12
W eihnachten – das ist heute in unseren Breiten hauptsächlich ein Fest der Familie. Menschen kom- men in behaglicher Atmosphäre an festlich gedeck- ten Tischen zusammen, ohne Zeitdruck und Stress, erfreu- en sich an den brennenden Kerzen am Christbaum und leuchtenden Kinderaugen. Und zwar geschieht das unabhängig davon, ob jemand Christ ist oder nicht. Manchmal werden Weihnachtskrippen aufgestellt, bei de- nen im Mittelpunkt die sogenannte Heilige Familie steht. Das Motiv der Heiligen Familie geht zwar auf biblische Texte zurück, wurde aber erst Jahrhunderte später ent- wickelt und im Lauf der Zeit immer stärker ideologisiert im Zusammenhang mit Familienbildern der Neuzeit. In der Bibel selbst finden sich nur spärliche Hinweise auf die Heilige Familie, die eher einer Patchwork-Familie äh- nelt als dem Ideal der modernen Kleinfamilie. Josef wird uns ja bekanntlich als Ehemann von Maria vorgestellt, nicht aber als leiblicher Vater von Jesus. Beim Evangelisten Matthäus kommen die Familienmit- glieder im Stammbaum Jesu vor, Ein weiteres Mal erwähnt Matthäus die Familie auf der Flucht nach Ägypten. Im Weihnachtsevangelium von Lukas stoßen wir auf jene Stel- le, der wir das Motiv der Heiligen Familie zu verdanken haben. Und sie gingen eilends und fanden Maria und Josef und das neugeborene Kind, das in der Futterkrippe lag. Und sonst kann weder von einer heiligen noch einer heilen Fa- milie die Rede sein, die wir uns zu Weihachten so sehnlich wünschen. Als Maria und Josef ihren zwölfjährigen Sohn verloren haben, finden sie ihn endlich nach verzweifelter Suche im Tempel im Kreis der Schriftgelehrten. Auf die Frage der Mutter, wie Jesus den Eltern das antun konnte, sich einfach aus dem Staub zu machen, antwortet er frech und selbstbewusst: „Wisst ihr nicht, dass ich im Haus mei- nes Vaters bin.“ Erst auf dem Rückweg gelobt Jesus Besse- rung und verspricht, den Eltern in Zukunft gehorsam zu sein. Nicht zufällig wurde ausgerechnet dieses Motiv des Gehorsams in Andachtsbildern aufgegriffen. Aber noch viel schärfer als der Jugendliche geht der er- wachsene Jesus mit der Familie ins Gericht. Als Jesus vor der Volksmenge predigt, wollen seine Mutter und seine Geschwister zu ihm. Einer sagt ihm, dass drau- ßen die Familie wartet, aber Jesus antwortet schroff: Mei- ne Mutter und meine Brüder und Schwestern, das sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln. Jesus hält anscheinend nicht viel von Blutsverwandtschaft. Krippendarstellungen und Andachtsbilder laufen Gefahr, die Schärfe der jesuanischen Botschaft eher zu verdecken als zum Leuchten zu bringen. Da kann eine Verfremdung helfen, aus eingefahrenen Bahnen herauszukommen. INHALTSVERZEICHNIS Seite Die Heilige Familie – einmal anders 1–2 Vaticanum aus evangelischer Perspektive 2 Jura Soyfer-Aufführung in der Zwinglikirche 3 Moderne Bibelumsetzungen 4–5 GD & Veranstaltungen 6–7 Radiosendungen im Dezember und Jänner/ Eurosolarpreis 2013 an Norman Tendis 8 Die Amishen: Selbst-los leben 9–10 Bericht von der West Bank 10 Bücher, Psalmengesangbuch 11 Andacht zu Keksen und anderen Leckereien 12 Reformiertes Kirchenblatt Wien/Österreich 91. Jg. Dezember 2012/Jänner 2013 Heft 12/2012–1/2013 Euro 1,10 Die heilige Familie einmal anders Jiri Sliva, Die heilige Dreifaltigkeit, aus dem Ausstellungskatalog Verlag Slovart, Prag 2004

INHALTSVERZEICHNIS Seite Reformiertes Dezember … · 2017. 5. 3. · Kirchenblatt Dezember 2012/Jänner 2013 Heft 12/2012–1/2013 Euro 1,10 Die heilige Familie einmal anders Jiri

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Weihnachten – das ist heute in unseren Breitenhauptsächlich ein Fest der Familie. Menschen kom-men in behaglicher Atmosphäre an festlich gedeck-

ten Tischen zusammen, ohne Zeitdruck und Stress, erfreu-en sich an den brennenden Kerzen am Christbaum undleuchtenden Kinderaugen.Und zwar geschieht das unabhängig davon, ob jemandChrist ist oder nicht. Manchmal werden Weihnachtskrippen aufgestellt, bei de-nen im Mittelpunkt die sogenannte Heilige Familie steht.Das Motiv der Heiligen Familie geht zwar auf biblische

Texte zurück, wurde aber erst Jahrhunderte später ent-wickelt und im Lauf der Zeit immer stärker ideologisiertim Zusammenhang mit Familienbildern der Neuzeit. In der Bibel selbst finden sich nur spärliche Hinweise aufdie Heilige Familie, die eher einer Patchwork-Familie äh-nelt als dem Ideal der modernen Kleinfamilie. Josef wirduns ja bekanntlich als Ehemann von Maria vorgestellt,nicht aber als leiblicher Vater von Jesus. Beim Evangelisten Matthäus kommen die Familienmit-glieder im Stammbaum Jesu vor, Ein weiteres Mal erwähntMatthäus die Familie auf der Flucht nach Ägypten. ImWeihnachtsevangelium von Lukas stoßen wir auf jene Stel-le, der wir das Motiv der Heiligen Familie zu verdankenhaben. Und sie gingen eilends und fanden Maria und Josefund das neugeborene Kind, das in der Futterkrippe lag. Undsonst kann weder von einer heiligen noch einer heilen Fa-milie die Rede sein, die wir uns zu Weihachten so sehnlichwünschen. Als Maria und Josef ihren zwölfjährigen Sohnverloren haben, finden sie ihn endlich nach verzweifelterSuche im Tempel im Kreis der Schriftgelehrten. Auf dieFrage der Mutter, wie Jesus den Eltern das antun konnte,sich einfach aus dem Staub zu machen, antwortet er frechund selbstbewusst: „Wisst ihr nicht, dass ich im Haus mei-nes Vaters bin.“ Erst auf dem Rückweg gelobt Jesus Besse-rung und verspricht, den Eltern in Zukunft gehorsam zusein. Nicht zufällig wurde ausgerechnet dieses Motiv desGehorsams in Andachtsbildern aufgegriffen.Aber noch viel schärfer als der Jugendliche geht der er-wachsene Jesus mit der Familie ins Gericht.Als Jesus vor der Volksmenge predigt, wollen seine Mutterund seine Geschwister zu ihm. Einer sagt ihm, dass drau-ßen die Familie wartet, aber Jesus antwortet schroff: Mei-ne Mutter und meine Brüder und Schwestern, das sind die,die das Wort Gottes hören und danach handeln. Jesus hältanscheinend nicht viel von Blutsverwandtschaft.Krippendarstellungen und Andachtsbilder laufen Gefahr,die Schärfe der jesuanischen Botschaft eher zu verdeckenals zum Leuchten zu bringen. Da kann eine Verfremdunghelfen, aus eingefahrenen Bahnen herauszukommen.

