1st es miSglich, die Wollproduktion der Schafe mittels Hodentransplantation zu heben It

Von

M. 31. Zawadowsky, I. F. Tnlin, A. S. Blndoroff, Krassusky und Nesteroff.

Anfstellong des Problems. Die ersten Hinweise auf VergrBBerung der Wollproduktion bei Schaf-

und Ziegenbocken nach Transplantation des Erganzungshodens wurden im Jahre 1925 von S. V o r o n o f f veroffentlicht.

In dem obenerwahnten Werke sprach S. V o r o n o f f die Hoffnung aus, da13 die vergro8erte Wollproduktion bei Schafbocken mit transplan- tierten Hoden erblich werden musse, so daI3 es mittels seiner Methode mog- lich sein werde, im Laufe einer kurzen Zeit die Wollproduktion der Herden sehr bedeutend zu erhohen. Bald darauf fuhrte V o r o n o f f einen gro8en Versuch in den Schafwirtschaften von Algier aus, und im Jahre 1926 teilte er dem franzosischen Agrarministerium in einem Sonderbericht glanzende Resultate desselben mit; etwas spater, im Jahre 1927, wurde diese Mit- teilung in Comptes Rendus des SBances de 1’AcadBmie des Sciences ver- off entlicht. Infolge der Wichtigkeit dieser Frage vom landwirtschaftlichen Standpunkt aus und urn die obenerwahnten Ergebnisse nachzupriifen, wurde eine Internationale Kommission zusammengerufen.

Die englischen Mitglieder der Kommission in Algier, welche aus an- gesehenen Biologen und Zootechnikern - F. M a r s h a 11, J. C r e w , A. W a 1 t o n und W. M i 11 e r - bestand, verbffentlichten im Jahre 1928 folgende Ergebnisse: ,,The claim of Dr. V o r o n o f f to effect rejuvenation of the aged and decrepit males by the operation of testis grafting is possibly justifiable. The evidence is, however, not based upon critical experimen- tation. Data on the duration of the graft and its effect upon the fertility of the operated animal are at present insufficient to warrant an estimate of the economic value. It is an open question whether this method, even if or when its merits have been fully demonstrated, can become of any con- siderable importance in Britain. Alternative methods of extending the usefulness of valuable sires are available and might be adopted with equal advantage.

The claim of Dr. V o r o n o f f to increase the body-weight and wool- clip of the ram by the operation of testis graftig applied to the immature animal is supported by the figures submitted and the sheep shown to the delegates, but the conditions under which the experiments have been con- ducted, the inadequacy of the data submitted, and the methods of presen- tation of the data, exclude any possibility of forming a critical opinion. The direct economic advantages of the operation are negligible.

2. Ziichtg: B Tierziichtg. U. Zuchtgsbiol. Bd. 28 Heft 2. 15

222 Zawadowsky, Tulin, Bludoroff u. Krassusky :

The claim of Dr. V o r o n o f f that the improved characteristics shown by the grafted rams are transmitted to the offspring (males, females and castrates) involves the acceptance of a principle of heredity (the inheritance of acquired characteristics) which has not been substantiated in the realm of science and could only be so by appeal to the most critical and extensive research. These requisites have not been fulfilled in Dr. V o r o n o f f ' s experiments. The results are capable of other explanations based upon established principles of heredity, for example, chance isolation of superior hereditary strains, aided possibly by (unconscious) selection.

Assuming, however, the validity of the claim, the econonlic value of increased body-weight and wool-clip would have to be considered not only in relation to climatic conditions and economic demands but to the in- creased cost of upkeep of the animals. The value of the method must also be compared with existing methods of improvement, for example, pedigree- breeding and selection, importation of superior stock, progeny tests and the like."

Mit den SchluBfolgerungen der Internationalen Kommission zugleich erschienen die Forschungsresultate der franzosischen Gelehrten V e 1 u und B a 1 o z e t (1929) an Schafen, der deutschen Forscher K r o n a c h e r , H e n k e l s , S c h a p e r und K l i e s c h (1929) am Ziegenbocke und der sudafrikanischen Forscher Q u i n 1 a n , M a r 15 und R o u x (1930) an Schafen.

V e 1 u und B a 1 o z e t kommen zu dem SchluB, daI3 die Operation nach V o r o n o f f weder auf das Gewicht der Schafbocke noch auf dic Qualitat der Wollproduktion einen gunstigen EinfluB hat. K r o n a c h e r c. s. finden, daD die von ihnen erhaltenen Resultate betreffs der Geschlechts- rnerkmale, der Skelettentwicklung und der GewichtsvergroDerung die Be- hauptungen von V o r o n o f f nicht bestatigen. Q u i n 1 a n , M a r 6 und R o u x behaupten, daB die Hodentransplantation bei den geschlechtlich unreifen Schafen auf die geschlechtliche Reife, das Korpergewicht, die Wollproduktion und die Nachkommen keinen gunstigen EinfluB ausubt.

