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Bilanz und Perspektiven der Gruppe BG Ingenieure & Berater — Ausgabe 2012 TGV: Übung im Perthus-Tunnel Evakuieren unter Hochspannung Hochwasserschutz in Algerien Tödliche Fluten in der Wüste Interview Doris Leuthard zum Thema Energie

Interview Doris Leuthard zum Thema Energie - bg-21.com · Was war Ihre Motivation? E. A. Brugger: Energie Trialog Schweiz (ETS) ermöglicht einen strategischen Austausch auf dem aktuellen

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B i l a n z u n d P e r s p e k t i v e n d e r G r u p p e B G I n g e n i e u r e & B e r a t e r — A u s g a b e 2 0 1 2

TGV: Übung im Perthus-Tunnel

Evakuieren unter Hochspannung

Hochwasserschutz in Algerien

Tödliche Fluten in der Wüste

Interview

Doris Leuthard zum Thema Energie

Die BG-GruppeUmfassend. Die BG-Gruppe ist ein in-ternational tätiges Ingenieur- und Bera-tungsunternehmen. Das Angebot umfasst die Bereiche Infrastruktur, Umwelt, Hoch-bau und Energie. Die Kompetenzen sind in den Bereichen Wasser und Verkehr besonders ausgeprägt. BG ist bekannt für die Realisierung komplexer, interdiszipli-närer Projekte. Die Gruppe bietet massge-schneiderte und nachhaltige Lösungen für all ihre Auftraggeber und Projekte.

International. BG wurde 1954 in der Schweiz gegründet und beschäftigt heute rund 580 Mitarbeitende. Die Gruppe ver-fügt über Filialen in der Schweiz, in Frank-reich und Algerien und bearbeitet Projek-te in einer Vielzahl weiterer Länder.

Vielfältig. Die BG-Gruppe ist haupt-sächlich unter dem Namen BG tätig, bie-tet aber zusätzlich Dienstleistungen und Produkte unter folgenden Firmennamen an:

BG 2012 ■ 3

Editorial

LAURENT VULLIETCEO BG Ingenieure & Berater

«Es braucht grosse Anstrengungen – politisch

wie finanziell, kulturell wie technologisch.»

Energie – ein Wort, das uns derzeit täglich begegnet. Nie zuvor war die Thematik so akut, die Debatte so weltumspannend. Strategien zur Sicherung

der Energieversorgung bedingen komplexe Diskussionen der Politik, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Forschung und des Bildungswesens. Sie werden unsere Zukunft langfristig prägen.

Vor gut zwei Jahren proklamierten die UNO-Mitglied-staaten 2012 als das «Internationale Jahr der erneuer-baren Energie für alle». Sie konnten nicht ahnen, dass sich 15 Monate später in Fukushima ein noch nie da ge- wesenes Drama mit weitreichenden Auswirkungen auf die Politik ereignen würde. Nun rückt das Thema ins Zentrum der RIO+20-Konferenz, an der die Welt laut dem UNO-General sekretär vor der Aufgabe steht, «Wachs-tum, Energie, Wasser- und Nahrungsversorgung, Armut, Klimawandel, Biodiversität sowie die Stärkung der Frauen in einen Zusammenhang zu stellen».

In der Schweiz hat der Bundesrat am 25. März 2011 seinen Willen bekräftigt, eine hohe Energieversorgungs-sicherheit des Landes zu garantieren – und dies in ab seh- barer Zeit ohne Atomstrom. Die Herausforderung ist ge- waltig, doch Lösungen existieren, wie die für das Dossier zuständige Bundesrätin Doris Leuthard im Interview erklärt, das sie uns exklusiv gewährt hat.

Neben den Regierungen sind noch viele andere Akteure von der Thematik betroffen. Einige lernen wir auf den folgenden Seiten kennen. Sie alle sind sich einig: Nur ein ganzheitlicher Ansatz mit grossen Anstren- gungen auf politischer, finanzieller, kultureller und tech nischer Ebene wird die entscheidenden Lösungen ermöglichen.

Auch die Gruppe BG Ingenieure & Berater mit ihren Tochterfirmen wird ihren Anteil leisten, vorab bei den erneuerbaren Energien und ihrer rationellen Verwendung. Die grosse Erfahrung und die interdis- ziplinäre Vorgehensweise machen BG auf diesem Feld zum bevorzugten Partner. Einige typische Projekte aus den Bereichen Verkehr, Wasser und Bau stellen wir Ihnen in diesem Magazin vor. Sie alle verbindet ein einziges Schlüsselwort: Energie.

Laurent Vulliet

4 ■ BG 2012

FRANk DoppENBERGVerantwortlicher Bereich Energie, BG Ingenieure & Berater

«komplexe projekte steuern»Sie koordinieren den Kompetenz­bereich Energie von BG. Betrifft das Energiethema alle Ingenieur­disziplinen?F. Doppenberg: Energie — abgeleitet vom altgriechischen Begriff «energeia» (Wirk-samkeit) — wird vom Menschen seit Urzei-ten genutzt. Raffinierte Anwendungen waren etwa die römischen Thermen oder Mühlen. Bis heute ist Energie in unserem Alltag omnipräsent: in unseren Wohnun-gen, in der Industrie, in der Infrastruktur für das Verkehrswesen auf Strasse und Schiene, beim Antrieb von Fahrzeugen. Die Tätigkeitsfelder aller Ingenieurberufe sind also mehr oder minder betroffen.

Wie kann BG mithelfen, die Herausforderungen in der Energiefrage zu lösen?F. Doppenberg: Die Herausforderung be-steht darin, erneuerbare Energie sauber zu produzieren und über grosse Distan-zen zu transportieren, in grossen Mengen zu speichern und effizient zu nutzen. Dank dem interdisziplinären Know-how kann BG komplexe Projekte planen und betreuen — etwa den Bau von Niedrig-energiegebäuden oder von Anlagen zur Stromproduktion aus Solar-, Wasser-, Geothermie- oder Biomasseenergie.

«Impulse geben»2009 haben Sie die Erkenntnisse der Groupe de Réflexion Energie Trialog Schweiz veröffentlicht. Was war Ihre Motivation?E. A. Brugger: Energie Trialog Schweiz (ETS) ermöglicht einen strategischen Austausch auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Dieser wird auf professio-nelle Weise von Vertretern der Wissen-schaft, der Zivilgesellschaft und der Wirt-schaft geführt. Auf diese Weise möchten wir Impulse für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Energiepolitik geben.

Wo sieht ETS die Prioritäten?E. A. Brugger: In einem fundamentalen Kurswechsel der Schweizer Energiestra-tegie, ermöglicht durch eine bindende Übereinkunft der betroffenen Kreise. Es gilt, die Energieeffizienz massiv zu ver-bessern und die «zweite Revolution der Elektrifizierung» zu beschleunigen. Doch auch so wird die Energienachfrage nicht vollständig befriedigt werden können. In-nerhalb der Gruppe ETS besteht noch kei-ne Einigkeit über den einzuschlagenden Weg. Die Schweiz kommt nicht darum herum, sich in den europäischen und glo-balen Energiemarkt zu integrieren.

«kernfusion – heiliger Energie-Gral»Auch für die Bildung und Forschung ist das Thema Energie eine Herausforderung. Was bietet die ETH Lausanne?H. B. Püttgen: In den Industrieländern besteht die Herausforderung darin, die Beeinträchtigung der Umwelt zu vermin-dern, indem wir Energie rationeller nut-zen und vermehrt auf erneuerbare Ener-gien setzen, ohne die Lebensqualität zu senken. In den Schwellenländern hinge-gen gilt es, die enorme Nachfrage zu be-friedigen und zugleich die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Die ETH Lausanne will mit dem Energy Center in beiden Bereichen einen Beitrag leisten.

Welches sind Ihre Prioritäten für die Schweiz und Europa?H. B. Püttgen: Die Stärken der ETH Lau-sanne liegen in den Bereichen Wasser-kraft, Fotovoltaik und Bioenergie. Die sys-temische Integration der erneuerbaren Energien verfolgen wir in Zusammen-arbeit mit der Industrie. Weitere Schwer-punkte sind Energiefragen im urbanen Umfeld, die nachhaltige Produktion sowie die Speicherung von Wasserstoff. Auch bei der Kernfusion, dem heiligen Energie-Gral, wollen wir unbedingt am Ball blei-ben.

ERNsT A. BRUGGERGeschäftsführer Energie Trialog Schweiz

HANs BjöRN püTTGEN Direktor Energy Center der ETH Lausanne

Energie: Wie weiter?Die Energiefrage steht weltweit ganz oben auf der Traktandenliste.

Der Verbrauch steigt. Welche Lösungen versprechen am meisten Erfolg? Sechs Antworten aus der Fachwelt.

Meinungen

BG 2012 ■ 5

«Vorgaben zur Energiebilanz»Wie beurteilen Sie als Präsident der Energiekommission des Schweizerischen Ingenieur­ und Architektenvereins SIA die Rolle der Ingenieure und Architekten in der Energiefrage?A. Altenburger: Bezüglich Nachhaltigkeit von Neu- und Altbauten nehmen sie eine Schlüsselrolle ein. Das gilt auch für den Energieaspekt. Spätestens bei der Um-setzung entsprechender Konzepte sind Fachwissen und interdisziplinäre Kompe-tenz des Planers gefragt. Den derzeit sachgerechten Rahmen bieten das SIA-Energiekonzept und die SIA-Vorgaben zur Energiebilanz.

Welchen Beitrag kann die SIA konkret leisten?A. Altenburger: Seit 1988 bilden die Grenzwerte der SIA-Norm 380/1 die aner-kannte Grundlage zur Beurteilung von Energiequalität. Die Aufmerksamkeit rich-tete sich damals auf die Wärmeenergie, wobei sich mittlerweile deutlich tiefere Werte — 30 bis 40 kWh/m2 anstatt 150 bis 200 — durchgesetzt haben, vor allem bei Neubauten. Daraus entwickelte sich mit der Zeit eine umfassendere Betrach-tungsweise. Gegenwärtig konzentriert sich der SIA auf die Gebäuderenovation und die Weiterbildung. Zudem planen wir, neue Normen zu erlassen.

«Die Energie des Meeres nutzen»Wo setzt eine Stadt wie Marseille im Energiebereich Schwerpunkte?M. Tardy: Im Zug der Revision der Raum-planungsordnung möchte die Stadt die Umweltbelastung durch Hoch- und Tief-bauten langfristig und wirksam vermin-dern, energieeffiziente Sanierungen und Neubauten begünstigen und die erneuer-baren Energien fördern. Wir unterstützen zum Beispiel die Installation von Photo-voltaik- und Warmwasser-Solaranlagen auf Gebäuden sowie Versorgungsnetze auf der Basis erneuerbarer Energien.

Können Sie einige konkrete Lösungen nennen?M. Tardy: Unsere Dienststelle hat den Auftrag, die technische, rechtliche und finanzielle Machbarkeit eines Projekts zur Nutzung der Wärmeenergie im Meer-wasser zu nutzen. Mit diesem liessen sich zwei Millionen Quadratmeter der geplan-ten Bauten im Rahmen des Stadtentwick-lungsprojekts Euroméditerranée im nörd-lichen Küstenabschnitt heizen und küh-len. Dieses Vorhaben zur Nutzung der erneuerbaren Energie im Meer hat es dank seinem innovativen Ansatz in die Projektauswahl des Ecocité-Programms geschafft. Die Stadt wird Mitte 2012 ent-scheiden, ob es realisiert wird.

«Ein grosses Inves-titionsprogramm»Was sagen Sie als Chef eines der grössten Elektrizitätsversorger der Schweiz zum geplanten Atomausstieg?P.-A. Urech: Dieses Ziel ist für die Elektri-zitätsversorgungsunternehmen zweifel-los eine Herausforderung, denn sie müs-sen die Versorgung ihrer Kunden jeder-zeit garantieren können. Um sie zu meis-tern, will Romande Energie weiter in Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien investieren, in einer Übergangs-phase aber auch auf Erdgaskraftwerke. Gleichzeitig fördern wir die Energieeffi-zienz aktiv und sehr konkret.

Auf welche Lösungen setzt Romande Energie?P.-A. Urech: Wir planen den Bau von über 20 Wasserkraftwerken bis 2025. Dazu kommen etwa 40 Windturbinen, mehrere Bioenergieanlagen, rund 500 bedeuten-de Solarenergieanlagen, ein geothermi-sches Kraftwerk sowie Beteiligungen an Erdgaskraftwerken im In- und Ausland. Das Investitionsprogramm beläuft sich insgesamt auf über eine Milliarde Fran-ken, wovon 590 Millionen für erneuer-bare Energien und 270 Millionen für gros-se Wasserkraftwerke eingesetzt werden.

MARIoN TARDyProjektleiterin, Direktion Nachhaltige Raumplanung und Stadtbau, MarseilleADRIAN ALTENBURGER

Präsident der SIA-Kommission für Energiefragen

pIERRE-ALAIN UREcHGeneraldirektor Groupe Romande Energie Holding SA

6 ■ BG 2012

Inhaltsverzeichnis

BG trifft künftige Ingenieure

Seite 9

Kontaktbörsen

«Energie – ein selbst-verständliches Thema»

Seite 11

Interview

«Wir sind auf der gleichen Wellenlänge»

Seite 8

People

Evakuieren unter Hochspannung

Seite 14

Perthus-Tunnel

kartoffeln, öl … und viel, viel Wasser

Seite 18

frigemo

Mit vereinten kräften

Seite 24

UBS Genf

«Ein grosser Erfolg für unser Team»

Seite 20

Zölly-Tower Zürich

AUF DER TITELsEITE:Bundesrätin Doris Leuthard

im Interview.

BG residiert am Vierwaldstättersee

Seite 10

Filiale Luzern

BG 2012 ■ 7

Verkehr nach Drehbuch

Seite 30

Grossbaustelle Cityring

Der schlüssel zur Zukunft

Seite 26

Energieplanung

Mit 320 km/h durch den Berg

Seite 36

Saverne-Tunnel

Vom Unort zum Wohnort

Seite 38

Belastete Standorte

Tödliche Fluten in der Wüste

Seite 32

Hochwasserschutz in Algerien

2011 im Rückblick

Seite 44

Geschäftsbericht

Greetings from singapore

Seite 47

Schlusspunkt

Alle Adressen – alle Nummern

Seite 46

Kontakte/Impressum

Wenn das korsett zu eng wird

Seite 40

Reuss

People

philippe pons über pierre kohler:Nach dem tragischen Unfall im Mont-Blanc-Tunnel wurde in Frank-reich der nationale Sicherheitsausschuss für Strassenbauten ge-gründet. Als einziger Ausländer nahm Pierre Kohler darin Einsitz. Die Arbeit mit ihm gestaltete sich sofort sehr einfach und er liess natürlich bald durchsickern, dass ich bei BG willkommen wäre. Ich bin ein Mann des Worts und loyal gegenüber der Firma, in der ich mich engagiere. Aber nach einem Strategiewechsel meines Arbeit-gebers fühlte ich mich frei, zu BG zu wechseln. Pierre hat mich dabei unterstützt. Und er tut es bis heute.

Vertrauen. Pierre hat mir sofort vertraut, als wir ein neues Sys-tem auf der Basis von horizontal strukturierten und interdiszi-plinären Kompetenznetzen aufbauten. Die damit verbundene und

für BG typische Dynamik ist für das traditionell zentralistisch ge-prägte Frankreich eher unüblich. Das Vertrauen zwischen uns und generell bei BG ermöglicht es, viele neue Ansätze zu entwi-ckeln. Und Pierre ist immer offen für Diskussionen.

