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Jahresbericht 2011

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Jahresbericht 2011 der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus

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Inhaltsverzeichnis

1. Kuratorium und Vorstand 4

2. Bewahrung des Deutschen Kulturerbes des Ostens und Verständigung mit den Nachbarn 5

2.1 Vortragsreihe: Die Deportation der Russlanddeutschen: 5 Voraussetzungen und Folgen 52.2 Vorträge zu Einzelthemen 72.3 Lesungen/Literarische Veranstaltungen 122.4 Theateraufführungen und Konzerte 132.5 Ausstellungen 152.6 Kinemathek 162.7 Aussiedleraktivitäten 162.7.1 Kultur- und Begegnungsabend 162.7.2 Information und Beratung 162.8 Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Museen, Heimatstuben und Sammlungen in Nordrhein-Westfalen 17

3. Schul- und Hochschulzusammenarbeit 17

3.1 Projekte für den Unterricht an Schulen 173.2 Schülerinnen und Schüler der Käthe-Kollwitz-Realschule bei ihren Recherchen in der Bibliothek der Stiftung 183.3 Projekt „Wunderjahre“ in der Stiftung 183.4 Bildungsreisen für Schüler und Lehrer 183.5 Wanderausstellungen für die Bildungsarbeit 193.6 Projekttag für Schüler in Stauchitz mit „Eduard von Simson“ 193.7 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 19

4. Bibliothek & Artothek 20

4.1 Laufender Betrieb der Bibliothek 204.2 Bibliothek in Zahlen 22

5. Hausverwaltung 23

6. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 26

6.1 Veränderte Außendarstellung 266.2 Pressearbeit 266.3 Internet und „Social Media Marketing“ 26

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Jahresbericht der StiftungGerhart-Hauptmann-Haus 2011

Bismarckstr. 9040210 Düsseldorf

Tel. 0211 - 16 99 1 - 0Fax 0211 - 35 31 18Mail: [email protected]: www.g-h-h.de

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1. Kuratorium und Vorstand

Vorstand:

Helmut Harbich

Andreas Bialas MdL

Anne Kalender-Sander

Vorsitzender des Kuratoriums:

Reinhard Grätz

Stellvertreter des Vorsitzenden:

Rüdiger Goldmann

Mitglieder: Stellvertretende Mitglieder:

Johannes Lierenfeld Beate Möllers

Bernhard von Grünberg MdL Josef Neumann MdL

Bodo Löttgen MdL Klaus Voussem MdL

Oliver Keymis MdL Monika Düker MdL

Dr. Stefan Romberg MdL Angela Freimuth MdL

Bärbel Beuermann MdL Hamide Akbayir MdL

Zülfiye Kaykin Marina Gräfin zu Dohna

Hans-Günther Parplies Roswitha Möller

Dr. Alexander Morasch Franz Heinz

Kirchenrat Rafael Nikodemus Pfarrer Edgar Ludwig Born

Großdechant Prälat Franz Jung Herbert Gröger

Reinhard Grätz Barbara Schoch

Dr. Joachim Sobotta z. Zt. unbesetzt

Rüdiger Goldmann Dr. Ute Reichert-Flögel

Dr. Petra Winkelmann Marianne Schirge

Kuratorium

Das Kuratorium der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus trat unter Vorsitz von Herrn Reinhard Grätz zu den in der Satzung vorgegebenen Sitzungen im Frühjahr und im Herbst 2011 zusammen. Personelle Änderun-gen hinsichtlich der Zusammensetzung des Kuratoriums erfolgten im Berichtsjahr nicht.

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2. Bewahrung des Deutschen Kulturerbes des Ostens und Verständigung mit den Nachbarn

Auch im Programmjahr 2011 lag ein Schwerpunkt der Stiftungstätigkeit auf öffentlichen Vorträgen renom-mierter Expertinnen und Experten zu einschlägigen Themen. Besonderen Stellenwert hatte dabei die sich über das ganze Jahr erstreckende Vortragsreihe, deren Anlass der 70. Jahrestag des Beginns der Deporta-tion der Deutschen in der damaligen Sowjetunion 1941 war. Diese fand in Zusammenarbeit mit der Lands-mannschaft der Deutschen aus Russland, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, und der Vereinigung zur In-tegration der russlanddeutschen Aussiedler (Vira e. V., Düsseldorf) statt.

2.1 Vortragsreihe: Die Deportation der Russlanddeutschen: Voraussetzungen und Folgen

Die brutale Vernichtung der über mehrere Jahrhunderte hinweg gewachsenen Siedlungsgebiete der Deut-schen in Russland durch das stalinistische Regime in der Sowjetunion seit dem Sommer 1941 ist das schlechthin zentrale, bis heute nachwirkende Ereignis in der Geschichte dieser Bevölkerungsgruppe im 20. Jahrhundert. Ohne die rigorose, ungezählte Opfer fordernde Deportation des größten Teils der deutschspra-chigen Bevölkerung in der Sowjetunion aus ihren Heimatgebieten nach Sibirien und Kasachstan, welche von Diktator Josef Stalin und seinen Helfern infolge des deutschen Angriffs auf die UdSSR im Juni 1941 ver-anlasst wurde, sind Eigenart und tiefsit-zende Prägung der heute in großer Zahl auch in Nordrhein-Westfalen lebenden Deutschen aus Russland schwerlich verständlich. Sie, beziehungsweise ihre Vorfahren, waren Opfer von Vertreibung und Heimatverlust längst bevor der Un-tergang der historischen Ostgebiete des Deutschen Reiches am Ende des Zweiten Weltkrieges einsetzte. Im Unterschied zu den Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen, die zumindest in der jungen Bundesrepu-blik Deutschland rechtliche Gleichstellung und (begrenzte) materielle Förderung erfuhren, unterlagen die verbliebenen Deutschen in der Sowjetunion noch lange nach 1945 einer schwerwiegenden Diskriminierung und Benachteiligung in fast allen Belangen des Lebens. Weitreichender Verlust deutscher Sprachkennt-nisse durch das Verbot, die eigene Muttersprache zu pflegen, und der Ausschluss von höherer Bildung sei-tens der sowjetischen Behörden haben die Voraussetzungen bestimmt, mit denen sehr viele russlanddeut-sche (Spät-)Aussiedler nach Deutschland gekommen sind.

Das Konzept der Vortragsreihe war darauf ausgelegt, die Deportation von 1941 in einen weitgespannten historischen Kontext zu stellen. Dementsprechend sollte ihre Vorgeschichte ebenso behandelt werden wie die wichtigsten Nachwirkungen.

Im Einzelnen fanden folgende Vorträge statt:

• Von Katharina der Großen bis zum Ersten Weltkrieg: Die Deutschen in Russland von 1763 bis 1914 (26. Januar 2011)

• Von Nikolaus II. zu Stalin: Die Deutschen in Russland zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg 1914-1941 (05. April 2011)

Mit dem berühmten Einladungsmanifest der (aus Deutschland stammenden) Zarin Katharina II. („der Gro-ßen“) von 1763 begann die Bildung zunächst mit weitgehenden Autonomierechten ausgestatteter deutsch-sprachiger Siedlungsgebiete im damaligen Zarenreich. Deren Entwicklung bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges zeichnete der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Hans Hecker (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) nach. Prof. Hecker, langjähriger Lehrstuhlinhaber für osteuropäische Geschichte in Düssel-dorf und ausgewiesener Experte, konnte insbesondere die unterschiedlichen Konjunkturen aufzeigen, die es in der Behandlung der Russlanddeutschen seitens der staatlichen Instanzen in den etwa 150 Jahren seit Ergehen des Einladungsmanifestes gegeben hat. Schon in dieser Phase wirkten, so die Quintessenz des Vortrages, die politischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland auf den Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe direkt oder indirekt zurück.

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Noch deutlicher wurde dies in der Epoche der beiden Weltkriege, welche im Mittelpunkt des zweiten Vor-trags von Prof. Hecker stand. Schon nach Beginn des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 gingen die Ver-antwortlichen des Zarenreiches mit Zwangsumsiedlungen gegen Teile der russlanddeutschen Bevölkerung vor. Nach dem Untergang der Zarenherrschaft und der Installierung der Herrschaft der Bolschewiki unter Wladimir I. Lenin (1917/18) kam es zwar zunächst zur Bildung der autonomen deutschsprachigen Wolga-republik. Gleichwohl blieben die Deutschen, die jetzt zu Sowjetbürgern wurden, wie andere Bevölkerungs-gruppen auch, ständig dem Agieren des Repressionsapparates der Diktatur ausgesetzt. Insbesondere nach dem Aufstieg Stalins zum Alleinherrscher seit Ende der 1920er Jahre gab es Verfolgungswellen, die auch die Deutschen in der UdSSR und ihre Siedlungsgebiete nicht aussparten.

• Vernichtungskrieg ist nicht gleich Vernichtungskrieg: Die deutsche Kriegführung gegen Polen und gegen die Sowjetunion 1939/1941 (02. März 2011)

Der unmittelbare Anlass zur Deportation der Deutschen in der Sowjetunion bestand in dem von Hitler be-fohlenen Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Art und Weise von de-ren Durchführung, insbesondere aber auch der weitere Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe sind je-doch nicht zu trennen von der deutschen Kriegführung auf sowjetischem Territorium seit dem Beginn des „Unternehmens Barbarossa“. Nicht zuletzt das in vieler Beziehung völkerrechtswidrige Verhalten deutscher Kräfte gegenüber der sowjetischen Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten wirkte langfristig prägend. Mit Prof. Dr. Jürgen Förster (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.) konnte ein herausragend ausgewiesener Fachmann für dieses schwierige Thema gewonnen werden. Prof. Förster, der sich in lang-jähriger einschlägiger Forschungsarbeit nicht zuletzt als Militärhistoriker einen Namen gemacht hat, hielt nicht nur einen hochkonzentrierten Vortrag, sondern war auch in der anschließenden, teils sehr kontrovers geführten Diskussion mit dem Publikum ein souveräner Referent.

• Die Deutschen in der Sowjetunion zwischen Zweitem Weltkrieg und dem Ende der Stalin-Ära 1941-1956 (25. Mai 2011)

• Von der „Entstalinisierung“ zum Massenexodus: Die Geschichte der Deutschen in der Sowjetunion/in Russland seit 1956 (06. Juli 2011)

Ähnlich wie im Falle von Prof. Hecker konnte mit Dr. Alfred Eisfeld (Institut für Geschichte und Kul-tur der Deutschen in Nordosteuropa an der Universität Hamburg – Nord-Ost-Institut, Sitz Lü-neburg) ein herausragender Kenner der Materie für zwei Vorträge gewonnen werden, um die Geschichte der Deutschen in Russland bis hin zur Gegenwart abzurunden. Dr. Eisfeld widmete sich zunächst dem ei-gentlichen Deportationsvorgang seit 1941, dessen Verlauf und den Folgen im näheren zeitlichen Umfeld. Der Tod Josef Stalins im März 1953 und der sich unmittelbar anschließende politische Umbruch in der So-wjetunion stellten auch für die Deutschen in der Sowjetunion eine Zäsur dar. Einerseits wurde seither ein Teil der diskriminierenden Maßnahmen gegen die nach Kasachstan und Sibirien vertriebenen Deutschland aufgehoben, andererseits kam schrittweise der Prozess der massenhaften Ausreise aus der Sowjetunion und der Umsiedlung in die Bundesrepublik Deutschland in Gang. Der Referent skizzierte auch diesen Exodus und die Bedingungen der Aufnahme in der westdeutschen Gesell-schaft. Damit wurde der historische Teil der Vortragsreihe mit Themen der gegenwärti-gen (Integrations-)Politik verknüpft.

Folgerichtig fand im Gerhart-Hauptmann-Haus am 17. September 2011 auch die zen-trale Gedenkveranstaltung für die Op-fer der Deportation von 1941 statt. Kein Land in der Bundesrepublik hat mehr russ-landdeutsche (Spät-)Aussiedler aufgenom-men als Nordrhein-Westfalen. Dementspre-chend lud der Landesbeirat für Flüchtlings-, Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Landesgruppe

Ministerin für Bundesratsangelegenheiten, Europa und Me-dien, Frau Dr. Angelika Schwall-Düren.

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Nordrhein-Westfalen, und Vira e. V. sowie der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus zu eben dieser Gedenk-veranstaltung ein. In deren Mittelpunkt stand die Ansprache der Ministerin für Bundesratsangelegenhei-ten, Europa und Medien, Frau Dr. Angelika Schwall-Düren. Sie stellte ihrerseits den Zusammenhang zwischen der historischen Entwicklung und der aktuellen Situation der Bevölkerungsgruppe mit russland-deutschen Wurzeln her.