Im Jahre 1931 erschien der Artikel von W. P o 1 o w z o w , die im S taat sins ti tu t fur experimentelle Ve terinarmedizin arbei te te.

Auf Grund des Versuches an 15 Schafbocken kommt W. P o 1 o w z o w zum SchluB, daB die Operation nach V o r o n o f f die Wollproduktion durchschnittlich um 31-43 "I, im Vergleich zu 6 normalen Schafbocken und um 29-i8'/, im Vergleich zu 8 verschnittenen Hammeln erhoht.

Im Jahre 1932 erschien die im U. d. S. S. R. durchgefuhrte Unter- suchung von P. D e n i s o f f , G. N e s t e r o f f , B o u g a e f f und S a v i t z k i , welche alle Ergebnisse von S. V o r o n o f f bestatigen.

Indem wir das in der Literatur vorkommende Material kritisch analy- sieren, mussen wir feststellen, daB die Uberzeugungskraft der Ergebnisse von V o r o n o f f , P o l o w z o w und D e n i s o f f nicht grol3 ist, aber die Kiitiker sind auch nicht uberzeugend genug, da ihre Arbeit mit sehr beschranktem Material ausgefuhrt worden war.

Indem wir Wege suchten, die Sowjettierzucht, insbesondere die Schaf- zucht zu heben, fanden wir es fur notwendig, einen umfangreichen Versuch unter exakten Versuchsbedingungen anzust.ellen, urn die Bestatigungen von S. V o r o n o f f zu kontrollieren. Die sozialistische Form der Sowjettier- zucht schuf giinstige Bedingungen fur die Realisation eines solchen Ver- suches.

1st es moglicli, d. Wollprodukt. d. Schafe mittels Hodentraiisplantation zu heben? 223

Organisation der Arbeit. Uni die vorgenommene Arbeit zu verwirklichen, wurde eine Gruppe

von Arbeitern dreier wissenschaftlicher Anstalten organisiert : des Labora- toriums fur Entwickungsphysiologie des Instituts fur Tierzucht der CT. (1. S. S. R., des Laboratoriums fur Physiologie des Instituts fur experi- mentelle Veterinarmedizin und des Lehrstuhles fiir Wollkunde des Instituts fur Schafzucht.

Der wissenschaftliche Mitarbeiterstab bestand aus: Prof. M. M. Z a w a - (1 o w s k y , Prof. A. I. N i k o 1 a e f f und den wissenschaftlichen Arbeitern: B 1 u d o r o f f , P o 1 i a k o f f und T u 1 i n aus dem Laboratorium fur Ent- wicklungsphysiologie des Instituts fur Tierzucht der U. d. S. S. R., den1 Dozenten K u d r j a w z e w und den wissenschaftlichen Arbeitern K r a s - s u s k y und N e s t e r o f f aus dem Institut fur experimentelle Veteiinar- medizin, der wissenschaftlichen Arbeiterin P o 1 o s h e n z e w a und dem Aspiranten A k u 1 i t s c h e w aus dem Institut fur Schafzucht. Die Leitung hatte Prof. M. M. Z a w a d o w s k y.

Arbeitsbeclingungen. Nach dem Vertrage mit dem Schafzuchttrust wurde als Ort fur die

Versuchsdurchfuhrung die Sowjetwirtschaft Nr. 4 am Nordkaukasus, Salski- bezirk, Simownikowski-Rayon (geographisch befindet sie sich am 47. Grad nordl. Br. und 43. Grad ostl. Br. L nach Greenwich), gewahlt.

Im Mai 1931 und spater, im September desselben Jahres, wurden 397 Schafbocke der ortlichen Merinorasse fur den Versuch und die ent- sprechende Kontrolle ausgewahlt; darunter waren 100 Schafbocke im Alter von einem Jahr, geboren 1930, und 297, geboren 1931. Alle diese Schaf- bocke wurden in 2 Serien geteilt.

Der Versuch an der ersten Serie begann im Friihjahr 1931, und zwxr an Scha,fbocken im Alter von einem Jahr zur Zeit der Transplantation. An der anderen Serie begann der Versuch im Herbst desselben Jahres 1931 a n Schafbocken im Alter von 6 Monaten zur Zeit der Transplantation. Die erste, Fruhjahrserie, die aus einjahrigen Schafbocken (geboren 1930) be- stand, wurde noch in 2 Gruppen geteilt:

Der I. Gruppe von Schafbocken wurden Hoden von gleichalten Schaf- bocken implantiert.