Meist per Telefon. Ich tau-sche mich häufig mit Pierre über die nächsten Schritte oder über anstehende Entscheidungen aus. So können Missverständnisse gar nicht erst entstehen. Ich schätze

sehr, dass er für mich telefonisch meistens erreichbar ist, das ist persönlicher als die Kommunikation per E-Mail — seine Stimme verrät mir, wie meine Botschaften bei ihm ankommen. Abgesehen davon musste ich mich als Pariser schon an gewisse Eigenheiten der Sprache gewöhnen, etwa beim Begriff «Honorarnote», den es in Frankreich nicht gibt. Dank Pierre habe ich das aber schnell be-griffen und mich in die Kultur unserer Firma integriert. J

«Wir sind auf der gleichen Wellenlänge»

pierre kohler über philippe pons:Ich bin Pierre Pons 2004 in Paris zum ersten Mal begegnet. Da-mals arbeitete er für ein anderes Unternehmen. Zusammenge-führt hat uns ein erstes gemeinsames Projekt, bei dem wir Unter-lagen zur Sicherheit von Strassentunneln in Frankreich erstellen mussten. Die Zusammenarbeit gestaltete sich sofort sehr unkom-pliziert und professionell, nach dem Motto: Ziele setzen — und die-se erreichen.

In der Flughafenbar. Aus strategischen Gründen wollten wir damals unsere Präsenz in Frankreich im Bereich Infrastrukturen im Land selber und nicht von der Schweiz her ausbauen. Philippe Pons war bereits in dieser Branche verankert und aktiv. Seine Talente blieben uns nicht verborgen — er ist kompetent, engagiert, sympathisch und kann motivie-ren — und so konnten wir ihn 2005 für BG gewinnen. Das ers-te Gespräch über seine Zukunft bei BG fand übrigens in einer Bar in Orly statt, bevor wir ins Flug-zeug stiegen.

Eine Persönlichkeit. Zu mei-nem Erstaunen kannte Philippe BG bereits sehr gut. Eingehend dokumentiert und informiert, wusste er, wie er sich einbringen wollte. Nun hatte ich jemanden an der Seite, der wirklich mit un-serem Unternehmen zusammenarbeiten wollte. Mit seinen Füh-rungsqualitäten und dem Gespür für den Umgang mit Kunden wusste er, wie man Mandate abwickelt, und er hatte bereits grosse Aufträge geleitet. Dank seinen Branchenkontakten konnte er das Team für Frankreich von drei auf vierzig Personen ausbauen. Phi-lippe ist kulturell offen und sehr direkt. Wir waren rasch auf der gleichen Wellenlänge — und ich vertraue seinem Urteil. J

pIERRE koHLER (REcHTs): «Ich vertraue dem Urteil von Philippe.»

Philippe Pons: Geboren 1970, Ausbildung an der Berg-bauschule in Nancy, wo er 1994 den Titel des Bergbau-ingenieurs erwarb. 2005 stiess Philippe Pons zu BG, wo er heute Teilhaber und Chef der Unternehmenseinheit In frastruktur Frankreich ist. Er lebt mit seiner Frau und den drei Kindern, die «noch nicht studieren», in Lyon, wo er insbesondere das Klima geniesst – wenn er nicht gerade berufsbedingt unterwegs ist.

Pierre Kohler: Geboren 1955, Bauingenieur ETH/SIA. Der gebürtige Neuenburger arbeitete zwei Jahre als As-sistent am Institut für Böden, Gestein und Fundamente an der ETH Lausanne, bevor er 1984 zu BG kam. Als Teil-haber ist Pierre Kohler heute Leiter des Bereichs Infra-struktur und Verkehr sowie Mitglied der Generaldirek-tion von BG. Der Vater von zwei Kindern und Grossvater von zwei Enkelkindern lebt mit seiner Frau in Lausanne.

8 ■ BG 2012

koNTAkTBöRsE ZüRIcH: BG im Gespräch mit werdenden

Ingenieurinnen und Ingenieuren.

BG-Inside

Aquaplus

BG ausgezeichnetDas Erstellen von Abwasserreinigungsan-lagen (ARA) ist eine Kernkompetenz von BG. Dieses Know-how wurde in Frank-reich 2011 gleich zweimal ausgezeichnet: Zwei von BG erstellte ARA erhielten die begehrte Auszeichnung «Aquaplus».

Bei der einen Kläranlage handelt es sich um einen Neubau in Pont Royat (Departement Ain). Das zweite Projekt betrifft die Erneuerung der ARA von Morzine (Departement Obersavoyen). Die ARA reinigen das Wasser von 24 000 res-pektive 64 000 Einwohnern. In beiden Fällen zeichnete BG als verantwortlicher Projektverfasser.

Nachhaltige Entwicklung. Insgesamt wurden sieben Kläranlagen mit der Aqua-

kontaktbörsen

BG trifft künftige Ingenieure«Es herrscht ein Mangel an Ingenieuren.» Dieser Satz stammt aus dem Editorial des letztjährigen BG-Magazins. BG begegnet dieser Herausforderung aktiv und fördert den Kontakt zu Nachwuchsingenieuren. Eine optimale Plattform dazu bieten die Foren und Kontaktbörsen an Hochschu-len. Hier knüpft BG wertvolle Beziehun-gen zu werdenden und fertig ausgebilde-ten Ingenieuren. Das Interesse ist gegen-

seitig: Die 20 Praktikumsstellen, die BG insgesamt anbietet, sind bei den Studie-renden begehrt. Nicht selten führt ein Praktikum zu einer Festanstellung. Doch auch Ingenieure und Ingenieurinnen mit Berufserfahrung finden den Weg an die Kontaktbörsen.

Lausanne, Zürich, Frankreich. In Lausanne, der Stadt des Hauptsitzes, ist BG seit vielen Jahren am Forum der ETH Lausanne präsent. Aber auch in der Deutschschweiz können Studierende BG «persönlich» kennenlernen: Die Gruppe präsentiert sich am Kontakttreffen der ETH Zürich. Und in Frankreich baut BG seine Präsenz an Hochschulen stetig aus. An vergleichbaren Anlässen geht BG in Lyon, Grenoble, Paris und Strassburg auf die kommende Generation von Ingenieu-rinnen und Ingenieuren zu.

Türme bauen. Ein eigentlicher Publi-kumsmagnet war im vergangenen Jahr der BG-Wettbewerb in Zürich. Die Inge-nieure hatten die Möglichkeit, ihre prak-tischen Fähigkeiten unter Beweis zu stel-len. Innerhalb von 90 Sekunden mussten sie aus Holzklötzchen einen möglichst hohen Turm bauen. Der Erfolg der Aktion, welche auch 2012 durchgeführt wird, war sicherlich auch dem Preis zu verdanken: Der Beste gewann ein iPad. J

plus-Auszeichnung prämiert. Die Aus-zeichnung zeichnet ARA aus, welche die Kriterien der nachhaltigen Entwick-lung erfüllen. Konkret prüft das Aqua-plus-Komitee, bestehend aus Fachleuten der Wasserwirtschaft, folgende Aspekte: energetische Leistung, Recyclingquote, landschaftliche Einbettung, Dialog mit den Angestellten, Ausbildung, Arbeitsbe-dingungen, Budgeteinhaltung und Liefer-frist.

Weltweites Vorbild. Neben der Aqua-plus-Auszeichnung verleiht das Komitee auch ein Label. Dieses zeichnet private und öffentliche Akteure aus, welche sich der nachhaltigen Entwicklung im Bereich der Abwasserreinigung verpflichten. Das

französische Modell wurde im Frühling 2012 am sechsten globalen Wasserforum in Marseille vorgestellt und soll weltweit Schule machen. J

BG 2012 ■ 9

AqUApLUs zeichnet nachhaltige ARA aus.

10 ■ BG 2012

kaderkonferenz

Meeting im ZirkusÜber 100 Kadermitglieder trafen sich am 2. September 2011 in Cully am Genfersee zur jährlichen BG-Kaderkonferenz. Ein Zirkuszelt bildete die Kulisse für den An-lass. Als Novum wurde das Treffen am Abend zu einem Kundenevent ausgewei-tet: Über 250 Personen fanden sich nach Sonnenuntergang zum Cocktailempfang unter der Zirkuskuppel ein.

Prominente Gäste. Nebst der Gele-genheit zum fachlichen Austausch und zum Vertiefen von Kontakten bot der Abend auch ein Spektakel: Passend zum Ambiente führte die Zirkusschule Lau-sanne zusammen mit einer Brass Band eine Koproduktion auf. «La Riviera fait son cirque» war der Name der Dar-bietung, in der die in der französischspra-chigen Schweiz bekannte TV-Moderato-rin Sibylle Blanc die Hauptrolle spielte. Gar international bekannt war ein weite-rer Gast des Abends: Der Kabarettist,

Filiale Luzern

BG und ARp residieren am VierwaldstätterseeNur 100 Meter vom Vierwaldstättersee hat die BG-Gruppe im Frühling 2012 eine neue Filiale eröffnet: Luzern. Seit Mai geben acht Mitarbeitende von ARP unter der Leitung von Marc Reinhard in der Innerschweiz ihr Bestes. Das neue Team setzt sich aus bestehenden Mitarbeiten-den von ARP Baar und frischen Köpfen zusammen — so sind Erfahrung und neue Ideen gleichzeitig gewährleistet.

Im Herzen Luzerns. ARP hat in der Innerschweiz einen guten Ruf. Die ge-meinsam mit BG eröffnete Filiale in Lu-zern bringt ARP nun näher an bestehen-de und neue Kunden. Hoch- und Tiefbau-projekte stehen im Zentrum des Angebo-tes, aber die filialübergreifende Zusam-menarbeit in der BG-Gruppe eröffnet den Zugang zum ganzen Spektrum des Ange-botes — bei Bedarf stehen sogar Arbeits-

plätze für Teammitglieder aus anderen Filialen zur Verfügung. Wer BG und ARP an der Alpenstrasse in Luzern erreichen will, kann beispielsweise vom Bahnhof

aus dem See entlangspazieren, den Bus nehmen oder sogar mit dem Schiff anle-gen — die neue Niederlassung ist zentral gelegen. J

Schriftsteller, Regisseur und Schauspie-ler Emil Steinberger nahm an der Darbie-tung teil — Emil war an der Vertonung der Show beteiligt. J

BG-Inside

ENTspANNTE ATMospHäRE: BG im Austausch

mit Kunden.

WAssERTURM LUZERN: Nur wenige hundert Meter von der neuen BG-Filiale entfernt.

BG 2012 ■ 11

«Energie muss ein selbstverständliches

Thema werden»Bundesrätin Doris Leuthard im Interview mit BG – ein Gespräch

über die Zukunft der Schweizer Energieversorgung, grenz­überschreitende Planung und die Notwendigkeit, vorhandene

Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien nicht nur zu kennen sondern auch zu nutzen.

Interview

12 ■ BG 2012

eine — wichtiger ist aber deren Realisie-rung. Hier sind wir alle gefordert, nicht jedes Projekt zu bekämpfen.

Die Nutzung von erneuerbaren Energien führt zu Interessen­ konflikten mit Klima­, Landschafts­ und Gewässerschutz sowie der Raumplanung. Wie kann der Bund eine Blockade der Situation verhindern?Leuthard: Es braucht ein Entgegenkom-men von allen involvierten Kreisen. Um die Kernenergie zu ersetzen, benötigen wir das gesamte Potenzial an Wind, Biomasse, Photovoltaik und Geothermie. Was zählt, ist die tatsächlich zugebaute Produktion. Unsere Gesellschaft muss sich diese Maxi-me bewusst setzen und anstreben. Viele Projekte scheitern bislang am lokalen Widerstand. Wir werden daher versuchen, klare Vorgaben zu machen sowie Zonen und Bedingungen zu definieren.

Eine Massnahme zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Energien ist die Erhöhung der Energie­effizienz. Wie gedenkt der Bund, entsprechende Entwicklungen zu fördern? Leuthard: Wir müssen den Stromver-brauch trotz anhaltendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum reduzieren. Das geht nur über Effizienz. Im Gebäude-bereich wollen wir mit Sanierungen und schärferen kantonalen Vorschriften für Neu- und Umbauten Heizenergie und Strom einsparen. Bei Elektrogeräten soll der Verbrauch mit schärferen Vorschrif-ten und neuen Technologien gesenkt werden. In Industrie und Dienstleistung möchten wir den Verbrauch mit Ziel-

Doris LeuthardWurzeln. Geboren am 10. April 1963 in Merenschwand, AG

Partei. Christlichdemokratische Volkspartei der Schweiz (CVP)

Beruf. Lic. iur. Rechtsanwältin, 1991 Anwaltspatent, Partnerin in einem Anwaltsbüro

Politik. 1997 bis 2000 Grossrätin im Kanton Aargau, 1999 bis 2006 Natio-nalrätin, 2004 bis 2006 Parteipräsidentin der CVP, seit 2006 Bundes rätin (2006 bis 2010 Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepar-tements EVD), Bundespräsidentin 2010, seit 2010 Vorsteherin des Eidge-nössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommuni-kation (UVEK)

DoRIs LEUTHARD: «Es sollte möglich sein, dass Häuser Energie abgeben und nicht verbrauchen.»

Frau Bundesrätin Leuthard: Wie sieht ihre persönliche Energiebilanz aus?Leuthard: Wir leben in einem gut isolier-ten Haus, nutzen eine Wärmepumpe, heizen zeitweise mit dem Cheminée und haben generell die Temperatur reduziert. Zudem achte ich darauf, den Strom-verbrauch zu reduzieren — etwa bei der Beleuchtung mit Sparlampen oder LED, beim Stand-by-Modus bei Elektrogerä- ten, wenn ich ein neues Gerät anschaffe. Das zahlt sich längerfristig auf jeden Fall aus.

Der Bundesrat lanciert im Zusam­menhang mit dem Atomausstieg die «Energiestrategie 2050». Welches sind die Eckpfeiler der Strategie und wie sieht der schweizerische Energiemix in 30 Jahren aus? Leuthard: Sowohl der Energie- als auch der Strommix müssen sich ändern. We-niger fossil, mehr erneuerbar. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, braucht es gleichzeitig Anstrengungen in den Bereichen Energieeffizienz und Ein-sparungen. Elementar ist zudem, dass wir auch die Hochspannungs- und Ver-teilnetze erneuern und ausbauen. Mit einem zusätzlichen Schwerpunkt bei der Forschung und Entwicklung gelingt es, neue Technologien etwa bei der Speiche-rung zu finden.

Welche der erneuerbaren Energien hat aus Ihrer Sicht das grösste Potenzial?Leuthard: In der Schweiz, dem Wasser-schloss Europas, wird Wasser immer eine grosse Rolle spielen. Biomasse, Solarwär-

me und Photovoltaik sind in unserem Plan ebenfalls mit Potenzialen versehen. Gespannt warten wir auf die Resultate bei der Geothermie. Potenziale sind das

«Wir benötigen das ge-samte potenzial an Wind,

Biomasse, photo voltaik und Geothermie.»

BG 2012 ■ 13

DoRIs LEUTHARD: «Netzwerke, die über einzelne Gebäude und Quartiere hinausgehen, bewirken mehr.»

leistungen voraussetzen, die über die geographischen Räume und über die ein-zelnen Energieträger hinausgehen.

