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58 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1
PRAXIS | ARTIKEL
Einleitung
Sowohl die Erhöhung als auch die zunehmende Differenzierung von Kundenanforderungen führen zu einer stetigen Steigerung der Produktkomplexität. Für die Entwicklung derartiger Produkte sind zahlreiche mittelständische Firmen und sogar Großunternehmen kaum noch in der Lage, alle notwendigen Kompetenzen und Ressourcen eigenständig bereitzustellen; sie sind auf Unterstützung von außerhalb angewiesen (vgl. Sydow 2003). Im Rahmen der Integration solcher externer Ressourcen in den Forschungsprozess entstehen
neue Organisationsformen im Spannungsfeld zwischen Markt und Hierarchie. Diese neuen Arten der Zusammenarbeit – zum Beispiel im Rahmen von Netzwerken – gilt es zu koordinieren. Der Beitrag beschreibt, mit welchen Kriterien die Leistungsmessung in den Phasen eines Innovationsprozesses arbeiten kann. Dabei wird aufgezeigt, dass neben dem Ressourceneinsatz (Input) auch der Entwicklungsprozess (Throughput) gesteuert und gemessen werden muss, um zu erkennen, welchen Beitrag die einzelnen Entwicklungspartner zur Zielerreichung (Output) leisten. Dies ist Voraussetzung für eine faire Verteilung des Innovationserfolgs (Outcome) auf die beteiligten Akteure.
Entstehung von Innovationen
Innovationen sind die Grundlage für den langfristigen Markt und somit Unternehmenserfolg. Zusätzlich steigern Industrieinnovationen durch mehr „dynamische Effizienz“ die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft (vgl. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft 2007). Allein in Deutschland geben Unternehmen jährlich 50 Mrd. € für Forschung und Entwicklung (FuE) aus (vgl. ebenda). Stetig steigende Aufwände für FuE haben zur Folge, dass diese Tätigkeiten zunehmend mit Hilfe von dyadischen Kooperationen und Netzwerken durchgeführt werden, um Ressourcen zu bündeln. Während unternehmensinterne FuE bereits eine Herausforderung darstellt, wird die Problematik bei unternehmensübergreifender Vernetzung noch verschärft. Hier sind insbesondere die aus dem in ternen Management bekannten Schnittstellenprobleme zwischen Funktionsbereichen, Disziplinen/Domänen, Produkt generationen und varianten bedeut sam. Es stellt sich daher die Frage, wie
in diesem Kontext die richtigen Entscheidungen getroffen werden können und der Prozess erfolgreich gesteuert werden kann.
Innovationen lassen sich als neuartige Produkte oder Verfahren betrachten, die gegenüber etablierten verändert sind und neu am Markt eingeführt werden (vgl. Hauschildt/Salomo 2007, S. 9 ff.), wobei der Grad, ab dem von einer Innovation ausgegangen wird, nur schwer greifbar ist.
Zunächst können Innovationen auf verschiedene Art und Weise entstehen. Eine geplante Innovation ist eine bewusste Abweichung von bisherigen Praktiken oder bisherigem Wissen. Demgegenüber ist die Improvisation eine spezielle Form der Innovation, der keine Planung, also kein zielgerichtetes Handeln vorausgeht (vgl. auch Brockhoff 1999, S. 35 zur Differenzierung und zum „SerendipitätsEffekt“ bei Erfindungen). Beide Formen der Innovation können intra und extraorganisational auftreten. Intraorganisational zielt auf FuE innerhalb eines Unternehmens ab, während FuE im extraorganisationalen Fall durchaus auch in externen Netzwerken
Martin Stirzel/Thomas Armbrüster
Innovations-Performance Measurement für NetzwerkeLeistungsmessung und Ausrichtung über Unternehmensgrenzen hinweg
Autoren
Dr. Martin Stirzel ist als Senior Consultant der Daimler Protics GmbH im Hause Daimler in Ko-operationsprojekten tätig. Daimler Protics GmbH, Augsburger Straße 540, 70327 Stuttgart-Untertürkheim, [email protected], Tel. 0151/58616884
Prof. Dr. Thomas Armbrüster
lehrt Strategie, Organisation und Perso-nalmanagement an der Quadriga Hoch-schule Berlin, Werderscher Markt 13, 10117 Berlin, [email protected], Tel. 030/44729-430.
