem ei-genen Leben ohne erdrückende Abhängigkeit, auf eigenen Beinen zu stehen, das sind die sichtbaren Merkmale von Ebene II.In der Außenwelt begegnen wir spiegelgleich den Menschen und Situationen, die diese Merkmale zeigen.

Zum Nährboden von Ebene II der Lebensbühne Egoismus und Aggression:Die Bandbreite der möglichen Ausdrucksformen ist so viel-fältig wie das neue Leben, das alle Jahre wieder nach den be-drückenden Wintermonaten im Frühjahr ans Licht drängt: Aufmüpfige Krokusse stehen symbolisch für aufmüpfige Ehefrauen (oder gelegentlich auch Ehemänner), die sich frei strampeln aus der Unterdrückung. Oft stoßen diese Aus-bruchsversuche auf herben Widerstand. In der Natur sind es vielleicht peitschende Schnee- und Eisregenschauer, im (un)menschlichen Umfeld eventuell verbale oder reale Hie-be.

Wie auch immer: Wenn das Licht kommt, hat das Dunkel keine Chance mehr. Der Frühling setzt sich jedes Jahr gegen

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den Winter durch. Der Mensch, der sich mit Kampfgeist um sein Wachstum bemüht, wird ebenfalls vorankommen.Auf dieser Ebene II wird Bewusstsein geboren, der Mensch tritt vom Schatten ins Licht. Er erkennt, dass er selbst dafür verantwortlich ist, ob er Täter oder Opfer ist, ob das Glas seines Lebens halb leer oder halb voll ist.Dieses aufkeimende Bewusstsein setzt Kräfte frei. Gut mög-lich, dass urplötzlich die passive Opferhaltung ins Gegenteil umschlägt. Dann darf auch Übermut und ungeahnte Heiß-blütigkeit dazugehören. Oder auch Rivalität und der Wille zur Eroberung.Und das ist gut so: Denn was nach draußen dringt, kann von allen Seiten betrachtet werden. Was runtergeschluckt wird, bleibt verborgen.

Mögliche Einlösungen von Ebene II im Spiegel der realen Lebenswelt

Bewusste Trennung vom bedrohenden Umfeld, wenn der ei-gene neue Weg boykottiert oder nicht mitgegangen wird.Auf eigenen Beinen stehen, beruflich wie privat selbstständig werden: eigenes Geld, eigene Ideen, eigenes Leben.Pioniergeist entwickelt sich und wird gelebt, das Vertrauen in die eigene Kraft wächst. Mutige Schritte werden bewusst gemacht.Die Ausdrucksweise in allen Bereichen des Lebens wird for-scher, spritziger und lebensfreudiger. Die Sprachführung selbst besteht nicht mehr überwiegend aus „vielleicht – geht nicht – macht alles keinen Sinn – das schaffe ich nie – diese Welt ist mies – die anderen sind schuld!“

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Es gesellt sich ein Funken an Selbstreflexion hinzu, was sich in Formulierungen äußert wie: „Ich trage selbst eine Mitschuld – Ich bin meines Glückes Schmied – Ich versuche selbst, es für mich stimmig zu machen – Ich wehre mich – Ich lasse mir nicht mehr so viel gefallen – Ich kann es schaffen!“

Ebene III = ab Stufe 5: Bewusstes Wachstum durch Integration der Schattenanteile

„Spieglein, Spieglein an der Wand, was kannst du uns über Ebe-ne III der Lebensbühne Egoismus und Aggression mitteilen?“Hier die Antwort: Das eigene Handeln wird immer deutlicher kritisch und aufrichtig reflektiert. Neben der impulsiven und doch be-sonnenen inneren Schöpferkraft entwickelt sich die Freude am eigenen Tun. Außer den Möglichkeiten werden auch die persönlichen Grenzen erkannt. Der Blick geht über den eigenen Tellerrand hinaus, Sorgen und Probleme der anderen werden als solche wahrgenom-men, Hintergründe werden beleuchtet. Zivilcourage entwi- ckelt sich und wird gelebt. Während auf Ebene II vehement und teilweise verbal aggres-siv um den eigenen Standpunkt gekämpft wird, geht es nun eher um die spielerische Lust am Kämpfen: Die Aktivität fließt immer freier von innen nach außen und fügt sich ein in den Fluss des allumfassenden Lebens um uns herum. Der Kampf verlagert sich vom Stachel der körperlichen Ebene hin zu einer bewussten geistigen und absichtslosen Hand-lung.

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Zum Nährboden von Ebene III der Lebensbühne Egoismus und Aggression:Wenn der Bauer Getreide ansät, wird er nicht erwarten, dass er Kartoffeln ernten wird. Er kann nur ernten, was der Bo-den hergibt und was er selbst zum Wachstum angelegt hat.Beim Menschen ist es nicht anders. Um zu wissen, was man ernten kann, ist es zunächst notwendig, unter die Oberfläche zu schauen. Nur so können wir erfahren, was im Innern an-gelegt ist und daraus gedeihen kann. Ein handwerklicher Grobmotoriker, von seinen Eltern in eine Lehre zum Feinmechaniker hineingezwängt, wird mög-licherweise unglücklich scheitern. Ist die Feinmotorik nicht „angesät“, so kann auch nicht geerntet werden.

