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Essay REIKI MAGAZIN 4/09 21 www.reiki-magazin.de H eutzutage ist oft zu lesen, das Usui-System des Reiki sei buddhistischen Ursprungs bzw. die spiri- tuellen Wurzeln des Systems lägen im Buddhismus. Ich selbst habe, auch weil einige namhafte, international tätige Reiki-Meister diese Sichtweise vertreten, in mei- nem Buch „Die Reiki-Systeme der Welt“ auf die Mög- lichkeit eines solchen Zusammenhangs hingewiesen. Woher aber kommt diese Annahme eigentlich? Dieser Frage möchte ich hiermit nachgehen. Ein Ansatzpunkt, das Usui-System des Reiki in einen buddhistischen Zusammenhang zu rücken, ist, dass der Begründer des Systems, Mikao Usui, offenbar eine buddhistische Praxis ausgeübt hat. Da der Begründer dieses Systems eine buddhistische Orientierung gehabt habe, die den Kern seiner Spiritualität ausgemacht ha- be, so diese Auffassung, könne man auch sagen, dass der Ursprung des Systems, das er begründet hat, im Buddhismus läge. Einmal abgesehen davon, wie um- fassend die Quellen sind, die dieser Information zu- grunde liegen, aber: Ist dieser Gedankengang eigent- lich schlüssig? Natürlich, man kann dies so sehen. Aber es ist ebenso eine Tatsache, dass, wenn jemand etwas Neues schafft, er dabei immer von dem ausgehen muss, was schon da ist bzw. von dem, was vorher da war. Jesus von Nazareth war Jude, er wurde zu Jesus Christus, und mit ihm begann das Christentum. Der Prinz Siddharta war Hindu, er wurde zum Buddha und schuf den Buddhismus. So gesehen ist es für die Praktizierenden eines neu ge- schaffenen, spirituellen Weges – und als solchen ver- stehe ich das Usui-System des Reiki (und Usui selbst wohl auch / siehe Kasten unten) – zwar interessant, aber letztlich in spiritueller Hinsicht wenig bedeutsam, von wo aus dieser Weg, historisch gesehen, losging. Was dabei, spirituell gesehen, allein zählt, sind die Be- standteile sowie die innere Ausrichtung dieses neuen Weges – und beides erweist sich gewissermaßen aus sich selbst heraus als das, was es ist. Diesem Gedan- kengang folgend macht es Sinn, um nun im Weiteren die Ausgangsfrage dieses Artikels zu ergründen, sich dazu in einem ersten Schritt die spirituell be- deutsamen Bestandteile des Usui-Systems näher anzuschauen und sie auf eine besondere Nähe zum Buddhismus hin zu unter- suchen. Dann, in einem zweiten Schritt, scheint es sinnvoll, sich mit der spirituellen Ausrichtung des Usui- Systems als Ganzes zu befassen und auch diese auf ei- ne besondere Nähe zum Buddhismus hin zu überprü- fen. Bei beiden Schritten scheint es zugleich sinnvoll, auch eine mögliche Nähe des Usui-Systems zu den an- deren großen, spirituellen Traditionen und Religionen der Welt zu untersuchen. Sollte sich herausstellen, dass das Usui-System zwar dem Buddhismus, aber in ähnli- cher Weise auch anderen Religionen und spirituellen Traditionen nahe steht, dann ließe sich bei einer mögli- chen Nähe des Systems zum Buddhismus nicht von ei- ner „besonderen Nähe“ sprechen. Ist Reiki buddhistischen Ursprungs? Für ein besseres Verständnis des spirituellen Zusammenhangs innerhalb des Usui-Systems Oliver Klatt, Reiki-Meister und Herausgeber des Reiki Magazins, fasst wichtige Informationen rund um die Praxis, die Einweihungen und die Symbole des Usui- Systems des Reiki zusammen – und eröffnet damit neue Sichtweisen. I n einer förmlichen Erklärung Mikao Usuis, warum er die Reiki-Heilmethode öffent- lich lehrt, die gleich zu Beginn im „Hand- buch der Reiki-Heilmethode“ (Reiki Ryoho Hikkei) zu lesen ist, schreibt Usui: „Unsere Reiki Ryoho (dtsch.: Reiki-Heilmethode, Anm. d. Autors) ist etwas absolut Originales und nicht mit irgendeinem anderen (spiritu- ellen) Weg der Welt zu vergleichen.“ (Zitat aus: „Reiki. Das Erbe des Dr. Usui“, F. A. Petter, Aitrang 1998)

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REIKI MAGAZIN 4/09 21www.reiki-magazin.de

Heutzutage ist oft zu lesen, das Usui-System des Reiki sei buddhistischen Ursprungs bzw. die spiri-

tuellen Wurzeln des Systems lägen im Buddhismus. Ichselbst habe, auch weil einige namhafte, internatio naltätige Reiki-Meister diese Sichtweise vertreten, in mei-nem Buch „Die Reiki-Systeme der Welt“ auf die Mög-lichkeit eines solchen Zusammen hangs hingewiesen.Woher aber kommt diese Annahme eigentlich? DieserFrage möchte ich hiermit nachgehen.

Ein Ansatzpunkt, das Usui-System des Reiki in einenbuddhistischen Zusammenhang zu rücken, ist, dass derBegründer des Systems, Mikao Usui, offenbar einebuddhistische Praxis ausgeübt hat. Da der Begründerdieses Systems eine buddhistische Orientierung gehabthabe, die den Kern seiner Spiritualität ausgemacht ha-be, so diese Auffassung, könne man auch sagen, dassder Ursprung des Systems, das er begrün det hat, imBuddhismus läge. Einmal abgesehen davon, wie um-fassend die Quellen sind, die dieser Information zu-grunde liegen, aber: Ist dieser Gedan ken gang eigent-lich schlüssig? Natürlich, man kann dies so sehen. Aberes ist ebenso eine Tatsache, dass, wenn jemand etwasNeues schafft, er dabei immer von dem ausgehenmuss, was schon da ist bzw. von dem, was vorher dawar. Jesus von Nazareth war Jude, er wurde zu JesusChristus, und mit ihm begann das Christentum. DerPrinz Siddharta war Hindu, er wurde zum Buddha undschuf den Buddhismus.