Die 11. Gruppe, auch in der Anzahl von 50 Stuck, diente als Kontrolle fur die erste Gruppe.

Die zweite, Herbstserie, die aus 6 Monate alten Schafbocken (geboren 1931) bestand, wurde ihrerseits in 3 Gruppen geteilt:

Der I. Gruppe, bestehend aus 98 Schafbocken, wurden Hoden von Schafbocken im Alter von 2'/2 Jahren transplantiert. Der 11. Gruppe, be- stehend aus 103 Schafbocken, wurden die Hoden von Schafbocken im Alter von 11/2 Jahren transplantiert. Die 111. Gruppe, bestehend aus 85 Schaf- bocken, diente als Kontrolle fur die I. und die 11. Gruppe der zweiten Serie. Auf diese Weise wurde das ganze Material in 2 Serien geteilt, die ihrerseits in 5 Gruppen zerfielen.

Auf Grund wirtschaftlicher Uberlegungen wurden die Schafbocke der ersten Serie aus der Anzahl der Schafbocke ausgewahlt, welche die Mittel- qualitat nicht ubertrafen. Die Spender waren ihrem Aul3eren nach unter mittel.

15*

224 Zawadowsky, Tulin, Bludoroff u. Krassusky:

Drei Gruppen der Herbstserie, welche im September 1931 in Versuch genommen wurden, waren, ihrem qualitativen Bestande nach, nicht unter Mittelwert der gegebenen Sowjetwirtschaft.

Die Operationen wurden im Wirtschaftsisolator, 2 km von der Haupt- meierei entfernt, unternommen. Der Isolator erwies sich fur die Durch- fuhrung der Operation vollkommen tauglich. Die Operation wurde nach der Methode V o r o n o f f s ausgefuhrt.

Haltnng nnd Futternng der Schafb8cke. Nach der Operation weidet,en die Versuchsschafbocke der I. und

11. Gruppe im Laufe der Monate Mai-August in der abgemahten Tepzower Steppe; im September wurden dieselben Schafbocke ins FluBtal Gaschun getrieben. Ungeachtet der bedeutenden Dichte und Uppigkeit des Grases mu13 man hier die Weide, ihrer Nahrha.ftigkeit nach, auf Grund des Vor- herrschens von Riedgras, fur mittelwertig, und stellenweise - unter Mittel- wert erklaren; infolgedessen gab man den Schafbocken Hafer, taglich je 400 g, als Beifutter. Als Resultat solch einer Futterration befanden sich diese Gruppen der Schafbocke im Laufe der Weideperiode in einem mittleren Mastzustand. Die drei Herbstgruppen weideten vor der Operation im Laufe des Sommers mit den Muttern auf der abgemahten Wiese und auf dem Stoppelfelde, ohne Beifutter zu erhalten. Bei Versuchsanfang waren sie in einem mittelguten Ernahrungszustand. Im November wurden alle Ver- suchsschafbocke in eine Herde zusammengetrieben und im FluBtale des Flusses Gaschun geweidet, von wo sie im Dezember in die Stalle getrieben wurden. In den Stallen erhielten sie Steppenheu als Futter. Im Dezember war das Heu angefault. Von Januar bis Miirz und die erste Halfte des April erhielten sie gutes Heu, doch bevor sie auf die Weide getrieben wurden, erhielten sie angefaultes Heu.

Als die Versuchsbocke im Friihling auf die Weide ausgetrieben wurden, waren sie mittelmaBig ernahrt. Sie erhielten kein Beifutter.

Verarbcitang des Materials. Auf Grund der Literaturangaben, daB die Transplantation der Er-

ganzungshoden das Wachstum und die Wollproduktion des Tieres stimu- liert, wurden in der Nachoperationsperiode 1. das Tempo des Wachstums, 2. das Tempo der GewichtsvergroBerung und 3. das Tempo der Woll- produktion studiert.

Die Berechnung des Wachstumstempos fuhrte man mittels periodischer Messungen der Versuchs- und Kontrollschafbocke aus. Die Schafbocke der I. Friihlingsserie wurden im Laufe des Jahres funfmal (25. Mai, 30. Juli, 5. November 1931, 6. Januar, 10. Mai 1932), die Schafbocke der Herbstserie dreimal gemessen (24. September 1931, 6. Januar und 10. Mai 1932).

Fur jeden Schafbock wurden folgende MaBe festgestellt: 1. Widemist- hohe, 2. schrge Korperlange, 3. Beinlange, 4. Brusttiefe, 5. Horndicke, 6. Beckenbreite, 7. Beckenlange, 8. Kopfbreite, 9. Kopflange.

