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Internal Impact?! Leitungspraktiken von
Universitätspräsidenten
Speyerer Wissenschaftstage 2016 Impact von Wissenschaft und Hochschulen
14.-15.10.2016
PD Dr. Bernd Kleimann
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH
Hannover
GZ KL 1344/2-1
2 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Vorbemerkung zur Analyse von Impact
1. Identifikations-/Beobachtungsproblem
2. Kausalitätsproblem
3. Intentionalitätsproblem
4. Messbarkeitsproblem
5. Bewertungsproblem
3 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Inhalt
1. Zur Relevanz des Themas „Universitätsleitung“
2. Theoretischer Hintergrund
3. Methode
4. Die Universität als „multiple Hybridorganisation“
5. Die präsidiale Rolle
6. Präsidiale Leitungspraktiken
7. Fazit
4 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Die Leitung von Universitäten
gilt als anspruchsvolle und –
so ein Präsident – „nicht
vergnügungssteuerpflichtige“
Aufgabe.
„Universities are complex and
difficult organizations to
describe, let alone manage
and govern.“ (Delbecq et al.
2013)
1. Relevanz des Themas
Modifikation des Governance-
Regimes im deutschen
Hochschulsystem
Rechtliche Stärkung der
Hochschulleitung im Zuge von
NPM und universitärer
„Organisationswerdung“
verstärkte öffentliche
Aufmerksamkeit gegenüber
Leitungsebene
Die Leitung von Universitäten als Forschungsdesiderat
5 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
(Hochschul-)Organisationen als soziale Systeme (Luhmann 1964, 2000; Kühl 2011)
Organisationen operieren und reproduzieren sich über Entscheidungen (als Kommunikationsform).
Entscheidungen werden durch „Entscheidungsprämissen“ der Organisation gelenkt. Personal und Mitgliedschaft Programme Kommunikationswege Kultur
formale Entscheidungskommunikation versus informelle entscheidungsbezogene Kommunikation
2. Theoretischer Hintergrund
6 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Interviews
sieben explorative, offene Interviews mit Präsidenten und anderen Experten
22 halbstandardisierte Leitfadeninterviews mit Präsidenten in drei Interviewserien
Sampling der Gesprächspartner unter dem Gesichtspunkt kontrastierender Fälle nach universitäts- (Sitzland, Größe, Fächerspektrum etc.) und amts-/personenbezogenen Kriterien (Amtszeit, Alter etc.)
Grundgesamtheit: 73 staatliche Universitäten ohne Spezialhochschulen
vorab recherchiertes universitäres Reformprojekt als Gesprächsgegenstand
theoriegeleitete, offene, iterative Codierung der Interviewtranskripte mit AtlasTi
Medienanalyse
Frequenzanalyse dreier Typen von Artikeln mit Bezug zur Hochschulleitung aus ZEIT, Forschung & Lehre und DUZ (2000-2010)
3. Methode
7 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Diskurs: Universitäten als „anomale“, „singuläre“, „paradoxale“, „dilemmatische“, „unvollständige“ Organisationen
Hybridorganisationen als Formen einer Kopplung divergierender System-rationalitäten oder institutioneller Logiken
These: Die deutsche Universität als ,multipler Hybrid‘: Inkonsistenzen und Wider-sprüchlichkeiten in allen Entscheidungsprämissen
Personal / Mitgliedschaft: widersprüchliche Mitgliedschaftsstrukturen und Mitgliedschaftsrollen (Professoren als Semi-Professionals, Studierende als Mitglieder, Nutzer, Klienten, Kunden)
Programme: Konflikt zwischen Forschung und Lehre; quantitativer Aufgabenzuwachs; externe vs. interne Programmierung; administrative Konditionalprogramme vs. akademische Zweckprogramme
Kommunikationswege: doppelte Hierarchie; starke Stellung des Professors als weisungsfreier Beamter; Entstehung von ,Demobürokratien‘ (Luhmann) zur Abfederung externer Legitimationsanforderungen
Kultur(en): kulturelle Pluralität (Verwaltung vs. akademischer Bereich; Statusgruppen; Fächer); zudem universitätsspezifische Entscheidungskultur (Nichtangriffs-, Partizipa-tions-, Konsensprinzip)
4. Die Universität als multiple Hybridorganisation
8 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Universität
Schule
Forschungsinstitut
Verwaltungsorganisation
Professionsorganisation
Unternehmen
9 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Schule
Forschungsinstitut
Professionsorganisation
Verwaltungsorganisation
Unternehmen
10 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Entrepreneurial‘ is taken in this study as a characteristic of social systems; that is, of entire universities and
their internal departments, research centers, faculties and schools. The concept carries the overtones of
,enterprise’ – a willful effort in institution-building that requires much special activity and energy. Taking
risks when initiating new practices whose outcome is in doubt is a major factor. An entrepreneurial
university, on its own, actively seeks to innovate in how it goes about its business. It seeks to work out a
substantial shift in organizational character so as to arrive at a more promising posture for the future.