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Seite

Die Heilige Familie – einmal anders 1–2

Vaticanum aus evangelischer Perspektive 2

Jura Soyfer-Aufführung in der Zwinglikirche 3

Moderne Bibelumsetzungen 4–5

GD & Veranstaltungen 6–7

Radiosendungen im Dezember und Jänner/Eurosolarpreis 2013 an Norman Tendis 8

Die Amishen: Selbst-los leben 9–10

Bericht von der West Bank 10

Bücher, Psalmengesangbuch 11

Andacht zu Keksen und anderen Leckereien 12

ReformiertesK i r chenb la t t

Wien/Österreich 91. Jg.Dezember 2012/Jänner 2013Heft 12/2012–1/2013Euro 1,10

Die heilige Familie einmal anders

Jiri Sliva, Die heilige Dreifaltigkeit, aus dem Ausstellungskatalog VerlagSlovart, Prag 2004

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T H E M A

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

2

1. Nach dem Ende des formal nicht ab-geschlossenen Ersten VatikanischenKonzils (1869/1870) galt weithin dieThese, dass es keine weiteren Konzileder römisch-katholischen Kirche mehrgeben würde. Umso mehr war die An-kündigung der Einberufung des Zwei-ten Vatikanischen Konzils (1962-1965)durch Papst Johannes XXIII. (1958-1963) ein unerwarteter Paukenschlag.Er sprach vom „aggiornamento“ seinerKirche, wofür er ein großes Fenster ge-öffnet hat. Sein nicht einmal fünf Jahredauerndes Pontifikat hatte nicht nurerhebliche Folgen für Leben und Lehredes Katholizismus, sondern für die ge-samte Christenheit.2. Mit den insgesamt 16 Konzilstextenist der römische Katholizismus evange-lischer, katholischer und römischer ge-worden. Dieser These des Konzilsbe-richterstatters Gottfried Maron (1928-2010) ist voll und ganz zuzustimmen.Jedoch mit dem Hinweis, dass es nichtnur während des Konzils selbst, son-dern im Anschluss daran immer wiederVersuche auch evangelischerseits gege-ben hat, die auf Kompromissen beru-henden Lehrentscheidungen des Kon-zils einseitig auszulegen, so dass eineReihe ökumenischer Erwartungen undHoffnungen unerfüllt bleiben mussten.3. Gerade eine gründliche Lektüre undAnalyse der Kirchenkonstitution (Lu-men Gentium) und des Ökumenis-musdekrets Unitatis Redintegratio) desKonzils macht den ökumenischen Auf-bruch durch das Konzil deutlich, aberauch die klaren Grenzen des damitfestgelegten römischen Ökumenemo-dells.4. Am Beispiel des Ringens um dieAuslegung der Kirchenkonstitutionwird deutlich, dass immer wieder kon-servative Kräfte innerhalb der römisch-katholischen Kirche versuchen, denökumenischen Fortschritt zu bremsen.Der Ratifizierung der „GemeinsamenErklärung zur Rechtfertigungslehre“(31.10.1999) folgte nicht von ungefähr

ein Jahr später die vatikanische Erklä-rung „Dominus Iesus“. 5. Auch das durch das Konzil neu be-wertete Verständnis des Verhältnissesvon Schrift und Tradition kann nichtdarüber hinwegtäuschen, dass vieleForderungen der Reformation bis heu-te für die römisch-katholische Kirchenicht erfüllt werden können. Solangees – wie bis heute praktiziert – immernoch „Ablässe“ zu bestimmten Zeitenunter besonderen Bedingungen gibt,wird es kritische evangelische Nachfra-gen geben müssen.6. Die unterschiedlichen ökumeni-schen Zielvorstellungen erschweren –anders als im innerprotestantischen Di-alog – im Gespräch mit Rom rascheund für die Ökumene am Ort drin-gend nötige Öffnungen. Das evangeli-sche Ökumenemodell der LeuenbergerKonkordie von 1973 muss dabei im-mer wieder in Erinnerung gerufen wer-den. Es darf nicht erwartet werden,dass 50 Jahre nach dem Zweiten Vati-kanischen Konzil die römisch-katholi-sche Kirche evangelisch wird und diefür sie unverzichtbare Autorität undGestalt des Papsttums aufgegebenwird.7. Für die Zukunft des ökumenischenMiteinanders (vor allem in Europa)und mit Blick auf das Datum 2017 giltes, den ökumenischen Charakter derReformation zu verstehen, was Geduldund Leidensbereitschaft, aber auchweitere theologische Kärnerarbeit er-fordert. Denn es gilt auch heute nochdie fast 50 Jahre alte evangelische Ein-schätzung der Konzilsergebnisse: „Eineneue Gemeinschaft evangelischer undkatholischer Christen ist im Wachsen.Wir sind damit noch im Anfange …“(Wolfgang Sucker, 1905–1968).

WALTER FLEISCHMANN-BISTEN M.A.Leiter des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim

[email protected]. evangelischer-bund.de

Vortrag beim Bildungswerk Dornbirn im Oktober ■

Das Zweite Vatikanische Konzil aus evangelischer Sicht

In diesem Jahrhundert hat sich dertschechische Karikaturist und Car-toonist dieses Sujets angenommen,und das Ergebnis ist überraschendund irritierend. Vom ursprüng-lichen Motiv ist nicht viel übrigge-blieben. Seine Familie besteht ausden Gestalten, die zu Ikonen derModerne geworden sind: MonaLisa, die tausendfach im Louvre be-staunt wird und den Inbegriff desklassischen Frauenideals ist, CharlieChaplin, jener Schauspieler undKomiker, der mit seinen Filmenganze Generationen in seinen Banngezogen hat; und schließlich, be-sonders provozierend, die weltbe-rühmte Zeichentrickfigur Micky-maus. Im Bild stehen nicht die Be-ziehung der Familienmitglieder imVordergrund, sondern die Einzelge-stalten, die aber in ihren Rollen adabsurdum geführt werden. Wie beider Heiligen Familie werden hierjeder Person bestimmte Charakterezugeschrieben. Die Frau ist schönund klug, der Mann ist der Clownund das Kind wird überhaupt nichtmehr ernst genommen, ist infantilund dient eher dem Kommerz. Das Bild provoziert uns, darübernachzudenken, welchen Stellenwertdiese Heilige Familie bei uns hat.Dem Geschehen der HeiligenNacht werden alle diese Bilder undDarstellungen jedenfalls nicht ge-recht.Der Mensch versucht etwas festzu-legen und einzuschließen, wo Gottetwas öffnet. Zu Weihnachten ver-nehmen wir aber die Botschaft desMensch gewordenen Gottes, dermit dem Kommen in diese Weltalle herkömmlichen Strukturen,Klischees und Ideologien aufspren-gen will, dem Menschen und derganzen Schöpfung zuliebe.

THOMAS HENNEFELD ■

Auflage kontrolliertNormalprüfungVeröffentlichung

im Pressehandbuch

Verband Österreichischer Zei-tungsherausgeberund Zeitungsverleger

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BERICHT

… und ihre Zukunft ist herrlich und großVor 100 Jahren, am 8. Dezember 1912, wurde Jura Soyfer in Charkow geboren

Jura Soyfer? Bitte, wer war das?Sein Vater war ein Industrielleraus Charkow, Ukraine. In den re-

volutionären Wirren nach dem ErstenWeltkrieg verschlägt es die Familienach Wien. Jura Soyfer besucht hierdas Gymnasium, inskribiert Deutschund Geschichte, schreibt in den Jah-ren der großen Wirtschaftskrise mitihrer Massenarbeitslosigkeit Reporta-gen, Lyrik, Szenen, Kabarett, agitiertfür die Linke, warnt vor dem aufkom-menden Faschismus. Selbst in derZeit des Ständestaates schreibt er sozi-alkritische Texte für die „Literatur amNaschmarkt“, wo es zwischen heite-ren Texten, harmlosen Sketches stetsein zum Nachdenken anregendesZwischenspiel gab. Am 15. oder 16.Februar 1939 starb Jura Soyfer imKonzentrationslager Buchenwald anTyphus. Trotz seines kurzen Lebens –er wurde knapp 26 Jahre alt – hinter-ließ uns dieser hochbegabte vielseitigeLiterat eine Unzahl von Texten. Gut,mögen manche denken, aber das istjetzt acht Jahrzehnte her! Gut, seineVoraussagen sind eingetroffen, aberwas hat er uns heute zu sagen? Damalslebten viele in Not und Elend, was zurPolarisierung und Radikalisierung,schließlich zu Bürgerkrieg und Dikta-tur führte. Heute leben wir in einemder reichsten Länder der Welt. Gut,Besitz und Einkommen sind ungleichverteilt, aber die Verhältnisse sindnicht vergleichbar und Soyfers Werkdaher nicht aktuell. Wer so dachte,wurde durch eine Collage, die dasTeatro Caprile unter anderem in derZwingli-Kirche brachte, eines Besse-ren belehrt. Man sah Ausschnitte aus„Weltuntergang“, „Der Lechner Edischaut ins Paradies“, „Astoria“, „Vine-ta“, „Broadway-Melodie 1492“.