Jeder Schafbock wurde einzeln auf der medizinischen Dezimalwaage gewogen. Die Schafbocke der I. Serie wurden im Laufe des Jahres sieben- ma1 (25. Mai, 30. Juni, 30. Juli, 30. August, 5. September 1931, 27. Januar, 4. Mai 1932), die Schafbocke der zweiten, Herbstserie, dreimal gewogen (24. September 1931, 27. Januar und 4. Mai 1932).

1st e8 moglich, d. Wollprodukt. d. Schafe mittels Hodentransplantation zu heben? 225

Man berechnete die Wollproduktion auf folgende Weise: im Fruhjahr 1931, nach der Schur der einjahrigen Versuchs- und Kontrollschafbocke, wurde die Schafwolle gewogen; ein Jahr spater, im Friihling 1932 wurde die von denselben Schafbocken geschorene Wolle gewogen. In der zweiten, Herbstserie, wurde die Wolle der Versuchs- und Kontrollgruppe nur ein- mal, und zwar im Friihling 1932 gewogen.

Um die Quantitat der reinen Wolle und des WollschweiBes bei den Versuchs- und Kontrollschafbocken zu berechnen, wurde ein Teil der Vliese (25 Stuck: 5 Vliese der I. Gruppe, 5 Vliese, der II. Gruppe, 6 Vliese der III. Gruppe, 3 Vliese der IV. Gruppe und 5 Vliese der V. Gruppe) ins Textilinstitut zur entsprechenden Analyse geschickt. AuBerdem nahm man periodisch von jedem Schafbock eine Wollprobe von der Seite (30-50 g), urn die Qualitat des Haares zu bestimmen. Im Laufe des Jahres fanden einige Veranderungen im Zahlenbestand der Gruppen der Versuchs- und Kontrollschafbocke statt:

1. Einige Versuchs- und Kontrollschafbocke (12 Stuck) hatten die in der Wolle befestigten Merkzeichen - die Kerbholzer - verloren und wurden infolgedessen der weiteren Beobachtung entnommen.

2. Einige der Schafbocke waren erkrankt, man schickte sie in den Isolator, wodurch sie aus der Versuchszahl ausschieden. Von den Krank- heiten, die als Ursache ihres Ausscheidens dienten, sollen die Drehkrankheit und die Raude genannt werden.

Infolgedessen wurde bei Bearbeitung des Materials und Berechnung des Endeff ekts der Operation folgendes Bearbeitungssystem angenommen.

1. Das summarische Material jeder Gruppe, d. h., alle Versuchs- und Kontrollschafbocke, wurde biometrisch bearbeitet.

2. Nur solch ein Material wurde biometrisch bearbeitet, das bis zum Ende des Experiments hinsichtlich des Operationsganges und der Heilung der Wunde, sowie in bezug auf die Gesundheit sich im Laufe des Be- obachtungsjahres tadellos erwiesen hat.

Die summarische Bearbeitung des ganzen der Gruppe angehorenden Marterials bot ein Interesse vom Gesichtspunkt der Wirtschaft und des Be- triebes aus. Es ist hier zu beriicksichtigen, daS die Operation nach V 0 r o n o f f in der Praxis nicht auf eine 1OOprozent. Heilung der Wunde rechnen kann. Die Bearbeitung des Materials, welchee von Schafbbcken, die von der Raude unberiihrt geblieben waren, und einen tadellosen Verlauf der Heilung gezeigt haben, erhalten wurde, bietet ein wissenschaftliches Interesse.

Von vornherein mu8 bemerkt werden, dafi die erste und zweite Form der Bearbeitung gleiche Resultate gaben.

Fordchungsergebnisse nnd SchluBfolgernngen. 1. Ein Jahr nach Beginn des Experiments, nach der Schur, betrug das

Gewicht des Versuchsschafbockes durchschnittlich 37,73 kg, das durch- schnittliche Gewicht des Kontrolltieres betrug 38,58 kg, d. h., es gibt nicht einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Korpergewicht der Versuchs- und der Kontrollschafbocke. Der unbedeutende Unterschied von 0,85 kg zugunsten der Kontrolle uberschreitet die Fehlergrenze nicht.

2. Die Berechnung, welche nur fur solche Schafbbcke, bei denen nach der Operation eine Heilung per primam erfolgte und welche von tadelloser Gesundheit im Laufe des ganzen Jahres der Beobachtungen gewesen sind, gemacht wurde, zeigt in der Kontrollgruppe eine VergroBerung des Ge-

226 Zawadowsky, Tulin, Bludoroff u. Krassusky:

Gruppe

SVagunpdatum

3.1 n a n

wichtes um 2,3 kg. Diese Berechnung zeigt, daB ein schnelles Tempo der GewichtsvergroBerung bei den Kontrolltieren walirscheinlicli doch nicht unbedingt stat tfinde t.

