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ZEITSCHRIFT FÜR DAS JAGDREVIER
ZEITSCHRIFT FÜR DAS JAGDREVIER
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DAS PHÄNOMEN MARDERHUND!
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EDITORIAL
Die Krise als Chance
Lucas von Bothmer, Chefredakteur
M an muss weit zurückgehen, um eine Schlagzeile aufzuspüren, die nicht um die Corona-Krise
kreist. Ein kleines, fieses Virus hält die Welt in Atem. Es bringt Volkswirtschaften ins Wanken, überfüllt Krankenhäuser – und macht Millionen Menschen arbeitslos. Wir erleben die Zeitenwende im Zeitraffer. So weit, so schlecht.
Doch auch die schlimmste Krise kennt ein paar Gewinner. Unser Planet dürfte dazu zählen. Kein Kreuzfahrtschiff hustet nun schwarzen Ruß in den Himmel über den Ozeanen. Fluglinien sind ebenso verwaist wie Autobahnen, Stau ein Fremdwort aus grauer Vorzeit, der Ölpreis erinnert an die 70er Jahre und Menschen haben wieder Zeit für die Familie. Deutschland erreicht plötzlich sogar seine Klimaziele für 2020.
Auch wir Jäger zählen zu den wenigen Kriegsgewinnlern. Warum? Nun, weil Seuchenschutz unser „täglich Brot“ ist. Weil uns der Tod ständig im Revier begeg-net. Weil wir aus Erfahrung wissen, dass jeder Wildbestand seine Habitatskapazität überschreitet – und für den Menschen ge-fährlich werden kann. Weil wir momentan wieder siedend heiß an eine der Urlektio-nen aus dem Jagdscheinkurs denken: die Gefahr von Zoonosen für den Menschen. Weil Jagd nie notwendiger war als jetzt. Weil nie mehr Menschen auf der Welt lebten, die schutzbedürftig waren. Doch damit nicht genug: Auch die kritik- lose Globalisierung von Arbeitskraft und Warenströmen steht nun am Pranger. Die Nachfrage nach lokalen, saisonalen und gesunden Produkten dürfte nun steigen. Auch wenn Wildbret im Kampf gegen marinierte Chicken Wings und günstige Grillfackeln lange wie der zweite Sieger aussah, könnte sich hier einiges zu unseren Gunsten verschieben. Der deutsche Jäger führte jahrzehnte- lang ein Schattendasein. Er war als Lust- mörder verschrien, als kauziger Eigen-brödler oder grober Knochenzüchter. Einer impulsiven, emotionalisierten, naturentfremdeten Wegwerf-Gesell- schaft konnte er wenig entgegensetzen.
Allein: Hat man unsere Leidenschaft für die Jagd auch nie ganz verstanden, unser Kampf für Volksgesundheit, gegen Miss-ernten, unser freiwilliger Einsatz für lokale Lebensmittel dürfte künftig wieder mehr Gehör finden, oder?
Lassen Sie uns gemeinsam die kommen-den Monate nutzen, um den Menschen viel lauter zu erklären, was wir da eigent-lich tun. Trotz Wildschaden, Wind, Wetter und Ehekrisen – auf eigene Rech-nung. Lassen Sie uns den Leuten sagen, was ihnen droht, wenn die heimische Saujagd zwei Jahre lang ruhen würde. Las-sen Sie uns jagen, räuchern, veredeln und verkosten, bis die Schwarte kracht. Lassen Sie uns jedem Rundfunk-Redakteur mühe-voll erklären, wie und wo sich 380.000 ausgebildete Seuchenschützer darum küm-mern, dass Sau, Reh und Fuchs unser aller Lebensgrundlagen nicht bedrohen.
Existenzielle Krisen haben viele Nach- teile. Aber ihr Vorteil ist, dass die selbstver-ständlichen Dinge wieder bemerkenswert werden. Dazu zählt die deutsche Jagd. Sie verdient gesellschaftliche Anerkennung. Vielleicht stärkt die Corona-Krise ja wirk-lich den Zusammenhalt in unserer stark verunsicherten Gesellschaft. Vielleicht zeigt sie sogar, dass neben Ärzten und Kas-sierern auch Jäger einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Verdient hätten wir es.
