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titelthema 16 Der Allgemeinarzt 17/2016 www.allgemeinarzt-online.de Kriege, Vertreibung und Armut sind die Haupt- ursachen für die aktuell ausgedehnten Migra- tionsbewegungen von Menschen aus den un- terschiedlichsten Ländern nach Europa. Mit dieser „Flüchtlingswelle“ kommen natürlich auch viele potenzielle neue Patienten auf uns zu. In der medizinischen Versorgung dieser Pa- tienten spielen Infektionskrankheiten eine sehr zentrale Rolle, die bei Flüchtlingen sicherlich häufiger vorkommen als in der durchschnittli- chen deutschen Bevölkerung. Eine dadurch ver- ursachte Gesundheitsgefährdung für die Allge- meinbevölkerung muss aber nicht befürchtet werden, denn auch Flüchtlinge leiden meistens an Infektionen durch landläufige Krankheits- erreger (grippaler Infekt, Gastroenteritis ...). Manche Infektionskrankheiten, die Flüchtlin- ge aus ihren teils fernen Heimatregionen mit- bringen oder auf ihrer Fluchtroute erwerben, kamen hierzulande zwar bislang tatsächlich FLüCHTLINGE BEIM HAUSARZT Wichtige Infektions- krankheiten Florian Reim, Uwe Ziegler, Gerhard Förch, August Stich Durch die aktuell stark zunehmende Zahl von Flüchtlingen aus den unterschiedlichsten Ländern benötigen Hausärzte hierzulande immer häufiger spezifische Kenntnisse zu verschiedensten Infekti- onskrankheiten, die vormals nicht immer in diesem Maße praxisrelevant waren. Dieser Artikel soll zum einen ganz generell über die Bedeutung und Ursa- chen von Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen aufklären, zum anderen einen Überblick über eini- ge wichtige Infektionskrankheiten bieten, die bei Flüchtlingen vorkommen. iStock

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16 Der Allgemeinarzt 17/2016 www.allgemeinarzt-online.de

Kriege, Vertreibung und Armut sind die Haupt-ursachen für die aktuell ausgedehnten Migra-tionsbewegungen von Menschen aus den un-terschiedlichsten Ländern nach Europa. Mit dieser „Flüchtlingswelle“ kommen natürlich auch viele potenzielle neue Patienten auf uns zu. In der medizinischen Versorgung dieser Pa-tienten spielen Infektionskrankheiten eine sehr zentrale Rolle, die bei Flüchtlingen sicherlich häufiger vorkommen als in der durchschnittli-chen deutschen Bevölkerung. Eine dadurch ver-ursachte Gesundheitsgefährdung für die Allge-meinbevölkerung muss aber nicht befürchtet werden, denn auch Flüchtlinge leiden meistens an Infektionen durch landläufige Krankheits-erreger (grippaler Infekt, Gastroenteritis ...).

Manche Infektionskrankheiten, die Flüchtlin-ge aus ihren teils fernen Heimatregionen mit-bringen oder auf ihrer Fluchtroute erwerben, kamen hierzulande zwar bislang tatsächlich

Flüchtlinge beim hausarzt

WichtigeInfektions-

krankheiten

Florian Reim, Uwe Ziegler, Gerhard Förch, August Stich

Durch die aktuell stark zunehmende Zahl von Flüchtlingen aus den unterschiedlichsten Ländern benötigen Hausärzte hierzulande immer häufiger spezifische Kenntnisse zu verschiedensten Infekti-onskrankheiten, die vormals nicht immer in diesem Maße praxisrelevant waren. Dieser Artikel soll zum einen ganz generell über die Bedeutung und Ursa-chen von Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen aufklären, zum anderen einen Überblick über eini-ge wichtige Infektionskrankheiten bieten, die bei Flüchtlingen vorkommen.

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eher selten vor und stellen Mediziner deshalb gelegentlich vor unbekannte Herausforderun-gen. Gefährliche, hochinfektiöse Erreger spie-len dabei allerdings kaum eine Rolle.

Auch die Gefahr durch eine Zunahme multire-sistenter Erreger (MRE) im Rahmen der aktu-ellen Migrationsströme hält sich in Grenzen. Zwar kann die häufigere Besiedlung mit mul-tiresistenten Erregern (v. a. MRSA und 3- oder 4-MRGN-Keime) in dieser Patientengruppe bei Infektionen ein therapeutisches Problem dar-stellen, eine relevante Übertragung von MREs in Erstaufnahme-Einrichtungen erscheint aller-dings dennoch unwahrscheinlich [1]. Generel-le MRE-Screening-Programme in Flüchtlings-unterkünften werden daher auch vom Robert Koch-Institut nicht empfohlen [2].