■ Das vorgestellte Konzept ermöglicht eine umfassende Leistungsmessung in allen Stadien und Dimensionen des In-novationsprozesses. ■ In einer neuartigen Struktur werden
Ursache-Wirkungs-Beziehungen mit berücksichtigt. ■ Die Ursache-Wirkungs-Beziehungen
verhelfen den Akteuren zu einer erfolg-reicheren Kommunikation der Zusam-menhänge und tragen zu einer ver-besserten Verfolgung der strategischen Ziele bei. ■ Die gewonnenen Erkenntnisse sind
wissenschaftlich fundiert und befinden sich in der Praxiserprobung.
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durch Inspiration und neue Kombinationsmöglichkeiten auftreten kann. Sowohl geplante als auch ungeplante, improvisierte Innovationen sind unter dem Blickpunkt eines Performance Managements interessant. Da ein solches aber nur bei geplanten Innovationen vollständig in allen Phasen durchgeführt werden kann, konzentriert sich der Artikel im Folgenden auf diese Innovationsart.
Bei geplanten Innovationen werden Ressourcen (Personal, Material, Patente etc.) eingesetzt, transformiert und somit neue Werte geschaffen. Dabei können Unternehmen intern vorhandene Ressourcen um externe ergänzen. Horizontale Partner, Lieferanten, aber auch Kooperationen in vernetzten Strukturen können Knowhow und Kapazitäten beisteuern (vgl. Hess 2002, S. 36 ff.).
Messung der Entstehung von Innovationen
Bei der Messung der Entstehung von Innovationen richtet sich das Augenmerk ähnlich wie bei allen operativen Prozessen auf die Effektivität und die Effizienz des Entstehungsprozesses. Effektivität liegt vor, wenn die für ein neues Produkt notwendigen Mittel „auf Projekte verwendet werden, deren Ergebnisse in zeitlicher und sachlicher Hinsicht auf die Unternehmensziele abgestimmt sind“ (Brockhoff 1990, S. 1). Die Mittel sollen für Vorhaben mit den höchsten zu erwartenden Markterfolgen und somit Ergebnissen verwendet werden. Im Gegensatz zur alleinigen OutputBetrachtung der Effektivität zielt die Effizienz auf einen ressourcensparenden Mitteleinsatz ab.
Ausgangspunkt der Messung ist ein bereits festgelegtes Projektportfolio, an dem die Effizienz der Durchführung der FuE auf dem Weg zum Produkt untersucht werden soll. Während die mögliche Zielerreichung (Effektivität) in der Regel eher als unproblematisch bezeichnet werden kann, findet oft eine Überschreitung der Zeit und Kostenrahmen statt, die aus operativer Sicht von hoher Bedeutung sind und für die Effizienz stehen. Die effizienzorientierten Ziele eines Projekts lassen sich daher im Wesentlichen auf ein festgelegtes Budget, einen gesetzten Fertigstellungszeitpunkt sowie die Erfüllung von Kundenwünschen und daraus resultierenden Spezifikationsanforderungen reduzieren.
Ouchi (1977, S. 97 ff.) teilt FuEProjekte anhand der Dimensionen „Bekanntheitsgrad des Transformationsprozesses“ (bspw. ist die Ideenentwicklung eine schwerer erfassbare Tätigkeit als die tatsächliche Konstruktion) und „Zeitnahe Messbarkeit des Outputs“ in einer Matrix ein (siehe Abbil-dung 1). In Abhängigkeit hiervon muss eine unterschiedliche Steuerung über Input, Verhalten oder Output erfolgen.
Die reine Messung von Inputs innerhalb von Transformationsprozessen eignet sich kaum, um Aussagen über den Erfolg von geplanten Innovationen zu treffen. Dies ist nur dann sinnvoll, wenn man die Prämisse eines festen Wirkungszusammenhangs unterstellen kann, was in der Praxis jedoch scheitert. Eine inputorientierte Steuerung ist daher nur zur vereinfachten Messung sinnvoll bzw. bis andere Steuerungsgrößen vorhanden sind. Dagegen lassen sich bezüglich der Transformationsprozessgrößen und der Outputs durchaus Maßstäbe ansetzen. Zusätzlich zu den von Ouchi genann
ten Größen, welche auf die nach innen gerichtete Erstellung neuer Produkte in der FuE fokussieren, können noch Messgrößen für den Erfolg nach außen zum Markt hin definiert werden.
