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Buchbesprechungen 175 10 Jahren verbesserten physikalischen und chemischen Methoden die Antibiotica-Wirkungsweise untersucht werden kann. Vier wesentliche Fragen werden in diesem Zusammenhang behandelt : Welcher St,offwechselweg wird selektiv gehemmt und welcher molekulare Angriffsort existiert in der sensiblcn Zelle ? Welche Beziehungen bestehen zwischen der chemischen Struktur des Anti- bioticums und den physikochemischen Eigenschaften des sensiblen Moiekiils in der Zelle ? Warum und in wie weit ist die Wirkung des Antibioticurns selektiv ? Finden sich positive Korrelationen zwischen der Wechselwirkong des Antibioticums mit dem molekularen Angriffsort und der be- sonderen biologischen Wirkung des Antibioticurns ? Da noch nicht ini Detail klar ist, wie der priizise Replikations- und Transkriptionsmechanismus der DNA ablauft, konnen auch noch keine endgultigen Aussagen iiber die Wirkungsmechanismen der Antibiotica gemacht werden. Die Autoren beriicksichtigen jedoch in gebiihrender Weise, dal3 insbesondere die Inhibitoren der NS- und Proteinsynthese als Forschungsmittel zur Aufklarung dieser grundlegenden Mechanismen eingesetzt werden. Das Buch gliedert sich in vier Teile. Der 1. Teil urnfaBt die ,,Inhihitoren der DNA-Synthese" (Mitomycin, Streptonigrin, Sibiromycin, Phleomycin, Bleomycin, Neocarcinostatin, Edein, Na.lidixinsiure). lm 2. Teil werden Inhibitoren der RNA-Synthese beschrieben, die rnit der DNA-Matrize in Wechselwirkung treten (Actino- mycin, Anthracyrline, Chromomycin-Olivomycin-Mithramycin, Kanchanoniycin, Distamycin und Netropsin, Anthramycin). Im 3. Teil wird anf Inhibitoren der RNA-Synthese eingegangen, die rnit der RNA-Polymerase in Wechselwirkung treten (Rifamycine, Streptovaricin, Streptolydigin, Amanitine). Im 4. Teil wverden Inhibitoren besprochen, die den PrLkiirsorenspiegel beeinflussen hzw. die Regulation der NS-Synthese storen (Nucleosid-Antibiotica wie Toyocamycin-Tubercidin- Sangivamycin, Cordycepin, 3'-Amino-3'-Desoxyadenosin, Formycin, 6 (pHydroxypheny1azo)- uracil ; ferner Mycophenolsiiure, Aminosaure-Analoga wie Azaserin und DON, Azotomycin, Hadacidin; Chinon-Ant,ibiotica wie Granaticin, Mitomycin-Derivate, synthetische Chinone). Im Detail werden Herkunft, biologische und physikochemische Eigenschaften der Inhibitoren und gegebenenfalls die Struktnrformeln (auch fur Derivate) angegeben. Der mogliche molekulare Wirkungsmechanismus, die Wechselwirkung rnit DNA bzw. Protein in eitro und in vivo. der EinfluB auf bestinimte Stoffwechselwege, besondere Aktivitaten in verschiedenen biologischen Systemen (Pro- und Eukaryoten), EinfluB auf Mitose, Virnsvermehrung, Immunreaktion, Chro- mosomenstruktur, Enzymsynthesen sowie die Mutagenitat des Inhibitors werden dargestellt unter Answertang der umfangreichen, eigenen Arbeiten der Autoren und der z. T. schwer zuganglichen Literatur, die fiir jeden Tnhibitor getrennt aufgefiihrt ist. Das auegezeichnete Buch bringt nicht nur den Moleknlarbiologen und allen Biowissenschaften Gewinn, es ist vielmehr auch allen zu enipfchlen, die tAglich niit diesen Wirkstoffen in der Praxis umgehen. W. FLECK (Jena) J. B. G. KWAPINSKI (Editor), Molecular Microbiology. A New Approach to Microorganisms. 484 S., zahlreiche Abb., zahlreiche Tab. New York-London-Sydney-Toronoto 1974: John Wiley & Sons. S 27.50. Die Notwendigkeit einer derartigen Publikation konnte darin gesehen werden, den Nicht- spezialisten durch eine geschlossene Darstellung der neuesten genetischen, biochemischen und biophysikalischen Erkenntnisse zu befahigen, die Mikroorganismen von einer sehr allgemeinen Warte aus zu betrachten. Der Weg, der ziir Erreichung dieses Zieles hier eingeschlagen wurde, besteht in der Bcsrhreibung der Eigenschaften und Funktionen ,,rnikrobieller Molekiile" und in der Darstellung der ,,molekularen Konstitutionen und Wechselwirkungen der verschiedenen mikrobiellen Ensembles, die landlaufiger als Bakterien, Viren, Rickettsien, Pilze ete. bezeichnet werden." Die Kapitel iiher niikrobielle Nucleinsauren, Proteine, Polysaccharide und Lipide enthalten biorhemische Daten, die in sehr nnterschiedlicher Weise mit funktionellen Aspekten verkniipft sind. Auch die Kapitel uber Virologie, Bakteriologie, Rickettsiologie und Mycologie, denen in der Uberschrift jeweils das Adjektiv, ,,molekular" beigestellt ist, sind untereinander auflerordentlich heterogen. Notwendigerweise gibt es zahlreiche Uberschneidungen mit der ersten Gruppe von Kapiteln, wenn die Autoren die molekulare Architektur der Genome, der Membranen, der Pro- teinstrukturen wie Ribosomen, GeiBeln etc. zu beschreiben haben. Zwischen den Kapiteln sind keinerlei vereinheitlichende inhaitliche Verbindungen hergestellt worden, und so ist es nach Meinung des Rezensenten nicht gelungen, nun tatsiichlich eine neue Qualitat in der Betrachtungsweise derjenigen ,,microbial assemblies" herbeizufuhren, die man bisher naiv als Viren, Rickettsien, Bakterien und Pilze bezeichnet hat. U. TAUBENECK (Jena)