• Gegen ein falsches Bild der Deutschen aus Russland (04. Oktober 2011)

Nachdem bereits mit der letzten historischen Vortragsveranstaltung von Dr. Eisfeld und mit der Gedenkver-anstaltung am 17. September der Gegenwartsbezug hergestellt werden konnte, war die letzte Veranstal-tung der Reihe ganz auf die aktuelle Situation der Deutschen aus Russland beziehungsweise ihrer Nach-kommen in Deutschland ausgerichtet. Der Stiftung wurde in diesem Zusammenhang die Ehre zuteil, dass Herr Staatsekretär Dr. Christoph Bergner dem Haus einen Besuch abstattete. Herr Dr. Bergner wurde nach einer langen wissenschaftlichen und politischen Karriere Anfang 2006 zum Staatsekretär im Bundes-innenministerium und Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten berufen. Seither fungiert er als stets gesprächsbereiter Ansprechpartner nicht zuletzt für die Deutschen aus Russland. In seinem einleitenden Referat zeigt Staatssekretär Dr. Bergner, wie genau er die Problemlagen – aber auch Leistungen – im Leben der (Spät-)Aussiedler kennt. Eine lebhafte Diskussion schloss sich an.

Die Publikumsresonanz war im Verlauf der Vortragsreihe zumeist gut bis sehr gut. Zuweilen wäre noch eine verstärkte Präsenz aus den Reihen der Mitbürgerinnen und Mitbürger mit russlanddeutschem Hintergrund wünschenswert gewesen. Gegenüber zahlreichen anderen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat die Reihe gewiss dazu beigetragen, Defizite im Kenntnisstand zu dieser Bevölkerungsgruppe zu min-dern und somit deren weitere Integration zu befördern.

2.2 Vorträge zu Einzelthemen

• 1945 – und immer noch kein Ende. Kriegskinder, Kriegsenkel, Kriegstraumata (18. Januar 2011)

Die erste Vortragsveranstaltung des Jahres 2011 knüpfte an eine der letzten Veranstaltungen im Jahr 2010 an: Am 01. Oktober hatte Prof. Dr. Michael Ermann (Ludwig-Maximilians-Universität München) die Ergeb-nisse eines Forschungsprojektes zu psychischen Spätfolgen von Kriegskindheiten vorgestellt. Die Journalis-tin und Publizistin Anne-Ev Ustorf (Hamburg) hat sich ihrerseits mit den langfristigen Folgen von im Kin-desalter durch Kriegserlebnisse erlittenen Traumata auseinandergesetzt. Das Augenmerk von Frau Ustorf, die auch ein einschlägiges Buch veröffentlicht hat, lag dabei auf der generationenübergreifenden Wirkung solcher Prägungen. Sie sieht auch noch die Enkel der „Kriegskinder“ beeinflusst durch die Prägungen der Großelterngeneration. Wie schon im Falle des Vortrages von Prof. Ermann meldeten sich im Anschluss zahl-reiche persönlich Betroffene zu Wort und diskutierten engagiert mit der Referentin.

Das Thema „Kriegskindheit“ wird auch im Jahr 2012 wieder aufgegriffen. In Zusammenarbeit mit der Pfar-rerin und Psychotherapeutin Doris Taschner wird im Gerhart-Hauptmann-Haus erstmals eine entspre-chende Gesprächsgruppe angeboten.

• Die Zukunft der Erinnerung. Flucht und Vertreibung in der öffentlichen Erinnerung in Deutschland (23. Februar 2011)

Der öffentliche Umgang mit dem Thema Flucht und Vertreibung aus dem historischen deutschen Osten war seit dem historischen Geschehen selbst bemerkenswerten Konjunkturen und Wandlungen unterwor-fen. Diese spiegeln zugleich Inhalt und Wirkung der staatlichen Erinnerungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland wider. Prof. Dr. Hermann Schäfer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., ehem. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland) sprach darüber. Ein Referent, dem das Thema sowohl als Wissenschaftler wie auch als Akteur seit Jahrzehnten vertraut ist. Prof. Schäfer war nach sei-ner wissenschaftlichen Karriere an der Universität Freiburg i. Br. seit 1987 Gründungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2006 hat er das bedeutendste zeitgeschichtliche Museum in Deutschland maßgeblich konzeptionell entwickelt und aufgebaut. Im Anschluss daran war Prof. Schäfer in führender Position beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien beschäftigt.

Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Schäfer wurde die im Jahr 2010 fertig gestellte Lehrerhandreichung

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Flucht und Vertreibung für die nordrhein-westfälischen Schulen, zu deren Entstehung die Stiftung wesent-lich beigetragen hat, offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Lehrerhandreichung ist nach wie vor erhält-lich bei der nordrhein-westfälischen Landeszentrale für politische Bildung (www.politische-bildung.nrw.de).

• Um Oberschlesiens Zukunft – Die Volksabstimmung vor 90 Jahren (23. März 2011)

Der Erste Weltkrieg hatte auch für die damaligen deutschen Ostprovinzen einschneidende Konsequenzen. Sie waren zwar vom unmittelbaren Kriegsgeschehen weitgehend verschont geblieben (mit Ausnahme von Teilen Ostpreußens), die von den Siegermächten mit dem Vertrag von Versailles dem Deutschen Reich auf-erlegten Territorialverluste betrafen jedoch auch sie. Nicht zuletzt die Provinz Schlesien beziehungsweise deren hochindustrialisierter, oberschlesischer Teil stand im Fokus eines umstrittenen Teilungsvorhabens im Zusammenhang mit der ebenfalls aus dem Ersten Weltkrieg hervorgehenden Wiedergründung eines eigenständigen polnischen Staates. Um die von den Siegermächten festgesetzte Volksabstimmung über die künftige Zugehörigkeit des größten Teils von Oberschlesien am 21. März 1921 entspann sich ein län-gere Zeit andauernder, teilweise gewaltsam ausgetragener Konflikt, der noch heute große Bedeutung in der deutschen und der polnischen Erinnerungskultur hat.

Der Referent des Abends, Dr. Guido Hitze (Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-West-falen), ist ein beschlagener Kenner der Zeitgeschichte Oberschlesiens und konnte dem interessierten Pu-blikum auch die neuesten wissenschaftlichen Forschungen zum Thema vorstellen.

• Die eiserne Marie. Die Geschichte des Wolfkindes Liesabeth Otto (19. Mai 2011)

Der Zweite Weltkrieg machte viele Kinder zu Waisen oder trennte sie zeitweilig oder für immer von ihren El-tern. Dieses schwere Schicksal erlitten auch die sogenannten „Wolfskinder“ in Ostpreußen. Schätzungen gehen davon aus, dass 1948 ca. 5.000 deutsche Kinder und Jugendliche ohne Eltern lebten und für sich selbst sorgen mussten. Viele dieser Kinder gingen ins ländliche Litauen, wo sie mit Arbeit bei Bauern, Bet-telei oder Diebstahl ihr Überleben sicherten. Die Autorin und Filmemacherin Ingeborg Jacobs lernte 1994 auf einer Reise im Gebiet Kaliningrad das ehemalige Wolfskind Liesabeth Otto kennen. Deren Schicksal und späteren Lebensweg zeichnet sie in ihrem Buch „Wolfskind“ und dem Dokumentarfilm „Irgendwo ge-bettelt, irgendwo geklaut“ nach. Film und Buch, die bei der Veranstaltung vorgestellt wurden, lösten unter den Zuschauern tiefe Betroffenheit aus; die bewegten Fragen an die Autorin zeigten, wie wichtig eine per-sönliche Auseinandersetzung mit diesen Kinderschicksalen ist.

• Nichts über den Kaiser. Zum 70. Todestag Wilhelms II. (09. Juni 2011)

Gelegentlich sind Veranstaltungen vom Pech verfolgt: Der vorgesehene Referent, Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll (TU Chemnitz) musste krankheitsbedingt absagen. Der dann gefundene Ersatzreferent fiel am Abend vor der Veranstaltung durch einen Todesfall im Familienkreis ebenfalls aus.

Eine kritische Würdigung verdient der vor 70 Jahren verstorbene Wilhelm II., von 1888 bis zur erzwunge-nen Abdankung am 9. November 1918 als letzter deutscher Kaiser und König von Preußen amtierende Ho-henzoller jedoch allemal. Denn der Vielgescholtene, oft in der Öffentlichkeit durch unbedachte Äußerun-gen auffallende Monarch ist bei aller berechtigten Kritik natürlich immer noch als zentrale Gestalt in der Geschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu betrachten. Dank eigener einschlägiger For-schungs- und Lehrtätigkeit wagte es PD Dr. Winfrid Halder sehr kurzfristig als Ersatz für den Ersatzrefe-renten einzuspringen. Die Veranstaltung konnte also vor einem beträchtlichen und sehr interessierten Pu-blikum dennoch stattfinden.

• Die Vertreibung im deutschen Erinnern. Legenden, Mythos, Geschichte (29. Juni 2011)

Dass ein streitbares Wissenschaftlerpaar wie Frau Dr. Eva Hahn und Herr Prof. Dr. Hans-Henning Hahn (Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg) sich nicht scheut, pointierte Wertungen engagiert zu vertreten, war Kennern der Materie schon vorab klar. In ihrem an diesem Abend vorgestellten, im äuße-ren wie inhaltlichen Sinn gewichtigen Werk „Die Vertreibung im deutschen Erinnern. Legenden, Mythos, Geschichte“ (Paderborn 2010) tun sie dies mit Nachdruck. Die Diskussion mit Teilen des Publikums fiel er-wartungsgemäß kontrovers aus – das machte die Veranstaltung zugleich besonders spannend.

• Doppelleben. Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen das NS-Regime (05. Juli 2011)

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Frau Dr. Antje Vollmer (Berlin) ist den meisten Menschen wahrscheinlich zunächst durch ihre politische Tätigkeit bekannt. Die promovierte evangelische Theologin gehörte seit 1983 für Die Grünen dem Deut-schen Bundestag an, 1994 wurde sie zur ersten von dieser Partei gestellten Bundestagsvizepräsidentin gewählt. Dieses Amt hat sie bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Parlament (2005) innegehabt. Seither ist Antje Vollmer nicht zuletzt als Autorin hervorgetreten. An diesem Abend hat sie vor einem sehr großen Pu-blikum ihr Buch über das Ehepaar Lehndorff vorgestellt. Heinrich von Lehndorff, aus einer ostpreußischen Gutsbesitzerfamilie stammend, hat sein Engagement im Widerstand gegen das NS-Regime mit dem Le-ben bezahlt. Seine Frau Gottliebe hat die politische Haltung ihres Mannes voll mitgetragen, wurde verhaf-tet und von ihren vier kleinen Kindern getrennt. Das ergreifende und respektgebietende Schicksal der bei-den hat Antje Vollmer zu einem historisch exakt gearbeiteten, lebendigen Porträt inspiriert.

Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Düsseldorf und der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf statt.