Die Akzeptanz durch externe Marktteilnehmer und daraus resultierende Umsätze werden als Outcomes bezeichnet (vgl. Ellis 1997, S. 18). Diese zeigen zwar die Effektivität der Innovation am Markt an, lassen sich aber nur begrenzt auf bestimmte Organisationseinheiten und Verantwortungsträger beziehen.
Performance Measurement in Netzwerken
Performance Measurement wird hauptsächlich durchgeführt (vgl. Kaplan/Norton 1997, S. 2 und 18 f.), ■ um die Leistung zu messen und zu bewerten sowie ■ um die Organisation mit ihren Akteuren auf gemeinsame Ziele auszurichten.
In der Entwicklung werden Potenziale geschaffen, die zunächst intangibel sind und deren sichtbare Wirkung – insbesondere bezogen auf den finanziellen Erfolg – erst viel später eintritt. Die Schmalenbach Gesellschaft für Betriebswirtschaftslehre sieht daher für Innovationen explizit eine eigene Kategorie von intangiblen Werten vor. Für diese immateriellen Innovationsfähigkeitswerte ist eine integrierte finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsmessung und Steuerung mittels Performance Measurement sinnvoll. Performance Measurement bildet die Wirkungszusammenhänge zwischen nichtmonetären und monetären Einflussfaktoren ab und verknüpft intangible Nutzen mit zukünftigem tangiblem Nutzen. Ein bekanntes Performance MeasurementSystem ist zum Beispiel die Balanced Scorecard (vgl. Kaplan/Norton 1997). Der Informationsverarbeitungsprozess im Rahmen des Performance Measurement kann – sowohl in einem einzelnen Unternehmen als auch in einem Netzwerk – durch Controller entwickelt und durchgeführt werden. Die entsprechenden Informationen sind aufzuzeichnen, zu analysieren und zu berichten.
Abbildung 2 gibt einen Überblick über InnovationsPerformance Measurement in Netzwerken (Einteilung der Aufgaben Selek tion, Allokation, Regulation, Evaluation nach Sydow 2003, S. 310 ff.).
Die Selektion geeigneter Innovationspartner vorausgesetzt, werden in der Allo
Abb. 1 | Messgrößen von Transformationsprozessen innerhalb eines FuE-Systems
Quelle: Ouchi 1977, S. 98, Bild 1
Input (Ressourcen) Prozess (Verhalten)
OutputOutput oder
Prozess (Verhalten)
Gering
Hoch
Zeitnahe Messbarkeitvon Output
Bekanntheitsgrad desTransformationsprozesses
Gering Hoch
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kation den einzelnen Netzwerkpartnern sowohl Aufgaben als auch zu deren Bewältigung benötigte Ressourcen zugeteilt. Im Verlauf des Transformationsprozesses hin zum Ergebnis werden im Rahmen der Regulation jeweils Anpassungen (Maßnahmen im Rahmen des Projekts, oder wenn Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, eine Veränderung des Projektfokus, zeitplans, budgets) vorgenommen. Die hierfür benötigte Information wird mittels der Evaluation erhoben. Hierbei werden die einzelnen Prozessschritte ständig überwacht und mit der ursprünglichen Aufgaben und Ressourcenzuordnung abgeglichen (SollIstVergleich). Ein besonderes Problem in Innovationsnetzwerken ist, dass der tatsächliche Innovationsbeitrag eines Beteiligten im Ergebnis bzw. im Outcome nicht immer klar ersichtlich ist. Daher muss vorab im Rahmen der Alloka tion auch eine vermutete Entstehungskette gebildet werden, damit eine klare Aufteilung von Sachzielen und Formalzielen (bspw. Budgets, die sich an den Sachzielen wie „Entwicklung eines neuen ProduktDerivats“ orientieren) erfolgen kann.