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Mit Waidmannsheil
Lucas v. Bothmer
Seuchenschutz: eine uralte Aufgabe
des Jägers, heute aktueller denn je.
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Frage........................18Neues vom Wolf 19 Leserbriefe ............20Prüfungsfragen...22
Anzeigenmarkt ...72 Jagdzeiten .............81Mondhelligkeit ....81 Sonne & Mond ....81 Vorschau ................82
JÄGER-WELTMeldungen, Neuigkeiten und Meinungen aus der Republik ........................................ 6
JÄGER-THEMENTITELTHEMA: JÄGERVERHALTEN
Framing – wie dagegen vorgehen? ........ 24
Schweizer Jäger als Vorbild ..................... 28
UMFRAGE
Deutschlands Jäger ................................... 32
SCHWARZWILD
Reife Keiler – Mangelware ....................... 36
MARDERHUND
Flexibler Vagabund ................................... 40
JAGDHUNDE
Der Rüdemann nach der Jagdsaison ...... 46
JÄGER-PRAXISWissen, Tipps und gute Beratung ......... 50
WALDNEUBEGRÜNDUNG
Strukturen braucht der Rehwildjäger ... 52
BÜCHSENMUNITION
Rund um Jagdgeschosse .......................... 64
PRODUKT-NEUHEITEN (I)
Waffen und Bekleidung ........................... 68
JÄGER Prime ........10 Bild des Monats ..12 Bundesländer ......14Ausland aktuell ..16
Tipps & Tricks ......56 Zeiss-Advertorial 59 Expertenteam ......60 Kapital & Kurios 62 Impressum ............63
4 www.jaegermagazin.de 5/2020
Marderhund: Was wir Jäger über diesen Neu- bürger wissen sollten.
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Verbeißender Muffelwidder: und damit ist er ein Klimakiller. Warum diese Pauscha-liesierung unumstößlich zu sein scheint.24
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INHALT
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Reife Keiler: Warum diese in unseren Revieren Mangelware sind.36
Jagdgeschosse: Wel- che Ansprüche an sie gestellt werden, und wie sie diese erfüllen.
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Schweizer Jäger: Was wir Deutschen von ihm lernen können.28
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Die IWA OutdoorClassics 2020 in Nürnberg, die wegen des Coronavirus abgesagt wurde, soll nun vom 3. bis 6. September 2020 stattfinden. Und auch künftig soll die
Fachmesse Anfang September ihre Tore öffnen und nicht mehr Anfang/Mitte März. mn
Erneuter Fall von Tierquälerei
8 0 Konik-Pferde lebten im Natur-schutzgebiet Wöhrdener Loch in Meldorf in Schleswig-Holstein. In
den vergangenen Wochen starben mehrere der Pferde an Unternährung. Eigentümer der Pferde ist der NABU. Der Naturschutz-bund weist die Schuld von sich. Für die Füt- terung der Tiere seien externe Dienstleister zuständig gewesen. Der Zustand der Tiere soll jämmerlich gewesen sein. „Vier Tiere wurden letzte Woche tot von der komplett durchnässten Wiese geholt“, erzählte An-wohnerin Ulrike Bohle (59) der BILD. Der Tierarzt aus dem Nachbarort, Dr. Rudolf Schmitt, behandelte zwei der Pferde. Nur eins konnte er retten. „Ich habe die Jungtie-re untersucht, beide waren entkräftet und unterernährt“, erzählt der Tierarzt.