Der Bundesrat sieht in der inter­nationalen Zusammenarbeit eine Antwort auf die Herausforderung im Energiebereich. Wo liegen hier die Schwerpunkte?Leuthard: Mit der Europäischen Union ist noch in diesem Jahr der Abschluss der Stromverhandlungen anzustreben. Zu-dem sollen die Kontakte mit den Nachbar-staaten vertieft werden. Wir müssen ver-hindern, dass die Schweiz im europäi-

schen Strommarkt marginalisiert oder gar übergangen wird. Weil sich der Strom-markt nicht durch nationale Grenzen ein-schränken lässt, haben wir ein grosses Interesse daran, in den EU-Energiemarkt eingebunden zu sein. Die Schweiz soll wei-terhin als Stromdrehscheibe in Europa funktionieren können. Wir müssen unser Stromnetz so erneuern, dass die Netzer-neuerung in der EU nicht um die Schweiz

herum realisiert wird. Mit unseren Pumpspeicherkraft werken können wir zu-dem eine wichtige Ausgleichsfunktion für ganz Europa übernehmen. Hier sollen bis 2020 die Kapazitäten um rund vier Giga-watt erhöht werden.

Sie haben im Rahmen der World Engineers Convention 2011 in Genf gesagt, dass Ingenieure eine aktive Rolle in der Politik einnehmen sollen. Welche Erwartungen haben Sie an Ingenieurbüros wie BG? Leuthard: Von Ingenieuren erwarte ich erstens neue Entwicklungen; etwa bei der Stromspeicherung. Wir müssen auf die Forschung setzen — wie dies gegenwärtig an der ETH Lausanne im weltweit führen-den Forschungszentrum für Dünnschicht-Solarzellen (Grätzel-Zelle) oder an der ETH Zürich, am Paul Scherrer Institut, ge-schieht, wo es einem Forschungs team gelungen ist, mit Solarenergie aus Was-ser und Kohlendioxid Treibstoff zu erzeu-gen. Zweitens erwarte ich intelligente Anwendungen: Etwa sollte es dank neuen Gebäudetechnologien möglich sein, dass Häuser Energie abgeben und nicht ver-brauchen. Es sollte möglich sein, dass der Verkehr mit neuen Motoren weniger Energie verbraucht, dass Verluste beim Stromtransport vermieden werden und dass wir dank Smart Grids oder Smart Metering die Netzbelastung glätten. J

25. MaI 2011An diesem Tag beschloss der Bundesrat den Atom-ausstieg. Der Beschluss wurde von der Legislative

bestätigt, die Gesetzesänderung steht noch aus.

vereinbarungen zwischen Unternehmen und Bund sowie mit wettbewerblichen Ausschreibungen für Stromeffizienz oder mit Effizienzboni reduzieren. Bei der Mobilität setzen wir auf Technologie-vorschriften, Forschung zur vernetzten Mobilität oder auf die Umstellung der Strassen- und Tunnelbeleuchtung auf LED. Ergänzend zu allen Vorgaben des Gesetzgebers braucht es Information und Beratung; Energie muss ein selbstver-ständliches Thema in der Aus- und Wei-terbildung und im Alltag von uns allen werden.

Welche Bedeutung hat die grenzüberschreitende Energie­planung für den Bund? Leuthard: Energieplanung musste immer schon und wird auch in Zukunft über kommunale, regionale, kantonale oder sogar nationale Grenzen hinaus erfolgen. Daher hat Energieplanung eine grosse politische Komponente. Denken Sie an die Stromlieferverträge mit Frankreich oder an die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) über ein Stromabkommen. Auch wenn die Energieversorgung durch den Verzicht auf den Bau neuer Kernkraft-werke und den Zubau mehr erneuerbarer Energie in Zukunft vermehrt regional er-folgen wird, braucht es eine grenzüber-schreitende Planung. Denn so positiv die Anstrengungen jedes Einzelnen auch ein-zustufen sind — wirkungsvoller sind Netz-werke, die über einzelne Gebäude und Quartiere hinausgehen. Wichtig wird da-her eine überregional aufgebaute Ener-gieversorgung sein. Gleichzeitig muss sich die Schweiz als Stromdrehscheibe und als Strombatterie Europas auch in einem internationalen Netzwerk ver knü-pfen können. Das wird grosse Ingenieur-

«Trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum

müssen wir den strom-verbrauch reduzieren.»

«Wir sind alle gefordert, nicht jedes projekt

zu bekämpfen.»

14 ■ BG 2012

TGV: Übung im Perthus-Tunnel

Evakuieren unter Hochspannung

Vor der Inbetriebnahme des Perthus­Eisenbahntunnels hat das BG­Unternehmen Docalogic für den Betreiber TP Ferro drei

Rettungsübungen mit einer TGV­Komposition und 300 Fahr­gästen durchgeführt. Die wenigen dabei festgestellten Mängel

konnten in der Folge von TP Ferro behoben werden.

BG 2012 ■ 15

Seit dem 19. Dezember 2010 benützen der TGV und Güterzüge den 8,3 Kilometer langen Perthus-Tunnel auf der Strecke Perpignan (F) — Figueras (E). Im Vorfeld der Inbetriebnahme führte der Betreiber TP Ferro mehrere Rettungsübungen durch. Dabei sollten schwierige Situatio-nen simuliert werden, hatte der Sicher-

heitsausschuss der internationalen Abtei-lung von TP Ferro beschlossen.

Der Vorfall. Am 4. November 2010 um 15.20 Uhr fährt ein von Perpignan kom-mender TGV mit 298 Fahrgästen in den Tunnel Perthus. Sieben Minuten später stoppt die Komposition am vorgesehenen

Ort, 4253 Meter tief im Berg und mit den Türen genau vor den Kameras, die Doca-logic installiert hatte, um die Evakuierung zu filmen. Der Lokführer erstattet Mel-dung an die lokale Kontrollstelle und in-formiert die Fahrgäste.

15.30 Uhr. Ein besorgter Fahrgast: «Man sieht Rauch im Triebwagen am Ende des

ZWIscHENFALL MIT DEM TGV: Eine Evakuierung im Tunnel kann man nicht improvisieren.

Zugs. Wenn man nichts Genaueres weiss, fragt man sich da, ob es brennt und ob der Rauch giftig ist.» Der Rauch breitet sich aus, eine Reparatur des Zugs ist nicht möglich. Der Entscheid fällt: Der TGV bleibt, wo er ist. Noch wissen die Fahrgäste nichts von der bevorstehenden Evakuierung.

300 Personen evakuiert. Neue Durchsage um 15.32 Uhr: «Wegen Motor-schadens kann der Zug nicht weiter-fahren.» Um 15.41 Uhr fällt der Strom aus. Ein Passagier meint trocken: «Aha, jetzt geht’s los.» Um 15.43 Uhr wird über Lautsprecher die Evakuierung ange-ordnet. Ein Übungsbeobachter kritisiert: «Es ist unmöglich, eine normale Fahr-gastinformation von einer Sicher heits-durch sage zu unterscheiden.» Zwar ha-ben die Fahrgäste die Botschaft verstan-den. Dennoch erhoffen sich einige unter ihnen genauere Auskünfte von Mitreisen-den oder von den Informationsbildschir-men. «Im Zug hatte es Hör- und Sprechbe-hinderte, denen die akustischen Durchsa-gen nichts brachten», erklärt Joël Faure, Einheitsleiter von Docalogic. Im vorlie-

genden Fall konnte sich das gut organi-sierte Zugpersonal aber der behinderten Fahrgäste annehmen und sie zusammen-führen.

Nun drängen die mobilen Fahrgäste auf die Evakuierungsrampe. «Beim Disku-tieren fiel ich hin und erlitt Schürfun-gen», erzählt ein weiterer Fahrgast. Auf der Suche nach ihrem Gepäck zwängt sich eine Frau gegen den Menschen-strom, obschon die Zugbegleiter die Leu-te aufgefordert haben, alles stehen- und liegenzulassen. Ein Mann, der sich wie vorgesehen im WC eingeschlossen hat, erscheint als Nachzügler. Das Zugperso-nal hat ihn im Getümmel vergessen und ein überwachender Vorgesetzter war ent-gegen den Vorschriften nicht zur Stelle. «Ich verliess das WC, als ich hörte, dass die Evakuierung abgeschlossen war. Die Türen wären kurz darauf geschlossen worden.»

Betreuung. Im Tunnel mit dem stehen-den TGV bildet sich eine Menschen-schlange, die Leute strömen zum Verbin-dungsstollen, durch den man zur zweiten Tunnelröhre gelangt, wo der Zugverkehr bereits unterbrochen wurde. Das anfäng-liche Gedränge löst sich langsam auf, als sich die Schiebetüren öffnen.

Im rauchfreien Tunnel erfolgt nun die Evakuierung zur französischen Seite hin, aber eine (absichtlich) unaufmerksame Gruppe nimmt den Weg nach Spanien unter die Füsse. «Niemand hat sie richtig geleitet», stellt ein Beobachter fest. Die Fahrgäste auf dem Weg nach Frankreich

sind zügig unterwegs zum Tunnelaus-gang, aber «50 Minuten für die 4,2 Kilo-meter sind lang, trotz der guten Betreu-ung».

Die hör- und sprechbehinderten Per-sonen, die mit einem kombinierten Stras-sen-Schienen-Fahrzeug von TP Ferro ab-transportiert werden, sind sich einig: «Im Ernstfall wären wir einfach den Fuss-gängern gefolgt.» Von Nutzen gewesen wäre das Pendelfahrzeug hingegen für die Evakuierung von Rollstuhlfahrenden, wenn solche im Zug gewesen wären. Ins-gesamt loben die Teilnehmenden das Verhalten des Rettungspersonals und be-tonen, dass sie sich in Sicherheit gefühlt hätten.

Know-how. Für die Organisation der Übungen hat TP Ferro Docalogic manda-tiert. Betriebsleiter Petros Papaghianna-kis: «In der Theorie hätten wir das auch selber durchspielen können. In der Praxis braucht es aber viel Vorbereitung, Orga-nisation und Koordination, um die zahl-reichen Helfer richtig einzusetzen. Für diese Aufgabe ziehen wir lieber Spezialis-ten bei, dann können wir uns auf den Betrieb und die Sicherheitsmassnahmen für die Züge und die Fahrgäste konzent-rieren.»

«Die Vorgaben waren sehr präzise», betont Joël Faure. Und Petros Papaghian-nakis ergänzt: «300 Statisten einspan-nen und inmitten von Beobachtern und Offiziellen führen, die Videoaufnahmen vorbereiten und in letzter Minute Logis-tikprobleme lösen: All das kann man nicht improvisieren. Wir wollten uns auf einen

spEZIALIsTEN: Jean-François Armand, Joël Faure, Elodie Carlini und

Nicolas Jourlin organisieren grosse Rettungsübungen.

Eine Eisenbahn- Rettungsübung

dieser Grösse gab es in Europa noch nie.

DIE DrEI ÜBUNGEN IN ZaHLEN400 Teilnehmende

65 internationale Beobachter50 Stunden Filmaufnahmen für einen

20-minütigen Zusammenschnitt16 ■ BG 2012

Der perthus-TunnelZwei 8,25 km lange Tunnelröhren liegen zwischen Frankreich im Norden und Spanien im Süden. Das Nordportal befindet sich in der Gemeinde Montesquieu-des-Albères, das Südportal in der Gemeinde La Jonquera.

41 Querstollen für die Evakuierung der Fahrgäste und für den Zugang der Rettungskräfte verbinden im Abstand von jeweils 200 Metern die bei-den Tunnelröhren. Dazu kommen vier Galerien mit technischen Installa-tionen zwischen beiden Tunneln. Züge in der gleichen Fahrtrichtung müssen einen Sicherheitsabstand von 8500 Metern einhalten.

auf abgestimmte logistische Planung: Da-zu gehörten die vertragliche Verpflich-tung der Komparsen, das Ausarbeiten und Analysieren der Kontrollfragebögen und der Statistenrollen, die realitätsnah gespielt werden mussten, das Installieren von 25 strategisch positionierten Kame-ras, um die Übungen filmisch festhalten zu können, und das Bestimmen der Einsatz orte der 65 Beobachter. Weiter mussten spezielle Fahrscheine gedruckt werden, es brauchte einen Parkplatz für 300 Fahrzeuge, der am Tag X auch tat-sächlich frei war (und deshalb bewacht werden musste), dazu Autobusse für den Transport zwischen dem Parkplatz und dem Bahnhof (mit markierten und ab-gemessenen Haupt- und Alternativstre-cken), eine vorbereitete Wendezone für die Busse und nicht zuletzt Zwischenver-pflegung (Sandwichs, Getränke, Schoko-lade) sowie mo bile WCs für die Teilneh-menden. «Man muss an alles denken, auch an die unwahrscheinlichen Dinge. Und dabei darf man die zeitliche Abstim-mung aller Vorgänge nie ausser Acht las-sen», betont Joël Faure. So wurde ein genauer Ablaufplan der Ereignisse fest-gelegt, damit die Beobachter zur rechten Zeit am rechten Ort waren.

Das Know-how von Docalogic war auch bei den Übungen vom 17. und 30. Novem-ber 2011 gefragt, als der Einsatz der Ret-

«Man muss an alles denken, auch

an die unwahr- scheinlichen Dinge.»

pETRos pApAGHIANNAkIs Betriebsleiter von TP Ferro für den Perthus-Eisenbauhntunnel

BG 2012 ■ 17

erfahrenen Partner stützen, da wir selber Neulinge waren in diesem Bereich. Die erfolgreiche Durchführung und die ge-wonnenen Erkenntnisse bestätigen uns, dass wir recht hatten, keine halbherzige Lösung zu wählen.»

Dank ihrer Erfahrung kann Docalogic die Beteiligten entsprechend der simu-lierten Situation einsetzen und kunden-spezifische Leistungen erbringen. Joël Faure: «Eine Eisenbahn-Rettungsübung dieser Grösse und Komplexität war in Europa noch nie zuvor durchgeführt wor-den. Wir haben die ganze logistische und

technische Leitung der drei gespielten Vorfälle sichergestellt, die sich mit dem TGV in nur einem Monat im Perthus-Tun-nel ereignet haben.» Um auf der von ihr betriebenen Tunnelstrecke grösstmögli-che Sicherheit zu gewährleisten, hat TP Ferro die in den Übungen aufgedeckten Mängel nun behoben.

Drehbuch. Voraussetzung für ein gutes Gelingen war das Drehbuch und die dar-

tungstrupps im Vordergrund stand. Nach einer «Entgleisung» und einem «Brand» der Zuglok gab es zahlreiche «Schwer-verletzte» zu beklagen. Petros Papaghian-nakis: «Wir haben es sehr geschätzt, dass wir vor und während der Übungen wenig von Docalogic gehört haben. Sie haben ihre Aufgabe diskret und effizient erle-digt, alle Beteiligten funktionierten selb-ständig, aber ohne dass die Kommunika-tion zwischen unseren beiden Unterneh-men gelitten hätte.»

Die Sachlichkeit und Unabhängigkeit der Spezialisten aus Lyon haben über-zeugt. Petros Papaghiannakis nennt die Verbesserung der Informationsprozesse und der Alarmierungskette als konkrete Resultate der von Docalogic durchge-führten Übungen. Andere Massnahmen werden noch geprüft, etwa die aus der Leitzentrale ferngesteuerte Erdung der Oberleitungen oder die Beschaffung einer mobilen Rampe, um Verletzte einfacher ins Evakuierungsfahrzeug schaffen zu können. J

«Wir wollten uns auf einen erfahrenen

partner stützen.»

18 ■ BG 2012

kartoffeln, öl … und viel, viel Wasser

Bevor die knusprigen Stäbchen namens Pommes frites auf dem Teller landen, durchlaufen sie einen wasserintensiven Verar­

beitungsprozess. Woher bezieht die Firma frigemo das nötige Wasser? Wie und wo wird es gereinigt? Wasserspezialisten von

BG stehen frigemo bei diesen und weiteren Fragen zur Seite.

frigemo

FrIGEMofrigemo ist einer der führenden Hersteller von

Tiefkühl-, Kühl- und Frischprodukten in der Schweiz. Zu ihren Geschäftspartnern zählen unter

anderem McDonald’s, Coop, Volg und Nestlé.