J. B. G. Kwapinski (Editor), Molecular Microbiology. A New Approach to Microorganisms. 484 S., zahlreiche Abb., zahlreiche Tab. New York–London–Sydney–Toronoto 1974: John Wiley

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Buchbesprechungen 175

10 Jahren verbesserten physikalischen und chemischen Methoden die Antibiotica-Wirkungsweise untersucht werden kann. Vier wesentliche Fragen werden in diesem Zusammenhang behandelt : Welcher St,offwechselweg wird selektiv gehemmt und welcher molekulare Angriffsort existiert in der sensiblcn Zelle ? Welche Beziehungen bestehen zwischen der chemischen Struktur des Anti- bioticums und den physikochemischen Eigenschaften des sensiblen Moiekiils in der Zelle ? Warum und in wie weit ist die Wirkung des Antibioticurns selektiv ? Finden sich positive Korrelationen zwischen der Wechselwirkong des Antibioticums mit dem molekularen Angriffsort und der be- sonderen biologischen Wirkung des Antibioticurns ?

Da noch nicht ini Detail klar ist, wie der priizise Replikations- und Transkriptionsmechanismus der DNA ablauft, konnen auch noch keine endgultigen Aussagen iiber die Wirkungsmechanismen der Antibiotica gemacht werden. Die Autoren beriicksichtigen jedoch in gebiihrender Weise, dal3 insbesondere die Inhibitoren der NS- und Proteinsynthese als Forschungsmittel zur Aufklarung dieser grundlegenden Mechanismen eingesetzt werden. Das Buch gliedert sich in vier Teile. Der 1. Teil urnfaBt die ,,Inhihitoren der DNA-Synthese" (Mitomycin, Streptonigrin, Sibiromycin, Phleomycin, Bleomycin, Neocarcinostatin, Edein, Na.lidixinsiure). l m 2. Teil werden Inhibitoren der RNA-Synthese beschrieben, die rnit der DNA-Matrize in Wechselwirkung treten (Actino- mycin, Anthracyrline, Chromomycin-Olivomycin-Mithramycin, Kanchanoniycin, Distamycin und Netropsin, Anthramycin). Im 3. Teil wird anf Inhibitoren der RNA-Synthese eingegangen, die rnit der RNA-Polymerase in Wechselwirkung treten (Rifamycine, Streptovaricin, Streptolydigin, Amanitine). Im 4. Teil wverden Inhibitoren besprochen, die den PrLkiirsorenspiegel beeinflussen hzw. die Regulation der NS-Synthese storen (Nucleosid-Antibiotica wie Toyocamycin-Tubercidin- Sangivamycin, Cordycepin, 3'-Amino-3'-Desoxyadenosin, Formycin, 6 (pHydroxypheny1azo)- uracil ; ferner Mycophenolsiiure, Aminosaure-Analoga wie Azaserin und DON, Azotomycin, Hadacidin; Chinon-Ant,ibiotica wie Granaticin, Mitomycin-Derivate, synthetische Chinone). I m Detail werden Herkunft, biologische und physikochemische Eigenschaften der Inhibitoren und gegebenenfalls die Struktnrformeln (auch fur Derivate) angegeben. Der mogliche