• In Waldkraiburg und anderswo – Vertriebenensiedlungen in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Stück deutscher Zeitgeschichte

Öffentliche historische Tagung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (Ber-lin) und dem Haus des Deutschen Ostens (München), Waldkraiburg (9. September 2011)

Waldkraiburg ist, wie etliche andere Kommunen in der Bundesrepublik Deutschland auch, eine Kommune, die ihre Entstehung in der unmittelbaren Nachkriegszeit der Flucht und der Vertreibung aus dem histori-schen deutschen Osten verdankt. Unter Nutzung der Liegenschaften eines größeren Rüstungsbetriebs wurden hier in der dramatischen Wohnraumnot dieser Zeit Menschen zunächst notdürftig untergebracht, die sehr oft aus dem Sudetenland, Schlesien oder anderen Vertreibungsgebieten kamen. Daraus entwi-ckelte sich eine Stadt eigenen Charakters, mit einer besonderen kulturellen, aber auch einer spezifischen politischen Landschaft. Die Geschichte Waldkraiburgs und vergleichbarer Städte ist allerdings noch weit-gehend ungeschrieben, vergleichende Studien fehlen noch völlig. Diese Feststellung war Ausgangspunkt der öffentlichen wissenschaftlichen Tagung, welche die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (Berlin), das Haus des Deutschen Ostens (München) und die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus gemeinsam durch-geführt haben. Ihr Zweck war es, zunächst Bilanz über den vorhandenen Kenntnisstand zu ziehen, zugleich aber den Anstoß zu weiteren Forschungen zu geben. Redner waren im einzelnen: Siegfried Klika, 1. Bür-germeister von Waldkraiburg und Mitglied der kommunalen Arbeitsgemeinschaft der bayrischen Vertriebe-nengemeinden, Stephan Mayer, MdB und Stiftungsrat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Prof. Dr. Manfred Kittel (Direktor der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin), Barbara Würnstl (Dokto-randin an der Universität Leipzig): „Rüstungswerke zu neuen Städten: Die bayrischen Vertriebenengemein-den im Spiegel der (Stadt-)Planungstheorien des 20. Jahrhunderts“, Daniel Schönwald (Doktorand an der Ludwig-Maximilians-Universität München): „Auffälligkeiten im Parteiensystem der bayerischen Flüchtlings-gemeinden und die besondere Rolle des BHE“, Bastian Vergnon (Doktorand an der Universität Regens-burg): „Die Rolle der SPD in den Vertriebenengemeinden“, Dr. Ortfried Kotzian (Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, München): „Von Bubenreuth bis Waldkraiburg – die bayrischen Vertriebenengemein-den in der Forschung“, PD Dr. Winfrid Halder (Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf): „Drabenderhöhe-Espelkamp-Unna-Massen – geschichtslose Orte in Nordrhein-Westfalen?“

Die Veranstaltung bot nicht nur dem zahlreichen Publikum eine Fülle von Informationen und Anregungen, sondern stärkte auch die Kooperation zwischen der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und den genann-ten Partnereinrichtungen in München und Berlin.

• Jan Karski – Mein Bericht an die Welt. Ein Buch und seine Geschichte (13. September 2011)

Jan Karski (1914-2000), polnischer Offizier und Widerstandskämpfer, hat erst sehr spät eine angemessene Würdigung erfahren. Der seit 1944 als Emigrant in den USA lebende Karski wurde erst nach dem Zusam-menbruch des Ostblocks in seiner polnischen Heimat hinlänglich gewürdigt. In Deutschland hat es bis 2010 gedauert, bis Karskis in den USA bereits 1944 veröffentlichter Bericht über den Kampf gegen das deut-sche Besatzungsregime in Polen in deutscher Sprache herauskam. Karski war auch einer der ersten Au-genzeugen, die den damaligen Kriegsgegnern Hitler-Deutschlands im Westen ausführlich Bericht erstat-teten über den im Gang befindlichen Massenmord an den europäischen Juden. Karski hat mehrfach unter Einsatz seines Lebens Informationen aus dem Machtbereich der NS-Diktatur herausgeschmuggelt. Als es ihm 1944 nach Überwindung größter Schwierigkeiten und Gefahren gelang nach Großbritannien und dann

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in die USA zu gelangen, hat er beiden Regierungen Bericht erstattet. Karski hat seine Erlebnisse in einem Buch zusammengefasst, das einen wesentlichen Beitrag nicht zuletzt zur deutsch-polnischen Geschichte in ihrer dunkelsten Phase darstellt.

Pierre Siegenthaler (Schauspielhaus Düsseldorf) las ausgewählte Passagen aus Jan Karskis Buch. Moderiert von Angela Gutzeit (Freie Journalistin, u. a. für den Deutschlandfunk) referierten und dis-kutierten Prof. Jerzy Halberstadt (Warschau) und Prof. Dr. Wolfgang Benz (TU Berlin, ehem. Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung). Beide sind führende Kenner der deutschen bzw. polni-schen Zeitgeschichte, Experten insbesondere für die Geschichte des Antisemitismus und des Holocaust.

Die Veranstaltung fand statt in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Düsseldorf und Müller & Böhm Literaturhandlung im Heine-Haus (Düsseldorf).

• Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Geschichtsbetrachtung – Das Collegium Bohemicum in Aussig/Usti nad Labem (15. September 2011)

Geschichtsbilder und Erinnerungskultur sind immer auch politische Themen – zumal dann, wenn es zwi-schen den jeweiligen historischen Leitvorstellungen unterschiedlicher (Nachbar-)Länder über die wechsel-seitigen Beziehungen erhebliche Unterschiede gibt. Diese sind dann naturgemäß Gegenstand von Kontro-versen, oft ausgetragen von Experten, zuweilen aber auch in den jeweiligen Medien gegenüber einer breiten Öffentlichkeit. Für die Unterschiede in der (zeit)geschichtlichen Erinnerung zwischen Tschechen und Deut-schen gilt das allemal. Allerdings sind die wechselseitigen Leitbilder in jüngerer Zeit in erfreulicher Art und Weise in Bewegung geraten – aufeinander zu und nicht voneinander weg. Dies wurde an dem höchst auf-schlussreichen Abend mit Mgr. Blanka Muralova und Mgr. Jan Sicha deutlich. Frau Muralova, die Leite-rin des im Aufbau befindlichen Collegium Bohemicum im böhmischen Aussig/Usti nad Labem, und ihr Kol-lege Jan Sicha haben die dem künftigen Museum zugrundeliegende Konzeption vorgestellt. Breiten Raum soll darin auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit der sich über viele Jahrhunderte erstreckenden Geschichte der Deutschen in Böhmen einnehmen – bis hin zum immer noch schwierigen Thema der Ver-treibung seit 1945. Das interessierte Publikum war besonders angetan von der Unvoreingenommenheit und großen Sachkenntnis der jungen tschechischen Wissenschaftlerin und ihres Mitarbeiters. Vom Collegium Bohemicum, dessen Eröffnung derzeit noch nicht feststeht, ist zu erwarten, dass es in Zukunft als ein Mei-lenstein in einer gemeinsamen tschechisch-deutschen Geschichtsbetrachtung fungieren wird.

• Ein Mann aller Jahrhunderte – Viel Neues über Nikolaus Kopernikus (6. Oktober 2011)

Vielleicht hat er nicht nach den Sternen gegriffen, aber hartnäckig ausgeschaut nach ihnen hat er in jedem Falle. Dabei war die Astronomie nur eine der Beschäftigungen im arbeitsreichen Leben des Nikolaus Ko-pernikus, Domherr zu Frauenburg in Ostpreußen (1473-1543). Das von Kopernikus entwickelte Weltbild, die von ihm richtig erkannte Ordnung der Gestirne in unserem Sonnensystem haben ihn zu einem der be-deutendsten naturwissenschaftlichen (Vor-)Denker des Abendlandes gemacht. Weil Kopernikus und sein Werk eben zum abendländischen Erbe gehören, ist der früher breit ausgetragene Streit, ob der Mann nun „Deutscher“ oder „Pole“ auch längst müßig. In letzter Zeit ist es jedenfalls polnischen Wissenschaftlern zu verdanken, dass wir endlich sicher wissen, dass und wo genau Kopernikus im Dom zu Frauenburg, dem Ort seines langjährigen Wirkens bestattet worden ist. Der Historiker Dr. Jerzy Sikorski (Olsztyn/Allen-stein) hat mit seinen Forschungen wesentlich dazu beigetragen, dass das Grab des Kopernikus 2009 im Dom gefunden und das darin befindliche Skelett auch mit modernsten wissenschaftlichen Methoden iden-tifiziert werden konnte. Gemeinsam mit Direktor Janusz Cygański (Muzeum Warmii i Mazur in Olsz-tyn/Allenstein) hat Dr. Sikorski über die spannende Suche nach den sterblichen Überresten des Koper-nikus und über deren feierliche Neu-Bestattung unter einem modernen Grabmonument im Frauenburger Dom berichtet.

Im Anschluss daran erläuterte der aus Ostpreußen stammende bekannte Organist und Komponist, Prof. Oskar Gottlieb Blarr (Düsseldorf) dem Publikum Entstehung und Inhalt seiner neugeschaffenen Koper-nikus-Sinfonie, welche am folgenden Tag in der Tonhalle Düsseldorf uraufgeführt wurde.

Kooperationspartner der Veranstaltung war das Polnische Institut Düsseldorf.

• „An den Rand geschrieben“ – Rumäniendeutsche Schriftsteller im Fadenkreuz der Securitate (18. Oktober 2011)

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Als Hertha Müller im Jahre 2009 den Literaturnobelpreis erhielt, wurde die Aufmerksamkeit der weltweit Literaturinteressierten auf die Autorinnen und Autoren rumäniendeutscher Herkunft gelenkt. Am Beispiel Hertha Müllers wurde deutlich, wie tief und wie perfide der Staatssicherheitsdienst der sich sozialistisch nennenden Ceaucesşcu-Diktatur, die „Securitate“, in das Leben auch dieser zahlenmäßig kleinen Intellek-tuellenschar eingegriffen hat. Hertha Müller war beileibe nicht die einzige, die bis in ihr engstes persönli-ches Umfeld hinein betroffen war. Helmuth Frauendorfer (Stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen) hat in jungen Jahren, ganz am Anfang seines eigenen Wer-degangs als deutschsprachiger Autor in Rumänien, die Methoden der Securitate am eigenen Leib zu spü-ren bekommen. Mit bemerkenswerter Sachlichkeit und Distanziertheit hat er sich dem Thema in jüngster Zeit als Dokumentarfilmer gestellt. Entstanden ist dabei eine beklemmende Darstellung von Verfolgung und Zerstörung individueller Künstlerbiographien. Helmuth Frauendorfer hat den von ihm selbst konzipierten und hergestellten Dokumentarfilm „An den Rand geschrieben“, in dem neben Hertha Müller auch zahlreiche an-dere Betroffene zu Wort kommen, vorgestellt und anschließend mit dem Publikum diskutiert.

• Die Memel – Kulturgeschichte eines europäischen Flusses (24. Oktober 2011)

Die Memel ist den meisten Deutschen nur aus der ersten Strophe des Deutschlandlieds bekannt. Dabei steht der der Fluss für das frühere Zusammenleben von Deutschen und Litauern, Polen und Weißrussen, Russen und Juden und hat mit seiner multikulturellen Vergangenheit weite Teile Europas bis in unsere Zeit geprägt. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek - Information hat viele Gesich-ter“, die in diesem Jahr das Motto „Schätze“ hatte, präsentierte der Journalist, Autor und Filmemacher Uwe Rada mit seinem Buch „Die Memel“ diesen weit entfernten, unbekannten Erinnerungsort, eben einen un-entdeckten Schatz.

• „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Der Bau der Berliner Mauer vor 50 Jahren (17. November 2011)

Walter Ulbrichts ebenso berühmter wie verlogener Satz auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin am 15. Juni 1961 gab der Veranstaltung das Motto. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an den Bau der „Mauer“ in Ber-lin, welcher den Beginn einer dann mehr als ein Vierteljahrhundert andauernden Etappe der deutschen Tei-lung markiert. Die Verantwortlichen der SED-Diktatur zogen (natürlich nicht ohne Rückendeckung seitens der Sowjetunion) die Notbremse gegen die anders als mit Gewalt und Einmauerung der eigenen Bevölke-rung nicht zu stoppende Massenflucht aus der DDR. Und Ulbricht wusste von entsprechenden Planungen längst vor der genannten Pressekonferenz, ja er war einer der Hauptverantwortlichen dafür (neben etwa Erich Honecker). Die neuerdings von ihm mit Hilfe lange Zeit unzugänglicher Archivmaterialien erforschte Entstehungsgeschichte der „Mauer“ stand im Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Manfred Wilke. Prof. Wilke, bis zu seiner Emeritierung 2006 Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin und seit 1992 einer der beiden Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU Berlin, ist einer der besten Kenner der Geschichte der DDR und des Kalten Krieges. Er konnte in seinem Vortrag die enge Verwobenheit des Vorgehens der SED-Führung mit den Vorgaben der kommunistischen Machthaber in Moskau eingehend darstellen.

• Deutsche und Tschechen heute (19. November 2011)

Er sitzt im wörtlichen Sinne „mittendrin“ in der Tschechischen Republik, nämlich in Prag. Peter Barton, Leiter des Sudetendeutschen Büros dort, ist also zuständig für die Kontaktpflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft zu Gesprächspartnern aus Politik und Gesellschaft Tschechiens heute. Er hat damit eine vor dem Hintergrund der andauernden Präsenz der Schattenseiten deutsch-tschechischer Geschichte im wechselseitigen Bewusstsein sicher nicht immer leichte, gleichwohl natürlich wichtige Aufgabe. Herr Bar-ton berichtete eingehend von seiner Tätigkeit und den aktuellen Entwicklungen im deutsch-tschechischen Verhältnis.

Die Veranstaltung fand statt in Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Landes-gruppe Nordrhein-Westfalen.