Bereits auf Ebene II beginnt der Blick in den Spiegel, die Selbstreflexion wie auch die ehrliche Analyse der eigenen Chancen und Potenziale, auch der Grenzen und Blockaden. Was als wachstumswürdig erkannt wird, dafür lohnt es sich, motiviert und engagiert einzustehen und zu kämpfen. Der Fachausdruck hierzu lautet intrinsische Motivation. Die Sa-che selbst bewirkt die Motivation, und nicht die Ansprüche eines Chefs, des Partners, der Nachbarn oder von wem auch immer. Von außen kommende Erwartungen und Anforde-rungen erzeugen auf Dauer Frustration und lassen irgend-wann die eigene Lebenskraft versiegen.

Auf Ebene III legt sich der Sturm. Der Mensch erkennt, wann er seine Kräfte sinnlos verschleudert, wann und wie er sich im täglichen Kleinkrieg des Alltags verausgabt, um am Ende doch erschöpft am Boden liegen zu bleiben. Er erkennt weiter: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Wir bezeich-

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nen dies auch als Gelassenheit, Gleichmut oder Gemütsruhe. Das ist die Fähigkeit, vor allem in kniffligen und schwierigen Situationen eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren und nicht die Fassung zu verlieren.

Wenn nun also in der Ruhe die Kraft liegt, dann liegt in der Unruhe die Kraftlosigkeit. Der ruhige Mensch weiß, wofür es sich lohnt, seine Kraft einzusetzen. Ganz im Sinne der wörtlichen Bedeutung von lat. aggredere = an die (wesentlichen) Dinge herangehen, von dem sich auch das Wort Aggression ableitet.Oder: Die heißen Eisen des Lebens anzupacken, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich auf sein eigenes We-sen im Einklang mit der Schöpfung. Dieses Tun ist selbstlos, stets bewusst und frei fließend.

Mögliche Einlösungen von Ebene III im Spiegel der realen Lebenswelt

Wir begegnen Menschen und Situationen, die uns Merkma-le dieser Ebene spiegeln. Das ist Zufall in seiner wahrsten Be-deutung: Diese Begegnungen fallen uns zu. Vielleicht inte- ressieren wir uns „wie aus heiterem Himmel“ für Philosophi-en oder Bücher, Vorträge und Seminare, Menschen und Plät-ze, die die Signatur der Ebene III tragen und ausstrahlen. Entscheidend ist, dass wir den inneren Impuls selbst geben. Ob wir dies bewusst wollen oder erkennen, spielt zunächst keine Rolle. Es funktioniert, denn so wirkt das kosmische Re-sonanzprinzip, das Spiegelgesetz. Kinder (und auch manche Erwachsene) spielen gerne mit

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Murmeln, lassen sie gegeneinander rollen und freuen sich an der Wirkung. Die rollende Kugel gibt ihren Kraftimpuls an die ruhende weiter. Auf diese Weise können auch mehrere ruhende Kugeln in Bewegung versetzt werden.Es gibt auch ein Spiel, bei dem die Kugeln fein säuberlich auf einer Ebene aufgehängt sind, sodass die erste den Impuls an die zweite weitergibt, die zweite an die dritte usw. Und irgendwann kommt der Impuls zurück. So funktioniert das auch ohne Kugeln im realen Alltag. Der Volksmund sagt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!Der Mensch weiß es also schon lange, dass die Umwelt uns in ihrer Reaktion lediglich den Impuls spiegelt, den man selbst aussendet. Wir sind die Ursache, nicht die Wirkung. Es wird nur zu oft vergessen, daher gibt es die Sprichwörter. Und mit dieser Erkenntnis schließt sich auch der Kreis unse-rer 1. Lebensbühne.

Nun ist es an der Zeit, sein Kreuz zu machen. Das Entschei-dende dabei ist: Wir kreuzen nicht die Ebene an, auf welcher Ebene wir uns selbst (bereits) vermuten oder gerne sehen. Das ist Augenwischerei und beinhaltet die Gefahr des Selbst-betruges.Stattdessen kreuzen wir an, welche der Stufen von 1 bis 8 uns unsere Umwelt spiegelt. Was will uns der Lebenspartner, ein Freund oder Kollege gelegentlich, mal durch die Blume, mal auch direkter, über unser Verhalten mitteilen? Ein Kreuz, eine Wahrheit, ein ehrlicher Spiegel.

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Hier nochmals alle acht Stufen auf einen Blick:

Egoismus und Aggression:Stufe 1: Berserkertum, Krieg, Brutalität, Mord, Hirnlosigkeit, Verge-waltigung, blinde Wut, Triebhaftigkeit, ZerstörungStufe 2: Egoismus, Faustrecht, Kompromisslosigkeit, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, Rücksichtslosigkeit, Draufgänger-tum, Ellbogenmentalität, ZornStufe 3: Leistungsbereitschaft, Heißblütigkeit, Rivalität, Übermut, Durchsetzungsfähigkeit, Antriebskraft, EroberungsstrategieStufe 4: Entschlossenheit, Kampfgeist, Direktheit, Mut, Tatendrang, PioniergeistStufe 5: Zivilcourage, Aufrichtigkeit, Impulskraft, Besonnenheit im Tun, Freude an EigenenergieStufe 6: Spontaneität, Motivation, Erleben von Schöpferkraft, Lust am KampfStufe 7: Absichtslosigkeit der Handlung, frei fließende Aktivität, agierende BewusstheitStufe 8: Gleichmut, selbstloses bewusstes Tun im Einklang mit der Schöpfung