DIE ABSCHLIESSENDE BILANZ: ZWÖLF TOTE PFERDE Laut Landkreis Dithmarschen sind zwölf Pferde der Herde verstorben. Eines der Tiere ist laut Obduktionsbericht verhun-gert. Dr. Rudolf Schmitt ist sich sicher, dass die Pferde schon seit längerer Zeit gelitten hatten. „Ohne irgendwelche Nah- rung braucht ein Pferd drei Wochen, bis es stirbt. Mit wenig Nahrung dementspre- chend länger. Das heißt, die ganze Ge-schichte muss sich langsam aufgebaut ha- ben innerhalb der letzten zwei bis vier Mo- nate“, sagte er NDR Schleswig-Holstein. Der Landesvorsitzende des NABU Schles-wig-Holstein, Hermann Schultz, hatte ein Verhungern der Pferde zunächst abgestrit-ten. Die Tiere seien an Herz-Kreislaufver-
sagen gestorben. Tierarzt Schmitt sagte dazu: „Wenn man verhungert, dann stirbt man irgendwann an Herz- und Kreislauf-versagen – und nicht an Verstopfung.“
PROJEKT KONIK-PFERDE LIEF VÖLLIG AUS DEM RUDER2004 startete der NABU mit zwei Hengs-ten und acht Stuten das Projekt im Wöhr- dener Loch. Die zehn Pferde sollten eine Herde von 30 Stück aufbauen und durch ihren Verbiss den Gehölzbewuchs ein-dämmen. Damit sollte das Naturschutz-gebiet an der Nordsee als Brutplatz für Wiesenvögel offen gehalten werden. In den vergangenen Jahren wuchs die Herde allerdings auf etwa 70 Tiere an. Zu viele für die Fläche. Bis auf Moos fanden die Tiere nichts zu fressen. Fraglich ist, wie es so weit kommen konnte. Der Eigentümer der Tiere, der NABU, hätte fünf Mal in der Woche fachkundige Kontrollen durchfüh-ren, die Koniks medizinisch versorgen, mit Futter verpflegen und die Zäune überprü-fen müssen. So steht es im gültigen Vertrag mit dem Kreis Dithmarschen. Bisher ist unbekannt, ob der NABU mit rechtlichen Konsequenzen rechnen muss. Vergleichba-re Fälle bei landwirtschaftlichen Betrieben führen in der Regel zu einem mehrjähri-gen oder lebenslangen Tierhaltungsverbot. Laut BILD ermitteln Polizei und Staats-anwaltschaft wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Bereits in der Ver-gangenheit kamen Tiere in Betreuung des NABU zu Schaden. 2018 und 2019 ließ der NABU Rinder in Thüringen verhungern.
NABU SCHIEBT DIE SCHULD AUF LANDWIRTEZwei Landwirte seien vertraglich mit der Pflege der Konik-Herde beauftragt gewe- sen, sagte NABU-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski gegenüber NDR Schleswig-Holstein. In den letzten Jahren habe diese Regelung gut funktioniert. Regelmäßige Telefonkonferenzen mit den beiden Land- wirten ließen ebenfalls keine Unregelmä-ßigkeiten vermuten. Schleswig-Holsteins Landwirte reagierten erbost auf die Schuld- verschieberei. Bauern, die an einer Stern-fahrt teilnahmen, protestierten einige Tage später kreativ: Sie blockierten den Eingang der Landesgeschäftsstelle des NABU in Neumünster mit Heuballen. Auf einem Protestplakat schrieben die Landwirte: „Müssen wir Euch helfen? Wir wissen, was wir tun. Wir haben das gelernt.“
NABU STEIGT AUS KONIK-HALTUNG AUS Der NABU bedauert die Todesfälle. „Es hätte nicht passieren dürfen“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Wir stehen zu un-serer Verantwortung“, schrieb der Verband weiter. Auch hieß es zunächst, der NABU bleibe Eigentümer der Herden, mit aus- drücklicher Billigung des MELUND. We- nige Wochen später sieht es anders aus. NABU und Ministerium haben sich zer- stritten. Beide schieben sich die Schuld für die Todesfälle gegenseitig zu. Als Konse-quenz möchte der NABU den Vertrag über die Konik-Haltung mit dem Kreis Dith-marschen zum Jahresende kündigen. fk
Nach 2018 und 2019 ist der Naturschutzbund Deutschland (NABU) auch 2020 wieder in den Schlagzeilen, weil er Tiere – diesmal Konik-Pferde – hat verhungern lassen. Wird diese Tierquälerei bei den sogenannten Naturschützern langsam zur Ge-wohnheit? Folgen jetzt rechtliche Konsequenzen?
NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND (NABU) Konik-Pferde: gesund und munter – weil nicht in der Obhut
des NABU?