IN MEHREREN scHRITTEN ZUM ZIEL: Bei der Produktion von Pommes frites ist alles im Fluss.

In Cressier, am Jurasüdfuss zwischen Neuenburger- und Bielersee, liegt der Duft nach frischen Pommes frites in der Luft. Hier befindet sich die Produktions-stätte der Firma frigemo, die auf die Ver-arbeitung von Kartoffeln spezialisiert ist. Sie verarbeitet jedes Jahr über 50 000 Tonnen Kartoffeln. Pommes frites, Rösti oder Kartoffelstock gehören zu den Klas-sikern, rund hundert kulinarische Krea-tionen sind es insgesamt. Es dreht sich aber nicht alles um Kartoffeln: Auch Was-ser ist ein zentrales Thema.

ohne Wasser läuft nichts. Für lecke-re Pommes frites braucht es längst nicht nur Kartoffeln und Öl. Bevor die Stäbchen auf dem Tisch sind, ist auch viel Wasser mit im Spiel. Die Knollen werden gewa-schen, in einem Wasserkanal von einem Verarbeitungsprozess zum nächsten be-fördert und selbst beim Schneiden wird Wasser benötigt: In einem Wasserstrahl werden die Kartoffeln mit Hochdruck auf einen Messerblock mit scharfen Klingen gepumpt. Die Produktions anlagen sind modern, darauf legt frigemo seit vielen Jahren grossen Wert. Doch woher kommt das Wasser? Wie wird es gereinigt und wohin fliesst es?

Woher und wohin? Nicht der eigentli-che Verarbeitungsprozess, sondern viel-mehr die vor- und nachgelagerte Wasser-infrastruktur hat frigemo dazu veran- lasst, Spezialisten von BG zu beauftragen. Begonnen hat die Zusammenarbeit 2009 mit einer Betriebsberatung zur eigenen Industriekläranlage. Erste Abklärungen führten rasch zu einer Anschlussfrage: Wohin mit dem gereinigten Abwasser? Das kleine Bächlein Mortruz gleich neben dem Firmengelände ist hierfür ungeeig-net, da es in den Sommermonaten aus-trocknen kann. Ab Herbst 2012 wird das Abwasser daher in einer Druckleitung in den Zihlkanal geleitet. Das Bauprojekt wurde von BG geplant und wird als schlüsselfertiges Projekt realisiert.

Jürg Habegger, Mitglied der Geschäftsleitung der frigemo-Gruppe

«Die Maschinen werden nicht gestoppt»Herr Habegger, weshalb schätzen Sie BG als Partner?Habegger: BG verfügt bei allen Fragen rund um das Wasser über die richtige Fachperson, das entsprechende Know-how und das Beziehungsnetz zu Behör-den und Fachstellen. Das ist sehr praktisch. Da wir an der Sprachgrenze zu Hause sind, schätzen wir natürlich auch die Zweisprachigkeit der Ingenieure von BG.

Wo ist BG besonders gefordert?Habegger: Unsere Produktion läuft rund um die Uhr, an fünf bis sechs Tagen die Woche, und dies während elf Monaten im Jahr. Alle baulichen Massnah-men erfolgen zwingend so, dass die Maschinen nicht gestoppt werden müssen.

Findet man Pommes frites auf Ihrem eigenen Menuplan?Habegger: Ja, natürlich! Zudem verarbeitet die frigemo-Unternehmensgruppe auch Gemüse, Salat und Eier – das Menu ist also komplett.

FrIGEMofrigemo ist einer der führenden Hersteller von

Tiefkühl-, Kühl- und Frischprodukten in der Schweiz. Zu ihren Geschäftspartnern zählen unter

anderem McDonald’s, Coop, Volg und Nestlé.

DEN poMMEs FRITEs ERLEGEN: Martin Fuchs, Bruno Wyss, Thomas

Haltmeier und Jürg Schweizer widmen sich den Fragen rund ums Wasser.

Viele Wasserfragen. Das Mandat um-fasst heute unterschiedliche Wasseras-pekte und längst nicht alle betreffen den Produktionsprozess direkt. So gehören auch Fragen der Arealentwässerung oder der Verfügbarkeit von Löschwasser dazu. Und seit geraumer Zeit ist auch der Hochwasserschutz ein Thema. «BG ver-fügt über einen grossen Pool an Fachspe-zialisten und ist für uns daher der ideale Partner. Schliesslich stellen sich bei uns Fragen in den unterschiedlichsten Berei- chen», sagt Jürg Habegger, Mitglied der Geschäftsleitung von frigemo und ver-antwortlich für die fünf Produktionsbe-triebe der Firmengruppe.

rundumbetreuung. Einige Fragestel-lungen sind neu, andere einfach auf der Prioritätenliste von frigemo emporgestie-gen. Infrastrukturanlagen wie die eigenen Grundwasserfassungen, die Kanalisation oder die Versickerungsanlage, sind in die Jahre gekommen. Hier stehen Erneue-rungen im Sinne der langfristigen Fir-menentwicklung an. Neu sind hingegen die Gefahrenkarte für Hochwasser und die damit einhergehenden Bestimmun-gen für Neubauten. Bei Fragen rund um bauliche Möglichkeiten — zum Beispiel mit Objektschutz — oder bei der Beurtei-lung geplanter Hochwasserschutzmass-nahmen ist die Erfahrung der Experten von BG willkommen.

Man kennt sich. Unterdessen ist Jürg Schweizer, Gesamtprojektleiter von BG, nicht nur mit der Wasserthematik, son-dern auch mit der Firma frigemo gut vertraut: «Wir kennen die Personen, das Areal und die Geschäfte sehr gut und haben so eine gewisse Gesamtsicht. Dies wird insbesondere bei Verhandlungen mit Behörden geschätzt.» Dass diese Gespräche mal auf Französisch, mal auf Deutsch geführt werden, ist für BG — zum Glück — kein Problem. J

BG 2012 ■ 19

20 ■ BG 2012

sEINE ARBEIT WIRkT üBER DEN TAG HINAUs: Ingenieur Uwe Pfeiffer auf der Baustelle in Zürich West.

Zölly-Tower Zürich

«Ein grosser Erfolg für unser Team»

Hohe Gebäude stellen hohe Anforderungen an die Ingenieure. Ein Fall für Uwe Pfeiffer und seine Kollegen

von ARP, einem Unternehmen der BG­Gruppe. Sie haben die Statik des Zölly­Towers in Zürich berechnet –

eines der höchsten Gebäude der Schweiz.

Herr Pfeiffer, in Ihrer Freizeit bewegen Sie sich gerne in der Natur. Was nehmen Sie aus der Natur mit, das Ihre Arbeit als Bauingenieur beeinflusst?Pfeiffer: In der Natur greift vieles optimal ineinander und fügt sich zu vollendeter Form. Von dieser Perfektion und Schön-heit können wir nur träumen. Aber das soll uns nicht daran hindern, in unserer Arbeit nach diesem Ideal zu streben.

Wie nahe sind Sie diesem Ideal beim Zölly­Tower gekommen?Pfeiffer: Sehr nahe, hoffe ich. (schmun-zelt)

Der Zölly­Tower ist einem Ingenieur und Industriepionier aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts gewidmet. Was wissen Sie über Heinrich Zoelly?Pfeiffer: Mit Heinrich Zoelly habe ich mich erstmals im Rahmen unseres Pro-jekts beschäftigt. Er war ein Pionier mit einer klaren Vision. Als Technologietrei-

ber hat er die Entwicklung der rotieren-den Dampfturbine geprägt und so die Grundlage für den Aufstieg der Firma Escher, Wyss & Cie. geschaffen.

Im 19. und 20. Jahrhundert fanden Bauingenieure mit ihren Leistungen grosse gesellschaftliche Anerken­nung. Heutige Ingenieure bleiben weitgehend unbekannt. Woran liegt das?Pfeiffer: Früher wurde zwischen Archi-tektur und Konstruktion nicht unterschie-den, da in der Regel ein und dieselbe Per-son dafür verantwortlich war. Entspre- chend fiel ihr die ungeteilte öffentliche

Anerkennung zu. Heute wird bei Bauwer-ken primär die architektonische Leistung wahrgenommen, während die Konstruk-tion im Hintergrund bleibt. Der Ingenieur verschwindet — im doppelten Wortsinn — hinter der Fassade.

Sind Bauingenieure zu bescheiden, um sich in den Vordergrund zu drängen?Pfeiffer: Zu den Tugenden des Ingenieurs gehört neben Fleiss auch Bescheiden-heit. Das ist gut so, sollte uns aber nicht daran hindern, unsere Rolle in der Öffent-lichkeit besser herauszustellen. Daran müssen wir arbeiten.

Zölly-TowerAus dem einstigen Industriequartier Zürich West ist eine urbane Trendmeile geworden – zum Wohnen und Arbeiten, zum Flanieren oder zum Geniessen einer vielfältigen Kultur- und Gastronomieszene. Mit dem Zölly-Tower erhält Zürich West einen weiteren markanten Akzent. Das Hochhaus steht in unmit-telbarer Nachbarschaft zum Bahnhof Hardbrücke und zum Prime Tower, dem mit 126 Metern höchsten Gebäude der Schweiz.

Das Hochhaus ist dem Ingenieur und Pionier Heinrich Zoelly (geboren 1862 in Mexiko Stadt, gestorben 1937 in Zürich) gewidmet. Er war als technischer Leiter der Zürcher Maschinenfabrik Escher, Wyss & Cie. massgeblich an der Entwicklung der damals neuartigen, mehrstufigen Dampfturbinen («Zölly-Turbine») beteiligt. Für seine Leistungen wurde er 1912 mit dem Ehrendok-tortitel der ETH Zürich geehrt.

BG 2012 ■ 21

«In der Natur greift vieles optimal

ineinander und fügt sich zu vollendeter Form.»

22 ■ BG 2012

Der Zölly­Tower ist eines der höchsten Gebäude der Schweiz und damit ein aussergewöhnliches Ingenieurprojekt. Welches waren die grossen Herausforderungen für Sie und Ihr Team?Pfeiffer: Der Zölly-Tower ist hoch und schlank. Da gewinnen Fragen an Bedeu-tung, die bei kleineren Bauwerken eine untergeordnete Rolle spielen — insbeson-dere Fragen nach dem Struktur- bezie-hungsweise dem Schwingungsverhalten. Zudem haben wir aufgrund der Bauweise hoch belastete Bauteile, die statisch wie konstruktiv besondere Anforderungen

stellen. Welche Verformungen das Ge-bäude beispielsweise im Falle eines Erd-bebens oder hoher Windgeschwindigkei-ten erfährt, ist gerade für die Fassade wichtig. Hierzu haben wir die Entwürfe der Architekten in ein digitales, dreidi-mensionales Strukturmodell überführt und aufwendige Simulationen durchge-führt. Die qualitative und quantitative Beurteilung dieser Simulationen setzt viel Erfahrung und ein breit abgestütztes Wissen voraus. Ein gutes Team ist also sehr wichtig.

HocH HINAUs: Valentin Jenni, Uwe Pfeiffer und Jordi Moreno freuen sich auf

die Aussicht vom Zölly-Tower.

Die Region Zürich wurde kürzlich von einem Erdbeben der Stärke 4,2 erschüttert. Forscher halten in dieser Region auch Erdbeben der Stärke 7 für möglich. Ein solches hat 1356 Basel verwüstet. Würde der Zölly­Tower dem standhalten?Pfeiffer: Ja, im Erdbebenfall würde der Zölly-Tower mit ein paar kleineren Rissen davonkommen. Allerdings ist für unsere Nachweismethoden nicht die Erdbeben-stärke, sondern die Bodenbeschleuni-gung entscheidend. Dafür gibt es in der Schweiz Normen, an denen wir uns orien-tieren müssen. In Zürich liegt der kriti-sche Wert aufgrund der geologischen Voraussetzungen 2,5 Mal tiefer als in Basel.

Von der Richtigkeit Ihrer Berech­nungen hängen Hunderte von Menschenleben ab. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?Pfeiffer: Die Verantwortung wiegt schwer, aber sie verteilt sich auf die Schultern eines Teams von ausgewiesenen Spezia-listen. Das gibt grösstmögliche Sicher-heit. Dazu kommt, dass unserer Berech-nungen umfassend überprüft wurden. Ich bin überzeugt, dass wir gut gearbeitet haben. Ich mache mir also keine Sorgen.

Am Projekt waren mehrere BG­Unternehmen beteiligt – ARP, Beyeler Ingenieure und Geomod. Wie haben diese drei Firmen harmoniert?Pfeiffer: Sehr gut — obwohl wir bei einem Projekt von dieser Komplexität zum ers-ten Mal in dieser Form zusammenge-arbeitet haben. Mittlerweile arbeiten wir aber auch in anderen Projekten sehr eng zusammen.

Welchen Part haben die einzelnen Unternehmen gespielt?Pfeiffer: Der Lead lag bei ARP. Beyeler Ingenieure hat unsere Berechnungen für

IN ZaHLENHöhe: 77 Meter Stockwerke: 23

Wohnungen: 128 Abschluss: Herbst 2014

«Im Erdbebenfall würde der Zölly-Tower

mit kleineren Rissen davonkommen.»

BG 2012 ■ 23

das Strukturverhalten überprüft und uns bei der Bauausschreibung unterstützt. Geomod hat unsere Berechnungen im Bereich der Fundation verifiziert.

Die Arbeiten für den Zölly­Tower erfolgten im Auftrag von Losinger und ihrer französischen Mutter­gesellschaft Bouygues. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit diesem internationalen Konzern erlebt?Pfeiffer: Die Zusammenarbeit war über-aus angenehm und konstruktiv. Unsere Berechnungen wurden auch in Paris noch einmal überprüft und bestätigt. Das war ein grosser Erfolg für unser Team.

Die Berechnungen für den Zölly­Tower sind abgeschlossen, jetzt wird gebaut. Welche Projekte packen Sie als Nächstes an?Pfeiffer: Der Zölly-Tower wird uns auch während der Ausführung noch beschäfti-gen, wenn auch nicht mehr so intensiv. Aktuell arbeiten wir an einem anderen Zürcher Grossprojekt, einer Serviceanla-

ge der SBB, bei der wir als Generalplaner wirken. Das gesamte Investitionsvolumen für dieses Projekt beträgt 123 Millionen Franken.

Mit welchem Gefühl werden Sie dereinst auf den Zölly­Tower blicken?Pfeiffer: Der Zölly-Tower wird von weit her sichtbar sein und das Gesicht der Stadt auf Jahrzehnte hinaus mitprägen. Es erfüllt mich heute schon mit Stolz, an solch einem Projekt mitgearbeitet und etwas geschaffen zu haben, das über den Tag hinaus wirkt. J

EINEs DER HöcHsTEN GEBäUDE DER scHWEIZ: Der Zölly-Tower wird das Bild der Stadt prägen.

«Der Zölly-Tower wird das Gesicht der stadt

auf jahrzehnte hinaus mitprägen.»

«Zu den Tugenden des Ingenieurs gehört

Bescheidenheit.»

Mit vereinten kräftenMitten in Genf wird ein Gebäudekomplex der UBS umgebaut.

Das Bauvorhaben erfordert das Wissen verschiedener Fachleute und wurde daher in einem multidisziplinären Wett bewerb ausgeschrieben. Ingenieure von BG sind mit im Siegerteam

rund um die Architekten Richter­Dahl Rocha & Associés.

