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18 19 JAHRES BROSCHÜRE

JAHRES BROSCHÜRE - bernernotar.ch¼re VbN/Layoutentwurf_de_final.pdf · Nicht alle Aufgaben der Nota rinnen und Notare sind den Befragten bekannt. Alle wissen, dass es bei der Verschreibung

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1Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

1819

J A H R E S B R O S C H Ü R E

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3Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

4VORWORT

5UMFRAGE

6ÜBER DEN VERBAND

8FACTS & FIGURES

10AUS- UND

WEITERBILDUNG

13NEWS

14IM INTERVIEW

Impressum

Herausgeber: Verband bernischer Notare, Zieglerstrasse 29, 3007 Bern

Konzept: Verband bernischer Notare / gecko communication ag

Bilder: Ruben Ung

Texte: Verband bernischer Notare / gecko communication ag

Gestaltung: Panache AG

Druck: Ast & Fischer AG

«Wir wollten die Zukunft des Bierhübelis auf

einem soliden finanziellen und juristischen

Fundament aufbauen – unser Notar zeigte

uns die möglichen Wege auf.»

Nando Hepp (links) und Dave Naef,

beide Teil inhaber und Geschäftsführer

Bierhübeli GmbH, Bern

INHALT

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4 Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

VORWORT

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser

«Heimatschutz der Notare fällt» – so titelte der «Bund» im November 2015, nach dem

der Grosse Rat zwei Motionen überwiesen hatte, die eine Revision des Notariatsrechts

im Kanton Bern verlangen. Auch wenn die Diskussion inzwischen sachlicher geführt

wird: Das bernische Notariat ist herausgefordert. Der Verband bernischer Notare (VbN)

nimmt diese Herausforderung an und hat sich vor zwei Jahren entschieden, die Rahmen­

bedingungen der notariellen Tätigkeit proaktiv mitzugestalten.

Wir wollen über unsere gesellschaftliche Rolle und Aufgabe informieren. Dies ist umso

wichtiger, als wir Vertrauenspersonen sind für viele Menschen, die sich mit zentralen

Themen der persönlichen Lebensgestaltung auseinandersetzen: Wie gestalte ich den

rechtlichen Teil meiner Partnerschaft? Wir übertrage ich das Grundeigentum der Familie?

Wie kann ich für den Fall meines Ablebens die Erbschaft wunschgemäss gestalten?

Wie gründe ich eine Aktiengesellschaft, um meine unternehmerische Idee umzusetzen?

Solche und ähnliche Fragen gehen vielen Menschen verständlicherweise nahe. Daraus

ergibt sich eine besondere Verantwortung für die notarielle Beratung. Nur Unparteilich­

keit, Transparenz und Qualität schaffen Vertrauen.

Notarinnen und Notare sind seit Jahrhunderten ein nicht wegzudenkender Teil der

bernischen Gesellschaft. Vieles war lange selbstverständlich und wurde auch von uns

als bekannt voraus gesetzt. Aber: Zu informieren ist eine dauerhafte Bringschuld des

Notariats. Genau das ist das Ziel dieser Broschüre: Wir wollen zeigen, wer wir sind und

was wir tun.

Wer sich exponiert, muss bereit sein für den Dialog. Und bereit sein zu lernen und nach

guter Überlegung auch zu handeln. Mit der Einrichtung einer unabhängigen Ombuds­

stelle haben wir im Oktober 2017 einen weiteren Schritt gemacht. Sie wird genutzt und

bietet mannigfaltige Gelegenheiten zum Dialog.

Auch die vorliegende Broschüre ist eine Einladung zum Dialog. Rückmeldungen, Kritik

oder Ermutigungen sind erwünscht – damit wir weiter lernen können.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Das Vorstandsteam des Verbands bernischer Notare (VbN)

Wir wollten es wissen: Was denken die Menschen über Notarinnen und Notare? Was wissen sie über uns? Was schätzen und was bemängeln sie? In einer grossen Umfrage haben wir den Besucherin­nen und Be suchern der Eigenheimmesse 2017 Fragen gestellt. Die Umfrage war nicht repräsentativ. Und doch nehmen wir die Aussensicht ernst – sie zeigt auf, wie wir unsere Branche in die Zukunft führen können.