Entrepreneurial universities seek to become ,stand-up’ universities that are significant actors on their own
terms.” (Clark 1998: 3f.)
Die unternehmerische Universität
11 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Hochschul-IT
Informationstechnologie in der
Hochschulverwaltung
Hochschulforschung
Studium, Lehre, Forschung, Finanzierung
Hochschulentwicklung
Bau, Bedarf, Ressourcen, Organisation
Unternehmen* Universitäten
Refinanzierung über Leistungsabgabe → Profitmaximierung und Innovation
Refinanzierung durch staatliche Alimentierung → Legitimation
autonome Entscheidung über Entscheidungsprämissen
staatliche Fremdprogrammierung zentraler Entscheidungsprämissen
institutionalisierte Zweckmobilität und flexibilitätsorientierte Konditionalprogramme
Forschung und Lehre als institutionalisierte Zweckprogramme und rigide Konditionalprogramme
Entscheidungsautonomie bezüglich Personal
Einflussmöglichkeit nur bei Einstellung von Professoren
Pyramidale Verteilung formaler Entscheidungsbefugnisse; autonome Grenzziehung nach außen
Mehrebenensystem von Entscheidungsbefugnissen; heteronome Grenzziehung nach außen
Genese in funktional differenzierter Gesellschaft
Genese in stratifikatorisch-ständischer Gesellschaft
* vgl. Kette 2012
4. Die Universität als multiple Hybridorganisation
12 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Die unternehmerische Universität
Tiefenphänomen:
Entwicklung der Universität zum Unternehmen
Oberflächenphänomen: Transfer der
Unternehmenssemantik und strukturelle Bricolage
13 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
5. Präsidiale Rolle: Formalstruktur
(Uneinheitliche) Stärkung der Formalstruktur der Leitungsposition gegenüber dem traditionellen Modell des Repräsentanten der akademischen Korporation (Hüther 2010; Bogumil et al. 2013)
Erweiterte Sach- und Personalkompetenzen
Entscheidungsförderliche Strukturbedingungen (Größe des Präsidiums, Hauptamtlichkeit der Mitglieder, Herkunft der Amtsinhaber, Amtsdauer, interne Entscheidungsstrukturen, Wahl-/Abwahlregelungen; Hüther 2010)
Zunehmende Unterschiede zwischen den Landeshochschulgesetzen
Vervielfältigung universitärer Verhandlungssysteme
Keine einheitliche, bundesweite ,Managerialisierung ‘
14 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Insgesamt: intensivierte Berichterstattung über Hochschulleitung
Steigende Aufmerksamkeit in hochschulinteressierter Öffentlichkeit (ZEIT)
Kaum Aufmerksamkeitszuwachs beim Hochschulpublikum
5. Präsidiale Rolle: mediale Aufmerksamkeit
Divergenz zwischen allgemeinem und systemimmanentem Interesse
an Hochschulleitungsthemen
15 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Lokomotion
RepräsentationIntegration
„Ja, was ist die Aufgabe eines Präsidenten. Ich glaube, […] die hat mehrere
Dimensionen. Ich glaube, eine wichtige Aufgabe […] ist, integrativ zu wirken, […]