«Die UBS plant in Genf einen komplexen Umbau. Es ist eine multidisziplinäre Aus-schreibung und wir benötigen noch Inge-nieure im Team. Hätten Sie Interesse, die-se Eingabe mit uns zu machen?» Mit die-ser Frage gelangte der Architekt Jacques Richter Anfang 2009 an Pierre Epars von BG. Als Leiter des Bereichs Hochbau und Energie und als Mitglied der Generaldi-rektion sicherte dieser die Teilnahme zu.

Vereintes Fachwissen. Über die An-frage war man bei BG sehr erfreut. Rela-tiv selten werden bei Wettbewerben mul-

Mandat BG. Bei der UBS in Genf übernimmt BG das komplette Man-dat für Heizung, Lüftung, Klimatech-nik und Elektrizität. Die gesamte Gebäudetechnik wird neu konzipiert und saniert. Die Gebäudehülle wird ebenfalls erneuert: Die Fenster wer-den ersetzt und die Fassade nachge-dämmt. Der Neubau erreicht den Minergie-Standard.

richter-Dahl rocha & associés. Das Büro Richter-Dahl Rocha & Asso-ciés wurde 1993 von Jacques Richter und Ignacio Dahl Rocha in Lausanne gegründet. Seit 2005 besteht ein Sitz in Buenos Aires. Das Büro in Lausanne konzentriert sich auf eine Architektur im urbanen, sozialen Raum, inspiriert durch historische und kulturelle Kontexte.

UBS Genf

tidisziplinäre Teams verlangt. Dabei lie-gen die Vorteile auf der Hand: Gerade bei Bauprojekten, die auch komplexe Ener-giefragen umfassen, ist unterschiedliches

Fachwissen gefragt. An der Schnittstelle zwischen Ingenieurwesen, Architektur und Wirtschaft zu arbeiten, ist eine Stär-ke von BG. Beziehungen zu den Architek-ten Richter und Dahl Rocha bestehen schon seit vielen Jahren. «Die Zusam-menarbeit an sich ist nicht ausserge-wöhnlich», meint Ricardo Muñoz, Projekt-leiter bei BG, «aber Wettbewerbe dieser Art sind — leider — noch eher selten.»

arbeiten im Team. Zur Wettbewerbs-teilnahme wurden insgesamt fünf Archi-tekturbüros eingeladen. Die Auftragge-ber forderten sie auf, ihr Team durch In-genieure, Ökonomen und je nach Bedarf durch weitere Spezialisten zu ergänzen. Das nahmen sich Richter und Dahl Rocha zu Herzen und bildeten für die Projektein-gabe eine Gruppe von zwölf Personen. Teamarbeit gab es auch auf der Seite des Auftraggebers. Sieben namhafte UBS-Manager und Architekten analysierten als Experten die Eingaben, beurteilten die Präsentationen und fällten den defini-tiven Entscheid — zu Gunsten des Teams mit BG.

Die Köpfe zusammenstecken. Zwi-schen dem Anruf Anfang 2009 und der Projekteingabe lagen sechs Monate, in denen sich das Team regelmässig traf. Pläne und Karten, eine Machbarkeits-studie, Leitlinien für die Entwicklung der

pREsTIGETRäcHTIGER BAU: Funktional und technisch auf dem neusten Stand.

24 ■ BG 2012

«Architekten und Ingenieure arbeiteten

respektvoll und konstruktiv zusammen.»

DIE UBs IN GENF AN DER RUE DU RHÔNE 8: Schon bald in neuer Frische an alter Adresse.

GEkoppELTEs kNoW-HoW: Pierre Epars, Christian Leibbrandt (Architekt) und

Ricardo Muñoz teilen eine Vision.

Stadt Genf und weitere Dokumente dien-ten als Grundlage. Die Projektleitung lag bei den Architekten, doch die Hierarchie im Team war flach. Ricardo Muñoz erin-nert sich: «Ich empfand die Zusammen-arbeit als äusserst respektvoll und als wahre Bereicherung. Die Architekten wa-ren sehr offen für unsere Ideen.»

Im Herzen von Genf. Mit der Rue du Rhône verfügt die UBS in Genf über eine

prestigeträchtige Adresse im Herzen der Stadt. Während die Obergeschosse des fünfteiligen Gebäudekomplexes haupt-sächlich als Büros genutzt werden, finden sich im Erdgeschoss Läden und Bouti-quen. Das Potenzial der gesamten Lie-genschaft ist heute noch nicht ausge-schöpft. Zudem entsprechen Aspekte des Energiemanagements und der Sicherheit nicht mehr den heutigen Standards.

alt und neu vereint. Die zum Kom-plex gehörenden Gebäude sind unter-schiedlichen Baudatums: Drei wurden An-fang des 20. Jahrhunderts, eines in den 40er und eines in den 60er Jahren er-baut. Die älteren Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden saniert. Das jüngste Gebäude wird durch einen Neu-bau ersetzt, der neuesten funktionalen, ökologischen und ökonomischen Grund-sätzen entspricht. Ob unter Denkmal-schutz und saniert oder topmodern: Das gesamte Projekt muss sich ins bestehen-de Stadtbild einfügen. Im November 2009

würdigten die Experten das Projekt des Teams um Richter und Dahl Rocha mit dem ersten Preis. Erfreuliches Detail: In ihrem Bericht unterstreichen sie die Qua-lität der Präsentation und die Stärke des Teams. J

Bei Wettbewerben werden noch relativ

selten multidisziplinäre Teams eingeladen.

ProJEKT-ETaPPENWinter 2009: Preisvergabe und Projektstart

Frühling 2012: Beginn der ArbeitenWinter 2012: Fertigstellung

BG 2012 ■ 25

26 ■ BG 2012

Der schlüssel zur Zukunft

BG setzt auf das Konzept der territorialen Energieplanung. Um die zukünftigen Bedürfnisse bei der Energieversorgung

in der Raumplanung zu verankern, begünstigt dieses Instrument innovative Lösungen, die technisch ausgereift

und finanziell verkraftbar sind.

Energieplanung

REGIoN VILLENEUVE: Die Fernwärmeversorgung für mehrere Gemeinden ist ein wegweisendes Beispiel für eine umfassende Betrachtung im Rahmen eines Energienutzungskonzepts.

BG 2012 ■ 27

Die Schweiz hat zwei Entscheide gefällt, welche die Energieversorgung des Lan-des umfassend beeinflussen werden: 2011 beschloss die Landesregierung den Atom-ausstieg. Und Anfang 2012 verpflichtete das Bundesgericht die BKW Energie AG, das Kernkraftwerk Mühleberg 2013 abzu-stellen, wenn gewisse Auflagen nicht er-füllt werden. Unabhängig vom Ausgang der laufenden Rekursverfahren lässt sich sagen: Die Auswirkungen der beiden Be-schlüsse werden spürbar sein.

Gesamtbetrachtung. Für Olivier Ou-zilou und Frank Doppenberg steht fest: «Gesucht sind neue Ansätze: Welche Alternativen gibt es? Wir brauchen Visio-nen!» Ein möglicher Weg ist die territori-ale Energieplanung. Die Frage «Wie wer-den wir im nächsten Winter unser Haus heizen?» ist nicht die entscheidende, sind sich die beiden Energiespezialisten von BG einig. «Es reicht heute nicht mehr, sich mit der Energieversorgung eines ein-zelnen Gebäudes oder Unternehmens zu beschäftigen. Wir müssen eine umfassen-

dere Betrachtungsweise anwenden, bei der das Quartier die kleinste Einheit ist.» Dieser Ansatz ist entscheidend und un-verzichtbar für eine erfolgreiche Energie-planung.

abgestufte Verbindlichkeit. Mit sei- nem neuen Energiegesetz hat der Kanton Genf den ersten Schritt zu einer territo-rialen Energieplanung gemacht. Es ver-langt zwingend Energiekonzepte auf allen Stufen der bestehenden Gebietseinhei-ten. Auf der Stufe Richtplan — etwa für eine Gemeinde oder ein Quartier — haben die Konzepte empfehlenden Charakter. Auf der Ebene der Überbauungsordnung werden daraus aber verbindliche Bestim-mungen abgeleitet, die von bauwilligen Privaten auch juristisch angefochten werden können. Olivier Ouzilou erinnert aber daran, dass technisch und finanziell vernünftige Lösungen bei den Bauherren

Es reicht nicht, sich mit der Energieversorgung

eines einzelnen Gebäudes zu beschäftigen.

28 ■ BG 2012

MARsEILLE: Eine innovative Studie zeigt die Möglichkeiten einer Nutzung der Energie im Wasser des Meeres zu Heiz- und Kühlzwecken.

meistens auf Akzeptanz stossen: «Wenn eine Überbauungsordnung den Anschluss an ein Fernwärme- oder Erdwärmenetz vorschreibt und diese Anschlusspflicht rechtmässig ist, wird es kaum Diskussio-nen geben — alle müssen sich danach richten.»

Im französischen St-Julien-en-Gene-vois südlich von Genf wurde bereits ein Energierichtplan für die ganze Agglome-ration ausgearbeitet. Eine von BG erar-beitete Studie über die Bedürfnisse von

zehn Gemeinden dies- und jenseits der Grenze «hat ermöglicht, ein Energiekon-zept zu entwerfen, das sich auf lokale Ressourcen stützt». Vorgeschlagen wird ein Verteilnetz, das mit Wärmeenergie aus Biomasse (Holz, Grünabfälle, Holz-schnitzel) aus einem Werk in Frankreich versorgt wird. «Dazu gehört auch eine Studie über die technische, rechtliche und finanzielle Umsetzung für eine erfolg-reiche Realisierung bis 2020», ergänzt Olivier Ouzilou.

Noch verfügen indes nicht alle Schwei-zer Kantone über die erforderlichen ge-setzlichen Grundlagen. Um einem Kon-

zept zur grossflächigen Versorgung mit erneuerbarer Energie zum Durchbruch zu verhelfen, sind aber auch andere We-ge möglich.

Umfassende analyse. Mit den ei ge-nen Kenntnissen und Erfahrungen schlägt BG eine Vorgehensweise vor, die ihre Wirksamkeit in der Schweiz, in Frankreich und auf internationaler Ebene schon be-wiesen hat. «Zuerst werden die Energie-quellen lokalisiert, inventarisiert und eva-luiert», erklärt Frank Doppenberg. Die zur Verfügung stehenden Energieressourcen werden in den als Grundgerüst dienen-den Zonennutzungsplan integriert. Hin-sichtlich der angestrebten Nachhaltigkeit erhalten dabei lokale und erneuerbare Energien gegenüber nicht erneuerbaren und importierten den Vorzug.

In einem weiteren Schritt werden die Energiestandards der Gebäude festge-legt: Begnügt man sich mit den gesetz-lichen Minimalanforderungen oder ist ein hocheffizienter Energiestandard das Ziel? Um die heutigen und die zukünf-tigen Bedürfnisse zu erfassen, gilt es, Art und Menge näher zu bestimmen: Wel-che Energieträger, wie viel Leistung, wel-che Temperatur zum Heizen und zum Kühlen …?

Frank Doppenberg fasst zusammen: «Die vorhandenen Ressourcen und die Nachfrage werden mit einem technischen Konzept aufeinander abgestimmt.» Da-bei sind auch die Aspekte Erschliessung,

Luftreinhaltung und rechtliche Vorgaben zu berücksichtigen. Letztlich geht es darum, «effiziente Energienutzung und Energiebedarf ins Gleichgewicht zu brin-gen, um die Umweltauswirkungen und die Langzeitkosten zu minimieren, wobei kurzfristige Schwankungen der Markt-preise nicht ins Gewicht fallen dürfen».

Viele Player. Als Spezialist für kom- plexe Energiefragen hat BG schon viele wegweisende Projekte begleitet und inno-va tive, technisch ausgefeilte und finan-ziell tragfähige Lösungen beigesteuert. Ein gutes Beispiel ist das Fernwärmekon-

Marseille und die «Thalassothermie»Die Stadt Marseille prüft den Bau einer neuartigen Anlage zur Energie-versorgung eines 375 Hektaren gros-sen Quartiers mit 2 Millionen Qua- dratmetern Neubaufläche, die Inves- titionen von 50 bis 76 Millionen Euro erfordert. Dabei wird Meerwas-ser in eine Anlage mit Wärmetau-schern zur Erzeugung von Wärme (im Winter) oder von Kälte (im Som-mer) und von dort wieder zurück ins Meer gepumpt. In einem unter-irdischen Sekundärwasser-Kreislauf wird die gewonnene Heiz- und Kühl-energie zu den Verbrauchern trans-portiert.

Technische und finanziell vernünftige

Lösungen stossen in der Regel auf Akzeptanz.

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TErrITorIaLE ENErGIEPLaNUNGGanzheitliche Betrachtungsweise

Innovative LösungenMinimale Auswirkungen auf die Umwelt

Überschaubare Kosten

zept der Region Haut-Lac am oberen Ende des Genfersees mit den Gemeinden Vil le neuve, Roche, Rennaz, Noville und Chessel.

Hier befindet sich die Kompostieran-lage der AG für die Verwertung von Haus-haltabfällen (SATOM). Sie verwandelt Grünabfälle in Biogas, womit ein Block-heizkraftwerk betrieben wird, das Wärme und Strom (der an Swissgrid verkauft wird) produziert. Um die erzeugte Wärme besser zu verwerten, erfasste SATOM mit

einer Studie das Anschlusspotenzial in der Region. Dazu kam eine Studie über die Nutzung erneuerbarer Energien, die BG im Rahmen eines Architekturwett-bewerbs des Spitals von Rennaz erstellt hat. Im benachbarten Roche prüfte der Energieversorger Groupe E derweil den Bau einer Anlage zur Wärmeproduktion aus Holz. Ein weiterer Teil des Puzzles ist schliesslich das zwischen Noville, Rennaz und Villeneuve geplante Quartier Les Fourches, das gemäss dem interkommu-nalen Teilnutzungsplan aus einer Indus-trie- und Gewerbezone, einer Freizeitzo-ne und einer gemischten Wohn-/Freizeit-

zone besteht. Hier war das Know-how von BG gefragt, um die verschiedenen Vorhaben zu einem umfassenden Ge-samtprojekt zusammenzuführen.

Eine Synthese. «Im Auftrag des Am-tes für Umwelt und Energie des Kantons Waadt und der SATOM haben wir die Energienachfrage in einem erweiterten Perimeter erhoben, die Projekte aufein-ander abgestimmt und Groupe E als Ge-neralausstatter eingespannt», erklären Olivier Ouzilou und Frank Doppenberg. Für sie ist eine umfassende Betrachtungs-weise entscheidend beim Erstellen eines Energienutzungskonzepts. Im vorliegen-den Fall ermöglichte dieser Ansatz ein pragmatisches Vorgehen zum schrittwei-sen Aufbau der Fernwärmeversorgung auf der Basis erneuerbarer Ener gien. Das 7,5 Kilometer lange und auf 15 Millionen Franken veranschlagte Leitungsnetz wird im September 2012 in Betrieb genom-men. Das dazugehörende Kraftwerk er-bringt eine Wärmeleistung von 12,4 Mega-watt (MW). Davon stammen 2 MW aus Biogas, 6,4 MW aus Holz und 4 MW aus Erdgas, welches nur bei Spitzenbedarf eingesetzt wird. Der Anteil erneuerbarer Energie aus Grünabfällen der Region so-wie von 10 000 bis 30 000 Kubikmetern Holzschnitzel aus der lokalen Forstwirt-schaft dürfte übers Jahr somit 85 bis 90 Prozent betragen. Insgesamt entsteht so eines der grössten Biomasse-Kraftwerke im Kanton Waadt.