3. Die MaBe der Versuchs- und der Kontrolltiere zeigen ungefalir das- selbe Wachstumstempo bei den Versuclis- und den Kontrolltieren.

4. Das durchsclinittliche Geuiclit des im Fiiilijahr 1932 geschorenen Vlieses betragt 4,85 kg. Das Durchschnittsgewiclit des Vlieses der Kontroll- gruppe betragt 5,02 kg. Der unbedeutende Unterscliied im Durchschnitts- gewiclite des Vlieses zugunsten der Kontrollgruppe (0,17 kg) iibersclireitet die Fehlergrenze nicht.

I I1 (Versuch) (Kontrolle)

--

4. Mai 19H2 nach der Schur 25. Mai 1931 4. Mai 1932 23. Hai 1931

nach der Schur

28,11 37J3 27,91 38,58 0,38 0,75 0,34 0,63 2,68 438 2,44 3,62

50 1 37 49 33

T a b e I 1 e 1: F r ti h 1 i n g s s e r i e . L e b e n d g e w i c h t (summarisch) nach d e n Angaben d e r I. (Versuchs-) u n d d e r

11. (Kontrol l - ) Gruppe.

~ _ _ _ 1

(Yersoch)

25. Mai 1931 5. Yai 1933

28,57 36,09 0.79 1,52

13 13

11 (Kontrolle)

25. Uai 1931 j 6 . Yai IW

28,03 38,4

23 18 0,55 0,92

T a b e l l e 2. Tabe l l e d e r Unterschiedsmahrscheinlichkeit, d e m L e b e n d g e m i c h t o

d e r I. [Versuchs-) u n d d e r 11. ( R o n t r o l l g r u p p e ) nach

4. Mai 1932 nach der Schor I 25. Mai 1931

I

IVPgungsdatnni

- 0,85

0.97

Gruppe

WBgungsdatnni

M m n

T a b e l l e 4. Tabel le d e r TVahrsc h e i n l i c h k e i t d e r S c h l u a f o l g e r u n g e n d e m Lebendgemich te

d e r I. wid 11. Gruppe (Gesunde) nach. ~~~~~~

Wagung I 25. JIai 1931 5. bIai 193’2

- 2,3 I

MI - MII + 0754 1/ m: - m i 1 0.9G 1,W

~

Datuiii dcv Sclinr

(iruppc

~~

Sumiiiarische dngnlxn Gesuiide -~ ~~~ ~ ~-

3. Xai 1931 6. IIai 1932 25. Mai lkH1 6 . JIai 1933 _ _ _ _

I I 11 I I II

Gruppe

0

11

31 m

M m 0.

5,02 2.51 , 2,37 4.87 5,07 0,05 0.08 0.1 ! 0,27 0,14 ?,53 2,54

12 14 22 0,54 0.56 1 0;;” j 1,04 0.6s 48 42 35 1 33

M3 - MI

V (Koiitrolle)

22. Sept. 1931 I 10. Mai 1032

25,02 29,66

4.82 4,26 86 84

0,52 0,46

11’ (Versuch)

21. Sept 1531 I 10. DIai 15%?

26,12 29.20 0,54 5,18 4,72

96 92

0348

0,69

25,74 0,48 4.68 95

o,i2

28,57 0,45 4,16 84

T a b e l l e 7. L e b e n d g e m i c h t (Gesunde).

MV - MI\-

fin: - rn& + 1,07

I11 (\~ersuch)

24. Sept. 1931 I 10. bIai 1V32 ~ ~- I I\- (T7ersucli)

24. Sept. 1981 1 10. DIai 1932. I \r (Koiitrolle)

24. Sept. 1931 I 10. Mai 1932 I Gruppe

\VBgnngsdatum

N I 25.05 1 30.01 I 25.76 I 29.87 I 24: 39 I 28,32 0166 I 0174 I 0:7 I 0.68 0.65 m 0;78 1

fJ I 5.2 4:26 I 4i26 I 3:42 n 44 j 43 I 37 39 36

& - - M i I 4,96 I 4,16 I 3,33

0,94 I 1,02 I 1! mf-mf I 1,02

+ 0706 1,03

+ 1369 0,92

l ) bI3 = Durchschnittsgewicht der dritten Wagung (10. Nai 1932). X i = Durchschnittsgewicht der ersten Wagung (24. Sept. 1931).

