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Prostata und LUTS Wann wie behandeln? LAUSANNE – 20 % der 50-jährigen, 40 % der 70-jährigen und 60 % der 80-jährigen Männer haben eine klinisch gutartig vergrösserte Prostata, erklärte Professor Dr. Franz R e c k e r, Prostata-Zentrum, Kantonsspital Aarau. Damit gehören Lower Urinary Tract Symptoms zu den häufigen Krankheitsbildern in der hausärztlichen Praxis. Die diagnostische Abklärung wird vor allem mit dem IPSS-Fragebogen, der rektalen Untersuchung und der Feststellung des Prostata- und Rest- harnvolumens mittels Sonographie durchgeführt. Der Hausarzt sollte auch den subjektiven Leidensdruck im IPSS-Lebensqualitäts-Index ermitteln. Prof. Recker empfiehlt die Überweisung zum Urologen immer dann, wenn die digitale rek- tale Untersuchung auffällig ist, bei einem PSA > 3,0 ng/ml, einer posi- tiven Prostatakarzinom-Anamnese, refraktärer Harnretention, Mikro- oder Makrohämaturie, Restharn über 100 ml, rezidivierenden Harn- wegsinfekten, postrenaler Nieren- insuffizienz oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder MS. Als therapeutische Massnahmen stehen Pflanzenextrakte, α-Blocker, 5α-Reduktase-Hemmer, die Kombi- nationstherapie oder minimal inva- sive Eingriffe zur Verfügung. Für einige Pflanzenextrakte, wie Sabal und Urtica, gibt es eine Doku- mentation von aussagekräftigen ran- domisierten Studien. 6 Hier ist die Kombination von Sabal und Urtica ähnlich wirksam wie Finasterid oder Tamsulosin. Die Kombination von Dutasterid und Tamsulosin hat sich bei einem Patienten mit einem durchschnittlichen Prostatavolumen > 50 cm 3 als wirksam erwiesen. 7 Aber bei 10,6 % der Männer kam es zu Ejakulationsstörungen, bei 10,4 % zu Impotenz und bei 7,0 % zu Libi- doverlust, deutlich mehr, als unter den Monotherapien. Prof. Recker wies eindring- lich darauf hin, dass unter 5 α -Reduktasehemmern jeder Anstieg des PSA-Wertes abgeklärt werden muss, 8 es könnte ein Kar- zinom dahinter stecken. Gene- rell empfiehlt er die Anwendung eines Risikokalkulators, wie den ERSPC-Risikokalkulator 3+DRE. (www.prostatecancer-riskcalculator. com). Benigne Prostata-Hyperplasie Evidenzbasierte Therapie mit Sägepalmen- kombiniert mit Brennnesselwurzel-Extrakt LAUSANNE Der Trockenextrakt aus Sägepalme und Brennnessel-Wur- zel (Prostagutt-F) ist genauso wirksam wie ein 5 α-Reduktasehemmer oder ein α 1 -Rezeptorantagonist mit den Vorteilen, dass das Phyto- pharmakon weniger unerwünschte Nebenwirkungen macht und es keine Interaktionen mit Arzneimitteln gibt. Deshalb hat die pflanzliche Kombination auch Einzug in nationale und internationale Guidelines gehalten, erklärte Professor Dr. Dr. Dieter Loew, Wiesbaden, an einem von Schwabe unterstütztem Symposium 1 im Rahmen der SwissFami- lyDocs . Die vermehrte Bildung von Bin- degewebe und glatter Muskulatur verursacht die Prostatavergrösse- rung, mit der möglichen Folge, dass die Urethra eingeengt und der Harnfluss erschwert wird. Die typi- schen Beschwerden sind obstruktiv mit verzögertem Miktionsbeginn, einer verlängerten Mitktionszeit und irritativ. Die Patienten klagen u.a. über ein Restharngefühl, eine Dranginkontinenz und häufig über Nykturie. «Die Besserung irritativer oder obstruktiver Beschwerden durch Hemmung der Proliferation des periurethralen Gewebes und die Verringerung der Kongestion ist das Therapieziel», sagte Prof. Loew. Prostagutt-F® enthält 160 mg Säge- palmenextrakt WS® 1473 (Sabal fructus) und 120 mg Brennnessel- Wurzelextrakt WS® 1031 (Urticae radix). Die beiden Extrakte haben einen multifaktoriellen Wirkme- chanismus und wirken synergis- tisch. Der Sabal-Extrakt