• Russland erneut an einem Scheideweg – Perspektiven im Vorfeld der Wahlen 2012 (15. Dezember 2011)

Die innere Entwicklung Russlands hat auch nach dem Ende der Sowjetunion 1991 nichts von ihrer für ganz Europa mitentscheidenden Bedeutung verloren. Entsprechend aufmerksam werden die Konjunkturen der Politik dort verfolgt – um Prognosen zum möglichen zukünftigen Kurs des östlichen Riesen abgeben zu kön-

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nen. Die Machtverteilung unter dem Politiker-Duo Wladimir Putin und Dimitrij Medwedjew war immer wie-der Gegenstand von Spekulationen. Mit Frau Prof. Dr. Katharina Mommsen, bis zu ihrer Emeritierung (2003) Lehrstuhlinhaberin für Osteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in Mün-chen konnte eine der besten Kennerinnen von Geschichte und Gegenwart Russlands für den Vortrag ge-wonnen werden.

Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Düsseldorf statt.

2.3 Lesungen/Literarische Veranstaltungen

• Flirt mit der Hölle. Zum 200. Todestag Heinrich von Kleists (1777-1811) (16. Februar 2011)

Den ganzen „Kohlhaas“ an einem Abend? Geht denn das? Diese Frage stellten sich wohl einige Litera-turkenner bei der Ankündigung der Veranstaltung. Mit Blick auf den bevorstehenden 200. Todestag Hein-rich von Kleists sollte eines seiner berühmtesten Prosawerke zum Vortrag kommen: Die Novelle „Michael Kohlhaas“, in der Kleist 1808/10 das historische Vorbild des „Verbrechers um der Gerechtigkeit willen“ li-terarisch verarbeitet. Es handelt sich nicht allein hinsichtlich der literarischen Bedeutung, sondern auch mit Blick auf den Textumfang um ein beträchtliches Stück Literatur.

Die Souveränität und Lebendigkeit des Vortrages von Dr. Hajo Buch, der seit vielen Jahren als Rezitator wirkt, hat dem Publikum dennoch einen zwar langen, aber doch kurzweiligen Abend beschert. Der Lesung ging eine kurze wissenschaftliche Einführung durch PD Dr. Winfrid Halder voraus.

• Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt: Ilana Shmueli und Paul Celan. Zwei Literaten aus Czernowitz (31. März 2011)

Herkunft und (Jugend-)Erfahrung aus Czernowitz, der traditionellen Hauptstadt der kulturell und ethnisch (vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust) vielfältigen Bukowina, waren für Paul Celan und Ilana Sh-mueli gleichermaßen lebenslang prägend. Der Lyriker Celan, Jahrgang 1920 und damit wenige Jahre älter als Ilana Shmueli, wurde vor allem in den 1950er Jahren mit seinen Dichtungen weltbekannt. Verwunden hat er freilich die prägenden, in seinen Gedichten verarbeiteten Erfahrungen von antisemitisch motivierter Gewalt und Vernichtung niemals. Sie haben gewiss zu seinem frühen (Frei-)Tod schon 1970 beigetragen. Ilana Shmueli war Celan durch eine intensive persönliche Beziehung verbunden, hat sich jedoch später als dieser als Dichterin profiliert. Die beide Verbindungen Erfahrungen stehen im Mittelpunkt ihres eindrückli-chen, teil ergreifenden Briefwechsels, aus dem in der Lesung Auszüge vorgetragen wurden.

Einmal mehr ein idealer Rezitator war dabei Frank Schablewski. Einerseits bringt er durch sein eigenes literarisches Schaffen die unverzichtbare Sensibilität auch für schwierige Texte mit, anderseits kennt er Ce-lans Werk sehr gut. Und er kennt Ilana Shmueli schon längere Zeit persönlich. So wurde der Abend zu ei-nem inspirierenden Erlebnis für das Publikum.

• „Der Traum lebt mein Leben zu Ende“: Rose Ausländer. Filmvorführung und Diskussion (07. Juni 2011)

Mit Rose Ausländer stand eine weitere Dichterin im Mittelpunkt des Interesses, die durch ihre Heimatstadt Czernowitz geprägt wurde. Allerdings war die 1901 Geborene eine ganze Generation älter als Paul Ce-lan und Ilana Shmueli, hat also noch viel mehr Lebenszeit in der Metropole der Bukowina verbracht. Frei-lich ging auch Rose Ausländers Lebenswelt im Zeichen der kriegerischen Expansion der NS-Diktatur und dann der stalinistischen Diktatur unwiederbringlich unter. Sie selbst überlebte, freilich wie Paul Celan ge-zeichnet für ihr restliches Dasein. Die letzte Etappe ihres Lebens hat Rose Ausländer, nach dem Exil in den USA, wieder in Deutschland zugebracht – genauer in Düsseldorf. Das Gerhart-Hauptmann-Haus darf sich rühmen, anlässlich der Verleihung des Andreas-Gryphius-Preises an Rose Ausländer im Jahr 1977 der Ort eines der letzten öffentlichen Auftritte der Dichterin gewesen zu sein. Seit 1978 entzog sie sich bis zu ih-rem Tod ein Jahrzehnt später sehr konsequent der Öffentlichkeit.

Ein Jahrhundertleben, fast im wörtlichen Sinne. Dieses hat die Regisseurin und Filmemacherin Katharina Schubert in einer beeindruckenden Dokumentation eingefangen. Eine lebendige Filmbiographie im besten Sinne, die sie gemeinsam mit Helmut Braun vorgestellt hat. Braun war als Verleger und persönlicher Be-zugspunkt Rose Ausländer in ihrer letzten Lebensphase so eng verbunden wie kaum ein anderer Mensch.

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• Ein untadeliger Mann. Christoph Hein liest in Düsseldorf (13. Juni 2011)

Der in Schlesien geborene, jedoch durch seine Kindheit und Jugend in Sachsen im Zeichen der SED-Dik-tatur geprägte Christoph Hein zählt ohne Zweifel zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren überhaupt. Insofern stellte seine Lesung einen der Höhepunkte schlechthin im literarischen Jahresprogramm 2011 dar. Ein sehr großes Publikum, das den Eichendorff-Saal fast bis auf den letzten Platz füllte, wurde in seinen Erwartungen auch nicht enttäuscht. Christoph Hein nahm sich viel Zeit zur Lesung und zum Ge-spräch mit Michael Serrer (Literaturbüro NRW), in dessen Verlauf man noch einiges mehr über Autor und Werk erfahren konnte.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Düsseldorfer Literaturtage in Zusammenarbeit mit dem Literatur-büro NRW statt – dies hat sich mit Blick auf die mehr als befriedigende Publikumsresonanz einmal mehr sehr bewährt.

• In der Welt zuhause: Adelbert-von-Chamisso-Preisträger zu Gast in Düsseldorf (14. Juni 2011)

Der 1967 im rumänischen Timişoara geborene Catalin Dorian Florescu lebt seit 1982 in der Schweiz. Nach seinem Studium der Psychologie arbeitete er mehrere Jahre als Psychotherapeut. Daneben hatte er erste literarische Erfolge, seit 2001 ist er freier Schriftsteller. Das literarische Werk von Florescu umfasst Romane, Gedichte sowie Essays. Seine Romane „Der blinde Masseur“, „Zaira“ und „Jacob beschließt zu lieben“ finden große Resonanz in den Feuilletons und beim Lesepublikum.

Als Träger des renommierten Adelbert-von-Chamisso-Preises war Florescu zu Gast im Gerhart-Hauptmann-Haus und las Auszüge aus seinen Romanen. In der anschließenden Diskussion gab der Autor den wissbe-gierigen Zuschauern einen faszinierenden Einblick in seine schriftstellerische Arbeitsweise. Die Veranstal-tung fand im Rahmen der Düsseldorfer Literaturtage/Bücherbummel auf der Kö 2011 statt und wurde in Zusammenarbeit mit dem Literaturbüro NRW ausgerichtet.

• „Das blühende Danzig“ – Die Weichselstadt in Lobgedichten des 17. Jahrhunderts (30. November 2011)

Lyrik des 17. Jahrhunderts, noch dazu auf einen bestimmten Ort bezogen? Kann man dafür heute noch ein Publikum interessieren? Man kann. Jedenfalls mit einem so lebhaften und kenntnisreichen Vortrag wie ihn Prof. Dr. Jürgen Born, vor seiner Emeritierung langjähriger Lehrstuhlinhaber für Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal, gehalten hat. Dabei konnte man nämlich nicht nur eine Menge über Dichtung in der Zeit des großen Andreas Gryphius erfahren, sondern auch viel über die reiche Geschichte Danzigs lernen. Prof. Born, selbst gebürtiger Danziger, zeigte auch eine Fülle von Abbildungen, so dass sein Vortrag ein multimediales Erlebnis wurde.

• Verleihung des Andreas-Gryphius-Preises an Michael Zeller (11. November 2011)

Der Andreas-Gryphius-Preis ist seit 2009 gewissermaßen an seinen Ursprungsort zurückgekehrt und wird durch die Künstlergilde Esslingen wieder – wie zuvor jahrzehntelang – im Gerhart-Hauptmann-Haus ver-liehen. Michael Zeller (Wuppertal), der Preisträger des Jahres 2011, ist wie Arno Surminski (2009) und Renata Schumann (2010) natürlich alles andere als ein Unbekannter in unserem Haus. Der gebürtige Bres-lauer ist vielmehr seinerseits seit vielen Jahren dem Haus verbunden.

Die Verleihung des Gryphius-Preises erscheint als logischer Schritt mit Blick auf das inzwischen imponie-rende literarische Oeuvre Michael Zellers. Dieser hat einst die universitäre Karriere als Literaturwissenschaft-ler zugunsten der noch weit risikoreicheren Existenz als freier Autor aufgegeben. Mit zahlreichen Arbeiten, darunter acht Romane, hat sich Zeller nicht zuletzt einen Namen als Mittler im deutsch-polnischen Verhält-nis gemacht. Somit passt sein Name hervorragend in die erlauchte Reihe der früheren Gryphius-Preisträger.

2.4 Theateraufführungen und Konzerte

• East meets west. Die Lange Nacht der Museen im Gerhart-Hauptmann-Haus (2. April 2011)

Mehr als 600 Besucher versammelten sich am 2. April zur „Nacht der Museen“ in der Bismarckstraße im Gerhart-Hauptmann-Haus. Das Programm startete mit politischem Kabarett, dargeboten von Ozan Akhan, bekannt aus der Kölner Stunksitzung. Im zweiten Teil brachte die junge deutsch-russische Hausband der

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Stiftung - The Spiderpigs - mit experimentellem Rock’n Roll die Bühne zum Beben, und die jugendlichen Fans von Hans Dampf und Norbert Transport strömten in den Eichendorff-Saal. Viel Beachtung fand die Ausstellung „Rumänien-Düsseldorf. Fünf Künstler im Dialog“. Gefeiert wurde bis weit nach Mitternacht.

• „Im blauen Mond September“. Ein musikalisch-literarischer Abend (23. September 2011)

Der Abend führte Texte und Musik aus ganz unterschiedlichen Weltgegenden zu einem spannenden Pot-pourri zusammen. Im Mittelpunkt standen Briefe und Gedichte von Bert Brecht, diese wurde zusammen-geführt mit Brecht-Vertonungen und anderen Kompositionen von Heitor Villa-Lobos, Paul Dessau, Hanns Eisler und anderen. Alexandra Lachmann (Sopran, Berlin), Elke Jahn (Gitarre, Dresden) und Helene Grass (Rezitation, Berlin) waren ein künstlerisch hochkarätiges Ensemble, welches das Publikum zu fes-seln verstand.

• Die Nacht ist kalt und klar. Musikalisch-literarisches Programm (19. November 2011)

Texte von Rainer Maria Rilke (geboren 1875 in Prag), Johannes Bobrowski (geboren 1917 in Tilsit), Robert Gernhardt (geboren 1938 in Talinn/Reval), Lutz Rathenow (geboren 1952 in Jena) und anderen standen im Mittelpunkt eines Programms, das wiederum in gekonnter Weise Musik und literarische Texte miteinan-der verband. Alexandra Lachmann (Sopran, Berlin) und Elke Jahn (Gitarre, Dresden) traten, nach-dem sie schon im September das Publikum begeistert hatten, diesmal mit Uli Hoch (Berlin) als Rezitator gemeinsam auf.