Die teilweise verbreitete Angst vor der „Ein-schleppung gefährlicher Krankheitserreger“ durch Flüchtlinge ist also nicht begründet. Hin-gegen lautet die entscheidende Erkenntnis all derer, die im Feld der Migrantenmedizin tätig sind: Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sie sind gefährdet [3]!

So fehlt vielen Asylsuchenden der hierzulande übliche Impfschutz, zudem kommen Immun-schwäche-Zustände (Mangelernährung, HIV) bei Flüchtlingen häufiger vor. Außerdem be-günstigen die Lebensbedingungen in den oft hygienisch bedenklichen und überfüllten Not- und Massenunterkünften eine teils ausbruchs-artige Verbreitung von Infektionskrankheiten, dabei auch solche, die eigentlich mittlerweile hierzulande (durch die üblichen hohen Hygi-enestandards) selten geworden sind.

Infektionskrankheiten bei Flüchtlin-gen, die man kennen sollteIm Folgenden werden hier (gegliedert nach Symptomkomplexen) wichtige Infektionskrank-heiten in der Migrantenmedizin aufgeführt. Einige bei Flüchtlingen besonders häufige In-fektionen, die aber in der durchschnittlichen deutschen Bevölkerung kaum vorkommen, werden dann noch näher vorgestellt.

Infektionen mit HautveränderungenHautveränderungen sind ein häufiger Grund für ärztliche Konsultationen durch Flüchtlinge. Neben nichtinfektiösen Ursachen sollte ( je nach Befund) auch an die in Tabelle 1 aufgeführten Infektionskrankheiten gedacht werden.

Floria

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hautinfektionen/infektionen mit klassischen hautveränderungen bei FlüchtlingenDiagnose besonderheiten therapie Prophylaxe

Bakterielle Haut-infektionen

Abszesse, Phlegmone, Erysipel, Impetigo contagiosa

Meist Staphylokokken/Strepto-kokken

Antibiotika Hautpflege und Hygiene-maßnahmen

Virusexantheme Masern:- generalisiert und großfleckig - Koplikflecken enoral- ausbruchsartige Verbreitung in Notunterkünften möglich

Windpocken:- starker Juckreiz- multiple, unterschiedlich große fleckige Läsionen, teils verkrustet („Sternenhimmel“) - ausbruchsartige Verbreitung in Notunterkünften möglich

symptomatisch

symptomatisch

Impfung

Impfung

Scharlach - systemische Infektion durch Streptococcus pyogenes- feinfleckiger Ausschlag mit Pharyngitis und Fieber- Munddreieck ausgespart- ausbruchsartige Verbreitung in Notunterkünften möglich

Penicillin Hygienemaß-nahmen

Dermato-mykosen

flächig dezent gerötete, jucken-de und schuppende Hautareale, häufig intertriginös

Antimykotika(i. d. R. topisch)

Hautpflege und Hygiene-maßnahmen

Pediculosis - Jucken und Kratzspuren am Kopf- Kopfläuse und Nissen im Haar

Insektizidhaltige Externa (Läuse-Shampoo)

Hygienemaß-nahmen

Skabies - oft interdigital oder inguinal- starker Juckreiz (v. a. nachts)- oft nur kleine Papeln und Pusteln - manchmal Milbengänge sichtbar- ausbruchsartige Verbreitung in Notunterkünften möglich

Topisch:Permethrincreme

Systemisch:Ivermectin

Hygienemaß-nahmen

Kutane Leishma-niose

- parasitäre Infektion- durch Sandmücken übertragen - schmerzlose Ulzerationen- (im Gegensatz zur viszeralen

Leishmaniose auf Haut begrenzt)

In Abhängigkeit von Ausbreitung & Erregerspezies topisch oder sys-temisch möglich

in Deutschland keine Übertra-gung

tabelle 1

istockphoto

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Abb. 1: Klassischer v. a. interdigitaler Skabiesbefall

Abb. 2: Kutane Leishmaniose am Unterarm

skabiesDie nur bis zu 0,5 mm großen, intrader-mal lebenden Krätzmilben werden v. a. durch längeren, engen Hautkontakt über-tragen. Sie verursachen einen heftigen Juckreiz, welcher sich nachts noch ver-stärkt. Prädilektionsstellen sind die In-terdigitalfalten, Axillen, Brustwarzenhof, Nabel, Penisschaft, Inguinal- und Peri-analregion. Dort sieht man meist steck-nadelkopfgroße Papeln und Pusteln, ein-zeln oder gruppiert. Pathognomonisch (aber eher selten) findet man unregel-mäßig gewundene, kurze Milbengänge. Durch Kratzeffekte, Verkrustung und Im-petiginisierung entsteht im Verlauf oft auch ein vielfältiges morphologisches Bild, das diverse Haut erkrankungen imi-tieren kann [4] (Abb. 1).