Appell zur AuflehnungHunderttausende Arbeitslose gab esin den Dreißiger Jahren. Elend undHoffnungslosigkeit waren ihr Schick-

sal. Einer davon war der Lechner Edi.Er zieht durch die Geschichte, hältwie Gerhart Hauptmanns Weber dieErfindungen und Maschinen für dieUrsache seines Elends. Er erkenntnicht, dass sie auch Ursache für denReichtum einer Minderheit sind.Nicht aktuell? Sind es nicht immernoch „Die Faust, die Phrase und dasGeld“, die denNutznießern helfen,diesen Zustand zuperpetuieren? Undgibt es vielleicht dasin „Vineta“ ange-sprochene Wettrüs-ten nicht mehr, wiedamals, am Vora-bend des ZweitenWeltkriegs? SoyfersWerk ist ein Appellzur Auflehnung, un-serem reformiertenWiderstandsrechtverwandt. Und trotzallem ist Jura Soyfer

voll gläubiger Zuversicht: „Gesegnetund verdammt ist diese Erde, vonSchönheit hell umflammt ist dieseErde, und ihre Zukunft ist herrlichund groß!“ Doch er hofft nicht, dassein Wunder geschieht. Die Botschaftlautet: Wir müssen dieses Wunderselbst vollbringen!

ALFRED HEINRICH■

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

3

Gebetswoche für die Einheit der Christen 2013

Mit Gott gehen (Micha 6,6-8)

Festgottesdienstdes Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich

Mittwoch, 23. Jänner 2013, 19:00 Pfarre St. Georg | St. Wendelinplatz,

1220 WienU1 Station Kagraner Platz

Predigt: Bischof Dr. Michael BünkerAnschließend Agape

Jubiläumsvorstellung der Gruppe teatro caprile in der Zwinglikirche © T.H.

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T H E M A

GENESIS von Juli GudehusDie Schöpfungsgeschichte – inPiktogrammen 2009 publizierte die international re-nommierte Künstlerin Juli Gudehusim Carlsen Verlag die biblischeSchöpfungsgeschichte in Piktogram-men. Wunderschön und originell le-sen sich hier die 7 Schöpfungstage inmeist selbstgestalteten Piktogram-men, die in ihrer Art einen immergrößeren Deutungshorizont eröffnen.Piktogramme sind allgemein ver-ständlich, müssen nicht übersetztwerden und gelten über alle Sprach-barrieren hinaus – gleich der Schöp-fungsgeschichte.

Die Lego-Bibel, online unterwww.thebricktestament.comDer Amerikaner Bredan P. Smith be-gann vor Jahren Geschichten aus derBibel mit Legosteinen darzustellenund zu fotografieren. Über 4.500 Bil-der geben über 400 Erzählungen ausder gesamten Bibel wieder. Seine buntin Szene gesetzten Werke – der erklär-te Atheist versteht sich in erster Linieals Unterhalter und Künstler – sindalle im Internet einsehbar; in einzelneSinnabschnitte gegliedert und über ei-nen Mauscursor nacheinander zu be-trachten. Der Nachteil ist jedoch, dassman innerhalb eines Sinnabschnittesimmer nur von Bild zu Bild gehen,

nirgends aber eine Gesamtvorschauder einzelnen Bilder sehen kann. MitAusnahme des blauen Himmels alsHintergrund besteht wirklich alles ausLegosteinen. Das Alte sowie NeueTestament ist inzwischen auch inBuchform, leider nur in englischerSprache, erhältlich.

Und Gott chillte: Die Bibel inKurznachrichten, Chrismon-Verlag2012Die Bibel getwittert. Die Bibel für dieGeneration z-Handy. Böse Stimmenwürden meinen, für all jene jungenLeute, deren Aufmerksamkeitsspannenicht länger als 140 Zeichen beträgt.Zu Beginn gab es einen Rekordver-such. Das Internetportal evange-lisch.de hat auf dem diesjährigen Kir-chentag die Besucher dazu aufgeru-fen, die gesamte Bibel neu abzuschrei-ben und zu „verdichten“. 3908 vorge-gebene Bibeltextstellen sollten auf

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

4

Die Bibel ungewöhnlich – moderne Umsetzungen und Übersetzungen

Jede Generation bildet ihr eigenes Lese-verhalten und Verständnis alter überlie-ferter Texte aus. So gesehen ist es keinWunder, dass man auch in modernen Zei-ten versucht, die Botschaften der Bibel aufaktuelle Art und Weise neu umzusetzenbzw. zu übersetzen. Vier solcher unge-wöhnlichen Bibelumsetzungen möchtenwir als letztes Kapitel des diesjährigenKirchenblattthemas „Bibelübersetzungenin verschiedenen Sprachen“, und wie siedie jeweilige Sprachentwicklung selbstmitbeeinflusst haben, bieten. Robert Crumb, der Schöpfer des Gegen-kulturklassikers „Fritz The Cat“ hat auf201 Seiten in einem Comic das erste BuchMose in archaischen Bildern nacherzählt.Die Künstlerin Juli Gudehus widmete sichebenso dem Thema GENESIS in einem

Piktogramm-Buch. Kultstatus unterJugendlichen genießt bereits die Brick-Bible: Die Bibel mal ganz anders, undzwar ausschließlich mit Legomännchen,Legoweibchen und Legosteinchen. Undvorläufig einer der letzten Versuche vonUmsetzungen biblischer Geschichten undInhalte ist das Projekt: Bibel getwittert,die versucht alle Einzelstücke der Bibel in140 Zeichen zu pressen.

Jede Zeit hat ihre Bibelausgabe und inZeiten von Tablets und Smartphones wares nur eine Frage der Zeit, wann die er-sten Bibel-Apps erscheinen: „Lese, höreund teile Gottes Wort mit der Bibel App!– Mit der kostenlosen „Bibel“-App fürAndroid haben Sie die Heilige Schrift im-mer dabei.“ Warum auch nicht?!

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T H E M A

twitterfähige 140 Zeichen gebrachtwerden. Mehr als 9.000 Menschenhaben sich diesem Jux angeschlossenund ihre Kurzfassung getwittert. Her-ausgekommen ist keine neue Bibel-übersetzung, sondern eher Ergebnissevieler persönlicher Auseinanderset-zungen mit unterschiedlichen Bibel-stellen. Nach der Lektüre ist man aberfroh, dass es damals noch kein Ge-twitter gegeben hat. Verkürzung istimmer auch Verdrehung und Verlust.Verdichtung und Nachdichtung à laTwitter macht noch lange keine Dich-tung aus. Interessant vor allem für Ju-gendliche und Junggebliebene ist esaber allemal.