die Zentrifugalkräfte, die es in einer solchen Institution gibt, zu beherrschen und
insoweit diese Universität dann als eine Einheit insgesamt doch zu sehen und eine
Gesamtperspektive zu haben. Das zweite ist: immer wieder auch ein Motor zu sein
für Veränderungen. Veränderungen- Universitäten sind ja komischerweise
Institutionen, die radikale Ideen produzieren, aber selber eigentlich konservativ
sind, nicht. Und also da auch immer wieder Veränderungsprozesse, ich mag das
Wort nicht, also Change Management zu betreiben, Veränderungsprozesse in
Gang zu setzen, das ist, glaube ich, schon auch eine Aufgabe. Und das Dritte ist
natürlich nach außen hin, diese Hochschule eben im weiten Kontext Politik,
Gesellschaft, Wirtschaft zu präsentieren und da eine gute Position zu erreichen.“
5. Präsidiale Rolle: Selbstbeschreibung der Aufgaben
16 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Hochschul-IT
Informationstechnologie in der
Hochschulverwaltung
Hochschulforschung
Studium, Lehre, Forschung, Finanzierung
Hochschulentwicklung
Bau, Bedarf, Ressourcen, Organisation
University Presidents as Wise Leaders?
Kerr zufolge ist der Universitätspräsident…
„… leader, educator, creator, initiator, wielder of
power, pump; he is also officeholder, caretaker,
inheritor, consensus-seeker, persuader, bottleneck.
But he is mostly a mediator.”
(Clark Kerr 2001 [1963], S. 27)
5. Präsidiale Rollen: Rollenpluralität
17 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Lokomotion Integration
managerial/
direktiv
kollegial/
nicht-direktiv Streitschlichter
Moderator
Ideengeber
Macher
Motor für
Veränderungen
Mittler
Mediator
,Intervenierer ‘
,Anschubser‘
Manager
Entscheider
Katalysator
Modernisierer
,Richtungsweiser‘
Pate
Kümmerer
Politiker
Dirigent
Gärtner
,Akzeptanzerzeuger‘
1
3
2
4
5
,Verantwortungsträger
‘
,Arzt‘
,Enabler‘
Weichensteller /
Türöffner
„… dass es eine kom-binierte Rolle zwischen Moderation, Gestal-tung und Entscheidung ist.“
5. Präsidiale Rolle: Selbstbeschreibungen
18 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken
Leitungspraktiken
Beobachtung (Informationsgewinnung)
Einflussnahme (über Kommunikation)
Kontextsteuerung (über Handlungskontexte)
direkte Beobachter erster Ordnung
indirekte Beobachter zweiter Ordnung
medienvermittelte via Verbreitungsmedien
kombinierte Nutzung aller drei Beob-achtungsformen
aktional Initiierung von Handlungen
kognitional persuasive/argumentative Mo-difikation von Überzeugungen
emotional Beeinflussung von Affekten und Stimmungslagen
relational Gestaltung von sozialen Beziehungen und Netzwerken
repräsentational Behauptung der universitären Identität
konstellativ Einrichtung informeller Gremien, AGen, Think Tanks etc.
personell Personal (Berufung)
prozedural Verfahrensvorschriften
ressourciell Geld, Stellen, Zeit etc.