hemmt die 5α-Reduktase und wirkt dadurch zusätzlich antiandrogen und hat auch wegen seiner Aromatase- hemmung eine antiöstrogene Komponente. Ausserdem ist es ein Hemmer der Wachstumsfaktoren FGF und EGF und damit antipro- liferativ. Über die Prostaglandin- synthese-Hemmung wirkt er auch noch antiphlogistisch und indu- ziert die Apoptose. Der Urtica-Extrakt wirkt als Aromatase-Hemmer ebenfalls antiöstrogen und wegen seines Ein- flusses auf die Wachstumsfaktoren antiproliferativ. Der Extrakt verzö- gert die Hyperplasie und interagiert mit dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG). Zudem inhibiert es die Leukozyten-Elastase und hemmt damit die Entzündung. Dank dieses breiten Wirkprofils kommt es zu weniger unerwünsch- ten Nebenwirkungen im Vergleich mit selektiven 5α-Reduktase- Hemmern. Denn der Anstieg der Reduktase und die Bildung von Östrogen können Gynäkomastie, Sekretion aus der Brustdrüse, Kno- ten in der Brust sowie Libido- und Errektionsstörungen verursachen. In einer randomisierten, dop- pelblinden, multizentrischen Pla- cebo-kontrollierten Studie 2 mit 257 Patienten wurden 129 Männer 24 Wochen lang mit Prostagutt-F® zweimal täglich behandelt. Danach erhielten auch die Probanden aus der Placebo-Gruppe ebenfalls das Phytopharmakon. Nach 24 Wochen hatten diese einen ähnlichen IPSS- Score erreicht, wie diejenigen, die von Beginn an das Verum erhalten hatten (minus sechs Punkte versus minus vier Punkte im Placebo- Arm). In Woche 96 hatte der Score um 53 % abgenommen. Irritative und obstruktive Beschwerden bes- serten sich, der Uroflow stieg um 19 %, der Restharn nahm um 44 % ab und auch das Prostata-Volumen reduzierte sich um 6,5 %. In einer weiteren Studie ver- minderte die Sabal-Urtica-Kom- bination im Vergleich zu Placebo die Nykturie (66,9 % versus 54 %) und den imperativen Harndrang (35 % versus 21 %). 3 In einer Ver- gleichsstudie 4 von Prostagutt-F mit Finasterid waren die Ergeb- nisse vergleichbar. Das maximale Harnsekunden-Volumen unter- schied sich nach 48 Wochen nicht (p = 0,19), gleiches gilt für den IPSS-Score A (p = 0,54). Während einer Behandlung über 60 Wochen 5 waren die Ergebnisse von Pros- tagutt-F und Tamsulosin gleich: Der IPSS fiel um zehn Pukte, die Responderrate war 32,4 % unter Prostagutt-F und 27,9 % unter Tamsulosin. 1. Satelliten-Symposium «PSA und Benigne Pro- statahyperplasie: What’s IN? What’s OUT?», SwissFamilyDocs Conference 2012, Lausanne, 31.08.2012. 2. Lopatkin N et al., Efficacy and safety of a com- bination of Sabal and Urtica extract in lower urinary tract symptoms-long-term follow-up of a placebo-controlled, double-blind, multicenter trial. Int Urol Nephrol. 2007; 39(4) : 1137–1146. 3. Oelke M et al., Therapie-Report 2009, 68: 1–4. 4. Sökeland J et al., Combination of Sabal and Urtica extract vs. finasteride in benign prostatic hyperplasia (Aiken stages I to II). Comparison of therapeutic effectiveness in a one year double- blind study. J Urologe (A) 1997; 36(4): 327–333. 5. Engelmann U et al., Efficacy and safety of a combination of sabal and urtica in lower uri- nary tracts symmproms. A randomized, double blinded study versus tamsulosin. Arzneimittelfor- schung (2006); 56(3): 222–229. 6. Madersbacher et al., Plant extracts: sense or nonsense? Curr Opin Urol 2008; 18: 16–20. 7. Roehrborn CG et al., The effects of combina- tion therapy with dutasteride and tamsulosin on clinical outcomes in men with symptomatic benign prostatic hyperplasia: 4-year results from the CombAT study. Eur Urol. 2010 Jan; 57(1): 123–131. 