Robert Crumb: Genesis.Erschienen 2009 im Carlsen Verlag.Der bald 70-jährige Künstler RobertCrumb wurde vor allem für seineWerke in der Underground ComicBewegung („comix“) Mitte der 60-erJahre in den USA berühmt. ImHerbst 2009 veröffentlichte Crumbnach vierjähriger Arbeit seine Illustra-tionen zum 1. Buch Mose, dem BuchGenesis. Sein Anspruch war dabeieine möglichst wortgetreue und re-flektierte Wiedergabe – in seinemVorwort kritisiert er selbst den Ver-such allzu freizügiger Modernisie-

rungsversuche in Comicexemplarenanderer Illustratoren. Deutlich wirdsein eigener Maßstab an Details, wiez.B. dem fehlenden Bauchnabel beiAdam und Eva sowie der Darstellung

der Schlange. Leider bleibt sein Got-tesbild jedoch bei dem eines älteren,bärtigen Mannes – ähnlich wie esschon Schnorr von Carolsfeld Mittedes 19. Jahrhunderts dargestellt hat –hängen. Die deutschsprachige Über-setzung ist stark an die Lutherbibelvon 1912 angelehnt. Die Bearbeitungder vier weiteren Bücher Mose ist an-geblich geplant.

IRMI LANGER HARALD KLUGE

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

5

Weltgebetstag der Frauen 2013

„Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen“

Land: Frankreich

Freitag, 1. März 2013

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REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

T E R M I N E

WIEN – Innere StadtReformierte Stadtkirche

I, Dorotheerg. 16

10:00 Kluge

Empfang

LanghoffKinderweihnacht

17:00 Langhoff23:00 Kluge

Kluge/AM

Kluge

17:00 Langhoff Empfang

Langhoff/AM

Kluge KiGo+TeeGo

Langhoff Empfang

WIEN – WestZwinglikirche

XV, Schweglerstr. 39

10:00Hennefeld

Predigtnachgespräch

E. KlugeKinderweihnacht

17:00 Hennefeld/ChorChristvesperE. Kluge/AM

Hennefeld

17:00 E. Kluge

Hennefeld

Pfarrerteam*)18.00 Konfirmanden CH, W

Ökumen. GD**)

Wien – SüdErlöserkirche

X, Wielandg. 9

10:00Loader

8:00 Wittich, DopplingerSchülerGD

Boon

17:00 Wittich und Teamoffener GD mit Kindern

U. Wittich/AM

Wittich

17:00 BoonAltjahresabend*)

Boon

Wittich/AMgleichz. Ki- und KrabbelGo

Gerti Rohrmoser

OBERWART7400 Oberwart

Ref. Kircheng. 16

09:30Gúthy

dt. spr. GD, Taufe, KiGo*)

Gúthyung. spr. GD, KiGo *)

16:00 Andachtzweispr. KiGo-Team

Gúthyung. spr. GD/AM+26.12.**)

Gúthyzweispr. GD/AM

15:00 Gúthyzweispr. GD+1.1.***)

Vertretungdt. spr. GD

Gúthyung. spr. GD, KiGo*)

Gúthydt. spr. GD, KiGo*)

LINZ4060 Leoding

Haidfeldstraße 6

09:30Benz

Benz

16:30 Schreiber/Chor/Team22:00 Schreiber

10:30 Schreiber/Chor/AMin Ungarisch

Schreiber

Achtung: 1.1. 10:00Schreiber

FeichtingerKK

10:30 Schreiberin Ungarisch

Benz

Datum16.12.

21.12.

23.12.

24.12.

25.12.

30.12.

31.12.

6.1.

13.1.

20.1.

BREGENZKreuzkirche am Ölrain

Kosmus-Jenny-Str.1

09:30Stoffers & Team 2

Konfi-VorstStoffersLiedGDStoffersLiedGDStoffers

Christvesper, SingkreisOlschbaur/AM

bes. Musik (26.12.*)9:00 Start Besuch

des Lind. Krippenwegs

17:00 Stoffers/AMbes. Musik

Stoffers/AM

Stoffersmit Taufe (18.1.**)Hans Jaquemar/AM

DORNBIRN Heilandskirche

Rosenstr. 8

10:00 16:45 GD Aufzeichng ORF

anschl. KK

GD/AM

17:00 Vesper/Krippensp.22:30 Neumann

GD

17:00 Olschbauer

GD

GD/AMKiGo

FamilienGD KK

FELDKIRCHPauluskirche

Bergmanng. 2

09:30 Kein GD: Gemeindeausflug

nach Sigmaringen*)

WedamPredigtGD

17:00 Wedam Vesp/Krippensp.22:00 Wedam

WedamChristfestWedam

GD mit AM

17:00 Wedam/AM

WedamFaGD

WedamPredigtGDWedam

PredigtGD

BLUDENZKirche zum guten Hirten

Oberfeldweg 13

10:00GD/AM

KiGo

18:00 GD

17:00 FaGD22:00 Christmette

GD/AMKiGoGD

17:00 GD/AM

KiGoanschl. Neujahrsempf, KK

GD/AMKiGo

Datum16.12.

21.12.

23.12.

24.12.

25.12.

30.12.

31.12.

6.1.

13.1.

20.1.

6

GD = Gottesdienst KiGo = Kinder-GD FaGD = FamilienGD AM = Abendmahl KK = Kirchenkaffee

WIEN Innere StadtReform. Stadtkirche

I , Dorotheerg.16

VIENNACOMMUNITY

CHURCHSunday 12:00 a.m.

Service in English

GOTTESDIENST INTAIWANESISCHER

SPRACHEjeden So 14:00

UNGARISCHERGOTTESDIENST

jeden So 17:00(außer 1. So im Monat)

Diesmal finden Sie alle Hinweise und weitere GD auf Seite 7

Gottesdienste in der Reformierten Kirche Dezember 2012/Jänner 2013

Achtung: 26.12. GD/AM

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REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2012–1/2013

7Gemeindeveranstaltungen Dezember 2012/Jänner 2013 T E R M I N E

MOTIVEaus dem

evangelischen Leben

jeden Sonntag Ö119:05 bis 19:30

ZWISCHENRUFfrüher Das Evangelische Wortjeden So Ö1 06:55 bis 07:00

16.12. Paul Weiland23.12. Michael Bünker

30.12. Thomas Hennefeld

Evangel ischeMorgengedanken

Öreg

Mo–Sa 05:40 bis 05:42So 06:05 bis 06:07

WIEN – INNERE STADT Tel.Nr. 01 / 512 83 93Kinderweihnacht in der Dorotheergasse 16 So 23.12. 10:00Kindergottesdienst So 13.1. 10:00Jugend im Jugendkeller Fr *) 19:00Konfirmanden 15.12. + 26.1. 13:00–17:00Thomas-Treff Di 11.12., 15.+29.1. 19:00Senioren:Nordic Walking im Prater 0699/18877067 Fr *) 9:00Bewegung für Geist, Körper u. Seele Mi 9.1. 10:30Info-Brunch Mi 16.1. 11:00Literatur-Café Mi 23.1. 14:00Hutfest Do 31.1. 15:00

WIEN – WEST Tel.Nr. 01 / 982 13 37Chor Mo 10. und 17.12. 19:00Aktive Senioren Besuch des Hofmobiliendepots Di 18.12. 10:00 Wir starten aktiv ins neue Jahr Di 15.1. 10:00Schachklub Do 17.1. 19:00Frauentreff Mo 7.1. 19:00Taizé Mi 30.1. 19:30Konfirmandenwochenende mit Wien-Süd Fr–So 11.–13.1.

