5
Interview 14 REIKI MAGAZIN 4/12 www.reiki-magazin.de Reiki am Unfall krankenhaus Berlin Interview mit Marc Bendach – von Oliver Klatt Wie das Reiki Magazin in der Frühjahrsausgabe ausführlich berichtete, wird am Unfallkrankenhaus Berlin, einem Lehrkrankenhaus der Charité, bereits seit einigen Jahren mit Reiki gearbeitet. Erst kürzlich kam es zu einer Erhöhung der Anzahl der Mitarbeiter in diesem Bereich, sodass jetzt fünf festangestellte Entspannungs- Therapeuten insgesamt rd. 4.000 Reiki-Behandlungen jährlich geben. Dazu gekommen ist es vor allem durch das beständige Engagement des Reiki-Lehrers Marc Bendach, der seit 1997 am Unfallkrankenhaus Berlin arbeitet. In einem Interview geht er auf Leserfragen ein, berichtet über die weitere Entwicklung vorort – und teilt seine Sichtweisen von Jikiden Reiki, Rainbow Reiki und Usui Shiki Ryoho. Oliver: Marc, du feierst in diesem Jahr dein 20-jähriges Reiki-Jubiläum. Du wurdest, soweit ich weiß, 1992 in den 1. Reiki-Grad eingeweiht. War der Artikel über Rei- ki am Unfallkrankenhaus Berlin in der Frühjahrsausga- be des Reiki Magazins ein passendes Jubiläumsge- schenk für dich? Positive Wirkungen Marc: Oh ja, das war er. Ich habe mich sehr darüber ge- freut. Als ich den 1. und 2. Reiki-Grad 1992 bei Jule-Er- ina van Calker erhielt, betonte sie immer wieder, wie wichtig es sei, Reiki in die Krankenhäuser zu bringen. Niemals hätte ich gedacht, dass sich dieser Wunsch 20 Jahre später auf so wunderbare Weise verwirklicht. Dass Reiki nun schon seit längerem am Unfallkran- kenhaus Berlin (ukb) mit dieser Regelmäßigkeit und In- tensität eingesetzt wird, haben wir auch in hohem Maße den Patienten zu verdanken, die hier im Reha-Be- reich von uns behandelt werden und die immer wieder bei ihren Berufsgenossenschaften die positiven und heilsamen Wirkungen der Reiki-Behandlungen schil- dern. An dieser Stelle also nochmals meinen herzli- chen Dank an alle, die diese Entwicklung möglich ge- macht haben. Oliver: Hast du dich in all den Jahren regelmäßig selbst mit Reiki behandelt? Marc: Selbstverständlich! Wie authentisch wäre ich als Reiki-Lehrer, täte ich es nicht? Ich behandle mich täg- lich mit Reiki. Ist es nicht auch das, was wir den Kurs- teilnehmern in jedem Seminar sagen und immer wieder betonen? Einer meiner spirituellen Lehrer sagte einmal während einer Heilsitzung zu mir: „Es tut mir leid, ich kann dich hier und jetzt nicht heilen. Meine eigene Hei- lung ist dafür noch nicht tief genug, meine Liebe noch nicht so weit. Suche dir jemanden, dessen Heilung voll- ständiger ist als meine.“ Dieses Erlebnis hat mich tief beeindruckt und nachhaltig geprägt. Als Reiki-Praktizierender stelle ich Energie zur Verfü- gung, kanalisiere sie und gebe anderen Menschen so die Möglichkeit, sich selbst zu heilen. Heilung ist aus meiner Sicht von zwei Faktoren abhängig. Erstens von den Fähigkeiten des Heilers, und zweitens von der Heil- bereitschaft des Behandelten. Wir stellen Energie zur Verfügung, und damit auch Heilung und die Möglichkeit zu Selbsterkenntnis, Selbstvergebung und Transforma- tion. Es heißt: Erkenne dich selbst, vergib dir selbst, hei- le dich selbst. In dem Maße, wie wir bereit sind, uns Marc Bendach

Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

  • Upload
    lynhu

  • View
    236

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

Interview

14 REIKI MAGAZIN 4/12 www.reiki-magazin.de

Reiki am Unfall krankenhaus Berlin

Interview mit Marc Bendach – von Oliver Klatt

Wie das Reiki Magazin in der Frühjahrsausgabe ausführlich berichtete, wird am Unfallkrankenhaus Berlin,

einem Lehrkrankenhaus der Charité, bereits seit einigen Jahren mit Reiki gearbeitet. Erst kürzlich kam es zu

einer Erhöhung der Anzahl der Mitarbeiter in diesem Bereich, sodass jetzt fünf festangestellte Entspannungs-

Therapeuten insgesamt rd. 4.000 Reiki-Behandlungen jährlich geben. Dazu gekommen ist es vor allem durch

das beständige Engagement des Reiki-Lehrers Marc Bendach, der seit 1997 am Unfallkrankenhaus Berlin

arbeitet. In einem Interview geht er auf Leserfragen ein, berichtet über die weitere Entwicklung vorort – und

teilt seine Sichtweisen von Jikiden Reiki, Rainbow Reiki und Usui Shiki Ryoho.

Oliver: Marc, du feierst in diesem Jahr dein 20-jährigesReiki-Jubiläum. Du wurdest, soweit ich weiß, 1992 inden 1. Reiki-Grad eingeweiht. War der Artikel über Rei-ki am Unfallkrankenhaus Berlin in der Frühjahrsausga-be des Reiki Magazins ein passendes Jubiläumsge-schenk für dich?

Positive Wirkungen

Marc: Oh ja, das war er. Ich habe mich sehr darüber ge-freut. Als ich den 1. und 2. Reiki-Grad 1992 bei Jule-Er-ina van Calker erhielt, betonte sie immer wieder, wiewichtig es sei, Reiki in die Krankenhäuser zu bringen.Niemals hätte ich gedacht, dass sich dieser Wunsch 20Jahre später auf so wunderbare Weise verwirklicht.Dass Reiki nun schon seit längerem am Unfallkran-kenhaus Berlin (ukb) mit dieser Regelmäßigkeit und In-tensität eingesetzt wird, haben wir auch in hohemMaße den Patienten zu verdanken, die hier im Reha-Be-reich von uns behandelt werden und die immer wiederbei ihren Berufsgenossenschaften die positiven undheilsamen Wirkungen der Reiki-Behandlungen schil-dern. An dieser Stelle also nochmals meinen herzli-chen Dank an alle, die diese Entwicklung möglich ge-macht haben.

Oliver: Hast du dich in all den Jahren regelmäßig selbstmit Reiki behandelt?

Marc: Selbstverständlich! Wie authentisch wäre ich alsReiki-Lehrer, täte ich es nicht? Ich behandle mich täg-lich mit Reiki. Ist es nicht auch das, was wir den Kurs-teilnehmern in jedem Seminar sagen und immer wiederbetonen? Einer meiner spirituellen Lehrer sagte einmalwährend einer Heilsitzung zu mir: „Es tut mir leid, ichkann dich hier und jetzt nicht heilen. Meine eigene Hei-lung ist dafür noch nicht tief genug, meine Liebe nochnicht so weit. Suche dir jemanden, dessen Heilung voll-ständiger ist als meine.“ Dieses Erlebnis hat mich tiefbeeindruckt und nachhaltig geprägt.

Als Reiki-Praktizierender stelle ich Energie zur Verfü-gung, kanalisiere sie und gebe anderen Menschen sodie Möglichkeit, sich selbst zu heilen. Heilung ist ausmeiner Sicht von zwei Faktoren abhängig. Erstens vonden Fähigkeiten des Heilers, und zweitens von der Heil-bereitschaft des Behandelten. Wir stellen Energie zurVerfügung, und damit auch Heilung und die Möglichkeitzu Selbsterkenntnis, Selbstvergebung und Transforma-tion. Es heißt: Erkenne dich selbst, vergib dir selbst, hei-le dich selbst. In dem Maße, wie wir bereit sind, uns

