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4 HMD 292 Knut Hildebrand Ist alles ein Geschäftsmodell? Womit wird das Geld verdient? Wie schafft man einen Mehrwert, den ein anderer Marktteilneh- mer bereit ist zu bezahlen? Kurz: Wie schaffen es IT-Unternehmen, das Geld der Kunden in die eigene Tasche zu transferieren?! Zumindest Berater leben ganz gut davon, zwingenden Handlungsbedarf zu erzeugen, wenn es um Geschäftsmodelle, Geschäftspro- zesse oder um Business Cases geht. Das ist so- zusagen alternativlos. Dabei ist es ganz einfach: Geschäftsmodelle zu definieren ist ein Ge- schäftsmodell. Auch wenn man dazu – im über- tragenen Sinne – dem Beratenen die Uhr weg- nimmt, um ihm die genaue Zeit zu verkaufen. Ganz konkret: Eigentlich müsste doch jedes Unternehmen wissen, was es tut. Eigentlich. Aber die IT ist ja so schnelllebig. Da kann es schon passieren, dass die Strategie weit in der Zukunft ist, die Mitarbeiter in der Vergangen- heit nicht abgeholt wurden und der Kunde – un- glücklicherweise – die Gegenwart benutzt. Be- zahlt wird heute, die Erlösung kommt viel später. Wenn überhaupt. Es gibt Institutionen jenseits der IT, die haben damit viele Hundert Jahre Erfahrung und sind sehr erfolgreich. Und wie sieht es denn aus, das IT-Geschäfts- modell? Ist es der realisierte Kundenwunsch, die All-inclusive-Flatrate, in XS, M, L oder XXXL? Wird Fast Food serviert oder der 3-Sterne- Gourmet befriedigt? Gibt es tatsächlich eine Strategie – nicht nur auf der Homepage und nicht nur bis zum nächsten Vorstandswechsel – und wie ist sie entstanden? Oder ist es, wie so oft, ein diffuser Gemischtwarenladen, freund- lich umschrieben als »historisch gewachsen« – wobei sich oft die Qualität reziprok verhält zur Größe. IT-Geschäftsmodelle unterliegen dem Wan- del, müssen ihm folgen; gestern Mainframe, heute Tablets, morgen in der Cloud; der Markt und die Kunden entwickeln sich. Ist das Ge- schäftsmodell so elastisch, passt es sich leicht an – oder ist es nur ein CeBIT-Prototyp? Kennt es jeder im Betrieb und handelt danach – sofern es überhaupt zu den Ressourcen passt, vor allem zu den auf Neudeutsch »Human Resources«? Ist das, was getan wird, überhaupt ein »ech- tes« Geschäftsmodell oder nennen wir es nur so, weil es hip ist. Und vergessen, dass es nicht entstanden ist auf dem Reißbrett, sondern zu- fällig gewachsen aus Projekten, Kundenwün- schen, teuren Misserfolgen und guten Ideen! Hat die IT Geschäftsmodelle oder ist sie eines? Oder, wie in der Praxis zu finden: Die IT-Abteilung hat ihr eigenes Geschäftsmodell, indem sie durch die organisatorische Hintertür eiskalt die Fachbereiche übernimmt. Hoffen wir das Beste: Dass kluge Köpfe langfristig denken, den Kundenutzen in den Mittelpunkt stellen und mit fähigen Mitmen- schen die richtigen Dinge richtig machen. Dann wird alles gut! Vielleicht. Prof. Dr. Knut Hildebrand Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Fakultät Wald und Forstwirtschaft Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 3 85350 Freising [email protected] www.hswt.de

Ist alles ein Geschäftsmodell?

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4 HMD 292

Knut Hildebrand

Ist alles ein Geschäftsmodell?

Womit wird das Geld verdient? Wie schafft maneinen Mehrwert, den ein anderer Marktteilneh-mer bereit ist zu bezahlen? Kurz: Wie schaffenes IT-Unternehmen, das Geld der Kunden in dieeigene Tasche zu transferieren?!

Zumindest Berater leben ganz gut davon,zwingenden Handlungsbedarf zu erzeugen,wenn es um Geschäftsmodelle, Geschäftspro-zesse oder um Business Cases geht. Das ist so-zusagen alternativlos. Dabei ist es ganz einfach:Geschäftsmodelle zu definieren ist ein Ge-schäftsmodell. Auch wenn man dazu – im über-tragenen Sinne – dem Beratenen die Uhr weg-nimmt, um ihm die genaue Zeit zu verkaufen.

Ganz konkret: Eigentlich müsste doch jedesUnternehmen wissen, was es tut. Eigentlich.Aber die IT ist ja so schnelllebig. Da kann esschon passieren, dass die Strategie weit in derZukunft ist, die Mitarbeiter in der Vergangen-heit nicht abgeholt wurden und der Kunde – un-glücklicherweise – die Gegenwart benutzt. Be-zahlt wird heute, die Erlösung kommt vielspäter. Wenn überhaupt. Es gibt Institutionenjenseits der IT, die haben damit viele HundertJahre Erfahrung und sind sehr erfolgreich.

Und wie sieht es denn aus, das IT-Geschäfts-modell? Ist es der realisierte Kundenwunsch, dieAll-inclusive-Flatrate, in XS, M, L oder XXXL?Wird Fast Food serviert oder der 3-Sterne-Gourmet befriedigt? Gibt es tatsächlich eineStrategie – nicht nur auf der Homepage undnicht nur bis zum nächsten Vorstandswechsel –und wie ist sie entstanden? Oder ist es, wie sooft, ein diffuser Gemischtwarenladen, freund-lich umschrieben als »historisch gewachsen« –wobei sich oft die Qualität reziprok verhält zurGröße.

IT-Geschäftsmodelle unterliegen dem Wan-del, müssen ihm folgen; gestern Mainframe,heute Tablets, morgen in der Cloud; der Marktund die Kunden entwickeln sich. Ist das Ge-schäftsmodell so elastisch, passt es sich leichtan – oder ist es nur ein CeBIT-Prototyp? Kennt esjeder im Betrieb und handelt danach – sofern esüberhaupt zu den Ressourcen passt, vor allemzu den auf Neudeutsch »Human Resources«?

Ist das, was getan wird, überhaupt ein »ech-tes« Geschäftsmodell oder nennen wir es nurso, weil es hip ist. Und vergessen, dass es nichtentstanden ist auf dem Reißbrett, sondern zu-fällig gewachsen aus Projekten, Kundenwün-schen, teuren Misserfolgen und guten Ideen!Hat die IT Geschäftsmodelle oder ist sie eines?Oder, wie in der Praxis zu finden: Die IT-Abteilunghat ihr eigenes Geschäftsmodell, indem siedurch die organisatorische Hintertür eiskalt dieFachbereiche übernimmt.

Hoffen wir das Beste: Dass kluge Köpfelangfristig denken, den Kundenutzen in denMittelpunkt stellen und mit fähigen Mitmen-schen die richtigen Dinge richtig machen. Dannwird alles gut! Vielleicht.

Prof. Dr. Knut HildebrandHochschule Weihenstephan-TriesdorfFakultät Wald und ForstwirtschaftHans-Carl-von-Carlowitz-Platz 385350 [email protected]