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Freitag, 11. März 2011 67. Jahrgang | Nummer 69-IA 41 NACHRICHTEN AUS INNSBRUCK STADT UND LAND InnsbruckLokal InnsbruckLokal TONI sO fINdeN sIe Termine Seite 46 Kinoprogramm Seite 47 Wetter und Horoskop Seite 48 Mail Lokalredaktion: [email protected] Telefon ClubTT: 05 04 03 - 1800 Telefon Abo: 05 04 03 - 1500 Fax Service: 05 04 03 - 3543 Zwoa luftige Schlösser „Da Windpark am Brenner und des nei- che Tirol-Panorama am Bergisel hob‘n mehr gemeinsam, als ma glaubn tat‘: Beide bauen ihre Zukunft offenkundig auf nix anderem als auf hoaßer Luft.“ Heute Allgemeine Gefahrenstufe Tendenz: 8. März – 12. März Rückblick Vorschau Di Mi Do Fr Sa 2 2 2 2 2 LAWINeNWARNdIeNsT Kaum Änderungen! Die Lawinen- gefahr bleibt trotz der meist bedeckten Nacht günstig und steigt im Tagesverlauf etwas an. Im Norden des Landes herrscht allgemein geringe Gefahr, weiter im Süden ist die Gefahr oberhalb von 2200m mäßig, darunter gering. Gefahrenstellen finden sich am ehesten noch im sehr steilen schattigen Gelände. 2400m Quelle: lawine.at (Gefahrenstellen in Schwarz) D er Biosprit kommt nicht in die Gänge. Wobei die Leute weniger das entfernte Problem beschäftigt, dass sie anderen Menschen die Lebensmittel wegfahren. Viel näher ist ihnen in Wahrheit die Sorge, dass dieses Ethanol-Gemisch die Lebensdauer ihres Wagens drastisch verkürzt. Bleibt als echte Alternative zum Rohöl-abhängigen Pkw doch nur das Elektroauto? Das allerdings hat das Problem, dass es die Le- bensdauer von Fußgängern und Radlern drastisch verkürzt. Das Gefährt ist nämlich unerhört – weil viel zu leise. Die Frage ist so ernst, dass sie bereits eine UNO-Expertengruppe beschäftigt. Und da schlagen die Fachleute jetzt vor, dass die E-Pkw beim An- und Retourfahren „ein Geräusch machen“ sollen. Und zwar eines, das an ein Fahrzeug erinnert! Gute Idee, sonst treibt das E-Auto womöglich sogar Öko-Politiker zum Kurz- schluss: „Grüne fordern mehr Verkehrslärm.“ Blattlaus Von Elke Ruß Unerhört Verbot kommt nicht Das kritisierte Rad-Abstellverbot in der Maria-Theresien-Straße ist abgeblasen. Seite 42 Foto: Böhm Mit TT-Chefredakteur Alois Vahrner (Mitte) diskutierten BM Karl Mühlsteiger (Gries), Anton Seeber (Leitwind), BM Roman Grünerbl (Obernberg) und OeAV-Generalsekretär Robert Renzler (von links). Foto: Julia Hammerle Von Christoph Mair Gries a. Br. – Für die Wind- kraft waren sie alle, die rund 170 Zuhörer beim TT-Forum zu den Windpark-Plänen in den Brennerbergen am Mitt- wochabend in Gries. Doch die umstrittenen Südtiroler Vor- haben, insgesamt 31 Windrä- der auf 2300 Metern Höhe in unmittelbarer Grenznähe zwi- schen Sattelberg und Sand- joch zu installieren, konnte kaum jemand gutheißen. Das umso weniger, als in der regen aber fairen Diskussion auf- kam, dass es einen Beschluss der Südtiroler Landesregie- rung gibt, das Land frei von Windrädern zu halten – mit der Ausnahme Brennerberge. „Herzugehen und zu sagen, ich stelle dem Nachbarn das an die Grenze, was ich selbst nicht will, das ist mehr als schlecht“, empörte sich der Wipptaler Tourismusobmann Josef Gstraunthaler unter Ap- plaus. Anton Seeber, als Chef der Firma Leitwind einer der Pro- jektbetreiber, versuchte aber das Bild gerade zu rücken. Der Sattelberg zeige ideale Wind- verhältnisse, wiederholte Seeber. Durch das Windkraft- werk am Sattelberg könnten jährlich fast 90.000 Tonnen CO 2 eingespart werden. Daran zweifelte der Gene- ralsekretär des Österreichi- schen Alpenvereins (OeAV), Robert Renzler. Er befürchtet eine bis zu dreijährige hoch- alpine Baustelle. Und danach sei der Sattelberg als Touren- berg tot, auch wegen der Ge- fahr des Eiswurfes von den Flügeln. Der sanfte Tourismus sei aber nach dem Verlust des Skigebiets die „letzte und nachhaltige Chance“ für die ohnehin vom Verkehr stark belastete Region. Er appellier- te an die Betreiber, das Projekt fallen zu lassen – und sprach damit vielen im Publikum aus der Seele. Immer wieder wur- de die Befürchtung geäußert, dass diese Windanlage weite- re Begehrlichkeiten wecken könnte. Rar waren die Stimmen der Befürworter aus dem Audito- rium. Ausgerechnet ein Mit- glied des Alpenvereins frag- te, wie der OeAV erneuerbare Energie produzieren wolle, wenn nicht mit solchen Pro- jekten. Dass die Windräder auch vielen Zugvögeln auf ihrer Reise über den Brenner zum Verhängnis werden könnten, bestätigte Erich Gasser von der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde in Südtirol. Pro Zugsaison (Frühjahr/ Herbst) könnten bis zu 60.000 Vögel getötet werden. Seeber ver- sicherte, dass ein Radaror- tungssystem die Räder bei Vogelzug abstellen würde. Gleiches gelte bei Eisbildung. Große Bedenken hegen auch die Bürgermeister aus den beiden Nordtiroler Grenzge- meinden. Obernbergs Orts- chef Roman Grünerbl ist die große Sichtbarkeit der rund 95 Meter hohen Windräder, etwa vom Obernberger See aus, ein Dorn im Auge. „Das ist nicht zumutbar. So haben wir nur die Nachteile und das Geld fließt nach Südtirol.“ Amtskollege Karl Mühlstei- ger aus Gries verwies auf ei- nen einstimmig ablehnenden Beschluss des Wipptaler Pla- nungsverbandes gegen das Projekt. Die Bürgermeister wollen zwar auch über finan- zielle Entschädigungen für die Beeinträchtigungen reden – „aber nicht um jeden Preis“. Sie wünschen sich mehr Mit- sprache im Behördenverfah- ren und bei den einzelnen Windradstandorten. Zu Letz- terem zeigte sich auch Seeber bereit. Sturmfront zerzauste Windräder Dass sie die Südtiroler Windkraftanlagen am Brenner direkt „vor die Nase“ bzw. an die Grenze gesetzt bekommen, schmeckt vielen Nordtirolern gar nicht. Beim TT-Forum in Gries machten sie ihrem Ärger Luft. An die 170 Zuhörer verfolgten im Grieser Kultursaal aufmerksam die Dis- kussion zu den umstrittenen Windrädern. Fotos: Julia Hammerle Josef Gstraunthaler kritisierte die Nachbarn. Helmut Gassebner zweifelte Daten an. Erich Gasser sprach von bis zu 60.000 toten Vögeln jährlich. Bert- ram Grießer warnte vor weiteren „Begehrlichkeiten“ (im Uhrzeigersinn).