Marc Bendach

Page 2: Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

Interview

REIKI MAGAZIN 4/12 15www.reiki-magazin.de

selbst zu heilen, können wir auch Heilung zur Verfü-gung stellen – nie darüber hinaus. An unserer eigenenHeilung können die Menschen, die zu uns kommen, er-kennen, wie viel Hilfe sie von uns erwarten können. Fürmich liegt hier auch der Unterschied zwischen Behand-lung und Heilung. Um eine Behandlung durchzuführen,benötige ich Fertigkeiten, Techniken und Wissen. UmHeilung zu ermöglichen bedarf es allerdings der tiefenLiebe und Erkenntnis, die meiner eigenen Heilung ent-springt. Deshalb sage ich immer gerne zu meinen Kurs -teilnehmern: Behandle dich selbst – heile dich selbst!

Oliver: In dem bereits erwähnten Artikel über Reiki amUnfallkrankenhaus Berlin (ukb) wurde ein Patient por-trätiert, Carsten Mut, dem Reiki-Behandlungen nach sei-ner schlimmen Verletzung sehr geholfen haben. Mitt-lerweile gibt es sicher viele weitere Patienten, die Gu -tes über Reiki-Behandlungen am ukb zu berichten ha-ben – kannst du mehr dazu sagen?

Akzeptanz wächst

Marc: Als wir vor mehr als vier Jahren mit Reiki am ukbbegannen, da wurde es noch von vielen als Hokuspokusabgetan. Eben als unwissenschaftlich. Dieses Bild be-steht teilweise auch heute noch, doch gibt es auf der an-deren Seite jetzt auch Ärzte und Therapeuten, die Reikiempfehlen. Die vielen positiven Rückmeldungen der Pa-tienten zeichneten von Anfang an ein beeindruckendesBild. Aussagen wie „Ich kann wieder schlafen“, „Ich binwesentlich ruhiger geworden“, „Meine Schmerzen ha-ben sich reduziert“ sind nur wenige der vielen positivenFeststellungen, die unmittelbar nach Reiki-Behandlun-gen erfolgen. Inzwischen werden Patienten von Ärztenund Psychologen immer häufiger zu Reiki-Behandlun-gen geschickt. Das zeigt mir, dass die Akzeptanz vonReiki insgesamt zunimmt. Auch wächst die Neugierdeseitens der Ärzte und Therapeuten, die inzwischen viel-fach selbst Reiki-Behandlungen in Anspruch genom-men oder gar ein Seminar belegt haben.

Oliver: Viele Leser/innen des Reiki Magazins haben denArtikel über Reiki am ukb mit großem Interesse gelesen,und es wurde viel Freude über die Entwicklung dortzum Ausdruck gebracht. Einige Leser/innen habennoch Nachfragen, zu Punkten, die im Artikel nicht de-tailliert oder gar nicht erwähnt wurden. Diese Fragen,die wir in der Redaktion gesammelt haben, möchte ichdir nun stellen. Die erste Frage ist: Wie werden die Pati-enten ausgewählt, die Reiki-Behandlungen erhalten?Oder erhalten alle Patienten in allen Reha-Bereichengrundsätzlich Reiki-Behandlungen? Falls es eine Aus-wahl gibt: Wer nimmt diese vor? Nach welchen Kriterien?

Marc: Reiki ist ein fester Bestandteil in der Reha, für al-le Patienten sämtlicher Reha-Bereiche. So wie jeder Pa-tient auch Physiotherapie, Ergotherapie etc. erhält, be-

kommen auch alle Patienten Reiki-Behandlungen. Es er-folgt also keine Auswahl.

Oliver: Wie viele Reiki-Behandlungen erhalten die Pati-enten generell? In welchen zeitlichen Abständen?

Marc: Grundsätzlich gilt ja für Reiki der Satz: „Viel hilftviel“. Zumindest ist das in den meisten Fällen so, mei-ner Erfahrung nach. Im Durchschnitt erhalten die Pati-enten drei Mal wöchentlich eine Behandlung. Diese An-zahl ergibt sich schlicht aus unseren personellen undzeitlichen Möglichkeiten. Natürlich kann das auch malleicht variieren, denn in der zeitlichen Planung für denPatienten müssen ja immer die Zeiten für alle Thera pienberücksichtigt werden.