Die Messung kann mit Key Performance Indicators (KPI) in (i) monetären, (ii) nichtmonetären quantifizierbaren und
(iii) nichtmonetären nicht direkt quantifizierbaren (also qualitativen) Einheiten vorgenommen werden (vgl. Cordero 1990, S. 190). Sowohl qualitative als auch quantitative KPI sind erforderlich: „Even a quick perusal of such issues leads to the thought that a comprehensive measurement system will need both types of indicators.“ (Brown/Gobeli 1992, S. 326). Qualitative Messgrößen basieren auf personenbezogenen, subjektiven Einschätzungen. Dabei muss die Frage gestellt werden, inwieweit die subjektiven Beschreibungen den richtigen Sachverhalt darstellen und ob eine andere Person in derselben Situation zu demselben Ergebnis kommen würde (vgl. Brown/Gobeli 1992, S. 327). Bei nicht direkt quantifizierbaren Messgrößen werden relativ subjektive Einschätzungen in möglichst objektive Zahlen umgewandelt („surrogate measures“, Brown/Gobeli 1992, S. 326). Oft werden dann vielschichtige Indikatoren gleichzeitig ermittelt, um ein möglichst realitätsnahes Bild und somit höhere Datenqualität zu erhalten (vgl. ebenda). Manager in Forschung und Entwicklung bevorzugen aufgrund ihres meist technischen/naturwissenschaftlichen Hintergrunds oft quantitative Kriterien (vgl. Brown/Gobeli 1992, S. 327). Aller
dings haben quantitative Messgrößen auch Nachteile. Sie haben in unsicheren Situationen nur geringe Aussagekraft, sind bei neuartigen, sehr spezifischen Situationen nicht flexibel, vernachlässigen subjektive Einschätzungen, lassen kaum eine langfristige, strategische Denkweise zu und enthalten keine sozialen Faktoren (vgl. Brown/Gobeli 1992, S. 327). Daher muss eine Kombination – eine Balance – zwischen qualitativen und quantitativen Messgrößen gefunden werden (vgl. Brown/Gobeli 1992, S. 327). Nichtmonetäre Messgrößen (auch nicht direkt quantifizierbare) haben bei den Outputs oft einen höheren Stellenwert als monetäre (vgl. Cordero 1990, S. 190).
Grundsätzlich kann auf folgenden Ebenen gemessen und bewertet werden (vgl. Brown/Gobeli 1992, S. 329): ■ Auf EinzelpersonenEbene (wichtigste Motive: Evaluation für Bonus, Beförderung), ■ auf Teamebene (FuEFunktion; auch über die FuEAbteilung hinaus) für ein bestimmtes Projekt – daher meist zugleich Projektebene (wichtigstes Motiv: Fortschrittskontrolle), ■ auf Abteilungsebene der FuEAbteilung (wichtigstes Motiv: Ressourcenallokation),
Abb. 2 | Performance Measurement in Netzwerken
Allokation(Aufgabenverteilung)
Selektion(Partnerwahl)
Evaluation(Bewertung)
Ressourcen(„Input“)
Prozess(„Throughput“)
Ergebnis(„Output“)
(Markt-)Erfolg(„Outcome“)
Ressourcen(„Input“)
Prozess(„Throughput“)
Ergebnis(„Output“)
(Markt-)Erfolg(„Outcome“)
Regulation(Steuerung)
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■ auf Unternehmensebene (wichtigste Motive: Programmänderungen, Ressourcenallokation), ■ auf Ebene einer dyadischen Beziehung sowie ■ auf Netzwerkebene.
Das hier vorgestellte Konzept ist primär für die letzten vier genannten Ebenen, insbesondere aber für die Unternehmensebene sowie die Kooperationsebenen (dyadische Beziehungen und Netzwerke), entwickelt worden und geeignet.
Vorschlag für ein Performance Measurement für Innovationen in Netzwerken
Das Bewertungskonzept (siehe Abbildung 3) setzt sich aus mehreren Dimensionen zusammen, zwischen denen UrsacheWirkungsBeziehungen bestehen. Die Abbildung der UrsacheWirkungsBeziehungen ist angelehnt an das Balanced Scorecard
Konzept von Kaplan und Norton (vgl. Kaplan/Norton 1997, S. 28 ff.). In Abbildung 3 sind die Potenziale zu erkennen, auf denen das Hervorbringen von Innovationen basiert. Dazu gehören Human, Technologie und Relationspotenziale. Diese ermöglichen erst die Durchführung des Innovationsprozesses. Aus dem Innovationsprozess entstehen Innovationsoutputs (bspw. Entwicklungsergebnisse). Erst mit der Einführung am Markt und der Akzeptanz durch Kunden (zeigt sich bspw. in Marktanteilen) kann von einem Markt erfolg gesprochen werden. Dieser ist Voraussetzung für den in Abbildung 3 oben angeordneten wirtschaftlichen Erfolg. Wirtschaftlicher Erfolg stellt sich jedoch nicht zwangsläufig bei Markterfolg ein (bspw. können die Kosten zu hoch und die durchsetzbaren Verkaufspreise zu gering sein).