8. Andriole GL et al., Clinical usefulness of serum prostate specific antigen for the detection of prostate cancer is preserved in men receiving the dual 5-alpha-reductase inhibitor dutasteride. J Urol 2006; 175: 1657–1662. Gekürzte Fachinformation Prostagutt ® -F. Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: 160 mg standardisierter lipophiler Trockenextrakt aus Sägepalmfrüchten und 120 mg Trockenextrakt aus Brennnesselwurzel, eingestellt auf 18 mg Aminosäuren. Hilfsstoffe: Color.: E 131. Indikationen: Prostatabeschwerden und Miktionsstörungen infolge Prostatahyperplasie. Dosierung: 2-mal täglich 1 Kapsel unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Die Dauer der Anwendung ist zeitlich nicht begrenzt. Eigenschaften/Wirkungen: Sabalextrakt wirkt inhibitorisch sowohl auf die 5α-Reduktase als auch auf die Aromatase. Urticaextrakt hemmt die Aromatase. Die Kombination der Extrakte in Prostagutt ® -F führt bezüglich der Aromatasehemmung zu einem deutlich additiven Effekt. Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen können leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Interaktionen: Keine bekannt. Packungen: Kapseln 50 und 120. Verkaufskategorie: D. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Arzneimittelkompendium der Schweiz. Schwabe Pharma AG, Erlistrasse 2, 6403 Küssnacht am Rigi, Tel. 041 854 18 60. IMPRESSUM | Idee und Konzeption: INTER MEDICAL, Grosspeterstrasse 23, Postfach, 4002 Basel · Information: Schwabe Pharma AG · Objektleitung: Winfried Powollik · Redaktion: Winfried Powollik · Layout: Michael Köb · Produktion: Dominique Hirter © Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages · MT 43/2012 Inter Medical Report Prof. Dr. Dr. Dieter Loew, Wiesbaden Prof. Dr. Franz Recker, Prostata- Zentrum, Kantonsspital, Aarau Wirkprofile im Vergleich ARI ARA Sabal Urtica Hemmung von 5-α-Reduktase × × Hemmung Aromatase × × Blockade α 1 -Rezeptoren × × antientzündliche Wirkung × × antiproliferative Wirkung × × × immunmodulatorisch × Verkleinerung Prostatavolumen × Gleiche Regeln wie bei chemischen Substanzen Hohe Anforderungen an das Phytopharmaka-Prüfschema LAUSANNE – Pharmakokinetik, Wirkmechanismus, Bioverfügbar- keit und Interaktionen gehören wie bei den synthetischen Arznei- mitteln zu den Grundlagen des pharmakologischen Prüfschemas. «In der Phyto-therapie haben wir es mit Mehrstoffgemischen zu tun, im Gegensatz zur Einzelstruktur im chemisch definierten Arzneimittel», erklärte Prof. Loew. Die Wirkstoffbestandteile eines pflanzlichen Arzneimittels reagieren agonistisch, komplementär und auf unbekannte Art und Weise. Bei der Prüfung wird deshalb grosser Wert darauf gelegt, unbekannte toxische Faktoren auszuschliessen. Untersucht wird, ob sie leber,-, oder nierentoxisch sind, ob sie zentralnervöse Effekte haben und vieles mehr. So werden in toxikolo- gischen Untersuchungen Genotoxi- zität, Mutagenität und Reproduk- tionstoxizität ausgeschlossen. Die Qualität muss stimmen. «Extrakt ist nicht gleich Extrakt», betonte Prof. Loew. Um beispielsweise die wirksamen Strukturen zu erhalten, muss lipophil extrahiert werden, bei wässriger Extraktion gewinnt man nur Flavoide und Mineralsalze. Die Firmen müssen nachweisen, dass ihr Extrakt toxikologisch unbedenklich und wirksam ist. Wenn das Präparat als sicher gilt, werden die Wirksamkeitsstudien als pharmakologische Studien in vitro und in vivo und die klinischen Stu- dien Phase 1 bis 4 durchgeführt. «Unsere pflanzlichen Arzneimit- tel sind heute strenger untersucht als manch chemisch definiertes Arznei- mittel», so der Experte. Wirkprofile von 5α-Reduktase-Hemmer (ARI), α 1 -Rezeptorantagonist (ARA) sowie Sabal und Urtica (nach D. Loew)