Zur lokalen Therapie wird häufig Perme-thrin-5 %-Creme eingesetzt. Meist ist eine einmalige Applikation über Nacht ausrei-chend [4]. Zur systemischen Therapie steht für geeignete Fälle Ivermectin (Einmalga-be von 200 µg pro kg Körpergewicht) zur Verfügung, welches seit Kurzem auch of-fiziell in Deutschland zur Skabiesbehand-lung zugelassen ist. Bei Fortbestand des Krankheitsbildes kann innerhalb von 14 Tagen eine Zweitbehandlung erfolgen [5].

Die Kontrolle von Krätze-Epidemien in Ge-meinschaftsunterkünften ist oft eine er-hebliche Herausforderung [3]. Durch die Verfügbarkeit der oralen „Single-dose“-Therapie mit Ivermectin wird die Durch-führung einer erforderlichen Massen-Che-motherapie sicherlich vereinfacht.

Kutane leishmanioseDie kutane Leishmaniose der Alten Welt (Orient-Beule) ist eine durch Sandfliegen übertragene parasitäre Infektion, die v. a. bei Flüchtlingen aus Syrien nicht selten ist. Das Verbreitungsgebiet der Erreger (L. tropica, L. major, L. aethiopica) um-fasst den gesamten Nahen Osten, Ost-afrika, Zen tralasien und vereinzelt sogar Südeuropa [6]. Bei der gängigen kuta-nen Leishmaniose der Alten Welt ent-steht dabei einige Wochen bis Monate nach dem Stich einer infizierten Sandflie-ge eine kleine, blaurote, erhabene Papel, die sich langsam vergrößert und im Ver-lauf in ein meist schmerzloses, flaches

(oft verschorftes) Ulkus mit erhabenem Randwall übergeht (Abb. 2). Multiple Ul-zera sind möglich. Die meisten Läsionen finden sich an unbedeckten Körperteilen (Gesicht und Extremitäten). Da die Läsi-onen erst nach etwa einem Jahr abhei-len (und dies oft mit Narbenbildung), ist v. a. bei Befall des Gesichts und bei multi-plen Läsionen eine Therapie indiziert. Die Therapie kann (abhängig von Erreger und Ausbreitung) topisch oder lokal erfolgen. Topisch kann Antimon (periläsional) oder Paromomycin verwendet werden. Zur sys-

temischen Therapie eignen sich Miltefo-sin oder Azol-Antimykotika [7].

Infektionen der AtemorganeInfektionen der oberen Atemwege (inklu-sive HNO-Trakt) und Pneumonien sind v. a. in der (für viele Flüchtlinge ungewohnten) kalten Jahreszeit in Flüchtlingssprech-stunden recht häufig. Zudem können be-sonders kontagiöse Infektionen (wie z. B. Influenza oder Pertussis) in überfüllten Notunterkünften bei mangelnder Durch-

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impfung gelegentlich ausbruchs-artig auftreten.

Vor evtl. notwendiger Antibiotika-therapie (z. B. bei Pneumonie oder HNO-Infektionen) sollte ein ggf. erhöhtes Risiko für multiresisten-te Erreger zumindest in Erwägung gezogen werden. Im Zweifelsfall sollte großzügig eine mikrobiolo-gische Testung erfolgen. Bei lange andauerndem produktiven Husten oder gar Hämoptysen sollte bei Flüchtlingen und Migranten aber immer auch an eine Tuberkulose gedacht werden.

tuberkulose2014 war die Inzidenz der TBC in Deutsch-land bei ausländischen Staatsbürgern mit 33,6 pro 100.000 Einwohnern mehr als 13-mal so hoch wie in der deutschen Bevölkerung [8]. Das ist auch der Grund, weswegen alle Flüchtlinge in Deutschland generell einer Screening-Untersuchung unterworfen werden. Hierfür erfolgt ent-weder eine Thoraxröntgenaufnahme oder (bei Schwangeren und Personen unter 15 Jahren) alternativ der Tuberkulin-Hauttest oder ein Interferon-gamma Release As-say (IGRA). Frühe Stadien der pulmona-len TBC und extrapulmonale Formen kön-nen durch das Thoraxröntgen aber nicht erfasst werden und Tuberkulin-Hauttest und IGRA können sowohl falsch-negati-ve als auch falsch-positive Befunde lie-fern [3].

Außerdem differiert die Inzidenz der Tu-berkulose in den unterschiedlichen Her-kunftsländern der Flüchtlinge gewaltig. Syrer haben in ihrer Heimat eine Inzidenz der Tuberkulose, die sich nur gering von der in Deutschland unterscheidet. Dagegen liegt in So-malia die Inzidenz der TBC mehr als hundertmal höher als hierzu-lande [9]. Klassische Hinweise auf eine pulmonale TBC sind persistie-render Husten, Hämoptysen oder verdächtige Befunde im Röntgen-Thorax (Abb. 3). Extrapulmonale Formen können durch Lymphkno-tenvergrößerungen (LK-TBC), Aszi-tes (Peritoneal-TBC), Pleuraerguss (tuberkulöse Pleuritis), unklare os-

säre Destruktionen (Knochen-TBC) und ei-ne sterile Leukozyturie (Urogenital-TBC) auffallen. Bei entsprechendem Verdacht sollte immer (nach evtl. prophylaktischer Isolation) sofort eine mikrobiologische Erregerdiagnostik erfolgen.