WIEN – SÜD Tel.Nr. 01 / 604 22 86 Bibelkreis Do 20.12. 19:00, Do 24.01. 14:30Besuchskreis Do 10.01. 14:00Jugendcafé Fr 21.12.+ 25.01. 19:00Frauen auf! Di 15.01. 19:00Gottesdienstvorbereitungskreis Mi 16.01. 19:00

OBERWART im Jugendraum Tel.Nr. 03352 / 32 416Bibelgespräch im alten Pfarrhaus Do 3.6. 18:30Altes Pfarrhaus aktiv im alten Pfarrhaus Do 11.10.+23.11. 14:30Männerkreis Di 12.12. 19:00, Di 8.1. 19:00

LINZ Tel.Nr. 0732 / 38 08 03Chor Di*) 19:30Handarbeitskreis Mo 14.1. + 18.1. 14:00Seniorentanz Mo 7.1.+21.1. 14:00Offener Kreis Mi 20.2. 19:00Café für Pensionisten Do 28.2. 14:30

BREGENZ im Clubraum Tel.Nr. 05574 / 42 3 96Frauenkreis jeden 2. u. 4. Fr/Monat 14:00–17:00Offener Gesprächskreis Do 20.12. 20:00

DORNBIRN Tel.Nr. 05572 / 22 0 56Seniorennachmittag Pause bis FebruarClub 18/81 Pause bis Februar

FELDKIRCH Tel.Nr. 05522 / 77914Seniorennachmittag Adventsnachmittag Mi 12.12. 15:00Seniorennachmittag Jeden 2. Mi im Monat 15:00Bastelkreis „Deko Allerlei“ Fr 18.1. 19:00 Glaubenskurs II Sa 8.1., 15.1., 22.1., 29.1. 19:30

ÖKUMENISCHER RAT DER KIRCHEN IN ÖSTERREICH

EinladungÖkumenischer Gottesdienst

zumTag des Judentums

Do, 17. Jänner 2013, 19:00in der Pfarre St. Johannes Nepomuk, Nepomukgasse 1, 1020 Wien

(U1 Station Nestroyplatz)unter Mitwirkung der Vertreter und Vertreterinnen der christlichen

Kirchen in Wien.Predigt: Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner

Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich, www.oekumene.atKoordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit

www.christenundjuden.org

WIEN-WEST: *) Pfarrerteam Wien-West, Wien-Süd, Schweiz**) in rk. Gemeinde Akkonplatz

WIEN-SÜD: *) mit anschließendem gemeinsamen Essen und Trinken18.1. 18:30 ökum. GD zur Weltgebetswoche zur Einheit der Christen, Evang. Gnadenkirche, Herndlg. 24, 1100 Wien

OBERWART: *) KiGo gleichzeitig im alten Pfarrhaus KiGo

**) 26.12., 9:30 dt. spr. GD/AM mit Pfr. Gúthy***) 1.1., 9:30 zweispr. GD/AM Pfr. Gúthy

BREGENZ: *) 26.12., 17:00 Stoffers, Duo Baysardo**) 18.1., 18:00 Stoffers & Koll., Mehrerauer Chor, Weltgebetswoche zur Einheit der Christen

FELDKIRCH: *) siehe Dornbirn/Fernsehgottesdienst**) anschließend Neujahrsempfang

SCHRUNS: 24.12., 15:00 Pfarrheim St. Jodok, Sternensaal

LECH: 24.12., 16:00 Alte Kirche St. Nikolaus, Pfr. Olschbauer

ORF-Fernsehgottesdienst am Heiligen Abend24. Dezember, 19:00–19:30 ORF 2aus der Heilandskirche in Dornbirn

Thema: „Auf den Spuren des Friedens“mit Pfarrer Mag. MichaelMeyer und dem Ensemble „Full of Joy“, Musikschule Dornbirn

Orgel: Helmut Binder

*) findet wöchentl. statt (außer an Feiertagen/Schulferien)

Hinweise und weitere GD:

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MOTIVE – Glauben und Zweifeln

24.12. um 19:05„Und finde mich wieder im Wunder desWorts“ – Gedanken zu den so eigenen Stun-den am Heiligen Abend„Welt ging verloren…“, singen unzähligeMenschen am Weihnachtsabend, geborgen imKreis ihrer Familie. Nicht wenige könnten abergerade in diesen Stunden sagen „Ich ging ver-loren“, denn sie sind ungewollt allein, müssenarbeiten, fühlen sich nicht wohl – oder wissenschlicht nicht, was sie eigentlich sollen inmittender kollektiven Fest- und Feierstimmung. „Ichverliere mich im Dschungel der Wörter“, hat dasdie Dichterin Rose Ausländer einst beschrieben,aber: „finde mich wieder im Wunder desWorts“. Die evangelische Theologin und Germa-nistin Ines Knoll teilt die Erfahrung des sich„Wiederfindens“ in Worten jenseits von Ge-schwätz und Getöse. Gestaltung: Martin Gross

30.12. um 19:05„Gib einem Menschen Sinn“ – DasWiener Sozialprojekt ,s’Häferl’25 Jahre ist es her, dass die Sozialarbeiterinund unter anderem in der Gefangenenseelorgetätige evangelische Christin Gerlinde Horn dieIdee hatte, eine Anlaufstelle für Haftentlassenezu gründen. Gesellschaftlich Ausgegrenzte zuunterstützen – das war der Frau des früherenSuperintendenten Werner Horn immer schon einzentrales Anliegen. Aber wie sinnvoll ist esdenn, Personen im Gefängnis zu betreuen, wennman genau weiß, dass viele nach ihrer Entlas-sung vor dem Nichts stehen: ohne Job, ohneWohnung, ohne Beziehung zu den Angehöri-

gen? Heute ist das „Häferl“ aus der sozialenLandschaft Wiens nicht mehr wegzudenken.Und jeder Gast, der den Weg zurück in die so-genannte Normalität schafft, ist ein Erfolgsbe-weis der besonderen Art. Gestaltung: Lisa Janke und Till Uschmann

20.01. um 19:05„Nächstenliebe unter dem achtspitzigenKreuz“ – Die JohanniterHierzulande kennt man sie vor allem aus demSozial- und Gesundheitsbereich – die Johanniterund Johanniterinnen. „DIE Johanniter“ sind abernicht nur eine Hilfsorganisation, sondern auchein traditionsbewusster Orden, der auf eine über900-jährige Geschichte zurückblicken kann. Be-gonnen mit einem Johannes dem Täufer gewid-meten Pilgerspital in Jerusalem. 1538, also zurZeit der Reformation, ging aus dem 1099 ge-gründeten Ritterorden der „Johanniter“ oder„Hospitaliter“, der protestantische Johanniteror-den hervor – der katholisch verbliebene Zweigträgt den Namen Malteser. Beide führen bis heu-te das achtspitzige Ordenskreuz. Und bis heutegehören in Österreich dem international tätigenJohanniterorden sogenannte Ritter an. Es sindmehr als fünfzig, die sich, wie es heißt „der Stär-kung des christlichen Glaubens und dem Dienstam Nächsten“ verschrieben haben.Gestaltung: Astrid Schweighofer

Gedanken für den Tag

07.01. – 12.01. um 6:57„Die Sehnsucht des Lebens nach sichselber“ – Zum 130. Geburstag von KhalilGibran. Harald Windisch liest seine Texte

„Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind dieSöhne und Töchter der Sehnsucht des Lebensnach sich selber. Sie kommen durch euch, abernicht von euch, und obwohl sie mit euch sind,gehören sie euch doch nicht“, heißt es in einemder bekanntesten Texte des libanesisch-ameri-kanischen Malers, Philosophen und DichtersKhalil Gibran, dessen Geburtstag sich am 6.Jänner zum 130. Mal jährt. Sein Werk wird alsBindeglied der philosophischen Richtungen desOrients, etwa des Sufismus, und der westlichen,durch das Christentum beeinflussten Philoso-phien gesehen.