Bedürfnisse des Patienten

Oliver: Wie lange dauert eine Reiki-Behandlung beieuch? Werden alle Patienten in derselben Weise mitReiki behandelt? Oder gibt es Unterschiede in den Be-handlungen (z. B. unterschiedliche Handpositionen)?

Marc: Eine Reiki-Behandlung dauert 45-50 Minuten.Häufig benötigen die Patienten nach der tiefen Ent-spannung, die sie erfahren haben, noch einige Minutendes „Wiederankommens“. Oft besteht auch das Be-dürfnis, sich nach der Behandlung über die körperli-chen, mentalen und emotionalen Erfahrungen, diewährend der Sitzung gemacht wurden, auszutauschen.Dafür muss Raum und Zeit sein.

Die Art der Behandlung, also die verwendeten Handpo-sitionen, und die Zeit, die wir für diese benötigen, sindabhängig vom Beschwerdebild und den Bedürfnissendes Patienten. Wir arbeiten hier auch mit dem Byosen,also den energetischen Rückmeldungen, die wir �

Marc Bendach im Vorgespräch zu einerReiki-Behandlung, mit dem PatientenCarsten Mut.

Page 3: Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

Interview

16 REIKI MAGAZIN 4/12 www.reiki-magazin.de

erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr gelun-gen von Frank Arjava Petter beschrieben wurde.* Fastimmer beginnen wir die Behandlung am Kopf und be-ziehen Organe wie die Leber, die Nieren, den Darm mitein, um den Körper in seiner Entgiftung zu unterstützen.Die Behandlung endet immer an den Füßen, um den Pa-tienten abschließend zu erden und die Ausleitung eineseventuellen Zuviels an Energie zu ermöglichen.

Keine Extrakosten!

Oliver: Müssen die Patienten für die Reiki-BehandlungenZuzahlungen leisten –  oder werden die Kosten dafürkomplett von den Berufsgenossenschaften übernom-men?

Marc: Es entstehen keine Extrakosten für die Berufsge-nossenschaften, da diese pauschal einen Tagessatz fürdie Summe aller stattfindenden Therapien zahlen.

Oliver: Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob je-mand eventuell keine weiteren Reiki-Behandlungenmehr erhält? Oder erhalten Patienten, solange sie imReha-Bereich bleiben, prinzipiell weiter Reiki-Behand-lungen?

Schmerzlinderung

Marc: Die Patienten kommen mit unterschiedlich star-ken Beschwerden in die Reha. Wenn ersichtlich wird,dass ein Patient die Reiki-Behandlungen lediglich dazunutzt, um mal auszuruhen oder einen gepflegten Ver-dauungsschlaf zu halten – wogegen ja grundsätzlichauch nichts einzuwenden ist –, empfehlen wir, als Ab-teilung für Entspannungstherapie, jedoch andere The-

rapien wie z. B. regelmäßige Gruppensitzungen in Pro-gressiver Muskelentspannung nach Jacobson, die sehrgut die Entspannung fördern. Dies, um in einem sol-chen Fall einem anderen Patienten, der beispielsweiseunter starken Schmerzen leidet, den Vorzug für die Be-handlung mit Reiki geben zu können. Ansonsten gibt esaus meiner Sicht kaum Gründe, jemandem eine Reiki-Behandlung vorzuenthalten. Hier besteht also ein Spiel-raum, individuell auf die Bedürfnisse der Patienten ein-zugehen und jemanden vorzuziehen, dem es augen-blicklich gesundheitlich schlechter geht als anderen.

Oliver: Nach welchen Kriterien werden die Mitarbeiter,die Reiki-Behandlungen am ukb geben, ausgewählt?Muss man dazu beispielsweise Reiki-Lehrer bzw. -Meis -ter sein?