«Verträge

gehören zur

Hauptaufgabe

eines Notars»

Aus Sicht der Befragten be­

fassen sich Notarinnen und

Notare in erster Linie mit Ver­

trägen, Verschreibungen und

Beurkundungen. Viele bringen

Themen wie Erbe und Ehe

mit der Tätigkeit des Notars

in Verbindung, die wenigsten

denken dabei auch an Selbst­

ständigkeit, Rechtsabklärun­

gen, Rechtsauskünfte oder

Themen aus dem Finanz­

bereich.

«Notarinnen

und Notare

schlichten»

Die meisten Befragten sehen

die Unterschiede zwischen

Notaren und Rechtsanwälten

wie folgt: Anwälte kommen

bei Streit und Gericht ins

Spiel, Notare und Notarinnen

sind für Verurkundungen,

öffentliches Interesse sowie

Schlichtungen zuständig.

«Notare ver­

schreiben

Häuser»

Nicht alle Aufgaben der Nota ­

rinnen und Notare sind den

Be fragten bekannt. Alle wissen,

dass es bei der Verschreibung

eines Hauses einen Notar

braucht. Grösstenteils bekannt

ist auch seine Aufgabe bei der

Erstellung eines Testaments,

eines Erbvertrags, Ehevertrags

oder einer Willensvollstre­

ckung. Etwas weniger bekannt

ist hingegen, dass Notare

auch in die Gründung einer

GmbH involviert sind. Un­

sicher werden die Befragten in

der Einordnung von Aufgaben

der Notare im Zusammenhang

mit Aktienkaufverträgen oder

mit der Finanzierung eines

Liegenschaftskaufs.

«Notare

sind nahbar»

Die Befragten finden, dass

sich Notarinnen und Notare

gut verständlich ausdrücken.

Sie werden als recht nah­

bar beurteilt und viele Leute

finden, dass Notare individua­

lisierte Leistungen erbringen.

5

«Die Leistungen

der Notare sind

teuer»

Während die befragten

Messe besucher Notarinnen

und Notare als kundenorien­

tiert wahrnehmen, stufen sie

deren Leistungen als teuer

bis überteuert ein. Einigen ist

bewusst, dass Notare das

Inkasso von Gebühren über­

nehmen. Viele glauben aber,

dass sie an den Gebühren

verdienen. Dass Notarinnen

und Notare auch helfen

können, kostspielige Gerichts­

prozesse zu verhindern, ist

kaum bekannt.

«Individuelle

Beratung

bringt Mehrwert»

Notarinnen und Notare wer­

den von allen Befragten als

Berater und Helfer gesehen.

Die meisten sind bei Rechts­

geschäften auf die Unterstüt­

zung eines Notars ange­

wiesen. Sie erwarten, dass

Rechtsgeschäfte möglichst

einfach und rasch erledigt

werden. Nur eine Minderheit

stellte infrage, ob es eine

notarielle Beurkundung über­

haupt braucht. Auch die Idee,

Rechtsgeschäfte standardi­

siert und online abzuwickeln,

ist für die meisten keine

Option.

UMFRAGE

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76 Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

Der Verband bernischer Notare (VbN) wurde 1903

als Verein mit Sitz in Bern gegründet. Er fördert den

Notariatsstand und wahrt die Berufsinteressen der

Berner Notarinnen und Notare. Der Verband ist in

die vier Landesteilverbände Berner Jura, Emmental,

Oberland und Seeland unterteilt. Mit über 400 frei­

beruflichen Notarinnen und Notaren, von denen über

300 als praktizierende Notarinnen

und Notare im Kanton Bern tätig sind,

repräsentiert der VbN nahezu hundert

Prozent des bernischen Notariats.