Das Bewertungskonzept lehnt sich an diese Logik an und unterstellt UrsacheWirkungsBeziehungen zwischen den Dimensionen. Für die Dimensionen lassen
sich jeweils eines oder mehrere Ziele und dazugehörige Messgrößen (Key Performance Indicators) definieren. Wirkungszusammenhänge können in einem Bewertungskonzept mit Key Performance Indicators visualisiert werden.
Tabelle 1 stellt für alle Bewertungs dimensionen Ziele und Messgrößen auf. Unterschieden wird nicht nur zwischen wirtschaftlichem Erfolg, Markterfolg und Innovationserfolg, sondern auch zwischen Innovationsprozess, Humanpotenzial, Technologiepotenzial und Relationspotenzial. Dadurch werden nicht nur Ergebnisse, sondern auch UrsacheWirkungsBeziehungen und dementsprechend verschiedene Stadien des Innovationsprozesses mit Netzwerkpartnern einbezogen.
Aus den Messgrößen kann eine Auswahl für den spezifischen Anwendungsfall getroffen werden. Beispielsweise sind für Innovationen, die physische Produkte beinhalten, andere Messgrößen erforderlich (u. a. zur Feststellung der Serienreife des
Abb. 3 | Bewertungskonzept
Quelle: Eigene Darstellung; vgl. zu Input/Throughput/Output/Outcome Ellis 1997, S. 18
Markterfolg als Innovation i.e.S.
Output
Outcome
Wirtschaftlicher Erfolg
Innovationserfolg(Ergebnis der Produktentstehung)
Throughput Innovationserfolg(Prozess der Produktentstehung)
InnovationspotenzialeInput
Humanpotenzial Technologiepotenzial Relationspotenzial
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Produkts bzw. der Produktionsanlagen) als für Dienstleistungsinnovationen.
Das Beispiel in Abbildung 4 bezieht sich auf physische Produkte in einer Koopera tion von verschiedenen Akteuren rund um die Herstellung, den Support und den Vertrieb von Produkten aus der Medizintechnik.
Für die Dimensionen wurden jeweils ein oder mehrere Ziele (runde Felder) und dazugehörige Messgrößen (Key Performance In
dicators; unter runden Feldern) definiert. Die Wirkungszusammenhänge sind mit Pfeilen dargestellt. Als wirtschaftlicher Erfolg wurden von den Netzwerkteilnehmern sowohl ein netzwerkweites als auch ein teilnehmerindividuelles Ziel definiert. Daran lässt sich erkennen, dass ein ökonomisch ausgerichtetes Netzwerk an sich zwar erfolgreich sein kann, dass aber immer auch die einzelnen Mitglieder einen Benefit erzielen wollen.
Fazit
Das vorgestellte Konzept ermöglicht eine umfassende Messung in allen Stadien und Dimensionen des Innovationsprozesses. Sein integrierter Ansatz erweitert die in der Literatur beschriebenen Konzepte zur Messung von Innovationsleistung (u. a. Shenhar et al. 1997, Atkinson 1999) um eine neuartige Struktur, die UrsacheWir
Tab. 1 | Messgrößen für die BewertungDimensionen Ziele Geeignete Messgrößen
Wirtschaftlicher Er-folg
Wertsteigerung durch Innovationen
Wert von LizenzeinnahmenReturn On InvestmentVerhältnis Markt-zu-Buch-Wert des Unternehmens
InnovationsbudgetzieleEinhaltung BudgetEntwicklungskostenKosteneinsparungen
Wirtschaftliche ProduktzieleStückkosten (Minimierung)Break-even-Time (Minimierung)Deckungsbeitrag des Produkts
Markterfolg
Eingeführte Produkte
Regelmäßigkeit neuer Produkte am MarktAnzahl Markteinführungen in letzten 5 JahrenAnteil erfolgreicher ProdukteinführungenLänge der Produktlebenszyklen (Marktphase)
AbsatzStückzahlenUmsatz
Marktposition
MarktanteilWiederkaufsrateImage beim KundenPreissenkungen zum Ende des Produktlebenszyklus (Minimierung)
Marktzugang und -größeNeuer Markt erschlossenNeues Segment erschlossen
Innovationserfolg
Innovativität