Inter Medical Report · antiproliferativ. Der Extrakt verzö-gert die Hyperplasie und interagiert mit dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG). Zudem inhibiert

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Page 1: Inter Medical Report · antiproliferativ. Der Extrakt verzö-gert die Hyperplasie und interagiert mit dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG). Zudem inhibiert

Prostata und LUTS

Wann wie behandeln?LAUSANNE – 20 % der 50-jährigen, 40 % der 70-jährigen und 60 % der 80-jährigen Männer haben eine klinisch gutartig vergrösserte Prostata, erklärte Professor Dr. Franz Recker, Prostata-Zentrum, Kantonsspital Aarau. Damit gehören Lower Urinary Tract Symptoms zu den häufigen Krankheitsbildern in der hausärztlichen Praxis.

Die diagnostische Abklärung wird vor allem mit dem IPSS-Fragebogen, der rektalen Untersuchung und der Feststellung des Prostata- und Rest-harnvolumens mittels Sonographie durchgeführt. Der Hausarzt sollte auch den subjektiven Leidensdruck im IPSS-Lebensqualitäts-Index ermitteln. Prof. Recker empfiehlt die Überweisung zum Urologen immer dann, wenn die digitale rek-tale Untersuchung auffällig ist, bei einem PSA > 3,0 ng/ml, einer posi-tiven Prostatakarzinom-Anamnese, refraktärer Harnretention, Mikro- oder Makrohämaturie, Restharn über 100 ml, rezidivierenden Harn-

wegsinfekten, postrenaler Nieren-insuffizienz oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder MS.

Als therapeutische Massnahmen stehen Pflanzenextrakte, α-Blocker, 5α-Reduktase-Hemmer, die Kombi-nationstherapie oder minimal inva-sive Eingriffe zur Verfügung.

Für einige Pflanzenextrakte, wie Sabal und Urtica, gibt es eine Doku-mentation von aussagekräftigen ran-domisierten Studien.6 Hier ist die Kombination von Sabal und Urtica ähnlich wirksam wie Finasterid oder Tamsulosin. Die Kombination von Dutasterid und Tamsulosin hat

sich bei einem Patienten mit einem durchschnittlichen Prostatavolumen > 50 cm3 als wirksam erwiesen.7 Aber bei 10,6 % der Männer kam es zu Ejakulationsstörungen, bei 10,4 % zu Impotenz und bei 7,0 % zu Libi-doverlust, deutlich mehr, als unter den Monotherapien.

Prof. Recker wies eindring-lich darauf hin, dass unter 5α-Reduktasehemmern jeder Anstieg des PSA-Wertes abgeklärt werden muss,8 es könnte ein Kar-zinom dahinter stecken. Gene-rell empfiehlt er die Anwendung eines Risikokalkulators, wie den ERSPC-Risikokalkulator 3+DRE. (www.prostatecancer-riskcalculator.com).

Benigne Prostata-Hyperplasie

Evidenzbasierte Therapie mit Sägepalmen- kombiniert mit Brennnesselwurzel-ExtraktLAUSANNE – Der Trockenextrakt aus Sägepalme und Brennnessel-Wur-zel (Prostagutt-F) ist genauso wirksam wie ein 5α-Reduktasehemmer oder ein α1-Rezeptorantagonist mit den Vorteilen, dass das Phyto-pharmakon weniger unerwünschte Nebenwirkungen macht und es keine Interaktionen mit Arzneimitteln gibt. Deshalb hat die pflanzliche Kombination auch Einzug in nationale und internationale Guidelines gehalten, erklärte Professor Dr. Dr. Dieter Loew, Wiesbaden, an einem von Schwabe unterstütztem Symposium1 im Rahmen der SwissFami-lyDocs .

Die vermehrte Bildung von Bin-degewebe und glatter Muskulatur verursacht die Prostatavergrösse-rung, mit der möglichen Folge, dass die Urethra eingeengt und der Harnfluss erschwert wird. Die typi-schen Beschwerden sind obstruktiv mit verzögertem Miktionsbeginn, einer verlängerten Mitktionszeit

und irritativ. Die Patienten klagen u.a. über ein Restharngefühl, eine Dranginkontinenz und häufig über Nykturie.

«Die Besserung irritativer oder obstruktiver Beschwerden durch Hemmung der Proliferation des periurethralen Gewebes und die

Verringerung der Kongestion ist das Therapieziel», sagte Prof. Loew. Prostagutt-F® enthält 160 mg Säge-palmenextrakt WS® 1473 (Sabal fructus) und 120 mg Brennnessel-Wurzelextrakt WS® 1031 (Urticae radix). Die beiden Extrakte haben einen multifaktoriellen Wirkme-chanismus und wirken synergis-tisch.