Damit ist der VbN einer der grössten

Berufsverbände der Branche. Nebst

13 weiteren kantonalen Verbänden

ist er Mitglied des Schweizerischen

Notarenverbands (SNV). An der

jährlichen Mitgliederversammlung, dem sogenannten

Notariatstag, lädt abwechselnd einer der vier Landes­

teilverbände zu einem abwechslungsreichen Programm

mit einem aktuellen Weiterbildungsteil ein.

Wirkungsvolle Kommunikation

Der VbN vertritt und wahrt die Interessen der Nota­

r innen und Notare des Kantons Bern. Die politische

Arbeit sowie die Medienarbeit haben daher einen

hohen Stellenwert. Der VbN ist zugleich Sprach­ und

Hörrohr und legt Wert auf eine wirkungsvolle Kommu­

nikation. Innerhalb des Verbands herrscht ein kollegia­

ler Umgang, der zu einer angenehmen Verbandskultur,

einem Vertrauensklima und einem regen Austausch

beiträgt. Die Kommissionen sorgen für eine fachliche

Auseinandersetzung mit Themen, welche die Nota ­

rinnen und Notare beschäftigen.

Auch auf politischer Ebene vertritt der VbN die Anliegen

der bernischen Notare aktiv. Traditionell lädt er die

bernischen Grossrätinnen und Grossräte im Herbst

zum sogenannten NotarenTisch ein. Notarinnen und

Notare beleuchten hier im Dialog mit den Politikerinnen

und Politikern wichtige Lebensfragen wie Erbgang,

Vorsorgeauftrag oder Grundstückübertragung. Letz­

teres Thema präsentierte der VbN an der Eigenheim­

messe im Frühjahr 2018 vertieft der Öffentlichkeit. An

der Eigenheimmesse ist der VbN alljährlich mit einem

Stand vertreten, an dem er interessierten Gästen

jeweils eine kostenlose Beratung sowie die Möglich­

keit bietet, Kontakte zu Notarinnen und Notaren zu

knüpfen.

Vielseitiges Weiterbildungsangebot

VbN­Mitglieder tragen eine hohe Verantwortung: Sie

sind Vertrauenspersonen ihrer Kundinnen und Kunden

und fungieren in allen Lebenslagen als unabhängige

und umfassende Rechtsberater. Der VbN legt daher

viel Wert auf eine gewissenhafte und nutzerorientierte

Beratung. Von jedem praktizierenden Mitglied wird

erwartet, jederzeit für seine Klientinnen und Klienten

da zu sein, sie zuverlässig zu beraten und sich laufend

weiterzubilden.

Junge Verbandsmitglieder gehören während der ersten

zehn Jahre ab Verbandseintritt dem Forum junger No­

tare an – dies erleichtert ihnen den Start in die notariel­

le Tätigkeit. Das Forum bietet ihnen eine Plattform, um

sich über Aktuelles, Innovatives, aber auch Bewährtes

auszutauschen. Verschiedene Veranstaltungen fördern

das persönliche und fachliche Kennenlernen: Es gibt

den Winter­ und den Sommerstamm zum geselligen

Austausch in ungezwungener Atmosphäre, einen An­

lass im Frühling sowie eine Veranstaltung mit Vertretern

der Justiz im Herbst.

Eines der wichtigsten Ziele des VbN ist es, das berni­

sche Notariat qualitativ zu sichern und laufend weiter­

zuentwickeln, indem er den Notarinnen und Notaren

ein vielseitiges und regelmässiges Weiterbildungs­

angebot anbietet. Nebst ihrer Weiterbildung führt der

VbN in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum für

Wirtschaft und Dienstleistung (bwd) in Bern Lehrgänge

sowie Halbtages­ und Tageskurse für Notariatsange­

stellte durch.