molekulare Wirkungsmechanismus, die Wechselwirkung rnit DNA bzw. Protein in eitro und in vivo. der EinfluB auf bestinimte Stoffwechselwege, besondere Aktivitaten in verschiedenen biologischen Systemen (Pro- und Eukaryoten), EinfluB auf Mitose, Virnsvermehrung, Immunreaktion, Chro- mosomenstruktur, Enzymsynthesen sowie die Mutagenitat des Inhibitors werden dargestellt unter Answertang der umfangreichen, eigenen Arbeiten der Autoren und der z. T. schwer zuganglichen Literatur, die fiir jeden Tnhibitor getrennt aufgefiihrt ist. Das auegezeichnete Buch bringt nicht nur den Moleknlarbiologen und allen Biowissenschaften Gewinn, es ist vielmehr auch allen zu enipfchlen, die tAglich niit diesen Wirkstoffen in der Praxis umgehen. W. FLECK (Jena)

J. B. G . KWAPINSKI (Editor), Molecular Microbiology. A New Approach to Microorganisms. 484 S., zahlreiche Abb., zahlreiche Tab. New York-London-Sydney-Toronoto 1974: John Wiley & Sons. S 27.50.

Die Notwendigkeit einer derartigen Publikation konnte darin gesehen werden, den Nicht- spezialisten durch eine geschlossene Darstellung der neuesten genetischen, biochemischen und biophysikalischen Erkenntnisse zu befahigen, die Mikroorganismen von einer sehr allgemeinen Warte aus z u betrachten. Der Weg, der ziir Erreichung dieses Zieles hier eingeschlagen wurde, besteht in der Bcsrhreibung der Eigenschaften und Funktionen ,,rnikrobieller Molekiile" und in der Darstellung der ,,molekularen Konstitutionen und Wechselwirkungen der verschiedenen mikrobiellen Ensembles, die landlaufiger als Bakterien, Viren, Rickettsien, Pilze ete. bezeichnet werden."

Die Kapitel iiher niikrobielle Nucleinsauren, Proteine, Polysaccharide und Lipide enthalten biorhemische Daten, die in sehr nnterschiedlicher Weise mit funktionellen Aspekten verkniipft sind.

Auch die Kapitel uber Virologie, Bakteriologie, Rickettsiologie und Mycologie, denen in der Uberschrift jeweils das Adjektiv, ,,molekular" beigestellt ist, sind untereinander auflerordentlich heterogen. Notwendigerweise gibt es zahlreiche Uberschneidungen mit der ersten Gruppe von Kapiteln, wenn die Autoren die molekulare Architektur der Genome, der Membranen, der Pro- teinstrukturen wie Ribosomen, GeiBeln etc. zu beschreiben haben.

Zwischen den Kapiteln sind keinerlei vereinheitlichende inhaitliche Verbindungen hergestellt worden, und so ist es nach Meinung des Rezensenten nicht gelungen, nun tatsiichlich eine neue Qualitat in der Betrachtungsweise derjenigen ,,microbial assemblies" herbeizufuhren, die m a n bisher naiv als Viren, Rickettsien, Bakterien und Pilze bezeichnet hat.

U. TAUBENECK (Jena)