Marc: Ganz wichtig ist uns die Ausbildung in den 2. Rei-ki-Grad, damit alle Mitarbeiter vielseitig und professio-nell behandeln können. Der 2. Grad beinhaltet sehrnützliche Techniken, die bei Bedarf eingesetzt werdenkönnen. Derzeit sind wir zwei Reiki-Lehrer und drei Mit-arbeiter mit dem 2. Grad. Wir arbeiten am ukb als Ent-spannungstherapeuten und bieten neben Reiki auchProgressive Muskelentspannung, Autogenes Training,Qi Gong, Yoga, Pilates und Genusstraining an. Die Aus-bildung in mindestens einer dieser Methoden ist eben-falls eines der Kriterien, nach denen die Mitarbeiter aus-gewählt werden. Da unsere Tätigkeit allerdings zu rd.70 Prozent aus Reiki-Behandlungen besteht, ist einequalifizierte Ausbildung im Usui-System des Reiki einwesentliches Entscheidungskriterium. Lange Vorerfah-rungen wiederum sind nicht von Bedeutung, denn Er-fahrungen sammelt man sehr schnell sehr viele, bei biszu sieben Reiki-Behandlungen täglich. Und natürlich fin-det auch ein reger Austausch untereinander statt.

Oliver: Falls andere Kliniken, Reha- oder Palliativ-Ein-richtungen das Modell, eventuell ansatzweise, über-nehmen möchten – gibt es eine Anlaufstelle im ukb, andie man sich wenden kann, um entsprechende Infor-mationen zu erhalten?

Marc: Ja, das ist vor allem die ärztliche Leitung des Reha-Zentrums. Die Kontaktdaten findet man auf derWebsite des ukb. Und natürlich stehe auch ich für Fra-gen jederzeit zur Verfügung. In der letzten Zeit, nach Er-scheinen des Artikels im Reiki Magazin, haben wir vie-le Anfragen zur Möglichkeit der Hospitation von Reiki- Praktizierenden erhalten. Wir haben diese Möglichkeitinzwischen geschaffen. Auch hier gilt als Anlaufstelledie ärztliche Leitung des Reha-Zentrums.

Oliver: Marc, wie ich weiß, bist du begeistert von denMöglichkeiten des Jikiden Reiki, einem Stil des Usui-Sys tems des Reiki, der heute von Tadao Yamaguchi undanderen gelehrt wird und der sich auf vieles bezieht,

* Frank Arjava Petters sehr lesenswerter Artikelzum Thema Byosen ist in Ausgabe 3/2010 desReiki Magazins erschienen; diese Ausgabe istderzeit noch erhältlich.

Unfallkrankenhaus Berlin

Page 4: Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

Interview

REIKI MAGAZIN 4/12 17www.reiki-magazin.de

was insbesondere Dr. Hayashi, ein Schüler Usuis – derja Arzt war – seinerzeit gelehrt hat. Du hast mir erzählt,wie sehr dich die Einstimmung in Jikiden Reiki unter-stützt hat in deiner Reiki-Praxis und wie du erfahrenhast, dass danach die Heilwirkungen deiner Behand-lungen, insgesamt betrachtet, zunahmen. Kannst du et-was dazu sagen?

Formen des Reiki

Marc: Das ist etwas schwierig für mich, nicht zuletzt des-halb, weil das auch leicht missverstanden werden könn-te, in Richtung „Mein Reiki ist besser als dein Reiki“. Unddas wäre natürlich vollkommen falsch. Meine persönli-che Erfahrung erhebt zudem nicht den Anspruch auf All-gemeingültigkeit. Ich habe inzwischen Ausbildungen inden drei Hauptrichtungen des Reiki, die in Deutschlandangeboten werden und sich auf Mikao Usui beziehen.Das Usui Shiki Ryoho durch Jule-Erina van Calker, dasJikiden Reiki durch Tadao Yamaguchi und Frank ArjavaPetter und das Rainbow Reiki durch Walter Lübeck. Al-le drei bieten unterschiedliche Sichtweisen und Techni-ken in der Behandlung. Zum Beispiel: Ganzbehandlungmit festgelegter Abfolge oder eben Byosenarbeit. Alleshat seinen Platz. In der Ganzbehandlung sehe ich eherden ganzheitlichen Ansatz, der den Menschen umfas-send unterstützt. Mit der Byosenarbeit hingegen kannich gezielter behandeln und bekomme eine eindeutigeenergetische Rückmeldung zum Verlauf und der Wirk-samkeit meiner Behandlung. Auch gut! Ich habe gerneeinen ganzen Pool an Möglichkeiten zur Verfügung, ausdem ich schöpfen kann und der es mir ermöglicht, fle-xibel zu sein.