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Jagdliche Betroffenheit in KrisenzeitenCORONAVIRUS
D ie Corona-Krise trifft alle Men-schen unserer Gesellschaft – auch uns Jäger. So wurden nicht nur
alle jagdlichen Veranstaltungen abge-sagt, sondern auch die Politik darauf hingewiesen, welche Folgen es hätte, wenn auch die Jäger zu Hause bleiben müssen. Doch eines nach dem anderen:
GROSSVERANSTALTUNGENVor dem Hintergrund der Corona-Krise hatte das Präsidium des Deutschen Jagd-verbands (DJV) alle für 2020 geplanten Großveranstaltungen auf Bundesebene abgesagt. Damit reagierte der Dachver-band auf die Empfehlungen der Bundes-regierung und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in vielen Bundeslän-dern. Für folgende DJV-Großveranstal-tungen gilt dies: DJV-Waldtagung am 22. April 2020, Großgoldschießen Süd (30. Mai 2020) und Nord (11. bis 13. Ju- ni 2020), Bundesjägertag vom 18. bis 19. Juni 2020, Sophie Award (inklusive Jagd- blogger Camp) am 24. Juli 2020 und Bun- desmeisterschaft im jagdlichen Schießen vom 2. bis 5. September 2020. Der Bun- desbläserwettbewerb wurde auf 2022 ver- schoben, damit die Qualifikationswett-bewerbe 2021 stattfinden können.
JAGD IST NOTWENDIG!In einem Eilbrief an Bundeslandwirt-schaftsministerin Julia Klöckner hatte DJV-Präsident Dr. Volker Böhning deut- lich gemacht, dass Jäger wegen ihrer ge- sellschaftlich relevanten Aufgaben gene-rell von Beschränkungen ausgenommen werden müssen. „Eine etwaige Ausgangs- sperre würde Jagd auf Wildschweine
unmöglich machen. Und damit auch den Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest“, sagte Dr. Böhning. Der DJV-Brief ging auch an Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Darin erläutert der Verband, dass das Infektionsrisiko für Jäger bei einer Einzeljagd vom Hochsitz aus ex- trem gering ist. Diese Form der Jagd ist beginnend mit der Aussaat von Som-merkulturen enorm wichtig. Wildschwei- ne und andere Wildtiere würden sonst große Schäden in Mais, Raps und Ge- treide verursachen. Gravierende Ern-teausfälle wären die Folge. Jäger tragen unmittelbar zur systemrelevanten Da-seinsvorsorge bei, indem sie Wildschä-den auf Wiesen und Feldern verhindern. Die Jagd auf invasive gebietsfremde Ar- ten ist ebenfalls erforderlich, um teils erhebliche Schäden zu verhindern. Die aus Südamerika stammende Nutria bei- spielsweise vermehrt sich stark. Sie un- terhöhlt Entwässerungsgräben oder Dei- che und gefährdet damit den Hochwas-serschutz. Aus Tierschutzgründen ist die Nachsuche mit Jagdhunden nach Wild-unfällen regelmäßig erforderlich.
HUND UND REH KEIN RISIKOAuf Anfrage des DJV teilte das Fried- rich-Loeffler-Institut (FLI) mit: Men-schen können sich nach aktuellem Wis- sensstand nicht über Haus- oder Wild-tiere mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren. Jagdhunde stel- len also kein Infektionsrisiko dar, ebenso wenig Rehwild oder Sau. Um ganz sicher zu gehen, untersucht das FLI derzeit, ob Tiere ein Virusreservoir sein könnten.
AUSGANGSBESCHRÄNKUNGBayern hatte als erstes Bundesland flä-
chendeckend eine Ausgangsbeschrän- kung erlassen, die Jagd, alleine aus-
geübt (Einzelansitz), bleibt aber weiterhin zulässig. Beseitigung von Wildunfällen ist ebenfalls zulässig. Auch im Saarland ist die Einzeljagd unter Beach-tung der allgemeinen Schutz- und Hygienevorschriften wei- ter möglich. Bei der Bergung des erlegten Wildes darf auch ein weiterer Helfer dabei sein.
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äckern sind noch möglich. djv/ew
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