So gesehen ist es für die Praktizierenden eines neu ge-schaffenen, spirituellen Weges –!und als solchen ver-

stehe ich das Usui-System des Reiki (und Usui selbstwohl auch / siehe Kasten unten) – zwar interes sant,aber letztlich in spiritueller Hinsicht wenig bedeutsam,von wo aus dieser Weg, historisch gesehen, losging.Was dabei, spirituell gesehen, allein zählt, sind die Be-stand teile sowie die innere Ausrichtung dieses neuenWeges – und beides erweist sich gewissermaßen aussich selbst heraus als das, was es ist. Diesem Gedan-kengang folgend macht es Sinn, um nun im Weiterendie Ausgangsfrage diesesArtikels zu ergründen, sichdazu in einem erstenSchritt die spirituell be-deutsamen Bestandteiledes Usui-Systems näheranzuschauen und sie aufeine besondere Nähe zumBuddhismus hin zu unter-suchen. Dann, in einemzweiten Schritt, scheint essinnvoll, sich mit der spirituellen Ausrich tung des Usui-Systems als Ganzes zu befassen und auch diese auf ei-ne besondere Nähe zum Buddhis mus hin zu überprü-fen. Bei beiden Schritten scheint es zugleich sinnvoll,auch eine mögliche Nähe des Usui-Systems zu den an-deren großen, spirituellen Traditionen und Religionender Welt zu untersuchen. Sollte sich heraus stellen, dassdas Usui-System zwar dem Buddhismus, aber in ähnli-cher Weise auch anderen Religio nen und spirituellenTraditionen nahe steht, dann ließe sich bei einer mögli-chen Nähe des Systems zum Buddhismus nicht von ei-ner „beson deren Nähe“ sprechen.

Ist Reiki buddhistischenUrsprungs?Für ein besseres Verständnis des spirituellen

Zusammen hangs innerhalb des Usui-Systems

Oliver Klatt, Reiki-Meister und Herausgeber des Reiki Magazins, fasst wichtige

Informationen rund um die Praxis, die Einweihungen und die Symbole des Usui-

Systems des Reiki zusammen – und eröffnet damit neue Sichtweisen.

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In einer förmlichen Erklärung Mikao Usuis,warum er die Reiki-Heilmethode öffent-lich lehrt, die gleich zu Beginn im „Hand-

buch der Reiki-Heilmethode“ (Reiki RyohoHikkei) zu lesen ist, schreibt Usui: „UnsereReiki Ryoho (dtsch.: Reiki-Heilmethode,Anm. d. Autors) ist etwas absolut Originalesund nicht mit irgendeinem anderen (spiritu-ellen) Weg der Welt zu vergleichen.“

(Zitat aus: „Reiki. Das Erbe des Dr. Usui“, F. A. Petter, Aitrang 1998)

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Bestandteile des Usui-Systems

Für eine Betrachtung des Usui-Systems auf spirituellerEbene sind vor allem die drei folgenden Bestand teiledes Systems von Bedeutung: 1. die Einwei hungen, 2. dieFormen der Praxis und 3. die dabei verwendeten Sym-bole.

1. Die Einweihungen

Die Einweihungen befähigen den Prakti zie renden desSystems dazu, die grundlegende Praxis des Systemsauszuüben: das Handauflegen. Die Tatsache, dass auchim tibetischen Buddhismus mit Einweihungen gearbei-tet wird, sowie die Behaup tung, Usui habe auf seinenReisen u. a. Tibet bereist, hat Anlass dazu gegeben, ei-ne Nähe des Usui-Systems zum tibetischen Buddhis -mus anzunehmen. Dabei wird jedoch vergessen, dassdie Durchfüh rung von Energie übertragenden Einwei -hungs ritualen kein Alleinstellungs merkmal des tibeti -schen Buddhis mus innerhalb der spiritu ellen Welt ist.Auch in anderen spiritu el len Traditionen wie z. B. demKriya Yoga, der dem Hinduismus ent stammt, sowie imSufis mus, dem mystischen Pfad des Islam, wird mit der-artigen Einweihungsritualen gearbeitet.

Darüber hinaus gibt es für die Behauptung, Usui sei inTibet gewesen bzw. habe bei tibetisch-buddhistischenMönchen gelernt, keine verifi zier bare Quelle. SofernUsui keine Berüh rung mit dem tibetischen Buddhismusgehabt haben sollte, spricht die Tatsache, dass dasUsui-System des Reiki Einweihungsrituale umfasst, so-gar eher dafür, dass keine besondere Nähe des Systemszum Buddhismus insgesamt besteht. Denn in allen an-deren als den tibetischen Richtungen des Buddhismuswird im Allgemeinen nicht mit Einweihungsritualen ge-arbeitet bzw. stehen Energieüber tra gungen nicht imVordergrund.

Dafür, dass Usui sein Reiki-System nicht aus dem tibe-tischen Buddhis mus heraus entwickelt hat, sprichtaußerdem die Tatsache, dass die Keim silbe hrih, vonder ausgehend er wohl das Mental heilungs symbol ge-schaffen hat, in ihrer tibetisch-buddhistischen Formdem Mental heilungssymbol weniger ähnelt als in ihrerSiddham-Form. (Siddham ist eine Schrift sprache desSanskrit, entwickelt von buddhisti schen Mön chen in In-dien, die später auch nach China sowie nach Japan ge-langte – dazu mehr auf S. 45.)