InnsbruckLokLokal - unsersattelberg.files.wordpress.com · Mit TT-Chefredakteur Alois Vahrner (Mitte) diskutierten BM Karl Mühlsteiger (Gries), Anton Seeber (Leitwind), BM Roman

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Freitag, 11. März 2011 67. Jahrgang | Nummer 69-IA 41

N A C H R I C H T E N A U S I N N S B R U C K S T A D T U N D L A N D

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TONI sO fINdeN sIe

Termine Seite 46Kinoprogramm Seite 47Wetter und Horoskop Seite 48

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Zwoa luftige Schlösser„Da Windpark am Brenner und des nei-che Tirol-Panorama am Bergisel hob‘nmehr gemeinsam, als ma glaubn tat‘:Beide bauen ihre Zukunft offenkundigauf nix anderem als auf hoaßer Luft.“

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Allgemeine GefahrenstufeTendenz: 8. März – 12. MärzRückblick Vorschau

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Kaum Änderungen! Die Lawinen-gefahr bleibt trotz der meist bedecktenNacht günstig und steigt im Tagesverlaufetwas an. Im Norden des Landes herrschtallgemein geringe Gefahr, weiter im Südenist die Gefahr oberhalb von 2200m mäßig,darunter gering. Gefahrenstellen finden sich amehesten noch im sehr steilen schattigen Gelände. 2400m Qu

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Blattlaus Von Elke Ruß

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Verbot kommt nichtDas kritisierte Rad-Abstellverbotin der Maria-Theresien-Straßeist abgeblasen. Seite 42 Foto: Böhm

Mit TT-Chefredakteur Alois Vahrner (Mitte) diskutierten BM Karl Mühlsteiger (Gries), Anton Seeber (Leitwind), BM Roman Grünerbl (Obernberg) und OeAV-Generalsekretär Robert Renzler (von links). Foto: Julia Hammerle