ENGAGIERTE spEZIALIsTEN: Loïc Lepage, Frank Doppenberg, Olivier Ouzilou und

Mathurin Dupanier planen die nachhaltige Energieversorgung der Zukunft.

Ein Wermutstropfen bleibt: Die beste-henden Finanzierungsmechanismen füh-ren dazu, dass für Machbarkeitsstudien und territoriale Energieplanungen nur sehr beschränkte Mittel vorhanden sind. Dabei sind diese Instrumente entschei-dend, um die Herausforderungen in der Energiepolitik bewältigen zu können. Die beiden engagierten Spezialisten von BG jedenfalls blicken nach vorne und möch-ten einen Gang höherschalten. Olivier Ouzilou macht einen Vorschlag, der sich am Gebäudeprogramm des Bundes mit seinen Fördermitteln für Sanierungen orientiert: «Ich würde einen Fonds des Bundes zur Förderung von Energieinfra-strukturen sehr begrüssen!» J

«Die vorhandenen Ressourcen und die

Nachfrage werden auf-einander abgestimmt.»

30 ■ BG 2012

Verkehr nach

DrehbuchDie umfassende Instandsetzung einer Autobahn bringt

normalerweise erheblichen Stau mit sich. Bei der Baustelle Cityring in Luzern ist dies nicht der Fall: Tagsüber fliesst hier

der Verkehr, mit wenigen Ausnahmen, ganz normal. Zu verdanken ist dies einem ausgeklügelten Drehbuch.

Grossbaustelle Cityring

DIMENSIoNEN DES CITyrINGS400 Millionen Franken Bausumme

60 beteiligte Unternehmen5 Teilabschnitte

INsTANDsETZUNG DEs LEHNENVIADUkTs IBAcH IN LUZERN: Hier wird unter Verkehr gebaut.

Diese Verkehrsmeldung bezieht sich auf den sogenannten Cityring, einen Auto-bahnabschnitt in Luzern. Mit täglich über 90 000 Fahrzeugen gehört er zu den am meisten befahrenen Strassen der Schweiz. Nach 35 Jahren intensivem Be-trieb erfährt er derzeit eine umfassende Instandsetzung. Witterungseinflüsse so-wie die ständig hohe Belastung gingen an der Infrastruktur nicht spurlos vorbei. Zu-dem machen neue Sicherheitsstandards gewisse Arbeiten nötig. Ziel des Projekts ist, mehrere Tunnel und Brücken sowie den Stadtanschluss auf den heutigen Stand der Technik zu bringen.

Grossbaustelle ohne Stau. Projekte dieser Dimension sind in der Regel mit Fahrbahnsperrungen und entsprechen-den Staus verbunden. Dies ist hier an-ders. Es ist der Bauherrschaft, dem Bun-desamt für Strassen ASTRA, ein zentra-les Anliegen, dass der Verkehr zu den Hauptverkehrszeiten während der gan-zen Bauzeit fliessen kann. Tatsächlich wird beim Cityring seit Mitte 2009 unter Verkehr gebaut, ohne dass dieser mass-geblich gestört wird. Das ist umso bemer-kenswerter, als die Bauabläufe komplex und die Platzverhältnisse äusserst knapp sind.

Drehbuch für den Verkehr. Mitver-antwortlich für den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle ist ein ausgeklügeltes Konzept der Verkehrsführung. ARP, ein Unternehmen der BG-Gruppe, erstellte es in Zusammenarbeit mit dem ASTRA, dem

DIMENSIoNEN DES CITyrINGS400 Millionen Franken Bausumme

60 beteiligte Unternehmen5 Teilabschnitte

BEIM cITyRING MIT AM WERk. David Piave, Ueli Fischlin,

Roland Bechtiger, Thomas Fuchs und Ferican Pergel.

Kanton und der Stadt Luzern. Mit insge-samt 21 Regimens berücksichtigt es sechs Bauphasen mit je zwei bis vier Verkehrs-zuständen. Wie ein Drehbuch gibt es Aus-kunft darüber, wie der Verkehr tagsüber, nachts, werktags oder an Wochenenden rollen muss, damit die Bauarbeiten opti-mal voranschreiten können. Tagsüber fliesst der Verkehr weitgehend ungehin-dert, in den Tunneln arbeiten die Bauar-beiter nachts und an rund zwanzig Wo-chenenden pro Jahr.

Herausforderungen. Von Norden her bleibt für den Aufbau der alternativen Verkehrsführung kaum Platz. Nur wenige hundert Meter vor der Baustelle befindet sich die Verzweigung Rotsee, welche ei-nen frühzeitigen Spurabbau verunmög-licht. Die Regiearbeit für den Verkehr geschieht somit auch innerhalb des Bau-stellenbereichs. Zusätzlich zur Verkehrs-führung ist ARP hier mit Bauarbeiten an mehreren Kunstbauten beschäftigt, so am Lehnenviadukt Ibach, an der Überfüh-rung SBB Friedental sowie an der Ram-pen- und der Portalbrücke. Für Roland Bechtiger, Ingenieur von ARP und Pro-jektverfasser des Teilprojekts Bauliche Anlagen, ist es — auch mit zwanzigjähri-ger Berufserfahrung — ein sehr komple-xes Projekt. Zahlreiche involvierte Perso-nen, grosse Entscheidgremien und enge Platzverhältnisse machen das Projekt be-sonders anspruchsvoll. Das gesamte Man-dat von ARP reicht vom Massnahmen-konzept über die Submission und die Ausführungsplanung bis hin zur techni-schen Baubegleitung für zwei von fünf Teilabschnitten. Diese Herausforderung übernimmt ARP gemeinsam mit drei an-deren Ingenieurunternehmen.

Für die Zukunft bauen. Die heuti-gen Herausforderungen sind gross, der Nutzen, den das Projekt künftig für zahl-reiche Verkehrsbeteiligte bringen wird, ebenso. Nach der Gesamterneuerung sollen auf dem Cityring für die nächsten 20 Jahre keine umfassenderen Bauarbei-ten mehr nötig sein. Ende Juni 2013 wird daher folgende Verkehrsmeldung erwartet:

Tagsüber: Freier Verkehr. Nachts: BaustelleFür die Bauarbeiter ist es ein Kraftakt: Sie richten die Baustellen in den Tunneln täglich neu ein und räumen sie am frühen Morgen wieder. Die Umleitung wird ab 20 Uhr mit Leitelementen eingerichtet. Sobald alle Fahrzeuge den Abschnitt verlassen haben, wird der Tunnel geschlossen und die Arbeiten können beginnen.

Jede Betriebs- und Sicherheitsanlage im Tunnel wird regelmässig über-prüft. Ab 05 Uhr wird die Baustelle geräumt und die Strecke gereinigt. Es folgt eine letzte Kontrollfahrt, dann gibt der Unterhaltsdienst den Tunnel pünktlich um 06 Uhr für den Verkehr frei.

BG 2012 ■ 31

«Wegen Bauarbeiten bleibt die Autobahn A2 zwischen Luzern Zentrum und Luzern kriens in der Nacht zwischen 20 Uhr und 06 Uhr gesperrt. Eine Umleitung ist signalisiert.»

«Die Bauarbeiten am cityring sind abgeschlossen. Die A2 im Raum Luzern ist in beiden Richtungen für die nächsten 20 jahre normal befahrbar.»

32 ■ BG 2012

DIE ZERsTöRERIscHE FLUT VoN 2008 hinterliess gewaltige Schäden an Menschen und Gütern.

BG 2012 ■ 33

Tödliche Fluten in der Wüste

Die zerstörerischen Fluten des Wadi M’Zab im Süden Algeriens sind eine ständige Bedrohung für die Bevölkerung und die lokale Wirtschaft. Dank Staumauern und Dämmen fliesst das Wasser nun kontrolliert ab, ohne dass Menschen

und Güter gefährdet sind.

Hochwasserschutz in algerien

Der M’Zab ist ein Graben in der felsigen Ebene der algerischen Wüste. Das 600 Kilometer südlich von Algier gelegene Tal ist nach dem Wadi (Bezeichnung für einen temporär Wasser führenden Fluss) be-nannt, von dessen Fluten es regelmässig überschwemmt wird. Die zwischen 300 und 800 Meter über Meer gelegene weit-läufige Landschaft aus Stein und Fels ist vor rund 165 Millionen Jahren entstan-den. Die vorwiegend aus Kalkstein zusam-mengesetzten Böden sind sehr durchläs-sig und nicht in der Lage, grössere Men-gen Regenwasser zurückzuhalten.

Immer wieder laden vom Atlantik durch den Wind hergetriebene schwere Wolken ihre nasse Fracht in dieser Region ab, meistens als gewittrige Niederschläge im Frühjahr und im Herbst. Das Phäno-men ereignet sich am häufigsten im Sep-tember und Oktober — wie bei jener tödli-chen Flut, die am 1. Oktober 2008 Dut-zende von Menschenleben forderte und mehrere hundert Häuser zerstörte. «Sol-

che Überschwemmungen sind aber auch im Dezember möglich, ja sogar das ganze Jahr über», warnt Hacène Bekhouche, Leiter der BG-Niederlassung in Algerien, gestützt auf eine hydrologische Studie.

Verstädterung. Das Einzugsgebiet des Wadi M’Zab umfasst eine Fläche von rund 1500 Quadratkilometern. Grössere Nie-derschläge können zerstörerische Fluten mit Abflussmengen von bis zu 1500 Ku-bikmetern pro Sekunde verursachen — etwa doppelt so viel wie der normale Ab-fluss des Rheins bei Basel.

Um eine Lösung für die immer wieder auftretenden Überschwemmungen zu fin-

den, hat das algerische Ministerium für Wasservorkommen BG beauftragt, das Tal des M’Zab zu untersuchen und Mass-nahmen zum Schutz vor den Fluten zu erarbeiten.

Obschon das Wadi M’Zab nur ein Gra-ben inmitten einer Steinwüste ist, haben viele Menschen hier ihren Lebensraum gefunden. Heute wohnen bereits rund 160 000 Menschen im Tal. Die Folge ist eine rasch fortschreitende Verstädterung mit entsprechender Bautätigkeit bis in die hintersten Ecken der Oase, wie Hacène Bekhouche erklärt. Die neuen Niederlas-sungen entstehen auf der Hochebene, aber auch an den wenigen noch verfüg-baren Flächen im Tal, zwischen den alten Siedlungen und in den Palmenhainen bei den Einmündungen der vielen Wadis — mit gefährlichen Folgen.

abflussmengen reduzieren. Eine hy-drologische Studie, eine Analyse der na-türlichen Abflussdynamik des Wadi M’Zab, dann die Erstellung von Überschwem-mungskarten, eine Variantenstudie, gro-be und in der Folge detailliertere Vorpro-jekte und schliesslich das Verfassen der Unterlagen für die Ausschreibung der Ar-beiten: Die Projektierung von drei Rück-haltedämmen bei El Abiod, El Haimeur und Bou Brik durch BG erfolgte nach umfassenden Vorarbeiten. Die Bauwerke werden vollständig aus lokal verfügbaren Materialien errichtet.

Die drei Dämme befinden sich ober-halb der bewohnten Gebiete. Ihre Aufga-be besteht darin, die Flutspitzen zu bre-chen, also die Abflussmaxima zu reduzie-ren, indem sie die Abflussmengen an den Dammausflüssen auf zwei Mal 20 und ein Mal 5 Kubikmeter pro Sekunde begren-

zen. Hacène Bekhouche ergänzt: «Ohne Rückhaltedämme würden 700 bis 1500 Kubikmeter pro Sekunde anfallen. Heute aber fliessen eingangs des Palmenhains von Ghardaïa nur noch 220 bis 240 Kubik-meter pro Sekunde ab — das Regenwas-ser aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet

Historische stadt GhardaïaGegründet wurde Ghardaïa ums Jahr 1050. Die wie ihre Nachbarn Beni Isguen, Bou Noura, El Ateuf und Melika befestigte Oasenstadt entwickelte sich rasch zum wirtschaftlichen Zentrum des M’Zab-Tals. Ihre ersten Bewohner waren Mozabiten, eine Gemeinschaft der Ibaditen. Diese Glau-bensrichtung bekennt sich zu demokratischen und egalitären Prinzipien innerhalb des Islams.

Die Gemeinschaft ist bekannt für ihren gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt. Ins schwer zugängliche M’Zab-Tal kamen die Mozabiten als Glaubensverfolgte vor etwa tausend Jahren. Hier lebten sie mit anderen Kulturen und vermischten sich mit den Berbern.

Marokko

Portugal Spanien

Tunesien

LibyenAlgerien

Algier

Ghardaïa

GHARDAïA: Verwaltungszentrum mit tausendjähriger Geschichte.

34 ■ BG 2012

«Grosse überschwem-mungen können

sich das ganze jahr über ereignen.»

«Das Wasser kann durch die oase fliessen, ohne schaden anzurichten.»

BG 2012 ■ 35

eingerechnet. Der Fluss kann keinen Scha-den mehr anrichten.»

Diplomatie. Der erste Damm am Haupt-lauf des M’Zab hat bei der grossen Flut vom 1. Oktober 2008 dazu beigetragen, noch mehr Todesopfer zu vermeiden. Dennoch wurden zahlreiche Häuser in den Betten der Wadis weggeschwemmt. Damit dies nicht mehr passieren kann, müssten im Zuge der gegenwärtigen Dammerweiterungen ungünstig platzier-te Häuser enteignet und abgerissen und die Besitzer entschädigt werden, erklärt Hacène Bekhouche. Im Tal von M’Zab mit seiner tausendjährigen Geschichte und fünf historischen Städtchen sei dies nicht immer ohne Schwierigkeiten möglich.

Das seit 1962 als historisches Denkmal eingestufte Tal fand 1982 Aufnahme in die Liste des Unesco-Welterbes — mit ent-sprechenden Schutzbestimmungen. Die fünf traditionellen Bauten zur Wasserre-gulierung stehen unter strengem Schutz und werden vom Staat subventioniert. Hacène Bekhouche im Rückblick: «Es gab einige Probleme, bis das Projekt akzep-tiert wurde.» Verständlich, denn in der Wüste ermöglicht erst das Wasser der Wadis das Überleben, indem es die Grundwasservorkommen speist. Die Be-fürchtung kam auf, die neuen Dämme würden die Grundwasserströme unter-brechen. «Bis heute organisieren wir im-mer wieder Informationsveranstaltungen und versuchen, die sehr an ihren Traditio-nen hängende Bevölkerung zu überzeu-gen.» Mit einigem Erfolg. So haben die

DIE 3 DäMME DES M’ZaBBauwerke von 34 km Länge

Investitionen von 110 Millionen Franken300 000 betroffene Menschen (Prognose 2030)

Menschen begriffen, dass das Wasser durch die Öffnung im Boden des Rückhal-tebeckens immer noch abfliessen kann, solange der Auslass nicht verstopft ist. Und dass sich deshalb Sicherheitsverant-wortliche um den Unterhalt der Bauwer-ke kümmern müssen.

So fliesst im Wadi immer noch Wasser, in der Menge aber kontrolliert und ge-steuert, und die Grundwasservorkommen werden ständig erneuert. Hacène Bek-houche lächelt und äussert sich philoso-phisch: «Ingenieur sein bedeutet, viel zu geben, aber ebenso viel zu lernen. Es gilt, bescheiden zu bleiben.»

Nachhaltige Wasserwirtschaft. Vom obersten Damm bis zu den äusseren Landwirtschaftsflächen erstreckt sich das 110 Millionen Franken teure Projekt von M’Zab über eine Länge von 34 Kilome-tern. «Damit können wir Bevölkerung, Gü-ter und die traditionelle Wasserwirtschaft schützen», fasst Hacène Bekhouche zu-sammen.