reorganisational Änderung der ,Organisation der Organisation‘ (Synthese der übrigen Formen der Kontext-steuerung)
19 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Direkte Beobachtung
Media-Based Observation Combined Observation
„Also, bei den Berufungen nehme ich mir immer die Zeit und frage die, was haben sie bisher gemacht, was haben sie eigentlich vor. Die Gespräche dauern auch lang. Ich gehe teilweise mit vor Ort, weil mich ab und zu auch interessiert, wie die da so arbeiten. Ob die Assistenten eigene Räume haben, in der Bibliothek sitzen. Also, häufig sind es ja so ganz spezifische Kulturen, die einfach da sind, oder wie die Bibliotheksbestände sind. […] Ich habe sehr viele […] Vorortbegehungen, indem ich mir Institute angucke, in die Büros gehe, mir mal Räume aufschließen lasse. Einfach um zu sehen, was läuft da eigentlich. Und, und dann gibt es Kaffee, und man setzt sich zusammen und plaudert.“
6. Präsidiale Leitungspraktiken: Beobachtung
20 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Indirekte Beobachtung
über Beobachter zweiter
Ordnung
“Ich glaube es ist wichtig, dass man zum einen ein Team hat, das solche Informationen immer wieder filtert, kanalisiert, sie aufbereitet, sie abgleicht mit den Verhältnissen, die man am einzelnen Hochschulstandort hat, und sie auch so vorbereitet, dass man als derjenige, der so etwas wie eine Führungsaufgabe wahrzunehmen hat, sie auch dann entsprechend glaubhaft vertreten kann. Also das ist die Grundvoraussetzung dieser Aufbereitung und Umsetzung von Informationen.”
6. Präsidiale Leitungspraktiken: Beobachtung
21 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Indirekte Beobachtung
über Beobachter zweiter
Ordnung
„Also, wie in vielen Bereichen des Lebens, Kontakt und Kommunikation ist das A und O. Also, ich habe einen engen Kontakt zu denjenigen, wo ich die Informationen herhabe. Zum Beispiel aus der Politik, zum Beispiel zum Ministerium ganz stark, zum Beispiel zur Stadt, aber auch dann zu Institutionen, wenn es um außeruniversitäre Forschungseinrichtungen geht, also zu den Trägern dieser außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Also […], da muss ein intensiver und vertrauenswürdiger Kontakt da sein. Und man muss das Gefühl haben, dass man wirklich alle Informationen vollständig erhalten hat. Aber das lernen Sie in dem Job, sage ich mal.“
6. Präsidiale Leitungspraktiken: Beobachtung
22 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken
Leitungspraktiken
Beobachtung (Informationsgewinnung)
Einflussnahme (über Kommunikation)
Kontextsteuerung (über Handlungskontexte)
direkte Beobachter erster Ordnung
indirekte Beobachter zweiter Ordnung
medienvermittelte via Verbreitungsmedien
kombinierte Nutzung aller drei Beob-achtungsformen
aktional Initiierung von Handlungen
kognitional persuasive/argumentative Mo-difikation von Überzeugungen
emotional Beeinflussung von Affekten und Stimmungslagen
relational Gestaltung von sozialen Bezie-hungen und Netzwerken
repräsentational Behauptung der universitären Identität
konstellativ Einrichtung informeller Gremien, AGen, Think Tanks etc.
personell Personal (Berufung)
prozedural Verfahrensvorschriften
ressourciell Geld, Stellen, Zeit etc.
reorganisational Änderung der ,Organisation der Organisation‘ (Synthese der übrigen Formen der Kontext-steuerung)
23 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Identitätsprobleme deutscher Universitäten
Beobachtbarkeit
Autonomie/Heteronomie
Interne Steuerung
Zweckprogrammierung
Reputation und Status
Existenzgefährdung
Kulturelle Vielfalt (holografisch und idiografisch)
Weisungen, Anordnungen (Sanktionspotenzial auf der Basis der Mitgliedschaftsregeln): formale Macht begrenzt durch limitierte Zuständigkeiten, Mitentscheidungsrechte und informelle Einflusspotenziale.