«Vernetzt, verlässlich, wirksam» – das sind die Werte, nach denen sich der Verband bernischer Notare richtet. Der Verband engagiert sich auf allen Ebenen, um die hohen Qualitätsstandards des bernischen Notariats zu erhalten und weiterzuentwickeln.

«VbN-Mitglieder tragen

eine hohe Verantwor-

tung: Sie sind Ver-

trauenspersonen und

Rechtsberater ihrer Kun-

dinnen und Kunden.»

ÜBER DEN VERBAND

Ein Verband, der sich weiterentwickelt

Birgit Biedermann

Präsidentin

Regina Scheerle

Assistentin

Errol M. Küffer

Ressort Recht

Markus Schärer

Ressort Aus­ und Weiterbildung

Simone Mülchi

Ressort Kommunikation

Franz Stämpfli

Vizepräsident

Marcel Steck

Ressort Finanzen und

Rechnungswesen, Ressort

elektronischer Geschäftsverkehr

Stephan Wolf

Das bernische Notariat – ein Erfolgsmodell

Jeder Schweizer Kanton ist zuständig für sein Nota­

riatswesen – aus diesem Grund kennen nicht alle das

gleiche System. Im Kanton Bern gilt das freiberufliche

Notariat, welches auch international am weitesten ver­

breitet ist. Notar/­in ist hier ein freier, wissenschaftlicher

und selbstständiger Beruf, für den das Rechtsstudium,

eine notariatsspezifische praktische Ausbildung sowie

das entsprechende Staatsexamen erforderlich sind.

Viele Berner Notarinnen und Notare verfügen zu­

sätzlich über das Rechtsanwaltspatent sowie wei­

tere Fachausbildungen. In einigen Kantonen gilt das

Amtsnotariat, in welchem die Ausbildung oft über eine

kaufmännische Berufslehre und eine berufsspezifische

Weiterbildung erfolgt. Notarinnen und Notare sind

dort beim Kanton angestellt. Andere Kantone kennen

Mischformen. Internationale Studien zeigen, dass das

freiberufliche Notariat höchste Rechtssicherheit garan­

tiert und viele Prozesse verhindert.

VO

RS

TAN

D

GE

SC

FT

SS

TE

LL

E

freiberufliches (lateinisches) Notariat

Amtsnotariat

Mischformen

Guido Schommer

Geschäftsführer

Michael Riesen

Vizepräsident

Philippe Munari

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«Die Übergabe des Geschäfts Velo Schmutz GmbH

war komplex – auch weil dabei eine Liegenschaft

integriert war. Unser Notar handelte einen fairen Deal

aus, der sowohl für meinen Vater wie auch für

mich als Geschäftsnachfolger und meine Schwester

stimmte.»

Chrigu Schmutz, Inhaber und Geschäftsführer

Velo Schmutz GmbH, Worb, mit Vater Daniel Schmutz

8

315 Praktizierende, deutschsprachig

21 Praktizierende, französischsprachig

Oberland

Seeland/Jura

Stadt Bern

Emmental

437Notarinnen und

Notare sind Mitglieder

des VbN:

Regionale Verteilung der Notarinnen und Notare

75%der VbN­Mitglieder

sind praktizierend

51%der Notarinnen und

Notare im Kanton Bern

haben zusätzlich das

Anwaltspatent

113

Auf 3055 Einwohner

im Kanton Bern

kommt eine prakti­

zierende Notarin, ein

praktizierender Notar.

1 | 4 | 6 | 7 | Mitgliederdatenbank Verband bernischer Notare

3 | Bevölkerungsstatistik BFS 2016

2 | 5 | nicht repräsentative Umfrage ausgewählter Notarinnen und Notare

8 | Notariatsprüfungskommission des Kantons Bern

Bestandene Notariatsprüfungen

324

Circa 170 Urschriften

(Urkunden)

verurkundet eine Notarin,

ein Notar pro Jahr im

Schnitt (mit grosser

Varianz zwischen

einzelnen Notariaten)

2000

6

9

6 5 5

1

8 9

1211

1211 10

18 1820

12

15

Jahr

Frauen Männer

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Notar war bis vor wenigen Jahren ein Männerberuf – heute zeigt der Trend in eine andere Richtung: In den vergangenen fünf Jahren legten mehr Frauen die Notariats­prüfungen ab als Männer. Und wussten Sie, dass über die Hälfte der Notarinnen und Notare auch über das Anwaltspatent verfügen? Spannende Facts & Figures über den notariellen Berufsstand.

Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

Top­7­Notariats­

themen

Kaufverträge

Erbverträge

Grundpfandverträge

Vorsorgeaufträge

Eheverträge

Gründungen

Nachlassinventare

2

1

3 4 5

6 7

8

FACTS & FIGURES

Frauen auf dem Vormarsch

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10 Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

Notariatsprüfung

(einmal jährlich im Sommer)

Vorprüfung «Finanzielles Rechnungswesen I – Grundlagen»

an der Wirtschafts­ und Sozialwissenschaftlichen (WISO)

Fakultät der Universität Bern

Praktische Ausbildung im Kanton Bern von 24 Monaten,

davon mindestens 18 Monate in einem Notariatsbüro

und mindestens drei Monate bei einem Grundbuchamt

Es gibt sie noch: Werkzeuge, die Juristen seit Generationen gebrau­chen – etwa das seit 1912 in weiten Teilen unveränderte Erbrecht im Schweizerischen Zivilgesetzbuch. Da sich die Gesellschaft – und mit ihr das Beratungsumfeld der Notarinnen und Notare – jedoch fortwährend ändert, ist neben der akademischen Ausbildung eine praxisorientierte, regelmässige Weiterbildung notwendig. Der Verband bernischer Notare führt deshalb seit 1982 jährlich Weiter­bildungstagungen durch. Seit knapp 20 Jahren erfolgen diese in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bern. Die Tagungen sind beliebt: Das Publikum reist aus der ganzen Schweiz an, auch aus der Westschweiz und dem Tessin. Dieser Erfolg spornt an, Theorie und Praxis auch in Zukunft zusammenzuführen und damit einen Beitrag zur (Rechts­)Fortbildung im schweizerischen Notariat zu leisten.

Lisa Muñoz (26) aus Sonceboz lernte den Beruf der Notarin über einen Studenten job kennen.

Notar/­in – ein Beruf, der viel Wissen erfordert

«Als Notarin trage ich viel Verantwortung»

Ich begann mein Studium in Rechtswissenschaften an der Universität

Neuenburg mit dem Ziel, das Anwaltsexamen zu machen. Ich wäre

nie auf die Idee gekommen, Notarin zu werden – ich kannte den

Beruf kaum. Als ich einen Nebenjob suchte, kam ich per Zufall in ein

Notariat. Es gefiel mir sehr gut. Nach neun Semestern Studium,

24 Monaten Praktika und fünf Monaten Prüfungsvorbereitung machte

ich 2017 mein Examen in Bern. Heute arbeite ich an drei Tagen pro

Woche in einem Notariat in Reconvilier und an zwei Tagen in St-Imier.

In der Unterschrift eines Notars steckt viel Arbeit und Verantwortung.