Der Sabal-Extrakt hemmt die 5α-Reduktase und wirkt dadurch zusätzlich antiandrogen und hat auch wegen seiner Aromatase-hemmung eine antiöstrogene Komponente. Ausserdem ist es ein Hemmer der Wachstumsfaktoren FGF und EGF und damit antipro-liferativ. Über die Prostaglandin-synthese-Hemmung wirkt er auch noch antiphlogistisch und indu-ziert die Apoptose.

Der Urtica-Extrakt wirkt als Aromatase-Hemmer ebenfalls anti östrogen und wegen seines Ein-flusses auf die Wachstumsfaktoren antiproliferativ. Der Extrakt verzö-

gert die Hyperplasie und interagiert mit dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG). Zudem inhibiert es die Leukozyten-Elastase und hemmt damit die Entzündung.

Dank dieses breiten Wirkprofils kommt es zu weniger unerwünsch-ten Nebenwirkungen im Vergleich mit selektiven 5α-Reduktase-Hemmern. Denn der Anstieg der Reduktase und die Bildung von Östrogen können Gynäkomastie, Sekretion aus der Brustdrüse, Kno-ten in der Brust sowie Libido- und Errektionsstörungen verursachen.

In einer randomisierten, dop-pelblinden, multizentrischen Pla-cebo-kontrollierten Studie2 mit 257 Patienten wurden 129 Männer 24 Wochen lang mit Prostagutt-F® zweimal täglich behandelt. Danach erhielten auch die Probanden aus

der Placebo-Gruppe ebenfalls das Phytopharmakon. Nach 24 Wochen hatten diese einen ähnlichen IPSS-Score erreicht, wie diejenigen, die von Beginn an das Verum erhalten hatten (minus sechs Punkte versus minus vier Punkte im Placebo-Arm). In Woche 96 hatte der Score um 53 % abgenommen. Irritative und obstruktive Beschwerden bes-serten sich, der Uroflow stieg um 19 %, der Restharn nahm um 44 % ab und auch das Prostata-Volumen reduzierte sich um 6,5 %.

In einer weiteren Studie ver-minderte die Sabal-Urtica-Kom-bination im Vergleich zu Placebo die Nykturie (66,9 % versus 54 %) und den imperativen Harndrang (35 % versus 21 %).3 In einer Ver-gleichsstudie4 von Prostagutt-F mit Finasterid waren die Ergeb-

nisse vergleichbar. Das maximale Harnsekunden-Volumen unter-schied sich nach 48 Wochen nicht (p = 0,19), gleiches gilt für den IPSS-Score A (p = 0,54). Während einer Behandlung über 60 Wochen5 waren die Ergebnisse von Pros-tagutt-F und Tamsulosin gleich: Der IPSS fiel um zehn Pukte, die Responderrate war 32,4 % unter Prostagutt-F und 27,9 % unter Tamsulosin.

1. Satelliten-Symposium «PSA und Benigne Pro-statahyperplasie: What’s IN? What’s OUT?», SwissFamilyDocs Conference 2012, Lausanne, 31.08.2012.

2. Lopatkin N et al., Efficacy and safety of a com-bination of Sabal and Urtica extract in lower urinary tract symptoms-long-term follow-up of a placebo-controlled, double-blind, multicenter trial. Int Urol Nephrol. 2007; 39(4) : 1137–1146.

3. Oelke M et al., Therapie-Report 2009, 68: 1–4.

4. Sökeland J et al., Combination of Sabal and Urtica extract vs. finasteride in benign prostatic hyperplasia (Aiken stages I to II). Comparison of therapeutic effectiveness in a one year double-blind study. J Urologe (A) 1997; 36(4): 327–333.

5. Engelmann U et al., Efficacy and safety of a combination of sabal and urtica in lower uri-nary tracts symmproms. A randomized, double blinded study versus tamsulosin. Arzneimittelfor-schung (2006); 56(3): 222–229.

6. Madersbacher et al., Plant extracts: sense or nonsense? Curr Opin Urol 2008; 18: 16–20.

7. Roehrborn CG et al., The effects of combina-tion therapy with dutasteride and tamsulosin on clinical outcomes in men with symptomatic benign prostatic hyperplasia: 4-year results from the CombAT study. Eur Urol. 2010 Jan; 57(1): 123–131.

