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Inklusion in der Praxis: vom Umgang mit Spannungsfeldern und Widersprüchen

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Inklusion in der Praxis: vom Umgang mit Spannungsfeldern und Widersprüchen. Dr. Andreas Fischer, HFHS Dornach. Ablauf. Einstimmung Ausgangslage Annäherung an Inklusion Spannungsfelder und Widersprüche Qualitäten agogischer Begleitung Inklusive Haltung und das Prinzip des Dialogischen - PowerPoint PPT Presentation

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Inklusion in der Praxis: vom Umgang

mit Spannungsfeldern und Widersprüchen

Dr. Andreas Fischer, HFHS Dornach

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Einstimmung Ausgangslage Annäherung an Inklusion Spannungsfelder und Widersprüche Qualitäten agogischer Begleitung Inklusive Haltung und das Prinzip des

Dialogischen Inklusion konkret

HFHS Höhere Fachschule für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Sozialtherapie Ruchtiweg 7 4143 Dornach

Ablauf

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Einstimmung

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Sabine ist gehörlos und wurde bereits als Kleinkind mit Cochlea-Implantaten ausgestattet. Begleitend dazu erhält sie eine sonderpädagogische Sprachtherapie. Sabine ist ein intelligentes und sprachbegabtes Mädchen und wird von ihren Eltern in vielerlei Hinsicht unterstützt. Mit Hilfe einer audiopädagogischen Begleitung besucht sie mit Erfolg den Kindergarten und die Grundschule an ihrem Wohnort. Eine integrative Beschulung in der weiterführenden Schule scheint problemlos möglich und ist daher fast schon beschlossene Sache. Vor dieser Entscheidung hört sie von einem Hörbehinderteninternat. Nach einem Besuch der dortigen Schule äussert sie sich begeistert, da sie andere Mädchen mit Hörbeeinträchtigung kennen gelernt und sich mit diesen sehr wohl gefühlt hat. Ihren Eltern gegenüber formuliert das Mädchen den Wunsch, mit anderen gleichaltrigen Mädchen mit derselben Beeinträchtigung die weiterführende Schule besuchen zu können. Die Eltern unterstützten diese Idee, weil sie das Umfeld der Sonderschule für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Tochter als wichtig erachten(Felder, 2012, 11f).

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"Wer bereit ist, sich im Zusammenleben und -arbeiten mit Menschen mit geistiger Behinderung auf einen Weg in Richtung Selbstbestimmung einzulassen, muss akzeptieren, dass damit Risiken oder Unwägbarkeiten zunehmen und dass individuelle Unterschiedlichkeiten auf allen Ebenen deutlicher zutage treten" (Osbahr 2003, 213).

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Ausgangslage

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„Mit dem Konzept von Inklusion ist immer auch Exklusion mitgedacht. Das bedeutet, dass, wenn von Inklusion gesprochen wird, nicht eben nur Aussagen gemacht werden, wer dazu gehört, sondern auch, wer nicht dazu gehört“ (Felder, 2012, 129). Zwei Sphären von InklusionGemeinschaftliche (primäre): Im Vordergrund stehen Beziehungen mit zwischenmenschlichem Kontakt, Menschen anerkennen sich als konkrete Andere, Wertschätzung ist zentral - Gemeinschaften mit Zugehörigkeitsbedingungen - Gemeinschaften aufgrund einer Selbstzuschreibung Gesellschaftliche: Menschen sind als Bürger abstrakte Andere, Anerkennung läuft nicht über interpersonale Begegnung, sondern über Status als Bürger, als Mitglied einer Organisation oder einer Institution (vgl. Felder, 2012, 130). „Möchte die Mehrheit der Stimmberechtigten eines Landes keine ausgeprägten Gleichstellungsgesetze und lehnt diese an der Urne ab, weil sie im täglichen Leben keine Beziehungen zu behinderten Menschen pflegt, prägt dies das Leben betroffener Menschen in der individuellen und interpersonellen Sphäre“ (Felder, 2012, 131).

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Annäherung an Inklusion

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Spannungsfelder und WidersprücheDer Mensch ist individuell und sozial

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„Wir sind mit dieser ersten Antinomie auf eine paradoxe Zumutung gestossen, die das Leben uns auferlegt. Wir sollen sowohl die Selbstbewahrung und Selbstverwirklichung leben als auch die Selbsthingabe und Selbstvergessenheit, sollen zugleich die Angst vor der Ich-Aufgabe, wie der Ich-Werdung überwinden“ (Riemann, 2006, 15).

Autonomie versus AbhängigkeitTeilhabe versus Ausgrenzung

Selbstbestimmung versus FremdbestimmungIntegration versus Separation

Inklusion versus ExklusionRessourcenorientierung versus Defizitorientierung

Entwicklungsbegleitung versus Förderplanung

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„Sowohl die sozial hergestellten als auch die anthropologischen Abhängigkeiten verweisen auf Gefährdungen des Menschen und seiner Integrität und dadurch auf die Bedeutung der Ethik“ (Dederich, 2004, 108). „Abhängigkeit und Freiheit/Autonomie/Selbstbestimmung stehen in einem Spannungsverhältnis, das nicht auflösbar ist, weil sie zwei Seiten einer Medaille bilden. Jede übermässige Betonung der einen Seite läuft Gefahr, die andere zu vernachlässigen, zu verschweigen oder auszublenden“ (Dederich, 2004, 121). „Was aber die Abhängigkeit in einem anthropologischen Sinn angeht, ist tatsächlich kurz und prägnant zu fordern; sie gilt es anzuerkennen“ (Dederich, 2004, 121). „Menschen neigen dazu, die Medaille mit der zerkratzten Seite nach oben zu drehen, statt sie auf ihrem Rand kreisen zu lassen und sich an der Energie der schönen Seite zu laben. Wer es schafft, beide Seiten konstruktiv in sein Leben zu integrieren, profitiert entscheidend“ (Jent zit. nach Koller, 2011, 199).