228

(I

l ) m

n

Zawadowsky, Tulin, Bludoroff u. Kraasusky:

3,30 3,28 3,33 3,21 3,28 3,31 0,12 0,13 0,72 018

0.06 0,07 0,07 011 0,59 0,71 017 0,65

42 35 36 77 87 86

T a b e l l e 9. S c h n r d e r K o n t r o l l - (V) und d e r Versuchsgruppen (n1 und IV)

e i n J a h r n a c h der Operat ion. --

G e s u n d e I Summarischc Angaben I -

I) In kg.

T a b e l l e 1 0 . T a b e l l e d e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t d e r S c h l u B f o l g e r u n g e n i n b e z u g auf die

S c h u r d e r V., IV. u n d 111. G r u p p e irn J a h r e 1932.

Tabel le 11. W a h r s c h e i n l i c h k e i t d e r Schluf l folgerungen d e r Schurmol le

d e r 1. u n d 11. Gruppen nach.

I Surnrnarisch I Gesunde

Datnm I 25. Yai 1931 I 5. Yai 1932 I 25. Mai 1931 I 5. Yai 1932

- 0,Ol I MI - XI1

5. Die fur die Gruppe der in bezug auf Heilung der Wunde und der Gesundheit im Laufe des Jahres einwandfreien Schafbocke gemachte Rech- nung gibt auch keinen reellen Unterschied im Gewichte des Vlieses der Versuchs- und der Kontrolltiere.

6. 173 Schafbocke wurden im Herbst im Alter von 6 Monaten in Ver- such genommen: darunter bekamen 89 Schafbocke den Hoden der Spender im Alter von 2'iZ Jahren und 84 der Spender im Alter von 11/2 Jahren. 85 Schafbocke dienten dieser Serie als Kontrolle, und wurden in derselben Herde mit den Versuchstieren unter volkommen gleichen Bedingungen ge- halten (2. Serie).

7. Im Fruhjahr 1932 betrug das durchschnittliche Gewicht der Ver- suchsschafbocke aus der 111. Gruppe, welche die Hoden von den Schaf- bocken im Alter von 2'/, Jahren bekommen hatten, 28,57 kg; das durch- schnittliche Gewicht der Schafbocke mit transplantierten Hoden im Alter von l'/? Jahren, d. h. der IV. Gruppe 29,2 kg, das durchschnittliche Gewicht der Kontrollschafbocke (Gruppe V) 29,66 kg. Der Unterschied im durch- schnittlichen Gewichte der Versuchs- und der Kontrollschafbocke zugunsten der letzteren ist verhaltnismafiig klein (1,09 und 0,46 kg).

1st es moglich, d. Wollprodukt. d. Schafe mittels Hodentransplantation zu heben? 229

Im Laufe eines halben Jahres nahmen die Kontrollschafbocke durch- schnittlich 4,64 kg zu, die Schafbocke der zwei Versuchsgruppen 3,08 und 2,83, oder, mit anderen Worten, die Kontrollschafbocke nahmen niehr als 1,56 kg des Gewichts im Vergleich zu den Schafbocken der IV. Gruppe zu und mehr als 1,61 kg im Vergleich zu den Schafbocken der 111. Versuchsgruppe.

8. Die Berechnung, welche fur die Gruppe der Schafbocke mit so- fortiger Heilung der Wunde und tadelloser Gesundheit bis zum Ende des Experiments gemacht wurde, zeigt, da8 im Laufe eines halben Jahres die Kontrollschafbocke 4,96 kg, die Versuchsschafbocke aus der IV. Gruppe 4,16 kg und aus der III. Gruppe 3,33 kg zunahmen. Der Versuch zeigt, daD das Tempo der Gewichtszunahme bei der Kontrollgruppe etwas hoher ist. Der Unterschied ist moglich, aber nicht unbedingt gesichert.

9. Das Studium der GroDe der Tiere in der Kontroll- und der Ver- suchsgruppe der Herbstserie erlaubt uns, zu behaupten, da8 das Wachstums- tempo der Kontrolltiere dem Wachstumstempo der hypermaskulinisierten Schafbocke gleich ist.

10. Das durchschnittliche Gewicht des Vlieses der Versuchsschafbocke der III. Gruppe der 2. Serie (mit Transplantation der-Hoden von Schaf- bocken im Alter von 2l/, Jahren) betragt 3,33 kg, das durchschnittliche Gewicht des Vlieses der Versuchsschafbocke der IV. Gruppe der 2. Serie (mit Transplantation der Hoden von Spendern im Alter von l1I2 Jahren) 3,28 kg, das durchschnittliche Vliesgewicht der Kontrollschafbocke der- selben Serie 3,3 kg.

Der mehr als unbedeutende Unterschied des Vliesgewichtes zugunsten der Versuchsschafbocke (hundertstel Kilogramm) iiberschreitet die Fehler- grenze nicht.