2. Die Formen der Praxis

Die Praxis des Ersten Grades kann als Kernpraxis desUsui-Systems bezeichnet werden. Innerhalb der tradi-tionellen Form des Systems besteht sie im Wesentli-chen in der täglichen Selbstbehand lung mit Reiki durchHandauflegen. Diese Form der Praxis hat sich jedoch

erst im Laufe der Jahrzehnte ent wickelt, insbeson derein der Zeit, als Hawayo Takata, die Nachfolgerin Dr.Hayashis (der einer der Nach folger Usuis war) die heu-te am weitesten verbreitete Form des Systems, UsuiShiki Ryoho, geprägt hat. Zur täglichen Praxis dieser tra-ditionellen Form des Systems gehört zudem das auf-richtige Bemühen darum, die Inhalte der fünf Reiki- Lebens regeln im Alltag in die Tat umzusetzen. Zu ZeitenMikao Usuis Wirken in Japan bestand der Kern der Pra-xis wohl noch nicht in der regel mäßi gen Selbstbehand -lung mit Reiki, sondern vor allem darin, die fünf Reiki- Lebensregeln morgens und abends zu rezitieren, überderen Inhalte zu meditieren und diese im Alltag in dieTat um zu setzen. Auch damals umfasste die Praxis desSystems jedoch bereits Elemente des Hand auflegens.

Die Praxis des Zweiten Grades kann als weiter führendePraxis des Usui-Systems bezeichnet werden. Die Tech-niken des Zweiten Grades befähigen zur Verstärkungdes Energie flusses bei der Arbeit mit Reiki sowie zurAusübung von Mentalheilungen und Fernheilungen.Diese Techniken werden ermöglicht durch die Verwen-dung dreier Symbole. Bezüglich der Praxis des ZweitenGrades bestehen zwischen der traditionellen Form desSystems, Usui Shiki Ryoho, und der ursprüng lich-japanisch geprägten Form, Reiki Ryoho, was das We-sentliche dieser Praxis betrifft, nur wenige Unterschiede.

Die Praxis auf der Meisterebene besteht darin, Einwei-hungen vorzunehmen. Wurden die Einwei hun gen zuZeiten Mikao Usuis offenbar noch ohne Verwendungvon Symbolen vorgenommen, so finden seit Dr. Haya shi,dem Nachfolger Usuis, über den das System in den Westen gelangte, die dem System zugehörigen Sym-bole auch bei den Einweihungen Verwendung.

Universelle Spiritualität

Schaut man sich die hier beschriebenen Elemente derPraxis nun im Einzelnen an, so lässt sich bezüglich derFragestellung dieses Artikels Folgendes feststellen:

2.1 Erster Grad

a) Als Kernpraxis des Systems wurde das Handauflegenausgemacht sowie die geistige Orientierung an den Le-bensregeln und deren bestmögliche Umsetzung im All-tag; in der ursprünglich-japanisch geprägten Form desSystems auch das Rezitieren der Lebensregeln und dieMeditation über deren Inhalte.

Das Handauflegen zwecks Übertragung spirituellerEner gie oder Heil kraft ist keiner bestimmten Religionoder Tradition allein zugehörig. Vielmehr ist diese Pra-xis in allen Kulturkreisen und Religionen der Welt in derein oder anderen Weise zu finden. Aus der Bibel ist be-kannt, dass Jesus und seine Apostel ihre Hände auf-

Anm. des Autors: Dieser Artikel gibt mei-ne Sichtweise zur Thematik wieder, auf derGrundlage ausgiebiger, umfassender Re-cherchen. Selbstverständlich ist die Redak-tion des Reiki Magazins, wie bisher, auchweiterhin offen für die Darstellung anderer,fundierter Sichtweisen zu diesem Thema, umdie Meinungsvielfalt, die unter Praktizieren-den verschiedener Reiki-Systeme zu diesemThema herrscht, im Magazin abzubilden. Oliver Klatt, Hrsg. Reiki Magazin

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legten, um zu heilen. Berichten zufolge heilten im christ-li chen Kulturkreis auch Könige und Heilige per Hand-auflegen. Im Koran wird an vielen Stellen die Heiltätig-keit von Jesus erwähnt. Auch über Mohammed sowieüber viele Heilige des Islam wird geschrieben, sie hät-ten durch Handauflegen geheilt. Dasselbe wird überBuddha gesagt. Es gibt buddhisti sche Bauten, die Re -liefs enthalten, auf denen die Praxis des Handauflegenszu sehen ist. Im Taoismus ist die Vorstel lung von Ki, ei-ner vitalen Lebens kraft, die u. a. durch Handauflegenübertragen werden kann, eine Grundannahme. Ebensoim Hinduis mus, wo diese Kraft u. a. Prana genannt wird.

Wie das Handauflegen, so sind auch die Inhalte der Lebens regeln in den Schriften nahezu aller Kulturkrei-se und Religionen wiederzufinden. Die Überwindungvon Ärger und Sorge, eine respekt volle Haltung ge-genüber den Mitmenschen, bis hin zu einer mitfühlen -den Haltung, eine ehrliche Grundausrichtung im Leben,die innere sowie äußere Arbeit im Dienste der spirituel -len Entwicklung sowie Dankbarkeit gegenüber Gottbzw. einer höheren Kraft – all diese Inhalte finden sichin der ein oder anderen Form in eigentlich jeder ver-breiteten spirituellen Tradition.