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Qualitäten sozialer Begleitung

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„Auf der einen Seite muss ihr Ziel eine nicht ausgrenzende Ethik und ein inklusiver Ethos sein, der Formen gerechten und solidarischen Zusammenlebens aller Menschen ohne erzwungene Separation ermöglicht. Da den inklusiven Tendenzen der Gegenwart exklusive gegenüberstehen, d.h. ein Ringen um Ein- und Ausschluss im Gange ist, muss sie sich auf der anderen Seite für Schutzbereiche stark machen“ (Dederich, 2003, 64).

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• Die Bereitschaft sich auf Begegnung und dialogische Beziehung einzulassen und gemeinsam ein Stück Biographie zu gestalteten. Dies in Anerkennung der komplementären Bedürfnisse des Menschen und der sich daraus ergebenden Differenzierung in der Begleitung.

• Die Anerkennung der Individualität jedes Menschen im Hinblicken auf die in jedem verborgenen Ressourcen und Fähigkeiten. Dies im Bewusstsein, dass jeder auch Teil einer Gesellschaft und Gemeinschaft ist und ein Recht auf Anerkennung, Wertschätzung, Selbstbestimmung und aktiven Miteinbezug hat.

• Das Bewusstsein, dass man in jedem agogischen Prozess gleichzeitig Mitgestalter und Mitbeteiligter ist und die sich daraus ergebenden Konsequenzen im Hinblick auf Haltung, Reflektion und Selbstschulung.

• Der Mut, neue und ungewohnte Wege zu gehen, auf die biographischen Kräfte und Möglichkeiten jedes Menschen zu vertrauen und sich im Rahmen der Gesellschaft für das Recht auf Freiräume, Nicht-Diskriminierung und Entwicklung einzusetzen.

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• Haltung eines Lernenden verkörpern• Radikaler Respekt• Offenheit• Zuhören• Aus dem Herzen sprechen• Verlangsamung• Annahmen und Bewertungen suspendieren• Produktives Plädieren• Erkundende Haltung üben• Den Beobachter beobachten (Hartkemeyer / Freeman, 2006, 77ff).

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Inklusive Haltung und das Prinzip des Dialogischen

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„Ich bin, wie der andere mich sieht“ (Jollien, 2001, 67).

„Ohne Empowerment kann Inklusion nicht implementiert und sinnvoll gelebt werden, und ohne Inklusion gerinnt Empowerment zur Ideologie“ (Theunissen, 2012, 25).

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Inklusion konkret

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• Behindernde Barrieren abbauen und eine Gesellschaft ohne Diskriminierung gestalten

• Allen Menschen Selbstbestimmung in sozialer Verbundenheit ermöglichen• Gesellschaftliche Zwänge kritisch in den Blick nehmen und abbauen• Diskriminierung durch Zuschreibungs- und Etikettierungsprozesse

vermeiden• Die Perspektive der behinderten Person, ihre Lebensgeschichte, ihre

aktuellen Lebensbedingungen und Zukunftsvisionen in den Blick nehmen• Angebotene Hilfen an der Person orientieren• Frühe Separation von Kindern überwinden• Anstrengungen und Belastungen, die mit Beeinträchtigungen einhergehen,

nicht ignorieren• Dialog zwischen Menschen ermöglichen• Alle Bürger ermutigen, mit Fremdheit umzugehen und Berührungsängste

abzubauen (Ständige Konferenz der Ausbildungsstätten, 2012, 12ff).

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Herzlichen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

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Literatur

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• Dederich Markus (2004): Die Anerkennung des Abhängigseins. In: Gäch Angelika (Hrsg.): Phänomene des Wandels. Wozu Heilpädagogik und Sozialtherapie herausgefordert sind. Edition SZH, Luzern, S. 103-123

• Dederich Markus (2003): Ethische Fragen in der Heilpädagogik. In: Fischer Erhard (Hrsg.): Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung – Sichtweisen Theorien Aktuelle Herausforderungen. Athena Verlag, Oberhausen, S. 60-82

• Hartkemeyer Martina und Johannes F. / Freeman Dhority L (2006): Miteinander Denken - Das Geheimnis des Dialogs. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart

• Felder Franziska (2012): Inklusion und Gerechtigkeit. Das Recht behinderter Menschen auf Teilhabe. Campus Verlag, Frankfurt am Main

• Jollien Alexandre (2001): Lob der Schwachheit. Pendo Verlag, Zürich

• Koller Röbi (2011): Dr. Nils Jent. Wörterseh Verlag, Gockhausen

• Riemann Fritz (2006): Grundformen der Angst. 37. Auflage. Ernst Reinhart Verlag, München, Basel

• Ständige Konferenz von Ausbildungsstätten für Heilpädagogik in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.) (2012): Inklusion und Heilpädagogik, Ravensburg