Am Anfang war es schwierig, mit diesem Druck umzugehen. Doch

allmählich gewöhne ich mich daran. Meine beruflichen Möglichkeiten

sind auf den Berner Jura beschränkt, da ich nur im Kanton Bern

arbeiten darf und mein Deutsch nicht gut genug ist, um perfekte

öffentliche Urkunden zu schreiben. Möchte ich in einem anderen

Kanton als Notarin arbeiten, müsste ich das Examen dort wieder-

holen. Heute bin ich sehr froh, dass ich nicht Anwältin geworden

bin – ich mag Konflikte nicht. Als Notarin bin ich verpflichtet, neutral

zu sein. Ich mag komplizierte juristische Fälle und schätze die Selbst-

ständigkeit, die ich als Notarin habe. Ich begleite Unternehmen bei

ihrer Gründung und Weiterentwicklung. Oder Familien beim Kauf ihres

Hauses. Wir sind Teil ihres Projekts, das gefällt mir. Später machen

die Eltern vielleicht noch ein Testament bei mir, die Frau gründet eine

Firma, ein Kind will einen Ehevertrag. Oder wir unterstützen sie, wenn

ein Familienmitglied stirbt. Gerade bei Todesfällen sind die Menschen

immer sehr dankbar und nett. Als Notarin habe ich sicher einen an-

deren Zugang zu den Klienten als meine männlichen Kollegen. Es ist

wahrscheinlich einfacher, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.

Bis 2009 gab es im Berner Jura keine einzige Notarin. Heute sind fast

alle Praktikantinnen im Berner Jura Frauen. Mein Traum ist es, später

ein eigenes Notariatsbüro zu haben und mich mit meinen Kollegen zu

organisieren. Dann sollte es auch als Notarin möglich sein, Job und

Familie zu vereinen.

Informationen und

Links zur Ausbildung

Notar/­in

Rechtswissenschaftliche Fakultät,

Universität Bern

www.rechtswissenschaft.unibe.ch

Institut für Notariatsrecht und

Notarielle Praxis, Universität Bern

www.inr.unibe.ch

Stellenausschreibung des VbN

www.bernernotar.ch

Stellenmarkt des Kantons Bern

www.jobs.sites.be.ch

Notariatsangestellte/r

Nebst der Weiterbildung

der Notarinnen und

Notare ist auch die Aus­

und Weiterbildung der

Notariatsangestellten ein

grosses Anliegen des Ver­

bands. So führt der VbN

in Kooperation mit dem

Bildungszentrum für Wirt­

schaft und Dienstleistung

(bwd) in Bern Lehrgänge

sowie Halbtages­ und

Tageskurse für Notariats­

angestellte durch. www.bwdbern.ch

Empfohlen

Begleitender Vor­

lesungsbesuch an

der Universität

Masterstudium der Rechtswissenschaft (MLaw)

Bachelorstudium der Rechtswissenschaft (BLaw)

AUS­ UND WEITERBILDUNG

Gymnasiale Matur

Passerelle

Berufsmatura

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Seit Oktober 2017 gibt es die Ombudsstelle bernisches Notariat. An sie kann sich wenden, wer mit seinem Notariat unzufrieden ist.

Wenn Prozesse ins Stocken geraten, Honorare un­

ge rechtfertigt erscheinen oder persönliche Konflikte

die Zusammenarbeit erschweren, kann es zwischen

Notariat und Klientschaft zu Missverständnissen

und Unstimmigkeiten kommen. «Häufig liegt der

Grund für die Unzufriedenheit im fehlenden Wissen»,

sagt Birgit Biedermann, Präsidentin des VbN. Der

VbN schuf deshalb die unabhängige Ombudsstelle

bernisches Notariat. Seit Oktober 2017 können sich

Klientinnen und Klienten unentgeltlich an die Ombuds­

stelle wenden. «Sie soll Vertrauen schaffen und

die Qualität auf hohem Niveau sichern», sagt Birgit

Biedermann. Drei Ombudsmänner geben rasch und

un bürokratisch Auskunft zu Abläufen und notariellen

Verfahren. Kann das Problem nicht per Telefon gelöst

werden, kontaktiert der zuständige Ombudsmann

beide Parteien, führt Diskussionsrunden und macht

Lösungsvorschläge. «Der Ombudsmann kann nur

Empfehlungen machen, er kann keine Disziplinarmass­

nahmen einleiten oder Recht sprechen», betont Birgit

Biedermann. Die Ombudsmänner sind erfahrene, nicht

mehr praktizie rende Notare. Trägerin der Ombuds stelle

ist die Stiftung zur Unterstützung und Förderung des

bernischen Notariates und ihm nahestehender Personen

(SbN). Die Mitglieder des VbN sind verpflichtet, sich

auf ein Verfahren vor der Ombuds stelle einzulassen.