• 9. Düsseldorfer Märchenwoche

An der 9. Düsseldorfer Märchenwoche, einem weit über die Grenzen der Stadt hinaus Festival, bei dem die Kunst des freien Erzählens im Mittelpunkt steht, beteiligte sich die Stiftung am 22.11.2011 im Eichen-dorff-Saal mit einem Nachmittagsprogramm: „Schili Bili. Russische Märchen“, aufgeführt vom Berliner Er-zähltheater FabulaDrama

• Ex oriente lux – Aus dem Osten kommt das Licht. Texte und Musik von ost-deutschen Künstlern zur Weihnachtszeit (2. Dezember 2011)

Auch dieser Abend bot dem Publikum literarische Texte und Musik, aber in etwas anderer Form. Zunächst kam die Dichtung zu Wort – der versierte Rezitator Dr. Hajo Buch (Mettmann) trug Texte von Werner Bergengruen, Agnes Miegel, Jochen Klepper, Angelus Silesius und anderen vor. So eingestimmt konnte das Publikum im Anschluss daran das perfekte Zusammenspiel des Malinconia-Ensembles (Stuttgart) genießen. Es erklangen Werke von Heinrich Albert (Lobenstein 1604 – Königsberg 1651): Lieder aus der „Musicalischen Kürbishütte“, Silvius Leopold Weiß (Breslau o. Grottkau 1686 – Dresden 1750 ): „Duetto“, Nicolai v. Wilm (Riga 1834 – Wiesbaden 1911): Aus „Six morceaux op. 14“, Walter Freymann (Riga 1886 – Lager bei Moskau 1945): Rondo für Klaviertrio, Hans-Georg Burghardt (Breslau 1909 – Halle 1993): Weihnächtliche Lieder und Widmar Hader (Elbogen/Eger 1941, lebt in Regensburg): „Hommage an Kä-the Kollwitz“ (2011 Uraufführung!).

Helmut Scheunchen (Violoncello und Leitung), Chieko Schmidt-Mitsuhashi (Sopran), Ramin Trümpelmann (Violine) und Günter Schmidt (Klavier) bescherten dem Publikum einen höchst stim-mungsvollen, ungewöhnlichen musikalischen Abend mit Werken, die nicht allzu häufig zu hören sind. Doch keiner der Zuhörer hat den Eichendorff-Saal verlassen, ohne überzeugt zu sein, dass dies zu Unrecht so ist.

• Ostdeutscher Weihnachtsmarkt

Der traditionelle Weihnachtsmarkt mit östlicher Prägung im Gerhart-Hauptmann-Haus war am 4. Dezem-ber 2011 ein Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher aus Düsseldorf und Umgebung. In den Veranstal-tungsräumen wurden kulinarische Spezialitäten und kunsthandwerkliche Arbeiten zum Verkauf angeboten. Die Bibliothek des Hauses hielt eine umfangreiche Auswahl antiquarischer Bücher aus den historischen deutschen Ostgebieten bereit.

Im Rahmen des musikalischen Programms traten die Chöre des Gerhart-Hauptmann-Hauses im Eichen-dorff-Saal auf: Singkreis, Leitung: Barbara Schoch; Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland, Leitung: Radostina Hristova sowie Waldemar Dantschenko, Akkordeon.

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2.5 Ausstellungen

• Böhmischer Fasching trifft auf Rheinischen Karneval vom 01.02. bis 11.03.2011

Einführung: Rüdiger Goldmann, Sudetendeutsche Landsmannschaft;PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses;Bernhard Kirschner; Zdeněk Rydygr, Reichstadt / ZákupyMusikalische Umrahmung: Anja Gier, Violine; Marina Stricker, KlavierGemeinsam mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Kreisgruppe Düsseldorf, der Gesellschaft Düsseldorfer Spiesratze e. V. 1911, dem Eduard Held Museum und der Firma PVO, Reichstadt / Zákupy

• Bukarest - Düsseldorf vom 18.03. bis 07.04.2011

Mit Werken von Victoria und Marian Zidaru, Senta Connert, Ulrike Kessel, Julia KoolwijkEinführung: Dr. Katja Schlenker, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus,Anne Rodler, Stiftung Museum Kunstpalast

• Eduard von Simson vom 30.03. bis 14.04.2011

Einführung: PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses

• „Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen“ – Max-Herrmann-Neisse (1886 – 1941) vom 14.04. bis 05.05.2011

Begrüßung: Prof. Dr. Bruno Bleckmann, Dekan der Philosophi-schen Fakultät der Heinrich-Heine-UniversitätEröffnung: PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-HausesLesung und Einführung: Studierende des Germanistischen Instituts der Heinrich-Heine-UniversitätMusikalische Umrahmung: Max Herrmann-Neisse: Melancholisches KabarettGemeinsam mit dem Institut für Germanistik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

• „Es betrifft Dich!“ – Demokratie schützen – Gegen Extremismus in Deutschland vom 11.05. bis 03.06.2011

Einführung: Maria Springenberg-Eich, Leiterin der Landeszent-rale für politische Bildung Nordrhein-WestfalenBodo W. Becker, Leiter Öffentlichkeitsarbeit im Bundesamt für VerfassungsschutzGemeinsam mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und der Lan-deszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen

• Berühmte Schlesier auf Postwertzeichen und Stempel – Ein Briefmarken-Salon vom 08.06. bis 15.07.2011

Einführung: Christian Schlachetzki, Vorsitzender der Briefmarkenfreunde Düsseldorf e. V.Dr. Joachim Sobotta, Chefredakteur Rheinische Post a. D.Gemeinsam mit den Briefmarkenfreunden Düsseldorf e. V.

• „In Böhmen und Mähren geboren – bei uns (un)bekannt“ – Zwölf ausgewählte Lebensbilder vom 01.07. bis 30.07.2011

Einführung: Dr. Wolfgang Schwarz, Kulturreferent für die böh-mischen Länder im Adalbert Stifter Verein e. V.Gemeinsam mit der Adalbert Stifter Verein e. V. und dem Tschechischen Zentrum Düsseldorf

• Eine Welt der Kontraste – Werke von Michael Disterheft und Alexander Stroh vom 09.09. bis 06.10.2011

Einführung: Alexander Kühl, Vorsitzender der VIRA e. V.; Igor DisterheftMusikalische Umrahmung: Anja Gier, Violine; Marina Stricker, KlavierGemeinsam mit VIRA e. V., Verein zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler

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• In memoriam Alfred Kittner (1906 – 1991) vom 21.09. bis 14.10.2011

Einführung: Dr. Walter Engel

• Unsere Vorfahren – 90 Jahre Familienforschung in Düsseldorf vom 21.10. bis 19.11.2011

Begrüßung: Norbert Degenhard, Vorsitzender des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde e. V.; Volker Thorey, Vorsitzender der Westdeut-schen Gesellschaft für Familienkunde e. V.Vortrag: Dr. Dr. Franz Josef BurghardtGemeinsam mit dem Düsseldorfer Verein für Familienkunde e. V. und der Gesellschaft für Familienkunde e. V., Bezirksgruppe Düsseldorf

• So und ganz anders – Die Fotowelt in Kontrasten vom 18.11. bis 16.12.2011

Einführung: Franz Heinz, Publizist; Helga von Berg-Harder, Künst-lerin und Leiterin des FotoTeams LYROGRAFIKLesung: Michael Zeller und Franz HeinzMusikalische Umrahmung: Roger Dretzler, KlavierGemeinsam mit der Künstlerwerkstatt im Gerhart-Hauptmann-Haus und dem FotoTeam LYROGRAFIK

2.6 Kinemathek

Mo. 17.01.2011, „Der Hauptmann von Köpenick“ (Deutschland 1956)Mo. 24.01.2011, „Das weiße Band“ (Deutschland/Österreich 2009)Do. 27.01.2011, „ostPunk. Too much future“Fr. 28.01.2011, „ostPunk. Too much future“Mi. 02.02.2011, „Kikujios Sommer” (Japan 1999)Mi. 30.03.2011, „Polin. Spuren der Erinnerung“Mo. 23.05.2011, „Stalin“ (Deutschland 1992/93)Mo. 20.06.2011, „Majestät brauchen Sonne“ (Deutschland 1999)Di. 20.09.2011, „Der Tunnel“ (Deutschland 2000/2001)Di. 27.09.2011, „Rote Handschuhe“ (Rumänien 2010)

2.7 Aussiedleraktivitäten

2.7.1 Kultur- und Begegnungsabend

Die Veranstaltungsreihe wurde am 8. März, anlässlich des Internationalen Frauentages, mit der Theater-aufführung „Guten Morgen du Schöne“ mit Maria Warkentin vom Russland-Deutschen Theater aus Niederstetten fortgeführt.

2.7.2 Information und Beratung

Institutionen und Verbände erhielten bei der Durchführung von Aussiedleraktivitäten Unterstützung. Refe-renten zu speziellen Fragen in der Aussiedlerproblematik wurden für Vorträge und Seminare vermittelt. Zur Durchführung von Kulturveranstaltungen wurden Hinweise auf die Gruppen im Haus und andere Künstler in NRW gegeben. Aufgrund der vielfältigen Kontakte in Nordrhein-Westfalen war es möglich, netzwerkar-tige Verbindungen zu schaffen.

Regelmäßige Angebote

• Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland

• Offenes Singen (Leitung: Barbara Schoch)

• Ostdeutsche Stickerei (Leitung: Helga Lehmann, Christel Knackstädt)

• Proben der Band „Spider Pigs“

• Schlesische Weißstickerei (Leitung: Margot Haggert)

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2.8 Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Museen, Heimatstuben und Sammlungen in Nordrhein-Westfalen

Die AG Heimatstuben veranstaltete im Jahr 2011 zwei Fachtagungen für Leiter, Betreuer und landsmann-schaftliche Ehrenamtler von Museen, Heimatstuben und Sammlungen. Beide Tagungen fanden im Gerhart-Hauptmann-Haus statt.

Pflege und Erhalt von Kulturgütern aus dem Osten lautete der Titel der Frühjahrstagung am 19.05.2011. Der erste Referent Hans Joachim Jung stellte ein umfassendes Programm von Maßnahmen zur Sicherung der Exponate gegen Feuer und Wassereinbruch vor.

Silke Findeisen, vom Museum für schlesische Landeskunde, referierte über eine fachgerechte Registrierung und Inventarisierung als wesentlichen Bestandteil der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit. Die Leiterin der Bibliothek des Gerhart-Hauptmann-Hauses, Margarete Polok, stellte Programme zur Bestandsicherung von Kulturgütern vor. Im letzten Teil, am Nachmittag, vermittelte der Geschäftsführer der AG Heimatstuben, Mattias Lask M. A., einen lebhaften Einblick über aktuelle Medien, die in Heimatstuben einem breiten Pub-likum vorgestellt werden können.

Die Herbsttagung und Mitgliederversammlung fand am 13.10.2011 statt und widmete sich dem Erhalt des geretteten Kulturgutes aus dem Osten. Dr. Claudia Kauertz, vom Landesverband Rheinland, stellte das Angebot ihrer Einrichtung zur Bestandserhaltung von Archivalien anhand von Verfilmungs- und Digitalisie-rungsarbeiten vor. Dr. Klaus Weber und Elmar Knieps, ebenfalls vom Landschaftsverband Rheinland, prä-sentierten das Informationssystem über historische Kulturlandschaften „Kula Dig“

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sprachen sich in der anschließenden Mitgliederversammlung für eine Fachtagung im Herbst 2012 im Gerhart-Hauptmann-Haus aus.

Dem Vorstand gehören PD Dr. Winfrid Halder als Vorsitzender sowie Nicola Remig, Dr. Stephan Kaiser, Hans-Günther Parplies und Hans-Jürgen Schuch an.

Das bundesweite 55. Heimatkreistreffen der Treuburger fand Anfang September erstmalig im Düssel-dorfer Gerhart-Hauptmann-Haus statt.

Neben den aus der gesamten Bundesrepublik angereisten Teilnehmern begrüßte die Kreisheimatvertre-tende Irmgard Klink den Bürgermeister der Patenstadt Leverkusen, Friedrich Busch, sowie den Stadtrat Karol Sobczak aus Olecko, die Vertreter der deutschen Minderheit aus Olecko und die Referenten Prof. Dr. Ulrich Penski und Karl Lask. Musikalisch wurde das Festprogramm umrahmt von Elena Janzen, die in Samara an der russischen Wolga geboren wurde und heute in Düsseldorf lebt, und dem Chor der Lands-mannschaft Ost- und Westpreußen, der im Gerhart-Hauptmann-Haus sein Domizil hat.