Auch bezüglich der Praxis der Rezitation und der Me-ditation lässt sich feststellen, dass diese beiden Formenspirituellen Übens in nahezu allen spiritu ellen Traditio-nen in der ein oder anderen Weise auftauchen. So gibtes z. B. im christlichen Kulturkreis die Praxis der Kon-templation, ein geistiges Sich-versenken in spirituelleThemen und Zusammen hänge, die der fernöstlichen Pra-xis der Meditation über Inhalte wie die der Lebensregelnrecht nahe kommt. Im Taoismus, Buddhismus und Hin-duismus spielt Meditation allgemein eine entscheidendeRolle für das Vorankommen in spiritueller Hinsicht. Das-selbe gilt auch für die verschiedenen esoterischenLehrsysteme. In den Riten und Zeremonien aller Religio-nen werden spirituelle Texte und Inhalte rezitiert.

Bezüglich der Praxis des Ersten Grades lässt sich inso-fern keine beson dere Nähe des Systems zum Buddhis-mus ausmachen; jedenfalls keine größere Nähe als zuallen anderen, weltweit bedeutenden spirituellen Tradi-tionen und Religionen.

2.2 Zweiter Grad

b) Auf der Ebene des zweiten Grades wurden als Kern-Elemente der Praxis die Mentalheilung sowie die Fern -heilung ausge macht; bei beidem handelt es sich umspezifisch ausgerichtete Formen der Heilarbeit. Im Usui-System des Reiki wird dabei mit Symbolen gearbeitet.

Die Praxis der Fernheilung, d. h. die Übermittlung vonHeilenergie über die Ferne an eine körperlich nicht an-wesende Person, ist Bestandteil der verschiedensten

Heiltraditio nen. Sie ist in der Heil arbeit der Schamanender Naturvölker ebenso zu finden wie in der Arbeit dermeisten geistigen Heiler, unabhängig davon, vor wel-chem spirituellen Hinter grund sie jeweils arbeiten. Imchristlichen, islamischen und jüdischen Zusammen-hang handelt es sich dabei vor allem um Gebete, die Hei-lung durch Gott erbitten. Im Hinduismus, Taoismus so-wie im Buddhismus wird für die Fernheilung die Hilfespiritueller Wesen heiten bzw. Energieformen in An-spruch genommen oder es wird eine geistige Nähe zuder zu behandelnden Person mittels einer Technik odereines zuvor verinnerlich ten, spirituellen Prinzips herge-stellt.

Ebenso ist auch die Praxis der Mentalheilung, d. h. dasheilerische Einwirken auf tief liegende Schich ten desmensch lichen Bewusstseins, Bestandteil der verschie-densten Heiltraditio nen. Dabei ist festzu stellen, dassdiese besondere Form der Heilarbeit vor allem von geis -tigen Heilern angewandt wird, die ihren spirituellen Hintergrund vorrangig im fernöstlichen Kulturkreis an-gesiedelt sehen.

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Energie übertragende Einweihungs ritualegibt es in verschiedenen spirituellen Tradi-tionen.

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Aber auch viele geistige Heiler, die ihren spirituellenHintergrund im westlichen Kulturkreis verwurzelt se-hen, arbeiten mit dieser Form der Heilarbeit, dann meistunter Bezug auf westliche, esoterische Lehrsystemeoder auf Methoden positiven Denkens.

Und schließlich ist auch die Verwendung von Symbolenin jeweils verschiedenen Zusammen hängen, ob in Ri-tualen, Zeremonien oder in Formen spiritueller Übung,religionsübergreifend in allen spirituellen Tradi tio nen an-zutreffen. Dabei kommt es natürlich, um eine Aussageüber den jeweiligen spiritu el len Zusammenhang treffenzu können, letztlich a) auf die Form der verwendetenSymbole sowie b) auf deren Inhalte an – zwei Punkte, diebezüglich der im Usui-System verwendeten Symbole imFolgenden noch genauer untersucht werden sollen.

Bisheriges Fazit: Auch für die Praxis auf der Ebene desZweiten Grades lässt sich vorerst keine beson dereNähe des Usui-Systems zum Buddhismus ausmachen.Dasselbe gilt für die Praxis auf der Meister ebene: Wiebereits an anderer Stelle erwähnt, ist das Vornehmenvon Energie übertragenden Einweihungen ein Bestand -teil verschie dener spiritueller Traditionen.

Die Form der Symbole

3. Die Symbole

Die Symbole des Usui-Systems sind auf zwei EbenenBestandteil der Praxis: auf der Ebene des Zweiten Gra-des und auf der Meisterebene. Im Usui-System des Rei-ki, Usui Shiki Ryoho, gibt es drei Symbole. Dies sind diedrei Symbole des Zweiten Grades. Ihr Einsatz ermög-licht eine Verstärkung des Energie flusses sowie dieAusübung von Mentalheilungen und Fernheilungen.

Bei dem, was allgemeinhin als „Reiki-Symbol“ bekanntist, handelt es sich im engeren Sinne des Wortes nichtum ein Symbol, sondern schlicht um zwei japanischeSchriftzeichen. Das eine steht für den Begriff „Rei“, dasandere für den Begriff „Ki“. Die beiden Begriffe „Rei“und „Ki“ sind Teil der japanischen Sprache, so wie dieWorte „universell“ und „Lebensenergie“ Teil der deut-schen Sprache sind. Der Niederschrift der beiden Be-griffe „Rei“ und „Ki“ im Japanischen als ein Wort, „Rei-ki“, wohnt insofern keine besondere Symbolkraft inne,ebenso wenig wie der Niederschrift der beiden Worte„universell“ und „Lebensenergie“ im Deutschen, als einBegriff - „universelle Lebens energie“ - eine besondereSymbolkraft innwohnt.