Seit über tausend Jahren nützen die Menschen traditionelle Brunnenschäch-te, die in das vom Wadi M’Zab alimentier-te Grundwasser reichen. Anlässlich der ersten Erdölbohrungen um 1940 wurden artesische (unter Druck stehende) Grund-wasservorkommen in 150 bis 300 Metern Tiefe entdeckt und sogleich erschlossen. Dieses Reservoir fossilen Wassers deckt bis heute die Nachfrage einer wachsen-den Bevölkerung. Wegen Übernutzung verringert sich der hydrostatische Druck

allerdings laufend. Hacène Bekhouche warnt: «Wir müssen Sorge tragen zu den fossilen Grundwasservorkommen in gros-ser Tiefe.»

Um das zerbrechliche ökologische Gleichgewicht der Oase zu bewahren, hat BG eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingesetzt, zu der auch ein Palmen-Fach-mann gehört. Die von der Gruppe vor-geschlagenen technischen Lösungen ge-währleisten, dass die für die Landwirt-schaft unverzichtbaren oberen Grund-wasservorkommen ständig aufgefüllt werden. Wie wichtig die genaue Kontrolle des Grundwasserspiegels ist, zeigt sich am Beispiel der Dattelpalmen. Sie «sau-gen» das Wasser mit Hilfe des Kapillaref-fekts aus dem Boden. Bleibt der Zufluss aus dem oberhalb gelegenen Gebiet aus, vertrocknen sie. Steht das Grundwasser zu hoch, verfaulen ihre Wurzeln.

Ebenfalls untersucht hat BG die Ab-wasserproblematik im besiedelten Gebiet des M’Zab-Tals. Im Unterlauf wurde eine Pflanzenkläranlage gebaut, die auf 300 000 Menschen (prognostizierte Be-völkerungszahl im Jahr 2030) und einen Schmutzwasserzufluss von einem Kubik-meter pro Sekunde ausgerichtet ist. Das gereinigte Wasser kann für die Landwirt-schaft genutzt oder wieder ins Grund-wasser eingeleitet werden. Auch beim Abwasser zeigt sich: Gefragt sind innova-tive Lösungen, wenn die Lebensqualität in der Region erhalten werden soll. J

Marokko

Portugal Spanien

Tunesien

LibyenAlgerien

Algier

Ghardaïa

DAs TAL DEs M’ZAB liegt 600 Kilometer südlich von Algier in der Nähe der Stadt Ghardaïa. Hier baut BG Dämme gegen die zerstörerischen Fluten.

«Wir müssen sorge tragen zum fossilen

Grundwasser.»

DäMME GEGEN DIE üBERFLUTUNG: Gebaut von Abdenacer Yaji, Khalid

Essyad, Abderrazak Ouchar und Hacène Bekhouche (kleines Bild).

Mit 320 km/h durch den Berg

Beim Bau eines vier Kilometer langen Tunnels auf der geplanten transeuropäischen Hochgeschwindigkeits­

strecke Paris–Bratislava ist BG an vorderster Front dabei. Seit November 2011 gräbt sich eine Tunnelbohrmaschine

durch die Vogesen, damit die Züge das Gebirge schon bald in nur 45 Sekunden durchqueren können.

Saverne-Tunnel

25. okToBER 2011: Taufe der Tunnelbohrmaschine «Charlotte» – die Arbeit am Saverne-Tunnel beginnt.

36 ■ BG 2012

TEAMARBEIT: Pierre Bouvatier, Daniel Colomb und Projektleiter

Marco Russo (auf dem Bildschirm) bauen den ersten Tunnel, in dem der

TGV 320 km/h schnell fahren kann.

Die Geschichte des Tunnels von Saverne beginnt im April 1992 mit einer Konzept-studie des Abschnitts von Vaires-sur-Marne nach Vendenheim. 2007 werden die ersten 300 Kilometer bis nach Baudre-court in Betrieb genommen. Ende 2007 werden die Arbeiten am Abschnitt um den Saverne-Tunnel aufgenommen.

Technisch anspruchsvoll. Im Sep-tember 2009 gab die französische Bahn-infrastrukturbehörde RFF den Startschuss für den Abschnitt, der die Verbindung mit Deutschland herstellt — ein weiteres Teil-stück der «Magistrale für Europa», der transeuropäischen Schienenschnellver-bindung Paris—Bratislava. Gleichzeitig schrieb RFF die einzelnen Lose für die Planung und den Bau aus. Das Los Nr. 47, 40 Kilometer vor Strassburg gelegen, war technisch überaus anspruchsvoll. Hohe Kompetenz und Spezialkenntnisse waren gefragt — genau das Richtige für BG. Der 7,5 Kilometer lange Sektor be-steht aus dem Saverne-Tunnel, einem 2,9 Kilometer langen Abschnitt unter freiem Himmel, dem 270 Meter langen Viadukt von Haspelbaechel sowie weiteren Kunst-bauten. Am 9. September 2010 erging der Zuschlag an eine Gruppe von zwölf Unternehmen. Von Anfang an mit dabei war BG.

BG hat die Projektstudien verfasst und stellt nun während der Bauphase sicher, dass die Leistungen mit dem Pflichten-

heft und den Regeln der Baukunst über-einstimmen. «Ausserdem übernehmen wir für unsere Gruppe die örtliche Baulei-tung», erklärt Marco Russo, Projektleiter von BG in Paris. Im Weiteren hat Marco Russo auch die Projektleitung inne und verifiziert die Konformität der techni-schen Nachweise. Und schliesslich ist die

SaVErNE-TUNNEL: 3 ETaPPEN15. November 2011: Beginn des Tunnelausbruchs

31. Januar 2012: 1 km Vortrieb erreichtMärz 2016: Eröffnung der neuen Linie Paris—Strassburg

Herzstück der «Magistrale»Der Saverne-Tunnel ist das Herzstück der zweiten Bauetappe der europäi-schen Hochgeschwindigkeitsstrecke Ost («Magistrale für Europa»). Er ver-bindet Lothringen mit dem Elsass und verkürzt die Reisezeit von Paris nach Strassburg auf 110 Minuten, jene von Strassburg nach Luxemburg auf 85 Minuten.

Die 4,20 und 4,16 Kilometer langen Tunnelröhren sind alle 500 Meter mit Querschlägen für den Evakuierungsfall verbunden. Die Bauwerke des 7,5 Kilometer langen Abschnitts des Loses 47 kosten 185 Millionen Euro. Der TGV wird dereinst die Vogesen mit 320 km/h in nur 45 Sekunden durchqueren.

BG 2012 ■ 37

straffe Terminplanung eine Herausfor-derung, die es zu bewältigen gilt, «damit wir laufend Tunnelabschnitte den nach-folgenden Gleisbau-Equipen übergeben

können». Dass BG seine Kernkompeten-zen einbringen kann, um Frankreichs ersten Tunnel für Geschwindigkeiten bis 320 km/h zu bauen, erfüllt Marco Russo mit Stolz.

Geniale Maschine. Die nach ihrer 17 Jahre jungen Taufpatin benannte Tunnel-bohrmaschine Charlotte leistet Schwerst-arbeit: Das 110 Meter lange und 2200 Tonnen schwere Monstrum mit einem Durchmesser von 10 Metern frisst sich im Durchschnitt täglich 20 Meter durch den Berg. 780 000 Kubikmeter Fels gilt es auszubrechen. Die Maschine bewältigt sowohl festes als auch Lockergestein. Marco Russo: «Sie hat einen wichtigen Anteil daran, dass unser Angebot den Zuschlag erhalten hat.» Der Grund: Der erste Tunnelabschnitt liegt in lockerem

Gestein, wo Charlotte im «geschlossenen Modus» als Erddruck-Maschine arbeitet. Dabei erzeugt die mit Ausbruchmaterial gefüllte Abbaukammer hinter dem Bohr-kopf einen Druck auf die noch unbefes-tigte Tunnelwand. Im festen Fels hinge-gen wechselt die Maschine in den «offe-nen Modus». Dies ist ein grosser Vorteil in einem Untergrund, der sandige Ein-schlüsse enthält. Marco Russo: «Indem wir ohne zu stoppen den Modus wechseln können, sparen wir eine Menge Zeit.» J

Paris

Strassburg

KarlsruheStuttgart

MünchenSalzburg

Linz Wien

BratislavaAugsburg

Ulm

in Planungin Arbeitrealisiert

Tunnel Saverne

) (

«Wir bauen den ersten Tunnel Frankreichs

für Geschwindigkeiten bis 320 km/h.»

Die Tunnelbohr- maschine schafft rund

20 Meter pro Tag.

DIE «MAGIsTRALE FüR EURopA» führt über 1500 Kilometer von Paris nach Bratislava.

Vom Unort zum Wohnort

Viele Industriebrachen sind schadstoff­belastet. Um sie wieder ohne Gefahr nutz­

und bebaubar zu machen, bietet BG umfas­sende und einzigartige Dienstleistungen.

Dazu gehören Analyse, Dekontaminierung sowie strategische Beratung und Begleitung

des Kunden durch das ganze Verfahren.

Industrieareale, die einst an der Periphe-rie lagen, sind oft im Lauf der Zeit von der wachsenden Stadt umschlossen wor-den. Bevor auf dem Brachland eine neue Nutzung möglich wird, gilt es, giftige Hin-terlassenschaften aus der ehemaligen industriellen Tätigkeit zu beseitigen.

Wo Industriebrachen neu gestaltet und einer urbanen Nutzung zugeführt werden sollen, kann die spezialisierte Ab-teilung von BG wirksame Unterstützung

bieten. In Lyon kümmern sich Benoît Ma-réchal und zwölf Spezialisten um rund 50 Projekte in Frankreich. In Genf führt Nicolas Rist ein fünfköpfiges Team, das an rund 30 Vorhaben in der Schweiz ar-beitet.

«Meistens kontaktiert uns der Käufer oder der Verkäufer eines Grundstücks wegen einer vermuteten Verschmutzung

des Untergrunds», erklärt Benoît Maré-chal. «Um den richtigen Preis zu bestim-men, möchten der alte und der neue Be-sitzer eine allfällige Belastung des Bo-dens kennen, da diese das Grundstück abwertet.»

Gesetzliche Pflicht. 2009 hat Givau-dan France Fragrances die industrielle Produktion in Lyon aufgegeben. Für sol-che Fälle sehen die französischen Um-welt- und Raumplanungsgesetze vor, dass das Unternehmen die potenziellen Gefah-

FINDEN jEDEs GIFT IM BoDEN: Benoît Maréchal (kleines Bild),

Marie-Charlotte Peyron, Hervé Casez, Simon Pinzelli und Nicolas Rist machen

belastete Standorte wieder nutzbar.GrENZENLoSE LöSUNGEN CH-F

Gleiche Probleme, verschiedene Gesetze.Erfahrung mit denselben Analysemethoden.Gleichwertiges Angebot in beiden Ländern.

Belastete Standorte

ren am Standort analysiert. «Anschlies-send muss es das Gelände im Hinblick auf die geplante Neunutzung sanieren», sagt Benoît Maréchal. Im Fall Givaudan stan-den zwei Ziele im Vordergrund: «Erstens die aus der früheren Produktion stam-mende Umweltverschmutzung zu beseiti-gen, denn sie könnte nachträglich zu Streitigkeiten über die Verantwortlichkeit führen. Und damit zweitens die bestmög-liche Wiederherstellung des städtebaulich wichtigen Gebiets ermöglichen.»

Nachforschungen. Givaudan hat sich entschlossen, eine Sanierung durchzu-führen, die auch eine spätere Wohnnut-zung ermöglicht. Nach zwölf Monaten Vorbereitung wurden 100 000 Tonnen verschmutztes Erdreich abgetragen. Nun steht das in nur zwei Jahren durchge-führte Projekt vor dem Abschluss. BG hat Givaudan seit der Einstellung der Produk-tion begleitet und hilft auch beim Verkauf des Grundstücks.

38 ■ BG 2012

BG ist in der schweiz der einzige Anbieter

von Dendrochemie und phytoscreening.

pHyToscREENING UND DENDRocHEMIE: Mit diesen wissenschaftlichen Methoden kann BG genau feststellen, an welchem Ort und zu welchem Zeitpunkt eine Verschmutzung des Erdreichs stattgefunden hat. Dazu entnimmt man

Bäumen im verschmutzen Areal Bohrkerne und analysiert die Belastung im Holz – und zwar Jahrring für Jahrring.

BG 2012 ■ 39

In Lyon und in Genf hat BG je eine einzigartige

Fachabteilung für Altlasten aufgebaut.

Auch in Genf steht ein altes Fabrikge-lände vor der Umnutzung in eine Zone für Wohnen, Gewerbe und Freizeit. Nico-las Rist steht vor der Frage, wo wohl frü-her die Lösungsmittel gelagert worden sind. Wie in Lyon hat BG als Erstes Nach-forschungen angestellt, um herauszufin-den, wo die frühere Produktion Umwelt-schäden verursacht haben könnte. Die Analyse von Boden- und Grundwasser-proben durch ein unabhängiges Labor ermöglichte es anschliessend, genaue Er-kenntnisse zu gewinnen.

Spitzentechnologie. «Unsere inter-disziplinären Teams sind in der Lage, auf jeden Standort zugeschnittene Ab-klärungen anzubieten», betont Benoît Maréchal. Laut Nicolas Rist ist BG in der

DEkoNTAMINIERTEs GELäNDE: Das ehemalige Industriegebiet von Givaudan in Lyon ist wieder nutzbar für Wohnbauten.

Schweiz der einzige Anbieter von Analy-sen mit Hilfe von Dendrochemie und Phy-toscreening: «Dabei entnimmt man Bäu-men in der belasteten Zone mittels Kern-bohrung Holzproben.» Im Labor lassen sich dann in jedem Jahrring des Bohr-kerns — und somit für jedes Jahr der in-dustriellen Tätigkeit — Art und Ausmass der Verschmutzung bestimmen. «So wird ersichtlich, wer die Verschmutzung ver-ursacht hat und wer nicht. Dadurch lässt sich auch die Verantwortlichkeitsfrage klären.» J

BELAsTETER sTANDoRT

TIEFGARAGE

GRUNDWAssERLEHMscHIcHT (WAssERUNDURcHLässIG)

FLIEssRIcHTUNG DEs WAssERs

Vor rund 170 Jahren wurde die Reuss unterhalb von Luzern über weite Strecken kanalisiert. Das so gewonnene Land

entlang des Flusses wird seither intensiv genutzt. Heute machen sich Wasserbau ingenieure an die knifflige

Aufgabe, das Korsett wieder zu lockern.

Wenn das korsett zu eng wird

reuss

Als der luzernische Landvermesser Jo-seph Hess 1794 die Reuss unterhalb von Luzern auf einer Karte festhielt, zeichne-te er eine verzweigte Morphologie mit Kiesbänken, Seitenarmen und Nieder-wasserrinnen. Der Weg des geringsten Widerstands führte den Fluss mal mehr links, mal mehr rechts durch die Land-schaft. Der Beschrieb des Flusszustands vor über 200 Jahren bringt Romantiker

ins Schwärmen und Wasserbauingenieu-re zum Denken. In einem umfassenden Hochwasserschutzprojekt, welches der Kanton Luzern nach dem Hochwasser 2005 lanciert hat, soll die vor rund 170 Jahren begradigte Reuss gewisse Freihei-ten zurückerhalten.