NEWS

Zusätzliches Vertrauen schaffen

Andreas Grimm,

Sie schlichten als

Ombudsmann, wenn sich Klienten durch die No­

tarin, den Notar benachteiligt oder falsch beraten

fühlen. Wie gross war der Ansturm bisher?

In den ersten drei Monaten lösten wir bereits zehn

Fälle. Die grosse Nachfrage zeigt, dass das Be­

dürfnis da ist. Die Klienten sind sehr froh, dass es

die Ombudsstelle gibt.

Weshalb melden sich die Leute bei Ihnen?

In den Konflikten ging es unter anderem um Kauf­

verträge und Erbschaften. Häufig liegt das Problem

innerhalb der Familie, und die Notarin, der Notar dient

als Ventil. Konfliktpotenzial entsteht etwa, wenn es sich

nicht um den Wunschnotar aller Familienmitglieder

handelt. Oder wenn sie das Gefühl haben, ein einzelner

Erbe werde bevorzugt. Bei einigen Verfahren, etwa bei

Inventaren oder Erbteilungen, wurde bemängelt, die

Notarin oder der Notar arbeite zu langsam. Häufig fehlt

das Verständnis, dass viele Prozesse sehr aufwendig

und an Formalitäten gekoppelt sind, auf die die Notarin,

der Notar keinen Einfluss hat. Teilweise liegt es aber auch

an der mangelhaften gegenseitigen Kommunikation.

Fanden Sie in allen Fällen eine Lösung?

Ja, wir konnten alle Fälle erledigen. Einige Klienten

erwarteten, dass wir ihre Interessen gegenüber dem

Notariat vertreten. Wir haben jedoch weder eine anwaltli­

che, noch eine richterliche Funktion und Kompetenz.

Sie waren 39 Jahre lang in Burgdorf als Notar

tätig, seit 2016 sind Sie pensioniert. Was reizt Sie

an der Stelle als Ombudsmann?

Das Amt verlangt genau das, was mir an meinem Beruf

immer besonders gefiel: Ich kann vermitteln und unter­

schiedlichste Personen bei der Lösungsfindung unter­

stützen.

«Die Klienten sind froh, dass es die Ombudsstelle gibt»

13Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

«Die Notarin unseres Vertrauens hat uns in den

vergangenen Jahrzehnten immer wieder bei kom-

plexen Themen wie Geschäftsgründung, Hauskauf

und -verkauf, Ehevertrag und Testament kompe-

tent unterstützt. Wir haben alles frühzeitig perfekt

geregelt. Das ist beruhigend.»

Ursula und Rolf Meichle, Schönried/Köniz

Kontakt zur Ombudsstelle bernisches Notariat

www.ombudsstelle­bernernotariat.ch

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14 Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

IM INTERVIEW

Regierungsrat Christoph Neuhaus, bis im Mai 2018 Vorsteher des Justiz­, Gemeinde­ und Kirchendepartements des Kantons Bern, über die Vorzüge und die Herausforderungen des bernischen Notariatswesens.

«Wir legen die Latte weiterhin hoch»

Herr Neuhaus, Sie waren nun zehn Jahre lang

Schirmherr der bernischen Notare. Wie erlebten

Sie diese?

Ich war überrascht. Ich traf nicht wie erwartet auf

trockene Verwalter, sondern auf interessante, positive

und unterhaltsame Persönlichkeiten, die Seriosität

ausstrahlen. Und ich erkannte, dass der Kanton Bern

ein ausgezeichnetes Notariatswesen besitzt, welches

schweizweit Anerkennung geniesst. Die Herausforde­

rungen durch die Digitalisierung sind gross, doch ich

spüre viel Aufbruchstimmung.