Die traditionelle Veranstaltung, die seit Jahrzehnten in der Patenstadt Leverkusen durchgeführt wurde, ver-lief zur Zufriedenheit der Kreistagsmitglieder und Besucher. Der Wechsel ins Gerhart-Hauptmann-Haus er-wies sich als positiv, da die Kosten für die Veranstaltungsräumlichkeiten erheblich niedriger waren und der Eichendorff-Saal genug Volumen für die Teilnehmerzahl hat.

3. Schul- und Hochschulzusammenarbeit

3.1 Projekte für den Unterricht an Schulen

Die Koordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit beendete zwei über das Schuljahr 2010/2011 lau-fende Geschichtsprojekte mit Schülerinnen und Schülern der Käthe-Kollwitz-Realschule in Ratingen/West und des Schloß-Gymnasiums Benrath. Das Schulprojekt „Wege nach Düsseldorf und Ratingen“ in Ko-operation mit dem Studienreferendar Marc Bethke und der Konrektorin und Geschichtslehrerin Frau Ilka Jones an der Käthe-Kollwitz-Realschule in Ratingen/West lief im Rahmen des ständigen Projektangebots der Stiftung „Wege nach… Verstehen, woher wir kommen – verstehen, wer wir sind. Jugendliche erarbei-ten ihre individuelle Familiengeschichte im historischen Kontext“. Die Arbeitsergebnisse der Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse erhielten große Aufmerksamkeit in der Ratinger Öffentlichkeit, in den Lehrerkol-legien verschiedener Ratinger Schulen, u. a. beim Tag der Offenen Tür in der Käthe-Kollwitz-Realschule sowie durch einen ausführlichen Bericht „Käthe-Kollwitz-Schule reagiert auf Debatte um Migration“ in der Zeitung „VonHierAus“ des Flughafens Düsseldorf ( Ausgabe 12/2010). Ein Teilaspekt des Projekts waren

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Zeitzeugengespräche mit von Flucht und Vertreibung betroffenen älteren Familienmitgliedern der Jugendli-chen und ein Projekttag mit Zeitzeugengespräch und Bibliotheksarbeit in der Stiftung. Die Ergebnisse wur-den durch einen gedruckten Reader mit Schülerarbeiten und durch eine Projektpräsentation in der Stiftung in Form einer kleinen Ausstellung dokumentiert.

3.2 Schülerinnen und Schüler der Käthe-Kollwitz-Realschule bei ihren Recherchen in der Bibliothek der Stiftung

Beendet wurde auch das ganzjährige Schulprojekt „Jugendpolitik und Jugendprotest in der DDR. Anpas-sung, Opposition, Widerstand“ mit dem Schloß-Gymnasium Benrath, Geschichtsleistungskurs 13. Jahr-gangsstufe in Zusammenarbeit mit der Geschichtslehrerin Frau Marie-Theres Offermanns. Die Schüle-rinnen und Schüler erarbeiteten mit Hilfe von Filmen, literarischen Texten und Zeitzeugeninterviews, wie Jugendliche ihre Jugend in der DDR erlebten und zogen Vergleiche zu ihrem eigenen Leben. Bestandteil des Projekts war eine Exkursion in die Dauerausstellung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn sowie ein im Unterricht ausführlich vorbereitetes Zeitzeugengespräch mit einem von deutsch-deutscher Grenze, von Flucht- und Gefängniserfahrungen geprägtem Zeitzeugen in Kooperation mit VOS NRW und dem Institut für Deutschlandforschung an der Ruhr-Universität Bochum.

Im Frühjahr 2011 bereitete die Koordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit der Stiftung in Koope-ration mit Lehrerinnen der Käthe-Kollwitz-Realschule in Ratingen/West und dem Schloß-Gymnasium Ben-rath neue Projekte vor, die dann im Schuljahr 2011/2012 an beiden Schulen starteten.

Mit dem Geschichtszusatzkurs einer 13. Jahrgangsstufe des Schloß-Gymnasium Benrath startete das Pro-jekt „Wunderjahre. Wirtschaftswunderzeit in Deutschland“, das die Betrachtung der Anfangsjahren der Bun-desrepublik Deutschland beinhaltete. Die Jugendlichen erforschten die deutsche Geschichte und Kultur der 1950er Jahre und setzten sich mit der Historie ihrer Eltern- und Großelterngeneration auseinander. Mit-gefördert und -finanziert wurde das noch bis zum Ende des Schuljahres 2011/2012 laufende Projekt durch das Programm „Kulturinstitution und Schule“ des Kulturamtes der Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Er-gebnisse präsentierten die Schülerinnen und Schüler am 3. März 2012 in einem Projekttag für die Öffent-lichkeit in der Stiftung.

3.3 Abiturientinnen und Abiturienten des Schloß-Gymnasiums präsentieren mit ihrer Lehrerin Marie-Theres Offermanns das Projekt „Wunderjahre“ in der Stiftung

In dem Projekt „Spuren in der deutsch-polnischen Geschichte. Gemeinsame Erinnerungsorte“ erarbeite-ten Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte des Schloßgymnasiums Benrath und der 10. Klasse der Käte-Kollwitz-Realschule Ratingen/West die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehun-gen und das Thema von Flucht und Vertreibung als Bestandteil einer gemeinsamen Erinnerungskultur von Deutschen und Polen über unterschiedliche Zugänge – politisch, historisch, geografisch, literarisch. Die von der Stiftung mitkonzipierte und erarbeitete „Lehrerhandreichung Flucht und Vertreibung“ gehören bei diesem Projekt zum grundlegenden Unterrichtsmaterial. Das Projekt „Spuren in der deutsch-polnischen Geschichte. Gemeinsame Erinnerungsorte.“ wird als ständiges Schulprojekt mit unterschiedlichen inhaltli-chen Schwerpunkten von der Stiftung für Schulen angeboten.

Im Dezember 2011 wurde das für das kommende Schuljahr im Rahmen von „Kulturinstitution und Schule“ eingereichte Projekt „Geschichte vor Ort. Jugendliche erforschen die Historie ostdeutscher Straßennamen in Düsseldorf“ bewilligt. Das Projekt startet im September 2012 mit dem Albrecht-Dürer-Berufskolleg Düs-seldorf-Heerdt.

3.4 Bildungsreisen für Schüler und Lehrer

Ziel der Unterrichtsprojekte ist auch, das Jugendliche Geschichte als etwas Gegenwärtiges erleben, des-halb gehörten zum Schulprojekt „Spuren in der deutsch-polnischen Geschichte“ jeweils eine Bildungsreise für Schüler und Lehrer, welche die Spurensuche nach den bestehenden Gemeinsamkeiten und Unterschie-den in der Kultur des jeweiligen Landes und die Hinterfragung von Klischees unmittelbarer erfahren ließen.

Im Oktober 2011 führte Frau Dr. Schlenker mit dem Leistungskurs Geschichte des Schloß-Gymnasiums Benrath, 12. Jahrgangsstufe, eine dreitägige Schülerexkursion nach Berlin durch, in deren Mittelpunkt die Ausstellung „Tür an Tür. 1000 Jahre deutsch-polnische Geschichte“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin und

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ein thematischer Stadtspaziergang - „Auf den schlesischen Spuren in Berlin“ - mit der Schriftstellerin Frau Dr. Roswitha Schieb standen. Dr. Roswitha Schieb veröffentlichte unter anderem die literarischen Essays „Reise nach Schlesien und Galizien. Eine Archäologie des Gefühls“, „Literarischer Reiseführer Breslau“ und ist eine Kennerin der schlesischen Geschichte Berlins. Auch die Führung durch die Gedenkstätte Ber-liner Mauer gehörte zum Bildungsprogramm der Reise.

Mit der 10. Klasse der Käthe-Kollwitz-Realschule Ratingen/West und deren Geschichtslehrerin Frau Jones organisierten und begleiteten Frau Dr. Schlenker und Frau Polok eine viertägige Schüler- und Lehrerbil-dungsreise ins polnische Schlesien sowie nach Dresden. Ziel der Reise war die Jugendbegegnungsstätte Kreisau, Stiftung europäische Verständigung, wo die Schülerinnen und Schüler in Projektarbeit und Work-shops die Geschichte des Kreisauer Kreises um Helmuth James von Moltke erarbeiteten. Auf dem Pro-gramm standen außerdem eine Stadtführung auf deutschen Spuren durch Breslau, Besichtigungen und museumspädagogische Führungen im Gerhart-Hauptmann-Haus Agnetendorf sowie in der Friedenskirche Schweidnitz und ein Workshop zum Leben und zur Arbeit der gebürtigen Königsbergerin Käthe Kollwitz in der Käthe-Kollwitz-Gedenkstätte in Moritzburg bei Dresden. Die Reise wurde mit Mitteln der Stiftung, Eigenmitteln der Schüler und über das Kulturreferat für Schlesien mit einer Bundeszuwendung finanziert.

3.5 Wanderausstellungen für die Bildungsarbeit

Für die Bildungsarbeit der Stiftung an Schulen und in der Öffentlichkeit außerhalb Düsseldorfs erwies sich die Fertigstellung und Präsentation der Wanderausstellung „Eduard von Simson – Schlüsselfigur des deut-schen Parlamentarismus“ als sehr sinnvoll und erfolgreich. Die transportable Ausstellung zum Leben und Wirken des gebürtigen Königsbergers Eduard von Simson wurde durch den Direktor der Stiftung, die Ko-ordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit und Studierende der Heinrich-Heine-Universität erarbei-tet. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg. Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Schüler zur Ausstellung, geeignet für den Einsatz an Projekttagen, ergänzen die Ausstel-lungs-Rollups. Nach der Erstpräsentation in der Stiftung im Rahmen der „Jüdischen Kulturtage Rheinland 2011“ folgte eine mehrwöchige Präsentation (Oktober/November) der Ausstellung sowie ein von der Koor-dinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit durchgeführter Projekttag zu den Ausstellungsthemen in Stauchitz/Riesa in Sachsen an der Anne-Frank-Mittelschule (in Zusammenarbeit mit der Geschichtslehre-rin Frau Gabriele Gill). Im November/Dezember 2011 konnte die Ausstellung in Hemer am Leopold-Woeste-Gymnasium von Frau Dr. Schlenker und dem Schuldirektor Herrn Lüblinghoff eröffnet sowie ein Projekttag mit den Schülerinnen und Schülern der höheren Jahrgangsstufen und den Geschichtslehrern durchgeführt werden. Anschließend wanderte die Ausstellung weiter in das Museum der Stadt Königsberg in Duisburg.

3.6 Projekttag für Schüler in Stauchitz mit „Eduard von Simson“

Auf Initiative von PD Dr. Winfrid Halder entsteht bis Ende des Jahres 2012 eine Wanderausstellung über den in Königsberg geborenen Sozialdemokraten und letzten Ministerpräsidenten von Preußen Otto Braun, dessen Geburtstag sich im Jahre 2012 zum 150. Male jährt. Gemeinsam mit Studierenden der Heinrich-Heine-Universität entwickelten Frau Dr. Schlenker und Frau Polok erste Vorstellungen und Entwürfe. Die Ausstellung soll sich in besonderem Maße an Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen und Studenten wenden. Die Erstpräsentation in der Stiftung ist für den Herbst 2012 geplant.

3.7 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Im Wintersemester 2011/2012 nahm Frau Dr. Schlenker einen Lehrauftrag an der Heinrich-Heine-Univer-sität (Lehrstuhl Neuere und Neueste Geschichte, Prof. Dr. Christoph Cornelißen) an und hielt eine Übung zum Thema „Kuratorische Praxis. Eine Übung für angehende Historiker und Kunsthistoriker“. Die Koopera-tion mit dem Lehrstuhl wird fortgesetzt, u.a. mit einem deutsch-französischen Ausstellungsprojekt zur The-matik des Ersten Weltkrieges an der West- und Ostfront, das von Frau Dr. Susanne Brandt, deren Studie-renden und dem Museum Historial Peronné konzipiert wird. Die Ausstellung soll von einem umfangreichen Programm begleitet werden, zu dem Workshops, Vorträge und Lesungen gehören werden, die im Sommer 2012 stattfinden sollen. Ein weiteres Ausstellungsprojekt „Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen – Max Hermann-Neisse (1886-1941)“ mit Frau Professor Schönborn und Studierenden des Hermann-Neisse-Institutes der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf konnte 2011 erfolgreich und mit großer Resonanz am Eröffnungsabend in der Stiftung verwirklicht werden.