Ich habe schon von der Ansicht gehört, dass das JikidenReiki die gesamte Reiki-Praxis zu sehr auf eine reine Be-handlungsmethode reduziere und den spirituellenAspekt, wenn auch nicht ganz verdränge, so doch ver-nachlässige. Stimmt, sage ich aus meiner persönlichenSicht – und füge gleich noch hinzu: Super! Dadurch ha-ben viele Menschen einen persönlichen Bezug zu Reikibekommen und Hilfe erfahren, die sie sonst womöglichnicht bekommen hätten. Auf der anderen Seite habensehr viele Menschen durch einen spirituellen Umgangmit dieser wunderbaren Energie Erfahrungen und Ent-wicklungen machen dürfen, die nur eine spirituelle Be-trachtung ihnen ermöglichen konnte. Und wiederum sa-ge ich: Super! Mein Ego hat in diesem Leben schon vie-le Gewänder getragen, mal spirituelle, mal materielle,und bisweilen auch mehrere übereinander. Die Schöp-fung hält einen ganzen Kleiderschrank an Möglichkei-ten für uns bereit, und aus meiner Sicht ist keine besseroder schlechter als die andere. Was dem einen seineReise auf Engelsflügeln in himmlische Sphären ist, istdem anderen seine Boeing auf die Kanaren. Ich kannbeim besten Willen keine Wertigkeit in diesen Dingenerkennen. Meine Ansicht ist es, dass wir alle im Mittel-

punkt dieses unendlich vielseitigen Universums stehenund, je nachdem, in welche Richtung wir uns drehen, dieSchöpfung neu betrachten und andere Erfahrungenmachen können.

Oliver: Du erwähntest bereits mehrfach die Arbeit mitdem Byosen, einem zentralen Aspekt des Jikiden Reiki.Kannst du in deinen Worten, vor dem Hintergrund dei-ner großen praktischen Erfahrung damit, kurz erläu-tern, worum es dabei im Kern geht?

Alles ist Energie!

Marc: Der Byosen ist für mich in erster Linie ein Le-benszeichen. Alles ist Energie, und alles was ist, lebtauch. Nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen, sondernauch so genannte tote Materie, wie z. B. Steine und Me-talle. Auch hier können wir einen Byosen spüren. Ichkann diese Praxis nur jedem empfehlen, der mit Heil-steinen arbeitet. Frisch gekauft, weisen viele von ihnenselbst noch Störungen und Blockaden auf, die erst ein-mal beseitigt werden müssen, bevor sie ihre Heilfähig-keit wieder erlangen.

Zurück zu Reiki. Alles ist Energie und schwingt ent-sprechend. Diese Schwingungen nimmt der Behan-delnde unter anderem über seine Hände wahr, unddurch Reiki wird diese Fähigkeit noch einmal verstärkt.Ein erkranktes, verletztes, vergiftetes, verschlacktes Ge-webe schwingt anders als ein gesundes Gewebe. Ent-sprechend dem Ausmaß der Schädigung verändert sichdie Schwingung, und damit auch die Empfindung in seinen Händen. Daraus ergeben sich nun die verschie-denen Stufen des Byosen, die der Behandelnde wahr-nehmen kann. Beginnend bei Wärme, wo wir sagen kön-nen, dass hier, energetisch betrachtet, bei der behan-delten Person gewissermaßen noch „alles im grünen �

Psychologin Annette Brink und MarcBendach bei einer Besprechung.