Sind die unterschiedlichen Notariatsmodelle

in der Schweiz ein Gesprächsthema unter den

Kantonen?

Ich höre immer wieder, der Kanton Bern habe es

gut mit seinem Notariat. Das freie Notariat ist sicher

ein Zukunftsmodell. Ich kenne das Amtsnotariat aus

eigener Erfahrung und habe, milde ausgedrückt, nur

beschränkt flexible Urkundspersonen kennengelernt.

Aber wir dürfen uns nicht im Glanz sonnen – der Kan­

ton muss die Qualität auch im freien Notariat sichern.

Ist es nicht irreführend, dass die kantonalen

Anforderungen an Urkundspersonen so unter­

schiedlich sind?

Das ist gelebter Föderalismus. Wir müssen im Kanton

Bern dafür sorgen, dass wir die Latte auch in Zukunft

hoch legen.

Der Grosse Rat hat der Regierung 2015 den Auf­

trag gegeben, die unternehmerische Freiheit der

Notariate zu stärken und die Gebührenordnung

nachvollziehbar zu gestalten. In welche Richtung

geht es nun?

Wir liessen einen Grundlagenbericht erarbeiten. Nun

muss der Regierungsrat die Grundsatzdiskussion

führen. Wenn wir im Sommer 2018 starten können,

wird die Vorlage 2020/2021 in Kraft gesetzt. Wir wollen

aufgrund von Fakten entscheiden und uns nicht von

Imagefragen oder einer allfälligen Neidkultur leiten

lassen. Es ist ja beispielsweise nicht so, dass eine

Notarin, ein Notar die Handänderungssteuer, die im

Auftrag des Kantons eingezogen wird, in der eigenen

Tasche behält. Es überrascht mich, dass die Linke den

Sozialtarif angegriffen hat.

Erwarten Sie Widerstand im Grossen Rat gegen

die Revision des Notariatsgesetzes?

Ich kann mir vorstellen, dass die Entschädigungen

diskutiert werden. Andererseits wird man den Nota­

riaten mehr Freiheiten gewähren wollen, etwa bei der

Rechtsform ihrer Unternehmen. Die jährliche Prüfung

der Notariate – Revision genannt – wird heutigen

Ansprüchen genügen müssen. Alle Notarinnen und

Notare sind Botschafter und eingeladen, Bevölkerung

und Politiker über ihre Tätigkeit und Bedeutung zu

informieren.

Ist die schweizweite Freizügigkeit auch ein Thema?

Möglicherweise werden wir Bundesvorstösse in den

Prozess einbauen – falls von da etwas Konkretes

kommt.

Wie will der Regierungsrat die Rechtssicherheit

im Urkundsbereich auf dem Land gewährleisten?

Notarinnen und Notare bearbeiten oft Fragen, die «ads

Läbige göh». Sie gehören mit ihrem Grundwissen zu

den Vertrauenspersonen in den Dörfern. Es ist kein

gutes Modell, sich nur noch auf Städte und Agglome­

rationen zu konzentrieren.

Nach der Wiederwahl wechseln Sie nun Direk­

tion. Welche Botschaft geben Sie den bernischen

Notaren mit?

Werdet politischer! Wer nicht politisiert, mit dem wird

politisiert. Es braucht mehr Notarinnen und Notare, die

sich auf verschiedenen Stufen engagieren.

15

«Wir wohnen mit unserer Tochter im Elternhaus von

Thomas. Unser Notar erklärte uns alle juristischen

Fragen rund um die Übertragung des Eigentums.

Eine massgeschneiderte und zukunftsorientierte

Beratung war uns wichtig, denn diese kann böse

finanzielle Überraschungen verhindern.»

Tiziana und Thomas Hämmerli, Vinelz

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16 Verband bernischer Notare – Jahresbroschüre 2018/2019

Verband bernischer Notare

Geschäftsstelle

Zieglerstrasse 29

3007 Bern

Tel. 031 387 37 37

[email protected]

www.bernernotar.ch