11. Die Versuche der Transplantation der Hoden von Spendern im Alter von ll/z und 21/z Jahren auf Schafbocke im Alter von 6 und 12 Monaten uberzeugen uns, da8 die Uberpflanzung der Hoden nach der Methode V o r o n o f f s unter praktischen Verhaltnissen keine VergroBerung der Wollproduktion sowie keine Gewichts- und Wachstumsstimulation ver- ursacht.

12. Wir zweifeln entschieden an der wirtschaftlichen Zweckmafiigkeit der Hodentransplantation auf Schafbocke zwecks Erhohung der Pro- duktivitat dieser Tiere in bezug auf Fleisch, sowie in bezug auf Wolle.

Diskussion. An den wenigen diesem Artikel vorangegangenen Worten hat der

Leser sehen konnen, da8 in bezug auf die erorterte Frage eine grol3e Meinungsversc,hiedenheit existiert.

Die vorangegangenen experimentellen Versuche von V o r o n o f f und dessen weitere Versuche in Algier erlaubten ihm zu behaupten, da8 die Transplantation der Hoden auf junge Schafbocke einen wirtschaftlich aus- wertbaren Effekt gibt - die VergroDerung der KorpermaDe um 7,2 kg je Stuck im Alter von 2 Jahren und die Vermehrung der Wollproduktion bei Schafbocken, und sogar bei ihren Nachkommen, um 0,65 kg per Stuck.

Im Jahre 1931 veroffentlichte W. P o 1 o w z o w die Mitteilung, da8 in ihren Versuchen keine Gewichtsvergrofierung, sondern nur eine Vergrofie- rung der Wollproduktion bei den operierten Schafbocken stattfand. Im J a l i r ~ 1932 erschien die Arbeit von D e n i s o f f und anderen, wo mitgeteilt

230 Zawadowsky, Tulin, Bludoroff 11. Krassusky:

wird, dafi die Transplantation nach V o r o n o f f zu einer VergroBerung der K orpermafie und der Wollproduktion fuhrt.

Zu gleicher Zeit gibt es eine Reihe von Autoren, welche, wie V e 1 u und B a 1 o z e t (1929) an Schafbocken, K r o n a c h e r , H e n k e 1 s , S c h a p e r und K l i e s c h (1929) am Ziegenbocke, Q u i n l a n , M a r e und R o u x (1930) an Schafbocken und R i c h t e r (1931) negative Ergeb- nisse erhielten.

Unser Versuch, welcher an einer Merinoherde von ungefiihr 250 Schaf- bocken mit 150 Kontrolltieren, bei strenger biometrischer Bearbeitimg der erzielten Angaben durchgefuhrt war, gab negative Resultate.

Dieser letztere Umstand zwingt uns, die Quellen der Verschiedenheit unserer Schlufifolgerungen mit denen von V o r o n o f f , P o 1 o w z o w und D e n i s o f f zu finden.

Die englischen Teilnehmer der Internationalen Kommission, welche die Versuche von V o r o n o f f in Algier nachprufte, kritisierte die Be- dingungen der Versuchsaufstellung sehr streng und zeigte den wahrschein- lichen Ursprung der geniacliten Schlufifolgerungen und der wahrschein- lichen Fehler. Wir brauchen nicht bei diesen positiven Behauptungen langer zu verweilen. V o r o n o f f s Auffassung uber eine mogliche Stimu- lation des Wachstums des Korpers und der Wolle bei der Nachkommen- schaft mittels einer dem Erzeuger beigebrachten Hodentransplantation hat mit der jetzigen Auff assung der gegenwartigen Biologie so wenig gemein und ist dabei so unbegrundet, daD wir nicht nalier darauf einzugehen brauchen.

Jetzt wenden wir uns den Arbeiten von P o 1 o w z o w und D e n i s o f f zu. Bei den Untersuchungen von P o 1 o w z o w wurden 20 Schafbocke in Versuch genommen; zu Ende des Experiments blieben nur 15 davon ubrig. Nur 6 Schafbocke dienten als Kontrolle. Im Vergleich zu unseren Ver- suchen war der Bestand der Schafbocke nicht gleichartig, was zu ernsten Fehlern fuhren konnte.