Produkte mit technologischer EinmaligkeitAnzahl neuer PatenteAnteil neuer Produkte im PortfolioAnzahl (Produktions-)ProzessinnovationenAnzahl organisatorischer Innovationen
Erreichung ProjektzieleErreichung QualitätszieleProduktleistungsfähigkeitProduktlebensdauer, Haltbarkeit
Öffentliche WirkungAnzahl Auszeichnungen/PreiseAnzahl Publikationen/Präsentationen
Innovationsprozess
ProjektablaufFortschritt in Relation zum ZeitplanErreichungsgrad des geplanten Fertigstellungszeitpunkts
Technische EntwicklungAnzahl der Schleifen (Minimierung)Fehlerbehebungskosten
IdeenAnzahl generierter Ideen/KonzepteAnzahl daraus abgeleiteter weiterer Produkte
Humanpotenzial
KapazitätAnzahl der ProjektmitarbeiterEingebrachte Personenmonate
MotivationTeamzufriedenheitAnzahl Kündigungen (Minimierung)
Lernen
Mitarbeiter-TrainingstageWiederverwendung bestehender IdeenAnzahl Einträge im WissensmanagementsystemAnzahl Verbesserungsvorschläge
TechnologiepotenzialTechnologieeinsatz
Nutzung erarbeiteter TechnologienAnzahl konkret eingesetzter Patente
Wissen und PatenteAnzahl bestehender Patente für ProdukteAnzahl bestehender Patente für Prozesse
Relationspotenzial
Nutzung externer komple-mentärer Ressourcen
Anzahl möglicher Transaktionen/Anzahl tatsächlicher Transaktionen mit AußenstehendenAnzahl der laufenden kooperativen Projekte
Nutzung von KundenwissenAnzahl der direkten KundenkontakteAnzahl der Neukunden
Vgl. Schumann et al. 1995, S. 49, Brown/Gobeli 1992, S. 326 f., Cordero 1990, S. 190, Shenhar et al. 1997, S. 5ff., Atkinson 1999, S. 339 ff.,
DO
I: 10
.136
5/s1
2176
-012
-011
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Abb. 4 | Beispiel anhand des Bewertungskonzepts
Quelle: Eigene Darstellung
Markterfolg als Innovation i.e.S.
Output
Outcome
Wirtschaftlicher Erfolg
Innovationserfolg(Ergebnis der Produktentstehung)
Throughput Innovationserfolg(Prozess der Produktentstehung)
InnovationspotenzialeInput
Zufriedene Kunden
Wiederkaufsrate
Teamzufriedenheit
Anzahl Kündigungen (min.)
Verwertbares Wissen
Anzahl bestehender Patente
Vernetzung
Anzahl Kooperationsprojekte
Programm-Erfolg
Programm-ROI Summe Erfolgsumlagen
Benefit f. einzelneUnternehmen
Einmaligkeitder Produkte
Anzahl Auszeichnungen Produktlebensdauer
Haltbarkeitder Produkte
Professionalität imInnovationsprozess
Erreichungsgrad Meilensteine Anzahl generierter Ideen
KombinierteInnovativität
Humanpotenzial Technologiepotenzial Relationspotenzial
kungsBeziehungen berücksichtigt. Mittels UrsacheWirkungsBeziehungen können den Akteuren die Zusammenhänge erfolgreicher kommuniziert werden und die strategisch relevanten Ziele besser verfolgt werden. In der Praxis werden Kennzahlen oft nur isoliert zu Teilaspekten erfasst. In der Entwicklung liegt der Schwerpunkt bspw. oft auf Inputs wie Budget und Personalkapazitäten. Im Vertrieb entstehende Kenngrößen werden unabhängig von Entwicklungskenngrößen geführt, wodurch weder in Unternehmen noch in Netzwerken eine verknüpfte Evaluierung mit dem Ziel einer phasenübergreifenden Gesamtausrichtung stattfindet.
Das Konzept befindet sich zur Zeit in der Praxiserprobung, bspw. im Rahmen des KreanetsProjekts (www.kreanets.com), in der auch weitere Erfolgsfaktoren des Netzwerkmanagements ermittelt werden. Die Praxispartner des Projekts erproben diese Faktoren vor allem in der Gesundheits
branche, in der verschiedene Produzenten und Dienstleister regional zusammenarbeiten und Produktund Dienstleistungsinnovationen schaffen.
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