Schutz vor Hochwasser. Ziel des Vorhabens an der Reuss ist ein verbes-

40 ■ BG 2012

serter Hochwasserschutz der Talebene unterhalb von Luzern. Dieser Schutz soll erreicht werden, indem das Gerinne ver-breitert und so das Abflussvermögen der Reuss erhöht wird. Zugleich soll der Ge-wässerraum ökologisch aufgewertet wer-den und für Erholungssuchende an At-traktivität gewinnen. Doch welche kon-kreten Massnahmen sind in der heutigen Zeit mit intensiver Nutzung bis dicht ans Gewässer überhaupt möglich? Und mit welchen baulichen Schritten können sie erreicht werden? Diese Fragen unter-suchte BG in einem Vorprojekt, gemein-sam mit anderen Ingenieurunternehmen.

Begehrtes Land. Seit der Flusskorrek-tion um 1840 ist die Reuss in weiten Tei-len begradigt. Die Sohlenbreite variiert

zwischen 50 und 70 Metern. Das gewon-nene Land entlang des Flusses wird intensiv genutzt, Häuser- und Industrie-zonen sind bis dicht ans Wasser gerückt. Auch für den Bau von Gemeinde- und Kantonsstrassen sowie der Autobahn A14

DAs üBERscHWEMMUNGsGEBIET DER REUss: Diese Gefahr wird mit geeigneten Massnahmen verringert.

Das Vorprojekt zeigt auf, welche Mass-

nahmen überhaupt möglich sind.

INTENsIV GENUTZTEs REUssTAL. Die Interessen des Hochwasserschutzes, der Ökologie

und der Naherholung müssen koordiniert werden.

BG 2012 ■ 41

Interview mit Sandro ritler, Gesamtprojektleiter beim Kanton Luzern

«Wir entwickeln den Flussraum unterhalb von Luzern für Generationen. Das ist eine einmalige chance!»Herr Ritler, was ist für Sie das Besondere am Projekt «Hochwasserschutz und Renaturierung Reuss»?Ritler: Ich sehe in diesem Projekt eine einmalige Chance, einen Flussraum für Generationen zu entwickeln. Für mich ist einerseits die vielschichtige Wasserbauthematik

besonders. Andererseits ist es eine grosse Herausforde-rung, den verschiedenen Interessen an der Reuss ge-recht zu werden.

Haben Sie neue Erkennt­nisse gewonnen?Ritler: Die Gefährdung entlang der Reuss ist auf-grund der schlechten Hochwasserschutzdämme viel grösser als bisher an-genommen. Dies hat zur Folge, dass der Hochwas-serschutz an der Reuss eine höhere Priorität er-hält.

Welchen Beitrag hat BG zum Vorprojekt geleistet?Ritler: BG erarbeitete eine breite und fundierte Varianten-studie und setzte sich für das gemeinsame Ziel einer nachhaltigen Lösung an der Reuss ein. Auf der Basis der verschiedenen Varianten konnten Entscheide herbei-geführt werden. Die Rückmeldungen im Rahmen der Vernehmlassung waren sehr positiv.

Die Arbeiten an der Reuss werden für 80 bis 100 Jahre dimensioniert. Werden Ihre Nachfolger im Zusammen­hang mit Hochwasserschutz keine Arbeit mehr haben?Ritler: Die Ereignisse von 2005 und 2007 haben aufge-zeigt, dass sich die Natur an keine Gesetze und Richt- linien hält. Entlang der Reuss, am Ufer wie im Gerinne, werden immer Arbeiten notwendig sein: Unterhalt, In-standhaltungen und so weiter.

Sind Sie oft an der Reuss anzutreffen?Ritler: Als Gesamtprojektleiter dieses Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekts bin ich regelmässig an der Reuss anzutreffen. Ich jogge und spaziere zudem auch gerne an der Reuss. Im Sommer schwimme ich sogar manchmal im Fluss. JsANDRo RITLER

42 ■ BG 2012

HocHWAssER 2005: Das Wehr im luzernischen Perlen kämpft mit den höchsten je gemessenen Wassermengen.

BG 2012 ■ 43

scHAFFEN pLATZ FüRs WAssER: Khalid Essyad, Heiko Wehse

und Marion Bourgeois.

DIE rEUSS IN ZaHLENEinzugsgebiet: 2850 km2

Durchschnittliche Gerinnesohlenbreite: 50—70 mDurchschnittliches Sohlengefälle: 2‰

Gesamtlänge Projektperimeter: 13,2 km

man bedenkt, was die Wassermengen hätten auslösen können, sind wir entlang der Reuss mit einem blauen Auge davon-gekommen».

Komplexe Konzeptarbeit. Wo dem Fluss in Zukunft welcher Spielraum ge-währt werden kann, bedeutet in der heu-tigen Zeit komplexe Konzeptarbeit. Heiko Wehse, Wasserbauingenieur bei BG, erar-beitete mit seinem Team verschiedene Varianten, die auf dem Flussabschnitt von der Mündung der Kleinen Emme bis zur Kantonsgrenze den heutigen Anfor-derungen an Schutz, Ökologie und Nah-erholung gerecht werden. Die konkreten Massnahmen, die im Vorprojekt vorge-schlagen werden, beruhen auf zahlrei-chen Abklärungen, Berechnungen und Skizzierungen. Zu den erarbeiteten Vor-

schlägen gehören unter anderem die Auf-weitung des Gerinnes auf bis zu 110 Meter Breite sowie ein Freibord von rund einem Meter. Beide Anpassungen dienen einer-seits dem Schutz vor Hochwasser, sind andererseits aber auch für die Ökologie und für die Naherholung von besonderem Wert.

Moderne Hindernisse. Beim Versuch, dem Fluss das Korsett zu lockern, stiessen

boten sich dank der Gewässerkorrektion neue Möglichkeiten. Und: Die Nutzung ist noch lange nicht abgeschlossen. Im Ge-genteil: Das Tal gilt als Entwicklungsge-biet schlechthin.

War früher alles besser? Die Vor-teile, welche die Bevölkerung dank der Reusskorrektion erfuhr, sind zahlreich. Spätestens seit dem Hochwasser 2005 weiss man jedoch, dass sie auch gewichti-ge Nachteile mit sich bringt. Damals führ-ten lang anhaltende und intensive Nie-derschläge zur höchsten je gemessenen Wassermenge von 840 Kubikmetern pro Sekunde. Zwar blieben grosse Schäden aus, doch die Gerinnekapazität war voll-ends ausgeschöpft. Bei einem zukünfti-gen Hochwasser könnten die Dämme überströmt werden und brechen. Das Schadenpotenzial liegt in diesem Fall mit rund 260 Millionen Franken weitaus höher als im Jahr 2005. Sandro Ritler, zu-ständiger Gesamtprojektleiter beim Kan-ton Luzern erinnert sich: «Beim Hoch-wasser 2005 hielt ich den Atem an! Wenn

die Experten von BG auf Hindernisse der heutigen Zeit. So muss auf Siedlungs- und Gewerbegebiete oder mehrere Trink-wasserfassungen Rücksicht genommen werden. Aber auch ein neu erbauter Schiessstand oder die Autobahn gehören dazu. Da die natürliche Spontaneität des Flusslaufs nicht mehr möglich ist, kommt das Handwerk der Fachleute zum Zug: Sie führen die Reuss gekonnt um die mo-dernen Hindernisse herum. J

BLIck IN DIE VERGANGENHEIT: Die Reuss um 1794 hatte deutlich mehr Spielraum als heute.

Das Reusstal zählt zu den wichtigen

Entwicklungsgebieten des kantons Luzern.

«Beim Hochwasser von 2005 sind wir an der

Reuss mit einem blauen Auge davongekommen.»

Die Reuss erhält in Zukunft deutlich

mehr spielraum.

BG hat sich 2011 trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf den Märkten positiv weiterentwickelt.

2011 im RückblickGeschäftsbericht

Langsameres Wachstum. Mit 84 Mil-lionen Schweizer Franken wies BG 2011 im Vergleich zum Vorjahr einen praktisch identischen Umsatz aus. Der ungünstige Euro-Wechselkurs sowie der Mangel an

Ingenieuren waren eine schwere Hypo-thek. Ohne den Einfluss des Wechsel-kurses hätte die Gruppe ein Wachstum von 4 Prozent ausgewiesen — und dies trotz dem Druck auf die Margen in einem überaus kompetitiven Umfeld und den Konsolidierungskosten nach dem starken Wachstum der Gruppe im Jahr 2009. Das Ergebnis kann unter diesen Gesichts-punkten als solide bewertet werden.

Kontinuität im Wandel. 2011 hat Jens Alder (Ex-CEO von Swisscom) Jean-Daniel Marchand als Verwaltungsrat s-präsident abgelöst. BG dankt Jean-Daniel Marchand für seine ausgezeichnete Ar-beit. Als Leitfigur von BG, die in den vie-len Jahren nahezu alle wichtigen Funk-tionen im Unternehmen bekleidete, hat Marchand BG auf den Weg des Erfolgs geführt und zudem die für BG charak-teristische Unternehmenskultur mass-geblich geprägt. Per Ende 2011 hat auch ein neuer CFO sein Amt angetreten. Er wird seine internationale Erfahrung ein-bringen, um das Finanzwesen zu refor-mieren und die Wertschöpfung zu stei-gern. Weitere strategische Schritte sind in Vorbereitung. Sie betreffen das Key Account Management, die Entwicklung verschiedener Märkte (insbesondere die Deutschschweiz und Frankreich) sowie

die Integration der Tochterfirmen in die Gruppe.

Erweitertes Leistungsangebot. Un- verändert gross ist die Nachfrage im Be reich der Transportinfrastrukturen. BG reagiert darauf mit verstärktem Einsatz von interdisziplinären Teams und mit dem Ausbau der Transportplanung. Im Baubereich gilt BG dank der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Spitzenarchitekten als bevorzugter Projektpartner vom An-beginn jedes Planungsprozesses. Erfreu-lich ist das Wachstum im Sektor Energie, wobei BG gerade bei den erneuerbaren Energien, bei den Niedrigenergiehäusern und bei der Raumplanung innovative Ansätze bieten kann. Tragend bleibt schliesslich der Bereich Wasser — dank technologischen Durchbrüchen, der zu-nehmenden Urbanisierung und wachsen-der Nachfrage nach regionalen Lösun-gen.

Vielfältige Projekte. Ob punktuelle Beratung oder Planung und Umsetzung umfangreicher Bauwerke: Die von BG betreuten Projekte unterschiedlichster Grösse vereinigten auch 2011 Spitzenleis-tungen bezüglich Innovation, Wirtschaft-lichkeit und Nachhaltigkeit. Einige sorg-ten für Schlagzeilen, etwa der Spaten-stich für die CEVA-Bahnstrecke in Genf.

Andere wurden ausgezeichnet, zum Bei-spiel mit dem Label Aquaplus für Kläran-lagen in Frankreich. Einen Überblick über die Vielfalt bietet dieses Magazin. In ihrer

Gesamtheit legen die Projekte Zeugnis ab von unserer Mission: Einen nachhaltigen Lebensraum gestalten.

Der Mensch im Zentrum. Im Dienst-leistungsunternehmen BG mit seinen fast 600 Mitarbeitenden aus 21 Ländern spielt die Talentförderung eine Schlüsselrolle. 2011 haben wir eine breite Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit durchgeführt. Dabei kristallisierten sich eine Vielzahl positiver Punkte heraus: Die hohe Motiva-tion, die Qualität der Projekte, die Selb-ständigkeit bei der Arbeit, das Verantwor-

tungs- und Qualitätsbewusstsein oder das ausgezeichnete Arbeitsklima. Die Umfra-ge ermöglicht aber auch Verbesserun- gen bei heiklen Themen wie der berufs-bedingten Mobilität, der Nachfolgepla-nung, dem Know-how- und dem Change-Management sowie der internen Kommu-nikation. Die 2010 eröffnete und unter-dessen voll zweisprachige BG Academy hat sich stark entwickelt, und die sorg-fältig vorbereiteten Einführungstage für neue Mitarbeitende werden überaus ge-schätzt. Über den Fonds «Daniel Bonnard et André Gardel» hat BG zudem mehrere Personalentwicklungsprojekte für die Mit-arbeitenden unterstützt. In Frankreich wurde der vom Gesetz für Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten geforderte Firmenausschuss eingesetzt, dessen Per-sonalvertreter mit Kompetenzen in sozia-len und wirtschaftlichen Fragen ausge-stattet sind.

44 ■ BG 2012

Für BG bleibt der kunde im Zentrum

des Interesses.

Die Förderung junger Talente hat einen

hohen stellenwert.

BG als partner: fruchtbare Zusammen-

arbeit mit renom- mierten Architekten

Schulen unterstützen. 2011 hat BG wiederum die Forschung und die Bildung unterstützt. Rund 20 Praktikanten waren an verschiedenen Standorten der Gruppe im Einsatz, entweder im Rahmen ihres Fachhochschulstudiums oder um Berufs-erfahrungen zu sammeln. Wie jedes Jahr hat BG Fachhochschulabsolventen für ihre vorzüglichen Abschlussarbeiten aus-gezeichnet. Ein weiteres Beispiel war die Unterstützung der Ecole hôtelière de Lausanne (EHL) anlässlich der Übergabe des Preises «Société Paris-Lausanne» am 13. Oktober in der Schweizer Botschaft in Paris. Der Preis zeichnet ein innovatives Projekt aus, das einen Beitrag zur Nach-haltigkeit in der Hotelbranche leistet.

Kommunizieren, vernetzen. Eine neue Serie von Broschüren stellt das Leistungsangebot von BG anschaulich dar. Am lebendigen Internetauftritt nach den Web-2.0-Grundsätzen beteiligt sich die ganze Belegschaft. Stark weiterentwickelt wurde auch das Intranet, das ein wichti-ges Instrument für den Wissens austausch

und für die Produktionsprozesse ist. Dank dem Einsatz von Internet-Telefonie und Videokonferenzen konnten die Projekt-teams effizienter arbeiten und gleichzei-tig ihre Reisetätigkeit (und damit auch den ökologischen Fussabdruck der Grup-pe) reduzieren. Erfreulich war die grosse Medienpräsenz von BG in Presse, Radio und Fernsehen. Erwähnt sei ferner die Mitarbeit von BG bei der Organisation der

World Engineers Convention 2011 mit fast 2000 Teilnehmenden vom September 2011 in Genf und beim ersten Wirtschafts-symposiums algéro-suisse in Zürich. Ver-schiedene Kundenanlässe in Cully, Paris und Genf stiessen auf reges Interesse.

ausblick 2012. Die Ausgangslage für das Geschäftsjahr 2012 ist günstig — dank klaren Visionen, strategischen Zielset-zungen, zunehmend effizienter Organisa-tion und der dank dem hervorragenden

Personal gewährleisteten Betreuung und Führung der Talente. Die Hauptaufmerk-samkeit richtet sich wiederum auf die Kunden, wobei das Key Account Mana-gement besondere Beachtung finden wird. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Zahl abgeschlossener Verträge ist erneut auf Rekordniveau. BG dankt den Kunden und Partnern für ihr Vertrauen und freut sich über das bemerkenswerte Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. J

koNsoLIDIERTER jAHREsUMsATZ, mit/ohne Einfluss des Euro-Wechselkurses im Jahr 2011.

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BG 2012 ■ 45

jens Alder löst jean-Daniel Marchand

als Verwaltungsrats-präsident ab.

46 ■ BG 2012

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Textredaktion naturaqua PBK, Fabio Gilardi, komma pr

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Übersetzung Françoise Beeler ı textatelier.ch

Gestaltung Stefan Schaer, Büro eigenart

Druck outbòx AG

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No. 01-12-885977 Ð www.myclimate.org© myclimate Ð The Climate Protection Partnership

BG 2012 ■ 47

Schlusspunkt

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