Page 5: Interview Reiki am Unfallkrankenhaus · PDF fileInterview 16 REIKI MAGAZIN 4/12 erhalten, wie es im Jikiden Reiki gelehrt wird und in ei-ner früheren Ausgabe des Reiki Magazins sehr

Interview

18 REIKI MAGAZIN 4/12 www.reiki-magazin.de

Bereich“ ist, über Hitze, Kribbeln, Taubheit, Kälte, Pul-sieren bis hin zu Schmerz, der wiederum bis zur Schul-ter aufsteigen kann und ein Zeichen für eine massiveSchädigung bei der behandelten Person ist. Diese Em -pfindungen verlaufen in auf- und absteigenden Kurven,die wiederum Aufschluss darüber geben, ob es sich umeinen akuten oder chronischen Zustand handelt. Diag -nostizieren kann und darf ich damit nicht, doch ich ler-ne einzuschätzen, wie lange das berührte Körperteilmeine Hände benötigt, um heilen zu können.

Es ist übrigens ein Irrtum anzunehmen, der Byosen sei et-was, das ausschließlich mit Reiki zu tun habe. Einige Kran-kengymnasten, Osteopathen und Ergotherapeuten, diebei mir in einem Reiki-Seminar waren, berichten, dass siediese Empfindungen auch schon vor Reiki in ihrer tägli-chen Praxis spürten, nur eben schwächer. Es handelt sichgewissermaßen um einen Sinn, den jeder hat.

Den Patienten „entstressen“

Oliver: Marc, abschließend: Ihr behandelt am ukb über-wiegend Patienten, die nie zuvor mit Reiki in Berührunggekommen sind. Für alle Leser/innen, die sich in einerähnlichen Situation befinden oder – wenn Reiki jetzt zu-nehmend auch kooperativ mit der Schulmedizin ange-wendet wird – sich bald schon in einer ähnlichen Situa-tion befinden: Wie erklärst du deinen Patienten, dienoch nie etwas von Reiki gehört haben, mit einfachenWorten, was Reiki ist?

Marc: Fast alle unserer Patienten haben noch nie etwasvon Reiki gehört und kommen mit großer Skepsis zur

ers ten Behandlung. Damit müssen wir leben. Abermeist nur 45 Minuten lang. Dann hat sich das Blatt ge-wendet. Um einen praktischen Bezug herzustellen, er-kläre ich, dass bei Reiki, als einer Behandlungsmetho-de japanischen Ursprungs – ähnlich wie in der Aku-punktur oder Akupressur –, mit Energien gearbeitetwird. Über das Auflegen der Hände stelle ich Energie zurVerfügung, die sich der Patient dann auf unbewussterEbene nehmen kann, um Heilungsprozesse einzuleiten.

Durch Stress beispielsweise ist im Körper ganz vielEner gie gebunden, was wir ja an Verspannungen spü -ren. Um eine Muskelspannung aufrecht zu erhalten,benötigen wir Energie, die uns dann nicht mehr für dieHeilung zur Verfügung steht. In Reiki-Behandlungenkommt es meist zu einer sehr tiefen Entspannung. Un-ser Ziel ist es, den Patienten zu „entstressen“, damitsein Körper besser heilen kann. Dies ist eine Erklärung,mit der eigentlich jeder etwas anfangen kann.

Nach den Behandlungen sind die Patienten erstauntüber die Erfahrungen, die sie machen durften und stel-len bisweilen Fragen, die es mir erlauben, dann auch tie-fer gehende Antworten zu geben, die sich beispielswei-se auf das Zusammenspiel von Körper und Geist bezie-hen, bisweilen sogar ins Spirituelle gehen. Die meistenverlassen allerdings nach der ersten Behandlung ersteinmal sehr verdutzt den Raum und rufen, wie sie mirdann später erzählen, gleich zu Hause an: „Weißt duwas ich hier bekomme ...?“ Ihre Welt ist ein weniggrößer geworden!

Oliver: Vielen Dank für das Interview. �Fotos: © Annette Koziel, außer S. 16: © UKB