Dasselbe gilt für das sogenannte „Meister-Symbol“.Auch hier handelt es sich schlicht um drei japanischeSchriftzeichen, die drei Begriffe der japanischen Spra-che miteinander in Verbindung bringen bzw. zu einemSatz formen. Auch wenn diese Wortverbindung inner-halb der Spiritualität und Kultur Japans eine spezifischeBedeu tung haben mag, so muss deshalb nicht davonausgegangen werden, dass diese Bedeutung immerauch außerhalb des japanischen Zusammenhangs be-stehen bleibt. Wenn z. B. ein Deutscher sagt: „So wahrmir Gott helfe“, dann wird dieser Satz innerhalb Deutsch -lands, wo das Christentum die dominierende Religion ist,üblicher weise als auf den christlichen Gott bezogen ver-standen. Wird derselbe deutsche Satz aber beispiels-weise im Rahmen einer hinduis tischen Zeremonie in In-dien ausgesprochen, von einem Hinduisten, dann ist da-bei sicherlich nicht der christliche Gott gemeint.

Dieselbe Grundüberlegung gilt auch für die Bezeich-nun gen bzw. Namen der drei Symbole des Zweiten Gra-des, deren Inhalte ebenfalls unabhängig von dem spe-zifischen Zusammenhang gesehen werden können, indem sie innerhalb der japanischen Kultur jeweils ste-hen. Bei den Bezeichnungen der Symbole handelt essich, nüchtern betrachtet und entgegen vieler anders-artiger Behauptungen, nicht um Mantras. Ihr Klang be-inhaltet keine besondere mystische, spirituelle Energieoder Schwingung, sondern es sind schlicht Bezeich-nungen für die drei Symbole.

Es folgt nun eine Betrachtung der Zusammenhängerund um die drei Symbole des Usui-Systems und ihrerBezeichnungen. Dabei werden, der traditionellen sowieauch der ursprüng lich-japanischen Lehr mei nung fol-gend, die Formen sowie die Bezeichnungen der Sym-bole nicht offen gelegt, da dies nur gegenüber Einge-weihten des Zweiten Grades angemessen erscheint.Wer in den Zweiten Grad des Usui-Systems eingeweihtist, wird jedoch wissen, was jeweils gemeint ist. Für al-le anderen dürften die folgenden Textabschnitte kaumvon Bedeutung sein.

3.1 Das Kraft-Symbol

Der essenzielle Teil des Kraft-Symbols, der dessenForm grund legend ausmacht, ist in der Spiritualität undKultur aller Völker der Welt wiederzufinden. Ebenso ister auch in der Natur, in allem Leben auf der Erde sowieim All immer wieder präsent.

Die Bezeichnung des Kraft-Symbols ist ein spezifisch-ja-panischer Ausdruck, der einen kulturellen Zusammen-hang innerhalb der Geschichte und Lebenskultur Ja-pans hat. Das, was er inhaltlich bezeichnet, sowie dieArt seines Zusammen hangs sind jedoch in gleicher Wei-se in jeder anderen bedeutsamen, größeren Kultur derWelt wiederzufinden.

Ist Reiki buddhistischenUrsprungs?Ein Essay von Oliver Klatt

Fortsetzung von Seite 23!

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3.2 Das Mentalheilungs-Symbol

Zur Erläuterung des spirituellen Zusammenhangs, indem das Mental heilungs-Symbol steht, muss sehr weitausgeholt werden. Wie anzu neh men ist, hat Mikao Usuidieses Symbol in Weiterentwick lung einer so genanntenKeimsilbe geschaffen, die aus Buchstaben der Siddham- Schriftsprache gebildet wird. So stellen sich zunächsteinmal die beiden Fragen: Was ist eine Keimsilbe? und:Was ist die Siddham-Schriftsprache?

Siddham ist eine Schrift, mit der Sanskrit, die heiligeSprache der Inder, niedergeschrieben werden kann.Sanskrit, auch die „Ur-Sprache der Götter“ genannt, hatkeine einzelne, ihm zugehörige Schriftsprache. Ur-sprüng lich wurde Sanskrit ausschließlich gesprochen.In den Anfängen der Zivilisation, in Indien wie auch an-derswo, wurde alles nur mündlich zum Ausdruck ge-bracht und überliefert, es wurde nichts nieder -geschrieben. Erst später entwickelte sich eine Schrift -sprache, die von indischen, spirituellen Gelehrten ver-wendet wurde, um Sanskrit auch niederschreiben zukönnen. Dieses Schriftsprache heißt Brahmi. Hierausentwickelten sich weitere, einfachere Schrift spra chen,die ebenfalls der Niederschrift des Sanskrit dienten,darun ter die Gupta-Schrift sprache, aus der heraus sichdie Siddham- und die Devanagari-Schriftsprachen ent -wickel ten. Devanagari ist heute die in Indien wichtigsteSchriftsprache. Früher war dies Siddham.

In der Zeit, in der Siddham die wichtigste Schriftsprachein Indien war, wurde sie auch von buddhis tischen Mön-chen gebraucht, um buddhistische Inhalte schriftlich zuerfassen. Durch die Abstam mung der Siddham-Schrift-sprache vom Sanskrit galten die einzelnen Buchstaben,gemäß ihrer Aussprache im Sanskrit, als heilig und wur-den demzufolge als Objekte der Meditation und Kon-templa tion verwendet. Weiterhin wurden aus jeweilsmehre ren der insgesamt 51 Buchstaben der Siddham-Schriftsprache soge nann te Keimsilben gebildet. Dabeistand jede Keimsilbe für das Wesen eines bestimmtenBuddhas bzw. Bodhisattvas. Auf diese Weise erhielt je-de wichtige buddhisti sche Wesenheit eine eigene Keim-silbe, auch Bija genannt, bestehend aus einer Kombi-nation mehrerer Buch staben der Siddham-Schriftspra-che. Die Kombinationen wurden gemäß dem Wesen derjeweiligen Wesenheit vorge nom men, auf Grundlage derUr-Bedeu tung der der Kombination zugrunde liegenden,einzelnen Buchstaben, die sich von deren ursprüngli-cher Aussprache im Sanskrit herleitete.