Hier liefert dann die Mikroskopie (nach Ziehl-Neelsen-Färbung) die schnellsten Er-gebnisse. PCR und kulturelle Anzucht sind jedoch weitaus sensitiver. Entscheidend ist dabei aber immer auch die korrekte Asservierung von geeignetem Untersu-chungsmaterial, da sonst falsch-negati-ve Befunde entstehen können.

Die insgesamt sechsmonatige Standard-therapie bei nachgewiesener aktiver TBC erfolgt üblicherweise über zwei Mona-te mit einer tuberkulostatischen Vier-fach-Kombination (Rifampicin, Isoniazid,

Ethambutol und Pyrazinamid) und dann noch für vier Monate mit der Zweifach-Kombination (Rifampicin und Isoniazid). Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist die konsequente regelmäßige Einnah-me der Medikamente für die ge-samte Therapiedauer. Allerdings er-schwert das spezielle Setting in der Migrantenmedizin (v. a. die Sprach-barriere) oft die Compliance.

Ein weiteres Problem der tuberku-lostatischen Therapie bei Flücht-lingen ist die deutlich erhöhte Ra-te resistenter Tuberkulosen. Fast alle in Deutschland registrierten

Patienten mit multiresistenter Tuberku-lose sind Ausländer [3].

Gastrointestinale InfektionenVirale (z. B. Noro-, Rotavirus) und bak-terielle Erreger (Salmonellen, Shigel-len, Yersinien, Campylobacter) von Durchfall erkrankungen können sich in Flüchtlingsunterkünften oft rasch (epide-mieartig) ausbreiten. Bei hochfieberhaf-ter Enteritis muss zudem bei Flüchtlingen auch die Möglichkeit von Typhusinfektio-nen (Inkubationszeit bis 60 Tage möglich) in Betracht gezogen werden.

Eine ebenfalls in Flüchtlingssprechstun-den häufig thematisierte gastro-intestinale Infektion ist die Typ-B-Gastritis. Hier muss man beachten, dass bei vielen Flüchtlingen v. a. Makrolid-resistente Helicobacter-pylori-Stämme auftreten. Deswe-gen sollte in der Regel bereits initial eine erweiterte Eradikationsthera-pie (z. B. Bismut-haltige Quadrupel-Therapie) eingesetzt werden [10].Bei Flüchtlingen kommen zudem auch gastrointestinale Infektio-nen durch Würmer und Parasiten gehäuft vor, die hierzulande teils wenig bekannt sind (vgl. Tabelle 2).

Abb. 3: TBC-verdächtiger Röntgen-Thorax mit auffälligem Infiltrat und Kaverne im rechten Oberlappen

Abb. 4: Sonografie einer ausgedehnten zystischen Echinokokkose in der Leber

▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪Flüchtlinge sind hierzulan-

de nicht gefährlich, sie sind vielmehr gefährdet.

▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ Reim

Reim

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Urogenitale InfektionenHarnwegsinfektionen können bei Flücht-lingen gelegentlich ein Problem darstel-len, da eine Besiedlung mit multiresis-tenten gram-negativen Erregern in dieser Patientengruppe gehäuft vorkommt [12]. Es empfiehlt sich daher vor antibiotischer Therapie eine mikrobiologische Testung mittels Urinkultur.

Bei Symptomen einer Urethritis sollte (v. a. bei sexuell aktiven Patienten) immer auch an Gonokokken und Chlamydien gedacht werden, denn sexuell übertragene Erkran-kungen (STD) kommen auch in Flücht-lingsunterkünften vor. Erwähnt werden soll hier auch die Lues, welche gelegent-

gastrointestinale Wurm- und Parasiteninfektionen bei Flüchtlingen Diagnose erreger besonderheiten therapie/Prophylaxe

Giardiasis Giardia lamblia • Voluminöse, oft übelriechen-de Fettstühle

T: MetronidazolP: Lebensmittelhygiene

Amöbiasis Entamoeba his-tolytica(andere Amö-ben meist oh-ne Krankheits-wert)

• blutige Durchfälle • Leberabszess (auch nach Mo-naten oder Jahren)

T: Erst Metronidazol, dann Paromomycin P: Lebensmittelhygiene [11]

Zestoden (Bandwür-mer)

Rinderband-wurm(Taenia sagi-nata)Schweineband-wurm(Taenia solium)