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Eröffnung der Ausstellung zum Leben und Werk von Max-Hermann-Neisse mit Studierenden der Heinrich-Heine-Universität

Praktikantenbetreuung

Neben den schulischen Projekten betreute die Koordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit meh-rere Praktikanten (Studierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, eine Stipendiatin der Otto-Be-neke-Stiftung und Schülerpraktikanten), die in die verschiedenen Projekte einbezogen wurden.

Netzwerkaufbau

Im Jahre 2011 wurden die gezielten Kooperationen und inhaltlichen Verbindungen mit Institutionen, Kultur-einrichtungen, Bildungsstätten und freien Initiativen weiter ausgebaut. So nahmen der Direktor der Stiftung und die Koordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit auf Einladung des „Kulturforums östliches Eu-ropa“ im Mai 2011 in Berlin an den Werkstattgesprächen und der Abschlusspräsentation von „Studenten machen Schule – deutsche Kulturgeschichte im östlichen Europa“ im Berliner Roten Rathaus teil.

Im Herbst nahm die Stiftung an zwei regionalen Veranstaltungsreihen teil: am Schulprogramm des Kinder-kinofestes (KiKiFe) in Kooperation mit der Landeszentrale für Medien Düsseldorf (Frau Amina Johannsen) sowie an den „Düsseldorfer Märchenwochen“ in Kooperation mit der Düsseldorfer Erzählzeit e.V. mit einem Programm zu russisch-deutschen Märchen. Das Schülertheater der Theater AG des Georg-Büchner-Gym-nasiums Kaarst war erneut in der Stiftung zu Gast und führte Stücke von Eugène Ionesco auf.

Wie auch in den vergangenen Jahren war die Stiftung an der Vorbereitung des Schülerwettbewerbs „Be-gegnungen mit Osteuropa“, dessen Federführung bei der Bezirksregierung Münster liegt, beteiligt. Frau Dr. Schlenker vertrat als Koordinatorin für Schul- und Jugendzusammenarbeit die Stiftung in der Pädagogi-schen Arbeitsgruppe des Schülerwettbewerbs.

4. Bibliothek & Artothek

4.1 Laufender Betrieb der Bibliothek

Die Bibliothek konnte mit rund 19.000 Entleihungen ein gutes Jahresergebnis für das Jahr 2011 vorweisen. Die Zahl der Neuanmeldungen ist stark, die der auswärtigen Benutzer und der passiven Fernleihen ist leicht gestiegen. Die gestiegene Zahl der Neuanmeldungen lässt sich damit erklären, dass die im Jahr 2010 ein-geführte elektronische Verbuchung mittels Barcodescannern, im Mai 2011 auf die aktive Fernleihe der Bi-bliothek ausgeweitet wurde. Bibliotheken, die die aktive Fernleihe der Bibliothek in Anspruch nehmen, wer-den nun ins Bibliothekssystem aufgenommen. Dadurch reduziert sich der Arbeitsaufwand bei Ausleihe, Abgabe, Überprüfung von Leihfristüberschreitungen sowie Mahnung wesentlich.

Die gestiegene Zahl der passiven Fernleihen zeigt, dass die Nutzer diesen Service der Bibliothek positiv an-genommen haben. Unter den Nutzern der Fernleihe befinden sich auch viele Studierende, die den schnel-len und reibungslosen Bestellservice der Bibliothek schätzen. Nur im Bereich der Benutzung vor Ort und im Bereich der aktiven Fernleihe gab es einen leichten Rückgang.

Im Rahmen des Retrokonversionsprojektes wurden 2011 im Bereich „Sachliteratur“ die letzten beiden Gruppen „Handbibliothek“ und „Thüringen“ bearbeitet. Die Bearbeitung der mit 2000 Medieneinheiten re-lativ großen Gruppe „Thüringen“ dauerte rund fünf Monate. Im Jahr 2012 soll das Retrokonversionsprojekt mit der vollständigen Erfassung der Rara-Bestände der Bibliothek abgeschlossen werden. Parallel zu dem Retrokonversionsprojekt wird seit 2011 eine Inventur der Bibliotheksbestände durchgeführt, die 2012 fort-gesetzt wird.

Die Bibliotheksmitarbeiterin Frau Geppert hat die im Jahr 2008 begonnene Arbeit an der Artotheksdaten-bank fortgeführt und weitere topographische Ansichten in die Datenbank eingegeben. Das Projekt wird im Jahr 2012 fortgesetzt. Die bisher bearbeiteten Kunstwerke sind in der Artotheksdatenbank bereits einsehbar.

Seit September 2011 werden im Rahmen des Projektes „Fotosammlung GHH“ mit Hilfe eines ehrenamtli-chen Mitarbeiters Fotoplatten aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die sich im Besitz der Stiftung befinden, gesichtet und in eine Datenbank aufgenommen. Die Abbildungen auf den gesichteten Fotoplatten zeigen Landschaften, Stadtansichten und Bauwerke in Mitteldeutschland. Das vorläufige Ziel des Projektes ist es, sich einen Überblick über die Anzahl der Fotoplatten sowie die abgebildeten Motive zu verschaffen, um auf Grundlage dieser Informationen über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Im Jahr

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2011 wurden 1800 von ca. 4000 Fotoplatten bearbeitet. Das Projekt wird 2012 fortgesetzt.

Für den im Jahr 2011 erfolgten Relaunch des Internetauftritts der Stiftung wurden die Seiten der Bibliothek inhaltlich und formal überarbeitet. Daneben war die Bibliothek für die Internetpräsentation des Bereichs „Sammlungen“ zuständig. Unter diesem Navigationspunkt finden die Nutzer nun die „Artothek“, die „Audio-thek“ sowie die „Werkstattgespräche“.

Die Artothek umfasst die „Ostdeutsche Artothek“, das graphische Kabinett „Städte und Landschaften in alten Stichen“ sowie die Kartensammlung der Stiftung. Die „Ostdeutsche Artothek“ besteht seit 1986. Sie ist durch Ankäufe, Schenkungen, Dauerleihgaben und Nachlässe entstanden. Ihr Ziel ist die Sammlung von ostdeutscher Kunst aus den Vertreibungsgebieten. Die Kunstsammlung umfasst ca. 1100 Kunstwerke von rund 200 deutschen Künstlern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und den deutschen Sied-lungsgebieten in Ost- und Südosteuropa. Bei den Werken handelt es sich um Zeichnungen, Druckgrafi-ken (Radierungen, Lithographien, Holz- und Linolschnitte, Siebdrucke), Öl-, Tempera- und Acrylbilder so-wie Bilder in Mischtechnik.

Das graphische Kabinett „Städte und Landschaften in alten Stichen“ besteht aus Litho- und Xylographien sowie Holz-, Kupfer- und Stahlstichen mit topographischen Motiven. Die Abbildungen entstammen haupt-sächlich dem 19. Jahrhundert, einzelne, besonders wertvolle Stücke reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Abbildungen zeigen Landstriche, Ortschaften sowie markante Bauwerke wie Klöster, Burgen, Schlös-ser vornehmlich des mittel- und ostdeutschen Raumes. Einige Darstellungen zeigen Motive aus dem Bal-kan und Baltikum. Die Sammlung enthält rund 2000 Einzelstücke.

Die Stiftung verfügt über einen historischen Kartenbestand von rund 230 Karten. Die Karten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Dazu zählen Karten von Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-An-halt und Thüringen, Pommern, Danzig, West- und Ostpreußen, Schlesien, Böhmen und Mähren sowie Po-len, Litauen und Ungarn. Außerdem findet man in der Sammlung historische Stadtpläne einzelner Orte in diesen Regionen.

Interessierte Nutzer können nun über das Internet in der Artotheksdatenbank nach den Beständen der Ar-tothek recherchieren. Museen und kulturelle Einrichtungen haben die Möglichkeit, Kunstwerke aus der Ar-tothek zu entleihen.

Die rund 40 Künstlerinterviews namhafter deutscher Künstler der Künstlergilde (darunter Alfred Birnschein, Jutta Osten, Robert Grabski, Georg Hermanowski), die in der Bibliothek auf MC-Kassetten vorliegen, wur-den bereits im Jahr 2010 digitalisiert und im Jahr 2011 zusammen mit den digitalisierten Werkstattgesprä-chen der Künstlergilde NRW in ein Tonarchiv integriert. Sie können nun auf der Internetseite der Stiftung angehört und als mp3-Dateien heruntergeladen werden.

Zur Erleichterung des Dublettentausches zwischen den Bibliotheken ist die Bibliothek der Stiftung seit Au-gust 2011 bei der ELTAB (Elektronische Tauschbörse für Bibliotheken) angemeldet. ELTAB wurde von der Universitätsbibliothek Kaiserslautern entwickelt und steht weltweit allen Bibliotheken offen. In ELTAB kön-nen Bibliotheken ihre Tauschmedien einstellen und anderen Bibliotheken anbieten. Im Rahmen dieser Neu-erung konnte die Bibliothek ihre Bestände durch Dublettentausch ergänzen und gleichzeitig anderen Bib-liotheken ihre Dublettenbestände erfolgreich anbieten.

Neben diesen Projekten hat die Bibliothek auch im Jahr 2011 die für den laufenden Betrieb der Bibliothek erforderlichen Arbeiten ausgeführt. Dazu gehörten das Lektorat und der Bucheinkauf, die Systematisierung, Katalogisierung, Ausleihe am Ort, Fernleihe sowie Beratung der Nutzer und Unterstützung der Mitarbeiter der Stiftung bei ihren Projekten. Insbesondere der Bestand zum Thema „Russlanddeutsche“ und „Erinne-rungskultur“ wurde weiter ausgebaut. Verstärkt werden seit 2011 auch Aufsätze aus Zeitschriften gesam-melt und in den Bibliothekskatalog aufgenommen. Daneben wurden insgesamt rund 35 Buchausstellungen in der Bibliothek und im Haus vorbereitet und umgesetzt. Außerdem hat die Bibliothek bei der Vorbereitung und Umsetzung der Ausstellung zu Eduard von Simson mitgearbeitet.

In Zusammenarbeit mit Frau Dr. Schlenker hat die Bibliothek die Jugend- und Schulprojekte der Stiftung fachlich unterstützt. Zu den Lehrveranstaltungen von Dr. Halder und Dr. Schlenker an der Heinrich-Heine-Universität wurden erstmalig in der Bibliothek der Stiftung Semesterapparate angeboten, die von den Stu-dierenden für ihre Hausarbeiten und Prüfungen benutzt wurden.

Die Leiterin der Bibliothek nahm 2011 an einer Tagung und einer Exkursion teil und hielt zwei Vorträge. Vom 10.-12. Oktober fand in Lodz die wissenschaftliche Fach- und Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft

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der Bibliotheken und Sammlungen zur Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa in Koope-ration mit der Universität Lodz/ěódě statt. Thema der Tagung war „DigiBibs, Deutsche Digitale Bibliothek und biblioteki cyfrowe. Deutsche und polnische digitale Bibliotheken auf dem gemeinsamen Weg in die Eu-ropeana“. Im Rahmen dieser Tagung konnte sich Frau Polok über die neuesten Entwicklungen im Bereich der digitalen Bibliotheken informieren, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Polen aus-tauschen und Kontakte zu Archiven und Bibliotheken in Polen knüpfen. Gemeinsam mit der Bibliothek des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) und der Stiftung Martin-Opitz-Biblio-thek wurde am Rande der Tagung das Projekt „Digitalisierung der Banater Zeitschrift ‚Von der Heide‘“ ins Leben gerufen. Frau Polok hat die Koordination des Projektes, an dem zusätzlich die Universitätsbibliothek Leipzig und die Bibliothek des Hauses der Donauschwaben in Salzburg teilnehmen, übernommen. Ziel des Projektes ist es, die einmaligen und in ganz Deutschland verstreuten Bestände der für das Banat wichtigen Literaturzeitschrift aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammenzuführen und als Digitalisat welt-weit zur Verfügung zu stellen. Das Projekt wird im Jahr 2012 fortgesetzt.

Im Rahmen des Schulprojekts „Spuren in der deutsch-polnischen Geschichte – gemeinsame Erinnerungs-orte“ fand vom 02.-06.12.2011 eine Exkursion mit Schülerinnen und Schülern der Käthe-Kollwitz-Real-schule, Düsseldorf, statt. Gemeinsam mit Frau Dr. Schlenker begleitete Frau Polok die Schülergruppe auf ihrer Reise nach Schlesien und Dresden.