LOGOS – Theologie und Leben

19.01. u 19:05„Was ist gerecht in einer endlichenWelt?“ – Ethische Fragen im Spannungsfeldvon Ökologie und WirtschaftKlimawandel, Zerstörung natürlicher Lebensräu-me und Rückgang der Biodiversität – diese Pro-bleme sind nicht nur ökologischer Natur. Siebedrohen das „gute Leben“ und in manchenWeltregionen sogar das Überleben der einhei-mischen Bevölkerung. Diese Probleme sind engverwoben mit der Art des gegenwärtigen Wirt-schaftens und damit einhergehend mit der Ge-staltung internationaler Beziehungen. Die In-dustrie- und Schwellenländer übernutzen dieRessourcen der Erde derzeit um den Faktor 1,4.Der Menschheit steht aber bekanntlich keinzweiter Planet zur Verfügung. Gestaltung: Johannes Kaup

ZWISCHENRUF auf Seite 7

Ö1Religionim Radio

Eurosolarpreis 2012 fürPfarrer Norman TendisFür sein persönliches Engagementauf dem Gebiet erneuerbarer Ener-gien wurde der evangelische PfarrerNorman Tendis mit dem Eurosolar-preis 2012 ausgezeichnet. Er gründete denÖkostrompool der Evangelischen Kirche, derPfarrgemeinden wie Privathaushalten hilft,Strom aus nachhaltiger und erneuerbarerEnergie zu beziehen.„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung.Dieser Preis motiviert mich, mit meiner Arbeitweiter zu machen“, erklärt Tendis gegenüberdem Evangelischen Pressedienst. In dem Preissieht der umweltbewusste Pfarrer eine Aner-

kennung seiner Arbeit in der Kirche,speziell in der Arbeitsgruppe „WIDL– Wirtschaft(en) im Dienst des Le-bens“. Insgesamt würden durch denÖkostrom-Pool der Kirche rund eineMillion Kilowattstunden eingekauft.„Bis jetzt haben wir von insgesamt

1689 Megawattstunden hochgerechnetem Ge-samtstrombedarf aller Gebäude der Evangeli-schen Kirche bereits 1042 Megawattstundenauf Ökostrom umgestellt“, zieht der Pfarrer derKärntner Gemeinde St. Ruprecht Bilanz. „Da-mit sparen wir jährlich 203,38 Tonnen CO2 und142,75 Gramm radioaktiven Abfall.“ Für einAngebot über Naturstrom aus dem evangeli-schen Ökostrompool reicht es, einfach eineJahresrechnung an [email protected] zu

schicken. Die nationalen und europäischen So-larpreise werden von Eurosolar Austria seit1994 an Gemeinden, kommunale Unterneh-men, private Personen, Ingenieure, Architek-ten, Eigentümer von Anlagen sowie an Organi-sationen vergeben, die sich besonders um dieNutzung erneuerbarer Energien verdient ge-macht haben. Mit der Verleihung soll das The-ma „Erneuerbare Energien“ in die breite Öf-fentlichkeit getragen werden. Die Verleihungdes Österreichischen Solarpreises 2012 anTendis und andere PreisträgerInnen fand amSamstag, 20. Oktober in Kötschach/Mauthenin Kärnten statt. EPD/O

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T H E M A

Die Amischen: Selbst-los leben Teil I

Sie leben ohne Strom, ohne Auto, ohneTelefon und ohne Computer. Ihre Kleidungund ihre Kopfbedeckungen erwecken denEindruck, als wären sie Photographienunserer Grosseltern entstiegen. Inmitteneiner modernen amerikanischen Gesell-schaft pflügen sie ihre Felder mit Pferde-gespannen, lehnen den Gedanken derEvolution ab, versuchen wortwörtlich nachder Bibel zu leben und verweigern sichdem, was wir Fortschritt nennen. Warum?Das ist die Frage, die wohl die meisten Be-sucher umtreibt, die die Begegnung mitden Amish People suchen.

„It ’s a law“, sagt Charles, 72. Er istKutscher in Lancaster, Pennsylvania,im Osten der USA. Er führt Touristenauf einem Pferdewagen an amischenHöfen und Schulen vorbei. „Es ist einGesetz.“ Dieses Gesetz hat seinen Ur-sprung darin, dass bei den Amischendie Gemeinschaft an erster Stellesteht. So würde zum Beispiel ein Autooder ein Telefon eine Unabhängigkeitermöglichen, die dem Zusammenhaltschaden könnte. Es wird Demut ge-fordert, und jegliche Form von Eitel-keit und Selbstentfaltung ist verpönt.Die meisten Neuerungen werden ausdiesem Grund abgelehnt oder mitRestriktionen belegt. Genauso wiePosieren für Fotos nicht gestattet ist. Wo Demut und Selbstaufgabe obersteTugenden sind, stehen die Anderenan erster Stelle. Von Kindesbeinen anwerden die Amischen dazu erzogen,zu einem gelingenden Miteinanderbeizutragen. Und entsprechend wer-den die Amischen wegen ihrer Hilfs-bereitschaft und Freundlichkeit in derBevölkerung sehr geschätzt. Die Kehrseite liegt offen zutage: Men-schen mit einer solchen Haltung kön-nen leicht missbraucht werden. Sowurden vergangenen September inOhio über 16 amische Männer undauch Frauen einer radikalen amischenGruppierung verurteilt. Im Namen

des Glaubens hattensie Mitglieder brutal-sten „Bartrasuren“unterzogen und se-xuelle Übergriffe mitTeufelsaustreibungbegründet. Ein Ein-zelfall? Ein Einzelfalljedenfalls, was dieAnzeige bei staat-lichen Behörden be-trifft.Wer für sich das ami-sche Leben entschie-den hat, hinterfragt dieses nicht wei-ter. „Wir sind so aufgewachsen“, sagtNancy. Sie ist 44 Jahre alt und Muttervon zehn Kindern. „Das war nichtunsere Entscheidung“ meint sie zudiesem Kindersegen nur und schautlächelnd in Richtung Himmel. Sie be-wirtschaftet mit ihrem Mann und ih-ren Kindern, im Alter zwischen 5 und21 Jahren, einen großen Bauernhof inStrasburg, Pennsylvania. ZusätzlicheEinnahmequelle ist ein an das eigeneWohnhaus angebautes Gästehaus. Die Amischen haben sich 1693 inBern unter Jakob Ammann (die Am-mannschen) von den Mennoniten,Wiedertäufer mit ausgesprochen pazi-fistischer Ausrichtung, abgespalten.Sie fanden Anhänger bis ins Elsass.Um der Verfolgung in Frankreich zuentgehen, flohen viele von ihnen auchnach Süddeutschland. Als Wiedertäu-fer – nur ein Erwachsener kann sichwirklich entscheiden, gläubig zu leben– führen ihre Wurzeln zum radikalenFlügel der Reformation zurück. Die-ser unterscheidet sich von den Refor-mationsbewegungen unter Lutherund Zwingli mehr als nur durch dieAblehnung der Kindertaufe. Den Un-mut der Obrigkeiten erregte in ersterLinie die Verweigerung des Militär-dienstes. Entsprechend der Bergpredigt lehnendie Amischen jegliche Form von Ge-

walt ab, ebenso wie das Schwören ei-nes Eides. Der ganz offensichtlichenUnangepasstheit wegen waren sie im-mer wieder Verfolgungen ausgesetzt.So wurde Pennsylvania, das ab 1683absolute Religionsfreiheit gewährte,ihre Zufluchtsstätte. Noch heute istdort, neben Ohio, Indiana und Cana-da, die grösste Dichte der Amish Peo-ple in Nordamerika zu verzeichnen.Inzwischen ist ihre Zahl auf rund250.000 Mitglieder angewachsen.Ursprünglich waren die meisten Ami-schen Farmer und Bauern. Aus Man-gel an Ländereien sind sie inzwischenauf andere Berufe ausgewichen. Zu-meist sind das Berufe handwerklicherArt. Oder sie sind im Verkauf oder aufdem Bau tätig, auch außerhalb ihrerGemeinschaft. Außerdem läuft dasGeschäft mit den Touristen sehr gut.Kutschenfahrten und Übernachtun-gen auf einem amischen Hof sind sehrbegehrt. Das neugierige Ausgefragtwerden störe sie nicht, meint Nancy.Ihr gefällt ihr Leben und sie hofft,dass ihre Kinder später auch dieses Le-ben wählen werden. „Aber natürlichgibt es viele Versuchungen, ich kannnur hoffen.“

SONJA BREDEL

Teil II in der nächsten Ausgabe

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„Amish Girls“ © Sonja Bredel

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BERICHT

EA im Heiligen LandBericht einer ökumenischen Begleitperson

Alljährlich entsendet das EcumenicalAccompaniment Programme in Palestineand Israel (EAPPI) rund 100 „ökumeni-sche Begleitpersonen“ aus verschiedenenLändern in gefährdete Gemeinschaften inPalästina, um den dort lebenden Men-schen Schutz, Solidarität und Fürspracheanzubieten. Die ökumenischen Begleit-personen unterstützen auch Aktivitätender israelischen Friedensbewegung.Die Organisation hat Teams in sechs ver-schiedenen Orten in der West Bank, sowieein Team in Ostjerusalem.