Von Christoph Mair

Gries a.Br. – Für die Wind-kraft waren sie alle, die rund170 Zuhörer beim TT-Forumzu den Windpark-Plänen inden Brennerbergen am Mitt-wochabend in Gries. Doch dieumstrittenen Südtiroler Vor-haben, insgesamt 31 Windrä-der auf 2300 Metern Höhe in

unmittelbarer Grenznähe zwi-schen Sattelberg und Sand-joch zu installieren, konntekaum jemand gutheißen. Dasumso weniger, als in der regenaber fairen Diskussion auf-kam, dass es einen Beschlussder Südtiroler Landesregie-rung gibt, das Land frei vonWindrädern zu halten – mitder Ausnahme Brennerberge.„Herzugehen und zu sagen,

ich stelle dem Nachbarn dasan die Grenze, was ich selbstnicht will, das ist mehr alsschlecht“, empörte sich derWipptaler TourismusobmannJosef Gstraunthaler unter Ap-plaus.

Anton Seeber, als Chef derFirma Leitwind einer der Pro-jektbetreiber, versuchte aberdas Bild gerade zu rücken. DerSattelberg zeige ideale Wind-verhältnisse, wiederholteSeeber. Durch das Windkraft-werk am Sattelberg könntenjährlich fast 90.000 TonnenCO2 eingespart werden.

Daran zweifelte der Gene-ralsekretär des Österreichi-schen Alpenvereins (OeAV),Robert Renzler. Er befürchteteine bis zu dreijährige hoch-alpine Baustelle. Und danachsei der Sattelberg als Touren-berg tot, auch wegen der Ge-fahr des Eiswurfes von denFlügeln. Der sanfte Tourismussei aber nach dem Verlust

des Skigebiets die „letzte undnachhaltige Chance“ für dieohnehin vom Verkehr starkbelastete Region. Er appellier-te an die Betreiber, das Projektfallen zu lassen – und sprachdamit vielen im Publikum ausder Seele. Immer wieder wur-de die Befürchtung geäußert,dass diese Windanlage weite-re Begehrlichkeiten weckenkönnte.

Rar waren die Stimmen derBefürworter aus dem Audito-rium. Ausgerechnet ein Mit-glied des Alpenvereins frag-te, wie der OeAV erneuerbareEnergie produzieren wolle,wenn nicht mit solchen Pro-jekten.

Dass die Windräder auchvielen Zugvögeln auf ihrerReise über den Brenner zumVerhängnis werden könnten,bestätigte Erich Gasser vonder Arbeitsgemeinschaft fürVogelkunde in Südtirol. ProZugsaison (Frühjahr/ Herbst)könnten bis zu 60.000 Vögelgetötet werden. Seeber ver-sicherte, dass ein Radaror-

tungssystem die Räder beiVogelzug abstellen würde.Gleiches gelte bei Eisbildung.Große Bedenken hegen auchdie Bürgermeister aus denbeiden Nordtiroler Grenzge-meinden. Obernbergs Orts-chef Roman Grünerbl ist diegroße Sichtbarkeit der rund95 Meter hohen Windräder,etwa vom Obernberger Seeaus, ein Dorn im Auge. „Dasist nicht zumutbar. So habenwir nur die Nachteile und dasGeld fließt nach Südtirol.“Amtskollege Karl Mühlstei-ger aus Gries verwies auf ei-nen einstimmig ablehnendenBeschluss des Wipptaler Pla-nungsverbandes gegen dasProjekt. Die Bürgermeisterwollen zwar auch über finan-zielle Entschädigungen fürdie Beeinträchtigungen reden– „aber nicht um jeden Preis“.Sie wünschen sich mehr Mit-sprache im Behördenverfah-ren und bei den einzelnenWindradstandorten. Zu Letz-terem zeigte sich auch Seeberbereit.

Sturmfront zerzauste WindräderDass sie die Südtiroler Windkraftanlagen am Brenner direkt „vor die Nase“ bzw. an die Grenze gesetzt bekommen,

schmeckt vielen Nordtirolern gar nicht. Beim TT-Forum in Gries machten sie ihrem Ärger Luft.

An die 170 Zuhörer verfolgten im Grieser Kultursaal aufmerksam die Dis-kussion zu den umstrittenen Windrädern. Fotos: Julia Hammerle

Josef Gstraunthaler kritisierte die Nachbarn. Helmut Gassebner zweifelteDaten an. Erich Gasser sprach von bis zu 60.000 toten Vögeln jährlich. Bert-ram Grießer warnte vor weiteren „Begehrlichkeiten“ (im Uhrzeigersinn).