Leitung über Weisung ist etwas, „was wir auch gar nicht wollen, denn es läge mir fern, sozusagen einem Kollegen vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Das kann man nur im Konflikt machen, wenn es also gar nicht mehr anders geht.“
Entscheidung gegen Widerstand aufgrund hoher ,Kosten‘ nur als ,ultima ratio‘, d.h. unter der Bedingung der zeitlichen Exzeptionalität, sachlichen Relevanz und partiellen sozialen Akzeptanz der Entscheidung
Ambivalente Haltung der Präsidenten gegenüber dem Machtbegriff
6. Präsidiale Leitungspraktiken: aktionale Praktiken
Aktionale Praktiken
Formale Praktiken
Informelle Praktiken
informelle, nicht auf Mitgliedschaftsregeln beruhende Sanktionspotenziale (informelle Macht)
Breites Spektrum aktionaler Kommunikationsformen (hierarchienah – hierarchiedistant): ,Politik per Vorlage‘; Instrumentalisierung von Entscheidungsorganen; autoritative Ratschläge; informelle (Rücktritts-)Drohungen; Letztes Wort-Taktik, Tauschgeschäfte, Appelle, Vorschläge, Bitten.
Autoritativer Ratschlag (Wiesner 2001): „Also, das fand ich immer interessant. […] weil der Präsident, bei uns jedenfalls, […] er leitet, aber er hat nicht die Entscheidungsbefugnis. Und trotzdem, es ist ganz oft so gewesen, dass wenn wir länger diskutiert haben, dass, wenn ich dann sagte: "Ich glaube, wir sollten das so machen.", oder ich sage: "Ich bin der und der Meinung.", dass das dann häufig auch schon die Entscheidung war, dass die anderen das sofort akzeptiert haben.“
24 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Identitätsprobleme deutscher Universitäten
Beobachtbarkeit
Autonomie/Heteronomie
Interne Steuerung
Zweckprogrammierung
Reputation und Status
Existenzgefährdung
Kulturelle Vielfalt (holografisch und idiografisch)
funktionales Äquivalent der limitierten formalen Macht der Präsidenten
normative Erwartungsstruktur (,Begründungspflicht‘): „An einer Universität funktioniert nichts, […] nichts wirklich und nachhaltig, was nicht begründbar und nachvollziehbar ist.“
„Viele Möglichkeiten, glaube ich, hat man gar nicht. Die Hauptmöglichkeit, die man hat, ist zu überzeugen. Im Gespräch zu überzeugen.“
Überzeugungsarbeit: zeitlich aufwändig (Zeitdimension); Adressaten sind v.a. „Leistungs-träger“ und „Meinungsführer“ (Sozialdimension); Orientierung am Konsens als Ideal diskursiver Wahrheitsfindung (Sachdimension)
6. Präsidiale Leitungspraktiken: kognitionale Praktiken
Kognitionale Praktiken
Argumentative Praktiken
Persuasive/manipula-tive Praktiken
Inkognito-Taktik: „[…] man muss sehr schnell gucken, ob man […] die Idee, die man hat, die man selbst innovativ findet, dass man die sozusagen im Bottom irgendwie reinträgt, so dass […] es da Leute gibt, die sagen: "Och, das ist eine gute Idee.", und sie das Gefühl haben, sie […] seien selber drauf gekommen. Das ist, also, das ist ein bisschen hinterlistig, aber das ist ein ganz wichtiger Punkt. Man muss Leute gewinnen, die das Gefühl haben, es war ihre Idee.“ (01 EP 15)
25 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken: relationale Praktiken
Dyadische Beziehungsgestaltung
Beziehungsgestaltung im ego-zentrierten Netzwerk
Brokerage
Beeinflussung der Be-ziehung zw. Präsident und Gesprächspartner (evtl. vor Publikum)
Beeinflussung der Be-ziehungen des Präsidenten zu verschiedenen Akteuren in einem auf den Präsidenten fokussierten Netzwerk