Begleitperson aus ÖsterreichberichtetMitte Juni machte ich mich auf denWeg von Wien nach Tel Aviv, vondort aus ging es weiter nach Jerusa-lem. In Ostjerusalem traf ich meine34 weiteren Kollegen und Kollegin-nen, mit denen ich gemeinsam in dennächsten drei Monaten zusammen fürdas EAPPI Programm arbeitete.

Tulkarem…Tulkarem, der Ort, in dem ich mit dendrei Personen aus Südafrika, Irlandund USA den Großteil der Zeit ver-brachte, liegt im nordwestlichen Teilder West Bank. Im Zuge des OsloerFriedensprozesses wurde die WestBank in drei Zonen eingeteilt: A – pa-lästinensische Autonomie, B – geteilteisraelische und palästinensische Kon-trolle und C volle israelische Kontrol-le. Wobei Zone C über 60 % der WestBank ausmacht. Die Stadt Tulkaremliegt in Zone A, wobei die meistenDörfer im Tulkarem Gouvernement inB und manche in Zone C liegen.

…und die MauerDas Mittelmeer ist nur etwa 15kmvon Tulkarem entfernt. Häufig erwäh-nen die Leute von welchem Hügeloder Dach an Tagen mit klarer Sichtdas Meer erblickt werden kann. Perso-nen, die alt genug sind, erzählen ei-nem auch, wie sie regelmäßig ans

Meer zum Baden oderzum Fischen gefahrensind. Allerdings ist seitdem Bau der Mauerdurch die israelische Re-gierung im Jahre 2003 fürdie Mehrheit der Bewoh-ner Tulkarems, sowie denmeisten Palästinensern,die in der West Bank leben, der Zu-gang zum Meer nicht mehr möglich.Der Antrag für eine Genehmigung, Is-rael zu betreten, ist meist ein langwie-riger Prozess und endet häufig mit Ab-lehnung. Die Mauer, die von der israe-lischen Regierung errichtet wurde, istetwa 400 km lang und soll eine Längevon über 700 km erreichen, das istmehr als die doppelte Länge der Grü-nen Linie (Waffenstillstandslinie von1949). An vielen Stellen ist die Maueracht Meter hoch. Zum Teil ist es keinekonkrete Mauer, sondern eine Art,Zaun’. Der Großteil der Mauer ver-läuft auf palästinensischem Gebiet. Sotrennt sie die Menschen nicht nurvom Meer, sondern auch von ihremLand, den Nachbardörfern und ihrerFamilie. Durch sie verlor Tulkaremviel Ackerland, dieses liegt nun in derso genannten ,seam zone’, der Bereich,der sich zwischen der Mauer und der,Grünen Linie’ befindet. Damit dieBauern ihr Land hinter der Mauer er-reichen können, müssen sie eine Ge-nehmigung bei der israelischen Zivil-verwaltung beantragen. Diese wirdaber manchmal ohne erfindlicheGründe nicht gewährt. Somit hat dieMauer einen negativen Effekt auf die

wirtschaftliche Entwicklung Tulka-rems. Schließlich gab es früher auchregen geschäftlichen Handel mit denisraelischen Nachbarn.

Viele Geschichten…Während der Zeit in Tulkarem hörtenwir von vielen unterschiedlichenSchicksalen. Familien, die ihr Landdurch die Mauer verloren hatten, unddie Genehmigung es zu bewirtschaf-ten nur an die Mutter der Familie, dievielleicht schon zu alt für diese Arbeitist, ausgehändigt wurde. Familien, dieeine Hauszerstörungs-Benachrichti-gung vom israelischen Militär erhiel-ten, weil sie ohne Genehmigung ge-baut hatten, wobei es in Zone C so gutwie unmöglich ist, eine Baugenehmi-gung zu erhalten.Besonders angesichts der jüngsten Er-eignisse in der Region des Gaza-Strei-fens sollte unsere Aufmerksamkeitwieder mehr auf die Situation in Israelund Palästina gelenkt werden. Zwarsind diese heftigen Auseinanderset-zung vorübergehend beigelegt, aberweiterhin wird die West Bank unterisraelischer Besatzung gehalten. Sowird es auch in Zukunft wichtig sein,sich für einen gerechten Frieden zwi-schen Israel und Palästina einzusetzen.

TERESA MAYR

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Tayba Checkpoint: Teamkollege Roger (USA) be-obachtet die Situation. Die Leute warten, um denCheckpoint durchqueren zu können, die meistenvon ihnen arbeiten in Israel

© Teresa Mayr

Weihnachtsbaum, auf die Mauer gemalt

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11BücherBücherKerstin Schimandl: Les fins du monde |Weltuntergänge … Und sie dreht sichdoch (Noch!). 720 Seiten mit über 350prognostizierten Weltuntergängen, vondenen wir 340 schon überlebt haben.Verlag Hermann Schmidt Mainz 2012,25,00 EUR

Die Weltging bishergeschätzte340mal un-ter. Sofern esnach denVisionenmancherPhantasten und Propheten und Hell-seherinnen geht. Kerstin Schimandlhat ein Sammelsurium bekannter undunbekannter Weltuntergangsszena-rien erstellt. Ihr Buch ist für alle Ver-schwörungstheoretiker, Astrologen,Pyramidologen, Ufologen, Numero-logen, Nostradamus-Interpreten, Eso-teriker, Bibelanalytiker und Internet-propheten. Und es ist ein trotziges,kleines Stück Optimismus, das in Zei-ten undichter Euro-Rettungsschirmeden von Anlageberatern empfohlenensicheren Sachwert darstellt. Schi-mandl kreiert einen Trostspender, dermit valider Statistik den allgegenwär-tigen Weltuntergangsstimmungenden Kampf ansagt. Visuell ist diesesdicke kleine Buch angelehnt an dieprophetischen Gedichte des Nostra-damus. Die bisher allesamt überlebtenUntergangsszenarien könnten in un-seren Köpfen eigentlich all die apoka-lyptischen Reiter in die Flucht schla-gen. Und Schimandl liefert denschriftstellerischen Beweis dafür, dassin den bisherigen Prognosen die Welteben doch nicht untergangen ist. 340Weltuntergangsszenarien hat dieWelt, haben wir schon überstanden.Zehn stehen uns derzeit noch bevor.Welche? Das können Sie in diesemvergnüglichen Buch nachlesen, dasLust am Untergang und Kopfschüt-teln über die vielen Prophetenstim-men erzeugt.

HARALD KLUGE

„Wir können keine besseren Liederfinden als die Psalmen, die durchden Heiligen Geist geschaffen sind;denn wenn wir diese singen, sind wirsicher, dass uns Gott die Worte inden Mund legt“.Was Johannes Calvin hier über diePsalmen sagt, ist der ReformiertenPfarrgemeinde Oberwart ein Her-zensanliegen. Jedoch: „Wie die Al-ten sungen“ so „zwitschern hier dieJungen“ nicht mehr, denn derSprachgebrauch wechselt vom Un-garischen zum Deutschen. Es entstand Bedarfan einem modernen, deutschsprachigen Psal-menliederbuch, das die bekannten Melodienaus Genf verwendet. „Die Psalmen“ deckt die-sen Bedarf.Landessuperintendent i.R. Peter Karner, alsMit-Verfasser des neuen Liederbuches undaußerordentlich beliebter Prediger und Super-intendent i.R. Werner Horn, als allseits aner-kannter Experte in Fragen der Kirchenmusik,wurden gebeten, bei der Einführung des neuenLiederbuches als Festprediger mitzuwirken.Werner Horn schilderte die faszinierende Ge-schichte der biblischen Psalmen von deren Ent-stehung bis heute, während Peter Karner leben-dig von der enormen Herausforderungen er-zählte, die es mit sich bringt, alle 150 verton-ten Psalmen in gutes heutiges Deutsch zu brin-gen – und das in Versform.Mit Freude sang die Gemeinde ausschließlichPsalmen aus dem neuen Buch nach den Melo-dien, die hier seit der Zeit der Reformation ge-sungen werden. An der Orgel begleitete FI SRLudwig Baliko, dessen mehr als 40-jährige,charismatische Tätigkeit bei dieser Gelegenheitbesonders gewürdigt wurde.