Bei der Frühjahrstagung der AG Heimatstuben am 19.05. im Gerhart-Hauptmann-Haus hielt Frau Polok ei-nen Vortrag über elektronische Inventarisierungsprogramme. Am Rande dieser Tagung initiierte Frau Polok mit der Bundesheimatgruppe Kreis Frankenstein für das Jahr 2012 das Pilotprojekt „Verbundverzeichnis Heimatsammlungen“, an dem auch die Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek eine Beteiligung plant.

Auf Einladung des Hauses Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott hielt Frau Polok im Rahmen der Ta-gung „Beratung der Betreiber schlesischer Heimatsammlungen“ am 15.11. einen Vortrag über das kosten-lose Museumsprogramm Adlib. Mit Hilfe des Programms können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ein-zelnen Heimatstuben ihre Bestände einfach und günstig in einer Datenbank erfassen.

Die Bibliothek hat sich 2011 an dem Projekt des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa „Zeitzeugenberichte zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im 20. Jahrhundert“ beteiligt. Die Zeitzeugenbestände der Stiftung sind nun auf www.bkge.de unter „Zeitzeu-genrepertorium“ eingebunden.

Im Jahr 2011 gab es in der Bibliothek eine personelle Veränderung. Am 30. September beendete Frau Anne Geppert ihre Tätigkeit in der Bibliothek der Stiftung. Sie war insgesamt vier Jahre in der Bibliothek tä-tig und hat wesentlich an der Retrokonversion der Bestände der Bibliothek mitgearbeitet. Ihre Stelle wird zum 01.06.2012 neu besetzt.

4.2 Bibliothek in Zahlen

Benutzer

2010 2011

Neuanmeldungen 76 158

Benutzer vor Ort 4290 3823

Auswärtige Benutzer 458 466

Erteilte Auskünfte 1364 1237

Aktive Fernleihen 495 398

Benutzer insgesamt 5243 4687

Leihverkehr/Passive Fernleihe

Aufgegebene Bestellungen 189 235

Positiv bearb. Bestellungen 174 223

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Hau

sverwaltu

ng

Medienausleihen/Mediennutzung

Bücher 16.327 15.378

Karten 279 261

Zeitungen / Zeitschriften 3.767 3.223

Microfilme und –fiches 25 0

Videos und DVDs 147 117

MCs, CDs und CD-ROMs 83 98

Schallplatten 9 11

Diareihen 0 0

Gesamt 20.637 19.088

Medienbestand

Medienart Bestand 2010 Zugang 2011 Bestand 2011

Monographien 67.412 920 68.332

Karten und Pläne 3.478 5 3.483

CDs 149 6 155

DVDs / Videos 312 10 322

CD-ROMs 152 16 168

MCs 249 0 249

Diareihen (Dias) 277 (8.476) 0 277 (8.476)

MF-Katalog (Fiches) 21 (4.669) 0 21 (4.669)

Schallplatten 453 0 453

Laufende Periodika 136 23 159

Gesamt 72.639 (85.486) 1.116 73.619 (86.466)

Erwerb der Medien

Zugang 2010 2011

Kauf 291 426

Tausch 112 166

Geschenk 510 365

Insgesamt 913 957

5. Hausverwaltung

Mit einer feierlichen Eröffnung wurde nach einmonatiger Bauphase das neugestaltete Foyer im Eingangsbe-reich des Gerhart-Hauptmann-Hauses eröffnet. Der Rückbau der Verkleidungen an der Schieferwand und der Abbau der abgehangenen Decke tragen dazu bei, dass der Raum größer wirkt. Eine entsprechende Lichtinstalation im Eingangsbereich erzeugt eine einladende angenehme Atmosphäre. Ein dekorativer Rund-bau, der als Info Point genutzt wird, schmückt das ganze Ambiente. Die Sitzecke im hinteren Bereich lädt den Besucher zum Verweilen ein. Die multivisionelle Präsentation auf der linken Seite, vermittelt aktuelle Veranstaltungshinweise sowie Filme über die historischen deutschen Gebiete. Eine wechselnde Bildpro-jektion auf der rechten Seite widmet sich Gerhart Hauptmann und seinem Leben. Die Bilder zur Charta der Vertriebenen, dicht daneben, informieren über Inhalt und Werdegang dieses Dokumentes.

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An der feierlichen Eröffnung sprachen der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Helmut Harbich, der Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Reinhard Grätz und hoben die Modernität der Gestaltung. die auch neue Zielgruppen zum Verweilen im Gerhart-Hauptmann-Haus einlädt. Der Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses, PD Dr. Winfrid Halder, dankte der Architektin Marie-Céline Schäfer, die für die Revitalisierung von Gebäuden bekannt ist, für die Umsetzung im Foyer. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Mitgliedern der Jolly Jockers umrahmt.

Anschaffungen 2011 Renovierungsarbeiten im Haus 2011

Erdgeschoss:

• 1 Servierwagen Neue Fassadengestaltung über die gesamte Fens-terfront

• 1 GIG-C 610 A schwarz (Telefon) Sanierung Foyer: Lichtleitsystem, Tresen gemauert, Schiefer gereinigt,

• 1 Notebook 635 Anstrich der Decke und Wände

• 1 Datenkonvertierer Einrichtung eines Skulpturengartens im Hof

• 1 Vogel’s VFW 140 Multimedia: 2 Beamer für Projektionen

• 1 CAN. MG 6150 1. OG:

• 1 TP - Link TL-SG 1016 Netzwerk Treppengeländer und Säulen gestrichen

• 1 BenQ MP 515 DLP - Projektor 3. OG:

• 1 HP 39,6 Notebook 635 Büro ehemals BdV gestrichen

• 2 Beamer Fabrikat Sanyo 5. OG:

• 1 22 TFT Benq 62225 HD Sanierung Appartement III

Sanierung Hausmeisterwohnung

33904

24556

3506

5066

776

total

Organisationen

GHH

LM/BdV

Vereine

Besucher des Hauses

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Presse

1263

347

317

156

73

146

224

0 200 400 600 800 1000 1200 1400

total

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Saal

KF

Anzahl der Raumvermietungen

33490

6707

5803

2119

597

7964

10300

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000

total

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R 311

R 310

Saal

KF

Teilnehmerzahlen der einzelnen Räume

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6. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

6.1 Veränderte Außendarstellung

Die Außendarstellung der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus hat sich im Berichtszeitraum deutlich verän-dert. In Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Kommunikationsdesigner Tobias Jochinke wurde der öf-fentliche Auftritt der Stiftung modernisierst und auf ein jüngeres Publikum hin überarbeitet.

Das Logo, bisher mehr ein Signet, wurde überarbeitet und für erweiterte Anwendungsmöglichkeiten an-gepasst. Als besonderer Vorteil hat sich rasch herausgestellt, dass der Name der Stiftung im Logo sicht-bar wird. Zugleich wurde auch die Farbgebung festgelegt und damit vereinheitlicht. Die Stiftung präsen-tiert sich in Zukunft in einem hellen blau und einem hellen grau. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des West-Ost-Journals wurden die beiden Schriften Akzidenz Grotesk (Serifenlose Linear-Antiqua) und die Arno pro als „Brotschrift“ mit Serifen für den Schriftverkehr und die Veröffentlichungen der Stiftung festgelegt und erworben. Farben und Schriften finden sich auch im umgestalteten Foyer wieder.

6.2 Pressearbeit

Von besonderer Bedeutung ist die Darstellung der Arbeit der Stiftung in der quartalsweise herausgegebenen Programmzeitschrift West-Ost-Jour-nal (WOJ). Die Zeitschrift hat im den letzten Jahr eine positive Entwicklung erfahren. Die Neugestaltung des Magazins und der farbige Druck mit Be-ginn der dritten Ausgabe 2011 hat der Zeitung viel Zuspruch eingebracht. Das Layout erfreut sich insgesamt großen Lobes. Aber nicht nur das Layout ist einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen worden, sondern auch inhaltlich sind einige neue Akzente gesetzt worden. Das West-Ost-Journal sollte nicht nur zeitgemäß aussehen, es sollte sich auch inhaltlich jünger und themenmäßig breiter aufgestellt präsentieren. Diese Redaktionslinie ist mit vielen Beiträgen konsequent umgesetzt worden. Wenn die Zeitschrift Men-schen über den engeren Bereich der Freunde der Stiftung hinaus anspre-chen will, muss sie eine breitere Palette von Themen vermitteln, Themen, die vor allem auch jüngere Menschen interessieren.

Zur „klassischen“ Pressearbeit gehört aber nicht nur das West-OstJournal, sondern auch die zahlreichen Pressemitteilungen, die zu fast jeder Veranstaltung - häufig in Zusammenar-beit und Abstimmung mit den Kooperationspartner - an die lokalen Medien versandt werden.

6.3 Internet und „Social Media Marketing“

Die Stiftung ist nach wie vor im Internet aktiv, die Seiten (www.g-h-h.de) erfreuen sich auch einer hohen Nachfrage. Nach wie vor ist festzustellen, dass Journalisten und andere Interessierte viele Informationen über das Internet beziehen. Im Rahmen des Relaunchs der Außendarstellung wurde auch die Internetseite komplet überarbeitet. Dazu gehört, dass alle Veranstaltungen mit den jeweiligen im West-Ost-Journal er-schienen Artikeln über die Website erreichbar sind. Zugleich präsentiert sich das Journal als Flashanima-tion über den Anbieter Issuu. Issuu ist in den letzten Jahren eines der wichtigsten Tools für Online-Pub-lisher geworden. Die Plattform fungiert als großer Online-Kiosk, das steigert die Leserzahlen. Hier wirkt Issuu als kostenlose Werbemaschine. Zugleich war darüber der aufbau eines Archivs der bisher in digita-ler Form vorliegenden Journale möglich, auf die über die Seite der Stiftung zugegriffen werden kann. Al-lerdings reicht eine Internetseite heute nicht mehr aus, um sich professionell darzustellen.

Social Media Marketing, nämlich Marketing über soziale Netzwerke, sind zu einem Teilbereich der klas-sischen Medien- und Pressearbeit geworden und damit heute ein unverzichtbares Mittel der Öffentlich-keitsarbeit. Ähnlich wie bei der klassischen Medienarbeit ist das Ziel positive Öffentlichkeitsarbeit für ein Unternehmen oder eine Organisation zu schaffen. Dies wird im Gegensatz zur klassischen Medienarbeit mithilfe der Kommunikation über soziale Netzwerke und auf Social-Media-Plattformen, durch den Dialog mit den Nutzern, die sich im Web und auf den entsprechenden Online-Portalen aufhalten, betrieben. Der entscheidende Punkt dabei ist die Interaktion mit dem Nutzer, der Inhalte nicht mehr nur konsumiert, son-dern diese auch beeinflussen kann und sich dazu aktiv äußern kann. Für die Stiftung Gerhart-Hauptmann-

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es steht außer Frage, dass der berühmte arzt, Mathematiker und astronom ni-kolaus Kopernikus (1473-1543) unser heutiges Weltbild stark beeinflusst hat. er hat in seiner schrift »de revolutioni-bus orbium coelestium« (1543 unmit-telbar vor seinem tod veröffentlicht) als erster Gelehrter mit nachhaltiger Wirkung sonne, erde und sterne ge-wissermaßen ...

seite 04

05 vortrag

»Wir erfinden nicht, was schon da ist – wir übersehen es nur nicht.« Mit diesem Grundgedanken starteten wir 2001 die Künstlerwerkstatt im Gerhart-hauptmann-haus in der düsseldor-fer Bismarckstraße. es war nicht eine Gründungsaktion, die sich damit ver-bunden hätte, vielmehr ging es darum, eine bereits vorhandene Gemeinschaft ostdeutscher oder mit dem europäi-schen Osten und südosten verbunde-ner Künstler beizubehalten.

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13 KÜnstlerWerKstatt

ein außergewöhnlicher Ort – so scheint es – für die präsentation der an unserer stiftung erarbeiteten Wan-derausstellung »eduard von simson – schlüsselfigur des deutschen parlamen-tarismus« ist derzeit stauchitz.

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14 schulProJeKt

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus mit runderneuerter Aussendarstellung

West-ost-Journal 4 2011 oktoBEr noVEmBErdEzEmBEr

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Haus ist das in vieler Hinsicht ein wichtiges Instrument. Zu zahlreichen jüngeren Menschen hat die Stiftung über ihre facebook-Seite Kontakt bekommen. Zur zeit befindet sich auf der facebook-Seite auch das Bildarchiv der Stif-tung. Diese Seite bedarf in Zukunft noch des weiteren Ausbaus und der aktiven Betreuung.

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