Mystische Identifikation

Eine Keimsilbe dient der mystischen Identifikation einesspirituell Praktizierenden mit einer spirituellen Wesen-heit bzw. mit einem göttlichen Prinzip. Eine Keimsilbe istgewissermaßen konzentrierte Energie, ein „Samen des

Absoluten“, zugleich Prinzip und Ursprung des Seins.Sie ermöglicht die direkte Manifestation der entspre-chenden spirituellen Wesenheit bzw. Energieform. Inder Meditation über solche Keimsilben wie auch imZeichnen solcher Silben manifes tiert sich die damit inVerbindung stehende Energie bzw. We sen heit direkt imPraktizierenden. Keimsilben gibt es in unterschied licherForm in verschiedenen spirituellen Traditionen, so z. B.auch in der jüdischen Kabbala, wo das Hebräische, dieheilige Sprache der Juden, in etwa die Rolle spielt wiedas Sanskrit für die in Indien begründeten Formen vonSpiritualität.

Als der Buddhismus sich über die Grenzen Indiens aus-breitete, wurde die Siddham-Schriftsprache, vor allemim Zusam men hang mit der Auswan derung indischerbuddhistischer Mönche nach China, gewis sermaßenzum Träger buddhistischer Inhalte. Dabei verlor die Aus-sprache der einzel nen Buchstaben, Worte und Keimsil-ben, die ja aus dem Sanskrit herrührte, zunehmend anBedeutung, bedingt durch den fremden kulturellen Kon-text und der Tatsache, dass die Chinesen eine eigeneSprache hatten, die sie als hochentwickelt sahen, wes-halb aus ihrer Sicht keine Notwendigkeit für die Über-nahme einer anderen Sprache bestand. So kam derbildlichen Gestalt der Siddham-Buchstaben und -Keim-silben außerhalb Indiens, speziell in China, von nun animmer mehr Bedeutung zu.

Vielleicht traf Mikao Usui Jahrhunderte später, auf einerseiner Reisen nach China, mit buddhistischen Mönchenzusammen, die ihn mit der Siddham-Schrift sprache ver-traut machten. Vielleicht begegnete er dieser Schriftaber auch in Japan, denn im Laufe der Jahrhunderte !

Die Formen und Inhalte der Reiki-Sym-bole sind in verschiedener Weise in vie-len spirituellen Traditionen zu finden.

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hatte sich die Siddham-Schriftsprache mit dem Bud -dhis mus bis hin nach Japan verbreitet. (Heutzutage giltJapan sogar als das Land, in dem die Siddham-Schrift-sprache bewahrt wird. Noch heute wird sie von denShingon-Buddhisten verwendet, um z. B. Mantras auf-zuschreiben und Sutras zu kopieren.) Als relativ sichergilt jedenfalls, dass Usui die Siddham-Schriftsprachekannte und damit auch die mit ihr in Verbindung ste-henden Keimsilben. Und eine dieser Keimsilben dienteihm offenbar als Grundlage für die Schaffung des Men-talheilungs-Symbols: die Keimsilbe hrih.

Die Keimsilbe hrih, im Japanischen: kiriku, steht inner-halb der Siddham-Schriftsprache für einen bestimmtenBuddha: den Buddha Amida Nyorai (Amithaba Tatha-gata). Dabei handelt es sich um den Buddha des un-endlichen Lichtes und des unendlichen Lebens. Überdas, was sein Wesen im Kern ausmacht, ist zu lesen: „Ergelobte, jeden, der mit aufrichtigem Herzen seinen Na-men ausspricht, in sein reines Land zu führen. SeineVerdienste sind so groß, dass er sie insbesondereschwa chen Menschen übermitteln kann, die keine an-dere Hoffnung auf Errettung haben. Er ist der großeFreund, der uns niemals aufgibt. Diejenigen, die ihm fol-gen, werden von allen Übeln befreit werden.“ DieseKeimsilbe gilt als eines der allergünstigsten Zeichen, sieverheißt viel Glück.

Die Keimsilbe hrih ist aus vier einzelnen Buchstaben derSiddham-Schriftsprache gebildet worden. (In der origi-nalen Schreibweise hat das „i“ einen Querstrich statt ei-nen Punkt, das hintere „h“ ist ein anderes „h“ als dasvordere, es hat einen Punkt unter sich.) Diese vier Buch-staben können, kurz gesagt, wie folgt übersetzt werden:h - Karma/Ursache, r - Leidenschaften, i - Katastrophen,h - entfernen, wegnehmen. Dies beschreibt, was derBuddha Amida Nyorai tut.

In früheren Zeiten war diese Keimsilbe auf den Helmenmancher japani scher Samurais zu finden, als Glücks-bringer im Kampf geschehen. Auch heute noch ist dieseKeimsilbe überall in Japan präsent, als eine Art spiritu-eller Glücksbringer. An Touristenorten z. B. werden T-Shirts und Armbänder ver kauft, auf denen dieseKeimsilbe abgebildet ist.