400 Jahre nachdem der Schöpfer der schönenungarischen Psalmen-Liedertexte, der Huma-nist Szenci Molnár Albert, im Auftrag des Gra-fen Ferenc Batthyány in der Nähe von Oberwartgewirkt hat, arbeiteten, ebenfalls in der Nähevon Oberwart, Peter Karner und Josef Dirnbeckfast drei Jahre lang daran, alle 150 Psalmen ingut singbares Deutsch zu übertragen.Die Verbreitung des Psalmenliederbuches in derganzen deutschsprachigen Reformierten Weltist zu erhoffen!

JUDITH SCHUSTER-GYENGE OBERWART

„Die Psalmen“ Nachgedichtet vonMatthias Jorissen. Neu bearbeitet vonPeter Karner und Josef Dirnbeck,Evangelischer Presseverband, 2009

Wenn Sie ein eigenes, neues deutschsprachi-ges Psalmenliederbuch besitzen oder ver-schenken möchten: Bestellung per Post, Fax,E-mail oder online bei: Evangelische KircheOnline Ungargasse 9/10, A-1030 WienTelefon 01/712 54 61-0 Fax DW 50,[email protected], www.evang.at

Neues Psalmenliederbuch in Oberwart festlich eingeführt

Am 7. Oktober 2012 fand in der Reformierten Kirche in Oberwart ein Festgottes-dienst zur Einführung des neuen Liederbuches „Die Psalmen“ statt.

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Zu Advent und Weihnachten gehörenauch für manche Menschen: vor allemKekse und Plätzchen: ganz gleich, obselbstgebacken, gekauft, gerollt, ausge-stochen, verziert, gefüllt … viele Formenund Farben sind denkbar, der Phantasieund Kreativität sind keine Grenzen ge-setzt. Übersehen wird in dieser großenFülle schnell einmal, dass viele Keksenicht nur gut ausschauen und schmecken,sondern auch eine Botschaft haben. Sieerinnern uns an wichtige Aspekte des Ad-vents bzw. des Weihnachtsfestes.

DominosteineSie sind eigentlich fast eine Armen-speise, denn sie wurden erst 1936 er-funden: Gemacht wurden sie für alldiejenigen, die sich die teuren Prali-nen, die der Dresdner ChocolatierHerbert Wendler herstellte, nichtleisten konnten. Ihr Name setzt sichaus zwei Teilen zusammen: Dominound Stein. Während Ersteres an Do-minus (= lat., der Herr) erinnert, ver-weist ,Stein’ auf den Eckstein (= Je-sus), der allen anderen Steinen Haltgibt, sie zusammenhält.

LebkuchenDer Lebkuchen hieß früher einmalFlachbrot. So nannte man auch dieHostien, die bei der Feier des Abend-mahls verwendet wurden. Durch die-se Namensgleichheit erinnert der Leb-kuchen an das Brot, das Jesus beimAbendmahl mit den Jüngern geteilthat.

MarzipanDer Überlieferung nach brachten diedrei Weisen aus dem Morgenland demKind in der Krippe Gold, Weihrauch

und Myrrhe als Geschen-ke mit; Myrrhe war da-mals ein sehr kostbaresGewürz. Später wurde esin Venedig/Italien zum Backen vonKeksen benutzt. Diese wurden wiede-rum nach Markus, dem Schutzpatronder Stadt Venedig, als Markus-Brotbenannt, lat. ,Marci panis’. Ritterbrachten dieses Brot nach Deutsch-land, wo es recht bald in Marzipanumbenannt wurde. Zwar ist ein Zu-sammenhang mit dem EvangelistenMarkus umstritten, unumstritten istallerdings, dass Marzipan in der Medi-zin als stärkend und kräftigend aner-kannt wurde.

NüsseNüsse gelten als ein Symbol für dasWort Gottes. Sie haben in der Regeleine harte Schale und sind nur sehrschwer zu knacken. Ähnlich geht esuns manchmal mit Gottes Wort, dasmitunter schwer zu verstehen zu seinscheint. Hat man die Schale geknacktbzw. die Nuss geöffnet, findet man ei-nen weichen, wohlschmeckendenKern. Genauso verhält es sich mit demWort Gottes: Wenn wir es geknackt(i. S. von ,verstanden’) haben, tut esuns gut, stärkt es uns.

SpekulatiusDieser Name leitet sich ab vom latei-nischen Wort ,speculator’, was so vielheißt wie ,Aufseher’, womit im Latei-nischen wiederum der Bischof ge-meint ist. Gebacken wurden und wer-den sie zu Ehren von (Bischof ) Niko-laus, der die Menschen in Notzeitenmit Brot versorgt hatte. Von dahermacht es Sinn, dass die Spekulatius-

Formen ursprünglich Bilder aus derNikolaus-Geschichte darstellten.

ZimtsterneSie erinnern als Weihnachtsgebäck anden Stern von Bethlehem, der dendrei Weisen aus dem Morgenland denWeg zur Krippe gewiesen hat; Zimt-sterne stehen als Symbol für dasLicht/die Freude, das/die durch Jesusin die Welt gekommen ist.Alle diese Kekse (und viele ,Verwand-te’, die an dieser Stelle nicht erwähntwerden konnten) schmecken (meis-tens) nicht nur gut, sondern vermit-teln darüber hinaus eine wichtige Bot-schaft: sie erinnern an Gottes Wort(wie die Nüsse), an Christus, der unsalle hält (Dominostein), an die Ge-meinschaft mit ihm im Abendmahl(Lebkuchen), an Stärkung und Kräfti-gung (Marzipan), an die Hilfe für dieNotleidenden um und unter uns(Spekulatius) und schlussendlich andas Licht der Welt, das in Jesus er-schienen ist (Zimtsterne). Eine Stär-kung für Leib und Seele – greifen Siealso ruhig noch einmal ganz bewusstzu!

RALF STOFFERS■

P.b.b. – Verlagspostamt 1010 Wien – 11Z038962MErscheinungsort Wien

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Evangelischer Ober-kirchenrat H.B. in Wien. E-mail: [email protected]: Pfr. Mag. Harald Kluge ([email protected]), Pfr. Mag. Thomas Hennefeld,Pfr. Mag. Peter Karner, MMaga. Irmi Langer, Pfr. Dr.Balázs NémethVerwaltung und Anzeigenannahme: Alle in 1010 Wien,Dorotheerg.16, Tel. 01/513 65 64, Fax 01/512 44 90Medienhersteller: Donau Forum Druck, 1230 Wien. Layout und Grafiken: Eva GeberBank: PSK Bank, Konto-Nr.: 00093-032-559, BLZ 60000,IBAN: AT276000000093032559, BIC: OPSKATHWWJahresabonnement 11 Euro. Erscheint 10mal im Jahr.DVR. 0418056(005)Medienrichtung: Ein Verkündigungs-, Informations- undDiskussionsforum, vorwiegend für evangelische Christen. Alle namentlich gezeichneten Beiträge geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion wieder und fallen in dieVerantwortung des Autors/der Autorin. AuszugsweiserNachdruck gegen Zusendung von zwei Belegexemplaren.

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Die Botschaft der Kekse

Andacht