12 Schafbocke von 15 gehorten zu der langfettschwanzigen Wal- lachischen Rasse und 3 Schafbocke zu den kurzdunnschwanzigen Schaf- hocken aus dem Moskauer Gebiet. 4 langfettschwanzige und 2 kurzdunn- schwanzige Bocke dienten als Kontrolle. Die Forscherin selb& hegte Zweifel hinsichtlich der Reinheit der Rasse und der Gleichartigkeit des Alters. Zu gleicher Zeit waren die Schafbocke mit Helminthen stark in- fiziert und in der Versuchsgruppe allein starben 4 Schafbocke von 20, d. h. 20 o/o. Ungeachtet der Ungleichheit des Materials bearbeitet P o 1 o w z o w das ganze Material statistisch und berechnet das Durchschnittsmafi an Ge- wicht, GroBe und Wollproduktion fur 12 bzw. 3 Schafbocke jeder Rasse in der Versuchsgruppe und fur 4 bzw. 2 Schafbocke jeder Rasse in der Kontrollgruppe.

Es scheint uns, dafi die Bearbeitung dieses quantitativ hochst un- bedeutenden und aufierdem ungleichartigen Materials nicht nur keine Klarung der Frage verspricht, sondern ihre Komplikation verursachen kann.

Z. B. ist es charakteristisch, dafi im Fruhjahr 1928 die Vergrofierung der Wollproduktion von Schafbocken in der Versuchsserie zwischen 28,O und 214,5 " I , schwankte. Fur 16 Schafbocke im ganzen ist eine solche Variationsamplitude bedrohlich und zeugt von vollkommener biologischer Ungleichartigkeit des biometrisch bearbeiteten Materials. Durch diese Mange1 erscheint uns die Arbeit von P o 1 o w z o n- wenig uberzeugend.

1st es mnglich, d. Wollprodukt. d. Schafe mittels Hodentransplantation zu heben? 231

Z u gleicher Zeit mu13 man beachten, da13 die maskulinisierteii Schaf- bocke von P o l o w z o w einen um 31 "lo gro13eren Zuwachs an Woll- produktioii als bei den normalen Kontrollschafen zeigten und da13 zu der- selben Zeit ihre Wollproduktion dieselbe der Kastraten nur um 18 "/, uber- traf. Daraus folgt, da13 die 1iS'permaskulinisierteii Schafbocke die maxi- male Wollproduktion gEben; d a m kommeii Kastraten und endlich normale Schafbocke.

Dieser Schlu13 laBt uns an der Richtigkeit der SchluBfolgerung von P o 1 o w z o w zweifeln. Die Wollproduktion wird schwerlich durch Hyper- maskulinisation, sowie Kastration stimuliert. GewiD kennen wir solche Falle, wo diese oder jene Mafinahme im kleinen eine Reizung, im grol3en eine Depression ausubt; es ist aber schwer, solche Mafinahmen zu finden, n-elche im kleinen Depression und im groBen Stimulation ausuben. Ich glaube, da13 diese Eiwagungen nochmals fiir die Zufalligkeit der Dateii und damit auch der SchluSfolgerungen sprechen.

Auf jeden Fall mu13 man nicht au13er acht lassen, da13 P o 1 o w z o w nicht feinwollige Schafe wie wir, sondern grobwollige im Versuche hatte. D e n i s o f f arbeitete an Merinoschafen; wir werden die Richtigkeit der Haltungsbedingungen nach der Operation bezweifeln mussen.

In letzterer Zeit hatte V o r o n-o f f seine Meinungen dahingehend ausgesprochen und D e n i s o f f sie wiederholt, als ob man positive Ergeb- nisse nur in dem Falle erziele, wenn man die Arbeit an solchen Schafbocken durchfuhre, welche durch Selektionsarbeit nur wenig beriihrt worden waren (gemeint ist die ungenugende Selektionsarbeit in Algier [Voronoff] und in U. d. S. S. R. [Polowzow und Denisoff]). Wir finden diese Meinungen wenig uberzeugend. Noch Mehr: so wie wir das Wesentliche der Selektions- arbeit verstehen, scheint es uns, da13 diese Meinungen die positiven Ergeb- nisse verdunkeln. Denii was stellt das Material vor, an dem die beharrliche Selektionsarbeit durchgefuhrt wurde? In der Regel fuhrt die Selektions- arbeit zur Bildung einer gleichartigeren Herde. Weshalb hatte man denn keinen Effekt bei gleichartigerer Herde? Es ist doch leichter, solch ein gleichartiges Material biometrisch ganz genau zu bearbeiten. In diesem Falle lafit es sich denken, da13, je genauer die Bearbeitung, um so moglicher die negative SchluDfolgerung ist.

Wir sind geneigt, den Ursprung der positiven Hinweise der Versuchs- und der Kontrollschafbocke in der Ungleichartigkeit des Versuchs- und Kontrollmaterials bei den Experimenten mit positivem Effekt zu suchen, oder bestenfalls konnen wir voraussetzen, da13 die grobwolligen Schafbocke einen anderen Effekt geben als die feinwolligen.

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Eingegangen a.m 5. Mai 1933.