• Infektion: Finnen (rohes Fleisch), oft keine Beschwer-den

• bei T. solium aber potenzi-ell gefährliche Zystizerkose möglich

T: Anthelminthika

P: Lebensmittelhygiene, Fleisch durchbraten

Oxyuriasis(Madenwür-mer)

Enterobius ver-micularis

• fäkal orale Schmierinfektion • oft rez. Selbstinfektionen • Symptome: v. a. analer Juck-reiz und unspezifische abdo-minelle Beschwerden, selten Appendizitis

T: Mebendazol (wiederholt) Familientherapie

P: Hygienemaßnahmen

Strongyloi-diasis(Zwergfa-denwurm)

Strongyloides stercoralis

• in Tropen und Subtropen häufig

• perkutane Primärinfektion, dann oft rez. Selbstinfekti-onen

• Hautläsionen, Bluteosinophi-lie und pulmonale Sympto-me durch Larvenwanderung

• gastrointestinale Beschwer-den durch adulte Würmer im Darm. Schwere Verläu-fe bei Immunsupprimierten möglich

T: Ivermectin

P: HygienemaßnahmenEnge Kontaktpersonen mitun-tersuchen [6]

Zystische Echinokok-kose

Hundeband-wurm(Echinococcus granulosus)

• v. a. in Regionen mit Schaf-zucht

• septierte, zystische Läsionen in der Leber (vgl. Abb. 4), gelegentlich auch Lunge be-troffen

T: Albendazol, chirurgische Re-sektion (CAVE: Ruptur), (in Zen-tren auch PAIR)

tabelle 2

lich durch ihren klassischen Primäraffekt (Ulcus durum) am Genitale auffällt. Recht häufig sind bei Frauen aufgrund schlech-ter hygienischer Bedingungen auch Vagi-nalmykosen, welche therapeutisch meist allerdings kein Problem darstellen. Au-ßerdem sollte vor dem Aushändigen von Tampons an weibliche Flüchtlinge immer sichergestellt werden, dass diese mit der korrekten Anwendung vertraut sind.

Andere akut bis hochakut ver-laufende InfektionskrankheitenEine akut hochfieberhafte Erkrankung, die in Deutschland extrem selten ist, aber bei Flüchtlingen zuletzt gehäuft nachgewie-

sen wurde, ist das Läuserückfallfieber. Es handelt sich hierbei um eine besonders in Äthiopien und Eritrea endemische In-fektionskrankheit, die durch bakterielle Erreger (Borrelia recurrentis) hervorgeru-fen und durch Kleiderläuse von Mensch zu Mensch übertragen wird. Bei antibioti-scher Therapie (Doxycyclin oder Penicilli-ne) des Läuserückfallfiebers muss immer besonders auf gefährliche Herxheimer-Reaktionen geachtet werden [3].

Auch die hierzulande endemische, hoch-akut verlaufende Leptospirose, die durch Nagetiere übertragen wird, kann je nach Hygienestandard der Notunterkünfte Flüchtlinge vermehrt betreffen.

Meningokokken-Infektionen könnten unter Flüchtlingen bei fehlendem Impf-schutz in überfüllten Unterkünften so-gar ausbruchsartig auftreten.

Bei unklaren hochfieberhaften Erkrankun-gen sollte bei Flüchtlingen ( je nach Her-kunftsland) aber auch immer an die Mög-lichkeit einer Malaria gedacht werden. Eine gefährliche Malaria tropica durch Plasmodium falciparum ist zwar nur bis zu ca. ein Monat nach Verlassen des En-demiegebietes möglich und wird danach eher nicht mehr auftreten. Plasmodium vivax kann aber in Form von Hypnozoiten lange in der Leber persistieren und auch noch Monate nach Verlassen des Ende-miegebietes eine Malaria tertiana her-vorrufen, so dass Flüchtlinge trotz lan-ger Fluchtroute durchaus eine Malaria importieren können [3].

Die Einschleppung hochkontagiöser hä-morrhagischer Fieber ist hingegen v. a. durch Flüchtlinge sehr unwahrscheinlich. Zum einen ist die Inkubationszeit dieser Erkrankungen in der Regel viel kürzer, als der beschwerliche Fluchtweg aus einem möglichen Endemiegebiet dauern würde,

▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪Die Einschleppung hochkonta-giöser hämorrhagischer Fie-ber durch Flüchtlinge ist sehr unwahrscheinlich.▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪

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Dr. med. Florian Reim (Foto), Dr. med. Uwe Zieg-ler, Dr. med. Gerhard Förch, Prof. Dr. med. August Stich

Tropenmedizin, Missi-onsärztliche Klinik97074 Würzburg

interessenKonFliKte: Die Autoren haben keine deklariert.

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zum anderen sind diese Erkrankungen in den meisten Herkunftsländern sehr sel-ten oder nicht vorhanden.