Beeinflussung von Be-ziehungen zwischen Personen durch den Präsidenten
26 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken: relationale Praktiken
Dyadische Beziehungsgestaltung
Beziehungsgestaltung im ego-zentrierten Netzwerk
Brokerage
Beeinflussung der Be-ziehung zw. Präsident und Gesprächspartner (evtl. vor Publikum)
Beeinflussung der Be-ziehungen des Präsidenten zu verschiedenen Akteuren in einem auf den Präsidenten fokussierten Netzwerk
Beeinflussung von Be-ziehungen zwischen Personen durch den Präsidenten
Man muss die unterschiedlichsten Menschen ernst nehmen. „[…] kann man aber schlecht theoretisch beschreiben, das ergibt sich aus der Situation. Ich muss einen Landtagsabgeordneten, der Neben-erwerbslandwirt […] ist, ganz anders behandeln als einen [ehemaligen Leiter einer Forschungs-förderungseinrichtung], das ist völlig klar. “
27 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken: relationale Praktiken
Dyadische Beziehungsgestaltung
Beziehungsgestaltung im ego-zentrierten Netzwerk
Brokerage
Beeinflussung der Be-ziehung zw. Präsident und Gesprächspartner (evtl. vor Publikum)
Beeinflussung der Be-ziehungen des Präsidenten zu verschiedenen Akteuren in einem auf den Präsidenten fokussierten Netzwerk
Beeinflussung von Be-ziehungen zwischen Personen durch den Präsidenten
„Also Sie müssen in die Fakultäten gehen, Sie müssen mit den Wissenschaftlern sprechen. Es muss sowieso, glaube ich, eine ganz Offene-Tür-Politik sein. Ich sage immer, bei mir können Sie reinplatzen, ich sitze in der Regel hier, aber ich bin natürlich auch relativ viel innerhalb der Universität unterwegs.“
28 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
6. Präsidiale Leitungspraktiken: relationale Praktiken
Dyadische Beziehungsgestaltung
Beziehungsgestaltung im ego-zentrierten Netzwerk
Brokerage
Beeinflussung der Be-ziehung zw. Präsident und Gesprächspartner (evtl. vor Publikum)
Beeinflussung der Be-ziehungen des Präsidenten zu verschiedenen Akteuren in einem auf den Präsidenten fokussierten Netzwerk
Beeinflussung von Be-ziehungen zwischen Personen durch den Präsidenten
Der Präsident sagt, dass er „[…] ein sehr enges Verhältnis habe hier zu den Institutsleitern. Von daher verstehe ich meine Funktion als Präsident auch, genau diese Bestrebung, die die im Rahmen von Kooperationen dann haben, zu unterstützen. Also, wir sprechen uns dann ab, wie kann ich diesen Prozess fördern? Muss ich das auf politischer Ebene einfädeln? Muss ich mit dem Boss von Fraunhofer oder mit Helmholtz sprechen, um Kooperationen anzubahnen. Da kann ich vielfach helfen und mache das dann auch in Absprache. Das ist sicherlich eine ganz wichtige Funktion.“
29 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Repräsentation (Aufbau und Behauptung) der universitären Identität durch kommunikative Akte des Präsidenten
Universitäre Identität als Selbstbeschreibung von kognitiven, evaluativen und normativen Ansprüchen
Meistern von Identitätsherausforderungen für die Universitätsorganisation, z.B.: lose interne Kopplung problematische Adressierbarkeit als korporativer Akteur widersprüchliche Zweckprogramme fehlendes Leistungsvertrauen Reputations- und Statusprobleme Abhängigkeit vom Staat Existenzgefährdungen durch Fusion o.ä.