Wichtig für die Einordnung dieser Zusammenhänge be-züglich der Fragestellung dieses Artikels ist es nun zusehen, dass Usui diese Keimsilbe zwar offenbar alsGrundlage für das Mentalheilungs-Symbol nutzte, dassdas Mentalheilungs-Symbol selbst aber etwas völlig an-deres, vollkom men Neues ist, das nicht identisch ist mitder beschriebenen Keimsilbe. Auch wenn es inhaltlicheParallelen gibt zwischen der oben beschriebenen,buddhistischen Bedeutung der Keimsilbe und z. B. denAussagen von Hawayo Takata und Dr. Hayashi zur kon-kreten Anwendung der Mentalheilung, so lässt sich

doch feststellen, dass die entsprechenden Aussagenseitens Frau Takata und Dr. Hayashi von einer völlig an-deren Perspektive aus getroffen wurden, als sie inner-halb der buddhistischen Deutung besteht. (So weiß manz. B. von Takata, dass sie den Kursteilnehmern des Zwei-ten Grades zur Anwendung des Mentalheilungs-Sym-bols manchmal die folgenden, eindrücklichen Worte mitauf den Weg gab: „Denkt ganz vorsichtig an die schlech-te Gewohn heit, und denkt dann: Das nicht mehr! Dasnicht mehr!“)

Dass das Mentalheilungs-Symbol unabhängig von derKeimsilbe hrih steht, die Usui zu dessen Schaffung in-spiriert hat, zeigt auch die Tatsache, dass der Namedes Symbols eben nicht hrih oder kiriku ist, sondernganz anders lautet. Bei dem Namen bzw. der Bezeich-nung dieses Symbols handelt es sich schlicht und ein-fach um zwei japanische Worte, die, zusammen ge-nommen, einem wesent lichen Grundgedanken eigent-lich aller Formen authentischer spiritueller EntwicklungAusdruck verleihen.

Eine befreundete japanische Reiki-Lehrerin sagte mireinmal, sie habe erlebt, dass Siddham-Gelehrte in Ja-pan das Reiki-Mental heilungs-Symbol nicht als aus ei-ner Siddham-Keimsilbe hervorgehend erkannt haben.So gesehen kann wohl nicht von einem direkten, heuti-gen Einfluss der Keimsilbe hrih auf das Reiki-Mental -heilungs-Symbol gesprochen werden. Damit steht dieForm des Reiki-Mentalheilungs-Symbols für sich. Siebezieht ihre Kraft aus sich selbst heraus, nicht aus eineranderen, ihre Schaffung inspiriert habenden Form.

Hinzu kommt: Selbst wenn man über den beschriebe-nen, histori schen Zusammenhang einen spirituellen Zu-sammenhang zwischen dem Reiki-Mentalheilungs-Symbol und der Siddham-Keimsilbe hrih kreieren woll-te, bliebe festzustellen, dass dieser natürlich nicht bloßzu der Siddham-Schriftsprache bestehen würde, son-dern konsequenterweise auch zu deren Grundlage,nämlich dem Sanskrit – der alten, indischen, heiligenSprache, aus der alle in Indien begründeten Formen vonReligiosität und Spiritualität, insbesondere der Hinduis-mus, hervorgegangen sind.

3.3 Das Fernheilungs-Symbol

Was die Form des Fernheilungs-Symbols angeht, so istdieses aus Teilen japanischer Schriftzeichen zusam-mengesetzt. Damit ist es zwar aus der japanischenSchriftsprache heraus entstanden, besteht aber, wiedas sogenannte „Reiki-Symbol“ und das sogenannte„Meistersymbol“, nicht aus kompletten, einzelnen japa-nischen Schriftzeichen, sondern eben nur aus Teilen (!)einzelner Schriftzeichen. Bei der Zusammensetzungdes Symbols soll Usui sich einer taoistischen Kombina-tions technik bedient haben – ein Hinweis darauf, dass

Recherche-Quellen:

Bücher: Sacred Calligraphy of the East,John Stevens, Boulder & London 1981 /Siddham. An Essay on the History of SanskritStudies in China and Japan, R. H. van Gulik,International Academy of Indian Culture andAditya Prakashan, New Delhi 1956 (Neuauf-lage 2001) / Das Buch der Schrift, Carl Faul-mann, Druck und Verlag der Kaiserlich-Kö-niglichen Hof- und Staatsdruckerei, Wien1880 (Neuaufl. Eichborn Verlag) / Sanskrit,Jutta Marie Zimmermann, Stuttgart 2003 /Erlebnis: Sanskrit-Sprache, Wilfried Huch-zermeyer (Hrsg.), Karlsruhe 2005 / Die hei-ligen Schriften Indiens, Wilfried Huchzer-meyer, Karslruhe 2005 / Das Yogasutra vonder Erkenntnis zur Befreiung, Patanjali, Ber-lin 2006 / Glaubensheilungen in Geschichteund Gegenwart, Klaus-Dietrich Stumpfe,Selbstverlag Stumpfe, Köln 2007 / Die Bibel,Herder, Freiburg, Basel, Wien, 1991 / DerKoran, Verlag der Moslemischen Revue, Ber-lin 1964 / Die Macht der Kabbalah, YehudaBerg, München 2003 / Bhagavadgita, Ver-lag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau1994 / Tao-Te-King, Lao Tse, Zürich 1990 /Das Tao-Handbuch, Gérard Edde, Aitrang2006 / Der heilende Buddha, Raoul Birn-baum, Bindlach 1990 / Das Tibetische Buchder Toten, O.W. Barth Verlag, 1999 / Reiki.Tao Tö Qi. Les Secrets du Reiki, Idris Lahore,Paris 2008 / Das große Buch der Reiki-Sym-bole, Mark Hosak, Walter Lübeck, Aitrang2004 / Reiki. Das Erbe des Dr. Usui, FrankArjava Petter, Aitrang 1998 / Das Reiki-Meis -ter Buch, Frank Doerr (Hrsg.), Aitrang 2007/ Die Reiki-Systeme der Welt, Oliver Klatt,Aitrang 2005

Artikel: Siddham in China and Japan, SarojKumar Chaudhuri, Sino-Platonic Papers, 88,Dec. 1998, www.sino-platonic.org / Bija,Seed Syllables, www.visiblemantra.org / Ja-pan, Kshatriya Dharam, www.esamskriti.com/ Understanding Byosen Scanning, Frank Ar-java Petter, Reiki News Magazine, Spring2007, www.reiki.org / Bildwerdung durchWandlung, Dr. Helmut Brinker, unimagazin,Zeitschrift der Universität Zürich, Ausgabe2/97, www.unicom.unizh.ch

Audio: Hawayo Takata Teaching SecondDegree, Audiokassette, produced bywww.reikivisions.com

Essay

REIKI MAGAZIN 4/09 47www.reiki-magazin.de

Usui auf seinen Reisen durch China auch mit dem Tao-ismus näher in Berührung kam? Die zentrale Bedeu-tung, die das Chi – im Japanischen: Ki – als Energieforminnerhalb des Taoismus hat, lässt dies vermuten.