Die akut, aber nur selten fulminant ver-laufenden Virushepatitiden (Hepatitis A und in zunehmendem Maße auch die häufiger werdende Hepatitis E) sind hin-gegen Erkrankungen, die in den meis-ten Herkunftsländern von Flüchtlingen recht häufig vorkommen. Ein Großteil der Flüchtlinge, die bei uns ankommen, hat die Hepatitis A aber bereits oligo- oder asymptomatisch im Heimatland durchge-macht und ist daher mittlerweile immun, bei Kindern sollte eine Impfung erwogen werden. Bei der weltweit zunehmenden Hepatitis E ist die Durchseuchung noch nicht so hoch, so dass Neuinfektionen unter Flüchtlingen in Deutschland durch-aus auftreten können. Eine Impfung ge-gen Hepatitis E ist in China zugelassen, steht in Europa aber noch nicht zur Ver-fügung [13].

Andere chronisch verlaufende InfektionskrankheitenUnter den Herkunftsländern der Flüchtlin-ge sind zwar einige HIV-Hochprävalenz-regionen zu finden, allerdings besteht diesbezüglich kein Anlass für eine Pau-schalisierung und Stigmatisierung aller Flüchtlinge. Dennoch verlangt zumindest der Freistaat Bayern bei allen Flüchtlin-gen einen HIV-Test. Viel sinnvoller wä-re hier ein differenziertes, individuelles Vorgehen. Den tatsächlich Betroffenen sollte dann natürlich immer möglichst schnell und niederschwellig Zugang zu einer hochwirksamen antiretroviralen Therapie ermöglicht werden.

Auch die Inzidenz chronischer Virushepa-titiden liegt in einigen Herkunftsländern sicherlich höher als in Deutschland. In ei-nigen deutschen Bundesländern erfolgt daher bei Aufnahme von Flüchtlingen auch pauschal eine Hepatitis-Serologie.Auch hier ist es jedoch besser, gezielt infi-zierte Personen zu identifizieren und bei Indikation leitliniengerecht zu behandeln.

Eine weitere chronisch verlaufende In-fektionskrankheit, die bei Flüchtlingen durchaus vorkommen kann, bei uns je-

Kehlkopfes führen. Therapiert wird in al-len Fällen mit einer Langzeit-Kombinati-onstherapie (MDT). Verwendung finden hierbei in der Regel Dapson, Rifampicin und Clofazimin.

Da die Kontagiosität des Erregers gering ist und einen längeren engen körperli-chen Kontakt zu einem unbehandelten (erregerreichen) Leprakranken voraus-setzt, besteht durch leprakranke Flücht-linge in Deutschland sicherlich keinerlei Gefahr für die Allgemeinheit.

Auch für die chronisch verlaufende Schis-tosomiasis (v. a. bei Flüchtlingen aus dem tropischen Afrika) besteht in Deutsch-land (wegen des fehlenden Zwischen-wirtes, einer Süßwasserschnecke) kein Ansteckungsrisiko. Symptome der porta-len Hypertension oder Hämaturie sollten bei Flüchtlingen aus Endemiegebieten immer an eine Schistosomiasis denken lassen. Bei Nachweis einer Schistosomi-asis (durch Schistosomen-Eier in Stuhl oder Urin) erfolgt eine Therapie mit Pra-ziquantel [5]. ◾

doch kaum bekannt ist, ist die Lepra. Die durch Mycobacterium leprae übertrage-ne Erkrankung ist v. a. in ländlichen Ge-bieten des indischen Subkontinents, im tropischen Afrika und Brasilien verbrei-tet. Bei intakter zellulärer Immunantwort entwickelt sich eine paucibacilläre (tuber-kuloide) Lepra. Diese ist gekennzeichnet durch vereinzelte, scharf begrenzte Haut-läsionen, die anästhetisch oder hypäs-thetisch sind. Außerdem kommt es hier (durch die Beteiligung der peripheren Nerven) zu Sensibilitätsverlusten, Mus-kelatrophien und Deformitäten [5]. Bei ei-ner inadäquaten Immunreaktion verläuft die Erkrankung dagegen oft als multiba-cilläre (lepromatöse) Lepra. Hier sind die zahlreichen, meist symmetrisch ange-ordneten Hautläsionen makulös, papu-lös oder nodulär oder erscheinen als flä-chenhafte Infiltrate. Die Beteiligung der Nasen-Rachenschleimhaut kann bis zur Zerstörung des Nasenseptums und des

Fazit für die Praxis

• Infektionskrankheiten kommen bei Flüchtlingen häufiger vor.

• Oft handelt es sich um „banale“ Haut- oder Atemwegsinfektionen.

• Bei Flüchtlingen aus manchen Her-kunftsländern muss ein erhöhtes Risi-ko für multiresistente Erreger einkalku-liert werden.