6. Präsidiale Leitungspraktiken: repräsentationale Praktiken
30 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Prägung von Namen und Labeln
„Ich fand das ganz erstaunlich. Ich habe zuerst gesagt: ,Was soll der Quatsch?‘ […] das kostet nur einen Haufen Geld. Müssen wir die ganzen Schilder ändern und so.‘ Also, das hat eine halbe Million gekostet, die Umtaufe. […] Aber da hat der Präsident recht gehabt, im Ergebnis hat es so eine Art Corporate Identity gegeben.“
Formulierung universitärer Selbstansprüche
„Dieses Regulativ, dass man für sich seine Leistung erbringen muss, sonst gehen die Ressourcen runter, das geht bis zum Präsidium. Die einzelnen Lehrstühle, die Fachbereiche, […] die stecken alle in dieser permanenten Mühle, sich selber zu hinterfragen und zu gucken, ob es wirklich gut ist, was man macht. Und das gilt auch für meine Person.“
6. Präsidiale Leitungspraktiken: repräsentationale Praktiken
31 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Erfolgsnarrative „ Jetzt haben wir den turn around geschafft, wir haben die Studierendenzahlen, die damals in den Keller gingen, haben wir hier nicht nur gerettet, sondern sie veranderthalbfacht und haben die Kennziffern alle nach oben gefahren, gehören jetzt mit fünf unserer Studiengänge […] in die Spitzengruppe.“
Inszenierung als Vorbild „Von anderen nichts verlangen, was man nicht selber zu geben bereit ist. […] Ja, ich glaube, das ist das Prinzip von Führung. Sie müssen es vormachen. Und Sie können nicht per Ordre de Moufti anderen etwas abverlangen, weil die genau merken, die wissen alle, Sie selber würden es nicht bringen wollen. Das funktioniert nicht. Das heißt also, wenn die Uni sich anstrengen muss, dann muss sich eigentlich auch der Präsident anstrengen, das muss man auch sehen können.“ „Macht funktioniert an einer Universität nicht. Ich habe es da deutlich lieber, authentisch und mit eigener Überzeugung voranzugehen und die Leute mitzunehmen, indem die sagen: Jawohl, das nehmen wir ihm ab. Das ist der deutlich bessere Prozess.“
6. Präsidiale Leitungspraktiken: repräsentationale Praktiken
32 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Hochschul-IT
Informationstechnologie in der
Hochschulverwaltung
Hochschulforschung
Studium, Lehre, Forschung, Finanzierung
Hochschulentwicklung
Bau, Bedarf, Ressourcen, Organisation
University Presidents as Wise Leaders?
7. Fazit
Die präsidiale Leitung deutscher Universitäten lässt sich als ein hybrides
Modell zwischen kollegialer Entscheidungszurückhaltung und managerialer
Entscheidungsstärke beschreiben.
HybridesModell
Einflussstärke
gering hoch
Kollegiales Modell Manageriales Modell
mittel
33 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
Hochschul-IT
Informationstechnologie in der
Hochschulverwaltung
Hochschulforschung
Studium, Lehre, Forschung, Finanzierung
Hochschulentwicklung
Bau, Bedarf, Ressourcen, Organisation
University Presidents as Wise Leaders?
7. Fazit
Fragen im Hinblick auf die Analyse von Impact
Organisationsebene
- Welche Strukturen (Stellen, Programme; Kommunikationswege etc.) für die Initiierung, Beobachtung, Messung und Kommunikation von Impact werden geschaffen?
- Welche Diskursstrategien setzen Universität ein, um für die Sichtbarkeit von Impact in verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren zu sorgen?
Leitungsebene
- Wie lassen sich Qualität und Quantität der Effekte von Leitungshandeln messen (methodische Herausforderung)?
- Welchen Stellenwert haben Beiträge der Universität zu verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren in den identitätsbehauptenden Praktiken von Präsidenten?
34 Fußzeilenbereich für Titel oder Datum
PD Dr. Bernd Kleimann Deutsches Zentrum für Hochschul- und
Wissenschaftsforschung GmbH
Lange Laube 12 30159 Hannover
E-Mail: [email protected] www.dzhw.eu