8. Andriole GL et al., Clinical usefulness of serum prostate specific antigen for the detection of prostate cancer is preserved in men receiving the dual 5-alpha-reductase inhibitor dutasteride. J Urol 2006; 175: 1657–1662.

Gekürzte Fachinformation Prostagutt®-F. Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: 160 mg standardisierter lipophiler Trockenextrakt aus Sägepalmfrüchten und 120 mg Trockenextrakt aus Brennnesselwurzel, eingestellt auf 18 mg Aminosäuren. Hilfsstoffe: Color.: E 131. Indikationen: Prostatabeschwerden und Miktionsstörungen infolge Prostatahyperplasie. Dosierung: 2-mal täglich 1 Kapsel unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Die Dauer der Anwendung ist zeitlich nicht begrenzt. Eigenschaften/Wirkungen: Sabalextrakt wirkt inhibitorisch sowohl auf die 5α-Reduktase als auch auf die Aromatase. Urticaextrakt hemmt die Aromatase. Die Kombination der Extrakte in Prostagutt®-F führt bezüglich der Aromatasehemmung zu einem deutlich additiven Effekt. Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen können leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Interaktionen: Keine bekannt. Packungen: Kapseln 50 und 120. Verkaufskategorie: D. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Arzneimittelkompendium der Schweiz. Schwabe Pharma AG, Erlistrasse 2, 6403 Küssnacht am Rigi, Tel. 041 854 18 60.

IMPRESSUM | Idee und Konzeption: INTER MEDICAL, Grosspeterstrasse 23, Postfach, 4002 Basel · Information: Schwabe Pharma AG · Objektleitung: Winfried Powollik · Redaktion: Winfried Powollik · Layout: Michael Köb · Produktion: Dominique Hirter © Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages · MT 43/2012

Inter Medical Report

Prof. Dr. Dr. Dieter Loew, Wiesbaden

Prof. Dr. Franz Recker,Prostata- Zentrum, Kantonsspital,Aarau

Wirkprofile im Vergleich

ARI ARA Sabal Urtica

Hemmung von 5-α-Reduktase × ×

Hemmung Aromatase × ×

Blockade α1-Rezeptoren × ×

antientzündliche Wirkung × ×

antiproliferative Wirkung × × ×

immunmodulatorisch ×

Verkleinerung Prostatavolumen ×

Gleiche Regeln wie bei chemischen Substanzen

Hohe Anforderungen an das Phytopharmaka-PrüfschemaLAUSANNE – Pharmakokinetik, Wirkmechanismus, Bioverfügbar-keit und Interaktionen gehören wie bei den synthetischen Arznei-mitteln zu den Grundlagen des pharmakologischen Prüfschemas. «In der Phyto-therapie haben wir es mit Mehrstoffgemischen zu tun, im Gegensatz zur Einzelstruktur im chemisch definierten Arzneimittel», erklärte Prof. Loew.

Die Wirkstoffbestandteile eines pflanzlichen Arzneimittels reagieren agonistisch, komplementär und auf unbekannte Art und Weise. Bei der Prüfung wird deshalb grosser Wert darauf gelegt, unbekannte toxische Faktoren auszuschliessen.

Untersucht wird, ob sie leber,-, oder nierentoxisch sind, ob sie zentralnervöse Effekte haben und vieles mehr. So werden in toxikolo-

gischen Untersuchungen Genotoxi-zität, Mutagenität und Reproduk-tionstoxizität ausgeschlossen. Die Qualität muss stimmen. «Extrakt ist nicht gleich Extrakt», betonte Prof. Loew. Um beispielsweise die wirksamen Strukturen zu erhalten, muss lipophil extrahiert werden, bei wässriger Extraktion gewinnt man nur Flavoide und Mineralsalze. Die Firmen müssen nachweisen, dass ihr Extrakt toxikologisch unbedenklich und wirksam ist.

Wenn das Präparat als sicher gilt, werden die Wirksamkeitsstudien als pharmakologische Studien in vitro und in vivo und die klinischen Stu-dien Phase 1 bis 4 durchgeführt.

«Unsere pflanzlichen Arzneimit-tel sind heute strenger untersucht als manch chemisch definiertes Arznei-mittel», so der Experte.

Wirkprofile von 5α-Reduktase-Hemmer (ARI), α1-Rezeptorantagonist (ARA) sowie Sabal und Urtica (nach D. Loew)