• Bei anhaltendem Husten immer auch an Tuberkulose denken!

• Auch extrapulmonale Formen der TBC kommen bei Flüchtlingen häufiger vor.

• Einige Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen kommen in Deutschland sonst kaum vor, so dass ein gewisses infektiologisch/tropenmedizinisches Sachwissen in der medizinischen Ver-sorgung unerlässlich ist.

• Viele Infektionskrankheiten werden durch die schlechten Hygieneverhält-nisse in den Flüchtlingsunterkünften begünstigt.

• Präventive Maßnahmen (Verbesserung der Hygiene in Flüchtlingsunterkünf-ten und regelmäßige Impfprogramme) sind von großer Bedeutung [3].

• Flüchtlinge stellen bzgl. Infektions-krankheiten keine Gefahr für die All-gemeinheit dar, sind selbst aber oft durch Infektionskrankheiten relevant gefährdet.

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Fragen zur zertiFizierten FortbilDung

„Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen“ 1. Welche aussage bzgl. infektionskrankhei-ten bei Flüchtlingen ist zutreffend?a) Infektionskrankheiten kommen bei Flücht-

lingen nur selten vor.b) Meist handelt es sich um hierzulande er-

worbene „banale“ Infektionskrankheiten.c) Die Besiedlung durch multiresistente Er-

reger (MRE) ist bei Flüchtlingen nicht häu-figer als in der deutschen Bevölkerung.

d) Alle Flüchtlinge sollten generell auf eine Besiedlung durch MRE untersucht wer-den.

e) Flüchtlinge stellen ein unkalkulierbares Gesundheitsrisiko für die Allgemeinbe-völkerung dar.

2. Welche aussage zu infektionsbegünsti-genden Faktoren bei Flüchtlingen trifft zu?a) Teils schlechte Lebensbedingungen in den

Gemeinschaftsunterkünften begünstigen die Entstehung von Infektionen.

b) Die Hygienestandards in Flüchtlingsun-terkünften sind überall gut.

c) Die meisten Flüchtlinge haben schon bei Ankunft in Deutschland einen adäqua-ten Impfschutz.

d) Immunschwäche-Zustände (Mangeler-nährung, HIV) kommen bei Flüchtlingen nicht häufiger als in der deutschen Allge-meinbevölkerung vor.

e) Epidemien kommen in überfüllten Flücht-lingsunterkünften praktisch nie vor.

3. Welche aussage zu infektionen mit haut-veränderungen bei Flüchtlingen ist falsch?a) Hautveränderungen sind ein häufiger

Grund für Arztkonsultationen.b) Hautveränderungen bei Flüchtlingen kön-

nen auch durch Infektionen verursacht sein.c) Manchmal sind Hauterscheinungen Anzei-

chen hochkontagiöser Infektionskrankhei-ten (z. B. Masern, Windpocken, Scharlach).

d) Ein Befall durch Ektoparasiten (Skabies, Pediculosis) zeigt sich häufig durch Juck-reiz und Kratzspuren.

e) Die kutane Leishmaniose ist bei syrischen Flüchtlingen eine absolute Seltenheit.

4. Welche aussage zur skabies ist richtig?a) Skabies kommt in Flüchtlingsunterkünf-

ten kaum vor. b) Prädilektionsstellen für einen Skabiesbe-

fall sind der behaarte Kopf und der Rücken.c) Prädilektionsstellen für Skabies sind u. a.

die Interdigitalfalten und die Axillen.d) Krätze-Epidemien können in Flüchtlings-

unterkünften meist ohne Probleme gut kontrolliert werden.

e) Eine systemische Therapie steht zur Be-handlung der Skabies nicht zur Verfügung.

5. Welche aussage zu atemwegsinfektio-nen bei Flüchtlingen trifft zu?a) Infektionen der Atemwege treten v. a. in

den Sommermonaten gehäuft auf.b) Atemwegsinfektionen bei Flüchtlingen

werden nie durch MRE verursacht.c) Eine mikrobiologische Testung inklusive

Antibiogramm kann vor Einleitung einer antibiotischen Therapie hilfreich sein.

d) Bei Husten mit Hämoptysen sollte so-fort eine antitussive Therapie erfolgen.

e) Die Inzidenz der Tuberkulose ist bei Flücht-lingen nicht höher als in der deutschen Allgemeinbevölkerung.

6. Welche aussage zur tuberkulose bei Flüchtlingen ist richtig?a) Durch das Tuberkulose-Screening aller

Flüchtlinge können bei weitem nicht al-le Tuberkulose-Fälle identifiziert werden.

b) In allen Herkunftsländern ist die Tuber-kulose-Inzidenz weitgehend gleich hoch.

c) Extrapulmonale Tuberkulose-Formen kom-men bei Flüchtlingen nicht vor.

d) Die Standardtherapie der Tuberkulose dauert nur wenige Tage.

e) Die Mikroskopie (nach Ziehl-Neelsen-Fär-bung) bietet die gleiche Nachweis-Sensi-tivität wie PCR und Kultur.