Die Bezeichnung des Reiki-Fernheilungs-Symbols be-steht aus mehreren japanischen Worten und umfasstverschiedene (spirituelle) Bedeutun gen, die in ihrer Ge-samtheit letztlich ein Mysterium bleiben. Deshalb wur-de die Übersetzung dieser Worte in westliche Sprachenwohl auch ein Stück weit vereinfacht bzw. auf eine ein-fache „Formel“ gebracht. Aus zwei der fünf japanischenWorte, die das Fernheilungs-Symbol bezeichnen, kann,wenn man sie zusammen schreibt, ein buddhisti scherFach begriff gebildet werden. Dies muss jedoch nichtzwingend als ein buddhistischer Zusammenhang gese-hen werden, nicht zuletzt, weil in der Bezeichnung desSymbols die beiden betreffenden Worte eben nicht zu-sammen geschrieben sind.

Ganz grundsätzlich ist bezüglich des Wesens der japa-nischen Kultur in Vergangenheit und Gegen wart, unddamit auch bezüglich des Wesens der japanischenSprache, festzu stellen, dass sie neben einer Vielzahl ananderen Einflüssen selbst ver ständlich auch buddhisti-schen Einflüssen unterlag bzw. unter liegt. Zugleich aberwirken so viele andere Einflüsse weltlicher und spiritu-eller Art auf die japanische Kultur ein, dass sich dabeinur schwerlich ein Haupteinfluss erkennen lässt. Wie esunter Gelehrten heißt, gehe ein beträchtlicher Anteil dermythologischen Schriften Japans auf indische Einflüs-se zurück. In diesem Zusammenhang wird der Shinto-ismus, die Naturreligion Japans, auch als die japani-sche Version des Hinduismus bezeichnet.

Bleibt als Fazit festzustellen, dass auch eine nähereAnalyse der Formen und Bezeichnungen der drei Sym-bole des Usui-Systems keine besondere Nähe zumBuddhismus gezeigt hat, außer dass diese Formen undBezeichnungen überwiegend in verschiedenen Zusam-menhängen zur japanischen Kultur stehen, die wiede -rum auch buddhistisch geprägt ist. Zwar konnte bezüg-lich des Mental heilungs-Symbols ein historischer Zu-sammenhang zu einem buddhistischen Meditations -objekt ausgemacht werden. Diese historische Nähebesteht aber bei genauerer Betrachtung auch über denbuddhistischen Zusammenhang hinaus, bis hin zu denUrsprüngen der Gesamtheit der indischen spirituellenTraditionen und Religionen.

Spirituelle Ausrichtung

Nachdem die spirituell bedeutsamen Bestandteile desUsui-Systems nun auf ihre Nähe sowohl zum Buddhis-mus als auch zu anderen spirituellen Traditionen hin un-tersucht wurden, soll abschließend, wie zu Beginn die-ses Artikels anvisiert, noch die spirituelle Ausrich tung

des Usui-Systems als Ganzes betrachtet und mit der-selben Fragestellung untersucht werden.

Schaut man sich die Praxis des Usui-Systems des Reikibezüglich ihrer inneren Ausrichtung an, so ist festzu-stellen, dass diese im Kern zwei Aspekte umfasst: 1. dieErlangung körperli cher wie geistiger Heilung, und 2. diespirituelle Entwicklung des Praktizierenden. Darüberhinaus kann das System auch als ein Weg der persönli-chen Entwicklung des Praktizierenden betrachtet wer-den (dies jedoch sicher nicht unabhängig von den bei-den erstgenannten Aspekten). Damit ist das Systemzum einen eine energetische Heilmethode, zum ande-ren eine spirituelle Disziplin; dabei ist das eine untrenn-bar mit dem anderen verknüpft. Es erübrigt sich wohl,hier im Einzelnen aufzuzeigen, dass – wie allgemein be-kannt ist – die beiden Aspekte geistige und körperlicheHeilung sowie spirituelle Entwicklung Bestandteil ei-nes jeden authentischen spirituellen Weges sind.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass keine be-sondere Nähe des Usui-Systems des Reiki zum Bud -dhismus erkennbar ist – jedenfalls keine größere Näheals sie auch zu anderen Religionen bzw. spirituellen Tra-ditionen besteht. Als ein Fazit dieses Artikels kann viel-leicht gesagt werden, dass eine größere Nähe des Usui-Systems des Reiki zu der Gesamtheit der östlichen Re-ligionen und spirituellen Traditionen besteht, als zu derGesamtheit der westlichen Religionen und spirituellenTraditionen –!dies gilt insbesondere für die Praxis aufder Ebene des Zweiten Grades sowie auf der Meister -ebene. !

Zum Autor: Oliver Klatt praktiziert seit 15Jahren Reiki, seit 9 Jahren als Meister/Leh-rer. Er ist Autor mehrerer Bücher über Reikiund Herausgeber des Reiki Magazins.

Info:www.epanoui.dewww.seminarzentrum-klatt.de

Geistige und körperliche Heilung sowiespirituelle Entwicklung machen die in-nere Ausrichtung der Praxis des Usui- Systems des Reiki aus.