7. Welche aussage zu gastrointestinalen in-fektionen bei Flüchtlingen ist falsch?a) Virale und bakterielle Erreger von Durch-

fallerkrankungen breiten sich in Flücht-lingsunterkünften oft epidemieartig aus.

b) Bei hochfieberhafter Enteritis muss auch an die Möglichkeit von Typhusinfektionen gedacht werden.

c) Bei Flüchtlingen mit Typ-B-Gastritis sollte zur Helicobacter-Eradikation primär im-mer die „italienische Tripletherapie“ ein-gesetzt werden.

d) Bei Flüchtlingen kommen gastrointesti-nale Infektionen durch Würmer und Pa-rasiten gehäuft vor.

e) Septierte, zystische Läsionen in der Le-ber können einer zystischen Echinokok-kose entsprechen.

8. Welche aussage zu urogenitalen infekti-onen bei Flüchtlingen ist richtig?a) Multiresistente Erreger spielen bei Harn-

wegsinfektionen bei Flüchtlingen kei-ne Rolle.

b) Eine mikrobiologische Testung mittels

Urinkultur vor antibiotischer Therapie ei-ner Harnwegsinfektion ist selten sinnvoll.

c) Sexuell übertragbare Erkrankungen (Go-nokokken, Chlamydien, Lues) kommen in Flüchtlingsunterkünften nicht vor.

d) Ein Ulcus durum (harter Schanker) am Genitale ist der klassische Primäraffekt der Lues.

e) Hygieneprobleme haben keinerlei Ein-fluss auf die Entstehung urogenitaler In-fektionen.

9. Welche aussage bzgl. akut hochfieber-hafter infektionskrankheiten bei Flüchtlin-gen trifft nicht zu?a) Das in Deutschland extrem seltene Läu-

serückfallfieber wurde zuletzt bei Flücht-lingen gehäuft nachgewiesen.

b) Das Risiko von Meningokokken-Infekti-onen kann durch Impfungen reduziert werden.

c) Beim Nachweis einer Malaria bei einem Asylbewerber, der bereits mehrere Mo-nate in Deutschland lebt, handelt es sich wahrscheinlich um eine Malaria tropica durch Plasmodium falciparum.

d) Ein Impfstoff gegen die weltweit zu-nehmende Hepatitis-E-Infektion ist in Deutschland momentan noch nicht ver-fügbar.

e) Die Einschleppung hochkontagiöser hä-morrhagischer Fieber (wie z. B. Ebola oder Lassa-Fieber) durch Flüchtlinge ist sehr unwahrscheinlich.

10. Welche aussage bzgl. chronisch verlau-fender infektionskrankheiten bei Flüchtlin-gen ist richtig?a) Alle Herkunftsländer weisen sehr hohe

Prävalenzen für HIV und Hepatitis C auf.b) Bei Flüchtlingen mit HIV-Infektion kann

die antiretrovirale Therapie problemlos aufgeschoben oder pausiert werden bis der Aufenthaltsstatus geklärt ist.

c) Die Lepra ist praktisch ausgerottet und spielt weltweit keine Rolle mehr.

d) Lepra ist eine hochkontagiöse Erkrankung, bei der rasch eine Ansteckung erfolgt.

e) Bei Symptomen der portalen Hyperten-sion (Aszites, Ösophagusvarizen) oder Makrohämaturie sollte v. a. bei Flücht-lingen aus dem tropischen Afrika an das Vorliegen einer Schistosomiasis gedacht werden.

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CME titelthema

23www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 17/2016

Der AllgemeinarztantWortbogen: inFeKtionsKranKheiten bei Flüchtlingen

So sichern Sie sich Ihre Fortbildungs-PunkteFür jede Folge unserer zertifizierten Fortbildung erkennt die Landesärzte-kammer Rheinland-Pfalz, mit der wir kooperieren, bis zu drei Fortbildungs-punkte an, und zwar unter folgenden Voraussetzungen:

• Mindestens 70 % der Fragen wurden korrekt beantwortet = zwei Punkte

• Alle zehn Fragen wurden richtig beantwortet = drei Punkte

Ort, Datum Unterschrift

Praxisstempel

Persönliche Daten Titel Vorname Nachname

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Straße Hausnummer

Postleitzahl Ort

Fax-Nr. E-Mail

Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten gespeichert und der zuständigen Landesärztekammer gemeldet werden und bei mindestens 70 % korrekt beantworteten Fragen eine entsprechende Bestätigung an die angegebene Fax-Nummer geschickt wird. Ich versichere, alle Fragen ohne fremde Hilfe beantwortet zu haben. Keine Haftung für nicht exakt angenommene Faxe.

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